ZeitAlter - Generation Global - Ein generationsübergreifendes Bildungsangebot zum Globalen Lernen - W3 Hamburg
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P R O J E K T D O K U M E N TAT I O N zeitAlter – Generation Global Ein generationsübergreifendes Bildungsangebot zum Globalen Lernen
INHALT Vorwort Seite 4 Grußwort Seite 5 Acht Jahre zeitAlter: Projektidee, Umsetzung und Weiterentwicklung Seite 6 Die Projektjahre 2019 – 2020 Seite 18 zeitAlter in Zahlen & Themen Seite 24 Lernziele und Lernerfahrungen Seite 26 Interview mit dem Fachkreis Seite 33 Stimmen aus dem Projekt Seite 38 Impressum Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. Altersdiskriminierung während der Nernstweg 32 – 34, 22765 Hamburg info@w3-hamburg.de, www.w3-hamburg.de COVID -19-Pandemie Seite 42 V.i.S.d.P.: Naciye Demirbilek Ein Ende und ein Anfang … Seite 45 Projektleitung: Nina Horn und Nina Kullrich März 2021 Für den Inhalt dieser Publikation ist allein die W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von Engagement Global gGmbH und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder.
Vorwort Ein Grußwort von Sabine Illing Ein Zeitalter ist ein längerer Abschnitt (…), der sich durch verbindende Elemente auszeichnet … Mit dem Projekt zeitAlter – Generation Global, das seinen Ursprung in dem halb- Wikipedia jährigen Projekt grenzenlos global fand, hat die W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. ein einzigartiges Bildungsangebot unter dem Motto Was bedeutet das für „unser“ zeitAlter? „global denken, lokal handeln“ geschaffen. Die Norddeutsche Stiftung für Um- welt und Entwicklung hat die Konzeptentwicklung finanziert und so ermöglicht, Das verbindende Element schlingt sich wie ein rotes Band durch und um 8 (acht!) dass aus einer Idee ein achtjähriges Projekt wurde. Ende 2011 fand die Ausstel- gemeinsame Jahre, mit unglaublich vielen unterschiedlichen Themen, Refe- lung „Stille Heldinnen“ in Kooperation mit Heplage Deutschland u.a. mit Frau rent*innen, Begleiter*innen, Unterstützungen, Zusammensetzungen: Es ist die Hannelore Hoger im Altonaer Rathaus als Auftakt für das in 2012 beginnende Herausforderung, global zu lernen und lokal zu handeln. Es ist die Anforderung, Projekt statt. erworbene = erlebte Fähigkeiten und Kompetenzen zu erweitern, mit anderen zu teilen und Impulse zu setzen. Das sehr umfangreich angelegte Programm – fokussiert für und mit Älteren – war ein anspruchsvolles Vorhaben, gewann schnell an Relevanz und konnte mit Zeit + Alter bringen uns auch zu der Frage: Wie definieren wir „Alter“? Begrenzt viel Engagement seitens der Teilnehmenden, Kooperationspartner*innen (ideell sich „lernen“ nur auf jüngere Menschen und ab einem bestimmten Lebensalter – wie auch finanziell), Ehrenamtlichen und Projektmitarbeiter*innen Jahr für Jahr was dann? Nicht mehr lernen? Den Horizont nicht mehr erweitern? Keine Erfah- umgesetzt und weiterentwickelt werden. Auch die Themen trafen den Puls rungen und Erinnerungen weitergeben? Nicht mehr neugierig, nicht mehr wiss- der Zeit: Nachhaltigkeit, Migration, Entwicklung, Wirtschaft und Politik, das alles begierig, nicht mehr umtriebig sein (dürfen)? global gedacht – natürlich unter dem Leitbild der W3_ „für globale Gerechtig- keit“. Wie sind wir mit Menschen in der Welt verbunden? Wie funktionieren die Genau das Gegenteil ist der Fall! Seit wir im Juni 2012 mit dem Fachforum starte- (Welt-)Wirtschaftssysteme? Was haben wir mit dem Klimawandel zu tun? Brau- ten, reihten sich die Themen wie Perlen an der Schnur: Flucht und Vertreibung, chen wir uneingeschränktes Wachstum und Wohlstand? Wie können wir auf eine Migration und Willkommen, Diskriminierung und Rassismus, Altersbilder im Wan- gerechtere Weltgemeinschaft hin arbeiten und für mehr Teilhabe sorgen? Oder del, freiwilliges Engagement, Lebenswelten und Zusammenhänge, Ungerechtig- was sollten wir auch lassen? keiten in einer globalisierten Welt, Natur und Nachhaltigkeit, Jung und Alt, ich für mich, ich für andere, wir für uns, wir für andere – um nur einige zu nennen. Vieles entstand im Prozess aus den vielfältigen Expertisen, aus unterschiedlichs- ten Perspektiven, aus der Praxis heraus oder wissenschaftlich hergeleitet. Die Ich habe in diesen Jahren so viele fantastische Menschen kennengelernt, die und Verknüpfung mit aktuellen Themen – Themen der Teilnehmer*innen–, mit gesell- deren Ideen und Meinungen ich nicht mehr missen möchte. Zu Beginn glaubte schaftspolitischen Entwicklungen und globalen Veränderungen fand ihren Platz. ich, schon so Vieles über so viele Themen zu wissen – ich habe mich geirrt, ich Ob es praktische (Lebens-)Erfahrungen der Älteren waren, die an die jungen habe mich gern eines Besseren belehren lassen. Fazit: Lebenslanges Lernen lohnt! Teilnehmer*innenweitergegeben und diskutiert wurden, oder wissenschaftliche Und: Niemand ist jemals zu alt um (dazu) zu lernen! Vorträge mit Fachvokabular, das irritierte Keine*n. Aktiv waren alle Beteiligten – im und auch außerhalb des Projektumfeldes. Mein persönlicher Dank geht an die „Erfinderinnen“ dieser wunderbaren Fort- bildungsreihen, an die Teilnehmer*innen, die Kooperationspartner*innen und Wir wünschen viel Inspiration und Freude beim Lesen! Machen Sie mit, denn Organisationen, die Projektförder*innen, die W3_ Hamburg und natürlich an die jede*r Mensch kann für ein bisschen mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit lieben Menschen von zeitAlter, die uns über die Jahre hinweg begleitet haben. sorgen. Das hat uns das Projekt gezeigt. Vielen Dank an Alle von Beginn an! Es geht weiter … Sabine Illing war seit Beginn als Projektteilnehmerin bei Veranstaltungen dabei und in der Werkstatt-Gruppe aktiv, zudem engagierte sie sich als Kooperations- Naciye Demirbilek partnerin für den Bezirks-Seniorenbeirat Altona im Fachkreis. Geschäftsführung PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 4 5 GRUS S W O RT
1. Acht Jahre zeitAlter: 2012 – 13 zeitAlter – global lernen & lokal handeln Projektidee, Umsetzung Im Vorfeld hatte in 2011 eine Projektkonzeptionsphase in Form eines kleinen Projekts stattgefunden, in der Bedarfsanalyse, Recherche und Konzeptarbeit be- und Weiterentwicklung trieben, Kontakte geknüpft und Kooperationsgespräche geführt wurden und das Grundgerüst für das Projekt aufgesetzt wurde. In der ersten Projektphase stand im Fokus, Globales Lernen und Senior*innenbildung miteinander zu verbinden und herauszufinden, was die Zielgruppe interessierte. Dieser integrative Ansatz war bis dahin sehr selten, sodass es eine gemeinsame Forschungsreise wurde. Die inhalt- Das insgesamt achtjährige Projekt zeitAlter war ein Bildungsprojekt der lichen Schwerpunkte reichten von der Vielfalt des Alters und der Altersbilder welt- W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. und hatte zum Ziel, weit über Migration und Flucht, Diskriminierung, nachhaltige Entwicklung bis hin Bildungsangebote zu globalen Zusammenhängen und Thematiken zunächst vor zum Engagement für eine zukunftsfähige Welt. Begleitend wurde ein Fachkreis ins allem für ältere Menschen zu schaffen. Die Ermutigung zum gesellschaftlichen Leben gerufen, in dem die beteiligten Organisationen ihr Wissen und ihre Erfah- Engagement war ebenfalls zentraler Bestandteil des Projekts. Für ältere Men- rung in der Erwachsenenbildung, Senior*innenbildung, entwicklungspolitischen Bil- schen gibt es bundesweit nach wie vor hierzu kaum Angebote, sie werden als dungsarbeit sowie im Bereich Globales Lernen beratend einbrachten. Dieser Fach- Zielgruppe weitgehend außer Acht gelassen. Dabei haben viele von ihnen großes kreis bestand in unterschiedlicher Besetzung bis zum Abschluss des Projekts und Interesse daran, globale Zusammenhänge zu verstehen, sich handlungsfähig in stellte ein sehr wertvolles Begleitungs- und Beratungsgremium dar. einer zunehmend globalisierten Welt zu fühlen und sich für eine gerechtere und enkel*innen-taugliche Welt zu engagieren. Zudem haben viele nach der Erwerbs- Formate und Ausgestaltung phase wieder mehr Zeit sich zu engagieren. Das Projekt wollte diese Umbruch- phase nutzen, um durch sein Bildungsangebot eine Neuorientierung anzuregen Den Auftakt bildete das zweitägige Fachforum „Lebensnah & weltweit. Lebens- und Teilnehmer*innen zu motivieren, sich gesellschaftspolitisch zu engagieren. erfahrung gestaltet Globales Lernen“ im Juni 2012, das zum Ziel hatte, einen kreativen Raum zum Erfahrungsaustausch rund um das Thema Globales Lernen im In der weiteren Entwicklung des Projekts wurde ab 2017 die angesprochene Ziel- höheren Lebensalter zu bieten, Kernthemen zu identifizieren, die die Zielgruppe gruppe auf jüngere Menschen ausgeweitet, um den Austausch und das Lernen interessierte, und weitere Impulse für die Ausarbeitung von neuen Ansätzen für mit- und voneinander zwischen Generationen zu fördern. Die Erfahrung zeigte, diesen speziellen Bereich der Bildungsarbeit zu gewinnen. Teilnehmer*innen wur- dass auch hierfür kaum Räume und Angebote vorhanden sind und gleichzeitig den ermutigt, eigene Anliegen und Themen einzubringen. der generationsübergreifende Austausch eine unglaubliche Bereicherung für alle Beteiligten darstellte. nde Über 50 Personen arbeiteten mittels der Open Space Methode alt e Offenprächsru Ge s i e l f intensiv zu der leitenden Frage: Welche Anliegen hat die Ziel- Um einen Einblick in die verschiedenen Projektphasen, konzeptionellen Über- DiesVAlters-13 00 gruppe Ältere im Bereich Globales Lernen und in den Schwer- de .13, 11 ltona 00 legungen, Hintergründe, Entwicklungen und Schwerpunkte zu bekommen, punktthemen Migration und Entwicklung? Open Space ist eine .4 Do 4im Mercado A chos s rges werden diese hier zusammengefasst beschrieben und mit Veranstaltungs- Bühn e im Unte partizipative, selbstorganisierende Struktur für Großgruppen, beispielen ergänzt. in der Teilnehmer*innen eigene Themen ins Plenum geben und dann Arbeitsgruppen zur Umsetzung verschiedener Projekt- ideen gründen. Daraus entstanden im weiteren Verlauf unter aktiver Vorbereitung und Beteiligung von Teilnehmer*innen zwei Veranstaltungen: Eine, bei der einige im geschützten Rah- men Eindrücke von Flucht anhand eigener Geschichten aus dem 2. Weltkrieg teilten, sowie die Offene Gesprächsrunde „Die Veranstaltungsplakat Vielfalt des Alters“ im öffentlichen Raum im Mercado Altona, „Die Vielfalt des Alters“ bei der es um vielfältige Perspektiven auf das Alter ging. Z E I TS TR A HL 2. Jahreshälfte 2011 Konzeptionsphase 2012 1.1. Start 1. Projektphase 18.6. Auftakt Fachforum „Globales Lernen für Ältere“ PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 6 7 ACHT J AHRE Z E I TALT E R
In diesem Zusammenhang nahm die zeitAlter-Werkstatt (damals noch Projekt- gearbeitet, um die Beteiligten in ihren Lebenswelten und -Expertisen abzuholen. werkstatt) ihren Anfang, zunächst als Vor- und Nachbereitungstreffen im Rahmen Vor allem brauchte es viel Raum für Austausch und Reflexion. Ein weiterer für der gemeinsam organisierten Veranstaltungen. Dort wurden die beiden Veran- die Teilnehmer*innen zentraler Punkt war die angenehme, vertrauensvolle, ein- staltungen zusammen geplant, konzipiert, Aufgaben verteilt und im Anschluss ladende und wertschätzende Atmosphäre. Außerdem sorgten wir für kostenlose an die erfolgte Durchführung noch nachbesprochen und evaluiert. Daraus ent- Verpflegung. Die informellen Gespräche bei Kaffee, Obst und Keksen in den stand der Wunsch, sich weiterhin in kleinerer Runde zu treffen. Somit boten die Pausen oder beim gemeinsamen Mittagessen waren wichtiger Bestandteil der Treffen der Projektwerkstatt eine vertiefende und praxisorientierte Ergänzung Gruppenbildungsprozesse. zur Fortbildungsreihe für diejenigen, die sich engagieren oder eigene Ideen umsetzen wollten und hierfür Unterstützung, Austausch und Mitstreiter*innen Des Weiteren wurden thematische Stadtrundgänge angeboten, die den Teil- suchten. Hier wurden die Fortbildungsinhalte sowie weitere Themen, die von nehmer*innen die kulturelle Vielfalt einer Großstadt erfahrbar machten. Das Teilnehmer*innen selbst eingebracht wurden, vertieft diskutiert und besprochen. Aufsuchen von Orten und inhaltliche Arbeiten dort ermöglichte die Verknüp- Auch wurde sich Fragen, Herausforderungen und Möglichkeiten in Bezug auf fung der Orte mit ihren Geschichten, historischen Kontexten und deren heutige gesellschaftliches Engagement gewidmet. Relevanz und Kontinuitäten. Diese Exkursionen wurden als sehr informativ und lebensweltbezogen und zugleich als gemeinsames Erlebnis wertgeschätzt und waren sehr beliebt. Beispiele hierfür sind der Stadtrundgang in St. Georg Das war für mich genau das Richtige. Denn nach der „Kulturelle Vielfalt & Migration im Lebensalltag“ sowie die Exkursion zum Tansa- Beendigung meines Berufslebens hatte ich weiterhin ein nia Park auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne „Koloniale großes Bedürfnis, mit anderen Menschen zusammen zu Spuren. Städtepartnerschaft Hamburg – Dar es Salaam“. kommen, um über aktuelle gesellschaftspolitische Themen Lächelnde Senior*innen oder ein Papagei auf Flyern? zu diskutieren. Mir war es ein starkes Anliegen, aktiv an der sich rasant entwickelnden globalisierten Welt teilzu- Ein großes Thema neben der Benennung der Zielgruppe, die uns viel beschäftigt hat (siehe Kapitel 3 Lernziele und Lernerfahrungen, S.26), war die Frage, wie nehmen und nicht alles in einem privaten Kämmerlein wir ältere, an globalen Themen interessierte Menschen ansprechen wollen, ohne abzuhandeln. uns Stereotypen zu bedienen. Wir kamen schnell zu dem Konsens, dass wir keine lächelnden älteren Menschen auf unseren Flyern abbilden wollten. Die zentrale Hilga Maria P., Teilnehmerin Herausforderung bestand darin, etwas Bildhaftes zu finden, das die Aufmerk- samkeit vor allem von über Fünfzigjährigen auf sich zog. Da diese Altersgruppe Ein weiteres zentrales Angebot stellte die Fortbildungsreihe „Lebenswelt Global“ mindestens so heterogen ist wie jede andere auch, fanden wir keine Symbole, dar, in der es um Nord-Süd Zusammenhänge und Verwicklungen, Migration und die hierfür besonders geeignet schienen. Also entschieden wir uns, die Flyer Nachhaltige Entwicklung, Rassismus und Diskriminierung, aber auch um Aktives möglichst ansprechend – unabhängig des Alters – zu gestalten und die Zielgruppe Altern, Altersbilder weltweit sowie Engagementmöglichkeiten ging. Zunächst im Beschreibungstext zu benennen. Auch experimentierten wir mit Störern wie war dies als aufeinander aufbauende Veranstaltungsreihe konzipiert und auf „für Ältere“, wozu wir sehr konträre Rückmeldungen bekamen. Das Entscheiden- eine „feste“ Gruppe ausgerichtet worden. Allerdings mussten wir schnell fest- de war weniger die Aufmachung der Flyer, sondern vielmehr die Zugänge zum stellen, dass der Wunsch nach Flexibilität einen hohen Stellenwert bei vielen Flyer: wo lagen diese aus? War das Projekt als Bildungsangebot für Ältere bereits Teilnehmer*innen hatte. Viele wollten ihre zurück gewonnene Freiheit nach bekannt? Hierfür war selbstverständlich die unschätzbare „Mund-zu-Mund- einer häufig langen Zeit der Verpflichtungen während der Erwerbsphase und / Propaganda“ besonders relevant. oder Care Arbeit möglichst uneingeschränkt genießen. So ermöglichten wir die Teilnahme an einzelnen Veranstaltungen, was die Herausforderung mit sich Eintrittspreis oder Spendenbeitrag? brachte, einen roten Faden und aufeinander aufbauende Segmente mit der Möglichkeit zu verbinden, die Veranstaltungen auch als eigenständige, in sich Des Weiteren war die Frage der Kosten oder Spenden für die Bildungsangebote abgeschlossene Einheiten zu besuchen. Die Fortbildungen waren ganztägige ein Punkt, mit dem wir uns vielfach auseinandergesetzt haben. Einerseits ist in Angebote, die in der Regel eine Kombination waren aus einleitendem Input den Förderbedingungen häufig ein Anteil an baren Eigenmitteln vorausgesetzt. oder Vortrag sowie Phasen der Gruppenarbeit und des Transfers in den persön- Und auch die Wertschätzung des Angebots kann mit entrichteten finanziellen lichen Lebensalltag. Teilweise wurde auch mit autobiografischen Zugängen Beiträgen ausgedrückt werden. Andererseits war uns damals bereits bewusst, 2013 2014 Juni Entstehung der Werkstatt 17.10. Start 1. Fortbildungsreihe 4.4. Offene Gesprächsrunde 1.1. Start 2. Projektphase „Lebenswelt Global“ im Mercado Altona PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 8 9 ACHT J AHRE Z E I TALT E R
dass viele Ältere, vor allem alleinstehende, ältere Frauen, wenig finanzielle Mittel Diese Tagesseminare hatten so sprechende Titel wie: zur Verfügung haben, also das Thema der sogenannten Altersarmut auch für uns relevant war. So wollten wir auf jeden Fall vermeiden, dass Personen aus Kosten- „Erinnerungen an die Zukunft – gehören Wirtschaft und gründen nicht an den Angeboten teilnehmen können. Daher entschieden wir Wachstum untrennbar zusammen?“ und „Lebensraum uns für einen freiwilligen Beitrag auf Spendenbasis und gaben einen Spenden- Ozean – Fritz, gibt’s noch frische Fische?“. Sie wurden vorschlag als Orientierung bei den Fortbildungen und Workshops an. gelockert und ergänzt durch Übungen, Rollenspiele, Klein- gruppendiskussionen… Ein angenehmes, lustvolles Lernen. Wolfgang S., Teilnehmer 2014 – 16 zeitAlter – global lernen & lokal handeln Von Fortbildungen zu Workshops mit lokalen Gästen Inhaltliche Schwerpunktsetzung Zunächst nannten wir unsere Angebote Fortbildungsreihen, um den Bildungscharak- Da das Projekt viel Zuspruch und Zulauf erfuhr und deutlich wurde, wie hoch die ter hervorzuheben. Im Verlauf hatten wir das Gefühl, dass die Bezeichnung „Fortbil- Nachfrage an solchen gesellschaftspolitischen Bildungsangeboten für ältere Per- dung“ hohe Erwartungen in Bezug auf die Verwertbarkeit des Gelernten in Form des sonen ist, konzipierten wir eine diesmal dreijährige Projektphase. Dies bedeutete sogenannten Outputs weckte. Daraufhin wählten wir für diese Angebote die Bezeich- dementsprechend mehr Konzeptarbeit und Vorausplanung, da wir bereits vor nung „Workshops“, um den Beteiligungs- und Prozesscharakter stärker zu betonen. Beginn festlegen mussten, welche Themen wir mit welchen Formaten in welchem Was wir beibehielten, waren die thematischen Veranstaltungsreihen, wo die Work- Umfang die nächsten drei Jahre behandeln wollten. Vor Projektbeginn befragten shops aneinander anknüpften und gleichzeitig auch einzeln besucht werden konnten. wir Teilnehmende, welche Themen für sie zukünftig im Rahmen unserer Projekt- angebote interessant sein könnten. In einem längeren Arbeitsprozess hatten sich Häufig waren zum Abschluss der Workshops lokale Initiativen zu Gast, um Engage- dabei einige Aspekte des nachhaltigen Wirtschaftens herauskristallisiert. Die Fra- mentmöglichkeiten vor Ort aufzuzeigen. Aktive berichteten von ihrer Arbeit, ihren gen richteten sich auch nach dem Zusammenspiel: Wie könnte man Wirtschaften Visionen und damit verbundenen Herausforderungen. Auch stellten sie vor, inwie- und Nachhaltigkeit vereinbaren? Wie können wir so leben, dass unsere Welt weit andere ebenfalls aktiv werden können. zukunftsfähig bleibt bzw. wird? So rückten wir u.a. den Umgang mit den Res- sourcen Wasser und Boden in den Mittelpunkt, arbeiteten zu globaler Textilpro- duktion, Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion und -Verschwendung. Zum Abschluss stellten sich regionale Projekte vor: z.B. eine Auch Abfall, Klimawandel, Energieverbrauch oder unser Leben mit Kunststoffen standen auf dem Plan. Immer wieder ging „ökologische“ Goldschmiedin, eine Schneiderin, die upcy- Glo bal e Bild für Älte re ung es um Konsumverhalten und die Vorstellungen, was das celt … Dies waren ganz und gar anschauliche Einblicke in Nachhaltiges Wirtschaften!? „Gute Leben für Alle“ ausmacht. Wichtig war auch: Welche Die Ressource Wasser im Fokus nachhaltigen alternativen Modelle und Handlungsstrategien Workshopreihe im Goldbekhaus die Chancen und auch Problematiken ökoregionalen Arbei- gibt es bereits und wie können wir an diese anknüpfen? tens. Unvergessen auch die „De Melkburen“, die eine Schnell wurde deutlich: Sozial-ökologische Nachhaltigkeit ist genossenschaftliche Ökomilchproduktion begründet haben. ein vielfältiges Gerechtigkeitskonzept. Es berücksichtigt zu- künftige Generationen, es wirkt Armut entgegen, es ist Ich habe den Geschmack noch im Mund – wunderbar! umweltschonend und gendergerecht. An welchen kleinsten Wolfgang S., Teilnehmer Aspekten wir auch ansetzten: Letzten Endes ist die ganze Welt mit dem Wirtschaftskonzept verwoben, aber auch jede*r Wir starteten das Experiment, eine kleine Workshopreihe an einem anderen Ort Einzelne mit dem persönlichen Verhalten daran beteiligt. stattfinden zu lassen und organisierten im Goldbekhaus in Kooperation eine Reihe Immer wieder hofften Teilnehmende, dass wir Wege finden Information | Anmeldung zum Thema Nachhaltiges Wirtschaften mit dem Fokus Wasser als Ressource. Wir „die Welt zu retten“. Stattdessen wurden immer neue Zusam- machten die Erfsahrung, dass sich spezifische Angebote nicht ohne Weiteres an Projekt zeitAlter W3 - Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. Nernstweg 32 - 34 | 22765 Hamburg 040 39 80 53 83 | zeitAlter@werkstatt3.de www.werkstatt3.de/zeitAlter menhänge deutlich, auch der zwischen unserem nicht Veranstaltungsort Goldbekhaus e.V. | Seminarraum 1 anderen Orten verankern lassen bzw. dass unser Projekt-Angebot auch stark mit Moorfuhrtweg 9 | 22301 Hamburg nachhaltigen Wirtschaftssystem und Migration und Flucht. www.goldbekhaus.de der W3_ als Veranstaltungsort in Verbindung steht. Workshopreihe 2015 / 16 20.2 Start filmZeit mit „Blauäugig“ 11.4. Start zeitAlter vor Ort mit thematischer Hafenrundfahrt 22.7. Exkursion zum Kattendorfer Hof 17.9. Start Workshopreihe zu Nachhaltigem Wirtschaften PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 10 11 ACHT J AHRE Z E I TALT E R
Eine besondere Veranstaltung war „Tasty Ein besonderes Pilotprojekt war ein Austausch mit jungen Menschen aus dem Waste“, die zum Ziel hatte, auch neues Publi- vorbereitenden Jahr für Migrant*innen der Gewerbeschule BS07, der Teil eines kum anzusprechen und Nachhaltigskeitsthe- dreitägigen Projekts zum Thema „Integration als Dialog“ war, worüber ein kurzer men am Beispiel des Lebensmittelüberflusses Dokumentarfilm entstanden ist: „Nicht über, sondern mit uns“, zu sehen unter näher zu bringen. Der Filmemacher Valentin https://vimeo.com/179863145. Aus dieser Begegnung zwischen jungen und älteren Thurn („Taste the waste“ u.a.) referierte über Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebenswelten entwickelten wir letzt- den heutigen Umgang mit Lebensmitteln, endlich das Konzept der generationsübergreifenden Begegnungsangebote. Es die globalen Probleme sowie über alternative wurde schnell deutlich, welcher Mehrwert in diesen generationsübergreifenden Strategien. Als ein erfolgreiches Alternativ- Räumen steckt, wo es vor allem um Austausch und Begegnung zu einem be- konzept zur Lebensmittel-Wegwerf-Menta- stimmten Thema geht. lität zauberten Engagierte von foodsharing Hamburg aus geretteten Lebensmitteln ein 2015 hatte das weltweite Fluchtgeschehen Deutschland trotz aller Abschot- Der von foodsharing „gerettete“ Lebensmittelberg schmackhaftes Dinner, was als krönender Ab- tungsbestrebungen in einer neuen Dimension erreicht. Vor diesem Hintergrund für „Tasty Waste“ schluss des Tages gemeinsam genossen wurde. organisierten wir außerplanmäßig die Fachveranstaltung „Willkommenskultur und Bollwerkmentalität – Arbeits- und Fluchtwanderungen 2015“ im Hamburg Von A wie Aufribbelfrauen bis Z wie zeitAlter vor Ort Museum, die ausnahmsweise vor allem Fachpublikum ansprach und einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Debatte um Flucht und Geflüchtete leisten sollte. Zudem organisierten wir kürzere Veranstaltungsformate wie z.B. filmZeit – Film- vorführungen mit anschließendem Gespräch. Es fanden auch experimentellere Auch die zeitAlter-Werkstatt entwickelte sich weiter und wurde zu einem regel- Angebote wie generationsübergreifende Kleidertauschbörsen mäßigen Angebot verstetigt. Durch die Kontinuität der Treffen und des Austau- als gelebte Nachhaltigkeitsstrategie statt. Auch hier erlebten sches war ein prozessorientiertes und intensives Arbeiten an den eingebrachten wir, wie wenig Räume es für Begegnungen zwischen Generatio- gesellschaftspolitischen Themen möglich. Die Themenvielfalt aus dem entwick- nen gibt, denn meistens sind bei Kleidertauschbörsen vor allem lungspolitischen Spektrum war enorm, von den Produktionsbedingungen billiger junge Menschen anzutreffen. Im Rahmen dieser Kleidertausch- Textilien über die Stabilität des neoliberalen Herrschafts- börsen entstanden außerdem Interviews für die zeitAlter-Bro- systems und Migration & Flucht bis hin zum Umgang mit schüre „Von Aufribbelfrauen und Nyltesthemden“. Diese bieten diskriminierenden Verhaltensweisen im eigenen Umfeld und einen spannenden Einblick in den sich wandelnden Umgang mit dem sich wandelnden Frauenbild in verschiedenen Gesell- Kleidung zu den Bedingungen der Nachkriegszeit bis zu denen schafts- und Wirtschaftsphasen. der Massenproduktion. Unser Eindruck war, dass die kürzeren Informations- und Filmveranstaltungen nicht so stark nachge- Hinzu kamen im Sommer die abwechslungsreichen Exkursio- fragt wurden und unser Erfolg stärker in den Tages-Workshops nen. Das Fahren an Orte der gelebten Alternativen wurde und den Werkstatt-Treffen lag, bei denen viel Raum für Aus- häufig als sehr inspirierend und motivierend empfunden. Ein- Broschüre mit Interviews zum tausch vorhanden war. Daher wurde dieses Format in der weite- mal ging es zum Kattendorfer Hof als Beispiel für Solidarische Umgang mit Kleidung, 2015 ren Projektentwicklung nicht weitergeführt. Landwirtschaft. Ein andermal führte uns eine Teilnehmerin zur Hanseatischen Materialverwaltung, einem gemeinnützigen Als ein weiteres Format wurde zeitAlter vor Ort als ein Angebot „nach außen“ an Besuch bei der Hanseatischen upcycling-Fundus in riesigen Lagerhallen im Oberhafen, bei Initiativen, Einrichtungen und Organisationen ins Leben gerufen. Ziel war es, neue Materialverwaltung der sie sich engagiert. Personen zu erreichen, die bisher (noch) nicht den Weg in die W3 fanden. Wir erarbei- teten niedrigschwellige Angebote für Institutionen und Gruppen der sogenannten „Senior*innenarbeit“. Hierbei wurden unterschiedlichste Formate eingesetzt: Diskus- Einen lebendigen Bezug und anschauliche Anregungen sionsrunden, Exkursionen, Stadtrundgänge, Workshops, Filmvorführungen. Allerdings wurde dieses Angebot nicht so stark wie erwartet angefragt, und in den folgenden zu dem Leben in unserer Stadt fanden wir zusätzlich in Projektphasen nicht weitergeführt. Der Versuch hat uns gezeigt, dass die Idee der unschätzbaren Besuchen von verschiedenen alternativen inklusiveren und offeneren Zugänge auch eine grundsätzlich andere Projektausrich- tung, viel Zeit und Beziehungsarbeit und nicht nur eine „Anpassung“ gebraucht Institutionen, Stadtrundgängen etc. hätte – dies war im Rahmen der uns verfügbaren Ressourcen leider nicht zu leisten. Hilga Maria P., Teilnehmerin 2015 2016 14.4. Broschüre zu Kleidung 6.10. Start Workshopreihe zu Nachhaltigem 24.11. Fachgespräch zu Arbeits- 2.3. Start Workshopreihe zu 22.4. Workshop Wirtschaften im Goldbekhaus und Fluchtwanderungen Ressourcen und ihrem Verbleib „Tasty Waste“ PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 12 13 ACHT J AHRE Z E I TALT E R
2017– 18 Über diese Angebote sollte der Dialog zwischen Menschen mit unterschiedlichem zeitAlter – Generation Global Lebensalter und Lebensweg genutzt wer- den, um Themen aus unterschiedlichen Generationsübergreifender Ansatz Perspektiven auch vor dem Hintergrund historischer Erfahrungen und Einschät- Aufgrund der positiven Projekterfahrungen und Rückmeldungen der Teilnehmer*- zungen zu beleuchten und zu erweitern. innen mit der Mischung von Jüngeren und Älteren in Bildungsveranstaltungen Diese Art der inhaltlichen Beschäftigung wurde das Projekt in der dritten Phase durch einen generationsübergreifenden mit Themen ist eine ganz eigene, die zum Ansatz erweitert. Dieses Unterfangen stellte eine deutliche Erweiterung und Neu- großen Teil als enorm bereichernd erlebt ausrichtung dar, denn bisher hatten wir einen beachtlichen Adressverteiler auf- Karte einer*s Teilnehmer*in zum Thema Solidarität wurde und wird. Insgesamt wurden vier gebaut – bestehend aus älteren Personen. Für diese Zielgruppe war das Projekt Begegnungen durchgeführt. Ein Beispiel mittlerweile auch bekannt. Dies nun ebenfalls auf Jüngere auszuweiten, stellte hierfür ist „Lokale und Globale Solidarität: Hehre Utopie – oder gelebte Vision?“ uns vor ganz neue Herausforderungen. Wie sollten wir zugleich Jüngere und in Kooperation mit der Probebühne im Gängeviertel, wo über einen kreativen Ältere ansprechen? Mithilfe unterschiedlicher Flyer mit entsprechend angepasster und körperlichen Zugang mit theaterpädagogischen Mitteln in einer sehr diver- Ansprache der Zielgruppe? Davon sind wir schnell wieder abgekommen, weil es sen Gruppe der Frage nachgegangen wurde, ob und wie Solidarität angesichts einen enormen Aufwand bedeutet hätte und uns unpassend erschien, verschie- globaler und gesellschaftlicher Unterschiede und Spaltungen sowie verschiede- dene Flyer für dieselben Angebote zu verteilen. Dann also alle mit einem Flyer ner Machtpositionen von Einzelnen funktionieren kann. Es wurden unter ande- ansprechen. Aber wie? Auch hier war entscheidend, den Verteilungskreis und den rem Aspekte wie Privilegien, Widersprüche, Ausgrenzung, Wünsche und Ängste Verbreitungsradius zu erweitern, Freiwilligenorganisationen gezielt zu kontaktie- thematisiert. Sowohl auf individueller Ebene als auch durch den Austausch als ren und auf ansprechende Inhalte zu setzen. Gleichzeitig wurde auch hier wieder Gruppe kam es zu einer intensiven Reflexion über diese Aspekte. im Beschreibungstext erläutert, wen wir mit diesem Angebot erreichen wollen. Auch die Fachtage wurden als weiteres Format jährlich durchgeführt, um einem „Migration und nachhaltige Entwicklung“ als Schwerpunkt breiteren Publikum die Projektinhalte zugänglich zu machen, verstärkt Organisa- tionen und Initiativen anzusprechen sowie Austausch und Vernetzung zwischen Seit der verstärkten Migrationsbewegungen nach Europa in 2015 war Migration diesen, Engagierten und Interessierten zu fördern. Hierfür organisierten wir den in aller Munde, allerdings wurde selten über die komplexeren Ursachen und Fachtag „Handlungsfähigkeit in einer globalisierten Welt“ in den Räumen und in Zusammenhänge gesprochen. So war ein Grund für die Wahl des Themenschwer- Kooperation mit der GLS Bank mit inspirierenden Vorträgen von der Publizistin punktes, dass auch in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, die eine kriti- und Aktivistin Kübra Gümü ay und Dr. Ilse Schimpf-Herken vom Paulo Freire Insti- sche Auseinandersetzung mit globalen Themen fördern und zu eigenem Enga- tut Berlin. Die Anstöße aus den Vorträgen wurden begeistert aufgenommen und gement ermutigen will, Migrations- und Fluchtbewegungen oft nicht eng mit insbesondere die Kombination von zwei Referentinnen, die beide sehr unter- nachhaltiger Entwicklung verknüpft werden. Aktuelle Migrationsbewegungen schiedliche Lebenserfahrungen und -Alter sowie Handlungsansätze mitbrachten, werden stattdessen nach wie vor in der deutschen Öffentlichkeit oft als getrennt erwies sich als sehr gelungen für den generationsübergreifenden Ansatz und das von wirtschaftlichen Bedingungen im Globalen Süden und Norden thematisiert altersmäßig gemischte Publikum. Am Nach- – und nicht als ihr Ergebnis. Das Projekt setzte hier an, indem es Migrationsbe- mittag wurde die zentrale Frage nach der wegungen mit Blick auf Fluchtursachen als Folge einer Weltwirtschaftsordnung Handlungsfähigkeit in einer globalisierten begreift, die nach-haltiger Entwicklung diametral entgegensteht und massive Welt vertieft, um den Transfer zum eige- soziale Ungerechtigkeit insbesondere in anderen Teilen der Welt verursacht. nen Engagement herzustellen. Auch hatten wir zum Ziel, Interessierte aus diesen beiden Themenbereichen zusammenzubringen und inhaltliche Verbindungen aufzuzeigen. Das Dialogforum „Nachhaltigkeit radikali- sieren“ fand ebenfalls in den Räumen und Neu im Angebot: Begegnungen und Fachtage in Kooperation mit der GLS Bank statt. Erstmals wurde unser Projektfilm gezeigt, Als ein neues Format wurden die Begegnungsangebote konzipiert, die besonde- der Stimmen von Teilnehmer*innen zum ren Fokus auf den generationsübergreifenden und biografischen Austausch zu Den Tag illustrierten Eva Platen und Stefan Mosebach Projekt einfängt. Anschließend stellten Teil- entwicklungspolitischen Themen und das Lernen von- und miteinander legten. in einem Graphic Recording nehmer*innen das Angebot der Werkstatt 2017 2018 1.1. Start 3. Projektphase mit generations- 10.5. Fachtag zu Handlungsfähigkeit 5.7. Teilnahme der Werkstatt-Gruppe 2. – 3.12. Begegnung zu 27.4. Thementag MAIZ übergreifendem Ansatz am Gipfel für globale Solidarität Solidarität PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 14 15 ACHT J AHRE Z E I TALT E R
vor und berichteten von ihren Lernerfahrungen. Es folgte ein Impulsvortrag von Ein ganz besonderes Erlebnis war für mich, gemeinsam Dr. Mandy Singer-Brodowski (Institut Futur, FU Berlin) mit dem Titel „Geschichte, Gegenwart und Zukünfte der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit“, zum alternativen Gipfel (parallel zum G20 Gipfeltreffen) in dem sie den großen Bogen spannte von geschichtlichen Startpunkten, unter- zu gehen und dort Vandana Shiva zu hören, die mich schiedlichen Ansätzen und Entwicklungen über kritische Perspektiven bis hin SEHR beeindruckt hat. Alleine hätte ich mich da vielleicht zu zukunftsweisenden Bewegungen und Konzepten sowie unterstützenden Res- sourcen für ein Engagement für radikale Nachhaltigkeit. Im Anschluss wurde nicht hin getraut! intensiv gearbeitet zu Fragen rund um das eigene Engagement, die Chancen von Elisabeth H., Teilnehmerin generationsübergreifenden Ansätzen und Vernetzungsmöglichkeiten gearbeitet. Der Projektfilm Die thematischen Workshops mit einer ganztägigen Ausrichtung und ausreichend Raum für Austausch und Reflexion fanden großen Anklang. Ein herausragendes Im Rahmen der Auswertungsaktivitäten entstand die Idee, einen Film zu produ- Beispiel stellt der Thementag „¡Maíz! Oder wer regiert die Welt?“ über Konse- zieren, um das Projekt vorzustellen und mit einem geeigneten Medium verbreiten quenzen der Globalisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft dar. Er zu können. Da es uns insbesondere um die Wirkung für die Personen ging, die fand im Rahmen der Romero Tage Hamburg statt, was eine gelungene Koopera- unsere Angebote besuchen, baten wir Teilnehmer*innen aus der zeitAlter-Werk- tion darstellte, um neue Teilnehmer*innen zu erreichen und das Projekt über statt um ein Interview, da diese Gruppe den festen Kern an Teilnehmer*innen den bisherigen Kreis hinaus zu vernetzen. Er beinhaltete verschiedene Workshops bildet und die Personen das Projekt teilweise schon seit der Gründungsphase z.B. zu Menschenrechtsverletzungen durch Pestizide, Biodiversität und Wieder- begleiten. So entstand unter der Regie von Hauke Lorenz ein 4-minütiger Projekt- stand gegen die Agrarindustrie in Mexiko. Auch wurde eine Performance zum film mit Stimmen aus der Werkstatt-Gruppe. Nachbereitend gab es auf Anre- Thema vom Kollektiv Tonalli aufgeführt und es folgte eine abschließende Podiums- gung einer Teilnehmerin ein Auswertungsgespräch, was das Projekt für die ein- diskussion. zelnen Personen bedeutet und warum sie zur zeitAlter-Werkstatt kommen. Auch diese Anregung war sehr wertvoll und spiegelt die hohe Beteiligung und Iden- zeitAlter-Werkstatt: Vom Azubi zur Gesellin tifikation der Teilnehmer*innen wider. Insgesamt stellte die Frage nach der Bereitschaft zum Interview für viele eine große Herausforderung und eine Art Das Angebot der Werkstatt mit ihren regelmäßigen Treffen entwickelte sich zu Mutprobe dar: Zum einen bezüglich Datenschutzthemen, zum anderen auch einem Kernstück des Projekts, dessen Ziel ein offener Erfahrungsaustausch und aufgrund des Sich-Zeigens mit und Einstehens für die Themen, die ihnen wichtig gegenseitige Beratung über entwicklungspolitisches Engagement unter älteren sind. Daher war diese Filmproduktion ein intensiver Lernprozess für alle Beteilig- Engagierten ist. War die Werkstatt am Anfang als Ergänzung zu anderen Ver- ten. Es ist ein sehenswerter Projektfilm entstanden, zu sehen unter anstaltungen gedacht und „lief nur so nebenher“, so stand sie im Laufe der Zeit https://www.youtube.com/watch?v=iB3sZ4_Xquk. immer mehr selbst im Fokus. Heute gestalten die Teilnehmer*innen die Treffen aktiv mit – oder um es mit den Worten einer Teilnehmerin auszudrücken: „… die Wir haben uns Themen wie Rechtsextremismus, Rassis- Lernphase ist abgeschlossen und eine andere Phase beginnt, sozusagen eine Entwicklung vom Azubi zum Gesellen“. mus, Flüchtlingsproblematik, Digitalisierung, Aufrüstung, Alter, Auswirkungen der globalisierten Welt auf unser Die Teilnehmer*innen tauschten sich rund einmal im Monat über ihre Aktivitä- ten und Netzwerke aus, bildeten sich gemeinsam zu Themen und Informationen alltägliches Leben zugewandt. Besonders eindrucksvoll fort und stärkten sich so gegenseitig in ihrem Wissen und Engagement. Das war für mich, dass fast jede/r von uns in unseren Lebens- Offenhalten der Themen hatte den Vorteil, aktuelle Ereignisse aufgreifen und bereichen direkt oder indirekt von diesen Themen betrof- vertiefen zu können. Teilnehmer*innen brachten eigene Anliegen ein, woraus beispielsweise zwei eigenständig organisierte und durchgeführte Veranstaltun- fen war und wir aufgerufen waren, dazu eine Position gen entstanden sind zu aktuellen politischen Entwicklungen in Burkina Faso und Haltung zu entwickeln. Oft stand die Frage im Fokus, und Westafrika. Zudem organisierten sich Teilnehmende, um gemeinsam an was kann ich / können wir tun, um in unserem begrenz- Protestaktionen und Informationsveranstaltungen im Rahmen des G20-Gipfels in Hamburg teilzunehmen. ten Rahmen zu einer Veränderung und Verbesserung von misslichen gesellschaftlichen Entwicklungen beizutragen. Hilga Maria P., Teilnehmerin 2019 22.11. Dialogforum zu Nachhaltigkeit und Premiere des Projektfilms 1.1. Start 4. Projektphase 8.5. Veranstaltung zu Migrationspolitik 24.9. Offenes Werkstatt-Treffen PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 16 17 ACHT J AHRE Z E I TALT E R
2. Die Projektjahre 2019 – 2020 dass viele Menschen die Hoffnung auf eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft verlieren. Diesem Umstand haben wir seit 2019 mehr Aufmerksamkeit gewidmet, um die Menschen, die sich für eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft und Gesellschaft einsetzen (wollen), in ihrem Engagement und in ihrer Selbstwirksam- keit zu stärken. Das Projekt fokussierte sich dann in 2020 entsprechend verstärkt auf Themenberei- che, die untrennbar und ursächlich mit Migration zusammenhängen und wo tat- Inhaltlicher Schwerpunkt und gesellschafts- sächliche Transformationsmöglichkeiten hin zu mehr globaler Gerechtigkeit beste- hen: z.B. alternative und solidarische Wirtschaftsformen, Demokratieprozesse im politischer Kontext globalen Süden, lokale Städteplanung und globale Klimagerechtigkeit – denn wie unser Themenschwerpunkt „Migration und nachhaltige Entwicklung“ impliziert, Der inhaltliche Schwerpunkt dieser Projektphase lautete (seit 2017) „Migration sind diese „Krisen“ auf komplexe Weise miteinander verschränkt und lassen sich und nachhaltige Entwicklung“. Er entstand vor dem Hintergrund der gesellschafts- nur im Zusammenhang verstehen und nachhaltig sowie ganzheitlich verändern. politischen Entwicklungen, die auf den „langen Sommer der Migration“ 2015 folgten. Diese sind geprägt von einer sog. „Willkommenskultur“, restriktiven Bildungsangebote: Unser Verständnis von „Nachhaltigkeit“ Grenzregimen und einem zunehmenden Rechtsruck. Seit der „Erklärung EU- Türkei“ kommen seit 2016 zwar weniger Geflüchtete in Deutschland an, doch Teilnehmer*innen unseres Projektes zu zukunftsfähigem Denken und Handeln Migrationsbewegungen finden weiter statt und die Ursachen, Probleme und zu befähigen war das übergreifende Ziel unserer Angebote. Der Begriff „Nachhal- Machtasymmetrien zwischen globalem Norden und Süden bestehen diesbezüg- tigkeit“ fungiert dabei für uns durchweg als Leitbild: es geht folglich nicht alleine lich weiter fort. darum, Menschen zu motivieren, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und zu verändern, sondern tatsächliche gesamtgesellschaftliche Transformations- Im Frühjahr 2020 wurde das Lager Moria auf Lesbos Schauplatz und Symbol für prozesse anzustoßen. In diesem Sinne ist es sehr wichtig, den Begriff „Nachhaltig- die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen des europäischen Grenzregimes. keit“ in all seiner Komplexität und lebensweltlichen Widersprüchlichkeit zu ver- Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie wirkte hier wie ein zusätzliches Brennglas stehen. Es geht immer um einen ganzheitlichen Wertewandel, d.h. eine Suche auf Fragen nach existentiellen Menschenrechten wie Bewegungsfreiheit oder nach Lösungen beinhaltet immer auch eine Auseinandersetzung und mit Kritik an Gesundheitsversorgung. Mit dem Slogan „Leave no one behind“ fordern Seenot- den Ursachen für oben skizzierte Probleme. Forschendes, aktionsorientiertes, retter*innen seit Beginn der Pandemie die Aufnahme Geflüchteter aus den über- partizipatives, selbstbestimmtes und transformatives Globales Lernen im genera- füllten Lagern im Mittelmeerraum. „Leave no one behind“ ist auch das Leitprinzip tionsübergreifenden Dialog zwischen Menschen, die sich als Bewohner*innen der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und meint nicht nur die pre- Einer Welt verstehen, bildet zusammengefasst den Kern des Projekts. käre Lage Geflüchteter, sondern formuliert als umfassendes Ziel für die Vereinten Nationen, Armut, Ungleichheit und Ausgrenzung in der Welt zu beenden. Die komplexen Themenbereiche der nachhaltigen Entwicklung werden versteh- und erfahrbar, indem die lokale Ebene, die eigene Biographie und Alltagswelt Auch die Polarisierung der Bevölkerung und das Erstarken rechter Gruppierun- zum Ausgangspunkt genommen wird. Konsum im eigenen Stadtviertel wird zu- gen in Deutschland und weltweit hat sich weiter verschärft. Traurige Höhepunk- sammengebracht mit Produktion weltweit, lokale Stadtentwicklung mit planeta- te rechter Gewalt in Deutschland in beiden Projektjahren waren der Anschlag ren Grenzen: zentral ist immer die Frage, welches individuelle Umdenken und auf eine Synagoge und Besucher*innen eines Kebab-Imbiss in Halle am 9. Okto- welche gesamtgesellschaftliche Transformation nötig ist, damit künftige Genera- ber 2019 sowie der Anschlag auf die Gäste zweier Shisha-Bars in Hanau am 19. tionen nicht (mehr) auf Kosten anderer Menschen (vor allem im Globalen Süden) Februar 2020. leben und ein Leben in Frieden und mit einem tragfähigen Ökosystem für alle zur Zukunft wird. Bereits im Jahr 2019 nahmen wir zunehmend Gefühle von Hilflosigkeit, Pessimis- mus und Resignation bei den Menschen wahr, die zu unseren Veranstaltungs- Veranstaltungen 2019 angeboten kamen. Die gängigen politischen Antworten und Strategien auf die akuten und vorhergesagten Herausforderungen aufgrund des Klimawandels, wel- Konkret ging es 2019 in unseren Workshops z.B. in „Aktuelle Herausforderungen che massive Migrationsbewegungen und Kämpfe um bewohnbare Gebiete und für ein Europa der Vielfalt“um die aktuellen Migrationspolitiken in Europa und Trinkwasser mit sich bringen werden, sind so enttäuschend und unzureichend, weltweit sowie um deren postkoloniale Bezüge. Themen wie „Fremdheit“ sowie 19.10. Poetry Slam Workshop zu SDGs 10.11. Anti Bias Workshop zu Verschiedenheit 22.–24.11. Begegnung zu Solidarischem Handeln 7.– 8.12. Begegnung zu Nachhaltigem Aktivismus PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 18 19 DI E P RO J E K T J AHRE 2 0 19 – 2 0 2 0
Angebote. Erreicht haben wir unsere Zielgruppen durch ein angepasstes Pro- gramm dennoch. Vor allem die Neu-Planungen und die Kontaktpflege während des Lockdowns im Frühjahr bzw. seit November 2020 nahmen dabei viel Zeit und Res- sourcen in Anspruch (zu unseren Erfahrungen im Projekt mit Altersdiskriminierung während der COVID-19-Pandemie siehe Kapitel 6, S. 42). Über den Zeitraum März bis Juli 2020 konn- ten zunächst gar keine Veranstaltungen statt- finden, von August bis Oktober 2020 nur mit sehr eingeschränkter Personenzahl oder in digitaler Form. Insgesamt haben wir im Som- mer einen Workshop als Stadtrundgang, Kartenabfrage zu Vorurteilen im World Café Tische zu unterschiedlichen Themen einen Präsenz-Workshop und eine mehrtägige Anti Bias Workshop bzgl. Nachhaltigem Aktivismus Begegnung angeboten, im Herbst / Winter dann nur noch digitale Workshops. Inhaltlich „Armut und Reichtum“ wurden über Theatermethoden auf Nord-Süd-Zusammen- planten wir Angebote, die Mut machten, in- hänge und eigene Lebensrealitäten bezogen. Die Nachhaltigen Entwicklungsziele HafenCity-Spaziergang – Klima und Konzerne dem sie aufzeigten, wie Veränderung und (SDG) wurden bei „Schreiben, Reimen, Slammen über nachhaltige Entwicklung“ Transformation möglich sind, erneut mit Inspi- mittels Poetry Slam und Kreativem Schreiben bearbeitet. Auch der vorurteilsbe- rationen aus dem globalen Süden, die lokal umgesetzt einen Weg zu mehr globaler wusste Umgang mit Altersbildern und Diskriminierung weltweit wurde zum Thema Gerechtigkeit eröffnen können: Wir beschäftigten uns bei dem „HafenCity-Spazier- gemacht – Methoden zur Sensibilisierung und Selbstreflexion standen bei „Ver- gang – Klima und Konzerne“ mit ökologischer, sozialer und ökonomischer Nach- schiedenheit und Zugehörigkeit – Vorurteilsbewusster Umgang mit Altersbildern“ haltigkeit am Beispiel zukunftsfähiger Stadt- und Quartiersentwicklung. Hier stan- im Mittelpunkt. den insbesondere die Zusammenhänge von Konzernmacht, Demokratieverlust und Klimagerechtigkeit im Fokus. Im Rahmen der mehrtägigen generations- übergreifenden Begegnungen beschäftigten Außerdem setzten wir uns in dem Workshop „Frohes Schaffen, wir uns 2019 in „Verbunden Handeln in Zei- gutes Leben – Die transformative Kraft der Commons“ mit ten des Wandels“ mit dem systemischen An- Formen nachhaltigen Wirtschaftens auseinander und ließen uns satz der Tiefenökologie, einer ganzheitlichen auch hier inspirieren von Beispielen aus dem globalen Süden. und praxisorientierten Umweltphilosophie Das Thema Postwachstumsgesellschaft wurde in dem Begeg- mit Ansätzen aus dem globalen Süden. Hier nungsseminar „Wachstum und (k)ein Ende? – Alternative Utopien standen Methoden im Mittelpunkt, um die und solidarische Praxis“ aus vielfachen Perspektiven beleuchtet: Abschlussrunde von „Nachhaltiger Aktivismus“ Verbundenheit z.B. mit der Natur mental und die sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen eines körperlich erfahrbar zu machen. Außerdem grenzenlosen Wachstums wurden aufgezeigt, Zusammenhänge widmeten wir uns in „Nachhaltiger Aktivismus – Politisch aktiv sein und bleiben“ mit dem globalen Kapitalismus und der daraus resultierenden Herausforderungen, vor denen viele Engagierte immer wieder stehen: die feine imperialen Lebensweise erarbeitet. Unterschiedliche Lösungsan- Balance zu finden zwischen individueller Selbstverwirklichung und kollektiver sätze wurden diskutiert und Beispiele u.a. aus Südamerika und Befreiung, zwischen Erfüllung und Burnout. Das Eisberg-Modell zum Thema Südasien vorgestellt, um Postwachstumsimpulse in den eigenen Commons Alltag zu integrieren. Wir beschäftigten uns in der digitalen Ver- Veranstaltungen 2020 anstaltung „Talkin‘ about a Revolution – Globale Proteste, lokale Kämpfe” zudem mit globalen Protesten für mehr Demokratie und Möglichkeiten transnationaler Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 veränderte sich schlag- zivilgesellschaftlicher Zusammenarbeit für mehr soziale Gerechtigkeit. Auch boten artig der Ort und die Art und Weise, wie und wo wir Menschen mit unserem Bil- wir Möglichkeiten der Stärkung des eigenen Engagements durch eine kritische dungsangebot ansprechen konnten, und wir mussten unser Programm entspre- Reflexion des Selbstoptimierungsimperativs in westlichen Industriegesellschaften chend umplanen. Für die „Risikogruppe“ der Senior*innen galten zudem spezielle sowie auf globaler Ebene in dem dreiteiligen digitalen Workshop „Selbstoptimie- Schutz- und Hygienevorschriften, dies betraf auch kultur- und bildungspolitische rung – nein danke? Von den (Un)Möglichkeiten (un)produktiv zu sein“ an. 2020 16.3. 1. Lockdown aufgrund der COVID-19-Pandemie 31.3. 1. Werkstatt-Telefonkonferenz 11.8. HafenCity Spaziergang zu Klima und Konzerne 21.8. Workshop zu Commons PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 20 21 DI E P RO J E K T J AHRE 2 0 19 – 2 0 2 0
Die zeitAlter-Werkstatt Seminarinhalte so gut funktionierte. Zudem fanden wir ein inklusives Instrument für den Austausch auch für nicht-digitalisierte Menschen in Form eines „Ketten- Die Werkstatt als Format fungierte weiterhin als partizipativer, interaktiver und briefes“, mit dem die Teilnehmer*innen sich über Wochen postalisch austausch- „eigener Raum“ für Ältere, in dem sie sich regelmäßig gemeinsam Wissen und ten. Ein weiteres Angebot im Sommer waren die Werkstatt-Treffen „unter freiem Handlungsperspektiven erarbeiteten zu verschiedenen Themenfeldern der nach- Himmel“ – mit Abstand im Park. Die von uns angebotenen Alternativen haben haltigen Entwicklung/SDGs, wie z.B. Klimagerechtigkeit, Frieden, Armut, soziale wir immer unter Berücksichtigung der jeweils geltenden Schutzmaßnahmen Ungleichheit, Energiepolitik oder nachhaltiges Wirtschaften. Sie tauschten sich sowie in Absprache mit den Teilnehmer*innen entwickelt. aus über ihr gesellschaftspolitisches Engagement, reflektierten ihr (Alltags)Han- deln und gewohnte Denkweisen, sie brachten ihre Fragen, Wünsche und Bedürf- Die Teilnehmenden-Bindung und gelungene Motivation zu aktivem Engagement nisse ein und gestalteten das Projekt aktiv mit. Die Teilnehmer*innen schätzten für das Thema Nachhaltigkeit und entwicklungspolitischer Bildung durch die insbesondere die solidarische Gemeinschaft und Selbstverantwortung, den Werkstatt hat sich besonders bewährt, so dass das Format auch nach Projektende Respekt und das echte Interesse aneinander, so dass auf die Frage nach der Be- fortgesetzt wird. Im Sinne des emanzipativen Lernens soll die Werkstatt mit und deutung der Werkstatt-Treffen vielfach Formulierungen wie „mein politischer durch die Teilnehmer*innen weiterentwickelt, die bisher erworbenen Kompeten- Senior*innentreff!“, „etwas für den Kopf“ tun oder auch „Denkanstöße bekom- zen und Erfahrungen im Bereich Nachhaltiger Entwicklung weiteren Personen men statt in Ruhe alt werden!“ geäußert wurden. zugänglich gemacht, das Gelernte und Erlebte im Bereich Selbstorganisierung und Selbstwirksamkeit weitergegeben werden. Im Rahmen des 40-jährigen W3_Jubiläums 2019 organisierte die Werkstatt-Gruppe ein „Offenes Werkstatt Treffen“ für neue Interessierte; sie planten und moderier- Netzwerkarbeit und Fachkreis ten eigenständig unterschiedliche Thementische. Zusätzlich zu den regulären Werkstatt-Treffen fanden zwei Exkursionen statt: Ein Stadtteilrundgang in Altona In dieser Projektphase präsentierten wir zeitAlter bei zahlreichen Vernetzungs- diente der Erkundung einiger Stationen der App „Fair durch Altona“ (die von treffe, wodurch wir neue Zielgruppen gewinnen konnten und neue Veranstal- einer ehemaligen W3_Freiwilligen des FSJ Kultur entwickelt worden war) mit tungskooperationen entstanden sind. Zudem konnten wir das Projekt bei öffent- Infos und Wissens-Fragen zum Thema Nachhaltiger Konsum. Desweiteren gab es lichen Veranstaltungsplattformen vorstellen, wie bspw. der Freiwilligenbörse einen Audio-Rundgang entlang des Vering-Ufers mit Informationen zum Stadt- vom Seniorenbüro Hamburg sowie bei den Seniorentagen des Bezirks-Senioren- teil Wilhelmsburg und anschließendem Besuch des Projektes Minitopia – Spiel- beirats Altona. Das Projekt war überdies vertreten bei Veranstaltungen wie der platz urbaner Selbstversorgung. Klimawoche Zukunftsdialog, dem „Zugabe-Preis“ der Körber Stiftung sowie der „Rückenwind“-Vernetzungsveranstaltung der Homann Stiftung. Aufgrund der COVID-19-Pande- mie 2020 boten wir dann Werk- Im Sinne von „guter Praxis“ konnten wir so zum einen den Projektansatz und statt-Treffen als Telefon- oder den spezifischen Mehrwert des generationsübergreifenden Lernens zu globalen Videokonferenzen an: Für die Zusammenhängen für andere Organisationen, Multiplikator*innen und andere meisten war diese Art der Kom- Interessierte sichtbar(er) machen, zum anderen aber auch die Aktivitäten der munikation mit der Gruppe am Zielgruppen und die von ihnen bearbeiteten Themen und Anliegen in die Öffent- Anfang „herausfordernd“, aber lichkeit tragen. der Bedarf an alternativen Mög- lichkeiten des Austauschs, an In 2020 konnte zeitAlter auf keinen öffentlichen (Groß)Veranstaltungen oder Input und Kontakt war zu diesen Netzwerktreffen präsent sein, da diese aufgrund der jeweils geltenden Verord- Zeiten besonders hoch. Wir ent- nungen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 nicht schieden uns zunächst für die stattfanden, lediglich digitale Austauschforen und -formen waren möglich. Auch Telefonkonferenz, weil dies die unser Fachtag musste 2020 leider entfallen. Ein besonders schöner Austausch und Werkstatt-Treffen „unter freiem Himmel“ inklusivste Form der Beteiligung Abschluss war für uns das letzte Fachkreis-Treffen in 2020, bei dem wir gemein- bot: nicht alle verfügten über die sam im W3_ Saal mit einigen unserer langjährigen Kooperationspartner*innen in technischen Voraussetzungen für eine Videokonferenz. Doch viele Teilnehmer*- kleiner Runde auf das Projekt zurückgeblickt haben (siehe Kapitel 4 Interview innen eigneten sich über die Zeit entsprechende Fähigkeiten an, so dass diese bald mit dem Fachkreis, S. 33). von ihren eigenen Erfahrungen mit Videoworkshops berichteten und darüber, wie angenehm überrascht sie waren, dass die Vermittlung und Diskussion der 4.– 6.9. Begegnung zu 15.9. Werkstatt-Treffen 27.10. Digitaler Workshop zu 10.11. Dreiteiliger digitaler Workshop 26.11. Abschluss-Fachkreistreffen Postwachstum „unter freiem Himmel“ globalen Protestbewegungen zu Selbstoptimierung PROJEK TDO K UM EN TAT ION zeitAlter 22 23 DI E P RO J E K T J AHRE 2 0 19 – 2 0 2 0
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