ZEBRA JOURNAL Die Kieler Nachrichten präsentieren das - DER GROSSE SAISONRÜCKBLICK 2020|21 - THW Kiel

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ZEBRA JOURNAL Die Kieler Nachrichten präsentieren das - DER GROSSE SAISONRÜCKBLICK 2020|21 - THW Kiel
Die Kieler Nachrichten präsentieren das

ZEBRA JOURNAL
DER GROSSE SAISONRÜCKBLICK 2020|21
ZEBRA JOURNAL Die Kieler Nachrichten präsentieren das - DER GROSSE SAISONRÜCKBLICK 2020|21 - THW Kiel
EDITORIAL/INHALT

EDITORIAL
MERLE SCHAACK
SPORTREDAKTION

Titel der
mentalen
Stärke                                      5-18 Der 22. Meistertitel: Ein Herzschlagfinale am Ende eines überlangen Weges durch die
                                            Saison. Die 59 Pflichtspiele des THW Kiel im Schnelldurchlauf.      FOTOS: KLAHN/DAHL/PAESLER
Totaler Handball-Wahnsinn – diese
kreative Deutung der Abkürzung
„THW“ war selten treffender als in die-
ser Spielzeit. Wahnsinn, wie viel Flexi-
bilität Corona allen Beteiligten im sonst
so von Routinen lebenden Profisport
abverlangte. Wahnsinn, wie THW Kiel
und SG Flensburg-Handewitt dennoch
die Liga dominierten. Und Wahnsinn,
wie sich die Titelfrage nach ständigem
Hin und Her an der Spitze erst in der al-
lerletzten Sekunde dieser XXL-Spiel-
zeit entschied.
   Sowohl die Meisterschaft als auch den
Champions-League-Sieg verdanken
die Zebras mehr denn je ihrer mentalen
Stärke. Auch als der Handball ange-
sichts der Geisterspiele emotional zu
verkümmern drohte und sich bis zu sie-
ben Spiele in 13 Tagen häuften, schaff-
ten sie es meistens, auf den Punkt ab-      20-25 Meister-Trainer Filip Jicha im            32-34 Eine etwas andere Meisterfeier:
zuliefern. Sie verboten sich schlicht,      Interview – über skurrile Zeiten, seine         Kein Rathausbalkon, dafür ein Boot – die
sich als Opfer der Umstände zu sehen.       Spieler der Saison und neue Erwartungen.        Impressionen der Sause zu Wasser.
Dass das funktionierte, hat auch mit
dem professionellen Fundament des
Klubs zu tun. Zwar traf die Krise den
THW wie alle anderen Vereine finan-
ziell hart. Dennoch war Geld genug für
Charterflüge vorhanden, die längere
Regeneration ermöglichten.                                                                              36-41 Traumfabrik Hassee-
   Allerdings: Ohne das nötige Glück                                                                    Winterbek: Die „Aushilfen“ der
wäre der THW Kiel nicht Meister ge-                                                                     Saison wie Malte Voigt (Nr. 27)
worden. Oder ohne das Verletzungs-                                                                      wurden von Domagoj Duvnjak
pech der Flensburger. Ob die SG mit                                                                     und Co. mit offenen Armen
voller Besetzung noch gepatzt hätte?                                                                    empfangen. Für einige (Jung-)
Fraglich. Zwar leisteten sich die Kieler                                                                Zebras erfüllten sich ganz un-
selten Aussetzer – aber es gab sie. Das                                                                 verhofft Träume.
leichtfertig hergeschenkte Pokal-
Halbfinale wird ihnen noch lange als
Mahnmal dienen.
   Verdient ist diese 22. Meisterschaft
dennoch allemal. Und es steht zu ver-
muten, dass die Zebras ohne Pande-
mie-Wahnsinn noch zu ganz anderen
Höhenflügen in der Lage wären. Zu-
nächst aber blicken wir auf diesen Sei-
ten noch einmal zurück auf die
„schwerste Saison meiner Karriere“
(Kapitän Domagoj Duvnjak) und all ih-
re Facetten – von Gehaltsverzicht über
das Königsklassen-Wintermärchen bis
hin zum Herzschlag-Finale und die ma-
ritime Meisterfeier, die sich fast wieder   42-46 Herausforderung Pandemie: Aufsichtsratschef Marc Weinstock (li.) und Viktor Szila-
wie ein bisschen Normalität anfühlte.       gyi erklären, wie der THW Kiel mit einer „roten Null“ aus der Corona-Spielzeit kommt.

                                                                                                    JULI 2021 | ZEBRA JOURNAL |           3
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BLICK ZURÜCK: EIN UNVERGESSLICHES JAHR

Der Moment, als das kaum für möglich Gehaltene am Ende doch Gewissheit wurde: Durch eine 25:25-Zitterpartie bei den Rhein-Neckar Löwen
machte der THW Kiel am letzten Spieltag doch noch die 22. deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte perfekt. Alles endete in Mannheim in
einer großen, ausgelassenen Jubeltraube.                                                                                 FOTO: SASCHA KLAHN

                          Die Klasse von 2021
       Ja, was denn nun?! Erst                 menbedingungen einer Krise mit dro-            sen. Champions-League-Sieger im
                                               hender Infektion, Gehaltsverzicht, exis-       nachgeholten Final Four der Vorsaison,
       Krimi, dann Drama, ganz                 tenziellen Ängsten. Mit verschärften           deutscher Meister – das ging gut. Und
     viel Roadmovie, schließlich               Hygiene- und Reisebedingungen, mit             wie! Mehr Spannung, mehr Zittern,
     Tragödie, aber doch Thriller.             zweimaliger Quarantäne, als sich dann          mehr Thriller ging ja kaum in einem
                                               doch Spieler infiziert hatten. Mit der da-     Saisonfinale, in dem wirklich bis zum
        Mit Happy End für den                  raus resultierenden terminlichen Ver-          allerletzten Spieltag, im allerletzten
          THW Kiel. Alter und                  dichtung, englischen Wochen, engli-            Match bei den Rhein-Neckar Löwen
       neuer deutscher Meister,                schen Monaten, einer irgendwie engli-          noch zwei Sekunden vor dem Schluss-
                                               schen Saison mit Spielen im Zwei-              pfiff alles am seidenen Faden hing. Erst
           Europas Champion.                   tages-, Dreitagestakt. Hinfliegen, in          als dieser letzte Wurf von Löwen-Regis-
        Glückselig, gehetzt. Wo                den Bus steigen, ankommen, umzie-              seur Andy Schmid am Kieler Tor vorbei-
                                               hen, warmmachen, spielen, duschen,             rauschte, wurde das zwischenzeitlich
     waren Sie eigentlich, als ...?            essen, Bus, Rückflug – prrrrrrrrrt! Wie        kaum für möglich Gehaltene Wirklich-
                                               im Daumenkino. „So lange wie möglich           keit.
VON TAMO SCHWARZ                               zu Hause zu sein“, war dabei für Welt-           All das wird ein untrennbares Band
                                               handballer Niklas Landin die gute Seite        zwischen den Mitgliedern der „Klasse
Vorsicht bei Übertreibungen! Wo waren          der Medaille. An substanzielles Trai-          von 2021“ sein – den gesunden und ver-
Sie eigentlich, als der erste Mensch auf       ning, Weiterentwicklung der Mann-              letzten, den jungen und alten, den etab-
dem Mond landete? Als die Mauer fiel?          schaft war dabei nicht zu denken. Chef-        lierten und den so sehr gebrauchten
Als der THW Kiel in einer denkwürdi-           trainer Filip Jicha machte der Irrsinn im      „Aushilfen“, die alle ihren Anteil an ei-
gen Saison unter dem Damokles-                 Handball-Hamsterrad          irgendwann        ner Saison mit zwei Titeln hatten. Alle!
schwert der Corona-Pandemie deut-              „keinen Spaß mehr“. Also ging es nur             Sie werden in 20, 30, 40 Jahren nicht
scher Meister 2021 wurde? Zugegeben,           noch darum, „Aufgaben ohne Emotio-             fragen „Wo warst du eigentlich, als ...?“
aus neutraler Sicht (und vielleicht sogar      nen abzuarbeiten“.                             Sie werden sich umarmen und sagen:
aus Sicht der Fans?) ist hier eine Etage         Das klappte. Wenn auch nicht immer.          „Weißt du noch, damals in der Corona-
zu hoch gegriffen im Regal historischer        In der aktuellen Königsklassen-Saison          Saison 2020/2021? Wir haben gelitten,
Ereignisse. Aber Spieler und Trainer           kam das Aus gegen Paris Saint-Ger-             wir sind weit über unsere Grenzen ge-
des Rekordmeisters werden diesen Mo-           main. Im Pokal-Halbfinale leisteten            gangen, wir haben es mit Verletzungen,
ment mit Sicherheit niemals vergessen.         sich die Zebras eine schwarze Halbzeit,        Gehaltsverzicht, Strapazen und Ent-
  Das hat diese „Klasse von 2021“ für          mussten dem krassen Underdog TBV               behrungen teuer bezahlt. Aber wir wer-
immer zusammengeschweißt: die Rah-             Lemgo Lippe den Vortritt ins Finale las-       den es niemals vergessen.“

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DER WEG DURCH DIE SAISON

Besondere Spielzeiten fordern besondere Maßnahmen. Zum Beispiel das Comeback von Mattias Andersson. Eigentlich hatte der THW-Tor-
warttrainer seine Karriere vor zwei Jahren beendet. Nun sprang er zweimal ein – auch im Derby gegen seinen Ex-Klub Flensburg. FOTO: KLAHN

      Der laaaange Weg zum Titel
      Wenn es einen Bio-Rhythmus für Handballprofis gibt, ist er                             die SG Flensburg-Handewitt, den Vize-
                                                                                             meister 2020, der die Kieler Meister-
        in dieser Saison vollkommen aus dem Takt. Viereinhalb                                schaft nach der Quotientenregelung am
       Monate haben Domagoj Duvnjak, Patrick Wiencek und Co.                                 grünen Tisch noch immer nicht ganz
      durch Corona nicht gespielt, als sie in die Saison starten, in                         verwunden hat. Der 28:24 (14:13)-Sieg
                                                                                             der Zebras ist der Auftakt eines Kopf-
           der sie 59 Pflichtspiele bewältigen werden – in der                               an-Kopf-Rennens der Nordrivalen, in
       Belastungsspitze sieben davon in 13 Tagen. Eine Spielzeit                             dem sich die Vorzeichen bis zur Ent-
          voller Höhen und Tiefen, Terminchaos und Belastung                                 scheidung um die Meisterschaft noch
                                                                                             mehrfach umkehren sollten.
                   – über Erschöpfungsgrenzen hinaus.                                          Nach dem 35:24 (16:13)-Pflichtsieg in
                                                                                             der Königsklasse in Celje, für den die Ze-
VON MERLE SCHAACK                             Welthandballer und Stamm-Torwart Ni-           bras aber einen 1:6-Fehlstart ausbügeln
                                              klas Landin nach einer Meniskus-OP für         müssen, nimmt für den THW auch die
Vor allem steht im Herbst aber erst ein-      einige Wochen abmelden muss. Der               Bundesliga Fahrt auf. Mit einem klaren
mal die Freude über den Re-Start. Auch        zweite personelle Rückschlag für den           36:30 (20:15)-Erfolg über den HC Erlan-
wenn Reisen quer durch Europa mitten          THW Kiel nach der schweren Verlet-             gen und einem 34:31 (17:18)-Sieg gegen
im Anlaufen der zweiten Corona-Welle          zung von Nikola Bilyk, der bereits in der      die TSV Hannover-Burgdorf startet die
erst unglaublich scheinen – letztlich tritt   Saisonvorbereitung einen Kreuzban-             Mannschaft von Filip Jicha vielverspre-
der THW Kiel am 17. September in Za-          driss erlitten hatte, bei dem auch der         chend in die Saison, die weiterhin kurio-
greb an. Charterflieger, getesteter Bus-      Meniskus in Mitleidenschaft gezogen            se Geschichten schreibt. Zum Beispiel
fahrer, Fiebermessen und Desinfekti-          wurde.                                         diese: Torwarttrainer Mattias Anders-
onsmatten an den Arena-Eingängen,               Prompt folgt gegen HBC Nantes aus            son kehrt mit 42 Jahren und 856 Tage
Geister-Atmosphäre, wo sonst Tausen-          Frankreich eine für die Zebras schmerz-        nach seinem letzten Bundesliga-Spiel
de jubeln. Eindrücke, die die Sportler        hafte 27:35 (12:15)-Niederlage in eige-        für die SG Flensburg-Handewitt zwi-
beinahe die ganze Spielzeit begleiten         ner Halle – ihre höchste in der Königs-        schen die Pfosten zurück und hat mit
werden.                                       klasse überhaupt. Die Freude über die          zwei wichtigen Paraden Anteil am Sieg
   Zunächst aber zählt nur eines: Der Ball    1523 Zuschauer, die erstmals durch ein         der Zebras über Hannover.
fliegt wieder. In Zagreb aus Kieler Sicht     ausgeklügeltes Hygiene-Konzept in der            Aber dann: Auswärtsfahrt nach Wetz-
mit großer Leichtigkeit zum 31:21 (14:6)-     Kieler Arena zugelassen sind, verblasst.       lar. Die Zebras sind gewarnt. Mit 27:20
Sieg. Doch schnell zeigt sich: In dieser      Das wollen Sander Sagosen und Co.              hatte die HSG sie in der Vorsaison im ei-
Phase ist fast alles möglich – Konstanz       nicht auf sich sitzen lassen, gewinnen
aber nicht. Zumal sich der frisch gekürte     zwei Tage später den Supercup gegen                                  Fortsetzung auf Seite 6

                                                                                                    JULI 2021 | ZEBRA JOURNAL |         5
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DER WEG DURCH DIE SAISON

In Wetzlar leisteten sich Patrick Wiencek (li.) und Co. einen Ausset-   Mit 20 Paraden knackte Niklas Landin Flensburg im Hinspiel in Kiel
zer, scheiterten zu oft an Till Klimpke.          FOTO: HUEBNER/IMAGO   fast im Alleingang.                              FOTO: UWE PAESLER

genen Wohnzimmer düpiert. Doch an                den THW mit fast fehlerlosem Angriffs-        kel. Kurz vor Schluss sieht es aus als
diesem 10. Oktober wird es noch schlim-          spiel um seine Waffe der Zweiten Welle        würden der bärenstarke Sagosen in
mer: Ohne Landin, Sander Sagosen                 bringen.                                      Kombination mit der sich steigernden
(Muskelfaserriss) und Sven Ehrig (Mus-                                                         Defensive und Landin-Paraden zu den
kelfaserriss), dafür mit dem frisch ver-         ERSTE AUSRUFEZEICHEN                          entscheidenden Faktoren im temporei-
pflichteten Bilyk-Ersatz Oskar Sunne-                                                          chen Spiel. 31:27 steht es mit fünf ver-
feldt präsentiert sich der Kieler Angriff        Noch lange sollten die Kieler den beiden      bleibenden Minuten auf der Uhr. Dann
statisch und uninspiriert, scheitert ins-        in Wetzlar verlorenen Punkten nach-           aber offenbaren die Kieler eine Zielein-
gesamt 17-mal an Wetzlars Torwart Till           trauern. Zunächst aber wirken sie wie         lauf-Schwäche, die sie in den folgenden
Klimpke und fährt mit einer 22:31                ein Weckruf zur rechten Zeit – nämlich        Wochen noch einige Nerven kosten
(11:18)-Pleite nach Hause. „Ich habe             unmittelbar vor dem Nordderby gegen           wird. Technische Fehler und Unsicher-
heute eine Mannschaft gesehen, die ei-           die SG Flensburg-Handewitt. Dazu              heiten verhindern den fast schon sicher
ne Weltklasse-Leistung gezeigt hat –             kommt die Rückkehr von Sagosen und            geglaubten Sieg – am Ende heißt es
und das war Wetzlar“, sagt THW-Trai-             vor allem die von Niklas Landin. 20 Bälle     31:31 (18:20).
ner Filip Jicha über die Gastgeber, die          pariert der Däne als wäre sein Meniskus          Anschließend machen die Zebras in
                                                 noch ganz der alte. Harald Reinkind           der Liga bei ihrem ersten Geister-Heim-
                                                 steuert fünf Volltreffer zum 29:21 (12:10)-   spiel der Vereinsgeschichte kurzen Pro-
                                                 Sieg der Kieler bei, doch SG-Coach            zess mit GWD Minden (41:26/23:16), be-
                                                 Maik Machulla weiß anschließend ge-           vor die Folgen der EM-Qualifikations-
                                                 nau, wo er den Grund für die Niederlage       spiele dafür sorgen, dass die sportlichen
                                                 suchen muss, sagt: „Wir haben heute           Ergebnisse phasenweise in den Hinter-
                                                 gegen Niklas Landin verloren.“ Der ho-        grund treten. Viel präsenter ist nun das
                                                 he Sieg tut den Kielern nicht nur im Mo-      fragile Spielplan-Gebilde angesichts
                                                 ment des Triumphes gut, sondern auch          immer mehr Corona-Infektionen in den
                                                 mit Blick auf eine Regeländerung in der       Mannschaften und daraus resultieren-
                                                 Liga: Seit der laufenden Saison zählt in      den Spielverschiebungen. Und natür-
                                                 der Tabelle nicht mehr die Tordifferenz       lich die Sorge um die Gesundheit der in-
                                                 bei Punktgleichheit zuerst, sondern der       fizierten Sportler.
                                                 direkte Vergleich. Und für den haben sie
                                                 ordentlich vorgelegt.                         CL-RIESEN EINE NUMMER ZU GROSS
                                                   Nun wollen sie nachlegen, und zwar
                                                 vor allem in Sachen Konstanz. „Da muss        Der THW Kiel ist vorerst nur indirekt be-
                                                 jetzt der nächste Schritt kommen“, for-       troffen, die Partie gegen die Füchse Ber-
                                                 dert Jicha, und seine Schützlinge gehor-      lin wird wegen Positiv-Tests bei den Ber-
                                                 chen. Mit 31:23 (17:9) fegen sie durch das    linern auf unbestimmte Zeit verschoben
                                                 Gigantium in Aalborg, wo sich der späte-      und befeuert die Sorgen um den dro-
                                                 re Halbfinalist in der Champions Lea-         henden Wahnsinns-Spielplan mit noch
                                                 gue die Zähne an der Zebra-Abwehr             engerer Taktung. Ohnehin befinden
                                                 ausbeißt. Mit einem ungefährdeten             sich die Zebras schon mitten im heißen
                                                 35:29 (17:13)-Sieg bei der HSG Nordhorn-      Herbst, bestehen in der Liga beim Bergi-
                                                 Lingen nimmt der THW Anlauf für das           schen HC mit 32:27 (15:15), bekommen
                                                 nächste Spitzen-Duell in der Königs-          dann aber in der Königsklassen-Grup-
                                                 klasse gegen Telekom Veszprém. Das            penphase vom FC Barcelona zweimal ih-
                                                 ungarische Star-Ensemble ist durch drei       re Grenzen aufgezeigt (26:32 (15:16)-
Fast hätten Sander Sagosen (mit Ball) und        Corona-Infektionen im Team dezimiert,         Pleite zu Hause, 25:29 (12:13)-Niederla-
Co. einen Sieg über Veszpréms Rogerio Mo-        beim THW Kiel fehlt Steffen Weinhold          ge im Palau Blaugrana). Die Erfolge ge-
raes, Dejan Manaskov und Patrik Ligetvari (v.    mit einem Schädel-Hirn-Trauma. Trotz-
li.) errungen. Aber eben nur fast. FOTO: KLAHN   dem wird die Begegnung zum Spekta-                                Fortsetzung auf Seite 8

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ZEBRA JOURNAL Die Kieler Nachrichten präsentieren das - DER GROSSE SAISONRÜCKBLICK 2020|21 - THW Kiel
ZEBRA JOURNAL Die Kieler Nachrichten präsentieren das - DER GROSSE SAISONRÜCKBLICK 2020|21 - THW Kiel
DER WEG DURCH DIE SAISON

gen Kellerkind Coburg (41:26/22:13), in
Göppingen (31:28/15:12) und die Eulen
Ludwigshafen (29:19/16:7) sind wie
Schwarzbrot im Liga-Alltag, geben
Kraft, schmecken solide bis gut, kom-
men aber nicht an die Glücksmomente
heran, die ein Topspiel-Sieg hervorruft.
  Nach einem solchen versuchen die
Zebras in Veszprém zu greifen, halten bis
zur 28:27-Führung eine Viertelstunde
vor Schluss mit. Dann aber setzte in der
Abwehr der Kieler die Müdigkeit ein.
An diesem 2. Dezember müssen sie nach
dem 33:42 akzeptieren, dass in der
Gruppenphase nicht mehr als Platz drei
drin sein wird. Der THW lechzt nach ei-
ner Verschnaufpause. Er bekommt sie –
aber unter Umständen, auf die er lieber
verzichtet hätte.

ERSTE QUARANTÄNE

Denn am 7. Dezember heißt es: Corona-
Alarm im Zebra-Lager. Zehn Tage lang
müssen die Mannschaft, ihre Trainer
und Betreuer in Quarantäne, nachdem
zwei Spieler positiv getestet wurden.
Ein dritter Positiv-Fall folgt. Schnell
wird der Kraftraum des Leistungszen-
trums geplündert, die gesunden Sport-
ler für ihr „Homeoffice“ ausgestattet.
  Am 16. Dezember gibt das Gesund-
heitsamt grünes Licht für die Rückkehr
ins Mannschaftstraining. Zwei Tage
später steht der THW Kiel ohne die noch
nicht wieder genesenen Domagoj
Duvnjak, Magnus Landin und Pavel Ho-
rak beim TVB Stuttgart auf der Platte und
meldet sich eindrucksvoll mit einem
34:27 (19:14)-Sieg zurück.
  Es ist als, hätte die Zwangspause die
Zebraherde zu einer unschlagbaren            Einer der Sieggaranten im Weihnachts-Duell mit den Rhein-Neckar Löwen war Harald Rein-
Einheit zusammengeschweißt. Eine, die        kind. Der Norweger traf gegen seinen Ex-Klub siebenmal.               FOTO: UWE PAESLER
rechtzeitig zum Jahresendspurt so noch
einmal die zweite Luft bekommt. Steht        zum Weihnachts-Gipfel nach Kiel und            Endrunde in Köln, in der im Halbfinale
in dieser irren Corona-Saison doch noch      entpuppen sich als guter Generalpro-           die Ungarn von Telekom Veszprém war-
das Nachhol-Final-Four um die Cham-          ben-Gegner für den Kampf um Europas            ten.
pions League an. Aber der Reihe nach:        Krone. Durch das 32:23 (15:11) holen sich
Zuerst kommen die Rhein-Neckar Löwen         die Kieler Selbstbewusstsein für die                                 Fortsetzung auf Seite 14

Krisengipfel im Trainingszentrum: Trotz Vorsichtsmaßnahmen schlich   Nach der zweiwöchigen Quarantäne-Unterbrechung meldeten sich
sich das Coronavirus auch beim THW Kiel ein. Zweimal mussten die     Patrick Wiencek und Co. auswärts beim TVB Stuttgart mit einem kla-
Zebras ihren Alltag durch Quarantänen unterbrechen. FOTO: THW KIEL   ren Sieg zurück.                    FOTO: IMAGO /PRESSEFOTO BAUMANN

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…wir sind dabei!

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DIE CHAMPIONS-LEAGUE-SENSATION

Der große Coup von Köln: Nach Siegen gegen Veszprém und Barcelona sind Patrick Wiencek, Domagoj Duvnjak, Niklas Landin (von links) und
Co. im Dezember Champions-League-Sieger. Es ist der vierte Königsklassen-Triumph in der Vereinsgeschichte.         FOTOS: SASCHA KLAHN

                   Wintermärchen in Dur
        Es gibt diese Konstellationen im Sport, die dazu führen, dass                      haben die Mannschaftsärzte Dr. Detlev
                                                                                           Brandecker und Dr. Frank Pries, Osteo-
         im richtigen Moment die richtigen Kräfte zusammenwirken.                          path Jan Bock sowie die Physiothera-
              Den richtigen Ton treffen. Einen Zustand, in dem                             peuten Stephan Lienau und Markus En-
             Teamkollegen zu einer verschworenen Gemeinschaft                              gelmann alle Hände voll zu tun. So oder
                                                                                           so, die Katalanen sind auf dem Papier
          werden. Energie daraus schöpfen, eigentlich keine Chance                         ein vermeintlich übermächtiger Geg-
               zu haben. Und dann Unvorstellbares vollbringen.                             ner: ausgeruht, breit aufgestellt, im
                                                                                           Halbfinale gegen Paris (37:32) in lässi-
VON TAMO SCHWARZ UND MERLE SCHAACK           tet mit Knieblessur (muss später operiert     ger Eleganz.
                                             werden). 21:15-Führung, 24:28-Rück-                               Fortsetzung auf Seite 12
KKK – Köln, Krimi, Kiel! Alles anders als    stand. Die Zebras spielen, als hinge ihr
sonst: Final Four in der Lanxess Arena       Leben davon ab. Veszprém ergaunert
im Dezember, an einem Montag und             sich die Verlängerung. Wieder gerät der
Dienstag. Und der THW Kiel? Irgendwie        THW ins Hintertreffen (32:34/65.), muss
Außenseiter. Verletzungen, Corona,           Patrick Wiencek mit Rot vom Feld. Hen-
Quarantäne – überall Widrigkeiten.           drik Pekeler, einzig verbliebener Kieler
Doch dann spielt der THW Kiel groß auf,      Mittelblock-Spieler, nimmt das Schick-
setzt mit Filip Jicha als genialem Diri-     sal der Zebras in seine Hände, sorgt mit
genten an zum Wintermärchen in Dur,          seinen Toren sieben und acht sowie ei-
das mit dem vierten Kieler Titel in der      nem Ballgewinn in der Abwehr und der
Königsklasse nach 2007, 2010 und 2012        Vorlage für Ekbergs 36:35-Treffer für
endet.                                       den entscheidenden Impuls zum Final-
  Die Ungarn von Telekom Veszprém            einzug.
sind im Halbfinale die erste Hürde im          Nur 22 Stunden Pause zwischen Semi-
Kölner Kulttempel. Die beiden an Coro-       finale und Endspiel gegen den FC Bar-
na erkrankten Kieler Pavel Horak und         celona: Smoothies, Eistonne, sieben           Schock im Halbfinale: Abwehr-Ass Patrick
Magnus Landin fehlen, der zweite etat-       Stunden Schlaf. Vor dem 300. Champi-          Wiencek (rechts) sieht Rot und darf nicht
mäßige Linksaußen Rune Dahmke star-          ons-League-Spiel der Klubgeschichte           mehr mitwirken.

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DIE TORJÄGER BEIDER CHAMPIONS-LEAGUE-SAISONS

Champions League | Saison 2019/2020                                                                                                             Champions League | Saison 2020/2021
Torjäger in der Champions League                                                                                                                Torjäger in der Champions League
  1. Niclas Ekberg                                                            85                                                                  1. Valero Rivera              HBC Nantes                                   95
  2. Hugo Descat                      Montpellier HB                        75                                                                    2. Dika Mem                   FC Barcelona                                93
  3. Aleix Gómez                      FC Barcelona                          74                                                                      Mikita Vailupau             Meshkov Brest                               93
      Barys Pukhouski
                                                                                                                                                 4. Aleix Gómez                 FC Barcelona                                92
                                      Motor Zaporozhye                      74
                                                                                                                                                 5. Alex Dujshebaev             KS Vive Kielce                             90
  5. Timur Dibirov                    Vardar Skopje                        69                                                                    6. Mikkel Hansen               Paris Saint-Germain                        88
  6. Petar Nenadic                    Telekom Veszprém                    67                                                                     7. Niclas Ekberg                                                         83
  7. Hendrik Pekeler                                                      65                                                                     8. Sander Sagosen                                                      73
      Sebastian Barthold              Aalborg Håndbold                    65                                                                        Petar Nenadic               Telekom Veszprém                        73
      Alex Dujshebaev                 KS Vive Kielce                      65                                                                    10. Nedim Remili                Paris Saint-Germain                     72
                                                                                                                                                 ..
      Vladislav Ostroushko            HC Eurof. Rabotnik                  65                                                                      .
  ..                                                                                                                                            17. Harald Reinkind                                                    66
   .
 11. Sander Sagosen                   Paris SG/                            64                                                                   47. Domagoj Duvnjak                                               49
 19. Harald Reinkind                                                      60                                                                          Hendrik Pekeler*                                           41
                                                                                                                                                      Patrick Wiencek                                           39
      Lukas Nilsson*                                                 46
                                                                                                                                                      Steffen Weinhold                                         36
      Nikola Bilyk                                                 37                                                                                 Magnus Landin                                           32

                                                                                * Rangfolge ab Platz 51 statistisch nicht von der EHF erfasst

                                                                                                                                                                                                                            *Rangfolge ab Platz 51 statistisch nicht von der EHF erfasst
      Patrick Wiencek                                              36                                                                                 Miha Zarabec                                            30
      Rune Dahmke                                                  35

                                                                                                                                                                                                                            KN-Grafik | lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |
                                                                                KN-Grafik | lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |                    Oskar Sunnefeldt                                       25
      Domagoj Duvnjak                                             31                                                                                  Rune Dahmke                                          16
      Magnus Landin                                              29                                                                                   Sven Ehrig                                           16
      Miha Zarabec                                              25                                                                                    Pavel Horak                                      4
                                                                                                                                                      Malte Voigt                                      3
      Steffen Weinhold                                          24
                                                                                                                                                      Philipp Wäger                                    3
      Ole Rahmel                                               19                                                                                     Dario Quenstedt                                 2
      Gisli Kristjánsson                                   1                                                                                          Niklas Landin                                   1
      Dario Quenstedt                                      1                                                                                          Bevan Calvert                                   1

                                                                                                                                                                                        JULI 2021 | ZEBRA JOURNAL |                                      11
DIE CHAMPIONS-LEAGUE-SENSATION

Kiels Kreisläufer Hendrik Pekeler, der sich im Finale in dieser Szene im Rücken von Ludovic Fabregas (FC Barcelona, Nr. 72) absetzen kann,
spielte ein ganz starkes Final Four und steuerte insgesamt zwölf Tore zum Titelgewinn bei.                          FOTOS: DPA/MARIUS BECKER

  Doch das Dirigat Filip Jichas, dem es        Oder den Königsklassen-Goalgetter Ni-             Im siebten Champions-League-Finale
als erstem Handballer gelingen soll, die       clas Ekberg, Superstar Sander Sagosen,          der Vereinsgeschichte vollbringt eine
Champions League als Spieler und Trai-         der ein famoses Finale spielt mit Über-         dezmierte Zebraherde Unglaubliches,
ner mit demselben Klub zu gewinnen,            sicht und Kraft gegen die gegnerischen          wird Barcelonas Coach Xavi Pascual von
trifft den richtigen Ton, das richtige Tem-    Kraftpakete an seinem Rockzipfel. Eine          seinem ehemaligen Schützling Filip Ji-
po, „den richtigen Punkt“, wie Welt-           Symphonie in Dur, während Barca im              cha im Taktik-Schach dieses „Geister-
handballer Niklas Landin resümiert.            Moll versinkt. Jicha dirigiert die süßeste      Endspiels“ ohne Zuschauer matt ge-
Landins Soli (16 Paraden) strahlen hell in     aller Melodien. „Filip hat uns zweimal          setzt. Jicha ist auch der erste Handballer,
diesem Orchester, das im Crescendo der         taktisch top vorbereitet. Es hat alles ge-      dem das Kunststück gelingt, als Spieler
zweiten Halbzeit Handballer zu Helden          passt. Alle hatten den Willen und die Be-       (2010 und 2012 mit dem THW) und auch
werden lässt: Patrick Wiencek und Hen-         reitschaft, alles zu investieren. Ich den-      als Trainer in Köln zu gewinnen. Gestillt
drik Pekeler, das Weltklasse-Innen-            ke, wir haben viele Sympathien gewon-           ist sein Titelhunger damit noch lange
blockduo zum Beispiel. Pekeler wird als        nen“, sagt THW-Geschäftsführer Viktor           nicht. Doch das wird eine ganz andere
MVP des Final Four ausgezeichnet.              Szilagyi nach dem 33:28 (19:16).                Symphonie.

                                                                                                          Allen Widrigkeiten zum Trotz:
                                                                                                          Am Ende reckten die drei Kieler
                                                                                                          Kapitäne Patrick Wiencek,
                                                                                                          Domagoj Duvnjak und Niklas
                                                                                                          Landin (vorne, von links) in
                                                                                                          Köln die Trophäe in die Höhe.

12   | ZEBRA JOURNAL | JULI 2021
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                                                                                                               Ein nicht gegebener
                                                                                                               Siebenmeter für eine
                                                                                                               ähnliche Szene mit
                                                                                                               Magnus Landin und
                                                                                                               SCM-Spieler Daniel
                                                                                                               Pettersson erregte
                                                                                                               beim Unentschieden
                                                                                                               zum Quarantäne-Kalt-
                                                                                                               start die Gemüter der
                                                                                                               THW-Verantwortlichen.
                                                                                                                       FOTO: UWE PAESLER

WM, QUARANTÄNE, KALTSTART                          Eine Partie aber bleibt unbeweglich:      minute wird ebenso wild wie drama-
UND DIE „HÄRTESTEN WOCHEN                       Das Heimspiel gegen den SC Magde-            tisch. Beim Stand von 24:24 versucht
DER VEREINSGESCHICHTE“                          burg, zwei Tage nach Ende der Kieler         sich Duvnjak 16 Sekunden vor Schluss
                                                Quarantäne. Ein Kaltstart ohneglei-          am Siegtreffer, den SCM-Keeper Jan-
  Titelsause? Fehlanzeige. Verschnauf-          chen, der von Mannschaftsarzt Dr. Det-       nick Green zur Seite abwehrt. THW-
pause? Ebenso. Vier Tage nach dem               lev Brandecker als „medizinisch eigent-      Linksaußen Magnus Landin hat den Ab-
WM-Finale startet der THW Kiel mit ei-          lich nicht vertretbar und bedenklich“        praller so gut wie sicher, wird aber vom

                                                   „
nem 34:23 (16:12)-Sieg über Motor Zapo-         bezeichnet wird.                             herbeieilenden Green umgerutscht und
rozhye ins Vereinshandball-Jahr 2021.                                                        von Gegenspieler Daniel Pettersson at-
Es bleibt bei einem kurzen Auftakt. Am                                                       tackiert. Statt den Kielern einen Sieben-
Tag nach der Partie wird wieder ein Ze-                                                      meter zuzusprechen, entscheiden die
bra positiv auf das Coronavirus getestet.               Ich habe gar                         Schiedsrichter MartinThöne und Marijo
Zwei volle Wochen hocken die Hand-                  keine Worte dafür,                       Zupanovic aber auf Freiwurf. Und der
baller zu Hause. Vier Spiele müssen auf             wie stolz ich auf die                    bleibt im Block der Magdeburger hän-
unbestimmte Zeit verschoben werden.                                                          gen. „Ich habe gar keine Worte dafür,
Für das Auswärts-Duell bei Motor Zapo-              Mannschaft bin.                          wie stolz ich auf die Mannschaft bin“,
rozhye findet sich kein Termin mehr, es             Filip Jicha,                             sagt Jicha, nachdem der Ärger über den
                                                    Trainer vom THW Kiel
wird mit 10:0 Toren für die Ukrainer ge-                                                     verwehrten Strafwurf verraucht ist.
wertet.                                                                                         Beim 28:26 (15:15) gegen Aalborg
                                                                                             Håndbold erhalten sich die Zebras die
                                                Vor allem, weil sich direkt im Anschluss     Chance auf den dritten Platz in der
                                                eine bis dato ungeahnte Termindichte         Champions-League-Gruppe B, in der
                                                auftürmt: Sieben Spiele in 13 Tagen. Fi-     sie versuchen, bestmöglich mit ihren
                                                lip Jicha spricht von den „härtesten Wo-     Kräften hauszuhalten. Denn in der Liga
                                                chen der Vereinsgeschichte“.                 können sie sich kein Punktverluste
                                                  Mit Wut auf die Handball-Bundesliga        mehr leisten. Zu selten lässt Hauptkon-
                                                im Bauch und dem unbedingten Willen,         kurrent SG Flensburg-Handewitt allen
                                                sich nicht von der Pandemie ins Hinter-      Verletzungssorgen zum Trotz Federn.
                                                treffen bringen zu lassen, laufen die Kie-   Das 24:24 (12:9) beim HBC Nantes haken
                                                ler nach nur einer gemeinsamen Trai-         die Kieler also schnell ab, fokussieren
                                                ningseinheit gegen den SC Magdeburg          sich anschließend auf das Liga-Top-
                                                auf – und zunächst einem Rückstand           Spiel gegen die Füchse Berlin.
                                                hinterher. Zwölf Minuten vor Schluss            Für Regisseur Miha Zarabec ist es das
                                                liegen Domagoj Duvnjak und Co. mit           erste nach seiner Corona-Infektion, und
                                                drei Toren zurück. Doch sie reizen ihr       auch Sander Sagosen, der sich gegen
                                                ganzes Repertorie aus, versuchen es          Magdeburg am Fuß verletzt hatte, kehrt
Miha Zarabec brauchte nach seiner Corona-       schließlich mit Rückraum-Linkshänder         in den Kader zurück. Doch auch sie kön-
Infektion nicht lange, um wieder zum unver-     Steffen Weinhold als Regisseur und dre-      nen beim THW nicht für den dringend
zichtbaren Impulsgeber im THW-Angriff zu        hen den Spielstand scheinbar mit purer
werden.                     FOTO: UWE PAESLER   Willenskraft auf 24:23 (56.) Die Schluss-                        Fortsetzung auf Seite 16

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DER WEG DURCH DIE SAISON

Torwart Dario Quenstedt trug mit zwölf Paraden dazu bei, dass der    Der angeschlagene Hendrik Pekeler biss in Flensburg auf die Zähne.
THW Kiel seinen Wetzlar-Fluch besiegte.         FOTO: UWE PAESLER    Die Niederlage konnte er nicht verhindern.      FOTO: SASCHA KLAHN

nötigen Spielrhythmus sorgen, ohne             auch die dünne 12:10-Tore-Führung zur         Heinl (Knie-OP) und Lasse Møller
den er mit fünf Toren (10:15) in Rück-         Pause einer tempoarmen Partie gibt den        (Knorpelschaden) verzichten. Die zwölf
stand gerät. Filip Jicha greift also zu sei-   Zebras noch keinen Anlass, einen ihrer        verbliebenen Spieler ignorieren ihren
ner Allzweckwaffe: dem siebten Feld-           „Angstgegner“ als bezwungen zu se-            Nachteil einfach. Zwar leidet das hand-
spieler. Mit ihrer Überzahl im Angriff ar-     hen. Der tritt allerdings ohne seine Leis-    ballerische Niveau dieses Derbys unter
beiten sich die Zebras noch vor der Pau-       tungsträger Anton Lindskog, Filip Mir-        den ausgedünnten Personaldecken. Di-
se auf 13:16 heran und brauchen                kulovski und Stefan Cavor an, während         rekt nach der Pause (17:15 für Flensburg)
anschließend nur vier Minuten für den          einer der THW-Stars einen Sahne-Tag           humpeln die Kieler Hendrik Pekeler
Ausgleich. Auch eine Rote Karte gegen          erwischt: Mit 12/9 Toren zeichnet             und Pavel Horak kurz nacheinander
Steffen Weinhold wegen einer ungestü-          Rechtsaußen und Siebenmeterschütze            vom Feld. Auch Dario Quenstedt muss
men Abwehraktion bringt die Kieler um          Niclas Ekberg für mehr als die Hälfte der     mit einer Oberschenkelverletzung pas-
ihre Top-Torschützen Sander Sagosen            Kieler Tore verantwortlich. Weil auch         sen, Torwart-Oldie Mattias Andersson
und Niclas Ekberg (je sechs Tore) nun          Dario Quenstedt im THW-Tor hält, was          über 40 Minuten gegen seinen Ex-Klub
nicht mehr aus dem Tritt. Der 32:26-End-       zu halten ist, können die Zebras die Par-     ran. Geschichten, die ein Derby
stand verkürzt den Abstand zur Spitze in       tie zehn Minuten vor Schluss mit Ek-          schreibt. Und ein Derby, das Geschichte
der durch Spielverschiebungen verzerr-         bergs Treffer zum 22:12 bereits vorent-       schreibt? An diesem März-Nachmittag
ten Tabelle.                                   scheiden, ehe sie die Zügel schleifen         erst einmal die von einem THW, der trotz
  Bleiben noch zwei Pflichtaufgaben in         lassen und Wetzlar mit einem 7:0-Lauf         großer Leistung von Sander Sagosen (9
der Königsklasse, bevor sich der THW           noch einmal verkürzt. Ein Umstand, der        Tore) nicht in der Lage ist, zwei Big
wieder ganz darauf konzentrieren kann,         Jicha nicht glücklich macht. Dass die         Points im Titelrennen zu holen. Flens-
sein Liga-Programm abzuarbeiten. Mit           Kieler bei einem Spiel weniger nun nur        burg, angetrieben vom famosen Spiel-
dem 33:29 (19:15) gegen Celje und dem          noch einen Punkt Rückstand auf Spit-          macher Jim Gottfridsson, ist einfach bis-
36:30 (23:15) gegen Zagreb hätte er kei-       zenreiter SG Flensburg-Handewitt ha-          siger, konsequenter und erobert sich mit
ne Schönheitspreise gewonnen, doch             ben, tröstet den Kieler Coach aber leicht     dem 31:28-Sieg die Tabellenführung zu-
„in dieser Phase der Saison geht es auch       über kleine Haken und Ösen im Spiel           rück. Fünf Minuspunkte hat der THW
nicht mehr um Schönheit“, sagt Jicha.          hinweg.                                       nun auf dem Konto, die SG vier. Rech-
  Die Trainingseinheiten mit seinen              Viel Grund für Ärger hat der Tscheche       nerisch ist für die Nordrivalen aber gera-
Spielern bezeichnet der Tscheche längst        zu diesem Zeitpunkt der Saison ohnehin        de einmal Halbzeit im Liga-Programm.
lieber als „Get Together“, wahlweise           nicht. Seit 18 Spielen (die Niederlage am     „Wenn Flensburg noch einen Punkt ver-
auch „Instandhaltungsmaßnahmen“.               grünen Tisch gegen Zaporozhye ausge-          liert, werden wir da sein“, kündigt Pa-
Zumal nach dem 32:22 (18:7)-Erfolg             nommen) sind die Kieler nun ungeschla-        trick Wiencek an. Immerhin einen Vor-
über die abstiegsbedrohte HSG Nord-            gen. Und das bleibt auch beim 31:21           teil haben die Kieler auf ihrer Seite:
horn-Lingen einmal mehr eine National-         (17:14)-Heimsieg über den SC DHfK Leip-       Durch ihren höheren Hinspiel-Sieg ha-
mannschaftswoche für neue Belastung            zig so, für den sich die Zebras mit der Ta-   ben sie den direkten Vergleich mit der
sorgt. Bis zu drei Länderspiele absolvie-      bellenführung belohnen.                       SG gewonnen, der bei Punktgleichheit
ren Spieler wie der Schwede Niclas Ek-                                                       entscheidend werden könnte.
berg in dieser Zeit – in drei verschiede-      FLENSBURG-DÄMPFER SPITZT                        Schnell schütteln die Zebras die Ent-
nen Ländern. Und einmal mehr mit Co-           DAS TITELRENNEN ZU                            täuschung über die Derby-Pleite ab. Im
rona-Folgen. Aufgrund eines Aus-                                                             Königsklassen-Achtelfinale bekommt
bruchs im dänischen Lager muss Niklas          Mit großem Selbstbewusstsein und als          Pick Szeged die Trotzreaktion zu spüren.
Landin als Kontaktperson für zwei Wo-          klarer Favorit reisen sie also zum Spit-      Mit zwei starken 33:28-Siegen, zuerst in
chen in Quarantäne – zum dritten Mal.          zen-Duell nach Flensburg. Dieses 104.         Ungarn (Halbzeit: 21:13), dann in Kiel
Der übrige THW-Tross reist nach Fran-          Nordderby steht unter besonderen Vor-         (Halbzeit: 18:15), setzen die Zebras Aus-
ken zum HSC 2000 Coburg, kann den              zeichen. Die Dänen-Quarantäne trifft          rufezeichen und marschieren in die
späteren Absteiger trotz fehlender Fein-       THW (Niklas Landin) und SG (Mads              nächste Runde. In der Liga räumen sie
abstimmung mit 37:32 (19:15) knacken.          Mensah Larsen und Simon Hald), die            den TVB Stuttgart (33:28/16:15), die TSV
  Für etwas höheren Puls in der Vorbe-         Flensburger sind personell eindeutig          Hannover-Burgdorf (35:29/16:16) und den
reitung sorgt dann die Aussicht auf das        schwerer gebeutelt, müssen zudem auf          Bergischen HC 33:30 (16:14) jeweils nach
Heimspiel gegen die HSG Wetzlar. Und           Franz Semper (Kreuzbandriss), Jacob           Startschwierigkeiten aus dem Weg, be-

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DER WEG DURCH DIE SAISON

vor sie bei Kellerkind HBW
Balingen-Weilstetten     einen
33:22 (17:10)-Kantersieg fei-
ern können. Es ist der Auftakt
einer fünfteiligen Auswärts-
Tournee, die auch in Melsun-
gen     (32:26/15:12),   Essen
(31:27/16:15) und nach der
EM-Quali-Unterbrechung in
Erlangen (31:25/16:12) und
Berlin (28:26/15:17) erfolg-
reich weitergeht. Die THW-
Auftritte folgen dabei einem
Muster: Hält der Gegner zu
lange mit und den Kieler An-
griff mit einer flexiblen Ab-
wehr zu gut in Schach, neh-
men die Zebras den siebten
Feldspieler zur Hilfe. Ein
Kniff, zu dem Trainer Filip Ji-
cha eine „Hassliebe“ ver-
spürt. Einer, der hilft, Über-
zahlsituationen im Angriff zu
kreieren, auch wenn die Bei-
ne eigentlich müde sind. Die
Kieler perfektionieren ihn so      Eine der Schlüsselszenen im Saison-Endspurt: Im Champions-League-Viertelfinale gegen Paris bricht
gut wie möglich, leisten sich      sich Patrick Wiencek das Wadenbein und wird bis zum Ende nicht wieder richtig fit. FOTO: SASCHA KLAHN
wenige Ballverluste mit lee-
rem Tor und halten den             selnde, dünne Vorsprung in          Geister-Atmosphäre, denken       Anteil daran, dass die Zebras
Druck auf Flensburg hoch –         der 59. Minute auf 31:28 an-        sie. Doch in der französischen   Superkräfte für den Einzug
auch wenn sie in dieser Phase      wächst. Die Kieler haben so-        Hauptstadt haben auch die
der Saison zwei Wochen auf         gar noch die Chance auf ei-         enthusiastischen Fans einen               Fortsetzung auf Seite 18
Sander Sagosen verzichten          nen Vier-Tore-Sieg. Doch
müssen, den ein Infekt außer       Magnus Landin scheitert an
Gefecht setzt. Trotzdem wen-       Vincent Gerard, im Gegen-
det sich das Blatt im Meister-     zug verkürzt PSG noch ein-
rennen erneut: Anfang Mai          mal. 31:29 (14:15) – ein Polster,
patzt Flensburg in Göppin-         ja. Aber kein komfortables.
gen, lässt einen Punkt beim        Zumal der THW für knapp
28:28-Unentschieden, und           vier Wochen auf Abwehr-
der THW grüßt wieder von           Säule Patrick Wiencek ver-
der Spitze der Liga.               zichten muss. Der National-
                                   spieler bricht sich in der zwei-
DER KRÄFTEVERSCHLEISS              ten Halbzeit bei einem Zu-
FORDERT SEINEN TRIBUT              sammenprall mit PSG-Regis-
                                   seur     Luc      Steins     das
Doch die Wochen der Wahr-          Wadenbein.
heit ziehen sich dieses Jahr          Sein Ausfall macht sich be-
länger hin als gewohnt. Das        reits im Heimspiel gegen Ba-
Liga-Programm scheint kein         lingen bemerkbar. „Wir sind
Ende zu nehmen. Das in der         keine Roboter“, mahnt Positi-
Königsklasse         hingegen      ons- und Nationalmann-
kommt für den THW-Ge-              schaftskollege Pekeler noch
schmack zu früh. Zwar bieten       einmal mit Blick auf das
die Zebras Sagosens Ex-Klub        Handball-Hamsterrad. Tat-
Paris Saint-Germain im Hin-        sächlich läuft’s beim THW
spiel auch ohne den Norwe-         gegen die „Gallier von der
ger einen großen Kampf.            Alb“ nicht wie geschmiert,
Schön ist die Partie nicht, bei-   offenbart die Deckung Lü-
de Mannschaften machen             cken, die trotz nominellem
viele Fehler. Die Franzosen        Klassenunterschied eine nur
provozieren die der Kieler mit     knappe Pausenführung der
einer 5:1-Abwehr, THW-Trai-        Kieler von 21:19 zulassen. Das
er Jicha sieht „eine richtige      38:34 ist nicht mehr als ein
Schlacht“. Zu großer Form          krampfiger Pflichtsieg, die
laufen Harald Reinkind (10         Kür soll in Paris folgen, wo
Tore) und Torwart Niklas           erstmals nach der dritten Co-
Landin auf, der in der             rona-Welle 800 Zuschauer
Schlussphase dafür sorgt,          zugelassen sind. Die Kieler
dass der bislang stets wech-       freut’s, alles ist besser als

                                                                                                   JULI 2021 | ZEBRA JOURNAL |         17
DER WEG DURCH DIE SAISON

Erleichterung trifft auf Freude und Erschöpfung: Durch das erzitterte 25:25 bei den Rhein-Neckar Löwen belohnten sich Rune Dahmke (mit
Schale) und seine Teamkollegen mit der 22. Meisterschaft der Vereinsgeschichte.                                        FOTO: SASCHA KLAHN

ins Final Four gebraucht hätten. Zwar         die Zebras präzise und effektiv wie pro-       Auch als Magdeburg auf 26:20 davon-
halten sich die Kieler bis zum 23:24 (44.)    grammierte Sieg-Maschinen unter-               zieht. Die Zebras beweisen Charakter,
mit Einzelaktionen irgendwie in Schlag-       wegs, spielen den TBV Lemgo Lippe im           kämpfen sich wieder heran (26:27/49.),
distanz. Zwar kehrt Sagosen zurück aufs       ersten Durchgang mit Leichtigkeit zum          verlieren aber das Torhüter-Duell gegen
Feld, doch unterlaufen dem Norweger –         18:11 auseinander. Und wähnen sich             den bärenstarken Tobias Thulin. Und
wie auch Domagoj Duvnjak – beim Ver-          schon in der Kabine offenbar als sichere       haben in der Schlussphase auch noch
such, Verantwortung zu übernehmen,            Finalisten. In der zweiten Hälfte hakt es      Verletzungspech. Steffen Weinhold
entscheidende Fehler. Den Schiedsrich-        plötzlich an allen Ecken und Enden, ver-       muss mit einem Cut an der Augenbraue
tern Oscar Raluy Lopez und Angel Sa-          zetteln sich Zarabec, Duvnjak, Sagosen         vom Feld. Schlimmer erwischt es Niclas
broso Ramirez auch. Nach dem 25:31-           und Co. im Angriff, kommen in der Ab-          Ekberg. Der Schwede, bis dato drauf
Rückstand erlebt der THW eine kleine          wehr zu spät, bekommt Niklas Landin            und dran, seinen Trainer noch in der
Auferstehung, hat in Person von Sago-         die Finger nicht mehr an den Ball und ist      ewigen Bundesliga-Torjägerliste zu
sen im Gegenstoß die Chance, weiter zu        auch Filip Jicha an der Seitenlinie ratlos.    überholen, verletzt sich vier Minuten
verkürzen, die ekstatischen Fans doch         Lemgo, auf der Jagd nach dem ersten            vor Schluss am Innenband im Knie. Der
zum Schweigen zu bringen. Doch die            Pokalsieg seit 2002, spielt wie entfesselt     Tor-Zähler bleibt für ihn bei 1302 (Jicha
Spanier pfeifen dem Superstar ein Stür-       auf, schafft die Sensation und gewinnt         1319) stehen. Der für den THW bei 33:34.
merfoul ab, schicken ihn dann wegen           mit 29:28. Den THW schmerzt nicht nur          Die Tabellenführung wechselt wieder
Meckerns mit Rot vom Feld. „Das war           der verpasste Titel, sondern vor allem         nach Flensburg und Domagoj Duvnjak
die letzte Hoffnung, die wir noch hat-        die Art und Weise der Niederlage. „Die-        ist sich sicher: „Ich glaube nicht, dass
ten“, sagt der niedergeschlagene Zu-          se Leichtfertigkeit und wie verantwor-         Flensburg noch was liegenlässt.“
schauer Wiencek, der den Grund für das        tungslos wir mit der Führung umgegan-             Dennoch erledigen die Kieler ihre
Ausscheiden des Titelverteidigers klar        gen sind, ist das, was mich am meisten         Hausaufgaben, gewinnen mit 35:30
benennt: „Die Jungs waren körperlich          enttäuscht“, sagt Geschäftsführer Vik-         (17:13) bei GWD Minden, fertigen Frisch
total am Limit. Jetzt kommen die ent-         tor Szilagyi und prognostiziert: „Das          Auf Göppingen mit 31:23 (15:11) ab, domi-
scheidenden Spiele der Saison. Da ist es      wird uns noch länger nachhängen.“              nieren die Eulen Ludwigshafen beim
umso trauriger, dass man nicht die Luft         Er behält Recht, auch der Auftritt der       29:20 (13:10) in der Pfalz, rächen sich mit
hat, die man gern hätte.“                     Kieler beim Liga-Spitzenklub SC Magde-         33:23 (20:9) am TBV Lemgo für den Po-
  Die Luft droht den Zebras auch gegen        burg hebt ihre Laune nicht. Zwar ist von       kal-Frust, auch wenn Patrick Wiencek
die MT Melsungen auszugehen, die sie          Leichtfertigkeit in den 60 Minuten             wieder passen muss und Hendrik Peke-
drei Tage nach dem bitteren Königsklas-       Kampf nichts zu spüren. Doch die Kieler        ler kaum noch laufen kann.
sen-Aus empfangen. Mit 29:28 (13:11)          starten sichtlich verunsichert in die Par-        Dann kommt das Saison-Finale gegen
retten sie sich über die Ziellinie, holen     tie, geraten früh ins Hintertreffen und        die Löwen, ein Wechselbad der Gefühle,
anschließend Pflichtsiege in Lemgo            lassen zu, dass der SCM, erstmals wie-         inklusive der Rettungstat von Steffen
(30:25/13:12) und Leipzig (33:26 (18:14)      der angetrieben von eigenen Fans, sich         Weinhold zum Schluss, als er den letzten
sowie zu Hause gegen den TUSEM Essen,         am möglich scheinenden Sieg be-                Löwen-Angriff mit einem Stoppfoul an
den sie mit dem 37:25 (21:14) wieder in       rauscht. Wie immer im Prestige-Duell           Andy Schmid unterbricht, den Mann-
die Zweitklassigkeit schicken.                zwischen den beiden Traditionsklubs            heimern nur noch zwei Sekunden und
                                              geht es hart zur Sache, müssen Glied-          ein Freiwurf bleiben, um aus dem 25:25
POKAL-DESASTER MIT LEICHTSINN                 maßen verbunden, Trikots getauscht             (12:13) einen Sieg zu machen. Zu wenig,
                                              und Karten gezückt werden. Kurz vor            der THW zittert sich zum Titel und star-
Gerade rechtzeitig zur nächsten Titel-        der Pause (17:16 für Magdeburg) sieht          tet überglücklich, aber auch mit einem
Chance scheint der THW wieder das             Hendrik Pekeler Rot, weil Nils Blümel          Gefühl der mentalen Leere in die Feier-
richtige Timing für Verausgabung und          und Jörg Loppaschewski eine Beinbe-            lichkeiten. „Das war die schwerste Sai-
Schongang gefunden zu haben. Doch             wegung des Nationalspielers im Boden-          son meiner Karriere“, seufzt Duvnjak.
ausgerechnet im Pokal-Halbfinale, das         kampf mit Piotr Chrapkowski als ab-            Und Niklas Landin sagt angesichts der
rechnerisch noch zur Vorsaison gehört,        sichtlichen Tritt interpretieren. So muss      einsetzenden Entspannung: „Gut, dass
kommt er bei der Wahl des richtigen           der frisch genesene Patrick Wiencek im         wir jetzt feiern können. Da braucht man
Modus durcheinander. Zunächst sind            Dauereinsatz auf die Zähne beißen.             den Kopf nicht.“

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114. 3
                                          45.5                                                        A

                                                 1.0                                                                                               2.0
                                                  2.0                                                                                                        4.0
                                                                                               -2.0
                                                        R2.0
                                                                                   B                                                                     B

                                                                         2.0
                          26. 0                                          4.0
                                                                                                                     0

                                                                               C
                                                               1.0
                                                                                                                                                                       C'
                                                                      PLEASE REMOVE
                                                                      THIS GROOVE

                                                                                       D                                                      D
                                                                                                                                                                   15. 7
                                                                                                                                0

                                                                                                                                                         2.0
                                                                                                                                                         1.5
                                                                                                                                                         0.5
                                                                                                                         -3.0
                   52.5                                         4.0                                                                                            4.0

                                                                1.0                        E                                           -3.0
                                                                                                                                                                           E'

                                                                                                                                                  PLEASE REMOVE
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                                  73. 5
                                                                                                             A'                 92.2

                          MEDIAL VIEW                                                                     B O T T O M V IE W

@hummel_training                                                                                                                                                                hummel.net
INTERVIEW MIT FILIP JICHA

Seit zwei Jahren dreht Filip Jicha als Cheftrainer beim THW Kiel am Steuer – und lenkte die Mannschaft auch in der komplizierten Corona-
Saison mit viel Fingerspitzengefühl durch die Spielzeit.                                                               FOTO: UWE PAESLER

   Saison-Finale und ab in den
 Urlaub? Nicht für Filip Jicha. Der
  THW-Trainer musste nach dem
                                                              „In Symbiose
                                                               gearbeitet“
   erzitterten Meistertitel noch
    mal die Schulbank drücken.
   In der Sportschule Hennef, bei
        der Ausbildung zum
       EHF-Mastercoach. Nach                  Aber der Präsenzunterricht wurde              Was war für Sie Ihr „Schlüsselmoment“?
     einer Woche Theorie nahm                 durch Corona um ein Jahr nach hinten          Das waren ganz viele. Die ganzen Tes-
                                              verschoben. Am ersten Tag habe ich            tungen und Quarantänen waren Mo-
 sich der 39-jährige Tscheche auf             schon eine gewisse Leere gemerkt. Wir         mente, in denen der Sport nicht an erster
    der Autofahrt in die Heimat               sind ja keine Maschinen. Aber am Ende         Stelle stand, sondern die Frage: Wie
   Zeit, im Gespräch mit dieser               der Woche hatte ich mich ganz gut erholt      geht es überhaupt weiter? Dann die Mo-
                                              und habe, glaube ich, auch ganz aktiv         mente direkt nach der ersten Quarantä-
      Zeitung auf eine Saison                 mitgemacht.                                   ne. Das Spiel in Stuttgart (34:27-Sieg, d.
     zurückzublicken, die er als                                                            Red.), dann gegen die Löwen (32:23-
        „skurril“ bezeichnet.                 Konnten Sie die Saison überhaupt              Sieg, d. Red.), und dann sind wir nach
                                              schon mental verarbeiten?                     Köln geflogen und haben zwei perfekte
                                              Wenig, aber doch. Als ein geselliger          Spiele hingelegt. Plötzlich standen wir
Herr Jicha, nach zwei Meistertiteln           Abend auf dem Programm stand, bin ich         in der Kabine mit diesem Pokal in der
und dem Gewinn der Champions                  ganz bewusst auf dem Zimmer geblie-           Hand. Was uns da Einmaliges gelungen
League – wozu brauchen Sie diesen             ben und habe alles ein bisschen sacken        war, dass wir mit dieser Vorgeschichte
„Mastercoach“ überhaupt?                      lassen. Da ist mir klar geworden, was die     wieder Champions-League-Sieger ge-
Das ist eine EHF-Vorschrift für alle Trai-    Jungs in dieser Saison alles geleistet ha-    worden waren – das konnte ich damals
ner, die an der Champions League oder         ben, wie erfolgreich wir waren. Das war
an Europameisterschaften teilnehmen.          ein gut gelungener Abend, voller Stolz.
Eigentlich sollte das längst erledigt sein.   Ein sehr schönes Gefühl.                                          Fortsetzung auf Seite 22

20   | ZEBRA JOURNAL | JULI 2021
s
                                     Partner de

                    WIR GRATULIEREN DEM

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                                                    u.v.m.
INTERVIEW MIT FILIP JICHA

noch gar nicht realisieren. In    Oskar Sunne-                                                    die Zähne gebissen.
meiner noch jungen Trainer-       feldt     einen                                                  Auch wenn sie im letz-
laufbahn mit den Jungs so et-     jungen Spie-                                                      ten Monat jedes Spiel
was zu erreichen, war wirk-       ler geholt,                                                           verloren     hätten,
lich schön. Die Spieler haben     der Nikos                                                             wären sie für mich
unfassbar viel umgesetzt,         Rolle                                                                 Sieger gewesen.
wollten so viel leisten, waren    nicht                                                                   Da sollte man
so erfolgreich und brauchten      vollkom-                                                                den Willen be-
uns Trainer eigentlich gar        men                                                                     werten,       trotz
nicht.                            ausfül-                                                                 enormer Ermü-
                                  len                                                                    dung weiter die
Wenn Sie sich festlegen           konnte.                                                               richtigen       Ent-
müssten: Wer war Ihr              Das war                                                                scheidungen tref-
Spieler der Saison? Ein           uns allen                                                              fen zu wollen, sich
Harald Reinkind, der kein         auch vorher                                                            immer wieder der
Spiel verpasst hat? Ein           klar. Umso                                                            Herausforderung
Top-Scorer Niclas Ekberg?         mehr da-                                                              zu stellen. Für die-
Mehrere haben dieser Saison       von hat San-                                                           se Stadt, für diese
einen gewissen Stempel auf-       der     über-                                                           Organisation, für
gedrückt. Ob das Niklas Lan-      nommen.                                                                 diese Fans, für
din im Tor war, der uns viele     Und dafür,                                                              uns.
wichtige Siege gesichert hat.     dass er sein
Ob das Harald war oder am         erstes Jahr                                                             Sie sagten, dass
Ende Sven Ehrig, der mit ge-      in der Bun-                                                             Sie sich oft
rade 21 Jahren eine sehr          desliga und                                                             ungerecht
wichtige Rolle als einzig ver-    noch dazu                                                               behandelt gefühlt
bliebener Rechtsaußen über-       unter diesen                                                           haben in dieser
nehmen musste (Niclas Ek-         Umständen                                                               Saison. Dabei
berg fiel mit einer Knieverlet-   mitmachen                                                               meinten Sie
zung aus, d. Red.). Das ist       musste, hat er                                                           beispielsweise
nicht einfach mit diesem          das sehr gut                                                             die Ansetzung
enormen Druck. Er hat das         gelöst.                                                                   des Magdeburg-
sehr gut gemacht. Ob das Du-                                                                                Hinspiels.
le     (Kapitän       Domagoj     In den ent-                                                                Meister ist der
Duvnjak, d. Red.) war oder        scheidenden                                                                THW Kiel
Peke (Kreisläufer Hendrik         Momenten der                                                                trotzdem
Pekeler, d. Red.). Die gesam-     Alles-oder-                                                                 geworden.
te Mannschaft hat in Symbio-      nichts-Spiele                                                               Wie viel
se gearbeitet, war enorm fo-      gegen Lemgo                                                                besser wäre
kussiert, obwohl die Saison       im Pokal und im                                                             Ihre Mann-
wirklich skurril war ohne Zu-     Saison-Finale                                                               schaft denn

  „
schauer.                          gegen die Löwen                                                             sogar noch
                                  haben Sie ihn                                                               unter norma-
                                  nach schwachen                                                             len Voraus-
                                  Aktionen in der                                                            setzungen?
      Mich interes-               Crunchtime aus-                                                           Wir können si-
                                  gewechselt. Auch                                                          cherlich noch
  sieren die Leistun-             in Paris wirkte er in                                                     besser       sein.
  gen der Spieler im              der Schlussphase                                                          Aber das hängt
  Juni insgesamt einen            überdreht, bekam Rot.                                                     davon ab, ob
                                  Mussten Sie die Mann-                                                     wir wieder ei-
  Scheißdreck. Da ha-             schaft manchmal vor                                                       nen vernünfti-
  ben die Jungs einfach           ihm schützen?                                                             gen Spielplan
                                  Nein. Dass er im Cham-                                                    auf die Beine
  nur noch auf die                pions-League-Viertelfi-                                                   gestellt bekom-
  Zähne gebissen.                 nale überhaupt auf dem                                                    men. Einer, in
                                  Feld stand, zeigt, was für                                                 dem wir sie-
                                  ein enormer Sportler er                                                    ben Spiele in
Hat Neuzugang Sander              ist. Er hatte vorher 14 Tage                                                zwei Wochen
Sagosen Ihre Erwartungen          mit hohem Fieber im Bett                                                    absolvieren
voll erfüllt?                     gelegen und in dem Spiel un-                                müssen, verhindert eine Ent-
Allemal. Sander ist einer der     glaubliche Entscheidungen                                   wicklung. Wenn wir keine
besten Handballspieler der        getroffen. Dass irgendwann      Seine erste Meisterschaft   Möglichkeit haben zu trai-
Welt mit enormen Entschei-        die Kräfte nicht mehr rei-      als Trainer gewann Jicha    nieren – und sei es nur die
dungsfähigkeiten, der sich        chen, ist logisch. Mich als     in der abgebrochenen        Physis – werden wir schlech-
voll reingehauen hat. Nach        Trainer interessieren die       Vorsaison am Grünen         ter werden. Die letzten zwei
Nikola Bilyks Verletzung          Leistungen der Spieler im Ju-   Tisch. Dieses Mal war der   Monate waren nur noch ein
(Kreuzbandriss mit Menis-         ni insgesamt aber einen         Jubel bei der Schalen-
kusschaden in der Vorberei-       Scheißdreck. Da haben die       übergabe umso größer.
tung, d. Red.) haben wir mit      Jungs einfach nur noch auf             FOTO: SASCHA KLAHN           Fortsetzung auf Seite 24

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INTERVIEW MIT FILIP JICHA

Kampf ums Überleben. Da kann man              halten Sie es in diesem Handball-Hams-     che auf ein Viertelfinale konzentrieren
nichts weiterentwickeln.                      terrad überhaupt noch aus?                 können.
                                              Ich habe beim THW Kiel einen Vertrag
Wie groß ist Ihre Hoffnung auf                bis 2023. Bis dahin habe ich zu 100 Pro-   Wären Ihnen eine Liga mit 16 Mannschaf-
Besserung? Immer mal wieder stehen            zent Bock. Dann sehen wir weiter.          ten und weniger Welt- und
eine Liga-Reduzierung oder die Anzahl                                                    Europameisterschaften lieber?
der großen Turniere auf dem Prüfstand.        Auch angesichts der guten Champions-       Eine Liga mit 16 Mannschaften wäre
Geändert hat sich seither wenig.              League-Auslosung: Wie optimistisch         mein Wunsch. Aber ich glaube, das ist
(Lacht) Keine Ahnung. Jetzt startet           sind Sie, wieder ganz oben in Europa       nicht umsetzbar. Vor allem bräuchten
Olympia. Ein Hendrik Pekeler und ein          angreifen zu können?                       wir sechs oder sieben garantierte Wo-
Sander Sagosen haben nach so einer            Man muss das realistisch sehen.
Saison nur eine Woche frei. Das ist bru-      Corona hat uns mit Blick auf
tal. Selbst wenn der Körper das schafft,      unsere Kaderplanung und
wird sich der Kopf irgendwann eine            unser Portemonnaie stark
Pause gönnen. Da müssen wir aufpas-           getroffen. Wenn man sieht,
sen, dass die Spitzenathleten die Lust        wie zum Beispiel Kielce sich
nicht verlieren.                              verstärkt, muss man noch
                                              mal betonen: Wir haben im
Was stimmt Sie für die nächste                Dezember ein Handballmär-
Saison optimistisch?                          chen erlebt. Natürlich wol-
Ich erhoffe mir viel von der Rückkehr         len wir wieder angreifen.
der Zuschauer. Wenn wir mal wieder ei-        Aber vor allem müssen
ne annähernd volle Halle erleben,             wir uns eine gesunde Ba-
kommt dieses Gefühl zurück, für das wir       sis erhalten. Eines ist
das alles machen. Wir sind wie Schau-         klar: Wenn wir das Fi-
spieler, wir brauchen diese Bühne. Vor        nal Four erreichen wol-

  „
Zuschauern haben wir den meisten              len, brauchen wir auch
                                              etwas Unterstützung
                                              von der HBL.

      Wir repräsentieren in der               Wie soll die
  Champions League auch den                   aussehen?
                                              Wir repräsentie-
  deutschen Vereinshandball                   ren in der Champi-
  und die Liga in Europa. Der                 ons League auch den
                                              deutschen      Vereins-
  HBL-Spielplan muss zum                      handball und die Liga in
  Beispiel die Viertelfinal-Spiele            Europa. Der HBL-Spiel-
  berücksichtigen. Zwischen                   plan muss zum Beispiel
                                              die    Viertelfinal-Spiele
  Hin- und Rückspiel darf nicht               berücksichtigen.      Zwi-
  noch ein Liga-Spiel liegen.                 schen Hin- und Rückspiel
                                              darf nicht noch ein Liga-
                                              Spiel liegen. In anderen
                                              Ländern ist das üblich. Wenn
Spaß. Wenn wir das wieder haben,              der Wille zur Unterstützung da ist,
kommt auch ein Energie-Schub. Die             würde man bestimmt eine Regelung fin-
sportliche Normalität, die wir brauchen.      den, damit wir uns mal eine ganze Wo-

Ihnen ist in dieser herausfordernden
Saison zwischenzeitlich
der Spaß vergangen.
Wie lange

                             Da geht’s lang: Jicha hat eine klare Vision für den
                             THW Kiel – und einen Vertrag bis 2023. FOTO: DPA

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INTERVIEW MIT FILIP JICHA

                                                  „
In ihren Händen liegen die sportlichen Geschicke der Zebras: Geschäftsführer Viktor Szilagyi, Cheftrainer Filip Jicha, Torwarttrainer Mattias
Andersson und Co-Trainer Christian Sprenger (von links). Sie alle waren auch als Spieler mit dem Rekordmeister erfolgreich. FOTO: UWE PAESLER

chen Sommerurlaub für die Spieler, die                                                          führt haben. Dementsprechend hat sie
sich in der stärksten Liga der Welt zei-              Als Trainer würde                         sich auch gefreut, dass wir gewonnen
gen wollen. Richtig erholen und mental            ich die Mannschaft gerne                      haben. Sie hat richtig begriffen, was für
abschalten – danach kann man wieder               noch mit zwei Spielern                        Arbeit das ist. Das mit meiner Familie so
performen. Eine Alternative wären grö-                                                          intensiv zu erleben, war unglaublich
ßere Kader, dann wären mehr englische             verstärken. Aber das                          schön.
Wochen, eine kürzere Saison, und damit            können wir uns nicht leisten.
auch längerer Urlaub, möglich.                                                                  Sie starten nun auch in den Urlaub – wie
                                                                                                lang ist Ihre selbst verordnete Handball-
Sehen Sie Ihren Kader für die kommende                                                          Pause bis zum Trainingsstart am 1. Au-
Spielzeit optimal aufgestellt?                  dass sie aus Perspektive eines Vaters noch      gust? Und wie verbringen Sie sie?
Als Trainer würde ich die Mannschaft            entbehrungsreicher war?                         Ich finalisiere jetzt noch ein bisschen die
gerne noch mit zwei Spielern verstär-           Eher andersherum. Wir haben durch die           Planung für Vorbereitungsspiele und
ken. Aber das können wir uns nicht leis-        vielen Charter-Reisen, ohne die es diese        Trainingslager. Danach werde ich drei
ten. Die Jungs, die wir haben, sind quali-      Saison gar nicht gegangen wäre, viel            Wochen komplett runterfahren. Eine
tativ gut. So lange die alle fit sind, wer-     Reisezeit gespart. Die frisst sonst die         Woche werde ich mit meinen engsten
den wir um alles mitspielen. Aber wenn          meiste Familienzeit. Außerdem waren             Freunden beim Golfen in Tschechien
Sander oder Patrick (Wiencek, d. Red.)          die Kinder viel zu Hause. Für mich per-         verbringen. Und wenn das Corona-Ge-
ausfallen, ist das kaum kompensierbar.          sönlich war auch schön, dass meine              schehen es erlaubt, versuchen wir mit
Wir wollen das Märchen wiederholen,             Tochter und mein Sohn diese Saison              der Familie noch ein paar Tage in Spa-
müssen unsere Chancen aber nüchtern             komplett wahrgenommen haben. Mei-               nien zu verbringen.
betrachten.                                     ne Tochter hat wirklich jedes Spiel von
                                                Anfang bis Ende geschaut. Egal, ob wir                         Interview: Merle Schaack
Haben Sie nach dieser Saison das Gefühl,        zurücklagen oder mit zehn Toren ge-                                   und Tamo Schwarz

                                                                                                      JULI 2021 | ZEBRA JOURNAL |        25
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