GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...

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GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
GREGOR
Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH
Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung Augsburg
1 | 2019
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
2 EDITORIAL                                                                                                                                                                                                                         INHALT 3

  S
                                                                                                                                                                                                                                               S. 4

           ehr geehrte Damen und Herren,
  liebe Freundinnen und Freunde der                                                                                                                                                                                                            S. 6
  St. Gregor-Jugendhilfe,

  Menschen bilden bedeutet nicht ein Gefäß zu füllen,                        Kurt Nießner in seiner Jubiläums-Rede formulierte:        Soziale Gruppenarbeit: Wie Kinder zu Teamprofis werden                              S.   4
  sondern ein Feuer zu entfachen.                                            „Wir haben uns in die systemische Familientherapie        Jubiläum: 30 Jahre Region Nord                                                      S.   6
                               Aristophanes (um 450 - 385 v.Chr.)            und ihre Methoden verliebt – aber sie nicht geheiratet,
                                                                             sondern uns schamlos auch bei den schönen Töchtern        Festvortrag: „Pädagogische Ausbildung – Ethos, Nähe und Distanz“                    S.   8
  „Das Feuer entfachen – aber wie?“ war auch die Aus-                        und Söhnen anderer pädagogischer und psychologi-          Der Geist Gottes weht weiter – Rückblick von Pastoralreferentin Sabine Feldmann     S.   9
  gangsfrage von Alexandra Rehberger, Mitarbeiterin der                      scher Richtungen bedient. Und dabei stets sorgfältig      Fortbildung I: Mit den Eseln auf dem Weg                                            S. 11
  Region Nord, für ihre Untersuchung zur Zufriedenheit                       darauf geachtet, dass wir zueinander passen.“ (S. 6).                                                                                                             S. 11
  von Auszubildenden in der St. Gregor-Jugendhilfe.*                                                                                   Fortbildung II: Arbeit mit psychisch kranken Eltern                                 S. 12
  Zwei Ergebnisse fallen auf: Junge Menschen wollen gut                      Beispiele für die Methodenwahl und die Umsetzung in       Zielgerichtete Pädagogik mit Bogenschießen                                          S. 13
  und fachlich ausgebildet werden und das „Menschli-                         der Praxis sind unter anderem die „Sozialpädagogische     Sterntaler kehren heim: Zuhause im Glück                                            S. 14
  che“ in der Ausbildung ist ihnen sehr wichtig.
                                                                             Gruppenarbeit (S. 4) und das angeleitete Projekt „Bo-
                                                                                                                                       SchulFiT macht Schule: Besuch aus Fürth                                             S. 14
                                                                             genschießen“ (S. 13). Letzteres dient auch der Fokus-
  Aus der pädagogischen Forschung gewinnen wir wich-                                                                                   Mitbestimmung durch die MAV                                                         S. 15
                                                                             sierung, dem Selbstempfinden und dem Stressabbau und
  tige fachliche Erkenntnisse, auch für die Aus- und Wei-
                                                                             kann für eine gute und schnelle Regeneration nützen.      Premiere: Boxenstopp präsentiert sich                                               S. 16
  terbildung. Der „pädagogische Takt“ (Johann Friedrich
  Herbart) aber bildet sich erst in der Praxis, in „einer                                                                              Rezension: Heute Damals Übermorgen                                                  S. 16
  dialektischen Verschränkung von theoretischen Grund-                       Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und Zeit für
                                                                                                                                       Vorstellung: Neue Hauswirtschaftsleitung                                            S. 17               S. 14
  lagen und reflektierten Erfahrungen“, wie Prof. Dr. Eva                    kreative Pausen. Kommen Sie entspannt wieder.
  Matthes in ihrem Festvortrag zum dreißigsten Jubilä-                                                                                 Reise: Wohngruppe Mona Lisa besucht die Mona Lisa                                   S. 17
  um der Region Nord ausführte (S. 8).                                       Ihr Otto Bachmeier,                                       Für guten Schlaf gesorgt. Ehrenamtliche Hilfe                                       S. 18
                                                                                                                                       Freundeskreis: Neuwahl des Vorstandes                                               S. 18
  Die religiöse Grundlage unseres „pädagogischen Ethos“
  (Prof. Matthes) bzw. unseres Umgangs miteinander                                                                                     Ausbildung: Praktikantenwochenende in Unterammergau                                 S. 19
  und mit den uns anvertrauten jungen Menschen ist das                                                                                 Impressum                                                                           S. 20
  christliche Menschenbild. Wo uns das in der täglichen
  Arbeit unterstützt, damit beschäftigte sich intensiv ein
  Fortbildungstag des Arbeitskreises Pastoral (S. 11).                                                                                                                                                                                         S. 16

  Das Handwerkszeug dazu sind die pädagogischen Me-                          Geschäftsführer
  thoden, die wir klug auswählen, wie Regionalleiter                         St. Gregor Kinder, Jugend- und Familienhilfe gGmbH

  * Weitere Ergebnisse der Bachelorarbeit von Alexandra Rehberger werden wir im nächsten Heft veröffentlichen                          Das Titelbild fotografierte Korbinian Nießner beim Jubiläumsfest der Region Nord.
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4 PÄDAGOGIK                                                                                                                                                                        PÄDAGOGIK 5

                                                                                                                       beim nächsten Mal ganz hinten sein. Dann kommen
                                                                                                                       alle mal dran und wir haben immer einen Fuß auf der
                                                                                                                       Insel.“ Hinterher wird wieder ausgewertet, was ihnen
                                                                                                                       geholfen hat, die Aufgabe zu lösen. „Was habt Ihr gut
                                                                                                                       gemacht?“ fragt Bischof. Eine gute Idee gehabt. Gut
                                                                                                                       beobachtet. Gut gewartet. Einem anderen geholfen.
                                                                                                                       Gesagt, was wichtig ist. Den Mut gehabt, „Stopp“ zu
                                                                                                                       sagen und damit das ganze Team gerettet. Dass alle bis
                                                                                                                       zum Schluss dabei geblieben sind.

                                                                                                                       In der Abschlussrunde bekommt jedes Kind eine bun-
                                                                                                                       te Perle für das, was es heute gut gemacht hat. Nach
                                                                                                                       dem zehnten Training wird Alina Kracker jedem Kind
                                                                                                                       eine Kette aus den Perlen basteln, mit einer Feder in
                                                                                                                       der Mitte. Dazu gibt es eine Urkunde. Beides wird die
                                                                                                                       Kinder daran erinnern, was sie bei „Teamprofis“ geleis-
                                                                                                                       tet und gelernt haben, und das ist eine ganze Menge:
                                                                                                                       Soziale Kontakte zu Gleichaltrigen gestalten. Eigene
                                                                                                                       Gefühle und Gedanken wahrnehmen, ausdrücken und
                                                                                                                       mitteilen. Eigene Stärken und Fähigkeiten erkennen
                                                                                                                       und anwenden. Konflikte erkennen und Verhaltenswei-
                                                                                                                       sen kennen, um diese positiv zu lösen. Sich in einer
                                                                                                                       Gruppe bewegen und den eigenen Platz zu finden.

                                                                                                                       Die Sozialpädagogen bedienen sich für diese Erfolge
                                                                                                                       aus ihrem großen „Methodenkoffer“ aus vielfältigen
                                                                                                                       Kooperations-, Wahrnehmungs- und Bewegungsspie-
  WIE KINDER ZU TEAM-		                                     und sollen dann der Maßnahme zustimmen. Das haben
                                                            glücklicherweise diesmal alle getan.
                                                                                                                       len. Der Ablauf jeden Trainings ist immer gleich, auch
                                                                                                                       die Kinder kennen schnell die Struktur, das gibt Sicher-
  PROFIS WERDEN                                             „Ich freu‘ mich immer auf Teamprofis, weil man da
                                                                                                                       heit: Abholen im Klassenzimmer, auf dem Weg über
                                                                                                                       die erste Aufgabe nachdenken. Ankommen im Park und
                                                            Sport und immer neue Spiele macht“, sagt Andra*, sie-
  Donnerstagmorgen, neun Uhr dreißig, verlassen zehn                                                                   den anderen erzählen, wie mir heute geht. Dann fol-
                                                            ben Jahre. Heute ist strahlender Sonnenschein, aber
  Kinder die Schule. Schon auf dem Weg denken sie über                                                                 gen drei Spiele: ein Bewegungsspiel, ein ruhiges, eines
                                                            Bischof und seine Kollegin Alina Kracker wären auch
  ihre erste Aufgabe nach: Was ist für mich wichtig bei                                                                zum heutigen Thema, zum Beispiel zur Zusammenar-
                                                            ins Freie gegangen, wenn es geregnet hätte. Das tun
  der Teamarbeit? Im Park angekommen, sagen sie reih-                                                                  beit. Bei der Abschlussrunde nach eineinhalb Stunden
                                                            sie bei jedem Wetter. Der Ortswechsel raus aus der         bekommt jedes Kind eine Perle für alles was es heute
  um, was sie sich überlegt haben: Sich gegenseitig hel-
                                                            Schule sei wichtig. Sie finden immer einen geeigneten      gut gemacht hat. Dann gehen alle zurück zur Schule
  fen. Zusammenarbeiten. Gut zuhören. Mut und Ideen
                                                            Platz in der Nähe. Seit drei Jahren bieten die Beiden      und sagen dort noch den Sozialpädagogen und den an-
  haben.
                                                            regelmäßig sozialpädagogische Gruppenmaßnahme für          deren Kindern, was ihnen heute besonders gut gefallen
  Bei den anschließenden kooperativen Spielen kön-          2. bis 6. Klassen an verschiedenen Schulen an. Sie sind    hat.
  nen sie umsetzen und einüben, was sie sich für die        ein eingespieltes Team, müssen sich nicht absprechen,
  Teamarbeit gewünscht haben. Erst ein ruhiges Spiel:       wer ein Spiel anleitet und wer mit einem Kind klärt,       Für Bischof und Kracker ist das noch nicht der Abschluss.
  Häuptling, Dein Schatz ist weg. Alle müssen still und     was es jetzt braucht, wenn es aus einem Spiel „ausge-      Sie haben genau beobachtet, was jedes einzelne Kind
  umsichtig bleiben, sonst klappt es nicht, sich unbe-      stiegen“ ist und nicht mehr mitmachen will.                braucht, um gut mitmachen und sich weiterentwickeln
  merkt anzuschleichen und dem Häuptling den Schatz                                                                    zu können. Sie besprechen sich, nachdem die Kinder
  zu klauen. Und der Häuptling muss sich besonders kon-     Nach jedem Spiel wird von den Kindern gemeinsam            wieder in ihrer Klasse sind und dokumentieren alles
  zentrieren, sonst hat er keine Chance herauszufinden,     besprochen, was ihnen geholfen hat, die Aufgabe zu         Wichtige. Bei Bedarf gibt es zwischendurch Gespräche
  wer seinen Schatz genommen hat.                           lösen. Beim „Krakenfangen“ ging es darum, die Regeln       mit Eltern und Lehrkräften dazu – am Ende des Trai-
                                                            einzuhalten, ehrlich zu sein und aufeinander aufzupas-     nings sowieso. Viel Aufwand, aber es lohnt sich. Auch
  Die Jungen und Mädchen aus zwei Klassen der 2. Jahr-      sen, damit sich keiner weh tut. Aber die Kinder konn-      die Lehrerin der Klasse, Christina Pötzl sieht es als
  gangsstufe der Elias-Holl-Schule sind aufmerksam bei      ten und mussten sich dabei auch körperlich austoben        „tolle Chance, in der sozialpädagogischen Gruppen-
  der Sache. Im Rahmen einer vom Jugendamt der Stadt        – für das eine oder andere ungewohnt.                      arbeit mit genügend Zeit und in einem anderen Rah-
  Augsburg finanzierten Einzelfallhilfe dürfen sie an ei-                                                              men als in der Klasse in Kleingruppen gezielt an den
  ner sozialpädagogischen Gruppenmaßnahme teilneh-          Letztes Spiel für heute, Indianer auf der Insel. „Jetzt    Themen der Kinder zu arbeiten.“ Das Miteinander in
  men. Ihre Lehrerinnen oder die Jugendsozialarbeiterin     ist alles wichtig, was wir besprochen haben!“ erinnert     der Gruppe werde spürbar besser. Die Kinder lernten
  an der Schule haben sie vorgeschlagen, weil sie als       Alina Kracker. Luisa* wünscht sich, dass jedes Kind ein-   Strategien um Konflikte zu lösen und Selbstreflektion,
  besonders ruhig aufgefallen sind oder im Gegenteil im-    mal eine Ente aus dem „Wasser“ holen kann. Das ge-         das merke sie im Anschluss auch im Sozialverhalten in
  mer im Mittelpunkt stehen wollen. „Am besten ist ein      lingt keinem allein. Die Kinder müssen gemeinsam eine      der Klasse.
  Querschnitt aus unterschiedlichsten Kindern, das hat      Lösung finden, wie sie die weit verteilten Enten holen
  hier perfekt geklappt, eine sehr gute Gruppe“, so Sozi-   können und dabei immer Kontakt zur „Insel“ behalten.       Daniela Lutz
  alpädagoge Raphael Bischof. Die Eltern der vorgeschla-    Das schafft man nur als Team. Luigi* hat eine Idee:
  genen Kinder werden zu einem Vorgespräch eingeladen       „Wir machen eine Kette. Und wer ganz vorn war, muss        *Namen geändert
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
6 JUBILÄUM                                                                                                                                                                                                                     JUBILÄUM 7

                                                                                                                        Pädagogische MitarbeiterInnen Region Nord

  RAUM – ZEIT – BEZIEHUNG                                    Eine große Herausforderung dabei war, diesen Jugend-
                                                             hilfeangeboten bei aller Differenziertheit für unter-
  30 Jahre Region Nord                                       schiedlichste Bedarfslagen eine gemeinsame sozialpä-
                                                             dagogische Identität zu geben. Denn auch in unserer
                                                             schnelllebigen Gesellschaft hat sich an den Entwick-       Regionalleiter Kurt Nießner                                            Sommerfest am nächsten Tag
  Mit einem kleinen Festakt wurde im Mai auf dem Ge-
                                                             lungsstufen junger Menschen und den damit verbunde-
  lände in Bliensbach das 30jährige Bestehen der Region
  Nord gefeiert. Die Eröffnung der heilpädagogischen Ta-     nen Grundbedürfnissen nichts Wesentliches verändert.
  gesstätte im September 1989 bedeutet einen Neubeginn
  des Jugendhilfeangebots von St. Gregor in der Region.      Die Grundlage für ein Sicherheit gebendes Konzept
  Waren seit 1967 im Theresienheim Kinder und Jugendli-      wurde in der systemischen Familientherapie gefunden
  che aus der näheren und weiteren Umgebung stationär        und mit passenden Elementen aus anderen Theorien
  untergebracht, zielte ab 1989 das Angebot darauf ab,       ergänzt: Ein christlich-humanistisches Menschenbild,
  Kinder, Jugendliche und deren Familien aus der Region,     die Wichtigkeit von Bindung und Beziehung, die Bedeu-
  die einen Hilfebedarf haben, ortsnah zu unterstützen.      tung von Gefühlen für menschliches Handeln, der Re-
  Die rechtliche Grundlage dafür war mit der Einführung      spekt vor Lebensentwürfen und –wegen von Klienten,
  des KJHG 1990 gelegt worden, das für einen Paradig-        Auftragsklärung und Bedarfsorientierung, lösungsorien-
  menwechsel in der Jugendhilfe sorgte. Wunsch- und          tiertes Handeln und die Einbeziehung aller am System
  Wahlrecht der Eltern, Einbeziehung der Beteiligten im      Beteiligten wurden und sind weiterhin Leitlinien sozial-
  Hilfeplanverfahren, ortsnahe und bedarfsgerechte An-       pädagogischen Arbeitens in der Region Nord.
  gebote, Jugendhilfeplanung u.a. gaben die Richtung                                                                                                                                           Sonja Domler und Alexander Böse (Amt für Jugend und Familie LK
  vor.                                                       Verdichtet haben wir diese Grundlagen in unserem drei-                                                                            Dillingen) und Beate Sigl (Mitte, stellvertr. Regionalleiterin) prä-
                                                                                                                        Susanne Treischl (Gruppenleitung Vorschulgruppe), Prof. Dr. Eva Mat-   sentieren die Skulptur „Zusammen die Sache auf die Beine stellen“,
                                                             teiligen Motto RAUM-ZEIT-BEZIEHUNG. Dieses Motto           thes, Regionalleiter Kurt Nießner mit den Kindern der Vorschulgruppe   Jubiläumsgeschenk von Landrat Leo Schrell.
  Und so differenzierte sich erst langsam und dann zu-       hilft uns auch angesichts vielfältiger Anforderungen und
  nehmend dynamisch das Jugendhilfeangebot auch in           neuer Arbeitsansätze die Orientierung nicht zu verlie-
  der Region Nord. Schrittweise kamen Aufsuchende Er-        ren.
  ziehungshilfen, Jugendsozialarbeit an Schulen, FliBB
  die zweite Chance, Familienbüros und Familienbildung,      So steht die Region Nord – auch nach 30 Jahren – mitten
  Offene Ganztagsschule, §8a Beratung für externe Kitas,     im Leben und gleichzeitig voll in der Tradition der Ka-
  Fachberatung von I-Horten und KOKI-Ehrenamt hinzu.         tholischen Waisenhaus-Stiftung, die seit 1572 entwick-
  Aufgabe in den verschiedenen Angeboten (von präven-        lungsgefährdeten Heranwachsenden die Chance auf ein
  tiv bis intensiv) ist die Förderung der persönlichen und   eigenständiges Leben ermöglichen will.
  sozialen Kompetenz von belasteten und gefährdeten
  Heranwachsenden.                                           Kurt Nießner

                                                                                                                        „With a little help from my friends“ - Manfred Bertuleit und Paul
                                                                                                                        Rothuizen                                                              HPT-Kinder spielen den „Räuber Hotzenplotz“ beim Sommerfest
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
8 FACHINFORMATION                                                                                                                                                                                                           PASTORAL 9

                                                            ne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit immer
                                                            wieder reflektieren und weiterentwickeln.                  DER GEIST GOTTES
                                                            „Für professionelles pädagogisches Handeln reicht          WEHT WEITER
                                                            praktische Erfahrung nicht aus. Sondern es bedarf
                                                            der Fundierung durch erziehungswissenschaftliche           Sabine Feldmann war acht Jahre lang
                                                            Theorie“, machte dann auch Prof. Dr. Eva Matthes in
                                                            ihrem Festvortrag deutlich. Dafür gäbe es allerdings
                                                                                                                       Pastoralreferentin bei der St. Gregor-
                                                            keine fertigen „Rezepte“, die Studierende bei ihr am       Jugendhilfe – ein Rückblick
                                                            Lehrstuhl an der Universität Augsburg lernen könnten.
                                                            Sondern es gehe um „pädagogisches Sehenlernen“ ein         Im September 2010 hatte Diplom Theologin Sabine
                                                            „pädagogisches Ethos“, das die Grundlage professio-        Feldmann (damals Oechsle) neben einer weiteren Stel-
                                                            nellen Handelns sein sollte.                               le die pastorale Arbeit bei der St. Gregor-Jugendhilfe
                                                                                                                       übernommen. Seit drei Jahren arbeitet sie in der Frau-
                                                            Grundlegend für dieses Ethos ist nach Matthes, sich        enseelsorge des Bistums mit Büro in Memmingen. Nun
                                                            klarzumachen, dass jede pädagogische Beziehung             hat sie ihren Dienstort ganz ins südliche Bistum ver-
                                                            eine asymmetrische ist, ein Gefälle aufweist. Mit der      legt und bietet auch als Bibelreferentin überregional
                                                            Macht, die sich daraus ergibt, müssen Erzieher*innen       Bildungsveranstaltungen an. Ein dreiviertel Jahr nach
                                                            bewusst und reflektiert umgehen, für die pädagogische      dem Abschied ist Zeit für eine Bilanz.
                                                            Interaktion Verantwortung übernehmen. Das setze
                                                            „einen tiefsitzenden Respekt vor der Person der zu-        Gregor: Welche Aufgaben haben Dich damals bei der
                                                            Erziehenden, die Ablehnung aller Formen von Diskri-        St. Gregor-Jugendhilfe erwartet?
                                                            minierung auf Grund von Aussehen, sozialer und/oder
                                                            ethnischer Herkunft, körperlicher und/oder geistiger       Sabine Feldmann: Ich durfte meine Aufgaben rela-
                                                            Verfasstheit, Geschlecht, sexueller Orientierung, Re-      tiv frei mit Leben füllen: Ich sollte für die Kinder und
                                                            ligion voraus“. Fast wörtlich taucht dieser Anspruch       Jugendlichen da sein, mit Schwerpunkt im stationären
                                                            auch im Leitbild der St. Gregor-Jugendhilfe auf und so     Bereich und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter An-
                                                            war im Publikum immer wieder zustimmendes Nicken           gebote machen. Für mich war klar, dass ich die Religion
                                                            zu sehen.                                                  nicht nur auf die Gottesdienste beschränken, sondern
                                                                                                                       auch mit Erfahrungen im Alltag und mit schönen Zeiten      Gregor: Wie konntest Du sonst noch in Deiner pasto-
                                                            Matthes zitierte den Begriff „interesseloses Interesse“    verknüpfen wollte, zum Beispiel bei Fahrradwallfahrten     ralen Aufgabe für die Kinder und Jugendlichen da sei?
                                                            (Erich Weniger). „Die Befriedigung eigener Wünsche         oder Taizé-Fahrten.
                                                            und Bedürfnisse sind in einer pädagogischen Beziehung
                                                                                                                                                                                  SF: Da spielen die Freizeitangebote eine große Rolle.
                                                            ein absolutes Tabu“ vertrat Matthes leidenschaftlich.      Gregor: Dennoch sind die Gottesdienste ja eine Kern-       Dort können die Kinder jemanden anders erleben. Wir
                                                            Im letzten Jahrzehnt sei es in der Erziehungswissen-       aufgabe. Wie hast Du die mit den Gruppen vorbereitet?
                                                                                                                                                                                  hatten viel Spaß miteinander und gleichzeitig wurde ich
                                                            schaft viel um Nähe und Distanz gegangen. „Die Nähe
                                                                                                                                                                                  als Person erlebbar, die Spiritualität mitbringt. Das hilft
  NÄCHSTENLIEBE ODER 		                                     zeigt sich in der situationsbezogenen Zuwendung zu
                                                            den Educandi (von lat. Educare, erziehen), in Empa-
                                                                                                                       SF: Wir haben uns miteinander auf die Suche gemacht,
                                                                                                                       welche Themen die Kinder gerade beschäftigen und
                                                                                                                                                                                  auch in schweren Zeiten, zum Beispiel bei Todesfällen.
                                                                                                                                                                                  Da tut es gut, wenn noch jemand von Außen dazukom-
  WISSENSCHAFT?                                             thie für sie, im Wunsch, sie weiterbringen, ihnen ihre
                                                            Potentiale entwickeln helfen zu wollen.“ Aber: „Das
                                                                                                                       dann gemeinsam die Gestaltung entwickelt. Obwohl sie
                                                                                                                       das erst einmal als Pflicht empfunden haben, konnten
                                                                                                                                                                                  men kann und mit den Kindern ein Gespräch führt oder
                                                                                                                                                                                  auch ein Ritual zum Abschied gestaltet. Aber das funk-
                                                            Eigenrecht der Educandi muss unbedingt gewahrt blei-       die Kinder dann doch oft sagen: „Toll, was wir geschafft
  Zum Festvortrag: „Pädagogische Aus-                       ben. Hierfür ist eine professionelle Distanz, ein sich     haben.“ Neben Themen aus dem Jahreskreis kamen
                                                                                                                                                                                  tioniert nur, wenn Vertrauen da ist. Da sind dann die
                                                                                                                                                                                  schönen Momente, die wir vorher miteinander erlebt
  bildung – Ethos, Nähe und Distanz“                        als Erzieher*in immer wieder kritisches Befragen und       so auch aktuelle zum Zug. Als zum Beispiel die ersten
                                                                                                                                                                                  haben, eine große Hilfe.
                                                            selbstreflexives Zurücknehmen unabdingbar. (…) Die         Flüchtlinge kamen, damit auch unbegleitete Jugendli-
  Die Administrationsvorsitzende der Katholischen Wai-      pädagogische Beziehung ist keine klassische Ich-Du-        che in die Wohngruppen, hat die Kinder sehr beschäf-
                                                            Beziehung, ist nicht Freundschafts- oder Liebesbe-         tigt, wie es diesen Menschen geht. Wir haben das im        Gregor: Als Du kamst, war das Thema religionssensible
  senhaus-Stiftung Maria-Anna Immerz bedankte sich bei
                                                            ziehung. Jede pädagogische Beziehung ist eine Ich-         Gottesdienst aufgegriffen. So bekommt ein Thema noch       Erziehung und die Umsetzung in der Praxis hier sehr
  Regionalleiter Kurt Nießner für ein gelungenes „Famili-
  enfest mit professionellem Anspruch“. Damit würdigte      Du-Es-Beziehung.“ Bei dem „Es“ handele es sich um          einen ganz anderen Raum als beim Gruppenabend.             aktuell.
  sie zum einen die „heimelige, liebevolle Atmosphäre“;     Kenntnisse, Fertigkeiten, Einstellungen, Haltungen,
  an die sich Sonja Domler vom Amt für Jugend und Fa-       Orientierungen, die es zu vermitteln und sich anzueig-     Gregor: Wie spannt man dann den Bogen vom weltli-          SF: Durch die Teilnahme am Benediktbeurer For-
  milie im Landkreis Dillingen bereits von ihrem ersten     nen gilt.                                                  chen Thema zur geistlichen, biblischen Beschäftigung       schungsprojekt „Religion in der Jugendhilfe“ gab es
  Besuch in der Heilpädagogischen Tagestätte Bliensbach                                                                damit?                                                     im Haus eine Grundlage, die meinem Selbstverständnis
  vor dreißig Jahren erinnert. Zum anderen aber eben        Ihr Fazit: „Professionelles pädagogisches Handeln be-                                                                 sehr entgegen kommt. Die St. Gregor-Jugendhilfe ist
  auch ausdrücklich die Fachlichkeit, mit der Nießner       darf einer grundlegenden theoretischen Ausbildung und      SF: Sehr oft sind es Fragen zum menschlichen Mitein-       eine katholische Einrichtung mit den entsprechenden
  mit seinem Team arbeitet.                                 einer reflektierten praktischen Erfahrung“. Ersteres ist   ander. Wie leben Menschen zusammen, wie wollen wir         Grundhaltungen, Werten und Zielen. Auf der anderen
                                                            Aufgabe der Universitäten und Fachschulen, letzteres       zusammen leben? Was hilft uns dabei? Es war dann mein      Seite kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Re-
  Nießner selbst nennt es in seinem Rückblick (Seite 6)     Aufgabe des Trägers. In der St. Gregor-Jugendhilfe         Part, daran zu erinnern, dass da noch jemand ist, der      ligionen oder auch ohne religiöse Prägung zu ihr. Das An-
  die „gemeinsame sozialpädagogische Identität“, die        sorgen dafür unter anderem fachliche Anleitung, re-        uns dabei begleitet. Dem man immer vertrauen darf.         liegen ist, alle in Offenheit zu begleiten, wach zu sein
  sich im menschenfreundlichen, respektvollen Blick auf     gelmäßige Teambesprechungen, Supervision, Konzept-         Das gibt dann den Bogen zum Gottesdienst. Oder auch        für ihre Fragen, und Räume zu schaffen, in denen Got-
  Kinder und ihre Eltern zeigt. Die er aber vor allem –     fortschreibungen sowie Weiter- und Fortbildungen.          beim Suchen und Formulieren der Fürbitten: dass wir        tesbegegnung möglich wird. Unterschiedliche Formen
  und darauf legt er Wert – mit einem über Jahrzehnte                                                                  merken, wo wir als Menschen an Grenzen kommen und          und Orte machen es einfacher miteinander zu feiern, so
  erarbeiteten Konzept unterfüttert, anhand dessen sei-     Daniela Lutz                                               Gottes Hilfe brauchen.                                     dass sich zum Beispiel auch islamische Menschen darauf
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
10 PASTORAL                                                                                                                                                                          PASTORAL 11

   einlassen können. Gleichzeitig muss man sensibel dafür
   bleiben, wo sie aufgrund ihres Glaubensverständnisses                                                                   MIT DEN ESELN AUF DEM
   nicht mitgehen können.
                                                                                                                           WEG
   Gregor: Kannst du dazu konkrete Beispiele erzählen?
                                                                                                                           Dass Esel in den christlichen Heilsgeschichten eine
   SF: Ein muslimischer Jugendlicher ist mit nach Tai-                                                                     Rolle spielen, weiß jeder, der schon Geschichten aus
   zé gefahren. Mit Vorbereitung und Absprachen ist das                                                                    dem Neuen Testament gehört oder gelesen hat. Jetzt
   wunderbar gelungen. Natürlich trägt die Atmosphäre                                                                      haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ganz
   in Taizé dazu bei, dass junge Menschen sich offen be-                                                                   verschiedenen Arbeitsbereichen der St. Gregor-Ju-
   gegnen, aber es braucht auch die Bereitschaft jedes                                                                     gendhilfe auf den Weg zur Eselalpe in Mittelneufnach
   einzelnen, sich darauf einzulassen. Bei ihm konnte ich                                                                  gemacht. Sie sind der Einladung gefolgt, sich einen
   den Respekt vor dem Glauben der anderen und auch                                                                        Tag lang mit der Frage zu beschäftigen: „Wo merke
   die Neugier darauf richtig spüren. Er war dann auch bei                                                                 ich an meinem Arbeitsplatz etwas davon, dass in un-
   den Gebetszeiten dabei. Auf der anderen Seite hat es                                                                    serem Leitbild steht: >Grundlage unserer Arbeit ist
   ein christlich-orthodoxer Jugendlicher abgelehnt, mit                                                                   ein christliches Menschenbild
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
12 FACHINFORMATION                                                                                                                                                                                                    PÄDAGOGIK 13

   PSYCHISCH HOCHBELASTET!                                                                                              ZIELGERICHTETE PÄDAGOGIK                                   bar nach dem Schuss (Trefferbild) und der Teilnehmer
                                                                                                                                                                                   kann sich selbst bewerten. Zielgerichteter kann Päda-
                                                                                                                                                                                   gogik kaum sein. Und dabei so viel Spaß machen.
   Auf großes Interesse stieß die interne Fortbildung „Ar-                                                              Bogenschießen als gruppenübergrei-
   beit mit psychisch kranken Eltern - Der Herausforde-                                                                                                                            Romas Liachavicius, Daniela Lutz
   rung begegnen“ mit Frau Jessika Kuehn-Velten von der                                                                 fendes therapeutisches Angebot
   Kinderschutz-Ambulanz Düsseldorf/Vorstand‚ BAG Die
   Kinderschutz-Zentren. Die MitarbeiterInnen der St.                                                                   Jeden Freitag ab 15:00 Uhr trifft nach und nach ein
   Gregor-Jugendhilfe treffen in ihren beruflichen Hand-                                                                gutes Dutzend Kinder und Jugendliche zwischen sieben
   lungsfeldern immer häufiger auf Kinder und Jugend-                                                                   und achtzehn Jahren aus verschiedensten Gruppen bei
   liche, deren Eltern(teile) aufgrund von depressiven,                                                                 Romas Liachavicius auf dem Gelände auf dem Kreuz
   psychotischen, Borderline- oder Suchtanteilen selbst                                                                 ein. Sie nehmen sein offenes Angebot gern an: „Das
   hoch belastet sind. Die Elternarbeit ist hier eine be-                                                               ist cool!“, „Da muss man genau auf sein Ziel schauen
   sondere Herausforderung.                                                                                             und sich gut konzentrieren“. Das, was dem einen oder
                                                                                                                        der anderen sonst schwerfällt, trainieren sie hier gern.
   Der Referentin gelang es in den beiden Fortbildungsta-
   gen nicht nur, bei den TeilnehmerInnen das Verständnis                                                               Bogenschießen bietet mehr, als nur den Versuch,
                                                                                                                        spontan mit einem Pfeil in die Mitte einer Scheibe zu
   für psychisch erkrankte Eltern zu fördern. Sie brachte
                                                                                                                        treffen. „Wir betreuen Kinder und Jugendliche, die
   uns auch durch praktische Beispiele für motivierende
                                                             in Kontakt zu kommen. Sie brauchen Wertschätzung,          attraktive und besondere Aktivitäten und Aktionen
   Gesprächsführung, mit Rollenspielen und Aufstellungs-
                                                             Respekt und Anerkennung.                                   brauchen. Aktionen, die im Hintergrund therapeutisch
   arbeit die Wirklichkeit psychisch stark belasteter Men-
                                                                                                                        sind und psychosoziale Entwicklung garantieren, aber
   schen näher und zeigte uns neue Möglichkeiten, mit
                                                             Kuehn-Velten erläuterte spezielle Strategien erfolgrei-    sehr einfach und mit simplen Schritten durchzuführen
   ihnen in Kontakt zu kommen.
                                                             cher Kommunikation, v.a. für Borderline und lud dazu       sind.“ Liachavicius bietet deshalb Bogenschießen als
                                                             ein, sie auszuprobieren. Ein gelungener Einstieg ins       therapeutische Aktivität an.
   Ein Mensch ist mehr als seine Krankheit
                                                             Gespräch könnte sein „es gibt viele Situationen über
                                                             die ich mich mit Ihnen sorge“.                             „Unser Bogenschießprojekt umfasst Körperwahrneh-
   Psychische Erkrankung ist ein Problem, doch definiert
                                                                                                                        mung, Technik und Turnierspaß und bringt durch An-
   es nicht den ganzen Menschen. Niemand ist nur (psy-
                                                             Rollenspiel und Fallarbeit                                 leitung, Wiederholung und Korrektur schnelle Lerner-
   chisch) krank. Im Umgang mit Betroffenen brauchen
                                                                                                                        folge.“ Spielerisch und im Rahmen eines spannenden
   Helfende Verständnis und eine wertschätzende Grund-
                                                             Beindruckend war für die TeilnehmerInnen der Versuch,      sportlichen Tuns können die Jugendlichen hier Ängs-
   haltung.                                                                                                             te, Misstrauen, Unaufmerksamkeit, Unachtsamkeit,
                                                             sich im Rollenspiel in die Wirklichkeit der hochbelaste-
                                                             ten Eltern hineinzuversetzen und nachzuspüren, wie         Stress, emotionale Spannung und andere Themen be-
   Beim Beleuchten der unterschiedlichsten psychischen                                                                  arbeiten. Wenn sie sich auf ein Ziel fokussieren, dann
                                                             sich z.B. eine Mutter mit einer Borderline-Störung im
   Krankheitsbilder – Affektive Störungen, Angsterkran-      Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin fühlt und da-       ist das meist nicht nur die schwarze Mitte der Ringe
   kungen, Psychosen, Schizophrenie, Sucht, Traumatisie-     durch herauszufinden, mit welchen Mitteln sie in der       auf der Scheibe, sonst regelmäßig auch ein selbst
   rung oder Borderlinestörungen – lenkte Kuehn-Velten       Beratung erreicht werden kann.                             gewähltes Ziel in ihrem Leben: Die Schule beenden.
   den Blick auf die jeweiligen Leitsymptome der Erkran-                                                                Freunde finden. Eine Angst überwinden. Auch Etwas
   kung und mögliche Entwicklungsgefährdungen für die        Die FortbildungsteilnehmerInnen konnten von Frau           – nicht nur den Pfeil – loszulassen, lernen die jungen
   Kinder.                                                   Kuehn-Veltens Erfahrungsschatz viel profitieren. Auf       Menschen hier.
                                                             konkrete Fragen und Fallbeispiele aus ihren Arbeitsfel-
   Mit Eltern in Kontakt kommen                              dern erhielten sie von ihr wertvolle Impulse. Deutlich     Im Umgang mit Pfeil und Bogen müssen Regeln und
                                                             war, dass die Mitarbeiterinnen bereits ein großes Er-      Absprachen verlässlich eingehalten werden. Nebenbei
   Häufig haben psychisch belastete Eltern niemanden         fahrungswissen im Umgang mit psychischer Erkrankung        stehen also auch gegenseitige Rücksichtnahme und
   mit dem sie sprechen können. Sie benötigen ein offe-      und den Auswirkungen auf die Kinder mitbrachten. Die       Disziplin auf dem Stundenplan. „Wenn jemand hinten
   nes niederschwelliges Gesprächsangebot, das ihnen er-     Fortbildung lud ein, neue Perspektiven einzunehmen         Pfeile einsammelt, darf ich nicht schießen. Wegen der
   laubt ohne Bewertung von außen und ohne Scham über        und ermöglichte ein noch besseres Verstehen der be-        Verletzungsgefahr“, erklärt Andi. Oft wartet er schon
   ihre persönlichen Belastungen zu sprechen. Es geht in     troffenen Familien und ihrer Problemlagen.                 ungeduldig, bis das Training endlich losgeht. Denn
   diesen Gesprächen nicht darum darüber zu verhandeln                                                                  Wettbewerb kann Spaß machen: im Blindschießen mit
   wie die Wirklichkeit ist, sondern die unterschiedlichen   Zuletzt lenkte Frau Kuehn-Velten den Blick auf den         einem Partner, der Anweisungen gibt. Auf ein bewegtes
   Belastungen und Bedürfnisse anzusprechen. Aufgabe         achtsamen Umgang mit uns selbst als Helfer. Dabei          Ziel. In einem Parcours, der möglichst schnell durch-
   der Helfenden ist hierbei, die Belange und Bedürfnisse    geht darum zu erkennen, was uns kränkt und wo un-          laufen werden muss. Es gibt viele Varianten, sich zu
   der Kinder deutlich zu machen.                            sere Grenzen liegen, um so auch ein gutes Modell für       messen.
                                                             gelungene Beziehungsgestaltung zu sein.
   Die Referentin erläuterte, worauf im Kontakt mit den                                                                 Bogenschießen trainiert die koordinativen Fähig-
   erkrankten Eltern geachtet werden muss und welche         Frau Kuehn-Velten entließ uns mit dem schönen Bild         keiten. Nach bewusster Atemtechnik, Spannung der
   Ressourcen die jeweilige Störung birgt. Oft haben wir     von einem Brunnen, in den ich sehr viel hineinwerfen       Körpermuskulatur und Halten des Bogens bis zum
   einen Verdacht über eine psychische Erkrankung, je-       muss, damit an der Oberfläche etwas sichtbar wird –        Pfeilabschuss, folgt auf höchste Konzentration und
   doch ist eine Diagnose nicht unbedingt nötig, um hilf-    ein Bild davon, dass wir in unserer Arbeit oft sehr viel   Körperspannung die Entspannung – und damit Stressab-
   reich zu sein. Es kann besser sein, nicht von „psychi-    Geduld und einen langen Atem brauchen – jedoch die         bau. Wer etwas erreichen will, muss sich Mühe geben
   scher Erkrankung“ zu sprechen, sondern anzusprechen,      Gewissheit: Es ist nichts umsonst!                         und mit Durchhaltevermögen immer wieder bestimmte
   was im Gespräch gesehen und erlebt wird. Es fordert                                                                  Abläufe üben, dabei achtsam auf Kleinigkeiten achten
   Mut und innere Klarheit, um mit den Eltern wirklich       Beate Götz, Maria Egner-Steuler                            und sie verändern. Die Rückmeldung kommt unmittel-
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
14 PROJEKTE                                                                                                                                                                                                  MITARBEITERINNEN 15

                                                             SCHULFIT MACHT SCHULE                                     OHNE MAV – 				                                             Wir begleiten Mitarbeiter*innen auf Wunsch zu Gesprä-
                                                                                                                                                                                   chen mit dem Dienstgeber, besuchen die Teams und
                                                             Im Mai empfingen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter     KEINE MITBESTIMMUNG                                         nehmen z. B. an Gesprächen zum betrieblichen Einglie-
                                                                                                                                                                                   derungsmanagement (BEM) oder den Arbeitszeitgesprä-
                                                             von „SchulFiT“ Gäste aus der Stadt Fürth, um einen
                                                                                                                                                                                   chen teil.
                                                             Nachmittag lang die Arbeit des Projektes vorzustellen     „Weil die Mitarbeiter den Dienst der Kirche mitge-
                                                             und in einen gemeinsamen Austausch zu gehen. Die          stalten und mitverantworten und an seiner religiösen
                                                             Delegation bestand aus Mitarbeitern des Schulamtes                                                                    Die Mitarbeitervertretung setzt sich dafür ein, dass für
                                                                                                                       Grundlage und Zielsetzung teilhaben, sollen sie auch        alle in der Dienstgemeinschaft Tätigen bestmögliche
                                                             Fürth, einer Schulleiterin und einem Schulleiter, Lehr-   aktiv an der Gestaltung und Entscheidung über die sie
                                                             kräften, einer Schulpsychologin und SozialpädagogIn-                                                                  Arbeits- und Rahmenbedingungen geschaffen werden.
                                                                                                                       betreffenden Angelegenheiten mitwirken unter der Be-        Bei Konflikten suchen wir in einem möglichst frühen
                                                             nen. Ziel des Besuchs war es, mehr über die Arbeit
                                                                                                                       achtung der Verfasstheit der Kirche, ihres Auftrages und    Stadium nach Lösungen, mit denen alle Beteiligten gut
                                                             mit den betreuten Jugendlichen zu erfahren, um im
                                                                                                                       der kirchlichen Dienstverfassung. Dies erfordert von        leben können. Hierfür trifft sich die Mitarbeitervertre-
                                                             Stadtgebiet Fürth zwei Mittelschulen mit einer ähnli-
                                                                                                                       Dienstgebern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die      tung wöchentlich montags zu einer Sitzung, um die an-
                                                             chen Hilfsmaßnahme auszustatten.
                                                                                                                       Bereitschaft zu gemeinsam getragener Verantwortung          stehenden Anliegen und aktuelle Mitarbeiterbelange zu
                                                             Dem Kennenlernen diente eine kleine Stärkung in den       und vertrauensvoller Zusammenarbeit.“ (aus der Prä-         besprechen. Zusätzlich treffen sich Arbeitsgruppen aus
                                                             Räumen von SchulFiT, wo es schon zu ersten interes-       ambel der Mitarbeitervertretungsordnung).                   drei bis fünf MAV-Mitgliedern zu einzelnen Themen, wie
                                                             santen Gesprächen kam.                                                                                                der Einführung von vivendi oder Arbeitszeit, Dienstorte,
                                                                                                                       In der St. Gregor-Jugendhilfe gGmbH arbeitet die Mitar-     Betriebsausflug, etc.
                                                             Nach der Begrüßung durch den fachlichen Leiter des        beitervertretung als demokratisch gewähltes Gremium
                                                             Schulamtes Augsburg, Schulamtsdirektor Markus Wör-        seit März 2017 in der derzeitigen Zusammensetzung. Da       Mit unserem Dienstgeber, Herrn Bachmeier, tauschen
                                                             le, und dem Geschäftsführer der St. Gregor-Jugend-        die Zahl der wahlberechtigten Mitarbeiter*innen zu die-     wir uns regelmäßig aus. Etwa vier Mal im Jahr findet
                                                             hilfe, Otto Bachmeier, gaben Projektleiter Raphael        sem Zeitpunkt auf über 201 angestiegen war, besteht         eine gemeinsame Sitzung und monatlich ein Jour Fixe
                                                             Bischof und Beratungsrektorin Ruth Hembacher-Sezer        die MAV derzeit aus neun Mitgliedern (vorher sieben).       mit Herrn Bachmeier (bei Bedarf auch mit Frau Wengen-
                                                             einen kurzen Überblick über die Arbeit im Projekt und     Die Amtszeit einer Mitarbeitervertretung beträgt insge-     mayr aus der Personalabteilung) statt. Dabei bedeutet
                                                             den beteiligten Helfern bzw. Helfersystemen.              samt vier Jahre, d.h. die jetzige MAV ist aktuell in der    Dienstgemeinschaft nicht, dass man mit dem Dienstge-
                                                             Im Anschluss an den Vortrag begaben sich die Gäste in     „Halbzeit“ angelangt.                                       ber immer einer Meinung sein muss, sondern sich konst-
                                                                                                                                                                                   ruktiv und zum Wohl der Mitarbeiter*innen auseinander-
   ZUHAUSE IM GLÜCK BEI DEN                                                                                            Der § 26 der MAVO (Mitarbeitervertretungsordnung) be-       setzen kann und manchmal auch lange um gemeinsame
                                                                                                                       sagt, dass der Dienst in der Kirche Dienstgeber und MAV     Lösungen ringen muss.
   STERNTALER                                                                                                          in besonderer Weise verpflichtet, vertrauensvoll zusam-
                                                                                                                       menzuarbeiten und sich bei der Erfüllung der Aufgaben       Die Arbeit in der MAV ist zwar ehrenamtlich, jedoch wer-
   In den Weihnachtsferien waren die Sterntaler diesmal                                                                gegenseitig zu unterstützen.                                den die MAV-Mitglieder zur ordnungsgemäßen Durchfüh-
   sehr fleißig: Kinder und MitarbeiterInnen packten das                                                                                                                           rung ihrer Aufgaben vom Dienstgeber im notwendigen
   gesamte Inventar in Kisten, denn am 7. Januar zog die                                                               Zu den wesentlichen Aufgaben der Mitarbeitervertre-         Umfang von der dienstlichen Tätigkeit freigestellt.
   Gruppe vorübergehend in die Räume der ehemaligen                                                                    tung gehören laut MAVO:
   Wohngruppe Start-Up. Dort fühlten sich die Kinder                                                                   • gemeinsam mit dem Dienstgeber darauf zu achten,           Ein fundiertes Fachwissen ist wichtige Voraussetzung
   wie in einer „Ferienwohnung“, denn es war klar: nach                                                                    dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach         für die Arbeit in der Mitarbeitervertretung. Deshalb
   einem Vierteljahr geht es zurück in ihr neues, altes                                                                    Recht und Billigkeit behandelt werden, das heißt        nehmen wir regelmäßig an Fortbildungen teil. Die MAV
   Zuhause, eine Doppelhaushälfte in der Pommernstraße                                                                     auf eine gleiche und gerechte Behandlung aller          besteht nicht aus Juristen, weshalb wir als MAV-Mitglie-
   in Bobingen. Die Vorfreude auf die renovierten Räume                                                                    Mitarbeiter*innen zu achten                             der nicht alle Gesetze sofort parat haben. Aber wir wis-
   half dabei, sich mit der Übergangssituation zu arran-                                                               • Mitarbeiter*innen bei der Durchsetzung ihrer Rech-        sen, wo wir nachschlagen können oder von wem eine
   gieren. Aber die Neugier wuchs mit jedem Tag, des-                                                                      te zu unterstützen                                      kompetente Beratung eingeholt werden kann.
   halb besuchten die Kinder ab und zu das Haus in der                                                                 • Anregungen und Beschwerden aus der Mitarbeiter-
   Pommernstraße und kontrollierten die „Baustelle“, wo      Kleingruppen, konnten dort den MitarbeiterInnen von           schaft entgegenzunehmen und sie mit dem Dienst-         Die Arbeit der MAV im Sinne einer Dienstgemeinschaft
   Alfred Röll, sein Team von der Haustechnik und viele      SchulFiT Fragen stellen und sich Informationen über           geber zu klären (Vorschlagsrecht)                       lebt davon, dass sich Mitarbeiter*Innen mit ihren Anre-
   andere Handwerker alles in zeitgemäßen Stand brach-       Rechtsfragen und Abläufe im Projekt sowie Berichte        • das Informationsrecht in wirtschaftlichen Angele-         gungen, Fragen und Belangen an sie wenden. Ohne MAV
   ten und verschönten.                                      über Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit Schüle-          genheiten wahrzunehmen                                  kann das wichtigste Recht der Mitarbeitenden, die Mit-
                                                             rinnen und Schülern, mit Lehrkräften und in der El-       • bei Neueinstellungen, Kündigungen und anderen             bestimmung, nicht ausgeübt werden.
   Anfang April hieß es erneut Kisten packen, die Aufre-     ternarbeit holen. Ein gelungener Nachmittag in einem          Personalentscheidungen mitzuwirken
   gung und Anspannung erreichte ihren Höhepunkt. Am         zwanglosen Miteinander, in dem viele Fragen geklärt       • Mindestens einmal im Jahr eine Mitarbeiterver-            Beate Götz, Gabi Wiedemann, Christian Heller
   5. April dann: Sterntaler im Glück! So schön, hell und    werden konnten, ließen die Gäste mit einer Aufbruchs-         sammlung durchzuführen
   freundlich sieht es jetzt in der Wohngruppe aus – siehe   stimmung und sichtlicher Motivation für die Installati-   Umfangreichere Aufgaben der MAV waren in der Ver-
   Vorher-Nachher-Bilder. Besonders glücklich waren die      on des Projektes an den beiden Fürther Mittelschulen      gangenheit beispielsweise der Betriebsübergang hin
   Kinder über die Wandfarben in ihren Zimmern, die sich     die Heimreise antreten.                                   zu einer gGmbH, der Abschluss von unterschiedlichen
   jedes Kind hatte selbst aussuchen dürfen.                                                                           Dienstvereinbarungen (z.B. Informationstechnologie)
                                                             Raphael Bischof, Daniela Lutz                             sowie aktuell die Einführung von Vivendi.
   Ein großes Danke Herrn Bachmeier und Frau Kleinfel-
   der für die Finanzierung, unserem Architekten Peter                                                                 Erfreulicherweise wenden sich in letzter Zeit viele
   Martin und allen fleißigen Handwerkerinnen und Hand-                                                                Mitarbeiter*Innen mit verschiedensten Fragen und An-
   werkern, Unterstützerinnen und Unterstützern wie z.                                                                 liegen an die MAV – sei es zur Überprüfung eines Arbeits-
   B. Frau Lili Friedrich!                                                                                             vertrages oder einer Eingruppierung oder mit Fragen zur
                                                                                                                       Arbeitszeit, Urlaubsansprüchen oder zu geschlossenen
   Melanie Esterhammer, Daniela Lutz                                                                                   Dienstvereinbarungen.
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
16 VERÖFFENTLICHUNGEN                                                                                                                                                                                              PERSÖNLICHKEITEN 17

                                                             HEUTE DAMALS
                                                             ÜBERMORGEN
                                                             Einfühlsame Einsichten in 13 unterschiedliche Leben in
                                                             Königsbrunn gewährt Achim Friedrich in seinem Anfang
                                                             des Jahres erschienen Band „Heute Damals Übermor-
                                                             gen“. Seit 2010 hat der Leiter des Mehrgenerationenhau-
                                                             ses und vielseitige Mitarbeiter der St. Gregor-Jugendhilfe
                                                             Begegnungen gesammelt, darunter einige mit Menschen,
                                                             die der St. Gregor-Jugendhilfe seit langem verbunden
                                                             sind: Politiker wie dem Landrat und dem Bürgermeister,
                                                             aber auch die Jugendamtsmitarbeiterin und den ehema-
                                                             ligen Direktor der St. Gregor-Jugendhilfe sowie den vo-            NEUE LEITUNG DER HAUS-
                                                             rigen Administrationsvorsitzenden lernen wir aus einem
                                                             anderen Blickwinkel kennen.                                        WIRTSCHAFT
                                                                                                                                „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich hier anfangen
                                                                                                                                darf“, sagt Stefanie Durz, 39 Jahre, drei Kinder. „Das
   BOXENSTOPP PRÄSENTIERT                                                                                                       ist genau mein Ding: im sozialen Bereich, mit Kindern
                                                                                                                                und sehr abwechslungsreich.“ Die gelernte hauswirt-
   SICH                                                                                                                         schaftliche Betriebsleiterin leitet seit März die Haus-
                                                                                                                                wirtschaft der St. Gregor-Jugendhilfe. Nach Ihrer Er-
   „Hallo, komm herein! Boxenstopp ist ein Wohnprojekt
   für junge männliche Heranwachsende im Alter zwi-
                                                                                                                                ziehungszeit hatte Sie unter anderem gemeinsam mit         WOHNGRUPPE MONA LISA
                                                                                                                                ihrem Mann die Stelle als Mesnerin und Hausmeisterin
   schen 16 und 21 Jahren, die Lust darauf haben, ihr Le-
   ben in die Hand zu nehmen und in die Selbständigkeit
                                                                                                                                in der katholischen Pfarrgemeinde Aystetten übernom-       BESUCHT DIE MONA LISA
                                                                                                                                men. Nachdem die Kinder größer und selbständiger
   zu führen“, so beginnt der Imagefilm der Wohngruppe,                                                                         wurden, wollte sie wieder in ihrem erlernten Beruf ar-     Ein Muss im Da Vinci-Jahr! Und so fuhren wir kurz nach
   den diese im Mai im Rahmen eines Tages der offenen                                                                           beiten. Nach einem kleinen beruflichen Abstecher ins       dem großen Brand von Notre Dame für drei Tage mit
   Tür erstmals präsentierte.                                                                                                   Krankenhaus Aichach-Friedberg, wo es ihr zu „steril“       den Mädchen der Wohngruppe Mona Lisa nach Paris.
                                                                                                                                war, fühlt sie sich bei St. Gregor angekommen. Orga-
   „Selbst“ und „Selbständig“ wird bei Boxenstopp groß                                                                          nisieren, gestalten, Feste und Fortbildungen vorberei-     Wir hatten das Glück, dass uns eine junge Frau ihre
   geschrieben – in jeder Beziehung. Vom Team selbst                                                                            ten und Ansprechpartnerin „in fast allem rund um die       schnuckelige kleine Wohnung in der Nähe des Gare de
   wurden die Räume geplant und gestaltet, mit viel                                                                             Hauswirtschaft zu sein“ liegt Stefanie Durz. Sie mag       l‘Est überlassen hatte, in der wir uns sehr wohl fühl-
   Herzblut und manchen ehrenamtlichen Arbeitsstun-
                                                                                                                                die Vielfältigkeit der neuen Stelle, aber vor allem auch   ten. Dennoch waren wir viel unterwegs: entlang der
   den. Selbst gemacht war das köstliche Büfett für et-
                                                                                                                                die menschliche Komponente in ihrem Arbeitsalltag.         Seine, auf den Champs Elysées und in den Parks der
   liche interessierte Stadträtinnen und Stadträte, Ko-
                                                                                                                                                                                           Tuilerieen, so dass wir jeden Abend hundemüde wa-
   operationspartner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
                                                                                                                                Gern arbeitet sie im und mit dem Team. „Die Kom-           ren, wenn wir spät nach Hause kamen. Beeindruckend
   Freundinnen und Freunde. Selbst ausgedacht ist das
                                                                                                                                munikation mit allen ist wichtig, damit die Zahnräder      war der Besuch des Eiffelturms, wo sich drei Mädchen
   Mobile, mit dem die Gruppe ihr Konzept im Eingang
                                                                                                                                ineinander greifen. Ohne ein gutes Miteinander unab-       sogar bis hoch in die Spitze wagten und alle von der
   präsentiert. Und selbst gemacht ist nicht zuletzt der
                                                                                                                                hängig von Abteilungen und Positionen ist meine täg-       abendlichen Beleuchtung des Turms bezaubert waren.
   Imagefilm von Boxenstopp. Die Gruppe hat ihn mit Hil-
   fe des Fotografen und Filmemachers Ferenc Horváth                                                                            liche Arbeit nicht möglich.“ Hierfür beispielhaft nennt    Im Louvre suchten wir nach der Mona Lisa, eines der
   produziert. Jugendliche und Team haben im Vorfeld                                                                            sie die nahezu tägliche positive Zusammenarbeit mit        berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte. Auch der
   das Drehbuch geschrieben. Gedreht wurde unter fach-       Immer geht es dabei um den ganzen Menschen, nicht                  den Haustechnikern. Die Zeit für die Übergabe mit          Abend auf Montmartre war wunderschön, wo wir zu-
   kundiger Anleitung von Horváth, der auch ehrenamt-        in seiner Funktion, sondern als Person. Was hat ihn seit           Vorgängerin Erika Mannes, die nach 25 Jahren in den        erst die alten Windmühlen, den kleinen Weinberg von
   lich Kamera führte und den Film schnitt.                  seiner Kindheit geprägt? Wie sieht er sich als Vater oder          wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, war knapp.          Paris und die Maler vom Place du Tertre besuchten,
                                                             Mutter? Wie denkt er über die heutige Jugend? Welche               „Aber ich darf sie jederzeit anrufen, wenn ich Fragen      bevor wir in die Kirche Sacre Coeur gingen und danach
   „Ehrenamt“ ist ein weiteres Schlüsselwort für Boxen-      Lebensweisheit macht seine Werthaltung deutlich? Die               habe, und sie fährt sogar mit mir und den Damen nach       auf den Stufen davor den Blick über die Stadt genos-
   stopp. Gern genutzt für Maler- und Schreinerarbeiten      Interviews sind sanft nachbearbeitet, immer gut lesbar,            Unterammergau zum jährlichen Großputz. Dafür bin           sen.
   (Gregor 1/2018) oder auch für Nachhilfe, allen voran      aber sprachlich nah am Original. So genügen bei Land-              ich sehr dankbar.“
   durch Angelika Fischer. Dafür bedankte sich Gruppen-      wirt Josef Zeller kurze Sätze, um etwas über die Persön-                                                                      Am letzten Vormittag gingen wir gemütlich zum Mar-
   leiterin Anja Chávez ganz herzlich. Außerdem nutzte       lichkeit zu erfahren. Und beim Psychologen Anton Miller            Die freundliche neue Ansprechpartnerin ist montags         ché d’Aligre, einen der schönen Märkte von Paris und
   sie die Gelegenheit, sich bei Regionalleiter Michael      bleibt der feinsinnige, intelligente Humor auch im ge-             bis freitags von 8:00 bis 13:00 Uhr erreichbar – per-      dann in ein kleines Café am Bassin de la Villette auf
   Ender für seine Begleitung bei vier Jahren „Berg- und     schriebenen Wort herrlich erhalten. Die wunderbaren Fo-            sönlich im Hauswirtschaftsraum oder unter der Durch-       einen letzten Café au lait.
   Talfahrt“ zu bedanken und Geschäftsführer Otto Bach-      tos von Michaela Kfir porträtieren die Menschen in ihren           wahl -55. Egal ob eine Spülmaschine nicht mehr läuft,
   meier für sein Vertrauen und seine Unterstützung. Das     Lebenswelten sehr persönlich. Die liebevolle Gestaltung            dringend etwas aus der Kleiderkammer benötigt wird,        Diese intensiven und anstrengenden Tage schweißten
   hat sich gelohnt. Wer sich selbst ein Bild davon machen   und die Illustrationen der – fast hätte ich es vergessen –         Bettwäsche für eine Ferienfahrt bereitgestellt oder        uns als Gruppe ein Stückchen mehr zusammen. Wir
   will, kann den Film auf der Website von Boxenstopp        Rezepte im zweiten Buchteil machen die „Königsbrunner              Verpflegung und Deko für eine Veranstaltung geplant        denken gerne an alle die vielen kleinen Erlebnisse zu-
   (unter www.st-gregor.de) ansehen, oder einfach auf        Geschichten & Rezepte“ zu einer runden Sache. Fazit:               werden muss – Stefanie Durz freut sich auf das „Mitei-     rück und natürlich auch an die leckeren Croissants von
   den QR-Code unten gehen.                                  Lesenswert!                                                        nander“ und „gibt ihr Bestes“.                             unserem kleinen Bäcker an der Ecke.

   Daniela Lutz                                              Daniela Lutz                                                       Daniela Lutz                                               Barbara Holl
                                                             Der Band „Heute Damals Übermorgen“ ist zum Selbstkostenpreis von
                                                             14,95 direkt beim Autor erhältlich: friedrich.achim@st-gregor.de
                                                             oder (08231) 60 58 691.
GREGOR 1 | 2019 Informationen aus der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe gGmbH Eine Einrichtung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung ...
18 FREUNDE                                                                                                                                                                                                           MITARBEITERINNEN 19

                                                                             FÜR GUTEN SCHLAF
                                                                             GESORGT
                                                                             Unser Haus „Armin“ in Fischach liegt dem Freundes-
                                                                             kreis „Kinder brauchen Freunde e.V.“ weiterhin sehr
                                                                             am Herzen.

                                                                             Durch die großzügigen Spendengelder, die Mitarbeite-
                                                                             rinnen und Mitarbeiter der Firma VMware dem Freun-
                                                                             deskreis direkt für das Ferienhaus zur Verfügung ge-
                                                                             stellt hatten, konnten nun für die beiden Schlafräume
                                                                             im Untergeschoß vier Stockbetten mit Matratzen und
                                                                             Bettzeug angeschafft werden.

                                                                             Aber für solche Vorhaben ist nicht nur finanzielle Hilfe
                                                                             notwendig, die Betten mussten ja auch noch aufgege-
                                                                             stellt werden.

                                                                             So wurde eines Samstags unter der tatkräftigen Hilfe
                                                                             einiger Vorstandsmitglieder und eines großen Werk-
                                                                             zeugkastens die Betten aufgebaut. Aber auch externe
                                                                             Hilfe war gefragt: ein Nachbar in Fischach sprang ein,
Vorstand des Freundeskreises: Thomas Dillitzer, Birgit Sabinsky-Dillitzer,
Otto Bachmeier, Horst Robertz, Helmut Meier, Birgit Robertz, Joachim Rahlf   als der passende Dübel nicht zu finden war.

                                                                             Nun steht einem bequemen Aufenthalt nichts mehr im
                                                                             Wege. Wir wünschen allen Kindern und Jugendlichen          PRAKTIKANTENWOCHEN-                                       Ammergauer Alpen und am Ziel durften die Praktikan-
                                                                                                                                                                                                  tInnen noch zusammen ein Schneetier gestalten. Am
             NEUWAHL DES VORSTANDES                                          viel Spaß in Fischach.
                                                                                                                                        ENDE IN UNTERAMMERGAU                                     Nachmittag tauschten die Gruppen, so dass jeder bei-
                                                                             Susanne Rainer                                                                                                       de Angebote wahrnehmen konnte.
             Turnusgemäß wurde für den Freundeskreis auf der Mit-                                                                       Neben der Ausbildung und der Mitarbeit in unseren Sys-
             gliederversammlung 2018 ein neuer Vorstand gewählt.                                                                        temen sind übergreifende Schulungen fester Bestand-       Am Sonntag luden Frau Lachner und Frau Wengenmayr
                                                                                                                                        teil eines Praktikums in der St. Gregor Jugendhilfe.      die PraktikantInnen zu einem ausgedehnten Brunch
             Herr Helmut Meier kandidierte nach vielen Jahren im                                                                                                                                  ein, bevor wir nach einer gemeinsamen Reflexion das
             Vorstand aus Altersgründen nicht mehr. Wir bedanken                                                                        Dieses Jahr haben wir beschlossen, diese übergreifen-     Wochenende ausklingen ließen. Da es über Nacht hef-
             uns bei ihm ganz herzlich für die langjährige und treue                                                                    den Schulungen zu bündeln und mit den PraktikantIn-       tig geschneit hatte, waren wir vor Abreise noch gut
             Unterstützung. Zum Abschied durften wir ihm mit einer                                                                      nen ein Wochenende in Unterammergau zu verbringen.        damit beschäftigt, den Bus aus der Einfahrt freizube-
             alten Abbildung unseres Hauses eine Freude machen.                                                                         So haben die PraktikantInnen auch die Möglichkeit,        kommen – aber mit vereinten Kräften haben wir auch
             Frau und Herr Meier sind als Gäste unseres Hauses auch                                                                     sich besser kennenzulernen und zu vernetzen. An ei-       das noch gut gemeistert.
             zukünftig immer herzlich willkommen.                                                                                       nem Freitagnachmittag im Februar brachen Ute Lach-
                                                                                                                                        ner, Angie Hafner und Anja Wengenmayr zusammen            Allen hat das Wochenende gut gefallen, so dass wir
             Frau Birgit Sabinsky-Dillitzer hat sich zur Wahl gestellt,                                                                 mit 14 PraktikantInnen in unser Ferienhaus nach Un-       hoffen, im nächsten Jahr wieder gemeinsam losziehen
             wurde einstimmig gewählt und bekleidet jetzt das Amt                                                                       terammergau auf.                                          zu können.
             der Schriftführerin. Für ihr zukünftiges Engagement
             bedanken wir uns schon jetzt. Sie unterstützte unser                                                                       Nach einem ersten gemeinsamen Abendessen ver-             Anja Wengenmayr
             Haus bereits durch den Verkauf von selbstgemachten                                                                         sammelte Angi Hafner alle PraktikantInnen für ein
             Waren beim Weihnachtsmarkt im Gasthof Settele so-                                                                          Landart-Projekt im Garten: Dort sollten sie aus Schnee
             wie beim diesjährigen Patrozinium.                                                                                         Skulpturen formen und Kerzen hineinstellen. Alle wa-
                                                                                                                                        ren mit großer Begeisterung und viel Kreativität dabei.
             Susanne Rainer                                                                                                             Der Blick auf die vielen verschiedenen erleuchteten
                                                                                                                                        Figuren war bezaubernd.

                                                                                                                                        Der nächste Tag stand im Zeichen der Erlebnispäda-
                                                                                                                                        gogik und der Psychologie. Wir teilten die Praktikan-
                                                                                                                                        tInnen in zwei Gruppen: Einer Gruppe wurden durch
                                                                                                                                        unsere Psychologin Frau Nicole Pfäffle Einblicke in die
                                                                                                                                        Psychologie gewährt und wie sie in der Jugendhilfe
                                                                                                                                        häufig Anwendung findet, während die andere Grup-
                                                                                                                                        pe zusammen mit Anja Wengenmayr und unter Leitung
                                                                                                                                        von Angie Hafner mit Schneeschuhen zur Schleifmüh-
                                                                                                                                        lenklamm wanderte. Frau Hafner erzählte auf dem
                                                                                                                                        Weg viel zu den verschiedenen Gesteinsarten in den

                                                                                    Thomas Dillitzer und Birgit Sabinsky-Dillitzer
20 IMPRESSUM

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