Covid-19 Sauerstoff- und Beatmungspatienten brauchen besonderen Schutz! - Deutsche Sauerstoff- und BeatmungsLiga ...
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AU SGA B E 44 Nummer 1/2020 Schutzgebühr: € 4,50 Deutsche Sauerstoff- und BeatmungsLiga LOT e.V. Covid-19 Sauerstoff- und Beatmungspatienten brauchen besonderen Schutz! Illustration: rost9/AdobeStock Nächste LOT-Konferenz Seite 4: Seite 9: als Webinar Aktuelles zur Die Corona-Krise Seite 23 Covid-19-Epidemie aus Sicht der in Deutschland Ethik-Berater
O2 - R E P O R T 1 / 2 0 2 0 Liebe LOT-Mitglieder, liebe Angehörige, verehrte Leser, Inhalt in diesem Jahr ist fast alles anders, als wir es in den letzten Jahren gewohnt waren: Corona-Pandemie, mit von der Politik aus meiner Sicht zu Recht durchgeführten teilweise drastischen Einschränkun- COVID-19-Epidemie gen in unserem beruflichen und sozialen Leben, Absage von Veranstaltungen, Kongres- Zur aktuellen Covid-19-Epidemie sen, Mitgliederversammlungen und so weiter und so fort. Auch die LOT e.V. bleibt da- in Deutschland 4 von nicht verschont: den Round Table im Rahmen des Bad Reichenhaller Kolloquiums Die Corona-Krise aus dem Blickwinkel und auch unseren für September in Bad Reichenhall geplanten Patientenkongress der Ethik-Berater Dr. Andreas Klein mussten wir nicht nur wegen der Vorgaben der Versammlungsverbote, sondern auch und Dr. Birgit Krause-Michel 9 mit Blick auf die Gesundheit unserer Mitglieder, die ja wegen der Lungenerkrankungen zu der Risiko-Gruppe für eine Corona-Erkrankung gehören, Psychologische Hilfe für Ärzte und schweren Herzens absagen. Gleiches gilt für die Mitglieder- Pflegekräfte 10 versammlung. Aber eines bleibt auch in dieser Phase: Medizinische, rechtliche und ethische der O2-Report erscheint weiterhin zweimal jährlich. Antwort auf die Vorwürfe, Angehö- Dieses Heft gibt Ihnen einen aktuellen Überblick über die rige nicht mehr betreuen zu dürfen 12 COVID-19-Pandemie. Aus meiner Sicht ein wichtiger Arti- Hygienemaßnahmen kel, da wir alle von den Nachrichten- und sozialen Medien bei Lungenerkrankungen & Covid 19 16 mit einer Flut an Informationen überschüttet werden, deren Wahrheitsgehalt sehr unterschiedlich ist. Wichtig für Sie als Unsere Erfahrungen in der Corona- Angehörige einer Risikogruppe ist, solange keine Impfung Krise 20 verfügbar ist: Beachten der wichtigsten Hygiene Regeln: Abwehrkräfte stärken! 22 Abstand halten, regelmäßiges Händewaschen, Tragen einer Dr. med. Jens Geiseler Mund-Nasen-Maske, Vermeiden von großen Menschenan- Webinar sammlungen und Beachten der Hustenetikette. Mein herzlicher Dank gilt den Autoren Herrn Dr. Köhler und Frau Selle, die diese Themen aus verschiedenen Blickwinkeln Die nächste LOT-Konferenz findet beleuchten, aber auch den vielen Autoren der anderen Artikel, z. B. über ethische und als Webinar statt – alle Infos 23 Betreuungsaspekte in Zeiten von COVID-19 – hierdurch entsteht ein umfassendes Bild über die verschiedenen, teilweise in der allgemeinen Diskussion auch zu kurz kommen- Reisen den, Aspekte, die diese Pandemie mit sich bringt. Für die Zukunft ist hoffentlich Rei- Reisen mit Sauerstoff 24 sen wieder möglich – hier erfahren Sie in einer Zusammenfassung des Vortrags vom letztjährigen Patientenkongress viele praktische Empfehlungen für die Planung und Durchführung für Reisen mit Auto, Schiff und Flugzeug, mit Sauerstoff und/oder Nachruf Beatmung. Nachruf für Margot Philippi Ganz besonders möchte ich mich bei unserer Ehrenvorsitzenden Frau Ursula Kruett- und Berthold Spitzer 24 Bockemühl bedanken, die spontan nach dem „Lock-down“ angeboten hat, täglich über das Forum der LOT e.V. mit den Mitgliedern der LOT e.V. und Angehörigen in Sauerstoffpatienten berichten Kontakt zu bleiben. Zudem hat der Vorstand beschlossen, Ihnen einen Ersatz für die abgesagten Veran Das fiktive Gespräch (VI) 30 staltungen anzubieten: Webinare, d.h. Vorträge, die Sie wie die Live-Veranstaltungen Hilfe, O2-Tank defekt! 31 aktuell mit Wissenswertem nicht nur zu COVID-19, sondern auch zu anderen wichti- gen Themen rund um Sauerstoff und Beatmung versorgen. Hierzu erhalten Sie einen LOT intern Link, mit dem Sie über Smartphone, Tablet oder Computer von zu Hause aus an den Vorträgen teilnehmen können. Zunächst haben wir für den 18.07.2020 und für den „Ich pflege – auch mich!“ 32 19.09.2020 zwei Termine gebucht, um die Resonanz von Ihnen auf diese neue Form Post von Jonas 33 der Veranstaltungen zu testen. Das System wurde jedoch zunächst für die folgenden 15 Monate auch mit der finanziellen Unterstützung der Kostenträger beschafft, sodass Selbsthilfe-Organisation „wir pflegen e.V.“ 34 bei einem regen Interesse von Ihrer Seite auch die Möglichkeit weiterer Nutzung z. B. im Rahmen von Treffen der Gruppen der LOT e.V. besteht. Insbesondere könnten Kolumne: Abstand halten! 36 hiermit Mitglieder erreicht werden, die aufgrund Ihrer Erkrankung nicht mehr an den Kooptierte Vorstandsmitglieder Gruppen-Treffen teilnehmen können. der LOT 38 Wie der Patientenkongress musste durch den Vorstand auch die diesjährige Mitglieder- versammlung abgesagt werden – wir werden Sie im nächsten Jahr im Rahmen des Rubriken Patientenkongresses nachholen, insbesondere den Bericht des Vorstands über die Aktivitäten und den Finanzbericht. LOT-Gruppen berichten 39 Wir möchten uns nochmals ganz herzlich bei Allen, die an der Erstellung und Finan Rätsel 42 zierung dieses O2-Reports beteiligt waren (Autoren u.a. aus den Gruppen, der Re LOT-Gruppen Kontakte 49 daktion, den Ärzten und Therapeuten sowie der Industrie) bedanken, und wünschen Ihnen bei der Lektüre dieses O2-Reports viel Freude. Beitrittserklärung 50 Herzliche Grüße aus Marl und Recklinghausen Impressum, Inserentenverzeichnis 51 Ihr Jens Geiseler 2 O2-Report
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COVID-19-EPIDEMIE Zur aktuellen Covid-19-Epidemie in Deutschland Soweit wie möglich wollen wir Sie zeitnah und vor allem gesichert – trotz der aktuellen „Infodemie“ – informieren. Die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 führt nach aktuellen Studien bei 15 bis 20 Prozent der Infizierten zu einem schweren Verlauf, drei bis fünf Prozent müssen intensivmedizinisch betreut werden, bei einem Teil von Ihnen wird eine Beatmung notwendig. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie Mike Fouque AdobeStock und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) in einem Positionspapier am 17.04.2020 hin. Wie eine COVID-19-Erkrankung ver- In dieser Phase ist die Gabe von Sau- werte hilft dabei, die Entwicklung eines läuft, hängt stark vom allgemeinen Ge- erstoff erforderlich. Lungenversagens, wie auch weiterer Or- sundheitszustand eines Menschen sowie ganschädigungen festzustellen und früh- etwaigen Vorerkrankungen ab. „Nach ■ Dritte Phase ist durch schwere Lun- zeitig behandeln zu können. aktuellem Kenntnisstand ist der Verlauf genschäden bis hin zum Organver- bei 80 % der Betroffenen mild. Bei etwa sagen gekennzeichnet. Spätestens in Zur Selbsteinschätzung 20 % der positiv getesteten Personen ent- dieser Phase müssen viele Patienten Zu einer ersten Selbst-Einschätzung aktu- wickelt sich nach dem derzeitigen Studi- apparativ unterstützt werden – bis eller Symptome einer vielleicht bei Ihnen, enstand dagegen eine Erkrankung der hin zur kontrollierten Beatmung über Familienmitgliedern oder Bekannten auf- Lunge“, laut Professor Michael Pfeifer, einen Tubus (Schlauch). getretenen Infektion schauen Sie bitte als Präsident der DGP. Dabei durchlaufen an „erste Hilfe“ in folgende Tabelle. Anhand COVID-19 Erkrankte drei Phasen der „Entscheidend ist es, jede dieser Maßnah- von 10 aufgelisteten Symptomen können Krankheit, die durch unterschiedlich star- men rechtzeitig zu ergreifen“, sagt Dr. Mi- Sie zwischen den teilweise sehr ähnlich ke Symptome gekennzeichnet sind. chael Westhoff, stellv. Sprecher des Kom- erscheinenden Infektions-Erkrankungen petenznetzwerks WeanNet. „Um festzu- durch das neue Corona-Virus (SARS- ■ Erste Phase, der frühen Infektion, äu- stellen, in welcher Phase der Erkrankung CoV-2 oder COVID-19), einer gewöhnli- ßert sich COVID-19 oft in Geschmacks- sich ein COVID-19-Patient befindet und chen Erkältung oder der „echten“ Grippe störungen, Halsschmerzen, Husten und wie schwer sein Lungengewebe bereits ge- (Influenza) unterscheiden. Diese Tabelle in seltenen Fällen durch Durchfall. schädigt ist, muss ein Patient eingehend datiert erstmals vom 10.03.2020 und ist untersucht und im Verlauf engmaschig seitdem wiederholt bestätigt worden. Sie ■ Zweite Phase greift das Virus auf die überwacht werden“, so der Experte wei- wurde auf der Basis von Daten der Lunge über und löst Entzündungen ter. Eine Röntgen- bzw. CT-Untersuchung Weltgesundheitsorganisation (WHO), der des Lungengewebes aus, die rasch und Blutgasanalyse geben Aufschluss Centers for Disease Control and Preventi- dazu führen können, dass die Sauer- über das Ausmaß der Lungenschäden. Ein on (CDC in Atlanta, USA) und von stoffversorgung im Körper gestört ist. strenges Monitoring der Vital- und Blut- DocCheck (in Köln) erstellt. 4 O2-Report
COVID-19-EPIDEMIE Häufiger wurde auch ein plötzlich auftretender Verlust des Geruchs- und/ oder des Geschmacksempfindens beob- achtet. Wenn Sie im Einzelnen diese Krank- heitssymptome betrachten, werden Sie sehen, das lediglich 2 Symptome über- einstimmend als häufig, sowohl bei der COVID-19-Infektion, als auch bei der „echten“ Grippe (Influenza), nämlich Fieber und Husten, auftreten. Nicht je- doch bei der „banalen“, uns allen be- kannten Erkältung („Grippe“). Ergänzend hierzu können Sie weiter zwischen den drei Krankheiten differen- zieren, wenn Sie jetzt in der Tabelle rechts das „NEIN“ betrachten. Übereinstimmend zwischen der aku- ten COVID-19-Infektion und der „ech- ten“ Grippe (Influenza) ist bei beiden Quelle: WHO, CDC und DocCheck Erkrankungen ein „NEIN“ beim Symp- tom „Schnupfen“. Dieser ist jedoch bei der Erkältung häufig. Atemnot wird nicht bei der Erkältung und bei der Influenza beobachtet und an- fangs nur manchmal bei der COVID- 19-Infektion. Wenn Sie dann noch be- trachten, dass bei der banalen Erkältung (im Gegensatz zur aktuellen COVID- 19-Infektion) drei Symptome häufig sind: ■ Gliederschmerzen, Schmerzen, ■ laufende oder verstopfte Nase und Risikofaktoren ■ Schwere Nierenerkrankungen, ■ Rachenentzündung, Als allgemein anerkannte Risikofaktoren ■ höheres Alter (ab 50, stark ansteigend gelten nach den Ergebnissen inzwischen ab 70), dann können Sie oft zwischen diesen bei- zahlreicher Berichte – oft allerdings mit ■ starkes Übergewicht und den Krankheiten unterscheiden. relativ kleinen Fallzahlen – von verstorbe- ■ Rauchen. Ergänzend zu der Bewertung sehen Sie nen aber auch erfolgreich behandelten Pa- bei der Influenza häufig das Auftreten von tienten. Bei ihnen war die Infektion mit Die meisten Todesfälle einer COVID- Abgeschlagenheit und Müdigkeit, nicht in dem COVID-19-Virus jeweils durch Tes- 19-Infektion sind schließlich durch Über- dieser Häufung jedoch bei COVID-19 tung belegt. Danach gelten allgemein fol- lastung des Immunsystems mit Botenstof- und der „banalen“ Erkältung. gende Vorerkrankungen als wesentliche fen und letztlich sein Versagen mit einer Häufig sind ebenfalls Glieder- und Risikofaktoren: Sepsis in Folge, verursacht. Kopfschmerzen und Schmerzen bei der ■ Chronische Lungenerkrankungen Influenza, nicht aber bei der COVID- (z. B. COPD) Vermeidung einer Ansteckung 19-Infektion. ■ Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Sys- Wie inzwischen allgemein bekannt, gilt: Wir denken, diese übersichtliche Ta- tems (z. B. koronare Herzerkrankung, ■ das Meiden jeglicher Menschenan- belle ermöglicht eine schnelle Erstein- Bluthochdruck) sammlungen schätzung durch Sie selbst. ■ Chronische Lebererkrankung ■ ein Abstandhalten zu anderen Men- Verständlicherweise kann diese Tabelle ■ Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) schen (mindestens 1,5 m), nicht alle Kriterien für eine Zuordnung ■ Krebserkrankungen ■ das Meiden von öffentlichen Ver- Ihrer vermutlichen Infektions-Erkran- ■ Ein geschwächtes Immunsystem (auch kehrsmitteln und kung zu einem der drei in der Tabelle auf- durch regelmäßige Einnahme von Me- ■ das Meiden von Verkehrsmitteln, in geführten Krankheitsbilder geben. Sie ist dikamenten wie z. B. Kortison) denen Klimaanalagen damit nur eine „Erste Hilfe“ (Orientie- rung), ersetzt aber auf keinen Fall die Nach aktuellem wissenschaftlichen Kennt für die Zirkulation der Luft und damit ärztliche Beratung, Inspektion und eine nisstand sind weitere bedeutende Risiko- auch für die Zirkulation der Erreger sor- eventuell erforderliche Testung auf vorlie- faktoren für einen schweren Krankheits- gen, dies gilt insbesondere unbedingt für gende krankheitsverursachende Keime. verlauf: Personen der genannten Risikogruppen. 1. Halbjahr 2020 5
COVID-19-EPIDEMIE Bundesweit verbindlich: Das Tragen Winter bei vermehrten Aufenthalten in fälle gelten als genesen. Erste Studien ha- einer Mund- und Nasenmaske (o. ä.) ist geschlossenen und schlecht belüfteten ben gezeigt, dass Menschen nach über- verbindlich ab dem 27.04.2020 in öffent- Räumen. standener COVID-19-Infektion, spezifi- lichen Verkehrsmitteln und beim Ein sche Antikörper gegen das Virus entwi- kaufen. Untererfassung der Infizierten ckeln. Davon leitet man ab, dass sie nur Anmerkung: Das Tragen dieser einfa- In Deutschland geht die Zahl der durch- ein geringes Risiko für eine erneute Infek- chen Maske schützt nicht vor der eigenen geführten Laborteste auf eine COVID- tion haben. Unklar bis heute ist jedoch, Infektion, sondern vermindert nur das 19-Infektion gegen 2 Millionen. Dies be- ob dies auf alle Betroffenen zutrifft und Ansteckungsrisiko für Andere. Zu beach- deutet, dass etwa erst 2 % unserer Ge- wie stabil und dauerhaft dieser Schutz an- ten sind auch das korrekte Anlegen, samtbevölkerung – zumindest einmal – hält. Erfahrungen mit früheren Corona- Wechseln bzw. Waschen oder Desinfizie- auf COVID-19 getestet wurden. Damit ist Viren-Infektionen, und zwar SARS (von ren dieser. nur ein relativ kleiner Teil der Gesamtbe- 2002 – 2003) und MERS (von 2012 – Die Dauer der Übertragbarkeit ist der- völkerung getestet. Die tatsächliche An- heute), lassen vermuten, dass diese Immu- zeit noch nicht abschließend gesichert. zahl Infizierter kann daher nur geschätzt nität bis zu drei Jahre anhalten könnte Auf aktueller Datenbasis wird geschätzt, werden. Aktuell gibt es nur 2 Studien zur (RKI). dass Patienten etwa 2,5 Tage vor Symp- Schätzung der Untererfassung aus China. tombeginn bereits infektiös sind. Wann Danach wurden dort lediglich 5 % bzw. Voraussichtliche Entwicklung dies nicht mehr der Fall ist, kann derzeit geschätzt 9,2 % der Infizierten im dorti- Wie sich das Corona-Virus weiter aus- nicht sicher gesagt werden (RKI, gen Überwachungssystem erfasst. Dies breiten wird, ist derzeit spekulativ, da es 17.04.2020). In einer kleinen Studie wa- bedeutet konkret, dass die Anzahl an Infi- sich um ein neuartiges Virus handelt. ren vermehrungsfähige COVID-19-Viren zierten um einen Faktor 20 bzw. 11 grö- Weltweit sind mit Datum vom 22. April aus Rachen und Sputum bis zum 4. bzw. ßer sein könnte. Mit Stand vom 22. April mehr als 2,5 Millionen Menschen mit bis zum 8. Tag nach Symptombeginn 2020 haben wir in Deutschland rund COVID-19-Viren infiziert (John Hopkins nachweisbar. Ein Viren-Nachweis gelingt 146.000 Infizierte und 4.879 an oder mit University). Etwas mehr als 1,7 Millionen jedoch Corona Verstorbene (RKI). Zieht man die von Ihnen, d.h. gut 71.000 mehr als am ■ auf Edelstahl- und Kunststoffoberflä- in China im Januar 2020 ermittelten Re- Vortag, gelten als aktiv infiziert und chen bis zu drei Trage, lationen zwischen erfassten an COVID-19 etwa 178.000 Menschen starben bisher ■ in Aersosolen (Tröpfchen in der Um- erkrankten und den geschätzten nicht-er- mit oder an COVID-19. Wenn man dies, gebungsluft) bis zu drei Stunden (laut fassten Patienten heran, so kommen wir z. B. mit der HIV/Aids-Pandemie ver- einer aktuellen Studie), bereits in Deutschland auf eine Zahl von gleicht, die seit 1981 bis heute geschätzt ■ auf Pappe und Papier bis zu 24 Stun- zumindest deutlich mehr als 1 Million in- 23 – 35 Millionen Opfer (Handelsblatt, den und damit deutlich länger als bei fizierten Menschen. Von den rund 14.04.2020) gefordert hat, können wir, dem verwandten Corona-Virus der 146.000 bestätigten Infektionsfällen in wenn weltweit die Maßnahmen nicht SARS-Epidemie von 2003. Deutschland gelten etwas über 41.000 strikt eingehalten werden, das gesamte Menschen als aktuell infiziert, d.h. als po- Ausmaß der aktuellen Pandemie grob ah- Zum Vergleich: tenzielle Überträger. Hinzu kommt die nen. Nach der selben Quelle, hier Stand Gesichert ist, dass sich die Influenza-Viren oben erwähnte Dunkelziffer, die nur ge- vom 7. April 2020, lag die Todesfallrate (s. auch die Symptom-Tabelle) bis zu 48 schätzt werden kann. nach Masern (ungeimpft) bei 1 – 3 % im Stunden auf Oberflächen, Noro- und Rhi- Vergleich zu Pocken (ungeimpft) mit no-Viren, die z. B. für massive Durchfälle Einschränkung 30 – 90 % unter COVID-19 im weltwei- verantwortlich sind, sogar bis zu 7 Tage Berücksichtigen muss man dabei, dass un- ten Durchschnitt bei 5,6 %. Dabei hat und Streptokokken auf trockenen Ober- ser jetziger Kenntnisstand zu diesem neu- COVID-19 eine etwa nur halb so hohe flächen sogar bis zu 6 Monate nachweisen en COVID-19-Virus (SARS-CoV-2) teil- Ansteckungsrate wie Pocken, bzw. etwa lassen. weise erst wenige Wochen, bzw. Monate ein Fünftel der von Masern. Am Beispiel der Influenza-Epidemien alt ist. Er beruht auf Untersuchungen in („echte Grippe“), sind saisonale Schwan- vielen betroffenen Ländern mit unter- Vorbeugung kungen bekannt und gut untersucht. Die- schiedlichen Gesundheitssystemen, Erhe- Allgemein gilt spätestens seit Ignaz Sem- se „echten“ Grippeviren verbreiten sich in bungsdaten, usw., und wird dabei von ei- melweis und das seit 1848 (!), wenn man unseren Breitengraden bevorzugt im Win- ner riesigen Zahl von Mitteilungen, Beob- potenziell infektiöse Gegenstände oder ter bei regelmäßig tieferen Temperaturen achtungen und Meinungsäußerungen bis Körperoberflächen angefasst hat, muss und deutlich trockener Luft. Laborversu- zu gezielten Falschmeldungen, vorzugs- ein sorgfältiges Waschen der Hände mit che haben belegt, dass eine niedrige, abso- weise in den elektronischen Medien, be- Seife über 30 Sekunden und unter fließen- lute Luftfeuchtigkeit die Übertragung die- gleitet. dem Wasser jedes Mal nach diesem Kon- ser Viren begünstigt. Dies bestätigen auch takt erfolgen. Daten aus den USA. Dies gilt jedoch nur Immunität Auch die unwillkürliche, bei jedem zu in unseren gemäßigten Zonen. Bei uns Knapp 100.000 Menschen der in Deutsch- beobachtende Berührung des Gesichtes liegt die „Grippe-Saison“ daher stets im land am 21. April gemeldeten Infektions- mit den Händen ist strikt zu unterlassen. 6 O2-Report
COVID-19-EPIDEMIE Selbstverständlich sind die allgemeinen Asthma wesentlich riskanter, als die theo- Hygiene-Vorschriften penibel einzuhal- retisch erhöhte Ansteckungsgefahr bei Schon 1910 erkannte ten, d. h.: Fortführung der verordneten Inhalations- ■ sorgfältiges Händewaschen, therapie. Rainer Maria Rilke: ■ Benutzen von Einmaltaschentüchern, Gleiches gilt für Patienten mit einem „Die Gefahr ist ■ Niesen in die Armbeuge, behandelten Bluthochdruck. Als Eintritts- ■ Meiden jeglicher Nahkontakte mit pforte nutzt das COVID-19-Virus die in sicherer geworden möglicherweise infizierten Oberflä- der Zellmembran verankerten Rezeptoren als die Sicherheit“. chen und das für ACE (Angiotensin-Converting-Enzy- ■ Meiden jeglicher Menschenansamm- me-2), die sowohl in Zellen der Lunge als lungen. auch wahrscheinlich des Herzmuskels Erkrankten die Beatmung derzeit die ein- vorhanden sind. Dieses Enzym gehört zu zige Behandlungsmöglichkeit dar“, so Wenn dies nicht immer möglich ist, wie einem Regelkreis, der maßgeblich für eine Professor Torsten Bauer, stellvertretender z. B. in der Apotheke oder beim Lebens- gewünschte Blutdrucksenkung ist. Hier Präsident der DGP. mitteleinkauf, ist ein Sicherheitsabstand setzen die in Deutschland bei ca. 16 Milli- Derzeit wird weltweit in etwa 100 Un- von zumindest 1,5 Metern strikt einzuhal- onen Menschen den Blutdruck senkenden ternehmen und Forschungseinrichtungen ten. ACE-Hemmer und zusätzlich noch bei mit Hochdruck an Impfstoffen gegen das der Hälfte dieser Patienten eingesetzten neue COVID-19-Virus gearbeitet. Darun- Patienten mit chronischen Sartane pharmakologisch an. Aus diesem ter sind auch zwei deutsche Gesellschaf- Lungenerkrankungen Grunde warnen die Deutsche Gesellschaft ten. Bis Ende April sollen bereits fünf Die Empfehlung der deutschen Spezialis- für Kardiologie und die Deutsche Hoch- Phase-1-Prüfungen an gesunden Proban- ten für Atemwegserkrankungen und der druckliga dringend davor, diese Blut- den mit Erprobungen von Impfstoffkan- medizinischen Fachgesellschaften bleibt drucksenker eigenmächtig abzusetzen. didaten begonnen haben. unverändert: Auch in der aktuellen CO- Aktuell wird auch über Spätfolgen ei- Voraussetzungen sind allerdings die VID-19-Epidemie soll eine individuell gut ner COVID-19-Infektion, wie z. B. eine Erfüllung aller arzneimittelrechtlicher eingestellte und erfolgreiche Inhalations- Lungenfibrose oder neu auftretende Herz- Auflagen und natürlich auch die Ergebnis- therapie von Asthma und COPD, insbe- Kreislauf-Erkrankungen, diskutiert. Um se sich anschließender klinischer Prüfun- sondere mit den inhalativen Kortikostero- hier Klarheit zu gewinnen, wurde auf- gen, die bei Impfstoffen, trotz des akuten, iden (ICS), unverändert fortgesetzt wer- grund einer deutschen Initiative ein euro- riesigen Druckes, sehr streng sind. Mit ei- den! päisches Fallregister „LEOSS“ gegründet, nem Impfstoff ist daher bei schnellstmög- Eine oft drohende Krankheitsver- in dem bereits Daten von 1.025 COVID- licher Entwicklung und Prüfung optimis- schlechterung bei eigenmächtiger Ände- 19-Patienten zugänglich sind. tisch erst im kommenden Jahr zu rechnen. rung oder Absetzen der Inhalationsthera- Hinzu kommt allerdings die Produktion pie ist durch eventuell notwendige Arzt- Aussichten auf eine Impfung für einen dann weltweiten Bedarf. Inzwi- besuche oder sogar Krankenhausaufent- „Da es bislang kein Medikament gegen schen gibt es sogar schon Stimmen in halte für Patienten mit z. B. COPD oder COVID-19 gibt, stellt bei schwer daran Deutschland, die gegen COVID-19 eine nationale Impfpflicht fordern. Bis dahin aber sind wir nicht hilflos. Wir haben ein funktionierendes und sta- biles Gesundheitssystem. Derzeit existie- ren in Deutschland ca. 27.100 „Intensiv- betten“ (divi.de, 20.04.2020). Zum glei- chen Zeitpunkt wurden deutschlandweit 1.816 COVID-19-Patienten beatmet. Das setzt voraus, dass sich ALLE, aber wirk- lich auch ALLE, an die Hygiene- und Vor- sichtsmaßnahmen ausnahmslos halten. Das bedeutet, dass es im Interesse aller, „keine Öffnungsdiskussionsorgien“ (Angela Merkel, 20.04.2020) und zu frühzeitige Lockerungen von dringend notwendigen Einschränkungen gibt. Ich denke, gemeinsam schaffen wir das! Bleiben Sie vor allem weiter konse- quent, geduldig und so gesund! • Autor: Dr. med. Michael Köhler Hier hilft auch der Mund-Nasen-Schutz kaum. Meiden Sie jegliche Nahkontakte. Beisitzer Öffentlichkeitsarbeit und Politik 8 O2-Report
COV I D - 1 9 - PA N D E M I E „Wir werden hier sicher nicht würfeln“ Die Corona-Krise aus dem Blickwinkel der Ethik-Berater Dr. Andreas Klein und Dr. Birgit Krause-Michel Foto: Ines Meier/AdobeStock Von Hans-Joachim Bittner Berchtesgadener Land. Das Geschlecht, hängig von den Vorerkrankungen und matik auch: „Für uns stellt sich die Frage, das Alter, die Herkunft, Religion oder der dem Patientenwillen – die gleichen Chan- wie wir die Empfehlungen der Fachgesell- Titel sowie der soziale Status dürfen nie- cen wie ein jüngerer“, versichert Dr. And- schaften pragmatisch umsetzen. Und in mals eine Rolle spielen: „Wir entscheiden reas Klein. Der Chefarzt der Anästhesie- welcher Form wir sie unseren Intensiv- hier nicht nach Bauchgefühl oder willkür- Abteilung im Berchtesgadener Kranken- Medizinern als Orientierung an die Hand lich. Bei uns hat jeder ältere Patient – ab- haus sagt zur aktuellen Covid-19-Proble- geben, um besser mit der Situation umge- hen zu können.“ Im absoluten Engpass- Szenario – zu wenige Beatmungsgeräte – kämen zahlreiche Kriterien zum Tragen: Das Krankenhaus Bad Reichenhall Die Dringlichkeit, Vor- und/oder Beglei- gehört zu den Kliniken Südostbayern terkrankungen, die Prognose und klini- und ist laut Experten hervorragend sche Erfolgsaussichten, also die Heilungs- vorbereitet, um Corona-Patienten zu chancen. behandeln. Dr. Andreas Klein sagt jedoch beruhi- Foto: Hans-Joachim Bittner gend: „Wir treffen jeden Tag fundierte Entscheidungen und müssen uns in der aktuellen Corona-Situation hoffentlich nicht die Frage der Priorisierung stellen.“ Die Kliniken Südostbayern AG mit den Landkreis-Krankenhäusern in Freilassing, Bad Reichenhall und Berchtesgaden seien bestens aufgestellt. „Wir orientieren uns in der medizinisch-ethischen Entschei- dungsfindung an den Empfehlungen der sieben Fachgesellschaften.“ Diese wurden für den Extremfall in der Corona-Krise erarbeitet. Grundlagen hierfür sind die medizinische Indikation einer Maßnahme und der Patientenwille. Dazu kommen die 1. Halbjahr 2020 9
COVID-19-EPIDEMIE Richtlinien des Deutschen Ethikrates. In Nachschub bekommen“, informiert der und Ärzte in Kriegen oder Katastrophen der Notaufnahme und auf der Intensivsta- Mediziner. Er ist auch Vorsitzender des schnell und kurzfristig tun müssen. Die tion muss der Entscheidungsprozess mög- Klinischen Ethik-Komitees Berchtesgade- große Frage, die ihn und alle Kollegen im lichst pragmatisch anwendbar sein, damit ner Land und steht hier in besonders enger Ärzte-Bereich derzeit umtreibt: Wie ist im das Team vor Ort zu einer schnellen, me- Zusammenarbeit und Abstimmung mit Härtefall letztlich zu entscheiden, sollte dizinisch gut begründeten Entscheidung Dr. Birgit Krause-Michel, der Vorsitzen- die Kapazitätsgrenze tatsächlich erreicht kommen kann. den der außerklinischen Ethikberatung. werden und nicht mehr genügend Beat- Dr. Klein versichert, aktuell jeden Co- mungsplätze zur Verfügung stehen? „Für rona-Patienten – und all jene, die bei- uns wäre das natürlich der Super-Gau. spielsweise beatmet werden müssen – in- Wenn der Super-Gau Aktuell haben wir an allen sechs Klinik- tensiv-medizinisch und somit bestmöglich tatsächlich eintritt Standorten im Berchtesgadener Land und versorgen und behandeln zu können. In im Landkreis Traunstein ausreichende Be- Sachen Schutzausrüstung bestehe eben- Dr. Klein hofft, keine Triage-Entscheidun- atmungskapazitäten auf den Intensivstati- falls keine Not: „Wir haben genügend gen treffen zu müssen – wie es Ärztinnen onen und können diese im Notfall sogar erweitern“, so Dr. Klein. Sollte der Super-Gau tatsächlich ein- treten, muss der behandelnde Arzt vor Psychologische Hilfe für Ärzte und Ort innerhalb kurzer Zeit eine Entschei- dung treffen, wen er auf die Intensivstati- Pflegekräfte on verlegt und wen nicht. Um ihn bei die- ser Entscheidung ethisch zu unterstützen Bad Reichenhall. Gerade während ei- sind in dieser Zeit besonders gefordert, und seinen „Moral Distress“ zu minimie- ner außergewöhnlichen Situation wie um psychosoziale Unterstützung zu ren, bauten Dr. Klein und Dr. Krause- dieser, verstärkt sich die Frage nach der geben. An den Kliniken in Bad Rei- Michel innerhalb kurzer Zeit eine „Task psychologischen Hilfe für Ärzte und chenhall, Freilassing, Berchtesgaden, Force“ auf. Diese besteht aus vier Medizi- Pflegekräfte, die rasch die absoluten Traunstein, Ruhpolding und Trostberg nern aus der Klinik sowie drei Ärzten aus Belastungsgrenzen erreichen – physisch soll in Kürze eine „psychosoziale Not- dem außerklinischen Bereich und leistet wie psychisch. Wie damit umgehen, fallnummer“ eingerichtet werden. eine sogenannte ethische Rufbereitschaft wie diese Extremlage verarbeiten, das Über diese Nummer können standort- für die Kollegen im Krankenhaus. Jüngst Leid, das Sterben? „Eine Pandemie ist übergreifend Psychologen der Kliniken stellte Prof. Dr. Uwe Janssens, Präsident natürlich auch für uns neu“, sagt Dr. kontaktiert werden. Zusätzlich exis- Deutschen Interdisziplinären Vereinigung Andreas Klein – „vor allem, weil wir es tiert für alle Mitarbeiter/-innen die für Notfall- und Intensivmedizin (DIVI) mit einem Gegner zu tun haben, gegen Möglichkeit, rund um die Uhr einen klar, dass Patienten in andere Kliniken den wir momentan keine Waffen besit- kostenlosen Beratungsservice in An- verlegt werden können, um nicht in die zen“. spruch zu nehmen, im Rahmen dessen Situation einer Priorisierung zu kommen. Reden hilft, weiß der Mediziner, anonym professionelle Berater zur Dr. Andreas Klein sagt: „Kommt eines Gespräche erhalten eine enorm wichti- Verfügung stehen. unserer Krankenhäuser tatsächlich in die ge Rolle. Psychologen und Seelsorger bit • prekäre Lage, könnten wir Corona-Pati- enten in den Nachbarkliniken unterbrin- gen. Würde das nicht mehr ausreichen, wäre eine Verlegung bayernweit und in letzter Konsequenz deutschlandweit möglich.“ Durch die Lage in Südeuropa viel gelernt Das Intensivbetten-Management sei hier- zulande hervorragend: „Wir haben durch Foto: Robert Kneschke/AdobeStock die schrecklichen Ereignisse in Italien oder Spanien gelernt und entsprechende Vorbereitungs- und Vorbeugemaßnahmen treffen und einleiten können“, sagt Dr. Klein. Das heimische Krankenhaus-Perso- nal – beispielsweise in Bad Reichenhall – sammelte zudem durch die verstörenden Ereignisse in den Jahren 1999 (Amoklauf) 10 O2-Report
HOMECARE Links: Dr. med. Birgit Krause-Michel, Ärztin für Psychotherapie und Palliativmedizin, Ethikberaterin Rechts: Dr. Andreas Klein, Chefarzt der Anästhesie-Abteilung in der Kreisklinik Berchtesgaden, bestätigt: „Unsere Kranken- häuser sind bestens aufgestellt.“ Foto: Kliniken Südostbayern AG und 2006 (Eishallen-Einsturz) viele Erfahrungswerte. „Ange- sichts dessen haben wir die Ethik-Beratungen letztlich aufgebaut und immer wieder erweitert. Außerklinisch als ethische Schnitt- stelle zu den behandelnden Ärzten“, sagt Dr. Krause-Michel. „Wir werden hier sicher nicht würfeln“, beruhigt Dr. Andreas ALLES AUS EINER HAND: Klein, der permanent in interdisziplinärer Abstimmung mit vie- len Kolleginnen und Kollegen agiert. „Wir treffen, wie in ganz Deutschland praktiziert, Entscheidungen wenn möglich immer im Mehraugen-Prinzip als Team, transparent und nachvollzieh- bar.“ In der Regel sollten das zwei bis drei Fachärzte sein, die bei GTI medicare Bedarf von der Task Force – einer Gruppe von Medizinern – mit ethischer Expertise unterstützt werden können. GTI medicare ist Ihr kompetenter und zuverlässiger Sollte ein Patient aufgrund der Ausschlusskriterien nicht beat- Partner für die stationäre und mobile Sauerstoffversor- met werden können, bedeutet dies nicht den Abbruch der Be- gung. Ob im Rettungswesen, beim medizinischen Fach- handlung, sondern eine Therapieziel-Änderung. Oberste Priori- handel oder für die Langzeit-Sauerstofftherapie in der tät ist, dass dieser Patient keine Atemnot oder sonstige belasten- häuslichen Versorgung. den Symptome verspürt. Er wird nach den Leitlinien der Pallia- tivmedizin optimal medizinisch versorgt. „Vielleicht erspart man ihm mit der oft nicht sofort nachvollziehbaren Entscheidung des IMMER GUT O2-VERSORGT MIT DEN GTI MEDICARE Intensivmediziners ein langes qualvolles Sterben an der Maschi- VERSORGUNGSKONZEPTEN ne. Angehörige dürfen Patienten – im Gegensatz zur Intensivsta- Im Bereich der Sauerstoff-Langzeittherapie gibt es bei tion – in der extra für Corona-Fälle erweiterten Palliativstation unterschiedlichen Indikationen unzählige Versorgungs- begleiten und in Würde von ihnen Abschied nehmen“, sagt die formen. Wir verstehen uns als Ihr Partner und sehen erfahrene Palliativ-Medizinerin Dr. Krause-Michel. Sie richtete diese Station bereits 2006 in der Kreisklinik Bad Reichenhall ein, es daher als unsere selbstverständliche Aufgabe an, die unter der Führung des Leitenden Oberarztes Dr. Christian mit Ihnen Ihr individuell angepasstes Sauerstoffsystem Stöberl nun auf 30 Betten aufgestockt wurde. zusammenzustellen. Prof. Georg Marckmann, Chef des Instituts für Ethik, Ge- schichte und Theorie der Medizin an der Ludwig-Maximilians- Fragen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne! Universität München, sagte jüngst in der ARD: „Uns treibt alle die Frage um, was wir machen, wenn die Intensiv-Kapazitäten in Deutschland knapp werden. Es ist zunächst wichtig zu wissen, AUCH IN IHRER NÄHE: dass zunächst einmal alle Patienten Zugang zur intensiv-medizi- Servicetelefon Hattingen +49 (0)2324 9199-0, nischen Versorgung haben. Es wird immer nach klar definierten, Servicetelefon Hamburg +49 (0)40 611369-0 transparenten und für alle gleichen Kriterien entschieden. Das oder per E-Mail unter auftrag@gti-medicare.de sollte uns eher beruhigen als beunruhigen.“ • www.gti-medicare.de 1. Halbjahr 2020
COVID-19-EPIDEMIE Die innere Spannung aushalten Medizinische, rechtliche und ethische Antwort auf die Vorwürfe, Angehörige nicht mehr betreuen zu dürfen Von Hans-Joachim Bittner Foto: Ramona Heim/AdobeStock Bad Reichenhall. Das Ansinnen zweier Angehöriger schwer kranker Pflegebedürftiger, ausgenommen Patienten mit Corona-In- helfen zu wollen, aber nicht zu dürfen (wir berichteten vergangenen Samstag), rief fektionen. Im Todesfall ist dann selbst ei- die Außerklinische Ethikberatung des Netzwerks Hospiz auf den Plan, die Ereignisse ne Verabschiedung nicht mehr möglich. der letzten Tage in diesem Bereich aus medizinischer, seelsorgerlicher und juristi- Rechtsanwalt Jens A. Diedrich machte scher Seite zu beleuchten. Der Situation entsprechend berief die Heimatzeitung eine unmissverständlich klar: „Durch die Vierer-Telefonkonferenz ein, um die Eckpunkte – zusammen mit Dr. Birgit Krause- Allgemein-Verfügung der Bayerischen Michel, Palliativ-Medizinerin und Vorsitzende der Außerklinischen Ethikberatung Staatsregierung vom 20. März ist eindeu- Südostbayern, Seelsorger und Diakon i.R. Johannes Häberlein sowie Jens A. Diedrich, tig Klarheit geschaffen. Es gibt eine staat- Fachanwalt für Arbeits- und Medizinrecht in Traunstein – abzustecken. Die Drei liche Anordnung, dass der Besuch von bilden den Vorstand der Ethikberatung. Angehörigen in den Alten- und Pfleghei- men nicht mehr gestattet ist. Damit ist das juristisch erledigt.“ Nun stelle sich die Dr. Krause-Michel stellte zunächst klar, einmal verstärkt.“ Jetzt gehe es in erster Frage, warum das gemacht wurde. „Die dass die Sorgen der Angehörigen „sehr Linie um Fakten und Informationen. Alle Regierung muss in Abwägung aller Risi- ernst zu nehmen sind.“ Sie wisse: „Die Al- Drei betonten zu Beginn des Gesprächs, ken die verschiedenen Grundrechte aller ten- und Pflegeheime sowie die Kranken- dass Menschen in Pflegeheimen, bei denen Bürger im Blick haben. Und dabei muss häuser arbeiten am Limit und benötigen der Sterbeprozess begonnen habe, selbst- sie die Gesundheit aller über die Freiheits- dringend Hilfe. Das war schon in der Vor- verständlich im Familienkreis weiterhin rechte einzelner stellen. Sie ist quasi das Corona-Zeit so und hat sich nun noch besucht und begleitet werden dürften – höhere Gut.“ Die gesetzlichen Instrumen- 12 O2-Report
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COVID-19-EPIDEMIE tarien würden den Spielraum in einem derart akuten Fall wie den aktuellen sehr einschränken. „Die Entscheidung ist menschlich hart und natürlich drastisch“, so der Anwalt. Sie würde einem militäri- schen Verteidigungsfall ähneln. In der ei- nen Waagschale liegen die Mehrheits- schicksale von – im bayerischen Fall – 13 Millionen Menschen, in der anderen Ein- zelschicksale von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht Ein großes Problem sei es, Betriebsfremde in ein Pflegeheim zu lassen. Zu viel könne passieren, selbst wenn ein negativer Coro- na-Test vorliegen sollte. „Die Angehöri- gen müssten in Abständen immer wieder getestet werden – was aber nicht zu leisten ist“, sagt Dr. Krause-Michel. Das Risiko müsse jedoch auf ein absolutes Minimum gesenkt werden, nicht nur für die Heim- Bewohner, vor allem für die Pflegekräfte. Spazierengehen erlaubt: Für Senioren in den Alten- und Pflegeheimen in Bayern gelten Rechtsanwalt Diedrich ergänzt: „Die An- die gleichen Ausgangsbeschränkungen wie für alle Bürger. Das „frische Luft schnappen“ gehörigen übersehen, dass die bereits am zu verbieten würde jedoch zu stark in die Freiheitsrechte eines freiheitlichen Staates ein- Limit arbeitenden Pflegenden entlastet greifen. Fotos: Hans-Joachim Bittner werden müssen. Dabei würden Betriebs- fremde den eingespielten Ablauf eher be- hindern, mitunter sogar stoppen.“ Gut sträuben sich einem aus menschlicher „nur“ Ausgangsbeschränkungen, keine gemeint sei nicht immer gut gemacht. „In Sicht die Haare. Aber wir können nicht Ausgangs- oder Eingangssperren. „Sie einer Krise wie dieser müssen die Interes- anders entscheiden, es ist juristisch ein- dürfen Spazierengehen, allein, um frische sen Einzelner zurücktreten. Natürlich wandfrei“, drückt die Medizinerin durch- Luft zu schnappen, und danach zurück in aus eine gewisse Machtlosigkeit aus – ihre Wohnungen.“ Die Freiheitsrechte in „und glauben Sie mir, das ist für uns Ärzte einem freiheitlichen Staat würden andern- das Schlimmste. Denn wir wollen Leben falls massiv verletzt. retten“. Bundeskanzlerin Angela Merkel werde „als Verdachtsfall“ nun 14 Tage lang ge- Ungeheure Belastung testet: „Denn wir wissen im Grunde für alle nichts über diesen Virus und somit den Gegner. Wann schlägt er zu, wie ist der Johannes Häberlein spricht von einer exakte Verlauf der Krankheit. Wir haben „ungeheuren Belastung“, wenn Angehö- keinen Impfstoff, keine Therapie und so- rige ihre Liebsten nicht mehr besuchen, mit momentan keine wirksamen Möglich- pflegen und mithelfen dürfen, deren All- keiten. Unsere einzige Chance in dieser tag ein wenig leichter zu machen. Die nun Zeit ist es, körperliche Kontakte zu ausgesprochenen Regeln des Staates vermeiden. Und zwar rigoros“, so Dr. kommen einer harten, jedoch nötigen Zu- Krause-Michel. Man könne aufgrund der mutung gleich, um die Gesundheit der großen Zahl an Verdachtsfällen lediglich Allgemeinheit zu schützen. „Das ist na- Menschen mit Symptomen testen. Und türlich für alle, die nun allein gelassen selbst wenn sie keine aufweisen, könnten werden, schwer verständlich. Demente Dr. Birgit Krause-Michel beleuchtet die sie Quelle der Infektion sein, da die meis- können das ohnehin nicht verstehen. Das neuen Corona-Regeln, die auch die Alten- ten Covid-19-Erkrankungen harmlos ver- erhöht Belastung und Stress für alle und Pflegheime massiv belasten, aus laufen. Im Übrigen gelten für Heimbe- enorm. Allein deshalb darf die Arbeit in medizinischer Sicht. wohner die gleichen Regeln: Also derzeit den Heimen nicht zusätzlich belastet wer- 14 O2-Report
COV I D - 1 9 - PA N D E M I E den – dieser Schuss würde nach hinten auf Telefon umgestellt: „Persönliche Besu- gebedürftigen Angehörigen dürfen, bestä- losgehen.“ che sind leider nicht mehr möglich. Wir tigt Johannes Häberlein. Er betont jedoch: Es sei schwer, diese neue Situation zu müssen die Angehörigen, die Kranken, die „Der eigentliche Skandal ist, dass wir jetzt akzeptieren, aber es sei die einzig richtige Alten und letztlich uns selbst schützen. die Quittung für einen empfindlichen Lösung. In dieser Frage sei nun Kreativi- Das zu akzeptieren ist schwer, keine Sparkurs in den vergangenen Jahrzehnten tät gefragt: „Mehr telefonieren, Briefe Frage.“ präsentiert bekommen. Das Personal schreiben. Ich kenne einen Angehörigen, wurde drastisch reduziert, die Ausstat- der seiner pflegebedürftigen Mutter ein tung stimmt nicht mehr, Schutzausstat- einfach zu bedienendes Handy gekauft Menschlichkeit tungen müssen vielerorts nachgeordert hat – der Kontakt ist somit möglich. Na- immer im Fokus werden, der ganze Krankenhaus- und türlich kann dies das persönliche Zusam- Pflegeapparat ist mit Kontrollmechanis- mensein nicht ersetzen“, sagt Seelsorger Speziell im Fall der schwer erkrankten men und Bürokratie überladen – damit Häberlein. „Wir selbst dürfen nun aber Angehörigen (unser Bericht vom Samstag) müssen alle Fachkräfte seit langer Zeit le- nicht zur Gefahr für unsere Liebsten wer- müsse laut Dr. Krause-Michel versucht ben und arbeiten.“ Es sei ein Irrtum gewe- den.“ Zur Risikogruppe gehören nicht werden, sie davon zu überzeugen, die Ent- sen, mit Gesundheit beziehungsweise nur die Ältesten unserer Gesellschaft, son- scheidungen mitzutragen. „Gerade in die- Krankheit Geld verdienen zu wollen: dern alle in den Pflegeheimen Tätigen. sen Zeiten ist es die Aufgabe einer außer- „Denn Medizin und Pflege sind immer ein Häberlein beschreibt die neue, große klinischen Ethikberatung, Gespräche mit Draufzahlgeschäft, das muss sich ein Herausforderung klar: „Die innere Span- allen Beteiligten auf Augenhöhe zu füh- Staat einfach leisten“. nung aushalten.“ Und jeden Tag den Ent- ren, um die Probleme aus verschiedenen Mit Corona rücken jetzt vorhandene wicklungen entsprechend handeln, selbst Perspektiven zu betrachten. Neben einer Probleme ganz nah an uns heran. Gegen wenn es brutal klingt: „Als Angehöriger verständlichen medizinischen Aufklä- diese Ohnmacht können wir momentan muss ich mich damit auseinandersetzen, rung, unter Beachtung der rechtlichen nichts tun“, so Häberlein. Wir müssten dass das Corona-Virus Opfer fordert – Möglichkeiten, muss der Mensch immer lernen, das Unvermeidliche zuzulassen – möglicherweise sogar im eigenen Famili- im Fokus stehen. Die Begründung für un- etwas, das in unserer Wohlfühl- und enkreis. Es ist elementar wichtig, das ser Tun – sei es durch Unterlassen oder Wohlstandsgesellschaft stets wie ein Ta- nicht nur zu befürchten, sondern zu wis- Intensivierung der Therapie – muss buthema an den Rand gedrückt werde. sen. Vor allem, um sich darauf einstellen ethisch begründet werden. Ziel ist es, dass „Es ist ethisch nicht vertretbar, beispiels- zu können.“ Loslassen und das Gesche- alle diese Entscheidung mittragen kön- weise einen über 90-jährigen, dementen hen lassen sei dabei leider ein zentrales, nen, ist sie auch noch so schwer. Der ver- und schwer pflegebedürftigen Menschen jedoch enorm wichtiges Thema. Als Vor- zweifelte Schritt der Angehörigen, sich aus seiner gewohnten Umgebung auf die sitzender des Hospizvereins BGL weiß Jo- mit ihren Sorgen und Ängsten an die Pres- Intensivstation zu verlegen, um ihn dort hannes Häberlein nur zu gut über die Fra- se zu wenden, hätte dadurch vielleicht – sagen wir – zu beatmen. Man würde gilität unseres Zusammenlebens Bescheid. vermieden werden können.“ ihm damit nichts Gutes tun, es wäre im Er und alle im Verein engagierten Kräfte Aus ethischer Sicht ist es ein Skandal, Grunde Körperverletzung“, sagt Dr. hätten den Kontakt mittlerweile ebenfalls dass wir jetzt nicht mehr zu unseren pfle- Krause-Michel. • Wir setzen seit 60 Jahren Standards in der pneumologischen Rehabilitation - Behandlung von Patienten mit Erkrankungen der Atmungsorgane wie Asthma, Bronchitis, COPD, Emphysem, Lungenfibrosen, Atemwegsallergien sowie orthopädischen Erkrankungen und internistischen Begleiterkrankungen in ganzheitlicher Form; KLI NI K B AD R EI CHENH ALL Anschluss-Rehabilitation, z.B. nach Tumorbehandlung, Pneumonien oder Lungenembolien - Vorgehalten werden alle diagnostischen Verfahren (z. B. 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COVID-19-EPIDEMIE Hygienemaßnahmen bei Lungenerkrankungen & Covid 19 Allgemeine Hygienemaßnahmen Foto: Aleksandra Suzi/AdobeStock Hygiene ist ein sehr wichtiges Thema, um medikamentöser Behandlung, bei chroni- den die Erregern auf Wirte unterschied mit geeigneten Maßnahmen Infekten schen Krankheiten, bei Immunschwäche, licher Spezies z. B. Tier auf Mensch (An vorzubeugen. Das Wort Hygiene wird von bei vermehrtem Antibiotikaverbrauch, thropozoonose) übertragen. der griechischen Göttin Hygieia abgelei- bei Behinderungen, Multimorbidität und tet, der Göttin der Sauberkeit. Pflegebedürftigkeit. Verursacher von Infektionen können Das Bestehen einer Infektionskette ist Bakterien, Viren oder Pilze sein. Voraussetzung für die Ausbreitung jeder Gefahren für die Lunge betreffen vor al- Hygiene ist eine präventive Infektionskrankheit. Diese Infektionsket- lem Nosokomiale Infektionen, Pneumo Maßnahme zur Vermeidung von te besteht aus der Infektionsquelle nien und Pleuritiden mit und ohne Pleu Krankheiten. (Mensch, Tier), dem Übertragungsweg raempyem. Jeder von uns hat zur Hygiene seine eige- und dem Empfänger, der infiziert wird. Nosokomiale Infektionen sind Infekti- nen Prinzipien. Zu hygienischen Maßnah- Die Übertragung von Krankheitserregern onen, die im Krankenhaus (Nosokomeion men gehören neben der Persönlichen Hy- von einem Wirt auf neue Wirte erfolgt = griechisch: das Krankenhaus), aber giene aber auch die Psychische- und die durch Tröpfchen-, Kontakt- oder Schmie- auch in ärztlichen Praxen, Ambulanzen Sozialhygiene so wie die Arbeits- und die rinfektion. oder Heimen und Pflegeeinrichtungen er- Umwelthygiene. Jegliche hygienischen Es gibt verschiedene Formen einer worben wurden. Sie entstehen endogen Maßnahmen bewahren uns vor Erkran- Infektionskette. Bei der homologen Infek- aus der bewohnereigenen Flora → residen- kungen. tionskette findet die Übertragung von Er- te Flora und/oder exogen aus der Umge- Es besteht immer eine erhöhte Infek regern auf Wirte der gleichen Spezies z. B. bung → transiente Flora. Wir brauchen tionsgefahr bei älteren Menschen, bei Mensch zu Mensch (Anthroponose) statt, aber unsere residenten Keime auf unserer einem geminderten Allgemeinzustand, bei bei der heterologen Infektionskette wer- Haut, es darf nicht versucht werden alle 16 O2-Report
HOMECARE FACHBEGRIFFE HYGIENE UND MEDIZIN Areob/anaerob = gedeiht mit / ohne O2 (Sauerstoff) Aerogen = mit der Luft übertragen Aspiration = Einatmung, Einsaugung Compliance = Mitwirkungspflicht des Patienten (Patiententreue) Desinfektion = Entkeimung Endemie = immer wieder auftretende gleiche Infektionserkrankung Endogen = im Körper Epidemie = massenhaftes Krankheitsauftreten in bestimmten Gebieten exogen = außerhalb des Körpers Epidemiologie = Wissenschaft vom Auftreten von Krankheiten Hygiene = Sauberkeit, Gesundheit, Reinlichkeit Infektion = Erkrankung durch Ansteckung Irreversibel = nicht rückgängig machbar Kontamination = Verunreinigung, Berührung Pandemie = übergreifend auf größere Erdteile Pathogen = krankheitsverursachend Präventiv = vorbeugend Progredient = langsam fortschreitend Sterilisation = Abtöten von Keimen RICHTIGES HÄNDEWASCHEN 1. Schmuck ablegen 2. Hände mit warmen Wasser befeuchten 3. Dosierte Seife, am besten aus einem Spender auf die Handfläche geben 4. Handflächen aneinander reiben um Schaum zu erzeugen 5. Auch die Außenfläche von Händen, Knöcheln und Fingern mit Seifenschaum benetzen und reinigen 6. Die Fläche zwischen Daumen und Zeigefinger nicht vergessen 7. Mit den Fingerspitzen in der Handinnenfläche reiben, um die Fingerkuppen bzw. –nägel zu säubern 8. Die Hände unter warmen fließendem Wasser abspülen 9. Die Hände mit einem Papierhandtuch gut abtrocknen, mit KOMPETENZ IN dem Tuch den Wasserhahn zudrehen, ggf. die Türklinke bedienen und dann entsorgen HYGIENISCHE HÄNDEDESINFEKTION 1. Schmuck ablegen, ca. 3ml eines alkoholhaltigen SACHEN SAUERSTOFF Händedesinfektionsmittels in die Hohlhand geben 2. Die Handflächen aneinander reiben 3. Das Desinfektionsmittel zwischen den Fingern und um die Auch in Ihrer Nähe immer gut Finger verreiben 4. Die gesamte Oberfläche von Händen und Fingern benetzen O2 versorgt. 5. Das Desinfektionsmittel auch auf der Rückseite der Hände und um die Daumen verreiben Servicetelefon Hattingen +49 (0)2324 9199-0 6. Mit den Fingerspitzen in der Handinnenfläche reiben, um die Fingerkuppen zu benetzen Servicetelefon Hamburg +49 (0)40 611369-0 7. Solange das Mittel verreiben bis die Hände trocken sind, E-Mail: auftrag@gti-medicare.de das dauert je nach Resorptionszeit zwischen 20 und 35 sec. 8. Kein Wasser verwenden und nicht die Hände nachtrocknen www.gti-medicare.de 1. Halbjahr 2020
COVID-19-EPIDEMIE Keime zu entfernen, umso anfälliger re- Desinfektionsmittel ■ Oxidantien z. B. Wasserstoffperoxyd agiert der Körper auf fremde Erreger. Die bekanntesten Desinfektionsmittel oder Kaliumpermanganat zur Wund- Die bekanntesten Erreger sind Staphy- sind, Spitazid, Sterilium, Pronanum, Des- spülung lokokken, alleine bei diesen gibt es 33 ver- derman u.a. Eine genaue Vorgehensweise ■ Auch Halogene wie Chlor, Jod und schiedene Arten, der bekannteste ist hier finden Sie in der separaten Anleitung (s. Brom werden zur Desinfektion ver- wohl der Staphylokokkus aureus. Aber Kasten auf S. 17). wendet auch Streptokokken, Pneumokokken, En- Sagrotan ist kein Händedesinfektions- terokokken, ORSA /MRSA, Virusinfek mittel und darf nicht für die Haut benutzt Es wird unterschieden zwischen Hände-, tionen u. a. können Infektionen auslösen. werden. Das Mittel ist hoch toxisch und Haut-, Schleimhaut-, Instrumenten- und „ORSA“ haben wohl viele schon ge- sollte auch im Haushalt nur bei anste- Flächendesinfektionsmitteln. Jedes Mittel hört, ist die Abkürzung für „Oxacillin- ckenden Erkrankungen wie Salmonellen, darf auch nur entsprechend genutzt wer- resistenter Staphylococcus aureus“, er Norovirus etc. als Flächendesinfektions- den um Allergien und Verletzungen zu führt häufig zu Atemwegs- und Wundin- mittel verwendet werden, um andere Fa- vermeiden. fektionen, seine Resistenzbildung nimmt milienmitglieder zu schützen. Physikalische Desinfektionsmittel sind zu. Oberstes Ziel muss es sein, die Aus- Neben Händewaschen und Händedes- z. B. Wärme und Dampf, die auch zuhau- breitung zu verhindern! infektion gibt es noch den Hautschutz se für Pinzetten, Mundstücke, Babysauger „MRSA“ bedeutet Methicillin-resisten- und die Hautpflege mit Creme und Lo- zum Auskochen geeignet sind. te Stapylococcus aureus, die Abkürzung tion, wobei Gemeinschaftstöpfe vermie- Bei der Desinfektion erfolgt eine Kei- wird auch oft gleichgesetzt mit multiresis- den werden sollen, da hier auch eine marmut, bei Sterilisation werden Keime tenten Keimen / Problemerregern. In den Keimbesiedlung durch Eintauchen der abgetötet. Hierzu zählt die Heißluftsterili- letzten zwei Jahrzehnten hat auch der ver- Finger erfolgen kann. Besser sind Tuben sation 180 °C, 30 Min. in einem extra da- mehrte und irrationale Antibiotikaver- oder Dosierflaschen mit ph-neutraler für vorgesehenen Autoklaven, wird häufig brauch in der Behandlung von bakteriel- Handcreme bzw. -lotion. in Labors und Praxen verwendet. Im Kli- len Infektionen zu einer besorgniserregen- nikbereich erfolgt hauptsächlich die den Zunahme von MRSA geführt, wobei Die Desinfektion von Materialien Dampfsterilisation in einem speziellen va- häufig mehr als eine Substanz appliziert und die Gewährleistung einer kuumfreien und fraktionierten Verfahren wird. Zur Erinnerung: bei Virusinfekten Compliance muss auch stets erfolgen. bei 120 °C für thermolabile Dinge, bei hilft kein Antibiotikum! Die Distanzierung (Non-touch-Technik) 134 °C für Instrumente, Glas und Wä- Notwendige Maßnahmen zur Basishy- von Personen und Gegenständen gehört sche. Außerdem gibt es noch die Strah- giene als Infektionsprophylaxe sind in ers- ebenfalls zu den präventiven Maßnah- lensterilisation sowie die Plasmasterilisa- ter Linie regelmäßiges Händewaschen. men. Als Prophylaxe sollte man Hände- tion als Niedrigtemperaturverfahren. Tipps zum Händewaschen: (s. Kasten auf schütteln vermeiden oder Hilfsgegenstän- Von einer chemischen Sterilisation wie S. 17). Zur täglichen Handpflege gehört de benützen, z. B. Kugelschreiber zum das Formalinbad wird immer häufiger ab- Seife. Wasser allein löst nur den groben Fahrstuhlknopf drücken, wenig Gegen- geraten, da beim Herausnehmen der Ge- Schmutz. Vor dem Einseifen sollte man die stände berühren, die viele Leute kontami- genstände Atemnotsanfälle und allergi- Hände erst mit lauwarmem Wasser an- nieren und ggf. Handschuhe anziehen, sche Reaktionen nicht selten sind. feuchten, es löst den Schmutz leichter als Türklinken mit dem Ellbogen bedienen Zur Infektionsprävention allgemein kaltes Wasser. Danach die Seife rund zehn etc.. neben Händewaschen und Desinfektion Sekunden lang über die gesamten Hände – Auch die Wohnhygiene sollte beachtet gehören auch Impfungen, die Verwen- auch zwischen den Fingern – verteilen, werden, da sie Auswirkungen auf unsere dung von Mund-Nasenschutz und Hand- gründlich abspülen und abtrocknen. Durch Gesundheit hat. Die Wohnung sollte einen schuhen. das vorherige Einfeuchten schäumt die Sei- Schutz vor Witterungseinflüssen beinhal- Besondere Verhaltensregeln sind zu be- fe stärker. Sie gelangt so besser an sämtli- ten, sie sollte zugfreie Fenster und Türen, rücksichtigen bei Kontakt mit Tieren, che Stellen und reizt die Haut weniger. richtige Raumtemperatur, ordentliche Be- beim Sport, im Beruf und auf Reisen. Die Übertragung von Infektionserre- leuchtung, Schutz vor Lärm und Emissio- Bei der Hygieneaktion „Wir gegen Vi- gern erfolgt hauptsächlich über die Hän- nen, ausreichende Belüftung und ein eige- ren“ vom RKI (Robert Koch Institut) geht de. Vielfältige Kontakte finden sowohl nes Bad und Küche haben. Pro Kind soll- es um folgende Empfehlungen: mit der Umgebung, mit Gegenständen ten 12 bis 16 qm zum Spielen zur Verfü- ■ Hände waschen und weg vom Gesicht und zu anderen Menschen statt. Die Hän- gung stehen, bei Neubauten ausgewählte ■ Hygienisch husten dehygiene gehört somit zu den wichtigs- Baustoffe für Wände, Böden und Isolie- ■ Krankheit zuhause auskurieren ten Maßnahmen der Infektionsverhütung rung verwendet werden. ■ Auf erste Anzeichen achten und Infektionsbekämpfung. ■ Gesund werden Bei der Verwendung von Händedesin- Chemische Desinfektionsmittel sind ■ Familienmitglieder schützen fektionsmitteln sollten folgende Eigen- unterteilt in ■ Geschlossene Räume regelmäßig schaften auf der Flasche deklariert sein: ■ Aldehyde für Räume und Wäsche lüften ■ Bakterizid = Bakterien abtötend ■ Alkohole für Haut und Hände ■ Abstand halten, Menschenansamm- ■ Viruzid = Viren abtötend ■ PVP-Jod (Polyvinylpyrolidon) für die lungen meiden ■ Fungizid = Pilze abtötend Schleimhaut ■ Über Hygienemasken Bescheid wissen 18 O2-Report
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