Immer am Ball bleiben - Wandelbar: Vest erleben
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
WALTROP ERLEBEN #3/2021 Das Stadtmagazin der Unternehmen mit Engagement für die Region Neu gewählt: Ungewöhnliche Berufswechsel Neu entdeckt: Kneipen und Cafés im Vest Wandelbar: Immer am Ball bleiben Ob Billard-Turnier oder Live-Gaming-Session: Im Yahoo bestimmt die Jugend, wo‘s lang geht. Mit von der Partie: Karim Ramdani (v.l.), Alina Straberg und Sophie Wald.
Kurzurlaub um die Ecke! Sauna und Wellness in Herten. Wohlgefühl garantiert. ... ankommen und loslassen! Über den Knöchel/Teichstraße • 45699 Herten Tel.: 0 23 66 / 30 73 25 • www.copacabackum.de
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit Veränderungen tun viele Menschen sich erst einmal ein wenig schwer. Und zugleich fasziniert uns, wenn Menschen es mit klaren Zielsetzungen und konsequentem Handeln schaffen, sich selbst persönlich zu verändern oder buchstäblich zu verwandeln. Manchen gelingt sogar noch mehr: Sie geben mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und Tatkraft Impulse auch für andere. Im besten Fall kommt so Bewegung in unser Miteinander – und jene Dynamik, die wir brauchen, um uns als Gesellschaft immer wieder neuen Situationen zu stellen und im positiven Sinne „wandelbar“ zu sein. Wandelbar: Das kann ganz wunderbar sein, und deshalb widmen wir diesem Thema unser neues Magazin. Wie schnell sich die Arbeitswelt verändert, haben wir alle in den vergangenen Jahren erlebt. Das fordert Berufstätige dazu auf, wandelbar zu sein, offen für Neues. Es birgt auch mehr Freiheit für die persönliche berufliche Entwicklung. Wir porträtieren Menschen aus dem Vest, die ihren alten Job an den Nagel gehängt haben und ganz neu angefangen sind. Sie berichten über ihre Motive und den Nutzen eines radikalen beruflichen Wandels. „Wandelbar kann ganz Auch die Innenstädte müssen wandelbar sein, um attraktiv zu bleiben. Der Siegeszug des Online-Handels erfordert neue Konzepte, damit Bürgerinnen und Bürger weiterhin gute wunderbar sein! Gründe haben, den Kern ihrer Stadt und ihre Stadtquartiere aufzusuchen. Eine lebendige Im besten Fall kommt Gastronomie, Wohn- und Bildungsangebote sowie qualitative Sortimente spielen dabei jene Dynamik in unser eine tragende Rolle. Beispiele aus unserer Stadt und dem Vest finden Sie im Heft ebenso Miteinander, die wir wie ein Interview mit dem Freizeitforscher Prof. Dr. Ulrich Reinhardt (Seite 28). brauchen, um uns neuen Situationen Immer stärker wandeln sich persönliche Lebensentwürfe. Alte Geschlechterrollen werden zu stellen.“ hinterfragt, neue Identitäten definiert, spielerisch oder auf Zeit verwandelt, in sozialen Netzwerken präsentiert oder sogar offensiv zur Diskussion gestellt. Das zeigt, wie facettenreich Persönlichkeiten sein können. Es erwartet Sie ein Heft voller überraschender Geschichten, mit denen wir Sie einladen möchten, das Wort „wandelbar“ als Stärke zu begreifen. Viel Vergnügen beim Lesen! Christa Stüve Dr. Michael Schulte Geschäftsführerin Diakonie im Vorstandsvorsitzender Kirchenkreis Recklinghausen Sparkasse Vest Recklinghausen Thorsten Rattmann Stefan Prott Geschäftsführer Verleger Hertener Stadtwerke GmbH WALTROP ERLEBEN
WALTROP ERLEBEN INHALT #3/2021 AKTUELLES Das Bild: Schiffsmodelbau 06 DAS THEMA Vom Wandel im Jugendcafé 12 Vom Senioren- zum Stadtteilzentrum 16 Vom Mann zum Ich 18 Von der Deponie zum Biotop 20 Von der Isolation ins Leben 22 Von der Sucht in die Freiheit 24 Vom Abrechner zum Versorger 26 VEST ERLEBEN Kneipen: Tradition und Wandel 32 All for Vest Future 34 Gewinnspiel: Lösen und gewinnen 37 Ein Freizeitbad erfindet sich neu 38 Highlights 40 Wandelbar Termine 42 Kultur, Vereine, Orte, Menschen: Wie Veränderun- BESSER LEBEN gen neue Impulse bringen – Mehr Nutzen vom Onlinebanking 48 unser Thema: Mit Mut zum Jobwechsel 50 ab Seite 12 MENSCHEN Digitalisierung Wie sich Freizeitgestal- Besonderer Arbeitsplatz 54 tung über Generationen Stolpersteine 56 verändert: Curry Heini 62 Seite 28 IMPRESSUM Chefredaktion: Stefan Prott (V.i.S.d.P.), s.prott@rdn-online.de Titelfoto: Volker Beushausen Layout: Jens Valtwies, Karl-Hermann Ihre Herausgeber: Sparkasse Vest Recklinghausen; www.sparkasse-re.de WALTROP ERLEBEN Redaktion: Hildebrandt, Lars Morawe Hertener Stadtwerke GmbH; www.hertener-stadtwerke.de Ausgabe 3-2021 Jennifer von Glahn, Jonas Alder, Jana Leygraf, Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen; www.diakonie-kreis-re.de Satz + Litho: RDN Verlags GmbH, Jörn-Jakob Surkemper, Jana Lotter, Mine Öziri Typoliner Media GmbH, Recklinghausen Kooperationspartner: Verlag: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Jobcenter Kreis Recklinghausen RDN Verlags GmbH Redaktionsassistenz, Termine: AGR mbH Dr. Felicitas Bonk, Daniel Boss, Dinah Bronner, Katie Mahlinger, Sanja Nikolovski Anton-Bauer-Weg 6 · 45657 Recklinghausen Dagmar Hojtzyk, Michael Polubinski, André Przybyl, Emschergenossenschaft und Lippeverband Tel. 02361 490491-10 RDN Verlags GmbH Dr. Ramona Vauseweh, Claudia Schneider, Gregor Tel. 02361 490491-10 Auflage: 10.000 Exemplare Fax 02361 490491-29 Spohr, Gerd Eiben, Christine Alder, Eugen Holtkamp www.rdn-online.de k.mahlinger@rdn-online.de WALTROP ERLEBEN info@rdn-online.de Fotos: Markus Mucha, Volker Beushausen, André Chrost, Druck: newsmedia, 45768 Marl erscheint viermal jährlich Christian Kuck, Reiner Kruse, Marco Stepniak 04 05
MENSCHEN Verwand- lungskunst Wie Cosplayer in andere Charaktere schlüpfen: Seite 30 Beteiligung Wie Menschen die neue Emscher mitgestalten: Kuschelkurs Seite 60 Auf dem Milchhof Billmann sind Gäste im Stall willkommen: Seite 58
DAS BILD Im Maßstab 1:50 Als Reiner Hans sein erstes Modelschiff sah, war es direkt um ihn geschehen. „Das war Ende der 70er Jahre, da bin ich schnurstracks in ein Modelbauge- schäft und habe mich sofort in die ‚Seastar‘ verliebt“, sagt der heute 60-Jährige. Das damals 350-DM-teure Schiff hat der Liebhaber direkt nach Plan selbst gebaut. „Mein erstes Modelboot sah nicht ganz so aus, wie auf dem Karton, aber es hat funktioniert“, schmunzelt der Waltro- per. Heute hat der Modelbootliebhaber vier große Modelschiffe, zwei kleine, und ein Segelboot – sowie einen Haufen Gleichgesinnte. Denn 1997 hat Reiner Hans einen Verein gegründet, den Schiffsmodellbauclub Waltrop e. V., in dem sich schnell ein richtiger Freundeskreis zusammenfand. Die 25 Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Fahren am Kanal. „Wir haben unser 11.000 Quadratmeter großes Fahrge- wässer am Oberwasser Henrichenburg“, sagt Reiner Hans. Zum Hobby gehören nicht nur die sogenannten Schaufahr- ten, bei denen die schönen Modelle präsentiert werden, sondern auch immer neue Projekte, denn die Boote werden größtenteils selbst gebaut. „Das dauert manchmal Monate und länger, denn wir messen Originalboote in ihren Heimathäfen aus, um sie im Maßstab 1:50 nachzubauen“, erklärt Reiner Hans. Das ist aber keine Voraussetzung: Wer mag, kann auch ein Model aus dem Geschäft fahren lassen. Neue Mitglieder, insbesondere Kinder und Jugendliche, sind herzlich willkommen! Jennifer von Glahn i INFO i www.smc-waltrop.jimdofree.com Foto: Hans Blossey Foto: André Chrost
Wunderschöne Naturlandschaft Zu einer ca. 14 Kilometer langen Rundwanderung durch das Holzkunst am Wegesrand zu entdecken, einen i INFOi herrliche Waldgebiet Haard lädt das Stadtmarketing der Stadt Findling aus der Eiszeit und sogar ein Relikt Sonntag, 10. Oktober, 11 Uhr, ab Wanderparkplatz Datteln gemeinsam mit der VHS ein. Dabei genießen die Teil- einer alten Raketenstation. Aber hauptsächlich „Sportplatz Ahsen“. nehmenden die wohltuende Waldatmosphäre und erkunden die geht es darum, die wundervollen Momente in Anmeldung an schöne Landschaft entlang des Hohe-Mark-Steigs. Verschnör- der Natur zu genießen. Nach einer ausgiebigen stadtinfo@stadt-datteln.de oder unter 02363 107383. kelte Wege auf weichen Waldpfaden führen an interessanten Rast wandern die Teilnehmenden die letzten Wissensstationen vorbei. Weiter führt die Wanderung zum Ge- Kilometer durch weitere Wald- und Wiesenab- lände der ehemaligen Ahsener Fischteiche, es gilt, die skurrile schnitte, bis sie wieder das Ausgangsziel erreichen. Keine News und Termine mehr verpassen! Fotos: RVR/Wiciok, Oscar Helgstrand, Andy Kuzma Jetzt anmelden für unseren WALTROP ERLEBEN-Newsletter! Jeden Freitag gibt es spannende Storys, Tipps fürs Wochenende und Freizeitaktivitäten aus dem ganzen Vest. Mit unserem kostenlosen WALTROP ERLEBEN-Newsletter sind Sie perfekt mit Infos versorgt. Direkt anmelden auf vesterleben.de Die Anmeldung zum Newsletter finden Sie ganz unten auf unserer Seite! i INFO i www.waltrop-erleben.de 08 09
AKTUELL Projekt „10.000 Klimabäume“ Am Samstag, 30. Oktober, verteilt Datteln in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (RVR), der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“, der Emschergenossenschaft und 42 weiteren Kommunen insgesamt 10.000 Klimabäu- me. Datteln ist mit einer Verteilerstelle und mehr als 200 Klimabäumen beim Projekt dabei. Für die Patenschaften werden ab sofort private Haus- und Grundstückseignerinnen und -eignerinnen gesucht. Wer eine Baumpatenschaft auf seinem Grundstück übernehmen möchten, kann sich über klimabaeu- me.ruhr mit Kontaktdaten und einem Bild vom Pflanzort bewerben. Bei den Klimabäumen handelt es sich um Apfel-, INFO Birnen-, Kirsch- und i i klimabaeume.ruhr Pflaumenbäume, die Abgeholt werden kann der neben ihrem positiven Baum am Samstag, 30. Beitrag zum Klima, Oktober in Datteln beim Kommunalen Servicebetrieb auch gesunde Früchte Datteln – KSD, liefern. Emscher-Lippe-Straße 12 Die Bäume, der Wald und ich Eine Waldbegegnung im Herbst gibt es am Montag, 25. Oktober, ab 14 Uhr. Das Angebot richtet sich an Familie mit Kindern und pädagogische Fachkräfte. Der Wald spendet uns Luft, bietet Lebensraum, Erholung und Entspannung. Die Waldbegegnung greift das auf, ‚Waldbaden‘ ist ein Teil davon.Bei dieser Exkursion geht es um neue Erfahrungen mit dem Wald. Angeleitet vom Förster und zertifiziertem Waldpädagogen erlernen die Teilnehmenden einfache Übungen und Spiele, die man später immer wieder mit den Kindern durchführen kann. Treffpunkt ist der Parkplatz Sportzentrum Nord, Friedhofstraße in Waltrop. Eine vorherige Anmeldung bei der VHS i INFOi ist erforderlich. vhs-waltrop.de
Erfolgreicher Abschluss Die Anforderungen der Ausbildung und die Verantwortung als Erziehende miteinander vereinbaren: Das ermöglicht eine Ausbildung in Teilzeit. Ein erfolgreiches Kooperations- Modell im Kreis Recklinghausen ermöglicht es Alleinerziehenden, einen vollwertigen Berufsabschluss in einer Teilzeit-Ausbildung zu erlangen. Dabei erhalten die Teilnehmenden in der dreijährigen Ausbildungszeit die notwendige Unterstützung, etwa bei der Kinderbetreuung, beim Unterricht sowie in Krisensituationen. Die Ausbildung erfolgt in den Verwaltungen der Städte sowie des Kreises, die hierfür zusätzliche Ausbildungs- plätze zur Verfügung stellen. Der sehr hohe Anteil an erfolgreichen Abschlüssen und direkten Weiterbeschäftigungen zeigt, dass beide Seiten profitieren: Den Allein- erziehenden bietet die Teilzeit-Ausbildung eine solide und nachhaltige berufliche Perspektive, und die ausbildenden Ver- waltungen finden zugleich gut qualifizierte, motivierte Fachkräfte für ihren aktuellen und künftigen Personalbedarf. Musik in allen Formen: Ab auf die Bühne! Beim Sparkassen-Clubraum-Contest können sich junge Bands live vor Publikum i INFO i www.teilzeitausbildung.info präsentieren. Die Termine, bei denen die Bands die Bühnen rocken, stehen zu großen Teilen fest (Programmänderungen vorbehalten): Den Auftakt machten „Skittle Alley“ und „Agador Spartacus“ am 1. Oktober im Jugendcafé BoGis in Castrop-Rauxel. Am Freitag, 15. Oktober, steigt ein Konzert im Jugendcafé Yahoo in Waltrop. Am Samstag, 20. November, geht es weiter im JuKuZ Hagenbusch in Marl. Dort spielen „Schockromantik“, „Bexy Sitch“ und „Beyond Matters“. Die Bands für Samstag, 22. Januar 2022, stehen auch schon fest: „At nine“, „Unforged“ und „Strommasten“ spielen im JAM in Datteln. Am Samstag, 12. Februar 2022, geben sich „Colors of Noise“, „El Mobileh“ und „Naia Skaia“ in der Altstadtschmiede in Recklinghausen die Ehre. Im Jugendzentrum Südpol in Recklinghausen-Süd steigt das Clubraum-Konzert am Samstag, 12. März. Das letzte Konzert vorm Finale findet am Samstag, 2. April, im Jugendzentrum Joe´s in Oer-Erkenschwick statt. Das Publikum entscheidet zusammen mit einer Fachjury darüber, wer ins große Sparkassen-Clubraum-Finale im Mai 2022 einzieht. i INFO i Der aktuellste Stand unter: www.sparkasse-clubraum.de 10 11
AKTUELL Recklinghäuser Werkstätten mit neuem Erscheinungsbild Die Recklinghäuser Werkstätten sind genau das, was Sie erwarten: eine Einrichtung, in der Menschen mit und ohne Behinderung im Team arbeiten. Und sie sind doch ganz anders, als Sie denken. Ein moderner Produktions- betrieb für Industrie, Handel und Dienstleistung. Und gleichzeitig ein erfolgreicher Dienstleister für Rehabilitation, berufliche Integration und Inklusion. Mit der neuen Kampagne, einem frischen Design und neuer Ausrichtung wollen die Recklinghäuser Werkstätten auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Vom Druck hochwertiger Print- medien im DruckWerk, dem Besticken oder Nähen von Textilien im Textilwerk bis hin zur Möbelanfertigungen im HolzWerk – verschaffen Sie sich gerne einen Überblick über die vielfältigen Dienstleistungen. i INFO i https://youtu.be/AvSXy2sTeB4 www.recklinghaueser-werkstaetten.de 20.000-Euro-Spende für den Kinder- und Jugendsport Die Förderung des Kinder- und Jugend- sports liegt den Hertener Stadtwerken am Herzen. Aus diesem Grund spendeten sie auch in diesem Jahr rund 20.000 Euro an die Hertener Sportvereine. Damit beteiligen sich die Stadtwerke am „Bündnis für den Sport in Herten“, das gemeinsam mit der Stadt Herten und dem Stadtsport- verband seit 2008 gelebt wird. Egal ob Leichtathletik, Turnen, Fußball, Handball oder Schwimmsport – zahl- reiche Sportvereine in Herten leisten Tag für Tag ehrenamtliche Arbeit, von 5 Euro vor. Zusätzlich unterstützen die Stadtwerke die allgemeine um Kinder und Jugendliche für den Sport und damit für einen gesunden Arbeit des Stadtsportverbands mit einer jährlichen Spende in Höhe von Lebensstil zu begeistern. Der Jugendzuschuss der Hertener Stadtwerke, 10.000 Euro. Dass das Geld sehr gut angelegt ist, davon konnten sich der in diesem Jahr wieder an rund 40 Vereine ausgezahlt wurde, leistet die Bündnispartner in diesem Jahr bei der Pferdesportgemeinschaft hierbei einen wertvollen Beitrag. „Die Stadtwerke sind ein Teil der Herten überzeugen. Zum Hintergrund: Stadt, Stadtsportverband und Hertener Gemeinschaft, wir gehören den Bürgerinnen und Bürgern Hertener Stadtwerke unterzeichneten 2015 dieser Stadt“, so Stadtwerke-Chef Thorsten Rattmann. „Die Unterstüt- eine neue Fassung des „Bündnisses für den zung der Sportvereine ist für uns eine Herzensangelegenheit.“ Das Sport in Herten“. 2008 wurde dieses Bündnis i INFO i Hertener Sport-Bündnis sieht für jugendliche Vereinsmitglieder (bis gegründet und hat sich die Förderung des www.hertener-stadtwerke.de einschließlich 17 Jahre) einen jährlichen Pro-Kopf-Zuschuss in Höhe Jugendsports zum Ziel gesetzt. www.psgherten.de
Das Thema: Wandelbar Foto: Volker Beushausen 12 13
DAS THEMA Ob aktiv, aus freien Stücken oder aus der Notwendigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen: Erst die Bereitschaft zur Veränderung macht uns wandelbar. Das kostet manchmal Überwindung, birgt aber Chancen – in unseren Innenstädten, bei Vereinen, in kulturellen oder sozialen Einrichtungen oder ganz persönlich. Jutta Metz und Kai Fiebig vom Jugendcafé Yahoo in Waltrop sorgen dafür, dass die Jugendarbeit in Bewegung bleibt.
Wenn Wandel zur Normalität gehört Jugendarbeit lebt von der Veränderung. Denn nichts ist so sehr im Fluss wie die Wünsche und Bedürfnisse junger Menschen. Das und warum gerade der Wandel den Reiz ihrer Arbeit ausmacht, erzählen Jutta Metz und Kai Fiebig vom Jugendcafé Yahoo in Waltrop. Fotos: Volker Beushausen 14 15
DAS THEMA „Bei der Zusammenarbeit mit Ju- gendlichen ist es immer wichtig, nicht stehenzubleiben. Als Sozialar- beiter oder Sozialpädagoge, der mit jungen Menschen arbeitet, muss ich „Viele Jugendliche wissen, wie diese ticken, was sie be- erkennen einen noch wegt und was gerade angesagt ist“, Jahre später auf der Straße. erklärt Kai Fiebig. Der Diplom-Sozial- Und das ist einfach toll.“ pädagoge ist seit 16 Jahren in der Ju- Jutta Metz, Sozialpädagogin gendarbeit tätig und weiß, wie wichtig es ist, offen für Neues zu sein. Vom Jugendzentrum zum kulturellen Freizeittreffpunkt Jugendcafé Yahoo begonnen und dabei Charme aus: zu sehen, wie die Jugend- Damit sei klar, dass auch die Jugend- einige Veränderungen miterlebt. lichen sich entwickeln, und sie auf arbeit selbst einem stetigen Wandel „Früher war hier am Standort zunächst ihrem Weg zu begleiten. Viele von unterworfen ist, ergänzt Jutta Metz. ein Jugendzentrum. 1997 hat dann das ihnen erkennen einen noch Jahre Vor über 28 Jahren hat sie ihre Arbeit Yahoo als Zentrum für jugendkulturelle später auf der Straße. Und das ist als Diplom-Sozialpädagogin im Veranstaltungen und Freizeitmöglich- einfach toll“, so der Sozialarbeiter. keiten eröffnet“, erinnert sie sich. Das Besondere: Von der ersten Idee bis zur Jeder Wandel Umsetzung waren Jugendliche aus braucht Rückhalt Waltrop maßgeblich in die Planung Eine Ansicht, die Jutta Metz nur bestä- mit einbezogen. tigen kann. „Die Jugendarbeit war für „Hintergrund dieser Herangehens- mich schon immer eine Passion. Mir weise war, dass es im Yahoo nun ein- war immer klar, dass das absolut der mal um Jugendliche geht. Also sollten richtige Beruf für mich ist“, sagt sie. sie auch selbst mitbestimmen, wie ihr Auch deswegen war die Leitung des Treffpunkt gestaltet wird“, erklärt Jutta Yahoo für sie immer von Freude ge- Metz. Nach einem umfangreichen prägt, was auch Kai Fiebig, der sich Umbau ist ein modernes und cooles den Posten seit einigen Wochen mit Zentrum herausgekommen, das genau- ihr teilt, schnell gemerkt hat. Denn so ist, wie junge Menschen es sich dass Jutta Metz so etwas wie die gute wünschen. Von Livekonzerten, Partys Seele des Jugendcafés ist, lässt sich oder Poetry-Slam in einem großen nicht leugnen. Veranstaltungssaal über entspannte Und das ist auch gut so. Auch wenn Abende mit Kicker und Billard bis hin das Yahoo seine Besucher nämlich zu geselligen Treffen mit Freunden bei weniger pädagogisieren, sondern mehr Getränken und Snacks gibt es heute al- kulturell unterstützen möchte, brau- les, woran Jugendliche Spaß haben. chen die jungen Menschen doch einen Und „alles“ bedeute auch wirklich alles. verlässlichen Ansprechpartner. Der ist „Wir stehen im stetigen Dialog mit unse- Jutta Metz schon immer gewesen – ren Besuchern und erfragen in regelmä- weil jeder Wandel auch einen Gegen- ßigen Abständen, welche Aktionen und spieler braucht: die sichere Konstante. Angebote es geben soll. Bei uns dürfen Dr. Felicitas Bonk die Gäste mitbestimmen, was Pro- gramm ist. Schließlich ist das Yahoo ja auch eigens für sie da“, sagt Kai Fiebig. Als neuer Mitarbeiter ist er der „Möglich- i INFO i Modern, zentral, jugendnah: Das macher“, der die Schnittstelle zwischen Jugendcafé Yahoo Yahoo ist ein beliebter Treffpunkt für Hochstraße 50 · 45731 Waltrop den Jugendlichen und dem Team des Jugendliche und junge Erwachsene Tel. 02309 76937 wie Alina Staberg (v.l.) ,Celine Pötzl, Yahoo bildet, immer mit Schwerpunkt Das Yahoo öffnet donnerstags und freitags von Alexander Bellini, Sophie Wald und auf der Beteiligung der jungen Menschen. 19 bis 00.00 Uhr, samstags von 19 Uhr bis 01 Uhr. Karim Ramdani. „Für mich macht auch gerade das den Einlass für Jugendliche ab 16 Jahren
Drei Menschen, stellvertretend für die Vielen, die das „neue“ Matthias-Claudius-Zentrum gestalten: Bärbel Preckel präsentiert die neue Garten- anlage, Matthias Frieds (M.) zeigt die neue Kapelle und Jörg Klomann (r.) das neue Cafè/Bistro „ Claudius“. Ein Zentrum in der Stadt Umbau und Wandel im Matthias-Claudius-Zentrum Der Der Duft von Kaffee und bahnbrechendes NRW-Modellprojekt, Während das durchschnittliche Ein- Waffeln weht frisch über die Terrassen- in dem Wohnen, Café, Schwimmbad, zugsalter früher um die 60 Jahre lag, halbinsel des Matthias-Claudius- Sauna und Kegelbahn zum festen liegt es inzwischen bei etwa 86. Heute Zentrum in Oer-Erkenschwick, das Interieur gehörten. Nicht wenige bleiben die Menschen möglichst lange mediterrane Flair streichelt das Gemüt. Kinder haben hier in der Therme zu Hause und werden dort versorgt. Die Neugestaltung des Eingangsportals schwimmen gelernt“, erzählt Jörg „Neben 143 vollstationären Plätzen und der Diakonie-Schankwagen mit Klomann, Geschäftsfeldleiter Gesund- bieten wir daher ein großes Spektrum an der freundlichen Bedienung laden nicht heit und Pflege der Diakonie im Unterstützungsleistungen wie häusliche nur Senioren und Seniorinnen zum Kirchenkreis Recklinghausen. Pflege-Diakoniestation, Tagespflege und Verweilen ein. Hell verputzte Fassade, Kurzzeitpflege“, erläutert Jörg Klomann glattes Steinplateau, bunte Stauden- Veränderte Altenpflege und ergänzt: „Unsere Beraterinnen bei pflanzen ringsum, auch im Innern hat „Was einen starken Wandel erfahren ‚pflegewege‘ beraten und unterstützen bei sich viel verändert. hat, sind die Rahmenbedingungen in allen Fragen rund um die Pflege.“ „Seit jeher gilt im Matthias-Claudius- der Altenpflege“, erklärt Bereichsleiter Zentrum der Ansatz, vielfältige Angebote Matthias Frieds. Die vollstationäre Großer Umbau unter einem Dach zu vereinen. Damals Aufnahme ist seit 1995 an einen Ein groß angelegter Umbau auf den in den 80ern startete das Haus als medizinischen Pflegegrad gekoppelt. Wohnebenen und im Erdgeschoss des 16 17
DAS THEMA Ein "gemütlicher und kulinarischer Ort": das neue Café/Bistro im Matthias-Claudius-Zentrum. Hauses geht nun, nach mehr als zwei und Bienenstock. „Nach der Einfüh- Zentrums profitieren“, wünscht sich Jahren, seinem Abschluss entgegen. rungsbegleitung durch einen professio- Klomann. „Wir möchten ein Treffpunkt Damit öffnet sich das Matthias-Claudi- nellen Imker produziert unsere Projekt- sein, aber auch ein Dienstleister für us-Zentrum auf neue Weise in die Stadt gruppe mittlerweile unseren Beratung und Pflege.“ Die Diakonie hinein und bietet den Bewohnerinnen eigenen Sonnendachhonig“, erzählt im Kirchenkreis plant im Matthias- und Bewohnern attraktive Möglichkeiten. Bärbel Preckel, Pflegedienstleiterin des Claudius-Zentrum weitere „Musik, Veranstaltungen und Ausstel- Hauses. Kräutergärten, Hochbeete, Beratungsangebote. lungen werden zukünftig ihren festen Vogelvoliere, Goldhamsterfreilauf – seit „Aktuell investieren wir stark in den Ort im Hause haben“, so Jörg Klomann. drei Jahren arbeiten vormals langzeit- digitalen Ausbau“, so Klomann. „Ende „Das neue Cafè/Bistro ‚Claudius‘ wird arbeitslose Menschen im Projekt MuTiQ des Jahres eröffnen wir unsere Modell- zum gemütlichen kulinarischen Ort, die im Matthias-Claudius-Zentrum. Sie wohnung, ein Projekt in Kooperation neu gestaltete Kapelle lädt zur Andacht gestalten den Garten und versorgen die mit der Ruhr Universität in Bochum.“ und zu Gottesdiensten ein.“ Mit vielen Kleintiere. „Zukünftig bringen wir Ausgestattet mit allen digitalen Assis- verschiedenen Angeboten möchte das noch mehr Leben ins Haus. Wir wollen tenzsystemen, die auf dem Markt sind, „neue“ Matthias-Claudius-Zentrum Schulen und Kindergärten in unseren können Menschen sich darüber infor- mehr sein als ein Altenheim: Ein Garten einladen“, sagt Anja Steindor, mieren, wie ein möglichst langes selb- lebendiger offener Ort, an dem die Projektleiterin. ständiges Leben im Alter möglich ist. Menschen unterschiedlichen Alters Dinah Bronner zusammenkommen. Die Zukunft im Blick „Wir möchten Seniorinnen und Senioren Mehr als ein Altenheim Foto: Markus Mucha sichtbarer machen, auch wenn sie Einmal durchs Haus, vorbei am komplett selbst keine Ausflüge mehr in die neu gestalteten Cafébereich, prägen Stadt unternehmen können“, sagt Hochbeete das Bild. Hier in der Garten- Jörg Klomann. „Der ganze Stadtteil soll i INFO i anlage befinden sich Vitamingarten von den neuen Möglichkeiten dieses www.diakonie-kreis-re.de
Knickkante Mit 19 Jahren spürt Queer-People wie er ge- Dominik, dass er sich nicht stalten die eigene Identität in eine Geschlechter- Stück für Stück, abgekoppelt Schublade stecken lassen davon, wie die Außenwelt möchte. Mann oder Frau, sie kategorisiert. die Frage ist für ihn absurd. Dominiks Sicht der Dinge ist Dominik ist queer und eindeutig: „Ich empfinde die bezeichnet sich selbst als Einordnung in Mann oder „genderfluid“. Damit steht Frau als überholt. Wenn ich er hinter der Botschaft, dass mich schminke und style, Geschlecht und die damit bin ich superglücklich – verbundene Identität nicht aber genauso gibt es Tage, statisch, sondern immer an denen ich sehr natürlich fließend sind. rumlaufe und dann wieder für die Außenwelt eher Mann oder Frau? männlich erscheine. Ich „Who cares“ mach‘s einfach so, wie ich Kurz vor seinem Abitur auf an dem Tag Bock habe.” dem Petrinum-Gymnasium Im Schminken und Stylen wird Dominik immer klarer, ist Dominik mittlerweile dass er den femininen An- professionell unterwegs. teil in seinem (biologisch) Als ausgebildeter Visagist männlichen Körper immer dreht er Schminktutorials stärker fühlt und er dieser für seine über 1.000 Follower Entwicklung nun auch auf Instagram. Auch große durch Styling und Schminke Unternehmen wie Douglas Ausdruck verleihen möchte. haben längst erkannt, dass Dominik steht damit für Dominik den Nerv junger den Vibe einer ganzen Kundinnen und Kunden Generation: einer, in der trifft. Aktuell unterstützt er Geschlechtsidentität jen- dort das Social-Media-Team seits binärer Strukturen und dabei, mit Schminktrends unabhängig vom biologi- möglichst viele in der schen Geschlecht stattfindet. Queer-Community zu Das vollständige Bild zählt! Um die Facetten eines Menschen zu sehen, braucht es einen Mann, Frau, differenzierten Blick. Hierfür einfach diese Gay, Trans: Doppelseite entsprechend der linken Grafik falten ... Ich bin Knickkante 18 19
Knickkante DAS THEMA erreichen. Dominik weiß, Teil aus kreativen Gleich- dass er in der privilegiertengesinnten, Musikerinnen Situation war, in einem und Musikern besteht, hat Umfeld groß geworden zu er ein stabiles Netzwerk, sein, in dem Toleranz und das ihm Halt gibt. Akzeptanz gelebte Werte „Seit ich klein bin, spiele sind. „Mir ist es daher nie ich Horn und Klavier und schwergefallen auszuleben, war lange sehr aktiv im was ich fühle.” Dominiks Schultheater.” Hier stand Eltern und Freunde hatte immer mein Talent im Vor- nie ein Problem mit dem dergrund, nicht die Frage sich zunehmend wandeln- nach meinem Geschlecht. „Ich weiß aber, dass leider viele andere Äußerlich nicht sein können, queer Lebende wie man innen fühlt, ist Trans- und schlimm. Das muss aufhören. Homosexuelle Dominik nicht so viel Glück haben wie ich und den Erscheinungsbild. noch immer unter Seine Eltern arbeiten beide Diskriminierung leiden – in kreativen Berufen. Domi- insbesondere in der eigenen niks Vater ist Zimmermann Familie. Das muss aufhören.” und seine Mutter Friseurin, Wenn Dominik heute das die sich mittlerweile viel Gefühl hat, dass jemand von seinen Schminktricks merkwürdig auf sein Äußeres inspirieren lässt. „Ich bin reagiert, provoziert er auch sehr dankbar, dass ich eine schon einmal. „Das ist eigen- wundervolle, unbeschwerte tlich nicht meine Art, aber Fotos: Markus Mucha Kindheit hatte. Meine Eltern in diesem Moment, ist es waren immer sehr unter- mir wichtig, mein Gegenüber stützend und liebevoll.” mit seinen Ängsten und Auch im Freundeskreis von seiner Intoleranz zu kon- Dominik, der zum großen frontieren." Mine Öziri Knickkante einfach ich
Platz schaffen für W Deponien lassen sich nach ihrer Stilllegung in Refugien für Flora und Fauna verwandeln. Es werden aber auch weiterhin dringend aktive Depo- nien für den Wandel im Ruhrgebiet benötigt. Doch was passiert heute mit den Abfällen, die früher deponiert wurden? Und warum bleiben Deponien nötig? Wie ist der Wandel der Abfall- und Kreislaufwirtschaft erfolgt? Ein wesentlicher Wendepunkt war das Deponierungsverbot unbehandelter Siedlungsabfälle (Hausmüll und Gewerbe- abfälle) im Jahr 2005. Im Vergleich zu damals wird heute ein zunehmender Teil der Abfälle über die Wertstofftonne recycled, und die Inhalte unserer grau- en Reststofftonne werden thermisch verwertet. In Abfallkraftwerken entsteht aus den nicht weiter verwertbaren Resten in der Verbrennung Strom und Wärme. Deswegen nennt die regionale Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhr- gebiet (AGR) mit Sitz in Herten die Restmülltonne auch „Energie-Tonne“. Aus der Schlacke, also dem, was bei der Verbrennung übrigbleibt, werden anschließend noch Metalle sortiert und recycled. Und auch der letzte Rest unserer grauen Abfalltonne könnte noch im Straßenbau eingesetzt werden. Allerdings ist dies gesetzlich nicht erlaubt, beziehungsweise es scheuen Die Abfall- und Kreislaufwirtschaft sich viele Kommunen, die Reste aus der Hausmüllverwertung einzusetzen. Und hat sich in den vergangenen Jahrzehn- so müssen diese letzten Reste unserer Abfälle sicher deponiert werden. ten stark gewandelt. Besonders deut- Win-win-Situation lich wird dies mit Blick auf Deponien, Im Vergleich zu den Mengen auf den alten Hausmülldeponien ist dies die wiederum selbst ein Garant für allerdings nur noch ein Bruchteil des ehemaligen Hausmülls. Die thermische Wandel sind – auch im Vest. Verwertung verringert also immens den Flächenverbrauch, den die ehemaligen Hausmülldeponien zu Haushalts- und Siedlungsabfällen hat gegenüber dem Niveau von Anfang der verzeichnen hatten. Und dem Klima sich die deutsche Abfallwirtschaft 90er Jahre eine Reduktion von fast 29 tut dies auch noch gut. Da die alten von einem Netto-Emittenten zu einem Millionen Tonnen beziehungsweise gut Hausabfälle nun nicht mehr auf Netto-Einsparer von Treibhausgasen 76 Prozent. Würden alle Branchen und Deponien vor sich hinfaulen, können gewandelt. Bis 2020 sanken die Emis- Sektoren den Ausstoß an klimaschäd- sie auch nicht mehr das klimaschäd- sionen der Abfallwirtschaft nach lichen Gasen im gleichen Umfang redu- liche Treibhausgas Methan emittieren. Schätzung des Bundesumweltamtes zieren, wären die Gesamtklimaziele der Mit dem Wechsel von der Deponierung auf nur noch rund neun Millionen Bundesregierung zum Jahr 2040 bereits hin zur thermischen Verwertung von Tonnen CO2-Äquivalente jährlich – heute erfüllt. Aber wieso sollten Depo- 20 21
DAS THEMA Wandel! müssen auf Basis des Kreislauf- wirtschaftsgesetzes zum Schutz von Mensch und Umwelt ordnungsgemäß deponiert werden.“ Zu wenig Deponien Und ein Blick auf die Stadtentwicklungs- konzepte der Kommunen macht den Sanierungsbedarf deutlich: Ehemalige Industrie- und Kraftwerksstandorte sollen zu Gewerbe- und Wohnräumen umgestaltet werden. Viele Straßen und Brücken müssen erneuert werden. Renaturierungsprojekte wie zum Beispiel bei der Emscher benötigen enorme Mengen von Ablagerungs- möglichkeiten für Bodenaushub, der aufgrund seiner Beschaffenheit nicht mehr wiederverwendet werden kann. Jürgen Fröhlich macht deutlich: „Die Deponiekapazitäten in NRW werden trotz einer 80-prozentigen Recycling- quote bedrohlich knapp. Wenn alle Verantwortlichen jetzt nicht reagieren, dann haben wir bald keinen Platz mehr, um mineralische Abfälle aus ambitio- nierten Stadtentwicklungskonzepten, Sportplatz- und Schulsanierungen sowie dringend benötigten Straßen- sanierungen zu beseitigen.“ Wichtige Infrastrukturvorhaben könnten dann nicht mehr umgesetzt werden. „Die jüngste Flutkatastrophe und die von ihr zurückgelassenen Berge von Sperrmüll und verschlammtem Bauschutt zeigen wie ein Brennglas die besondere gesell- schaftliche Bedeutung von Entsorgungs- anlagen für das Gemeinwohl.“ Der Sperrmüll könne im Abfallkraftwerk umweltfreundlich zu Strom und Wärme verwertet werden, für alle mineralischen Sinnbild für Wandel: die stillgelegte Zentraldeponie Castrop-Rauxel Abfälle, die nicht mehr verwertet – hier begutachtet von Standortleiter Holger Kleinschmidt. werden können, seien Deponien notwendig. nien auch für den Strukturwandel und neue Schulen, sanierte Kindergärten, den Fortschritt im Vest wichtig sein? Straßen, Brücken. Bei Bau- und Sanie- i INFO i rungsmaßnahmen fallen große Mengen Die AGR Gruppe spart durch stoffliches Recycling Deponien für Fortschritt mineralischer Abfälle an, die naturge- sowie Strom- und Wärmeerzeugung aus ther- mischem Recycling und Deponiegasverwertung „Wer Neues schaffen will, benötigt mäß nicht thermisch und auch sonst pro Jahr rund 400.000 Tonnen CO2-Äquivalente Foto: Udo Geisler Platz für das Alte!“, erläutert Dr. Jürgen nicht weiterverwertet werden können – und betreibt zwei aktive Deponien (davon eine in Datteln) und fünf stillgelegte (darunter eine in Cast- Fröhlich, Leiter der Unternehmenskom- weil sie sich entweder bautechnisch rop-Rauxel). Seit 2015 sucht die AGR nach neuen munikation der AGR: „Soll heißen: Jeder nicht eignen oder aus Umweltsanierungs- Standorten für Deponien. möchte gerne neue Mietwohnungen, maßnahmen stammen. Diese Abfälle www.agr.de
Über die Theaterbühne zurück ins Leben „Für mich ist dieses Theaterprojekt eine ganz besondere Maßnahme, durch die sich für mich persönlich sehr viel verändert hat“, sagt Patrick Nüsse. „Am Anfang hatte ich ganz wenig Selbstvertrauen und war generell sehr unsicher. Aber mittlerweile traue ich mir schon viel mehr zu.“ Eigentlich einfache Dinge, wie beispielsweise morgens aufzustehen oder pünktlich in einem bestimmten Bus zu sitzen, waren krankheitsbedingt extreme Herausforderungen für ihn. Und auch sein Hobby, das Gitarrespielen, konnte er nicht mehr ausüben. Ein normaler Arbeitsalltag? Für ihn undenkbar. Freiwillig, flexibel und ohne Druck Über das Jobcenter Kreis Recklinghausen kam Patrick Nüsse dann in Kontakt mit dem theaterpädagogischen Projekt work:ART, das Menschen in besonderen persönlichen Belas- tungssituationen über die Dauer von neun Monaten dabei hilft, sich aus ihrer Situation zu lösen und wieder mehr am (Arbeits-) Leben teilzuhaben. „Über das Theaterspielen bekommen die Menschen die Möglichkeit, sich zu öffnen, wieder aktiv zu werden und ihr Selbstbewusstsein zu stärken“, erklärt Sebastian Hofsäss von der Jobcenter-Fachstelle für Arbeits suchende mit Rehabilitations-Bedarf oder besonderen gesund- heitlichen Einschränkungen (Reha/SB), der das Projekt betreut. „Gemeinsam mit den Theaterpädagogen und Jobcoaches des Projektpartners ‚defakto‘ arbeiten die Teilnehmenden ganz individuell an den Dingen, die sie belasten. Ziel ist es, sie zu stabilisieren, zu stärken, ihnen Selbstvertrauen zu geben und sie im besten Fall direkt in eine Beschäftigung zu vermitteln, die ihnen ein selbstständiges, unabhängiges Leben ermöglicht.“ Im Laufe der Zeit hat er dabei viele beeindruckende Entwick- lungen von Menschen mit unterschiedlichsten Belastungen miterlebt. „Es ist schon grandios zu sehen, wenn jemand, der beispielsweise unter einer Sozialphobie leidet, auf einmal als Moderator vor Publikum durch ein Theaterstück führt“, sagt er. Und genau diese persönlichen Weiterentwicklungen sind es auch, die die Teilnehmenden untereinander motivieren, wie Patrick Nüsse findet. Für mehr Selbstsicherheit So ist sein Schauspielkollege Dariusz Stankiewicz mit verantwortlich dafür, dass der junge Mann wieder Perspektiven 22 23
Das Thema Wenn sich Lebenssituationen verändern, ist das für manche Menschen eine große Belastung. Oft ist der Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt dann eine enorme Hürde. Ein theaterpädagogisches Integrationsprojekt des Jobcenters Kreis Recklinghausen bietet Hilfe. in seinem Leben sieht. „Dariusz hat das Theaterprojekt zusammen mit mir im April dieses Jahres angefangen, und ab Mitte August hat er einen festen Arbeitsplatz. Das motiviert mich, weiter an meinen Zielen zu arbeiten“, sagt er. Und auch für Dariusz Stankiewicz hat das Theaterprojekt mehr als einen positiven Effekt gehabt, wie der gebürtige Pole erzählt: „Ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns zum Proben treffen. Ich komme gerne her, weil ich hier viele soziale Durch äußere Kontakte habe, noch besser Deutsch Verwandlung zur lerne und auf Menschen treffe, die mich inneren: Dariusz verstehen. Das hat mir viel Kraft gegeben Stankiewiecz (li.) und Patrick Nüsse und mir dabei geholfen, mein Ziel zu tanken durchs erreichen: eine feste Arbeitsstelle zu Schauspielern neues finden. Für mich ist das ein großes Glück“, Selbstbewusstsein. sagt er. Auch Jobcoach Thomas Bauer von „defakto“ glaubt an die Kraft der Gemein- schaft. „Im Eins-zu-eins-Coaching gehen wir sehr individuell auf die Teilnehmen- den und ihre besonderen Bedürfnisse ein, um ihnen allen eine Perspektive zu geben. Trotzdem spielt ihre gegenseitige Unter- stützung eine entscheidende Rolle, denn das gibt allen das Gefühl, nicht allein zu sein. Und das ist sehr wichtig“, erklärt er. Dass das gemeinsame Theaterspielen den Teilnehmenden zu einem Lebenswandel im positiven Sinne verhilft, zeigt sich am Ende eines jeden Projekts: Wenn die Schauspieler ihr Stück aufgeführt haben und die strahlenden Gesichter aus dem Publikum in strahlende Gesichter auf der Bühne schauen. Foto: Volker Beushausen Dr. Felicitas Bonk i INFO i Jobcenter Kreis Recklinghausen Fachstelle Reha/SB Sebastian Hofsäss Sebastian.Hofsaess@vestische-arbeit.de
Schritt in die Veränderung Glücksspiel, Alkohol, Medikamente, Gaming – jeder Weg aus der Sucht beginnt mit einem ersten Schritt. Marion F.* hat ihn geschafft. Sie wandte sich an die Fachstelle Sucht in Herten. „Ich stand damals schon weit über der Kippe. Hätte ich den Absprung nicht geschafft, hätte ich sowohl meine Arbeit als auch meine Ehe verloren – und ich wusste, dass ich das nicht wollte.“ 24 25
DAS THEMA „Es drehte sich alles nur noch sorgfältig die Problematik, weitere peutische Ansatz entscheidend: „Ich um Geheimhaltung. Mein typischer Schritte werden gemeinsam besprochen. habe in der Therapie viel über mich Alltag war geprägt von Lügen und „Unser Programm umfasst eine voll- gelernt. Ich habe mich mit meiner der Angst aufzufliegen, obwohl die ständig begleitete, ambulante medizi- Vergangenheit auseinandergesetzt Menschen um mich herum längst nische Rehabilitation, bestehend aus und gelernt, Auslöser zu erkennen, wussten, was mit mir los war.“ Marion professioneller Diagnostik, Therapie mit um mich zu regulieren. Auch mein war über zehn Jahre alkoholabhängig. ärztlicher Begleitung und Nachsorge. privates Umfeld geht jetzt anders Mithilfe einer ambulanten Reha bei So können Menschen, ohne ihren Beruf mit meiner Krankheit um.“ Sowohl der Fachstelle Sucht in Herten und ihr gewohntes Umfeld aufgeben zu Individuelle Verhaltenstherapie als schaffte sie vor zwei Jahren die müssen, nachhaltig rehabilitieren.“ Ein auch Gruppensitzungen mit Super- entscheidende Kehrtwende. „Die Angebot, das besonders von Erwerbs- vision werden in der Fachstelle erste Überwindung war bis heute das tätigen und Menschen mit Pflegefällen Sucht angeboten. „Am Ende wollte Allerschwerste: sich einzugestehen, in der Familie in Anspruch genommen ich meine Sitzungen gar nicht mehr verlassen, so sehr habe ich meine Gruppe geliebt“, erzählt Marion schmunzelnd. Offene Atmosphäre „Dies ist natürlich so gewollt“, erklärt Angela Buschmann-Rorowski. „Gemeinschaft und Vertrauen wirken sich wesentlich auf unsere Erfolge aus.“ Während Corona habe man zu- dem das digitale Angebot erweitert. „Wir haben neben den bereits be- stehenden Präsenzgruppen das An- gebot einer Online-Selbsthilfegruppe entwickelt, die sich regelmäßig donnerstags um 19 Uhr per Video- konferenz trifft und auch offen für Neuaufnahmen ist. Der Kontakt Die Fachstelle Sucht in Herten mit Ansprechpartnerin Angela Buschmann-Rorowski ist im kann über uns hergestellt werden.“ Wesentlichen auf die Rehabilitationsbehandlung bei legaler Suchtmittelabhängigkeit speziali- Die Absicht, etwas zu ändern, reiche siert. für den Anfang aus, wenn man sich dass man ein Problem hat und wird. „Wir haben eine hohe Erfolgsquote“, an die Suchtberatungsstelle in Herten sich an jemanden wenden muss – erklärt Angela Buschmann-Rorowski. wende. „Das ist der erste Schritt. Es ich hatte einen Kloß im Hals, als „Ich habe früher bei der Arbeit vieles geht nicht immer nur um Abstinenz ich damals den ersten Schritt über mich ergehen lassen, weil ich und dauerhaften Verzicht, manchmal durch die Tür tat.“ immer dachte, ‚wenn ich alles mache, reicht es auch aus, die dahinter- sagen die anderen nichts gegen mich stehenden Trinkmotive zu klären Im eigenen Umfeld bleiben und meine Launen‘“, erinnert sich Marion und dadurch das Trinkverhalten „Es ist normal, dass der erste Schritt heute. Restalkohol mache aufgrund der zu verändern.“ Dinah Bronner die größte Anstrengung erfordert“, Entzugserscheinungen sehr reizbar, sagt Angela Buschmann-Rorowski, erklärt Buschmann-Rorowski. Dazu Ansprechpartnerin in der Fachstelle kämen Schwitzen, Zittern und Schlaf- Sucht in Herten. „Doch wenn der ge- losigkeit. „Jetzt gehe ich ganz anders INFO tan ist, gewinnen unsere Klientinnen durchs Leben. Ich habe gelernt mich i i Die Hertener Fachstelle Sucht ist eine und Klienten schnell an Vertrauen.“ abzugrenzen und zu sagen, wenn ich Einrichtung des Diakonischen Werks im Fotos: Marco Stepniak Einmal angekommen, starte das Pro- etwas nicht machen möchte“, sagt Kirchenkreis Recklinghausen. gramm behutsam und schrittweise. Marion. „Ich muss mich nicht mehr Angela Buschmann-Rorowski In den ersten Begegnungen unter- hinter Lügengebilden verstecken.“ a.buschmann-rorowski@diakonie-kreis-re.de halte man sich und diagnostiziere Für solche Fortschritte sei der thera- www.diakonie-kreis-re.de (*Name von der Redaktion geändert)
Die vielen Gesichter der „Wenn in den 1960er- und die er heute noch ganz genau in Erinne- Die Evolution der 70er-Jahren Samstagnachmittag Fuß- rung hat. Prägend für seine Zeit an der Stromversorgung ball im Fernsehen lief und plötzlich Spitze des Unternehmens waren jedoch Stromausfall war – dann hatten wir ein ganz andere Themen. Bei einem gemein- „Für uns ist es heute ganz normal, dass echtes Problem“, erinnert sich Artur Porr samen Treffen mit seinen Nachfolgern immer genau die Menge Strom aus Foto: Markus Mucha (r.). Als damaliger Geschäftsführer der Marlies Mathenia und Gisbert Büttner der Steckdose kommt, die wir gerade Hertener Stadtwerke musste er in diesem (2. v. l.) sowie mit dem jetzigen Geschäfts- brauchen. Oder dass zum Beispiel In- Fall nämlich alle Hebel in Bewegung führer Thorsten Rattmann (l.) blicken dustriebetriebe an ein 10-kV-Stromnetz setzen, damit der Strom so schnell wie alle vier auf die energetische Revolution in der sogenannten Mittelspannung möglich wieder floss. Es sind Momente, der letzten Jahrzehnte zurück. angeschlossen werden können. 26 27
DAS THEMA Energie Tage lag. Da haben sich schon mal die mit ganz anderen Herausforderungen Leitungen verschoben und der Strom zu tun hat als seine Vorgänger. „Elektro- war weg“, erinnert er sich. mobilität, Digitalisierung der Arbeits- 1989, als Marlies Mathenia neben Artur welt und der Energieversorgung sowie Porr zur Geschäftsführerin wurde, war Klimaschutz und erneuerbare Energien eine sichere Stromversorgung längst sind jetzt die wichtigsten Themen. Es gesetzt. „Artur hat in gewisser Weise geht darum, dass wir uns als Energie- Pionierarbeit geleistet. Denn der prä- versorger noch breiter aufstellen, dem gende energetische Fortschritt seiner Wettbewerb standhalten und weiter für Amtsperiode war die Entwicklung weg unsere Kunden als der vertrauensvolle von Kohleöfen hin zu Erdgas und Fern- Partner attraktiv bleiben, der wir immer wärme – einer der größten Beiträge waren“, sagt Thorsten Rattmann. zum Umweltschutz in Herten. Außer- dem hat er die erste Auskopplung von Digital, zukunftsorientiert,- Strom und Fernwärme aus dem Roh- menschlich stoffrückgewinnungszentrum in Herten Vertrauen ist nicht das Einzige, was die in Verhandlungen mit den damaligen vier miteinander verbindet. Es sind vor Geschäftsführern ermöglicht“, sagt sie. allem Projekte, die sich über Dekaden Damit habe ihr Vorgänger, mit dem erstrecken und an denen sie alle ihren sie anschließend elf Jahre lange die Anteil haben. „Unsere Zeiten in der Doppelspitze der Stadtwerke gebildet Leitung der Hertener Stadtwerke lassen hat, den Grundstein für sämtliche sich nicht hart voneinander abgrenzen. Fortschritte der Energieversorgung Etliche Projekte, die der eine begonnen in Herten gelegt. hat, wurden von den anderen weiter- geführt. Und vieles haben wir auch Vorreiter beim Klimaschutz gemeinsam umgesetzt“, erklärt Gisbert Für Marlies Mathenia, die das Amt der Büttner. Von 2004 bis 2013 war er an der Geschäftsführerin 2004 an Gisbert Büttner Spitze des Unternehmens und hat in abgegeben hat, war Umweltschutz das dieser Zeit etliche Herausforderungen prägende Thema. „Was mir besonders erfolgreich gemeistert. „Die Entwicklung am Herzen gelegen hat, war unser Kon- der Stadtwerke von einem reinen Ab- zept zur CO2-Einsparung. Wir waren die rechnungsbetrieb zu einem kunden- ersten, die ein kommunales Energie- orientieren Konzern und Energie- konzept entwickelt und in der ganzen erzeuger waren ‚meine‘ Meilensteine als Republik bekannt gemacht haben. Geschäftsführer. Aus energietechnischer In diesem Zuge wurde auch das erste Sicht waren zudem die Beteiligungen Windrad in Herten erbaut, an dem alle am Gasspeicher in Epe, am Gas- und Hertener Bürger, die Kunde der Stadt- Dampfkraftwerk Hamm-Uentrop und werke waren, eine Beteiligung erwerben am Offshore-Windpark vor Borkum sehr konnten. Dadurch ist auch der 'herten- prägend“, sagt er. Wichtig war ihm, fonds' entstanden, der auch heute noch zukunftsorientiert und vertrauensvoll zu je nach Kapitalbedarf angeboten wird“, arbeiten – und das immer in enger Ab- erzählt sie. stimmung mit der “Mutter“ Stadt Herten Ein Projekt, das alle miteinander ver- und den politischen Gremien. Neben Vor 60 Jahren war das allerdings nicht bindet, ist das Hertener Schwimmbad aller Arbeit und Anstrengung zählt für so. Da war man froh, wenn überhaupt Copa Ca Backum. Was Artur Porr damals die die Geschäftsführerinnen und Führer irgendein Netz ausreichend vorhanden in Kooperation mit Stadt, Bürgern und die Verbundenheit zum Unternehmen. war“, sagt Thorsten Rattmann, der seit Mitarbeitern gebaut hat, kann heute Energie hat viele Gesichter – die vier Illustrationen: Jens Valtwies 2013 die Leitungsfunktion der Hertener in der Verantwortung von Thorsten sind definitiv vier davon. Dr. Felicitas Bonk Stadtwerke innehat. So seien Strom- Rattmann modernisiert und auf neues- ausfälle in der Ära von Artur Porr noch ten Stand der Energietechnik gebracht. ganz normal gewesen. „Jede Woche gab Denn Fortschritt ist bei den Hertener es mindestens einen – was natürlich Stadtwerken gesetzter Standard. Keine i INFO i auch an den Bergbauarbeiten unter Frage, dass der heutige Geschäftsführer www.hertener-stadtwerke.de
Wandelbare Freizeit: Follower statt Freunde? Soziale Netzwerke statt Clique, Videos streamen statt lesen, chatten statt treffen – hat sich das Freizeitverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gewandelt? Wie diese Altersgruppe ihre Freizeit gestaltet und was sie dabei bewegt, erklärt Freizeitforscher Prof. Dr. Ulrich Reinhardt im Interview. VEST ERLEBEN: Wie verbringen junge bis hin zum Fernsehen steht über allem. Highlight zu Highlight. Bei Befragungen Menschen ihre freie Zeit am liebsten? wird dagegen oft die Sehnsucht nach Prof. Dr. Ulrich Reinhardt: Besonders Was ist in dieser Altersgruppe typisch Erholung und Chillen geäußert. Ganz die interaktiven Medien bilden den für das Freizeitverhalten? oben auf der Wunschliste steht nach Freizeit-Hype dieser Generation. Die Sobald eine Aktivität langweilig wird, wie vor das Zusammensein mit Freunden. Nutzung von Internet über Smartphone sucht man sich Neues, springt von Auch wollen junge Menschen aktiv und 28 29
DAS THEMA mehr unterwegs sein, setzen das aber Gibt es dennoch Vorlieben, die gleich- Zeit mit Freunden verbringen, das ist nicht wirklich um. Beispielsweise wird geblieben sind? nach wie vor ein wichtiger Aspekt bei statt erwünschter spontaner Treffen end- Aktivitäten wie Freunde treffen und der Freizeitgestaltung. Besonders nach los vorab per WhatsApp kommuniziert. Sport treiben spielen für junge Menschen Corona ist das Treffen in Kneipen Damit bewegen sich junge Menschen nach wie vor eine Rolle. Aber die erneut im Kommen. Zusammensein in ihrem Freizeitverhalten zwischen Konkurrenz neuer Freizeitmöglichkeiten in lockerer, entspannter Atmosphäre Wunsch und Wirklichkeit. ist zu groß. Die Quantität dieser Unter- und neue Leute außerhalb virtueller nehmungen hat nachgelassen, sie wer- Räume kennenlernen zu können Stimmt es, dass die Medien- den der Mediennutzung nachgeordnet. spricht Jugendliche und junge nutzung bei Jugendlichen Erwachsene durchaus an. zugenommen hat? Wie steht es um die Bedeutung von Ob Buch, Radio oder Fernse- Cliquen und Gruppen von Gleichaltrigen? Wie wird sich die Freizeitnutzung hen – Kritik an der verstärk- In den 1990er-Jahren hatten junge in dieser Altersgruppe in der Zukunft ten Mediennutzung junger Menschen zumeist eine feste Gruppe entwickeln? Menschen gab es immer. oder Clique, in der sie sich bewegten. Derzeit ist es im Trend, in seiner Neu ist, dass die Medien- Inzwischen spielen oft mehrere Gruppen Freizeit möglichst nichts verpassen zu nutzung von Internet über an Gleichaltrigen eine Rolle. Diese wollen. Es macht sich allerdings eine Musik Streamen bis zu suchen sich Jugendliche und junge Gegenbewegung bemerkbar, die erneut Social-Media-Aktivitäten Erwachsene flexibel und passend zu ganz bewusst ihre Aufmerksamkeit in der Freizeit deutlich in ihren Interessen – sei es Sportart oder auf ausgewählte Aktivitäten legt. Diese den Vordergrund gerückt ist PC-Spiel – und wechseln sie mit jungen Menschen wollen den Moment und dass diese Betätigun- wechselnden Interessen wieder. genießen und in ihrer Freizeit tun, was gen täglich mehrere Stun- ihnen guttut. den einnehmen. Inwieweit haben sich die Pandemie und die damit zusammenhängenden Warum ist es notwendig, dass sich das Verlagert sich Freizeit Einschränkungen ausgewirkt? Freizeitverhalten wandelt und wo liegen damit in virtuelle Räume? Die Mediennutzung hat weiter zuge- die Chancen der Veränderungen? Freizeitaktivitäten spielen nommen, beispielsweise durch Netflix Stillstand ist Rückstand. Die verstärkte sich teilweise nebeneinander und Co. Digitale Treffen über Dienste Nutzung neuer und interaktiver Medien bei persönlichen Treffen wie Zoom oder WebEx wurden ent- ist verbunden mit vielen positiven und über virtuelle Kanäle deckt. Diese werden aber nicht als Er- Aspekten, ermöglicht Kommunikation ab. Junge Menschen tun satz betrachtet, sondern als Ergänzung. und Verständigung, kann auf ihre heute mehr in der gleichen Persönliche Kontakte haben sich Weise Kreativität und Informations- Zeit: Während man mit während der Pandemie verändert: gewinn fördern. Freunden einen Film Junge Menschen verbringen teilweise Das Interview führte Ramona Vauseweh. schaut, wird gegessen, mehr Zeit mit der Familie, gehen spa- mit der besten Freundin zieren, haben neue Hobbys entdeckt. gechattet oder etwas auf i INFO i www.stiftungfuerzukunftsfragen.de Instagram gepostet. Welche Bedeutung haben Ausgehen www.freizeitmonitor.de und speziell Treffen in Kneipen? www.zukunftserwartungen.de Was ist die Ursache für diese Veränderungen? Historisch betrachtet war Freizeit früher Erholung von Kurzvita und für die Arbeit, später Professor Dr. Ulrich Reinhardt, Jahrgang 1970, ist Wissenschaftlicher Kontrast zu Arbeit, Schule Leiter der „Stiftung für Zukunftsfragen – eine Initiative von British und Alltag. Heute gibt American Tobacco“. Zudem hält er eine Professur für Empirische Freizeit Raum für die Suche Zukunftsforschung am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Westküste in Heide. Sein Studium in Erziehungswissenschaften und nach Identifikation: Man ist nicht nur Psychologie hat der Wissenschaftler 1999 an der Universität Hamburg Schülerin oder Azubi, sondern auch abgeschlossen. Anschließend begann als er als Promotionsstudent im Sportlerin, Gamer, Musiker, Influencerin damaligen „BAT-Freizeit-Forschungsinstitut“. Reinhardt ist verheiratet Fotos: M.Kuhn und hat zwei Kinder. etc. Außerdem dient Freizeit vermehrt der Kontaktpflege, natürlich auch über virtuelle Kanäle.
Sie können auch lesen