News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr

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News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
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News     02 I 2016

         Regionalverband Ruhr
News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
Inhalt
                     Seite

                     3       Editorial

                     4       Schichtwechsel... Neue Mitarbeiterin im GeoPark. Neue Volontärin auf Zeche Nachtigall

                     5       Re-Zertifizierung geschafft. Titel „Nationaler GeoPark“ für weitere fünf Jahre gesichert

                     6       Das Mädchen aus der Blätterhöhle. Fundstelle menschlicher Überreste aus der Mittel-
                             und Jungsteinzeit

                     9       Mitmachen und gewinnen! Unser Adventskalenderquiz 2016

                     10      Tag des Geotops auf Zeche Nachtigall. Saurierfährte, Geo-Rallyes und natürliche Pro-
                             dukte aus der Region

                     11      WissensNacht Ruhr 2016. Wir waren dabei!

                     12      Geocaching-Logbuch

                     13      Schwerpunkt Ruhrsandstein. Workshop der Historischen Kommission für Westfalen

                     14      Seltenes Fossil im Kaisberg-Sandstein

                     14      Neue Themenhefte

                     15      Ennepetal müsste eigentlich Höhlenstadt heißen... Die AG-Wandern lud zur Geowande-
                             rung durch das Ennepetal

                     18      Überarbeitet und neu aufgelegt. Vom Kohlegraben zum Tiefbau.

                     18      Rohstoffindustrie „entdeckt“ Geoparks. Kommentar zu einem Artikel in den „Gesteins-
                             perspektiven“

                     19      Ausstellung „Packendes Museum“. Geschichte und Zukunft des Bergbau-Museums in
                             Bochum

                     20      Unsere Geotope. Selm-Cappenberg: Steinbruch am Brauereiknapp; Krefeld: Niepkuh-
                             len

                     22      Ein anderer Geopark stellt sich vor: GeoPark Nordisches Steinreich

                     24      Neuer Kartenviewer

Impressum                           Redaktion, Satz und Layout:                      Titelbild:
                                    katrin.schueppel@gd.nrw.de                       Blätterhöhlenmädchen. Rekonstruktion
Herausgeber:                        nancy.schumacher@gd.nrw.de                       nach einem 5600 Jahre alten Schädel aus
GeoPark Ruhrgebiet e.V.             Telefon: +49 (0)2151.897-455 /457                der Blätterhöhle.
Kronprinzenstraße 35                                                                 Quelle: Jürgen Vogel, LVR-Landesmuse-
45128 Essen                         Herstellung: Regionalverband Ruhr                um Bonn
www.geopark-ruhrgebiet.de           gefördert durch Lhoist Rheinkalk GmbH
News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Liebe Mitglieder und Freunde des Geoparks,

es gibt erfreuliche Nachrichten! Unsere langjährige Geopark-Ma-      Chancen, dass der GeoPark Ruhrgebiet die Aufnahmekriterien er-
nagerin Vera Bartolović ist Mutter geworden. Wir wünschen ihr, ih-   füllt. Mit der Unterstützung der Regionalkörperschaften wollen wir
rer Tochter Eda und ihrem Ehemann alles Gute für die Zukunft und     daher im nächsten Jahr den Versuch starten, auch in diese neu
freuen uns schon darauf, wenn sie nach Mutterschutz und Eltern-      geschaffene „Oberliga“ der weltweiten Geopark-Bewegung aufzu-
zeit voraussichtlich im Sommer 2017 wieder an ihre Arbeitsstelle     steigen.
im Geopark zurückkehren wird.
                                                                     Auf Grund verschiedener, sehr positiver Entwicklungen, für die
Bis dahin – und hoffentlich auch darüber hinaus – haben wir mit      wir allen Beteiligten sehr dankbar sind, werden wir im kommen-
Nancy Schumacher einen vollwertigen Ersatz gewinnen können.          den Jahr über deutlich höhere Finanzmittel verfügen, als in der
Frau Schumacher hat bisher im LWL-Industriemuseum Zeche              Vergangenheit. Es ergeben sich so zusätzliche Möglichkeiten zur
Nachtigall mit unserem Infozentrum gearbeitet und ist daher mit      Verbesserung und Stärkung der Geopark-Aktivitäten, die wieder-
dem GeoPark Ruhrgebiet und seinen Aufgaben bestens vertraut.         um dazu führen werden, dass der Geopark immer bekannter wird.
Denjenigen, die sie noch nicht kennen, stellt sich Frau Schumacher
in diesem Heft noch einmal vor. Gemeinsam mit Katrin Schüppel        Im Namen des gesamten Vorstandes wünsche ich Ihnen und Ih-
bildet sie nun das Team im Managementbüro des Geoparks, das          ren Angehörigen schöne Feiertage und ein gutes und erfolgreiches
im Hause des Geologischen Dienstes von NRW in Krefeld ange-          Neues Jahr!
siedelt ist.
                                                                     Ihr
Eine weitere positive Nachricht ist, dass der GeoPark Ruhrgebiet     Dr. Volker Wrede
erneut seine Anerkennung als „Nationaler GeoPark“ verteidigt hat.
Die Expertenkommission der Alfred-Wegener-Stiftung, die die Zer-
tifizierung vornimmt, zeigte sich sehr beeindruckt von unseren Ob-
jekten, Aktivitäten und dem lebendigen Netzwerk vieler Geopark-
Akteure. Hierüber finden Sie einen ausführlichen Bericht in diesem
Heft.

Auf der internationalen Ebene hat sich die UNESCO auf ihrer
letzten Vollversammlung dazu entschieden, Geoparks als weite-        Besuchen Sie unsere Internetseite:
re Gebietskategorie gleichrangig neben dem Weltkulturerbe und         www.geopark-ruhrgebiet.de
den Biosphärenreservaten anzuerkennen. Voraussetzung hierfür         und unseren Facebook-Auftritt.
ist die Aufnahme eines Geoparks in das Global Geopark Network,       Erfahren Sie mehr über die
die über ein besonderes, sich über drei Jahre hinziehendes An-       Geothemen in der Region.
trags- und Bewerbungsverfahren erfolgt. Inhaltlich sehen wir gute
                                                                                                                                     3
News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Schichtwechsel ...
Neue Mitarbeiterin im GeoPark Ruhrgebiet
                                                Gemeinsam mit Katrin Schüppel betreue        verschiedenen Arbeitsfelder des Muse-
                                                ich nun bis zum Sommer nächsten Jah-         umsbetriebs eintauchen, sondern auch
                                                res das GeoPark-Büro in der Seidenstadt      mehr über das industriekulturelle und geo-
                                                Krefeld. Bei Fragen, Anregungen und          logische Erbe der Metropole Ruhr erfah-
                                                Wünschen rund um den GeoPark stehe           ren.
                                                ich gerne via E-Mail: nancy.schumacher@
                                                gd.nrw.de oder telefonisch unter 02151 /     Mit dem GeoPark Ruhrgebiet bin ich seit
                                                897-457 zur Verfügung.                       meinem Volontariat auf Zeche Nachtigall
                                                                                             vertraut. In dieser Zeit bot sich mir die
                                                Zu meiner Person: Als gebürtige Thürin-      Möglichkeit, zu verschiedenen Anlässen
                                                gerin verbrachte ich meine Kindheit und      mit dem Verein zusammenzuarbeiten. Sei
             Nancy Schumacher                   Jugend im mittleren Saaletal, einer idyl-    es als Unterstützung bei museumspäda-
                                                lischen Flusslandschaft bei Jena. Nach       gogischen Aktionen am Tag des Geotops,
Liebe Mitglieder des GeoParks,                  dem Abitur zog es mich dann für ein Studi-   als Mitorganisatorin der Eröffnungsfeier-
liebe Leser,                                    um ins rund 250 km entfernte Berlin. Hier    lichkeiten für das Infozentrum in Witten
                                                studierte ich Geschichte sowie Klassische    oder bei der Planung einer geologischen
die aktuelle Ausgabe der News möchte            und Prähistorische Archäologie an der        Vortragsreihe.
ich nutzen, um mich Ihnen an dieser Stel-       Humboldt-Universität. Mit dem Abschluss
le als neue Mitarbeiterin beim GeoPark          in der Tasche verließ ich im Herbst 2014     Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit
Ruhrgebiet vorzustellen. Mein Name ist          die Hauptstadt, um ein wissenschaftliches    dem GeoPark, auf die vielen spannenden
Nancy Schumacher. Seit September 2016           Volontariat im LWL-Industriemuseum Ze-       Aufgaben, die in den nächsten Monaten
vertrete ich hauptberuflich Vera Bartolović,    che Nachtigall zu absolvieren. Zwei Jahre    auf mich zukommen werden und darauf,
die sich momentan in Elternzeit befindet.       lang konnte ich in Witten nicht nur in die   mein Wissen über die Geologie des Ruhr-
                                                                                             gebiets weiter vertiefen zu können.

Neue Volontärin auf Zeche Nachtigall
                                                Die Bereiche Stadtplanung, Baukultur,        LWL–Industriemuseum Zeche Zollern im
                                                Architektur und natürlich die Exkursionen    Rahmen der Sonderausstellung „Über
                                                haben mich angesprochen, die in beiden       Unterwelten“ in Kontakt. Der Weg in die
                                                Fächern eine große Rolle spielen.            Tiefe wurde in der Ausstellung auf vielen
                                                                                             Ebenen dargestellt. Letztendlich liegt auch
                                                So durfte ich zum Beispiel in der Hafen-     dort mein Interesse, Inhalte interdisziplinär
                                                stadt Marseille über die städtebaulichen     an unterschiedliche Besuchergruppen zu
                                                Probleme referieren oder in Chile testen,    vermitteln. Das Industriemuseum ist zu ei-
                                                wie Steine schmecken und wie man im          nem festen Bestandteil meiner beruflichen
                                                Mund die Körnigkeit feststellen kann. Er-    Entwicklung geworden – ob als Gästefüh-
                                                fahren, wie viele Schmerzen ein Geograph     rerin oder als museumspädagogische Pro-
               Cindy Kramer                     ertragen muss, um an das über 4000           jektleitung.
                                                Höhenmeter liegende Ziel zu gelangen,
Gerne möchte ich mich Ihnen zunächst            gehört wohl zu jedem Werdegang eines         Ab November 2016 bin ich die neue wis-
vorstellen. Mein Name ist Cindy Kramer,         Geographen. Nach dem Bachelor-Studi-         senschaftliche Volontärin im LWL–Indus-
ich bin 1986 geboren und seit zehn Jahren       um führte mich der Master-Studiengang        triemuseum Zeche Nachtigall und freue
im Ruhrgebiet sesshaft. Zwei Studienfä-         „Kulturanalyse und Kulturvermittlung“ an     mich darauf, neue Herausforderungen im
cher haben mich besonders interessiert:         die TU Dortmund. Im Masterstudium nutz-      Museumsbetrieb anzunehmen und hoffe,
Geographie und Kunstgeschichte. Eine            te ich auch die Gelegenheit, eine längere    Sie, liebe Leser, bei uns begrüßen zu dür-
Kombination, die auf den ersten Eindruck        Zeit in Uganda zu arbeiten und Ost-Afrika    fen. Wie man sich in Ost-Afrika mit der Le-
nicht zusammenpasst, an der Ruhr Uni-           zu bereisen. Während meiner Zeit als         bensphilosophie „Hakuna Matata“ begrüßt
versität in Bochum allerdings möglich ist.      Studentin kam ich das erste Mal mit dem      und verabschiedet, bleibe ich dem „Glück
                                                                                             Auf“ treu.

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News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Re-Zertifizierung geschafft
Titel „Nationaler GeoPark“ für fünf weitere Jahre gesichert
• Dr. Volker Wrede

Der Titel „Nationaler GeoPark“ wird von der Expertengruppe der
Alfred-Wegner-Stiftung (AWS) im Auftrag des Bund-Länder-Aus-
schusses Geowissenschaften jeweils für fünf Jahre verliehen.                                                   Aussichtspunkte
Danach muss sich jeder Nationale GeoPark einer Re-Evaluierung
unterziehen, die aus zwei Teilen besteht: Zum einen muss in ei-
nem umfangreichen Fragebogen über den Fortschritt der Arbeit im
Geopark berichtet werden, zum anderen entsendet die Experten-
gruppe Vertreter in den Geopark, die sich vor Ort ein Bild machen
sollen.

Nach der Zertifizierung des GeoParks Ruhrgebiet 2006 und der              am Steinbruch
erfolgreichen Re-Zertifizierung 2011 stand in diesem Jahr erneut           Donnerkuhle
die Evaluierung an. Schon im Frühjahr begannen wir, den 36-sei-
tigen (!) Fragebogen zu bearbeiten, den uns die AWS übersandte.
Die Themen dieses Fragebogens umfassten sowohl Fragen zum           den Nachtigallstollen zum Muttental mit dem Steinbruch Dünkel-
Inhalt des Geoparks als auch solche zur Organisation. Welche        berg und dem bergbauhistorischen Wanderweg ging. Neben den
Fortschritte wurden beim Geotopschutz und bei der Öffentlich-       beeindruckenden Geo-Objekten und der GeoRoute Ruhr wurde
keitsarbeit gemacht? Gibt es neue Entwicklungen beim Geotouris-     hier auch die enge Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum
mus? Wie ist der Geopark mit anderen Institutionen vernetzt? Wel-   und dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier de-
ches Personal steht zur Verfügung? Wie sehen die kurzfristigen      monstriert.
Planungen und die langfristigen Perspektiven aus?
                                                                    In Hagen konnten sich die AWS-Vertreter an den neuen Aus-
Nachdem wir diesen Fragebogen abgearbeitet und zurückgesandt        sichtspunkten am Steinbruch „Donnerkuhle“ von der guten Zu-
hatten, fand am 23. und 24. August die Bereisung durch zwei Ver-    sammenarbeit mit der Rohstoffindustrie überzeugen. Besuche im
treter der AWS statt: Frau Dr. G. Gruber vom Hessischen Landes-     ehemaligen Ziegeleisteinbruch Vorhalle, wo wir das vom Geopark
museum in Darmstadt und Herr K. Schuberth vom Landesamt für         erarbeitete Erschließungskonzept erläuterten, im Museum Was-
Geologie und Bergbau Sachsen-Anhalt in Halle.                       serschloss Werdringen mit seiner Geosammlung und dem davon
                                                                    ausgehenden geologischen Wanderweg am Kaisberg zeigten die
                                                                    geotouristischen Potenziale der Region.

                       Im Nachtigallstollen

Um nicht allzu viel Zeit auf der Autobahn verbringen zu müssen,
konzentrierten wir die Befahrung auf den Raum Witten, Bochum,
Hagen und den Ennepe-Ruhr-Kreis. (Vor fünf Jahren hatten wir den
Schwerpunkt in den Raum Essen und Mülheim gelegt.) Wir began-
nen unsere Besichtigungstour im Infozentrum des LWL-Industrie-                                Libelle aus dem
museums Zeche Nachtigall in Witten, von wo aus es direkt durch                      Ziegeleisteinbruch Hagen-Vorhalle

                                                                                                                                  5
News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Am nächsten Tag stand zunächst der Geologische Garten in Bo-               te besonders der neue Blick in die Lebewelt des devonzeitlichen
chum auf dem Programm. Durch Vertreter der Stadt Bochum und                Riffs, der durch die zurzeit laufenden Reinigungsarbeiten möglich
der Ruhr-Universität wurden der einmalige Aufschluss und das               geworden ist.
Pflegekonzept erläutert. Am Aufschluss von Flöz Wasserfall in
Bochum-Dahlhausen zeigte sich erneut, wie wirksam das ehren-               Es ist uns gelungen, die Besucher nicht nur durch die vorgestell-
amtliche Engagement der örtlichen Vereine in der bergbaulichen             ten Aufschlüsse, Objekte und Projekte zu beeindrucken, sondern
Traditionspflege auch für den Geotopschutz ist. Der Besuch des             vor allem auch durch die Präsentation eines engen Netzwerks vie-
Fundortes der ältesten Wirbeltierfährte in Bochum-Stiepel, der jetzt       ler Beteiligter. An jedem Besichtigungspunkt hatten sich örtliche
mit einer Infotafel ausgestattet ist, war geradezu ein „Muss“ auf          Vertreter eingefunden, die die jeweiligen Themen aus ihrer Sicht
dieser Tour.                                                               erläuterten: Mitglieder der Fördervereine und Museen, Vertreter
                                                                           der Stadtverwaltungen bis hin zur Bürgermeisterin von Ennepetal,
Am Nachmittag konnten wir am Schee-Tunnel das Radwegekon-                  Frau Heymann, die sich persönlich beteiligte und Vertreter der Uni-
zept im Ruhrgebiet und vor allem auch die weit fortgeschrittenen           versitäten, des Tourismus und der Rohstoffindustrie. Ihnen allen
Arbeiten am Geopark-Radweg „GeoRoute Lippe“ vorstellen, ehe                gebührt großer Dank für ihre Beteiligung und ihr Engagement. Sie
dann ein Besuch im Infozentrum an der Kluterthöhle mit einem               haben unseren Erfolg erst möglich gemacht.
Kurzbesuch der Höhle das Programm beschloss. Hier begeister-

             Am Flöz Wasserfall (links). Auf den Spuren des Bochumer Ursauriers (Mitte). Im Infozentrum an der Kluterthöhle (rechts)

Das Mädchen aus der Blätterhöhle
Fundstelle menschlicher Überreste aus der Mittel- und Jungsteinzeit

• Dr. Ralf Blank

Die Großstadt Hagen liegt inmitten einer          Der sich quer durch das südliche Stadtge-         Die weithin sichtbaren Kalksteinklippen
der interessantesten „Geschichtsland-             biet ziehende mitteldevonische Massen-            und Felsformationen finden sich bei-
schaften“ in Nordrhein-Westfalen und weit         kalk wird bis heute industriell abgebaut.         spielsweise entlang der Bundesstraße
darüber hinaus. Mit dem bekannten Nati-           An der „Donnerkuhle“ in Eppenhausen,              7 zwischen den Hagener Stadtteilen Ep-
onalen Geotop befindet sich im Stadtteil          dort wurden im Sommer 2016 zwei Aus-              penhausen und Hohenlimburg im Len-
Vorhalle eine international bedeutende            sichtspunkte des GeoParks Ruhrgebiet              netal. Sowohl zu Fuß als auch auf dem
paläontologische Fundstelle. Doch auch            eingerichtet, und in Oege bei Hohenlim-           Fahrrad und im PKW führt diese Strecke
der mitteldevonische Massenkalk, die              burg liegen große Kalksteinbrüche. In den         durch eine einzigartige Landschaft. Sie ist
Landpflanzenfunde und Panzerfischreste            Tälern von Volme und Lenne haben sich             durchsetzt von Naturdenkmälern sowie
aus dem unteren Mitteldevon im Volme-             ursprüngliche Felsformationen erhalten.           paläontologischen und archäologischen
tal bei Hagen-Ambrock, der Aufschluss             Sie prägten vor über 150 Jahren auch              Bodendenkmälern. Durch die während der
des so genannten Hangenberg-Events im             noch das Landschaftsbild des Neander-             Eiszeit geformte Terrassenlandschaft des
Hasselbachtal bei Hagen-Hohenlimburg              tales bei Mettmann, des Lennetales bei            unteren Lennetales streiften nach Ausweis
und die frühesten Kohleflöze aus dem un-          Iserlohn-Letmathe oder Teile des Hönne-           von Steinartefakten vor rund 60.000 Jah-
teren Oberkarbon am Vorhaller Kaisberg            tales im Sauerland zwischen Balve und             ren bereits Neandertaler. Mittelalterliche
stellen geologische Highlights mit einem          Menden. Doch im 19. und 20. Jahrhundert           Höhenburgen, wie die Raffenburg und das
großen Potenzial dar.                             sind dort ganze Täler in Steinbrüchen ver-        heutige Schloss Hohenlimburg, künden
                                                  schwunden.
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News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

von einer bewegten Geschichte dieser                                                              Im September 2004 lagen die Ergebnis-
Gegend. Im ausgehenden 18. und frühen                                                             se vor: die menschlichen Überreste, da-
19. Jahrhundert suchten Landschaftsma-                                                            runter auch das Schädeldach von einem
ler der Berliner und Düsseldorfer Aka-                                                            etwa 35-jährigen Mann, stammten zu ei-
demie wiederholt das Lennetal auf. Ihre                                                           nem Teil aus der frühen Mittelsteinzeit vor
Ansichten zeigen eine wild-romantische,                                                           rund 10.700 Jahren. Andere Schädelteile
urtümliche Landschaft, die von den geolo-                                                         und Langknochen gehörten jedoch in die
gischen Strukturen geformt wurde.                                                                 Jungsteinzeit vor 5.600 Jahren. Beide Da-
                                                                                                  tierungsansätze, die später durch weite-
Eine dieser imposanten Felsformationen                                                            re Untersuchungen bestätigt und zeitlich
trägt die bereits für die Frühe Neuzeit be-                                                       auch ergänzt wurden, bedeuteten eine
legte Bezeichnung „Weißenstein“. Zwei-                                                            wissenschaftliche Sensation. Unter der
fellos waren es die weißen, schon auf                                                             Leitung des Archäologen PD Dr. Jörg Or-
historischen Ansichten zu Beginn des 19.                                                          schiedt begannen im Sommer 2006 unter
Jahrhunderts hervorstechenden Kalkstein-                                                          Federführung der Stadt Hagen die archäo-
klippen, denen der Berg seinen Namen                                                              logischen Grabungen in der Blätterhöhle
verdankt. 1792 wurden beim Ausbau der                                                             und später auch auf ihrem Vorplatz. An
Chaussee zwischen Hagen über Hohen-                                                               den wissenschaftlichen Untersuchungen
limburg nach Iserlohn an den Felsgruppen           Der Zugang zur Blätterhöhle ist immer          sind bis heute zahlreiche Institutionen und
des „Weißenstein“ und der benachbarten           noch eng und etwas beschwerlich. Vermut-         Einrichtungen beteiligt. Neben der Stadt
„Hünenpforte“ die Knochen und Zähne                lich war der Höhleneingang zumindest           Hagen, die bis 2009 die Finanzierung
                                                  in der Eiszeit deutlich größer und breiter.
von eiszeitlichen Tieren entdeckt.                                                                übernommen hatte, handelt es sich um
                                                              (Foto: Ralf Blank)
                                                                                                  die Universitäten zu Kiel, Köln, Bochum,
Der Elseyer Stiftsprediger Johann Fried-       gen der dichten Füllung mit Laubmassen             Berlin (FU), Mainz und Leipzig, die Deut-
rich Möller (1756-1807) veröffentlichte        als „Blätterhöhle“ bezeichneten Fels-              sche Forschungsgemeinschaft, die LWL-
1801 im „Westfälischen Anzeiger“ meh-          spalte am Hang des „Weißensteins“ fan-             Archäologie für Westfalen und andere In-
rere Artikel über diese Funde sowie über       den sich im April des Jahres zahlreiche            stitutionen.
Knochen aus der Sundwiger Höhle, der           menschliche Überreste. Nachdem eine
heutigen Heinrichshöhle, bei Hemer. Sie        neuzeitliche Einbringung der Skelettreste          Die menschlichen Überreste in der Blät-
wurden zur Bestimmung an den franzö-           ausgeschlossen wurde, erfolgte die Datie-          terhöhle aus der frühen Mittelsteinzeit
sischen Naturforscher Georges Cuvier           rung von einigen Knochen, darunter auch            zählen mit einem Alter von derzeit bis zu
(1769-1832) gesandt. Cuvier erkannte in        Schädelteilen, durch die Radiokarbon-              11.300 Jahren zu den frühesten Belegen
diesen Funden die Überreste von Höhlen-        Methode C 14.                                      für nacheiszeitliche moderne Menschen in
bären, die 1794 erstmalig wissenschaftlich
beschrieben wurden.

Mit Möllers Veröffentlichung über diese
und weitere paläontologische und archäo-
logische Funde begann von rund 200 Jah-
ren die Forschungsgeschichte im Hagener
Raum. Der Freiherr Friedrich Alexander
von Hövel (1766-1826) auf dem Adelssitz
Herbeck legte als Absolvent der Bergaka-
demie Freiberg bereits 1806 mit seiner
Schrift „Geognostische Bemerkungen
über die Gebirge in der Grafschaft Mark“
eine der ersten geowissenschaftlichen
Veröffentlichungen im Rheinland und in
Westfalen vor.

Der „Weißenstein“ im Lennetal bei Hagen
geriet 2004 erneut in die Schlagzeilen.
Höhlenforscher des Arbeitskreises Klutert-
höhle e.V. in Ennepetal untersuchten im
Auftrag der Stadt Hagen verschiedene
Höhlen und Felsspalten. In einer seit den        Bei den Grabungen auf dem Vorplatz der Blätterhöhle wird eine Stratigrafie vom Übergang von
achtziger Jahren bereits bekannten, we-              der Alt- zur Mittelsteinzeit bis zur späten Mittelsteinzeit erschlossen. (Foto: Ralf Blank)

                                                                                                                                              7
News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

   Schädel der 17- bis 22-jährigen Frau aus                    Die Gesichtsrekonstruktion der jungen Frau aus der Blätterhöhle.
  der Blätterhöhle. Jungneolithikum, datiert                           (Foto: Jürgen Vogel, LVR-Landesmuseum Bonn)
       auf rund 5.600 Jahre vor heute
                Fundverbleib:
                                                Parallelgesellschaft. Die jungsteinzeit-         im Frühjahr 2016 in der Archäologischen
     Museum Wasserschloss Werdringen
             (Foto: Jürgen Vogel,               lichen Menschen aus der Blätterhöhle             Landesausstellung NRW im LVR-Landes-
         LVR-Landesmuseum Bonn)                 ernährten sich zu einem Teil von land-           museum Bonn erstmalig präsentiert.
                                                wirtschaftlich erzeugter Nahrung, doch
Mitteleuropa. Es spricht vieles dafür, dass     der andere Teil versorgte sich fast aus-         Doch nicht nur der für Bestattungen ge-
es sich um die Deponierung von Körper-          schließlich mit Fisch und Wild. Noch im          nutzte Innenraum der Blätterhöhle ist ar-
teilen und nicht von vollständigen Körpern      18. Jahrhundert gehörte die Lenne zu den         chäologisch interessant. Auch auf dem
in der Höhle gehandelt hat. Unter den           fischreichsten Flüssen, erst das Einleiten       Vorplatz wurden bei den seit 2006 laufen-
menschlichen Überresten sind Erwach-            von Industrieabwässern führte zu einem           den Grabungskampagnen wichtige Be-
sene, Jugendliche und Kinder belegt. Im         deutlichen Rückgang.                             funde gesichert. Um die Sedimentstruktur
Fundzusammenhang wurden unter an-                                                                in und vor der Höhle einschätzen zu kön-
derem auch mindestens drei große Wild-          In der Blätterhöhle wurden die Überreste         nen, untersuchten Geowissenschaftler der
schweinschädel entdeckt, die aufgrund           von typischen „Neolithikern“, die Acker-         Ruhr-Universität Bochum den Innenraum
ihrer Datierung in das Frühmesolithikum         bau und Viehzucht betrieben, aber auch           und den Vorplatz mit einem Bodenradar.
vermutlich als Beigaben anzusehen sind.         von Menschen, die von ihrer Lebens- und          Der sich im Laufe von Jahrtausenden
Die Blätterhöhle scheint in der frühen Mit-     Ernährungsweise offenkundig auf dem              gebildete Schuttkegel vor dem Eingangs-
telsteinzeit über einen längeren Zeitraum       Stand von Jägern und Sammlern stehen-            bereich zur Blätterhöhle besitzt eine Tiefe
als Deponierungsort von menschlichen            geblieben waren, entdeckt. Die damals            von mehr als sechs Metern. Er enthält im
Überresten genutzt worden zu sein.              bereits vor rund 2.000 Jahren stattgefun-        oberen Bereich die Reste eines Felsda-
                                                dene „Jungsteinzeitliche Revolution“ hatte       ches, das sich in der nacheiszeitlichen Kli-
Die jungsteinzeitlichen Menschenreste           vermutlich nicht alle Menschen erreicht.         maphase des Atlantikums vor rund 7.500
stammen aus unterschiedlichen Zeiten.           Das bisherige Bild der Jungsteinzeit
Die Radiokarbondaten reichen von rund           musste daraufhin revidiert werden.
3.800 bis um 2.900 v. Chr. In diesem
Zeitraum wurden die Körper von Erwach-          Zu den jungsteinzeitlichen Fundstücken
senen, Jugendlichen und Kindern jeden           gehörten auch die Skelettreste einer jun-
Geschlechts in der Höhle deponiert. Wie         gen Frau, die vor rund 5.600 Jahren im
bei den Galerie- und Megalithgräbern in         Alter von 17-22 Jahren verstorben war.
Norddeutschland und Ostwestfalen aus            Die relativ gute Erhaltung des Schädels
dem Spätneolithikum, handelt es sich bei        bot sich für eine Gesichtsrekonstruktion
den Befunden in der Blätterhöhle vermut-        an. Die Frankfurter Rechtsmedizinerin Dr.
lich um Kollektivbestattungen.                  Constanze Niess gab der jungen Frau aus
                                                der Blätterhöhle ihr Gesicht zurück. Mit             Um die menschlichen Überreste in der
Genetische Untersuchungen an den Ske-           Unterstützung der Sparda Bank West in             Blätterhöhle nicht zu verunreinigen, werden
lettresten am Institut für Anthropologie der    Hagen wurde die Rekonstruktion von den            bei der Bergung ein Mundschutz und Hand-
                                                                                                                schuhe getragen.
Johannes Gutenberg-Universität Mainz            Landschaftsverbänden Rheinland und
fanden im Herbst 2013 Hinweise auf eine         Westfalen-Lippe in Auftrag gegeben und                     (Foto: Wolfgang Heuschen)

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News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Jahren von der Wand gelöst hatte und auf
den Vorplatz gekracht war. Um an die da-          Wasserschloss Werdringen
runter liegenden archäologischen Schich-
ten zu gelangen, musste das tonnen-                                                                   Im Norden von Hagen, am Ran-
schwere und mehrere Meter lange größte                                                                de der Ruhrseen, liegt der im 13.
Bruchstück 2011 beseitigt werden.                                                                     Jahrhundert erstmalig urkund-
                                                                                                      lich erwähnte Adelssitz Werdrin-
Die Ausgrabungen auf dem Vorplatz er-                                                                 gen. Die um 1855 in ein Wasser-
schlossen eine Stratigraphie von der frü-                                                             schloss neugotischer Prägung
hen bis zur späten Mittelsteinzeit. Für den                                                           umgebaute Anlage ist seit 2004
Mittelgebirgsraum ist eine solche nach-                                                               der Sitz des Museums Wasser-
vollziehbare Schichtenabfolge bislang                                                                 schloss Werdringen. Es bildet
einzigartig und ermöglicht eine genauere                                                              den Mittelpunkt einer herausra-
Einordnung der Mittelsteinzeit zwischen                                                               genden Denkmallandschaft im
11.600 bis 7.200 Jahren vor heute. Ne-                                                                mittleren Ruhrtal. Sie reicht von
ben charakteristischen Steinwerkzeugen,                                                               der Hohensyburg über die Stadt-
wie die als Mikrolithen bezeichneten Waf-                                                             kerne von Herdecke und Wetter
fenprojektile, Resten der Jagdbeute und                                                               bis hin nach Hattingen. Flankiert
Bodenspuren von Feuerstellen lieferte                                                                 von den Resten mittelalterlicher
die Holzkohle wertvolle Hinweise auf die                                                              Höhenburgen und zahlreicher
damaligen Vegetationsverhältnisse. Über                                                               Bau- und Industriedenkmäler
Tierknochen und Holzkohle konnten die                                                                 lässt sich hier die Entwicklung
einzelnen Fundschichten mittels der C14-                                                              und Geschichte der Region er-
Methode datiert werden.                                                                               fahren. Das Wasserschloss ist
                                                                                                      auch Ausgangspunkt des Geo-
Die jüngste Grabungskampagne erbrach-                                                                 pfads „Kaisberg“, der unter an-
te im Sommer 2016 anhand von Stein-                 Blick auf den Westflügel des Wasserschlosses Wer- derem die frühen Steinkohleflö-
werkzeugen erste deutliche Hinweise auf                      dringen (Foto: Heike Wahnbeck)           ze erschließt.
einen Fundhorizont aus der Übergangs-
zeit von der Späteiszeit zur Nacheiszeit
sowie auf eine Nutzung des Vorplatzes             Im Museum Wasserschloss Werdringen werden nicht nur paläontologische Funde
in der späten Altsteinzeit. Dass die Blät-        aus Ambrock, dem Massenkalk und aus dem Nationalen Geotop Ziegeleigrube Ha-
terhöhle zu dieser Zeit von Menschen              gen-Vorhalle gezeigt. Auch die Funde aus der Blätterhöhle sind in der Ausstellung
als Lager- und Rastplatz genutzt wurde,           zu sehen. In Zusammenarbeit zwischen der LWL-Archäologie für Westfalen, dem
hatten in den Vorjahren bereits einzelne          LWL-Landesmuseum für Archäologie in Herne und dem Fachdienst Wissenschaft,
Streufunde und über die Radiokarbon-              Museen und Archive der Stadt Hagen wird eine der Bedeutung dieses Fundplatzes
Methode datierte Holzkohle angedeutet.            angemessene Präsentation vorbereitet. Auch soll die Blätterhöhle zukünftig in der
Die kommenden Ausgrabungen dürften in             Dauerausstellung des LWL-Landesmuseums in Herne präsent sein.
den nächsten Jahren also weitere Überra-
schungen bereithalten.                            www.historisches-centrum.de

                                                                             Mitmachen und gewinnen!
                                                                             Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein Adventskalen-
                                                                             derquiz. Im Dezember wird auf unseren Internetseiten
                                                                             www.geopark-ruhrgebiet.de jeden Tag ein Foto aus
                                                                             dem GeoPark, zusammen mit einer Quizfrage, veröf-
                                                                             fentlicht.

                                                                             Unter den Einsendern mit den meisten richtigen Ant-
                                                                             worten werden drei Gewinne verlost. Auch wer in der
                                                                             Vorweihnachtszeit keine Zeit findet, sich mit Geologie
                                                                             zu beschäftigen, kann mitmachen, denn die veröf-
                                                                             fentlichten Fragen sind bis zum Einsendeschluss am
                                                                             31.12.2016 online abrufbar.

                                                                                                                                          9
News 02 I 2016 - Regionalverband Ruhr
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Tag des Geotops
auf Zeche Nachtigall
Saurierfährte, Geo-Rallyes
und natürliche Produkte aus der Region
• Nancy Schumacher

Am Tag des Geotops, dem 18. September,        werden, der nach Belieben mit roter oder
drehte sich beim GeoPark alles rund um        grüner Lebensmittelfarbe koloriert wer-           Aufruf „Name gesucht“
den berühmten Bochumer Ursaurier. 2012        den konnte. Mit einem Stempel wurde die
wurde der Fährtenabdruck des haus-            Fährte anschließend in die weiche Masse           Die Namenssuche für den Bochu-
schweingroßen Wirbeltiers von Wande-          gedrückt. Zu Hause brauchten die rohen            mer Ursaurier wird bis zum Früh-
rern in einem stillgelegten Steinbruch bei    Salzteigpfoten nur noch getrocknet oder           jahr nächsten Jahres verlängert,
Stiepel entdeckt. Nach einer aufwendigen      im Ofen gebacken zu werden.                       denn bisher sind nur sehr weni-
Bergungsaktion befindet sich der 316 Mio.                                                       ge Namen bei uns eingegangen.
Jahre alte Sensationsfund aus der Kar-        Auch auf Geo-Rallyes durch das Mutten-            Wer einen Namensvorschlag hat,
bonzeit derzeit an der Ruhr-Universität       tal oder die Zeche Nachtigall konnten sich        kann diesen weiterhin per E-Mail
Bochum, wo Wissenschaftler Gewicht und        Groß und Klein in diesem Jahr begeben.            an schueppel@gd.nrw.de oder
Gangart des Urtiers ermitteln. Weitere        Die beiden gebührenpflichtigen Rallye-            per Post einreichen.
Informationen konnten einem interessier-      Hefte des GeoParks wurden als Kopien
ten Publikum am Stand des GeoParks            kostenlos am Stand verteilt. Unter allen
auf Zeche Nachtigall in Witten präsentiert    richtigen Lösungen konnten drei glückliche    40 Ständen boten Händler aus der Region
werden.                                       Gewinner ermittelt werden, die sich jeweils   von erntefrischem Obst und Gemüse über
                                              über einen Wanderführer GeoRoute Ruhr         Upcycling-Produkte bis hin zu Naturkos-
Wie das Reptil ausgesehen haben könnte,       und eine GeoPark-Tasse freuen durften.        metik eine vielfältige Warenpalette an. Be-
zeigte ein Saurier-Modell aus dem Deut-       Für die Jüngsten hielt der GeoPark ein        sucher konnten sich bei einer Schaubrau-
schen Bergbau-Museum Bochum. Der              ganz spezielles Angebot bereit: das geo-      erin in die Geheimnisse der historischen
urzeitliche Gast weckte die Neugier vie-      logische Bilderbuchkino. Dabei ging es mit    Bierherstellung einweihen lassen oder
ler Besucher, doch vor allem bei Kindern      dem Erdteufel, der Wetterhexe und dem         am Stand der Naturschutzgruppe Witten
sorgte das Urtier mit den waranartigen        Wassergeist auf eine spannende Abenteu-       Streuobstwiesenapfelsaft aus heimischen
Pfoten, dem kurzen Schwanz und den            erreise quer durch unsere Erdgeschichte.      Früchten pressen. Wer dem geschäftigen
treuen Augen für große Begeisterung. Zur                                                    Markttreiben entfliehen wollte, hatte die
Erinnerung durften die jungen Saurier-        Zum bereits sechsten Mal lockte auch          Möglichkeit, bei einer Führung im Besu-
Fans einen Fährtenabdruck aus Salzteig        der Ökomarkt mit natürlichen Produkten        cherbergwerk der Geologie vor Ort auf die
herstellen. Dazu musste aus einer Hand-       aus Werkstatt, Feld und Garten auf das        Spur zu kommen.
voll Teig ein kreisrunder Fladen geformt      Gelände des Industriedenkmals. An rund
                                                                                            Mit rund 2000 Besuchern war der Tag des
                                                                                            Geotops auf Zeche Nachtigall für alle Teil-
                                                                                            nehmer ein voller Erfolg. Das GeoPark-
                                                                                            Team freut sich schon jetzt auf das nächs-
                                                                                            te Jahr, dann feiert der Geotop-Tag sein
                                                                                            15-jähriges Jubiläum!

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GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

WissensNacht Ruhr 2016
                                                                                             ertränkt wurden, ein paar hilfreiche Tipps
Wir waren dabei!                                                                             zu geben, die Schatzkiste nach jedem
                                                                                             Gewinner wieder zu verschließen und den
• Katrin Schüppel                                                                            Besuchern zum Abschied noch etwas In-
                                                                                             fomaterial zum GeoPark in die Hand zu
Am 30. September 2016 fand an 20                                                             drücken.
Standorten im Ruhrgebiet die zweite
WissensNacht Ruhr statt. Zahlreiche                                                          Zunächst hatten wir geplant, neben der
Institute öffneten an diesem Abend                                                           Rallye, stündlich eine Präsentation zur
von 16 bis 22 Uhr ihre Türen. Darüber                                                        Erdgeschichte des Ruhrgebietes anzu-
hinaus wurde an sechs Portalstandor-                                                         bieten. Es stellte sich jedoch heraus,
ten zwischen Duisburg und Dortmund                                                           dass unser Standort recht laut war und es
experimentiert, ausprobiert, diskutiert                                                      deshalb kaum möglich war, eine größere
und nachgedacht. Insgesamt kamen                                                             Gruppe von Menschen akustisch zu er-
etwa 11.000 Besucher, darunter sehr                                                          reichen. Die Präsentation fand daher nur
viele Familien. Die WissensNacht ende-                                                       zweimal in verkürzter Form statt, aber die
te mit einer Abschluss-Show von „Sci-                                                        vielen Ausstellungsobjekte, die wir uns da-
ence made Simple“ und den „Physikan-                                                         für zurechtgelegt hatten, lockten die Leute
ten“ in der Christuskirche in Bochum,          Auch wenn die Besucher die Aufgaben           auch so an unseren Tisch. Immer wieder
die mit 800 Besuchern restlos ausver-          und den Zeitaufwand oft unterschätzten        wurden wir gefragt, wo man denn im Ruhr-
kauft war.                                     („Was haben Sie uns denn da angetan!“),       gebiet selbst solche Fossilien finden kann.
                                               blieben fast alle dabei, bis alles erledigt   Als es dunkel wurde, bekamen wir noch
Der GeoPark Ruhrgebiet hatte am Portal-        war. Hier half es natürlich, dass die meis-
standort Essen, im Haus der Technik am         ten im Team arbeiteten. Und falls sich doch
Hauptbahnhof, Stellung bezogen. Dort           einmal ein Fehler bei der Lösung einge-
fanden sich immerhin 1800 Menschen ein         schlichen hatte, war dieser meist schnell
und das bekamen wir auch an unserem            behoben, da als Lösungsziffern nur ganze
Stand zu spüren, der direkt neben dem          Zahlen in Frage kamen.
Eingang zum großen Hörsaal lag.
                                               Wenn sich die Türen des Hörsaals mal
                                               wieder öffneten, weil gerade eine Veran-
                                               staltung zu Ende war, wurde es meist sehr
                                               eng. Da war es schon gut, dass wir zu
                                               fünft waren, um Material auszuteilen, zu
                                               verhindern, dass unsere Steine in Säure

Wir hatten für diesen Tag eine GeoPark
Rallye entwickelt und dazu vier Stationen
aufgebaut. Am roten Tisch sollten Ge-
steinsarten bestimmt werden, am gelben
Rohstoffe geraten, am grünen Fossilien
zugeordnet und am blauen tektonische
Strukturen erkannt werden. Wer alles rich-
tig gemacht hatte, erhielt als Ergebnis die
Lösungsziffern, um vier Zahlenschlösser
zu öffnen, mit denen unsere Schatzkiste
fest verschlossen war. Wer es so schaff-
te, die Kiste zu öffnen, durfte sich natür-
lich auch daraus bedienen und z.B. eine
versteinerte Muschel oder einen Trommel-
stein mit nachhause nehmen.
                                                                                                                                     11
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

ein Problem, weil die Lampe über unse-             kleine Tischlampen, mit denen unsere               se aus der Schatzkiste. Insgesamt fanden
rem Stand ausgefallen war. Dabei stellten          Ecke ein recht gemütliches Ambiente be-            wir die Veranstaltung, auch wenn sie uns
wir fest, dass sich die anderen Aussteller         kam. Die Leute ließen sich jedoch auch             einiges an Vorbereitungszeit gekostet hat,
offensichtlich alle noch eine zusätzliche          von dem schummrigen Licht nicht da-                recht gelungen. Das lag vor allem daran,
Beleuchtung mitgebracht hatten. Glück-             von abhalten, zu prüfen, ob sie nun ein            dass wir so viele eifrige und interessierte
licherweise hatten wir – eigentlich für die        Schachtelhalm- oder ein Siegelbaumfos-             Besucher hatten. Wenn in zwei Jahren die
Durchleuchtung der Salzsteine – wenigs-            sil vor sich hatten. Als gegen 22 Uhr das          nächste WissensNacht Ruhr stattfindet,
tens eine Taschenlampe dabei. Später               Ende der Veranstaltung verkündet wurde,            wird der GeoPark sicher wieder mit dabei
brachten uns die Veranstalter dann zwei            verteilten wir gerade noch die letzten Prei-       sein.

             (Fotos in der unteren Reihe: Regionalverband Ruhr / Corporate Inspiration von Bedoy, übrige Fotos: GeoPark Ruhrgebiet)

      Geocaching-Logbuch
      Wir haben uns an eine neue Kategorie von Geocaches he-
      rangewagt und einen Earthcache veröffentlicht. Dabei wird
      der Cacher nicht zu einer Schatzkiste gelockt, sondern zu
      einer geologischen Besonderheit, zu der er Fragen beant-
      worten muss. Wir haben uns dafür einen Steinbruch in der
      Nähe des Kettwiger S-Bahnhofs ausgesucht, in dem ein fos-
      siler Baumstamm zu sehen ist. Bereits am Tage nach der
      Veröffentlichung, am 24. September, trafen sich dort mehrere
      Geocacher und diskutierten gemeinsam die Antworten. Ende                           Libellen-Aufgabe am „Lebensgeist-Cache“
      Oktober hatte der Cache schon 40 Besucher.
                                                                            selten aufgesucht. Von den vier Travelbugs, die wir im letzten
      Der „Lebensgeist-Cache“ auf dem Geopfad „Kaisberg“ in Ha-             Jahr auf eine Reise durch verschiedene Geocaches geschickt
      gen bekommt weiterhin viel Besuch und wie die Bilder zeigen,          haben, ist vermutlich nur noch das Wasserweib unterwegs. Es
      haben die Cacher auch Spaß an unserer Aufgabe, mit der wir            hatte im September einen Kurzurlaub auf Fuerteventura einge-
      auf die Insektenfossilien im Wasserschloss Werdringen auf-            legt und ist inzwischen knapp 4000 km gereist. Der Erdteufel
      merksam machen wollen. Der „Erdteufel-Cache“ bei Zeche                ist im Mai, nach über 3500 Reisekilometern in Deutschland
      Nachtigall in Witten und der „Wasserweib-Cache“ an der geo-           und Belgien, verschwunden. Der Lebensgeist wurde zuletzt im
      logischen Wand im Löwental in Essen-Werden werden eher                Januar in einem Nachtcache bei Hamburg gesehen.

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GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Schwerpunkt: Ruhrsandstein
Workshop der Historischen Kommission für Westfalen
• Nicole Martini

Die Historische Kommission für Westfalen widmet sich seit einigen
Jahren schwerpunktmäßig Fragen des früheren Rohstoffabbaus.
Zur Zeit findet daher eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema
„Sandstein in Westfalen“ statt, die auf die Vorkommen, den histori-
schen und aktuellen Abbau und die Verwendung der unterschied-
lichen Sandsteine in den verschiedenen Landesteilen eingeht. Am
24. September fand im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall in
Witten mit etwa 60 Teilnehmern der dritte Workshop dieser Reihe
statt, der den Ruhrsandstein zum Inhalt hatte.

Nach der Begrüßung durch Dr. Dagmar Kift vom LWL-Industrie-
museum, die den verhinderten Museumsleiter Michael Peters
vertrat, gab Dr. Burkhard Beyer seitens der Historischen Kommis-
sion einen Rückblick auf die beiden vorhergegangenen Treffen,
bei denen mit den Baumberger Sandsteinen und dem „Anröchter
Grünstein“ Gesteine aus der Kreidezeit im Mittelpunkt standen, die
bei genauer Betrachtung eigentlich keine echten Sandsteine sind.
Trotzdem spielten sie in der Vergangenheit eine wichtige Rolle für
das Bauwesen im Münsterland und darüber hinaus und werden
auch heute noch genutzt.

Dr. Angela Ehling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften
und Rohstoffe in Berlin zeigte dann aber, dass es sich bei den               Ingrid Telsemeyer bei ihrem Vortag über den Ruhrsandstein
Ruhrsandsteinen um echte Sandsteine handelt, die auf Grund ihres
Mineralbestandes und vor allem der Kieselsäurebindung der Mine-        Die geplante Erweiterung der Ausstellungen der Zeche Nachtigall
ralkörner hervorragende technologische Eigenschaften besitzen.         um das Thema Sandstein wird das bisherige Museumskonzept
Der Begriff „Ruhrsandstein“ wird als Sammelname für untereinan-        hervorragend ergänzen: Am authentischen Ort, vor dem Hinter-
der ähnliche Sandsteine benutzt, die aber mehreren geologischen        grund des Sandsteinbruchs am Hettberg, wird neben der Steinkoh-
Horizonten innerhalb des flözführenden Oberkarbons angehören.          le und dem Tonstein auch der dritte an diesem Standort gewonne-
Sie werden zur Zeit noch in fünf Steinbrüchen gewonnen. Frau Dr.       ne Rohstoff dargestellt. Das Museumskonzept „Drei Rohstoffe aus
Ehling skizzierte die Entstehung dieser Sandsteine in den großen       einem Berg“ wird damit seinen Abschluss finden. Das Infozentrum
Flussdeltas der Oberkarbonzeit und ihren geologischen Werde-           des GeoParks mit dem Thema „Rohstoffland Ruhrgebiet“ schließt
gang.                                                                  sich an diese Konzeption nahtlos an.

Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum präsentierte die Er-         Willi Creutzenberg aus Herdecke stellte dann die Ergebnisse sei-
gebnisse der umfangreichen Recherchen, die sie in der Vorberei-        ner Forschungen zur Sozialgeschichte der Steinhauer zu Beginn
tung der geplanten Dauerausstellung zum Thema Sandsteingewin-          des 20. Jahrhunderts im Raum Herdecke dar, über die bislang we-
nung auf dem Gelände der Zeche Nachtigall durchgeführt hat. Sie        nig bekannt war. Bemerkenswert ist der hohe Anteil ausländischer,
stellte besonders die Zusammenhänge zwischen der Industrialisie-       vor allem aus Italien stammender Arbeiter in den Herdecker Stein-
rung des Ruhrgebietes seit dem 19. Jahrhundert und dem damit           brüchen am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Die
verbundenen Aufblühen der Sandstein-Industrie heraus. Wie Frau         Herdecker Steinbruchsindustrie, die in der 2. Hälfte des 19. Jahr-
Telsemeyer an vielen Beispielen zeigen konnte, schufen das ra-         hunderts einen erheblichen Aufschwung genommen hatte (zeit-
sche Wachstum der Städte, der Verkehrswegebau und der Bau der          weilig arbeiteten in 20 Steinbrüchen 300 Arbeiter), befand sich in
Industrieanlagen eine große Nachfrage nach Bauwerkstoffen; der         den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg schon wieder im Niedergang,
Ausbau des Eisenbahnnetzes benötigte große Mengen Werkstein            unter anderem, da mit der Entwicklung des Zementbaus eine kos-
und stellte die Kapazitäten zur Verfügung, die für den Transport der   tengünstigere Konkurrenz entstanden war. Die Steinbrecher wa-
Steine erforderlich waren. Spezielle Verwendungen des abriebfes-       ren die erste Berufsgruppe, die sich in Anbetracht der schwierigen
ten und sogar polierfähigen Ruhrsandsteins, z.B. für säurefeste        wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Herdecke gewerk-
Behälter, sind heute kaum noch bekannt.                                schaftlich organisierte. Da zu dieser Zeit nicht nur die aufkeimen-

                                                                                                                                         13
GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

den gewerkschaftlichen Aktivitäten, sondern auch die in Preußen
lebenden Ausländer einer besonderen Überwachung unterlagen,                 Seltenes Fossil im
haben sich die Polizeiakten Herdeckes als wichtige Quelle der So-
zialgeschichte entpuppt.                                                    Kaisberg-Sandstein
Im Anschluss an die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung wurde            • Dr. Volker Wrede
der noch in Betrieb befindliche Werksandsteinbruch der Fa. Grandi
in Herdecke besucht. Hier wurde der Produktionsprozess von der
Lagerstätte des Kaisberg-Sandsteins über die unterschiedlichen
Verarbeitungsschritte bis zur umfangreichen Produktpalette vorge-
stellt. Diese reicht von Rohsteinblöcken und Schotter bis zu Boden-,
Fenster- und Wandplatten oder künstlerischen Steinmetzarbeiten.

                                                                              Der Pflanzenrest Artisia aus dem Kaisberg-Sandstein im Stein-
                                                                              bruch Grandi in Herdecke und eine Rekonstruktion des Baumes
                                                                                              Cordaites (aus JOSTEN 1991)

                                                                             Bei der Befahrung ihres Steinbruchs in Herdecke am 24.
      Die Teilnehmer des Workshops im Steinbruch Grandi in Herdecke          September zeigte die Familie Grandi auch einige bemer-
                                                                             kenswerte Fundstücke und Fossilien, die im Laufe der Zeit
                                                                             beim Abbau und der Gesteinsbearbeitung angefallen waren.
                                                                             Darunter befand sich eine eigentümliche, durch eine enge
                                                                             Kammerung auffallende Röhrenstruktur von wenigen Zenti-
                                                                             metern Länge. Die von Dipl. Ing. Wolfgang Rühl vor Ort geäu-
                                                                             ßerte Vermutung, es könne sich um den Pflanzenrest Artisia
                                                                             handeln, hat sich im Nachhinein bestätigt. Mit dem Namen
                                                                             Artisia STERNBERG werden die Marksteinkerne der Cordai-
                                                                             ten-Stämme oder -Äste bezeichnet. Sie zeichnen sich durch
                                                                             eine auffällige Quergliederung aus, werden aber im Gegen-
                                                                             satz zu den Cordaiten-Blättern nur sehr selten gefunden. Die
                                                                             Cordaiten waren stattliche, bis zu 20 m hohe Bäume, die zu
                                                                             den entfernten Vorfahren der heutigen Nadelbäume gehören
                                                                             und sich durch sehr lange, band- oder lanzettförmige Blätter
                                                                             auszeichnen.
         Aufschluss des Kaisberg-Sandsteins im Steinbruch Grandi

              Neue                 Im Themenheft Nr. 8 „Geothermie im GeoPark Ruhrgebiet“, das gemeinsam mit der EnergieAgentur
                                   NRW erstellt wurde, dreht sich alles um das Potenzial der Erdwärme. Grundlegende Informationen füh-
        Themenhefte                ren zunächst in das Thema Geothermie ein. Dann werden die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten
                                   der Oberflächennahen und der Tiefen-Geothermie dargestellt. Auf Basis der geothermischen Potenzial-
                                   studie des GD NRW werden die geothermischen Verhältnisse in den verschiedenen Gebieten des Geo-
                                   Parks Ruhrgebiet erläutert. Die „Tour de Thermie“ stellt schließlich neun verschiedene Projekte in der
                                   Region vor. Das Themenheft Nr. 9 widmet sich dem Erdgas und Grubengas im GeoPark Ruhrgebiet mit
                                   einer ganzen Bandbreite von Themen: Von der Entstehung des Gases bei der Inkohlung über die Gefahr
                                   der „schlagenden Wetter“, die heutige Nutzung des Grubengases bis zur bislang unbekannten Herkunft
                                   der Methanaustritte im Münsterland. Das Kapitel „Geologie zum Anschauen“ zeigt abschließend Bei-
                                   spiele für Gasaustritte, Gasdrainagen und Gasgewinnungsanlagen, die leicht zugänglich sind. Erhältlich
                                   sind die beiden Hefte, wie alle anderen Themenhefte des GeoParks auch, im Geoshop des geologi-
                                   schen Dienstes: www.gd.nrw.de und können dort gegen eine Schutzgebühr von 2 € bestellt werden.

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GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

Ennepetal müsste eigentlich
Höhlenstadt heißen …
Die AG Wandern lud zur Geo-Wanderung durch das Ennepetal
• Monika Schwarz

Sonntag, 2. Oktober, 10 Uhr. Treffpunkt
Haus Ennepetal am GeoPark Infozentrum.
Einige Leute, die einfach mal mehr über
ihre Heimat oder ihre Nachbarstadt mit der
so bekannten Kluterthöhle kennen lernen
möchten, stehen in dem neu angelegte-
mInfoPoint der Stadt Ennepetal mit dem
vom Arbeitskreis Kluterthöhle angelegtem
Darstellungsraum des GeoPark-Infozen-
trums. Angesagt war eine geführte Wan-
dertour der AG Wandern Ennepetal unter
der Leitung von Stefan Voigt. Nach einer
kurzen Einführung zum Thema Ennepetal
und dessen Höhlen sowie einigen Kurz-
informationen rund um die geologischen
Besonderheiten unserer Region ging es
auch schon bei schönstem Wetter los in
Richtung Klutert.

Nein – die Kluterthöhle war diesmal            Blick auf Milspe (Foto: Fabian Bürger)
NICHT das Ziel, sondern eher die inter-
essanten geologischen Zeichen, die uns        les Wasser … und Milsepe = schwarzes          Aber natürlich waren wir hauptsächlich
der Klutertberg offenbart. Auch ich, die      Wasser übersetzt heißt? – Und wussten         wegen der Ennepetaler Geologie unter-
nun mehrmals in der Woche dort her geht,      Sie überhaupt, dass die Heilenbecke ei-       wegs – und lernten mit jedem Schritt und
wurde überrascht von etlichen Neuigkei-       gentlich Milsepe hieß? – Nun, ich ehrlich     jeder kleinen Ecke, an der wir sonst halb-
ten, die aber schon Millionen von Jahren      gesagt auch nicht. Bis zu dieser Wande-       blind vorbei gelaufen wären, wieso und
alt sind. Hebungen, Senkungen, Gesteins-      rung am 2. Oktober 2016. Faszinierend,        warum dieses oder jenes genau hier in un-
sorten, Kalk – und wie alles aufeinander      oder?                                         serer Stadt so einmalig ist. Zu viel möchte
abgestimmt dort offen „herum liegt“, dazu                                                   ich ja nicht verraten, damit Sie noch genü-
Anzeichen von früheren Steinbrüchen,          Hinauf ging es die Himmelsleiter links an     gend Interesse dafür haben, einer der hof-
in denen unsere Vorfahren mit ziemlich        der Kirche entlang Richtung Heinrichstra-     fentlich nächsten geführten Wanderungen
viel körperlichem Aufwand Kalk und Erz        ße – und dann bogen wir rechts hinter der     von Stefan Voigt beizuwohnen …
abbauen mussten … – eine interessante         Quandt-Villa in den kleinen Wald ab. Und
Information folgte der nächsten. Die unte-    auch dort gab es „mal eben“ interessante      Nächste Station war dann die Heilenbe-
ren Höhlen am Bahndamm an der Klutert         Geschichten unserer Stadt. Oder wussten       cker Straße und die Felswände, die direkt
wurden erklärt – und auch dort freigelegte    Sie es schon? In Ennepetal – in der Villa     an der Straße längs zu sehen sind – und
Korallenabdrücke entdeckt … – wir haben       in der Heinrichstraße – lebte einst Günther   dann noch einen kurzen Blick zum Bach in
einen wirklichen Schatz mit unserer höh-      Quandt bis zu seinem Tod im Jahre 1954.       seinem eingefassten Bett, dazu ein paar
lenreichen Gegend, den wir leider viel zu     Diesem Unternehmer wurde einige Jahre         weitere Geschichten und Infos … – und
wenig kennen.                                 vorher seine Frau Magda ausgespannt           weiter gings zwischen den Häusern in
                                              – vom Nazi-Propagandaminister Joseph          Richtung Zuckerberg. Ja, es ging ziem-
Ennepe / Milspe … – Wussten Sie eigent-       Goebbels höchstpersönlich. Ja, genau          lich bergauf – und mittlerweile waren wir
lich, dass „Epe“ vom urgermanischen Apa       diese Magda (Goebbels) war es, die dann       schon das dritte Mal recht nass geworden.
(„Ort am Fluss/Wasser“) hergeleitet ist? –    1945 zum Ende des Krieges ihre fünf Kin-      Aber zum einen war die Luft noch recht
Und wussten Sie, dass Ennepe = schnel-        der und sich selbst tötete.                   warm und angenehm – zum anderen wur-

                                                                                                                                    15
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                                                                                           zahlreiche Fossilien von Lebewesen aus
                                                                                           dem Devonmeer gefunden. Viele gehören
                                                                                           zu Tiergruppen, die heute noch existieren,
                                                                                           wie Muscheln, Schnecken, Krebse, Koral-
                                                                                           len, Seelilien, Kopffüßer (Cephalopoden),
                                                                                           Armfüßer (Brachiopoden), Ringelwürmer
                                                                                           (Anneliden) und Moostierchen (Bryozoen).
                                                                                           Inzwischen ausgestorben sind: Stromato-
                                                                                           poren (festsitzende Organismen, die zu
                                                                                           den Schwämmen gehören) und Trilobiten.
                                                                                           Auch Fische wird es hier damals gegeben
                                                                                           haben. Sie sind jedoch nicht als Fossili-
                                                                                           en erhalten geblieben.“ (Auszug Infotafel
                                                                                           „Steinbruch Zuckerberg“)

                                                                                           Als ehemalige Fossiliensammlerin (ich
                                                                                           wollte eigentlich mal Paläontologie studie-
                                                                                           ren) finde ich dieses Thema natürlich äu-
                                                                                           ßerst interessant, aber mittlerweile sind die
                      Steinbruch Zuckerberg (Foto: Monika Schwarz)                         zusätzlichen Informationen über die hei-
                                                                                           matliche Geschichte für mich noch bedeu-
                                                                                           tungsvoller geworden, so dass ich gerne
                                                                                           zuhörte, als Stefan Voigt darüber erzählte,
                                                                                           wie man früher hier in diesem Steinbruch
                                                                                           Kalkgestein zur Mörtelproduktion abbaute,
                                                                                           die Sandsteine zum Bauen nutzte – und
                                                                                           wie man überhaupt erst durch intelligen-
                                                                                           te Nutzung von Feuer und Wasser an die
                                                                                           Kalksteinblöcke heran kam. Hier wird Ge-
                                                                                           schichte wirklich lebendig …

                                                                                           Vom Zuckerberg aus ging es schließlich
                                                                                           durch den Wald bergab bis zur Rahlen-
                                                                                           becke an der B7 – kurz vor dem Viadukt
                                                                                           der Bahn (übrigens schon 1848 erbaut und
                                                                                           noch immer stabil) liegt der Löwenspring,
                                                                                           eine erst in den letzten Monaten frei geleg-
                                                                                           te Quelle, die noch immer untersucht wird,
                                                                                           da die eigentliche Herkunft des Wassers
                                                                                           nicht bekannt ist. Eine schon wieder so
                                                                                           interessante Geschichte, die diesen Wan-
                                                                                           dertag zum Highlight machte. Regen? –
             Bunkeranlage in der Nähe der Steinbrüche (Foto: Monika Schwarz)               Ja, ziemlich heftig. Aber wohl jeder aus der
                                                                                           Gruppe wollte noch mehr Informationen,
                                                                                           noch mehr Dönekes und geschichtliche,
de uns bei dem „Besteigen unserer Ber-        sind die Gesteine der Honsel-Formation       geologische Hintergründe wissen.
ge“ eh ganz schön heiß … – Spätestens         aus dem Mitteldevon (Givet) aufgeschlos-
jetzt wussten wir dann auch, warum wir        sen, die vor etwa 385 Millionen Jahren       Wir gingen schließlich unter der Bahnlinie
unbedingt festes Schuhwerk anziehen           entstanden sind. Als sich die Ablagerun-     durch und in der Hembecker Talstraße den
sollten. Es ging ziemlich abenteuerlich       gen bildeten, befand sich an dieser Stelle   ersten Waldweg hoch ... – Spätestens jetzt
durch Busch und Gestrüpp, über Wasser,        ein flaches Schelfmeer. Etwa 25 Kilometer    war auch klar, warum in der Ankündigung
Schlamm und quer durch die Brennnes-          nördlich lag der „Old Red Kontinent“. Von    stand, dass Trittsicherheit notwendig sei
seln und Brombeeren. Phantastisch! – So       hier aus gelangte über Flüsse tonig-silti-   … – der Trampelpfad, der nun ziemlich
ganz mein Geschmack …                         ges Material in das Meer, welches auch       durchweicht war vom ständigen Regen,
                                              Reste von Landpflanzen enthielt, deren       bot für einige eine ziemliche Anstrengung.
Im historischen Steinbruch Zuckerberg         Fossilien im Steinbruch erhalten geblie-     Bergauf, bergauf … – bis wir zunächst auf

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GeoPark Ruhrgebiet News 2 I 2016

einen kleinen Wasserlauf trafen und auch
dort eine verschlossene Höhle vorfanden
… – und schließlich weiter bis wir auf eine
Lichtung trafen, von der wir einen atembe-
raubenden Blick auf Ennepetal und seine
Hügel werfen konnten. Selbst die Sonne
wollte uns hierbei helfen und ließ ganz
Ennepetal in goldenen Tönen erscheinen.
Hier hätte ich eigentlich nur eine Bank
gebrauchen können und hätte mich dann
zwei, drei Stunden ganz alleine dorthin ge-
setzt, um diese Ruhe und diesen Anblick
zu genießen.
                                                    Regionalverband Ruhr

Oberhalb der Heimstraße ein kleines Para-
dies. Gut, dass dort nicht allzu viele Leute
hinkommen. Vor Monaten hatten dort noch
Vandalen gehaust und viele von Stefan
Voigt gerade erst angepflanzten Obstbäu-
me zerstört. Warum macht man so etwas?
– Das kann wohl keiner sagen. Nach und
nach soll dort ein fünf Hektar großes Na-
turschutzgebiet entstehen. Es ist noch viel
Arbeit bis dahin, aber schon die Anfänge
sehen wunderschön aus. Es ist schon
toll, mit wie viel Liebe und Hingabe Stefan
Voigt diese Landschaften wieder herrich-
tet und in ein ökologisch wertvolles Gebiet
verwandelt.

Oberhalb der Rentropshöhle kamen wir
dann schließlich den Berg hinunter – und
wieder auf die ehemalige B7, die wir in
Richtung Klutertwald überquerten. Wieder                                   Karstquelle Löwenspring (Tafel: GeoPark Ruhrgebiet, Foto: Monika Schwarz)
ging’s von da an bergauf – nun zunächst
den Klutertwald hinauf … – bis wir schließ-     Höhle ist übrigens mit knapp unter 500                           gende Abstiege (spätestens jetzt wuss-
lich in Ebbinghausen ankamen. Auf dem           Metern vermessener Ganglänge gerade                              ten wir auch, warum in der Ankündigung
Weg dorthin konnten wir die beeindru-           so eben am Begriff „Grossschluf“, also                           etwas von „guter Kondition“ und „beacht-
ckenden Steinbrüche bewundern und die           Großhöhle, vorbeigeschrammt. Eine tolle                          liche Höhendifferenzen“ stand). Dazu zwi-
ein oder andere Geschichte dazu hören …         Geschichte folgte der nächsten. Bis jetzt                        schendurch mehrere Male nass bis auf die
– uralte Pfannen und Töpfe, die vielleicht      war mir gar nicht klar, ob ich wirklich alles                    Knochen … – und voller Geschichten, bio-
schon Jahrzehnte im Waldboden einge-            behalten konnte. Aber doch. Gern bin ich                         logischer und geologischer Hinweise, die
graben waren, zeigten sich … – und weiter       bei der nächsten geführten Wanderung                             wir regelrecht aufgesogen haben. Genial!!
bergauf erzählte uns Stefan Voigt von der       wieder mit dabei, und auch die Dönekes
Ebbinghauser Höhle und ihren dicken, fast       würde ich mir noch ein zweites Mal anhö-                         Ja, ich bin ehrlich. Am nächsten Tag hatte
flüssigen, Schlammmassen, die den Höh-          ren.                                                             ich doch ein wenig Muskelkater, den ich
lenforschern nun doch auch manchmal                                                                              dann mit einer nur dreistündigen Wan-
sehr unangenehm waren …                         Den Abstieg bis zum Ausgangspunkt Haus                           derung bekämpfte … – und nach der
                                                Ennepetal haben wir dann doch alle un-                           ich dann doch merkte, wie schön so ein
Auch wie zum Beispiel Teile eines Loches        beschadet überstanden, auch wenn der                             Feiertag am Montag sein kann. Mein Fa-
zubetoniert werden sollten – und man sich       Trampelpfad durch den Wald hinab ziem-                           zit: Geniale Wanderung mit – wie immer
wunderte, warum so viel Beton verschwin-        lich rutschig war. Und dort merkten wohl                         – äußerst engagiertem, informiertem und
det … – und einmal der Hausmeister des          auch alle auf einmal, wie viele Stunden wir                      so kurzweilig erzählendem Stefan Voigt.
Reichenbach-Gymnasiums in seinen Kel-           tatsächlich unterwegs waren: Es war kurz                         Jederzeit wieder – und auch dann bin ich
ler gehen wollte und vor einer Betonwand        nach drei Uhr nachmittags. Fünf Stunden                          mir sicher, dass wieder viel Neues zu er-
mit halb in der Masse verschwundenen            geballte Information, vier hohe Hügel in                         fahren ist.
Werkzeugen stand … – Die Ebbinghauser           unserer Stadt – und vier ebenso anstren-

                                                                                                                                                        17
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