Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021

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Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Zeitschrift für
                         Erziehung und Wissenschaft
                         in Schleswig-Holstein
                         Nr. 7 • Juli 2021 • 75. Jahrgang • Kiel • www.gew-sh.de
Foto: Kay Herschelmann

                                 Digital für Bildungsgerechtigkeit
                                                 Online-GEWerkschaftstag 2021
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Inhalt
Auf der Tagesordnung:                                  Aus der Personalratsarbeit:                 Gewerkschaftliche Zeitpolitik –
Einblick und Ausblick                             3    • Gleichstellungsbeauftragte           12   feministisch, was sonst!                       18

Schwerpunkt:                                           Daten + Zahlen + Fakten:                    »Der Wal und das Ende der Welt« –
Digitale Gewerkschaftsarbeit:                          • Fachkräftemangel an                       Interview mit Astrid Weißer zum
• Neue Normalität –                                      Schleswig-Holsteins Schulen          13   3. Platz ihres Projektes beim
  Wie digitale Formate die GEW                                                                     »Deutschen Lehrerpreis«                        19
  bereichern könn(t)en                            4    Aus der GEW-Arbeit:
• Gewerkschaftstag 2021 digital:                       • Landtagswahlen 2022 –                     Erzieher – ein Traumjob?!                      20
  Wenn jemand eine Reise tut …                    5      Fragen an die Parteien               14
• »Bildungsgerechtigkeit ist der                       • Online-Veranstaltung:                     »Wir sind weiter als das Gesetz« –
  Motor für mein Engagement« –                           Schulen – Finanzausstattung               Interview mit Kita-Leiterin
  Interview mit Marlis Tepe                       7      weiter unter Druck                   15   Antje Süchting zum neuen
                                                                                                   Kita-Gesetz und Inklusion                      22

                                                                                                   Notizen aus dem
                                                                                                   Gewerkschaftshaus                              23

                                                                                                   Glosse:
                                                                                                   • Vorsicht, gefährlich!                        24

                                                                                                    Impressum:
                                                                                                    Herausgeberin und Verlag:
                                                                                                    Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
                                                                                                    LV Schleswig-Holstein,
    #GEWTAG21 in der »Online-Zentrale« in Leipzig (Foto: Kay Herschelmann)                          Legienstr. 22, 24103 Kiel,
                                                                                                    Tel.: 0431-5195-150, Fax: 0431-5195-154
    • Als hätte es Corona nicht gegeben –              • KV Kiel: Endlich wieder zur                www.gew-sh.de, E-Mail: info@gew-sh.de
                                                                                                    Schriftleitung: Matthias Heidn,
      Bildungspolitik setzt auf                          »NordArt« nach Büdelsdorf            15    Tel.: 04194-980226, heidn@gew-sh.de
      althergebrachte Stellschrauben       8           • Preisausschreiben:                         ISSN 0943-3538
    • Was belastet mich?                                 75 Jahre: GEW macht Geschichte(n)!   16    Redaktionschluss:
                                                                                                    jeweils der 5. des Vormonats
      Was macht mich stark? –                          • 1. Mai in Flensburg                  16    Gestaltung: dierck & meyer Mediengestaltung
      Arbeits- und Gesundheitsschutz an                • Sommerfest des                             Anzeigen: Olanti Werbung, Beim Stadthof 29,
      Schulen – Hilfen für die Praxis     10             KV Rendsburg-Eckernförde             16    23562 Lübeck, Tel.: 0451-3997470,
                                                                                                    anzeigen@olanti.de
    • »Geht doch!« – GEW-Senior*innen                                                               Druck: nndruck, Kiel
      treffen sich digital                11           Internationale GEW-Arbeit:                   info@nndruck.de
    • Studie »Digitalisierung im                       • Tote, verletzte, verhaftete
                                                                                                    Für GEW-Mitglieder ist der Bezugspreis im Bei-

                                                      ?
      Schulsystem«: Techniklücken,                       Schüler*innen in Burkina Faso        17    trag enthalten. Erscheinungsweise: zehnmal
      Ungleichheiten und stark                         • Covid 19 bis 21 – Folgen für               jährlich zu Beginn eines Monats (im Januar und
      belastete Lehrkräfte                11             Kinder und Jugendliche weltweit      17    August erscheint die E&W S.-H. nicht). Anschrif-
                                                                                                    ten sowie Namensänderungen und Reklamatio-
                                                                                                    nen bei unregel­mäßigem Bezug richten Sie bitte
                                                                                                    direkt an den Landesverband der GEW. Die in
     Ihr seid gefragt!                                                                              der Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft
                                                                                                    in Schleswig-­Holstein veröffentlichten Beiträge
                                                                                                    und Artikel geben die Auffassung der jeweili-
       In der Zeit zwischen dem 9. und 26. September 2021 werden wir alle unsere                    gen Autor*innen wieder und sind keine offi-
                                                                                                    ziellen Mitteilungen der GEW, sofern sie nicht
     Mitglieder, von denen wir eine gültige E-Mail-Adresse haben, zu unserer Mitglieder-            als solche gekennzeichnet sind. Bei unverlangt
     zeitschrift befragen. Die Befragung ist eure Chance, Änderungswünsche zur E&W                  eingesandten Beiträgen behält die Redaktion
     an uns zu richten.                                                                             sich Kürzungen vor. Der GEW-­L andesverband
                                                                                                    stellt alle Beiträge aus der E&W S.-H. auf seine
       Dazu werdet ihr am 9. September eine E-Mail mit einem Link erhalten, mit dem ihr             Internet-Seite, sofern die Autor*innen dem
     an der Befragung teilnehmen könnt.                                                             nicht ausdrücklich widersprochen haben.
       Wenn ihr eure E-Mail-Adresse bisher nicht bei der GEW angegeben oder sie in letz-
                                                                                                    Hinweis:
     ter Zeit verändert habt, so sendet sie bitte zeitnah an info@gew-sh.de.                        Die Drucklegung dieser Ausgabe der E&W er-
       Es lohnt sich übrigens doppelt, eine E-Mail-Adresse bei uns zu hinterlegen. Denn             folgte am 16.06.2021. Aktuelle Entwicklun-
     über sie verschicken wir ab und zu wichtige Informationen, die unsere Mitglieder               gen konnten daher nicht mehr berücksichtigt
                                                                                                    werden. Wir verweisen auf die Homepage der
     schnell erreichen sollen.                                                                      GEW: www.gew-sh.de

2                                                                                                                       E&W S-H • 7 • 2021
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Auf der Tagesordnung:
                                         Einblick und Ausblick
Liebe Kolleginnen und Kollegen,                  getroffen werden müssen. Allerdings gibt es    muss auch darum gehen, den sozialen und
                                                 keinen ersichtlichen Grund, warum für das      psychischen Folgen der Pandemie für Kin-
   mehr als ein ganzes Kita-, Schul- und         Rahmenkonzept eine solch kurze Frist ge-       der und Jugendlichen zu begegnen. Darin
Hochschuljahr unter Pandemiebedingun-            wählt wurde. Wir erwarten, dass in Zukunft     scheinen wir mit dem Bildungsministerium
gen liegt hinter uns. Die Kolleg*innen in der    im Bildungsministerium ein Umdenken er-        übereinzugehen. Konkrete Maßnahmen zur
Weiterbildung hatten teilweise kaum Mög-         folgt und die Beteiligung von Gewerkschaft     Umsetzung fehlen allerdings bisher völlig.
lichkeiten, ihrer Arbeit nachzugehen und         und Verbänden wieder einen angemesse-          Für Kita, Schule und Schulsozialarbeit müs-
Einkommen zu erzielen. Wir alle hoffen auf       nen Stellenwert erfährt.                       sen jetzt Hinweise kommen, wer für die
halbwegs normale Zeiten!                                                                        individuelle Förderung der Kinder wieviel
                                                    Diese Kritik gilt umso mehr, als dass in    zusätzliches Personal bekommt. Wir brau-
   Zunächst der Not geschuldet, gab es nicht     dem Konzept gerade die Punkte nicht ent-       chen zusätzliche Mittel für soziales Lernen,
nur in den Schulen einen digitalen Schub, auch   halten sind, die möglicherweise schnell ent-   Gemeinschaftsprojekte und gezielte För-
in der GEW haben wir umgestellt auf Goto-        schieden werden müssen, um Personal zu         derangebote. Das erforderliche zusätzliche
meeting, ZOOM und Jitsi. Von kurzen Abspra-      gewinnen, Personen weiter zu beschäftigen      Personal an den Schulen soll in erster Linie
chen über Landesvorstands- und Landes-           oder etwas vorzubereiten. Es fehlen Überle-    aus Lehr-, Vertretungs- oder Unterstüt-
hauptausschusssitzungen, Erzieher*innen­         gungen, nach welchen Kriterien die zusätzli-   zungskräften sowie sozialpädagogischen
fachtag, Personalräteschulungen bis hin zu       chen Mittel des Bundes und des Landes ver-     Fachkräften bestehen, die je nach Aufgabe
einem Online-Gewerkschaftstag mit kom-           teilt werden sollen. Die GEW erwartet, dass    und Konzept eingesetzt werden können.
pletten Wahlen und Antragsberatung – wir         diese Mittel vor allem für die Förderung der   Werden außerschulische Anbieter einbe-
haben nichts ausgelassen und unsere Arbeit       Schüler*innen genutzt werden, die Nach-        zogen, sind für die Kooperation Förderver-
auf digitale Formate umgestellt. Einen Teil      teile durch die Pandemie erleiden mussten.     einbarungen zu treffen und Kooperations­
dieser Arbeit beleuchtet der Schwerpunkt         Deshalb muss die Verteilung nach Sozialfak-    zeiten für alle Beteiligten vorzusehen. Für
dieser Ausgabe. Was davon bleibt? Mit Si-        toren erfolgen, in erster Linie für DaZ und    die Grundschulen fordern wir die Erhöhung
cherheit werden auch in Zukunft Wege ein-        für Förderstunden für bestimmte Schü-          der Stellen für Schulassistenz, um den Über-
gespart und einige Fachgruppen- oder Vor-        ler*innengruppen vorrangig an Grundschu-       gang von der Kita in die Grundschule zu stär-
standssitzungen digital stattfinden. Aber ich    len und Gemeinschaftsschulen. Die Vertei-      ken. Die Schulsozialarbeit muss ausgebaut
freue mich auch sehr auf die GEW-Arbeit in       lung darf nicht nach dem Windhund-Prinzip      und gestärkt werden.
Präsenz und das kollegiale Miteinander!          laufen. Monatelang hieß es, es gehe um Bil-
                                                 dungsgerechtigkeit. Jetzt muss der Scheck      Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,                  dafür eingelöst werden. Die Verteilung der
                                                 Mittel muss transparent, nachvollziehbar          mit dem Online-Gewerkschaftstag in Leip-
   am 4. Juni um 20:29 Uhr flattert eine Da-     und kriteriengeleitet erfolgen.                zig endete die Zeit von Marlis Tepe als Vorsit-
tei des Bildungsministeriums zur Stellung-                                                      zende der GEW auf Bundesebene. Wir sagen
nahme in das digitale GEW-Postfach. Mit             Die Schulen warten jetzt, sie wollen und    Danke und wünschen alles Gute! Unserer
Frist bis zum 9. Juni (Dienstschluss) erhalten   müssen das nächste Schuljahr planen! Vor       Kollegin Marlis ist es gelungen, die Zusam-
wir die Gelegenheit zum »Rahmenkonzept           allem zusätzliche Lehrkräfte aus dem Ver-      menarbeit innerhalb der GEW erheblich zu
Schuljahr 2021/22: Lernen aus der Pande-         tretungsfonds, aufgestockte Schulassisten-     verbessern, die GEW in die Medien und in
mie« Stellung zu nehmen. Es ist gut und          zen u. ä. können im neuen Schuljahr einen      der Politik präsent und wirksam zu machen.
richtig, dass wir Stellung nehmen dürfen         wesentlichen Beitrag leisten. Bei der Fülle    Liebe Marlis, du bist und warst national und
zu diesem wichtigen Thema. Aber mit einer        an zusätzlichen Herausforderungen ist es       international in der Bildungsinternationale
Frist von drei Arbeitstagen? Ohne Gremien-       unerlässlich, Schulen mehr Zeitressourcen      eine starke Stimme für gute Bildung, gegen
sitzung, auf der man dazu beraten kann?          zu gewähren. Klassenlehrkräfte und teil-       Rechts und für die Interessen der in Bildung
                                                 weise auch Fachlehrkräfte benötigen für die    Beschäftigten. Dafür hast du nicht nur in den
   Auf 39 Seiten stellt das Bildungsministe-     individuelle Förderung und die Kooperation     acht Jahren als Bundesvorsitzende sondern
rium Schwerpunktsetzungen im Schuljahr           zusätzliche Zeit, die auf die Pflichtstunden   auch vorher jahrzehntelang in Schleswig-Hol-
2021/22 vor – vom Ankommen im Schul-             angerechnet werden muss.                       stein geackert und gerackert. Herzlichen
jahr 2021/2022 über die Vorstellungen zur                                                       Dank für dein unermüdliches Engagement!
Ermittlung und Aufholung möglicher Lern-           Wir haben als GEW Schleswig-Holstein
rückstände, weitergehenden Überlegun-            Forderungen zum Schuljahr 2021/22 und            Euch und uns allen wünsche ich eine er-
gen zur Gestaltung von Unterricht und Qua-       zur Verwendung der Bildungsmilliarde           holsame Sommerzeit und hoffentlich einen
litätsstandards bis hin zur Digitalisierung.     beschlossen. Wir fordern bzgl. der Ver-        guten Start in ein weitgehend »normales«
Die demokratische Beteiligung wird so zur        wendung der Mittel dieses Geldes einen         Kita-, Schul-, Hochschul- und Weiterbil-
Farce. Uns ist bewusst, dass Entscheidun-        ganzheitlichen Ansatz. Es darf nicht nur um    dungsjahr.
gen während der Corona-Pandemie schnell          vermeintliche Lernlücken gehen, sondern es                                  Astrid Henke

E&W S-H • 7 • 2021                                                                                                                            3
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Neue Normalität
                                                                         Wie digitale Formate die GEW bereichern könn(t)en
                                                                                              von Susanne Melchior
Digitale GEWerkschaftsarbeit

                                     Seit meinem Start bei der GEW gab es           Schleswig-Holstein findet bereits im April      samkeit viel schneller ab. Deshalb ist es
                                   diesen einen Ordner mit Ideen auf meinem         2020 statt. Anfangs noch mit extra Zeit         wenig sinnvoll, Veranstaltungskonzepte
                                   Desktop, welche digitalen Kommunikati-           zum digitalen Ankommen, mittlerweile            eins zu eins ins Digitale zu überführen.
                                   onswege, Tools und Möglichkeiten sich für        routiniert, trudeln die Teilnehmer*innen        Der wichtigste Schritt besteht darin, ei-
                                   die GEW Arbeit nutzen ließen. Er war der         eine Minute vor Beginn der Sitzung online       nen angemessenen zeitlichen Rahmen mit
                                   Versuch von GEW-Aktiven, den Wunsch,             ein.                                            ausreichend Pausen zu finden. Zusätzlich
                                   schnell, dezentral und online gemeinsam                                                          muss noch stärker als in Präsenzveranstal-
                                   Dinge zu erarbeiten, in die Realität umzu-         Seit April 2020 ist viel passiert. Mittler-   tungen darauf geachtet werden, dass die
                                   setzen. So richtig vorangekommen sind wir        weile führen wir eine Vielzahl von Veran-       Veranstaltung spannend bleibt: weg vom
                                   aber oftmals aus Zeitgründen oder wegen          staltungen digital durch. Fast alle unsere      Frontalvortrag, rein in die Methodenviel-
                                   anderer Vorbehalte nicht.                        GEW-Gremien treffen sich regelmäßig zum         falt. So gibt es auch digital viele Möglich-
                                                                                    digitalen Austausch. Die Informationsver-       keiten, Gruppenarbeit zu ermöglichen,
                                      März 2020: Plötzlich sind wir mittendrin      anstaltungen für neue Lehrkräfte sind           Teilnehmer*innen durch Abstimmungen
                                   im ersten Lockdown. Schnell wird klar,           begehrt. Personalräteschulungen haben           zu aktivieren und mit kleinen Eisbrechern
                                   GEW-Arbeit, wie sie bis dato in Form von         wir online gemeistert. Mit dem »Erzie-          bei Laune zu halten. Die Teilnehmer*innen
                                   Veranstaltungen und Treffen stattfand,           her*innentag« und unserer Veranstaltung         einen Gegenstand hochhalten lassen, der
                                   liegt auf unbestimmte Zeit brach. Parallel       »Bildungsgerechtigkeit durchsetzen« ha-         ihre aktuelle Stimmung symbolisiert, oder
                                   laufen die E-Mail-Postfächer voll und das        ben wir sogar zwei Großveranstaltungen          mal kurz das Mittagessen aufzeichnen, in
                                   Telefon klingelt am laufenden Band. Die          erfolgreich digital umgesetzt. Vor Corona       die Kamera halten und die Anderen ra-
                                   GEW wird gebraucht – und wir brauchen            wäre das undenkbar gewesen. Jetzt ist es        ten lassen, was es wohl Feines gab. Ganz
                                   den Austausch mit unseren Aktiven.               die neue Normalität.                            wichtig dabei ist die Kommunikation mit
                                                                                                                                    den Teilnehmer*innen. Jeder und jedem
                                                                                                                                    muss klar sein, was als nächstes passiert,
                                                                                                                                    wie man sich beteiligen kann und wohin
                                                                                                                                    die Reise geht. Dazu gehört auch, vor je-
                                                                                                                                    der digitalen Veranstaltung die Möglichkeit
                                                                                                                                    zum digitalen Ankommen zu geben, um
                                                                                                                                    eventuellen technischen Schwierigkeiten
                                                                                                                                    zu begegnen.

                                                                                                                                      Trotz der genannten Vorteile des Digita-
                                                                                                                                    len, wird die Sehnsucht nach einem richti-
                                                                                                                                    gen Treffen immer größer. Endlich möchte
                                                                                                                                    man mal wieder im selben Raum sitzen,
                                                                                                                                    intensiver diskutieren und beim gemein-
                                                                                                                                    samen Kaffee auch endlich mal wieder
                                   Foto: Jagrit Parajuli / pixabay.com                                                              ein bisschen privat schnacken. Diese un-
                                                                                                                                    beschwerte Atmosphäre und das wohlige
                                      Die erste Herausforderung ist klar: eine         Ohne digitale Werkzeuge wären wir deut-      Gefühl des Miteinanders lassen sich digital
                                   Möglichkeit finden, wie wir unsere Gre-          lich schlechter durch die Corona-Pandemie       kaum verwirklichen. Umarmungen schon
                                   miensitzungen in digitaler Form durch-           gekommen. Kontakte konnten so gehalten,         gar nicht.
                                   führen können. Erstmal müssen wir uns            schneller Austausch ermöglicht, Fahrtwege
                                   durch die Vielfalt von Anbietern schlagen:       eingespart werden. Und einen weiteren              Aber wir haben im letzten Jahr viele Er-
                                   jitsi, gotomeeting, Bigbluebutton und            Effekt haben wir beobachtet: Neue Men-          fahrungen im digitalen Raum gesammelt,
                                   Zoom, alles wird erstmal ausprobiert.            schen nahmen an unseren Veranstaltun-           die nicht verloren gehen dürfen. Es hat
                                   Datenschutzfragen rauben nicht nur den           gen teil. Digital ist die Hemmschwelle, mal     sich gezeigt, dass auch online vieles mach-
                                   Lehrkräften an den Schulen den letzten           reinzuschnuppern in diese GEW, deutlich         bar ist. Nicht für jeden Austausch müssen
                                   Nerv. Letztlich landen wir bei Zoom,             geringer, als wenn man eine Stunde zu einer     die Teilnehmer*innen quer durch Schles-
                                   schlicht und ergreifend, weil es bisher das      Veranstaltung fährt, bei der vorher unge-       wig-Holstein fahren. Stattdessen wird es
                                   System mit den vielfältigsten Funktionen         wiss ist, was einen erwartet.                   in Zukunft stärker darum gehen, wie wir
                                   und der stabilsten Verbindung bei hoher                                                          digitale und Präsenzformate in der Ge-
                                   Teilnehmer*innenzahl ist. Die erste digi-          Allerdings gibt es einiges zu beachten,       werkschaftsarbeit sinnvoll einsetzen. Lasst
                                   tale Sitzung des Geschäftsführenden Lan-         damit eine Veranstaltung auch online zum        uns gemeinsam diese neuen Möglichkeiten
                                   desvorstands in der Geschichte der GEW           Erfolg wird. Digital nimmt die Aufmerk-         nutzen.

                               4                                                                                                                      E&W S-H • 7 • 2021
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Gewerkschaftstag 2021 digital:

                        Wenn jemand eine Reise tut …
                                                             von Eddi Pusch

                                                                                                                                                        Digitale GEWerkschaftsarbeit
  … so kann er was erzählen. Von der           ist nicht leicht für den Technikraum. Knapp     öffnete, ohne den Live-Stream zu verlas-
Fahrt, von vielen Begegnungen, netten Ge-      400 Menschen sitzen in Deutschland ver-         sen. Gewöhnungsbedürftig, aber vielleicht
sprächen, abendlichen Runden, usw. Der         teilt, meist allein zu Hause, vor dem Mo-       auch nur meiner Unerfahrenheit mit digi-
Gewerkschaftstag (GT) begann mit dem           nitor – ob die alle alles hören und sehen,      talen Sitzungen geschuldet.
Weg zum Tagungsraum, bei dem schon die         lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen.
vielen Dialekte auf die Herkunft der »Mit-     Gewohnt, mit Medien umzugehen, nimmt              Gefehlt hat natürlich der Austausch mit
läufer*innen« hinwiesen. Dann die lange        Marlis das dennoch ganz gelassen. Aber          den anderen SH-Delegierten. Ein kleiner
Schlange beim Einchecken, die gleich erste     tauschen hätte ich mit ihr in dem Moment        Ersatz war unsere Signal-Gruppe. Hat mir
Kontakte zu den Delegationen aus anderen       nicht wollen.                                   aber auch nicht geholfen, als ich wegen ei-
Bundesländern ergab.

   Sorry, das waren Nürnberg, oder Düs-
seldorf, Freiburg ... 2021 war anders:
Eine Anreise gab es nicht, der Weg zum
Einchecken war digital. Aber das mit der
Warteschlange ist doch wohl vorprogram-
miert!? Ab 13 Uhr möglich, da sind be-
stimmt alle gleichzeitig im Netz. Trotzdem,
vorsichtshalber auch mit »anstellen«. Die
erste Überraschung: Es ist 12.59 Uhr und
ich lande sofort im Eincheck-Raum. Vier
fröhliche Leute begrüßen mich, das sind
drei mehr als realiter die Male zuvor. Und
Heiner Sterly ist auch dabei und kann mir
mit meiner Delegiertennummer aushelfen,                                                                                    Foto: Kay Herschelmann
die irgendwo noch in meinem Computer
schlummert. Einfacher als gedacht, und           Doch der Umgang mit den Besonderhei-          nes Termins ein klein wenig zu spät aus der
das Betreten der Tagungs-Plattform Open­       ten des Verfahrens spielte sich im Laufe        Mittagspause kam. Dass der zweite Kandi-
Slides macht ebenfalls keine Probleme.         der Sitzung ein. Ob nun die zeitverzögerte      dat als Schatzmeister seinen Rückzug von
Jetzt also alle Dinge bereitlegen und die      Einspielung von Ergebnissen, das Warten         der Kandidatur angekündigt hatte, erfuhr
nächsten vier Stunden bis zum Beginn der       bis die Redner*innen den digitalen Raum         ich erst später. »In echt« hätte ich die Infos
Tagung um 17 Uhr ganz beruhigt sein.           betreten hatten, oder Beginn und Ende von       bei der Rückkehr in den Saal erfahren.
                                               Abstimmungen, das Präsidium wurde zu-
  16:20 Uhr: lieber schon mal reinschauen,     nehmend souveräner und fand praktikable            Ein kleines persönliches Highlight: Als
ob auch wirklich noch die Verbindung           Lösungen. Und wenn es nur das schlichte         Katja Coordes den ersten Antrag aus der
steht. Jo, ich sehe das Begrüßungsplakat,      Herunterzählen war (»Wir schließen den          Sicht der Antragskommission darlegte und
und immer wieder sorgen eingespielte           Wahlvorgang in 30 Sekunden; 20, …«). Fand       dann die Vorsitzende den Antrag inhaltlich
Videosequenzen für bewegte Bilder; zu-         ich anfangs noch ein bisschen albern, war       vorstellte, wurde die Session unterbro-
mindest Jan Hinnerk Freytag habe ich auch      aber in der Tat sehr hilfreich.                 chen. Außerhalb des Saales hatten angeb-
gesehen.                                                                                       lich alle Delegierten das nicht verfolgen
                                                 Und wie anstrengend waren nun die             können. Alle? Nein, im kleinen Husum saß
  Mit dem Start fällt mir auf, dass das        zweieinhalb Tage? Ich musste mich auf die       Eddi am PC und hatte alles klar und deutlich
Bild teilweise ruckelt und der Ton manch-      Redebeiträge schon sehr konzentrieren;          gehört und gesehen. Bei Wiedereintritt in
mal kurz ausfällt. Ich habe natürlich nicht    es klingt alles anders als live in der Halle.   die Tagesordnung mit der Wiederholung
den Rat befolgt, den Browser-Cache zu          Im Ergebnis denke ich aber, dass ich von        der beiden Wortbeiträge, konnte ich in
löschen. Wenige Klicks, Bild und Ton sind      den Vorstellungen der Kandidat*innen am         Ruhe Wäsche aufhängen, ohne etwas zu
einwandfrei.                                   Wahltag deutlich mehr aufgenommen und           versäumen. Was ich da wohl falsch ge-
                                               präsent habe als bei den drei vorhergehen-      macht habe, dass ich der einzige war?
  Ernüchterung, als Marlis dann am Mikro-      den GT.
fon steht. Unsere Bundesvorsitzende, die         Etwas schwieriger gestalteten sich (für         Nun war ich nicht allein aus SH unterwegs.
ich ein paar Tage zuvor beim Interview so      mich) die Antragsberatungen. Wo ich sonst       Auch die anderen Delegierten sowie Astrid
souverän erlebt habe, ist in dem Moment        im Ordner blättern konnte, habe ich einen       und Katja in Leipzig, können auch etwas er-
relativ einsam. Sie muss mehrfach nachfra-     zweiten PC benutzt, auf dem ich die Cloud       zählen. Kurze Statements – nicht (nur) zum
gen, ob sie zu hören ist. Und die Antwort      (mit allen Anträgen) oder andere Quellen        Thema digitaler GT – sind angefügt:

E&W S-H • 7 • 2021                                                                                                                                  5
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Ruth Weyrich:                                         ich sehr gut. Sehr enttäuscht war ich, dass,   Tamara Reichmann Niemann:
                                     Dies ist mein erster großer Gewerk-                 wie schon 2017, bei einer Kampfkandida­          Großartig war unser interner SH-Chat,
                                   schaftstag. Ich kann verstehen, dass allen            tur im SozPäd-Bereich sehr früh Schluss        an dem sich von Leipzig aus auch unsere
                                   der persönliche Kontakt fehlte, der Aus-              der Redeliste beantragt und beschlossen        beiden Vorsitzenden beteiligten. Sie vermit-
                                   tausch und die Stimmung, die in einer so              wurde.                                         telten das Flair von Leipzig und berichteten
Digitale GEWerkschaftsarbeit

                                   großen Halle herrscht.                                                                               aus dem Background. Wir vor Ort tausch-
                                                                                         Marina Griesbach:                              ten Stimmungen und Gedanken aus und
                                   Gudrun Harries:                                          Die Wahl der Inhalte erscheint sinnvoll!    saßen dadurch nicht ganz so einsam vor
                                      Die Übersicht in OpenSlides über die An-           Ich bin positiv überrascht, dass wir doch      unseren Bildschirmen.
                                   träge war super – aber für mich als Dele-             einige Anträge beschließen konnten, und
                                   gierte kam die Möglichkeit, darin zu arbei-           freue mich auf nächstes Jahr mit ganz viel     Janka Poloczek:
                                   ten zu spät, um gut vorbereitet zu sein.              Zeit zur Antragsberatung! Ich finde es aber       Ein sehr schlanker Gewerkschaftstag,
                                      Zum Glück hatten wir die Vorparlamente,            bedauerlich, dass den Gastdelegierten per      der es notwendig machte, auf das We-
                                   in denen wir auch die Anträge, die zur Ab-            Abstimmung größtenteils das Rederecht          sentliche zu reduzieren. Aber die Stoß-
                                   stimmung standen, gut vorbereitet hatten –            aberkannt wurde. Wenn ich Menschen ein-        richtung ist klar und kräftig: gemeinsam
                                   insbesondere Katjas Vorweginformationen               lade, dann müssen sie auch Gehör finden        und solidarisch emanzipieren und zusam-
                                   haben mir sehr geholfen.                              dürfen. Auch wenn es so rechtlich sauber       menhalten für eine Gesellschaft, in der
                                                                                         und satzungsgemäß war, hat das Prozedere       wir leben wollen, ohne Hass, Gewalt und
                                             Neue GEW-Vorsitzende Maike Finnern          irgendwie ein Geschmäckle.                     Ungerechtigkeit, das geht nur mit Bildung
                                                              (Foto: Kay Herschelmann)
                                                                                                                                        aller, global!
                                                                                         Oleg Gussew:
                                                                                            Insgesamt verlief der Gewerkschaftstag      Annette von Borck:
                                                                                         produktiv – trotz der üblichen Verzüge in         Die Vorstellungsvorträge der Kandi-
                                                                                         der Zeit. Für mich zeigt sich Partizipation    dat*innen hätte man sehr viel stärker zeit-
                                                                                         innerhalb der Gewerkschaft auch durch          lich einschränken können, da diese sich in
                                                                                         das Schaffen von Möglichkeiten, damit sich     den einzelnen Landesverbänden schon be-
                                                                                         Menschen beteiligen können. Ich fand es        kannt gemacht haben.
                                                                                         schade, dass die Gastdelegierten nicht aus-       Nervig waren die technischen Störun-
                                                                                         reichendend Raum bekommen haben, um            gen, Standbild oder gar kein Bild und Ton,
                                                                                         sich zu beteiligen.                            mit Hilfe der Telefonhotline konnte meist
                                   Henning Schlüter:                                                                                    schnell Abhilfe geschaffen werden.
                                      Unter den gegebenen einschränkenden                Wiebke Tillmann:
                                   Umständen läuft der Gewerkschaftstag                    Ich bin positiv überrascht vom Online-       Katja Coordes (Mitglied der Antrags-
                                   2021 ab wie Schule im Lockdown: Es funk-              GT. Die Abläufe waren reibungslos und die      kommission vor Ort in Leipzig):
                                   tioniert irgendwie, macht auch irgendwie              Technik lief erstaunlich gut. Ich freue mich     Die Halle wirkt gut gefüllt – mit beein-
                                   Spaß, weil es etwas Neues ist, es fehlt aber,         auf eine GEW unter einer neuen Vorsitzen-      druckender Technik. Es fehlen Menschen. Es
                                   was unsere Gewerkschaft so unvergleich-               den und einem neuen GV. Alle scheinen          fehlt der Applaus. Es fehlt das Raunen, das
                                   lich gut macht: die persönlichen Gespräche            motiviert zu sein und ich hoffe, dass das      durch die Menge geht. Es fehlen Zwischen-
                                   und das menschliche Miteinander.                      die nächsten vier Jahre anhält und wir viel    rufe und Spontanität und trotzdem sage ich
                                                                                         erreichen werden.                              »Danke« an alle, die diesen Gewerkschafts-
                                   Benjamin Wirth:                                                                                      tag möglich machen. Ich ziehe den Hut vor
                                     Digitaler Gewerkschaftstag: Kann ich mit            Ann-Kathrin Hoffmann:                          dem Aufwand bei der Vorbereitung und
                                   leben, sofern die Leitung ok ist – leider ha-            W wie »wieder nicht«: Die Grußworte der     Durchführung. Der Kraftakt ist hier vor Ort
                                   ben die Telekommunikationsunternehmen                 Parteivorstände zeigten deutlich, wie wenig    besonders sichtbar.
                                   einiges aufzuholen – also doch lieber live!           Beachtung sie der Wissenschaft und damit
                                                                                         den Hochschulbeschäftigten wie auch Stu-       Astrid Henke:
                                   Heiner Sterly:                                        dierenden beimessen. Als GEW-Studierende          Bewerbungsreden ohne das Gegenüber
                                     Die sorgfältige Vorbereitung des Online-            freuen wir uns, dass das Thema Tarifvertrag    sind für alle ungewohnt, kaum Applaus,
                                   Gewerkschaftstages durch den Hauptvor-                für Studentische Beschäftigte benannt und      keine Rückkopplung, wie die Rede an-
                                   stand ermöglichte mir eine problemlose                als zukunftsweisend erachtet wird.             kommt. Es hat alles recht gut geklappt,
                                   Teilnahme am gesamten Geschehen. Das                                                                 die GEW hat die Hürden des digitalen
                                   hatte ich so reibungslos nicht zu hoffen              Arne Popp:                                     Gewerkschaftstages gut genommen. Ein
                                   gewagt. Dennoch fehlten mir die unmittel-                Die Struktur war für mein Empfinden ein     dickes Lob an die Geschäftsstelle in Frank-
                                   baren, persönlichen Kontakte mit den Kol-             bisschen zu sehr auf die Personalien und zu    furt. Zur Not geht’s digital, wir haben
                                   leg*innen unserer Delegation und mit den              wenig auf die inhaltlichen Anträge ausge-      einen starken geschäftsführenden Vor-
                                   Delegierten anderer Landesverbände.                   richtet. Das schönste für mich als Neuling     stand gewählt und wichtige Beschlüsse
                                                                                         waren die Diskussionen in der Jungen GEW       gefasst. Aber klar ist, alle freuen sich auf
                                   Stefan Kähler:                                        und der non-formale Austausch in der SH-       tiefergehende Diskussionen, kollegiale
                                     Die Organisation, den digitalen Ablauf              Gruppe. Das hat wenigstens ein bisschen das    Gespräche und die Power eines Präsenz-
                                   und die Moderation des Präsidiums finde               Gefühl von Gewerkschaftstag vermittelt.        Gewerkschaftstages 2022!

                               6                                                                                                                          E&W S-H • 7 • 2021
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
»Bildungsgerechtigkeit ist der Motor
                       für mein Engagement«

                                                                                                                                                        Digitale GEWerkschaftsarbeit
  Interview mit Marlis Tepe, GEW Vorsitzende 2013-2021, aufgezeichnet von Eddi Pusch
   Marlis, 29,5 % der Mitglieder meines         system und den politischen Polarisierun-                  Ist die Vorsitzende dabei eher als Ideen­
Kreisverbandes kennen dich nur als              gen in der Folge. Dafür hatte der Gewerk-              geberin oder als Moderatorin zwischen
Bundesvorsitzende. Wo liegen deine              schaftstag 2013 keine Leitplanken vorgese-             den unterschiedlichen Interessen der
gewerkschaftlichen Wurzeln und in wel-          hen. Auf einer großen Tagung entwickelten              Fach­bereiche gefragt?
chen Funktionen warst du in Schleswig-          wir Handlungsperspektiven. Die Pandemie                   Ich denke, beides. Ideen anstoßen und
Holstein tätig?                                 hat die zweite Wahlperiode geprägt. Um                 dann gemeinsam nach Lösungen suchen.
   Die GEW hat mich als Solidargemein-          gemeinsam handlungsfähig zu sein, lud ich              Und dann konsensorientiert auch gemein-
schaft angezogen. Mit 22 bin ich zu Beginn      den Geschäftsführenden Vorstand (GV)                   sam an den Themen arbeiten. Ja, da ist
des Vorbereitungsdienstes in Hamburg            und die Landesvorsitzenden, das ist unser              auch Moderation gefordert.
eingetreten, da ging es um gerechte Be-         Gremium Koordinierungsvorstand (KOVO),                    Aber noch einmal zurück zur Freude: Ich
urteilung. In Schleswig-Holstein war ich im     etwa alle zwei Wochen zu Videokonferen-                bin stolz, dass die GEW wieder auf die in-
Ortsverband aktiv für emanzipatorische          zen ein. So konnten wir gegenüber der KMK              ternationale Ebene der Gewerkschaftsar-
Bildung. Damals waren die Führungsposi-         und der Presse gemeinsam auftreten.                    beit zurückgekehrt ist. 2011 hatten wir den
tionen in Schule und Politik von Männern                                                               Sitz im Vorstand der Bildungsinternationale
                                                                                     Marlis Tepe
besetzt, deshalb habe ich mich frauenpoli-                                  (Foto: Kay Herschelmann)   (BI)* verloren. Bei elf größeren Auslandsbe-
tisch auf Landes- und Bundesebene enga-                                                                suchen allein 2014 habe ich die GEW inter-
giert, spannende Tagungen organisiert, war                                                             national vertreten, der Erfolg war die Wahl
Mitglied im Kreisvorstand und Bezirksper-                                                              zur Vizepräsidentin der BI 2015. Es ist inter-
sonalrat, im Landesvorstand. Dann wurde                                                                essant und oft auch bewegend, z. B. in Alba-
ich in den Geschäftsführenden Landesvor-                                                               nien oder Israel und Palästina oder bei der
stand (GLV) und den Lehrerhauptpersonal-                                                               Weltfrauenkonferenz internationale Solida-
rat gewählt und war dessen Vorsitzende                                                                 rität zu spüren und meinen Blick zu weiten.
von 2007 bis zur Wahl zur GEW-Vorsitzen-
den im Jahr 2013. Bildungsgerechtigkeit ist                                                              Gibt es im Rückblick Dinge bzw. Entschei-
der Motor für mein Engagement.                                                                         dungen, die du lieber anders geregelt hättest?
                                                                                                         Nun, unser Verhältnis zu ver.di ist ja nicht
   Wie veränderte sich dein Leben, mit dem                                                             völlig entspannt. Ob wir beim Streit über
Wechsel aus SH in die Frankfurter Zent-                                                                die Zuständigkeiten der Beschäftigten im
rale – mit einem zweiten Büro in Berlin?                                                               Sozial- und Erziehungsdienst anders hätten
   Das bedeutete vor allem, aus dem Kof-                                                               agieren sollen, wird sich zeigen. Wir haben
fer zu leben. Im ersten Jahr habe ich – mit                                                            den Status Quo bewahren können.
Ausnahme der Weihnachtsferien – nur
einmal drei Tage in Folge im gleichen Bett                                                               Und was macht Marlis Tepe in Zukunft,
geschlafen. Frankfurt, Berlin, Gremien­                                                                wenn sie den Sprung von der Großstadt
sitzungen an der ICE Strecke, z. B. in Fulda,                                                          ins kleine Hüttblek verdaut hat?
später auch Brüssel, Washington, die GEW-                                                                Sie nimmt sich zunächst einmal Zeit
Landesverbände. Also immer unterwegs,                                                                  für den Freundeskreis und die Familie.
mich auf Neues einstellen. Aber es fühlte                                                              Matthias und ich haben regelmäßig ge-
sich von Anfang an richtig an. Ich konnte                                                              tanzt, das geht wieder los. Mehr Bewegung,
überall schlafen. Während der Zeit im              Und was hat dich am meisten gefreut?                Zeit zum Lesen. Was die gewerkschaftliche
HPR(L) war das anders, weil ich oft uner­          Der mutige Streik der Erzieher*innen                Arbeit betrifft, da bin ich ja noch zwei Jahre
ledigte Dinge im Kopf hatte.                    2015, Erfolge bei JA 13 für alle, der Tarifver-        Vizepräsidentin der BI. Und wenn mich
                                                trag für die studentischen Beschäftigten in            meine GEW fragt, ob ich hier oder da mit-
  Welcher Aufgabenbereich war für dich          Berlin, kleine Verbesserungen in der Weiter-           mache, werde ich wohl nicht nein sagen.
die größte Herausforderung?                     bildung. Die stärker werdende Resonanz in
  Überhaupt nicht vorbereitet war ich auf       den Medien und in der Politik. Unser Motto              Das Interview haben wir mit Gotomeeting
Personalführung. In Frankfurt hat die GEW       »Bildung. Weiter denken … und handeln!«                 digital aufgezeichnet. Auch eine neue Er-
etwa 50 Beschäftigte, darunter Referent*in-     ist bei der Politik angekommen. In den An-              fahrung. Geht auch ohne Stift und Papier.
nen, hochqualifiziert und spezialisiert. Hier   hörungen des Bundestages werden wir als
                                                                                                        Anmerkung:
musste ich die richtige Mischung aus Vor-       Expert*innen geladen und haben eine Lo-
                                                                                                        * BI: Dachverband von rund 400 Bildungs­
gabe, Freiheit und Kontrolle erst finden.       ckerung des Kooperationsverbots erreicht
                                                                                                        gewerkschaften aus 170 Ländern mit über
  2015 kam dann die Zuwanderung mit             und damit mehr Geld für Bildung. Freilas-
                                                                                                        30 Mio. Mitgliedern
den Herausforderungen für das Bildungs-         sungen als Folge der Solidaritätsarbeit.

E&W S-H • 7 • 2021                                                                                                                                  7
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Als hätte es Corona nicht gegeben
                                                                  Bildungspolitik setzt auf althergebrachte Stellschrauben
                                                                                     von Katja Coordes und Bernd Schauer
Digitale GEWerkschaftsarbeit

                                     Wie groß sind die Lernlücken? Wie mit         können, so die GEW-Landesvorsitzende.          Individuelle Betrachtung bei
                                   den Folgen des Corona-Schuljahres umge-         Ein besonderes Zeitkontingent für die päd­     Lernrückständen
                                   hen? Wie der durch Corona verschärften          agogische Arbeit an den Schulen könne
                                   Bildungsungerechtigkeit entgegenwirken?         hier helfen. Um sozialen Besonderheiten           Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke aus
                                   Darum ging es auf der Tagung »Bildungsge-       an einzelnen Schulen zu begegnen, müss-        dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft
                                   rechtigkeit durchsetzen!« am 20. Mai 2021.      ten Planstellenverteilung und Mittelvertei-    und Kultur sprach ebenfalls ein Grußwort.
                                     Aus Pandemiegründen wählten wir für           lung an die Schulen an einen Sozialindex       Ein besonderes Augenmerk legte sie dabei
                                   diese Tagung das Format einer Online-           geknüpft werden.                               auf die digitale Ausstattung an den Schu-
                                                                                                                                  len, die sich aus ihrer Sicht nun ständig
                                                                                                                                  verbessert. Der dazugehörige »Kraftakt
                                                                                                                                  mit Geldmitteln in Millionenhöhe« ermög-
                                                                                                                                  liche es, Lehrkräfte und Schüler*innen mit
                                                                                                                                  digitalen Endgeräten auszustatten, für die
                                                                                                                                  Lehrer*innen auch inklusive Wartung und
                                                                                                                                  Support.

                                                                                                                                     In Bezug auf das Thema »Bildungsge-
                                                                                                                                  rechtigkeit« hob die Staatssekretärin die
                                                                                                                                  Bedeutung der landesinternen Aufhol-
                                                                                                                                  und Unterstützungsprogramme hervor.
                                                                                                                                  Mit Nachdruck betonte sie, dass man nicht
                                                                                                                                  allen Kindern und Jugendlichen aufgrund
                                                                                                                                  der Pandemie pauschal große Lernrück-
                                                                                                                                  stände zuschreiben dürfe. Eine individu-
                                         Homeschooling hat Spuren hinterlassen.                                                   elle Betrachtung sei deshalb unbedingt
                                                (Foto: Marc Thele / pixabay.com)
                                                                                                                                  erforderlich. In Schleswig-Holstein gebe es
                                   Konferenz. Die ersten Erfahrungen damit           Eine Gruppe, die während der Pandemie        in diesem Zusammenhang das Programm
                                   hatten wir bereits und wir waren auch           viel zu kurz gekommen ist, sind die Kinder     »Lernchancen«. Auch der Lernsommer
                                   recht zuversichtlich, dass alles gut funktio-   mit einer anderen Herkunftssprache als         gehe in die zweite Runde.
                                   nieren wird. Trotzdem stieg kurz vor 17 Uhr     Deutsch. Vielerorts konnte die Förderung
                                   der Adrenalinspiegel etwas – klappt alles       in Deutsch als Zweitsprache (DaZ) nicht          Das Aktionsprogramm »Aufholen nach
                                   mit der Einwahl? Hält bei allen die Inter-      wie vorgesehen durchgeführt werden. Der        Corona« des Bundesbildungsministeriums
                                   netverbindung? Wie fühlt es sich an, zu 70      Distanzunterricht war in zu großen Lern-       (BMBF) stellte Dr. Dorit Stenke ebenfalls
                                   Leuten zu sprechen, ohne sie alle sehen zu      gruppen und wegen mangelhafter techni-         kurz vor. Weitere Informationen dazu sind
                                   können?                                         scher Ausstattung für alle Beteiligten eine    hier zu finden:
                                                                                   sehr große Herausforderung. »Der DaZ-
                                     Die Einwahl funktionierte reibungslos.        Unterricht lebt ganz stark vom Miteinander       www.bmbf.de/files/BMFSFJ_Corona_
                                   Astrid Henke konnte mit ihrer Begrüßungs-       und der Kommunikation. Hier gibt es be-          Aufholpaket_Paper_06_sa%20(1).pdf
                                   rede pünktlich starten und stellte gleich       sonders viel aufzuholen. Deshalb muss hier
                                   zu Anfang klar: »Im Gegensatz zur Politik       auch weiterhin dieser Bereich besonders        Ungleichheit noch verschärft
                                   weiß die GEW nicht erst seit Corona, wie        berücksichtigt werden. Es dürfen in keinem
                                   ungerecht unser Bildungssystem ist. Des-        Fall Lehrer*innenstellen für die Sprachför-       Im Anschluss hielt Prof. Dr. Marcel Helbig
                                   halb plädieren wir auch schon seit langem       derung gestrichen werden.«                     vom Wissenschaftszentrum Berlin für So-
                                   dafür, allen Kindern und Jugendlichen glei-                                                    zialforschung das Hauptreferat. Aus seiner
                                   che Chancen zu eröffnen und ein weiteres          Ausgesprochen kritisch setzte sich Astrid    Sicht gebe es keine einfache Lösung für
                                   Auseinanderdriften unserer Gesellschaft zu      Henke mit der Umsetzung des so genann-         den Umgang mit den Folgen der Corona-
                                   verhindern.«                                    ten »Corona-Hilfspakets« auseinander:          Pandemie. »Es braucht nun vor allem Zeit:
                                                                                   »So gut es ist , dass Bund und Land 40 bis     Zeit, um darüber zu diskutieren, wie es wei-
                                   Zeitkontingent für pädagogische                 50 Millionen für Lernförderung, Schul­         tergehen soll; Zeit, um uns einen Überblick
                                   Arbeit fehlt                                    sozialarbeit, soziales Lernen und Sprachför-   über die Schäden der Corona-Schuljahre zu
                                                                                   derung in Schleswig-Holstein bereitstellen:    verschaffen; und Zeit, um uns um die Schü-
                                     Den Schulen fehle im Regelbetrieb viel        Dieses Geld darf nicht dazu dienen, großen     ler und Schülerinnen zu kümmern, die im
                                   zu oft die Zeit, um sich um Kinder mit be-      Nachhilfekonzernen Schüler*innen als neue      Distanzunterricht eine schwere Zeit hatten«,
                                   sonderen Bedarfen genügend kümmern zu           Kundschaft zuzuführen.«                        sagte der Wissenschaftler. Umfang des Un-

                               8                                                                                                                     E&W S-H • 7 • 2021
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
terrichtsausfalls und Qualität des digital un-   fuhr Helbig fort. »Umso mehr haben wir es in      Nach einer kurzen Pause versammelten
terstützten Distanz­unterrichts hätten stark     dieser Pandemie nicht mit individuellem Ver-   sich die Teilnehmer*innen in fünf verschie-
von Schule zu Schule variiert. Daher dürften     sagen der Schüler und Schülerinnen zu tun,     denen Workshops. In der sehr knappen
auch die Folgen für die Einzelnen sehr unter-    sondern mit systemischen Problem­lagen.        Zeit wurde gemeinsam besprochen, wel-
schiedlich sein, je nach Wohnort, Schulsitu-     Die Antworten der entscheidungsrelevanten      che Forderungen die GEW aufstellen sollte,

                                                                                                                                               Digitale GEWerkschaftsarbeit
ation, Schulklasse und Familie.                  Akteure beziehen diese systemischen Prob-      um Bildungsgerechtigkeit durchzusetzen.
                                                 lemlagen bisher nicht ausreichend mit ein,     Die Ergebnisse der Workshops bilden die
  Mit den bisher von der Bildungspolitik         sondern individualisieren diese Defizite als   Grundlage für die weitere Diskussion in-
präsentierten Lösungen – Nachhilfe oder          Versagen des und der Einzelnen.«               nerhalb der GEW.
freiwillige individuelle Klassenwiederho-
lung – zeigte sich Professor Helbig sehr
unzufrieden. »Sie setzen an althergebrach-
                                                   Kleine Umfrage nach der Veranstaltung unter den Teilnehmer*innen:
ten Stellschrauben des Systems Schule an,
um ›schlechte‹ Schüler und Schülerinnen
wieder in die Spur zu bekommen. Maß-
                                                                    Ziele für eine gute Schule
stab sind also jene Schüler und Schülerin-
nen, die gut durch die Corona-Schuljahre
                                                                       nach der Pandemie
gekommen sind und den Lehrplan trotz               Bei Schüler*innen, die in der Pandemie Lernschwierigkeiten hatten und
Corona erfüllt haben – die Lernlücken der          Wissenslücken aufweisen, liegt der Fokus darauf, sie zu motivieren, ihre
anderen werden zum Defizit, das aufzu-             Konzentrationsfähigkeit zu stärken und sie wieder an das Lernen
holen ist. Das System Schule verlangt, die         heranzuführen.
Lücken zu schließen, und tut damit letztlich
so, als hätte es Corona nicht gegeben.«            Ich stimme zu.                                                                   94 %

   Sein Vorschlag: »Die Bildungspolitik soll       Ich stimme nicht zu.                                                              6%
sich eher auf jene fokussieren, die keinen
Internetanschluss, kein Endgerät hatten,
deren Eltern kein Deutsch sprechen, denen          Nachhilfe- und Förderprogramme finden losgelöst vom Unterricht statt
die Eltern nicht helfen konnten, die psy-          und sind nicht in den Schulalltag integriert.
chisch stark unter den Schulschließungen
gelitten haben, in deren Wohnort die Schu-         Ich stimme zu.                                                                   15 %
len häufig geschlossen waren, weil es hohe
Virus-Inzidenzen gab, deren Lehrkräfte kein        Ich stimme nicht zu.                                                             85 %
oder wenig Feedback gaben, den Distanz­
unterricht nicht gut strukturierten oder
nicht erreichbar waren.«                           An den Schulen arbeiten mehr Schulsozialarbeiter*innen,
                                                   Schulpsycholog*innen und schulische Assistenzkräfte.
   Problematisch empfindet der Wissen-
schaftler die Tatsache, dass die Diagnose          Ich stimme zu.                                                                   94 %
in Politik und Wissenschaft oft über die
jeweils eigenen, individuellen Erlebnis-           Ich stimme nicht zu.                                                              6%
horizonte definiert werde. Verschiedene
Bildungsexpert*innen seien wahrschein-
lich zu Recht der Meinung, dass manche             Schulen brauchen zusätzliche Pool-Stellen, um multiprofessionelle
Kinder im Distanzunterricht »mit ihrer aka-        Teamarbeit zu ermöglichen (z. B. Kooperation von Regelschulkräften mit
demisch gebildeten Privatlehrkraft Mama            Sonderpädagog*innen oder außerschulischen Partner*innen.
oder Papa« besser gelernt hätten als im
Klassenverbund mit 24 anderen Kindern.             Ich stimme zu.                                                                 100 %
»Unstrittig ist allerdings, dass die Pande-
miesituation die Ungleichheit in den Bil-          Ich stimme nicht zu.                                                              0%
dungschancen nach ökonomischen, kultu-
rellen und zeitlichen Ressourcen der Fami-
lie oder den Bezug zur deutschen Sprache           Ungleiches ungleich behandeln: Finanzmittel und Personal werden nach
noch verschärft hat.«                              Sozialindex verteilt.

Kein individuelles Versagen                        Ich stimme zu.                                                                   94 %

  Schon in vermeintlich »normalen Zeiten«          Ich stimme nicht zu.                                                              6%
sei es problematisch, einzelne Kinder für ihre
Lernrückstände verantwortlich zu machen,

E&W S-H • 7 • 2021                                                                                                                         9
Zeitschrift für Erziehung und Wissenschaft in Schleswig-Holstein - Digital für Bildungsgerechtigkeit Online-GEWerkschaftstag 2021
Was belastet mich? Was macht mich stark?
                                                      Arbeits- und Gesundheitsschutz an Schulen – Hilfen für die Praxis
                                                                                                von Birgit Mills
Digitale GEWerkschaftsarbeit

                                      Unter diesem Thema fanden zwei Pilot-       Was ist seitdem passiert?                             dungsbeurteilung? Ist diese mitbestimmt
                                    veranstaltungen statt, einmal im Kreisver-                                                          worden durch den ÖPR? Wann ist zuletzt
                                    band Flensburg (Februar 2020) als Präsenz-       Es wird deutlich, dass noch viel im Ge-            reingeguckt worden? Sind vereinbarte
                                    veranstaltung, einmal als Onlineveranstal-    sundheitsschutz für Lehrkräfte zu tun ist.            Maßnahmen umgesetzt worden? Sind Er-
                                    tung im Kreisverband Segeberg (Mai 2021).     Seit 2018 hat es nur wenige, meist kleine             gänzungen notwendig?
                                    Beide Veranstaltungen waren mit jeweils       Maßnahmen gegeben. Es geht sehr schlep-
                                    ca. 20 Teilnehmer*innen gut besucht. Die      pend voran, wenn man bedenkt, dass die                Wie macht man eine
                                    Referent*innen bei beiden Veranstaltun-       Vereinbarung inzwischen sechs Jahre alt               Gefährdungsbeurteilung?
                                    gen waren Matthias Heidn, Blanka Knudsen      ist. So gibt es jetzt z. B. Berater*innen für           In den schleswig-holsteinischen Schulen
                                    und Birgit Mills.                             das BEM-Verfahren (Betriebliches Einglie-             geschieht das mit Hilfe der Checklisten, die
                                                                                  derungsmanagement).                                   man auf der Homepage des Bildungsminis-
                                    Rechtliche Grundlagen                                                                               teriums findet. Schulen können Hilfe durch
                                                                                                                                        den arbeitsmedizinischen Dienst anfor-
                                      Die rechtlichen Grundlagen sind sehr                                                              dern. Es ist zudem erforderlich, psychische
                                    umfangreich, da verschiedene Gesetze,                                                               Belastungen zu erfassen. Davon hörten
                                    Verordnungen und Vereinbarungen zu be-                                                              viele Schulen und Kolleg*innen erstmals
                                    achten sind. Das Arbeitsschutzgesetz stellt                                                         etwas am Beginn der Corona-Pandemie.
                                    die Grundlage dar.                                                        Foto: GEW / skyfish.com
                                                                                                                                        Und es musste schnell eine Gefährdungs-
                                                                                                                                        beurteilung erstellt werden. Denn nun
                                    Vereinbarung zum Gesundheits-                    Aber die grundsätzlichen Probleme wur-             wurde plötzlich erwartet, dass die neue
                                    management in Schleswig-Holstein              den nicht angegangen. Die Statuserhebung              Gefährdung mit aufgenommen wurde.
                                      Nach § 59 des Mitbestimmungsgesetzes        hat deutlich gezeigt, dass die größten posi-          Verantwortlich für die Gefährdungsbe-
                                    in Schleswig-Holstein haben die Gewerk-       tiven Effekte auf die Gesundheit, Arbeits-            urteilung ist die Schulleitung, der ÖPR ist
                                    schaften und Verbände mit der Landesre-       fähigkeit und Arbeitszufriedenheit durch              in der Mitbestimmung. Bewährt hat sich,
                                    gierung im Februar 2015 eine Vereinbarung     eine Verringerung der Arbeitsbelastung                dass Schulleitung und ÖPR sich zusammen-
                                    zum Gesundheitsmanagement getroffen.          zu erwarten wären. Und hier hat sich gar              setzen und gemeinsam daran arbeiten.
                                                                                  nichts getan! Im Gegenteil: Durch Corona
                                    Statuserhebung im Schulbereich                hat sich die Arbeitsbelastung weiter erhöht.            Da der Arbeits- und Gesundheitsschutz
                                      Der erste Schritt war die Statusabfrage     Sicherlich steht im Vordergrund die Bewäl-            viele Bereiche umfasst, konzentrierten wir
                                    im Schulbereich durch die Landesregie-        tigung der Pandemie. Aber mehr Gesund-                uns in den Veranstaltungen auf diese The-
                                    rung im November/Dezember 2017. Die           heitsschutz für Lehrkräfte hätte es doch sein         menfelder:
                                    Ergebnisse wurden im April 2018 veröf-        müssen. Die GEW hat dazu viele Vorschläge             • Gebäude (Lärm)
                                    fentlicht und im Landtag vorgestellt und      gemacht. Und seit Jahrzehnten kommen                  • Psychische Belastungen
                                    debattiert.                                   immer wieder die gleichen Argumente sei-              • Arbeitsplatz (Erreichbarkeit)
                                                                                  tens der verantwortlichen Politiker*innen.            • Gesundheit/Prävention (BEM)
                                      In der E&W ist in der Folge ausführlich     Entweder ist kein Geld da (wenn es genü-              • Politische Rahmenbedingungen
                                    über die Ergebnisse berichtet worden.         gend Lehrkräfte gibt) oder es fehlen die
                                    Es zeigte sich, dass es nicht gut um den      Lehrkräfte (so wie zurzeit). Es ist also klar,          Wir fragten die Teilnehmer*innen der
                                    Arbeits- und Gesundheitsschutz für Lehr-      was vermutlich als nächstes kommen wird               Veranstaltung nach den für sie wichtigen
                                    kräfte bestellt ist.                          ... Deshalb müssen wir weiterhin für eine             Baustellen. In Segeberg stand das Thema
                                                                                  Verbesserung der Arbeitsbedingungen und               Lärm ganz vorn an. Hier muss jetzt trotz
                                      Die folgenden Handlungsbedarfe erga-        damit des Gesundheitsschutzes kämpfen.                Corona schnell gehandelt werden.
                                    ben sich: [1]
                                    • gefühlsmäßige Belastung (außer BS)          Womit sollte man anfangen?                            Anmerkungen:
                                    • Informationsmangel (nur FÖZ und GemS)                                                             [1] In Klammern findet man die betreffen-
                                    • Aufgabenunklarheit (nur FÖZ)                Gefährdungsbeurteilung                                    den Schularten.
                                    • Konflikte zwischen Arbeit und Privatem        Nach § 5 und § 6 des Arbeitsschutzgeset-            [2] krank zur Arbeit gehen

                                      (außer FÖZ)                                 zes ist seit über 20 Jahren vorgeschrieben,
                                    • Handlungsspielraum Pause (außer Gym)        dass eine Gefährdungsbeurteilung zu er-                 Wir bieten das Seminar als Präsenz-
                                    • Arbeitsmittel, IT-Verfahren (außer FÖZ      stellen ist und die zu ergreifenden Maß-                oder Online-Veranstaltung für interes-
                                      und GS)                                     nahmen zu dokumentieren sind. Das ist das               sierte Kreis- und Ortsverbände an.
                                    • Möbel (nur GS)                              Herzstück des Arbeits- und Gesundheits-
                                                                                                                                          E-Mail: mills@gew-sh.de
                                    • Beleuchtung/Lichtverhältnisse (nur GS)      schutzes und sollte immer der erste Schritt
                                                                                                                                          Telefon: 0461-64433
                                    • Präsentismus [2] (nur GS)                   an jeder Schule sein. Gibt es eine Gefähr-

                               10                                                                                                                         E&W S-H • 7 • 2021
»Geht doch!« – GEW-Senior*innen
                             treffen sich digital

                                                                                                                                                            Digitale GEWerkschaftsarbeit
                                                  von Elisabeth Reinert (KV HL) und Herbert Jannusch (KV NF)

  Im September 2020 traf sich der Landes­                   Leitungsteam des LSA. Uns Senior*innen          Reinert und Herbert Jannusch die Idee,
senior*innenausschuss (LSA) zu einer Ar-                    eröffnete sich die digitale Kommunikation       Video-Treffen zu wechselnden Themen für
beitstagung im Restaurant am Ihlsee. In                     (nach den schulischen Erfahrungen in der        die Senior*innen der Kreisverbände anzu-
entspannter Atmosphäre wurde intensiv                       Arbeitswelt) nun als Chance, sich zu sehen,     bieten. Zwei Veranstaltungen gingen 2021
diskutiert, informiert und der gesellige                    miteinander zu sprechen und zu lachen,          online: Im März zum Thema »Neuerungen
Austausch in der Mittagspause mit Blick                     den Austausch über Gewerkschaftliches           in der Beihilfeverordnung« und im Mai hieß
auf den See kam – auch mit Abstand –                        und auch Privates zu pflegen. In Folge einer    es »Digital Souverän im Ruhestand«. Die
natürlich nicht zu kurz. Noch waren wir                     Online-Fortbildung mit Frank Hasenbein,         jeweils knapp 20 Teilnehmer*innen nah-
verhalten optimistisch, unsere vorweih-                     unserem sehr geschätzten GEW-Bildungs-          men aktiv an den Fortbildungen teil, eine
nachtlichen Treffen in den Kreisverbänden                   referenten, zum Thema »GoToMeeting«             Folgeveranstaltung zur Frage »Wie lade ich
durchführen zu können. Doch es kam an-                      konnten wir im LSA unsere Arbeitstreffen        selbst zu einer Videokonferenz ein?« nach
ders, die Inzidenzwerte stiegen und alles                   ab Februar 2021 schließlich online durch-       der Sommerpause ist bereits angedacht. In
wurde abgesagt, storniert und verschoben.                   führen. An dieser Stelle ein ausdrückliches     der Hoffnung, dass in absehbarer Zeit auch
                                                            »Dankeschön« an Frank, Eberhard und sein        größere Treffen »in echt« möglich werden,
  Was tun? Um in Kontakt zu bleiben, er-                    Team.                                           kultivieren wir die digitalen Veranstaltun-
reichten uns Rund-Mails mit Aktuellem                                                                       gen weiter. Längere Fahrzeiten und Unbe-
aus Bund und Land verbunden mit guten                        Aus den Kreisverbänden Lübeck und              quemlichkeiten reduzieren, miteinander
Wünschen von Eberhard Heim aus dem                          Nordfriesland entwickelten Elisabeth            im Austausch bleiben – »Geht doch!«

                                                Studie »Digitalisierung im Schulsystem«:

                      Techniklücken, Ungleichheiten und
                          stark belastete Lehrkräfte
  Eine der größten Herausforderungen der                    Zentrale Ergebnisse der Studie:                   die Überprüfung von Informationen aus
Digitalisierung in der Bildung stellt die Kluft                                                               dem Internet auf deren Richtigkeit.
zwischen digitalen Vorreiter- und digitalen                 • 70 % der Lehrer*innen arbeiten an Schu-       • Neun von zehn Lehrkräften haben einen
Nachzügler-Schulen dar. Das geht aus der                      len, an denen es WLAN für alle Lehr-            höheren Arbeitsaufwand durch Fern­
repräsentativen Studie »Digitalisierung im                    kräfte gibt. Die Hälfte der Schulen hat         unterricht. Knapp zwei Drittel benennen
Schulsystem« unter der Leitung von Frank                      kein WLAN für die Schüler*innen.                den Wechselunterricht als Grund für
Mußmann von der Universität Göttingen                       • Nur 57 % der Lehrkräfte sind an Schulen         eine stärkere Arbeitsbelastung.
hervor, die die GEW am 1. Juni 2021 in                        tätig, an denen es für den Unterricht ge-
Frankfurt am Main vorstellte                                  nügend digitale Geräte gibt. 58 % nutz-         »Die Dynamik der Corona-Pandemie
              Foto: Michael Schwarzenberger / pixabay.com
                                                              ten regelmäßig Lernmanagementsysteme.         und die Digitalisierung verstärken die an-
                                                            • Ein Viertel der Schulen hat keine Schul-      gespannte Arbeitssituation an den Schulen
                                                              Cloud, nur 40 % arbeiten mit einer schul-     und die ohnehin schon bekannten hohen
                                                              übergreifenden Bildungs-Cloud.                Belastungen und Entgrenzungserfahrun-
                                                            • Nur in 18 % der Fälle stehen für alle Lehr-   gen der Lehrkräfte«, betonte Mußmann.
                                                              kräfte digitale Endgeräte der Schule zur      Er würdigte aber auch, dass Lehrkräfte
                                                              Verfügung, für weitere 30 % teilweise.        und Schulen mit viel Engagement prag-
                                                              95 % der Lehrkräfte nutzen daher ihre         matische Lösungen gefunden hätten, um
  Obwohl die Corona-Pandemie die Digi­                        privaten elektronischen Geräte wie            digitale Medien und Technik einzusetzen
talisierung an Schulen vorangetrieben hat,                    Handy, Computer oder Tablet häufiger          sowie digitale Lehr- und Lernkonzepte zu
gibt es nach wie vor große Baustellen. Die                    als vor der Pandemie.                         entwickeln und anzuwenden.
technische Ausstattung hinkt weiter hinter-                 • Nur in 50 % der Fälle ist eine technische
her, gleichzeitig stieg die Arbeitsbelastung                  Unterstützung gewährleistet, so dass                              (nach einer Nachricht
der Lehrkräfte. Zudem wird das Lernen mit                     Lehrkräfte weitere Zusatzaufgaben leis-                    auf der Homepage der GEW)
digitalen Medien an deutschen Schulen ex-                     ten müssen.
trem ungleich umgesetzt und es gibt große                   • Nur 34 % der Schüler*innen in digital          Mehr Infos zu »Bildung in der digitalen
Unterschiede bei der digitalen Infrastruktur.                 schlechter gestellten Schulen lernen          Welt«: www.gew.de/bildung-digital/

E&W S-H • 7 • 2021                                                                                                                                     11
Gleichstellungsbeauftragte
                                                                            von Gudrun Harries und Tamara Reichmann Niemann

                                    Nicht immer sind gesellschaftliche            sichtbar sein, da Frauen und Männer weit-              sind Ausschreibungen und Bewerbungen
Aus der Personalratsarbeit

                                  Gruppen in allen Bereichen und Belangen         gehend in einem ausgewogenen Verhält-                  vorzulegen und sie hat das Recht, an Aus-
                                  gleichgestellt, in denen sie verfassungs-       nis stehen, an manchen Schularten die                  wahlgesprächen teilzunehmen. Anders
                                  rechtlich gleichberechtigt sind. Historisch     Zahl der Frauen sogar deutlich überwiegt.              als der Personalrat darf die GB bei be-
                                  gewachsene Gründe, im Fall der Gleichstel-      Auch auf der Leitungsebene gleicht sich                rechtigten Gründen Einsicht in die Per-
                                  lung von Mann und Frau darüber hinaus           das Verhältnis zunehmend an. In einigen                sonalakte nehmen. Ihr Fokus muss dabei
                                  auch biologische, stehen dahinter.              Schularten ist aber keineswegs eine paritä-            auf der Frage der Gleichstellung liegen.
                                                                                  tische Besetzung von Funktionsstellen und              Selbstverständlich unterliegt die GB der
                                    1994 wurde die Gleichberechtigung in          Leitungsstellen erreicht.                              Schweigepflicht.
                                  Deutschland zum Staatsziel erklärt: Zusatz
                                  zu Art. 3 Abs. 2 Satz 2 Grund­gesetz:             In allen Dienststellen ab fünf Beschäftig-              Die GB hat im Gegensatz zum Personal-
                                    »Der Staat fördert die tatsächliche           ten ist eine GB zu bestellen (§ 18 Gleichstel-         rat kein Mitbestimmungsrecht im eigent-
                                  Durchsetzung der Gleichberechtigung von         lungsgesetz – GstG). In der Schule obliegt             lichen Sinne, aber sie hat ein Vetorecht.
                                  Frauen und Männern und wirkt auf die Be-        die Beauftragung der Schulleitung, sofern              Wenn die GB der Auffassung ist, der Grund-
                                  seitigung bestehender Nachteile hin.«           die Dienststelle weniger als 100 Beschäf-              satz der Gleichstellung wird verletzt, kann
                                                                                                        tigte hat. Die weibli-           sie Widerspruch einlegen. So kann sie bei-
                                                                                                        chen Beschäftigten               spielsweise bei einem solchen Verdacht
                                                                                                        haben ein Vorschlags-            den Stopp eines Beförderungsverfahrens
                                                                                                        recht. Bei mehr als              veranlassen. (§ 22 GstG)
                                                                                                        100 Beschäftigten ist
                                                                                                        die GB vom Personal                Bei mehr als 20 Beschäftigten soll die
                                                                                                        der Dienststelle zu              GB eine Vertreterin haben, mit der sie sich
                                                                                                        wählen.                          dann auch beraten darf. Sie darf sich aber
                                                                                                                                         auch mit anderen Gleichstellungsbeauf-
                                                                                                              Die GB kann nur eine       tragten, z. B. von anderen Schulen, bera-
                                                                                                              Frau sein. Sie darf kei-   ten. Zudem kann sie sich mit Fragen und
                                                                                                              ner Personalvertre­        bei Konflikten an das Ministerium wenden,
                                                                                                              tung angehören und         das für Gleichstellung zuständig ist; zurzeit
                                                                                                              nur in ihrer Eigen-        das Justizministerium.
                                                                                                              schaft als GB mit Per-
                                                                                  Foto: Devenorr / iStock.com
                                                                                                              sonalangelegenheiten         Die Beschäftigten können sich direkt
                                                                                                              befasst sein. Sie ist      an die Gleichstellungsbeauftragte wen-
                                     Was ist nun der Unterschied zwischen          der Schulleitung unmittelbar unterstellt              den, auch Männer, die Familienarbeit
                                  Gleichberechtigung und Gleichstellung? Die       und damit Teil der erweiterten Schul-                 leisten. Gleichstellung ist in der Praxis
                                  vorgeschriebene Beseitigung bestehender          leitung, bleibt jedoch weisungsfrei, die              dann brüchig, wenn es zu Interessens-
                                  Nachteile führt in der Praxis oft nicht von      Schulleitung darf ihr keine Aufgaben                  konflikten kommt. Insbesondere an
                                  selbst zu einer Gleichbehandlung. Zwar           übertragen.                                           Grundschulen ist nach wie vor die Auf-
                                  wurden Quoten und Regelungen zur bevor-                                                                fassung verbreitet, berufliche Verant-
                                  zugten Berücksichtigung von Frauen im Fall        Die Amtszeit der GB ist nicht begrenzt.              wortung zum Wohle der Kinder nicht mit
                                  von gleicher Eignung und Befähigung ein-        Sie kann nur auf eignen Wunsch oder aus                Blick auf die Uhr wahrnehmen zu können.
                                  geführt, sofern Frauen unterrepräsentiert       gewichtigen dienstlichen Gründen aus ih-               Dies wird von manchen Schulleitungen
                                  sind. Gleichstellung, das Erreichen der »fak-   rem Amt entlassen werden.                              durchaus befördert: »Ob Sie Ihrer Klasse
                                  tischen Gleichberechtigung« auch nach der                                                              am Sporttag zur Seite stehen, auch wenn
                                  Einstellung, ist dadurch jedoch nicht auto-        Die Rechte und Aufgaben in Fachange-                es Ihr freier Tag ist, müssen Sie natürlich
                                  matisch umfassend erfolgt.                      legenheiten unterscheiden sich nicht von               selbst entscheiden.«
                                                                                  denen des Personalrates. Auch die GB ist
                                    Um diesen weitergehenden Schritt zu ge-       frühzeitig an allen Angelegenheiten zu be-               Auch die Pandemie hat gezeigt, dass au-
                                  währleisten, werden Gleichstellungsbeauf-       teiligen. Sie bekommt Einladungen zu allen             ßerhalb alltäglich eingespielter Routinen
                                  tragte (GB) bestellt, die die Durchsetzung      Sitzungen, Besprechungen und Konferen-                 scheinbar überwundene Rollenzuweisun-
                                  der Gleichberechtigung und Gleichstellung       zen und entscheidet dann, an welchen sie               gen wieder zum Tragen kommen. So wurde
                                  von Frauen und Männern im Blick behalten        teilnimmt.                                             die Zusatzbelastung von Homeoffice bei
                                  und einfordern.                                                                                        gleichzeitiger Kinderbetreuung und Haus-
                                                                                    Ähnlich verhält es sich bei Personal­                halt in Phasen des Lockdowns von mehr
                                    Für viele Schulen mag hier auf den al-        angelegenheiten. Die GB ist an allen Per-              Frauen als Männern geschultert. Auch im
                                  lerersten Blick wenig Handlungsbedarf           sonalentscheidungen zu beteiligen. Ihr                 Jahr 2021 bleibt also viel zu tun.

                             12                                                                                                                             E&W S-H • 7 • 2021
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