Stiftungswelt SOMMER - Bundesverband Deutscher ...

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Stiftungswelt SOMMER - Bundesverband Deutscher ...
Stiftungswelt
                                                                  SOMMER
                                                                     2021

INTERVIEW: Jutta Allmen-
dinger über Stiftungen als Ort
der Begegnung

500 JAHRE: Die Fuggerei
in Augsburg feiert Jubiläum

HAUSBESUCH: Die Roger
Willemsen Stiftung öffnet
ihre Türen

                                                           D ES
                                             E S I C HTE R
                                           G               N TS
                                                     GEME

                    Einer für alle
                                            E NGA

                    Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!
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Man kann den Wind nicht ändern,
            aber die Segel anders setzen.
                     Es ist die beste Crew,
               welche Sie zum Erfolg führt.
                             Teil einer Gruppe zu sein, die selbst eine erfahrene Investorin ist, bedeu-
                             tet, dass wir genauso denken, investieren und uns um Vermögenswerte
                             kümmern wie Sie selbst. Diese Ausrichtung führt zu hohen langfristigen
                             Renditen für unsere Kunden und zu einer exzellenten Kundenzufriedenheit.

                                        Wir verfolgen jederzeit den Blickpunkt des Anlegers:
                                                 www.jsafrasarasin.de

Frankfurt am Main – J. Safra Sarasin (Deutschland) GmbH, Kirchnerstraße 6–8, DE-60311 Frankfurt am Main, T: +49 (0)69 714497 300
            München – J. Safra Sarasin (Deutschland) GmbH, Ottostraße 3, DE-80333 München, T: +49 (0)89 558999 480
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Intro

                                       Liebe Leserinnen und Leser,

                                       wie ein Sehnsuchtsmotiv zieht sich der Ruf nach gesellschaftlichem
                                       Zusammenhalt durch die politische Debatte und gewinnt durch die Corona-
                                       Pandemie noch an Dringlichkeit. Der kommende digitale Deutsche Stiftungs-
                                       tag und der Schwerpunkt dieser „Stiftungswelt“ gehen daher der Frage nach,
                                       welchen Beitrag Stiftungen leisten können, um das Miteinander zu stärken.
                                            Möglicherweise hilft dabei ein Blick in die Geschichte der Philan­
                                       thropie: Als Jakob Fugger vor 500 Jahren in Augsburg mit der Fuggerei die
                                       erste Sozialsiedlung der Welt gründete, bot er bedürftigen Menschen eine
                                       Heimat – und stärkte so den gesellschaftlichen Zusammenhalt in seiner                  1
                                       Stadt. Eine geniale Idee, die in ihrer Wirkung heute noch aktuell ist.

                                                                                                                      STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Intro
                                            In dieser Ausgabe finden Sie auch andere Beispiele für gemeinschaft-
                                       liches Stiftungshandeln. Sie bestätigen, was die Soziologin Jutta Allmendin-
                                       ger im Interview konstatiert: Stiftungen agieren heute abgestimmter als frü-
                                       her und kooperieren immer häufiger auch mit Akteuren aus anderen Sekto-
                                       ren. Und sie können damit viel erreichen.
                                            Austausch und Kooperation – dafür steht seit jeher der Deutsche
                                       Stiftungstag. In diesem Sinne freuen wir uns auf viele lebhafte Diskussionen
                                       mit Ihnen – diesmal im digitalen Raum.
                                            Herzliche Grüße
Foto: Jeannette Petri, EKHN Stiftung

                                       Ihre Friederike v. Bünau
                                       Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
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STIFTUNGSINFO
                                   Unsere Mitglieder erhalten
                                   zu ­jeder Stiftungswelt diese
                                   ­hilfreiche Servicebeilage.

                                     Stiftungsinfo   Servicebeilage exklusiv für unsere Mitglieder

                                     Stiftungsinfo
                                     Sommer 2021

                                     2 Wie Stiftungen den
                                     Digitalisierungsschub
                                     nachhaltig gestalten
                                     können 10 Was gute
                                     Alumniarbeit ausmacht
                                     20 Welche rechtlichen
                                     Vorgaben bei der

                                                                                                     30
                                     Verleihung von Preisen
                                     zu beachten sind

                                                                                              ERIC BARTEN                                          geschlossen. Darin steht, was
                                                                                              erinnert sich noch gut an den                        die Mentee erreichen möchte
                                                                                              Leistungsdruck, den er selbst                        und wie sie die Mentorin dabei
                                                                                              in der Schule empfand. Seinem                        unterstützen kann. Lina will un-
                                                                                              Mentee Daniel, den er über das                       bedingt den Mittleren Schulab-
                                                                                              Mentoringprojekt der Bürger-                         schluss schaffen. Iunia hilft ihr
                                                                                                 stiftung Neukölln kennen-                         dabei, vor allem bei der Vor-
     2
                                                                                                     gelernt hat, will er diesen                   bereitung auf die mündliche

                                              Cover
                                                                                                      Druck möglichst neh-                         Prüfung. Ihre Beziehung sei ein
STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Inhalt

                                                                                         D E S         men. Die beiden gehen                       Geben und Nehmen, sagen die
                                                                                   HTE R
                                                                          G ES I C      E N T S        spazieren, reden viel.                      beiden. Und dass sie sich als
                                                                                   GEM
                                                                           E NGA                       Und einmal pro Woche                        Freundinnen sehen.
                                   LORENZO SKADE                                                       machen sie zusammen
                                   engagiert sich im Mento-                                          Hausaufgaben – zurzeit                        SERBAY EKINOGLU
                                   ringprojekt der Bürgerstiftung                                 per Videochat.                                   ist gespannt, wie sich die Be-
                                   Neukölln, das Neunt- und Zehnt-                                                                                 ziehung zu seinem Mentee Ali
                                   klässler in der Übergangsphase von der                     IUNIA MIHU UND LINA                                  entwickeln wird. Bisher hat er
                                   Schule zum Beruf begleitet. Mit seinem                     haben sich im August 2018 auf                        sich zwei Mal mit dem 15-Jäh-
                                   Mentee Recep erkundete Lorenzo Berlin                      dem Sommerfest des Mento-                            rigen, der mit sechs Jah-
                                   und half ihm, seine Angst vorm Präsentie-                  ring-Projekts der Bürgerstiftung                     ren aus dem Libanon nach
                                   ren zu überwinden. Zurzeit macht Recep                     Neukölln kennengelernt und                           Deutschland kam, getroffen.
                                   eine Ausbildung zum Kaufmann für Büro-                     sofort gut verstanden. Seither                       Serbay selbst ist in einem klei-
                                   management. Bis heute treffen sich die                     treffen sich die beiden regelmä-                     nen Dorf in der Türkei aufge-
                                   beiden regelmäßig. „Dank Recep habe ich                    ßig, waren schon zusammen in                         wachsen und weiß aus eigener
                                   ganz neue Lebenswelten kennengelernt“,                     der Stadtbibliothek und im Mu-                       Erfahrung, wie wichtig es ist,
                                   sagt Lorenzo und lächelt.                                  seum. Und sie haben – wie alle                       sich in einem fremden Land
                                                                                              Mentoren und Mentees in dem                          nicht alleingelassen zu fühlen.
                                   Die Fotos auf dem Cover und im Schwerpunkt dieser          Projekt – eine Zielvereinbarung
                                   Ausgabe hat der Berliner Fotograf Erik Weiss für uns
                                   aufgenommen. www.erikweiss.de                                                                   ↑ Porträts rechte Seite (von links nach rechts)
                                                                                                          Mehr über unsere Fotostrecke „Gesichter des Engagements“ auf Seite 7.
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InhaltStiftungswelt Sommer 2021

                                                              Titel
                                                              Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!                                                       6 – 29
                                                         1    Intro                                               27   Neue Formen für alte Bedürfnisse
                                                         4    Panorama                                                 Der Deutsche Stiftungstag ist eine Institution.
                                                                                                                       Wie lässt sich Europas größter Stiftungskongress
                                                                                                                       ins Digitale überführen? Ein Werkstattbericht
                                                              Titel
                                                                                                                  30   „Er hallt nach“ Vor fünf Jahren ist der Publizist
                                                         8    „Stiftungen müssen Orte der Begegnung
                                                                                                                       Roger Willemsen in seiner Villa nahe Hamburg
                                                              sein“ Ein Gespräch mit der Soziologin Jutta All-
                                                                                                                       gestorben. Heute residieren hier Künstlerinnen               3
                                                              mendinger über den Umgang der Deutschen mit
                                                                                                                       und Künstler. Ein Hausbesuch
                                                              der Pandemie und die Frage, was Stiftungen für

                                                                                                                                                                               STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Inhalt
                                                              den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun können      40   Stiftungsrechtsreform jetzt? Im Juni wird der
                                                                                                                       Bundestag voraussichtlich die Stiftungsrechtsre-
                                                         15   Der Fuggerei-Code Im August 2021 feiert die
                                                                                                                       form verabschieden. Es wäre eine gute Nachricht
                                                              Fuggerei in Augsburg ihr 500-jähriges Bestehen.
                                                              Anlässlich des Jubiläums soll das Erfolgsmodell     41   Fachbegriffe des Stiftungsrechts –
                                                              der Sozialsiedlung nun auch in anderen Ländern           ­verständlich erklärt Unser Glossar hilft
                                                              Wirklichkeit werden. Ein Rück- und Ausblick               ­juristischen Laien auf die Sprünge
                                                         18   Ein Fonds für Hamburg Im Juni 2020 riefen           45     Er hat sich mit dem Stiftungswesen
                                                              16 Stiftungen den Gemeinschaftsfonds „Hambur-              ­identifiziert Ein Nachruf auf Winfrid Freiherr
                                                              ger Spielräume“ ins Leben, um außerschulische               von Pölnitz von und zu Egloffstein
                                                              Initiativen für Kinder und Jugendliche in der Co-   46      Die Waldschule: Klimaschutz hautnah
                                                              rona-Zeit zu unterstützen. Ein Erfahrungsbericht            ­erleben Das Umwelt-Projekt der BayWa
                                                         22   Die nachbarschaftliche Gesellschaft Der                      ­Stiftung macht Grundschulkinder mit dem Öko-
                                                                                                                            system Wald vertraut – und setzt dabei auf sinn-
Fotos: Erik Weiss (Cover, S. 6-29), Claudia Höhne (30)

                                                              Wert freiwilliger Nachbarschaftshilfe hat sich
                                                              während der Pandemie gezeigt. Höchste Zeit,                   liche Erfahrungen
                                                              diese Art des Engagements stärker zu fördern,
                                                              findet Sebastian Gallander                          48   Personalia
                                                         24   Collective Impact: Gemeinsam das System             50   Meldungen
                                                              verändern Um die Wirkung von Projekten zu           54   Medien
                                                              erhöhen, sollten öffentliche Hand, Wirtschaft
                                                                                                                  58   Exklusiv für Mitglieder
                                                              und Stiftungen kooperieren, so das Credo des
                                                              Konzeptes „Gemeinsam wirken“. Nun beginnt           59   Outro/Impressum
                                                              der Ansatz auch in Deutschland Fuß zu fassen        60   Abgestaubt
Stiftungswelt SOMMER - Bundesverband Deutscher ...
Panorama
                                                             Anstifter

                                                            Neue Grundrechte für Europa
                                                            Anfang des Jahres wurde der Verein „Stiftung Jeder Mensch“ in Heidelberg ge-
                                                            gründet. Er tritt mit nichts weniger als dem Ziel an, die Grundrechtecharta der
                                                            Europäischen Union um sechs Artikel zu ergänzen. Galionsfigur und Initiator
                                                            ist der Autor und Publizist Ferdinand von Schirach, der zusammen mit füh-
                                                            renden Rechtsexpertinnen und -experten die neuen Grundsätze formuliert
                                                            hat. So heißt es beispielsweise in Artikel 1 – Umwelt: „Jeder Mensch hat das
                                                            Recht, in einer gesunden und geschützten Umwelt zu leben.“ Oder in Artikel 4
                                                            – Wahrheit: „Jeder Mensch hat das Recht, dass Äußerungen von Amtsträgern
                                                            der Wahrheit entsprechen.“ Gleichzeitig veröffentlichte er ein begleitendes Plä-
                                                            doyer in Form des Buches „Jeder Mensch“. Darin vollzieht er die Geschichte
                                                            der Verfassungen und Grundrechtechartas bis in die Gegenwart hinein nach
                                                            und erläutert, warum es heute erneut an der Zeit ist, Grundrechte eines je-
                                                            den Bürgers verbindlich festzuhalten. Als ersten Schritt will die Bewegung
                                                            einen europäischen Verfassungskonvent erwirken, auf dem Abgesandte über
                                                            die neuen Rechte debattieren und abstimmen können. Aktuell werden unter
                                                            www.jeder-mensch.eu Unterschriften gesammelt.

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                                      »Es ist ein Missverständnis zu
STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Panorama

                                      meinen, der Stifterwille sei klar.
                                        Um dessen Auslegung wird
                                       in den Organen und mit den
                                           Behörden gestritten.«
                                        Prof. Dr. Stephan Schauhoff im Rechtsausschuss des Bundestages zum Gesetzentwurf
                                                     der Bundesregierung zur Vereinheitlichung des Stiftungsrechts

                                     712                    rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts wurden 2020 neu gegründet.
                                                            Damit steigt die Zahl der Stiftungen in Deutschland auf 23.876.
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                                                                                                                                                                                                                                                 Drei Fragen an
                                                                                                                                                                                                                                                 Claudia Abjörnson
                                                                                                                                                                                                                                                 Stiftung Rechnen

                                                                                                                                                                                                                                                 Null oder Eins? Am liebsten die 8!
                                                                                                                                                                                                                                                 Die ist mathematisch besonders
                                                                                                                                                                                                                                                 spannend. Sie ist zum Beispiel Be-
                                                                                                                                                                                                                                                 standteil der Fibonacci-Folge, bei
                                                                                                                                                                                                                                                 der die Summe zweier aufeinander-
                                                                                                                                                                      Einfach selbst machen – der Weg zur                                        folgender natürlicher Zahlen die
                                                                                                                                                                      ­passenden Geldanlage                                                      danach folgende Zahl ergibt. Die Fi-
                                                                                                                                                                                                                                                 bonacci-Folge findet sich übrigens
                                                                                                                                                                      Stiftungen brauchen Wertpapier-Investments, um auskömmliche Ren-           auch in der Natur: beispielsweise
                                                                                                                                                                      diten zu erwirtschaften. Das passende Portfolio selbst zu bauen ist des-   in der Anordnung der Samen in der
                                                                                                                                                                      halb sinnvoll und leichter, als viele denken – wenn man einige Grund-      Sonnenblumenblüte oder der Form
                                                                                                                                                                      regeln beachtet. www.stiftungen.org/geldanlage-selbstgemacht               von Schneckenhäusern.

                                                                                                                                                                                                                                                 Geht Alltagsmathematik wirklich
                                                                                                                                                                                                                                                 über die Grundrechenarten hin-
                                                                                                                                                                                                                                                 aus? Wenn man die vier Grundre-
Fotos: Luchterhand (Jeder Mensch), Hurca!/stock.adobe.com (passende Geldanlage), Thomas Bethge/stock.adobe.com (Künstlersozialabgabe), Stiftung Rechnen (Abjörnson)

                                                                                                                                                                                                                                                 chenarten sicher beherrscht, kommt
                                                                                                                                                                                                                                                 man schon gut durch das Leben.
                                                                                                                                                                                                                                                 Aber Prozentrechnen und Drei-
                                                                                                                                                                                                                                                 satz sollte man in seinem persönli-
                                                                                                                                                                                                                                                 chen „Warenkorb“ auch dabeihaben,
                                                                                                                                                                      Künstlersozialabgabe – das müssen Stiftun-                                 damit einfache Berechnungen wie
                                                                                                                                                                      gen und gem. Organisationen beachten                                       Zinssätze oder Vertragslaufzeiten
                                                                                                                                                                                                                                                 nicht zu unüberwindbaren Hürden                    5
                                                                                                                                                                      Die Praxis der letzten Jahre zeigt: Nur wenige Stiftungen und gemein-      werden.

                                                                                                                                                                                                                                                                                               STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Panorama
                                                                                                                                                                      nützige Organisationen sind von der Künstlersozialabgabe befreit.
                                                                                                                                                                      Durch verschärfte Prüfungen steigt die Wahrscheinlichkeit der Aufde-       Ihr mathematisches Lieblings­
                                                                                                                                                                      ckung von Verstößen und damit die Möglichkeit, zu Nachzahlungen            theorem? Das ist eindeutig der
                                                                                                                                                                      verpflichtet zu werden. www.stiftungen.org/kuenstlersozialabgabe           Freundschaftssatz – ein Lehrsatz aus
                                                                                                                                                                                                                                                 dem mathematischen Gebiet der Gra-
                                                                                                                                                                                                                                                 phentheorie. Er besagt, dass es in ei-
                                                                                                                                                                                                                                                 nem Raum, in dem je zwei Personen
                                                                                                                                                                                                                                                 genau einen gemeinsamen Freund
                                                                                                                                                                                                                                                 haben, eine Person geben muss, die
                                                                                                                                                                                                                                                 mit allen befreundet ist. Das ist mit-
                                                                                                                                                                                                                                                 ten aus dem Leben und zeigt: Mathe-
                                                                                                                                                                                                                                                 matik ist überall!  ←

                                                                                                                                                                      Lobbyregister beschlossen:
                                                                                                                                                                      Das müssen Stiftungen nun wissen
                                                                                                                                                                      Das Gesetz zur Einführung eines Lobbyregisters kommt. Damit wird
                                                                                                                                                                      ein neuer Rahmen für das Miteinander von Politik, Wirtschaft und Zi-
                                                                                                                                                                      vilgesellschaft geschaffen. Ziel ist es, Transparenz und öffentliche Zu-
                                                                                                                                                                                                                                                                           Claudia Abjörnson
                                                                                                                                                                      gänglichkeit in Bezug auf Kontakte zu Bundesregierung und Bundesmi-                   ist geschäftsführende Vorständin
                                                                                                                                                                      nisterien herzustellen. www.stiftungen.org/lobbyregister                                          der Stiftung Rechnen
Stiftungswelt SOMMER - Bundesverband Deutscher ...
Stiftungswelt SOMMER - Bundesverband Deutscher ...
Einer für alle – alle für einen
                                                      → Gemeinsam Zusammenhalt gestalten! So lautet das
                                                      Motto des Deutschen Stiftungstages, der vom 7. bis 11. Ju-
                                                      ni 2021 erstmals digital stattfindet und dem auch der
                                                      Schwerpunkt dieser „Stiftungswelt“ gewidmet ist. Stiftun-
                                                      gen kommt dabei eine herausragende Rolle zu – das macht
                                                      die Soziologin Jutta Allmendinger im Interview auf den
                                                      folgenden Seiten deutlich. Das Wirken von Stiftungen wie-
                                                      derum wäre nicht möglich ohne die vielen Millionen Enga-
                                                      gierten in Deutschland, die sich freiwillig und unentgelt-
                                                      lich für andere und damit für den gesellschaftlichen Zu-
                                                      sammenhalt einsetzen.
                                                              Diesem Engagement möchten wir in der Fotostre-
                                                      cke unseres Schwerpunktes ein Gesicht geben. Stellvertre-
                                                      tend für alle, die ein Ehrenamt ausüben, haben wir Men-
                                                      schen porträtiert, die in ihrer Freizeit anderen Menschen
                                                      helfen und sie stärken. Es sind Gesichter und Geschichten,
                                                      die berühren – und die zeigen: Das Engagement ist so viel-
                                                      fältig und divers wie unsere Gesellschaft selbst. Ob pensio-
                                                      nierte Lehrerin oder Student, ob in Deutschland geboren
                                                      oder aus einem anderen Land hierhergekommen, ob mit
                                                      Einschränkung oder ohne – sie alle eint, dass sie Freude da-
                                                      ran haben, anderen etwas zu geben, für sie da zu sein. Und
                                                      dass sie dankbar sind für das, was sie von ihrem Gegenüber
                                                         zurückbekommen.                                                        7

                                                                                                                     STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!
                                        T E R D ES
                                      H                         Wir danken allen Engagierten für ihre Bereit-
                             G ES I C        E N TS             schaft, sich für den Schwerpunkt dieser Ausgabe
                                      G E M                     porträtieren zu lassen, sowie der Bürgerstiftung
                              E NGA                             Berlin und der Bürgerstiftung Neukölln für die
                                                               organisatorische Unterstützung.
                                                                     Mehr Informationen über die Einrichtungen,
                                                           für die sich die hier Porträtierten engagieren, unter:
  TIMO VOLKMANN (LINKS) UND ALPEREN                        www.buergerstiftung-berlin.de
  sind ein eingeschworenes Team. Kennengelernt
                                                           duke-award.de
  haben sich der 35-jährige gelernte Journalist
  und der 13-jährige Schüler vor einem knappen             www.flamingo-berlin.org
  Jahr bei einem Treffen der Bürgerstiftung Neu-           www.neukoelln-plus.de
  kölln, die im Rahmen ihres Projektes „Neuköllner
  Talente“ Patenschaften zwischen Ehrenamt-
  lichen und Grundschulkindern vermittelt. Die
  beiden mochten sich auf Anhieb. „Timo ist ein-
  fach cool“, sagt Alperen und strahlt. Fast jede
  Woche machen sie gemeinsam Sport, unterneh-
  men Ausflüge und reden – über Schule, Familie,
  die Welt und den Sinn des Lebens.
Stiftungswelt SOMMER - Bundesverband Deutscher ...
„Stiftungen
                                                                       müssen Orte
                                                                      der Begegnung
                                                                           sein“
                                                                       Zusammenhalt war schon vor Corona das große Thema der Soziologin
                                                                   Jutta Allmendinger. Warum sie der Umgang der Deutschen mit der Pandemie
                                                                dennoch überrascht hat, weshalb sie findet, dass die Politik das Innovationspotenzial
                                                                  der Stiftungen verschenkt, und welche neue Rolle sie auf diese zukommen sieht,
                                                                                              erzählt sie im Interview
         8
STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!

                                                              Stiftungswelt: Frau Professorin Allmendinger, aus rein
                                                              professioneller Perspektive dürfte es für Sie als So-
                                                              ziologin durchaus spannend sein, eine Pandemie mit-
                                                              zuerleben und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen
                                                              zu beobachten. Was war in dieser Hinsicht Ihr über-
                                                              raschendstes Erlebnis im Kontext der Corona-Krise?
                                                              Prof. Dr. Jutta Allmendinger: Offen gesagt: Auf ein Real-
                                                              labor – und das auch noch ohne Kontrollgruppe – hätte ich       Warum hat Sie dieses Verhalten der Menschen über-
                                                              gern verzichtet. Doch klar ist: Aus soziologischer Sicht war    rascht? Weil sie in sehr unterschiedlichem Maß von der
                                                              und ist die Corona-Zeit höchst interessant. Sie ist auch auf-   Pandemie und ihren Auswirkungen betroffen sind: die Al-
                                                              reibend, sie ist voller Herausforderungen für die Gesell-       ten anders als die Jungen, Menschen mit Kindern anders als
                                                              schaft, für die Wissenschaft, für jede und jeden von uns.       jene ohne Kinder, Kranke anders als Gesunde. Dass die weit
                                                              Überrascht hat mich, wie sehr sich die allermeisten Men-        überwiegende Mehrheit der Menschen bei aller unterschied-
                                                              schen zusammenreißen. Wie sie täglich um ihre Conte-            lichen Betroffenheit dennoch ein ähnliches Verhalten zeigt,
                                                              nance kämpfen und versuchen, sich irgendwie zum Wohle           das finde ich schon erstaunlich. Denn die Krise hat ja, anders
                                                              der Gesellschaft zu verhalten. Oft denke ich dann: „Wow.        als viele diagnostiziert haben, die Leute nicht gleichgemacht,
                                                              Das hat Anerkennung verdient.“                                  im Gegenteil. Sie hat sie von Anfang an ungleich getroffen.
                                                                                                                              Und sie hat für die verschiedenen gesellschaftlichen Grup-
                                                                                                                              pen ganz unterschiedliche Folgen.
ziiert mit Europa, mit Deutschland oder mit größeren ge-
                                                                sellschaftlichen Zusammenhängen. Als Kitt für den Zusam-
                                                                menhalt in unserer Gesellschaft reicht dieses „kleine Wir“,
Wie oft in Krisenzeiten, in denen eine Spaltung der             wie wir es genannt haben, aber nicht aus.
Gesellschaft droht, wird derzeit gern ihr Zusammen-
halt beschworen. Sie haben dem Thema im vergan-                 Gilt diese Diagnose für alle gesellschaftlichen Grup-
genen Jahr ein eigenes Buch gewidmet: „Die Vertrau-             pen gleichermaßen? Nein. Gebildete Menschen, die viel
ensfrage. Für eine neue Politik des Zusammenhalts“.             gereist sind, sich in den öffentlichen Raum wagen, schaffen
Dabei hat dieser Begriff meinem Empfinden nach et-              es viel eher, Brücken zu bauen zwischen ihren verschiede-
was Vages, schwer Greifbares.Das finde ich überhaupt           nen „kleinen Wirs“. Das gilt übrigens auch für Menschen,
nicht. Für mich hat Zusammenhalt etwas sehr Greifbares.         die sich gesellschaftlich engagieren. Bei ihnen ist der per-
Man kann ihn sehen, man kann ihn erfahren, man kann             sönliche Radius größer und damit auch das zwischen-
ihn sogar gut messen. Für mich hat Zusammenhalt ganz            menschliche Vertrauen stärker ausgeprägt.
viel mit Vertrauen zu tun. Vertrauen wiederum setzt so et-
was wie eine minimale Kenntnis von anderen, uns frem-
den Menschen voraus. Eine gängige Definition des Begriffs
aus der Anfangszeit der Sozialwissenschaften besagt: Ver-
trauen beruht darauf, belastbare Hypothesen über das Ver-           „Das Gefühl des Gemeinsamen,
halten anderer aufstellen können. Diese Definition fand
ich immer sehr eindrücklich. Ein Beispiel: Wenn man ei-               das ‚Wir‘-Gefühl, beschränkt
ne Straße entlanggeht, kann man sehen, wie die Leute lau-
fen, wie sie schauen, wie sie Kontakt aufnehmen oder eben           sich zu sehr auf die Familie, auf
nicht, und daraus seine Schlüsse ziehen. Im Umkehrschluss
bedeutet das: Um Erfahrungswissen über seine Mitmen-
                                                                      Freunde und nahe Bekannte.“
schen zu sammeln, muss man rausgehen. Wenn man die
ganze Zeit zu Hause sitzt und dort auch arbeitet, wie es die
meisten von uns derzeit tun, hat man gar nicht die Mög-
lichkeit, Erfahrungswissen über die anderen zu sammeln.
                                                                Also ist die Vertrauensfrage auch eine Bildungsfrage?
Sie haben vorhin gesagt, dass sich Zusammenhalt                 Auf jeden Fall. Ein Ergebnis unserer Studie, deren Daten                 9
messen lasse. Wie das? Indem man die Menschen fragt,            aus den Jahren 2018/2019 stammen, finde ich geradezu er-

                                                                                                                               STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!
was sie über andere denken, und diese Ansichten mit dem         schreckend: Es sind vor allem Personen mit niedriger Bil-
abgleicht, was die anderen tatsächlich tun. So haben wir        dung, die anderen misstrauen. Ein Teufelskreis: Weil sie
es im Rahmen unserer sogenannten Vermächtnisstudie ge-          sich von der Gesellschaft abgelehnt fühlen, ziehen sich die-
macht, die die Grundlage für das Buch „Die Vertrauens-          se Menschen in ihr privates Umfeld zurück und sind da-
frage“ ist. Je größer die Diskrepanz zwischen der Prognose      durch noch schlechter erreichbar – für die Politik wie auch
des Verhaltens anderer und deren tatsächlichem Verhalten,       für die Zivilgesellschaft.
desto geringer das gegenseitige Vertrauen, desto schwächer
der gesellschaftliche Zusammenhalt.                             Nun liegt das öffentliche Leben seit über einem Jahr
                                                                fast brach. Wenn man Ihrer These folgt, dass es des
Was haben Sie über den Zusammenhalt der Deut-                   öffentlichen Raumes bedarf, um ein Gemeinschafts-
schen herausgefunden? Dass es insgesamt gar nicht so            gefühl über den eigenen Freundeskreis hinaus zu ent-
schlecht um ihn bestellt ist. Bei vielen Themen konnten wir     wickeln, dürfte die derzeitige Situation toxisch sein für
diesen angeblichen Vertrauensriss, von dem so oft die Rede      den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Erleben wir ge-
ist, nicht feststellen. In anderen Bereichen hingegen kom-      rade eine Blütezeit des „kleinen Wir“, eine Art zweites
men die Menschen schon zu deutlichen Fehleinschätzun-           Biedermeier? Natürlich führt die Rückverlegung der Er-
gen. Da sagen sie über ihre Mitbürgerinnen und Mitbür-          werbsarbeit in den privaten Raum, wie wir sie mit dem Ho-
ger etwas ganz anderes, als diese über sich selbst sagen. Das   meoffice derzeit erleben, dazu, dass man sich zurückzieht
betrifft vor allem die Themen Familie, Arbeit, Gesundheit       in die eigene Wohnung. In dieser Wohnung wird gearbei-
und Digitalisierung. Und: Das Gefühl des Gemeinsamen,           tet, haben die Kinder zu lernen, isst man, liebt sich, macht
das „Wir“-Gefühl, beschränkt sich zu sehr auf die eigene Fa-
milie, auf Freunde und nahe Bekannte. Es ist weniger asso-
einfach alles. Man kann das Biedermeier nennen oder auch
                                                              Re-Feudalisierung der Bildung, Re-Traditionalisierung der
                                                              Geschlechterrollen. Und nein, Biedermeier im Jahr 2021 ist      Inwiefern? In den USA versucht die Politik, von den Mo-
                                                              nicht der Weg in die Zukunft. Es bietet einer diversen und      dellprogrammen, die von Stiftungen entwickelt und er-
                                                              globalen Gesellschaft wie der unseren nicht das Gerüst, das     probt wurden, zu lernen. Voraussetzung ist natürlich, dass
                                                              wir brauchen, um die nächsten Krisen, die noch größer sein      diese Programme evaluiert wurden. Nur wenn die Wir-
                                                              könnten als die Corona-Krise, zu bestehen. Dafür braucht es     kung eines Stiftungsprogramms gemessen wird, weiß man
                                                              tatsächlich ein „großes Wir“, dafür braucht es die Verständi-   ja, ob eine Veränderung ursächlich auf dieses Programm
                                                              gung über unterschiedliche soziale Kreise hinweg.               zurückzuführen ist. Sobald es aber eine solche Evaluation
                                                                                                                              erfolgreich durchlaufen hat, wird es von der Politik aufge-
                                                                                                                              griffen und großflächig umgesetzt. In Deutschland hinge-
                                                                                                                              gen sind wir davon noch weit entfernt.

                                                                       „Stiftungen agieren heute                              Woran liegt das? Ein Grund ist sicherlich, dass es bei uns
                                                                                                                              sehr viel mehr Ressentiments gegenüber Feldversuchen
                                                                        viel abgestimmter, quasi                              gibt, aus denen sich Kausalschlüsse ziehen lassen, als in den
                                                                                                                              USA. Ein Beispiel: Um herauszufinden, welche Auswirkun-
                                                                          konzertant, als früher.“                            gen die Schulausstattung auf den Bildungserfolg hat, wur-
                                                                                                                              den die Schülerinnen und Schüler einer US-amerikanischen
                                                                                                                              Schule in zwei Gruppen geteilt: Die eine Gruppe bekam zu-
                                                                                                                              sätzliche Lernmittel, der anderen wurden sie vorenthalten.
                                                                                                                              Ich wollte etwas Ähnliches einmal im Rahmen eines Schü-
                                                              Welche Krisen meinen Sie? Zuallererst die Klimakrise,           lerprojekts der Komischen Oper Berlin machen. Doch da-
                                                              deren Lösung nicht zuletzt einen tiefgreifenden Umbau un-       gegen gab es massive Vorbehalte.
                                                              serer Wirtschaft erfordert. Aber auch die sich abzeichnen-
                                                              de gesellschaftliche Krise, das Auseinanderbrechen sozia-       Solche kulturellen Unterschiede sind das eine. Ande-
                                                              ler Gruppen in Corona-Verlierer auf der einen und Coro-         rerseits müsste es doch gerade in Krisenzeiten wie
                                                              na-Gewinner auf der anderen Seite. Und dann natürlich die       diesen auch in Deutschland möglich sein, die Politik
                                                              Herausforderungen auf der internationalen Ebene, denken         dazu zu bewegen, innovative Stiftungsprojekte wahr-
10                                                            Sie etwa an die neue Geopolitik Chinas. Da stehen wir vor       zunehmen und großflächig umzusetzen.Das sehe ich
                                                              gewaltigen Aufgaben. Und wir werden diese Krisen nicht          genauso. Natürlich haben Stiftungen begrenzte Mittel und
STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!

                                                              meistern können, wenn wir uns ins Private zurückziehen          spezifische Aufträge. Doch wenn sie ihre Programme eva-
                                                              und uns von allem, was wir nicht kennen, abschotten.            luieren, wenn sie in ihrem Vorgehen transparent sind und
                                                                                                                              zeigen, wie sie bestimmte Ziele erreicht haben, dann soll-
                                                              Andererseits war die Politik der vergangenen Mona-              te die öffentliche Hand das nicht einfach nur dankend –
                                                              te nicht gerade dazu angetan, das Vertrauen der Bür-            und letztlich schulterzuckend – zur Kenntnis nehmen. Ge-
                                                              gerinnen und Bürger in ein übergeordnetes gesell-               nau das aber passiert leider immer noch viel zu oft. Und ich
                                                              schaftliches Ganzes zu stärken – man denke etwa an              denke, dass der Bundesverband Deutscher Stiftungen eine
                                                              die Maskenaffäre oder das monatelange Impfdebakel.              wichtige Rolle dabei spielen könnte, dass sich das ändert.
                                                              Kommt der Zivilgesellschaft und insbesondere Stif-
                                                              tungen in einer Zeit, in der die Politik in einer Vertrau-      Wie meinen Sie das? Ich finde, er könnte als Verband, als
                                                              enskrise steckt, neue Bedeutung zu? Stiftungen hatten           Interessensorganisation aller Stiftungen, eine klarere Spra-
                                                              schon immer eine ganz große Bedeutung. Natürlich kön-           che sprechen und an die Politik deutlich adressieren, wel-
                                                              nen sie die Politik nicht ersetzen. Stiftungen sind dazu da,    che Stiftungsprojekte gut funktioniert haben. Er könnte die
                                                              zu helfen, wenn es brennt. Und sie können mit ihren Pro-        Politik stärker fordern, und zwar mit Ergebnissen, die die
                                                              grammen und Projekten exemplarisch Wege aufzeigen, in           vielen Stiftungen in Deutschland vorgelegt haben. Und so
                                                              welche Richtung sich eine Gesellschaft mit ihren jeweili-       darauf hinwirken, dass sie übernommen und in der Fläche
                                                              gen Ressourcen entwickeln kann und sollte. Die Frage ist        umgesetzt werden.
                                                              nur, warum sich diese Bedeutung nicht in einer breiteren
                                                              Umsetzung wegweisender Stiftungsprojekte in der Fläche
                                                                                                                                                                                              Foto: Erik Weiss

                                                              zeigt. Aus Amerika, wo ich eine Zeit lang studiert und ge-
                                                              arbeitet habe, kenne ich das ganz anders.
D ES
  E S I C HTE R
G               N TS
          GEME
 E NGA
      CHARLOTTE WEBER-SPANKNEBEL
      engagiert sich im Projekt „Neuköllner
      Talente“ als Patin eines Grundschü-
      lers aus dem Kiez. Ziel des Projekts
      der Bürgerstiftung Neukölln ist es,
      bildungsbenachteiligten Kindern
      neue Erfahrungsräume und sinn-
      volle Arten der Freizeitgestaltung
      zu vermitteln. Charlotte und der
      siebenjährige Gebril kennen sich
      seit anderthalb Monaten. Sie haben
      schon zusammen Kekse gebacken
      und sind auf dem Tempelhofer Feld
      Inlineskates gefahren. Mit einem
      Kind durch Neukölln zu laufen, findet
      Charlotte spannend. Denn dadurch
      lerne sie ihren Kiez aus einer ganz
      anderen Perspektive kennen, sagt
      die 25-Jährige.
ES
   S I C H TER D
GE             N TS
         GEME
 E NGA
      TOMMASO DIDONE
      ist wie Timo (siehe Seite 7) und Char-
      lotte (siehe Seite 11) ehrenamtlicher
      Pate im Projekt „Neuköllner Talente“
      der Bürgerstiftung Neukölln. Seinem
      Patenkind Hamudi hilft er bei den
      Mathe-Hausaufgaben, sie spielen
      Fußball, gehen Pizza essen, einmal
      waren sie im Kino. Tommaso ma-
      chen die Treffen viel Spaß; er sei für
      Hamudi Vertrauens- und Autoritäts-
      person zugleich, sagt er. Gern würde
      er mit ihm in den Zoo gehen oder
      ihm vom Fernsehturm am Alexan-
      derplatz aus Berlin von oben zeigen.
      Aber noch traut sich der Zwölfjähri-
      ge nicht aus seinem Kiez.
Wie soll das konkret aussehen? Zum Beispiel in Form ei-
                                                                                nes gemeinsames Papiers, in dem ganz konkret aufgezeigt
                                                                                wird, was Stiftungen leisten können und welche Rahmen-
                                                                                bedingungen sie dafür vonseiten der Politik benötigen. Na-
                                                                                türlich sollten die Stiftungen auch andere Wege suchen, um     Warum ist das so wichtig? Weil viele Institutionen, die
                                                                                mehr Schlagkraft zu entwickeln und ihre Projekte stärker       traditionell solche Orte der Begegnung waren, in den ver-
                                                                                in die Fläche zu tragen. Und da passiert ja auch so einiges.   gangenen Jahren enorm an gesellschaftlicher Bedeutung
                                                                                                                                               und Bindungskraft verloren haben. Denken Sie etwa an die
                                                                                Inwiefern? Meiner Beobachtung nach wissen Stiftungen           Kirchen, die unter massivem Mitgliederschwund leiden,
                                                                                heute sehr viel mehr voneinander und agieren viel abge-        oder auch an die sogenannten Volksparteien, die ebenfalls
                                                                                stimmter, konzertant quasi, als früher. Sie treten auch viel   stark an Zuspruch verlieren. Wir brauchen doch zumindest
                                                                                weniger gegeneinander auf, als das früher der Fall war,        noch die Stiftungen als einen Ort, an dem Menschen zu-
                                                                                schließen sich vielmehr oft in gemeinsamen Projekten zu-       sammenkommen. Das sehe ich als Aufgabe der Stiftungen:
                                                                                sammen. Interessant finde ich auch, dass sie heutzutage        Menschen zusammenzubringen, „Enabler“ zu sein, eine
                                                                                weniger politisiert sind, weniger an spezifisch politischen    „Helping Hand“ – und damit zu diesem „großen Wir“ bei-
                                                                                Interessen ausgerichtet sind als früher. Die Bandbreite un-    zutragen, über das wir vorhin sprachen.
                                                                                terschiedlicher Stiftungen ist meiner Wahrnehmung nach
                                                                                größer geworden, sie sind nicht mehr so ideologisch nor-       Dank des neuen Impftempos zeichnet sich ein mögli-
                                                                                mativ aufgestellt wie noch vor 30 Jahren.                      ches baldiges Ende der Pandemie in Deutschland ab.
                                                                                                                                               Glauben Sie, dass wir als Gesellschaft dann etwas
                                                                                Laut einer Online-Umfrage des Bundesverbandes un-              aus dieser Ausnahmeerfahrung gelernt haben wer-
                                                                                ter Stiftungen vom Herbst 2020 konnten Stiftungen              den? Ich kann nur hoffen, dass wir uns zweierlei aus der
                                                                                zumindest der ersten Pandemiewelle vergleichsweise             Erfahrung der Corona-Krise bewahren werden: das gestie-
                                                                                gut standhalten. Was meinen Sie, wie sich die Coro-            gene Vertrauen in die Wissenschaft; und die Erkenntnis,
                                                                                na-Zeit längerfristig auf den Stiftungssektor auswir-          dass wir sehr viel stärker voneinander abhängen, als wir
                                                                                ken wird? Sicherlich wird sich die Stiftungslandschaft ver-    das vor dieser Krise geglaubt haben. Die frühere britische
                                                                                ändern. So wie es in den verschiedenen Wirtschaftsbran-        Premierministerin Margaret Thatcher hat einmal gesagt:
                                                                                chen Gewinner und Verlierer der Corona-Krise gibt, so          Die Gesellschaft gibt es nicht, es gibt nur Individuen. Man
                                                                                wird es auch unter den Stiftungen Gewinner und Verlierer       mag vom derzeitigen Premier Boris Johnson halten, was
                                                                                geben. Manche werden sich halten können, andere nicht.         man will. Aber wenn er sagt, dass uns Corona gezeigt habe,                 13
                                                                                Abgesehen davon gibt es nicht wenige Menschen, die von         dass es die Gesellschaft gibt, dann bringt das sehr schön die

                                                                                                                                                                                                                          STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!
                                                                                der Pandemie finanziell profitiert und unglaubliche Ge-        Lernkurve zum Ausdruck, die wir in dieser Krise absolviert
                                                                                winne gemacht haben. Darunter befinden sich sicherlich         haben. Meine große Hoffnung ist, dass wir diese Lektion
                                                                                auch potenzielle Stifterinnen und Stifter. Zumindest hof-      nie vergessen werden.  ←              Interview Nicole Alexander
                                                                                fe ich, dass einige von denen, die durch die Corona-Krise
                                                                                reich geworden sind, Stiftungen gründen werden.

                                                                                Diese neuen Stiftungen werden voraussichtlich auf
                                                                                eine tiefgreifend andere zivilgesellschaftliche Land-
Fotos: Erik Weiss (linke Seite), WZB/David Ausserhofer (Porträt Allmendinger)

                                                                                schaft stoßen, als wir sie bislang kannten. Denn viele
                                                                                ihrer Akteure sind bereits jetzt in ihrer Existenz be-
                                                                                droht und werden die Corona-Krise möglicherweise
                                                                                nicht überleben. Wie können Stiftungen in einem sol-
                                                                                chen Umfeld noch wirken? Müssen sie sich womöglich
                                                                                künftig ganz anders aufstellen als bisher? Stiftungen
                                                                                müssen, wie auch die Wissenschaft, stärker in den gesell-
                                                                                schaftlichen Raum hineinwirken und schauen, dass sie die
                                                                                                                                                 Über die Gesprächspartnerin Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger, Ph.D.,
                                                                                Menschen auch wirklich erreichen mit dem Kapital, das sie        ist seit 2007 Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für
                                                                                haben. Wichtig ist, dass es eine Verbindung zwischen den         Sozialforschung (WZB) und Professorin für Bildungssoziologie und
                                                                                                                                                 Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit
                                                                                Stiftungen und den Menschen, der Gesellschaft, gibt. Da          2012 ist sie außerdem Honorarprofessorin für Soziologie an der Freien
                                                                                darf das Band nicht verloren gehen, da muss es Foren der         Universität Berlin.
                                                                                Begegnung, auch von Stiftungsseite aus, geben.
D ES
  E S I C HTE R
G               N TS
          GEME
 E NGA
      ANGELIKA SCHILLING
      ist seit 20 Jahren als Ehren-
      amtliche bei der Bürgerstif-
      tung Berlin aktiv und gehört
      seit zwölf Jahren dem Vor-
      stand an. Aus ihrer lang-
      jährigen Erfahrung weiß die
      64-Jährige, wie wichtig es ist,
      dass Ehrenamtliche Anerken-
      nung für ihr Engagement
      erfahren. Neben dem Projekt
      „Zauberhafte Physik“, das bei
      Berliner Grundschulkindern
      auf spielerische Weise Be-
      geisterung für die sogenann-
      ten MINT-Fächer wecken soll
      (siehe auch Seite 19), obliegt
      ihr im Vorstand die Ehren-
      amtspflege.
Der Fuggerei-Code
                    Seit einem halben Jahrtausend bietet die Fuggerei in Augsburg Menschen in schwie-
                    rigen Lebenssituationen eine soziale Heimat – und trägt damit zum gesellschaftlichen
                    Zusammenhalt bei. Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums soll das Erfolgsmodell nun auch
                    in anderen Ländern Wirklichkeit werden. Über einen Stiftungszweck für die ganze Welt

                    Von Astrid Gabler

                    → Den Begriff des gesellschaftlichen       Wie alles begann                                   Jakob Fugger sah sich immer
                    Zusammenhalts definiert wohl jeder         Vor 500 Jahren waren in Augsburg vie-      als Bürger seiner Heimatstadt Augs-
                    und jede für sich ein bisschen anders.     le Handwerker und Tagelöhner samt          burg. Für ihn war die Stiftung der Fug-
                    Der eine ist schon zufrieden, wenn         ihren Familien von Armut bedroht. Ja-      gerei eine logische Konsequenz und
                    man sich freundlich grüßt und weiß,        kob Fugger entschied sich zu handeln       ein Dienst an seinen Mitbürgerinnen
                    dass der Nachbar zuverlässig ein Pa-       und konzentrierte sich mit seiner Stif-    und -bürgern. Es war eine Art Gegen-
                    ket entgegennimmt. Andere sind in          tung auf die sogenannten Hausarmen:        leistung oder anders gesagt: ein Bei-
                    Nachbarschaftsinitiativen aktiv oder       Menschen, die von ihrer Arbeit kaum        trag zum gesellschaftlichen Zusam-
                    haben ein Ehrenamt übernommen.             leben konnten, aber nicht betteln gin-     menhalt in seiner Stadt.
                    Auch viele Stiftungen engagieren sich      gen. Als „würdige“ Arme wurden sie                 Auch wenn er zu den reichsten
                    im Bereich der Chancengleichheit           teils in Armenhäusern mit Almosen          und erfolgreichsten Persönlichkeiten
                    bzw. Teilhabe und tragen so zum ge-        versorgt. Denn öffentliche Bettler gal-    seiner Zeit zählte, begegnete Jakob
                    sellschaftlichen Zusammenhalt bei.         ten als „unwürdige“ Arme und stan-         Fugger laut historischen Chroniken
                    Darüber hinaus sind sie auch Treiber       den damals wegen ihrer großen Zahl         den Menschen auf Augenhöhe. Des-          15
                    in Politik und Gesellschaft.               unter strenger Aufsicht der Stadt.         halb war es ihm wichtig, dass die Be-

                                                                                                                                                    STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!
                           Jede noch so kleine Initiati-               So leistete Jakob Fugger gezielt   dürftigen nicht ganz ohne Gegenleis-
                    ve ist wichtig, um den aktuellen und       Hilfe zur Selbsthilfe. 300 Menschen        tung wie Almosenempfänger in der
                    künftigen gesellschaftlichen Heraus-       fanden damals in seiner Fuggerei ein       Fuggerei leben. Im Stiftungsbrief leg-
                    forderungen zu begegnen. Stiftungen        Zuhause. Bedenkt man, dass Augsburg        te er als Gegenleistung drei Gebete am
                    tun dies im wahrsten Sinne des Wor-        zur damaligen Zeit nur 30.000 Ein-         Tag und einen Rheinischen Gulden
                    tes nachhaltig, denn sie sind per se auf   wohner hatte, wird schnell klar, dass er   im Jahr fest – damals etwa der Wo-
                    Ewigkeit angelegt. So manche Stif-         das damalige Sozialsystem auf einen        chenlohn eines Handwerkers. Und bis
                    tung hat ihr Wirken bereits vor vie-       Schlag deutlich entlastete. Als Bewoh-     heute ist es bei diesem Obolus geblie-
                    len hundert Jahren begonnen – ganz         ner der Fuggerei waren die Hausarmen       ben: 88 Cent müssen die Bewohnerin-
                    nach dem Willen und den Vorstellun-        von der Sorge um ein Dach über dem         nen und Bewohner im Jahr bezahlen,
                    gen ihres Stifters. So wie vor 500 Jah-    Kopf befreit, konnten als Familie bei-     nur die Nebenkosten wie Strom oder
                    ren am 23. August 1521: Damals stif-       einanderbleiben und durch ihre Arbeit      Heizung müssen von ihnen selbst ge-
                    tete der Augsburger Kaufmann und           wieder auf die Beine kommen.               tragen werden.
                    Bankier Jakob Fugger „auf ewig“ ei-
                    ne soziale Heimat für Bedürftige sei-
                    ner Stadt: In der nach ihm benann-
                    ten Sozialstiftung, der Fuggerei, bot
                    er ihnen ein sicheres und bezahlbares
Fotos: Erik Weiss

                    Dach über dem Kopf, dass ihnen die
                    Chance auf ein gelingendes Leben gab
                    – und bis heute gibt.
Das Jubiläum der Fuggerei
                                                                                                          Vor 500 Jahren, am 23. August 1521, gründete der Kaufmann Jakob
                                                                                                          Fugger in Augsburg die heute älteste bestehende Sozialsiedlung der
                                                                                                          Welt – die nach ihm benannte Fuggerei. Aus Anlass dieses Jubiläums
                                                                                                          findet ab dem 23. August 2021 in Augsburg ein Programmfestival statt.
                                                                      Die Bewohner sind der Fug-          Weitere Informationen unter www.fuggerei-next500.de
                                                              gerei dankbar, dass sie ihnen die Si-
                                                              cherheit einer Wohnung und damit
                                                              die Chance auf ein gelingendes Leben
                                                              gibt. In der Fuggerei können sie auf-
                                                              atmen, zur Ruhe kommen, das Leben        genommen. Bis heute ist die Nachfra-        te zurückzublicken, sondern auch
                                                              neu anpacken und genießen. Und sie       ge nach einer Wohnung in der Sozial-        500 Jahre in die Zukunft zu schauen.
                                                              freuen sich, dass sie Jakob Fugger mit   siedlung ungebrochen hoch – mit seit        „Wir möchten das Unkopierbare als
                                                              den drei Gebeten etwas zurückgeben       einigen Jahren steigender Tendenz.          Impuls in die Welt senden, um Men-
                                                              können – auch das gehört zu einer Be-           Was Jakob Fugger in Augsburg         schen auf der ganzen Welt die Mög-
                                                              gegnung auf Augenhöhe: dass man          erschaffen hat, sorgte übrigens schon       lichkeit zu geben, durch eigene Kraft
                                                              sich bedanken kann. Und schließlich      vor 500 Jahren weit über die Grenzen        wieder auf die Beine zu kommen“,
                                                              war Jakob Fugger der festen Überzeu-     Augsburgs hinaus für Staunen. Be-           sagt Maria Elisabeth Gräfin Thun-
                                                              gung, dass er sein Vermögen von Gott     sonders nach dem Zweiten Weltkrieg          Fugger, Vorsitzende des Fuggerschen
                                                              empfangen hat – und er wollte auf Er-    gab es an anderen Orten Bestrebun-          Familienseniorats. „Also verdichteten
                                                              den etwas davon zurückgeben. Denn        gen, die Fuggerei nachzuahmen. So-          wir die Bestimmungen im Stiftungs-
                                                              er war sich sicher: Ohne Gottes Willen   gar aus Äthiopien kam eine Delegati-        brief von Jakob Fugger zu einer DNA
                                                              hätte er nie so reich werden können.     on, um sich die Sozialsiedlung anzu-        der Fuggerei und haben diese in mo-
                                                                                                       sehen. Doch alle bisherigen Versuche        dernen Worten im Fuggerei-Code zu-
                                                              Die Fuggerei heute                       wurden nicht weiterverfolgt. Denn           sammengefasst.“
                                                              Bis heute leben in der Fuggerei be-      auch, wenn es so einfach wirkt: Die                 Was einfach klingt, war ein
                                                              dürftige Augsburger Bürgerinnen          Fuggerei basiert auf einem außeror-         langer, schwieriger und diskussions-
                                                              und Bürger katholischen Glaubens.        dentlichen Konzept, das offensichtlich      reicher Prozess, an dem zahlreiche
16                                                            Ein tiefer Einschnitt war die schwere    nicht so einfach zu kopieren ist.           Experten beteiligt waren. Das Ergeb-
                                                              Bombardierung Augsburgs im Feb-                                                      nis sind drei Sätze, die es in sich ha-
STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!

                                                              ruar 1944, bei der auch die Fuggerei     Next 500:                                   ben. Denn sie stellen die Grundlage
                                                              zerstört wurde. Seit ihrem Wiederauf-    Soziale Heimat vervielfältigen              dar, um das Augsburger Modell er-
                                                              bau haben rund 1.400 Menschen in ei-     Dabei war offensichtlich genau dies         folgreich in die Welt zu tragen und
                                                              ner der 140 Wohnungen eine soziale       der Wunsch des Stifters: dass seine         überall „Fuggereien der Zukunft“ ent-
                                                              Heimat gefunden – im Schnitt lebten      Fuggerei Nachahmer findet. Denn in          stehen zu lassen. Dieser sogenannte
                                                              sie dort jeweils rund 14 Jahre. Dabei    eine Steintafel über einem der Tore         Fuggerei-Code lautet:
                                                              wurden die Aufnahmekriterien im-         der Fuggerei ließ er die Worte „in ex-              „Dieser Ort ist ein kuratierter Le-
                                                              mer wieder an das jeweils herrschende    emplum“ schreiben – und wollte da-          bensraum für die Ewigkeit. Für eine mi-
                                                              Ausmaß der Bedürftigkeit angepasst.      mit zum Ausdruck bringen, dass seine        nimale spirituelle und monetäre Gegen-
                                                                     So war in den Jahren nach         Gründung der Sozialsiedlung auch an-        leistung ermächtigt die Stiftung Bedürf-
                                                              den beiden Weltkriegen die Fuggerei      dere zu Freigebigkeit inspirieren sollte.   tige aus der Region, ein selbstbestimmtes
                                                              nur Älteren zugänglich, da aufgrund             Daher hat sich die Familie Fug-      Leben in Würde zu führen. Das Konzept
                                                              der hohen Bewerberzahlen in Zeiten       ger zum Jubiläum der Fuggerei im            der Fuggerei setzt Maßstäbe seit 1521.“
                                                              dramatischer Wohnungsnot schlicht        August 2021 das Ziel gesetzt, nicht                 Hinter jedem Wort steckt ei-
                                                              Prioritäten gesetzt werden mussten.      nur auf 500 Jahre Stiftungsgeschich-        ne tiefere Bedeutung, deren Essenz
                                                              In der Nachkriegszeit änderte sich die                                               die Grundlage für soziale Innovatio-
                                                              strukturelle Armut zunehmend, und                                                    nen auf der ganzen Welt sein soll. So
                                                              nach der Einführung der Hartz-IV-                                                    bezeichnet die Formulierung „die-
                                                              Gesetzgebung wurden ab 2008 auch                                                     ser Ort“ mehr als eine Wohnung.
                                                              wieder junge Familien und vor allem                                                  Es ist ein Lebensraum, in dem sich
                                                              Alleinerziehende in der Fuggerei auf-                                                die Menschen entfalten können und
die Möglichkeit bekommen, sich ei-         Menschen die Möglichkeit zu geben,
                              ne Existenz aufzubauen. Es ist unbe-       ihrem Stifter Danke sagen zu können.
                              dingt notwendig, dass dieser Ort ein       „Das hat etwas mit Würde und Au-
                              „kuratierter Lebensraum“ ist. Das gibt     genhöhe zu tun“, so Graf von Hundt.
                              nicht nur finanzielle Sicherheit, son-     Aus diesem Grund ist auch die „mo-
                              dern stellt zugleich klar, dass ein Ent-   netäre Gegenleistung“ im Fuggerei-
                              scheidungsgremium Veränderungen            Code verankert: Auch Menschen in          Ort dieser Welt auf Basis dieses Codes
                              und Anpassungen vor Ort begleitet.         schwierigen Lebenslagen ist es wich-      eine Fuggerei entstehen kann. Es
                              „Wenn die Administration nicht vor         tig, nichts geschenkt zu bekommen,        kann sicherlich auch Regionen geben,
                              Ort ist, die Stimmungen und Proble-        sondern für ihren Wohnraum mit ei-        in denen eine Fuggerei nicht möglich
                              me der Bewohner nicht auf- und an-         ner Gegenleistung zu bezahlen.            ist – etwa in Diktaturen oder in Län-
                              nimmt, dann kann das Konzept der                   „Aus der Region“ heißt, dass      dern mit Kastensystem. Wo Menschen
                              Fuggerei nicht funktionieren“, erklärt     man nicht gebürtig aus der Umgebung       unterdrückt oder nach ihrer Herkunft
                              Wolf-Dietrich Graf von Hundt, Ad-          einer Fuggerei der Zukunft kommen         in verschiedene Kasten eingeteilt wer-
                              ministrator der Fuggerschen Stiftun-       muss, aber mit der Region, in der sie     den, scheint ein selbstbestimmtes Le-
                              gen . „Das erleben wir hier in Augs-       steht, verwurzelt sein sollte. „Selbst-   ben kaum möglich.
                              burg jeden Tag.“                           bestimmt“ ist ein Terminus, der von               Und genau dies – ein selbst-
                                      Was schon für Jakob Fugger es-     Jakob Fugger selbst stammen könnte:       bestimmtes Leben – ist es, was Jakob
                              senziell war, hat auch in den Fuggerei-    Denn die Hilfe zur Selbsthilfe auf dem    Fugger den Menschen zurückgeben
                              Code Einzug gehalten: „für die Ewig-       Weg in ein Leben, in dem man selbst       wollte. Dass seine Idee nach 500 Jah-
                              keit“. Es geht nicht darum, schnell und    bestimmt, wohin es gehen soll, war für    ren ein Zukunftsmodell ermöglicht,
                              billig viele Wohnungen hochzuzie-          ihn ein wichtiges Ziel seiner Stiftung.   würde ihn sicher stolz machen – und
                              hen. Es geht darum, Verantwortung                                                    wer weiß, ob er mit seiner Formulie-
                              für die Zukunft von Anfang an mitzu-       Maßstäbe seit 1521                        rung „in exemplum“ nicht genau die-
                              denken. Das beginnt bei einer nach-        Dass „Würde“ eine wichtige Rolle          se Vision verband. Wenn nun wirklich
                              haltigen finanziellen Grundlage. Es        spielt, zeigt sich in der heutigen Fug-   auf Basis des Fuggerei-Codes weltweit
                              bedeutet aber auch, nachhaltige und        gerei in ganz unterschiedlicher Weise.    weitere Sozialsiedlungen entstehen
                              langlebige Materialien zu verwenden.       Zum Beispiel in der Architektur: Jeder    sollten, hat sich der Impuls von Ja-
                                      Man hätte die zerstörte Fugge-     Bewohner hat einen eigenen Eingang,       kob Fugger mehr als bewährt. Er hat
                              rei nach der Bombennacht im Februar        seine eigenen vier Wände, seinen ge-      etwas zurückgegeben – an die Gesell-      17
                              1944 auch aufgeben können. Doch die        schützten Bereich. Und: Die Wohnun-       schaft. In einer Stiftung. Und in einer

                                                                                                                                                             STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!
                              damals Verantwortlichen waren sich         gen sind groß – so groß, dass auch eine   Idee für viele Generationen – in den
                              der Bestimmung „für die Ewigkeit“          Familie mit Kindern darin Platz findet    nächsten 500 Jahren vielleicht nicht
                              bewusst und haben die Fuggerei neu         und früher ein Handwerker dort sei-       nur in Augsburg, sondern auf der gan-
                              und sogar noch größer als ursprüng-        nem Beruf nachgehen konnte.               zen Welt.  ←
                              lich wiederaufgebaut.                              Der Schlusssatz des Fuggerei-
                                      Aus den drei Gebeten am Tag        Codes – „Das Konzept der Fuggerei
                              ist die „spirituelle Gegenleistung“ ge-    setzt Maßstäbe seit 1521“ – soll deut-
                              worden. „Wir wollten die Gegenleis-        lich machen: Was im 16. Jahrhundert
                              tung vom katholischen Glauben lösen        mitten in Augsburg entstand, ist alles
                              und das Transzendente deutlich ma-         andere als Mittelmaß. Hier wurden
                              chen“, erklärt Graf von Hundt. Denn        schon vor Hunderten von Jahren Inno-
                              die Spiritualität müsse zum Ort und        vationen angestoßen und umgesetzt –
                              Wertesystem passen, an dem sich die        und so soll es auch weitergehen.
                              Fuggerei der Zukunft befindet. Der                 Natürlich muss auch die Frage
                              Grundgedanke allerdings bleibt: den        gestellt werden, ob wirklich an jedem
Foto: Fuggersche Stiftungen

                                                                                                                     Über die Autorin Astrid Gabler ist
                                                                                                                     Leiterin Kommunikation und Programme
                                                                                                                     der Fuggerschen Stiftungen.
Ein Fonds
                                                              für Hamburg
                                                              Der Gemeinschaftsfonds „Hamburger Spielräume für Kinder, Jugendliche
                                                              und Familien“ ist ein Paradebeispiel für schnelles und gemeinsames Stiftungs-
                                                              handeln. Über ein wirkungsvolles Instrument im Kampf gegen die Corona-Krise

                                                              Von Rüdiger Ratsch-Heitmann

                                                              → Wie sieht das Leben eines Jugend-        trägt eine warme Jacke und Mütze, es
                                                              lichen im Frühling 2021 aus? Der All-      ist kalt an diesen Frühlingstagen. Er ist
18                                                            tag eines Jungen etwa, der im Hambur-      trotzdem jeden Tag hier. Warum? Was
                                                              ger Osten aufwächst, einem Neubau-         kann man hier erleben?
STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!

                                                              gebiet, das einmal die größte Flücht-               Mohammeds Lächeln lässt sich               Es scheint, es sind in diesen
                                                              lingsunterkunft Deutschlands war?          hinter seiner Atemschutzmaske nur           Zeiten viele kleine Dinge, die einen
                                                              Nennen wir ihn Mohammed. Aber er           erahnen, aber seine Augen leuchten,         großen Unterschied machen: Für die
                                                              könnte auch Tim oder Yaris heißen.         als er sagt: „Jede Menge. Es ist super      Gestaltung der genannten, stets un-
                                                              Er ist 13 Jahre alt, lebt mit seinen El-   hier!“ Er habe mit seiner Angelgrup-        ter Beachtung der Hygiene- und Ab-
                                                              tern und zwei Geschwistern in einer        pe Kanus repariert, erzählt er. Und er      standsregeln durchgeführten Out-
                                                              Zweizimmerwohnung und verbringt            gehe mit ihnen angeln, auch wenn es         door-Aktivitäten hätten dem TSG
                                                              seine Nachmittage oft im Jugendclub        kalt ist. Er backe mit Freunden auch        Bergedorf, dem Träger des Projekts
                                                              „Gleis 1“ – normalerweise. Denn jetzt      im Winter Pizza. Und wenn es wär-           „Kiez-Garten“, jegliche Mittel ge-
                                                              ist der Jugendclub wegen Corona ge-        mer wird, wollen sie Gemüse in den          fehlt. Es gibt keine Geldtöpfe für sol-
                                                              schlossen, genauso wie die Schwimm-        Hochbeeten anbauen und nach der             che Extras, für warme Angelkleidung,
                                                              halle und der Fitnessclub. Nur eine        Ernte gemeinsam zubereiten. Er ha-          für einen Pizzaofen oder für den Rin-
                                                              Einrichtung hat stets geöffnet: Der        be aber auch einen Bumerang selbst          denmulch, der die Anlage auch bei
                                                              „Kiez-Garten“ auf dem Gelände einer        gebaut und Pläne für eine Seifenkiste       schlechtem Wetter zugänglich macht.
                                                              nahe gelegenen Schrebergartensied-         im Kopf. Die Liste ist lang und wäh-        „Als wir von dem Fonds ‚Hamburger
                                                              lung. Hinter einem bunt gestrichenen       rend man Mohammed zuhört, wird              Spielräume‘ hörten, waren wir hellauf
                                                              Eingangstor findet man ein Holzhaus        schnell klar: Der „Kiez-Garten“ ist für     begeistert“, sagt Carola Kludasch, die
                                                              und Hochbeete, ein Gartencafé und          den Jungen nicht irgendein Ort. Er ist      Leiterin des „Kiez-Gartens“. „Die Kin-
                                                                                                                                                                                               Fotos: Erik Weiss

                                                              einen Grillplatz sowie eine Holzwerk-      sein Rettungsanker in der Pandemie.         der und Jugendlichen hatten gleich je-
                                                              werkstatt. Es sind Wege angelegt, mit                                                  de Menge Ideen für Spiel und Spaß,
                                                              Rindenmulch bedeckt. Mohammed                                                          den man draußen haben kann.“
ANGELIKA STEINFELDT (OBEN LINKS),
VERENA CASPARI (OBEN RECHTS) UND
CHALAK SAEED (UNTEN LINKS)
engagieren sich in dem Projekt „Zauberhafte Physik“
(siehe Seite 14): Die pensionierte Berliner Physikleh-
rerin, die Physikstudentin und der aus dem Irak ge-
flüchtete Physiklehrer führen gemeinsam mit Berliner
Grundschülern spannende physikalische Experimente
durch – funkelnde Magie statt graue Theorie.

                                                                        D ES
                                                                  HTE R
                                                         G ES I C       N TS
                                                            N G A GEME
                                                          E

                                                                         HENRIETTE DRUBA
                                                                         ist über Bekannte zum Mento-
                                                                         ring-Projekt der Bürgerstiftung
                                                                         Neukölln gekommen, weil sie den
                                                                         Austausch mit anderen gesucht
                                                                         hat. Ihre Mentee Assauer ist
                                                                         16 Jahre alt und stammt aus dem
                                                                         Irak. Es habe Zeit gebraucht, um
                                                                         Vertrauen aufzubauen, erzählt
                                                                         die 28-Jährige. Heute seien sie
                                                                         fast wie Schwestern.
Die Gründung des Gemein-          nächst eine große Unsicherheit fest.
                                                              schaftsfonds „Hamburger Spielräu-         Viele fragten sich, was geschehen wür-
                                                              me für Kinder, Jugendliche und Fami-      de, wenn Fördermittel nicht mehr ver-
                                                              lien“ hat augenscheinlich einen Nerv      tragsgerecht eingesetzt werden könn-
                                                              getroffen. Seit Juni 2020 wurden in       ten, wenn Projekte sich verzögerten       liche ohne Druck und ohne ihre Eltern
                                                              bisher drei Förderrunden 234 Anträ-       oder die Mittel gar umgewidmet wer-       auf spielerische Weise mit ihrer Um-
                                                              ge bewilligt und 490.000 Euro ausge-      den müssten. Sollte man besser erst       welt auseinandersetzen und bekom-
                                                              schüttet. Unter den Antragstellern be-    einmal abwarten oder gerade jetzt be-     men wichtige Impulse für die Ent-
                                                              fanden sich gemeinnützige Träger der      sonders schnell handeln?                  wicklung einer eigenständigen und
                                                              Umweltbildung, Stadtteilkulturzen-                Parallel zu diesem ersten Aus-    starken Persönlichkeit“, betont sie.
                                                              tren, Bauspielplätze, Bürgerhäuser.       tausch blickten wir in den englisch-              Die Folgen der Isolation von
                                                              Es gab Projekte wie Gewächshäuser         sprachigen Raum, wo die „Communi-         Kindern und Jugendlichen während
                                                              oder Freiluftkinderzimmer und vie-        ty Foundations“ eine lange Tradition      der Corona-Krise sind jetzt schon ab-
                                                              le Reisen und Ausflüge, darunter Ta-      haben und schnell gemeinsame Kri-         zusehen. Ärzte und Studien wie die
                                                              gesfahrten an die Ostsee oder in Ver-     sentröpfe entstanden. Diese Art der       COPSY-Studie des Universitätsklini-
                                                              gnügungsparks. Es wurden Mittel für       Zusammenarbeit war uns nicht fremd.       kums Hamburg-Eppendorf warnen
                                                              kulturelle Bildungsangebote bereitge-     Bereits 2016 hatten wir während der       vor der Zunahme an Depressionen
                                                              stellt, wie für Filmkurse, mobile Er-     sogenannten Flüchtlingskrise gute Er-     und Suizidgedanken.
                                                              zähltheater oder eine Initiative mit      fahrungen mit dem Fonds „Flüchtling               Im Mai 2020 war unsere Idee
                                                              dem wunderbaren Namen „zauber-            und Ehrenamt“ gemacht. Da hatte sich      schließlich geboren, diejenigen zu un-
                                                              hafte Baumwesen“, bei der Kinder auf      bereits gezeigt, was wir auch mit dem     terstützen, die außerschulisch etwas
                                                              fantasievolle Weise ihre Umgebung         Fonds „Hamburger Spielräume“ er-          für Kinder und Jugendliche tun. Die
                                                              gestalten konnten. Viele Projekte und     neut erleben würden: Gerade kleinere      für den sozialen Kitt sorgen und Lö-
                                                              Aktionen fanden einmalig in den Fe-       und mittlere Stiftungen profitieren un-   sungen anbieten, auf eine sehr konkre-
                                                              rien statt, sind aber auch langfristig    gemein von einem Zusammenschluss.         te und effiziente Weise. Der gemein-
                                                              angelegt. Und so wie sich die Zahl der            Während der ersten Wochen         same Fonds war dann zügig gegrün-
                                                              Antragsteller von Monat zu Monat ra-      der Corona-Krise trafen sich die          det. Innerhalb weniger Wochen wur-
                                                              sant erhöhte, wuchs auch die Zahl der     Gründer des Fonds in regelmäßigen         den von zunächst sieben Stiftungen
                                                              an dem Fonds beteiligten Stiftungen –     Zoom-Runden. Wir teilten das Ge-          110.000 Euro zugesagt und damit die
20                                                            von anfangs sieben auf nunmehr 16.        fühl, gemeinsam das Richtige tun zu       Weichen gestellt für eine Förderpra-
                                                                      Was macht den großen Erfolg       wollen. Es zeigte sich immer deutli-      xis, die wohl selten so perfekt zu den
STIFTUNGSWELT Sommer 2021 Gemeinsam Zusammenhalt gestalten!

                                                              dieses Gemeinschaftsfonds aus? Was        cher, wo neben den staatlichen Hil-       Bedürfnissen der Antragsteller pass-
                                                              macht ihn für alle Beteiligten – die      fen ein sehr konkreter zusätzlicher       te. Das Verfahren ist bewusst niedrig-
                                                              Förderer wie die Geförderten – so at-     Bedarf lag. Kinder und Jugendliche        schwellig konzipiert. Es können An-
                                                              traktiv?                                  waren und sind die am wenigstens be-      träge über 2.500 Euro für Projekte oder
                                                                      Wie wohl die meisten deut-        achteten Leidtragenden dieser Krise.      3.000 Euro für Ausflüge außerhalb von
                                                              schen Stiftungen wollten auch wir bei     Und während in Politik und Medien         Hamburg gestellt werden. Förderbar
                                                              der BürgerStiftung Hamburg ange-          hauptsächlich über schulische Eng-        sind Honorare, Fahrtkosten oder Sach-
                                                              messen auf die Corona-Krise reagie-       pässe, verpassten Lernstoff und unzu-     kosten, Mehrfachanträge sind mög-
                                                              ren. Aber was bedeutete das? Eine         reichende Ausstattungen mit techni-       lich. Die Formulare sind einfach ge-
                                                              Frage, die sich gar nicht so leicht be-   schen Endgeräten geredet wurde, bra-      staltet und werden stets innerhalb von
                                                              antworten ließ. Relativ schnell began-    chen den Kindern und Jugendlichen         nur zehn Tagen bearbeitet. Die Koordi-
                                                              nen wir, uns zu vernetzen. Wir tra-       ihre Räume weg: Freiräume, Spielräu-      nation des Fonds, die Antragsprüfung
                                                              fen uns mit anderen Stiftungen zum        me, Erfahrungsräume.                      und die Mittelvergabe hat die Bürger­
                                                              Austausch per Zoom und stellten zu-               „Räume, wie sie gerade die of-    Stiftung Hamburg übernommen.
                                                                                                        fene Kinder- und Jugendarbeit anbie-
                                                                                                        tet“, sagt Mia Weselmann, die Pro-
                                                                                                        jektleiterin des Gemeinschaftsfonds.
                                                                                                        „Es sind Erlebnisräume jenseits des
                                                                                                        formalen Lernens. Sie bieten eine All-
                                                                                                        tagsbildung von unschätzbarem Wert.
                                                                                                        Hier können sich Kinder und Jugend-
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