Zeit 100 Jahre Lagerhaus Korneuburg Zug der
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» INHALT 18 34 Ein Zug zum Menschen Menschen am Zug Zug durch das Die SpartenleiterInnen des Raiffeisen Lagerhauses G enossenschaftsgebiet 4 Das Lagerhaus 1920 bis 2020 Korneuburg im Porträt. Was sie über ihre Fachbereiche, Aufgaben und Pläne, über ihre Per Bahn zu den Standorten an den Strecken 6 Vorwort des Obmanns Korneuburg-Ernstbrunn und Gerasdorf-Schleinbach. KundInnen und MitarbeiterInnen erzählen. 7 Interview Obmann und Geschäftsführer 12 Unser Nachbar RWA 20 Alfred Hödl 36 Korneuburg 13 Grußwort RWA-Generaldirektor Wolf 22 Christian Wimmer 39 Tresdorf 14 Zeitzeugen im Gespräch 24 Birgit Bauer-Schwanzer 40 Rückersdorf 26 Bernhard Buchegger 44 Wetzleinsdorf 28 Andreas Gahler 48 Ernstbrunn 30 Franz Koy und 54 Gerasdorf Georg Hatschka 60 Großengersdorf 32 Anna Zausinger und 64 Wolkersdorf Tamas Nemeth 68 Schleinbach
72 90 96 Zug der Zeit Zug um Zug Making of Wichtige Ereignisse aus der Geschichte der Lagerhaus- Das Angebot, das Gebiet und die Funktionäre der Schnappschüsse von den Arbeiten an der vorliegenden Genossenschaft: Die einzelnen Standorte im Wandel Genossenschaft im Überblick. Festschrift: Ein vielfältiges Unternehmen wie das der Zeiten und Erinnerungen an frühere Filialen. Lagerhaus Korneuburg vorzustellen, braucht Zeit und viele mitarbeitenden Hände. 91 Die Sparten 73 Chronologie 92 Genossenschaftsgebiet 88 Erinnerungen 94 Funktionäre Impressum Herausgeber: RAIFFEISEN-LAGERHAUS KORNEUBURG u. Umg. eGen Kwizdastraße 15, A-2100 Korneuburg Inhaltliche Gestaltung und Redaktion: Dr. Stefan Galoppi (www.schnellschrift.at) Julia Karner BSc, Nicole Riedl BA, Karina Staribacher, Karoline Schweibar Fotografie: Karl Schrotter, Peter Buchgraber, Georges Schneider Grafik Management: Georg Möhrke Grafisches Konzept: Peter Kratzer Druck: W & H Media Druck + Verlag GmbH
» EIN ZUG ZUM MENSCHEN 1920 bis 2020 – immer neue Gründerzeiten Die Lagerhaus-Genossenschaft Korneuburg hat in 100 Jahren viele Veränderungen erlebt. Ihrem Gründungsauftrag ist sie aber immer treu geblieben. 100 Jahre Raiffeisen Lagerhaus Korneuburg und Was folgte, ist eine lange Geschichte von couragier- 4 Umgebung stehen für 100 Jahre Mut zur Veränderung. ten Investitionen und Gründungen – immer mit dem Schon die Gründung der Genossenschaft am 30. April Ziel, den Mitgliedern nützlich zu sein: In Korneuburg 1920 erforderte Idealismus, einen starken Willen und und Stammersdorf wurden bald Mühlen in Betrieb enormes Engagement. Denn die Zeiten nach dem genommen, die einen Großteil der Wiener Bäcker ver- Zusammenbruch der Monarchie und dem Ende des sorgten; um den Landwirten weite Wege zu ersparen, Ersten Weltkriegs waren extrem hart. Die Wirtschaft entstand ein dichtes Filialnetz; auf die einsetzende lag am Boden, die staatliche Autorität war schwach, Mechanisierung der Landwirtschaft reagierte die Ge- Willkür und Zinswucher belasteten auch die Land- nossenschaft mit dem Ausbau von Tankstellen und wirtschaft schwer. Und die Idee von bäuerlicher Soli- Reparaturwerkstätten; die immer schnellere Anliefe- darität und Selbsthilfe, wie sie 1898 erstmals in Öster- rung immer größerer Mengen machte den Bau von Silos reich in Pöchlarn umgesetzt worden war, hatte viele notwendig. Ab den 80er-Jahren erlaubte eine Gewerbe- entschlossene Gegner. rechtsnovelle den Genossenschaften das Konsumgüter- Josef Haller Anton Kaupa Dennoch wagten Gründungsobmann Josef Haller geschäft, aus dem sich die Bau- & Gartenmärkte entwi- Gründungsobmann erster Geschäftsführer und seine Mitstreiter diesen entscheidenden Schritt ckelten. zur Selbstbestimmung. Am 29. Mai 1920 wurde das Mut zur Veränderung bedeutet manchmal aber auch haus ist ein bedeutender Baustoffhändler und mit den Lagerhaus Korneuburg mit seinen damals etwa 500 Rückzug und das Treffen harter Entscheidungen: So Marken Opel, Nissan, Peugeot, Subaru und Suzuki ei- Mitgliedern in das Genossenschaftsregister eingetra- führten der EU-Binnenmarkt und der damit verbun- ner der großen Autohändler in Niederösterreich. gen. Anfangs in einem Zimmer im 1. Stock der e he- dene Schub im landwirtschaftlichen Strukturwandel Zentrales Anliegen der Genossenschaft bleibt aber maligen Franz-Josefs-Kaserne untergebracht, kämpf- 1995 zur Schließung der Mühle in Stammersdorf. die Partnerschaft mit den Landwirten, deren Versor- ten die Funktionäre der ersten Stunde vor allem um Bereits 1992 erfolgte die Fusion mit dem Lagerhaus gung mit Betriebsmitteln sowie die verlässliche Über- ein geeignetes Geschäftslokal. Im Jänner 1921 konnten Wolkersdorf, vier Jahre später mit jenem in Ernstbrunn. nahme und Vermarktung ihrer Produkte. Sie in allen sie das frühere Zeugsdepot des k.u.k. Eisenbahnregi Filialen mussten gesperrt oder verkleinert werden. Im großen Herausforderungen unserer Zeit wie Klima- ments in Korneuburg erwerben. Es wurde im Juli 1944 Gegenzug wurden neue Geschäftsfelder erschlossen wandel, Digitalisierung und globalem Wettbewerb zu durch Bomben zerstört, auf dem Gelände ist aber bis und Marktnischen besetzt. unterstützen, erfordert das, was das Lagerhaus von heute die Zentrale untergebracht. Zu seinem 100. Geburtstag präsentiert sich das Lager Anfang an ausgezeichnet hat: Mut zur Veränderung. haus Korneuburg als modernes, breit aufgestelltes Unter nehmen mit 253 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von ca. 83 Mio. Euro (2019). Es bietet den Kunden in der Region moderne Bau- und Gartenmärkte sowie Werk- stätten auf dem letzten Stand der Technik. Das Lager-
Der Bau- und Garten- markt in Korneuburg ist die jüngste Er rungenschaft. Für den Standort Tresdorf (unten) gibt es große Pläne.
» EIN ZUG ZUM MENSCHEN Sehr geehrte Genossenschaftsmitglieder! 2020 blicken wir nicht nur mit Stolz zurück auf das 100-jährige Dazu braucht es eine Genossenschaft, die stark ist und stark 6 Bestehen unserer Genossenschaft Korneuburg und Umgebung, bleibt, die sich an neue Bedingungen anpassen und neue Mög- sondern auch voller Tatendrang in die Zukunft: Nach der Eröff- lichkeiten nutzen kann. Dass wir heute auch zu den größten Auto- nung unseres modernen Mustermarkts in Korneuburg arbeiten und Baustoffhändlern im Weinviertel gehören zeigt, wie breit wir an Plänen für eine Verlegung der Zentrale und einen neuen und gut wir mittlerweile aufgestellt sind. Werkstatt-Standort. Als Obmann möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Mitar- Beweglichkeit, unternehmerisches Denken, das Erkennen von beiterinnen und Mitarbeitern für ihre Kompetenz, Freundlichkeit Chancen, der Mut, Entscheidungen zu treffen und gegebenen- und Kundennähe bedanken; bei den Funktionärinnen und Funk- falls auch zu revidieren – diese Eigenschaften prägen die tionären für das ehrliche und verständnisvolle Miteinander; bei Geschichte unserer Genossenschaft seit ihrer Gründung. Welt- den Mitgliedern und allen Landwirten, Kundinnen und Kunden, krieg und Wirtschaftskrisen, Mechanisierung und Strukturwan- bei unseren Geschäftspartnern, Lieferanten und Abnehmern für del der Landwirtschaft, Österreichs EU-Beitritt und die Globali- ihr Vertrauen und ihre Treue. sierung haben immer wieder tiefgreifende Veränderungen Leben bedeutet ständige Veränderung. Die Genossenschaft notwendig gemacht. bündelt unsere Kräfte, um diese Veränderung auch in den kom- Auch unsere Zeit stellt uns vor Herausforderungen: Die star- menden Jahrzehnten gut und positiv zu gestalten. Deswegen bin ken Jahrgänge der 1950er- und 60er-Jahre kommen in das Pensi- ich überzeugt, dass sie noch viele Jubiläen wird feiern können. onsalter und finden oft keine Nachfolger; in vielen Ortschaften wird sich die Zahl der bäuerlichen Betriebe halbieren; die neue Johann Hendler, Obmann Periode der EU-Agrarförderungen ab 2021 wirft viele Fragen auf; die vom Weltmarkt diktierten Getreidepreise erschweren das Wirtschaften; und nicht zuletzt zwingt uns der Klimawandel, auf vielen Feldern neue Wege zu gehen. Es bleibt Kernauftrag und Herzensanliegen der Genossen- schaft, die Landwirte in allen Phasen ihrer unentbehrlichen Arbeit zu unterstützen. Darüber hinaus ist es unser Ziel, Wert- schöpfung in der Region zu halten, möglichst vielen Menschen Arbeit in ihrer unmittelbaren Heimat zu geben und die Ver sorgung der Bevölkerung in den ländlichen Gebieten sicher zustellen.
»Das Lagerhaus ist Tradition und gehört einfach dazu.« Obmann Johann Hendler und Geschäftsführer Dir. Ing. Leopold Scheibböck über 100 Jahre Lagerhaus Korneuburg, über neue Projekte und Zukunftsvisionen. Wir sitzen auf dem Freigelände des neuen Bau- und Gartenmarkts in Korneuburg. Warum haben 7 Sie diesen Ort für das Interview ausgesucht? Sch: Es ist unsere neueste Investition, modern und innovativ. Der Markt ist ein emotionaler Ort zum Wohlfühlen. Man kommt herein, alles ist schön und übersichtlich, das Warenangebot groß. Es macht Freude, hier einzukaufen. Ist es auch ein Symbol dafür, dass neben dem tra- ditionellen Agrargeschäft die anderen Sparten immer wichtiger werden? H: Ganz sicher. Die landwirtschaftliche Bevölke- rung nimmt zahlenmäßig ab. Unsere Märkte sind ein Angebot auch für alle anderen Menschen, die am Land leben. Was sind Ihre ersten persönlichen Erinnerungen ans Lagerhaus? H: Lange Schlangen von 20, 30 Traktoren mit klei- nen Anhängern vor dem Lagerhaus Rückersdorf, wohin ich als Kind mit dem Vater gefahren bin. Heute dauert der Anlieferprozess etwa zehn Minuten. Dabei passen auf moderne Anhänger statt 4000 Kilogramm bis zu 20 Tonnen. Beim Warten wurde früher sicher mehr geplaudert. Aber auch jetzt gibt es Getränke bei der Waage und man kann mit den Kollegen ein wenig reden. Sch: Meine Eltern haben in Immendorf eine Land- wirtschaft gehabt, die jetzt mein Bruder führt. Ich bin als erstgeborener Sohn immer mit dem Vater mitge- fahren und wir haben alles aus dem Lagerhaus Hetz- mannsdorf geholt. Für mich waren diese Fahrten
» EIN ZUG ZUM MENSCHEN immer ein Höhepunkt. Später habe ich die Seite Genossenschaft wie Ernstbrunn etwa hätte den Markt 8 gewechselt und beim Lagerhaus angefangen. alleine nicht errichten können. Anfangsverluste kann H: Auch bei uns war die Genossenschaft eine Selbst- eine große Einheit leichter tragen. Auch Regionalität verständlichkeit. Mein Vater war lange Zeit Funktionär spielt eine Rolle. Bei uns kann nur Mitglied sein, wer in und dann Obmann im Lagerhaus Korneuburg. der Region Grund und Boden hat. Auch die meisten Warum ist und bleibt man Genossenschafts unserer etwa 250 Mitarbeiter stammen aus der Umge- mitglied? bung. Das bedeutet eine tiefe Verwurzelung. Und noch H: Das Lagerhaus ist Tradition und gehört einfach etwas kommt dazu: Eigentümer der Genossenschaft dazu. Es steht für Verlässlichkeit und Sicherheit. Dass sind die Landwirte und daher kann sie auch nie verkauft bei uns ein Landwirt um sein Geld umfällt, das hat es werden. Kein Investor wäre in der Lage, das Lagerhaus bis zu den Endverbrauchern, zum Beispiel bei den noch nie gegeben. Von der Genossenschaft wird man Korneuburg zu kaufen. Auch das bedeutet Stabilität. Kartoffeln. Da spielt die Nähe zur Millionenstadt fair behandelt, das Gesamtpaket stimmt. Ihre Genossenschaft hat sich durch Fusionen Wien natürlich eine entscheidende Rolle. Das bringt Sch: Wenn das Lagerhaus investiert, dann wird das vergrößert. Hat das die Einstellung der Mitglieder eine gute Wertschöpfung und der Landwirt hat mehr Geld für die Allgemeinheit ausgegeben und kommt verändert? Geld zum Investieren. Wir haben auch eine sehr allen Landwirten zugute. Es gibt keinen einzelnen H: Der Landwirt identifiziert sich immer mit seiner günstige Verkehrsinfrastruktur. Eine Runde durch alle Eigentümer, der profitiert. ersten Genossenschaft. Schließt sie sich einer anderen Filialen schaffe ich in drei Stunden. Ausgerechnet zum 100-Jahre-Jubiläum erlebt an, bleibt die Bindung zum alten Heimat-Standort be- Wie wirkt sich die Nähe zu Wien aus? Korneuburg mit dem Markt und den Plänen für stehen. H: Einerseits liegt ein großer Markt direkt vor der die Verlegung der Zentrale nach Tresdorf eine Sch: Es ist Aufgabe des Managements, auch in grö- Haustür. Andererseits ziehen viele Wiener ins neue Gründerzeit. ßeren Einheiten ein Miteinander herzustellen. Nach Umland. Dadurch steigen die Grundstückspreise und H: Der Markt war schon lange geplant. Der neue einer Fusion wird anfangs misstrauisch beobachtet, es gibt viele »Dorfschläfer«, die sich nicht leicht in die Standort für die Zentrale hat sich eher zufällig aus wo Investitionen getätigt werden. Da gibt es so man- Gemeinschaft integrieren. einem Gespräch heraus ergeben. Wir hatten die Gele- che Scharmützel. Aber bei ausreichender Kommuni- Sch: Die Wien-Nähe bringt uns mehr Kunden für genheit, neben dem Autohaus in Tresdorf einige kation und einer transparenten Verteilung der Gelder unsere nicht-agrarischen Produkte. Auf anderen Seite Nachbargrundstücke zu erwerben. Dort planen wir entsteht bald ein neues Gemeinschaftsgefühl. gibt es aber auch einen viel stärkeren Mitbewerb. Wer bei ein größeres Projekt in verkehrsgünstiger Lage. Der Was unterscheidet das Lagerhaus Korneuburg uns nicht auf Anhieb zufrieden ist, fährt nach Wien. Auch Spatenstich wird sich 2020 aber nicht ausgehen. von anderen Genossenschaften? bei den Mitarbeitern gibt es eine stärkere Fluktuation. Warum liegt das Genossenschaftsmodell wieder H: Weinbau haben nicht alle Lagerhäuser in Öster- Was unterscheidet Ihre Genossenschaft von den im Trend? reich, der ist typisch für das Weinviertel. Mitbewerbern? Sch: Die Genossenschaft bietet Stabilität und bün- Sch: Wir haben eine besonders intensive Flächen- H: Sicher unsere Mitarbeiter, ihr Engagement und delt die Kräfte für größere Investitionen. Eine kleine bewirtschaftung und eine starke Direktvermarktung ihr persönlicher Kontakt zum Kunden. Er soll bei uns
» Bei uns wird jeder Kunde wie ein Stammkunde behandelt. Das gilt übergreifend für alle Sparten, weil er uns ja als ein Lagerhaus erlebt. Bei uns bleiben keine Reklamationen liegen, Probleme werden gelöst. Der Kunde soll rundum zufrieden sein. Leopold Scheibböck mussten wir improvisieren. Den 17. Entwurf haben wir Hat es auch Rückschläge gegeben? am Ende realisiert, aber der passt jetzt auch. H: Manche Jahre waren wirtschaftlich nicht so 9 Sch: Für mich gab es in den rund 10 Jahren meiner erfolgreich. Das stand aber immer im Zusammenhang Tätigkeit eine Reihe von Meilensteinen: die Errichtung mit großen Investitionen. Das ist eben so. Derzeit ist des Bau- und Gartenmarkts in Ernstbrunn; die Instal- die Stimmung in der Landwirtschaft schlecht, der Frust lation von Bio-Getreideübernahmen in Korneuburg; der Bauern groß. Die Preise sind niedrig, es schaut für die Partnerschaft mit Kelly: Wir haben eine Kartoffel- sie kaum noch etwas heraus. Für viele geht es ans Ein- halle in Gerasdorf gebaut und jede dritte Chips-Pa- gemachte. ckung von Kelly wird von uns gelagert. Wichtig war Sch: Ich habe die letzten Ernten als Rückschläge kein anonymer Besucher sein, sondern sich gut auf- auch der Zukauf von Opel in Tresdorf zu einem Zeit- empfunden. Einzelne Missernten muss man hinnehmen, gehoben und beraten fühlen. punkt, als es der Autoindustrie nicht gut gegangen ist. aber wenn drei in Folge passieren, schmerzt das. Durch Sch: Bei uns wird jeder Kunde wie ein Stammkunde Der Marktanteil von Opel im Bezirk ist von zwei auf die Trockenheit haben wir spürbare Einbußen im Agrar- behandelt. Das gilt übergreifend für alle Sparten, weil sieben Prozent gestiegen, die Werkstätte ist eine unse- bereich. Da die Landwirte weniger Geld für Investitio- er uns ja als ein Lagerhaus erlebt. Bei uns bleiben keine rer besten. Das Lagerhaus Korneuburg verkauft mitt- nen haben, wirkt sich das auf alle Sparten negativ aus. Reklamationen liegen, Probleme werden gelöst. Der lerweile 1000 Autos pro Jahr. Die Stabilisierung der Wie wichtig ist es in dieser Situation, dass die Kunde soll rundum zufrieden sein. Wir legen großen Technik-Sparte ist im Gange: Lkw und Landmaschinen Genossenschaft breit aufgestellt ist? Wert darauf, dass wir immer modernst ausgestattet werden nach Tresdorf verlegt. Der jüngste Meilenstein H: Überlebenswichtig. Auf vielen Beinen steht man und auf dem letzten Stand sind, dass alles rechtens und ist der Markt mitten in Korneuburg, der als Muster für besser. Bei neuen Geschäftsfeldern sind wir aber vor- korrekt abläuft. Eine Genossenschaft arbeitet redlich. andere Lagerhaus-Märkte konzipiert wurde. sichtig und risikobewusst. Wir nehmen nur dazu, was Was waren für Sie die großen Meilensteine? zu uns passt und wo wir uns auskennen. Wir sind H: Sicher die Fusionen mit Wolkersdorf 1992 und gegenüber unseren Mitgliedern verantwortlich. Da Ernstbrunn 1996. In der Folge das Zurückfahren der macht man nichts Absurdes. Filiale Wetzleinsdorf auf einen reinen Lagerbetrieb. Sch: Wenn wir etwas Neues anfangen, dann nur Das war eine massive Veränderung und für die ganz klein und Schritt für Schritt. Außerdem erkundi- Genossenschaft ein ganz schwieriger Prozess. Es gab gen wir uns zuvor nach Erfahrungswerten im Verbund. heftige Diskussionen, wobei selbst die größten Kriti- Trotzdem gibt es auch Fehlschläge: Wir wollten zum ker von damals den Schritt mittlerweile als richtig Beispiel einen Dachdeckerbetrieb aufbauen, das hat und notwendig bewerten. Einige trauern der alten nicht geklappt. Dann trennt man sich eben wieder Größe aber schon noch nach. Auch die Eröffnung des davon. Da ist es wieder von Vorteil, dass die Genossen- Weinbaucenters im Jänner 2017 war ein Meilenstein. schaft Kraft hat, Neues zu probieren, und dass ein Wein war für uns immer wichtig, aber lange Zeit Scheitern nicht existenzbedrohend ist.
» EIN ZUG ZUM MENSCHEN » Im Lagerhaus-Verbund hat jeder Landwirt die Sicherheit, dass die Produkte gut vermarktet werden und dass er sein Geld verlässlich bekommt. Allein hat er vielleicht manchmal bessere Chancen, aber auch ein höheres Risiko. Johann Hendler Werden sich die Umsätze aufgrund der abneh- Was bedeutet die Ansiedlung der RWA-Zentrale in 10 menden Zahl der Landwirte verschieben? Korneuburg für Sie? Sch: 50 Prozent unserer Umsätze machen wir mit H: Wir hoffen natürlich, die etwa 700 Mitarbeiter landwirtschaftlichen Kunden. Da erwarte ich keine als Kunden für unseren Markt und unsere Werkstät- gravierenden Verschiebungen. Es wird in Zukunft ten gewinnen zu können. Und die unmittelbare Nach- zwar weniger, aber dafür größere Betriebe geben. barschaft macht es natürlich leichter, Dinge persön- Unsere Strategie lautet: Stärken stärken, Schwächen lich zu besprechen. schwächen. Das heißt, wir forcieren alle Sparten, die Was entgegnen sie der Kritik, das Lagerhaus zahle gut laufen, und fahren die schwächeren zurück. keine guten Preise? Wie gehen Sie mit der Digitalisierung um? H: Jeder Landwirt entscheidet selbst, wann und wo Zur Person Johann Hendler Sch: Im Unternehmen geht ohne Digitalisierung er verkauft. Im Lagerhaus-Verbund hat er die Sicher- gar nichts mehr. Da müssen wir immer auf dem heit, dass die Produkte gut vermarktet werden und Ausbildung letzten Stand sein. Für unsere Kunden haben wir dass er sein Geld verlässlich bekommt. Allein hat er →→ Land- und forstwirtschaftlicher Meister 1984 viele Angebote: den Onlineshop mit Einkaufsmög- vielleicht manchmal bessere Chancen, aber auch ein Berufliche Laufbahn lichkeit rund um die Uhr, das Landwirte-Portal höheres Risiko. Die Tatsache, dass etwa 90 Prozent der →→ Seit 2014 Obmann Onfarming, die Wetter App. Wir werden sie auch bei Betriebe ihr Getreide über unseren Pool vermarkten, →→ Seit 1996 Funktionär im Lagerhaus Korneuburg den Robotik-Lösungen, die sich bereits abzeichnen, spricht für eine überwiegende Zufriedenheit. →→ 1989 Übernahme des elterlichen Betriebes (Mais, Weizen, Zuckerrübe, Speisekartoffeln in Direktver- unterstützen. Was entgegnen Sie Personen, die Ihre Genossen- marktung) Welche Rolle spielt der Verbund für Ihr schaft generell ablehnen? Lagerhaus? H: Kritiker wird es immer geben. Und natürlich läuft Berufliches Ziel H: Der Verbund ist stark und kann in vielen Berei- auch bei uns nicht immer alles perfekt. Damit muss Den Betrieb in überschaubarer Größe zu erhalten und die Hofübergabe möglichst zukunftstauglich vorzu- chen die Vorreiterrolle übernehmen. Das kommt man sich auseinandersetzen. Aber unsere Marktan- bereiten, indem der Nachfolger bereits jetzt seine allen zugute. teile zeigen, dass wir gut unterwegs sind. Was wir ver- Ideen einbringen und umsetzen kann. Sch: Vor 100 Jahren haben sich die Mitglieder dienen, fließt wieder in das Unternehmen, in die Re- zusammengetan, um gemeinsam erfolgreich zu sein. gion und kommt allen zugute. Bei uns bereichert sich Privat →→ Verheiratet, drei Töchter, ein Sohn Genauso haben sich die Lagerhäuser zusammenge- jedenfalls niemand. →→ Wohnhaft in Rückersdorf tan, um im Verbund mehr zu erreichen: Ein- und Sch: Wir investieren pro Jahr im Durchschnitt zwei →→ Hobbys: Gesang- und Musikverein Harmannsdorf Verkauf von Betriebsmitteln, Schulungen von Mitar Millionen Euro in neue Projekte und stecken 1,3 bis 1,5 (Sänger und Obmann), Volkstanz, Theater, Konzerte, Lesen, Schifahren beitern, rechtliche Informationen, das Erkennen von Millionen in Wartungen und Reparaturen zur Auf- Trends, Unterstützung im Marketing – da muss nicht rechterhaltung des Betriebs. Das muss erst verdient jeder für sich das Rad neu erfinden. werden. Wenn man immer der Billigste sein will, wird
es einen nicht lange geben. Und Leuten, die sagen, wir nicht hinausgeworfen werden. Wir wollen aber nicht, seien zu langsam und zu schwerfällig, halte ich entge- dass ein aktiver Landwirt seine Anteile auf ein Mini- 11 gen: Gute Entscheidungen brauchen gründliche Über- mum reduziert. legung. Den umfassenden Nutzen einer Genossen- Wie kommt die Verbundenheit Ihrer Genossen- schaft erkennt man erst, wenn es sie nicht mehr gibt. schaft zur Region zum Ausdruck? Wie erleben Sie die Entscheidungsfindung in Ihrer Sch: Die Standorte, die Silos, Werkstätten, Märkte Genossenschaft? werden aufrechterhalten, solange es wirtschaftlich ver- Sch: Die Regeln sind seit 100 Jahren dieselben: Die tretbar ist. Wir unterstützen Blaulichtorganisationen Generalsversammlung wählt den Obmann und die überall, wo wir Filialen haben, aber auch Sportvereine, Funktionäre, diese wählen den Geschäftsführer. Das ist Weinverkostungen, Kellerfeste etc. So bleibt man im Zur Person Leopold Scheibböck das demokratische Grundgerüst. Strategische Ent- Kontakt mit der Bevölkerung. Wir gehen auch zu vielen Ausbildung scheidungen werden vom Obmann, vom Geschäfts- Veranstaltungen und versuchen im ganzen Gebiet prä- →→ Landwirtschaftliche Fachschule Hollabrunn führer und vom geschäftsführenden Ausschuss vorbe- sent zu sein. →→ Ing.-Prüfung Klosterneuburg und Wieselburg reitet. Am Ende kommt es zu einer Abstimmung. Es ist Wie wird die Genossenschaft 2045 dastehen? →→ Universitätslehrgang Agrar-Marketing →→ RWA-Ausbildungen eine der Stärken der Genossenschaft, dass nur gut vor- H: Die Landwirtschaft wird sich drastisch verändern, bereitete Entscheidungen eine Chance haben. Man weil die Zahl der Betriebe stark sinkt. Es werden nur ein Berufliche Laufbahn muss die Leute intern überzeugen und kann daher nur bis zwei Bauern pro Ortschaft übrigbleiben. Die Betriebe →→ seit 2010 GF Korneuburg ausgereifte Pläne vorlegen. werden dafür wesentlich größer werden. Das stellt auch →→ 2007-2010 GF Lagerhaus Mattersburg-Eisenstadt →→ 1985-2007 RLH Hollabrunn (Kassier, Filial-, Standort- H: Wir stellen uns jeder Diskussion, haben aber die Genossenschaft vor große Aufgaben. leiter) auch immer wieder Gegenstimmen und Enthaltun- Sch: Wir werden auch 2045 der starke und verlässliche →→ 1982-1985 Kevenhüller-Metsches Weingut Leodagger gen. Das ist demokratiepolitisch völlig in Ordnung, Partner der Landwirtschaft sein. Dazu müssen wir noch →→ 1979-1981 Gutsverwaltung Hardegg wenn nicht alle 40 Funktionäre stets einer Meinung schneller und flexibler werden, Synergien im Verbund Berufliches Ziel sind. Wichtig ist es aber, die Interessen des gesamten nutzen, den Digitalisierungsprozess begleiten. Sollten »Eine nachhaltige Entwicklung des Lagerhauses Kor- Genossenschaftsgebiets im Auge zu behalten. Herausforderungen etwa durch den Klimawandel ent- neuburg zum Wohle der Mitglieder und Kunden.« Ist die Mitgliederzahl stabil? stehen, die wir nicht alleine bewältigen, werden wir – in H: Die Tendenz ist leicht fallend. So wie die Zahl bester Raiffeisen-Tradition – darüber nachdenken müs- Privat →→ Verheiratet, zwei Töchter, ein Sohn der Betriebe abnimmt, sinkt die Zahl der Mitglieder. sen, ob wir sie nicht besser gemeinsam schaffen. Wenn es →→ Wohnhaft in Immendorf Viele behalten sich aber einige Anteile, um weiter Mit- für die Mitglieder notwendig und vorteilhaft ist, wird man →→ Hobbys: Schifahren, EDV, Fotografieren, Singen im glied sein zu können. auch in unserer Genossenschaft über eine Fusion reden Kirchenchor Sch: Wer sein Lebtag in der Genossenschaft war, müssen. Derzeit ist das nicht absehbar und ich strebe es soll als Pensionist oder nach der Betriebsübergabe nicht an, ausgeschlossen ist es aber auch nicht.
» EIN ZUG ZUM MENSCHEN Bio-Saatgutwerk RWA-Zentrale Unser Nachbar Saatgut-Zentrallager RWA 12 LLT Das LTC ist National Dealer für den Weltmarktführer John Deere in Österreich und Generalimporteur für weitere, hochwertige Marken. LTC 1
Grußwort Seit Jahrzehnten sind wichtige Einrichtungen der RWA Raiffeisen Ware Austria in unmittelbarer Nachbarschaft zur Lagerhaus- 13 Genossenschaft Korneuburg angesiedelt. Für jeden, der die Auto bahnanschlussstelle Korneuburg Ost nutzt, sind unser Technik- Center mit der Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen, das Zentrallager für Ersatzteile, das Saatgutwerk und der Firmensitz des Gefahrgutexperten LLT ein vertrauter Anblick. Mit der Übersiedlung der RWA-Zentrale auf das Gelände in Kor- neuburg im Herbst 2020 beginnt eine neue Ära dieser Nachbarschaft. Im Südosten der Stadt entsteht ein wahrer RWA/Lagerhaus-Bezirk. Dass dieser Aufbruch mit dem 100-Jahr-Jubiläum des Lagerhauses Korneuburg zusammenfällt, ist ein doppelter Grund zur Freude. Die RWA erfüllt sich den lange gehegten Wunsch, auf eigenem Grund und – den eigenen Wurzeln entsprechend – näher am länd- lichen Raum ihr Hauptquartier aufzuschlagen. Sie rückt damit auch räumlich näher an die Genossenschaften heran, deren Erfolg im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht. Die Eröffnung des völlig neu konzipierten Formatmarkts und unseres Biosaatgutwerks in Korneuburg im Jahr 2019 haben wieder einmal gezeigt, wie wichtig und fruchtbringend die enge Zusam- menarbeit im Verbund ist. Als Generaldirektor der RWA gratuliere ich Obmann Johann Hendler, Geschäftsführer Dir. Ing. Leopold Scheibböck, dem Auf- sichtsratsvorsitzenden Johann Maißer, allen Funktionären und Mitgliedern herzlichst zum 100-jährigen Jubiläum ihrer Genossen- Alles auf Schiene: Im schaft. Sie haben in der Vergangenheit großartige Arbeit geleistet, Herbst 2020 übersiedelt wichtige und kluge Entscheidungen getroffen, Chancen erkannt die RWA in ihr neu errich- und genutzt. Ich wünsche ihnen weiter größtmöglichen Erfolg und tetes Hauptquartier in Korneuburg. Das Biosaat- freue mich auf unsere intensivierte Nachbarschaft. gutwerk samt Lagerhalle wurde im Vorjahr eröffnet. DI Reinhard Wolf, Generaldirektor RWA
» EIN ZUG ZUM MENSCHEN »Das Genossenschaftsleben ist des Bauern rechte Hand.« Drei ehemalige Funktionäre und Zeitzeugen halten gemeinsam Rückschau auf turbulente Jahrzehnte des Wandels in der Landwirtschaft. 14 Johann Hirsch: Josef Berthold: »Ich wurde vom »Ich bin ja fast im Bauernbundobmann Lagerhaus geboren. als Funktionär aus Mein Vater war Be- gesucht. Das war eine triebsleiter bis 1951.« große Ehre.« Die drei Herren nehmen auf Holzstühlen vor dem »Ich bin schon als kleiner Bub mit dem Vater zum dunkelgrünen Kachelofen Platz. Beheizt wurde der Lagerhaus gefahren, zuerst mit den Pferden, ab 1952 zwar schon lange nicht mehr, aber er befindet sich im dann mit dem Traktor«, erinnert sich Franz Berthold, ehemaligen Kassaraum des Lagerhauses Wetzleins- der mit seinem Gesprächspartner trotz der Namens- dorf, wo in den 1950er-Jahren die legendäre Gusti gleichheit nicht verwandt ist. »In der Erntezeit sind Dittler ihren Dienst versah – es ist ein idealer Ort, um die Bauern mit ihren Gespannen bis in den Ort hinein Erinnerungen an alte Zeiten aufzuwärmen. angestanden.« »Ich bin ja fast im Lagerhaus geboren«, erzählt 1963, im Alter von 23 Jahren, heiratete Franz Bert Josef Berthold, Jahrgang 1941. »Meine Familie hat hold, übernahm den elterlichen Betrieb und wurde – damals neben dem Gasthaus Grabler gewohnt, wo wie sein Vater – überzeugter Genossenschafter. »Für die Genossenschaft vor dem Bau des eigenen Lager- uns hat es nie etwas anderes gegeben. Das Genossen- hauses 1949/50 eingemietet war. Mein Vater war schaftsleben ist des Bauern rechte Hand.« Berthold Betriebsleiter bis 1951 und ich daher immer mitten- engagierte sich von 1977 bis 1982 im Aufsichtsrat, drin. Die Bauern haben schroten lassen und sind danach bis 1996 im Vorstand, war für eine Periode währenddessen im Wirtshaus gesessen. Da war auch Obmann-Stellvertreter. »Bei unseren vielen klei- immer viel los.« Josef Berthold schlug später den glei- nen Ortschaften mit früher vielleicht einmal 10 oder 15 chen Berufsweg ein wie sein Vater, war von 1977 bis Bauern hat sich das einfach so ergeben. Da hat es 1999 ebenfalls Betriebsleiter in Wetzleinsdorf und von geheißen: Du machst das.« 1999 bis 2001 in Ernstbrunn.
Jahrzehnt der Umbrüche Die großen Umbrüche der Genossenschaft in den 15 1990er-Jahren gestalteten die drei Herren aktiv mit: »1992 fusionierten wir mit dem Lagerhaus Wolkers- dorf,« erzählt Johann Hirsch. Er gehörte zu den insge- samt drei Personen, die damals alles vorbereiteten. Franz Berthold: »Im Vorfeld haben wir endlos lange diskutiert und »In der Erntezeit gefeilscht. Das war schon sehr interessant.« sind die Bauern mit Das gut gestellte Lagerhaus Ernstbrunn schloss ihren Gespannen bis in den Ort hinein sich erst vier Jahre später, im Jahr 1996, an, nach hefti- angestanden.« gem Taktieren und zwei Kampfabstimmungen. Für Wetzleinsdorf, früher das landwirtschaftliche Herz der Franz Berthold hat die dramatischen Veränderun- Genossenschaft Korneuburg, bedeutete das in der gen in der Landwirtschaft der vergangenen Jahrzehnte Folge ein Zurückfahren auf einen reinen Lagerbetrieb, miterlebt: »Früher wurde ja noch mit der Sense gemäht, was viel Kritik in der lokalen Bauernschaft auslöste. dann eingelagert und erst im Winter gedroschen. Am Trotzdem sind die ehemaligen Funktionäre über- Ende hat man dann 500 oder 600 kg ins Lagerhaus ge- zeugt, dass die Fusionen damals die richtige Antwort bracht. Ab Mitte der 50er-Jahre kamen bei uns dann auf die Veränderungen in der Landwirtschaft und auf Schauplatz des Treffens: der ehemalige Kassaraum des die ersten Mähdrescher auf, mit einer Schnittbreite den EU-Beitritt waren. Die vielen Standorte und Lagerhauses Wetzleinsdorf mit von 1 Meter 50. Da hat die Arbeit bis 2 Uhr in der Früh Abgabestellen seien nicht aufrechtzuerhalten gewe- dem dunkelgrünen Kachelofen gedauert.« Aber die Erträge nahmen zu. sen. »Für mich waren die Fusionen die Meilensteine Johann Hirsch, Jahrgang 1939, ist der Dritte in der meiner Zeit als Funktionär«, erklärt Hirsch. »Sogar Runde der Zeitzeugen. Der Erdäpfelbauer, der noch einer der schärfsten Gegner ist zwei Jahre später zu heute im Direktvertrieb mitarbeitet, saß von 1975 bis mir gekommen und hat zugegeben: ›Hans, recht 2016 im Aufsichtsrat der Genossenschaft, war 12 Jahre habt’s g’habt.‹ « lang dessen Vorsitzender. »Ich wurde damals vom Bauernbundobmann ausgesucht. Das war eine große Ehre. Ich war immer sehr gerne Funktionär.« Auch in seiner Familie wurden alle Betriebsmittel selbstver- ständlich vom Lagerhaus bezogen – »das war ein- fach so«.
» EIN ZUG ZUM MENSCHEN 16 Geballte Erfahrung: Die drei Alt-Funktionäre lassen die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren. Aufregung im Kassaraum »Der Wandel ist da« Josef Berthold ist stolz auf die unter seiner Ägide in Die aktuellen Entwicklungen der Genossenschaft Wetzleinsdorf errichtete Lagerhalle für losen Dünger: sehen die drei erfahrenen Alt-Funktionäre positiv: »Der war günstiger und hat den Landwirten viel Geld »Der Wandel in der Landwirtschaft ist da. Die Zeiten erspart.« Nicht jeder hat das gleich verstanden: Eines des Kontraktweizens mit den fixen Abnahmepreisen Tages stürmte ein Landwirt in den Kassaraum, brüllte sind vorbei, die Geschäfte unsicherer geworden«, »Ihr seid’s olle Pülcher« und rannte grußlos davon. resümiert Josef Berthold: »Man muss die Betriebe und Berthold fuhr ihm bis zu seinem Hof nach und Arbeitsplätze erhalten und geht mit den Haus- und brauchte mehrere Anläufe und die Unterstützung des Gartenmärkten, den Werkstätten und anderen Jungbauern, um den Mann zu überzeugen, dass er Dienstleistungen auch neue Wege. Was ist dagegen angesichts des weitaus höheren Wirkungsgrads einen einzuwenden?« Franz Berthold und Johann Hirsch sehr preiswerten Dünger erstanden hatte. »Es hätte gut gepasst« nicken zustimmend: »Das sind schon gute Ent Natürlich gab es auch Rückschläge: 1995 musste wicklungen.« die erfolgreiche Mühle in Stammersdorf geschlossen werden, weil der größte Kunde nach dem EU-Beitritt plötzlich andere Bezugsquellen für seine Backwaren fand. Um die Mühle und die damals ebenfalls aufge- lassene Abgabestelle Klosterneuburg und den Agrar-Standort Korneuburg tut es den überzeugten Genossenschaftern heute noch leid. Auch dass die geplante Fusion mit dem Lagerhaus Stockerau nicht zustande kam, bedauern sie: »Es hätte von der Struk- tur gut zu uns gepasst.«
Erntegeld und eine Dürre als gerechter Lohn 17 Die Dürre ist in ganz gleichmäßige Scheiben »Ehrliche Anerkennung« geschnitten und auf einem alten Steingutteller schön Maißer und sein Bruder haben schon früh im elter- angerichtet. Ein Tupfen Senf, frisches Brot und ein lichen Betrieb mitgearbeitet. Einmal waren sie im Kracherl ergänzen die zünftige Jause. Der aktuelle Alter von 10 bzw. 12 Jahren verbotenerweise mit Aufsichtsratsvorsitzende Johann Maißer, Jahrgang einem Pferdegespann unterwegs, als sie ein Gendarm 1952, hat sie heute nach Wetzleinsdorf mitgebracht, aufhielt. Sie stotterten, sie müssten mit der Fuhr um seine frühesten Lagerhaus-Erinnerungen zum Gerste ins Lagerhaus – der Beamte ließ sie zu ihrem Leben zu erwecken. Begleitet wird er von seinem Erstaunen weiterfahren. Das Erntegeld, das sie vom neunjährigen Enkel Fabian. Vater bekamen, und den traditionellen »Erntehahn« »Als ich in dem Alter war, bin ich zur Erntezeit der Mutter, ein Backhendl zum Abschluss der Arbei- gegen 20.30 Uhr mit dem Vater und meinem älteren ten, sahen die Brüder als »ehrliche Anerkennung. Wir Bruder zum Lagerhaus gefahren. Es gab lange Warte- haben uns gefreut.« schlangen. Dann konnten wir das Getreide in Säcken Seit 1985 engagiert sich Maißer in der Genossen- abliefern und haben die Grundreinigung abgewartet. schaft. Damals wurde er von Franz Berthold vorge- Zur Belohnung hat uns der Vater auf eine Dürre und schlagen. »Ich wollte immer den eigenen Betrieb mit ein Kracherl ins Gasthaus Woditschka eingeladen«, dem Lagerhaus verbinden und für alle Bauern etwas erzählt Maißer und die jugendliche Begeisterung erreichen. Das ist wahrscheinlich angeboren«, sagt er blitzt noch heute in seinen Augen auf. »Das Kracherl und schaut zu seinem Enkel. Fabian hört zu und hat war das Um und Auf.« Da nahm er auch in Kauf, dass auch die Bemerkung über das Erntegeld aufmerksam die Teller nicht immer so blitzblank angerichtet registriert. waren.
» MENSCHEN AM ZUG 18 Menschen am Zug
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» MENSCHEN AM ZUG »Kein Landwirt fährt bei uns weiter als 20 Kilometer.« Agrar-Spartenleiter Alfred Hödl kennt die Bedürfnisse der Landwirte und organisiert im Lagerhaus ein umfassendes Angebot von der Saat bis zur Ernte. befall und einem deutlichen Rückgang des Anbaus 20 geführt«, erzählt er. Wenn die neuen EU-Agrarförderungen so ungüns- tig ausfallen wie befürchtet, erwartet Hödl, dass in den nächsten Jahren bis zu 25 Prozent der 450 meist kleinstrukturierten Betriebe im Genossenschaftsge- biet aufgeben werden. Trotzdem bleibt der energiegeladene Mann mit den grauen Haaren und dem hellwachen Blick zuversicht- lich: »Jede Generation hat schwierige Zeiten erlebt und sie mit Familienzusammenhalt und verlässlichen Partnern wie dem Lagerhaus überstanden.« Vom gu- Alfred Hödl steht in einem Getreidefeld bei Rück- ten Angebot seiner Genossenschaft ist Hödl felsenfest ersdorf. Das unvermeidliche Tablet unter den rechten überzeugt: »Der Lagerhaus-Verbund ist Marktführer Arm geklemmt, lässt er die Finger prüfend über eine und dank seiner Größe auch international konkur- Ähre gleiten. Ein schneller Blick verrät ihm, dass die renzfähig. Es werden alle Produkte zu fairen Preisen Erntemenge bei den Landwirten auch diesmal keinen übernommen, und die Bezahlung ist sicher.« Jubel auslösen wird. Die Zufriedenheit der Landwirte sehe man auch Hödl, Jahrgang 1968, begann mit 20 als Kassier in daran, dass zwei Drittel Jahr für Jahr auf das Vertrags- Rückersdorf, durchlief Stationen in Schleinbach und system setzen. Der fix vereinbarte Anbau und Aufkauf Ernstbrunn, ehe er 2014 Spartenleiter Agrar wurde. Er bestimmter Kulturen schaffe Planungssicherheit auf verantwortet damit den traditionellen Lagerhaus- beiden Seiten. Kernbereich mit 23 Mitarbeitern an sieben Standorten. Ein weiterer Vorteil sei das dichte Versorgungsnetz Der Absolvent der Landwirtschaftlichen Fach- des Lagerhauses. »Kein Landwirt fährt bei uns weiter schule Hollabrunn kennt die Probleme der Bauern als 20 Kilometer bis zum nächsten Standort«, sagt der genau. Mit Sorge schaut Hödl etwa auf die geplanten Spartenleiter. »Er bekommt dort ein regional abge Handelsabkommen, die den heimischen Landwirten stimmtes Sortiment und kann sich darauf verlassen, zusätzliche Konkurrenz bescheren könnten, auf die dass alle wichtigen Betriebsmittel saisongerecht auf niedrigen Preise für Massenprodukte und die immer Lager sind.« Die Einkaufsexperten des Verbunds sorg- strengeren Regularien: »Das Pestizid-Verbot bei den Als Agrar-Spartenleiter muss Hödl landwirtschaftliche Trends ten durch genaue Marktbeobachtung für gute Markt- Erdäpfeln hat bei uns zu einem starken Schädlings erkennen und Ernten einschätzen können. preise.
Den eigenen Betrieb hat Hödl bereits an den Sohn überge- ben, er hilft aber weiter leiden- schaftlich gerne mit. Auch die Bio-Übernahmestellen in Schleinbach und Großengersdorf seien ein Service, den kleinere 21 Mitbewerber nicht immer anbieten: »Wir dividieren konventionelle und Bio-Landwirte nicht auseinander. Beide sichern die Versorgung und gehen verantwor- tungsvoll mit Betriebsmitteln um.« Als Spartenleiter müsse er ein halbes Jahr im Vor- aus planen, Trends erkennen und die Ernte einschät- zen können. »Vor allem Nassmais ist eine riesige Her- ausforderung«, erzählt Hödl. Die Menge wurde in den letzten Jahren von 6.000 auf mehr als 20.000 Tonnen gesteigert. Um sie zu bewältigen, braucht es genau- este Planung. Reservelager- und Trocknungskapazitä- bearbeitung; das für sie optimale Saatgut; Misch- statt ten müssen bereitgestellt werden, falls Schlechtwetter Monokulturen; und mutig Nischen besetzen.« Es gebe die Erntezeit stark einschränkt. »Da arbeiten wir am immer wieder aussichtsreiche Kulturen wie gestreifte Limit und wenn es geschafft ist, gehe ich mit meinen Sonnenblume, Gelbhirse, Ölkürbis, Spargel oder Erd- Leuten zum Heurigen.« beeren. Eines sei aber klar: »Nischen sind immer Die Berater seien für die Kunden überhaupt der arbeitsintensiv.« entscheidende Vorteil: »Sie kennen die Region, sind Auch Hödls Sohn hat den Betrieb im Zuge der topausgebildet, immer auf dem letzten Stand und Übernahme 2018 auf eine breitere Basis gestellt: hoch motiviert«, lobt Hödl seine Truppe. Er legt größ- Neben Sonnenblume, Zuckerrübe, Weizen und Mais ten Wert darauf, seine Mitarbeiter zu fördern und mit züchtet er die seltene Rinderrasse Murbodner. Seine ihnen in engem Kontakt zu stehen. »Wir gehen offen Eltern übernehmen noch immer gerne Stalldienste: und fair miteinander um. Wenn sie sich wohlfühlen, »Wenn man mit Tieren gut umgehen kann, bekommt spüren das auch die Kunden.« Hödl schwört auf man bei dieser Arbeit den Kopf frei.« Teamgeist: »Ich bin so etwas wie ein Spielertrainer. Wenn hinten einer einen Fehler macht, steht der Hödl im Tor und putzt aus.« Was rät er den Landwirten in diesen schwierigen Zeiten: »Zuallererst eine gesunde Fruchtfolge gegen Unkräuter und Schädlinge; eine ausreichende Boden-
» MENSCHEN AM ZUG Auf ein Gläschen im Weinbaucenter Christian Wimmer ist als Spartenleiter für Wein- und Obstbau zuständig. Für die Winzer des Weinviertels ist er damit ein unentbehrlicher Partner. Verschlüsse bis zu den Etiketten.« Ein Blick durch die 22 sonnenhelle Halle und über die Maschinen am Vor- platz zeigt, dass das nicht übertrieben ist. Nicht nur Weingartentechnik unterscheidet das WBC Wolkersdorf von den regionalen Mitbewerbern, die Winzer bekommen hier auch die notwendigen Pflanzenschutzmittel und Dünger. Ein mobiles Service- Team unterstützt sie bei der Inbetriebnahme und War- tung der Kellereitechnik und der Kühlungsanlagen mit ihren komplexen Leitungssystemen und Steuerungen. Ein wichtiges Thema sind Weinbehandlungsmittel wie Gelatine, Bentonit, Enzyme, Hefen, Tannine etc. Der kühle Weiße ist eingefüllt, Christian Wimmer Sie werden bei der Bereitung von Wein dazu verwen- hält das blitzblank polierte Glas schräg gegen das det, eine reintönige Gärung und den bakteriellen Licht und prüft den Inhalt mit Kennerblick und Säureabbau zu gewährleisten und unterstützen die Genießermiene. Seit Jahrzehnten befasst sich der Reifung und Klärung. Spartenleiter Wein- und Obstbau mit dem Genuss- Vor ihrem Einsatz ist das modern ausgestattete mittel, das dem Weinviertel seinen Namen und gan- Labor gefragt. »Ohne Labor wären wir kein Weinbau zen Landstrichen ihre typische Prägung verliehen hat. center«, sagt Wimmer. »Es ist das Herzstück.« Hier Wein ist ein besonders hoch kultiviertes landwirt- schaftliches Produkt und für viele eine Leidenschaft. Wein war für das Lagerhaus Korneuburg schon immer ein großes Thema. Im Jänner 2017 wurde ihm mit dem Wein- & Obstbaucenter Wolkersdorf ein eigener Standort mit sieben Mitarbeitern gewidmet. »Wir sind ein echter Komplettanbieter«, erzählt Chris- tian Wimmer während eines Rundgangs. »Der Winzer bekommt bei uns alles, was er braucht – vom Setzling über die Steher und Stecken bis zur Weingartentech- nik, vom Rebler über die Weinpresse, Kühlgeräte und Tanks bis zur Füllanlage; von den Flaschen über die
Der Spartenleiter ist stolz auf »sein« modernes Weinbaucenter in Wolkersdorf und das Komplettangebot für die Winzer. wegen ins Lagerhaus Korneuburg, wo er sich am Stand- ort Stammersdorf von Anfang an mit Wein befasste. 23 Als Stammersdorf Ende der 1990er-Jahre geschlossen wurde, übersiedelte Wimmer nach Wolkersdorf und nahm seinen Kundenstock mit. Die meisten von ihnen sind mittlerweile Vollwinzer, nur »zwei bis drei Prozent machen es noch im Nebenerwerb«. Wimmer hat schon viele Innovationen im Weinbe- reich erlebt und vorangetrieben – die Einführung des Drehverschlusses, den individualisierbaren Etiketten- druck in Kleinserien, die Einführung der Leichtflasche durch die RWA, die 15 Prozent weniger wiegt und damit werden die frischen Weine auf Alkoholgehalt, Schwe- Transportkosten verringert. Der größte Meilenstein für fel, Säure, Eiweißstabilität und Sensorik hin unter- Wimmer war aber die Errichtung des neuen Wein- sucht. Das erfordert aufwändige Technik und feinsten baucenters um 1,8 Millionen Euro. »Und stolz bin ich Geschmackssinn. »Für viele kleinere Winzer sind darauf, dass ich seit meinem Wechsel nach Wolkers- diese Anlagen zu teuer, aber auch große Winzer kom- dorf 1999 jedes Jahr positive Zahlen schreiben konnte.« men zu uns, um eine zweite Meinung zu hören«, Für die Zukunft sieht Wimmer einige Herausforde- erzählt der Spartenleiter, der sich persönlich vor rungen: Die Zahl der Kleinwinzer nimmt ab, die allem um Kellereitechnik kümmert. »Wir begleiten Ansprüche der Großen steigen; die Rekordernte von den Wein wirklich von der Rebe bis ins Glas.« 2018 liegt noch in vielen Tanks, was die Preise drückt; Das »Ausverkosten« im Labor sei eine sehr heraus- der Klimawandel sorgt für frühere Lesezeitpunkte mit fordernde und vertrauensvolle Aufgabe. Denn jeder höheren Temperaturen, was eine raschere Kühlung Winzer hat eine genaue Vorstellung von der Stilistik erfordert. Und nicht zuletzt hat der Wein weniger seines Weins, möchte ihm aber mit Unterstützung der Säure, die ihm in Österreich laut EU-Regeln nicht Lagerhaus-Weintester noch das letzte Glanzlicht auf- zugesetzt werden darf. setzen. Dass hier strengste Geheimhaltung Pflicht ist, Trotzdem strahlt Wimmer Zuversicht und große versteht sich von selbst. Freude an seiner Arbeit aus: »Meine liebste Aufgabe Christian Wimmer ist Jahrgang 1964. Bereits mit 15 ist das Weinverkosten mit Kunden. Da geht es um den Jahren trat der Waldviertler ins Lagerhaus Gmünd ein Genuss, aber vor allem um die Kontaktpflege mit den und lernte Bürokaufmann. 1988 wechselte er der Liebe Winzern. Denn nur das Persönliche zählt.«
» MENSCHEN AM ZUG Die Power-Frau von der Tankstelle irgit Bauer-Schwanzer verantwortet im Lagerhaus Korneuburg den Bereich Energie – B ein hart umkämpftes Geschäft, in dem sie auf Qualität und Verlässlichkeit setzt. gelegentlich noch »Ölprinzessin« gerufen wird, 24 nimmt die junge Frau mit Humor. »Ich bin stolz darauf, dass ich die Sparte aufbauen durfte.« Sie legte die bis dahin auf alle Standorte ver- streuten Energie-Kompetenzen zusammen, führte das Kunden-Management-System CRM ein, 2018 konnte ein zweiter Tankwagen in Betrieb genommen werden. Das Zustellgeschäft macht im Lagerhaus zwei Drittel des Energie-Umsatzes aus: Landwirte und Großkunden lassen sich ihre Hoftanks befüllen, Hausbesitzer ihre Öllager. Auch Pellets und Scheitholz werden geliefert. Hier sieht Bauer-Schwanzer die Stärke des Lager- Birgit Bauer-Schwanzer steht vor den Zapfsäulen kaum findet.« Nach ihrer Matura an der Handelsaka- hauses: »Unsere beiden Fahrer, die Herren Schierer der Genol-Tankstelle in Ernstbrunn und erklärt die demie bewarb sie sich folgerichtig im Lagerhaus. Lei- und Zimmermann, arbeiten extrem sauber und ver- Vorzüge des neuen Treibstoff-Trends Protect Diesel: der sei keine Stelle frei, man werde ihre Bewerbung lässlich. Sie kennen ganze Familiengeschichten und »Die Landwirte schätzen ihn, weil er konstant winter- aber in Evidenz halten, wurde ihr mitgeteilt. die Heizungsanlagen. Wenn bei der Einstellung etwas fest bis −30° ist und sie nicht überlegen müssen, wann Zu ihrer eigenen Überraschung meldete sich das nicht passt, helfen sie auch schon einmal mit.« Dieses sie welche Maschine mit welchem Diesel betankt Lagerhaus fünf Jahre später tatsächlich und bot der Nahe- und Vertrauensverhältnis sei typischer Lager- haben. Die Privatkunden wählen ihn gerne wegen der damals 25-Jährigen den Energie-Bereich an. 2010 trat hausstil: »Man kennt uns und weiß, wir sind pünkt- größeren Reichweite und der reineren Verbrennung, sie den Job an, ein Jahr später war sie Leiterin der neu die den Motor schützt.« geschaffenen Sparte Energie. »Jung und Frau – das Bauer-Schwanzer ist seit 2011 Spartenleiterin Ener- war am Anfang nicht ganz einfach«, lacht Bauer- gie im Lagerhaus Korneuburg. Ihr Büro ist zwar in Schwanzer, mittlerweile Mutter eines Sohnes und in Rückersdorf, für das Gespräch hat sie aber Ernstbrunn einem landwirtschaftlichen Betrieb in Stetteldorf am vorgeschlagen wegen der modernen und besonders Wagram beheimatet. »Beim ersten Treffen der Spar- gut ausgestatteten Tankstelle. tenleiter in St. Pölten war ich die einzige Frau.« Und Als Tochter einer bäuerlichen Familie aus Tresdorf auch einige Kunden wären anfangs automatisch mit war die zierliche junge Frau schon immer mit dem La- ihren Energie-Fragen zum Standortleiter in Rückers- gerhaus verbunden. »Es ist einfach ein sicherer Hafen, dorf gegangen. »Da braucht man Durchhaltevermö- wo ich alles bekomme, wo es persönliche Ansprech- gen und muss beweisen, dass man es kann.« Mittler- partner gibt und einen Service, wie man ihn sonst weile bestehen daran keine Zweifel mehr. Dass sie
Manche nennen sie »Ölprinzessin«: Die junge Spartenleiterin Bauer-Schwanzer kann darüber herzhaft lachen lich, die Eichung ist korrekt, die Qualität passt.« Als Lagerhaus dürfe man sich nichts erlauben. Feh- 25 ler einer Sparte färben sofort auf alle anderen ab: »Ich habe einmal einen Kunden gefragt, warum er bei uns keinen Diesel kauft. Die Antwort: Vor zehn Jahren habe irgendetwas mit einer Zustellung nicht geklappt.« Sie selbst ist für Ein- und Verkauf zuständig, für Kalkulation und betriebswirtschaftliche Planung, für Auswertungen und Analysen. Dabei müsse sie genau auf die Kosten und auf eine konstante Auslastung achten. Denn trotz eindrucksvoller Umsatzzahlen, seien die Margen im Energie-Geschäft gering: »Da geht es um jeden Cent.« Drei 100.000 Liter-Tanks in Rückersdorf bzw. Wetzleinsdorf lassen ihr wenig Spielraum für Bevorratung. Da ist vor allem Verhand- lungsgeschick im Alltagsgeschäft gefragt. Der Blick in die Zukunft wirft für Bauer-Schwanzer viele Fragen auf: Ihr Hauptprodukt, der Diesel, ist ins Gerede gekommen, eine Abschaffung des Steuerprivi- legs wird gefordert. »Dann muss man erst sehen, wo- hin sich die Landwirte und Transportunternehmen orientieren.« Die Neuinstallation von Ölheizungen wurde verboten, auch dieses Geschäft läuft einmal aus. Auf dem Pelletsmarkt gibt es viele Mitbewerber. Nicht zuletzt erhöht der Strukturwandel in der Landwirt- schaft den Konkurrenzdruck. »Diese Ungewissheit macht uns zu schaffen.« Trotzdem ist Bauer-Schwanzer vom Lagerhaus und seinen Vorzügen überzeugt: »Bei uns bekommen die Kunden verlässliche Qualität, es geht familiärer und persönlicher zu. Das ist ein Wert, der bleibt.«
» MENSCHEN AM ZUG Ehemaliger Verkaufstrainee als Technik-Chef Bernhard Buchegger ist als Technik-Spartenleiter Herr über vier Autohäuser und elf Werkstätten an vier Standorten. Er führt ein Team von 120 Mitarbeitern. Warum er zum Lagerhaus Korneuburg gewechselt 26 ist? »Das Angebot, die gesamte Technik-Sparte zu übernehmen, war eine reizvolle Herausforderung. Da musste ich nicht lange überlegen«, sagt der zwei- fache Vater, der nach wie vor in Kirnberg an der Mank lebt. »Das Lagerhaus hat einen familiären Charme – vom Geschäftsführer bis zum Lehrling. Hier wird jeder wie ein Mensch behandelt.« Der neue Spartenleiter investiert jedenfalls viel Zeit, um alle seine 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persön- lich kennenzulernen. Bernhard Buchegger ist neben Personalführung Bernhard Buchegger hat im funkelnagelneuen zuständig für die Werkstätten an den Standorten Kor- Peugeot Platz genommen und hört aufmerksam zu, neuburg, Tresdorf, Wolkersdorf und Ernstbrunn – vier als ihm Verkaufsberater Thomas Stingl das moderne für Pkw, drei für Landmaschinen, eine für Lkw- und Navigationsgerät erklärt. Nötig hätte er es nicht, denn drei für Kleinmotoristik. In den Autohäusern werden der smarte 33-Jährige, der seit November 2019 die die Marken Peugeot, Opel, Suzuki, Nissan und Subaru Sparte Technik im Lagerhaus Korneuburg managt, hat verkauft. den Verkauf von der Pike auf gelernt. Bucheggers Auftrag ist es, den erfolgreichen Kurs Buchegger stammt aus einer Landwirte-Familie, der vergangenen Jahre weiter zu entwickeln. Dazu begann nach der Handelsschule aber als Verkaufs will der betont freundlich auftretende junge Mann vor trainee im Lagerhaus Mostviertel Mitte. Dort hatte allem die filialübergreifende Zusammenarbeit aus- der gebürtige Scheibbser zuvor schon mehrere Feri- bauen. Einheitliche IT-Systeme, verbesserte Kommu- alpraktika absolviert. »Die Entwicklungschancen im nikation und Teambuilding sollen Reibungsverluste Lagerhaus sind großartig«, sagt Buchegger. Er selbst reduzieren und den Kunden ein noch schnelleres Ser- durchlief alle Stationen im Technik-Bereich, wurde vice bieten. »Es gehört zu den größten Vorteilen einer zuerst stellvertretender und dann für fünf Jahre Leiter Genossenschaft, dass wir keinen Aktionären ver- eines Autohaus-Standorts. Nebenbei absolvierte er pflichtet sind und das Kapital zugunsten unserer Kun- ein Management-Studium an der FH Wien und war den und Mitglieder investieren können.« Teil des Talentepools der RWA Raiffeisen Ware Buchegger hat Autohandel von der Pike auf gelernt und freut sich, Mitarbeiterführung und -motivation ist Bucheg- Austria. den Kunden fünf Marken anbieten zu können. ger ein großes Anliegen: »Denn sie setzen um, was
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