Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben

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Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
WALTROP ERLEBEN
#3/2021                                         Das Stadtmagazin der Unternehmen mit Engagement für die Region

                                                                                             Neu gewählt:
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                                                                                             Berufswechsel

                                                                                             Neu entdeckt:
                                                                                             Kneipen und
                                                                                             Cafés im Vest

Wandelbar:
Immer am
Ball bleiben
Ob Billard-Turnier oder Live-Gaming-Session: Im Yahoo bestimmt die
Jugend, wo‘s lang geht. Mit von der Partie: Karim Ramdani (v.l.), Alina
Straberg und Sophie Wald.
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
Kurzurlaub um die Ecke!
      Sauna und Wellness in Herten.
      Wohlgefühl garantiert.

             ... ankommen und loslassen!

             Über den Knöchel/Teichstraße • 45699 Herten
             Tel.: 0 23 66 / 30 73 25 • www.copacabackum.de
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit Veränderungen tun viele Menschen sich erst einmal ein wenig schwer. Und zugleich
fasziniert uns, wenn Menschen es mit klaren Zielsetzungen und konsequentem Handeln
schaffen, sich selbst persönlich zu verändern oder buchstäblich zu verwandeln.
Manchen gelingt sogar noch mehr: Sie geben mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und Tatkraft
Impulse auch für andere. Im besten Fall kommt so Bewegung in unser Miteinander –
und jene Dynamik, die wir brauchen, um uns als Gesellschaft immer wieder neuen
Situationen zu stellen und im positiven Sinne „wandelbar“ zu sein. Wandelbar: Das kann
ganz wunderbar sein, und deshalb widmen wir diesem Thema unser neues Magazin.

Wie schnell sich die Arbeitswelt verändert, haben wir alle in den vergangenen Jahren
erlebt. Das fordert Berufstätige dazu auf, wandelbar zu sein, offen für Neues. Es birgt auch
mehr Freiheit für die persönliche berufliche Entwicklung. Wir porträtieren Menschen aus
dem Vest, die ihren alten Job an den Nagel gehängt haben und ganz neu angefangen sind.
Sie berichten über ihre Motive und den Nutzen eines radikalen beruflichen Wandels.

                                                                                               „Wandelbar kann ganz
Auch die Innenstädte müssen wandelbar sein, um attraktiv zu bleiben. Der Siegeszug des
Online-Handels erfordert neue Konzepte, damit Bürgerinnen und Bürger weiterhin gute
                                                                                               wunderbar sein!
Gründe haben, den Kern ihrer Stadt und ihre Stadtquartiere aufzusuchen. Eine lebendige         Im besten Fall kommt
Gastronomie, Wohn- und Bildungsangebote sowie qualitative Sortimente spielen dabei             jene Dynamik in unser
eine tragende Rolle. Beispiele aus unserer Stadt und dem Vest finden Sie im Heft ebenso        Miteinander, die wir
wie ein Interview mit dem Freizeitforscher Prof. Dr. Ulrich Reinhardt (Seite 28).              brauchen, um uns
                                                                                               neuen Situationen
Immer stärker wandeln sich persönliche Lebensentwürfe. Alte Geschlechterrollen werden
                                                                                               zu stellen.“
hinterfragt, neue Identitäten definiert, spielerisch oder auf Zeit verwandelt, in sozialen
Netzwerken präsentiert oder sogar offensiv zur Diskussion gestellt. Das zeigt,
wie facettenreich Persönlichkeiten sein können.

Es erwartet Sie ein Heft voller überraschender Geschichten, mit denen wir
Sie einladen möchten, das Wort „wandelbar“ als Stärke zu begreifen.

Viel Vergnügen beim Lesen!

Christa Stüve                       Dr. Michael Schulte
Geschäftsführerin Diakonie im       Vorstandsvorsitzender
Kirchenkreis Recklinghausen         Sparkasse Vest Recklinghausen

Thorsten Rattmann                   Stefan Prott
Geschäftsführer                     Verleger
Hertener Stadtwerke GmbH            WALTROP ERLEBEN
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
WALTROP ERLEBEN
INHALT #3/2021
AKTUELLES
Das Bild: Schiffsmodelbau                                        06
DAS THEMA
Vom Wandel im Jugendcafé                                         12
Vom Senioren- zum Stadtteilzentrum 16
Vom Mann zum Ich                                                 18
Von der Deponie zum Biotop                                       20
Von der Isolation ins Leben                                      22
Von der Sucht in die Freiheit                                    24
Vom Abrechner zum Versorger                                      26
VEST ERLEBEN
Kneipen: Tradition und Wandel                                    32
All for Vest Future                                              34
Gewinnspiel: Lösen und gewinnen                                  37
Ein Freizeitbad erfindet sich neu                                38
Highlights                                                       40               Wandelbar
Termine                                                          42               Kultur, Vereine, Orte,
                                                                                  Menschen: Wie Veränderun-
BESSER LEBEN                                                                      gen neue Impulse bringen –
Mehr Nutzen vom Onlinebanking                                    48               unser Thema:

Mit Mut zum Jobwechsel                                           50               ab Seite 12

MENSCHEN                                                                                                               Digitalisierung
                                                                                                                       Wie sich Freizeitgestal-
Besonderer Arbeitsplatz                                          54
                                                                                                                       tung über Generationen
Stolpersteine                                                    56                                                    verändert:
Curry Heini                                                      62                                                    Seite 28

IMPRESSUM                                  Chefredaktion:
                                           Stefan Prott (V.i.S.d.P.), s.prott@rdn-online.de
                                                                                                   Titelfoto: Volker Beushausen
                                                                                                   Layout: Jens Valtwies, Karl-Hermann
                                                                                                                                          Ihre Herausgeber:
                                                                                                                                          Sparkasse Vest Recklinghausen; www.sparkasse-re.de
WALTROP ERLEBEN                            Redaktion:                                              Hildebrandt, Lars Morawe               Hertener Stadtwerke GmbH; www.hertener-stadtwerke.de
Ausgabe 3-2021                             Jennifer von Glahn, Jonas Alder, Jana Leygraf,                                                 Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen; www.diakonie-kreis-re.de
                                                                                                   Satz + Litho: RDN Verlags GmbH,
                                           Jörn-Jakob Surkemper, Jana Lotter, Mine Öziri           Typoliner Media GmbH, Recklinghausen   Kooperationspartner:
Verlag:                                    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe:                                               Jobcenter Kreis Recklinghausen
RDN Verlags GmbH                                                                                   Redaktionsassistenz, Termine:          AGR mbH
                                           Dr. Felicitas Bonk, Daniel Boss, Dinah Bronner,         Katie Mahlinger, Sanja Nikolovski
Anton-Bauer-Weg 6 · 45657 Recklinghausen   Dagmar Hojtzyk, Michael Polubinski, André Przybyl,                                             Emschergenossenschaft und Lippeverband
Tel. 02361 490491-10                                                                               RDN Verlags GmbH
                                           Dr. Ramona Vauseweh, Claudia Schneider, Gregor          Tel. 02361 490491-10                   Auflage: 10.000 Exemplare
Fax 02361 490491-29                        Spohr, Gerd Eiben, Christine Alder, Eugen Holtkamp
www.rdn-online.de                                                                                  k.mahlinger@rdn-online.de              WALTROP ERLEBEN
info@rdn-online.de                         Fotos: Markus Mucha, Volker Beushausen, André Chrost,   Druck: newsmedia, 45768 Marl           erscheint viermal jährlich
                                           Christian Kuck, Reiner Kruse, Marco Stepniak

04 05
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
MENSCHEN

                              Verwand-
                              lungskunst
                              Wie Cosplayer in andere
                              Charaktere schlüpfen:
                              Seite 30

Beteiligung
Wie Menschen die neue
Emscher mitgestalten:   Kuschelkurs
Seite 60                Auf dem Milchhof Billmann
                        sind Gäste im Stall willkommen:
                        Seite 58
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
06 07
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
DAS BILD

                     Im Maßstab 1:50
                     Als Reiner Hans sein erstes Modelschiff
                     sah, war es direkt um ihn geschehen.
                     „Das war Ende der 70er Jahre, da bin
                     ich schnurstracks in ein Modelbauge-
                     schäft und habe mich sofort in die
                     ‚Seastar‘ verliebt“, sagt der heute
                     60-Jährige. Das damals 350-DM-teure
                     Schiff hat der Liebhaber direkt nach
                     Plan selbst gebaut. „Mein erstes
                     Modelboot sah nicht ganz so
                     aus, wie auf dem Karton, aber es hat
                     funktioniert“, schmunzelt der Waltro-
                     per. Heute hat der Modelbootliebhaber
                     vier große Modelschiffe, zwei kleine,
                     und ein Segelboot – sowie einen
                     Haufen Gleichgesinnte. Denn 1997 hat
                     Reiner Hans einen Verein gegründet,
                     den Schiffsmodellbauclub Waltrop
                     e. V., in dem sich schnell ein richtiger
                     Freundeskreis zusammenfand. Die 25
                     Mitglieder treffen sich regelmäßig zum
                     Fahren am Kanal. „Wir haben unser
                     11.000 Quadratmeter großes Fahrge-
                     wässer am Oberwasser Henrichenburg“,
                     sagt Reiner Hans. Zum Hobby gehören
                     nicht nur die sogenannten Schaufahr-
                     ten, bei denen die schönen Modelle
                     präsentiert werden, sondern auch
                     immer neue Projekte, denn die Boote
                     werden größtenteils selbst gebaut.
                     „Das dauert manchmal Monate und
                     länger, denn wir messen Originalboote
                     in ihren Heimathäfen aus, um sie
                     im Maßstab 1:50 nachzubauen“,
                     erklärt Reiner Hans. Das ist aber keine
                     Voraussetzung: Wer mag, kann auch ein
                     Model aus dem Geschäft fahren lassen.
                     Neue Mitglieder, insbesondere Kinder
                     und Jugendliche, sind herzlich
                     willkommen!            Jennifer von Glahn
                                      i

                                                       INFO   i

                     www.smc-waltrop.jimdofree.com
Foto: Hans Blossey

                                                                  Foto: André Chrost
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
Wunderschöne Naturlandschaft
Zu einer ca. 14 Kilometer langen Rundwanderung durch das             Holzkunst am Wegesrand zu entdecken, einen                    i

                                                                                                                                              INFOi

herrliche Waldgebiet Haard lädt das Stadtmarketing der Stadt         Findling aus der Eiszeit und sogar ein Relikt        Sonntag, 10. Oktober,
                                                                                                                          11 Uhr, ab Wanderparkplatz
Datteln gemeinsam mit der VHS ein. Dabei genießen die Teil-          einer alten Raketenstation. Aber hauptsächlich       „Sportplatz Ahsen“.
nehmenden die wohltuende Waldatmosphäre und erkunden die             geht es darum, die wundervollen Momente in           Anmeldung an
schöne Landschaft entlang des Hohe-Mark-Steigs. Verschnör-           der Natur zu genießen. Nach einer ausgiebigen        stadtinfo@stadt-datteln.de
                                                                                                                          oder unter 02363 107383.
kelte Wege auf weichen Waldpfaden führen an interessanten            Rast wandern die Teilnehmenden die letzten
Wissensstationen vorbei. Weiter führt die Wanderung zum Ge-          Kilometer durch weitere Wald- und Wiesenab-
lände der ehemaligen Ahsener Fischteiche, es gilt, die skurrile      schnitte, bis sie wieder das Ausgangsziel erreichen.

                                                         Keine News und Termine mehr verpassen!

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                                                                                                                               INFO    i

                                                                                                               www.waltrop-erleben.de

08 09
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
AKTUELL

Projekt
„10.000 Klimabäume“
Am Samstag, 30. Oktober, verteilt Datteln in
Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (RVR),
der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von
morgen“, der Emschergenossenschaft und 42
weiteren Kommunen insgesamt 10.000 Klimabäu-
me. Datteln ist mit einer Verteilerstelle und mehr als
200 Klimabäumen beim Projekt dabei. Für die
Patenschaften werden ab sofort private Haus- und
Grundstückseignerinnen und -eignerinnen gesucht.
Wer eine Baumpatenschaft auf seinem Grundstück
übernehmen möchten, kann sich über klimabaeu-
me.ruhr mit Kontaktdaten und einem Bild vom
Pflanzort bewerben. Bei den Klimabäumen handelt
es sich um Apfel-,
                                                 INFO
Birnen-, Kirsch- und
                                     i              i

                            klimabaeume.ruhr
Pflaumenbäume, die          Abgeholt werden kann der
neben ihrem positiven       Baum am Samstag, 30.
Beitrag zum Klima,          Oktober in Datteln beim
                            Kommunalen Servicebetrieb
auch gesunde Früchte        Datteln – KSD,
liefern.                    Emscher-Lippe-Straße 12

                                                         Die Bäume, der Wald und ich
                                                         Eine Waldbegegnung im Herbst gibt es am Montag,
                                                         25. Oktober, ab 14 Uhr. Das Angebot richtet sich an
                                                         Familie mit Kindern und pädagogische Fachkräfte. Der
                                                         Wald spendet uns Luft, bietet Lebensraum, Erholung
                                                         und Entspannung. Die Waldbegegnung greift das auf,
                                                         ‚Waldbaden‘ ist ein Teil davon.Bei dieser Exkursion geht
                                                         es um neue Erfahrungen mit dem Wald. Angeleitet vom
                                                         Förster und zertifiziertem Waldpädagogen erlernen
                                                         die Teilnehmenden einfache Übungen und Spiele, die
                                                         man später immer wieder mit den Kindern durchführen
                                                         kann. Treffpunkt ist der Parkplatz Sportzentrum Nord,
                                                         Friedhofstraße in Waltrop. Eine
                                                         vorherige Anmeldung bei der VHS            i

                                                                                                          INFOi

                                                         ist erforderlich.                        vhs-waltrop.de
Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
Erfolgreicher Abschluss
                                                                                     Die Anforderungen der Ausbildung und die
                                                                                     Verantwortung als Erziehende miteinander
                                                                                     vereinbaren: Das ermöglicht eine Ausbildung
                                                                                     in Teilzeit. Ein erfolgreiches Kooperations-
                                                                                     Modell im Kreis Recklinghausen ermöglicht
                                                                                     es Alleinerziehenden, einen vollwertigen
                                                                                     Berufsabschluss in einer Teilzeit-Ausbildung
                                                                                     zu erlangen. Dabei erhalten die Teilnehmenden
                                                                                     in der dreijährigen Ausbildungszeit die
                                                                                     notwendige Unterstützung, etwa bei der
                                                                                     Kinderbetreuung, beim Unterricht sowie in
                                                                                     Krisensituationen. Die Ausbildung erfolgt in
                                                                                     den Verwaltungen der Städte sowie des
                                                                                     Kreises, die hierfür zusätzliche Ausbildungs-
                                                                                     plätze zur Verfügung stellen. Der sehr hohe
                                                                                     Anteil an erfolgreichen Abschlüssen und
                                                                                     direkten Weiterbeschäftigungen zeigt,
                                                                                     dass beide Seiten profitieren: Den Allein-
                                                                                     erziehenden bietet die Teilzeit-Ausbildung
                                                                                     eine solide und nachhaltige berufliche
                                                                                     Perspektive, und die ausbildenden Ver-
                                                                                     waltungen finden zugleich gut qualifizierte,
                                                                                     motivierte Fachkräfte für ihren aktuellen
                                                                                     und künftigen Personalbedarf.
Musik in allen Formen: Ab auf die Bühne!
Beim Sparkassen-Clubraum-Contest können sich junge Bands live vor Publikum
                                                                                               i

                                                                                                          INFO i

                                                                                     www.teilzeitausbildung.info
präsentieren. Die Termine, bei denen die Bands die Bühnen rocken, stehen zu
großen Teilen fest (Programmänderungen vorbehalten): Den Auftakt machten
„Skittle Alley“ und „Agador Spartacus“ am 1. Oktober im Jugendcafé BoGis in
Castrop-Rauxel. Am Freitag, 15. Oktober, steigt ein Konzert im Jugendcafé Yahoo in
Waltrop. Am Samstag, 20. November, geht es weiter im JuKuZ Hagenbusch in Marl.
Dort spielen „Schockromantik“, „Bexy Sitch“ und „Beyond Matters“. Die Bands für
Samstag, 22. Januar 2022, stehen auch schon fest: „At nine“, „Unforged“ und
„Strommasten“ spielen im JAM in Datteln. Am Samstag, 12. Februar 2022, geben
sich „Colors of Noise“, „El Mobileh“ und „Naia Skaia“ in der Altstadtschmiede in
Recklinghausen die Ehre. Im Jugendzentrum Südpol in Recklinghausen-Süd steigt
das Clubraum-Konzert am Samstag, 12. März. Das letzte Konzert vorm Finale
findet am Samstag, 2. April, im Jugendzentrum Joe´s in Oer-Erkenschwick statt.
Das Publikum entscheidet zusammen mit einer Fachjury darüber, wer ins große
Sparkassen-Clubraum-Finale im Mai 2022 einzieht.

          i

                      INFO    i

Der aktuellste Stand unter:
www.sparkasse-clubraum.de

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AKTUELL

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                                                                                      mit neuem Erscheinungsbild
                                                                                      Die Recklinghäuser Werkstätten sind genau das, was Sie
                                                                                      erwarten: eine Einrichtung, in der Menschen mit und
                                                                                      ohne Behinderung im Team arbeiten. Und sie sind doch
                                                                                      ganz anders, als Sie denken. Ein moderner Produktions-
                                                                                      betrieb für Industrie, Handel und Dienstleistung. Und
                                                                                      gleichzeitig ein erfolgreicher Dienstleister für Rehabilitation,
                                                                                      berufliche Integration und Inklusion. Mit der neuen
                                                                                      Kampagne, einem frischen Design und neuer Ausrichtung
                                                                                      wollen die Recklinghäuser Werkstätten auf ihre Arbeit
                                                                                      aufmerksam machen. Vom Druck hochwertiger Print-
                                                                                      medien im DruckWerk, dem Besticken oder Nähen von
                                                                                      Textilien im Textilwerk bis hin zur Möbelanfertigungen
                                                                                      im HolzWerk – verschaffen Sie sich gerne einen
                                                                                      Überblick über die vielfältigen Dienstleistungen.

                                                                                                     i

                                                                                                                      INFO   i

                                                                                      https://youtu.be/AvSXy2sTeB4
                                                                                      www.recklinghaueser-werkstaetten.de

20.000-Euro-Spende
für den Kinder- und
Jugendsport
Die Förderung des Kinder- und Jugend-
sports liegt den Hertener Stadtwerken
am Herzen. Aus diesem Grund
spendeten sie auch in diesem Jahr
rund 20.000 Euro an die Hertener
Sportvereine. Damit beteiligen sich die
Stadtwerke am „Bündnis für den Sport
in Herten“, das gemeinsam mit der
Stadt Herten und dem Stadtsport-
verband seit 2008 gelebt wird. Egal
ob Leichtathletik, Turnen, Fußball,
Handball oder Schwimmsport – zahl-
reiche Sportvereine in Herten leisten Tag für Tag ehrenamtliche Arbeit,   von 5 Euro vor. Zusätzlich unterstützen die Stadtwerke die allgemeine
um Kinder und Jugendliche für den Sport und damit für einen gesunden      Arbeit des Stadtsportverbands mit einer jährlichen Spende in Höhe von
Lebensstil zu begeistern. Der Jugendzuschuss der Hertener Stadtwerke,     10.000 Euro. Dass das Geld sehr gut angelegt ist, davon konnten sich
der in diesem Jahr wieder an rund 40 Vereine ausgezahlt wurde, leistet    die Bündnispartner in diesem Jahr bei der Pferdesportgemeinschaft
hierbei einen wertvollen Beitrag. „Die Stadtwerke sind ein Teil der       Herten überzeugen. Zum Hintergrund: Stadt, Stadtsportverband und
Hertener Gemeinschaft, wir gehören den Bürgerinnen und Bürgern            Hertener Stadtwerke unterzeichneten 2015
dieser Stadt“, so Stadtwerke-Chef Thorsten Rattmann. „Die Unterstüt-      eine neue Fassung des „Bündnisses für den
zung der Sportvereine ist für uns eine Herzensangelegenheit.“ Das         Sport in Herten“. 2008 wurde dieses Bündnis                 i

                                                                                                                                             INFO        i

Hertener Sport-Bündnis sieht für jugendliche Vereinsmitglieder (bis       gegründet und hat sich die Förderung des        www.hertener-stadtwerke.de
einschließlich 17 Jahre) einen jährlichen Pro-Kopf-Zuschuss in Höhe       Jugendsports zum Ziel gesetzt.                  www.psgherten.de
Das Thema:

                                  Wandelbar
Foto: Volker Beushausen

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DAS THEMA

   Ob aktiv, aus freien Stücken oder aus der Notwendigkeit,
sich auf neue Situationen einzustellen: Erst die Bereitschaft
zur Veränderung macht uns wandelbar. Das kostet manchmal
Überwindung, birgt aber Chancen – in unseren Innenstädten,
bei Vereinen, in kulturellen oder sozialen Einrichtungen oder
ganz persönlich.

                                                       Jutta Metz und Kai Fiebig
                                                       vom Jugendcafé Yahoo in
                                                       Waltrop sorgen dafür, dass die
                                                       Jugendarbeit in Bewegung bleibt.
Wenn Wandel zur
Normalität gehört
Jugendarbeit lebt von der Veränderung. Denn nichts ist
so sehr im Fluss wie die Wünsche und Bedürfnisse junger
Menschen. Das und warum gerade der Wandel den Reiz
ihrer Arbeit ausmacht, erzählen Jutta Metz und Kai Fiebig
vom Jugendcafé Yahoo in Waltrop.

                                                            Fotos: Volker Beushausen

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DAS THEMA

     „Bei der Zusammenarbeit mit Ju-
     gendlichen ist es immer wichtig,
nicht stehenzubleiben. Als Sozialar-
beiter oder Sozialpädagoge, der mit
jungen Menschen arbeitet, muss ich                                                       „Viele Jugendliche
wissen, wie diese ticken, was sie be-                                                    erkennen einen noch
wegt und was gerade angesagt ist“,                                                      Jahre später auf der Straße.
erklärt Kai Fiebig. Der Diplom-Sozial-                                                  Und das ist einfach toll.“
pädagoge ist seit 16 Jahren in der Ju-
                                                                                       Jutta Metz, Sozialpädagogin
gendarbeit tätig und weiß, wie wichtig
es ist, offen für Neues zu sein.

Vom Jugendzentrum zum
kulturellen Freizeittreffpunkt            Jugendcafé Yahoo begonnen und dabei             Charme aus: zu sehen, wie die Jugend-
Damit sei klar, dass auch die Jugend-     einige Veränderungen miterlebt.                 lichen sich entwickeln, und sie auf
arbeit selbst einem stetigen Wandel       „Früher war hier am Standort zunächst           ihrem Weg zu begleiten. Viele von
unterworfen ist, ergänzt Jutta Metz.      ein Jugendzentrum. 1997 hat dann das            ihnen erkennen einen noch Jahre
Vor über 28 Jahren hat sie ihre Arbeit    Yahoo als Zentrum für jugendkulturelle          später auf der Straße. Und das ist
als Diplom-Sozialpädagogin im             Veranstaltungen und Freizeitmöglich-            einfach toll“, so der Sozialarbeiter.
                                          keiten eröffnet“, erinnert sie sich. Das
                                          Besondere: Von der ersten Idee bis zur
                                                                                          Jeder Wandel
                                          Umsetzung waren Jugendliche aus                 braucht Rückhalt
                                          Waltrop maßgeblich in die Planung               Eine Ansicht, die Jutta Metz nur bestä-
                                          mit einbezogen.                                 tigen kann. „Die Jugendarbeit war für
                                           „Hintergrund dieser Herangehens-               mich schon immer eine Passion. Mir
                                          weise war, dass es im Yahoo nun ein-            war immer klar, dass das absolut der
                                          mal um Jugendliche geht. Also sollten           richtige Beruf für mich ist“, sagt sie.
                                          sie auch selbst mitbestimmen, wie ihr           Auch deswegen war die Leitung des
                                          Treffpunkt gestaltet wird“, erklärt Jutta       Yahoo für sie immer von Freude ge-
                                          Metz. Nach einem umfangreichen                  prägt, was auch Kai Fiebig, der sich
                                          Umbau ist ein modernes und cooles               den Posten seit einigen Wochen mit
                                          Zentrum herausgekommen, das genau-              ihr teilt, schnell gemerkt hat. Denn
                                          so ist, wie junge Menschen es sich              dass Jutta Metz so etwas wie die gute
                                          wünschen. Von Livekonzerten, Partys             Seele des Jugendcafés ist, lässt sich
                                          oder Poetry-Slam in einem großen                nicht leugnen.
                                          Veranstaltungssaal über entspannte              Und das ist auch gut so. Auch wenn
                                          Abende mit Kicker und Billard bis hin           das Yahoo seine Besucher nämlich
                                          zu geselligen Treffen mit Freunden bei          weniger pädagogisieren, sondern mehr
                                          Getränken und Snacks gibt es heute al-          kulturell unterstützen möchte, brau-
                                          les, woran Jugendliche Spaß haben.              chen die jungen Menschen doch einen
                                           Und „alles“ bedeute auch wirklich alles.       verlässlichen Ansprechpartner. Der ist
                                          „Wir stehen im stetigen Dialog mit unse-        Jutta Metz schon immer gewesen –
                                          ren Besuchern und erfragen in regelmä-          weil jeder Wandel auch einen Gegen-
                                          ßigen Abständen, welche Aktionen und            spieler braucht: die sichere Konstante.
                                          Angebote es geben soll. Bei uns dürfen          Dr. Felicitas Bonk
                                          die Gäste mitbestimmen, was Pro-
                                          gramm ist. Schließlich ist das Yahoo ja
                                          auch eigens für sie da“, sagt Kai Fiebig.
                                          Als neuer Mitarbeiter ist er der „Möglich-                           i

                                                                                                                                     INFO     i

Modern, zentral, jugendnah: Das           macher“, der die Schnittstelle zwischen         Jugendcafé Yahoo
Yahoo ist ein beliebter Treffpunkt für                                                    Hochstraße 50 · 45731 Waltrop
                                          den Jugendlichen und dem Team des
Jugendliche und junge Erwachsene                                                          Tel. 02309 76937
wie Alina Staberg (v.l.) ,Celine Pötzl,   Yahoo bildet, immer mit Schwerpunkt
                                                                                          Das Yahoo öffnet donnerstags und freitags von
Alexander Bellini, Sophie Wald und        auf der Beteiligung der jungen Menschen.        19 bis 00.00 Uhr, samstags von 19 Uhr bis 01 Uhr.
Karim Ramdani.                            „Für mich macht auch gerade das den             Einlass für Jugendliche ab 16 Jahren
Drei Menschen, stellvertretend
für die Vielen, die das „neue“
Matthias-Claudius-Zentrum
gestalten: Bärbel Preckel
präsentiert die neue Garten-
anlage, Matthias Frieds (M.)
zeigt die neue Kapelle und
Jörg Klomann (r.) das neue
Cafè/Bistro „ Claudius“.

    Ein Zentrum in der Stadt
    Umbau und Wandel im Matthias-Claudius-Zentrum
            Der Der Duft von Kaffee und        bahnbrechendes NRW-Modellprojekt,          Während das durchschnittliche Ein-
    Waffeln weht frisch über die Terrassen-    in dem Wohnen, Café, Schwimmbad,           zugsalter früher um die 60 Jahre lag,
    halbinsel des Matthias-Claudius-           Sauna und Kegelbahn zum festen             liegt es inzwischen bei etwa 86. Heute
    Zentrum in Oer-Erkenschwick, das           Interieur gehörten. Nicht wenige           bleiben die Menschen möglichst lange
    mediterrane Flair streichelt das Gemüt.    Kinder haben hier in der Therme            zu Hause und werden dort versorgt.
    Die Neugestaltung des Eingangsportals      schwimmen gelernt“, erzählt Jörg           „Neben 143 vollstationären Plätzen
    und der Diakonie-Schankwagen mit           Klomann, Geschäftsfeldleiter Gesund-       bieten wir daher ein großes Spektrum an
    der freundlichen Bedienung laden nicht     heit und Pflege der Diakonie im            Unterstützungsleistungen wie häusliche
    nur Senioren und Seniorinnen zum           Kirchenkreis Recklinghausen.               Pflege-Diakoniestation, Tagespflege und
    Verweilen ein. Hell verputzte Fassade,                                                Kurzzeitpflege“, erläutert Jörg Klomann
    glattes Steinplateau, bunte Stauden-
                                               Veränderte Altenpflege                     und ergänzt: „Unsere Beraterinnen bei
    pflanzen ringsum, auch im Innern hat       „Was einen starken Wandel erfahren         ‚pflegewege‘ beraten und unterstützen bei
    sich viel verändert.                       hat, sind die Rahmenbedingungen in         allen Fragen rund um die Pflege.“
    „Seit jeher gilt im Matthias-Claudius-     der Altenpflege“, erklärt Bereichsleiter
    Zentrum der Ansatz, vielfältige Angebote   Matthias Frieds. Die vollstationäre
                                                                                          Großer Umbau
    unter einem Dach zu vereinen. Damals       Aufnahme ist seit 1995 an einen            Ein groß angelegter Umbau auf den
    in den 80ern startete das Haus als         medizinischen Pflegegrad gekoppelt.        Wohnebenen und im Erdgeschoss des

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DAS THEMA

                     Ein "gemütlicher und kulinarischer Ort": das neue Café/Bistro im Matthias-Claudius-Zentrum.

                     Hauses geht nun, nach mehr als zwei              und Bienenstock. „Nach der Einfüh-           Zentrums profitieren“, wünscht sich
                     Jahren, seinem Abschluss entgegen.               rungsbegleitung durch einen professio-       Klomann. „Wir möchten ein Treffpunkt
                     Damit öffnet sich das Matthias-Claudi-           nellen Imker produziert unsere Projekt-      sein, aber auch ein Dienstleister für
                     us-Zentrum auf neue Weise in die Stadt           gruppe mittlerweile unseren                  Beratung und Pflege.“ Die Diakonie
                     hinein und bietet den Bewohnerinnen              eigenen Sonnendachhonig“, erzählt            im Kirchenkreis plant im Matthias-
                     und Bewohnern attraktive Möglichkeiten.          Bärbel Preckel, Pflegedienstleiterin des     Claudius-Zentrum weitere
                     „Musik, Veranstaltungen und Ausstel-             Hauses. Kräutergärten, Hochbeete,            Beratungsangebote.
                     lungen werden zukünftig ihren festen             Vogelvoliere, Goldhamsterfreilauf – seit     „Aktuell investieren wir stark in den
                     Ort im Hause haben“, so Jörg Klomann.            drei Jahren arbeiten vormals langzeit-       digitalen Ausbau“, so Klomann. „Ende
                     „Das neue Cafè/Bistro ‚Claudius‘ wird            arbeitslose Menschen im Projekt MuTiQ        des Jahres eröffnen wir unsere Modell-
                     zum gemütlichen kulinarischen Ort, die           im Matthias-Claudius-Zentrum. Sie            wohnung, ein Projekt in Kooperation
                     neu gestaltete Kapelle lädt zur Andacht          gestalten den Garten und versorgen die       mit der Ruhr Universität in Bochum.“
                     und zu Gottesdiensten ein.“ Mit vielen           Kleintiere. „Zukünftig bringen wir           Ausgestattet mit allen digitalen Assis-
                     verschiedenen Angeboten möchte das               noch mehr Leben ins Haus. Wir wollen         tenzsystemen, die auf dem Markt sind,
                     „neue“ Matthias-Claudius-Zentrum                 Schulen und Kindergärten in unseren          können Menschen sich darüber infor-
                     mehr sein als ein Altenheim: Ein                 Garten einladen“, sagt Anja Steindor,        mieren, wie ein möglichst langes selb-
                     lebendiger offener Ort, an dem                   die Projektleiterin.                         ständiges Leben im Alter möglich ist.
                     Menschen unterschiedlichen Alters                                                             Dinah Bronner
                     zusammenkommen.
                                                                      Die Zukunft im Blick
                                                                      „Wir möchten Seniorinnen und Senioren
                     Mehr als ein Altenheim
Foto: Markus Mucha

                                                                      sichtbarer machen, auch wenn sie
                     Einmal durchs Haus, vorbei am komplett           selbst keine Ausflüge mehr in die
                     neu gestalteten Cafébereich, prägen              Stadt unternehmen können“, sagt
                     Hochbeete das Bild. Hier in der Garten-          Jörg Klomann. „Der ganze Stadtteil soll                         i

                                                                                                                                                    INFO   i

                     anlage befinden sich Vitamingarten               von den neuen Möglichkeiten dieses           www.diakonie-kreis-re.de
Knickkante

                     Mit 19 Jahren spürt        Queer-People wie er ge-
              Dominik, dass er sich nicht       stalten die eigene Identität
              in eine Geschlechter-             Stück für Stück, abgekoppelt
              Schublade stecken lassen          davon, wie die Außenwelt
              möchte. Mann oder Frau,           sie kategorisiert.
              die Frage ist für ihn absurd.     Dominiks Sicht der Dinge ist
              Dominik ist queer und             eindeutig: „Ich empfinde die
              bezeichnet sich selbst als        Einordnung in Mann oder
              „genderfluid“. Damit steht        Frau als überholt. Wenn ich
              er hinter der Botschaft, dass     mich schminke und style,
              Geschlecht und die damit          bin ich superglücklich –
              verbundene Identität nicht        aber genauso gibt es Tage,
              statisch, sondern immer           an denen ich sehr natürlich
              fließend sind.                    rumlaufe und dann wieder
                                                für die Außenwelt eher
              Mann oder Frau?                   männlich erscheine. Ich
              „Who cares“                       mach‘s einfach so, wie ich
              Kurz vor seinem Abitur auf        an dem Tag Bock habe.”
              dem Petrinum-Gymnasium            Im Schminken und Stylen
              wird Dominik immer klarer,        ist Dominik mittlerweile
              dass er den femininen An-         professionell unterwegs.
              teil in seinem (biologisch)       Als ausgebildeter Visagist
              männlichen Körper immer           dreht er Schminktutorials
              stärker fühlt und er dieser       für seine über 1.000 Follower
              Entwicklung nun auch              auf Instagram. Auch große
              durch Styling und Schminke        Unternehmen wie Douglas
              Ausdruck verleihen möchte.        haben längst erkannt, dass
              Dominik steht damit für           Dominik den Nerv junger
              den Vibe einer ganzen             Kundinnen und Kunden
              Generation: einer, in der         trifft. Aktuell unterstützt er
              Geschlechtsidentität jen-         dort das Social-Media-Team
              seits binärer Strukturen und      dabei, mit Schminktrends
              unabhängig vom biologi-           möglichst viele in der
              schen Geschlecht stattfindet.     Queer-Community zu

                                               Das vollständige
                                               Bild zählt!

                                               Um die Facetten eines
                                               Menschen zu sehen,
                                               braucht es einen

Mann, Frau,                                    differenzierten Blick.
                                               Hierfür einfach diese

Gay, Trans:                                    Doppelseite entsprechend
                                               der linken Grafik falten ...

Ich bin                                       Knickkante
18 19
Knickkante                                        DAS THEMA

                      erreichen. Dominik weiß,     Teil aus kreativen Gleich-
                      dass er in der privilegiertengesinnten, Musikerinnen
                      Situation war, in einem      und Musikern besteht, hat
                      Umfeld groß geworden zu      er ein stabiles Netzwerk,
                      sein, in dem Toleranz und    das ihm Halt gibt.
                      Akzeptanz gelebte Werte      „Seit ich klein bin, spiele
                      sind. „Mir ist es daher nie  ich Horn und Klavier und
                      schwergefallen auszuleben,   war lange sehr aktiv im
                      was ich fühle.” Dominiks     Schultheater.” Hier stand
                      Eltern und Freunde hatte     immer mein Talent im Vor-
                      nie ein Problem mit dem      dergrund, nicht die Frage
                      sich zunehmend wandeln-      nach meinem Geschlecht.
                                                             „Ich weiß aber, dass
                                                             leider viele andere
                      Äußerlich nicht sein können,
                                                             queer Lebende
                          wie man innen fühlt, ist           Trans- und
                      schlimm. Das muss aufhören. Homosexuelle
                                       Dominik               nicht so viel Glück
                                                             haben wie ich und
                      den Erscheinungsbild.        noch immer unter
                      Seine Eltern arbeiten beide  Diskriminierung leiden –
                      in kreativen Berufen. Domi-  insbesondere in der eigenen
                      niks Vater ist Zimmermann    Familie. Das muss aufhören.”
                      und seine Mutter Friseurin,  Wenn Dominik heute das
                      die sich mittlerweile viel   Gefühl hat, dass jemand
                      von seinen Schminktricks     merkwürdig auf sein Äußeres
                      inspirieren lässt. „Ich bin  reagiert, provoziert er auch
                      sehr dankbar, dass ich eine  schon einmal. „Das ist eigen-
                      wundervolle, unbeschwerte    tlich nicht meine Art, aber
Fotos: Markus Mucha

                      Kindheit hatte. Meine Eltern in diesem Moment, ist es
                      waren immer sehr unter-      mir wichtig, mein Gegenüber
                      stützend und liebevoll.”     mit seinen Ängsten und
                      Auch im Freundeskreis von    seiner Intoleranz zu kon-
                      Dominik, der zum großen      frontieren."         Mine Öziri

                                           Knickkante
                                                                                     einfach ich
Platz schaffen für W
       Deponien lassen sich nach ihrer
Stilllegung in Refugien für Flora und
Fauna verwandeln. Es werden aber
auch weiterhin dringend aktive Depo-
nien für den Wandel im Ruhrgebiet
benötigt. Doch was passiert heute
mit den Abfällen, die früher deponiert
wurden? Und warum bleiben Deponien
nötig? Wie ist der Wandel der Abfall-
und Kreislaufwirtschaft erfolgt?
Ein wesentlicher Wendepunkt war das
Deponierungsverbot unbehandelter
Siedlungsabfälle (Hausmüll und Gewerbe-
abfälle) im Jahr 2005. Im Vergleich zu
damals wird heute ein zunehmender
Teil der Abfälle über die Wertstofftonne
recycled, und die Inhalte unserer grau-
en Reststofftonne werden thermisch
verwertet. In Abfallkraftwerken entsteht
aus den nicht weiter verwertbaren
Resten in der Verbrennung Strom und
Wärme. Deswegen nennt die regionale
Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhr-
gebiet (AGR) mit Sitz in Herten die
Restmülltonne auch „Energie-Tonne“.
Aus der Schlacke, also dem, was bei
der Verbrennung übrigbleibt, werden
anschließend noch Metalle sortiert und
recycled. Und auch der letzte Rest
unserer grauen Abfalltonne könnte
noch im Straßenbau eingesetzt werden.
Allerdings ist dies gesetzlich nicht
erlaubt, beziehungsweise es scheuen        Die Abfall- und Kreislaufwirtschaft
sich viele Kommunen, die Reste aus der
Hausmüllverwertung einzusetzen. Und        hat sich in den vergangenen Jahrzehn-
so müssen diese letzten Reste unserer
Abfälle sicher deponiert werden.           ten stark gewandelt. Besonders deut-
Win-win-Situation                          lich wird dies mit Blick auf Deponien,
Im Vergleich zu den Mengen auf
den alten Hausmülldeponien ist dies        die wiederum selbst ein Garant für
allerdings nur noch ein Bruchteil des
ehemaligen Hausmülls. Die thermische       Wandel sind – auch im Vest.
Verwertung verringert also immens
den Flächenverbrauch, den die
ehemaligen Hausmülldeponien zu             Haushalts- und Siedlungsabfällen hat   gegenüber dem Niveau von Anfang der
verzeichnen hatten. Und dem Klima          sich die deutsche Abfallwirtschaft     90er Jahre eine Reduktion von fast 29
tut dies auch noch gut. Da die alten       von einem Netto-Emittenten zu einem    Millionen Tonnen beziehungsweise gut
Hausabfälle nun nicht mehr auf             Netto-Einsparer von Treibhausgasen     76 Prozent. Würden alle Branchen und
Deponien vor sich hinfaulen, können        gewandelt. Bis 2020 sanken die Emis-   Sektoren den Ausstoß an klimaschäd-
sie auch nicht mehr das klimaschäd-        sionen der Abfallwirtschaft nach       lichen Gasen im gleichen Umfang redu-
liche Treibhausgas Methan emittieren.      Schätzung des Bundesumweltamtes        zieren, wären die Gesamtklimaziele der
Mit dem Wechsel von der Deponierung        auf nur noch rund neun Millionen       Bundesregierung zum Jahr 2040 bereits
hin zur thermischen Verwertung von         Tonnen CO2-Äquivalente jährlich –      heute erfüllt. Aber wieso sollten Depo-

20 21
DAS THEMA

Wandel!
                                                                                                                   müssen auf Basis des Kreislauf-
                                                                                                                   wirtschaftsgesetzes zum Schutz von
                                                                                                                   Mensch und Umwelt ordnungsgemäß
                                                                                                                   deponiert werden.“

                                                                                                                   Zu wenig Deponien
                                                                                                                   Und ein Blick auf die Stadtentwicklungs-
                                                                                                                   konzepte der Kommunen macht den
                                                                                                                   Sanierungsbedarf deutlich: Ehemalige
                                                                                                                   Industrie- und Kraftwerksstandorte
                                                                                                                   sollen zu Gewerbe- und Wohnräumen
                                                                                                                   umgestaltet werden. Viele Straßen und
                                                                                                                   Brücken müssen erneuert werden.
                                                                                                                   Renaturierungsprojekte wie zum
                                                                                                                   Beispiel bei der Emscher benötigen
                                                                                                                   enorme Mengen von Ablagerungs-
                                                                                                                   möglichkeiten für Bodenaushub, der
                                                                                                                   aufgrund seiner Beschaffenheit nicht
                                                                                                                   mehr wiederverwendet werden kann.
                                                                                                                   Jürgen Fröhlich macht deutlich: „Die
                                                                                                                   Deponiekapazitäten in NRW werden
                                                                                                                   trotz einer 80-prozentigen Recycling-
                                                                                                                   quote bedrohlich knapp. Wenn alle
                                                                                                                   Verantwortlichen jetzt nicht reagieren,
                                                                                                                   dann haben wir bald keinen Platz mehr,
                                                                                                                   um mineralische Abfälle aus ambitio-
                                                                                                                   nierten Stadtentwicklungskonzepten,
                                                                                                                   Sportplatz- und Schulsanierungen
                                                                                                                   sowie dringend benötigten Straßen-
                                                                                                                   sanierungen zu beseitigen.“ Wichtige
                                                                                                                   Infrastrukturvorhaben könnten dann
                                                                                                                   nicht mehr umgesetzt werden. „Die
                                                                                                                   jüngste Flutkatastrophe und die von ihr
                                                                                                                   zurückgelassenen Berge von Sperrmüll
                                                                                                                   und verschlammtem Bauschutt zeigen
                                                                                                                   wie ein Brennglas die besondere gesell-
                                                                                                                   schaftliche Bedeutung von Entsorgungs-
                                                                                                                   anlagen für das Gemeinwohl.“ Der
                                                                                                                   Sperrmüll könne im Abfallkraftwerk
                                                                                                                   umweltfreundlich zu Strom und Wärme
                                                                                                                   verwertet werden, für alle mineralischen
                                             Sinnbild für Wandel: die stillgelegte Zentraldeponie Castrop-Rauxel   Abfälle, die nicht mehr verwertet
                                             – hier begutachtet von Standortleiter Holger Kleinschmidt.            werden können, seien Deponien
                                                                                                                   notwendig.

                    nien auch für den Strukturwandel und            neue Schulen, sanierte Kindergärten,
                    den Fortschritt im Vest wichtig sein?           Straßen, Brücken. Bei Bau- und Sanie-                                i

                                                                                                                                                                 INFO  i

                                                                    rungsmaßnahmen fallen große Mengen             Die AGR Gruppe spart durch stoffliches Recycling
                    Deponien für Fortschritt                        mineralischer Abfälle an, die naturge-
                                                                                                                   sowie Strom- und Wärmeerzeugung aus ther-
                                                                                                                   mischem Recycling und Deponiegasverwertung
                    „Wer Neues schaffen will, benötigt              mäß nicht thermisch und auch sonst             pro Jahr rund 400.000 Tonnen CO2-Äquivalente
Foto: Udo Geisler

                    Platz für das Alte!“, erläutert Dr. Jürgen      nicht weiterverwertet werden können –          und betreibt zwei aktive Deponien (davon eine in
                                                                                                                   Datteln) und fünf stillgelegte (darunter eine in Cast-
                    Fröhlich, Leiter der Unternehmenskom-           weil sie sich entweder bautechnisch
                                                                                                                   rop-Rauxel). Seit 2015 sucht die AGR nach neuen
                    munikation der AGR: „Soll heißen: Jeder         nicht eignen oder aus Umweltsanierungs-        Standorten für Deponien.
                    möchte gerne neue Mietwohnungen,                maßnahmen stammen. Diese Abfälle               www.agr.de
Über die Theaterbühne
zurück ins Leben
       „Für mich ist dieses Theaterprojekt eine ganz besondere
Maßnahme, durch die sich für mich persönlich sehr viel
verändert hat“, sagt Patrick Nüsse. „Am Anfang hatte ich ganz
wenig Selbstvertrauen und war generell sehr unsicher. Aber
mittlerweile traue ich mir schon viel mehr zu.“ Eigentlich
einfache Dinge, wie beispielsweise morgens aufzustehen
oder pünktlich in einem bestimmten Bus zu sitzen, waren
krankheitsbedingt extreme Herausforderungen für ihn. Und
auch sein Hobby, das Gitarrespielen, konnte er nicht mehr
ausüben. Ein normaler Arbeitsalltag? Für ihn undenkbar.

Freiwillig, flexibel und ohne Druck
Über das Jobcenter Kreis Recklinghausen kam Patrick Nüsse
dann in Kontakt mit dem theaterpädagogischen Projekt
work:ART, das Menschen in besonderen persönlichen Belas-
tungssituationen über die Dauer von neun Monaten dabei hilft,
sich aus ihrer Situation zu lösen und wieder mehr am (Arbeits-)
Leben teilzuhaben. „Über das Theaterspielen bekommen die
Menschen die Möglichkeit, sich zu öffnen, wieder aktiv zu
werden und ihr Selbstbewusstsein zu stärken“, erklärt
Sebastian Hofsäss von der Jobcenter-Fachstelle für Arbeits­
suchende mit Rehabilitations-Bedarf oder besonderen gesund-
heitlichen Einschränkungen (Reha/SB), der das Projekt betreut.
„Gemeinsam mit den Theaterpädagogen und Jobcoaches des
Projektpartners ‚defakto‘ arbeiten die Teilnehmenden ganz
individuell an den Dingen, die sie belasten. Ziel ist es, sie zu
stabilisieren, zu stärken, ihnen Selbstvertrauen zu geben und
sie im besten Fall direkt in eine Beschäftigung zu vermitteln,
die ihnen ein selbstständiges, unabhängiges Leben ermöglicht.“
Im Laufe der Zeit hat er dabei viele beeindruckende Entwick-
lungen von Menschen mit unterschiedlichsten Belastungen
miterlebt. „Es ist schon grandios zu sehen, wenn jemand,
der beispielsweise unter einer Sozialphobie leidet, auf einmal
als Moderator vor Publikum durch ein Theaterstück führt“,
sagt er. Und genau diese persönlichen Weiterentwicklungen
sind es auch, die die Teilnehmenden untereinander
motivieren, wie Patrick Nüsse findet.

Für mehr Selbstsicherheit
So ist sein Schauspielkollege Dariusz Stankiewicz mit
verantwortlich dafür, dass der junge Mann wieder Perspektiven

22 23
Das Thema

                          Wenn sich Lebenssituationen verändern, ist das für
                          manche Menschen eine große Belastung. Oft ist der
                          Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt dann eine enorme
                          Hürde. Ein theaterpädagogisches Integrationsprojekt
                          des Jobcenters Kreis Recklinghausen bietet Hilfe.

                                                               in seinem Leben sieht. „Dariusz hat das
                                                               Theaterprojekt zusammen mit mir im
                                                               April dieses Jahres angefangen,
                                                               und ab Mitte August hat er einen festen
                                                               Arbeitsplatz. Das motiviert mich, weiter
                                                               an meinen Zielen zu arbeiten“, sagt er.
                                                               Und auch für Dariusz Stankiewicz hat
                                                               das Theaterprojekt mehr als einen
                                                               positiven Effekt gehabt, wie der gebür­tige
                                                               Pole erzählt: „Ich freue mich jedes Mal,
                                                               wenn wir uns zum Proben treffen. Ich
                                                               komme gerne her, weil ich hier viele soziale
                          Durch äußere                         Kontakte habe, noch besser Deutsch
                          Verwandlung zur                      lerne und auf Menschen treffe, die mich
                          inneren: Dariusz                     verstehen. Das hat mir viel Kraft gegeben
                          Stankiewiecz (li.)
                          und Patrick Nüsse
                                                               und mir dabei geholfen, mein Ziel zu
                          tanken durchs                        erreichen: eine feste Arbeitsstelle zu
                          Schauspielern neues                  finden. Für mich ist das ein großes Glück“,
                          Selbstbewusstsein.
                                                               sagt er. Auch Jobcoach Thomas Bauer von
                                                               „defakto“ glaubt an die Kraft der Gemein-
                                                               schaft. „Im Eins-zu-eins-Coaching gehen
                                                               wir sehr individuell auf die Teilnehmen-
                                                               den und ihre besonderen Bedürfnisse ein,
                                                               um ihnen allen eine Perspektive zu geben.
                                                               Trotzdem spielt ihre gegenseitige Unter-
                                                               stützung eine entscheidende Rolle, denn
                                                               das gibt allen das Gefühl, nicht allein zu
                                                               sein. Und das ist sehr wichtig“, erklärt er.
                                                               Dass das gemeinsame Theaterspielen den
                                                               Teilnehmenden zu einem Lebenswandel
                                                               im positiven Sinne verhilft, zeigt sich am
                                                               Ende eines jeden Projekts: Wenn die
                                                               Schauspieler ihr Stück aufgeführt haben
                                                               und die strahlenden Gesichter aus dem
                                                               Publikum in strahlende Gesichter auf der
                                                               Bühne schauen. 
Foto: Volker Beushausen

                                                                                           Dr. Felicitas Bonk

                                                                                    i

                                                                                                        INFO   i

                                                               Jobcenter Kreis Recklinghausen
                                                               Fachstelle Reha/SB
                                                               Sebastian Hofsäss
                                                               Sebastian.Hofsaess@vestische-arbeit.de
Schritt in die
                       Veränderung
          Glücksspiel, Alkohol, Medikamente, Gaming –
        jeder Weg aus der Sucht beginnt mit einem ersten
         Schritt. Marion F.* hat ihn geschafft. Sie wandte
              sich an die Fachstelle Sucht in Herten.

  „Ich stand damals schon weit
  über der Kippe. Hätte ich den
 Absprung nicht geschafft, hätte
ich sowohl meine Arbeit als auch
  meine Ehe verloren – und ich
wusste, dass ich das nicht wollte.“

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DAS THEMA

                                „Es drehte sich alles nur noch           sorgfältig die Problematik, weitere              peutische Ansatz entscheidend: „Ich
                          um Geheimhaltung. Mein typischer               Schritte werden gemeinsam besprochen.            habe in der Therapie viel über mich
                          Alltag war geprägt von Lügen und               „Unser Programm umfasst eine voll-               gelernt. Ich habe mich mit meiner
                          der Angst aufzufliegen, obwohl die             ständig begleitete, ambulante medizi-            Vergangenheit auseinandergesetzt
                          Menschen um mich herum längst                  nische Rehabilitation, bestehend aus             und gelernt, Auslöser zu erkennen,
                          wussten, was mit mir los war.“ Marion          professioneller Diagnostik, Therapie mit         um mich zu regulieren. Auch mein
                          war über zehn Jahre alkoholabhängig.           ärztlicher Begleitung und Nachsorge.             privates Umfeld geht jetzt anders
                          Mithilfe einer ambulanten Reha bei             So können Menschen, ohne ihren Beruf             mit meiner Krankheit um.“ Sowohl
                          der Fachstelle Sucht in Herten                 und ihr gewohntes Umfeld aufgeben zu             Individuelle Verhaltenstherapie als
                          schaffte sie vor zwei Jahren die               müssen, nachhaltig rehabilitieren.“ Ein          auch Gruppensitzungen mit Super-
                          entscheidende Kehrtwende. „Die                 Angebot, das besonders von Erwerbs-              vision werden in der Fachstelle
                          erste Überwindung war bis heute das            tätigen und Menschen mit Pflegefällen            Sucht angeboten. „Am Ende wollte
                          Allerschwerste: sich einzugestehen,            in der Familie in Anspruch genommen              ich meine Sitzungen gar nicht mehr
                                                                                                                          verlassen, so sehr habe ich meine
                                                                                                                          Gruppe geliebt“, erzählt Marion
                                                                                                                          schmunzelnd.

                                                                                                                          Offene Atmosphäre
                                                                                                                          „Dies ist natürlich so gewollt“, erklärt
                                                                                                                          Angela Buschmann-Rorowski.
                                                                                                                          „Gemeinschaft und Vertrauen wirken
                                                                                                                          sich wesentlich auf unsere Erfolge
                                                                                                                          aus.“ Während Corona habe man zu-
                                                                                                                          dem das digitale Angebot erweitert.
                                                                                                                          „Wir haben neben den bereits be-
                                                                                                                          stehenden Präsenzgruppen das An-
                                                                                                                          gebot einer Online-Selbsthilfegruppe
                                                                                                                          entwickelt, die sich regelmäßig
                                                                                                                          donnerstags um 19 Uhr per Video-
                                                                                                                          konferenz trifft und auch offen für
                                                                                                                          Neuaufnahmen ist. Der Kontakt
                           Die Fachstelle Sucht in Herten mit Ansprechpartnerin Angela Buschmann-Rorowski ist im          kann über uns hergestellt werden.“
                           Wesentlichen auf die Rehabilitationsbehandlung bei legaler Suchtmittelabhängigkeit speziali-   Die Absicht, etwas zu ändern, reiche
                           siert.
                                                                                                                          für den Anfang aus, wenn man sich
                          dass man ein Problem hat und                   wird. „Wir haben eine hohe Erfolgsquote“,        an die Suchtberatungsstelle in Herten
                          sich an jemanden wenden muss –                 erklärt Angela Buschmann-Rorowski.               wende. „Das ist der erste Schritt. Es
                          ich hatte einen Kloß im Hals, als              „Ich habe früher bei der Arbeit vieles           geht nicht immer nur um Abstinenz
                          ich damals den ersten Schritt                  über mich ergehen lassen, weil ich               und dauerhaften Verzicht, manchmal
                          durch die Tür tat.“                            immer dachte, ‚wenn ich alles mache,             reicht es auch aus, die dahinter-
                                                                         sagen die anderen nichts gegen mich              stehenden Trinkmotive zu klären
                          Im eigenen Umfeld bleiben                      und meine Launen‘“, erinnert sich Marion         und dadurch das Trinkverhalten
                          „Es ist normal, dass der erste Schritt         heute. Restalkohol mache aufgrund der            zu verändern.“           Dinah Bronner
                          die größte Anstrengung erfordert“,             Entzugserscheinungen sehr reizbar,
                          sagt Angela Buschmann-Rorowski,                erklärt Buschmann-Rorowski. Dazu
                          Ansprechpartnerin in der Fachstelle            kämen Schwitzen, Zittern und Schlaf-
                          Sucht in Herten. „Doch wenn der ge-            losigkeit. „Jetzt gehe ich ganz anders
                                                                                                                                                                   INFO
                          tan ist, gewinnen unsere Klientinnen           durchs Leben. Ich habe gelernt mich
                                                                                                                                            i                             i

                                                                                                                          Die Hertener Fachstelle Sucht ist eine
                          und Klienten schnell an Vertrauen.“            abzugrenzen und zu sagen, wenn ich               Einrichtung des Diakonischen Werks im
Fotos: Marco Stepniak

                          Einmal angekommen, starte das Pro-             etwas nicht machen möchte“, sagt                 Kirchenkreis Recklinghausen.
                          gramm behutsam und schrittweise.               Marion. „Ich muss mich nicht mehr
                                                                                                                          Angela Buschmann-Rorowski
                          In den ersten Begegnungen unter-               hinter Lügengebilden verstecken.“                a.buschmann-rorowski@diakonie-kreis-re.de
                          halte man sich und diagnostiziere              Für solche Fortschritte sei der thera-           www.diakonie-kreis-re.de

                        (*Name von der Redaktion geändert)
Die vielen Gesichter der

          „Wenn in den 1960er- und          die er heute noch ganz genau in Erinne-        Die Evolution der
70er-Jahren Samstagnachmittag Fuß-          rung hat. Prägend für seine Zeit an der        Stromversorgung
ball im Fernsehen lief und plötzlich        Spitze des Unternehmens waren jedoch
Stromausfall war – dann hatten wir ein      ganz andere Themen. Bei einem gemein-          „Für uns ist es heute ganz normal, dass
echtes Problem“, erinnert sich Artur Porr   samen Treffen mit seinen Nachfolgern           immer genau die Menge Strom aus
                                                                                                                                     Foto: Markus Mucha

(r.). Als damaliger Geschäftsführer der     Marlies Mathenia und Gisbert Büttner           der Steckdose kommt, die wir gerade
Hertener Stadtwerke musste er in diesem     (2. v. l.) sowie mit dem jetzigen Geschäfts-   brauchen. Oder dass zum Beispiel In-
Fall nämlich alle Hebel in Bewegung         führer Thorsten Rattmann (l.) blicken          dustriebetriebe an ein 10-kV-Stromnetz
setzen, damit der Strom so schnell wie      alle vier auf die energetische Revolution      in der sogenannten Mittelspannung
möglich wieder floss. Es sind Momente,      der letzten Jahrzehnte zurück.                 angeschlossen werden können.

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DAS THEMA

Energie
                                                                          Tage lag. Da haben sich schon mal die       mit ganz anderen Herausforderungen
                                                                          Leitungen verschoben und der Strom          zu tun hat als seine Vorgänger. „Elektro-
                                                                          war weg“, erinnert er sich.                 mobilität, Digitalisierung der Arbeits-
                                                                          1989, als Marlies Mathenia neben Artur      welt und der Energieversorgung sowie
                                                                          Porr zur Geschäftsführerin wurde, war       Klimaschutz und erneuerbare Energien
                                                                          eine sichere Stromversorgung längst         sind jetzt die wichtigsten Themen. Es
                                                                          gesetzt. „Artur hat in gewisser Weise       geht darum, dass wir uns als Energie-
                                                                          Pionierarbeit geleistet. Denn der prä-      versorger noch breiter aufstellen, dem
                                                                          gende energetische Fortschritt seiner       Wettbewerb standhalten und weiter für
                                                                          Amtsperiode war die Entwicklung weg         unsere Kunden als der vertrauensvolle
                                                                          von Kohleöfen hin zu Erdgas und Fern-       Partner attraktiv bleiben, der wir immer
                                                                          wärme – einer der größten Beiträge          waren“, sagt Thorsten Rattmann.
                                                                          zum Umweltschutz in Herten. Außer-
                                                                          dem hat er die erste Auskopplung von
                                                                                                                      Digital, zukunftsorientiert,-
                                                                          Strom und Fernwärme aus dem Roh-            menschlich
                                                                          stoffrückgewinnungszentrum in Herten        Vertrauen ist nicht das Einzige, was die
                                                                          in Verhandlungen mit den damaligen          vier miteinander verbindet. Es sind vor
                                                                          Geschäftsführern ermöglicht“, sagt sie.     allem Projekte, die sich über Dekaden
                                                                          Damit habe ihr Vorgänger, mit dem           erstrecken und an denen sie alle ihren
                                                                          sie anschließend elf Jahre lange die        Anteil haben. „Unsere Zeiten in der
                                                                          Doppelspitze der Stadtwerke gebildet        Leitung der Hertener Stadtwerke lassen
                                                                          hat, den Grundstein für sämtliche           sich nicht hart voneinander abgrenzen.
                                                                          Fortschritte der Energieversorgung          Etliche Projekte, die der eine begonnen
                                                                          in Herten gelegt.                           hat, wurden von den anderen weiter-
                                                                                                                      geführt. Und vieles haben wir auch
                                                                          Vorreiter beim Klimaschutz                  gemeinsam umgesetzt“, erklärt Gisbert
                                                                          Für Marlies Mathenia, die das Amt der       Büttner. Von 2004 bis 2013 war er an der
                                                                          Geschäftsführerin 2004 an Gisbert Büttner   Spitze des Unternehmens und hat in
                                                                          abgegeben hat, war Umweltschutz das         dieser Zeit etliche Herausforderungen
                                                                          prägende Thema. „Was mir besonders          erfolgreich gemeistert. „Die Entwicklung
                                                                          am Herzen gelegen hat, war unser Kon-       der Stadtwerke von einem reinen Ab-
                                                                          zept zur CO2-Einsparung. Wir waren die      rechnungsbetrieb zu einem kunden-
                                                                          ersten, die ein kommunales Energie-         orientieren Konzern und Energie-
                                                                          konzept entwickelt und in der ganzen        erzeuger waren ‚meine‘ Meilensteine als
                                                                          Republik bekannt gemacht haben.             Geschäftsführer. Aus energietechnischer
                                                                          In diesem Zuge wurde auch das erste         Sicht waren zudem die Beteiligungen
                                                                          Windrad in Herten erbaut, an dem alle       am Gasspeicher in Epe, am Gas- und
                                                                          Hertener Bürger, die Kunde der Stadt-       Dampfkraftwerk Hamm-Uentrop und
                                                                          werke waren, eine Beteiligung erwerben      am Offshore-Windpark vor Borkum sehr
                                                                          konnten. Dadurch ist auch der 'herten-      prägend“, sagt er. Wichtig war ihm,
                                                                          fonds' entstanden, der auch heute noch      zukunftsorientiert und vertrauensvoll zu
                                                                          je nach Kapitalbedarf angeboten wird“,      arbeiten – und das immer in enger Ab-
                                                                          erzählt sie.                                stimmung mit der “Mutter“ Stadt Herten
                                                                          Ein Projekt, das alle miteinander ver-      und den politischen Gremien. Neben
                                Vor 60 Jahren war das allerdings nicht    bindet, ist das Hertener Schwimmbad         aller Arbeit und Anstrengung zählt für
                                so. Da war man froh, wenn überhaupt       Copa Ca Backum. Was Artur Porr damals       die die Geschäftsführerinnen und Führer
                                irgendein Netz ausreichend vorhanden      in Kooperation mit Stadt, Bürgern und       die Verbundenheit zum Unternehmen.
                                war“, sagt Thorsten Rattmann, der seit    Mitarbeitern gebaut hat, kann heute         Energie hat viele Gesichter – die vier
Illustrationen: Jens Valtwies

                                2013 die Leitungsfunktion der Hertener    in der Verantwortung von Thorsten           sind definitiv vier davon. Dr. Felicitas Bonk
                                Stadtwerke innehat. So seien Strom-       Rattmann modernisiert und auf neues-
                                ausfälle in der Ära von Artur Porr noch   ten Stand der Energietechnik gebracht.
                                ganz normal gewesen. „Jede Woche gab      Denn Fortschritt ist bei den Hertener
                                es mindestens einen – was natürlich       Stadtwerken gesetzter Standard. Keine                         i

                                                                                                                                                            INFO   i

                                auch an den Bergbauarbeiten unter         Frage, dass der heutige Geschäftsführer     www.hertener-stadtwerke.de
Wandelbare Freizeit:
Follower statt Freunde?
Soziale Netzwerke statt Clique,
Videos streamen statt lesen,
chatten statt treffen – hat sich das
Freizeitverhalten von Jugendlichen
und jungen Erwachsenen gewandelt?
Wie diese Altersgruppe ihre Freizeit
gestaltet und was sie dabei bewegt,
erklärt Freizeitforscher Prof. Dr.
Ulrich Reinhardt im Interview.

VEST ERLEBEN: Wie verbringen junge      bis hin zum Fernsehen steht über allem.   Highlight zu Highlight. Bei Befragungen
Menschen ihre freie Zeit am liebsten?                                             wird dagegen oft die Sehnsucht nach
Prof. Dr. Ulrich Reinhardt: Besonders   Was ist in dieser Altersgruppe typisch    Erholung und Chillen geäußert. Ganz
die interaktiven Medien bilden den      für das Freizeitverhalten?                oben auf der Wunschliste steht nach
Freizeit-Hype dieser Generation. Die    Sobald eine Aktivität langweilig wird,    wie vor das Zusammensein mit Freunden.
Nutzung von Internet über Smartphone    sucht man sich Neues, springt von         Auch wollen junge Menschen aktiv und

28 29
DAS THEMA

                mehr unterwegs sein, setzen das aber       Gibt es dennoch Vorlieben, die gleich-            Zeit mit Freunden verbringen, das ist
                nicht wirklich um. Beispielsweise wird     geblieben sind?                                   nach wie vor ein wichtiger Aspekt bei
                statt erwünschter spontaner Treffen end-   Aktivitäten wie Freunde treffen und               der Freizeitgestaltung. Besonders nach
                los vorab per WhatsApp kommuniziert.       Sport treiben spielen für junge Menschen          Corona ist das Treffen in Kneipen
                Damit bewegen sich junge Menschen          nach wie vor eine Rolle. Aber die                 erneut im Kommen. Zusammensein
                in ihrem Freizeitverhalten zwischen        Konkurrenz neuer Freizeitmöglichkeiten            in lockerer, entspannter Atmosphäre
                Wunsch und Wirklichkeit.                   ist zu groß. Die Quantität dieser Unter-          und neue Leute außerhalb virtueller
                                                           nehmungen hat nachgelassen, sie wer-              Räume kennenlernen zu können
                           Stimmt es, dass die Medien-     den der Mediennutzung nachgeordnet.               spricht Jugendliche und junge
                           nutzung bei Jugendlichen                                                          Erwachsene durchaus an.
                           zugenommen hat?                 Wie steht es um die Bedeutung von
                           Ob Buch, Radio oder Fernse-     Cliquen und Gruppen von Gleichaltrigen?           Wie wird sich die Freizeitnutzung
                           hen – Kritik an der verstärk-   In den 1990er-Jahren hatten junge                 in dieser Altersgruppe in der Zukunft
                           ten Mediennutzung junger        Menschen zumeist eine feste Gruppe                entwickeln?
                           Menschen gab es immer.          oder Clique, in der sie sich bewegten.            Derzeit ist es im Trend, in seiner
                           Neu ist, dass die Medien-       Inzwischen spielen oft mehrere Gruppen            Freizeit möglichst nichts verpassen zu
                           nutzung von Internet über       an Gleichaltrigen eine Rolle. Diese               wollen. Es macht sich allerdings eine
                           Musik Streamen bis zu           suchen sich Jugendliche und junge                 Gegenbewegung bemerkbar, die erneut
                           Social-Media-Aktivitäten        Erwachsene flexibel und passend zu                ganz bewusst ihre Aufmerksamkeit
                           in der Freizeit deutlich in     ihren Interessen – sei es Sportart oder           auf ausgewählte Aktivitäten legt. Diese
                           den Vordergrund gerückt ist     PC-Spiel – und wechseln sie mit                   jungen Menschen wollen den Moment
                           und dass diese Betätigun-       wechselnden Interessen wieder.                    genießen und in ihrer Freizeit tun, was
                           gen täglich mehrere Stun-                                                         ihnen guttut.
                           den einnehmen.                  Inwieweit haben sich die Pandemie
                                                           und die damit zusammenhängenden                   Warum ist es notwendig, dass sich das
                           Verlagert sich Freizeit         Einschränkungen ausgewirkt?                       Freizeitverhalten wandelt und wo liegen
                           damit in virtuelle Räume?       Die Mediennutzung hat weiter zuge-                die Chancen der Veränderungen?
                           Freizeitaktivitäten spielen     nommen, beispielsweise durch Netflix              Stillstand ist Rückstand. Die verstärkte
                           sich teilweise nebeneinander    und Co. Digitale Treffen über Dienste             Nutzung neuer und interaktiver Medien
                           bei persönlichen Treffen        wie Zoom oder WebEx wurden ent-                   ist verbunden mit vielen positiven
                           und über virtuelle Kanäle       deckt. Diese werden aber nicht als Er-            Aspekten, ermöglicht Kommunikation
                           ab. Junge Menschen tun          satz betrachtet, sondern als Ergänzung.           und Verständigung, kann auf ihre
                           heute mehr in der gleichen      Persönliche Kontakte haben sich                   Weise Kreativität und Informations-
                           Zeit: Während man mit           während der Pandemie verändert:                   gewinn fördern.
                           Freunden einen Film             Junge Menschen verbringen teilweise               Das Interview führte Ramona Vauseweh.
                           schaut, wird gegessen,          mehr Zeit mit der Familie, gehen spa-
                           mit der besten Freundin         zieren, haben neue Hobbys entdeckt.
                           gechattet oder etwas auf
                                                                                                                                   i

                                                                                                                                                         INFO   i

                                                                                                             www.stiftungfuerzukunftsfragen.de
                           Instagram gepostet.             Welche Bedeutung haben Ausgehen                   www.freizeitmonitor.de
                                                           und speziell Treffen in Kneipen?                  www.zukunftserwartungen.de
                            Was ist die Ursache für
                            diese Veränderungen?
                            Historisch betrachtet war
                            Freizeit früher Erholung von                              Kurzvita
                            und für die Arbeit, später
                                                                                      Professor Dr. Ulrich Reinhardt, Jahrgang 1970, ist Wissenschaftlicher
                            Kontrast zu Arbeit, Schule                                Leiter der „Stiftung für Zukunftsfragen – eine Initiative von British
                            und Alltag. Heute gibt                                    American Tobacco“. Zudem hält er eine Professur für Empirische
                            Freizeit Raum für die Suche                               Zukunftsforschung am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule
                                                                                      Westküste in Heide. Sein Studium in Erziehungswissenschaften und
                nach Identifikation: Man ist nicht nur                                Psychologie hat der Wissenschaftler 1999 an der Universität Hamburg
                Schülerin oder Azubi, sondern auch                                    abgeschlossen. Anschließend begann als er als Promotionsstudent im
                Sportlerin, Gamer, Musiker, Influencerin                              damaligen „BAT-Freizeit-Forschungsinstitut“. Reinhardt ist verheiratet
Fotos: M.Kuhn

                                                                                      und hat zwei Kinder.
                etc. Außerdem dient Freizeit vermehrt
                der Kontaktpflege, natürlich auch über
                virtuelle Kanäle.
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