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www.umweltundenergie.at UMWELT & energie 04|2021 DAS UMWELTMAGAZIN DES LANDES NIEDERÖSTERREICH 17 NACHHALTIGKEITSZIELE © KOLESNIKOVSERG/STOCK.ADOBE.COM, ELENAB/STOCK.ADOBE.COM Ein Leitfaden für die Welt VOGELZUG | Aufbruch in wärmere Gefilde WILDOBST | Köstlichkeiten für die Vorratskammer
INHALT © CHRISTIAN SCHWIER/STOCK.ADOBE.COM 06 Nachhaltige Entwicklung weltweit ermöglichen INHALT 17 NACHHALTIGKEITSZIELE 20 Get up and goals! | Im Rahmen dieses umfassenden EU Pro- jekts konnte Südwind mit elf anderen europäischen Part- 06 Es gibt einen Plan | Kernstück der Agenda 2030 sind nerorganisationen zahlreiche Angebote und Maßnahmen die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs), die bis für Schulen zur Umsetzung der 17 SDGs erarbeiten. 2030 auf globaler, nationaler und lokaler Ebene umgesetzt werden sollen. 22 Energieversorgung weltweit sicherstellen | Das SDG 7 fordert, dass alle Menschen weltweit einen leistbaren 10 Der Schlüssel für eine weltweit bessere Zukunft | Kein Zugang zu verlässlichen und zukunftsfähigen Energie- Hunger lautet das SDG 2, das neben dem SDG 1 – quellen erhalten. Keine Armut eines der wichtigsten für eine weltweit nachhaltige Entwicklung ist. 23 Lebenselixier Wasser | Damit es auch in Zeiten des Klimawandels hinsichtlich (Trink)wasser zu keinen 12 Hochwertige Bildung für alle | Die Agenda 2030 besitzt Engpässen kommt, hat das Land NÖ dem Wasserrück- die Kraft, unsere Welt zu verändern. Eine Schlüssel- halt vor der Wasserableitung Priorität eingeräumt. funktion hat dabei die Bildung. ENERGIE 14 Startklar für Ressourcenschonung | Die 17 SDGs fördern in der Abfallwirtschaft ein neuartiges, vernetztes 24 Packen wir es an! | Auf dem Weg in Richtung Energie- Verständnis einer Abfallentsorgung mit wende sind die NÖ Gemeinden unersetzliche Partner. Kreislaufdenken. 26 Unternehmen beschreiten neue Wege | Ökomanagement 16 Globale Partnerschaften im lokalen Netzwerk | Bei den NÖ fördert auch CSR-Beratungen und Nachhaltigkeits- Klimabündnis-Mitgliedern spielt das SDG 17 – berichte. Dabei gewinnt die Auseinandersetzung mit Partnerschaften zur Erreichung der Ziele eine den SDGs und deren Umsetzung in der Organisation tragende Rolle. immer mehr an Bedeutung. 2 UMWELT & energie 04|2021
INHALT 26 28 © MICHAEL DVORAK Integration der SDGs Unterwegs in den Betriebsalltag in den Süden © FORSTER © ASTRID KNIE © TWILIGHTARTPICTURES/STOCK.ADOBE.COM 34 Vorrats- kammer für den Winter 16 Global denken – lokal handeln NATUR 38 Frieden als Basis für nachhaltige Entwicklung | Mit dem SDG 16 sollen u. a. friedliche und inklusive Gesellschaften 28 Phänomen Vogelzug | Der Herbst hat bereits begonnen, gefördert werden. nun geht’s ab in den sonnigen Süden! Ein für unsere Zugvögel riskantes Unternehmen nimmt seinen Lauf. ENU aktuell 30 Klimafittes Dirndltal | Acht Gemeinden der Kleinregion 40 Worten müssen Taten folgen. | Kennen Sie die SDGs? | Pielachtal sehen die Bewältigung der Klimakrise als Erfolgreich bis weit über die Landesgrenzen. | eine gemeinsame Aufgabe und beteiligen sich am Regionalläden des Jahres. Programm Klimawandel-Anpassungsmodellregion (KLAR!) des Klima- und Energiefonds. STANDARDS 32 Grenzüberschreitender Austausch im Naturschutz | In einer 46 Kurz & bündig mehrjährigen Kooperation haben sich tschechische 49 Termine Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 und NÖ Projektpartner die großräumige Lebensraum- 50 Gesehen & gelesen Ferdinand Berger & Söhne GmbH. vernetzung und die Sicherung von Kernlebensräumen © EXQUISINE/JANVIER/FARBKOMBINAT/STOCK.ADOBE.COM zum Ziel gesetzt. Unbenannt-1 1 07.07.2009 13:28:58 LEBEN Impressum: Herausgeber, Verleger & Medieninhaber: Land Niederösterreich, Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr, Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft, 3109 St. Pölten, Landhausplatz 1, Tel.: 02742/9005- 14340, www.noe.gv.at, www.umweltundenergie.at, E-Mail: post.ru3@noel.gv.at. Redaktion: DI Leonore Mader-Hirt; Ing. Elke Papouschek, Redaktionsbüro Garten, Natur & Freizeit; Mag.ª Silvia Osterkorn-Lede- 34 Jetzt wird’s wild! | rer, Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ. Lektorat: Dr. Angelika Holler. Titelpflanze: Schlehe, Wildobst schmeckt nicht © kolesnikovserg/stock.adobe.com. Titelfoto: © elenab/stock.adobe.com. Grafische Konzeption & Layout: Peter Fleischhacker. Auflage: 30.500. Herstellung: Druckerei Berger, Horn. Verlags- und Erscheinungsort: nur den Vögeln, sondern St. Pölten. Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Periodisch erscheinendes Informationsblatt in Nieder lässt sich zu Kompott, Marme- österreich. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt eingesendete Artikel wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich das Recht vor, lade, Schnaps u. v. m. verarbeiten. Beiträge zu überarbeiten und zu kürzen. Datenschutzhinweis: www.noe.gv.at/datenschutz UMWELT & energie 04|2021 3
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17 NACHHALTIGKEITSZIELE EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser! W ir leben in bewegten Zeiten mit großen globalen Herausforderungen, die ohne gemeinsames Handeln und ohne einen aktiven Beitrag jeder und jedes Einzelnen nicht bewältigbar sind. Die Covid-19-Krise hat ge- zeigt, dass uns vor allem der Mut, die richtigen Schritte zu setzen und eine entschiedene, wohlwollende Form des Miteinanders, den angestrebten Zielen näherbringen können. Diese Ausgabe von UMWELT & energie widmet sich ausführlich den in der Agenda 2030 angeführten 17 globalen Nachhaltigkeitszielen – kurz SDGs –, zu deren Um- setzung sich 193 UN-Mitgliedstaaten verpflichtet haben. Ziel dabei ist es, nachhal- tige Entwicklung rund um den Globus zu ermöglichen. Gemeinsam mit ihren 169 © BELARABA.COM Unterzielen umfassen die SDGs alle wichtigen politischen Handlungsfelder und sind auf lokaler, nationaler und globaler Ebene als gemeinsame Planungsgrundlage ein- setzbar. Das Land NÖ ist mit der Umsetzung des NÖ Energie- und Klimaprogramms, in das auch die SDGs integriert wurden, bereits auf dem richtigen Weg. Dabei achten wir besonders darauf, unsere Strategien und Aktionen in guter Zusammenarbeit und Abstimmung mit Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu entwi- ckeln. Parallel dazu ist es jedoch wichtig, auch die Bevölkerung über die SDGs zu informieren und anzuregen, sich an deren Umsetzung zu beteiligen. Die aktuelle Landesinitiative„gleich.wandeln – Frauenpower für Klima und SDGs“ verbindet Gleichstellungsfragen mit Klimaschutz-Agenden und zeigt auf, wie Gleichstellung auf lokaler und regionaler Ebene als Motor für die Umsetzung der globalen Nach- haltigkeitsziele dient. © WEINFRANZ In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine nachhaltige Herbstzeit! ← Landeshauptfrau LH-Stellvertreter JOHANNA MIKL-LEITNER STEPHAN PERNKOPF UMWELT & energie 04|2021 5
17 NACHHALTIGKEITSZIELE Die 17 SDGs dienen als Planungsgrundlage, um nachhaltige Entwicklung weltweit zu ermöglichen. 6 UMWELT & energie 04|2021
17 NACHHALTIGKEITSZIELE Das Land NÖ hat die 17 SDGs in bestehende Initiativen, wie das Klima- und Energieprogramm, integriert und unterstützt auch Gemeinden praxisnah bei deren Umsetzung“, so LH-Stv. Stephan Pernkopf. © WEINFRANZ Es gibt einen Plan Kernstück der Agenda 2030, die 2015 von 193 UN-Mitglied- staaten unterzeichnet wurde, sind die 17 globalen Nach- haltigkeitsziele – die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) –, die bis 2030 auf globaler, nationaler und lokaler Ebene umgesetzt werden sollen. TEXT: THOMAS STEINER W ir können die erste Generation sein, der es gelingt, die Armut zu beseitigen …“, sagte der ehemalige UN-Gene- ralsekretär Ban-Ki Moon bei einer Ansprache vor der UN „ Generalversammlung am 25. September 2015 „… ebenso wie wir die letzte sein könnten, die die Chance hat, unse- ren Planeten zu retten.“ Ban-Ki Moon führte uns mit die- sen Worten unsere Verantwortung vor Augen, die wir viel zu lang nicht © UNITED NATIONS (ILLUSTRATION), STOCKWERK-FOTODESIGN/STOCK.ADOBE.COM wahrgenommen hatten. Und jetzt stellen sich zahlreiche Fragen: Haben wir noch ausreichend Zeit für eine Kehrtwende? Reicht der bisher gesetzte Rahmen? Haben wir den Mut für die anstehenden tiefgreifenden Verände- rungen? Wohin soll die Reise gehen? Wie sieht der Plan aus, wer gestaltet diesen Prozess und wie wollen wir reisen? Lernen aus der Krise. Covid-19 machte uns bewusst, dass globale Krisen nicht an nationalen Grenzen haltmachen und dass gesellschaftliche Systeme sowie die Umwelt verletzlich sind. Diese Pandemie zeigte jedoch ebenso drastisch auf, wie wandlungsfähig und stark Menschen sein können, wenn sie gemeinsam forschen, entwickeln, sich solidarisch abstimmen und han- deln. Im Gegenzug entstehen aber auch Unsicherheiten, wenn dies nicht oder nur unzureichend passiert. UMWELT & energie 04|2021 7
17 NACHHALTIGKEITSZIELE © CHRISTIAN SCHWIER/STOCK.ADOBE.COM Im ersten Freiwilligen Nationalen Bericht (FNU) setzt die Bundesregierung Schwerpunkte auf die Themen Jugend, Digitalisierung, Frauen, Solidarität und Mitgefühl erforderlich. Es wissensbasierte, transparente Politik felder und sollen auf lokaler, nationaler macht Mut, dass bereits sehr viel Wissen und Verwaltung essenziell. Die Covid- und globaler Ebene als gemeinsame Pla- über die wesentlichen Wirkungszusam- 19-Krise macht dies deutlich und stellt nungsgrundlage dienen, um nachhal menhänge von Wirtschaft, Umwelt und dafür selbst ein ideales Versuchslabor tige Entwicklung weltweit zu realisieren. Sozialem, über Gefahren und Heraus- dar. Doch auf welcher gemeinsamen, Auch der europäische Grüne Deal ba- forderungen, über notwendige Technolo- ebenen- und zuständigkeitsübergreifen- siert auf diesen Leitzielen und umfasst gien und Veränderungen vorhanden ist. den Basis kann Politik eine nachhaltige einen Aktionsplan, um Europa u. a. zum Woran es jedoch noch mangelt, ist u. a. Entwicklung unseres Planeten auf allen ersten klimaneutralen Kontinent zu ma- die Übung im Umgang mit komplexen Gebieten verfolgen? Da geht es nicht nur chen, effizientere Ressourcennutzung zu Herausforderungen. Es fehlen effektive um die Komplexität einzelner Bereiche, fördern, den Übergang zu einer saube- Strukturen, insbesondere auf globaler wie Gesundheitsschutz für alle, Integra- ren und kreislauforientierten Wirtschaft Ebene, sowie das Wissen und die Erfah- tion, nachhaltiges Wirtschaften, Kreis- zu schaffen und zur Wiederherstellung rungen für die konsequente Gestaltung laufwirtschaft, Umbau der Mobilität etc. der Biodiversität beizutragen. des Weges in Richtung Ziel, ohne irgend- Die beruhigende Antwort lautet: Es gibt jemand zurückzulassen. „Leaving no one einen Plan! Was passiert in Österreich? Im Jänner 2016 behind“ ist ganz bewusst die Kernaus hat die Bundesregierung beschlossen, sage der internationalen Nachhaltigkeits- die Agenda 2030 für nachhaltige Ent- strategien, die Solidarität und Mitgefühl Die Covid-19-Krise ist eine Art wicklung in Österreich umzusetzen. Alle für Mensch und Natur einfordert. Dieses Bundesministerien wurden beauftragt, Versuchslabor für effektives partnerschaftliche und emphatische Ergebnisse zu liefern und dabei auch Handeln ist tatsächlich ein wesentlicher politisches Handeln und Ver- die Gebietskörperschaften auf Landes-, Faktor für das gute Gelingen. Daraus lei- walten mit globaler Dimension. Städte- und Gemeindeebene einzubin- ten sich Haltungen ab, wie das selbstver- den. Dafür wurde eine interministerielle ständliche Einbeziehen von Betroffenen, Arbeitsgruppe eingesetzt, deren Aufgabe das Fragen-Stellen, das Wissen- und Ein Leitfaden für die Welt. Die Agenda es auch ist, gemeinsam einen nationalen Standpunkte-Einholen sowie das Rück- 2030 der Vereinten Nationen ist die von Fortschrittsbericht zu erstellen. Der erste sichtnehmen und Teilen. Erst durch der Staatengemeinschaft 2015 beschlos- Freiwillige Nationale Bericht (FNU) zur einen gegenseitigen Austausch können sene globale Nachhaltigkeitsstrategie, Umsetzung der SDGs wurde 2020 vor sinnvolle Innovationen sowie ein breites die für alle Mitgliedstaaten und auf den Vereinten Nationen präsentiert. Die Sich-Identifizieren mit Zukunftsbildern allen Ebenen gleichsam gilt. Noch nie Schwerpunkte liegen auf den Themen und die Motivation dafür Verantwortung hat es in so kompakter, verständlicher Digitalisierung, Frauen, Jugend, „Lea- zu übernehmen entstehen. Durch dieses Form eine umfassende, gemeinsame, ving no one behind“ sowie Klimaschutz Teilen von Erkenntnissen und Erfahrun- allgemein gültige Strategie, einen Leit- und Klimawandelanpassung. gen werden Mauern abgebaut. All das faden für die Welt gegeben. Die in der stärkt die Demokratie und den Prozess Agenda 2030 angeführten 17 Nachhaltig- Das Land NÖ macht sich auf den Weg. Unser einer nachhaltigen Entwicklung. keitsziele – die sogenannten Sustainable Bundesland wirkt seit 2018 in der inter- Development Goals (SDGs) – umfassen ministeriellen Arbeitsgruppe „Umset- Politik und Verwaltung im Wandel. Dar- gemeinsam mit ihren 169 Unterzielen zung der Agenda 2030 für nachhaltige über hinaus sind eine entschiedene, alle wichtigen politischen Handlungs- Entwicklung“ mit und beteiligte sich 8 UMWELT & energie 04|2021
17 NACHHALTIGKEITSZIELE © WESTEND61/STOCK.ADOBE.COM (LI.), TARNERO/STOCK.ADOBE.COM (RE.) „Leaving no one behind – niemanden zurücklassen“ sowie Klimaschutz und Klimawandelanpassung. auch am ersten FNU. Das Land NÖ ver- die Gewalt und Diskriminierung gegen den u. a. Förderungen, mittlere bis große ankerte die Anliegen der Agenda 2030 Frauen beendet und die ökonomische Projekte und Ausschreibungsvorgänge in bereits bestehenden strategischen Situation von Frauen verbessert werden auf ihre nachhaltige Wirkung hin über- Papieren und Programmen, wie dem NÖ – eine große Herausforderung, bei der prüft. Das dafür zur Verfügung stehende Wirtschaftsbericht und dem NÖ Klima- es auch in unseren Breiten einiges an online-Tool nennt sich N:CHECK-pla- und Energieprogramm. Im Rahmen der Nachholbedarf gibt. Ein Beispiel dafür nung. Entlang von Indikatoren aus der NÖ Dorferneuerung werden Gemeinden ist der Gender Gap, der Indikator für Wirkungsmatrix und auf Basis wissen- bei Umsetzungsschwerpunkten zur Unterschiede in der Gleichstellung von schaftlicher Erkenntnisse stuft eine aus- Agenda 2030 unterstützt und begleitet. Frauen und Männern, z. B. in der Ent- gewählte und professionell moderierte Mit den neuen SDG-Instrumenten des lohnung. Dieser Wert liegt in Österreich Stakeholderrunde die Wirkungen ein, Bundes und der verstärkten Zusammen- bei 20 %, der EU Durchschnitt hingegen analysiert die Ergebnisse und formuliert arbeit werden die Arbeiten intensiviert bei 14 %. Die Plattform „gleichwandeln“ Handlungsansätze. Zum Einsatz kommt und bereits bestehende Strukturen in verbindet auch Gleichstellungsfragen dieses Instrument bei der Planung von Niederösterreich dementsprechend mit Klimaschutz-Agenden und zeigt öffentlichen Gebäuden bzw. Anlagen, angepasst. Dabei konnten erste erfolg- u. a. auf, dass Frauen auf lokaler Ebene bei der öffentlichen Beschaffung sowie reiche Maßnahmen gesetzt und spe- ein Motor für die Umsetzung der globa- der Entwicklung von Gesetzen und För- zielle Leuchtturmprojekte verwirklicht len Nachhaltigkeitsziele sein können. derungen oder für die Wirkungsanalyse werden. Auch Planungs- und Arbeitsgruppen von Jahresbudgets. mit einem ausgewogenen und gleichbe- 17&wir. Dieses NÖ Breitenprogramm für rechtigten Verhältnis der Geschlechter SDG Monitoring. Der große Umwelt-, Kli- Unternehmen und Bevölkerung, zur sind erfolgreicher. Fazit: Mit Geschlech- ma- und Energiebericht 2020 des Landes Bewerbung der Anliegen der Agenda tergleichstellung könnten Klimaschutz- NÖ liegt erstmals auch digital vor und 2030, wurde 2019 durch den Senat der Maßnahmen wesentlich rascher umge- gleicht in seiner thematischen Breite Wirtschaft ausgezeichnet. Es wird von setzt werden. und dem Beteiligungsansatz einem einem Netzwerk engagierter Personen SDG-Bericht. Das Hinterlegen der darin getragen und unterstützt die Bekannt- enthaltenen Analysen mit den SDG-Zie- machung der 17 SDGs auch mit einer Das Land NÖ agiert auch im len gibt dabei Richtungssicherheit. ← Online-Kommunikationsplattform. Die- eigenen Verantwortungsbereich se zeigt auf, welche Fülle an Ideen und DI THOMAS STEINER, Amt der NÖ Landesregie- nach den SDG Zielvorgaben. Umsetzungen es bereits gibt, bei wem rung, Abt. Umwelt- und Energiewirtschaft man sich gute Tipps holen kann und soll zum Nachmachen animieren. SDG Wirkungsanalyse. Das Land NÖ mo- https://sustainabledevelopment.un.org/ tiviert nicht nur seine Gemeinden und memberstates/austria gleichwandeln. Diese Nachfolgeplattform BürgerInnen zu nachhaltigem Handeln. www.statistik.at/web_de/statistiken/inter- von 17&wir beschäftigt sich im Spe- Es zeigt auch im eigenen Verantwor- nationales/agenda2030_sustainable_deve- ziellen mit dem SDG 13 – Maßnahmen tungsbereich, wie ein Agieren nach den lopment_goals/un-agenda2030_monitoring/ zum Klimaschutz und dem SDG 5 – Ge- SDG Zielvorgaben möglich und sinnvoll index.html schlechtergleichstellung. Dabei sollen ist. Mittels einer eigens entwickelten https://gleichwandeln.at insbesonders die Frauenrechte gestärkt, Nachhaltigkeits-Wirkungsmatrix wer- https://www.umweltbericht.at UMWELT & energie 04|2021 9
17 NACHHALTIGKEITSZIELE Der Schlüssel für eine weltweit bessere Zukunft Kein Hunger lautet das SDG 2, das neben dem SDG 1 – Keine Armut eines der wichtigsten für eine weltweit nachhaltige Entwicklung © VISIONS-AD/STOCK.ADOBE.COM ist. Solange Hungersnöte und Unterernährung nicht der Vergangen- heit angehören, bleiben alle anderen Nachhaltigkeitsziele, wie Bildung, Gesundheit und Gleichberechtigung der Geschlechter, unerreichbar. TEXT: ELKE PAPOUSCHEK D urch extremen Hunger und den. Erreicht werden könnte das u. a. sie ist auch ein kultureller Wert, den es Mangelernährung entsteht ein durch den sicheren und gleichberech- zu erhalten gilt. Dabei bilden vielfältige Teufelskreis. Die Betroffenen tigten Zugang zu Grund und Boden, Kulturlandschaften die Basis für eine sind aufgrund körperlicher andere Produktionsressourcen und Be- zukunftsfähige Landwirtschaft und Schwäche weniger produktiv, anfälliger triebsmittel, Wissensvermittlung sowie sind außerdem die beste Versicherungs- für Krankheiten und somit oft nicht in Möglichkeiten für Wertschöpfung und polizze gegen klimawandelbedingte der Lage, die eigene Existenz durch ein außerlandwirtschaftliche Beschäfti- Extremwetterereignisse. Störungen in geregeltes Einkommen zu sichern. Nur gung. Ein weiterer wichtiger Baustein den Agrar-Ökosystemen werden damit durch eine tiefgreifende Änderung des ist die Anwendung widerstandfähiger abgefedert, Erträge gesichert und die Er- globalen Systems bezüglich Ernährung landwirtschaftlicher Methoden, die den nährungssouveränität gestärkt. Im Ge- und Landwirtschaft können 800 Mio. Humusaufbau fördern und damit die gensatz dazu tragen die den weltweiten Hungernde und der zu erwartende An- Produktivität und den Ertrag steigern. Saatgutmarkt dominierenden Konzerne stieg der Weltbevölkerung um rund zwei zur massiven Abhängigkeit der Land- Milliarden Menschen bis 2050 versorgt Fairer Handel. Das Fairtrade-System setzt wirtInnen bei. Ohne Gegenmaßnahmen werden. Das SDG 2 will den Hunger bis sich für den Aufbau starker Organisa wird der Artenschwund in Europa im 2030 beenden, Ernährungssicherheit tionsstrukturen ein, die den Kleinbau- Jahr 2050 laut Berechnungen der UNO und eine bessere Ernährung erzielen ernkooperativen den Zugang zu Märkten mehr als € 1,1 Mrd. pro Jahr kosten. sowie eine zukunftsfähige Landwirt- erleichtern, für stabile Mindestpreise schaft fördern. sorgen und bei der Umsetzung nachhal- tiger sowie an den Klimawandel ange- Vielfältige Kulturlandschaften Nahrungsmittelproduktion mit Zukunft. passter Anbaumethoden unterstützen. schaffen die Basis für eine zu- Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist Wer fair gehandelte Lebensmittel kauft, kunftsfähige Landwirtschaft. laut UN-Weltagrarbericht die nachhal- sichert den ProduzentInnen ein zum tigste Form der Agrarwirtschaft und der Überleben ausreichendes Einkommen globalen Hungerbekämpfung. Bis 2030 sowie soziale Mindeststandards und Die Macht der KonsumentInnen. Lauf- müssten die landwirtschaftliche Pro- setzt gleichzeitig ein Zeichen für den meterweise verschiedene Joghurts, duktivität und die Einkommen von klei- Klimaschutz. exotische Früchte zu jeder Jahreszeit, nen NahrungsmittelproduzentInnen, Mengenrabatte – diesem überborden- insbesondere von Frauen, Angehörigen Für immer verschwunden. Die Vielfalt den Angebot zu widerstehen ist schwer. indigener Völker, landwirtschaftlichen unserer Nutzpflanzen ist nicht nur eine Daher kaufen wir oft viel mehr, als wir Familienbetrieben etc., verdoppelt wer- biologische bzw. genetische Ressource, tatsächlich brauchen. Auf diese Weise 10 UMWELT & energie 04|2021
17 NACHHALTIGKEITSZIELE Der Kauf von fair gehandelten Lebensmitteln sowie der Erhalt der genetischen Vielfalt sind ebenfalls Maßnahmen, um sich dem SDG 2 anzunähern. der LandesagrarreferentInnenkonferenz im Juni dieses Jahres waren sich die Bundesländer jedoch einig, dass sie die Ziele des NaBe im Bereich der Lebens- mittelbeschaffung ebenfalls umsetzen wollen. Dazu gehört auch die Erhöhung der Bioquote. Die NÖ Landhausküche nimmt hier schon seit Jahren eine Vor- bildrolle ein: Von den zu 100 % saisona- len und regionalen Produkten kommen 75 % aus biologischem Anbau. Fleisch stammt sogar zu 100 % aus biologisch wirtschaftenden Betrieben. Lebensmit- tel, die nicht in Österreich produziert werden, sind fair gehandelte Produkte. Unser aktuelles Ernährungssys- tem ist eine wichtige Triebfeder für Klimawandel und Migration. Bewusstseinskampagne. Die europaweite Sensibilisierungs-Kampagne „Our Food. Our Future. We’re hungry for justice“ möchte jungen Menschen die Auswir- kungen unseres Ernährungssystems auf den Klimawandel und andere wichtige Triebkräfte der Migration aufzeigen. Im © ALICJA NEUMILER/STOCK.ADOBE.COM Einklang mit der Agenda 2030 werden Jugendliche mobilisiert, nachhaltige Konsumgewohnheiten anzunehmen und zukunftsfähige Lebensmittelversor- gungsketten sowie faire Handelsbezie- hungen aktiv zu unterstützen. Die vom 9. – 16. Oktober 2021 europaweit stattfin- dende Actionweek will auf Menschen- landen in Niederösterreich jährlich pro die es nie in den Magen eines Menschen rechtsverletzungen und die Umwelt- Haushalt fast 90 kg Lebensmittel im schaffen. Vieles wird weggeworfen oder zerstörung entlang der Lieferketten von Rest- oder Biomüll. Wer ohne Hunger, gar nicht erst geerntet, weil es im Aus- Lebensmitteln aufmerksam machen. Ein aber mit Einkaufsliste einkaufen geht, sehen nicht der Norm entspricht. internationales Online-Changemaker- vermeidet den Kauf unnötiger Nah- Training soll aufzeigen, wie ein positiver rungsmittel. Auch ein maßvoller, dafür Öffentliche Hand als Vorbild. Mit dem sozialer Wandel in der Lebensmittelpro- aber qualitativ hochwertiger Fleisch- „Aktionsplan für eine nachhaltige öf- duktion vorangetrieben werden kann konsum und die Besinnung auf die fentliche Beschaffung“ (NaBe) hat die und welche wichtige Rolle Einzelperso- Verarbeitung des gesamten Tieres statt öffentliche Hand in Österreich auch eine nen dabei einnehmen. ← REDAKTION nur der Gustostücke sind erforderlich, Vorbildwirkung bei der Lebensmittel- wenn man die globalen Nachhaltig- beschaffung übernommen. Es wurden QUELLEN: https://data.unicef.org/sdgs/goal-2- keitsziele ernst nimmt. Lebensmittel- damit Mindestkriterien, wie hohe Tier- zero-hunger verluste entstehen jedoch auch in der wohlstandards, kurze Transportwege www.sdgwatch.at/de/ueber-sdgs/2-kein-hunger landwirtschaftlichen Produktion, der und regionale Wirtschaftskreisläufe, www.muttererde.at/fakten Nahrungsmittelindustrie und im Han- festgelegt. Diese gelten seit 1. Juli 2021 www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/sdg- del. Ein Drittel der weltweiten Landwirt- für den Bund bindend, für Bundeslän- 2-kein-hunger schaftsfläche nehmen Lebensmittel ein, der und Gemeinden als Empfehlung. Bei www.suedwind.at/our-food-our-future/about UMWELT & energie 04|2021 11
17 NACHHALTIGKEITSZIELE „Leaving no one behind – niemanden zurücklassen“ ist ein zentrales, transformatives Versprechen der Agenda 2030. Hochwertige Bildung als Menschenrecht Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen hat die Kraft, unsere Welt zu verändern. Durch die ernsthafte und stetige Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) könnten Ungerechtigkeit be- kämpft, eine Klimakatastrophe verhindert und die Welt zu einem © FORUM UMWELTBILDUNG/MICHAEL SCHÖPPL lebenswerten und gerechten Ort für alle gemacht werden. Eine Schlüsselfunktion hat dabei die Bildung. TEXT: JANA TEYNOR S eit 2020 unterstützt die öster- Gebündelt, vielfältig, qualitätsgeprüft. Die reichweite Plattform www.Bil- frei verfügbare und kostenlose Plattform dung2030.at als Online-Anlauf bietet Informationen bzw. Ankündigun- stelle MultiplikatorInnen im gen für österreichweite Bildungsangebote Bildungsbereich, um auf dem Weg zu rund um die Agenda 2030 und die Sustai- – Hochwertige Bildung leisten. Im Unter- mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit nable Development Goals (SDGs) sowie ziel 4.7 wird festgehalten, dass bis 2030 einen Beitrag zu leisten. Ziel dieser di- vielfältige Anregungen für die schulische sicherzustellen ist, dass alle Lernenden gitalen Plattform ist es, die Sichtbarkeit und außerschulische Bildungsarbeit. Im die notwendigen Kenntnisse und Qualifi- der Agenda 2030 in Österreich zu stär- Fokus dieser Angebote stehen die die ge- kationen zur Förderung nachhaltiger Ent- ken. Dafür haben sich BAOBAB, Forum wählten Themen betreffenden globalen wicklung erwerben, u. a. durch Bildung Umweltbildung, KommEnt, Südwind Herausforderungen. Alle Materialien für nachhaltige Entwicklung und nach- und Welthaus Graz zu einem Gemein- sollen dabei unterstützen, schwierigen haltige Lebensweisen, durch Menschen- schaftsprojekt zusammengeschlossen. Aufgaben, wie Klimakrise, Armut oder rechte, Geschlechtergleichstellung, eine Diese Organisationen wollen Lernende Ungerechtigkeit, mit Mut zu begegnen. Kultur des Friedens und der Gewaltlosig- und Lehrende dabei unterstützen, sich Gleichzeitig wird ein Überblick über keit, Weltbürgerschaft sowie durch die mit nachhaltiger und global gerechter aktuelle Aus- und Fortbildungsmög- Wertschätzung kultureller Vielfalt und Entwicklung im Sinn der Agenda 2030 lichkeiten für MultiplikatorInnen der den Beitrag der Kultur zur nachhaltigen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig soll Bildungsarbeit angeboten. Eine Quali- Entwicklung. ein Beitrag zu einer kritischen und zu- tätsprüfung stellt zudem sicher, dass die kunftsfähigen Bildung für alle geleistet Bildung2030-NutzerInnen den Angebo- werden. Zielgruppen sind LehrerInnen, ten und Materialien vertrauen können. Die Plattform Bildung2030 Elementarpädagogen/innen, Lehrende Somit erhalten alle interessierten Päd- unterstützt auf dem Weg zu an Universitäten und Hochschulen, Mul- agogen/innen und MultiplikatorInnen tiplikatorInnen in der außerschulischen Anregungen, wie Lernen und Lehren einer kritischen und zukunfts- Bildungsarbeit sowie der Erwachsenen- dazu beitragen können, die 17 SDGs zu fähigen Bildung für alle. bildung. Finanziert wird die Umsetzung erreichen. Darüber hinaus präsentiert von www.Bildung2030.at durch die die Plattform die Bildungskonzepte, Österreichische Entwicklungszusam- wie Globales Lernen, Global Citizenship Mitmach-Möglichkeit. Außerdem sind alle menarbeit und das BM für Klimaschutz, Education und Bildung für nachhaltige AkteurInnen von Globalem Lernen, Glo- Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation Entwicklung, die ebenfalls einen wesent- bal Citizenship Education und Bildung und Technologie. lichen Beitrag zur Erreichung des SDG 4 für Nachhaltige Entwicklung eingeladen, 12 UMWELT & energie 04|2021
17 NACHHALTIGKEITSZIELE © CRAFTVISION/GETTY IMAGES ihre Angebote rund um die 17 SDGs auf „Corona Global. Lernbausteine für das ausgegrenzt. Die Beschäftigung damit der Plattform zu präsentieren. Die Platt- Distanzlernen und den Präsenzunter- trägt dazu bei, das Bewusstsein für form-Organisationen haben gemeinsam richt“, wobei die aktuelle Nahrungsmit- Bildung als Menschenrecht für alle zu Qualitätskriterien für Bildungsangebote telversorgung in Ecuador thematisiert stärken und die Bedeutung einer chan- und -materialien entwickelt, die auch als wird. Ein eigener Schwerpunkt für die cengerechten und inklusiven Bildung Grundlage für deren Auswahl auf der di- außerschulische Jugendarbeit eröffnet als Grundlage für ein selbstbestimmtes gitalen Plattform herangezogen werden zusätzlich Möglichkeiten des infor- und menschenwürdiges Leben zu erken- und diese somit laufend erweitern. mellen Lernens. Durch die Gestaltung nen. Wie diskriminieren Bildungspolitik verschiedener Lernorte erhalten mehr und Bildungsinstitutionen und welche Menschen Zugang zur Bildung. strukturellen und institutionellen Vor- Durch die Gestaltung verschie- aussetzungen müssen wir schaffen, um dener Lernorte erhalten mehr Abbau von Bildungsungerechtigkeiten. Chancengerechtigkeit, die niemanden „Leaving no one behind – niemanden zurücklässt, zu erreichen? Und wie kann Menschen Zugang zur Bildung. zurücklassen“ ist ein zentrales, trans- lebenslanges Lernen die Umsetzung formatives Versprechen der Agenda und den Erfolg der einzelnen Nachhal- Regelmäßige Schwerpunktthemen. Zu den 2030. Dies ist auch die Basis für Ar- tigkeitsziele unterstützen? Viele Fragen einzelnen SDGs werden regelmäßig mutsbekämpfung sowie für ein men- müssen gestellt und bearbeitet werden, Schwerpunkte veröffentlicht. Lehrende schenwürdiges Leben und Arbeiten. um dem Erreichen der Zielsetzungen der können dadurch aus vielfältig auf- Bildungsungerechtigkeiten abzubauen Agenda 2030 näher zu kommen. Dabei bereiteten und zusammengetragenen ist daher ebenfalls ein zentrales Anlie- werden wir nicht nur Neues lernen, son- Bildungsmaterialien wählen. Beispiels- gen der globalen Nachhaltigkeitsziele. dern auch Altes verlernen müssen. ← weise findet man zu Ziel 2 – Kein Hunger Der Weltbildungsbericht 2020, der die (s. S. 10) Downloadmaterialien von „Die Umsetzung des SDG 4 evaluiert, betont: MAG.ª JANA TEYNOR, MA, Referentin für kunterbunte Tomatenwelt. Globales Ler- „All means All“. Noch immer werden Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Südwind nen für die Volksschule“ über das „Glo- Millionen Menschen aufgrund ihrer Her- und Mitglied des Bildung2030-Teams balisierungsbarometer. Einstiegsübung kunft, Identität oder einer Beeinträchti- zum globalen Agrarhandel“ bis hin zu gung innerhalb des Bildungssystems www.bildung2030.at UMWELT & energie 04|2021 13
17 NACHHALTIGKEITSZIELE Abfälle sind so zu behandeln, dass die in ein Produkt investierten Rohstoffe möglichst lange verwertbar bleiben. Startklar für Ressourcen- schonung Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) sind auch für die NÖ Abfallwirtschaft ein Orientierungsrahmen, der ein neuartiges, © NÖ UMWELTVERBÄNDE/ROBERT A. HERBST vernetztes Verständnis einer Abfallentsorgung mit Kreislauf- denken fördert. TEXT: FLORIAN BEER D ie NÖ Abfallwirtschaft leistet seit lichen Herausforderungen der Abfall- mehr als einem Vierteljahrhun- wirtschaft überall und gleichzeitig ange- dert einen überaus wertvollen gangen werden und nicht ausschließlich und nachhaltigen Beitrag zum regional oder thematisch beschränkt Klimaschutz. Werden unsere Abfälle im sein sollten. Koordiniert arbeiten in Nie- Kreislauf geführt und zuvor richtig ge- derösterreich täglich 22 Abfallverbände umweltkonforme Sammlung und Abgabe sammelt, spart dies Ressourcen ein. Das und verbandsähnliche städtische Ein- bei den Sammelstellen. Neben der Abho- ist nicht nur ein Gewinn für den NÖ Wirt- heiten sowie Gemeinden und das Land lung unterschiedlicher Abfälle direkt von schaftsstandort, sondern auch gelebter NÖ daran, dass rd. 920.000 t Müll im den Haushalten stehen in Niederöster- Umweltschutz. Die NÖ Umweltverbände Jahr gesammelt werden. Als wertvollen reich dafür 440 Abfall-Sammelzentren zu unterstützen daher die Ausrichtung Beitrag zur Umsetzung der SDGs 11 und Verfügung. In Summe fallen in unserem der 17 Sustainable Development Goals 12 sehen die NÖ Umweltverbände die im Bundesland rd. 548 kg Abfall pro Person (SDGs), die aus der Agenda 2030 stam- österreichischen Abfallwirtschaftsgesetz und Jahr an. Für die Umsetzung der SDGs men, und auch die Themen Abfall und verankerte Abfallhierarchie. Diese legt 11 und 12 lohnt sich auch ein Blick auf die Abfallverwertung umfassen. Tatsächlich fest, wie unsere Abfälle zu behandeln Trennmoral der NÖ Bevölkerung. Lag die sind Grundanliegen, wie Umweltzerstö- sind, damit die in ein Produkt investier- Trennquote 1993 noch bei 40 %, beträgt rung, Produktionsweisen und Konsum- ten Rohstoffe möglichst lange verwertbar sie nun bereits 66 %. Niederösterreich verhalten, angesprochen. Besonders bleiben. Dabei wird der Abfallvermei- liegt damit über dem österreichweiten das SDG 11 – Nachhaltige Städte und dung die höchste Priorität zugewiesen, Durchschnitt von rd. 60 %. Gemeinden und das SDG 12 – Nachhalti- gefolgt von der Vorbereitung zur Wieder- ge/r Konsum und Produktion verweisen verwendung. Die nächste Stufe umfasst auf die Bedeutung von Abfall für eine Recycling und sonstige Verwertung, z. B. Niederösterreich liegt mit nachhaltige und ökologisch wertvolle thermische Verwertung zur Energienut- seiner Abfalltrennquote von Entwicklung. Die wesentlichen Ziele zung, und zuletzt die Beseitigung. Die dieser beiden SDGs sind, die negativen Abfallhierarchie soll mit nachhaltigen 66 % über dem österreichweiten Auswirkungen für Umwelt und Mensch Maßnahmen erfüllt werden. Durchschnitt von rd. 60 %. durch die Behandlung und Verwertung von Abfall möglichst gering zu halten Geschlossene Stoffkreisläufe. Eine moder- und das Abfallaufkommen durch nach- ne kommunale Abfallwirtschaft sorgt NÖ Frühjahrsputz. Seit über 15 Jahren tritt haltigen Konsum zu minimieren. einerseits mit ihren Wirtschaftspartnern die NÖ Bevölkerung mit dem jährlich dafür, dass die anfallenden Abfälle in durchgeführten Frühjahrsputz den bei Abfallhierarchie. Die NÖ Umweltverbände technisch hochwertigen Anlagen be- den SDGs ebenfalls thematisierten ne- teilen die Ansicht, dass die unterschied- handelt werden, andererseits für eine gativen Auswirkungen auf die Umwelt 14 UMWELT & energie 04|2021
17 NACHHALTIGKEITSZIELE erfolgreich entgegen. Diesjährig stand rungen durch eine stete Bevölkerungs- gerechnet entspricht das durchschnitt- der NÖ Frühjahrsputz unter einem be- entwicklung jedenfalls eine sichere und lich € 300,– pro Jahr und Haushalt. Die sonderen Motto „Wir halten Niederös- geordnete kommunale Abfallwirtschaft Erfahrungen aus den Projekten zeigen, terreich auch in herausfordernden Zei- in NÖ Gemeinden und Städten erforder- dass ein Großteil der NÖ Bevölkerung ten sauber!“ Mit klaren Spielregeln und lich ist. Der Ausbau der kommunalen bereit ist, sich an Maßnahmen gegen Vorgaben und unter Einhaltung aller Abfallinfrastruktur in Gemeinden und vermeidbare Lebensmittelverschwen- Sicherheits- und Hygienemaßnahmen Städten trägt zu einer verbesserten Res- dung zu beteiligen. Die Botschaft: Die waren von März bis Juni wieder eine sourcennutzung und einer Reduzierung Herstellung von Lebensmitteln ist ener- Vielzahl an Freiwilligen unterwegs, um von Umweltverschmutzung bei. gie- und ressourcenintensiv. Landen den Abfall und Unrat in der Natur und diese im Müll, ist das zudem eine Gering- auf öffentlichen Flächen aufzusammeln. schätzung der wertvollen Arbeit unserer Bei dieser von den NÖ Umweltverbän- Kommunale Abfallinfrastruktur ProduzentInnen. Zahlen belegen, dass den und dem Land NÖ durchgeführten verbessert die Ressourcennut- die nicht fachgerechte Entsorgung nicht Aktion werden jedes Jahr rd. 200 t Müll nur Ressourcen in der Abfallwirtschaft zung und schont die Umwelt. gesammelt. Dadurch wird nicht nur Nie- bindet. Umgelegt auf unser gesamtes derösterreich sauber gehalten, sondern Bundesland bewirkt das Wegwerfen von langfristig soll dies auch eine Verhal- Vermeiden von Lebensmittelabfällen. Im genießbaren Lebensmitteln in den Rest- tensänderung in der Bevölkerung be- Konsumsektor arbeiten die NÖ Umwelt- müll jährlich die gleichen Treibhausgas- wirken. Landesweit haben sich seit 2006 verbände gemeinsam mit der Bevölke- emissionen wie zusätzliche 30.000 Autos eine halbe Million Freiwillige an den rd. rung daran, das Abfallaufkommen zu auf NÖ Straßen. Die globalen Nachhal- 8.000 Frühjahrsputzaktionen beteiligt. verringern und damit das SDG 11 seinem tigkeitsziele und die Aufklärungsarbeit Mit den dabei gesammelten rd. 4.000 t Ziel etwas näher zu bringen. Der Schwer- unterstützen dabei, die KonsumentIn- Müll könnten über 80 Einfamilienhäu- punkt liegt dabei vor allem auf Projekten nen an die Reduktion von Lebensmittel- ser bis unters Dach befüllt werden. zur Reduktion von Lebensmittelabfällen. abfällen heranzuführen. ← Zahlen, die für Niederösterreich vorlie- Kommunale Abfallinfrastruktur. Die NÖ gen, gehen davon aus, dass pro Tag rd. MAG. FLORIAN BEER, MLS, CAS (HSG), Umweltverbände sind überzeugt, dass 166 t vermeidbare Lebensmittelabfälle NÖ Umweltverbände, Projektmanagement für die Bewältigung der Herausforde- im Rest- oder Biomüll landen. Hoch- und Organisationskommunikation UMWELT & energie 04|2021 15
17 NACHHALTIGKEITSZIELE Der gemeinsame Ansatz über Regionen und Kontinente hinweg ist im SDG 17 am augenscheinlichsten. 16 UMWELT & energie 04|2021
17 NACHHALTIGKEITSZIELE © KLAUS ROCKENBAUER Windkraft Simonsfeld Globale Partnerschaften im lokalen Netzwerk Bei Klimabündnis-Mitgliedern spielt das SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele eine tragende Rolle. Die Stadtgemeinde Herzogenburg, die Windkraft-Simonsfeld in Ernstbrunn und der Kindergarten Göttweigerhofgasse in Krems zeigen, wie ein umfassender Ansatz gelingt. TEXT: HANNES HÖLLER N ur wer sein Ziel kennt, wird ein universales, regelgestütztes, Klimabündnis-Partnerschaften. Vom An- findet den Weg“, hat offenes, nicht diskriminierendes sowie fang an sind internationale Partner- schon der chinesische gerechtes, multilaterales Handels- schaften im Klimabündnis ausschlag- „ Philosoph Laotse im system. Partnerschaften sollen zudem gebend dafür, dass Klimaschutz und sechsten Jahrhundert gewährleisten, dass der Technologie- Entwicklungszusammenarbeit erfolg- vor Christus einen gern transfer in ärmere Länder forciert wird reich vorgelebt werden. Seit 1993 arbei- zitierten Satz geäußert. Mehr als zwei- und heimische Ressourcen mobilisiert ten die Klimabündnis-Mitglieder in einhalb Jahrtausende später haben die werden. Bereits 1972 gaben die „reichen“ Österreich mit der FOIRN – dem Dach- Vereinten Nationen nicht eines, sondern Länder ihr Versprechen, die globalen verband der indigenen Organisationen gleich 17 globale Nachhaltigkeitsziele Ungleichheiten zu verringern. 0,7 % des am Rio Negro in Brasilien – zusammen. (SDGs) definiert. Wer genauer hinsieht, Bruttonationaleinkommens sollten für Im gleichen Jahr startete die solidari- stößt auf weitere über 160 Unterziele. Entwicklungszusammenarbeit bereit- sche Partnerschaft der Vorarlberger Einzigartig ist, dass die Ziele miteinan- gestellt werden. Durchschnittlich haben Klimabündnis-Gemeinden sowie des der verbunden und nicht teilbar sind die Geberländer mit 0,3 % in fast 50 Jah- Landes Vorarlberg mit den Menschen (s. S. 6). ren noch nicht einmal die Hälfte dieser in der tropischen Regenwald-Region Vereinbarung erfüllt. Chocó, im Nordwesten Kolumbiens. Globaler Aspekt im Fokus. Der gemein- Ein wichtiges Element in der Beziehung same Ansatz über Regionen und Klimabündnis als Beispiel für das SDG 17. zwischen diesen sehr unterschiedlichen Kontinente hinweg ist im SDG 17 am Mit seinen mittlerweile mehr als 3.000 Partnern ist ein regelmäßiger, persön- augenscheinlichsten. Dieses ist eine Gemeinden, Bildungseinrichtungen licher Austausch auf Augenhöhe, der der Grundbedingungen für die Errei- und Betrieben sowie allen neun Bun- globale Zusammenhänge erkennen lässt chung aller weiteren SDGs. Eine Trend- desländern verfolgt das Klimabündnis und ein ganzheitliches Nachhaltigkeits- wende hin zu einer nachhaltigen Ent- in Österreich diesen globalen und ver- verständnis fördert. Für Klimabünd- wicklung kann nur durch eine globale bindenden Ansatz bereits seit mehr als nis-Mitglieder steht neben SDG 17 auch Partnerschaft und durch gemeinsame 30 Jahren. Unter dem Motto „global den- SDG 13 – Klimaschutz im Fokus. Wie © ASTRID KNIE (LI.) Anstrengungen aller Staaten, Zivilge- ken, lokal handeln“ sind die 17 globalen auch die weiteren Ziele mitgedacht und sellschaften, Volkswirtschaften und Nachhaltigkeitsziele hier ein integraler bearbeitet werden können, zeigen die Einzelpersonen gelingen. Angestrebt Bestandteil der täglichen Arbeit. folgenden drei Beispiele. UMWELT & energie 04|2021 17
17 NACHHALTIGKEITSZIELE © KIGA KREMS GOETTWEIGERHOFGASSE (LI.), STADTGEMEINDE HERZOGENBURG (3) Klimabündnis-Gemeinden, -Bildungseinrichtungen und -Betriebe starten zahlreiche Initiativen um eine nachhaltige Entwicklung im Sinne eigenen Garten ist Mitmachen angesagt. ziel der Windkraft Simonsfeld AG in der Die SDGs bilden den Rahmen für Das notwendige Know-how für den Bau Marktgemeinde Ernstbrunn im Bezirk eine lokale Mitmach-Initiative von Insektenhotels oder das Anlegen von Korneuburg. Der Klimabündnis-Betrieb in Herzogenburg. Blumenwiesen wird in Workshops ver- bezieht sich in seiner Unternehmens- mittelt. „Die Klimakrise können wir nur und Nachhaltigkeitsstrategie auf weitere gemeinsam lösen. Als Gemeinde wollen Nachhaltigkeitsziele: SDG 8 – Menschen- Talente vor Ort nutzen. Die Stadtgemeinde wir den BürgerInnen zeigen, dass sich würdige Arbeit und Wirtschaftswachs- Herzogenburg hat eine neue Mitmach- Klimaschutz lohnt“, ist die Botschaft von tum (s. S. 26), SDG 12 – Verantwortungs- Initiative gestartet. Ausgangspunkt ist Bürgermeister Mag. Christoph Artner. volle Konsum- und Produktionsmuster das 20-jährige Klimabündnis-Jubiläum. Die internationale Jury der Europäischen (s. S. 14) und SDG 13 – Maßnahmen zum Den Rahmen für die im Jahr 2020 gestar- Geschäftsstelle des Klima-Bündnis wür- Klimaschutz. „Wir entwickeln, errichten tete Aktion bilden die von den Vereinten digte diese Mitmach-Bewegung und und betreiben unsere Kraftwerke auf Ba- Nationen beschlossenen Sustainable zeichnete Herzogenburg mit dem Climate sis von ökologischen, ökonomischen und Development Goals (SDGs). Ergebnis sind Star 2021 aus. Mit diesem Klima-Award sozialen Kriterien“, so Alexander Hoch- 20 Klimaschutzideen in genau diesen werden die besten Klimaschutzprojekte auer, kaufmännischer Geschäftsleiter der Bereichen. Der simple Gedanke dahin- aus dem über 1.800 Gemeinden in 27 Län- Windkraft Simonsfeld. Das Unternehmen ter: Nutzen wir die vielen Talente in der dern umfassenden Netzwerk prämiert. betreibt Wind- und Sonnenkraftwerke in eigenen Stadt, lassen wir unsere Bürger Österreich und ausgewählten europäi- Innen entscheiden, was sie umsetzen Mit Windkraft geht’s in Richtung schen Ländern. Es ist eines der großen wollen, bringen wir sie zusammen und Bürgerbeteiligungsunternehmen in Ös- unterstützen wir sie. Angestoßen wurden Nachhaltigkeitsziele. terreich mit rd. 3.600 Mitwirkenden. Der- Grünraumpatenschaften, Pocket-Parks zeit werden im Weinviertel 14 neue Wind- statt Hitzeinseln, der Nahwärme-Aus- Windkraft Simonsfeld. Ein wesentlicher energieanlagen errichtet. Ab 2022 wird bau, kostenlose Leihräder, Wandern Faktor im Kampf gegen die Klimakrise die Windkraft Simonsfeld dann mehr unter Obstbäumen, Nützlingshotels, und hin zum von EU und Bund dekla- sauberen Strom erzeugen als alle Haus- Gemeinschaftsgärten, der soziale Fahr- rierten Ziel der Klimaneutralität ist das halte des Weinviertels insgesamt verbrau- tendienst „he-Mobil“, das E-Carsharing SDG 7 – Bezahlbare und saubere Ener- chen. Kürzlich wurde eine weiterführen- MOVE, ein Reparatur-Café, Radln auf gie (s. S. 23). Der Ausbau von Wind- und de Kooperation mit dem Klimabündnis Rezept, Energy Checker oder das Photo- Sonnenenergie zur Erreichung der Kli- abgeschlossen. Ein Schwerpunkt dabei voltaik-Sparbuch. Auch zu Hause oder im maziele ist das konkrete Unternehmens- ist die Unterstützung der Partnerschaft 18 UMWELT & energie 04|2021
17 NACHHALTIGKEITSZIELE SDG-BotschafterInnen Im Rahmen des Projektes „Verbreitungs- offensive SDGs – Gemeinden packen an“ der Austrian Development Agency (ADA) hat das Klimabündnis österreichweit auf lokaler und regionaler Ebene nach SDG-BotschafterInnen gesucht. Diese fungieren als öffentlichkeitswirksame MultiplikatorInnen. Einige von ihnen aus NÖ Gemeinden und Regionen kommen hier zu Wort. Margareta Dorn-Hayden, Umweltge- meinderätin in Böheimkirchen: „Ich enga- giere mich, weil ich gesehen habe, dass man in unserem Lebensraum sehr viel gestalten und verwirklichen kann. Darin liegt eine große Verantwortung für die Zukunft. Das Netzwerk des Lebens, das Netzwerk der Natur – alle damit verbun- denen Ziele haben die SDGs einzigartig und übersichtlich zusammengefasst.“ Jürgen Uitz, MBA MPA, Stadtamtsdirektor in Litschau: „Große Ziele können wir nur erreichen, wenn wir im Kleinen anfangen. Ob dies beim eigenen Hausbau der Fall ist, bei der Sanierung des Musikheims der Agenda 2030 voranzutreiben. oder in der Funktion als Stadtamtsdirek- tor und Energiebeauftragter in Litschau: Es gibt viele Möglichkeiten, sich für diese Ziele einzusetzen und zu engagieren, und am Rio Negro in Brasilien, die sich für im Jahresbericht über die Klimabündnis- das mache ich gerne.“ die Anerkennung indigener Grundrechte Aktivitäten nachzulesen. Die Teilnahme und den Schutz des Regenwaldes ein- an der Malaktion „Blühende Straßen“, Danja Mlinaritsch, Geschäftsführerin der setzt. Weiters werden Projekte in Uganda eine Wildkräuter-Werkstätte oder kreati- LEADER1) Region Kamptal: „Ein wichtiges und Nicaragua forciert. ves Gestalten mit Müll und Upcycling ist Kriterium bei der LEADER-Projektauswahl ebenso angeführt wie ökologische Gar- ist die Wirkung und Nachhaltigkeit in und tenpflege, gemeinsames Gärtnern und für die Region. Die SDGs sind eine Mög- Bildung ist ein wichtiger Kompostieren. Die gesunde Ernährung lichkeit, die regionale Entwicklungs- und Schlüssel für eine zukunfts- steht im Kindergarten, der im Stadtteil Projektarbeit in kleinere Themenbereiche Stein in der Nähe der NÖ Landesgalerie zu untergliedern und dafür konkrete Ziele fähige Entwicklung. liegt, im Mittelpunkt. Die Jause, haupt- und Outputs festzulegen.“ sächlich aus saisonalen und regionalen Radworkshop im Kindergarten. Auf Part- Produkten bestehend, wird täglich mit DI Bernhard Haas, Umweltgemeinderat nerschaft und Klimaschutz setzt auch den Kindern zubereitet. Brot vom Bäcker, in Gablitz: „Dörfer, Städte und Gemeinden der Kindergarten Göttweigerhofgasse. In Butter, Aufstriche, etwas Wurst und leisten im Kleinen wesentliche Beiträge diesem mit über 120 Jahren ältesten Kin- Käse, viel Obst und Gemüse stehen am zur Erreichung der globalen Nachhaltig- dergarten der Stadt Krems spielt zudem Speisezettel. Im eigenen Garten befin- keitsziele der Agenda 2030. Mir persön- SDG 4 – Hochwertige Bildung (s. S. 12) den sich verschiedene Obstbäume, eine lich ist es ein großes Anliegen in meinen eine zentrale Rolle. Ein Beispiel für eine Kräuterschnecke, ein Hochbeet und eine verschiedenen Rollen als Gemeinderat, Kombination aus diesen Zielen ist der Naschhecke. Durch das Mitbewirtschaf- Vereinsaktivist oder auch im privaten Be- Radworkshop. Dank des großen Enga- ten dieser Bereiche erleben die Kinder reich immer wieder auf das große Ganze gements der Pädagoginnen konnte trotz aktiv den Kreislauf der Natur. ← aufmerksam zu machen.“ ← Covid-19 dieses Angebot des Klimabünd- nis NÖ im heurigen Frühjahr umgesetzt MAG. HANNES HÖLLER, MA, Klimabündnis INFO: Weitere Stimmen auf www.klimabu- werden. Nach einer Einschulung und Österreich, Medien- & Öffentlichkeitsarbeit endnis.at/unsere-sdg-botschafterinnen Beratung per Zoom-Videokonferenz und dem Versand der Materialien, führten https://herzogenburg-20.at LEADER ist ein Maßnahmenprogramm der 1) die Pädagoginnen den Workshop selbst www.wksimonsfeld.at EU, mit dem modellhaft innovative Aktio- durch. Wie Bildung für eine nachhaltige www.klimabuendnis.at/kindergarten- nen im ländlichen Raum gefördert werden. Entwicklung ganzjährig gelebt wird, ist goettweigerhof UMWELT & energie 04|2021 19
17 NACHHALTIGKEITSZIELE oben: SDG-Spaziergang in Wiener Neustadt mit SchülerInnen aus dem BG Zehnergasse unten: SDG-Glücksrad lung zum Thema „Globale Ungleich- Get up and goals! heit“. Die Lehrplananbindungen in der Schule sind dabei vielfältig. Um sich mit dem Themenbereich „Nachhaltiges Wirtschaften“ auseinandersetzen zu können, ist es jedoch notwendig, mit Im Rahmen dieses umfassenden EU Projekts konnte Südwind mit SchülerInnen grundsätzlich die Indi- elf anderen europäischen Partnerorganisationen seit Anfang 2018 katoren zu wirtschaftlicher Entwick- zahlreiche Angebote und Maßnahmen für Schulen zur Umsetzung lung und Wohlstand zu diskutieren. In jedem Schulbuch für Geographie und der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erarbeiten. Wirtschaftskunde finden sich zwar TEXT: INGRID SCHWARZ Erklärungen dazu, aber was drücken Indizes wie das Bruttoinlandsprodukt D (BIP), der Human Development Index iverse Schulprojekte zeigen kenianischen Umweltaktivistin Wangari (HDI) und der Happy Planet Index (HPI) bereits die vielfältigen Umset- Maathai (1940 – 2011) in Kenia mehr als tatsächlich aus? zungs- und Gestaltungsmög- 51 Mio. Bäume zum Schutz des Bodens lichkeiten zu den SDGs – von und des Klimas gepflanzt. Vandana nachhaltigen Stadtspaziergängen in Shiva (1952), eine indische Wissen- Wie werden Wohlstand und Wiener Neustadt, Baden und St. Pölten schaftlerin, kämpft seit vielen Jahren Lebensqualität in den verschie- im Rahmen des NÖ Projekts „gleich. gegen die Zerstörung der biologischen denen Ländern definiert? wandeln“ bis zu Workshops und Webi- Vielfalt und befasst sich als Gründerin naren im vergangenen Schul- und Studi- der Forschungsstiftung für Wissen- enjahr, das durch die COVD-19-Situation schaft, Technologie und Rohstoffpolitik Entwicklungskartenspiel. In der auch on- besonders herausfordernd war. Umso mit ausbeuterischen Strukturen in der line verfügbaren Methodensammlung wichtiger ist es, das Lehrpersonal und Landwirtschaft. Malala Yousafzai (1997), gibt es dafür ein Entwicklungskarten- die SchülerInnen mit didaktisch aufbe- selbst Opfer eines Taliban Anschlags, spiel, wo auf jeder Karte ein Beispiel reiteten (Online-)Materialien zu versor- setzt sich wiederum seit ihrem zwölften einer Wirtschafts- und Lebenssituation gen, inklusive dem Aufzeigen der Lehr- Lebensjahr für das Recht auf Bildung beschrieben wird. Die Kartenspieler plan- bzw. Fächeranbindungen. Dieses ein. In zahlreichen Filmen und Publika- Innen müssen die Karten mit den besondere Angebot wurde im Rahmen tionen wurde die Geschichte dieser Frie- jeweiligen Indizes (BIP, HDI, HPI) in des Projekts „Get up and goals“ mit eu- densnobelpreisträgerin (2014) bekannt Verbindung bringen. So findet sich ropäischen Partnerorganisationen ent- gemacht und soll auch weitererzählt zum Beispiel auf einer Karte folgende wickelt. Die inhaltlichen Schwerpunkte werden. Ebenso jene der amerikani- Geschichte: „Agnes will ihre Wohnung betreffen Ziel 5 – Geschlechtergleichheit, schen Friedensaktivistin Jane Addams umbauen und braucht eine Bohrma- Ziel 10 – Weniger Ungleichheiten und (1860 – 1935), die für ihren Einsatz für schine. Anstatt sich eine zu kaufen, Ziel 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz eine friedliche Gesellschaft bereits 1931 leiht sie sich eine von ihrer Nachbarin (s. S. 16). mit dem Friedensnobelpreis ausgezeich- aus.“ Leihen trägt zwar nichts zum BIP net wurde. Die Auseinandersetzung mit bei, ist jedoch gut für den HPI, wo die den Biographien dieser Frauen wird in Lebenszufriedenheit, der ökologische Das Schulbuch zur Global- dem Schulbuch zur Globalgeschichte Fußabdruck und damit der Ressour- geschichte ist in zwölf dem Lehrplan der 7. Klasse in Geschich- cenverbrauch berücksichtigt werden. te und politischer Bildung zugeordnet, Eine weitere Kartenbeschreibung: „In Sprachen verfügbar. wo es um wesentliche Transformations- Brasilien wird ein riesiger Staudamm prozesse im 20. und 21. Jahrhundert am Rio Xingu im Amazonasgebiet ge- Frauen im Einsatz für Nachhaltigkeit. Das sowie um emanzipatorische und soziale baut. Dieser soll Teile des Landes mit Schulbuch zur Globalgeschichte ist in Bewegungen gehen soll. Recherchelinks günstigem Strom versorgen. 40.000 zwölf Sprachen verfügbar und damit und Arbeitsaufträge ermöglichen Schü- BewohnerInnen aus der unmittelba- auch sehr gut für den Fremdsprachen- lerInnen und LehrerInnen vertiefende ren Umgebung müssen aufgrund des unterricht geeignet. Ein Kapitel ist dem Arbeitsschritte zum SDG 5. Staudamms ihre Dörfer verlassen und Thema „Frauen im Einsatz für Nach- übersiedeln.“ Diese Aussage ist in ho- haltigkeit“ gewidmet. So wurden auf Methodensammlung. Besonders zu- hem Maße relevant für das BIP, aber Initiative der im Jahr 2004 mit dem kunftsfähige Anknüpfungen an den schlecht für den HPI. Durch die Ausein- Friedensnobelpreis ausgezeichneten Unterricht bietet die Methodensamm- andersetzung mit den wirtschaftlichen 20 UMWELT & energie 04|2021
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