Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
1·2021

S A LV E

Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
SALVE
    Zeitschrift der benediktinischen
    Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

                                              Jahresthema 
13. Jahrgang · Ausgabe 1, Februar/März 2021
Erscheint sechsmal jährlich                   Nachhaltigkeit – Der hl. Benedikt und
                                              die Enzyklika «Laudato si‘»                              4

                                              Wallfahrt
                                              Liturgischer Kalender	                                  10
                                              Wallfahrtsinformationen		                               12
                                              Gottesdienste in Einsiedeln		                           13
                                              «Maria, Mutter der Hoffnung – Wallfahrtsmotto 2021	     15
                                              Liturgisches Grundwissen – Sonntag                      20
                                              Haben Sie gewusst…		                                    21

                                              Kloster Einsiedeln
                                              Psalm 13 – Kunst hilft zu leben und zu beten            22
                                              Konventglöckli	                                         24
                                              Lebensgeschichten der Benediktinnerinnen
                                              und Benediktiner		                                      26
Frontseite zum Jahresthema «Nachhal-          In Memoriam Pater Walbert Kaufmann 	                    27
tigkeit»: Der Regenbogen als Zeichen der      In Memoriam Pater Nathanael Wirth	                      29
                                              In Memoriam Bruder Franz-Xaver Wangler	                 34
Nachhaltigkeit in der göttlichen Weltschöp-
                                              Pater Martin Werlen «Raus aus dem Schneckenhaus»	       38
fung (Foto: Jeanine Kosch).                   Wissenschaftliches Marienbild	                          39

                                              Stiftsschule
                                              Schulnachrichten		                                      40
                                              Ecke der Eltern	                                        41
                                              Klassentage 2021 		                                     42
                                              Internat – Einsiedeln in der Eiszeit	                   44
                                              Schulseelsorge – «Bewusst leben, nicht nur überleben»   46
                                              Gott suchen online – «Ein Stern ist aufgegangen»	       48
                                              Personalnachrichten			                                  49
                                              Klassentag M60 – Von glücklichen Stiftszeiten           50
                                              Klassentag M 90 – Dreissig Jahre Reife auf dem Buckel   47

                                              St. Gerold
                                              Bethlehem in St. Gerold – Das ganze Jahr Weihnachten    52
                                              Kloster Fahr
                                              Grusswort55
                                              Oblatinnen – Benediktinerin im Aussendienst     56
                                              Weinbau – Einsiedeln und Fahr spannen zusammen	 58
                                              Todesanzeige Schwester Maria Spuhler	           59
                                              Veranstaltungen			                              60
www.zeitschrift-salve.ch                      Meditation	                                     62
www.gebetsgemeinschaft.ch                     Kaleidoskop
www.kloster-einsiedeln.ch                     Klostersammlungen – Ein Modell der barocken
www.kloster-fahr.ch                           Klosteranlage Einsiedeln	                               64
www.propstei-stgerold.at                      Pater Chrysostomos Stadler – Vordenker der
www.siljawalter.ch                            Landsgemeindedemokratie	                                66
                                              Julien Green in Einsiedeln – «Viel Reden geht
www.zeitschrift-salve.ch
                                              nicht ohne Sünde»	                                      68
www.gotteswort.ch                             Neue Bücher	                                            74
www.GOTTsuchen.ch                             Impressum	                                              83

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LEITGEDANKE

L     iebe Leserin, lieber Leser

Ein neues Jahr – ein neuer Anfang? Viele erhoffen sich vom neuen Jahr, dass alles
anderes wird. Oder erhoffen sie sich nur, dass alles wieder so wird, wie es vor
der Pandemie war? Wenn es so wäre, dann hätten wir aus der Krise nichts gelernt,
die Chance verpasst, die Fingerzeige zu deuten, die sie uns gibt.
    «Salve» hat als neues Jahresthema «Nachhaltigkeit» gewählt. Seine Aktualität
gewinnt es aus Wurzeln, die weiter als ein Jahr zurückreichen. Da ist vor allem
                          die Enzyklika «Laudato si’» von Papst Franziskus. Aber
                          da ist auch die Klimabewegung, zu deren Symbolfigur
                          Greta Thunberg geworden ist. Sie ist durch das Corona-
                         Virus aus den Schlagzeilen verdrängt worden. Aber zeigt
                          dieses nicht gerade, wie wenig nachhaltig unser System
                          ist? Selbstverständlich werden wir uns nicht auf einige
                          prak­tische Hinweise beschränken. Die spirituelle Dimen-
                          sion des Themas ist uns ebenso wichtig.
                              Noch etwas Neues gibt es in diesem Jahrgang, besser
                          jemanden Neuen: Jeanine Kosch ist unsere neue «Fahrer-
                          Korrespondentin». Sie verfügt über einen unglaublich
breiten Hintergrund. Von ihr stammt auch die Anregung für das Jahresthema.
Und sie führt sich auch gleich mit einem Hauptartikel ein. Herzlich willkommen!
    Neben so viel Neuem gibt es auch den Blick zurück. Im letzten Quartal des
vergangenen Jahres hatte die Einsiedler Klostergemeinschaft sieben Todesfälle
zu beklagen. Die sieben Mitbrüder haben in ihrem Leben Nachhaltiges gewirkt.
Von zweien von ihnen haben wir in der Nummer 6/20 Abschied genommen,
von Pater Hilarius und Pater Berno. Jetzt gedenken wir Pater Walbert, Pater
Nathanael und Bruder Franz-Xaver. Die Lebensläufe und die Predigten zur
Beerdigung von Pater Odo und Pater Matthäus werden Sie in der nächsten
Nummer finden.
    Wenn Sie dieses Heft in Händen halten, wird das neue Jahr nicht mehr ganz
neu sein. Wir hoffen, dass Sie es gut begonnen haben, und wünschen Ihnen viele
neue Impulse bei seiner Fortsetzung.

Ihr

Pater Markus Steiner

                                                                                     3
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JAHRESTHEMA

    Nachhaltigkeit I

    Der heilige Benedikt und
    die Enzyklika «Laudato si’»
    «Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung» hiess vor Jahren eine Initiative
    der Kirchen. Heute ist das Wort Nachhaltigkeit in aller Munde. An Universitäten
    wird Umweltwissenschaft gelehrt und Kirchgemeinden überlegen sich, wie sie
    umweltfreundlicher handeln können. Seit nunmehr fünf Jahren gibt es auch eine
    Enzyklika von Papst Franziskus, welcher uns seine Sorge um das gemeinsame Haus
    ans Herzen legt. Diese Sorge um Gottes Schöpfung ist schon in den biblischen
    Schriften angelegt aber was würde wohl Benedikt dazu sagen? Was findet sich dazu
    in seiner Regel?

    Advent, Weihnachten, Fastenzeit, Ostern,        Herzen. Wir werden – wenn wir es zulassen
    und all die Feste dazwischen. Alle Jahre       – geformt und befähigt, Entscheide so zu
    wieder. Schön regelmässig begleitet uns
    ­                                               treffen, dass sie Gott gefallen.
    das Kirchenjahr durch unseren Alltag.               Auch in unserem spirituellen Leben tra­
        Wir brauchen diese Regelmässigkeit, das     gen wir Sorge, dass unsere Beziehung zu
    hatte schon Benedikt erkannt, als er für das    Gott nicht aus den Angeln fällt: Wir bege­
    Zusammenleben seiner Mönche eine Regel          hen regelmässig die Feste des Kirchenjahres
    erstellt hat. Rhythmus und Rituale helfen       oder wir reden mit unseren geistlichen Be­
    uns, Ordnung zu halten, auch das gemeinsa­      gleitpersonen, um sicher zu gehen, dass wir
    me Haus – unsere Welt – in Ordnung zu hal­      zu unserem inneren Haus Sorge tragen.
    ten. So könnte man geneigt sein, die Regel
    des heiligen Benedikt als Anleitung zur        Glaube und Gottsuche
    Nachhaltigkeit zu sehen.                       Gott suchen in allen Dingen und das immer­
                                                   währende Lob Gottes sind zwar innere
    Einfluss auf unsere Herzen                     Wirklichkeiten, aber in der Benediktsregel
    Die Regel hat zwar keinen direkten Einfluss    sollte diese Haltung auch fruchtbar werden
    auf unser Tun und Lassen, sie ist keine «Ge­   für andere Menschen: durch die Tätigkeit in
    brauchsanweisung», sowenig wie die Bibel,      Landwirtschaft und Handwerk oder in Seel­
    aber Regel und Evangelium haben einen          sorge und Schule. Benedikt war ein ausge­
    Einfluss auf unseren Geist und auf unsere      zeichneter Kenner der Heiligen Schrift und

     «Wir wollen uns also mit dem Glauben umgürten, in Treue das Gute tun und unter der
     Führung des Evangeliums die Wege gehen, die der Herr uns zeigt, damit wir ihn schauen
     dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat. Wenn wir im Zelt seines Reiches wohnen wol-
     len, müssen wir mit guten Taten vorwärts eilen.»                       RB Prolog 21.22

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JAHRESTHEMA

                                                  Sorge für das gemeinsamen Haus – gut zu
                                                  umschreiben: Discretio, Conversatio und
                                                  Mass halten.

                                                  Discretio
                                                   Discretio bedeutet kluge Unterscheidung
                                                   und ist gemäss Benedikt die Mutter der
                                                  ­Tugenden (RB 64,18f). Sie beeinflusst viele
                                                   Kapitel der Regel. Discretio ist die Fähigkeit,
                                                   Gegebenheiten differenziert wahrzuneh­
                                                   men und einzuschätzen. Mit dem Gebrauch
                                                   der Discretio sind wir fähig, das Passende
                                                   zu finden und so massvoll zu gebrauchen,
                                                   was nötig und möglich ist. Es geht um das
                                                   richtige Mass – nicht zu wenig und nicht zu
                                                   viel. Benedikt möchte, dass der Abt die un­
                                                   terschiedlichen Bedürfnisse der Mitglieder
                                                   seiner Gemeinschaft wahrnimmt und eine
                                                   individuelle Zuteilung ermöglicht. Damit
                                                   das funktioniert, muss aber jede und jeder
                                                   in einer Gemeinschaft die Discretio, diese
                                                   Unterscheidung selber pflegen: Was brau­
                                                   che ich wirklich, was ist nötig, worauf kann
                                                   ich verzichten? Wichtig dabei ist, dass das
                                                   Erbetene im Rahmen der Möglichkeiten der
Der Regenbogen als Zeichen der Nachhaltig-         Gemeinschaft liegt. Meine Bedürfnisbefrie­
keit in der göttlichen Weltschöpfung (Foto:        digung darf nicht auf Kosten anderer gehen.
Harry Bruno Greis).                                    Geht es Papst Franziskus nicht genau um
                                                   dieses Masshalten, wenn er von der Mensch­
                                                   heitsfamilie spricht, welche das Haus der
  der Literatur der Mönchsväter. So erkannte       Erde in Ordnung halten soll? Das heisst, dass
  er, dass nicht allein die Vertikale Gott –       jede und jeder nur soviel von dieser Erde
 ­Christus – Abt für das Gemeinschaftsleben
  nötig sind, sondern auch die Horizontale:
  Christus finden im Bruder, der Schwester, im
  Gast, den Armen und Kranken. Diesen Blick         «Immer wisse er (der Abt) zu unterschei-
  auf das Gemeinschaftsleben fand Benedikt          den und Mass zu halten, eingedenk der
  in der Urkirche vorgegeben. Der soziale           weisen Mässigung des Heiligen Jakob,
­A spekt des ökumenischen Prozesses «Frie­          der sagt: ‹Wenn ich meine Herde auf
  den, Gerechtigkeit und Bewahrung der              dem Marsch überanstrenge, gehen sie
  Schöpfung» benutzte in den 1980er Jahren          alle an einem einzigen Tag zugrunde›.
  dann dieselbe biblische Quelle für ihr Anlie­     Er achte auf diese und andere Schrift-
  gen. Auch Papst Franziskus erinnert uns in        worte von der weisen Mässigung, der
  seiner Botschaft immer wieder daran, dass         Mutter der Tugenden, und ordne alles
  Gott suchen nicht ohne Sorge um die               so massvoll an, dass die Starken ange­
  Schwächsten geht.                                 zogen und die Schwachen nicht abge-
      Drei Begriffe der Regel scheinen mir          schreckt werden.»       (RB 64, 17–19)
  das Thema Nachhaltigkeit – oder eben der

                                                                                                     5
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JAHRESTHEMA

    nimmt, dass auch künftige Generationen
    noch dort leben können. Franziskus spricht
    vom Klima, von Wasser und Biodiversität,
    aber auch von Energie und einer Ökologie
    des Alltagslebens. Wie Benedikt geht es
    auch Franziskus darum, dass wir auch in Zu­
    kunft das Antlitz Gottes im Nächsten und
    in der Schöpfung betrachten können. Gott
    suchen kann man auch im Masshalten, darin
    sind sich der heilige Benedikt und Papst
    Franziskus scheinbar einig.

    Conversatio
    Converstio meint eine konkrete, erkennbare
    Lebensweise, die getragen wird von einem
    bestimmten Glauben und bestimmten Wer­
    ten. (Michael Casey, Einführung in die Be­
    nediktusregel). So möchte Benedikt, dass
    nichts im Kloster achtlos verwendet wird.
    Beispielhaft für diese Haltung heisst es in
    RB 32,10f: «Alles Gerät und die ganze Habe

                                                  Der hl. Benedikt mit seiner Regel.

                                                  des Klosters soll er als heiliges Altargerät
                                                  betrachten. Nichts soll er nachlässig behan­
                                                  deln.» Es geht hier um Ehrfurcht und Acht­
                                                  samkeit, welche die monastische Spirituali­
                                                  tät charakterisiert. Dieser Respekt soll auch
                                                  auf materielle Güter ausgedehnt werden.
                                                  Im Kloster soll niemand ausbeuterisch han­
                                                  deln, alle sollen Sorge tragen zu den ge­
                                                  schaffenen Dingen.
                                                       Franziskus spricht gegen Ende seiner En­
                                                  zyklika davon, dass sich die Menschheit än­
                                                  dern müsse: «Es fehlt das Bewusstsein des
                                                  gemeinsamen Ursprungs, einer wechselsei­
                                                  tigen Zugehörigkeit und einer von allen ge­
                                                  teilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
                                                  würde die Entwicklung neuer Überzeugun­
                                                  gen, Verhaltensweisen und Lebensformen
                                                  erlauben. So zeichnet sich eine grosse kul­
                                                  turelle, spirituelle und erzieherische He­
                                                  rausforderung ab, die langwierige Regene­
                                                  rationsprozesse beinhalten wird.» (Laudato
    Nachhaltig: Das Kloster Subiaco wurde vom     si’ 202)
    hl. Benedikt im Jahr 514 gegründet (alle           Auch hier sind sich der Mönchsvater Be­
    Fotos ausser S. 5: Jeanine Kosch).            nedikt und der heutige Papst sehr nahe in

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
JAHRESTHEMA

 ihren Gedanken. Es geht darum, dass ich         Vom Mass der Speise, des Getränkes
 ­ lles, was ich für mein Leben zur Verfügung
 a                                                und der Kleidung
 habe, so gebrauche, dass auch zukünftige        Benedikt möchte, dass in seiner Gemein­
 Generationen noch ihren Nutzen daraus            schaft Frieden herrscht. Niemand soll zu
­ziehen können. Wenn der Mönch die ihm           kurz kommen. Sein Schlüsselbegriff ist die
 anvertrauten Werkzeuge und Geräte acht­         Angemessenheit, denn «nichts steht so im
 los gebraucht, gehen sie kaputt und können      Gegensatz zu einem Christen wie Unmäs­
 nicht weiterverwendet werden. Wenn wir           sigkeit» (RB 39,7) Sowohl Essen wie Trinken
 uns nicht bewusst sind, auf welcher spiri­       sollen im Kloster mit den geistlichen Grund­
 tuellen und materiellen Basis wir heute Le­      sätzen übereinstimmen. Dasselbe gilt für
 ben und welche Verantwortung für kom­           die Kleidung, sie soll dem Klima und der
 mende Generationen damit verbunden ist,         ­monastischen conversatio entsprechen. Mi­
 nehmen wir diesen ihre Lebensgrundlagen.        chael Casey schreibt in seiner Einführung zur
 Dabei geht es nicht um alles oder nichts. Die   Benediktsregel: «Das ganze Leben eines
 Entscheidungsbreite des Einzelnen soll nicht    Mönches, einer Nonne spiegelt wider, dass
 ausgehebelt werden. Es geht in der Bene­        er/sie sich für Gott entschieden hat, dass er/
 diktsregel darum, dass Mönche und Non­-          sie sich nach seinem Reich sehnt. Es geht
 nen – und wir heute mit ihnen – freiwillig      nicht um eine ‹spirituelles› Leben, das im
 und bereitwillig Mass halten.                   Verborgenen existiert, eingeschlossen ins

Erde, Wasser, Luft, Feuer (Energie) – Lebensgüter, die dringend unserer Masshaltung bedürfen.

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JAHRESTHEMA

    Von einem unbekannten Verfasser: «An einem Wintertag sagte der Wüstenvater zu einem
    alten, schwarzen, vertrockneten Baum: ‹Erzähl mir von Gott.› Und der Baum begann zu
    blühen.»

    Denken und ohne Bezug zum alltäglichen          gen. Dazu gibt es viele Ansätze, welche wir
    Handeln. Das Leben eines Mönches, einer         alle heute in unserem Alltag verwirklichen
    Nonne strebt nach Integration. Ihre geistli­    können.
    chen Werte und Massstäbe werden prak­
    tisch und konkret in Übereinstimmung mit        – Nachhaltigkeit lässt sich gesamtheitlich
    dem Evangelium gelebt.»                          umsetzten, wenn jede und jeder im eige­-
                                                     nen Wirkunsgbereich Verantwortung über-
    Erbe und Auftrag                                 nimmt und das eigene Handeln immer wie-
    Heute tragen viele Mönche, Nonnen, Obla­         der überprüft. Dabei soll das Eigeninteresse
    tinnen und Oblaten das Erbe des heiligen         in den Dienst des Wohlergehens der derzei-
    Benedikt weiter in unsere Zeit und in unsere     tigen und künftigen Mitmenschen gestellt
    Welt hinein. Vieles, was heute mit dem           werden. Dazu hilft uns die benediktinische
    Wort «Nachhaltigkeit» gemeint ist, finden       «discretio».
    wir schon ansatzweise in der Regel des hei­
    ligen Benedikt. Die Sorge für das gemeinsa­     – Unsere individuellen Entfaltungsmöglich-
    me Haus, wie sie Papst Franziskus formuliert,    keiten haben ihre Grenzen dort, wo die
    können wir als Auftrag verstehen, das Erbe       Menschenwürde der Mitmenschen oder der
    Benedikts in der heutigen Zeit weiter zu tra­    künftigen Generationen beeinträchtigt

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
JAW
                                                                       HRAE
                                                                          LSLTFH
                                                                               AEHM
                                                                                  RAT

wird. Der gerechte Zugang zu Ressourcen          Schöpfung und ehren Gott als den, der die
und deren Verteilung lernen wir bei Bene-        Welt geschaffen und der Schöpfung eine
dikt in seinem Kapitel über das Masshalten.      Ordnung gegeben hat.

– Wir alle wissen, dass wir die natürlichen        So stimmen auch wir ein in dieses Lob:
 ­Lebensgrundlagen aller Lebewesen langfris-
 tig sichern müssen und bereits bestehende         «Immense caeli conditor»
 Schäden so gut als möglich behoben werden         Des Himmels Schöpfer, grosser Gott
  sollten. Wenn wir uns einsetzen für eine         Du hast das Firmament gebaut
Verbesserung der Biodiversität, für eine
­                                                  Und so geschieden Flut von Flut,
Aufwertung der Natur- und Kulturland-
­                                                  dass sie nicht wirr zusammenströmt.
  schaften und den Schutz der natürlichen
  Lebensgrundlagen, dann übertragen wir
  ­                                                Den Wolken wiesest du die Bahn,
  den Begriff der conversatio in unsere heuti-     den Flüssen zeigtest du ihr Bett;
 ge Zeit.                                          nun hemmt die Flut des Feuers Macht,
                                                   damit die Erde nicht verbrennt.
– Der Klimawandel war für Benedikt noch
 nicht so ein Thema wie für uns heute. Treib-      So giesse denn, o guter Gott,
 hausgase kannte man damals noch nicht.            der Gnaden Ströme in uns ein,
Aber wenn wir heute eine Kultur der Für­           damit uns nicht mit neuem Trug
 sorge pflegen wollen, wie sie uns Benedikt        die alte Schwachheit bringt zu Fall.
 vorgelebt hat, gehört es dazu, dass wir uns
 einsetzen für effiziente Energienutzung,          Der Glaube, den die Nacht bedrängt,
 für eine einheimische und CO² -neutrale           den Kleinmut zu verwirren droht,
 Energieproduktion, wie es das Kloster Ein-        er überwinde Trug und Wahn:
 siedeln bereits tut.                              Er finde Licht und spende Licht.

     Dies alles soll uns nicht überfordern,        Dies schenk uns, Vater voller Macht,
jede und jeder tut was er oder sie kann. Wie       und du, sein Sohn und Ebenbild,
heisst es doch der tröstliche Schluss der Re­      die ihr in Einheit mit dem Geist
gel: «Nimm diese Regel als Anfang und er­          die Schöpfung zur Vollendung führt.
fülle sie mit der Hilfe Chrsti!» (RB 73,8)         Amen.
     Aber beginnen sollen wir mit der «Sorge                                     Jeanine Kosch
für das gemeinsame Haus». Wir kommen
 nicht darum herum, Entscheidungen zu
treffen und Verantwortung zu überneh­
 men, als Individuum und als Gesellschaft.
Und wenn wir uns nach dem Warum fragen,
dann denken wir wieder an Benedikt: «Da­
 mit in allem Gott verherrlicht werde – ut in
omnibus glorificetur deus!»
     Die wiederkehrenden Zeiten des Kir­
chenjahres helfen uns, einen immer wieder
 neuen Blick auf Schöpfung und Heilsge­
 schichte zu werfen. Die Hymnen des Jahres­
kreises im monastischen Stundengebet
­begleiten uns dabei im Lob Gottes. Sie be­
 singen Himmel, Welt und Erde als Teil der

                                                                                                 9
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
WALLFAHRT

     Liturgischer Kalender für Februar und März
     FEBRUAR

     2. Di		Fest
      		 Darstellung des Herrn
     		 (Mariä Lichtmess)                              Gebetsmeinung
                                                       Weltkirche
     5. Fr		 Hl. Agatha († 250)                        Beten wir für die Frauen, die Opfer von
     		 Jungfrau, Märtyrin                             Gewalt sind, um Schutz durch die Gesell-
     		(Herz-Jesu-Freitag)                             schaft und dass ihre Leiden wahrgenom-
                                                       men und beachtet werden.
     6. Sa		 Hl. Paul Miki und Gefährten
     		 († 1597)                                       Kirche Schweiz
     		Märtyrer                                        Wir danken Gott dafür, dass er uns den
                                                       Glauben geschenkt hat. Wir beten für
     7. So 		 5. Sonntag im Jahreskreis                alle Menschen, die keinen Trost und
     		Agathasonntag                                   keine Hoffnung im Glauben an Gott
     		 Bettag um Abwendung                            finden können.
     		 von Feuersgefahr

     10. Mi		 Fest
     		 Hl. Scholastica
     		       Jungfrau, Schwester des Hl. Benedikt

     13. Sa		 Einsiedler Gebetstag
     		 für geistliche Berufe

     14. So 6. Sonntag im Jahreskreis
     		(Fest
     		 Hl. Cyrill († 869) und
     		 Hl. Methodius († 885)
     		 Patrone Europas)

     17. Mi		 Aschermittwoch

     21. So 1. Fastensonntag
     		 (Hl. Petrus Damiani († 1072)
     		 Bischof, Kirchenlehrer)

     22. Mo Fest
     		 Kathedra Petri

     24. Mi Fest
     		 Hl. Matthias
     		Apostel

     28. So 2. Fastensonntag                         Das Einsiedler Gnadenbild an Maria Licht-
                                                     mess / Darstellung des Herrn, 2. Februar
                                                     2017 (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

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WALLFAHRT

MÄRZ

5. Fr		 Herz-Jesu-Freitag

7. So		 3. Fastensonntag
                                                 Gebetsmeinung
		      Krankensonntag                           Weltkirche
                                                 Beten wir darum, das Busssakrament in
13. Sa		 Einsiedler Gebetstag                    neuer Tiefe erfahren zu dürfen, um so
		 für geistliche Berufe                         die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes
                                                 besser zu verkosten.
14. So		 4. Fastensonntag
                                                 Kirche Schweiz
                                                 Wir danken Gott für diese Fastenzeit zur
19. Fr		 Hochfest
                                                 Vorbereitung auf das Osterfest. Wir be-
		 Heiliger Josef
                                                 ten für alle Menschen, die unfreiwillig
		 Bräutigam der Gottesmutter
                                                 hungern müssen, die auch in unserem
		Maria
                                                 Land nicht genug zum menschenwürdi-
		 Patron der Kirche                             gen Leben haben.
21. So		 4. Fastensonntag

22. Mo Hochfest Heimgang
		 des hl. Benedikt
		 Abt, Patriarch des
		 abendländischen Mönchtums

25. Do		 Hochfest
		 Verkündigung des Herrn

28. So Palmsonntag

  Gottesdienst-Reservation
  Solange zahlenmässige Beschränkungen für die Mitfeier von Gottesdiensten gelten,
  ermöglichen wir für die Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen die Reservation von Sitz-
  plätzen. Damit soll vor allem auch Menschen von auswärts die Möglichkeit geboten
  werden, einen Gottesdienst in der Klosterkirche mitfeiern zu können.

  Anmeldungen für die Vorabendmesse am Samstagabend (17.30 Uhr) sowie die Got­
  tesdienste am Sonntag (08.00 / 09.30 / 11.15 / 17.30 Uhr) können über die Webseite
  www.gottesdienst.kloster-einsiedeln.ch getätigt werden. Wer keinen Internetzugang
  hat, kann sich an unsere Mitarbeiterinnen an der «Hofpforte» wenden: 055 418 61 11.
  Achtung: Die Anmeldemöglichkeit besteht jeweils nur am Vortag von 08.00–17.00 Uhr.

                                                                                            11
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     WALLFAHRT                                                           e ko  n sultier :
                                                                    Bitt                  te
                                                                                    Websi      h
                                                                        unsere einsiedeln.c
                                                                              s t e r -
     Wallfahrtsinformationen                                       www.k
                                                                           lo

     Seelsorge                                      Öffnungszeiten

     Beichtzeiten                                   Kirchenpforte
     Sonn- und Feiertage:                           Montag bis Samstag:
     08.30 – 09.15 /10.45–11.00 /                   09.00 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –17.30 Uhr
     15.00 –16.00 /17.00–17.30 Uhr                  Sonn- und Feiertage:
     Montag bis Samstag:                            09.00 – 09.15 / 10.30 –11.00 / 11.45–12.00 /
     10.00 –11.00 / 15.00 –16.00 /                  13.30 –16.15 / 17.15 –17.30 Uhr
     17.00 –17.30 Uhr
                                                    Wallfahrtsbüro
                                                    Sie erreichen uns telefonisch von
     Das «Goldene Ohr»                              Montag bis Freitag
     das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch          09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr
                                                    November bis Februar
                                                    sowie während der Sommerferien:
     Klosterkirche
                                                    09.00 –11.00 Uhr
     Ostern bis Allerheiligen:                      Telefon: +41 (0)55 418 62 70
     6.00 – 21.00 Uhr                               Fax: +41 (0)55 418 62 69
     Allerheiligen bis Ostern:                      wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch
     6.00 – 20.30 Uhr                               www.wallfahrt-einsiedeln.ch
                                                    Klosterladen
     Segnung von
     Andachtsgegenständen                           Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr
                                                    Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr /
     Montag bis Samstag:
                                                    13.30 –17.30 Uhr
     12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr
                                                    Samstags: 10.00 –16.30 Uhr
     Sonn- und Feiertage:                           Telefon: 055 418 64 71
     10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr      www.klosterladen-einsiedeln.ch

       Gottesdienste in der Klosterkirche
       Sonn- und Feiertage                          Werktage
       17.30 Uhr    Vorabendmesse (Hauptaltar)      06.15 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
       07.15 Uhr    Laudes                          07.15 Uhr   Laudes
       08.00 Uhr    Eucharistiefeier (Hauptaltar)   09.30 Uhr   Eucharistiefeier (Hauptaltar)
       09.30 Uhr    Konventmesse (Hauptaltar)       11.15 Uhr   Konventmesse (Hauptaltar)
       11.15 Uhr    Pilgermesse (Hauptaltar)        12.05 Uhr   Mittagsgebet
       16.30 Uhr    Vesper/Salve Regina             16.30 Uhr   Vesper/Salve Regina
       17.30 Uhr    Eucharistiefeier (Hauptaltar)   17.30 Uhr   Eucharistiefeier
       18.15 Uhr    Rosenkranzgebet                             (Gnadenkapelle)
       20.00 Uhr    Komplet                         18.15 Uhr   Rosenkranzgebet
                                                    20.00 Uhr   Komplet

12
WALLFAHRT

Gottesdienste in Einsiedeln
  Gottesdienstordnung in Zeiten der Coronakrise

  Ob die hier aufgeführten Gottesdienste von den Gläubigen in der Klosterkirche mitge­
  feiert werden können, ist zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Ausgabe – wie so vieles
  in Zeiten der Coronakrise – unsicher. Besonders auch die Frage, ob die Eucharistischen
  Prozessionen an den Fastensonntagen abgehalten werden können, bleibt offen. Auf der
  Klosterwebseite www.kloster-einsiedeln.ch finden Sie einige Tage vor den Feiertagen
  die aktuellen Informationen.
  Solange Einschränkungen und Schutzmassnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pan­
  demie bestehen, werden sämtliche hier aufgeführten Feiern via Livestream (www.klos­
  ter-einsiedeln.ch/live) übertragen und können so von zu Hause aus mitgefeiert werden.
  Besuchen Sie unbedingt unsere Webseite www.kloster-einsiedeln.ch/coronavirus, bevor
  Sie sich auf den Weg nach Einsiedeln machen! Dort finden Sie die laufend aktualisierte
  Gottesdienstordnung sowie wichtige Hinweise zum Besuch der Klosterkirche.

Abkürzungen: KK Klosterkirche, GK Gnadenkapelle, MK Magdalenenkapelle, UK Unterkirche, BK Beichtkapelle

FEBRUAR

Di 2.     Darstellung des Herrn –                     Mi 17.      Aschermittwoch
          Mariä Lichtmess                             11.15 Uhr 	Pontifikalamt mit Aschenweihe
19.00 Uhr Pontifikalamt mit Kerzenweihe                           KK
          KK                                          	In allen Gottesdiensten
          anschl. Blasiussegen                                    Aschenauflegung

Mi 3.     Gedenktag des hl. Blasius                   So 21.    Erster Fastensonntag
11.15 Uhr Konventamt mit Blasiussegen KK              09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK
	In allen Gottesdiensten wird der                    16.30 Uhr Feierliche Vesper KK
          Blasiussegen erteilt, sowie um
          15.00 und 17.15 Uhr GK                      So 28. 	   Zweiter Fastensonntag –
                                                                  Einsiedler Betsonntag
Fr 5.     Herz-Jesu-Freitag                           09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK
20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK             16.30 Uhr 	Feierliche Vesper mit
                                                                  Eucharistischer Aussetzung KK
So 7. 	    Agatha-Betsonntag zur                     	anschl. Eucharistische Prozession
           ­Abwendung von Feuersgefahr                            (?) GK
09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK
16.30 Uhr	Feierliche Vesper mit
            Eucharistischer Aussetzung KK
	anschl. Eucharistische Prozession
            (?) GK

                                                                                                           13
WALLFAHRT

     MÄRZ

     Fr 5.      Herz-Jesu-Freitag                   Mo 22.     ochfest Heimgang des
                                                              H
     20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK               hl. Benedikt
                                                    11.15 Uhr Pontifikalamt KK
     So 7.      Dritter Fastensonntag               16.30 Uhr Pontifikalvesper KK
     09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK
     16.30 Uhr Feierliche Vesper mit               Do 25.     ochfest Verkündigung des
                                                              H
                Eucharistischer Aussetzung KK                 Herrn
     		 anschl. Eucharistische Prozession          11.15 Uhr Feierliches Konventamt KK
                (?) GK                              16.30 Uhr Feierliche Vesper KK

     So 14.      ierter Fastensonntag –
                V                                   So 28.     Palmsonntag
                Einsiedler Betsonntag               09.30 Uhr Pontifikalamt mit Palmweihe KK
     09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK            16.30 Uhr Feierliche Vesper KK
     16.30 Uhr Vesper mit Eucharistischer
               Aussetzung KK
     		 anschl. Eucharistische Prozession
                (?) GK

     Fr 19.     Hochfest des hl. Josef
     09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK
     14.00 Uhr Andacht zu Ehren des heiligen
               Josef GK/KK
     16.30 Uhr Feierliche Vesper KK
     18.10 Uhr Rosenkranzgebet für die Väter
                GK

     So 21.     ünfter Fastensonntag –
               F
                Einsiedler Betsonntag
     09.30 Uhr Feierliches Konventamt KK
     15.00 Uhr Musik zur Passionszeit KK
     16.30 Uhr Vesper mit Eucharistischer
               Aussetzung KK
     		 anschl. Eucharistische Prozession
                (?) GK                              (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

       «Jahr des heiligen Josef» 2021
       Am 8. Dezember 1870 wurde der heilige Josef zum Schutzpatron der Kirche erklärt.
       Aus diesem Grund hat Papst Franziskus das Jahr 2021 in besonderer Weise dem heiligen
       Josef gewidmet. Wie dieses «Jahr des heiligen Josef» in Einsiedeln begangen wird, er­
       fahren Sie auf www.kloster-einsiedeln.ch/josefsjahr. Auf der Webseite werden auch die
       Josefs­kirchen und -kapellen in der Umgebung des Klosters vorgestellt. Besuchen Sie
       auf jeden Fall den geschmückten St. Josef-Altar in der Klosterkirche und feiern Sie die
       Gottesdienste am 19. März 2021 mit.

14
WALLFAHRT

Der Wallfahrtspater informiert

«Maria, Mutter der Hoffnung» –
Gedanken zum Wallfahrtsmotto 2021
Wir blicken auf ein schwieriges Jahr 2020 zurück. Auch im Kloster und Wallfahrts-
ort Einsiedeln hat uns das Coronavirus kräftig herausgefordert. Umso wichtiger ist
es nun, nicht der Schwarzmalerei zu verfallen und pessimistisch in die Zukunft zu
blicken. Es gilt, aus den Quellen der Hoffnung und der Zuversicht zu schöpfen. Das
Wallfahrtsmotto 2021 möchte diesen Prozess unterstützen und einige Gedanken­
anstösse bieten.

Die COVID-19-Pandemie hat im Jahr 2020           bigen neu ans Herz legen. Gerne nehmen
die allermeisten Wallfahrten verunmöglicht.      wir im Wallfahrtsort Einsiedeln dieses Anlie­
Das vor dem Ausbruch der Coronakrise ge­         gen auf und machen eine der drei neuen
wählte Wallfahrtsmotto «Bei Maria zu Hau­        Anrufungen zum diesjährigen Wallfahrts­
se» konnten nur wenige Menschen vor Ort          motto: «Maria, Mutter der Hoffnung».
wirklich erfahren.
                                                 Teil des Gebetsschatzes der Kirche
Geteiltes Leid ist halbes Leid                   Im Kloster Einsiedeln ist die «Lauretanische
Wir gehen davon aus, dass das Coronavirus        Litanei» fester Bestandteil der Liturgie. Sie
auch im Jahr 2021 den Besucherstrom nach         erklingt an jedem ersten Sonntag im Monat
Einsiedeln nachhaltig bremsen und durch          im Anschluss an die Vesper während der Pro­
zahlreiche Schutzmassnahmen prägen wird.         zession zur Gnadenkapelle. Leider hat diese
Wir Einsiedler Benediktiner teilen zusam­        schöne Tradition während der Coronakrise
men mit unseren Mitarbeitenden die Sor­          eine Unterbrechung erfahren. Wir hoffen,
gen der Menschen, welche die Coronakrise
in wirtschaftliche und existenzielle Nöte
stürzt. Doch wollen wir nicht dabei stehen
bleiben. Als Christinnen und Christen haben
wir eine Hoffnung. Aus diesem Grund ha­
ben wir für das Wallfahrtsjahr 2021 das Mot­
to «Maria, Mutter der Hoffnung» gewählt.

Inspiriert von Papst Franziskus
Am 20. Juni 2020 hat Papst Franziskus drei
neue Anrufungen in die «Lauretanische Li­
tanei» aufnehmen lassen: «Mutter der
Barmherzigkeit», «Mutter der Hoffnung»
und «Trost der Migranten». Damit wollte der
Heilige Vater die aktuelle Situation in Kirche   Ein italienisches Marienheiligtum mit
und Welt in einem der ehrwürdigsten Mari­        Ausstrahlung: Loreto bei Ancona (Foto:
engebete aufnehmen und dieses den Gläu­          Wikimedia Commons).

                                                                                                 15
WALLFAHRT

     Maria im «Kleid der Hoffnung»: Fahrer-Kleid aus dem Jahr 2018 (Foto: Jean-Marie Duvoisin).

     dass wir diesen altehrwürdigen Brauch bald      Ein Flyer erschliesst die spirituelle Dimension
     wieder aufnehmen können. Denn die «Lau­         dieser Marienlitanei und erklärt ihre Ge­
     retanische Litanei» umfasst neben den drei      schichte, welche bis ins Mittelalter zurück­
     neuen Anrufungen eine Fülle von wunder­         reicht und eng mit dem mittelitalienischen
     baren Bildern und Titeln, mit denen die Got­    Marienwallfahrtsort Loreto (daher der lati­
     tesmutter Maria um ihre Fürsprache angeru­      nisierte Name) verbunden ist. Aber auch in
     fen wird.                                       machen Pilgergottesdiensten und insbeson­
         Wir haben es uns zum Ziel gemacht, in       dere auch in den Maiandachten (jeweils an
     diesem Jahr nicht nur das Wallfahrtsmotto       den Sonntagen im Monat Mai um 18.30 Uhr)
     «Maria, Mutter der Hoffnung» den Pilgerin­      werden die «Lauretanische Litanei» und das
     nen und Besuchern zu erschliessen, sondern      diesjährige Wallfahrtsmotto «Maria, Mutter
     auch die «Lauretanische Litanei» als solche     der Hoffnung» immer wieder Thema sein.
     nahezubringen. Diese ist ein wahres Juwel
     im reichen Gebetsschatz der Kirche und          Aus der Not eine Tugend machen
     spricht durch ihre bildreiche Sprache auch       Da die weiteren Auswirkungen der COVID-
     heute noch Menschen an.                         19-Pandemie auf den Einsiedler Wallfahrts­
                                                      betrieb im Jahr 2021 nicht absehbar sind,
     Das Motto verinnerlichen                         haben wir – inspiriert vom Wallfahrtsmotto
     Im Rahmen der Wallfahrtsausstellung über        – ein neues, «coronaunabhängiges» Ange­
     die Schwarze Madonna am «Hof», dem Gäs­          bot entwickelt: «Pilgerwege der Hoffnung».
     tebereich des Klosters, wird deshalb neu         Durch das gemeinsame Unterwegssein in
     auch die «Lauretanische Litanei» vorgestellt.    einer überschaubaren Gruppe wollen wir

16
WALLFAHRT

uns in der Hoffnung stärken lassen und die    nen, der ihnen Kraft für den Alltag und die
wunderschönen Pilgerwege nach Einsiedeln      beruflichen Herausforderungen schenkt.
entdecken.                                    Möge die Gottesmutter Maria hier die su­
    Auf der Webseite www.kloster-einsie­      chenden und verzagten Menschen auf jene
deln.ch/wallfahrtsmotto finden Sie zahlrei­   Hoffnung hinweisen, die sie in ihrem Arm
che weitere Informationen zum diesjähri­      trägt: Jesus Christus. Und mögen alle Pilge­
gen Leitwort für die Wallfahrt zu Unserer     rinnen und Pilger, welche 2021 nach Einsie­
Lieben Frau von Einsiedeln und den damit      deln kommen, selbst zu Hoffnungsträgern
verbundenen Angeboten.                        werden, indem sie stets bereit sind, jedem
                                              Red und Antwort zu stehen, der nach der
Mit Maria Boten der Hoffnung sein             Hoffnung fragt, die sie erfüllt (vgl. 1 Petrus
Wir Mönche im Kloster Einsiedeln hoffen,      3,15). So können wir alle in dieser herausfor­
dass im neuen Jahr – trotz mancher Ein­       dernden Zeit zu Botinnen und Boten des
schränkungen – viele Menschen Einsiedeln      Evangeliums werden.
als Ort der Hoffnung werden erfahren kön­                                Pater Philipp Steiner

 Anrufung der Maria in der lauretanischen Litanei

 Heilige Maria, bitte für uns.                 Du mächtige Jungfrau
 Heilige Mutter Gottes                         Du gütige Jungfrau
 Heilige Jungfrau der Jungfrauen               Du getreue Jungfrau
 Mutter Christi                                Du Spiegel der göttlichen Heiligkeit
 Mutter der Kirche                             Du Sitz der Weisheit
 Mutter der göttlichen Gnade                   Du Ursache unserer Freude
 Mutter der Hoffnung                           Du Tempel des Heiligen Geistes
 Du reine Mutter                               Du Wohnung, ganz Gott geweiht
 Du keusche Mutter                             Du geheimnisvolle Rose
 Du unversehrte Mutter                         Du Turm Davids
 Du unbefleckte Mutter                         Du elfenbeinerner Turm
 Du liebenswürdige Mutter                      Du goldenes Haus
 Du wunderbare Mutter                          Du Arche des Bundes
 Du Mutter des guten Rates                     Du Pforte des Himmels
 Du Mutter des Schöpfers                       Du Morgenstern
 Du Mutter des Erlösers                        Du Heil der Kranken
 Du Mutter der Barmherzigkeit                  Du Zuflucht der Sünder
 Du weise Jungfrau                             Du Hilfe der Migranten
 Du ehrwürdige Jungfrau                        Du Trösterin der Betrübten
 Du lobwürdige Jungfrau                        (...)

                                                                                                 17
KLOSTER EINSIEDELN

           Freiwilligendienst
           im Kloster Einsiedeln
           für 18 – 25jährige Männer
           14 Tage zwischen 26. Juli & 22. August 2021

           www.kloster-einsiedeln.ch/volontariat

18
S A LV E
                                                                                    3·2020

                                                                                                  S A LV E
                       Zeitschrift
                                   der benedi
                       Gemeinsch              ktin
                                   aften Einsied ischen
                                                 eln und Fah
                                                             r

                                                                                             Zeitschrift der benediktinischen
Salve_03_2020.
              indd 1

                                                                 04.01.21
                                                                            10:42
                                                                                             Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
                                         SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen                                                In verschiedenen Rubriken informiert die
                                         facettenreichen Einblick in das Leben hinter                                        Zeitschrift unter anderem umfassend über die
                                         den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das                                        Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr,
                                         Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Ein-                                      die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Kloster-
                                         siedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher                                    betriebe sowie über religiöse und kulturelle
                                         Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En-                                       Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr
                                         gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.                                       sowie in der Propstei St. Gerold.

SALVE
                                                                 Bestellkarte Zeitschrift «SALVE»
                                   S A LV E

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                                                                             Ich wünsche die zweimonatlich                                    bitte Sie um die Gratiszustellung
                                                                             erscheinende Zeitschrift ab nächst-                              der aktuellen Ausgabe.
                                                                             möglicher Ausgabe.
                                                                                                                                              Ich bestelle ein
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                            Name/Vorname
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                            Strasse
                                                                                                                                    PLZ/Ort
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                              Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch

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WALLFAHRT

     Ursache für die sympathische Begegnung
        Liturgisches
     zwischen Jou       Grundwissen
     Einladung zu einem Klosterbesuch
     In einem Schreiben vom 4. Februar an die
         Sonntag
     entsprechenden Redaktionen wies Abt Mar-
     tin im Sinne einer Klarstellung darauf hin,
     dass in der 1075-jährigen Geschichte des
         HandEinsiedeln
     Klosters    aufs Herz:nurMitknapp
                                   welchem   Tag fängt
                                          während     100
     Jahren mehr Mönche zu Einsiedelnchristli­
         für  Sie  die  Woche     an?  – Nach     gehör-
     tenchem     Verständnis
          als heute              gehört
                     (zurzeit zählt       der Sonntag
                                     die Gemeinschaft
         nicht   zum   Wochenende,      sondern
     76 Mitglieder), und dass das Durchschnittsal- steht
         am   Beginn   einer  neuen   Woche.
     ter der Gemeinschaft seit ein paar Jahren
     sinkt.
         DieNoch    vor sieben
              Evangelien         Jahren dass
                            berichten,   waren   die am
                                              Jesus   Me-
     dien   erstaunt,
         ersten         dass
                  Tag der      Einsiedeln
                           Woche,    am Tagmit
                                             nachMartin
                                                    dem
     Werlen
         Sabbat,einen
                    vonsoden
                           jungen
                               TotenAbt   hat – er wur­
                                      auferweckt     war
     damals
         de. Er39erschien
                   Jahre alt.
                            denAbt   Martin
                                  Frauen  undistden
                                                 jedoch
                                                     Jün­
     nicht  der hielt
         gern,   einzige
                       mitjunge
                            ihnenVerantwortungsträ-
                                    Mahl, hauchte sie
     geranimmitKloster  Einsiedeln.
                  Heiligem Geist und  Zurzeit
                                         wurdezählt   die
                                                 in den
     Gemeinschabehaupten,
         Himmel emporgehoben.        das All
                                          Journalisten-
                                               dies ge­
     Team    hätte
         schah   amauch
                     erstenbereits
                              Tag. mögliche Termine
     für ein vorausgehendes Trainingscamp dis-
         Die Rede vom «ersten Tag» verweist auf
     kutiert…
         den Beginn der Schöpfung mit der Er­
      schaffung des Lichtes.          Zugleich klingt
                                 Pater Kolumban Reichlin
         darin die neue Schöpfung in Christus an,
         dem «Licht der Welt». Die Kirche begeht
         darum den ersten Tag der Woche, den
         Sonntag, als ihren ureigensten Feiertag.
         Bereits aus der Bibel ist bekannt, dass
         die Christen sich jeweils am Abend des (Foto: Christof Moeri/Imagepoint).
         ersten Tages versammelten, um mitein­
         ander Mahl zu halten und die Gegen­
         wart des Auferstandenen in ihrer Mitte zu feiern. Als im 4. Jahrhundert der Sonntag
         zum arbeitsfreien Tag erklärt wurde, setzte sich die morgendliche Eucharistiefeier
         durch.
         Sonntagsgottesdienst und Sonntagsruhe gehen eine glückliche Verbindung ein. Was
         das Fest im Alltag, das ist der Sonntag in der Woche: eine freie, geschenkte Zeit, um
         Gemeinschaft zu pflegen, das Leben zu feiern, Gott zu danken.

         (Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulus­
         verlag, Freiburg Schweiz, 2012)

         Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen
         Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

20
Haben Sie gewusst, dass ...
                                             … der Auslöser der COVID-19-Pandemie, das Corona-Virus, eigentlich einen vornehmen
                                             Namen trägt? Auch Bilder dieses Virus, die man herunterladen kann, sehen schön aus, sind
                                             farbig, scheinen von einer phantasievollen Künstlerhand entworfen. «Corona», das lateinische
                                             Wort, bezeichnet tatsächlich etwas Schönes, nämlich einen Kranz aus natürlichen oder
                                             künstlichen Blumen, den Priester und die Tiere, die sie opfern, als Schmuck tragen. Im Mit­
                                             telalter wird eine «corona», meist aus Edelmetall hergestellt, eine Auszeichnung für künst­
                                             lerische und vor allem militärische Leistungen. Und die «corona» ist natürlich die Krone aller
                                             gekrönten Häupter, der Herrscherinnen und Herrscher, der Könige und Kaiserinnen.

                                             Auch in der kirchlichen Sprache ist die «corona», die Krone, gut vertreten, im negativen und
Eine der Kronen der Einsiedler Madonna und

                                             positiven Sinn. Jesus wird zum Spott eine Dornenkrone aufgesetzt; Paulus nennt die christliche
                                             Gemeinde von Philippi, die ihm besonders ans Herz gewachsen ist, «meine Freude und meine
                                             Krone», und die Offenbarung des Johannes verheisst denen, die Christus treu bleiben, die
                                             «Krone des Lebens».
ihres Kindes (Foto: Erich Liebi).

                                             Die «corona», die Krone oder der Kranz, ist eine Auszeichnung eines Menschen. Ein Hymnus
                                             auf heilige Jungfrauen beginnt mit «Jesu, corona virginum» und bezeichnet Jesus als die
                                             «Krone der Jungfrauen», also als ihren Schmuck, der sie schön macht, dem die heiligen Frauen
                                             darum in einem Triumphzug folgen und zu dessen Ehre sie Hymnen singen. Eine Klosterfrau
                                             hat allerdings vorgeschlagen, ob im Ernst oder als Scherz, man sollte den Anfang des Hymnus
                                             ändern, da Jesus doch nicht mit Corona anstecke.
                                             Die «corona» ist zweideutig. Da wir sie in dieser Zeit als eine gefährliche, bedrohende und
                                             beängstigende Wirklichkeit erfahren, nehmen wir als glaubende Menschen vertrauensvoll zu
                                             dem mit Dornen gekrönten Jesus Zuflucht, der uns als Krone des Lebens verheissen ist.
                                                                                                                         Pater Alois Kurmann

                                                                                                                                                21
KLOSTER EINSIEDELN

         Psalm 13

     		 1    Für den Chormeister. Ein Psalm Davids

     		 2    Wie lange noch, Herr, vergisst du mich ganz?
     			     Wie lange noch verbirgst du dein Angesicht vor mir?

     		 3    Wie lange noch muss ich Sorgen tragen in meiner Seele,
     			     Kummer in meinem Herzen Tag für Tag?
     			     Wie lange noch darf mein Feind sich über mich erheben?

     		 4    Blick doch her, gib mir Antwort, Herr, mein Gott,
     			     erleuchte meine Augen, damit ich nicht im Tod entschlafe,

     		 5    damit mein Feind nicht sagen kann:
     			     Ich habe ihn überwältigt,
     			     damit meine Gegner nicht jubeln, weil ich wanke!

     		 6    Ich aber habe auf deine Güte vertraut,
     			     mein Herz soll über deine Hilfe jubeln.
     			     Singen will ich dem Herrn,
     			     weil er mir Gutes getan hat.

22
KLOSTER EINSIEDELN

«Wie lange noch?»

Kunst hilft zu leben und zu beten

Von den 150 Psalmen haben alle eine ganz           heit Gottes, wie auch seine schmerzlich
unterschiedliche Länge. Der kürzeste – es ist     empfundene Situation infolge dieses Ver­
  Psalm 117 – besteht nur aus zwei Versen, der     haltens Gottes.
  längste – Psalm 119 – hat 176 Verse. Psalm 13         Vers 4 enthält drei Befehle an Gott:
  mit seinen 6 Versen ist einer der kürzeren      «Blick her!», «Gib Antwort!», «Erleuchte!»,
und steht vor den zwei fast gleich langen          und führt unmittelbar in die dreimalige For­
14 und 15. Kurze Psalmen kann man als Ent­         mulierung über, was Gottes erwartete Reak­
  sprechung zur Aussage des Matthäusevan­          tion bewirken soll: Damit ich nicht sterbe,
geliums (6,7) verstehen: «Wenn ihr betet,         damit der und die Feinde ihn nicht über­
  sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die     wältigen und triumphieren. Der letzte Vers
  meinen, sie werden nur erhört, wenn sie         gibt die Lösung, sagt, warum der Beter sein
 ­viele Worte machen.» Doch diese diskrimi­       Gebet so kunstvoll aufgebaut hat: Er hat
  nierende Aussage könnte ebenfalls auf be­        auf Gottes Güte vertraut, damit er jubeln
  stimmte christliche Gebete bezogen werden,       und von der Hilfe Gottes singen kann.
etwa auf das Rosenkranzgebet.                           Ich kann diesen Psalm in einer Minute
      Wir wollen darum den Psalm 13 nicht           beten, und ich muss dabei gar nicht «un­
deswegen als besonders wertvoll ansehen,           andächtig» ein, wie wir früher im «Beicht­
 weil er kurz ist, sondern weil er etwas zeigt,     spiegel» angeleitet wurden, unsere Gebete
 was viele Psalmen auszeichnet, nämlich ihre      zu überprüfen. Ich kann den Psalm aber
  künstlerische Gestaltung, die sie zu Gedich­    auch für mich allein, langsam, in Ruhe be­-
ten, zu Poesie macht. Es ist gerade die dich­      ten, nach jedem Vers eine Pause einlegen,
terische Kunst, die kurze Psalmen oft zu           jedem Vers nachspüren: Ich habe das Ge­-
­Modellen eines beschaulichen, kontemplati­       fühl, dass Gott mich vergisst, er verberge
 ven Betens machen. Das soll hier sichtbar          sein G­ esicht vor mir, ich bleibe allein mit
gemacht werden.                                    ­meinen Sorgen. Ich kann bei der Bitte ver­
      Der Psalm 13 enthält in den Versen 2–3       weilen: «Blick doch her, gib mit Antwort».
  vier Fragen, die alle mit «wie lange noch?»      Ich kann erleichtert spüren: Ich habe auf
  beginnen. Die zwei Fragen in Vers 2 richten     ­deine Güte vertraut, er hat mir Gutes ge­-
  sich direkt an Gott und drücken das beklem­      tan, und ich kann freudig sagen: «Singen
  mende Gefühl aus, dass Gott den Beter ver­       will ich dem Herrn, weil er mir Gutes getan
gessen hat und sein Gesicht nicht zeigt. In        hat.» – Ein solches Gebet nimmt sich Zeit;
den zwei Fragen im dritten Vers redet der          wer so betet, freut sich über die Worte,
  Betende von der Wirkung, die Gottes Ver­         lässt sie in sich nachklingen. Es ist medita­
gessen und Abwendung auf ihn hat: seine            tives Gebet.
 Seele ist in Sorge und er bekommt die Feind­                                Pater Alois Kurmann
  schaft eines oder mehrerer Menschen zu
  spüren. Die viermalige Frage «Wie lange
  noch?» formuliert sowohl das vom Beter
empfundene Vergessen und die Verborgen­

                                                                                                    23
KLOSTER EINSIEDELN

     ­­K O N V E N T                                   4. Dezember
                                                       Nachdem letzthin ein Ausflug abgesagt

            GLÖCKLI                                    werden musste, trafen sich am Freitag die
                                                       Ministranten wieder einmal zu einem ge­
                                                       meinsamen Abend, coronakonform draus­
                                                       sen, mit Abstand und Maske. Nach dem Be­
                                                       such von Samichlaus und Schmutzli gab es
                                                       im Abteihof – um wärmende Feuerschalen
                                                       versammelt – eine kräftige Minestrone.
                                                       Nach dem Besuch der Herz-Jesu-Komplet
                                                       gab es abschliessend als Dessert Vermicelles,
                                 R Ü C K BLI C K       selbstgemacht von zwei Ministranten. Gera­
                                                       de für die Neuen in der Gruppe sind solche
     14. November                                      Anlässe wertvoll, um die anderen kennenzu­
     Heute Samstag wird auf dem Klosterplatz,          lernen und sich als Teil einer Gemeinschaft
     vor den Arkaden bei der Milchmanufaktur,          zu fühlen.
     ein Bänkli aufgestellt. Es ist der Prototyp des
     «Meinrads-Bänkli» des Einsiedler Architek­        6. Dezember
     ten Peter Füchslin. Dieser möchte anregen,        Im Advent des letzten Jahres wurde Leonie
     dass dieser Bänkli-Typ in Einsiedeln Verbrei­     Geiger als Katechumene aufgenommen. Sie
     tung findet. Die Idee dahinter: Ein schönes       ist Schülerin der 4. Klasse und Ministrantin.
     Bänkli aus einheimischem Holz, hergestellt        Während dieses Jahres hat sie sich zusam­
     von Schreinereien in der Region. Dabei gibt       men mit ihrer Kollegin Nina Hausmann in­
     es keinen kommerziellen Gedanken, da die          tensiv auf die Eingliederung in die Kirche
     Baupläne jedermann zur Verfügung stehen.          vorbereitet. Eigentlich hätte das in der Os­
                                                       ternacht stattfinden sollen, nun dürfen wir
     20. November                                      aber im Konventamt dieses zweiten Ad­
     Auf Initiative des Wallfahrtsteams wird am        ventssonntages mit ihr die Sakramente der
     Freitag im Abteihof an Stelle des Scheren­        Eingliederung feiern.
     schleifers eine grosse Weihnachtslaterne
     aufgestellt, ein schöner Ersatz für den feh­      Am Weg vom Abteitor zum Meinradsberg
     lenden Weihnachtsbaum. Dadurch soll auch          steht links ein alter Ahorn, der angefault
     an diesem stark frequentierten Ort etwas          und gespalten ist und deshalb im Moment
     adventlich/weihnachtliche Atmosphäre auf­         mit einem Spannset zusammengehalten
     kommen.                                           wird. Er wird demnächst gefällt, da er zu
                                                       einer Gefahr für die Passanten geworden ist.
     27. November                                      Der Baum steht unter (Denkmal-)Schutz,
     Heute Abend wurde von Christian Alder             deshalb musste das Einverständnis verschie­
     (Wädenswil) und seinem Gehilfen Fredy             dener Stellen eingeholt werden. Zudem
     Gerber eine neue Halterung mit integrier­         wird an seiner Stelle ein neuer Baum ge­
     tem «Reifrock» für das Gnadenbild montiert.       pflanzt.
     Ziel der neuen Vorrichtung ist eine bessere
     Luftzirkulation rund um die Schwarze Ma­
     donna, um der Bildung von Schimmelpilz
     vorzubeugen. Betreut wurde das Projekt
     von Bruder Gerold, Bruder Michael und
     Pater Philipp.

24
KLOSTER EINSIEDELN

18. Dezember                                    und etwas Umsatz machen, was dieses Jahr
Das Konzert des Cum-Anima-Chores und            sehr schwierig war. Ebenso haben wir der
des Stiftsorchesters im Grossen Saal kann       Kaffeerösterei «Drei Herzen» die Erlaubnis
leider nicht stattfinden. Letztes Jahr waren    gegeben, im Statthaltereihof, vor dem Wa­
über zweihundert zuhörende Personen an­         reneingang der Kellerei, einen kleinen mo­
wesend – die Auftretenden nicht mitgezählt.     bilen Kaffeestand aufzustellen. Dies ist
                                                ebenfalls zeitlich beschränkt und als Ver­
22. Dezember                                    suchsprovisorium gedacht.
Am Dienstag beging die Schule ab acht Uhr
eine Vorweihnachtsfeier, deren Organisati­
on sich aufgrund der sich immer wieder än­                              PERSONEL L ES
dernden Vorgaben als besonders aufwän­
dig erwiesen hat. Alle Schülerinnen und         In der ersten Adventswoche hätte Pater
Schüler waren zusammen mit ihren Klassen­       ­Daniel für eine weitere Lehrgangseinheit im
lehrpersonen in ihren Klassenzimmern bei         Rahmen seiner Fortbildung wiederum nach
der Videoübertragung der Feier aus der          Wien reisen sollen. Aufgrund der aktuellen
Klosterkirche live dabei. Je eine Klassenver­   Situation musste der Kurs abgesagt werden.
tretung und eine Lehrervertretung waren in      Einzig am Montag, 30. November gibt es
der Kirche anwesend; zusammen mit der           eine Einheit als «Webinar», also als Seminar
«Weihnachtsspielgruppe» und Pater Cyrill        über das Internet, «Web» genannt.
gestalteten sie unter Anleitung von Pater
Thomas die Feier. Zum Abschluss trugen sie      3.– 6. Dezember
mit einer Laterne das Licht von Weihnachten     Bruder Alexander absolviert eine weitere
zu ihren Klassenkameraden in ihre Klassen­      Einheit seiner Weiterbildung – ebenfalls
zimmer und zu den Lehrpersonen ins Physik-      über Internet, da er nicht nach Wien reisen
und Examenszimmer.                              kann.

Alle sonst üblichen Neujahrsempfänge (Be­       19. Dezember
zirksrat, Kirchenrat, Feuerwehr, SOB, Post,     Heute Samstag kehrt Frater Meinrad aus
Polizei, Ärzte und Therapeuten) werden          Rom nach Hause zurück. Er wird begleitet
dieses Jahr durch einen Weihnachtsbrief er­     von Bruder Dominic Lee von der Saint
setzt.                                          Bernard Abbey in Alabama (USA), der in
                                                S. Anselmo studiert. Beide bleiben bis am
Nach dem Bundesratsbeschluss können wir         9. Januar bei uns.
keine Essen für externe Gruppen am Hof an­
bieten. Verwandte und Bekannte dürfen wir
aber sehr wohl zum Mittagessen an den Hof
einladen.

Unser Arkadenmieter Milchmanufaktur
wird in den kommenden drei Wochen bei
schönem Wetter und hohem Besucherauf­
kommen auf der Fläche vor ihrem Laden in
den Arkaden ein paar Tische aufstellen und
eine kleine Gastwirtschaft betreiben. Die­
sen Versuchsbetrieb, jeweils von 11 bis 16
Uhr, hat das Consilium bewilligt. Unser Mie­
ter möchte damit Erfahrungen sammeln

                                                                                               25
KLOSTER EINSIEDELN

     Benediktinerinnen und Benediktinern

     Projekt Lebensgeschichten

     Das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Projekt verfolgt die Absicht,
     das Wissen über den Benediktinerorden in der Deutschschweiz um den Aspekt der
     individuellen Lebensgeschichte seiner Mitglieder zu erweitern.

     Die Geschichte der Ordensgemeinschaften
     in der Schweiz wurde bisher mehrheitlich als
     Institutionsgeschichte geschrieben. Die Er­
     forschung der Subjektgeschichte von männ­
     lichen Ordensmitgliedern steht noch aus.
     Bisher haben zwei Kirchengeschichts-Pro­
     jekte diesen Themenbereich aufgegriffen
     und sich mit der Lebensgeschichte von Frau­
     en in katholischen und reformierten religiö­
     sen Gemeinschaften beschäftigt.

     Geschlechtervergleichender Ansatz              (V.l.: Ivo Berther, Claire Geyer, Prof. Dr.
     Aufbauend auf der Erfahrung dieser Oral-       Markus Ries, Dr. Esther Vorburger, Simona
     History-Studien startet dieses Projekt am      Baumgartner (Foto: zVg.).
     Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Univer­
     sität Luzern, das der Erforschung der Le­      ben dabei unter anderem Einblick in ihre
     bensgeschichte von Benediktinerinnen und       Kindheit und Jugend, ihre Motivation zum
     Benediktinern in der Deutschschweiz und        Klostereintritt, ihren Gebets- und Arbeits­
     benachbarten Gebieten gewidmet ist. Es         alltag oder ihre Gefühlswelt.
     wird den bisher für die Schweiz unerforsch­
     ten Aspekt der Lebenswelt von Ordensmän-       Interviews in 21 Klöstern
     nern aufarbeiten und zugleich einen in         Das Projekt gliedert sich in zwei miteinander
     diesem Kontext innovativen geschlechter­       verbundene Teilstudien, innerhalb derer mit
     vergleichenden Beitrag leisten. Dafür eignet   qualitativ-biografischer Methode Lebens­
     sich der Benediktinerorden in besonderer       geschichten zugänglich gemacht werden.
     Weise, da er sowohl aus Frauen- wie aus        Dr. Esther Vorburger wird die weibliche Sei­
     Männergemeinschaften besteht.                  te erforschen, Ivo Berther MA, wird Daten
         Am Projekt beteiligen sich mehrere         zu männlichen Ordensmitgliedern erheben;
     Mönche und Schwestern aus den Klöstern         die Leitung liegt bei Prof. Dr. Markus Ries.
     Einsiedeln und Fahr, welche dem Projekt­       Insgesamt sind rund hundert Interviews
     team grosszügigen und herzlichen Zugang        in 21 Klöstern geplant – 2023 sollen die Er­
     in die Konvente gewährt haben. Die Ordens­     gebnisse in einer geschlechtervergleichen­
     leute erzählen den Forschenden in längeren     den Studie publiziert werden.
     Interviews ihre Lebensgeschichte und ge­                                        Yvo Berther

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KLOSTER EINSIEDELN

In Memoriam Pater Walbert Kaufmann (1935–2020)

«Ich bin ein Mensch mit seinem
Widerspruch»
Liebe Angehörige und Freunde von Pater              seitige Welt hören dürfen, dass der Herr ihm
Walbert, liebe Mitbrüder                            sagte: «Komm zu mir, der du mühselig und
                                                    beladen bist, ich will dich erquicken. Und du
«Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein        wirst Ruhe finden für deine Seele.» Mühselig
 Mensch mit seinem Widerspruch», heisst             und beladen war er ja wirklich besonders in
 es einmal in C. F. Meyers «Huttens letzte          dieser letzten Zeit aus den verschiedensten
Tage». Das gilt wohl für uns alle, aber in aus­     inneren und äusseren Gründen. Und auch wir
 geprägtem Masse gilt es für Pater Walbert.         dürfen darauf vertrauen, dass sein Joch sich
Am schockierendsten für Aussenstehende              letztlich als sanft erweisen wird.
 war vielleicht dies: Einerseits war er jahrzehn­       Zum Schluss möchte ich Pater Walbert
 telang ein überzeugender Religionslehrer, er       ganz persönlich danken für alles, was für
 war ein hervorragender Prediger, als Seelsor­      mich, für unsere Gemeinschaft und für so vie­
 ger hat er vielen Menschen geholfen. Ander­        le Menschen, die ihm begegnet sind, getan
 seits hat er in der letzten Lebensphase an         hat. Und dem Herrgott möchte ich danken
 keinem Gottesdienst mehr teilgenommen.             für diesen Mitbruder, der selbst dort, wo er
 Bei anderen nehmen wir die Widersprüche            kantig und schwierig war, eine Herausforde­
 schnell wahr. Und schnell fällen wir auch          rung war, die uns weiter geführt hat.
­Urteile. Gerade das aber hat uns Jesus Chris­                               Pater Markus Steiner
 tus untersagt. Stattdessen sollten wir den
 Widersprüchen in unserem eigenen Leben
 nachspüren. Vielleicht machen auch wir die
 Erfahrung, die Paulus im Römerbrief be­
 schreibt, dass wir das Gute, das wir anstreben,
 nicht zustande bringen, hingegen das, was
 wir eigentlich nicht wollen, trotzdem tun.
 Schliesslich ruft Paulus sogar aus: «Ich elen­
 der Mensch! Wer wird mich aus diesem dem
Tod verfallenen Leib erretten?»
     Doch dann fährt er fort: «Dank aber sei
Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!»
 Dort, wo wir nicht weiterkommen, kann Gott
 wirken. Unsere erkannten Widersprüche
 können zum Einfallstor der Gnade werden.
 Diese wirkt, weil Gott uns geliebt hat, noch
 bevor wir ihn lieben konnten. Denn darum
 hat Gott seinen einzigen Sohn in die Welt
 gesandt.
     So hat auch Pater Walbert – davon bin
 ich überzeugt – bei seinem Eintritt in die jen­    Pater Walbert Kaufmann OSB.

                                                                                                     27
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