News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
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Inhalt Seite 3 Editorial 4 Schichtwechsel... Neue Mitarbeiterin im GeoPark. Neue Volontärin auf Zeche Nachtigall 5 Re-Zertifizierung geschafft. Titel „Nationaler GeoPark“ für weitere fünf Jahre gesichert 6 Das Mädchen aus der Blätterhöhle. Fundstelle menschlicher Überreste aus der Mittel- und Jungsteinzeit 9 Mitmachen und gewinnen! Unser Adventskalenderquiz 2016 10 Tag des Geotops auf Zeche Nachtigall. Saurierfährte, Geo-Rallyes und natürliche Pro- dukte aus der Region 11 WissensNacht Ruhr 2016. Wir waren dabei! 12 Geocaching-Logbuch 13 Schwerpunkt Ruhrsandstein. Workshop der Historischen Kommission für Westfalen 14 Seltenes Fossil im Kaisberg-Sandstein 14 Neue Themenhefte 15 Ennepetal müsste eigentlich Höhlenstadt heißen... Die AG-Wandern lud zur Geowande- rung durch das Ennepetal 18 Überarbeitet und neu aufgelegt. Vom Kohlegraben zum Tiefbau. 18 Rohstoffindustrie „entdeckt“ Geoparks. Kommentar zu einem Artikel in den „Gesteins- perspektiven“ 19 Ausstellung „Packendes Museum“. Geschichte und Zukunft des Bergbau-Museums in Bochum 20 Unsere Geotope. Selm-Cappenberg: Steinbruch am Brauereiknapp; Krefeld: Niepkuh- len 22 Ein anderer Geopark stellt sich vor: GeoPark Nordisches Steinreich 24 Neuer Kartenviewer Impressum Redaktion, Satz und Layout: Titelbild: katrin.schueppel@gd.nrw.de Blätterhöhlenmädchen. Rekonstruktion Herausgeber: nancy.schumacher@gd.nrw.de nach einem 5600 Jahre alten Schädel aus GeoPark Ruhrgebiet e.V. Telefon: +49 (0)2151.897-455 /457 der Blätterhöhle. Kronprinzenstraße 35 Quelle: Jürgen Vogel, LVR-Landesmuse- 45128 Essen Herstellung: Regionalverband Ruhr um Bonn www.geopark-ruhrgebiet.de gefördert durch Lhoist Rheinkalk GmbH
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Liebe Mitglieder und Freunde des Geoparks, es gibt erfreuliche Nachrichten! Unsere langjährige Geopark-Ma- Chancen, dass der GeoPark Ruhrgebiet die Aufnahmekriterien er- nagerin Vera Bartolović ist Mutter geworden. Wir wünschen ihr, ih- füllt. Mit der Unterstützung der Regionalkörperschaften wollen wir rer Tochter Eda und ihrem Ehemann alles Gute für die Zukunft und daher im nächsten Jahr den Versuch starten, auch in diese neu freuen uns schon darauf, wenn sie nach Mutterschutz und Eltern- geschaffene „Oberliga“ der weltweiten Geopark-Bewegung aufzu- zeit voraussichtlich im Sommer 2017 wieder an ihre Arbeitsstelle steigen. im Geopark zurückkehren wird. Auf Grund verschiedener, sehr positiver Entwicklungen, für die Bis dahin – und hoffentlich auch darüber hinaus – haben wir mit wir allen Beteiligten sehr dankbar sind, werden wir im kommen- Nancy Schumacher einen vollwertigen Ersatz gewinnen können. den Jahr über deutlich höhere Finanzmittel verfügen, als in der Frau Schumacher hat bisher im LWL-Industriemuseum Zeche Vergangenheit. Es ergeben sich so zusätzliche Möglichkeiten zur Nachtigall mit unserem Infozentrum gearbeitet und ist daher mit Verbesserung und Stärkung der Geopark-Aktivitäten, die wieder- dem GeoPark Ruhrgebiet und seinen Aufgaben bestens vertraut. um dazu führen werden, dass der Geopark immer bekannter wird. Denjenigen, die sie noch nicht kennen, stellt sich Frau Schumacher in diesem Heft noch einmal vor. Gemeinsam mit Katrin Schüppel Im Namen des gesamten Vorstandes wünsche ich Ihnen und Ih- bildet sie nun das Team im Managementbüro des Geoparks, das ren Angehörigen schöne Feiertage und ein gutes und erfolgreiches im Hause des Geologischen Dienstes von NRW in Krefeld ange- Neues Jahr! siedelt ist. Ihr Eine weitere positive Nachricht ist, dass der GeoPark Ruhrgebiet Dr. Volker Wrede erneut seine Anerkennung als „Nationaler GeoPark“ verteidigt hat. Die Expertenkommission der Alfred-Wegener-Stiftung, die die Zer- tifizierung vornimmt, zeigte sich sehr beeindruckt von unseren Ob- jekten, Aktivitäten und dem lebendigen Netzwerk vieler Geopark- Akteure. Hierüber finden Sie einen ausführlichen Bericht in diesem Heft. Auf der internationalen Ebene hat sich die UNESCO auf ihrer letzten Vollversammlung dazu entschieden, Geoparks als weite- Besuchen Sie unsere Internetseite: re Gebietskategorie gleichrangig neben dem Weltkulturerbe und www.geopark-ruhrgebiet.de den Biosphärenreservaten anzuerkennen. Voraussetzung hierfür und unseren Facebook-Auftritt. ist die Aufnahme eines Geoparks in das Global Geopark Network, Erfahren Sie mehr über die die über ein besonderes, sich über drei Jahre hinziehendes An- Geothemen in der Region. trags- und Bewerbungsverfahren erfolgt. Inhaltlich sehen wir gute 3
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Schichtwechsel ... Neue Mitarbeiterin im GeoPark Ruhrgebiet Gemeinsam mit Katrin Schüppel betreue verschiedenen Arbeitsfelder des Muse- ich nun bis zum Sommer nächsten Jah- umsbetriebs eintauchen, sondern auch res das GeoPark-Büro in der Seidenstadt mehr über das industriekulturelle und geo- Krefeld. Bei Fragen, Anregungen und logische Erbe der Metropole Ruhr erfah- Wünschen rund um den GeoPark stehe ren. ich gerne via E-Mail: nancy.schumacher@ gd.nrw.de oder telefonisch unter 02151 / Mit dem GeoPark Ruhrgebiet bin ich seit 897-457 zur Verfügung. meinem Volontariat auf Zeche Nachtigall vertraut. In dieser Zeit bot sich mir die Zu meiner Person: Als gebürtige Thürin- Möglichkeit, zu verschiedenen Anlässen gerin verbrachte ich meine Kindheit und mit dem Verein zusammenzuarbeiten. Sei Nancy Schumacher Jugend im mittleren Saaletal, einer idyl- es als Unterstützung bei museumspäda- lischen Flusslandschaft bei Jena. Nach gogischen Aktionen am Tag des Geotops, Liebe Mitglieder des GeoParks, dem Abitur zog es mich dann für ein Studi- als Mitorganisatorin der Eröffnungsfeier- liebe Leser, um ins rund 250 km entfernte Berlin. Hier lichkeiten für das Infozentrum in Witten studierte ich Geschichte sowie Klassische oder bei der Planung einer geologischen die aktuelle Ausgabe der News möchte und Prähistorische Archäologie an der Vortragsreihe. ich nutzen, um mich Ihnen an dieser Stel- Humboldt-Universität. Mit dem Abschluss le als neue Mitarbeiterin beim GeoPark in der Tasche verließ ich im Herbst 2014 Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ruhrgebiet vorzustellen. Mein Name ist die Hauptstadt, um ein wissenschaftliches dem GeoPark, auf die vielen spannenden Nancy Schumacher. Seit September 2016 Volontariat im LWL-Industriemuseum Ze- Aufgaben, die in den nächsten Monaten vertrete ich hauptberuflich Vera Bartolović, che Nachtigall zu absolvieren. Zwei Jahre auf mich zukommen werden und darauf, die sich momentan in Elternzeit befindet. lang konnte ich in Witten nicht nur in die mein Wissen über die Geologie des Ruhr- gebiets weiter vertiefen zu können. Neue Volontärin auf Zeche Nachtigall Die Bereiche Stadtplanung, Baukultur, LWL–Industriemuseum Zeche Zollern im Architektur und natürlich die Exkursionen Rahmen der Sonderausstellung „Über haben mich angesprochen, die in beiden Unterwelten“ in Kontakt. Der Weg in die Fächern eine große Rolle spielen. Tiefe wurde in der Ausstellung auf vielen Ebenen dargestellt. Letztendlich liegt auch So durfte ich zum Beispiel in der Hafen- dort mein Interesse, Inhalte interdisziplinär stadt Marseille über die städtebaulichen an unterschiedliche Besuchergruppen zu Probleme referieren oder in Chile testen, vermitteln. Das Industriemuseum ist zu ei- wie Steine schmecken und wie man im nem festen Bestandteil meiner beruflichen Mund die Körnigkeit feststellen kann. Er- Entwicklung geworden – ob als Gästefüh- fahren, wie viele Schmerzen ein Geograph rerin oder als museumspädagogische Pro- Cindy Kramer ertragen muss, um an das über 4000 jektleitung. Höhenmeter liegende Ziel zu gelangen, Gerne möchte ich mich Ihnen zunächst gehört wohl zu jedem Werdegang eines Ab November 2016 bin ich die neue wis- vorstellen. Mein Name ist Cindy Kramer, Geographen. Nach dem Bachelor-Studi- senschaftliche Volontärin im LWL–Indus- ich bin 1986 geboren und seit zehn Jahren um führte mich der Master-Studiengang triemuseum Zeche Nachtigall und freue im Ruhrgebiet sesshaft. Zwei Studienfä- „Kulturanalyse und Kulturvermittlung“ an mich darauf, neue Herausforderungen im cher haben mich besonders interessiert: die TU Dortmund. Im Masterstudium nutz- Museumsbetrieb anzunehmen und hoffe, Geographie und Kunstgeschichte. Eine te ich auch die Gelegenheit, eine längere Sie, liebe Leser, bei uns begrüßen zu dür- Kombination, die auf den ersten Eindruck Zeit in Uganda zu arbeiten und Ost-Afrika fen. Wie man sich in Ost-Afrika mit der Le- nicht zusammenpasst, an der Ruhr Uni- zu bereisen. Während meiner Zeit als bensphilosophie „Hakuna Matata“ begrüßt versität in Bochum allerdings möglich ist. Studentin kam ich das erste Mal mit dem und verabschiedet, bleibe ich dem „Glück Auf“ treu. 4
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Re-Zertifizierung geschafft Titel „Nationaler GeoPark“ für fünf weitere Jahre gesichert • Dr. Volker Wrede Der Titel „Nationaler GeoPark“ wird von der Expertengruppe der Alfred-Wegner-Stiftung (AWS) im Auftrag des Bund-Länder-Aus- schusses Geowissenschaften jeweils für fünf Jahre verliehen. Aussichtspunkte Danach muss sich jeder Nationale GeoPark einer Re-Evaluierung unterziehen, die aus zwei Teilen besteht: Zum einen muss in ei- nem umfangreichen Fragebogen über den Fortschritt der Arbeit im Geopark berichtet werden, zum anderen entsendet die Experten- gruppe Vertreter in den Geopark, die sich vor Ort ein Bild machen sollen. Nach der Zertifizierung des GeoParks Ruhrgebiet 2006 und der am Steinbruch erfolgreichen Re-Zertifizierung 2011 stand in diesem Jahr erneut Donnerkuhle die Evaluierung an. Schon im Frühjahr begannen wir, den 36-sei- tigen (!) Fragebogen zu bearbeiten, den uns die AWS übersandte. Die Themen dieses Fragebogens umfassten sowohl Fragen zum den Nachtigallstollen zum Muttental mit dem Steinbruch Dünkel- Inhalt des Geoparks als auch solche zur Organisation. Welche berg und dem bergbauhistorischen Wanderweg ging. Neben den Fortschritte wurden beim Geotopschutz und bei der Öffentlich- beeindruckenden Geo-Objekten und der GeoRoute Ruhr wurde keitsarbeit gemacht? Gibt es neue Entwicklungen beim Geotouris- hier auch die enge Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum mus? Wie ist der Geopark mit anderen Institutionen vernetzt? Wel- und dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier de- ches Personal steht zur Verfügung? Wie sehen die kurzfristigen monstriert. Planungen und die langfristigen Perspektiven aus? In Hagen konnten sich die AWS-Vertreter an den neuen Aus- Nachdem wir diesen Fragebogen abgearbeitet und zurückgesandt sichtspunkten am Steinbruch „Donnerkuhle“ von der guten Zu- hatten, fand am 23. und 24. August die Bereisung durch zwei Ver- sammenarbeit mit der Rohstoffindustrie überzeugen. Besuche im treter der AWS statt: Frau Dr. G. Gruber vom Hessischen Landes- ehemaligen Ziegeleisteinbruch Vorhalle, wo wir das vom Geopark museum in Darmstadt und Herr K. Schuberth vom Landesamt für erarbeitete Erschließungskonzept erläuterten, im Museum Was- Geologie und Bergbau Sachsen-Anhalt in Halle. serschloss Werdringen mit seiner Geosammlung und dem davon ausgehenden geologischen Wanderweg am Kaisberg zeigten die geotouristischen Potenziale der Region. Im Nachtigallstollen Um nicht allzu viel Zeit auf der Autobahn verbringen zu müssen, konzentrierten wir die Befahrung auf den Raum Witten, Bochum, Hagen und den Ennepe-Ruhr-Kreis. (Vor fünf Jahren hatten wir den Schwerpunkt in den Raum Essen und Mülheim gelegt.) Wir began- nen unsere Besichtigungstour im Infozentrum des LWL-Industrie- Libelle aus dem museums Zeche Nachtigall in Witten, von wo aus es direkt durch Ziegeleisteinbruch Hagen-Vorhalle 5
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Am nächsten Tag stand zunächst der Geologische Garten in Bo- te besonders der neue Blick in die Lebewelt des devonzeitlichen chum auf dem Programm. Durch Vertreter der Stadt Bochum und Riffs, der durch die zurzeit laufenden Reinigungsarbeiten möglich der Ruhr-Universität wurden der einmalige Aufschluss und das geworden ist. Pflegekonzept erläutert. Am Aufschluss von Flöz Wasserfall in Bochum-Dahlhausen zeigte sich erneut, wie wirksam das ehren- Es ist uns gelungen, die Besucher nicht nur durch die vorgestell- amtliche Engagement der örtlichen Vereine in der bergbaulichen ten Aufschlüsse, Objekte und Projekte zu beeindrucken, sondern Traditionspflege auch für den Geotopschutz ist. Der Besuch des vor allem auch durch die Präsentation eines engen Netzwerks vie- Fundortes der ältesten Wirbeltierfährte in Bochum-Stiepel, der jetzt ler Beteiligter. An jedem Besichtigungspunkt hatten sich örtliche mit einer Infotafel ausgestattet ist, war geradezu ein „Muss“ auf Vertreter eingefunden, die die jeweiligen Themen aus ihrer Sicht dieser Tour. erläuterten: Mitglieder der Fördervereine und Museen, Vertreter der Stadtverwaltungen bis hin zur Bürgermeisterin von Ennepetal, Am Nachmittag konnten wir am Schee-Tunnel das Radwegekon- Frau Heymann, die sich persönlich beteiligte und Vertreter der Uni- zept im Ruhrgebiet und vor allem auch die weit fortgeschrittenen versitäten, des Tourismus und der Rohstoffindustrie. Ihnen allen Arbeiten am Geopark-Radweg „GeoRoute Lippe“ vorstellen, ehe gebührt großer Dank für ihre Beteiligung und ihr Engagement. Sie dann ein Besuch im Infozentrum an der Kluterthöhle mit einem haben unseren Erfolg erst möglich gemacht. Kurzbesuch der Höhle das Programm beschloss. Hier begeister- Am Flöz Wasserfall (links). Auf den Spuren des Bochumer Ursauriers (Mitte). Im Infozentrum an der Kluterthöhle (rechts) Das Mädchen aus der Blätterhöhle Fundstelle menschlicher Überreste aus der Mittel- und Jungsteinzeit • Dr. Ralf Blank Die Großstadt Hagen liegt inmitten einer Der sich quer durch das südliche Stadtge- Die weithin sichtbaren Kalksteinklippen der interessantesten „Geschichtsland- biet ziehende mitteldevonische Massen- und Felsformationen finden sich bei- schaften“ in Nordrhein-Westfalen und weit kalk wird bis heute industriell abgebaut. spielsweise entlang der Bundesstraße darüber hinaus. Mit dem bekannten Nati- An der „Donnerkuhle“ in Eppenhausen, 7 zwischen den Hagener Stadtteilen Ep- onalen Geotop befindet sich im Stadtteil dort wurden im Sommer 2016 zwei Aus- penhausen und Hohenlimburg im Len- Vorhalle eine international bedeutende sichtspunkte des GeoParks Ruhrgebiet netal. Sowohl zu Fuß als auch auf dem paläontologische Fundstelle. Doch auch eingerichtet, und in Oege bei Hohenlim- Fahrrad und im PKW führt diese Strecke der mitteldevonische Massenkalk, die burg liegen große Kalksteinbrüche. In den durch eine einzigartige Landschaft. Sie ist Landpflanzenfunde und Panzerfischreste Tälern von Volme und Lenne haben sich durchsetzt von Naturdenkmälern sowie aus dem unteren Mitteldevon im Volme- ursprüngliche Felsformationen erhalten. paläontologischen und archäologischen tal bei Hagen-Ambrock, der Aufschluss Sie prägten vor über 150 Jahren auch Bodendenkmälern. Durch die während der des so genannten Hangenberg-Events im noch das Landschaftsbild des Neander- Eiszeit geformte Terrassenlandschaft des Hasselbachtal bei Hagen-Hohenlimburg tales bei Mettmann, des Lennetales bei unteren Lennetales streiften nach Ausweis und die frühesten Kohleflöze aus dem un- Iserlohn-Letmathe oder Teile des Hönne- von Steinartefakten vor rund 60.000 Jah- teren Oberkarbon am Vorhaller Kaisberg tales im Sauerland zwischen Balve und ren bereits Neandertaler. Mittelalterliche stellen geologische Highlights mit einem Menden. Doch im 19. und 20. Jahrhundert Höhenburgen, wie die Raffenburg und das großen Potenzial dar. sind dort ganze Täler in Steinbrüchen ver- heutige Schloss Hohenlimburg, künden schwunden. 6
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 von einer bewegten Geschichte dieser Im September 2004 lagen die Ergebnis- Gegend. Im ausgehenden 18. und frühen se vor: die menschlichen Überreste, da- 19. Jahrhundert suchten Landschaftsma- runter auch das Schädeldach von einem ler der Berliner und Düsseldorfer Aka- etwa 35-jährigen Mann, stammten zu ei- demie wiederholt das Lennetal auf. Ihre nem Teil aus der frühen Mittelsteinzeit vor Ansichten zeigen eine wild-romantische, rund 10.700 Jahren. Andere Schädelteile urtümliche Landschaft, die von den geolo- und Langknochen gehörten jedoch in die gischen Strukturen geformt wurde. Jungsteinzeit vor 5.600 Jahren. Beide Da- tierungsansätze, die später durch weite- Eine dieser imposanten Felsformationen re Untersuchungen bestätigt und zeitlich trägt die bereits für die Frühe Neuzeit be- auch ergänzt wurden, bedeuteten eine legte Bezeichnung „Weißenstein“. Zwei- wissenschaftliche Sensation. Unter der fellos waren es die weißen, schon auf Leitung des Archäologen PD Dr. Jörg Or- historischen Ansichten zu Beginn des 19. schiedt begannen im Sommer 2006 unter Jahrhunderts hervorstechenden Kalkstein- Federführung der Stadt Hagen die archäo- klippen, denen der Berg seinen Namen logischen Grabungen in der Blätterhöhle verdankt. 1792 wurden beim Ausbau der und später auch auf ihrem Vorplatz. An Chaussee zwischen Hagen über Hohen- den wissenschaftlichen Untersuchungen limburg nach Iserlohn an den Felsgruppen Der Zugang zur Blätterhöhle ist immer sind bis heute zahlreiche Institutionen und des „Weißenstein“ und der benachbarten noch eng und etwas beschwerlich. Vermut- Einrichtungen beteiligt. Neben der Stadt „Hünenpforte“ die Knochen und Zähne lich war der Höhleneingang zumindest Hagen, die bis 2009 die Finanzierung in der Eiszeit deutlich größer und breiter. von eiszeitlichen Tieren entdeckt. übernommen hatte, handelt es sich um (Foto: Ralf Blank) die Universitäten zu Kiel, Köln, Bochum, Der Elseyer Stiftsprediger Johann Fried- gen der dichten Füllung mit Laubmassen Berlin (FU), Mainz und Leipzig, die Deut- rich Möller (1756-1807) veröffentlichte als „Blätterhöhle“ bezeichneten Fels- sche Forschungsgemeinschaft, die LWL- 1801 im „Westfälischen Anzeiger“ meh- spalte am Hang des „Weißensteins“ fan- Archäologie für Westfalen und andere In- rere Artikel über diese Funde sowie über den sich im April des Jahres zahlreiche stitutionen. Knochen aus der Sundwiger Höhle, der menschliche Überreste. Nachdem eine heutigen Heinrichshöhle, bei Hemer. Sie neuzeitliche Einbringung der Skelettreste Die menschlichen Überreste in der Blät- wurden zur Bestimmung an den franzö- ausgeschlossen wurde, erfolgte die Datie- terhöhle aus der frühen Mittelsteinzeit sischen Naturforscher Georges Cuvier rung von einigen Knochen, darunter auch zählen mit einem Alter von derzeit bis zu (1769-1832) gesandt. Cuvier erkannte in Schädelteilen, durch die Radiokarbon- 11.300 Jahren zu den frühesten Belegen diesen Funden die Überreste von Höhlen- Methode C 14. für nacheiszeitliche moderne Menschen in bären, die 1794 erstmalig wissenschaftlich beschrieben wurden. Mit Möllers Veröffentlichung über diese und weitere paläontologische und archäo- logische Funde begann von rund 200 Jah- ren die Forschungsgeschichte im Hagener Raum. Der Freiherr Friedrich Alexander von Hövel (1766-1826) auf dem Adelssitz Herbeck legte als Absolvent der Bergaka- demie Freiberg bereits 1806 mit seiner Schrift „Geognostische Bemerkungen über die Gebirge in der Grafschaft Mark“ eine der ersten geowissenschaftlichen Veröffentlichungen im Rheinland und in Westfalen vor. Der „Weißenstein“ im Lennetal bei Hagen geriet 2004 erneut in die Schlagzeilen. Höhlenforscher des Arbeitskreises Klutert- höhle e.V. in Ennepetal untersuchten im Auftrag der Stadt Hagen verschiedene Höhlen und Felsspalten. In einer seit den Bei den Grabungen auf dem Vorplatz der Blätterhöhle wird eine Stratigrafie vom Übergang von achtziger Jahren bereits bekannten, we- der Alt- zur Mittelsteinzeit bis zur späten Mittelsteinzeit erschlossen. (Foto: Ralf Blank) 7
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Schädel der 17- bis 22-jährigen Frau aus Die Gesichtsrekonstruktion der jungen Frau aus der Blätterhöhle. der Blätterhöhle. Jungneolithikum, datiert (Foto: Jürgen Vogel, LVR-Landesmuseum Bonn) auf rund 5.600 Jahre vor heute Fundverbleib: Parallelgesellschaft. Die jungsteinzeit- im Frühjahr 2016 in der Archäologischen Museum Wasserschloss Werdringen (Foto: Jürgen Vogel, lichen Menschen aus der Blätterhöhle Landesausstellung NRW im LVR-Landes- LVR-Landesmuseum Bonn) ernährten sich zu einem Teil von land- museum Bonn erstmalig präsentiert. wirtschaftlich erzeugter Nahrung, doch Mitteleuropa. Es spricht vieles dafür, dass der andere Teil versorgte sich fast aus- Doch nicht nur der für Bestattungen ge- es sich um die Deponierung von Körper- schließlich mit Fisch und Wild. Noch im nutzte Innenraum der Blätterhöhle ist ar- teilen und nicht von vollständigen Körpern 18. Jahrhundert gehörte die Lenne zu den chäologisch interessant. Auch auf dem in der Höhle gehandelt hat. Unter den fischreichsten Flüssen, erst das Einleiten Vorplatz wurden bei den seit 2006 laufen- menschlichen Überresten sind Erwach- von Industrieabwässern führte zu einem den Grabungskampagnen wichtige Be- sene, Jugendliche und Kinder belegt. Im deutlichen Rückgang. funde gesichert. Um die Sedimentstruktur Fundzusammenhang wurden unter an- in und vor der Höhle einschätzen zu kön- derem auch mindestens drei große Wild- In der Blätterhöhle wurden die Überreste nen, untersuchten Geowissenschaftler der schweinschädel entdeckt, die aufgrund von typischen „Neolithikern“, die Acker- Ruhr-Universität Bochum den Innenraum ihrer Datierung in das Frühmesolithikum bau und Viehzucht betrieben, aber auch und den Vorplatz mit einem Bodenradar. vermutlich als Beigaben anzusehen sind. von Menschen, die von ihrer Lebens- und Der sich im Laufe von Jahrtausenden Die Blätterhöhle scheint in der frühen Mit- Ernährungsweise offenkundig auf dem gebildete Schuttkegel vor dem Eingangs- telsteinzeit über einen längeren Zeitraum Stand von Jägern und Sammlern stehen- bereich zur Blätterhöhle besitzt eine Tiefe als Deponierungsort von menschlichen geblieben waren, entdeckt. Die damals von mehr als sechs Metern. Er enthält im Überresten genutzt worden zu sein. bereits vor rund 2.000 Jahren stattgefun- oberen Bereich die Reste eines Felsda- dene „Jungsteinzeitliche Revolution“ hatte ches, das sich in der nacheiszeitlichen Kli- Die jungsteinzeitlichen Menschenreste vermutlich nicht alle Menschen erreicht. maphase des Atlantikums vor rund 7.500 stammen aus unterschiedlichen Zeiten. Das bisherige Bild der Jungsteinzeit Die Radiokarbondaten reichen von rund musste daraufhin revidiert werden. 3.800 bis um 2.900 v. Chr. In diesem Zeitraum wurden die Körper von Erwach- Zu den jungsteinzeitlichen Fundstücken senen, Jugendlichen und Kindern jeden gehörten auch die Skelettreste einer jun- Geschlechts in der Höhle deponiert. Wie gen Frau, die vor rund 5.600 Jahren im bei den Galerie- und Megalithgräbern in Alter von 17-22 Jahren verstorben war. Norddeutschland und Ostwestfalen aus Die relativ gute Erhaltung des Schädels dem Spätneolithikum, handelt es sich bei bot sich für eine Gesichtsrekonstruktion den Befunden in der Blätterhöhle vermut- an. Die Frankfurter Rechtsmedizinerin Dr. lich um Kollektivbestattungen. Constanze Niess gab der jungen Frau aus der Blätterhöhle ihr Gesicht zurück. Mit Um die menschlichen Überreste in der Genetische Untersuchungen an den Ske- Unterstützung der Sparda Bank West in Blätterhöhle nicht zu verunreinigen, werden lettresten am Institut für Anthropologie der Hagen wurde die Rekonstruktion von den bei der Bergung ein Mundschutz und Hand- schuhe getragen. Johannes Gutenberg-Universität Mainz Landschaftsverbänden Rheinland und fanden im Herbst 2013 Hinweise auf eine Westfalen-Lippe in Auftrag gegeben und (Foto: Wolfgang Heuschen) 8
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Jahren von der Wand gelöst hatte und auf den Vorplatz gekracht war. Um an die da- Wasserschloss Werdringen runter liegenden archäologischen Schich- ten zu gelangen, musste das tonnen- Im Norden von Hagen, am Ran- schwere und mehrere Meter lange größte de der Ruhrseen, liegt der im 13. Bruchstück 2011 beseitigt werden. Jahrhundert erstmalig urkund- lich erwähnte Adelssitz Werdrin- Die Ausgrabungen auf dem Vorplatz er- gen. Die um 1855 in ein Wasser- schlossen eine Stratigraphie von der frü- schloss neugotischer Prägung hen bis zur späten Mittelsteinzeit. Für den umgebaute Anlage ist seit 2004 Mittelgebirgsraum ist eine solche nach- der Sitz des Museums Wasser- vollziehbare Schichtenabfolge bislang schloss Werdringen. Es bildet einzigartig und ermöglicht eine genauere den Mittelpunkt einer herausra- Einordnung der Mittelsteinzeit zwischen genden Denkmallandschaft im 11.600 bis 7.200 Jahren vor heute. Ne- mittleren Ruhrtal. Sie reicht von ben charakteristischen Steinwerkzeugen, der Hohensyburg über die Stadt- wie die als Mikrolithen bezeichneten Waf- kerne von Herdecke und Wetter fenprojektile, Resten der Jagdbeute und bis hin nach Hattingen. Flankiert Bodenspuren von Feuerstellen lieferte von den Resten mittelalterlicher die Holzkohle wertvolle Hinweise auf die Höhenburgen und zahlreicher damaligen Vegetationsverhältnisse. Über Bau- und Industriedenkmäler Tierknochen und Holzkohle konnten die lässt sich hier die Entwicklung einzelnen Fundschichten mittels der C14- und Geschichte der Region er- Methode datiert werden. fahren. Das Wasserschloss ist auch Ausgangspunkt des Geo- Die jüngste Grabungskampagne erbrach- pfads „Kaisberg“, der unter an- te im Sommer 2016 anhand von Stein- Blick auf den Westflügel des Wasserschlosses Wer- derem die frühen Steinkohleflö- werkzeugen erste deutliche Hinweise auf dringen (Foto: Heike Wahnbeck) ze erschließt. einen Fundhorizont aus der Übergangs- zeit von der Späteiszeit zur Nacheiszeit sowie auf eine Nutzung des Vorplatzes Im Museum Wasserschloss Werdringen werden nicht nur paläontologische Funde in der späten Altsteinzeit. Dass die Blät- aus Ambrock, dem Massenkalk und aus dem Nationalen Geotop Ziegeleigrube Ha- terhöhle zu dieser Zeit von Menschen gen-Vorhalle gezeigt. Auch die Funde aus der Blätterhöhle sind in der Ausstellung als Lager- und Rastplatz genutzt wurde, zu sehen. In Zusammenarbeit zwischen der LWL-Archäologie für Westfalen, dem hatten in den Vorjahren bereits einzelne LWL-Landesmuseum für Archäologie in Herne und dem Fachdienst Wissenschaft, Streufunde und über die Radiokarbon- Museen und Archive der Stadt Hagen wird eine der Bedeutung dieses Fundplatzes Methode datierte Holzkohle angedeutet. angemessene Präsentation vorbereitet. Auch soll die Blätterhöhle zukünftig in der Die kommenden Ausgrabungen dürften in Dauerausstellung des LWL-Landesmuseums in Herne präsent sein. den nächsten Jahren also weitere Überra- schungen bereithalten. www.historisches-centrum.de Mitmachen und gewinnen! Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein Adventskalen- derquiz. Im Dezember wird auf unseren Internetseiten www.geopark-ruhrgebiet.de jeden Tag ein Foto aus dem GeoPark, zusammen mit einer Quizfrage, veröf- fentlicht. Unter den Einsendern mit den meisten richtigen Ant- worten werden drei Gewinne verlost. Auch wer in der Vorweihnachtszeit keine Zeit findet, sich mit Geologie zu beschäftigen, kann mitmachen, denn die veröf- fentlichten Fragen sind bis zum Einsendeschluss am 31.12.2016 online abrufbar. 9
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Tag des Geotops auf Zeche Nachtigall Saurierfährte, Geo-Rallyes und natürliche Produkte aus der Region • Nancy Schumacher Am Tag des Geotops, dem 18. September, werden, der nach Belieben mit roter oder drehte sich beim GeoPark alles rund um grüner Lebensmittelfarbe koloriert wer- Aufruf „Name gesucht“ den berühmten Bochumer Ursaurier. 2012 den konnte. Mit einem Stempel wurde die wurde der Fährtenabdruck des haus- Fährte anschließend in die weiche Masse Die Namenssuche für den Bochu- schweingroßen Wirbeltiers von Wande- gedrückt. Zu Hause brauchten die rohen mer Ursaurier wird bis zum Früh- rern in einem stillgelegten Steinbruch bei Salzteigpfoten nur noch getrocknet oder jahr nächsten Jahres verlängert, Stiepel entdeckt. Nach einer aufwendigen im Ofen gebacken zu werden. denn bisher sind nur sehr weni- Bergungsaktion befindet sich der 316 Mio. ge Namen bei uns eingegangen. Jahre alte Sensationsfund aus der Kar- Auch auf Geo-Rallyes durch das Mutten- Wer einen Namensvorschlag hat, bonzeit derzeit an der Ruhr-Universität tal oder die Zeche Nachtigall konnten sich kann diesen weiterhin per E-Mail Bochum, wo Wissenschaftler Gewicht und Groß und Klein in diesem Jahr begeben. an schueppel@gd.nrw.de oder Gangart des Urtiers ermitteln. Weitere Die beiden gebührenpflichtigen Rallye- per Post einreichen. Informationen konnten einem interessier- Hefte des GeoParks wurden als Kopien ten Publikum am Stand des GeoParks kostenlos am Stand verteilt. Unter allen auf Zeche Nachtigall in Witten präsentiert richtigen Lösungen konnten drei glückliche 40 Ständen boten Händler aus der Region werden. Gewinner ermittelt werden, die sich jeweils von erntefrischem Obst und Gemüse über über einen Wanderführer GeoRoute Ruhr Upcycling-Produkte bis hin zu Naturkos- Wie das Reptil ausgesehen haben könnte, und eine GeoPark-Tasse freuen durften. metik eine vielfältige Warenpalette an. Be- zeigte ein Saurier-Modell aus dem Deut- Für die Jüngsten hielt der GeoPark ein sucher konnten sich bei einer Schaubrau- schen Bergbau-Museum Bochum. Der ganz spezielles Angebot bereit: das geo- erin in die Geheimnisse der historischen urzeitliche Gast weckte die Neugier vie- logische Bilderbuchkino. Dabei ging es mit Bierherstellung einweihen lassen oder ler Besucher, doch vor allem bei Kindern dem Erdteufel, der Wetterhexe und dem am Stand der Naturschutzgruppe Witten sorgte das Urtier mit den waranartigen Wassergeist auf eine spannende Abenteu- Streuobstwiesenapfelsaft aus heimischen Pfoten, dem kurzen Schwanz und den erreise quer durch unsere Erdgeschichte. Früchten pressen. Wer dem geschäftigen treuen Augen für große Begeisterung. Zur Markttreiben entfliehen wollte, hatte die Erinnerung durften die jungen Saurier- Zum bereits sechsten Mal lockte auch Möglichkeit, bei einer Führung im Besu- Fans einen Fährtenabdruck aus Salzteig der Ökomarkt mit natürlichen Produkten cherbergwerk der Geologie vor Ort auf die herstellen. Dazu musste aus einer Hand- aus Werkstatt, Feld und Garten auf das Spur zu kommen. voll Teig ein kreisrunder Fladen geformt Gelände des Industriedenkmals. An rund Mit rund 2000 Besuchern war der Tag des Geotops auf Zeche Nachtigall für alle Teil- nehmer ein voller Erfolg. Das GeoPark- Team freut sich schon jetzt auf das nächs- te Jahr, dann feiert der Geotop-Tag sein 15-jähriges Jubiläum! 10
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 WissensNacht Ruhr 2016 ertränkt wurden, ein paar hilfreiche Tipps Wir waren dabei! zu geben, die Schatzkiste nach jedem Gewinner wieder zu verschließen und den • Katrin Schüppel Besuchern zum Abschied noch etwas In- fomaterial zum GeoPark in die Hand zu Am 30. September 2016 fand an 20 drücken. Standorten im Ruhrgebiet die zweite WissensNacht Ruhr statt. Zahlreiche Zunächst hatten wir geplant, neben der Institute öffneten an diesem Abend Rallye, stündlich eine Präsentation zur von 16 bis 22 Uhr ihre Türen. Darüber Erdgeschichte des Ruhrgebietes anzu- hinaus wurde an sechs Portalstandor- bieten. Es stellte sich jedoch heraus, ten zwischen Duisburg und Dortmund dass unser Standort recht laut war und es experimentiert, ausprobiert, diskutiert deshalb kaum möglich war, eine größere und nachgedacht. Insgesamt kamen Gruppe von Menschen akustisch zu er- etwa 11.000 Besucher, darunter sehr reichen. Die Präsentation fand daher nur viele Familien. Die WissensNacht ende- zweimal in verkürzter Form statt, aber die te mit einer Abschluss-Show von „Sci- vielen Ausstellungsobjekte, die wir uns da- ence made Simple“ und den „Physikan- für zurechtgelegt hatten, lockten die Leute ten“ in der Christuskirche in Bochum, Auch wenn die Besucher die Aufgaben auch so an unseren Tisch. Immer wieder die mit 800 Besuchern restlos ausver- und den Zeitaufwand oft unterschätzten wurden wir gefragt, wo man denn im Ruhr- kauft war. („Was haben Sie uns denn da angetan!“), gebiet selbst solche Fossilien finden kann. blieben fast alle dabei, bis alles erledigt Als es dunkel wurde, bekamen wir noch Der GeoPark Ruhrgebiet hatte am Portal- war. Hier half es natürlich, dass die meis- standort Essen, im Haus der Technik am ten im Team arbeiteten. Und falls sich doch Hauptbahnhof, Stellung bezogen. Dort einmal ein Fehler bei der Lösung einge- fanden sich immerhin 1800 Menschen ein schlichen hatte, war dieser meist schnell und das bekamen wir auch an unserem behoben, da als Lösungsziffern nur ganze Stand zu spüren, der direkt neben dem Zahlen in Frage kamen. Eingang zum großen Hörsaal lag. Wenn sich die Türen des Hörsaals mal wieder öffneten, weil gerade eine Veran- staltung zu Ende war, wurde es meist sehr eng. Da war es schon gut, dass wir zu fünft waren, um Material auszuteilen, zu verhindern, dass unsere Steine in Säure Wir hatten für diesen Tag eine GeoPark Rallye entwickelt und dazu vier Stationen aufgebaut. Am roten Tisch sollten Ge- steinsarten bestimmt werden, am gelben Rohstoffe geraten, am grünen Fossilien zugeordnet und am blauen tektonische Strukturen erkannt werden. Wer alles rich- tig gemacht hatte, erhielt als Ergebnis die Lösungsziffern, um vier Zahlenschlösser zu öffnen, mit denen unsere Schatzkiste fest verschlossen war. Wer es so schaff- te, die Kiste zu öffnen, durfte sich natür- lich auch daraus bedienen und z.B. eine versteinerte Muschel oder einen Trommel- stein mit nachhause nehmen. 11
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 ein Problem, weil die Lampe über unse- kleine Tischlampen, mit denen unsere se aus der Schatzkiste. Insgesamt fanden rem Stand ausgefallen war. Dabei stellten Ecke ein recht gemütliches Ambiente be- wir die Veranstaltung, auch wenn sie uns wir fest, dass sich die anderen Aussteller kam. Die Leute ließen sich jedoch auch einiges an Vorbereitungszeit gekostet hat, offensichtlich alle noch eine zusätzliche von dem schummrigen Licht nicht da- recht gelungen. Das lag vor allem daran, Beleuchtung mitgebracht hatten. Glück- von abhalten, zu prüfen, ob sie nun ein dass wir so viele eifrige und interessierte licherweise hatten wir – eigentlich für die Schachtelhalm- oder ein Siegelbaumfos- Besucher hatten. Wenn in zwei Jahren die Durchleuchtung der Salzsteine – wenigs- sil vor sich hatten. Als gegen 22 Uhr das nächste WissensNacht Ruhr stattfindet, tens eine Taschenlampe dabei. Später Ende der Veranstaltung verkündet wurde, wird der GeoPark sicher wieder mit dabei brachten uns die Veranstalter dann zwei verteilten wir gerade noch die letzten Prei- sein. (Fotos in der unteren Reihe: Regionalverband Ruhr / Corporate Inspiration von Bedoy, übrige Fotos: GeoPark Ruhrgebiet) Geocaching-Logbuch Wir haben uns an eine neue Kategorie von Geocaches he- rangewagt und einen Earthcache veröffentlicht. Dabei wird der Cacher nicht zu einer Schatzkiste gelockt, sondern zu einer geologischen Besonderheit, zu der er Fragen beant- worten muss. Wir haben uns dafür einen Steinbruch in der Nähe des Kettwiger S-Bahnhofs ausgesucht, in dem ein fos- siler Baumstamm zu sehen ist. Bereits am Tage nach der Veröffentlichung, am 24. September, trafen sich dort mehrere Geocacher und diskutierten gemeinsam die Antworten. Ende Libellen-Aufgabe am „Lebensgeist-Cache“ Oktober hatte der Cache schon 40 Besucher. selten aufgesucht. Von den vier Travelbugs, die wir im letzten Der „Lebensgeist-Cache“ auf dem Geopfad „Kaisberg“ in Ha- Jahr auf eine Reise durch verschiedene Geocaches geschickt gen bekommt weiterhin viel Besuch und wie die Bilder zeigen, haben, ist vermutlich nur noch das Wasserweib unterwegs. Es haben die Cacher auch Spaß an unserer Aufgabe, mit der wir hatte im September einen Kurzurlaub auf Fuerteventura einge- auf die Insektenfossilien im Wasserschloss Werdringen auf- legt und ist inzwischen knapp 4000 km gereist. Der Erdteufel merksam machen wollen. Der „Erdteufel-Cache“ bei Zeche ist im Mai, nach über 3500 Reisekilometern in Deutschland Nachtigall in Witten und der „Wasserweib-Cache“ an der geo- und Belgien, verschwunden. Der Lebensgeist wurde zuletzt im logischen Wand im Löwental in Essen-Werden werden eher Januar in einem Nachtcache bei Hamburg gesehen. 12
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Schwerpunkt: Ruhrsandstein Workshop der Historischen Kommission für Westfalen • Nicole Martini Die Historische Kommission für Westfalen widmet sich seit einigen Jahren schwerpunktmäßig Fragen des früheren Rohstoffabbaus. Zur Zeit findet daher eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema „Sandstein in Westfalen“ statt, die auf die Vorkommen, den histori- schen und aktuellen Abbau und die Verwendung der unterschied- lichen Sandsteine in den verschiedenen Landesteilen eingeht. Am 24. September fand im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten mit etwa 60 Teilnehmern der dritte Workshop dieser Reihe statt, der den Ruhrsandstein zum Inhalt hatte. Nach der Begrüßung durch Dr. Dagmar Kift vom LWL-Industrie- museum, die den verhinderten Museumsleiter Michael Peters vertrat, gab Dr. Burkhard Beyer seitens der Historischen Kommis- sion einen Rückblick auf die beiden vorhergegangenen Treffen, bei denen mit den Baumberger Sandsteinen und dem „Anröchter Grünstein“ Gesteine aus der Kreidezeit im Mittelpunkt standen, die bei genauer Betrachtung eigentlich keine echten Sandsteine sind. Trotzdem spielten sie in der Vergangenheit eine wichtige Rolle für das Bauwesen im Münsterland und darüber hinaus und werden auch heute noch genutzt. Dr. Angela Ehling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Berlin zeigte dann aber, dass es sich bei den Ingrid Telsemeyer bei ihrem Vortag über den Ruhrsandstein Ruhrsandsteinen um echte Sandsteine handelt, die auf Grund ihres Mineralbestandes und vor allem der Kieselsäurebindung der Mine- Die geplante Erweiterung der Ausstellungen der Zeche Nachtigall ralkörner hervorragende technologische Eigenschaften besitzen. um das Thema Sandstein wird das bisherige Museumskonzept Der Begriff „Ruhrsandstein“ wird als Sammelname für untereinan- hervorragend ergänzen: Am authentischen Ort, vor dem Hinter- der ähnliche Sandsteine benutzt, die aber mehreren geologischen grund des Sandsteinbruchs am Hettberg, wird neben der Steinkoh- Horizonten innerhalb des flözführenden Oberkarbons angehören. le und dem Tonstein auch der dritte an diesem Standort gewonne- Sie werden zur Zeit noch in fünf Steinbrüchen gewonnen. Frau Dr. ne Rohstoff dargestellt. Das Museumskonzept „Drei Rohstoffe aus Ehling skizzierte die Entstehung dieser Sandsteine in den großen einem Berg“ wird damit seinen Abschluss finden. Das Infozentrum Flussdeltas der Oberkarbonzeit und ihren geologischen Werde- des GeoParks mit dem Thema „Rohstoffland Ruhrgebiet“ schließt gang. sich an diese Konzeption nahtlos an. Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum präsentierte die Er- Willi Creutzenberg aus Herdecke stellte dann die Ergebnisse sei- gebnisse der umfangreichen Recherchen, die sie in der Vorberei- ner Forschungen zur Sozialgeschichte der Steinhauer zu Beginn tung der geplanten Dauerausstellung zum Thema Sandsteingewin- des 20. Jahrhunderts im Raum Herdecke dar, über die bislang we- nung auf dem Gelände der Zeche Nachtigall durchgeführt hat. Sie nig bekannt war. Bemerkenswert ist der hohe Anteil ausländischer, stellte besonders die Zusammenhänge zwischen der Industrialisie- vor allem aus Italien stammender Arbeiter in den Herdecker Stein- rung des Ruhrgebietes seit dem 19. Jahrhundert und dem damit brüchen am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Die verbundenen Aufblühen der Sandstein-Industrie heraus. Wie Frau Herdecker Steinbruchsindustrie, die in der 2. Hälfte des 19. Jahr- Telsemeyer an vielen Beispielen zeigen konnte, schufen das ra- hunderts einen erheblichen Aufschwung genommen hatte (zeit- sche Wachstum der Städte, der Verkehrswegebau und der Bau der weilig arbeiteten in 20 Steinbrüchen 300 Arbeiter), befand sich in Industrieanlagen eine große Nachfrage nach Bauwerkstoffen; der den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg schon wieder im Niedergang, Ausbau des Eisenbahnnetzes benötigte große Mengen Werkstein unter anderem, da mit der Entwicklung des Zementbaus eine kos- und stellte die Kapazitäten zur Verfügung, die für den Transport der tengünstigere Konkurrenz entstanden war. Die Steinbrecher wa- Steine erforderlich waren. Spezielle Verwendungen des abriebfes- ren die erste Berufsgruppe, die sich in Anbetracht der schwierigen ten und sogar polierfähigen Ruhrsandsteins, z.B. für säurefeste wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Herdecke gewerk- Behälter, sind heute kaum noch bekannt. schaftlich organisierte. Da zu dieser Zeit nicht nur die aufkeimen- 13
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 den gewerkschaftlichen Aktivitäten, sondern auch die in Preußen lebenden Ausländer einer besonderen Überwachung unterlagen, Seltenes Fossil im haben sich die Polizeiakten Herdeckes als wichtige Quelle der So- zialgeschichte entpuppt. Kaisberg-Sandstein Im Anschluss an die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung wurde • Dr. Volker Wrede der noch in Betrieb befindliche Werksandsteinbruch der Fa. Grandi in Herdecke besucht. Hier wurde der Produktionsprozess von der Lagerstätte des Kaisberg-Sandsteins über die unterschiedlichen Verarbeitungsschritte bis zur umfangreichen Produktpalette vorge- stellt. Diese reicht von Rohsteinblöcken und Schotter bis zu Boden-, Fenster- und Wandplatten oder künstlerischen Steinmetzarbeiten. Der Pflanzenrest Artisia aus dem Kaisberg-Sandstein im Stein- bruch Grandi in Herdecke und eine Rekonstruktion des Baumes Cordaites (aus JOSTEN 1991) Bei der Befahrung ihres Steinbruchs in Herdecke am 24. Die Teilnehmer des Workshops im Steinbruch Grandi in Herdecke September zeigte die Familie Grandi auch einige bemer- kenswerte Fundstücke und Fossilien, die im Laufe der Zeit beim Abbau und der Gesteinsbearbeitung angefallen waren. Darunter befand sich eine eigentümliche, durch eine enge Kammerung auffallende Röhrenstruktur von wenigen Zenti- metern Länge. Die von Dipl. Ing. Wolfgang Rühl vor Ort geäu- ßerte Vermutung, es könne sich um den Pflanzenrest Artisia handeln, hat sich im Nachhinein bestätigt. Mit dem Namen Artisia STERNBERG werden die Marksteinkerne der Cordai- ten-Stämme oder -Äste bezeichnet. Sie zeichnen sich durch eine auffällige Quergliederung aus, werden aber im Gegen- satz zu den Cordaiten-Blättern nur sehr selten gefunden. Die Cordaiten waren stattliche, bis zu 20 m hohe Bäume, die zu den entfernten Vorfahren der heutigen Nadelbäume gehören und sich durch sehr lange, band- oder lanzettförmige Blätter auszeichnen. Aufschluss des Kaisberg-Sandsteins im Steinbruch Grandi Neue Im Themenheft Nr. 8 „Geothermie im GeoPark Ruhrgebiet“, das gemeinsam mit der EnergieAgentur NRW erstellt wurde, dreht sich alles um das Potenzial der Erdwärme. Grundlegende Informationen füh- Themenhefte ren zunächst in das Thema Geothermie ein. Dann werden die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten der Oberflächennahen und der Tiefen-Geothermie dargestellt. Auf Basis der geothermischen Potenzial- studie des GD NRW werden die geothermischen Verhältnisse in den verschiedenen Gebieten des Geo- Parks Ruhrgebiet erläutert. Die „Tour de Thermie“ stellt schließlich neun verschiedene Projekte in der Region vor. Das Themenheft Nr. 9 widmet sich dem Erdgas und Grubengas im GeoPark Ruhrgebiet mit einer ganzen Bandbreite von Themen: Von der Entstehung des Gases bei der Inkohlung über die Gefahr der „schlagenden Wetter“, die heutige Nutzung des Grubengases bis zur bislang unbekannten Herkunft der Methanaustritte im Münsterland. Das Kapitel „Geologie zum Anschauen“ zeigt abschließend Bei- spiele für Gasaustritte, Gasdrainagen und Gasgewinnungsanlagen, die leicht zugänglich sind. Erhältlich sind die beiden Hefte, wie alle anderen Themenhefte des GeoParks auch, im Geoshop des geologi- schen Dienstes: www.gd.nrw.de und können dort gegen eine Schutzgebühr von 2 € bestellt werden. 14
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 Ennepetal müsste eigentlich Höhlenstadt heißen … Die AG Wandern lud zur Geo-Wanderung durch das Ennepetal • Monika Schwarz Sonntag, 2. Oktober, 10 Uhr. Treffpunkt Haus Ennepetal am GeoPark Infozentrum. Einige Leute, die einfach mal mehr über ihre Heimat oder ihre Nachbarstadt mit der so bekannten Kluterthöhle kennen lernen möchten, stehen in dem neu angelegte- mInfoPoint der Stadt Ennepetal mit dem vom Arbeitskreis Kluterthöhle angelegtem Darstellungsraum des GeoPark-Infozen- trums. Angesagt war eine geführte Wan- dertour der AG Wandern Ennepetal unter der Leitung von Stefan Voigt. Nach einer kurzen Einführung zum Thema Ennepetal und dessen Höhlen sowie einigen Kurz- informationen rund um die geologischen Besonderheiten unserer Region ging es auch schon bei schönstem Wetter los in Richtung Klutert. Nein – die Kluterthöhle war diesmal Blick auf Milspe (Foto: Fabian Bürger) NICHT das Ziel, sondern eher die inter- essanten geologischen Zeichen, die uns les Wasser … und Milsepe = schwarzes Aber natürlich waren wir hauptsächlich der Klutertberg offenbart. Auch ich, die Wasser übersetzt heißt? – Und wussten wegen der Ennepetaler Geologie unter- nun mehrmals in der Woche dort her geht, Sie überhaupt, dass die Heilenbecke ei- wegs – und lernten mit jedem Schritt und wurde überrascht von etlichen Neuigkei- gentlich Milsepe hieß? – Nun, ich ehrlich jeder kleinen Ecke, an der wir sonst halb- ten, die aber schon Millionen von Jahren gesagt auch nicht. Bis zu dieser Wande- blind vorbei gelaufen wären, wieso und alt sind. Hebungen, Senkungen, Gesteins- rung am 2. Oktober 2016. Faszinierend, warum dieses oder jenes genau hier in un- sorten, Kalk – und wie alles aufeinander oder? serer Stadt so einmalig ist. Zu viel möchte abgestimmt dort offen „herum liegt“, dazu ich ja nicht verraten, damit Sie noch genü- Anzeichen von früheren Steinbrüchen, Hinauf ging es die Himmelsleiter links an gend Interesse dafür haben, einer der hof- in denen unsere Vorfahren mit ziemlich der Kirche entlang Richtung Heinrichstra- fentlich nächsten geführten Wanderungen viel körperlichem Aufwand Kalk und Erz ße – und dann bogen wir rechts hinter der von Stefan Voigt beizuwohnen … abbauen mussten … – eine interessante Quandt-Villa in den kleinen Wald ab. Und Information folgte der nächsten. Die unte- auch dort gab es „mal eben“ interessante Nächste Station war dann die Heilenbe- ren Höhlen am Bahndamm an der Klutert Geschichten unserer Stadt. Oder wussten cker Straße und die Felswände, die direkt wurden erklärt – und auch dort freigelegte Sie es schon? In Ennepetal – in der Villa an der Straße längs zu sehen sind – und Korallenabdrücke entdeckt … – wir haben in der Heinrichstraße – lebte einst Günther dann noch einen kurzen Blick zum Bach in einen wirklichen Schatz mit unserer höh- Quandt bis zu seinem Tod im Jahre 1954. seinem eingefassten Bett, dazu ein paar lenreichen Gegend, den wir leider viel zu Diesem Unternehmer wurde einige Jahre weitere Geschichten und Infos … – und wenig kennen. vorher seine Frau Magda ausgespannt weiter gings zwischen den Häusern in – vom Nazi-Propagandaminister Joseph Richtung Zuckerberg. Ja, es ging ziem- Ennepe / Milspe … – Wussten Sie eigent- Goebbels höchstpersönlich. Ja, genau lich bergauf – und mittlerweile waren wir lich, dass „Epe“ vom urgermanischen Apa diese Magda (Goebbels) war es, die dann schon das dritte Mal recht nass geworden. („Ort am Fluss/Wasser“) hergeleitet ist? – 1945 zum Ende des Krieges ihre fünf Kin- Aber zum einen war die Luft noch recht Und wussten Sie, dass Ennepe = schnel- der und sich selbst tötete. warm und angenehm – zum anderen wur- 15
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 ben sind. Darüber hinaus wurden hier auch zahlreiche Fossilien von Lebewesen aus dem Devonmeer gefunden. Viele gehören zu Tiergruppen, die heute noch existieren, wie Muscheln, Schnecken, Krebse, Koral- len, Seelilien, Kopffüßer (Cephalopoden), Armfüßer (Brachiopoden), Ringelwürmer (Anneliden) und Moostierchen (Bryozoen). Inzwischen ausgestorben sind: Stromato- poren (festsitzende Organismen, die zu den Schwämmen gehören) und Trilobiten. Auch Fische wird es hier damals gegeben haben. Sie sind jedoch nicht als Fossili- en erhalten geblieben.“ (Auszug Infotafel „Steinbruch Zuckerberg“) Als ehemalige Fossiliensammlerin (ich wollte eigentlich mal Paläontologie studie- ren) finde ich dieses Thema natürlich äu- ßerst interessant, aber mittlerweile sind die Steinbruch Zuckerberg (Foto: Monika Schwarz) zusätzlichen Informationen über die hei- matliche Geschichte für mich noch bedeu- tungsvoller geworden, so dass ich gerne zuhörte, als Stefan Voigt darüber erzählte, wie man früher hier in diesem Steinbruch Kalkgestein zur Mörtelproduktion abbaute, die Sandsteine zum Bauen nutzte – und wie man überhaupt erst durch intelligen- te Nutzung von Feuer und Wasser an die Kalksteinblöcke heran kam. Hier wird Ge- schichte wirklich lebendig … Vom Zuckerberg aus ging es schließlich durch den Wald bergab bis zur Rahlen- becke an der B7 – kurz vor dem Viadukt der Bahn (übrigens schon 1848 erbaut und noch immer stabil) liegt der Löwenspring, eine erst in den letzten Monaten frei geleg- te Quelle, die noch immer untersucht wird, da die eigentliche Herkunft des Wassers nicht bekannt ist. Eine schon wieder so interessante Geschichte, die diesen Wan- dertag zum Highlight machte. Regen? – Bunkeranlage in der Nähe der Steinbrüche (Foto: Monika Schwarz) Ja, ziemlich heftig. Aber wohl jeder aus der Gruppe wollte noch mehr Informationen, noch mehr Dönekes und geschichtliche, de uns bei dem „Besteigen unserer Ber- sind die Gesteine der Honsel-Formation geologische Hintergründe wissen. ge“ eh ganz schön heiß … – Spätestens aus dem Mitteldevon (Givet) aufgeschlos- jetzt wussten wir dann auch, warum wir sen, die vor etwa 385 Millionen Jahren Wir gingen schließlich unter der Bahnlinie unbedingt festes Schuhwerk anziehen entstanden sind. Als sich die Ablagerun- durch und in der Hembecker Talstraße den sollten. Es ging ziemlich abenteuerlich gen bildeten, befand sich an dieser Stelle ersten Waldweg hoch ... – Spätestens jetzt durch Busch und Gestrüpp, über Wasser, ein flaches Schelfmeer. Etwa 25 Kilometer war auch klar, warum in der Ankündigung Schlamm und quer durch die Brennnes- nördlich lag der „Old Red Kontinent“. Von stand, dass Trittsicherheit notwendig sei seln und Brombeeren. Phantastisch! – So hier aus gelangte über Flüsse tonig-silti- … – der Trampelpfad, der nun ziemlich ganz mein Geschmack … ges Material in das Meer, welches auch durchweicht war vom ständigen Regen, Reste von Landpflanzen enthielt, deren bot für einige eine ziemliche Anstrengung. Im historischen Steinbruch Zuckerberg Fossilien im Steinbruch erhalten geblie- Bergauf, bergauf … – bis wir zunächst auf 16
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016 einen kleinen Wasserlauf trafen und auch dort eine verschlossene Höhle vorfanden … – und schließlich weiter bis wir auf eine Lichtung trafen, von der wir einen atembe- raubenden Blick auf Ennepetal und seine Hügel werfen konnten. Selbst die Sonne wollte uns hierbei helfen und ließ ganz Ennepetal in goldenen Tönen erscheinen. Hier hätte ich eigentlich nur eine Bank gebrauchen können und hätte mich dann zwei, drei Stunden ganz alleine dorthin ge- setzt, um diese Ruhe und diesen Anblick zu genießen. Regionalverband Ruhr Oberhalb der Heimstraße ein kleines Para- dies. Gut, dass dort nicht allzu viele Leute hinkommen. Vor Monaten hatten dort noch Vandalen gehaust und viele von Stefan Voigt gerade erst angepflanzten Obstbäu- me zerstört. Warum macht man so etwas? – Das kann wohl keiner sagen. Nach und nach soll dort ein fünf Hektar großes Na- turschutzgebiet entstehen. Es ist noch viel Arbeit bis dahin, aber schon die Anfänge sehen wunderschön aus. Es ist schon toll, mit wie viel Liebe und Hingabe Stefan Voigt diese Landschaften wieder herrich- tet und in ein ökologisch wertvolles Gebiet verwandelt. Oberhalb der Rentropshöhle kamen wir dann schließlich den Berg hinunter – und wieder auf die ehemalige B7, die wir in Richtung Klutertwald überquerten. Wieder Karstquelle Löwenspring (Tafel: GeoPark Ruhrgebiet, Foto: Monika Schwarz) ging’s von da an bergauf – nun zunächst den Klutertwald hinauf … – bis wir schließ- Höhle ist übrigens mit knapp unter 500 gende Abstiege (spätestens jetzt wuss- lich in Ebbinghausen ankamen. Auf dem Metern vermessener Ganglänge gerade ten wir auch, warum in der Ankündigung Weg dorthin konnten wir die beeindru- so eben am Begriff „Grossschluf“, also etwas von „guter Kondition“ und „beacht- ckenden Steinbrüche bewundern und die Großhöhle, vorbeigeschrammt. Eine tolle liche Höhendifferenzen“ stand). Dazu zwi- ein oder andere Geschichte dazu hören … Geschichte folgte der nächsten. Bis jetzt schendurch mehrere Male nass bis auf die – uralte Pfannen und Töpfe, die vielleicht war mir gar nicht klar, ob ich wirklich alles Knochen … – und voller Geschichten, bio- schon Jahrzehnte im Waldboden einge- behalten konnte. Aber doch. Gern bin ich logischer und geologischer Hinweise, die graben waren, zeigten sich … – und weiter bei der nächsten geführten Wanderung wir regelrecht aufgesogen haben. Genial!! bergauf erzählte uns Stefan Voigt von der wieder mit dabei, und auch die Dönekes Ebbinghauser Höhle und ihren dicken, fast würde ich mir noch ein zweites Mal anhö- Ja, ich bin ehrlich. Am nächsten Tag hatte flüssigen, Schlammmassen, die den Höh- ren. ich doch ein wenig Muskelkater, den ich lenforschern nun doch auch manchmal dann mit einer nur dreistündigen Wan- sehr unangenehm waren … Den Abstieg bis zum Ausgangspunkt Haus derung bekämpfte … – und nach der Ennepetal haben wir dann doch alle un- ich dann doch merkte, wie schön so ein Auch wie zum Beispiel Teile eines Loches beschadet überstanden, auch wenn der Feiertag am Montag sein kann. Mein Fa- zubetoniert werden sollten – und man sich Trampelpfad durch den Wald hinab ziem- zit: Geniale Wanderung mit – wie immer wunderte, warum so viel Beton verschwin- lich rutschig war. Und dort merkten wohl – äußerst engagiertem, informiertem und det … – und einmal der Hausmeister des auch alle auf einmal, wie viele Stunden wir so kurzweilig erzählendem Stefan Voigt. Reichenbach-Gymnasiums in seinen Kel- tatsächlich unterwegs waren: Es war kurz Jederzeit wieder – und auch dann bin ich ler gehen wollte und vor einer Betonwand nach drei Uhr nachmittags. Fünf Stunden mir sicher, dass wieder viel Neues zu er- mit halb in der Masse verschwundenen geballte Information, vier hohe Hügel in fahren ist. Werkzeugen stand … – Die Ebbinghauser unserer Stadt – und vier ebenso anstren- 17
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