YOUNG SINGERS III Schubert-Woche Susan Zarrabi & Jussi Juola - mit Gerold Huber
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Schubert-Woche Donnerstag 21. Januar 2021 20.00 Uhr YOUNG SINGERS III Susan Zarrabi & Jussi Juola mit Gerold Huber Liedtexte Texts and Translations
Susan Zarrabi Mezzosopran Gerold Huber Klavier Franz Schubert (1797–1828) Bei dir allein op. 95 Nr. 2 D 866/2 (Seidl) Die Liebende schreibt D 673 (Goethe) Schweizerlied D 559 (Goethe) Das gestörte Glück D 309 (Körner) Heimliches Lieben op. 106 Nr. 1 D 922 (Klenke) Der Weiberfreund D 271 (Cowley) Die Männer sind méchant op. 95 Nr. 3 D 866/3 (Seidl) Die Betende D 102 (Matthisson) Szene aus Goethes Faust D 126 (Goethe) Lob der Tränen op. 13 Nr. 2 D 711 (A.W. Schlegel) Rastlose Liebe op. 5 Nr. 1 D 138 (Goethe)
Jussi Juola Bassbariton Gerold Huber Klavier Franz Schubert Alinde op. 81 Nr. 1 D 904 (Rochlitz) An die Laute op. 81 Nr. 2 D 905 (Rochlitz) Der Unglückliche op. 87 Nr. 1 D 713 (Pichler) Hoffnung „Es reden und träumen die Menschen“ op. 87 Nr. 2 D 637 (Schiller) Der Jüngling am Bache op. 87 Nr. 3 D 638 (Schiller) Über Wildemann op. 108 Nr. 1 D 884 (Schulze) Todesmusik op. 108 Nr. 2 D 758 (Schober) Die Erscheinung op. 108 Nr. 3 D 229 (Kosegarten) Am Bach im Frühling op. 109 Nr. 1 D 361 (Schober)
Bei dir allein With You Alone Bei dir allein With you alone Empfind’ ich, dass ich lebe, I feel that I am alive, Dass Jugendmut mich schwellt, That I am fired by youthful vigor, Dass eine heit’re Welt That a bright world Der Liebe mich durchbebe; Of love thrills through me; Mich freut mein Sein I rejoice in my being Bei dir allein! With you alone! Bei dir allein With you alone Weht mir die Luft so labend, The breeze blows so refreshingly, Dünkt mich die Flur so grün, The fields seem so green, So mild des Lenzes Blüh’n The flowering spring so gentle, So balsamreich der Abend, The evening so balmy, So kühl der Hain, The grove so cool, Bei dir allein! With you alone! Bei dir allein With you alone Verliert der Schmerz sein Herbes, Pain loses its bitterness, Gewinnt die Freud’ an Lust! Joy gains in sweetness! Du sicherst meine Brust You assure my heart Des angestammten Erbes; Of its natural heritage; Ich fühl’ mich mein I feel I am myself Bei dir allein! With you alone! Johann Gabriel Seidl (1804–1875) Die Liebende schreibt The Lover Writes Ein Blick von deinen Augen in die One glance from your eyes into mine; meinen, One kiss from your lips upon mine; Ein Kuss von deinem Mund auf Can he who has certain knowledge meinem Munde, of these, as I do, Wer davon hat, wie ich, gewisse Take pleasure in anything else? Kunde, Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen? Susan Zarrabi & Gerold Huber
Entfernt von dir, entfremdet von den Far from you, estranged from my Meinen, loved ones, Führ’ ich stets die Gedanken in die I let my thoughts rove constantly, Runde, And always they fix upon that one Und immer treffen sie auf jene Stunde, And only hour; then I begin to weep. Die einzige; da fang’ ich an zu weinen. Suddenly my tears are dried: Die Träne trocknet wieder unversehens: He loves me, I reflect, here in this Er liebt mich, denk’ ich, hier in diese stillness; Stille, O, should you not reach out to me in Und solltest du nicht in die Ferne the far distance? reichen? Hear these whispered words of love; Vernimm das Lispeln dieses Your goodwill towards me is my sole Liebewehens; happiness Mein einzig Glück auf Erden ist dein On earth, give me a sign! Wille, Dein freundlicher zu mir; gib mir ein Zeichen! Johann Wolfgang von Goethe Schweizerlied Swiss Song Uf ’m Bergli Bin i g’sässe, I sat Ha de Vögle On the mountainside Zu g’schaut; Watching Hänt g’sunge, The birds; Hänt g’sprunge, They sang, Hänt’s Nästli They hopped, G’baut. They built Their nests. Im a Garte Bin i g’stande, I stood Ha de Imbli In a garden, Zu g’schaut; Watching Hänt g’brummet, The bees; Hänt g’summet, They hummed, Hänt Zelli They buzzed, G’baut. They built Their cells. Susan Zarrabi & Gerold Huber 5
Uf d’Wiese I walked Bin i gange, In the meadow, Lugt’ i Summer Looking at Vögle a; The butterflies; Hänt g’soge, They sucked, Hänt g’floge, They flew, Gar zu schön hänt’s And they did it G’tan. Very prettily. Und da kummt au Then Hansel Der Hansel, Comes along Und da zeig i And I show him Em froh, Gaily Wie’s sie’s mache, How they do it; Und mer lachet, And we laugh, Und machet’s And do Au so. As they do. Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) Das gestörte Glück Thwarted Bliss Ich hab’ ein heißes junges Blut, I’m young and hot-blooded, Wie ihr wohl alle wisst, As you all know, Ich bin dem Küssen gar zu gut, And very fond of kissing, Und hab’ noch nie geküsst; Yet I’ve never kissed; Denn ist mir auch mein Liebchen hold, For although my maiden cares for me ’S war doch, als wenn’s nicht werden It seems as though it will not happen: sollt: In spite of all my efforts, all my Trotz aller Müh und aller List, cunning, Hab ich doch niemals noch geküsst. I have never kissed her. D’rauf saß ich einst vor ihrer Tür Next I sat outside here door In stiller Freud’ und Lust, In silent, pleasurable anticipation. Sie gab ihr liebes Händchen mir, She gave me her dear little hand, Ich zog sie an die Brust; I drew her to my breast; Da sprang der Vater hinter’m Tor, Then her father jumped out from Wo er uns längst belauscht, hervor, behind the door Und wie gewöhnlich war der Schluss, Where he had long been eavesdropping Ich kam auch um den dritten Kuss. on us, And it ended as usual; I was deprived of a third kiss. 6 Susan Zarrabi & Gerold Huber
Erst gestern traf ich sie am Haus, Only yesterday I met her at her house, Sie rief mich leis’ herein: She called me softly in. „Mein Fenster geht in Hof hinaus, “My window looks out over the Heut’ abend wart’ ich dein.“ courtyard, Da kam ich denn in Liebeswahn I’ll expect you tonight.” Und legte meine Leiter an; I duly came, crazed with love, Doch unter mir brach sie entzwei, And set my ladder in place; Und mit dem Küssen war’s vorbei. But it broke in two beneath me, And that was the end of kissing. Und allemal geht mir’s nun so; O! dass ich’s leiden muss! Every time it’s the same; Mein Lebtag werd’ ich nimmer froh, How I suffer! Krieg’ ich nicht bald ’nen Kuss. I shall never in my life be happy Das Glück sieht mich so finster an, If I don’t get a kiss soon. Was hab’ ich armer Wicht getan? Fate is so unkind to me. Drum, wer es hört, erbarme sich, What have I, poor wretch, done? Und sei so gut und küsse mich. So whoever hears this, take pity on me; Be kind and kiss me. Theodor Körner (1791–1813) Heimliches Lieben Secret Love O du, wenn deine Lippen mich When your lips touch me, berühren, Desire all but bears away my soul; So will die Lust die Seele mir entführen; I feel a nameless trembling Ich fühle tief ein namenloses Beben Deep within my breast. Den Busen heben. My eyes flame, a glow tinges my Mein Auge flammt, Glut schwebt auf cheeks; meinen Wangen; My heart beats with a strange longing; Es schlägt mein Herz ein unbekannt My mind, lost in the stammering of my Verlangen; drunken lips, Mein Geist, verirrt in trunkner Can scarcely compose itself. Lippen Stammeln, Kann kaum sich sammeln. Susan Zarrabi & Gerold Huber 7
Mein Leben hängt in einer solchen At such a time my life hangs Stunde On your sweet lips, soft as roses, An deinem süßen, rosenweichen And, in your beloved embrace, Munde, Life almost deserts me. Und will, bei deinem trauten Armumfassen, Oh that my life cannot escape from Mich fast verlassen. itself, With my soul aflame in yours! O! dass es doch nicht außer sich kann Oh that lips ardent with longing fliehen, Must part! Die Seele ganz in deiner Seele glühen! Dass doch die Lippen, die voll Oh that my being may not dissolve in Sehnsucht brennen, kisses Sich müssen trennen! When my lips are pressed so tightly to yours, Dass doch im Kuss’ mein Wesen nicht And to your heart, which may never zerfließet, dare Wenn es so fest an deinen Mund sich To beat aloud for me! schließet, Und an dein Herz, das niemals laut darf wagen, Für mich zu schlagen! Karoline Luise von Klenke (1754–1812) Der Weiberfreund The Ladies’ Man Noch fand von Evens Töchterscharen Among the daughters of Eve Ich keine, die mir nicht gefiel. I have never yet found one that Von fünfzehn bis zu fünfzig Jahren displeased me. Ist jede meiner Wünsche Ziel. From fifteen years to fifty Each one is the object of my desires. Durch Farb’ und Form, durch Witz und Güte, Everything about them delights me— Durch alles fühl’ ich mich entzückt; Color and shape, wit and goodness; Ein Ebenbild der Aphrodite Each one that my eyes behold Ist jede, die mein Aug’ erblickt. Is an image of Aphrodite. 8 Susan Zarrabi & Gerold Huber
Selbst die vermag mein Herz zu Even she in whom all charms are angeln, deemed lacking Bei der man jeden Reiz vermisst: Has the power to win my heart: Mag immerhin ihr alles mangeln, It matters not that she lacks Wenn’s nur ein weiblich Wesen ist! everything As long as she is a female creature! Joseph Franz von Ratschky (1757–1810) nach Abraham Cowley (1618–1667) Die Männer sind méchant Men are Naughty Du sagtest mir es, Mutter: You told me, mother: Er ist ein Springinsfeld! He’s a young rogue! Ich würd’ es dir nicht glauben, I would not believe you Bis ich mich krank gequält! Until I had tormented myself sick. Ja, ja, nun ist er’s wirklich; Yes, I now know he really is; Ich hatt’ ihn nur verkannt! I had simply misjudged him. Du sagtest mir’s, o Mutter: You told me, mother: „Die Männer sind méchant!“ “Men are naughty!” Vor’m Dorf im Busch, als gestern Yesterday, as dusk fell silently, Die stille Dämm’rung sank, In the copse outside the village, Da rauscht’ es: „Guten Abend!“ I heard a whispered “Good evening!” Da rauscht’ es: „Schönen Dank!“ And then a whispered “Many thanks!” Ich schlich hinzu, ich horchte; I crept up and listened; Ich stand wie festgebannt: I stood as if transfixed: Er war’s mit einer Andern – It was he, with someone else— „Die Männer sind méchant!“ “Men are naughty!” O Mutter, welche Qualen! O mother, what torture! Es muss heraus, es muss! I must be out with it, I must! Es blieb nicht bloß beim Rauschen, It didn’t just stop at whispering, Es blieb nicht bloß beim Gruß! It didn’t just stop at greetings! Vom Gruße kam’s zum Kusse, It went from greetings to kisses, Vom Kuss zum Druck der Hand, From kisses to holding hands, Vom Druck, ach liebe Mutter! From holding hands, ah, dear mother, „Die Männer sind méchant!“ “Men are naughty!” Johann Gabriel Seidl Susan Zarrabi & Gerold Huber 9
Die Betende The Maiden at Prayer Laura betet! Engelharfen hallen Laura is praying! Angels’ harps sound, Frieden Gottes in ihr krankes Herz, Filling her sick heart with God’s Und, wie Abels Opferdüfte, wallen peace, Ihre Seufzer himmelwärts. And, like the scents of Abel’s sacrifice, Her sighs waft heavenwards. Wie sie kniet, in Andacht hingegossen, Schön, wie Raphael die Unschuld Kneeling, lost in prayer, she is malt; As lovely as Innocence painted by Vom Verklärungsglanze schon Raphael; umflossen, Already bathed in that transfigured Der um Himmelswohner strahlt. radiance Which shines around those who dwell O sie fühlt, im leisen, linden Wehen, in heaven. Froh des Hocherhabnen Gegenwart, Sieht im Geiste schon die In the soft, gentle breeze she feels Palmenhöhen, With joy the presence of the Al- Wo der Lichtkranz ihrer harrt! mighty; Already she sees in her mind the So von Andacht, so von Gottvertrauen palm-clad heights Ihre engelreine Brust geschwellt, Where the crown of light awaits her. Betend diese Heilige zu schauen, Ist ein Blick in jene Welt. Her angelically pure breast swells With devotion, with trust in God; Friedrich von Matthisson (1761–1831) To behold this saintly maiden at prayer Is to look into the world beyond. Szene aus Goethes Faust Scene from Faust Böser Geist Evil Spirit Wie anders, Gretchen, war dir’s, How differently you felt, Gretchen, Als du noch voll Unschuld When, still full of innocence, Hier zum Altar trat’st, You came to the altar here, Aus dem vergriffenen Büchelchen Mumbling prayers Gebete lalltest, From your shabby little book, Halb Kinderspiele, Half playing children’s games, Halb Gott im Herzen! Half with God in your heart. Gretchen! Wo steht dein Kopf? Gretchen! How is your head? 10 Susan Zarrabi & Gerold Huber
In deinem Herzen, welche Missetat? What sin lies within your heart? Bet’st du für deiner Mutter Seele, Do you pray for the soul of your mother, Die durch dich zur langen, Who because of you Langen Pein hinüberschlief? Overslept into a long, long agony? Auf deiner Schwelle wessen Blut? And whose blood lies on your – Und unter deinem Herzen threshold? Regt sich’s nicht quillend schon, And beneath your heart Und ängstigt dich und sich Does not something already stir and swell, Mit ahnungsvoller Gegenwart? Tormenting itself and you With its foreboding presence? Gretchen Weh! Weh! Gretchen Wär’ ich der Gedanken los, Alas! Alas! Die mir herüber und hinüber gehen If only I could be free of the thoughts Wider mich! Which run to and fro in my mind, Against my will. Chor Dies irae, dies illa, Chorus Solvet saeclum in favilla. The day of wrath, that day Will dissolve the earth in ashes. Böser Geist Grimm fasst dich! Evil Spirit Die Posaune tönt! Anguish grips you! Die Gräber beben! The trumpet sounds, Und dein Herz, aus Aschenruh The graves tremble! Zu Flammenqualen wieder And your heart, stirred up again aufgeschaffen, From ashen peace to blazing torment, Bebt auf! Trembles likewise! Gretchen Gretchen Wär’ ich hier weg! If only I could escape from here! Mir ist als ob die Orgel mir I feel as if the organ Den Atem versetzte, Were taking my breath away, Gesang mein Herz And the singing dissolving my heart Im Tiefsten lös’te. In its depths. Chor Chorus Judex ergo cum sedebit, When therefore the judge takes his seat, Quidquid latet apparebit: Whatever is hidden will reveal itself; Nil inultum remanebit. Nothing will remain unavenged. Susan Zarrabi & Gerold Huber 11
Gretchen Gretchen Mir wird so eng! I am so afraid! Die Mauern-Pfeiler befangen mich! The pillars of the walls are constricting Das Gewölbe drängt mich! – Luft! me! The vault presses down on me!—Air! Böser Geist Verbirg dich! Sünd’ und Schande Evil Spirit Bleibt nicht verborgen. Hide yourself! Shame and sin Luft? Licht? Wehe dir! Will not remain hidden. Air? Light? Woe upon you! Chor Quid sum miser tunc dicturus? Chorus Quem patronum rogaturus, What will I say then, wretch that I am? Cum vix justus sit secures? What advocate entreat to speak for me, When even the righteous may hardly Böser Geist be secure? Ihr Antlitz wenden Verklärte von dir ab. Evil Spirit Die Hände dir zu reichen, The blessed turn their faces Schauert’s den Reinen. From you. Weh! The pure shudder To reach out their hands to you. Chor Woe! Quid sum miser tunc dicturus? Quem patronum rogaturus? Chorus What will I say then, wretch that I am, Johann Wolfgang von Goethe What advocate entreat to speak for me? Lob der Tränen In Praise of Tears Laue Lüfte, Warm breezes, Blumendüfte, Fragrant flowers, Alle Lenz- und Jugendlust; All the pleasures of spring and youth; Frischer Lippen Sipping kisses Küsse nippen, From fresh lips, Sanft gewiegt an zarter Brust; Lulled gently on a tender breast; Dann der Trauben Then stealing nectar Nektar rauben, From the grapes, Reihentanz und Spiel und Scherz: Dancing, games and banter: Was die Sinnen What the senses alone Nur gewinnen: Can obtain: Ach, erfüllt es je das Herz? Ah, does it ever satisfy the heart? 12 Susan Zarrabi & Gerold Huber
Wenn die feuchten When moist eyes Augen leuchten Glisten Von der Wehmut lindem Tau, With the gentle dew of sadness, Dann entsiegelt, Then, reflected in them, Drin gespiegelt, The fields of heaven Sich dem Blick die Himmelsau. Are revealed to the gaze. Wie erquicklich How refreshingly, Augenblicklich How swiftly Löscht es jede wilde Glut! Every fierce passion is quelled; Wie vom Regen As flowers are revived Blumen pflegen, By the rain, Hebet sich der matte Mut. So do our weary spirits revive. August Wilhelm von Schlegel (1767–1845) Rastlose Liebe Restless Love Dem Schnee, dem Regen, Into the snow, the rain, Dem Wind entgegen, And the wind, Im Dampf der Klüfte, Through steamy ravines, Durch Nebeldüfte, Through mists, Immer zu! Immer zu! Onwards, ever onwards! Ohne Rast und Ruh! Without respite! Lieber durch Leiden I would sooner fight my way Wollt’ ich mich schlagen, Through suffering Als so viel Freuden Than endure so much Des Lebens ertragen. Of life’s joy. Alle das Neigen This affection Von Herzen zu Herzen, Of one heart for another, Ach, wie so eigen Ah, how strangely Schaffet es Schmerzen! it creates pain! Wie soll ich flieh’n? How shall I flee? Wälderwärts zieh’n? Into the forest? Alles vergebens! It is all in vain! Krone des Lebens, Crown of life, Glück ohne Ruh, Happiness without peace, Liebe, bist du. This, O love, is you! Johann Wolfgang von Goethe Susan Zarrabi & Gerold Huber 13
14 Susan Zarrabi & Gerold Huber
Alinde Alinda Die Sonne sinkt ins tiefe Meer, The sun sinks into the deep ocean, Da wollte sie kommen. She was due to come. Geruhig trabt der Schnitter einher, Calmly the reaper walks by. Mir ist’s beklommen. My heart is heavy. „Hast, Schnitter, mein Liebchen nicht “Reaper, have you not seen my love? gesehn? Alinda! Alinda!” Alinde, Alinde!“ “I must go to my wife and children, „Zu Weib und Kindern muss ich I cannot look for other girls. gehn, They are waiting for me beneath the Kann nicht nach andern Dirnen sehn; linden tree.” Sie warten mein unter der Linde.“ The moon entered its heavenly course, Der Mond betritt die Himmelsbahn, She still does not come. Noch will sie nicht kommen. There a fisherman lands his boat. Dort legt der Fischer das Fahrzeug an, My heart is heavy. Mir ist’s beklommen. “Fisherman, have you not seen „Hast, Fischer, mein Liebchen nicht my love? gesehn? Alinda! Alinda!” Alinde, Alinde!“ “I must see how my oyster baskets are, „Muss suchen, wie mir die Reusen I never have time to chase after girls; stehn, Look what a catch I have!” Hab nimmer Zeit nach Jungfern zu gehn, The bright stars appear, Schau, welch einen Fang ich finde.“ She still does not come. The huntsman rides swiftly along. Die lichten Sterne ziehn herauf, My heart is heavy. Noch will sie nicht kommen. Dort eilt der Jäger in rüstigem Lauf, “Huntsman, have you not seen my Mir ist’s beklommen. love? Alinda! Alinda!” „Hast, Jäger, mein Liebchen nicht “I must go after the brown roebuck, gesehn? I never care to look for girls; Alinde, Alinde!“ There he goes in the evening breeze!” „Muss nach dem bräunlichen Rehbock gehn, Hab nimmer Lust nach Mädeln zu sehn; Dort schleicht er im Abendwinde.“ Jussi Juola & Gerold Huber 15
In schwarzer Nacht steht hier der The grove lies here in blackest night, Hain, She still does not come. Noch will sie nicht kommen. I wander alone, away from all Von allen Lebendgen irr ich allein, mankind, Bang und beklommen. Anxious and troubled. „Dir, Echo, darf ich mein Leid gestehn: “To you, Echo, I confess my sorrow: Alinde, Alinde!“ Alinda! Alinda!” „Alinde,“ ließ Echo leise herüberwehn; “Alinda,” came the soft echo; Da sah ich sie mir zur Seite stehn: Then I saw her at my side. „Du suchtest so treu, nun finde!“ “You searched so faithfully. Now you find me.” Johann Friedrich Rochlitz (1769–1842) An die Laute To the Lute Leiser, leiser, kleine Laute, Play more softly, little lute, Flüstre, was ich dir vertraute, Whisper what I secretly told you Dort zu jenem Fenster hin! To that window there! Wie die Wellen sanfter Lüfte Like the ripple of gentle breezes, Mondenglanz und Blumendüfte, Like moonlight and the scent of Send es der Gebieterin! flowers, Convey your secret to my mistress. Neidisch sind des Nachbars Söhne, Und im Fenster jener Schöne The neighbor’s sons are envious, Flimmert noch ein einsam Licht. And at the fair lady’s window Drum noch leiser, kleine Laute: A solitary lamp flickers. Dich vernehme die Vertraute, So play still more softly, little lute: Nachbarn aber, Nachbarn nicht! That my beloved may hear you, But the neighbors—no, not the Johann Friedrich Rochlitz neighbors! 16 Jussi Juola & Gerold Huber
Der Unglückliche The Forlorn One Die Nacht bricht an, mit leisen Night falls, descending with light Lüften sinket breezes Sie auf die müden Sterblichen herab; Upon weary mortals; Der sanfte Schlaf, des Todes Bruder, Gentle sleep, death’s brother, beckons, winket, And lays them fondly in their daily Und legt sie freundlich in ihr täglich graves. Grab. Now only malice and pain Jetzt wachet auf der lichtberaubten Perchance watch over the earth, Erde robbed of light; Vielleicht nur noch die Arglist und And now, since nothing may der Schmerz, disturb me, Und jetzt, da ich durch nichts gestöret Let your wounds bleed, poor heart. werde, Lass deine Wunden bluten, armes Plunge to the depths of your grief, Herz. And if perchance half-forgotten sorrows Versenke dich in deines Kummers Have slept in your anguished heart, Tiefen, Awaken them with cruelly sweet Und wenn vielleicht in der zerrissnen delight. Brust Consider your lost happiness, Halb verjährte Leiden schliefen, Count all the flowers in paradise, So wecke sie mit grausam süßer Lust. From which, in the golden days of Berechne die verlornen Seligkeiten, your youth, Zähl’ alle, alle Blumen in dem Paradies, The harsh hand of fate banished you. Woraus in deiner Jugend goldnen Zeiten You have loved, you have experienced Die harte Hand des Schicksals dich a happiness verstieß. Which eclipses all earthly bliss. You have found a heart that Du hast geliebt, du hast das Glück understands you, empfunden, Your wildest hopes have attained their Dem jede Seligkeit der Erde weicht. fair goal. Du hast ein Herz, das dich verstand, Then the cruel decree of authority gefunden, dashed you down Der kühnsten Hoffnung schönes Ziel erreicht. Da stürzte dich ein grausam Machtwort nieder, Jussi Juola & Gerold Huber 17
Aus deinen Himmeln nieder, und From your heaven, and your tranquil dein stilles Glück, happiness, Dein allzuschönes Traumbild kehrte Your all-too-lovely dream vision, wieder returned Zur besser’n Welt, aus der es kam, To the better world from which zurück. it came. Zerrissen sind nun alle süßen Bande, Now all the sweet bonds are torn Mir schlägt kein Herz mehr auf der asunder; weiten Welt. No heart now beats for me in the whole world. Caroline Pichler (1769–1843) Hoffnung Hope Es reden und träumen die Menschen viel Men talk and dream Von bessern künftigen Tagen, Of better days to come. Nach einem glücklichen goldenen Ziel You see them running and chasing Sieht man sie rennen und jagen; After a happy, golden goal. Die Welt wird alt und wird wieder jung, The world grows old, and young Doch der Mensch hofft immer again, Verbesserung. But man forever hopes for better things. Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, Sie umflattert den fröhlichen Knaben, Hope leads man into life. Den Jüngling begeistert ihr Zauberschein, It hovers around the happy boy; Sie wird mit dem Greis nicht begraben; Its magic radiance inspires the youth, Denn beschließt er im Grabe den Nor is it buried with the old man. müden Lauf, For though he ends his weary life in Noch am Grabe pflanzt er – die the grave, Hoffnung auf. Yet on that grave he plants his hope. Es ist kein leerer schmeichelnder It is no vain, flattering illusion, Wahn, Born in the mind of a fool. Erzeugt im Gehirne des Toren, Loudly it proclaims itself in men’s Im Herzen kündet es laut sich an: hearts: Zu was Besserm sind wir geboren! We are born for better things. Und was die innere Stimme spricht, And what the inner voice tells us Das täuscht die hoffende Seele nicht. Does not deceive the hopeful soul. Friedrich von Schiller (1759–1805) 18 Jussi Juola & Gerold Huber
Der Jüngling am Bache The Youth at the Brook An der Quelle saß der Knabe, By the stream sat a youth, Blumen wand er sich zum Kranz, Weaving flowers into a wreath; Und er sah sie fortgerissen, He saw them carried off Treiben in der Wellen Tanz. And swept along in the dancing waves. „Und so fliehen meine Tage “Thus my days speed by, Wie die Quelle rastlos hin! Relentlessly, like the stream! Und so bleichet meine Jugend, And my youth grows pale, Wie die Kränze schnell verblühn! As quickly as the wreaths wilt! „Fraget nicht, warum ich traure “Do not ask me why I mourn In des Lebens Blütenzeit! In life’s fullest bloom! Alles freuet sich und hoffet, All is filled with joy and hope Wenn der Frühling sich erneut. When spring returns. Aber diese tausend Stimmen But a thousand voices Der erwachenden Natur Of burgeoning nature Wecken in dem tiefen Busen Awaken deep in my heart Mir den schweren Kummer nur. Only heavy grief. „Was soll mir die Freude frommen, “What good to me is the joy Die der schöne Lenz mir beut? Which the fair spring offers me? Eine nur ist’s, die ich suche, There is only one I seek; Sie ist nah und ewig weit. She is near and yet eternally distant. Sehnend breit’ ich meine Arme Yearningly I stretch out my arms Nach dem teuren Schattenbild, Towards that beloved shadowy image; Ach, ich kann es nicht erreichen, Ah, I cannot reach it, Und das Herz bleibt ungestillt! And my heart is unquiet. „Komm herab, du schöne Holde, “Come down, gracious beauty, Und verlass dein stolzes Schloss! And leave your proud castle! Blumen, die der Lenz geboren, Flowers, which the spring has borne, Streu’ ich dir in deinen Schoß. I shall strew on your lap. Horch, der Hain erschallt von Listen! The grove echoes with song Liedern, And the brook ripples limpidly. Und die Quelle rieselt klar! There is room in the tiniest cottage Raum ist in der kleinsten Hütte For a happy, loving couple.” Für ein glücklich liebend Paar.“ Friedrich von Schiller Jussi Juola & Gerold Huber 19
Über Wildemann Above Wildemann Die Winde sausen am Tannenhang, The winds whistle over the Die Quellen brausen das Tal entlang; pine-slopes, Ich wand’re in Eile durch Wald und The streams rush along the valley; Schnee, I hasten for many a mile Wohl manche Meile von Höh zu Höh. Through forest and snow, from peak to peak. Und will das Leben im freien Tal Sich auch schon heben zum And though life in the open valley Sonnenstrahl; Already rises to meet the sun’s rays, Ich muss vorüber mit wildem Sinn I must pass on, troubled in spirit, Und blicke lieber zum Winter hin. Preferring to look towards winter. Auf grünen Heiden, auf bunten Aun, In green fields, in many-colored Müsst’ ich mein Leiden nur immer meadows schaun, I would only contemplate my Dass selbst am Steine das Leben suffering ceaselessly, sprießt, Knowing that life burgeons from the Und ach, nur eine ihr Herz very stones, verschließt. And, alas, that only one creature closes her heart. O Liebe, Liebe, o Maienhauch! Du drängst die Triebe aus Baum und O love, O love, O breath of May! Strauch! You force the shoots from tree and Die Vögel singen auf grünen Höhn, bush. Die Quellen springen bei deinem The birds sing on green treetops; Wehn! The springs gush forth when you stir. Mich lässt du schweifen im dunklen You leave me to roam with my dark Wahn imaginings, Durch Windespfeifen auf rauher Bahn. Along the rough path, in whistling O Frühlingsschimmer, o Blütenschein, winds. Soll ich denn nimmer mich dein O gleam of spring, O sheen of erfreun? blossom, Shall I never again delight in you? Ernst Schulze (1789–1817) 20 Jussi Juola & Gerold Huber
Todesmusik Death Music In des Todes Feierstunde, In the solemn hour of death, Wenn ich einst von hinnen scheide, When one day I depart hence Und den Kampf, den letzten leide, And suffer my last battle, Senke, heilige Kamöne, Then, sacred muse, let your tranquil Noch einmal die stillen Lieder, songs Noch einmal die reinen Töne And pure tones Auf die tiefe Abschiedswunde Descend one more time Meines Busens heilend nieder. To heal the deep wound of parting Hebe aus dem ird’schen Ringen Within my heart. Die bedrängte reine Seele, Raise my pure, anguished soul Trage sie auf deinen Schwingen: From this earthly struggle; Dass sie sich dem Licht vermähle. Bear it on your wings To be united with the light. O da werden mich die Klänge Süß und wonnevoll umwehen, Then harmonies will enfold me Und die Ketten, die ich sprenge, In sweet bliss, Werden still und leicht vergehen. And the chains which I shall break Alles Große werd’ ich sehen, Will vanish, silently, lightly. Das im Leben mich beglückte, I shall behold all the greatness Alles Schöne, das mir blühte, That gave me joy in life; Wird verherrlicht vor mir stehen. All the beauty that flowered for me Jeden Stern, der mir erglühte, Will be glorified before me. Der mit freundlichem Gefunkel Those tones will bring back to me Durch das grauenvolle Dunkel Every star that shone for me, Meines kurzen Weges blickte, That with its friendly light Jede Blume, die ihn schmückte, Looked down upon my brief journey Werden mir die Töne bringen. Through the fearful darkness, And every flower that adorned my path. Und die schrecklichen Minuten, Wo ich schmerzlich könnte bluten, And those terrifying minutes Werden mich mit Lust umklingen, When I might have bled in agony Und Verklärung werd’ ich sehen, Will envelop me with joyous sounds. Ausgegossen über allen Dingen. I shall behold So in Wonne werd’ ich untergehen, All things transfigured. Süß verschlungen von der Freude Thus I shall perish in bliss, Fluten. Sweetly engulfed by waves of joy. Franz von Schober (1796–1882) Jussi Juola & Gerold Huber 21
Die Erscheinung The Apparition Ich lag auf grünen Matten, I lay in green meadows An klarer Quellen Rand. By the edge of the clear spring; Mir kühlten Erlenschatten The shade of alders Der Wangen heißen Brand. Cooled the fire of my cheeks. Ich dachte dies und jenes, I thought of this and that, Und träumte sanft betrübt, And dreamed with gentle sorrows Viel Gutes und viel Schönes, Of many a good and lovely thing Das diese Welt nicht gibt. Which this world does not yield. Und sieh, dem Hain entschwebte And lo, from the grove there arose Ein Mägdlein sonnenklar. A maiden, as bright as the sun. Ein weißer Schleier webte A white veil flowed Um ihr nussbraunes Haar. Around her nut-brown hair. Ihr Auge feucht und schimmernd Her moist, shining eyes Umfloss ätherisch Blau. Were flooded with heavenly blue, Die Wimper nässte flimmernd And on her eyelashes glistened Der Wehmut Perlentau. Dewy pearls of sadness. Ich auf sie zu umfassen! I stood up to embrace her, Und ach, sie trat zurück. And, alas, she receded; Ich sah sie schnell erblassen, I saw her quickly pale, Und trüber ward ihr Blick. And her gaze grew more sorrowful. Sie sah mich an so innig, She looked upon me so fervently, Sie wies mit ihrer Hand, And with her hand she gestured Erhaben und tiefsinnig, Solemnly and pensively towards heaven, Gen Himmel und verschwand. And vanished. Fahr wohl, fahr wohl, Erscheinung! Farewell, farewell, vision! Fahr wohl, dich kenn’ ich wohl! Farewell, I know you well, Und deines Winkes Meinung And understand as I should Versteh’ ich, wie ich soll … The meaning of your sign. Wohl für die Zeit geschieden, Though we are parted for a time, Eint uns ein schön’res Band. A fairer bond unites us; Hoch droben, nicht hier nieden High above, not here below, Hat Lieb’ ihr Vaterland! Love has its home! Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758–1818) 22 Jussi Juola & Gerold Huber
Am Bach im Frühling By the Brook in the Spring Du brachst sie nun, die kalte Rinde, Now you have broken the frozen Und rieselst froh und frei dahin, crust, Die Lüfte wehen wieder linde, And ripple along, free and happy; Und Moos und Gras wird neu und The breezes blow mild again, grün. Moss and grass are fresh and green. Allein, mit traurigem Gemüte Alone, with sorrowful spirit, Tret ich wie sonst zu deiner Flut. I approach your waters as before; Der Erde allgemeine Blüte The flowering of the whole earth Kommt meinem Herzen nicht zu gut. Does not gladden my heart. Hier treiben immer gleiche Winde, Here the same winds forever blow, Kein Hoffen kommt in meinen Sinn, No hope cheers my spirit, Als dass ich hier ein Blümchen finde, Save that I find a flower here, Blau, wie sie der Erinnrung blühn. Blue, as the flowers of remembrance. Franz von Schober Translations © Richard Wigmore With thanks to Hyperion Records Jussi Juola & Gerold Huber 23
24 Susan Zarrabi & Gerold Huber
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