Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim

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Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim

                                         22. Jahrgang x Heft 84 x Dezember 2019

25 Jahre Lebenswelt Heim-Bundesverband
Das war der TELEIOS 2019
Herausragende Arbeitgeber in der
Pflegebranche
Schmerzmanagement in der Altenpflege
Süße Nachrichten für DiabetikerInnen
Einstellungen zum Pflegeheim
Magische Momente in der Altenpflege
Pflege neu denken
Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
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Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
Editorial        3

                                                                                                       Markus Mattersberger, MMSc MBA
                                                                                                       Präsident

                                                   Editorial
         Sehr geehrte Kolleginnen und              die Richtschnur für werteorientiertes Handeln.      stolz sein! Es kann also durchaus von einem
         Kollegen,                                 Die Charta ist bis heute eines der maßgebli-        sehr erfolgreichen Weg der österreichischen
         liebe Leserinnen und Leser der            chen Grundsatzpapiere sowohl des euro-              Alten- und Pflegeheime im Sinne unserer
         „Lebenswelt Heim“!                        päischen Verbandes EAN – European Ageing            Bewohnerinnen und Bewohner aber auch
                                                   Network als auch des Bundesverbandes                im Sinne unserer Gesellschaft gesprochen
25 Jahre sind vergangen, seit der „Dach-           „Lebenswelt Heim“.                                  werden.
verband der Arbeitsgemeinschaften der Leiter                                                           Dennoch müssen wir uns eingestehen, dass
und Leiterinnen der Alten- und Pflegeheime         Ende November dieses Jahres wurde der               wir nur bedingt erfolgreich waren, dass uns die
Österreichs“ gegründet worden ist. Aus dem         TELEIOS – Preis für Innovation, Qualität            gesellschaftlichen Entwicklungen – und dabei
„Dachverband“ des Jahres 1994 wurde mit den        und Nachhaltigkeit des Bundesverbandes              insb. die demografische – zunehmend einho-
Jahren „Lebenswelt Heim – Bundesverband“.          bereits zum neunten Mal vergeben. Durch den         len. So können in Österreich aktuell über
Dieser nahm das Jubiläum zum Anlass, um            TELEIOS werden herausragende Projekte, die          1.500 vorhandene Pflege- und Betreuungs-
ehemalige und gegenwärtige Wegbeglei-              von Pflegeheimen realisiert wurden, vor den         plätze, bei sehr starker Nachfrage, nicht
ter*innen zu einer Festsitzung zu laden. Die       Vorhang geholt und sollen zum Nachahmen             angeboten werden, da das erforderliche
Beweggründe, die zum Zusammenschluss des           anregen.                                            Pflege- und Betreuungspersonal fehlt! Dieser
Dachverbandes geführt haben, sind in den                                                               Thematik muss auf allen Ebenen – von der
Protokollen der ersten Vorstandssitzungen          Im Juni 2020 findet der bereits 16. Österreichi-    Politik, den Dienstleistungsanbietern bis zu den
ersichtlich: angespannte Personalsituation, sich   sche Kongress des Bundesverbandes für               Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den ver-
verändernde Familienstrukturen, Finanzier-         Führungskräfte in der Altenarbeit statt. Aus-       schiedenen Pflegesettings – entschlossen
ungsfragen, etc.                                   gerichtet von der Landesorganisation NÖ-            begegnet werden.
Heute – 25 Jahre später – sind wir mit ver-        Heime werden sich Expertinnen und Experten          Der Erfolg ist hierbei vermehrt im Miteinander
gleichbaren Herausforderungen befasst.             zum Kongressthema „Im Fluss der Veränderung“        zu finden, in bewährten Kooperationen eben-
Waren wir also erfolglos in unseren Be-            austauschen, vernetzen und weiterentwickeln.        so wie in neuen Vernetzungen. Zudem ist nicht
mühungen? Zur Beantwortung dieser Frage            Der Kongress ist und war immer ein wichtiger        nur der Blick, sondern auch das Agieren
dürfen aus den vielen Themenbereichen,             Meilenstein in der Altenarbeit!                     über den eigenen Tellerrand hinaus erfor-
mit denen sich der Bundesverband befasst,                                                              derlich, um zu ebenso guten wie nachhaltigen
ein paar wenige herausgegriffen und beleuch-       Der Bundesverband „Lebenswelt Heim“                 Strukturen zu gelangen!
tet werden:                                        sowie die Landesorganisationen waren und
Bereits vor seiner Gründung waren im Jahre         sind stete Begleiter der österreichischen           Mit weihnachtlichen Grüßen
1993 Vertreter des damaligen Dachverbandes         Alten- und Pflegeheime. Aus anfänglichen
Mitunterzeichner der „Europäischen Charta          „Versorgungsstätten“ wurden Lebenswelten
für Rechte und Freiheiten älterer Menschen         mit ausgeprägter Lebens-, Wohn-, Pflege- und
in Heimen“ in Maastricht. Die damit einherge-      Betreuungsqualität für unsere älteren Mit-
hende Selbstverpflichtung der Mitglieder           menschen. Auf diese Entwicklung dürfen wir          Ihr
sowohl des europäischen als auch des natio-        als Dienstleistungsanbieter, als Mitarbeiterinnen   Markus Mattersberger
nalen Dachverbandes legte schon frühzeitig         und Mitarbeiter aber auch als Gesellschaft sehr

                                                                                                                              Lebenswelt Heim 84/2019
Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
4     Inhalt

      IM GESPRäCH MIT ...                                   RECHT                                                  FREIRäuME

    x 25 Jahre Lebenswelt Heim -                          x Aktuelle Judikatur zum                               x Ich fotografiere, weil's schön ist! 36
      Im Gespräch mit drei Ehren-                           Heimaufenthaltsgesetz                      21
      präsidenten                                5
                                                                                                                   BüCHER
                                                            RuBRIK
      BuNDESVERBAND & ARGEN
                                                                                                                 x Die Digitale Transformation
                                                          x Süße Nachrichten                                       der Pflege                                                        38
    x Das war der TELEIOS 2019                   8          für DiabetikerInnen                        22        x Schmerzpatienten behandeln                                        38
                                                          x Humor schafft eine                                   x Sterben begleiten                                                 38
                                                            gemeinsame Sprache                         24        x Demenz: Der person–zentrierte
      MANAGEMENT & FüHRuNG
                                                          x Es ist immer noch mein Leben               26          Ansatz im Umgang mit verwirrten
                                                          x Einstellungen zum Pflegeheim               28          Menschen                                                          38
    x Studien zur Zukunft der Pflege           13         x WHO: 2020 weltweites Jahr der
    x Herausragende Arbeitgeber in                          Pflegenden und Hebammen                    30
      der Pflegebranche                        14         x Ermi-Oma                                   31
                                                          x Magische Momente in der                                       Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen
                                                                                                                          Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at

                                                            Altenpflege                                32
      INNOVATIONEN

    x Schmerzmanagement in der                              BLICK üBER DIE GRENZEN
      Altenpflege                              18
                                                          x Pflege neu denken                          34

    IMPRESSUM
      Medieninhaber und Herausgeber: Lebensweltheim Betriebsverein, Präsident: Markus Mattersberger, MMSc MBA
      1010 Wien, Franz-Josefs-Kai 5/Top 11, Tel. +43 (0)1 585 15 90, Email: office@lebensweltheim.at, Internet: www.lebensweltheim.at
      Organisation und Administration: Michaela Eder, michaela.eder@lebensweltheim.at
      Kommunikation: Karin Veith, karin.veith@lebensweltheim.at
      Rechnungswesen: Martina Talach, martina.talach@lebensweltheim.at
      Chefredaktion, Grafik & Layout: Gabriele Tupy, imzusammenspiel kommunikationsmanagement, Email: gabriele.tupy@imzusammenspiel.com
      Titelbild: © Lebenswelt Heim/APA-Fotoservice/Juhasz
      Repros, Druck und Versand: gugler GmbH, Auf der Schön 2, 3390 Melk, www.gugler.at, www.printthechange.com
      Ziel der Zeitschrift ist die Information der Mitglieder. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.

      Lebenswelt Heim 84/2019
Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
im Gespräch mit ...          5

25 Jahre Lebenswelt Heim
Im Gespräch mit drei Ehrenpräsidenten

 Johannes Wallner                                    Edgar Führer                                     Peter Gohm

         Vor 25 Jahren wurde der „Dach-             war in einem sehr geringen Ausmaß ange-           jekte entstanden und durch hervorragen-
         verband der Arbeitsgemeinschaften          stellt und wenn, überwiegend auf dem              de, qualitätsvolle, einfühlsame Arbeit hat sich
der Leiter und Leiterinnen der Alten- und           Niveau der Stationsgehilfen, jedoch kaum          die Betreuung in eine partnerschaftliche in-
Pflegeheime Österreichs“ gegründet. Aus             diplomiertes Pflegepersonal.                      dividuelle Betreuung entwickelt.
dem „Dachverband“ des Jahres 1994 wur-              Aus diesem Umfeld heraus suchten einzelne         Die Frage wird sein, wie kann die Gemein-
de mit den Jahren der „Lebenswelt Heim –            Kollegen und Kolleginnen eine Möglich-            schaft innerhalb einer Arge oder eines Bun-
Bundesverband“. Am 28. November fand                keit, Erfahrungen und Probleme aus -              desverbandes die Masse der Heime in der
in Wien eine feierliche Festsitzung statt.          zutauschen. In den einzelnen Bundeslän-           Verbesserung der Qualität mitnehmen und
Nicht zuletzt bot Sie auch die Möglichkeit,         dern entstanden Arbeitsgemeinschaften             motivieren, an der Entwicklung teilzuhaben.
mit drei der Ehrenpräsidenten ins Gespräch          der Heimleiter und -leiterinnen der Alters-       In der Zukunft werden sich die Angebote
zu kommen und wir nutzten die Chance, mit           und Pflegeheime.                                  an einer bestmöglichsten, den Bedürfnissen
ihnen einen Blick in die Vergangenheit und          Der große Pflegeskandal 1989 in Lainz             der Menschen angepassten Betreuung, aus-
in Zukunft zu tun – Woher kommen wir?               brachte alle Heime in ganz Österreich in Ver-     richten. Das heißt, dass sich die Differenzier-
Wohin gehen wir?                                    ruf. Wir waren herausgefordert, der Ge-           ung in ambulante und stationäre Angebote auf-
                                                    sellschaft ein anderes Bild der Pflege und        heben wird und eine ganzheitliche indivi-
Peter Gohm: In den Jahren 1970 – 80 ent-            Betreuung zu zeigen.                              duelle Angebotsvielfalt erforderlich sein wird.
standen langsam neuere Einrichtungen die            Die Entwicklung war geprägt von sehr vie-         Die unterschwellige gegenseitige Konkurren-
von den Gemeinden, Verbänden und Städten            len Idealisten und großem Engagement. Aus         zierung sowohl in den Angeboten als auch
als Alters- und Pflegeheime gebaut wur-             diesem Umfeld heraus und nach der                 unter Berufsgruppen hat hier keinen Platz. Vor
den. Sie lösten die früheren Armen- und             Gründung einzelner ARGEn in den Bundes-           allem in kleineren Gemeinden und Regionen
Versorgungshäuser ab. In Wien gab es                ländern, wurde 1991 der Versuch gestartet,        ist an einem ganzheitlichen Angebot zu
schon eine längere Tradition der Pensio-            aus den schon bestehenden ARGEn in                arbeiten.
nisten-Wohnhäuser und von krankenhaus-              eine bundesweite ARGE, den Dachverband,
ähnlichen Pflegeeinrichtungen. Damals               zu gründen. Es dauerte bis 1994 bis es zur        Edgar Führer: Die Gründung des “Dach-
wurden die Häuser in der Mehrheit von               offiziellen Gründung des gemeinsamen              verbandes” vor 25 Jahren war die logische
Orden geführt und erst allmählich wurde in          Vereins gekommen ist.                             Antwort auf die Notwendigkeit, unabdingba-
den neu errichteten Heimen Heimleiter und                                                             re Reformen in der Betreuung betagter Men-
Leiterinnen angestellt. Kaum jemand hatte           Wenn man die Jahre rückwirkend betrach-           schen in den Alten- und Pflegeheime in
jedoch eine einschlägige Erfahrung in der           tet, dann ist es sehr beeindruckend was           Österreich voranzutreiben. Die Gründungs-
Führung und eine Voraussetzung aus dem              sich verändert hat und wie die Betreuungs-        sitzung fand in Salzburg statt und Peter
Sozialbereich und war im weitesten Sinne            und Pflegephilosphie in ihrer Fachlichkeit pro-   Mader war bereit, die Obmannschaft zu
auf sich allein gestellt. Qualifiziertes Personal   fessioneller wurde. Es sind Leuchtturmpro-        übernehmen. Es sollte auch eine Plattform

                                                                                                                             Lebenswelt Heim 84/2019
Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
6     im Gespräch mit ...

    für Informations- und Gedankenaustausch,         zertifikat zukunftsfit weiterzuentwickeln.      verband qualitativ heute bei weitem nicht so
    für die Förderung der Fort- und Weiterbildung    Projekteinreicherin ist die EAN. Beteiligt      gut dastehen würde.
    der MitarbeiterInnen und neue Philosophien       sind neben Österreich auch Rumänien,
    der im stationären Alten- und Pflegebereich      Tschechien und Spanien. Bis Ende 2020 wird      Wohin gehen wir?
    tätigen Menschen geschaffen werden. Die          es das neue Zertifikat geben, europaweit        Wir stehen noch in einer Zeit mit sehr gu-
    Berufsausbildung für HeimleiterInnen war         anerkannt. Auch Uiversitäten sind in die Ent-   ten Ressourcen, gemessen an dem, was mit
    zu dieser Zeit ein großes Manko, es war un-      wicklung eingebunden und unsere Füh-            der demografischen Entwicklung auf uns
    klar welche Qualifikation man benötigte. Wer     rungskräfte in der Altenpflege werden ge-       zukommen wird: deutlich mehr Bedarf an
    kann HeimleiterIn werden? Lediglich in Wien      stärkt aus der neuen Ausbildung hervorge-       professionell erbrachter Pflege und Betreuung
    hat es damals eine Ausbildung der Caritas        hen.                                            bei sinkendem Arbeitskräfteangebot und ab-
    in der Seegasse gegeben. Deshalb mach-                                                           nehmendem familiären Pflegepotential.
    ten wir uns auf den Weg, entsprechen-            Johannes Wallner: Wir kommen aus der            Da wird sich der Bundesverband sicher in den
    des Gehör bei Bundesstellen zu suchen und        Interessensvertretung für die Anliegen der      Kreis derer einbringen, die hier nach guten
    zu finden, um den Berufsstand der Heim-          Heime, deren BewohnerInnen und den              Lösungen suchen und sicherlich auch finden
    leiterInnen entsprechend zu positionieren.       MitarbeiterInnen. Und wir kommen aus            werden.
    Wir haben in den 25 Jahren viel voran-           dem Wunsch uns zu vernetzen, auszutau-          Es werden sich verschiedene Richtungen auf-
    treiben können – auch auf Bundesebene und        schen, gemeinsam Lösungen zu finden             tun: Digitalisierung, Heben von Arbeits-
    haben den Kontakt in die Ministerien gesucht.    und Synergien zu schaffen. Wir haben uns        platzreserven, Zuzug von Menschen aus jün-
    Auch in den europäischen Verband, der            verstanden als bundesweite Speerspitze für      geren Gesellschaften, Heime als primäre Ver-
    E.D.E. – heute EAN – haben wir uns von           bundesweite Anliegen und haben die län-         sorgungseinheiten für Pflege und Gesund-
    Beginn an maßgeblich eingebracht.                derspezifischen Rahmenbedingungen ver-          heit. Das alles braucht engagierte Menschen
                                                     sucht zu subsumieren. Wir haben viel aus        mit Vision und Herz für die Anliegen der Al-
    In der Landschaft der Heime ist sehr viel an     den länderspezifischen Lösungen gelernt         ten, der Teleioi, und mit Verstand für die
    Entwicklung geschehen. Sie sind zu moder-        und miteinander good practice im benach-        Möglichkeiten und Wünsche der Jungen.
    nen Dienstleistungsunternehmen geworden.         barten Ausland studiert.                        Das haben die Verantwortlichen im Bundes-
    Ich bin sehr stolz auf diese Entwicklung!        Ich bin überzeugt, dass die stationäre Alten-   verband 25 Jahre lang gut gemacht – und
    Aktuell läuft ein neues Erasmusprojekt,          arbeit in Österreich ohne diesen breiten        werden so auch die Herausforderungen
    mit dem Ziel, das bisherige E.D.E. Heimleiter-   Zusammenschluss der Branche im Bundes-          der Zukunft gut meistern!

                                    Zwei Gratulationen
                                    Gestatten Sie mir Lebenswelt Heim und dessen Mitglieder zu dem 25-Jahr Jubiläum ganz herzlich zu gra-
                                    tulieren. 25 Jahre sind schon eine lange Zeit. Dahinter steckt nicht nur viel Arbeit und Engagement, son-
                                    dern auch eine erstaunliche Entwicklung.

                                    Erstens gratuliere ich Ihnen im Namen des benachbarten Verbandes APSS ČR aus Tschechien. Hier begann
                                    die gegenseitige Zusammenarbeit vor einigen Jahren unter der Präsidentschaft von Johannes Wallner. Von
                                    gemeinsamen Projekten, über Studienreisen bis zu gegenseitigen Besuchen.

      Die zweite Gratulation kommt von mir als European Ageing Netwotk (EAN) Präsident.
      Lebenswelt Heim war immer ein starkes und wichtiges EAN Mitglied. Und auch dem Einsatz von Edgar Führer, Johannes Wallner und
      Markus Mattesberger verdanken wir jetzt, dass EAN der größte EU Verband in der Langzeitpflege ist.
      Unsere Entwicklung im Bereich der Ausbildung, der Qualität, aber auch die Krisenzeiten als Markus Mattersberger Interimspräsident
      war – all das waren Momente, in denen Lebensweltheim eine sehr wichtige Rolle spielte.
      Es gab aber auch Zeiten, wo wir beide (der österreichische und der tschechische Verband) nicht zufrieden mit den EAN Aktivitäten
      und der Richtung der der EAN waren und sogar ein Austritt wurde diskutiert.
      Lebenswelt Heim war und ist auch jetzt in allen EAN Arbeitsgruppen wieder vertreten, war Partner bei unserer Konferenz in
      Brüssel im November und ist auch Partner im Erasmus Projekt “Modifikation der EDE/EAN Zertifikate”. Die österreichische
      Delegation gehört regelmäßig zu den größten Gruppen bei unseren Kongressen und so wird auch der EAN Kongress 2022 in Öster-
      reich stattfinden.

      Ich bedanke mich bei Ihnen für die bisherige Zusammenarbeit, für Ihr Engagement und Ihre Aktivitäten.
      Und ich wünsche Ihnen für die nächsten 25 Jahren eine gute Entwicklung und eine weitere, gegenseitig bereichernde Zusammenarbeit.

      Dr. Jiri Horecky, MBA
      Präsident European Ageing Network

      Lebenswelt Heim 84/2019
Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
Bundesverband & ARGEn                         7

25 Jahre Lebenswelt Heim

                                                            Fotos: Martin König

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Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
8     Bundesverband & ARGEn

    Das war der TELEIOS 2019:
    45 Alten- und Pflegeheime ausgezeichnet

            Am 28.11.2019 wurde in Wien            chen Ehren gästen, unter ihnen auch            setzung der Demenzstrategie, als eine der
            im Rahmen eines Galaabends             Sozialministerin Dr. in Brigitte Zarfl, im     wesentlichen Aufgaben der nächsten Jahre.
    im PALAZZO Spiegelpalast im Wiener             Palazzo Wien Spiegelpalast im Wiener           „Qualität lebt in Österreichs Heimen, weil
    Prater der TELEIOS 2019, Preis für             Prater bereits zum neunten Mal vergeben.       Menschen wie Sie, sich tagtäglich dieser
    Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit                                                       Aufgabe stellen und mit einer zutiefst men-
    in der österreichischen Altenpflege ver-       Sozialministerin Dr.in Zarfl zeigte in Ihrer   schlichen Arbeitsweise eine hohe Lebens-
    geben. Er wird vom Lebenswelt Heim             Ansprache neue Entwicklungen in der            qualität für die von Ihnen Betreuten schaf-
    Bundesverband ausgeschrieben und               Pflege auf und hob besonders die Valorisie-    fen. Der TELEIOS führt viele dieser Projekte
    zeichnet herausragende Projekte und            rung des Pflegegeldes hervor, die Qualitäts-   zusammen. Ich danke Ihnen herzlichst.“
    Neuerungen im Bereich der stationä-            zertifikate in der Altenpflege und die Um-
    ren Altenarbeit in drei Kategorien aus –                                                      Die Innovationskraft der Heime zu fördern
    Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und                                                         und transparent zu machen, ist Markus
    Führung. Insgesamt waren 45 Projekte                                                          Mattersberger, Präsident des Lebenswelt
    aus ganz Österreich für den Preis nomi-                                                       Heim Bundesverbandes ein besonderes
    niert.                                                                                        Anliegen. „Pflege und Betreuung zählen
                                                                                                  heute zu den größten Herausforderungen
    Seit dem Jahr 2004 ist der TELEIOS der lan-                                                   in Österreich. Mit dem TELEIOS holen wir
    desweit wichtigste Preis in der Altenpflege.                                                  innovative, zukunftsweisende Projekte auf
    Am 28. November wurde der Preis im                                                            die Bühne und machen sie sichtbar. Die fest-
    Rahmen eines Galaabends mit zahlrei-                                                          liche Preisverleihung ist nicht zuletzt auch

      Lebenswelt Heim 84/2019
Zeitschrift des Bundesverbandes Lebenswelt Heim
Bundesverband & ARGEn                                                                                    9

ein ganz herzliches Danke an die Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter in den Pfle-
geeinrichtungen für ihre großartige Arbeit“.    1. Platz in der Kategorie “Führung”: NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Wilhelms-
                                                burg, Niederösterreich, Projekt: „Sprechen wir über Gewalt“
Bundespräsidenten Alexander Van der
Bellen sendete Grußworte „Ihr Engagement
für die pflege- und betreuungsbedürftigen
Menschen in Österreich ist von unschätz-
barem Wert. Seien Sie stolz auf Ihre Arbeit!
Sie haben allen Grund dazu. Ich gratuliere
ganz herzlich zum TELEIOS 2019!“

Die prämierten Heime und ihre Projekte
Der erste Platz in der Kategorie Bewoh-
ner*innen erging an das Sozialzentrum
Bürs in Vorarlberg mit dem Projekt „Pack die
Badesachen ein!“. In der biographischen
Arbeit mit den Bewohner*innen wurde
ersichtlich, dass es ein Herzenswunsch
war, trotz hohem Alter und Beeinträch-
tigungen an heißen Sommertagen ein
öffentliches Freibad zu besuchen. Die sehr
emotionalen Glücksmomente der Hoch-             1. Preis Kategorie „MitarbeiterInnen“: SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH,
altrigen im Wasser überwältigten die            Wien, Projekt: „SeneCura Kompetenzmanagement“
Begleitpersonen wie auch andere Besucher                                                                                                 Fotos: Lebenswelt Heim/APA-Fotoservice/Juhasz; Fotograf/in: Krisztian Juhasz
des Bades. Die Jury betonte das Engage-
ment des Sozialzentrums Bürs für diese
besondere Lebensqualität der Bewoh-
nerInnen in der heißen Jahreszeit und be-
tonte, dass dies den Blick der Jungen auf
das hohe Alter verändern könne. Es brau-
che viele Projekte wie dieses, um die
Teilhabe Hochaltriger in unserer Gesellschaft
sicher zu stellen.

Mit dem ersten Platz in der Kategorie
Mitarbeiter*innen wurde die SeneCura
Kliniken- und HeimebetriebsgmbH in Wien
ausgezeichnet. Unter dem Titel „SeneCura
Kompetenzmanagement“ wurde eine eigens
maßgeschneiderte Software zur strategi-
schen Personalentwicklung innerhalb der         1.Preis Kategorie „BewohnerInnen“: Sozialzentrum Bürs, Vorarlberg, Projekt: „Pack
SeneCura-Akademie entwickelt und im             die Badesachen ein!“

                                                                                                               Lebenswelt Heim 84/2019
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                                                                                                      Ein ganz herzliches Danke den
                                                                                                      Sponsoren des TELEIOS 2019!

     Frühjahr 2018 österreichweit ausgerollt.         Rahmen der Gewaltprävention. Das Projekt
     Die Jury hob besonders die Nachhaltigkeit        beinhaltet die Entwicklung eines Krisen-
     des Projektes hervor, das auch anderen           handbuches mit Handlungsempfehlungen,
     Einrichtungen dienen könne. Mit dem Pro-         Beratung und Mentoring sowie eine Sensi-
     jekt wird sichergestellt, dass die Stärken und   bilisierung der Mitarbeitenden. Die Jury
     Potenziale der MitarbeiterInnen sichtbar         betonte, dass Gewalt ein strukturelles Pro-
     gemacht und die individuellen Entwicklungs-      blem sei. Sich damit präventiv auseinander-
     und Karrieremöglichkeiten unterstützt wer-       zusetzen sei eine wesentliche Aufgabe
     den. Eine sinnvolle strategische Personal-       der Führung im Sinne der Menschenrechte
     entwicklung fördert die Attraktivität für den    und des OPCAT. Gewaltprävention ver-
     Pflegeberuf – im Besonderen in der Langzeit-     lange nach einem sensiblen Umgang mit
     pflege, so die Jury.                             dem Thema – so die Jury, die ihre hohe
                                                      Wertschätzung für das Projekt hervorhob.
     Der erste Preis in der Kategorie Führung ging
     nach Niederösterreich an das NÖ Pflege-          Ehren-TELEIOS 2019
     und Betreuungszentrum Wilhelmsburg mit           Der Lebenswelt Heim Bundesverband hat
     dem Projekt „Sprechen wir über Gewalt“ –         diesmal auch einen Ehren-TELEIOS verge-
     ein Präventionsprojekt. Im Vordergrund           ben – an das Sozalministerium und den
     stehen eine klare Haltung und Werte sowie        „Verein zur Förderung der Qualität in der Be-
     die Verantwortung der Führungskräfte im          treuung älterer Menschen“ für die Ent-

        Lebenswelt Heim 84/2019
Bundesverband & ARGEn                                                                 11

Impressionen des TELEIOS 2019

                                                                 Fotos: Lebenswelt Heim/APA-Fotoservice/Juhasz; Fotograf: Krisztian Juhasz

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12     Bundesverband & ARGEn

      DiePreisträgerInnen
      Die PreisträgerInnendesdes TELEIOS
                             TELEIOS 2017 2019

      Kategorie BewohnerInnen
      1. Platz Sozialzentrum Bürs, Vorarlberg, mit dem Projekt „Pack die Badesachen ein!“
      2. Platz CS Caritas Socialis, Wien, mit dem Projekt „Lebensraum Bett“
      3. Platz SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH, Wien, mit dem Projekt „Telemedizinische Wundberatung“

      Kategorie MitarbeiterInnen
      1. Platz SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH, Wien, mit dem Projekt „SeneCura Kompetenzmanagement“
      2. Platz Haus der Barmherzigkeit, Wien, mit dem Projekt „One Minute Wonder – Wirklich wirksames Wissen“
      3. Platz Bezirksaltenheim Trieben, Steiermark, mit dem Projekt “DESIMA - Wege aus der Krise”

      Kategorie Führung
      1. Platz NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Wilhelmsburg, Niederösterreich, mit dem Projekt „Sprechen wir über Gewalt –
      Gewaltpräventionsprojekt“
      2. Platz Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ), Steiermark, „Notfallmanagement in den Pflegewohnheimen der
      GGZ“
      3. Platz NÖ Pflege- und Betreuungszentrum Amstetten, 3300 Amstetten, Niederösterreich, mit dem Projekt „Mit aktiver Öffentlich-
      keitsarbeit in den Schulen dem Pflegekräftemangel entgegenwirken“
      3. Platz Casa Kirchberg – Casa Leben im Alter, Niederösterreich, mit dem Projekt “Telemedizin als Führungsinstrument”

      Ehren-TELEIOS 2019
      Sozialministerium und NQZ Zertifizierungseinrichtung – „Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen“
      für die Entwicklung und Umsetzung des Projektes “Das Nationale Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheime”

      35 weitere Alten- und Pflegeheime erhielten Ehrenpreise.
      Lebenswelt Heim gratuliert herzlichst und dankt allen ausgezeichneten Heime für ihr besonderes Engagement!

     wicklung und Umsetzung des Nationalen
     Qualitätszertifikates für Alten- und Pflege-
     heime in Österreich. Seit 2013 ist das NQZ
     im Bundesseniorengesetz verankert, mit dem
     Ziel, die Lebensqualität der älteren Menschen
     zu wahren und zu verbessern. Seither
     konnten in Österreich 54 Häuser mit dem
     NQZ ausgezeichnet werden.

     Moderator Gerfried Pröll führte die 350
     Gäste durch einen Abend für alle Sinne.         Die TELEIOS-Broschüre 2019 über den         Wir danken den Förderern des TELEIOS
     Preisgekrönte Projekte aus den Alten- und       Preis und mit allen Kurzvorstellungen der   2019: Seniorenrat und Sozialministerium.
     Pflegeheimen Österreichs wurden auf die         nominierten und ausgezeichneten Projekte    Die Skulpturen des TELEIOS 2019 für alle
     Bühne geholt und trafen auf meisterhafte        finden Sie auf der Webpage von Lebenswelt   Preisträger wurden vom Sozialministerium
     Kochkunst, herzerfrischenden Humor und          Heim:                                       zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns
     lebensmutige Akrobatik. Ein rundum gelun-       www.lebensweltheim.at/news/teleios-2019     herzlichst.
     gener Rahmen für eine besondere Preis-
     verleihung.

       Lebenswelt Heim 84/2019
Bundesverband & ARGEn                 13

Studien zur Zukunft der Pflege
Sozialministerin Dr.in Brigitte Zarfl lud zur Präsentation

       Studienpräsentation zur Finan-
       zierung der Langzeitpflege und
zur Bedarfsprognose Pflegepersonal

Studien von Gesundheit Österreich
GesmbH und von IHS zur Zukunft der
Pflege
Auf Initiative von Bundesministerin Mag.a Dr.in
Brigitte Zarfl fand Ende November in An-
wesenheit von Vertreterinnen und Vertretern
aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und
Stakeholdern eine Präsentation zweier
Studien zur Zukunft der Pflege in Österreich
statt. Unter anderem wurden die Aspekte der
zukünftigen Finanzierung der Langzeitpflege       Lohn- und Abgabenquote auswirken würde.         diplomierte Pflegekräfte, 25.200 im Bereich
und des Pflegepersonalbedarfs beleuchtet.         Auch seien derartige Modelle stärker von        Pflegeassistenz und 8.700 Heimhilfen. Da
Die Ergebnisse sollen der kommenden Re-           konjunkturell bedingten Entwicklungen des       rund ein Drittel der Pflege- und Betreuungs-
gierung als Grundlage für die Vorberei-           Arbeitsmarktes abhängig.                        personen über 50 Jahre alt ist, ist allein auf-
tung weitere Maßnahmen auf Ebene des              Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass es      grund von Pensionierungen mit einem
Bundes und der Länder dienen.                     pragmatische Lösungsansätze braucht,            Bedarf von 41.500 zu rechnen. Die restlichen
                                                  welche gemeinsam mit den Ländern weite-         34.200 sind auf den steigenden Bedarf
Die Studie des IHS untersuchte die Pfle-          re Schritte zu mehr Effizienz und Nachhaltig-   aufgrund der demographischen Entwicklung
gefinanzierung im europäischen Länder-            keit in Abstimmung mit den Finanzierungs-       zurückzuführen. Pro Jahr würde es daher
vergleich. Dafür wurden die Modelle von           erfordernissen und der Berücksichtigung der     einen zu deckenden Bedarf von 3.900 bis
Dänemark, Deutschland, Frankreich, den            Wechselwirkung zwischen Gesundheits-            zu 6.700 Pflegefachkräften geben. Spä-
Niederlanden, Schweden und Spanien mit            und Sozialsektor bieten. Hier sind vor allem    testens ab 2024 könne nicht mehr davon
dem hiesigen hinsichtlich Systemcharak-           im Bereich der Finanzierung der Stellenwert     ausgegangen werden, dass der Bedarf
teristika, Mittelaufbringung und jüngsten         der Prävention im Hinblick auf Kosten-          mit AbsolventInnen gedeckt werden könne,
Reformen gegenübergestellt. Es habe sich          dämpfungseffekte zu beleuchten.                 so Ostermann.
gezeigt, dass die österreichische Regelung        Der Erfolg präventiver Maßnahmen ist da-
der Mittelaufbringung mittels Steuerfinan-        ran zu messen, in welchem Ausmaß der zu         „Wir müssen hier verstärkt Initiativen setzen,
zierung ohne Zweckbindung durchaus im             erwartende Krankheitsausbruch und/oder          Menschen für diese Berufe, die mit viel
internationalen Trend liege, erklärte der         der Krankheitsverlauf zeitlich hinausge-        Verantwortung einhergehen, zu gewinnen
Chef des Instituts für höhere Studien (IHS),      schoben oder sogar verhindert werden            und diese möglichst lange und gesund im
Martin Kocher. Die Studie kommt jedoch            könne; zur Beurteilung der Kostenwirkung        Beruf zu halten. Ich bin überzeugt davon,
ebenfalls zum Ergebnis, dass eine Finan-          sei eine ökonomische Evaluation notwen-         dass wir – wenn wir das Gemeinsame in den
zierung ohne Einbindung der Sozialver-            dig.                                            Vordergrund stellen – innovative, zukunfts-
sicherung bei einem kontinentalen Wohl-           Die Studie der “Gesundheit Österreich”          trächtige und nachhaltige Lösungen fin-
fahrtsstaatsmodell eher unüblich ist. Kocher      widmete sich der „Pflegepersonal Bedarfs-       den werden. Wir alle können unseren Teil
betonte, dass eine Umstellung auf ein             prognose“ und geht bis 2030 von einem           zu einem auch in Zukunft qualitativ hochwer-
Modell, das primär über Sozialversicherungs-      zusätzlichen Bedarf von 75.700 Arbeitskräften   tigen Pflegevorsorgesystem beitragen.“,
beiträge finanziert wird, "nicht die optima-      aus, erläuterte Studienautor Herwig Oster-      so Bundesministerin Mag.a Dr.in Brigitte
le Lösung" sei, da es sich negativ auf die        mann. Davon sind laut Prognose 41.800           Zarfl abschließend.

                                                                                                                         Lebenswelt Heim 84/2019
14     Management & Führung

     Herausragende Arbeitgeber
     in der Pflegebranche

            Wie die Gestaltung eines positiv-                                                           Orientierung und Sicherheit geben. All das
            en Arbeitsklimas in der Pflege-                                                             zeichnet einen besonderen Arbeitsplatz aus.
     branche gelingt und herausragende Ar-
     beitgeber Sichtbarkeit erlangen                                                                    Was macht Arbeitgeber für Arbeitnehmer
                                                                                                        besonders?
     Der Fachkräftemangel ist bereits in vie-                                                           Great Place to Work® begleitet Unternehmen
     len Branchen angekommen. So auch in der                                                            unterschiedlichster Branchen seit über 30
     Gesundheitsbranche. Mehrere Gründe wie                                                             Jahren auf ihrem Weg zu herausragen-
     Arbeitszeiten oder Arbeitsbedingungen                                                              den Arbeitgebern. Hin zu einem Arbeitsplatz,
     wirken sich auf die Personalknappheit in                                                           der für hohe Lebensqualität und Zufriedenheit
     Pflegeberufen aus. Eine Personalnot, der                                                           der Menschen im Unternehmen und wirt-
     nicht nur angesichts des demografischen                                                            schaftlichen Erfolg zugleich steht. Einem
     Wandels unbedingt begegnet werden muss.                                                            Arbeitsplatz, wo Menschen gerne arbeiten
                                                                                                        und Freude und Stolz bei dem empfinden,
     Wie gelingt es Arbeitgebern in Pflegeberufen   branche ihre Berufung sehen. Sie haben              was sie tun.
     trotz dieser Herausforderungen, eine attrak-   große Freude an dieser so wichtigen                 Bei herausragenden Arbeitgebern sind es
     tive Arbeitsumgebung zu schaffen? Was          Aufgabe, was die zweite Besonderheit                nicht vorrangig finanzielle oder organisa-
     wünschen sich Mitarbeitende und was            dieser Branche ausmacht: Hier arbeiten              torische Bedingungen, die Menschen lang-
     können Betriebe tun, um die Situation zu       Menschen, um anderen zu helfen. Diese               fristig glücklich machen. Entscheidend ist
     verbessern?                                    Menschen tun das aus einer intrinsischen            die allgemeine Stimmung im Unternehmen
                                                    Motivation heraus. Sie erkennen ein starkes         – die gelebte Unternehmenskultur.
     Personalnot in der Gesundheitsbranche          Sinnmotiv hinter ihrer Tätigkeit: pflegebedürfti-
     Was macht die Personalsuche in Pflegeein-      gen, kranken oder alten Menschen zu hel-            Dazu gehört der Umgang miteinander, die
     richtungen so schwierig? Warum ist das         fen, um ihnen ein besseres, gesünderes und          Beziehung zwischen Mitarbeitenden und
     Fachpersonal dort so rar gesät? Die Pfle-      glücklicheres Leben zu ermöglichen.                 Vorgesetzen sowie unter den KollegInnen.
     gebranche hebt sich von anderen Branchen                                                           In einem Great Workplace erleben Menschen
     durch zwei wesentliche Faktoren ab: einer-     Diese Berufsgruppe hat persönliche Wert-            vertrauensvolle und fördernde Arbeitsbe-
     seits durch die Arbeitsbedingungen, ander-     vorstellungen, denen sie auch am Arbeits-           dingungen. Dass Menschen dort gerne
     erseits durch die Tätigkeit an sich.           platz gerecht werden möchte. Sie braucht            arbeiten, zeigen die Zahlen aus der Bench-
                                                    Arbeitsplätze und Arbeitgeber, die zu ihren         markstudie der ausgezeichneten Unterneh-
     Die Arbeitsbedingungen stellen eine Heraus-    eigenen Werten passen. Kurz gesagt: Die             men „Österreichs Beste Arbeitgeber 2019“.
     forderung dar, denn Nachtarbeitszeiten         Unternehmenskultur muss stimmig sein.               Diese Betriebe
     und Wochenenddienste sind mitunter Grün-       Eine Kultur, in der auch bei körperlich an-
     de, warum sich zu wenige Menschen für          strengender Arbeit, Schichtdiensten oder            n verzeichnen 50 % mehr Bewerbungen
     diesen Berufsweg entscheiden und diese         Unterbesetzung und dem damit einherge-                pro ausgeschriebener Stelle im Ver-
     Ausbildungszweige wählen. Auch das             henden Druck die Freude an der Arbeit                 gleich mit nicht ausgezeichneten Unter-
     Gehaltsthema oder die oft spürbare Unter-      und das Sinnmotiv überwiegen.                         nehmen;
     besetzung zählen zu den Gründen, warum                                                             n haben Mitarbeitende, die Multiplikatoren
     ein Arbeitsplatz in einer Pflegeeinrichtung    Hier braucht es Arbeitgeber, die ein ganz             sind: 85 % würden ihren Arbeitgeber
     als weniger attraktiv wahrgenommen wird.       besonderes Umfeld für ihre Mitarbeitenden             weiterempfehlen;
                                                    schaffen, Führungskräfte, die wertschätzend         n haben Mitarbeitende, die Freude an
     Auf der anderen Seite gibt es zum Glück        und respektvoll mit dem Personal zusamme-             ihrer Arbeit haben: 88 % sind stolz auf
     viele Menschen, die nur in der Gesundheits-    narbeiten, sowie Unternehmenswerte, die               die Arbeit und den Arbeitgeber.

       Lebenswelt Heim 84/2019
Management & Führung              15

                                                   Elemente einer mitarbeiterorientierten             Kernelement ist die Vertrauenskultur. Ver-
                                                   unternehmenskultur                                 trauenskultur bedeutet aus Sicht der Mitar-
                                                   Aus unseren Studien wissen wir, dass die           beitenden, denjenigen zu vertrauen, für
                                                   Hälfte der weltweit Beschäftigten quer             die man arbeitet, stolz zu sein auf das, was
                                                   durch alle Branchen keine großartigen Ar-          man tut und Freude an der Zusammenarbeit
                                                   beitsplatzerfahrungen macht. Diese Mit-            mit anderen und im Team zu haben.
                                                   arbeitenden können ihr individuelles Potenzial
                                                   nicht zur Entfaltung bringen, was zu Unzu-         Weiters bilden Unternehmenswerte und
                                                   friedenheit und geringerer Leistung im Job         effektives Führungsverhalten den Nährboden
                                                   führt. Das ist schädigend für die Unter-           für eine lebendige Unternehmenskultur,
                                                   nehmen und frustrierend für die Mitarbei-          aus der Potenzialentfaltung und Innova-
                                                   tenden.                                            tionsgeist jedes einzelnen Mitarbeitenden
                                                                                                      sowie wirtschaftliches Wachstum erwachsen.
                                                   Eine mitarbeiterorientierte Unternehmens-          Doch was genau steht hinter diesen Ele-
                                                   kultur ist die Basis für gute Arbeitsplatz-        menten und wie können sie ins Unternehmen
Was wünschen sich Mitarbeitende in                 bedingungen und ein wertschätzendes Ar-            transportiert werden?
der Pflegebranche?                                 beitsumfeld. So eine Unternehmenskultur
Was ArbeitnehmerInnen in Bezug auf ein pos-        zeichnet sich durch Besonderheiten aus,            unternehmenswerte: Leuchttürme, die
itives Arbeitserlebnis gerade in der Pflege-       deren Elemente im Great Place to Work®             Führungskräften und Mitarbeitenden
branche besonders wichtig ist, hat Great           FOR ALL-Modell gebündelt sind:                     Orientierung geben
Place to Work® in Deutschland im Rahmen                                                               Vor allem in Pflegeeinrichtungen ist ein
der Benchmarkstudie „Beste Arbeitgeber                                                                starkes Wertefundament essenziell. Be-
Gesundheit und Soziales 2019“ heraus-                                                                 sonders hier wollen Menschen nach persön-
gefunden. Bei der Mitarbeiterbefragung                                                                lichen Grundsätzen arbeiten, die sich mit den
wurden folgende Faktoren von den Mitar-                                                               Unternehmenswerten decken. Werte, die vor
beitenden mit hoher Zustimmung bewertet:                                                              allem auch in der Pflegebranche den zen-
                                                                                                      tralen Unterschied machen, sind solche, die
n Interesse an der Person nicht nur als                                                               sinnerfüllendes Arbeiten ermöglichen.
  Arbeitskraft
n optimaler Einsatz der eigenen Fähigkeiten                                                           Damit Unternehmenswerte Leuchttürme im
n ehrliche/ethische Geschäftspraktiken                                                                Betrieb sind, müssen sie spürbar sein und
n psychische Gesundheit                                                                               aktiv vorgelebt werden. So geben Werte
n vollwertiges Mitglied, unabhängig von der                                                           Orientierung und ermöglichen nicht nur gu-
  Position                                                                                            te Zusammenarbeit, sondern tragen auch
n kompetente Führungskräfte                        Quelle: Great Place to Work® FOR ALL-              dazu bei, Herausforderungen im Team
                                                   Modell                                             gemeinsam bewältigen zu können. Wenn alle

Das Gewinnerfoto vom März 2019 „Österreichs Beste Arbeitgeber 2019“. Sie wurden im Rahmen der Award Ceremony in der Expedithalle Wien ausgezeichnet.

                                                                                                                             Lebenswelt Heim 84/2019
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     „im gleichen Boot sitzen“, kann Zukunft         Kultur ist der ideale Nährboden, aus dem        eingeholt und damit die aktuelle Stimmung
     gemeinsam positiv gestaltet werden. Team-       Neues erwachsen kann, wo Fortentwicklun-        der Mitarbeitenden abgebildet, anderer-
     geist und Teamstärke helfen enorm bei           gen mutig angegangen werden und Ge-             seits wird die bestehende Unternehmens-
     Fragestellungen wie dieser: „Wie schaffen wir   wohntes hinterfragt wird. Denn durch eine       kultur analysiert. Damit beginnt die Great
     es trotz der schwierigen äußeren Umstände       offene, ehrliche und produktive Analyse         Place to Work®-Reise, denn Betriebe kön-
     (Personalmangel etc.), die innere Situation     der Ursachen werden neue Möglichkeiten          nen von nun an Kurs auf eine erfolgreiche
     gemeinsam professionell und zum Wohle           und Herangehensweisen eröffnet.                 Zukunft setzen und ihre Unternehmenskultur
     aller zu bewältigen?“                           Mitarbeitende kommen so aus einer passiv-       gemeinsam mit ihrem Personal gestalten.
                                                     en Betroffenenrolle mit Leitgedanken wie „Wir   Herausragende Unternehmen haben einen
     Effektive Führungskräfte: Positives Füh-        bekommen zu wenig von außen, vieles             weiteren Vorteil: Sie sind mit dem „Certified
     ren fördert Stärken und bringt Potenziale       läuft schlecht und das müssen wir hinneh-       by Great Place to Work®“-Zertifikat oder
     zur Entfaltung                                  men“ hin zu einer aktiven Gestalterrolle        dem Gütesiegel „Österreichs Beste Arbeit-
     Auch die Führungskultur macht einen             mit Zukunftsorientierung: „Wir können hier      geber“ nicht nur für potenzielle neue Mitar-
     bedeutenden Unterschied. Wie Führungs-          aktiv mitgestalten und Verbesserungen           beitende, sondern für alle sichtbar. Das
     kräfte Unternehmenswerte vorleben, wirkt        einbringen, die uns eine bessere Zusam-         ist ein wichtiges Signal – gerade auch in der
     sich auf die Mitarbeitenden aus. Der Füh-       menarbeit und ein tolles Arbeitserlebnis        Gesundheitsbranche, um diese Berufe
     rungsstil ist entscheidend und rahmenge-        ermöglichen“.                                   auch für die junge Generation wieder attrak-
     bend. So ist ein positiver Führungsstil auf                                                     tiv zu machen und so der Personalnot ent-
     die Stärken der Mitarbeitenden konzentri-       Jeder Mensch im Unternehmen ist so Teil         gegenzuwirken.
     ert, indem er diese fördert und fordert und     der Weiterentwicklung, Teil der Qualitäts-
     ihnen volle Potenzialentfaltung ermöglicht.     steigerung und Teil des inspirierenden          Starten Sie jetzt!
     Alle Mitarbeitenden sollen ihr ganzes Selbst,   Arbeitsumfelds. Es ist wichtig, dass die
     ihre Kreativität, ihren Mut und Unternehmer-    Mitarbeitenden in den Betrieben Themen                    Mag.a Anna-Maria Mahayni
     geist mit einbringen können und dürfen.         offen ansprechen und Verbesserungs-                               Great Place to Work®
                                                     vorschläge machen. Nur so können sich Be-                 Content Marketing Manager &
     Führungskräfte müssen hier unterstützt          triebe positiv weiterentwickeln.                                   Customer Relations
     werden, denn einige von ihnen waren                                                                            T: +43 1 798 59 28 – 14
     vorher KollegInnen und müssen jetzt Füh-        Die Great Place to Work®-Reise kann                             M: +43 664 886 769 45
     rungsverantwortung übernehmen.                  jederzeit beginnen: So werden auch in der        E-Mail: amahayni@greatplacetowork.at
                                                     Pflege attraktive Arbeitgeber sichtbar                        www.greatplacetowork.at
     Vertrauen, Werte und Führungskräfte             Die Great Place to Work®-Methodik er-
     als Nährboden für individuelle Entfaltung       möglicht es, herauszufinden, wie es um die
     und umfassende Innovationsbereitschaft          aktuelle Unternehmenskultur steht. Einerseits
     Eine gelebte Great Place to Work® FOR ALL-      wird das Feedback der Mitarbeitenden

       Lebenswelt Heim 84/2019
Management & Führung                                    17

Lebensqualität
für Ihre BewohnerInnen – mit der hollu Systemlösung!

         Gesundheit und Wohlbefinden                                                                      Hilfsmittel und Maschinen sowie ergänzend
         für BewohnerInnen und Mitar-                                                                     dazu Seminare in der hollu Akademie zur Aus-
beiterInnen – das ist für Sie als LeiterIn                                                                und Weiterbildung Ihrer Hygienespezialisten
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18     Innovationen

     Schmerzmanagement
     in der Altenpflege

                                                    Paracelsus Medizinische Privatuniversität        sogenannten „Pain Nurses“ und um die
                                                    mit Sitz in Salzburg war die großflächige        Einführung eines systematischen Schmerz-
                                                    Verteilung der Pflegeeinrichtungen. Mit          erfassungsinstruments für auskunftsfähige
                                                    Hilfe der KoordinatorInnen der einzelnen         sowie nicht oder eingeschränkt auskun-
                                                    SeneCura Sozialzentren war dies jedoch zu        ftsfähige BewohnerInnen.
                                                    bewältigen. Die Daten mussten aufgrund des       Dieses Schmerzassessment wurde inhaltlich
      Maria Magdalena Schreier
                                                    wissenschaftlichen Anspruchs zudem in            eigens für das OSiA-Projekt entwickelt
                                                    einem definierten Zeitfenster erfasst werden.    und basiert auf evidenzbasierten Empfeh-
                                                    Die Erhebung wurde gemeinsam mit inten-          lungen zur Schmerzerfassung, wie sie in ein-
                                                    siv geschulten StudienassistentInnen in          schlägigen wissenschaftlichen Quellen
               „Wir können nicht länger hinneh-     den einzelnen Einrichtungen durchgeführt.        sowie im Expertenstandard zum Schmerz-
               men, dass Schmerz trotz modern-      Große Unterstützung erfuhr man dabei             management bei akuten und chronischen
     er Behandlungsmöglichkeiten im Alter so weit   durch die dort tätigen Pflegenden.               Schmerzen vom DNQP (Deutsche Netzwerk
     verbreitet ist und alte Menschen immer                                                          für Qualitätsentwicklung in der Pflege) zu find-
     noch denken, Schmerz gehöre im Alter           Bei der OSiA-Studie ging es nicht nur            en sind. Es wurde in das einrichtung-
     dazu und muss ertragen werden!“ Diese lei-     darum, die Schmerzsituation – wie Häufigkeit     seigene EDV-gestützte Dokumentations-
     der fest verankerte Sichtweise war der         und Intensität von Schmerz – bei den             system eingepflegt, die Pflegenden erhiel-
     Beweggrund, der die SeneCura Kliniken und      BewohnerInnen zu erfassen, es sollte auch        ten eine entsprechende Schulung.
     Heimebetriebsgesellschaft m.b.H. und das       das Schmerzmanagement der Einrichtungen          Anhand der analysierten Daten hat sich
     Institut für Pflegewissenschaft und -praxis    aus Sicht der auskunftsfähigen Bewoh-            gezeigt, dass ein sehr hoher Anteil an
     dazu bewogen hat, gemeinsam dagegen            nerInnen und der Pflegenden untersucht wer-      BewohnerInnen bereits seit längerem von
     anzugehen.                                     den, um daraus Optimierungspotentiale            ausgeprägt starken Schmerzen betroffen war.
                                                    für das Qualitätsmanagement ableiten zu          Bei den auskunftsfähigen BewohnerInnen
     Die beiden Projektpartner starteten 2011 ein   können. Dies erforderte bereits bei der          lag der Anteil bei über 65%, bei den nicht
     wissenschaftlich untermauertes Projekt,        Entwicklung des Fragenkatalogs ein äußerst       oder eingeschränkt Auskunftsfähigen sogar
     das den Namen OSIA (Optimiertes Schmerz-       sorgsames Vorgehen, da BewohnerInnen             bei 80%. Wichtig für die Situationserfassung
     management in Altenpflegeheimen) bekam         und Pflegende gleichermaßen geschützt wer-       im Praxisalltag ist, dass auch ein großer
     und inzwischen breite Beachtung findet. Drei   den mussten: es handelte sich um sehr sen-       Anteil an kognitiv beeinträchtigten Bewoh-
     Jahre lang war man damit befasst, in einem     sible Auskünfte, die nur dann hilfreich sein     nerInnen zur Selbstauskunft in der Lage war
     ersten Schritt zunächst die Ist-Situation      konnten, wenn sie die Situation so realistisch   (vgl. Gruppe KBs in Abb 1.). Es sollten
     zu erfassen, um anschließend Maßnahmen         und offen wie möglich darstellten.               daher – zusätzlich zur Fremdeinschätzung
     zur Verbesserung der Schmerzsituation          In die Datenerhebung eingeschlossen wur-         – auch kognitiv beeinträchtige Menschen im
     der PflegeheimbewohnerInnen einzuführen        den nicht nur auskunftsfähige Bewohner-          pflegerischen Assessment zu ihrer Situation
     und diese dann auch zu überprüfen. Die 12      Innen und Pflegende, sondern es sollte           befragt werden.
     SeneCura Sozialzentren, die aufgrund           auch die oft schwer einzuschätzende
     ihrer Struktur und Größe gut vergleichbar      Schmerz situation der kognitiv beein-            Ein alarmierendes Resultat der OSiA-Stu-
     waren, waren über ganz Österreich verteilt.    trächtigten BewohnerInnen untersucht wer-        die war, dass gerade die stark kognitiv
     Somit konnte eine gute Datenbasis erwartet     den. Dafür kamen wissenschaftlich überprüfte     eingeschränkten und von Schmerz betrof-
     werden, mit der die Effektivität der Maß-      Erhebungsinstrumente zum Einsatz.                fenen BewohnerInnen oft nicht ausreichend
     nahmen überprüft werden sollte.                Zwei Maßnahmen erwiesen sich als ge-             schmerzmedikamentös versorgt waren.
                                                    eignet, langfristig in allen Einrichtungen der
     Eine große logistische Herausforderung         SeneCura etabliert zu werden: eine Qua-          Das kann neben therapeutischen und son-
     für das pflegewissenschaftliche Team der       lifizierung von diplomierten Pflegenden zu       stigen Gründen auch damit zusammen-

       Lebenswelt Heim 84/2019
Innovationen         19

hängen, dass Schmerzäußerungen missver-
standen oder fehlinterpretiert werden kön-
nen. Hieran zeigt sich sehr deutlich die
Bedeutung und Notwendigkeit eines system-
atischen, umfassenden Schmerzassess-
ments auf Basis von verschiedenen wis-
senschaftlich begründeten Parametern
und Erfassungsschritten, wie es in allen
SeneCura Einrichtungen implementiert
wurde. Die systematische Schmerzerfassung
ist inzwischen auch für viele HausärztInnen
der SeneCura Einrichtungen ein wichtiges
Instrument zur Einschätzung der Schmerz-
situation, Therapieplanung und -über-
wachung.
Viele auskunftsfähige BewohnerInnen
gaben auch an, ihre Schmerzen als im
Alter dazugehörend hinzunehmen und
ihre Schmerzen auch nicht immer mitzuteilen,
weil sie u. a. die Pflegenden nicht unnötig
belästigen wollten oder weil ihre Bezugs-
pflegeperson gerade nicht im Dienst war. Es
hat sich auch ein Zusammenhang zwischen
Schmerz und Appetitlosigkeit und der damit
verbundenen Gefahr für Mangelernährung
gezeigt.
Die Befragungen der auskunftsfähigen Be-
wohnerInnen und Pflegenden haben zu            haltig sein würde war für das Forscherteam   Fallbearbeitungen die Berufsgruppen näher
wertvollen Optimierungspotentialen geführt,    überraschend. So sind neben den vorgese-     zusammenbringen sowie zu einem besseren
die für die jeweiligen Einrichtungen von       henen Interventionen weitere zielführende    Verständnis und abgestimmten Vorgehen
unterschiedlicher Relevanz waren und           Maßnahmen gesetzt worden. Beispielweise      beim Schmerzmanagement beitragen soll-
gezielt genutzt wurden, das Schmerzma-         wurden Räume für nichtmedikamentöse          ten.
nagement zu verbessern.                        Schmerztherapien eingerichtet, es wur-       In der obigen Übersicht sind die Inter-
                                               den therapeutische Angebote systema-         ventionsdimensionen noch einmal veran-
Von Interventionsstudien ist bekannt, dass     tisch evaluiert und ihre Erfolge auch auf    schaulicht dargestellt.
sie einen gewissen Interventionseffekt         unmittelbare Zusammenhänge mit soma-
haben, d. h. da das Projektthema bekannt       tischen sowie psychischen Schmerzen hin      Die wissenschaftliche Bestätigung der
ist, bemühen sich alle direkt oder indirekt    untersucht. Gemeinsam mit den Haus-          Maßnahmen konnte auf Basis der Daten
Involvierten das Projekt bzw. die Sache        ärztInnen, ApothekerInnen und den Schmerz-   erbracht werden. Österreichweit wurden
aktiv zu unterstützen. Auch in der OSIA-       koordinatorInnen aus der Pflege wurden       in den vergangenen Jahren in allen Se-
Studie haben die PflegewissenschafterInnen     gemeinsamen Wochenendseminare einge-         neCura Einrichtungen qualifizierte Pain
einen Interventionseffekt erwartet, dass       führt, die über schmerzthematische Impulse   Nurses ausgebildet, inzwischen sind dies
dieser allerdings so ausgeprägt und nach-      von FachexpertInnen und gemeinsamen          knapp 600 Personen. Zudem erhielten

                                                                                                                Lebenswelt Heim 84/2019
20     Innovationen

                                                                                                 der Praxis zur Anwendung kommen, um
                                                                                                 sichere Pflege auf hohem pflegewis-
                                                                                                 senschaftlichem Niveau zu gewährleisten.
                                                                                                 Ohne die Akademisierung der Pflege in
                                                                                                 Österreich wäre das nicht möglich.

                                                                                                               Maria Magdalena Schreier
                                                                                                                      Dipl.-Pflegewirtin (FH)
                                                                                                        Wissenschaftliche Mitarbeiterin am
                                                                                                 Institut für Pflegewissenschaft und -praxis
                                                                                                 Paracelsus Medizinische Privatuniversität
                                                                                                                                   Salzburg
                                                                                                                   Tel: +43 662 2420-80340
                                                                                                   Email: magdalena.schreier@pmu.ac.at

                                                                                                 Die Autorin ist Gesundheits- und Kran-
                                                                                                 kpflegerin mit Studium zur Diplom-Pflegewirtin
                                                                                                 (FH) und einschlägiger Praxiserfahrung.
     zwölf Einrichtungen eine entsprechende       Das OSiA-Projekt zeigt exemplarisch, wel-      Sie kommt aus Deutschland und war dort
     Zertifizierung im Schmerzmanagement.         chen wichtigen Beitrag Pflegewissenschaft      zuletzt in der Pflegewissenschaft der
     Nicht nur SeneCura hat sich dem Thema        in der Versorgungsforschung leistet. Es        Universität Witten/Herdeck tätig. Seit über
     Schmerz im Alter zugewandt, auch die         zeigt auch, dass eine enge Kooperation zwis-   zehn Jahren lebt sie in Österreich und
     Pflege- und Betreuungszentren des Landes     chen Pflegewissenschaft und Pflegepraxis       arbeitet seither als Pflegewissenschaftlerin
     Niederösterreich sind seit 2016 dabei, ihr   notwendig ist, damit einerseits Pflege-        am Institut für Pflegewissenschaft und -
     Schmerzmanagement zu optimieren. In          forschung zu relevanten Praxisthemen           praxis an der Paracelsus Medizinische
     diesen Einrichtungen sind bereits rund       durchgeführt wird und andererseits hoch-       Privatuniversität in Salzburg.
     300 qualifizierte Pain Nurses tätig.         wertige wissenschaftliche Erkenntnisse in

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       Lebenswelt Heim 84/2019
Recht      21

Aktuelle Judikatur
zum Heimaufenthaltsgesetz

        unverzügliche Verständigungs¬pflicht auch bei Einmalmedikation, Neue Leitentscheidung zur Rechtslage nach der ub-HeimAufG-
        Novelle 2010

§ 7 Abs 2 HeimAufG
OGH 12. 6. 2019, 7 Ob 87/19y
§ 7 Abs 2 idF Ub-HeimAufG-Novelle 2010 (BGBl I 2010/18) erweiterte die Verständigungs-pflichten des Einrichtungsleiters, der seither den
Vertreter und die Vertrauensperson des Bewohners von der Freiheitsbeschränkung und von der Aufhebung unverzüglich in Kenntnis zu set-
zen hat. Eine vom vor der Ub-HeimAufG-Novelle 2010 verwendeten Wort „oder“ eröffnete Wahlmöglichkeit des Einrichtungsleiters (vgl StF
BGBl I 2004/11), eine Verständigung nicht unverzüglich vorzunehmen oder gar zu unterlassen, kann mit dem Gesetzeswortlaut nicht
mehr in Einklang gebracht werden.
Der erkennende Fachsenat hält damit die in 1 Ob 21/09h – also noch zur alten Rechtslage – vertretene Rechtsansicht nicht mehr aufrecht,
wonach die unterlassene Verständigung iSd § 7 Abs 2 HeimAufG – zB bei Einmalmedikationen – nicht die Unzulässigkeit der Maßnahme begrün-
dete, wenn die Folgen der gesetzten Maßnahme für den betreffenden Bewohner auch im Fall einer unverzüglichen Verständigung nicht mehr
hätten beeinflusst werden können.
Mit der neuen Rechtslage wird der Verständigungs¬pflicht des Art 4 Abs 7 PersFrG entsprochen, wonach jeder „Festgenommene“ das Recht
hat, dass auf sein Verlangen ein Angehöriger oder ein Rechtsbeistand von der „Festnahme“ verständigt werden muss (Strickmann,
Heimaufenthalts¬recht 2, 176 f). Die Verständigungs¬pflicht ist auch in diesen Fällen (Einmalmedikation) erforderlich, um eine nachträgliche
Überprüfung der Maßnahme zu ermöglichen. Eine Verständigung rund zwei bis drei Wochen nach der Verabreichung ist zweifelsohne nicht
unverzüglich.
Der Bewohner lebt seit September 2006 in der Einrichtung. Er leidet unter einer symptomatischen generalisierten Epilepsie mit einer
strukturellen Hirnpathologie und einer schweren psychomental motorischen Retardierung. Der Bewohner kann sich nur über die körperliche
Ebene ausdrücken, eine verbale Kommunikation ist nicht möglich. Im Rahmen seines Erkrankungsbildes kommt es nahezu täglich zu fremd-
und/oder autoagressivem Verhalten. (…) Bei massiven Raptuszuständen verletzt er auch Betreuungspersonen, wenn diese ihn zu schützen
versuchen. Der Bewohner erhielt als Einzelfallmedikation (…) Temesta Expedit 2,5 mg in unterschiedlichen Maximal Tagesdosen (2,5 bzw
3 Stück) verordnet. Das Medikament wurde vom 21. 11. 2018 bis 26. 11. 2018 verabreicht. Weiters erhielt er die Einzelfallmedikation Psychopax
(…) verordnet. (…). Die grundsätzliche Intention der Verabreichung der Einzellfall Medikationen war die Beruhigung des Bewohners bei
Erregungszuständen.
Die Verständigung des Vereins erfolgte am 12. 12. 2018 mit der Begründung: Schwere Selbstverletzung durch Schlagen mit dem Kopf gegen
den Boden, Wände, Beißen in Gegenstände wie Fensterbänke, Türen, Türklinken etc. Fremdverletzung in Form von Beißen, Schlagen, Treten.
Alternativen: Schaffung einer ruhigen Atmosphäre, Anbieten von Essen und Trinken, Abkühlung, Umlenkungsversuche durch den
Versuch die Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Über Antrag des Vereins sprach das Erstgericht – soweit für das Revisionsrekurs¬verfahren noch wesentlich – aus, dass die
Beschränkungen der Freiheit des Bewohners durch die Einzelfallmedikation Psychopax (…) (mangels Meldung an die Bewohnervertretung/man-
gels ausreichender Dokumentation) (Punkt III.) und durch die Einzelfallmedikation Temesta (…) (Punkt IV.) unzulässig waren. Der Bewohner
leide an einer psychischen Krankheit neben einer geistigen Behinderung. Die Dokumentation weise insofern Mängel auf, als die konkre-
te Gefährdung nicht herausgelesen werden könne. Zudem sei auch zu dokumentieren, welche gelinderen Maßnahmen zuvor versucht
worden seien, um die (beschriebene) Gefährdung abzuwenden. Die Intention der Verabreichung von Temesta und Psychopax sei die
Beruhigung des Bewohners in den jeweiligen Krisensituationen gewesen. Die Medikationen seien daher als freiheitsbeschänkende Maßnahmen
zu beurteilen. Da die Verständigungen gem § 7 HeimAufG Seite 321 jeweils erst im Nachhinein am 12. 12. 2018 erfolgten, seien die Maßnahmen
bereits aus formellen Gründen für unzulässig zu erklären.
Das Rekurs¬gericht bestätigte diesen Beschluss des Erstgerichts mit der Maßgabe, dass die Beschränkungen der Freiheit des
Bewohners durch die Einzelfallmedikation Psychopax von 27. 11. 2018 bis 29. 11. 2018 und durch die Einzelfallmedikation Temesta von
13. 11. 2018 bis 27. 11. 2018 unzulässig waren.                                                               Lesen Sie weiter in der iFamZ

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