Was Corona mit der Schule macht Die Erstsprache ins Schulhaus einladen - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 5
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STEHSATZ | STEHSATZ RUBRIK Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 5 | 2020 Was Corona mit der Schule macht Die Erstsprache ins Schulhaus einladen 1
Mit Microsoft Surface Geräten den Unterricht meistern Um moderne Unterrichtsszenarien erfolg- reich umzusetzen, benötigen Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen nebst Kommuni- kations- und Kollaborationslösungen eben- falls geeignete Geräte. Diese sollen mobil und interaktiv genutzt werden können, wie die Verwendung von Touch und Stift, was ein natürliches Schreiberlebnis ermöglicht. Alle Surface Geräte sind leicht, kompakt und bieten Ihnen zum Unterrichten oder Lernen eine Vielseitigkeit, die Sie für Ihren Schul- alltag nutzen können. Surface Geräte bieten alle Vorteile – zugeschnitten auf den modernen Unterricht. Surface günstig und flexibel finanzieren: Um Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen kurz- oder längerfristig mit Geräten auszustatten, stellen wir in Zusammenarbeit mit einem Finanzierungsanbieter attraktive Angebote für Surface Geräte zur Verfügung. Mehr Informationen auf: https://aka.ms/surface-flexibel-finanzieren Surface Go Surface Pro 7 Modernes Lernen dank dem perfekten Noch mehr Power und Grösse gefällig? Gerät für den Bildungsbereich Surface Pro 7 ist ein ultraleichter und vielseitiger Surface Go ist unser leichtestes und 2-in-1-Business-Laptop, der sich Ihrer Arbeits- kompaktestes Surface Gerät. Es ist weise anpasst. Seien Sie für anspruchsvollere schnell, effizient und verwandelbar und Aufgaben gewappnet und erzielen Sie dank bietet zudem eine starke Akkuleistung einem leistungstarken und vielseitigen Gerät für einen ganzen Schultag. bessere Lernergebnisse. Mehr zur Surface Familie und den Einsatzszenarien in Schulen finden Sie in unserer Education Broschüre: https://aka.ms/moderneslernen
5 | 2020 EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser Ich habe schon als Kind viel gelesen, Bücher waren zu Hause und in der Schule omnipräsent. Von dort stammt auch eine sehr schöne Erinnerung ans Lesen. Mein Mittelstufenlehrer las uns oft vor: an «Krabat» und an «Die Ausgabe 5 | 2020 | 5. Mai 2020 schwarzen Brüder» denke ich gern zurück. Nicht alle haben das Glück, Zeitschrift des LCH, 165. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) dass ihnen die Tür zur Welt der Geschichten und Bücher geöffnet wird. Für BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich sie und für alle anderen kann das Vorlesen in der Jugendzeit wertvoll sein. Was es braucht, damit dies gelingt, und weshalb sich die Bühnenkünstlerin Impressum Patti Basler am Vorlesetag vom 27. Mai als Botschafterin engagiert, lesen Sie ab Seite 27. Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH Die Situation rund um das Coronavirus beherrscht die Schlagzeilen. Welche • Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin Positionen der LCH beispielsweise bezüglich der Wiederaufnahme des Prä- • Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen senzunterrichts vertritt, erfahren Sie unter www.LCH.ch. Die gegenwärtige Arbeitsstelle LCH Lage zwingt zur Flexibilität. Das gilt auch für die Redaktion von BILDUNG Zentralsekretariat und Redaktion SCHWEIZ. Nicht jeder Artikel kann wie geplant umgesetzt werden. Dafür Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich Telefon 044 315 54 54 finden neue Themen Platz. Lesen Sie ab Seite 12, wie die jetzige Situation E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch das Berufsbild der Lehrperson beeinflusst, welche Rückschlüsse sich für Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, das digitale Lernen ziehen lassen und wie die Schulsozialarbeit ihre Auf- Fr bis 16 Uhr gabe wahrnimmt. Die Fotoreportage von Roger Wehrli hält ab Seite 19 ver- lassene Schulen fest, es erwarten Sie Spieltipps für Kinder zu Hause und Redaktion • Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin ein Beitrag zeigt, wie der Fernunterricht die Beziehung zwischen Lehrper- • Deborah Conversano (dc), stellvertretende lei- sonen und ihren Schülerinnen und Schülern beeinflusst. tende Redaktorin (bis 31.7.2020) • Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online • Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online BILDUNG SCHWEIZ berichtet auch über zwei Projekte, die eine andere • Patricia Dickson (pdi), Redaktorin Print/Online Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz), Beziehung zu den Erstsprachen von Schülerinnen und Schülern schaf- Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz fen. Beim einen spannen Regellehrpersonen verschiedener Stufen mit (Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul- denjenigen für den Unterricht für Heimatliche Sprache und Kultur (HSK) recht) zusammen. Beim anderen besuchen Erwachsene als Vertreterinnen und Abonnemente/Adressen Vertreter einer fremden Sprache einen Kindergarten und zeigen, dass auch Bestellungen/Adressänderungen: diese Sprache ihren Platz in der Schule haben kann. Die Konzepte lassen Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch sich auch andernorts anwenden (ab Seite 38). Adressänderungen auch im Internet: www.bildungschweiz.ch Für Aktivmitglieder des LCH ist das Viel Anwendung oder anders gesagt viel Übung braucht es, um flüssig Abonnement im Verbandsbeitrag schreiben zu lernen. Die Psychomotoriktherapeutin Dora Heimberg kennt (CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen Jahresabonnement für Nichtmitglieder: sich damit bestens aus. Ihr Buch «Bewegen, zeichnen, schreiben» aus dem Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50 Verlag LCH ist mittlerweile ein Standardwerk. Anlässlich der dritten Auf- Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl. CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.) lage spricht sie im Interview ab Seite 30 über den Wert der Handschrift. Dienstleistungen Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat Was haben Würmer mit Schulerfolg zu tun? Was weiss die Wissenschaft LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch über den Stress von Lehrpersonen an (regulären) Unterrichtstagen? Wie Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch können Klimawandel und Klimaschutz altersgerecht thematisiert werden? Inserate/Druck Was muss bei Videokonferenzen im Schulumfeld beachtet und wozu können Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien, Lehrpersonen punkto Betreuung Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 martin.traber@fachmedien.ch angehalten werden? Zu diesen und Mediadaten: www.bildungschweiz.ch weiteren Themen finden Sie eben- Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage: falls Artikel in dieser Ausgabe. 42 199 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung) Ich wünsche Ihnen gute Lektüre! Deborah Conversano Stellvertretende leitende Redaktorin Redaktorin Deborah Conversano mit einem Lieblingsbuch aus der Jugendzeit. Foto: Eleni Kougionis 3
5 | 2020 INHALT 8 Dieses Jahr findet die Delegiertenversammlung LCH auf schriftlichem Weg und in elektronischer Form statt. 19 Gespenstische Leere: Fotograf Roger Wehrli hat verlassene Schulhäuser in der Region Baden (AG) besucht. 12 Schulen gehen kreativ und engagiert mit der Corona- krise um. 38 Ein Projekt zur Sprachförderung schafft auf der Kindergartenstufe mehr Raum für die Erstsprache der Kinder. 27 Das Vorlesen bringt Vorteile nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche. Fotos auf diesen Seiten: Roger Wehrli, Roger Wehrli, Roger Wehrli, iStock/wildpixel, © SIKJM / Gabi Vogt Titelbild: Lehrpersonen unterrichten zurzeit vor «leeren Rängen». Foto: Roger Wehrli 4
5 | 2020 INHALT AKTUELL | AUS DEM LCH 6 Wie Corona Schule fordert und fördert 7 Klarheit zu den Abschlüssen auf der Sekundarstufe II 8 LCH fordert geordnete Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts 9 Logopädie gehört nicht nur zur Bildung CORONA 12 Eine Berufung im Bann der Viruskrise 15 Lernen trotz und durch Corona 17 Schulsozialarbeit – notwendiger denn je 19 Das Schulhaus ist verlassen 22 Spielen in Zeiten von Corona 23 Sichtbar ist nur ein kleiner Ausschnitt LESEN UND SCHREIBEN 27 Vorlesen kennt keine Altersgrenze 29 Interview mit Patti Basler: «Lest!» 30 Kritzeln, damit das Schreiben klappt PÄDAGOGIK | BILDUNGSFORSCHUNG 32 Dann ist der Wurm drin! 36 Klimawandel fassbar machen 38 Von der Gleichberechtigung der Sprachen 40 Wie Migrationssprachen den Unterricht bereichern 42 Stress im Berufsalltag von Lehrpersonen RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 11 SWISSDIDAC 44 SCHULRECHT 47 BILDUNGSNETZ 48 BÜCHER UND MEDIEN 49 VERLAG LCH 52 BILDUNGSMARKT 55 3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst GROUPS.SWISS iStock-144798287©sonyae stockphoto©vicnt Groups AG . Spitzackerstrasse 19 CH-4410 Liestal . +41 (0)61 926 60 00 Direktvermittlung von über 650 Gruppenunterkünften in der Schweiz und Europa www.groups.swiss 5
5 | 2020 AKTUELL Wie Corona Schule fordert und fördert Mit dem Schul-Barometer sammeln Wissenschaftler Daten zur aktuellen Situation an Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Stephan Gerhard Huber von der Pädagogischen Hochschule Zug berichtet über erste Erkenntnisse und Schwierigkeiten, welche die Schulen gemeinsam angehen müssen. Die Coronakrise hat weitrei- zum Beispiel Unterschiede chende Auswirkungen auf hinsichtlich guten Unterrich- nahezu alle gesellschaftli- tens beziehungsweise der chen Bereiche. An den Schu- Ausgestaltung von Lehr- len findet seit Mitte März Lern-Arrangements sowie kein Präsenzunterricht mehr Unterschiede hinsichtlich statt. In dieser Situation der Kooperation innerhalb wurden für das Schul-Baro- der Fachschaften, Jahr- meter bisher über 7100 Per- gangs- und Stufenteams sonen befragt, darunter und in Gesamtkollegien. Die Schulleitungen, Lehrperso- Ungleichheiten könnten sich nen und weitere Mitarbei- über die Zeit vergrössern, tende, Eltern sowie Schüle- wenn es den Schulen nicht rinnen und Schüler. Auch gelingt, sich auf gemeinsa- Vertreterinnen und Vertreter mes Handeln und damit auf der Schulaufsicht, der Mindest- und Regelstan- Schulverwaltung und des dards zu einigen. Unterstützungssystems wurden befragt. Nun liegen Herausforderung erste, ausgewählte Ergeb- für Benachteiligte nisse vor. In der Konsequenz zeigen Das selbstbestimmte Lernen gefällt manchen Schülerinnen und Schülern sich grosse Herausforderun- ganz gut. Andere haben Mühe, sden Tag zu strukturieren. Foto: SchuBa Chance für die Digitalisie- gen hinsichtlich Bildungsge- rung im Bildungskontext rechtigkeit und Chancen- Die Schulschliessung stellt gleichheit. «Bildungsver- grösser wird die Schere am resultieren grosse Unter- für alle Akteure im Bildungs- lierer» in der aktuellen Situ- Ende sein.» Schulen haben schiede in der täglichen und Schulkontext eine sehr ation sind wahrscheinlich hier eine grosse Aufgabe im Lernzeit dieser beiden grosse Herausforderung dar. Schülerinnen und Schüler Bemühen um eine Kompen- Gruppen. Die Anstrengun- Die aktuelle Situation lässt aus sozioökonomisch sation des Schereneffekts gen, diese Defizite zu kom- aber auch eine Chance er- benachteiligten Elternhäu- bei den Schülerinnen und pensieren, werden sehr kennen. Diese betrifft etwa sern. Schulen mit einem Schülern. bedeutsam sein. den Bereich der Digitalisie- hohen Anteil solcher Kinder rung, der aufgrund der vor- und Jugendlicher stehen vor Situation für Schüler Grosses Lob an die liegenden Notwendigkeit besonders grossen Heraus- und Schülerinnen Lehrpersonen einen enormen Aufschwung forderungen. Gründe für die Bei den Befunden zu den In den Befunden des Schul- erlebt. Lernen mit und durch Unterschiede und einen Schülerinnen und Schülern Barometers zeigt sich zudem Technologie sowie über möglichen Schereneffekt fallen zwei Gruppen auf: Die eine hohe Wertschätzung Technologie ist gefragt. Digi- sind sicherlich verschiedene einen finden es gut, selbst- und Anerkennung gegenüber talisierung könnte ein Mehr Merkmale, die zusammen- bestimmter in ihrem eigenen der Institution Schule und an Differenzierung ermögli- spielen. Dazu gehören tech- Lerntempo und -rhythmus der Arbeit der Lehrpersonen, chen. Dieses Potenzial liesse nische Bedingungen wie zu arbeiten. Sie lernen nach gerade auch von den Eltern- sich jetzt und in einer nächs- schlechte Ausstattung mit eigenen Aussagen jetzt häusern. Die Arbeit der Leh- ten Phase verstärkt nutzen. Geräten und aktueller Soft- effektiver und kommen gut rerinnen und Lehrer ist in ware, geringe zeitliche und mit der Situation zurecht. dieser Zeit Gold wert. Gemeinsam gegen emotionale Ressourcen der Die anderen haben Proble- den Schereneffekt Eltern oder der Geschwister me, unter anderem im Hin- Stephan Gerhard Huber, Insgesamt liegt die Vermu- sowie die räumliche Situa blick auf die Strukturierung Pädagogische Hochschule tung nahe, dass es einen tion zu Hause, wenn zum ihres Tages, ihrer Aufgaben Zug Schereneffekt gibt bei Beispiel viele Personen auf und ihrer Motivation. Daraus Eltern, Schülerinnen und engem Raum leben. Genauer Schülern sowie innerhalb zu analysieren und zu disku- und zwischen Schulen. Das tieren sind die «elterliche Team des Schul-Barometers Lehrerrolle» und die diesbe- geht davon aus, dass sich in züglichen Erwartungen der SCHUL-BAROMETER Krisensituationen verschie- Schule. Eine Lehrperson for- dene Schulqualitäten deutli- mulierte es in der Umfrage Aktuelle Befunde, Medienberichte, Empfehlungen digitaler cher auswirken und sich vor- so: «Je mehr wir im Home- Medien, Tools und Werkzeuge sowie Publikationen, der Bericht handene Abstufungen noch schooling von den Eltern- und eine Sammlung mit nützlichen Links zum Thema «Digitalisie- vergrössern. Dies betrifft häusern erwarten, desto rung und Schule» sind zu finden unter: www.schul-barometer.net 6
5 | 2020 AKTUELL Klarheit zu den Abschlüssen auf der Sekundarstufe II Die Coronapandemie beeinflusst auch die Abschlüsse auf der Sekundarstufe II. Während für die Lehrabschlüsse eine schweizweit abgestimmte Lösung gefunden wurde, liegt die Verantwortung für die Maturitätsprüfungen bei den einzelnen Kantonen. Nach dem Beschluss der Duales System gestärkt men prüfe, sei nur die logi- stellt dafür dem Bundesrat Schweizerischen Konferenz Christoph Thomann, Präsi- sche Folge. «Damit wurde den Antrag, dies in einer Not- der kantonalen Erziehungs- dent von BCH, Berufsbildung früh ein eindeutiges Signal verordnung zu regeln. Jene direktoren (EDK) vom 1. April Schweiz, begrüsst den Ent- für den dualen Bildungsweg Kantone, die auf schriftliche 2020 blieben Fragen offen zu scheid des Bundesrats zu gesendet», zeigt sich Zingg Prüfungen verzichten, sollen den Abschlüssen auf der den Lehrabschlussprüfun- erleichtert. Er fordert aber stattdessen auf die Erfah- Sekundarstufe II. Am Spit- gen: «Er schafft Klarheit, eine verstärkte Mithilfe der rungsnoten abstützen. zentreffen vom 9. April haben damit die Lernenden das eid- Kantone für die Integration in sich dann Bund, Kantone und genössische Fähigkeitszeug- den Arbeitsmarkt von Der Verein Schweizerischer Sozialpartner auf eine nis ohne Verzögerung erhal- Jugendlichen, die ohne direk- Gymnasiallehrerinnen und schweizweit abgestimmte ten, ohne dass eine Präsenz te Anschlusslösung aus der Gymnasiallehrer (VSG) hält Lösung geeinigt, um den rund in der Schule erforderlich ist. Sekundarstufe I austreten. die grosse Autonomie von 75 000 Lehrabgängerinnen So können sie sich rechtzei- Schulen und Kantonen für und -abgängern in diesem tig in den Arbeitsmarkt ein- Verzicht auf Prüfungen eine wichtige Stütze des Bil- Jahr ihren Berufsabschluss gliedern. Es ist zu hoffen, Am 1. April hatte die EDK dungssystems. Er ist sich zu ermöglichen. Für die Prü- dass sich die Kantone ein- auch beschlossen, dass die auch bewusst, dass die je fung der praktischen Arbeit heitlich an diese Regelung Absolventinnen und Absol- nach Kanton unterschiedli- wird pro berufliche Grundbil- halten.» Samuel Zingg, Vize- venten von Gymnasien sowie chen Folgen der Pandemie dung eine schweizweit präsident LCH und Präsident Fach- und Berufsmittelschu- auch unterschiedliche Mass- durchführbare Variante Stufenkommission Zyklus 3, len ihre Abschlusszeugnisse nahmen erfordern. «Wir gewählt. Die schulischen ergänzt, dass der Entscheid rechtzeitig erhalten sollen, bedauern es aber, dass die Abschlussprüfungen finden Lehrstellen in diesem Jahr die sie zur Aufnahme einer EDK nicht rechtzeitig einen nicht statt. Stattdessen zäh- erst ermögliche: «Wenn die tertiären Ausbildung berech- gesamtschweizerischen len hier die Erfahrungsnoten. Lernenden noch ein weiteres tigen. Nun entschied sie am Kompromiss finden konnte, Ein Thema des Spitzentref- Jahr auf ihren Abschluss hät- 21. April, in allen Abschluss- welcher der Forderung nach fens war auch die zurzeit ten warten müssen, hätte jahrgängen auf mündliche einer Gleichwertigkeit der erschwerte Rekrutierung von dies unter Umständen neue Prüfungen zu verzichten. Schweizer Matur Genüge Lernenden. Zu diesem Zweck Lehrstellen verhindert.» Dass Zudem sollen die Kantone getan und die Chancenge- wurde eine Arbeitsgruppe der Bundesrat nun auch bei auf die Durchführung der rechtigkeit gewahrt hätte», eingesetzt, die Lösungen der Besetzung von Lehrstel- schriftlichen Prüfungen ver- erklärt VSG-Präsident Lucius erarbeiten soll. len Unterstützungsmassnah- zichten können. Die EDK Hartmann. (mw) GYMNASIALE MATURITÄT tätsanerkennungsregle- breite Vernehmlassung vor- gestaltung der Fächer und ments (MAR) und die Rege- gesehen ist. Allerdings gibt er der Fächeranteile gemäss Weiterentwicklung lung von Zuständigkeiten und zu bedenken, dass der Zeit- Art. 9 und 11 MAR Klarheit notwendig Kompetenzen im Bereich plan für das gesamte Projekt besteht. Zentral ist, dass die Qualität. Die Genehmigung sehr ehrgeizig ist. Dies gilt Lehrpersonen weiterhin über Ende Oktober 2019 haben die der Resultate durch die EDK insbesondere für die Erstel- genügend Handlungsspiel- Schweizerische Konferenz und den Bund ist für Oktober lung des RLP, für den der ers- raum zur Gestaltung ihres der kantonalen Erziehungs- 2022 vorgesehen, sodass der te Entwurf bis Ende 2020 vor- Unterrichts verfügen. Denn direktoren (EDK) und der Unterricht mit den neuen gesehen ist. Der VSG warnt so stellen sie auch künftig Bund beschlossen, den Pro- Vorgaben im Sommer 2023 davor, dass man durch den eine hohe Qualität der gym- zess zur Weiterentwicklung beginnen kann. grossen Zeitdruck die Dis- nasialen Bildung sicher. der gymnasialen Maturität zu kussion über die Inhalte nicht starten. Grundlage dafür ist Die Sicht der Gymnasial- in der notwendigen Tiefe füh- Lucius Hartmann das Mandat, das der Vor- lehrpersonen ren kann. Man riskiert da- stand der EDK am 30. Januar Der Verein Schweizerischer durch, die Akzeptanz bei den 2020 genehmigt hat und Gymnasiallehrerinnen und Lehrpersonen zu verlieren. Weiter im Netz damit auch die Projektorga- Gymnasiallehrer (VSG) ist www.edk.ch/dyn/12475.php – nisation. Vorgesehen sind überzeugt, dass nun der rich- Überdies ist eine Definition Beschluss und Mandat der vier Teilprojekte: die Überar- tige Zeitpunkt für eine Über- unklarer Begriffe für ein ziel- EDK beitung des Rahmenlehr- arbeitung des RLP und des führendes Vorgehen unum- www.edk.ch/dyn/13723.php – plans (RLP), die Umsetzung MAR gekommen ist. Er ist gänglich. Zuletzt kann aus Maturitätsanerkennungs der Mindestdauer von vier erfreut, dass er seit Beginn in Sicht des VSG die konkrete reglement Jahren für das Gymnasium, den verschiedenen Gremien Ausarbeitung des RLP erst www.edk.ch/dyn/11661.php – die Überprüfung des Maturi- beteiligt ist und dass eine beginnen, wenn über die Aus- Rahmenlehrplan 7
5 | 2020 AUS DEM LCH LCH fordert geordnete Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts Der Bundesrat hat am 16. April 2020 beschlossen, dass öffentliche Schulen am 11. Mai den Präsenzunterricht wieder aufnehmen dürfen. Der LCH begrüsst dies grundsätz- lich, stellt jedoch einige Forderungen. Am 11. Mai 2020 sollen die wie die Distanzregeln und gewohnten Normalbetrieb Koordinierte Lösungen öffentlichen Schulen in der Hygienevorschriften einge- zurückgekehrt werden kann. Für Zeugnisse und Ab- Schweiz den Präsenzunter- halten werden. Überdies for- Der Verband betont auch, schlussprüfungen wünscht richt wieder aufnehmen dür- dert der LCH, dass Kinder, die dass Präsenzunterricht und sich der LCH koordinierte und fen. Dies hat der Bundesrat selbst zur Risikogruppe ge- Fernunterricht nicht parallel landesweite Lösungen statt am 16. April bekanntgegeben. hören oder mit einem Fami umgesetzt werden können. kantonaler Sonderlösungen. Der Dachverband Lehrerin- lienmitglied aus einer Risiko- Dies übersteige die Ressour- Insbesondere für Abschluss- nen und Lehrer Schweiz gruppe zusammenleben, cen der Schule. Zentralpräsi- klassen auf den Sekundar- (LCH) begrüsst diesen Ent- dispensiert werden können. dentin Dagmar Rösler beton- stufen I und II verlangt er scheid in seiner Medienmit- Für den Präsenzunterricht in te gegenüber den Medien tragbare Anschlusslösungen. teilung vom 21. April. Für den Klassen von vulnerablen mehrfach, dass die Chancen- Es sei nun Aufgabe der EDK, LCH ist allerdings wichtig, Lehrpersonen fordert der gerechtigkeit in dieser Situa- in Zusammenarbeit mit den dass einige Punkte vorab LCH praktikable Lösungen. tion leide. Deshalb fordert Kantonen, den Berufsverbän- geklärt werden. der LCH nun gezielte Unter- den der Lehrpersonen und Chancengerechtigkeit stützungsmassnahmen für Schulleitungen sowie Fach- Gesundheit ist wichtig wahren Schülerinnen und Schüler personen koordinierte Unter anderem soll die Bezüglich Neugestaltung des mit besonderen Bedürfnis- Lösungen mit möglichst ein- Gesundheit von Schülerinnen Präsenzunterrichts ist es sen. Des Weiteren wünscht er heitlichen Richtlinien zu ent- und Schülern, Lehrpersonen dem LCH ein Anliegen, dass sich zusätzliche Ressourcen wickeln. (pd/aw) und Eltern nach wie vor die Bedingungen für die Wie- und Unterstützung für die oberste Priorität haben. Hier- deraufnahme der Realität in jüngsten Schülerinnen und Weiter im Netz für fordert der LCH ein pra- der Schule Rechnung tragen. Schüler, um diese wieder an www.LCH.ch > News > Medien- xistaugliches Schutzkonzept. Dabei dürfe nicht erwartet den Schulbetrieb zu mitteilungen > Medienmittei- Dieses soll konkret regeln, werden, dass nahtlos zum gewöhnen. lung vom 21.04.2020 VERSAMMLUNGSVERBOT ge an die Delegiertenver- fungskommission und weite- geführt, kann sie nicht sammlung (DV) zu stellen. re ständige Kommissionen, öffentlich stattfinden. PrK und DV LCH Stimmberechtigte Mitglieder Mitglieder des Stiftungsrats finden schriftlich der PrK sind die Präsidentin- der Solidaritäts- und Ausbil- Laut Rechtsexperte Michael nen und Präsidenten der Mit- dungsstiftung. Zudem kann Merker hält die COVID- statt gliedsorganisationen. sie ständige Kommissionen 19-Verordung 2 jedoch eine Die Präsidentenkonferenz Kantonalsektionen werden einsetzen. Die DV beschliesst Sondervorschrift für Ver- und die Delegiertenver- zusätzlich durch ein weiteres zudem über Rechnung, Bud- sammlungen von Gesell- sammlung sind wichtige Mitglied vertreten. Auch die get und Agenda des LCH. schaften bereit, damit die Organe des Dachverbands Präsidentinnen und Präsi- Teilnehmerinnen und Teil- Lehrerinnen und Lehrer denten von assoziierten Sonderregelung für nehmer ihre Rechte unter Schweiz (LCH). Doch nun gilt Organisationen und die GL COVID-19 Einhaltung der Vorgaben des aufgrund des Coronavirus ein LCH sind stimmberechtigt. Unterdessen hat der Bundes- BAG wahrnehmen können. Versammlungsverbot. Wie Neben der Führung des LCH rat zwar eine schrittweise Der LCH kann damit anord- können die Beschlüsse die- und der Vorbereitung der DV Lockerung der Massnahmen nen, dass die Teilnehmenden ser beiden Organe dennoch genehmigt die PrK unter angekündigt. Die GL LCH ihre Rechte ausschliesslich gefällt werden? anderem die Reglemente für befand dennoch, dass die DV auf schriftlichem Weg oder in den Solidaritätsfonds und für vom 13. Juni 2020 unter Ein- elektronischer Form ausüben Vorbereitung der DV verschiedene Kommissionen. haltung der Social-Distan- können. Die Anordnung muss Nachdem der Bundesrat am cing-Regeln nicht wie spätestens vier Tage vor der 13. März 2020 ein Versamm- DV: Oberstes Organ des LCH gewohnt stattfinden kann. Veranstaltung schriftlich lungsverbot verhängt hatte, Die DV wiederum ist das Die räumlichen Verhältnisse mitgeteilt oder elektronisch beschloss die Geschäftslei- oberste Organ des LCH. Auch im Veranstaltungslokal veröffentlicht werden (Art. 6a tung LCH (GL LCH), die Präsi- sie setzt sich aus Vertreterin- würden dies nicht zulassen. COVID-19-Verordnung 2). dentenkonferenz (PrK) vom nen und Vertretern der Mit- Rechtlich ist die GL LCH aber Genau dies hat der LCH mit 25. April 2020 auf schriftli- gliedsorganisationen zusam- eingeschränkt. Gemäss Sta- dem Vorversand vom 23. April chem Weg durchzuführen. men. Die DV tagt einmal im tuten ist die DV LCH nämlich 2020 getan. Die PrK ist das strategische Jahr und beschliesst die für Verbandsmitglieder Führungsorgan des LCH. Sie ordentlichen Jahresgeschäf- öffentlich. Wird die DV auf Anna Walser wird von der GL LCH einberu- te. Sie wählt ausserdem die schriftlichem Weg oder in fen und hat das Recht, Anträ- GL LCH, die Rechnungsprü- elektronischer Form durch- 8
5 | 2020 AUS DEM LCH Logopädie gehört nicht nur zur Bildung Bérénice Wisard ist seit 2018 Präsidentin des Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverbands (DLV). Ein Anliegen brennt ihr seither besonders unter den Nägeln. Dieses möchte sie unter anderem mittels Social Media angehen. Die Logopädie sei mit dem Klischee Studie lanciert.» Zurück kam eine Stich- passiert eigentlich mit ihren Kolleginnen behaftet, dass dort hauptsächlich das feh- probe mit Daten von 16 000 Schülerinnen und Kollegen, die freischaffend tätig sind lerhafte Sch oder Lispeln behandelt werde. und Schülern und damit die Erkenntnis, und möglicherweise kein Taggeld erhalten? «Dabei ist Logopädie so viel mehr!», sagt dass sich die Versorgungslage entgegen Hierfür habe der DLV einen Solidaritäts- Bérénice Wisard. Die Präsidentin des den Erwartungen einiger Kantone durch- fonds eingerichtet, der an der kommenden Deutschschweizer Logopädinnen- und aus statistisch festhalten lässt. DV genehmigt werden soll, so Wisard. Es Logopädenverbands (DLV) spricht von Auch die Studierenden der Logopädie ist womöglich diese Art von Unterstützung, Lehrpersonen, die unter Heiserkeit lei- sind dem DLV wichtig. «Wir versuchen die viele Mitglieder des DLV schätzen. den oder vom vielen Reden ihre Stimme schon länger, die Studierenden besser Bérénice Wisard schätzt ihrerseits den Ein- verloren haben. Oder Personen, die einen einzubinden. An der letztjährigen DV, der satz des Dachverbands Lehrerinnen und Schlaganfall erlitten haben und nun nicht Delegiertenversammlung, haben wir ent- Lehrer Schweiz (LCH). Als Präsidentin des mehr schlucken können. Bérénice Wisard schieden, sie als Passivmitglieder aufzu- DLV ist Wisard automatisch Mitglied der ist zu 20 Prozent vom DLV angestellt. Ein nehmen.» Da die Studierenden schon mit DV LCH. Dort pflegt sie den gegenseitigen Aspekt ihrer Arbeit als Präsidentin ist das ähnlichen Fragen konfrontiert sind wie die Austausch und das Networking. «Dadurch, Betreuen der Social-Media-Kanäle des ausgebildeten Mitglieder, sei die Zusam- dass der DLV durch unser Mitglied Kath- DLV. Sie ist überzeugt, dass diese Aufgabe menarbeit für beide Seiten von Vorteil, ist rin Schrott in der Sonderpädagogischen bald auf mehrere Personen verteilt werden Wisard überzeugt. Sie berichtet ausserdem Kommission des LCH vertreten ist, erhal- muss. Die Followerzahlen wachsen näm- von einem wichtigen Meilenstein: Der ten wir einen guten Einblick und eine wich- lich stetig, wie sie erfreut berichtet. Dies DLV hat es geschafft, die Schluckstörun- tige Möglichkeit der Mitsprache im LCH», führt zu Mehrarbeit und bedeutet auch, gen im Krankenkassenleistungskatalog zu sagt Wisard, die seit 2009 als Logopädin dass sie die Social-Media-Betreuung bald verankern. arbeitet. Seither ist sie Mitglied des DLV nicht mehr allein stemmen kann. Weshalb und setzt sich für die Logopädinnen und ist es so wichtig, dass der DLV auf Social Gegenseitige Wertschätzung Logopäden ein. «Es ist solch ein toller Job Media vertreten ist? «Wir möchten die «Es freut mich auch, dass unsere Mit- und das müssen alle in der Welt wissen», Vielfalt, die Breite der Logopädie aufzeigen gliederzahlen steigen», erzählt Wisard sagt Wisard, die in ihrer Freizeit ein grosser und bekannter machen. Es wird oft verges- und folgert daraus, dass die Logopädin- Hockeyfan und politisch aktiv ist. sen, dass Logopädinnen und Logopäden nen und Logopäden mit der Arbeit des nicht nur in der Schule tätig sind», bedau- DLV zufrieden sind. Sie selbst arbeitet in Anna Walser ert Wisard. «Sie arbeiten auch im Spital einem 54-Prozent-Pensum als Logopädin. oder in Kliniken, freischaffend im Vor- In Zeiten von Corona bietet sie allerdings schulbereich oder gar mit Babys», ergänzt Beratungen und Therapien via Telefon DER DLV sie. Das Ziel der Bekanntmachung verfolgt und Video an. Die betroffenen Schüle- Der Deutschschweizer Logopädinnen- und der DLV gemeinsam mit Deutschland, rinnen und Schüler werden ferntherapiert. Logopädenverband (DLV) wurde 1985 Österreich und Liechtenstein. Dafür haben Dadurch stellen sich für die Logopädin- gegründet. Seit 2016 ist er Fachverbands- sie am 6. März 2020, dem Tag der Logo- nen und Logopäden neue Fragen: Wie mitglied des LCH. Der DLV zählt 2300 Mit- pädie, gemeinsam eine Kampagne lanciert. können sie den Datenschutz gewährleis- glieder, wovon ein Viertel im medizini- Das Resultat in der Schweiz: verschiedene ten, wenn sie ihre Beratungen über Skype, schen Bereich und der Rest im (Vor-) Zeitungsartikel und zwei Fernsehbeiträge Zoom oder Whatsapp führen? Und was Schulbereich tätig ist. zum Thema. Einsatz in vielen Bereichen Ein weiteres grosses Thema für den DLV ist die logopädische Versorgungslage. Es gebe nämlich keine nationale statistische Erfassung in der Schweiz, die aufzeigt, wer aus welchem Grund wie viel Logopädie benötigt. «Wir versuchen schon seit Jahren die Kantone dazu zu bringen, eine Statistik zu führen. Derzeit machen dies nur fünf Kantone», ergänzt Wisard. Da der DLV nicht länger warten wollte, hat er die Zügel nun selbst in die Hand genommen. «In Zusammenarbeit mit einer Fachfrau haben wir ein statistisches Formular entwickelt und mit unseren Kantonalsektionen eine Bérénice Wisard zeigt ein Plakat, das im Rahmen einer Kampagne entstanden ist, mit der die Vielfalt der Logopädie bekannter gemacht werden soll. Bild: Irene Buss 9
FLUCHT DAS DIGITALE LEHRMITTEL Das Lernmodul soll Schülerinnen und Schülern helfen, mit der komplexen Problematik «Flucht» umzugehen. Das digitale Lehrmittel kann einerseits im Online-Unterricht eingesetzt werden; andererseits beinhaltet es Gruppen- und Einzelaufgaben, die auch im direkten Austausch bearbeitet werden können. www.flucht-fuir.ch/schule impulse Gratis-Filme für den Fernunterricht Über 100 Filme für den BNE-Fernunterricht: Nutzen Sie bis zum 15. Juli 2020 das Video-Streaming-Portal von éducation21 – kostenlos. Teilen Sie den Zugang unkompliziert mit der ganzen Klasse. Mit didaktischen Impulsen zu allen Filmen. Dieses und weitere Angebote unter: www.education21.ch/de/fernunterricht Bildung_schweiz_182x124_10.2019_2.indd 1 17.04.2020 12:31:52
5 | 2020 SWISSDIDAC Swissdidac 2020 – Digitalisierung und die Schule von morgen Die Austausch- und Weiterbildungsplattform Swissdidac Bern 2020 findet vom 4. bis 6. November 2020 statt. Trends und Tools für den digitalen Unterricht stehen im Vordergrund. Bei Standaktivitäten und bei den Keynotes wird Wert gelegt auf den direkten Praxisbezug. 2020 ist ein einschneidendes Jahr für Tagesfokus zugeschnitten. Die drei The- voranzutreiben und die Kinder auf die Ent- Lehrpersonen und Schulleitende. Am mentage sind: wicklung in Wirtschaft und Gesellschaft 13. März verkündete Bundesrat Alain Ber- • Die Schule von morgen am Mittwoch, vorzubereiten. set das Verbot von Präsenzunterricht und 4. November 2020 die Umstellung auf Fernunterricht. Die • Fernunterricht und Lockdown am Tablet Day an der Swissdidac Bern Bildungsstätten gerieten in den Fokus der Donnerstag, 5. November 2020 Um die Tagesthemen zu vertiefen und auch Medien und rasch wurde Good Practice • Digitalisierung an Schulen am Freitag, praktisch anzuwenden, bieten die Ausstel- definiert. Diese Veränderungen und Erfah- 6. November 2020 lenden den Besucherinnen und Besuchern rungen werden nicht spurlos an uns vor- Welche Fähigkeiten werden wir in den diverse Aktivitäten an den Ständen. Hier beigehen. Einige Trends erreichen so den kommenden Jahren vermehrt benöti- findet der Austausch mit Expertinnen und Durchbruch und die Digitalisierung wird gen, um in einer digitalen und sich rasant Experten statt und neue Inspirationen und zu den grossen Gewinnern gehören. entwickelnden Welt zu bestehen? Der Inputs locken an jeder Ecke. Auch bei der Swissdidac Bern haben Thementag zur Schule von morgen geht Neu finden zudem die renommierten die Umstände Spuren hinterlassen. Das auf diese Frage ein. Der ehemalige Chief Tablet Days parallel zur Swissdidac Bern Format «Messe» ist direkt von den Technology Officer von IBM und Autor statt. Diese zeigen die Möglichkeiten digi- Massnahmen betroffen. Und gerade als Gunter Dueck gibt in seiner Keynote einen taler Medien für den Bildungsbereich. Die die Schulen schweizweit auf Fernunter- Vorgeschmack auf die Zukunft der Schule. Tablet Days trumpfen mit praxisorien- richt umstellen mussten, befand sich das Um der aktuellen Situation gerecht zu tierten Workshops sowie horizonterwei- Rahmenprogramm der Swissdidac Bern werden, ist dem Fernunterricht und Lock- ternden Netzwerken auf. Der Besuch der in der Konzeptionsphase. Um auf diese down ein ganzer Tag gewidmet. Die mor- Swissdidac Bern ist im Tablet-Days-Ticket aussergewöhnliche Situation einzugehen, gendliche Keynote lädt dazu ein, bei der inbegriffen. Die Swissdidac Bern will auch wurde das Programm kurzerhand ange- Betrachtung dieser historischen Situation Raum bieten für Begegnungen. Lehrper- passt, nicht zuletzt, um den grossen Einsatz verschiedene Perspektiven einzunehmen. sonen, Schulleitende und Verantwortliche aller Beteiligten zu honorieren. Dazu gehören die Sichtweisen der Politik, aus Gemeinden und Politik sollen von sowohl national als auch kantonal, die der Austausch und Weiterbildung profitieren. Interaktive Thementage Schulleitenden, Lehrpersonen und Schü- Das Rahmenprogramm der Swissdidac lerinnen und Schüler. Anna Wellmeyer, Bereichsleiterin Bern umfasst drei Thementage. Eine pas- Der Lockdown macht auf einen Schlag Bildung BERNEXPO sende Keynote, also ein Fachvortrag zum klar, dass die Digitalisierung an Schulen Thema, macht jeweils den Auftakt zu den immer wichtiger wird. Der dritte Themen- einzelnen Tagen. Auch die Aktivitäten an tag fokussiert auf die generelle Herausfor- Weiter im Netz den Ständen sind mehrheitlich auf den derung für die Schulen, die Digitalisierung www.swissdidac-bern.ch Die Austausch- und Bildungsplattform Swissdidac findet alle zwei Jahre statt. Dieses Jahr steht die Digitalisierung im Fokus. Grafik: zVg 11
STEHSATZ | STEHSATZ RUBRIK Eine Berufung im Bann der Viruskrise Text: Plötzlich waren die Schulen zu. Der Coronapandemie sind die Patricia Dickson Lehrerinnen und Lehrer mit Kreativität und Engagement entgegen- Foto: getreten. Doch die Situation zehrt selbst an den Hartgesottensten. iStock/Ridofranz Sie zeigt jedoch auch die Stärken des Berufsstandes auf. 12
5 | 2020 CORONA Früher war im Dorf klar: Der Herr Lehrer ist eine respek lung auf Fernunterricht und Homeoffice bedeutet für die table Autorität aus gutem Haus, die Wissen vermittelt und Lehrpersonen grossen Stress.» Denn: Bei ihnen kommen zu beim Nachwuchs für Zucht und Ordnung sorgt. Zum Glück den familiären Sorgen, wie fehlende Betreuung der eigenen ging der Beruf mit der Zeit, mit der Vielfalt der Gesellschaft wurde auch der Berufsalltag vielfältiger. Unterdessen spricht «Gerade Lehrerinnen und Lehrer muss man von Lehrpersonen, und Pädagogische Hochschulen bereiten wissenschaftlich und praktisch auf die Herausfor man mehr darauf aufmerksam machen, derungen des Schulalltags vor. Für Lehrpersonen gilt wie besser zu sich zu schauen.» für alle anderen das lebenslange Lernen: didaktisch, pädago gisch, technologisch und nicht zuletzt zwischenmenschlich. Kinder oder Familienmitglieder in der Risikogruppe, die Man ist versucht zu sagen: Frau Lehrerin und Herr Sorge um ihre Schülerinnen und Schüler. Nicht alle haben Lehrer sind jedem Szenario gewachsen. Auf das jedoch, daheim die nötige Infrastruktur, nicht überall genügt die was das Coronavirus unserer Gesellschaft jetzt beschert, Unterstützung der Eltern. Das heisst für Lehrpersonen: waren selbst die souveränsten Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr telefonieren, chatten oder mailen und allgemein mehr vorbereitet: «So eine Situation hatten wir noch nie. Von Aufwand, um ansatzweise den Kontakt aufrechtzuerhalten. einem Tag auf den anderen haben sich die ganze Unter richtsvorbereitung und die Betreuung der Schülerinnen und Eine Bereicherung, die belastet Schüler verändert», fasst Dagmar Rösler, Zentralpräsiden Es ist die Beziehungsarbeit, die den Lehrberuf derzeit mehr tin des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz belastet als üblich. Um diese Belastung auszuhalten, braucht (LCH), den ersten Schock zusammen, als der Bundesrat es eine schützende Distanz. Für Lehrpersonen sei dies am 13. März 2020 landesweit den Präsenzunterricht an besonders schwierig, weil sie sich für das Wohl ihrer Schü Schulen aussetzte und kurz darauf eine «ausserordentliche lerinnen und Schüler verantwortlich fühlen, sagt Conrad. Situation», also den Notstand, verkündete. Darum geschehe es schnell, dass sie vergessen, zu sich selbst Sorge zu tragen. «Gerade Lehrerinnen und Lehrer Ärmel hoch und angepackt muss man mehr darauf aufmerksam machen, besser zu Der Schock bewirkte bei der Schweizer Lehrerschaft den sich zu schauen.» noch keinen Stillstand. Im Gegenteil. «Die Lehrerinnen und Kurzfristig sei es ausserdem wichtig, sich den Perfek Lehrer haben sehr engagiert und unkompliziert reagiert», tionismus abzugewöhnen und Prioritäten zu setzen. «Zum sagt Rösler. Innert kürzester Zeit erhielten Schülerinnen Beispiel indem sie gezielt jene Kinder unterstützen, die mit und Schüler ihre Hausaufgaben – via Mail, Post, manchmal dem Fernunterricht gerade besonders Mühe haben.» Die sogar per Velo. Auch Thomas Minder, Schulleiter und Arbeit als Lehrerin oder Lehrer bleibe ob all der Sorgen und der Verantwortung eine schöne Arbeit, ist Conrad «Wo die Teams zuvor schon gut überzeugt: «Die Beziehungsarbeit mit den Kindern macht den Lehrberuf gerade so bereichernd.» Wenn man etwas funktioniert haben, können sie bewirken kann, sei die Zufriedenheit dafür umso grösser, sich jetzt auf gegenseitige aller Belastung zum Trotz. Unterstützung verlassen.» Auch Lehrpersonen brauchen Struktur Corona hat viele ins Homeoffice verbannt. Für Lehrerinnen Präsident des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter und Lehrer gelten dort die gleichen Tipps wie für andere Schweiz (VSLCH), spricht seinen Lehrpersonen ein grosses Berufe: auf eine klare Tagesstruktur achten, den Arbeits Lob aus: «Das Team war sensationell. Alle haben die Ärmel platz angenehm einrichten, regelmässige Pausen einhalten hochgekrempelt und angepackt.» und wenn möglich Berufliches und Privates räumlich tren Wie wichtig Teamarbeit in Ausnahmesituationen wie nen. Ein entscheidender Faktor in der Ausnahmesituation dieser ist, bestätigt Cornelia Conrad. Sie leitet die Abteilung ist die Schulleitung. Schon im normalen Schulbetrieb spielt Gesunde Schulen der Schweizerischen Gesundsheitsstiftung sie eine wesentliche Rolle, während der Krise erst recht. Radix. «Wo die Teams zuvor schon gut funktioniert haben, «Schulleitende können in unsicheren Zeiten Orientierung, können sie sich jetzt auf gegenseitige Unterstützung verlas Zuversicht und Unterstützung bieten», sagt Conrad. Neben sen.» Sie gibt jedoch zu bedenken: «Die plötzliche Umstel Struktur und Kommunikation gehöre auch das Wohlbe 13
5 | 2020 CORONA finden in den Aufgabenbereich der Schulleiterinnen und Technologie – nicht ohne Zwischenmenschliches Schulleiter: nach dem Befinden fragen, wenn nötig eine Engagement und Freiheit sind denn auch jene Werte, mit Zwangspause verordnen. Denn man kann sich nur um denen Lehrerinnen und Lehrer im Alltag ausserordentliche andere kümmern, solange es einem selbst gut geht. Situationen meistern. Nach dieser Krise kann die digitale Zu Pausen rät Thomas Minder seinen Lehrerinnen und Transformation den Beruf allerdings nachhaltig verändern. Lehrern immer wieder. Aber: «Ob sie solche Ratschläge In Sachen technologische Kommunikation ist innerhalb annehmen, hängt stark von der Persönlichkeit der jeweili weniger Wochen viel geschehen, auf dem die Schulen nun gen Lehrperson ab.» Ihm sei es wichtig, einen strukturellen aufbauen können. Auf den Umgang mit Technologie werde wohl in Zukunft ein weiterer Ausbildungsschwerpunkt für «Nicht alle Lehrpersonen sind im angehende Lehrpersonen gesetzt, sagt Dagmar Rösler. So hilfreich diese Lösungen sind, so schmerzhaft wird Alltag gut organisiert. Sie haben jetzt jedoch der Wert des persönlichen Austauschs bewusst. bei ihren Aufgaben viel Gestaltungsfreiheit, Darin liege die grosse Stärke des Berufsstandes, ist Rösler überzeugt: «Jetzt sehen wir, wie wichtig der direkte Kontakt die ihnen erlaubt, etwas undiszipliniert ist, wenn Lehrpersonen die Reaktionen der Schülerinnen zu sein.» und Schüler unmittelbar miterleben.» Dieser Meinung ist auch Thomas Minder. Er wagt die Vorhersage, dass künftig Rahmen zu schaffen, der seinen Lehrerinnen und Lehrern das soziale Lernen noch stärker gepflegt werde. «Das ist Halt bietet. «Nicht alle sind im Alltag gut organisiert. Sie gerade in einer digitalen Welt sehr wichtig.» ■ haben bei ihren Aufgaben viel Gestaltungsfreiheit, die ihnen erlaubt, etwas undiszipliniert zu sein», sagt Minder. Unter normalen Umständen schaffen Semesterplan und feste Weiter im Netz Zeiten im Klassenzimmer eine solide Struktur, die nun im www.radix.ch/gesundzuhause Homeoffice fehlt. Hier sind derzeit umso mehr die Schul leitenden gefordert. Die Coronakrise hat dem Schulsystem eine digitale Schnell-Transformation verpasst. So wichtig dieser digitale Lernprozess langfristig ist, so wichtig bleiben im Berufsalltag weiterhin das soziale Lernen und der persönliche Austausch. Foto: iStock/skynesher 14
5 | 2020 CORONA Lernen trotz und durch Corona Plötzlich ganz ohne Präsenz unterrichten: Das Coronavirus fordert Schulen, Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler heraus. Digitale Medien spielen in der Bewältigung der Situation eine Hauptrolle. Wird davon etwas bleiben? Die Massnahmen des Bundesrats vom und zum grossen Teil orts- und zeit- Fragen, weshalb und mit welchem Ziel Freitag, 13. März 2020, trafen viele Schu unabhängiges Lernen ermöglicht. digitale Medien überhaupt eingesetzt wer len unerwartet. Von einem Tag auf den • Dies ist vor allem auch nicht «Lernen den sollen, wiederholten sich praktisch anderen mussten alle Schulstufen einen mit digitalen Medien», das auf einen alle Diskussionen der letzten zwanzig Unterricht komplett ohne Präsenz organi ausgewogenen Mix von analogen und Jahre – ziemlich hektisch und notgedrun sieren. Wer nicht Taschen mit Unterrichts digitalen Medien setzt und die physi gen oft mit Leuten, die sich bislang eher material bei jeder Familie vorbeibringen sche Präsenz didaktisch sinnvoll nutzt. wenig mit dem Digitalen in der Bildung und nach einer Woche die Ergebnisse wie Die aktuelle Situation ist somit zumindest beschäftigt hatten. Dabei haben sich auch der abholen wollte, setzte die verfügbaren für den deutschsprachigen Raum absolut alte Erkenntnisse bestätigt, die wenig mit digitalen Werkzeuge ein oder versuchte, neu und die gemachten Erfahrungen lassen digitalen Medien zu tun haben. rasch welche zu organisieren. sich nicht eins zu eins auf den normalen Entsprechend gross war das Informa Unterricht übertragen. Die Bedeutung der Schule tionsbedürfnis: Die von der PH Schwyz Kaum konnten die Schülerinnen und ins Leben gerufene Website www.Lernen Corona befeuert alte Diskussionen Schüler nicht mehr zur Schule gehen, TrotzCorona.ch verzeichnete in den ersten Im ersten Monat des Verbots von Prä sahen Expertinnen und Experten die 14 Tagen eine Viertelmillion Seitenaufrufe. senzunterricht liess sich die Entwick Chancengerechtigkeit gefährdet, da nicht Viele Lehrerinnen und Lehrer wuchsen in lung digitaler Medien im Schulumfeld in alle Familien zu Hause über die gleichen dieser Zeit digital über sich hinaus und Förderungsmöglichkeiten für ihre Kinder schafften, was sie sich noch vor Kur verfügten. Die Krise verdeutlicht damit zem nicht zugetraut hätten: eine Video «Die aktuelle Situation hat die wichtige gesellschaftliche Funktion der konferenz mit der ganzen Klasse führen, deutlich gezeigt, dass ohne Schule. Dies gilt auch – und das hat sich Arbeitsaufträge für eine ganze Woche auf eine funktionierende Infra- während der Schulschliessungen ebenfalls einer Website zur Verfügung stellen oder gezeigt – bezüglich Medienkompetenz. Im Arbeiten von Schülerinnen und Schülern struktur auch die schönsten digitalen Bereich kommt der Schule die digital in Empfang nehmen und individu didaktischen Konzepte Theo- wichtige Aufgabe zu, alle Schülerinnen elle digitale Rückmeldungen geben. und Schüler zu mündigen Bürgerinnen Bald waren begeisterte Stimmen zu rie bleiben.» und Bürgern zu erziehen. hören, die Coronakrise hätte die Digitali sierung in Schulen stärker vorangetrieben komprimierter Form beobachten. Von Die Bedeutung des direkten Austauschs als sämtliche Digitalisierungsbemühungen Ausstattungs- und Supportfragen bis zur Bald nach Beginn der Schulschliessungen der letzten Jahre. Stimmt dies tatsäch Datenschutzthematik und zu allgemeinen war sowohl von Lehrpersonen als auch lich? Gibt es bereits Erkenntnisse, die uns bezüglich Digitalisierung auch im norma len Unterricht helfen könnten? Notfall-Fernunterricht und nicht «Lernen mit digitalen Medien» Vor allzu schnellen Schlüssen gilt es festzu halten, dass das Unterrichten während des Lockdowns in verschiedenster Hinsicht einzigartig und nur bedingt mit unserem normalen Schulalltag vergleichbar ist. Während dieser Zeit müssen Lehrperso nen Schülerinnen und Schüler unterrichten, die ausschliesslich zu Hause und nie im Schulzimmer sind: • Dies ist nicht Homeschooling, bei dem Eltern die Kinder zu Hause unterrichten. Im Gegenteil: Die Eltern sind zwar anwesend, aber oft absor biert durch Homeoffice und/oder existenzielle Ängste in der Krise. • Dies ist kein normaler Fernunterricht, der von langer Hand geplant wird Schulen, die bereits über eine 1:1-Ausstattung verfügten, waren für den Notfall-Fernunterricht nicht nur in Bezug auf die Infrastruktur besser gerüstet. Illustration: iStock/Wavebreakmedia 15
5 | 2020 CORONA von Schülerinnen und Schülern zu lesen, die den direkten Kontakt vermissten. Auch dies ist eine Erfahrung, die das Fernlehren seit Jahrzehnten begleitet. Vielleicht geht es den Schülerinnen und Schülern nach dieser Erfahrung gleich wie vielen Studie renden vor über zehn Jahren: Sie haben aufgrund erster Blended-Learning-Module die Präsenzphasen stärker schätzen gelernt. Funktionierende Infrastruktur und notwendige Anwendungskompetenzen Seit Jahren wird zu Recht betont, dass Inf rastruktur nicht das Wichtigste sei beim Lernen mit digitalen Medien. Die aktuelle Situation hat aber ebenfalls deutlich gezeigt, «Wer dank Unterricht in ‹Medien und Informatik› schon etwas über die unter- Wer Schlüsse aus dem Notfall-Fernunterricht ziehen möchte, sollte beachten, dass diese Phase nur schiedlichen Grössen verschie- begrenzt mit dem normalen Schulalltag zu tun hat. Foto: iStock/Fabio Principe dener Dateitypen gelernt hatte, Einige Schülerinnen und Schüler mussten Und nach der Krise? kam vermutlich nicht auf die erkennen, wie wichtig die vielbeschwo Den beiden eben gestellten Fragen gilt es in rene Lesekompetenz nun für das alltägli abgewandelter Form auch nach der Krise Idee, das selbst erstellte, che Arbeiten war. Wer die zur Verfügung nachzugehen: Was ist die Aufgabe von megabyteschwere Video per gestellten Aufträge und Anleitungen nicht Schule in einer digitalen Welt und wie las oder nur ungenau las oder sich im Internet sen sich digitale Medien sinnvoll nutzen? Mail verschicken zu wollen.» nicht selbst Hilfe suchen konnte, war über Während des Lockdowns fehlte die Zeit kurz oder lang aufgeschmissen. Während für langes Planen und Reflektieren und es dass ohne eine funktionierende Infrastruk des Verbots von Präsenzunterricht bewie stand oft die Technik im Vordergrund – tur auch die schönsten didaktischen Kon sen plötzlich auch abstrakte Konzepte der danach sollten wir mit der notwendigen zepte Theorie bleiben. Schulen, die bereits Informatik Alltagstauglichkeit. Wer dank Ruhe und Gelassenheit die grundlegenden vor der Pandemie über 1:1-Ausstattungen Unterricht in «Medien und Informatik» Fragen des Lernens in einer digitalen Welt verfügten, waren nun klar im Vorteil – schon etwas über die unterschiedlichen in der Breite klären. nicht nur in Bezug auf die Infrastruktur. Grössen verschiedener Dateitypen gelernt hatte, kam vermutlich nicht auf die Idee, Beat Döbeli Honegger Nicht nur Informatik-, sondern auch das selbst erstellte, megabyteschwere Lesekompetenz ist gefragt Video per Mail verschicken zu wollen. In Schulen mit 1:1-Ausstattung konnten Der Autor Beat Döbeli Honegger ist Leiter des Instituts sowohl Lehrpersonen als auch Schülerin Didaktik: Die Vielfalt macht’s! für Medien und Schule der Pädagogischen nen und Schüler einigermassen effizient Didaktisch ist es schwieriger, Erkenntnisse Hochschule Schwyz und Mitinitiant der mit dem digitalen Fernunterricht starten. aus dem Notfall-Fernunterricht in den nor Website www.lernentrotzcorona.ch Wie die Geräte benutzt und wo die Daten malen Unterrichtsalltag zu übernehmen, mit welchen Namen abgelegt werden kön da sich die Rahmenbedingungen unter nen und über welche Kanäle kommuniziert scheiden. Umgekehrt zeigte sich jedoch werden kann, war ihnen bereits bekannt. bald, dass eine digitale Kopie des bisheri An anderen Schulen zeigten sich elemen gen Unterrichts kaum möglich war. Somit tare Lücken in der Anwendungskompe stellten sich sowohl Fragen nach fernun tenz. Hier ist vermutlich der grösste Schub terrichtstauglichen Vermittlungsmethoden in Sachen Digitalisierung zu verzeichnen. als auch die allgemeinere Frage, was denn Im Krisenmodus hat sich die allgemeine überhaupt Aufgabe der Schule in der aktu Anwendungskompetenz massiv verbessert. ellen Situation sei. 16
5 | 2020 CORONA Schulsozialarbeit – notwendiger denn je Durch das Verbot von Präsenzunterricht mussten auch die Schulsozialarbeitenden ihre Arbeit auf digitale Kanäle verlagern. Obwohl der fehlende direkte Kontakt Einschränkungen mit sich bringt, erfüllen sie weiterhin ihre Aufgabe, Eltern, Schülerinnen und Schüler zu beraten und zu unterstützen. Wenige Tage nach den Schulschliessun- Beratung offiziell abgesegnet Beratungsdienste offiziell unterstützt und gen erhielten die Eltern schulpflichtiger Ähnlich präsentiert sich die Lage an der getragen wird.» Dies bestätigt Nadine Kinder und Jugendlicher der Zürcher Schule von Dorothee Miyoshi, Mitglied Ciamberlano, die ihre Massnahme mit Gemeinde Uitikon ein Schreiben von der der Geschäftsleitung LCH und Schulische der Schulleitung abgesprochen hat und Schulsozial arbeiterin Nadine Ciamber- Heilpädagogin. Dort bietet die Schulso- im regen Austausch mit allen Fachper- lano. Darin bot sie Eltern, Schülerinnen zialarbeiterin eine telefonische Beratung sonen an der Schule steht. «Uns sind der und Schülern Beratungsgespräche per an und sie hat auch die Schülerinnen und Teamgedanke und das gemeinsame Han- Mail, SMS oder Telefon als Alternative zu deln als Schule ein grosses Anliegen.» Als persönlichen Gesprächen an. «Aufgrund Schulsozialarbeiterin wolle sie den Puls der weitreichenden Konsequenzen des «Auch mit dem Verbot von der Schule fühlen und herausfinden, in Lockdowns befürchtete ich einen zuneh- Präsenzunterricht besteht welchen Bereichen sie Schulleitung, Lehr- menden Unterstützungsbedarf», erklärt personen, Schülerinnen und Schüler sowie die Schulsozialarbeiterin, die in einem nach wie vor Unterstützungs- ihre Eltern unterstützen könne. 60-Prozent-Pensum an der Schule Uitikon bedarf bei vielfältigen tätig ist. Martina Good und Yves Tappert, Individuelle Lösungen sind gefragt Mitglieder des Vorstandes des Schulso- Themen, mit denen die Schul- In den ersten Wochen des Lockdowns zialarbeitsverbandes (SSAV), begrüssen sozialarbeit vertraut ist, jetzt beschränkten sich die Beratungen Ciam- Ciamberlanos Engagement. «Auch mit berlanos vorwiegend auf Personen, die dem Verbot von Präsenzunterricht besteht vielleicht umso mehr.» bereits vorher die Schulsozialarbeit auf- nach wie vor Unterstützungsbedarf bei gesucht hatten. Bislang haben sich zwei, vielfältigen Themen, mit denen die Schul- Schüler kontaktiert, mit denen sie vor der drei Personen gemeldet, mit denen sie vor- sozialarbeit vertraut ist, jetzt vielleicht Schulschliessung zu tun hatte, um den her nicht in Kontakt stand. «Einige Eltern umso mehr», betonen die Co-Präsidentin aktuellen Unterstützungsbedarf abzu- sind es nicht gewohnt, an der Schule um und der Verantwortliche für das Ressort schätzen. Miyoshi unterstreicht: «Wichtig Unterstützung zu bitten», gibt sie zu beden- Qualitätsmanagement. scheint mir, dass die Weiterführung der ken. «Somit wirkt die Kontaktaufnahme Da sich Jugendliche mit Beratungen am Telefon schwertun, setzen die Schulsozialarbeitenden für den Kontakt mit ihnen während der Coronapandemie vorwiegend auf Whatsapp. Foto: SSAV 17
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