Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
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Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim 22. Jahrgang x Heft 84 x Dezember 2019 25 Jahre Lebenswelt Heim-Bundesverband Das war der TELEIOS 2019 Herausragende Arbeitgeber in der Pflegebranche Schmerzmanagement in der Altenpflege Süße Nachrichten für DiabetikerInnen Einstellungen zum Pflegeheim Magische Momente in der Altenpflege Pflege neu denken
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Editorial 3 Markus Mattersberger, MMSc MBA Präsident Editorial Sehr geehrte Kolleginnen und die Richtschnur für werteorientiertes Handeln. stolz sein! Es kann also durchaus von einem Kollegen, Die Charta ist bis heute eines der maßgebli- sehr erfolgreichen Weg der österreichischen liebe Leserinnen und Leser der chen Grundsatzpapiere sowohl des euro- Alten- und Pflegeheime im Sinne unserer „Lebenswelt Heim“! päischen Verbandes EAN – European Ageing Bewohnerinnen und Bewohner aber auch Network als auch des Bundesverbandes im Sinne unserer Gesellschaft gesprochen 25 Jahre sind vergangen, seit der „Dach- „Lebenswelt Heim“. werden. verband der Arbeitsgemeinschaften der Leiter Dennoch müssen wir uns eingestehen, dass und Leiterinnen der Alten- und Pflegeheime Ende November dieses Jahres wurde der wir nur bedingt erfolgreich waren, dass uns die Österreichs“ gegründet worden ist. Aus dem TELEIOS – Preis für Innovation, Qualität gesellschaftlichen Entwicklungen – und dabei „Dachverband“ des Jahres 1994 wurde mit den und Nachhaltigkeit des Bundesverbandes insb. die demografische – zunehmend einho- Jahren „Lebenswelt Heim – Bundesverband“. bereits zum neunten Mal vergeben. Durch den len. So können in Österreich aktuell über Dieser nahm das Jubiläum zum Anlass, um TELEIOS werden herausragende Projekte, die 1.500 vorhandene Pflege- und Betreuungs- ehemalige und gegenwärtige Wegbeglei- von Pflegeheimen realisiert wurden, vor den plätze, bei sehr starker Nachfrage, nicht ter*innen zu einer Festsitzung zu laden. Die Vorhang geholt und sollen zum Nachahmen angeboten werden, da das erforderliche Beweggründe, die zum Zusammenschluss des anregen. Pflege- und Betreuungspersonal fehlt! Dieser Dachverbandes geführt haben, sind in den Thematik muss auf allen Ebenen – von der Protokollen der ersten Vorstandssitzungen Im Juni 2020 findet der bereits 16. Österreichi- Politik, den Dienstleistungsanbietern bis zu den ersichtlich: angespannte Personalsituation, sich sche Kongress des Bundesverbandes für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den ver- verändernde Familienstrukturen, Finanzier- Führungskräfte in der Altenarbeit statt. Aus- schiedenen Pflegesettings – entschlossen ungsfragen, etc. gerichtet von der Landesorganisation NÖ- begegnet werden. Heute – 25 Jahre später – sind wir mit ver- Heime werden sich Expertinnen und Experten Der Erfolg ist hierbei vermehrt im Miteinander gleichbaren Herausforderungen befasst. zum Kongressthema „Im Fluss der Veränderung“ zu finden, in bewährten Kooperationen eben- Waren wir also erfolglos in unseren Be- austauschen, vernetzen und weiterentwickeln. so wie in neuen Vernetzungen. Zudem ist nicht mühungen? Zur Beantwortung dieser Frage Der Kongress ist und war immer ein wichtiger nur der Blick, sondern auch das Agieren dürfen aus den vielen Themenbereichen, Meilenstein in der Altenarbeit! über den eigenen Tellerrand hinaus erfor- mit denen sich der Bundesverband befasst, derlich, um zu ebenso guten wie nachhaltigen ein paar wenige herausgegriffen und beleuch- Der Bundesverband „Lebenswelt Heim“ Strukturen zu gelangen! tet werden: sowie die Landesorganisationen waren und Bereits vor seiner Gründung waren im Jahre sind stete Begleiter der österreichischen Mit weihnachtlichen Grüßen 1993 Vertreter des damaligen Dachverbandes Alten- und Pflegeheime. Aus anfänglichen Mitunterzeichner der „Europäischen Charta „Versorgungsstätten“ wurden Lebenswelten für Rechte und Freiheiten älterer Menschen mit ausgeprägter Lebens-, Wohn-, Pflege- und in Heimen“ in Maastricht. Die damit einherge- Betreuungsqualität für unsere älteren Mit- hende Selbstverpflichtung der Mitglieder menschen. Auf diese Entwicklung dürfen wir Ihr sowohl des europäischen als auch des natio- als Dienstleistungsanbieter, als Mitarbeiterinnen Markus Mattersberger nalen Dachverbandes legte schon frühzeitig und Mitarbeiter aber auch als Gesellschaft sehr Lebenswelt Heim 84/2019
4 Inhalt IM GESPRäCH MIT ... RECHT FREIRäuME x 25 Jahre Lebenswelt Heim - x Aktuelle Judikatur zum x Ich fotografiere, weil's schön ist! 36 Im Gespräch mit drei Ehren- Heimaufenthaltsgesetz 21 präsidenten 5 BüCHER RuBRIK BuNDESVERBAND & ARGEN x Die Digitale Transformation x Süße Nachrichten der Pflege 38 x Das war der TELEIOS 2019 8 für DiabetikerInnen 22 x Schmerzpatienten behandeln 38 x Humor schafft eine x Sterben begleiten 38 gemeinsame Sprache 24 x Demenz: Der person–zentrierte MANAGEMENT & FüHRuNG x Es ist immer noch mein Leben 26 Ansatz im Umgang mit verwirrten x Einstellungen zum Pflegeheim 28 Menschen 38 x Studien zur Zukunft der Pflege 13 x WHO: 2020 weltweites Jahr der x Herausragende Arbeitgeber in Pflegenden und Hebammen 30 der Pflegebranche 14 x Ermi-Oma 31 x Magische Momente in der Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at Altenpflege 32 INNOVATIONEN x Schmerzmanagement in der BLICK üBER DIE GRENZEN Altenpflege 18 x Pflege neu denken 34 IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Lebensweltheim Betriebsverein, Präsident: Markus Mattersberger, MMSc MBA 1010 Wien, Franz-Josefs-Kai 5/Top 11, Tel. +43 (0)1 585 15 90, Email: office@lebensweltheim.at, Internet: www.lebensweltheim.at Organisation und Administration: Michaela Eder, michaela.eder@lebensweltheim.at Kommunikation: Karin Veith, karin.veith@lebensweltheim.at Rechnungswesen: Martina Talach, martina.talach@lebensweltheim.at Chefredaktion, Grafik & Layout: Gabriele Tupy, imzusammenspiel kommunikationsmanagement, Email: gabriele.tupy@imzusammenspiel.com Titelbild: © Lebenswelt Heim/APA-Fotoservice/Juhasz Repros, Druck und Versand: gugler GmbH, Auf der Schön 2, 3390 Melk, www.gugler.at, www.printthechange.com Ziel der Zeitschrift ist die Information der Mitglieder. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Lebenswelt Heim 84/2019
im Gespräch mit ... 5 25 Jahre Lebenswelt Heim Im Gespräch mit drei Ehrenpräsidenten Johannes Wallner Edgar Führer Peter Gohm Vor 25 Jahren wurde der „Dach- war in einem sehr geringen Ausmaß ange- jekte entstanden und durch hervorragen- verband der Arbeitsgemeinschaften stellt und wenn, überwiegend auf dem de, qualitätsvolle, einfühlsame Arbeit hat sich der Leiter und Leiterinnen der Alten- und Niveau der Stationsgehilfen, jedoch kaum die Betreuung in eine partnerschaftliche in- Pflegeheime Österreichs“ gegründet. Aus diplomiertes Pflegepersonal. dividuelle Betreuung entwickelt. dem „Dachverband“ des Jahres 1994 wur- Aus diesem Umfeld heraus suchten einzelne Die Frage wird sein, wie kann die Gemein- de mit den Jahren der „Lebenswelt Heim – Kollegen und Kolleginnen eine Möglich- schaft innerhalb einer Arge oder eines Bun- Bundesverband“. Am 28. November fand keit, Erfahrungen und Probleme aus - desverbandes die Masse der Heime in der in Wien eine feierliche Festsitzung statt. zutauschen. In den einzelnen Bundeslän- Verbesserung der Qualität mitnehmen und Nicht zuletzt bot Sie auch die Möglichkeit, dern entstanden Arbeitsgemeinschaften motivieren, an der Entwicklung teilzuhaben. mit drei der Ehrenpräsidenten ins Gespräch der Heimleiter und -leiterinnen der Alters- In der Zukunft werden sich die Angebote zu kommen und wir nutzten die Chance, mit und Pflegeheime. an einer bestmöglichsten, den Bedürfnissen ihnen einen Blick in die Vergangenheit und Der große Pflegeskandal 1989 in Lainz der Menschen angepassten Betreuung, aus- in Zukunft zu tun – Woher kommen wir? brachte alle Heime in ganz Österreich in Ver- richten. Das heißt, dass sich die Differenzier- Wohin gehen wir? ruf. Wir waren herausgefordert, der Ge- ung in ambulante und stationäre Angebote auf- sellschaft ein anderes Bild der Pflege und heben wird und eine ganzheitliche indivi- Peter Gohm: In den Jahren 1970 – 80 ent- Betreuung zu zeigen. duelle Angebotsvielfalt erforderlich sein wird. standen langsam neuere Einrichtungen die Die Entwicklung war geprägt von sehr vie- Die unterschwellige gegenseitige Konkurren- von den Gemeinden, Verbänden und Städten len Idealisten und großem Engagement. Aus zierung sowohl in den Angeboten als auch als Alters- und Pflegeheime gebaut wur- diesem Umfeld heraus und nach der unter Berufsgruppen hat hier keinen Platz. Vor den. Sie lösten die früheren Armen- und Gründung einzelner ARGEn in den Bundes- allem in kleineren Gemeinden und Regionen Versorgungshäuser ab. In Wien gab es ländern, wurde 1991 der Versuch gestartet, ist an einem ganzheitlichen Angebot zu schon eine längere Tradition der Pensio- aus den schon bestehenden ARGEn in arbeiten. nisten-Wohnhäuser und von krankenhaus- eine bundesweite ARGE, den Dachverband, ähnlichen Pflegeeinrichtungen. Damals zu gründen. Es dauerte bis 1994 bis es zur Edgar Führer: Die Gründung des “Dach- wurden die Häuser in der Mehrheit von offiziellen Gründung des gemeinsamen verbandes” vor 25 Jahren war die logische Orden geführt und erst allmählich wurde in Vereins gekommen ist. Antwort auf die Notwendigkeit, unabdingba- den neu errichteten Heimen Heimleiter und re Reformen in der Betreuung betagter Men- Leiterinnen angestellt. Kaum jemand hatte Wenn man die Jahre rückwirkend betrach- schen in den Alten- und Pflegeheime in jedoch eine einschlägige Erfahrung in der tet, dann ist es sehr beeindruckend was Österreich voranzutreiben. Die Gründungs- Führung und eine Voraussetzung aus dem sich verändert hat und wie die Betreuungs- sitzung fand in Salzburg statt und Peter Sozialbereich und war im weitesten Sinne und Pflegephilosphie in ihrer Fachlichkeit pro- Mader war bereit, die Obmannschaft zu auf sich allein gestellt. Qualifiziertes Personal fessioneller wurde. Es sind Leuchtturmpro- übernehmen. Es sollte auch eine Plattform Lebenswelt Heim 84/2019
6 im Gespräch mit ... für Informations- und Gedankenaustausch, zertifikat zukunftsfit weiterzuentwickeln. verband qualitativ heute bei weitem nicht so für die Förderung der Fort- und Weiterbildung Projekteinreicherin ist die EAN. Beteiligt gut dastehen würde. der MitarbeiterInnen und neue Philosophien sind neben Österreich auch Rumänien, der im stationären Alten- und Pflegebereich Tschechien und Spanien. Bis Ende 2020 wird Wohin gehen wir? tätigen Menschen geschaffen werden. Die es das neue Zertifikat geben, europaweit Wir stehen noch in einer Zeit mit sehr gu- Berufsausbildung für HeimleiterInnen war anerkannt. Auch Uiversitäten sind in die Ent- ten Ressourcen, gemessen an dem, was mit zu dieser Zeit ein großes Manko, es war un- wicklung eingebunden und unsere Füh- der demografischen Entwicklung auf uns klar welche Qualifikation man benötigte. Wer rungskräfte in der Altenpflege werden ge- zukommen wird: deutlich mehr Bedarf an kann HeimleiterIn werden? Lediglich in Wien stärkt aus der neuen Ausbildung hervorge- professionell erbrachter Pflege und Betreuung hat es damals eine Ausbildung der Caritas hen. bei sinkendem Arbeitskräfteangebot und ab- in der Seegasse gegeben. Deshalb mach- nehmendem familiären Pflegepotential. ten wir uns auf den Weg, entsprechen- Johannes Wallner: Wir kommen aus der Da wird sich der Bundesverband sicher in den des Gehör bei Bundesstellen zu suchen und Interessensvertretung für die Anliegen der Kreis derer einbringen, die hier nach guten zu finden, um den Berufsstand der Heim- Heime, deren BewohnerInnen und den Lösungen suchen und sicherlich auch finden leiterInnen entsprechend zu positionieren. MitarbeiterInnen. Und wir kommen aus werden. Wir haben in den 25 Jahren viel voran- dem Wunsch uns zu vernetzen, auszutau- Es werden sich verschiedene Richtungen auf- treiben können – auch auf Bundesebene und schen, gemeinsam Lösungen zu finden tun: Digitalisierung, Heben von Arbeits- haben den Kontakt in die Ministerien gesucht. und Synergien zu schaffen. Wir haben uns platzreserven, Zuzug von Menschen aus jün- Auch in den europäischen Verband, der verstanden als bundesweite Speerspitze für geren Gesellschaften, Heime als primäre Ver- E.D.E. – heute EAN – haben wir uns von bundesweite Anliegen und haben die län- sorgungseinheiten für Pflege und Gesund- Beginn an maßgeblich eingebracht. derspezifischen Rahmenbedingungen ver- heit. Das alles braucht engagierte Menschen sucht zu subsumieren. Wir haben viel aus mit Vision und Herz für die Anliegen der Al- In der Landschaft der Heime ist sehr viel an den länderspezifischen Lösungen gelernt ten, der Teleioi, und mit Verstand für die Entwicklung geschehen. Sie sind zu moder- und miteinander good practice im benach- Möglichkeiten und Wünsche der Jungen. nen Dienstleistungsunternehmen geworden. barten Ausland studiert. Das haben die Verantwortlichen im Bundes- Ich bin sehr stolz auf diese Entwicklung! Ich bin überzeugt, dass die stationäre Alten- verband 25 Jahre lang gut gemacht – und Aktuell läuft ein neues Erasmusprojekt, arbeit in Österreich ohne diesen breiten werden so auch die Herausforderungen mit dem Ziel, das bisherige E.D.E. Heimleiter- Zusammenschluss der Branche im Bundes- der Zukunft gut meistern! Zwei Gratulationen Gestatten Sie mir Lebenswelt Heim und dessen Mitglieder zu dem 25-Jahr Jubiläum ganz herzlich zu gra- tulieren. 25 Jahre sind schon eine lange Zeit. Dahinter steckt nicht nur viel Arbeit und Engagement, son- dern auch eine erstaunliche Entwicklung. Erstens gratuliere ich Ihnen im Namen des benachbarten Verbandes APSS ČR aus Tschechien. Hier begann die gegenseitige Zusammenarbeit vor einigen Jahren unter der Präsidentschaft von Johannes Wallner. Von gemeinsamen Projekten, über Studienreisen bis zu gegenseitigen Besuchen. Die zweite Gratulation kommt von mir als European Ageing Netwotk (EAN) Präsident. Lebenswelt Heim war immer ein starkes und wichtiges EAN Mitglied. Und auch dem Einsatz von Edgar Führer, Johannes Wallner und Markus Mattesberger verdanken wir jetzt, dass EAN der größte EU Verband in der Langzeitpflege ist. Unsere Entwicklung im Bereich der Ausbildung, der Qualität, aber auch die Krisenzeiten als Markus Mattersberger Interimspräsident war – all das waren Momente, in denen Lebensweltheim eine sehr wichtige Rolle spielte. Es gab aber auch Zeiten, wo wir beide (der österreichische und der tschechische Verband) nicht zufrieden mit den EAN Aktivitäten und der Richtung der der EAN waren und sogar ein Austritt wurde diskutiert. Lebenswelt Heim war und ist auch jetzt in allen EAN Arbeitsgruppen wieder vertreten, war Partner bei unserer Konferenz in Brüssel im November und ist auch Partner im Erasmus Projekt “Modifikation der EDE/EAN Zertifikate”. Die österreichische Delegation gehört regelmäßig zu den größten Gruppen bei unseren Kongressen und so wird auch der EAN Kongress 2022 in Öster- reich stattfinden. Ich bedanke mich bei Ihnen für die bisherige Zusammenarbeit, für Ihr Engagement und Ihre Aktivitäten. Und ich wünsche Ihnen für die nächsten 25 Jahren eine gute Entwicklung und eine weitere, gegenseitig bereichernde Zusammenarbeit. Dr. Jiri Horecky, MBA Präsident European Ageing Network Lebenswelt Heim 84/2019
8 Bundesverband & ARGEn Das war der TELEIOS 2019: 45 Alten- und Pflegeheime ausgezeichnet Am 28.11.2019 wurde in Wien chen Ehren gästen, unter ihnen auch setzung der Demenzstrategie, als eine der im Rahmen eines Galaabends Sozialministerin Dr. in Brigitte Zarfl, im wesentlichen Aufgaben der nächsten Jahre. im PALAZZO Spiegelpalast im Wiener Palazzo Wien Spiegelpalast im Wiener „Qualität lebt in Österreichs Heimen, weil Prater der TELEIOS 2019, Preis für Prater bereits zum neunten Mal vergeben. Menschen wie Sie, sich tagtäglich dieser Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit Aufgabe stellen und mit einer zutiefst men- in der österreichischen Altenpflege ver- Sozialministerin Dr.in Zarfl zeigte in Ihrer schlichen Arbeitsweise eine hohe Lebens- geben. Er wird vom Lebenswelt Heim Ansprache neue Entwicklungen in der qualität für die von Ihnen Betreuten schaf- Bundesverband ausgeschrieben und Pflege auf und hob besonders die Valorisie- fen. Der TELEIOS führt viele dieser Projekte zeichnet herausragende Projekte und rung des Pflegegeldes hervor, die Qualitäts- zusammen. Ich danke Ihnen herzlichst.“ Neuerungen im Bereich der stationä- zertifikate in der Altenpflege und die Um- ren Altenarbeit in drei Kategorien aus – Die Innovationskraft der Heime zu fördern Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und und transparent zu machen, ist Markus Führung. Insgesamt waren 45 Projekte Mattersberger, Präsident des Lebenswelt aus ganz Österreich für den Preis nomi- Heim Bundesverbandes ein besonderes niert. Anliegen. „Pflege und Betreuung zählen heute zu den größten Herausforderungen Seit dem Jahr 2004 ist der TELEIOS der lan- in Österreich. Mit dem TELEIOS holen wir desweit wichtigste Preis in der Altenpflege. innovative, zukunftsweisende Projekte auf Am 28. November wurde der Preis im die Bühne und machen sie sichtbar. Die fest- Rahmen eines Galaabends mit zahlrei- liche Preisverleihung ist nicht zuletzt auch Lebenswelt Heim 84/2019
Bundesverband & ARGEn 9 ein ganz herzliches Danke an die Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter in den Pfle- geeinrichtungen für ihre großartige Arbeit“. 1. Platz in der Kategorie “Führung”: NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Wilhelms- burg, Niederösterreich, Projekt: „Sprechen wir über Gewalt“ Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen sendete Grußworte „Ihr Engagement für die pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen in Österreich ist von unschätz- barem Wert. Seien Sie stolz auf Ihre Arbeit! Sie haben allen Grund dazu. Ich gratuliere ganz herzlich zum TELEIOS 2019!“ Die prämierten Heime und ihre Projekte Der erste Platz in der Kategorie Bewoh- ner*innen erging an das Sozialzentrum Bürs in Vorarlberg mit dem Projekt „Pack die Badesachen ein!“. In der biographischen Arbeit mit den Bewohner*innen wurde ersichtlich, dass es ein Herzenswunsch war, trotz hohem Alter und Beeinträch- tigungen an heißen Sommertagen ein öffentliches Freibad zu besuchen. Die sehr emotionalen Glücksmomente der Hoch- 1. Preis Kategorie „MitarbeiterInnen“: SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH, altrigen im Wasser überwältigten die Wien, Projekt: „SeneCura Kompetenzmanagement“ Begleitpersonen wie auch andere Besucher Fotos: Lebenswelt Heim/APA-Fotoservice/Juhasz; Fotograf/in: Krisztian Juhasz des Bades. Die Jury betonte das Engage- ment des Sozialzentrums Bürs für diese besondere Lebensqualität der Bewoh- nerInnen in der heißen Jahreszeit und be- tonte, dass dies den Blick der Jungen auf das hohe Alter verändern könne. Es brau- che viele Projekte wie dieses, um die Teilhabe Hochaltriger in unserer Gesellschaft sicher zu stellen. Mit dem ersten Platz in der Kategorie Mitarbeiter*innen wurde die SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH in Wien ausgezeichnet. Unter dem Titel „SeneCura Kompetenzmanagement“ wurde eine eigens maßgeschneiderte Software zur strategi- schen Personalentwicklung innerhalb der 1.Preis Kategorie „BewohnerInnen“: Sozialzentrum Bürs, Vorarlberg, Projekt: „Pack SeneCura-Akademie entwickelt und im die Badesachen ein!“ Lebenswelt Heim 84/2019
10 Bundesverband & ARGEn Ein ganz herzliches Danke den Sponsoren des TELEIOS 2019! Frühjahr 2018 österreichweit ausgerollt. Rahmen der Gewaltprävention. Das Projekt Die Jury hob besonders die Nachhaltigkeit beinhaltet die Entwicklung eines Krisen- des Projektes hervor, das auch anderen handbuches mit Handlungsempfehlungen, Einrichtungen dienen könne. Mit dem Pro- Beratung und Mentoring sowie eine Sensi- jekt wird sichergestellt, dass die Stärken und bilisierung der Mitarbeitenden. Die Jury Potenziale der MitarbeiterInnen sichtbar betonte, dass Gewalt ein strukturelles Pro- gemacht und die individuellen Entwicklungs- blem sei. Sich damit präventiv auseinander- und Karrieremöglichkeiten unterstützt wer- zusetzen sei eine wesentliche Aufgabe den. Eine sinnvolle strategische Personal- der Führung im Sinne der Menschenrechte entwicklung fördert die Attraktivität für den und des OPCAT. Gewaltprävention ver- Pflegeberuf – im Besonderen in der Langzeit- lange nach einem sensiblen Umgang mit pflege, so die Jury. dem Thema – so die Jury, die ihre hohe Wertschätzung für das Projekt hervorhob. Der erste Preis in der Kategorie Führung ging nach Niederösterreich an das NÖ Pflege- Ehren-TELEIOS 2019 und Betreuungszentrum Wilhelmsburg mit Der Lebenswelt Heim Bundesverband hat dem Projekt „Sprechen wir über Gewalt“ – diesmal auch einen Ehren-TELEIOS verge- ein Präventionsprojekt. Im Vordergrund ben – an das Sozalministerium und den stehen eine klare Haltung und Werte sowie „Verein zur Förderung der Qualität in der Be- die Verantwortung der Führungskräfte im treuung älterer Menschen“ für die Ent- Lebenswelt Heim 84/2019
Bundesverband & ARGEn 11 Impressionen des TELEIOS 2019 Fotos: Lebenswelt Heim/APA-Fotoservice/Juhasz; Fotograf: Krisztian Juhasz Lebenswelt Heim 84/2019
12 Bundesverband & ARGEn DiePreisträgerInnen Die PreisträgerInnendesdes TELEIOS TELEIOS 2017 2019 Kategorie BewohnerInnen 1. Platz Sozialzentrum Bürs, Vorarlberg, mit dem Projekt „Pack die Badesachen ein!“ 2. Platz CS Caritas Socialis, Wien, mit dem Projekt „Lebensraum Bett“ 3. Platz SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH, Wien, mit dem Projekt „Telemedizinische Wundberatung“ Kategorie MitarbeiterInnen 1. Platz SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH, Wien, mit dem Projekt „SeneCura Kompetenzmanagement“ 2. Platz Haus der Barmherzigkeit, Wien, mit dem Projekt „One Minute Wonder – Wirklich wirksames Wissen“ 3. Platz Bezirksaltenheim Trieben, Steiermark, mit dem Projekt “DESIMA - Wege aus der Krise” Kategorie Führung 1. Platz NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Wilhelmsburg, Niederösterreich, mit dem Projekt „Sprechen wir über Gewalt – Gewaltpräventionsprojekt“ 2. Platz Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ), Steiermark, „Notfallmanagement in den Pflegewohnheimen der GGZ“ 3. Platz NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Amstetten, 3300 Amstetten, Niederösterreich, mit dem Projekt „Mit aktiver Öffentlich- keitsarbeit in den Schulen dem Pflegekräftemangel entgegenwirken“ 3. Platz Casa Kirchberg – Casa Leben im Alter, Niederösterreich, mit dem Projekt “Telemedizin als Führungsinstrument” Ehren-TELEIOS 2019 Sozialministerium und NQZ Zertifizierungseinrichtung – „Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen“ für die Entwicklung und Umsetzung des Projektes “Das Nationale Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheime” 35 weitere Alten- und Pflegeheime erhielten Ehrenpreise. Lebenswelt Heim gratuliert herzlichst und dankt allen ausgezeichneten Heime für ihr besonderes Engagement! wicklung und Umsetzung des Nationalen Qualitätszertifikates für Alten- und Pflege- heime in Österreich. Seit 2013 ist das NQZ im Bundesseniorengesetz verankert, mit dem Ziel, die Lebensqualität der älteren Menschen zu wahren und zu verbessern. Seither konnten in Österreich 54 Häuser mit dem NQZ ausgezeichnet werden. Moderator Gerfried Pröll führte die 350 Gäste durch einen Abend für alle Sinne. Die TELEIOS-Broschüre 2019 über den Wir danken den Förderern des TELEIOS Preisgekrönte Projekte aus den Alten- und Preis und mit allen Kurzvorstellungen der 2019: Seniorenrat und Sozialministerium. Pflegeheimen Österreichs wurden auf die nominierten und ausgezeichneten Projekte Die Skulpturen des TELEIOS 2019 für alle Bühne geholt und trafen auf meisterhafte finden Sie auf der Webpage von Lebenswelt Preisträger wurden vom Sozialministerium Kochkunst, herzerfrischenden Humor und Heim: zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns lebensmutige Akrobatik. Ein rundum gelun- www.lebensweltheim.at/news/teleios-2019 herzlichst. gener Rahmen für eine besondere Preis- verleihung. Lebenswelt Heim 84/2019
Bundesverband & ARGEn 13 Studien zur Zukunft der Pflege Sozialministerin Dr.in Brigitte Zarfl lud zur Präsentation Studienpräsentation zur Finan- zierung der Langzeitpflege und zur Bedarfsprognose Pflegepersonal Studien von Gesundheit Österreich GesmbH und von IHS zur Zukunft der Pflege Auf Initiative von Bundesministerin Mag.a Dr.in Brigitte Zarfl fand Ende November in An- wesenheit von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Stakeholdern eine Präsentation zweier Studien zur Zukunft der Pflege in Österreich statt. Unter anderem wurden die Aspekte der zukünftigen Finanzierung der Langzeitpflege Lohn- und Abgabenquote auswirken würde. diplomierte Pflegekräfte, 25.200 im Bereich und des Pflegepersonalbedarfs beleuchtet. Auch seien derartige Modelle stärker von Pflegeassistenz und 8.700 Heimhilfen. Da Die Ergebnisse sollen der kommenden Re- konjunkturell bedingten Entwicklungen des rund ein Drittel der Pflege- und Betreuungs- gierung als Grundlage für die Vorberei- Arbeitsmarktes abhängig. personen über 50 Jahre alt ist, ist allein auf- tung weitere Maßnahmen auf Ebene des Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass es grund von Pensionierungen mit einem Bundes und der Länder dienen. pragmatische Lösungsansätze braucht, Bedarf von 41.500 zu rechnen. Die restlichen welche gemeinsam mit den Ländern weite- 34.200 sind auf den steigenden Bedarf Die Studie des IHS untersuchte die Pfle- re Schritte zu mehr Effizienz und Nachhaltig- aufgrund der demographischen Entwicklung gefinanzierung im europäischen Länder- keit in Abstimmung mit den Finanzierungs- zurückzuführen. Pro Jahr würde es daher vergleich. Dafür wurden die Modelle von erfordernissen und der Berücksichtigung der einen zu deckenden Bedarf von 3.900 bis Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Wechselwirkung zwischen Gesundheits- zu 6.700 Pflegefachkräften geben. Spä- Niederlanden, Schweden und Spanien mit und Sozialsektor bieten. Hier sind vor allem testens ab 2024 könne nicht mehr davon dem hiesigen hinsichtlich Systemcharak- im Bereich der Finanzierung der Stellenwert ausgegangen werden, dass der Bedarf teristika, Mittelaufbringung und jüngsten der Prävention im Hinblick auf Kosten- mit AbsolventInnen gedeckt werden könne, Reformen gegenübergestellt. Es habe sich dämpfungseffekte zu beleuchten. so Ostermann. gezeigt, dass die österreichische Regelung Der Erfolg präventiver Maßnahmen ist da- der Mittelaufbringung mittels Steuerfinan- ran zu messen, in welchem Ausmaß der zu „Wir müssen hier verstärkt Initiativen setzen, zierung ohne Zweckbindung durchaus im erwartende Krankheitsausbruch und/oder Menschen für diese Berufe, die mit viel internationalen Trend liege, erklärte der der Krankheitsverlauf zeitlich hinausge- Verantwortung einhergehen, zu gewinnen Chef des Instituts für höhere Studien (IHS), schoben oder sogar verhindert werden und diese möglichst lange und gesund im Martin Kocher. Die Studie kommt jedoch könne; zur Beurteilung der Kostenwirkung Beruf zu halten. Ich bin überzeugt davon, ebenfalls zum Ergebnis, dass eine Finan- sei eine ökonomische Evaluation notwen- dass wir – wenn wir das Gemeinsame in den zierung ohne Einbindung der Sozialver- dig. Vordergrund stellen – innovative, zukunfts- sicherung bei einem kontinentalen Wohl- Die Studie der “Gesundheit Österreich” trächtige und nachhaltige Lösungen fin- fahrtsstaatsmodell eher unüblich ist. Kocher widmete sich der „Pflegepersonal Bedarfs- den werden. Wir alle können unseren Teil betonte, dass eine Umstellung auf ein prognose“ und geht bis 2030 von einem zu einem auch in Zukunft qualitativ hochwer- Modell, das primär über Sozialversicherungs- zusätzlichen Bedarf von 75.700 Arbeitskräften tigen Pflegevorsorgesystem beitragen.“, beiträge finanziert wird, "nicht die optima- aus, erläuterte Studienautor Herwig Oster- so Bundesministerin Mag.a Dr.in Brigitte le Lösung" sei, da es sich negativ auf die mann. Davon sind laut Prognose 41.800 Zarfl abschließend. Lebenswelt Heim 84/2019
14 Management & Führung Herausragende Arbeitgeber in der Pflegebranche Wie die Gestaltung eines positiv- Orientierung und Sicherheit geben. All das en Arbeitsklimas in der Pflege- zeichnet einen besonderen Arbeitsplatz aus. branche gelingt und herausragende Ar- beitgeber Sichtbarkeit erlangen Was macht Arbeitgeber für Arbeitnehmer besonders? Der Fachkräftemangel ist bereits in vie- Great Place to Work® begleitet Unternehmen len Branchen angekommen. So auch in der unterschiedlichster Branchen seit über 30 Gesundheitsbranche. Mehrere Gründe wie Jahren auf ihrem Weg zu herausragen- Arbeitszeiten oder Arbeitsbedingungen den Arbeitgebern. Hin zu einem Arbeitsplatz, wirken sich auf die Personalknappheit in der für hohe Lebensqualität und Zufriedenheit Pflegeberufen aus. Eine Personalnot, der der Menschen im Unternehmen und wirt- nicht nur angesichts des demografischen schaftlichen Erfolg zugleich steht. Einem Wandels unbedingt begegnet werden muss. Arbeitsplatz, wo Menschen gerne arbeiten und Freude und Stolz bei dem empfinden, Wie gelingt es Arbeitgebern in Pflegeberufen branche ihre Berufung sehen. Sie haben was sie tun. trotz dieser Herausforderungen, eine attrak- große Freude an dieser so wichtigen Bei herausragenden Arbeitgebern sind es tive Arbeitsumgebung zu schaffen? Was Aufgabe, was die zweite Besonderheit nicht vorrangig finanzielle oder organisa- wünschen sich Mitarbeitende und was dieser Branche ausmacht: Hier arbeiten torische Bedingungen, die Menschen lang- können Betriebe tun, um die Situation zu Menschen, um anderen zu helfen. Diese fristig glücklich machen. Entscheidend ist verbessern? Menschen tun das aus einer intrinsischen die allgemeine Stimmung im Unternehmen Motivation heraus. Sie erkennen ein starkes – die gelebte Unternehmenskultur. Personalnot in der Gesundheitsbranche Sinnmotiv hinter ihrer Tätigkeit: pflegebedürfti- Was macht die Personalsuche in Pflegeein- gen, kranken oder alten Menschen zu hel- Dazu gehört der Umgang miteinander, die richtungen so schwierig? Warum ist das fen, um ihnen ein besseres, gesünderes und Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Fachpersonal dort so rar gesät? Die Pfle- glücklicheres Leben zu ermöglichen. Vorgesetzen sowie unter den KollegInnen. gebranche hebt sich von anderen Branchen In einem Great Workplace erleben Menschen durch zwei wesentliche Faktoren ab: einer- Diese Berufsgruppe hat persönliche Wert- vertrauensvolle und fördernde Arbeitsbe- seits durch die Arbeitsbedingungen, ander- vorstellungen, denen sie auch am Arbeits- dingungen. Dass Menschen dort gerne erseits durch die Tätigkeit an sich. platz gerecht werden möchte. Sie braucht arbeiten, zeigen die Zahlen aus der Bench- Arbeitsplätze und Arbeitgeber, die zu ihren markstudie der ausgezeichneten Unterneh- Die Arbeitsbedingungen stellen eine Heraus- eigenen Werten passen. Kurz gesagt: Die men „Österreichs Beste Arbeitgeber 2019“. forderung dar, denn Nachtarbeitszeiten Unternehmenskultur muss stimmig sein. Diese Betriebe und Wochenenddienste sind mitunter Grün- Eine Kultur, in der auch bei körperlich an- de, warum sich zu wenige Menschen für strengender Arbeit, Schichtdiensten oder n verzeichnen 50 % mehr Bewerbungen diesen Berufsweg entscheiden und diese Unterbesetzung und dem damit einherge- pro ausgeschriebener Stelle im Ver- Ausbildungszweige wählen. Auch das henden Druck die Freude an der Arbeit gleich mit nicht ausgezeichneten Unter- Gehaltsthema oder die oft spürbare Unter- und das Sinnmotiv überwiegen. nehmen; besetzung zählen zu den Gründen, warum n haben Mitarbeitende, die Multiplikatoren ein Arbeitsplatz in einer Pflegeeinrichtung Hier braucht es Arbeitgeber, die ein ganz sind: 85 % würden ihren Arbeitgeber als weniger attraktiv wahrgenommen wird. besonderes Umfeld für ihre Mitarbeitenden weiterempfehlen; schaffen, Führungskräfte, die wertschätzend n haben Mitarbeitende, die Freude an Auf der anderen Seite gibt es zum Glück und respektvoll mit dem Personal zusamme- ihrer Arbeit haben: 88 % sind stolz auf viele Menschen, die nur in der Gesundheits- narbeiten, sowie Unternehmenswerte, die die Arbeit und den Arbeitgeber. Lebenswelt Heim 84/2019
Management & Führung 15 Elemente einer mitarbeiterorientierten Kernelement ist die Vertrauenskultur. Ver- unternehmenskultur trauenskultur bedeutet aus Sicht der Mitar- Aus unseren Studien wissen wir, dass die beitenden, denjenigen zu vertrauen, für Hälfte der weltweit Beschäftigten quer die man arbeitet, stolz zu sein auf das, was durch alle Branchen keine großartigen Ar- man tut und Freude an der Zusammenarbeit beitsplatzerfahrungen macht. Diese Mit- mit anderen und im Team zu haben. arbeitenden können ihr individuelles Potenzial nicht zur Entfaltung bringen, was zu Unzu- Weiters bilden Unternehmenswerte und friedenheit und geringerer Leistung im Job effektives Führungsverhalten den Nährboden führt. Das ist schädigend für die Unter- für eine lebendige Unternehmenskultur, nehmen und frustrierend für die Mitarbei- aus der Potenzialentfaltung und Innova- tenden. tionsgeist jedes einzelnen Mitarbeitenden sowie wirtschaftliches Wachstum erwachsen. Eine mitarbeiterorientierte Unternehmens- Doch was genau steht hinter diesen Ele- kultur ist die Basis für gute Arbeitsplatz- menten und wie können sie ins Unternehmen Was wünschen sich Mitarbeitende in bedingungen und ein wertschätzendes Ar- transportiert werden? der Pflegebranche? beitsumfeld. So eine Unternehmenskultur Was ArbeitnehmerInnen in Bezug auf ein pos- zeichnet sich durch Besonderheiten aus, unternehmenswerte: Leuchttürme, die itives Arbeitserlebnis gerade in der Pflege- deren Elemente im Great Place to Work® Führungskräften und Mitarbeitenden branche besonders wichtig ist, hat Great FOR ALL-Modell gebündelt sind: Orientierung geben Place to Work® in Deutschland im Rahmen Vor allem in Pflegeeinrichtungen ist ein der Benchmarkstudie „Beste Arbeitgeber starkes Wertefundament essenziell. Be- Gesundheit und Soziales 2019“ heraus- sonders hier wollen Menschen nach persön- gefunden. Bei der Mitarbeiterbefragung lichen Grundsätzen arbeiten, die sich mit den wurden folgende Faktoren von den Mitar- Unternehmenswerten decken. Werte, die vor beitenden mit hoher Zustimmung bewertet: allem auch in der Pflegebranche den zen- tralen Unterschied machen, sind solche, die n Interesse an der Person nicht nur als sinnerfüllendes Arbeiten ermöglichen. Arbeitskraft n optimaler Einsatz der eigenen Fähigkeiten Damit Unternehmenswerte Leuchttürme im n ehrliche/ethische Geschäftspraktiken Betrieb sind, müssen sie spürbar sein und n psychische Gesundheit aktiv vorgelebt werden. So geben Werte n vollwertiges Mitglied, unabhängig von der Orientierung und ermöglichen nicht nur gu- Position te Zusammenarbeit, sondern tragen auch n kompetente Führungskräfte Quelle: Great Place to Work® FOR ALL- dazu bei, Herausforderungen im Team Modell gemeinsam bewältigen zu können. Wenn alle Das Gewinnerfoto vom März 2019 „Österreichs Beste Arbeitgeber 2019“. Sie wurden im Rahmen der Award Ceremony in der Expedithalle Wien ausgezeichnet. Lebenswelt Heim 84/2019
16 Management & Führung „im gleichen Boot sitzen“, kann Zukunft Kultur ist der ideale Nährboden, aus dem eingeholt und damit die aktuelle Stimmung gemeinsam positiv gestaltet werden. Team- Neues erwachsen kann, wo Fortentwicklun- der Mitarbeitenden abgebildet, anderer- geist und Teamstärke helfen enorm bei gen mutig angegangen werden und Ge- seits wird die bestehende Unternehmens- Fragestellungen wie dieser: „Wie schaffen wir wohntes hinterfragt wird. Denn durch eine kultur analysiert. Damit beginnt die Great es trotz der schwierigen äußeren Umstände offene, ehrliche und produktive Analyse Place to Work®-Reise, denn Betriebe kön- (Personalmangel etc.), die innere Situation der Ursachen werden neue Möglichkeiten nen von nun an Kurs auf eine erfolgreiche gemeinsam professionell und zum Wohle und Herangehensweisen eröffnet. Zukunft setzen und ihre Unternehmenskultur aller zu bewältigen?“ Mitarbeitende kommen so aus einer passiv- gemeinsam mit ihrem Personal gestalten. en Betroffenenrolle mit Leitgedanken wie „Wir Herausragende Unternehmen haben einen Effektive Führungskräfte: Positives Füh- bekommen zu wenig von außen, vieles weiteren Vorteil: Sie sind mit dem „Certified ren fördert Stärken und bringt Potenziale läuft schlecht und das müssen wir hinneh- by Great Place to Work®“-Zertifikat oder zur Entfaltung men“ hin zu einer aktiven Gestalterrolle dem Gütesiegel „Österreichs Beste Arbeit- Auch die Führungskultur macht einen mit Zukunftsorientierung: „Wir können hier geber“ nicht nur für potenzielle neue Mitar- bedeutenden Unterschied. Wie Führungs- aktiv mitgestalten und Verbesserungen beitende, sondern für alle sichtbar. Das kräfte Unternehmenswerte vorleben, wirkt einbringen, die uns eine bessere Zusam- ist ein wichtiges Signal – gerade auch in der sich auf die Mitarbeitenden aus. Der Füh- menarbeit und ein tolles Arbeitserlebnis Gesundheitsbranche, um diese Berufe rungsstil ist entscheidend und rahmenge- ermöglichen“. auch für die junge Generation wieder attrak- bend. So ist ein positiver Führungsstil auf tiv zu machen und so der Personalnot ent- die Stärken der Mitarbeitenden konzentri- Jeder Mensch im Unternehmen ist so Teil gegenzuwirken. ert, indem er diese fördert und fordert und der Weiterentwicklung, Teil der Qualitäts- ihnen volle Potenzialentfaltung ermöglicht. steigerung und Teil des inspirierenden Starten Sie jetzt! Alle Mitarbeitenden sollen ihr ganzes Selbst, Arbeitsumfelds. Es ist wichtig, dass die ihre Kreativität, ihren Mut und Unternehmer- Mitarbeitenden in den Betrieben Themen Mag.a Anna-Maria Mahayni geist mit einbringen können und dürfen. offen ansprechen und Verbesserungs- Great Place to Work® vorschläge machen. Nur so können sich Be- Content Marketing Manager & Führungskräfte müssen hier unterstützt triebe positiv weiterentwickeln. Customer Relations werden, denn einige von ihnen waren T: +43 1 798 59 28 – 14 vorher KollegInnen und müssen jetzt Füh- Die Great Place to Work®-Reise kann M: +43 664 886 769 45 rungsverantwortung übernehmen. jederzeit beginnen: So werden auch in der E-Mail: amahayni@greatplacetowork.at Pflege attraktive Arbeitgeber sichtbar www.greatplacetowork.at Vertrauen, Werte und Führungskräfte Die Great Place to Work®-Methodik er- als Nährboden für individuelle Entfaltung möglicht es, herauszufinden, wie es um die und umfassende Innovationsbereitschaft aktuelle Unternehmenskultur steht. Einerseits Eine gelebte Great Place to Work® FOR ALL- wird das Feedback der Mitarbeitenden Lebenswelt Heim 84/2019
Management & Führung 17 Lebensqualität für Ihre BewohnerInnen – mit der hollu Systemlösung! Gesundheit und Wohlbefinden Hilfsmittel und Maschinen sowie ergänzend für BewohnerInnen und Mitar- dazu Seminare in der hollu Akademie zur Aus- beiterInnen – das ist für Sie als LeiterIn und Weiterbildung Ihrer Hygienespezialisten eines Wohn- & Pflegeheims das oberste im Haus und umfassenden Service. Alle Ziel. Hygienespezialist hollu unterstützt Schon entdeckt? Im neuen hollu Webshop finden Sie Reinigungsanforderungen, die Ihr Personal Sie mit einer ganzheitlichen Systemlösung, die ganze Reinigungswelt Bewohnerzimmer auf zu meistern hat, sind in der hollu Reini- einen Blick: alle Reinigungsprodukte, Maschinen & so dass Sie hohe Hygienestandards er- Geräte sowie geeignete Seminare und hollu Service. gungswelt Bewohnerzimmer in leicht verständ- füllen und auch bei gesetzlichen Kontrollen Jetzt auf www.hollu.shop! lichen Reinigungsplänen und einfachen auf der sicheren Seite sind. Schritt-für-Schritt-Anleitungen dargestellt. Haus ein wichtiger Bestandteil. Als profes- Ob zur Verhinderung von Kreuzkontamination, sioneller Hygienepartner bietet Ihnen hollu Entdecken Sie die ganze Reinigungswelt zur Sicherstellung von gesetzlichen Hygiene- alles, was es beispielsweise für die tägliche Bewohnerzimmer im neuen Webshop auf vorschriften oder als Beitrag zum allgemei- Unterhaltsreinigung von Bewohnerzimmern www.hollu.shop und bestellen Sie dort nen Wohlbefinden – Reinigung ist in Ihrem braucht: leistungsstarke Reinigungsprodukte, direkt alle Hygieneprodukte! JETZT BEQUEM ONLINE BESTELLEN! BESTELLEN! www.diewildenkaiser.com Entdecken SSie Entdecken ie unser Komplettangebot Komplettangebot und bestellen bestellen SSie ie alles zu Reinigung & HHygiene ygiene ganz einfach rrund und um die Uhr auf w www.hollu.shop! w w.hollu.shop! www.hollu.shop hollu SSystemhygiene ystemhygiene GmbH | Tel. Tel. +43 5238 52800 | www.hollu.com www.hollu.com Lebenswelt Heim 84/2019
18 Innovationen Schmerzmanagement in der Altenpflege Paracelsus Medizinische Privatuniversität sogenannten „Pain Nurses“ und um die mit Sitz in Salzburg war die großflächige Einführung eines systematischen Schmerz- Verteilung der Pflegeeinrichtungen. Mit erfassungsinstruments für auskunftsfähige Hilfe der KoordinatorInnen der einzelnen sowie nicht oder eingeschränkt auskun- SeneCura Sozialzentren war dies jedoch zu ftsfähige BewohnerInnen. bewältigen. Die Daten mussten aufgrund des Dieses Schmerzassessment wurde inhaltlich Maria Magdalena Schreier wissenschaftlichen Anspruchs zudem in eigens für das OSiA-Projekt entwickelt einem definierten Zeitfenster erfasst werden. und basiert auf evidenzbasierten Empfeh- Die Erhebung wurde gemeinsam mit inten- lungen zur Schmerzerfassung, wie sie in ein- siv geschulten StudienassistentInnen in schlägigen wissenschaftlichen Quellen „Wir können nicht länger hinneh- den einzelnen Einrichtungen durchgeführt. sowie im Expertenstandard zum Schmerz- men, dass Schmerz trotz modern- Große Unterstützung erfuhr man dabei management bei akuten und chronischen er Behandlungsmöglichkeiten im Alter so weit durch die dort tätigen Pflegenden. Schmerzen vom DNQP (Deutsche Netzwerk verbreitet ist und alte Menschen immer für Qualitätsentwicklung in der Pflege) zu find- noch denken, Schmerz gehöre im Alter Bei der OSiA-Studie ging es nicht nur en sind. Es wurde in das einrichtung- dazu und muss ertragen werden!“ Diese lei- darum, die Schmerzsituation – wie Häufigkeit seigene EDV-gestützte Dokumentations- der fest verankerte Sichtweise war der und Intensität von Schmerz – bei den system eingepflegt, die Pflegenden erhiel- Beweggrund, der die SeneCura Kliniken und BewohnerInnen zu erfassen, es sollte auch ten eine entsprechende Schulung. Heimebetriebsgesellschaft m.b.H. und das das Schmerzmanagement der Einrichtungen Anhand der analysierten Daten hat sich Institut für Pflegewissenschaft und -praxis aus Sicht der auskunftsfähigen Bewoh- gezeigt, dass ein sehr hoher Anteil an dazu bewogen hat, gemeinsam dagegen nerInnen und der Pflegenden untersucht wer- BewohnerInnen bereits seit längerem von anzugehen. den, um daraus Optimierungspotentiale ausgeprägt starken Schmerzen betroffen war. für das Qualitätsmanagement ableiten zu Bei den auskunftsfähigen BewohnerInnen Die beiden Projektpartner starteten 2011 ein können. Dies erforderte bereits bei der lag der Anteil bei über 65%, bei den nicht wissenschaftlich untermauertes Projekt, Entwicklung des Fragenkatalogs ein äußerst oder eingeschränkt Auskunftsfähigen sogar das den Namen OSIA (Optimiertes Schmerz- sorgsames Vorgehen, da BewohnerInnen bei 80%. Wichtig für die Situationserfassung management in Altenpflegeheimen) bekam und Pflegende gleichermaßen geschützt wer- im Praxisalltag ist, dass auch ein großer und inzwischen breite Beachtung findet. Drei den mussten: es handelte sich um sehr sen- Anteil an kognitiv beeinträchtigten Bewoh- Jahre lang war man damit befasst, in einem sible Auskünfte, die nur dann hilfreich sein nerInnen zur Selbstauskunft in der Lage war ersten Schritt zunächst die Ist-Situation konnten, wenn sie die Situation so realistisch (vgl. Gruppe KBs in Abb 1.). Es sollten zu erfassen, um anschließend Maßnahmen und offen wie möglich darstellten. daher – zusätzlich zur Fremdeinschätzung zur Verbesserung der Schmerzsituation In die Datenerhebung eingeschlossen wur- – auch kognitiv beeinträchtige Menschen im der PflegeheimbewohnerInnen einzuführen den nicht nur auskunftsfähige Bewohner- pflegerischen Assessment zu ihrer Situation und diese dann auch zu überprüfen. Die 12 Innen und Pflegende, sondern es sollte befragt werden. SeneCura Sozialzentren, die aufgrund auch die oft schwer einzuschätzende ihrer Struktur und Größe gut vergleichbar Schmerz situation der kognitiv beein- Ein alarmierendes Resultat der OSiA-Stu- waren, waren über ganz Österreich verteilt. trächtigten BewohnerInnen untersucht wer- die war, dass gerade die stark kognitiv Somit konnte eine gute Datenbasis erwartet den. Dafür kamen wissenschaftlich überprüfte eingeschränkten und von Schmerz betrof- werden, mit der die Effektivität der Maß- Erhebungsinstrumente zum Einsatz. fenen BewohnerInnen oft nicht ausreichend nahmen überprüft werden sollte. Zwei Maßnahmen erwiesen sich als ge- schmerzmedikamentös versorgt waren. eignet, langfristig in allen Einrichtungen der Eine große logistische Herausforderung SeneCura etabliert zu werden: eine Qua- Das kann neben therapeutischen und son- für das pflegewissenschaftliche Team der lifizierung von diplomierten Pflegenden zu stigen Gründen auch damit zusammen- Lebenswelt Heim 84/2019
Innovationen 19 hängen, dass Schmerzäußerungen missver- standen oder fehlinterpretiert werden kön- nen. Hieran zeigt sich sehr deutlich die Bedeutung und Notwendigkeit eines system- atischen, umfassenden Schmerzassess- ments auf Basis von verschiedenen wis- senschaftlich begründeten Parametern und Erfassungsschritten, wie es in allen SeneCura Einrichtungen implementiert wurde. Die systematische Schmerzerfassung ist inzwischen auch für viele HausärztInnen der SeneCura Einrichtungen ein wichtiges Instrument zur Einschätzung der Schmerz- situation, Therapieplanung und -über- wachung. Viele auskunftsfähige BewohnerInnen gaben auch an, ihre Schmerzen als im Alter dazugehörend hinzunehmen und ihre Schmerzen auch nicht immer mitzuteilen, weil sie u. a. die Pflegenden nicht unnötig belästigen wollten oder weil ihre Bezugs- pflegeperson gerade nicht im Dienst war. Es hat sich auch ein Zusammenhang zwischen Schmerz und Appetitlosigkeit und der damit verbundenen Gefahr für Mangelernährung gezeigt. Die Befragungen der auskunftsfähigen Be- wohnerInnen und Pflegenden haben zu haltig sein würde war für das Forscherteam Fallbearbeitungen die Berufsgruppen näher wertvollen Optimierungspotentialen geführt, überraschend. So sind neben den vorgese- zusammenbringen sowie zu einem besseren die für die jeweiligen Einrichtungen von henen Interventionen weitere zielführende Verständnis und abgestimmten Vorgehen unterschiedlicher Relevanz waren und Maßnahmen gesetzt worden. Beispielweise beim Schmerzmanagement beitragen soll- gezielt genutzt wurden, das Schmerzma- wurden Räume für nichtmedikamentöse ten. nagement zu verbessern. Schmerztherapien eingerichtet, es wur- In der obigen Übersicht sind die Inter- den therapeutische Angebote systema- ventionsdimensionen noch einmal veran- Von Interventionsstudien ist bekannt, dass tisch evaluiert und ihre Erfolge auch auf schaulicht dargestellt. sie einen gewissen Interventionseffekt unmittelbare Zusammenhänge mit soma- haben, d. h. da das Projektthema bekannt tischen sowie psychischen Schmerzen hin Die wissenschaftliche Bestätigung der ist, bemühen sich alle direkt oder indirekt untersucht. Gemeinsam mit den Haus- Maßnahmen konnte auf Basis der Daten Involvierten das Projekt bzw. die Sache ärztInnen, ApothekerInnen und den Schmerz- erbracht werden. Österreichweit wurden aktiv zu unterstützen. Auch in der OSIA- koordinatorInnen aus der Pflege wurden in den vergangenen Jahren in allen Se- Studie haben die PflegewissenschafterInnen gemeinsamen Wochenendseminare einge- neCura Einrichtungen qualifizierte Pain einen Interventionseffekt erwartet, dass führt, die über schmerzthematische Impulse Nurses ausgebildet, inzwischen sind dies dieser allerdings so ausgeprägt und nach- von FachexpertInnen und gemeinsamen knapp 600 Personen. Zudem erhielten Lebenswelt Heim 84/2019
20 Innovationen der Praxis zur Anwendung kommen, um sichere Pflege auf hohem pflegewis- senschaftlichem Niveau zu gewährleisten. Ohne die Akademisierung der Pflege in Österreich wäre das nicht möglich. Maria Magdalena Schreier Dipl.-Pflegewirtin (FH) Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pflegewissenschaft und -praxis Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg Tel: +43 662 2420-80340 Email: magdalena.schreier@pmu.ac.at Die Autorin ist Gesundheits- und Kran- kpflegerin mit Studium zur Diplom-Pflegewirtin (FH) und einschlägiger Praxiserfahrung. zwölf Einrichtungen eine entsprechende Das OSiA-Projekt zeigt exemplarisch, wel- Sie kommt aus Deutschland und war dort Zertifizierung im Schmerzmanagement. chen wichtigen Beitrag Pflegewissenschaft zuletzt in der Pflegewissenschaft der Nicht nur SeneCura hat sich dem Thema in der Versorgungsforschung leistet. Es Universität Witten/Herdeck tätig. Seit über Schmerz im Alter zugewandt, auch die zeigt auch, dass eine enge Kooperation zwis- zehn Jahren lebt sie in Österreich und Pflege- und Betreuungszentren des Landes chen Pflegewissenschaft und Pflegepraxis arbeitet seither als Pflegewissenschaftlerin Niederösterreich sind seit 2016 dabei, ihr notwendig ist, damit einerseits Pflege- am Institut für Pflegewissenschaft und - Schmerzmanagement zu optimieren. In forschung zu relevanten Praxisthemen praxis an der Paracelsus Medizinische diesen Einrichtungen sind bereits rund durchgeführt wird und andererseits hoch- Privatuniversität in Salzburg. 300 qualifizierte Pain Nurses tätig. wertige wissenschaftliche Erkenntnisse in Unsere Zeitschrift “Lebenswelt Heim” geht ONLINE! Liebe LeserInnen, Sie halten soeben die letzte gedruckte Ausgabe der “Lebenswelt Heim” in Ihren Händen. Ab 2020 gehen wir ONLINE. Bleiben Sie uns treu und lesen Sie uns weiter! Alle Ausgaben stehen Ihnen ab sofort als Download auf der Lebenswelt Heim Webpage weiterhin zur Verfügung: www.lebensweltheim.at/fachzeitschrift/aktuelle-ausgabe. Empfehlen Sie uns weiter! Laden Sie Ihre KollegInnen und MitarbeiterInnen ein, die Download-Möglichkeit zu nutzen, um in Zukunft einen noch größere LeserInnenkreis erreichen zu können! Mit unserem Newsletter machen wir auf das Erscheinen der neuen Ausgaben der “Lebenswelt Heim” aufmerksam. Falls Sie noch nicht angemeldet sind, haben Sie hier die Möglichkeit dazu: https://seu1.cleverreach.com/f/52276-200299/ Ein ganz herzliches DANKE allen unseren treuen LeserInnen! Lebenswelt Heim 84/2019
Recht 21 Aktuelle Judikatur zum Heimaufenthaltsgesetz unverzügliche Verständigungs¬pflicht auch bei Einmalmedikation, Neue Leitentscheidung zur Rechtslage nach der ub-HeimAufG- Novelle 2010 § 7 Abs 2 HeimAufG OGH 12. 6. 2019, 7 Ob 87/19y § 7 Abs 2 idF Ub-HeimAufG-Novelle 2010 (BGBl I 2010/18) erweiterte die Verständigungs-pflichten des Einrichtungsleiters, der seither den Vertreter und die Vertrauensperson des Bewohners von der Freiheitsbeschränkung und von der Aufhebung unverzüglich in Kenntnis zu set- zen hat. Eine vom vor der Ub-HeimAufG-Novelle 2010 verwendeten Wort „oder“ eröffnete Wahlmöglichkeit des Einrichtungsleiters (vgl StF BGBl I 2004/11), eine Verständigung nicht unverzüglich vorzunehmen oder gar zu unterlassen, kann mit dem Gesetzeswortlaut nicht mehr in Einklang gebracht werden. Der erkennende Fachsenat hält damit die in 1 Ob 21/09h – also noch zur alten Rechtslage – vertretene Rechtsansicht nicht mehr aufrecht, wonach die unterlassene Verständigung iSd § 7 Abs 2 HeimAufG – zB bei Einmalmedikationen – nicht die Unzulässigkeit der Maßnahme begrün- dete, wenn die Folgen der gesetzten Maßnahme für den betreffenden Bewohner auch im Fall einer unverzüglichen Verständigung nicht mehr hätten beeinflusst werden können. Mit der neuen Rechtslage wird der Verständigungs¬pflicht des Art 4 Abs 7 PersFrG entsprochen, wonach jeder „Festgenommene“ das Recht hat, dass auf sein Verlangen ein Angehöriger oder ein Rechtsbeistand von der „Festnahme“ verständigt werden muss (Strickmann, Heimaufenthalts¬recht 2, 176 f). Die Verständigungs¬pflicht ist auch in diesen Fällen (Einmalmedikation) erforderlich, um eine nachträgliche Überprüfung der Maßnahme zu ermöglichen. Eine Verständigung rund zwei bis drei Wochen nach der Verabreichung ist zweifelsohne nicht unverzüglich. Der Bewohner lebt seit September 2006 in der Einrichtung. Er leidet unter einer symptomatischen generalisierten Epilepsie mit einer strukturellen Hirnpathologie und einer schweren psychomental motorischen Retardierung. Der Bewohner kann sich nur über die körperliche Ebene ausdrücken, eine verbale Kommunikation ist nicht möglich. Im Rahmen seines Erkrankungsbildes kommt es nahezu täglich zu fremd- und/oder autoagressivem Verhalten. (…) Bei massiven Raptuszuständen verletzt er auch Betreuungspersonen, wenn diese ihn zu schützen versuchen. Der Bewohner erhielt als Einzelfallmedikation (…) Temesta Expedit 2,5 mg in unterschiedlichen Maximal Tagesdosen (2,5 bzw 3 Stück) verordnet. Das Medikament wurde vom 21. 11. 2018 bis 26. 11. 2018 verabreicht. Weiters erhielt er die Einzelfallmedikation Psychopax (…) verordnet. (…). Die grundsätzliche Intention der Verabreichung der Einzellfall Medikationen war die Beruhigung des Bewohners bei Erregungszuständen. Die Verständigung des Vereins erfolgte am 12. 12. 2018 mit der Begründung: Schwere Selbstverletzung durch Schlagen mit dem Kopf gegen den Boden, Wände, Beißen in Gegenstände wie Fensterbänke, Türen, Türklinken etc. Fremdverletzung in Form von Beißen, Schlagen, Treten. Alternativen: Schaffung einer ruhigen Atmosphäre, Anbieten von Essen und Trinken, Abkühlung, Umlenkungsversuche durch den Versuch die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Über Antrag des Vereins sprach das Erstgericht – soweit für das Revisionsrekurs¬verfahren noch wesentlich – aus, dass die Beschränkungen der Freiheit des Bewohners durch die Einzelfallmedikation Psychopax (…) (mangels Meldung an die Bewohnervertretung/man- gels ausreichender Dokumentation) (Punkt III.) und durch die Einzelfallmedikation Temesta (…) (Punkt IV.) unzulässig waren. Der Bewohner leide an einer psychischen Krankheit neben einer geistigen Behinderung. Die Dokumentation weise insofern Mängel auf, als die konkre- te Gefährdung nicht herausgelesen werden könne. Zudem sei auch zu dokumentieren, welche gelinderen Maßnahmen zuvor versucht worden seien, um die (beschriebene) Gefährdung abzuwenden. Die Intention der Verabreichung von Temesta und Psychopax sei die Beruhigung des Bewohners in den jeweiligen Krisensituationen gewesen. Die Medikationen seien daher als freiheitsbeschänkende Maßnahmen zu beurteilen. Da die Verständigungen gem § 7 HeimAufG Seite 321 jeweils erst im Nachhinein am 12. 12. 2018 erfolgten, seien die Maßnahmen bereits aus formellen Gründen für unzulässig zu erklären. Das Rekurs¬gericht bestätigte diesen Beschluss des Erstgerichts mit der Maßgabe, dass die Beschränkungen der Freiheit des Bewohners durch die Einzelfallmedikation Psychopax von 27. 11. 2018 bis 29. 11. 2018 und durch die Einzelfallmedikation Temesta von 13. 11. 2018 bis 27. 11. 2018 unzulässig waren. Lesen Sie weiter in der iFamZ Lebenswelt Heim 84/2019
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