MAGAZIN FÜR L ANGEN UND EGELSBACH - Gelungene Integration - Vortragsreihe "Flucht und Vertreibung" 31. Januar 2018 - Musiktag für Wieder...
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MAGAZIN FÜR L ANGEN UND EGEL SBACH Nr. 78 Ausgabe 1/2018 JANUAR – APRIL Gelungene Integration – Vortragsreihe „Flucht und Vertreibung“ 31. Januar 2018 – Musiktag für Wieder- einsteiger 1
V O RW O RT Liebe ZEITLOS Leserin, lieber ZEITLOS Leser! Viele beginnen das neue Jahr mit gu- mehr darüber wissen wollen, sind Sie Inhalt ten Vorsätzen. Warum nicht einmal in der Haltestelle richtig. Denn das mit einem alten Traum starten? Computerzentrum wandelt sich zu Mancher hatte in seiner Kindheit einem Schulungszentrum für Alter und Jugend den Wunsch, ein Instru- und Technik. Smarte Technik kann Zu Hause sein ment zu lernen. Doch es blieb dabei. den Alltag wesentlich erleichtern Rückschau zur Vortragsreihe Seite 4 Jetzt ist die Gelegenheit da, das Ver- und sicherer machen. Gerade Men- säumte nachzuholen. Für alle Neu-, schen mit Handicaps können dabei Werbung, die weh tut Ernste Betrachtungen Seite 10 Um-, und Wiedereinsteiger gibt es viel Freiheit gewinnen. Neugierig? bei der Musikschule in Langen am Dann lesen Sie auf Seite 42 weiter. Ambulanter Pflegevertrag Was ist zu beachten Seite 18 31. Januar einen Musikschultag. Neun Musikschullehrer stellen Ihnen Mit dieser Ausgabe wird bei ZEITLOS Gesundheit elf Instrumente vor, die sie lernen eine neue Ära eingeleitet. Wenn Sie Rücken stark machen Seite 22 können. Alles ganz unverbindlich. den Titel genau betrachten, werden Neue Schwerpunkte 2018 Schnuppern Sie rein. Vielleicht ent- Ihnen einige kleine Änderungen Erfolgreiche Seniorenarbeit decken Sie eine neue Leidenschaft auffallen. Das Layout ist frischer und in Egelsbach wird fortgesetzt Seite 26 und Ihre alten Träume werden wahr. übersichtlicher. Wir haben die Gele- Urlaub ohne Koffer Mehr darüber erfahren Sie auf genheit genutzt und ZEITLOS ist nun Programm mit Helau u. Müsli Seite 34 Seite 36. das Magazin für Langen und Egels- bach. In Zukunft wird ZEITLOS noch Musik zum „Schnuppern“ für Um-, Neu. u. Wiedereinsteiger Seite 36 Macht es Sinn, in neue Technik für mehr und intensiver aus Egelsbach sein eigenes Zuhause zu investieren? berichten. Seien Sie gespannt. Wir werden ‚smarter‘ Neues vom Computerzentrum Was hat es eigentlich mit dem Be- der Haltestelle Seite 42 griff „Smarthome“ oder „AAL“ auf Wir wünschen allen unseren Lese- sich? Wozu brauche ich einen Sau- rinnen und Lesern ein gutes, gesun- Seniorenhilfe Langen groboter oder eine Lichtsteuerung? des neues Jahr und dass alle Ihre Kurse und zum hr Hessenquiz Seite 46 Wer ist denn diese Alexa, von der Wünsche in Erfüllung gehen. Bleiben AWO Langen – Egelsbach immer wieder die Rede ist? Wenn Sie Sie uns treu. Gutes Beispiel – Elektrofahrzeug Seite 50 Rätselspaß Herzlichst Kennen Sie Langen u. Egelsbach? Seite 53 Martin Salomon Haltestelle der Stadt Langen Seniorenhilfe Langen e. V. Arbeiterwohlfahrt Langen e. V. Gemeinde Egelsbach eine Bürgerinitiative für Jung und Alt Elisabethenstraße 59a Wilhelm-Leuschner-Platz 5 Freiherr-vom-Stein-Straße 13 63225 Langen ZenJA – Zimmerstr. 3 • 63225 Langen 63225 Langen 63329 Egelsbach Telefon 06103 203-920 Tel. 06103 22504 Telefon: 06103 202620-0 Tel. 06103 405-169 E-Mail: haltestelle@langen.de E-Mail: Seniorenhilfe@zenja-langen.de E-Mail: info@awo-langen.de seniorenbetreuung@egelsbach.de www.haltestelle-langen.de www.seniorenhilfe-langen.de www.awo-langen.de www.egelsbach.de 3
I N F O R M AT I O N Rückschau zur Vortragsreihe ‚Flucht und Vertreibung‘ Mit drei Vorträgen ganz unter- schiedlicher Art gab es kürzlich Der Verlust von Krieg. Die „ethnische Entflech- tung“ (Fridtjof Nansen schon 1924) für Langener Bürger die Mög- Heimat sei eine der größten Menschen- lichkeit, sich dem so kontrover- Bis zum letzten Platz gefüllt war rechtsverletzungen der jüngeren sen Thema ‚Flucht und Vertrei- der große Saal im Alten Rathaus, Geschichte. In seinem Buch zitiert bung‘ aus ganz ungewohnten als der Historiker Andreas Kossert Kossert selbstkritisch zustimmend Perspektiven zu nähern. wesentliche Aspekte seines Buches Günter Grass: „Niemals … hätte Auch die Veranstalter dieser „Kalte Heimat“ vorstellte. Darin hat man über so viel Leid, nur weil die Reihe waren so verschieden er eine Fülle von Spuren verfolgt, eigene Schuld übermächtig und wie das Thema selbst: wie die etwa 14 Millionen Flücht- bekennende Reue … vordringlich Aktiv waren die Volkshoch- linge nach dem Zweiten Weltkrieg schule, die Stadt Langen, das in Deutschland ankamen. Seine Diakonische Werk, das Begeg- erste These: Es gab nach 1945 keine nungszentrum Haltestelle und Willkommenskultur, wie es heute die Langener Buchhandlung oft verklärend dargestellt wird. litera beteiligt. Das Thema sei „politisch kontami- niert“ gewesen durch den Kalten Gefördert von: 4
I N F O R M AT I O N gewesen sei, … das gemiedene Randproblem; denn ein Vier- Thema den Rechtsgestrickten über- tel aller Deutscher waren direkt lassen dürfen.“ (Krebsgang, S. 99) betroffen, und für viele im Saal überraschend gibt es kaum eine Nicht nur die Westdeutschen waren deutsche Familienchronik, in der reserviert, wegschauend oder keine Fluchtgeschichte vorkommt. sogar ablehnend-aggressiv gegen So steht auch treffenderweise in die Vertriebenen und Flüchtlinge, einer Londoner Ausstellung ein auch in der neuen DDR war die Handwagen als wichtiges Requisit Thematik tabu: Die Sprachrege- deutscher Geschichte. lung befahl, von ‚Neubürgern‘ zu Als dritten wesentlichen Gedan- Uwe Sandvoß und Historiker Andreas Kossert sprechen, selbst ‚Umsiedler‘ war ken arbeitet Kossert dann heraus, verpönt. Kossert konstatiert: „Die dass es ohne die Geflüchteten kein ten sich zwei ehemalige Flüchtlinge Ignoranz gegenüber den Landsleu- solches Wirtschaftswunder in den vor, die es geschafft haben anzu- ten aus dem Osten gehört zu den sechziger Jahren gegeben hätte. kommen. In den Antworten auf die deutschen Verdrängungsleistungen Vor allem die Jüngeren waren Fragen des Leiters der Haltestelle, nach 1945.“ sehr bildungshungrig und aktiv. Martin Salomon, beschreiben Arian Sie passten sich an, privatisierten Anwari und Tzehaie Semere ihre Daraus folgt Kosserts zweites gro- ihren Schmerz. Kossert spricht Flucht und ihre Annäherung an die ßes Forschungsergebnis: Was hat davon, dass es bei manchen eine deutsche Gesellschaft. das bei den Betroffenen bewirkt? Art „innere Emigration“ gegeben Zum einen kamen sie schon mit habe. Auch die Politik habe da we- Wegen des Krieges in Afghanis- dem traumatischen Verlust von nig bewegt, selbst die Denkschrift tan und der Heimat, was „wie der Verlust eines der Evangelischen Kirche von 1965 nächtlichen Menschen“ sei. Aber nicht genug. mit dem Tenor der Versöhnung sei Bombenan- Aus dem Emsland erzählt er bei- erfolglos geblieben. Die schmerz- griffe auf Ka- spielhaft von einem brachialen hafte gemeinsame Erfahrung der bul beschlie- Witz der fünfziger Jahre: Es gäbe „mentalen Obdachlosigkeit“ habe ßen die Eltern zur Zeit „drei Plagen: Wildschwei- nachgewirkt bis heute und könne Anwaris 1994, ne, Kartoffelkäfer und Flüchtlinge“. vielleicht auch die bemerkenswerte alles zu riskie- Das war nach der Verlusterfah- Offenheit und Anteilnahme bei ren, um für rung für Vertriebene „ein Schock, den Flüchtlingsströmen von 2015 die Familie nicht willkommen zu sein“. Kossert erklären. Viele Deutsche konnten eine bessere spricht vom Phantomschmerz bei nachfühlen, was es bedeutet, seine Zukunft zu Arian Anwari auf ihrer Flucht von manchen, sich bis zu ihrem Lebens- Heimat zu verlieren. finden und Russland über Polen nach Deutsch- ende heimatlos gefühlt zu haben. fliehen ge- land In der anschließenden Diskussion Die Verteilungskämpfe nach 1945 meinsam nach stellt Kossert eine weitere These um Wohnraum (es wurde zwangs- Moskau. Die heute 25jährige Anwa- seiner Arbeit ins Zentrum: Man zugewiesen!) und Arbeitsplätze ri wird von dort alleine als Kleinkind könne Flüchtlingswellen unter- waren handfest und haben ihre über, Russland, Weißrussland und schiedlicher Zeiten nicht verglei- Spuren hinterlassen. Es war kein Polen bis nach Deutschland ge- chen, aber tatsächlich gebe es schleust. Es dauert aus Geldmangel „universale Erfahrungen“, die fünf Jahre, bis die Familie wieder alle Betroffenen machten und die vereint ist. Denn immer wieder in den Gesellschaften langfristig muss erst Geld verdient werden für ihre Wirkung hätten. Aber diese den weiteren Fluchtweg. „Unser Erfahrungen seien eben nur dann Ziel war anzukommen.“ positiv, wenn man darüber spräche und sie aufarbeite. Das gelingt erst in einem kleinen Das Ziel: Ort in der Eifel. Arian Anwari weiß ankommen! nichts von Europa, sie erinnert sich: „In Europa kann man aus den Wän- In der zweiten Veranstaltung stell- den Geld holen“, so fabulieren die 5
I N F O R M AT I O N Kinder untereinander über Geld- der äthiopischen automaten. Nach großen Anfangs- Besatzungsmacht schwierigkeiten mit Ausgrenzung politisch verfolgt wird, wegen ihres Aussehens und isolie- beschließt die Familie render Wohnsituation wird es erst zu fliehen. Zunächst besser, als die Familie umziehen und zu Fuß in den Sudan, Nachbarn einladen kann. Heute ist dann mit dem Flug- Deutschland für sie Heimat gewor- zeug nach Stuttgart den: „Es ist mein Land, aber ich bin und 1980 über Göp- Afghanin und Deutsche.“ Anwari pingen ins Allgäu. hat Karriere gemacht, hat Abitur, Bis heute ist für ihn ihren Bachelor und in der Sozialar- „Mobilität nicht von beit einen Beruf gefunden, möchte vorn herein positiv“. Martin Salomon bedankt sich bei seinen Gästen noch ihren Master machen. Erst im Denn „Flucht ist ein Verlustgeschäft, Tzehaie Semere und Arian Anwari Sommer hat sie ihre Erlebnisse in man verliert Sprache, Familie, Hei- einem Roman mit einer Co-Autorin mat ...“ Doch im baden-würthem- dazu kommt, dass Menschen in Not zu Papier gebracht. Der Titel ‚At- bergischen Leutkirch kommt er zur abgelehnt und diskriminiert wer- tan‘ bezeichnet eine traditionellen Ruhe, durchläuft dann erfolgreich den. Für Wagner ist das Jahr 2015 afghanischen Tanz. Er soll für das das deutsche Bildungssystem und ist ein besonderes, weil sich hier mit Leben stehen, das sich vom Schlech- heute als Soziologe beim Entwick- den starken Flüchtlingsströmen die ten zum Guten dreht. lungspolitischen Netzwerk Hessen Reaktionen wie im Brennglas beob- e.V. tätig. achten ließen zwischen Zuwendung und Zurückweisung. Semere resümiert, man sei ange- In der Wissenschaft ist seit über kommen, „wenn man sein Leben 40 Jahren gesicherte Erkenntnis, wieder selbst im Griff“ habe. dass Menschen immer die ‚eigene‘ Was beide vorgestellten Fluchtge- Gruppe bevorzugen, ‚irgendwie‘ die schichten bei allen Unterschieden eigene Gruppe als ‚besser‘ ansehen. ihrer Biographien gemeinsam Erklären lässt sich das erstens mit haben, ist der starke Rückhalt in dem Wunsch nach Identität, mit der ihren Familien und deren hohe diffusen Sehnsucht, einer Gruppe Wertschätzung von Bildung, die sie anzugehören, die positiv ist. Das auch ihren Kindern weitervermit- gelingt um so leichter, wenn ich telt haben. Wieweit diese damit andere Gruppen abwerte. Ausnahme oder Vorbild für andere Diese Abgrenzungsprozesse ver- Migranten sind oder sein können, laufen zweitens nicht rational bleibt offen. Beide wünschen sich und kühl, sondern emotional und nur, so akzeptiert zu werden, wie unreflektiert: „Ich habe Angst vor man ist. anderen und weiche aus. Damit Tzehaie Semere, 1980 mit seinen Geschwistern diskriminiere ich unwillkürlich.“ Nachbarschaft- in seinem ersten Fluchtexil Sudan Oder in der aktiven Variante geht Hass sogar einher mit Attacken auf licher Kontakt die Unbekannten. Dritte Erklärung baut Vorurteile ab Der zweite Migrant, Tzehaie Semere ist die Erkenntnis, dass jede Ge- hatte dagegen in Eritrea zunächst sellschaft leichter lebt mit festen, eine zehnjährige friedliche Kind- Letzter Gast der Reihe war Ulrich unverrückbaren Bildern über andere heit. Doch als sein Vater 1978 von Wagner, Professor am Marburger Gruppen. Diesen Stereotypen und Institut für Psycho- ft , Etikettierungen entgegenzutreten, n V e rlu s tg e sc hä logie und Zent- „ Flucht ist ei erfordert große Anstrengungen. rum für Konflikt- lie, Erschwert wird das noch, wenn die S p ra c h e , F a m i forschung. Seine man verliert Politik diese unterschwelligen Vor- Eingangsfrage urteile unterstützt. Heimat ...“ war, wie es Bei den Betroffenen sind die Folgen 6
I N F O R M AT I O N Eingliederung und mit Perspektiven für die Ankommenden. Wenn es mit Einheimischen verschärft Auseinan- dersetzungen um Wohnraum und Arbeitsplätze gäbe, seien Enttäu- schungen vorprogrammiert. Wag- ners beschwörender Appell dage- gen: „Integrationsangebote helfen auch uns, sind Eigennutz.“ Lässt man alle Veranstaltungen Revue passieren, fällt auf, wie stark die Gefühlslagen die öffentliche Dis- kussion bestimmen und wie wenig Professor Ulrich Wagner zu den Reaktionen auf Fluchtbewegungen und Flüchtlinge die Faktenlagen. Träte man häu- verheerend. Viele Studien, insbeson- Tatsächlich sind die Vorurteile im figer einen Schritt zurück, könnte dere im Verhältnis von Weißen und Osten Deutschlands signifikant man emotionsloser wahrnehmen, Schwarzen in den USA, belegen, höher als im Westen. Weil es dort wie viele Einwanderungswellen dass bestimmte Erwartungen, die weniger Migranten gibt, gibt es Deutschland schon mit Ächzen und andauernd an mich herangetra- weniger Kontakte und damit logi- Stöhnen, aber immer erfolgreich ge- gen werden, schließlich akzeptiert scherweise mehr Vorurteile. Fehlen meistert hat. Ohne die Anwerbung werden. Bei Tests schneidet man alltägliche Erfahrungen mit Frem- der „Ruhrpolen“ ab 1890 wäre nicht tatsächlich schlechter ab, wenn den, sind Angst und Feindschaft Deutschlands größte Industrieregi- man vorher suggeriert bekommt, höher. on, das Ruhrgebiet entstanden: In schlechter zu sein. Wenn im Gegen- der Folge gab es 1914 1,4 Millionen teil die Mehrheit einer Minderheit Dagegen sind für Wagner drei Ver- ausländische Wanderarbeiter im Mut macht, erfolgreich zu sein, haltensweisen hilfreich: Zuerst müs- Deutschen Reich. Oder noch gi- hilft das auch der Mehrheit durch se man sich immer auf Augenhöhe gantischere Bewegungen: Ab 1955 mehr sozialen Frieden und weniger begegnen, den Fremden als gleich- kamen bis 1989 14 Millionen „Gast- Gewalt. wertig akzeptieren. Zum zweiten arbeiter“, von denen drei Millionen Wagner listet als Treppe abwärts die seien gemeinsame Ziele und Projek- hier sesshaft geworden sind; die Stufen einer Ausgrenzung einer ge- te wichtig, in der Nachbarschaft, im etwa ebenso vielen „Russlanddeut- fühlten oder echten Diskriminierung Verein oder in der Schule. Und letzt- schen“ und Spätaussiedler bis in die auf, bis hin zu einer terroristischen lich müssse diese Art des Umgangs neunziger Jahre sind ebenso unauf- Karriere mit eigenen Stereotypen durch die Vorbilder, vor allem im fälliger Teil der deutschen Gesell- und der Entmenschlichung der (ein- politischen Bereich, unterstützt wer- schaft geworden. Vielleicht sollte heimischen) Feindgruppe. den. Politiker bedienten manchmal man genauer auf die Fehler und selber Vorurteile und Stereotype. Erfolge bei diesen Eingliederungen Im zweiten Teil seines Vortrags stellt Hier sei auch die Rolle der Medien schauen und die Erfahrungen für Wagner Ideen vor, wie man dieses wichtig, die nicht den leichten Weg die aktuellen Flüchtlingsdiskussio- Desaster einer Konfrontation und der Sündenbock-Argumentation nen nutzen. das Aufschaukeln der Gegensätze unkritisch mitgehen dürften. vermeiden könne. Das Ausgangs- Ganz nebenbei konnte sich mit konzept stammt schon aus dem Am Schluss relativiert Wagner seine diesen Veranstaltungen das Alte Jahre 1954 von Gordon W. Allport: eigenen Erkenntnisse: Das Verhin- Rathaus als Ort beweisen, dass es als ‚The Nature of Prejudice‘. Darin wird dern oder Vermindern von Diskri- kommunikativer Treffpunkt in der entwickelt, dass das Schlüsselwort – minierung sei zwar wichtig und die Altstadt für die öffentliche Debatte bis heute – der Kontakt ist: Je besser Psychologie könne dabei helfen. viel häufiger zu nutzen wäre. Das ich meinen Nachbarn kennenlerne, Aber sie sei nur ein kleiner Teil käme auch dem Museum mit seinen desto weniger Vorurteile habe ich. der Integration von Fremden. Den in Langen weithin unbekannten Mit aktuellen Daten belegt Wagner größten Brocken habe die Politik zu Schätzen zugute. dann, dass die folgende Behaup- erledigen mit der Bekämpfung der Wolfgang Tschorn tung mehr als Alltagsvorurteil ist: Fluchtursachen, mit Hilfen bei der 7
I N F O R M AT I O N ATTAN – Die Drehung des Lebens Botschaft an Geflüchtete und Hilfsbereite Wer Arian Anwari bei der Ge- möchten diese Menschen fragen: sprächsrunde zum Thema „Flucht Was würdet ihr an unserer Stelle und Vertreibung – Fluchtbiogra- tun? fien“ im Alten Rathaus in Langen Das Buch erzählt von der Flucht kennengelernt hat, kann kaum meiner Familie aus Afghanistan, glauben, was diese junge Frau, die die im Sommer 1992 begann und ihre Fluchterfahrungen rechtzeitig im Herbst 1997 endete. Es er- zur Frankfurter Buchmesse in ei- zählt von unserem Neubeginn in nem Buch veröffentlicht hat, in ih- Deutschland. rer Kindheit durchmachen musste. Von Ablehnung und Demütigung. Aber auch von großer Herzlichkeit „Dieses Buch soll eine Botschaft und Hilfsbereitschaft. Und es er- sein. Eine Botschaft an jene Men- zählt von unserem festen Willen, schen, die vor Krieg und Terror in uns gegen alle äußeren Widerstän- ihren Ländern nach Deutschland de in die Gesellschaft einzugliedern geflohen sind. Eine Botschaft aber und ein nützlicher Teil von ihr zu auch an die deutschen Bürger, sein.“ deren Hilfe diese Menschen benö- tigen.“ Als Arian das Licht der Welt er- Gegenwärtig wächst die Angst auf blickt, wütet ein blutiger Krieg in beiden Seiten. Die Geflohenen sind Afghanistan. In Todesangst flieht DER ZEITLOS BUCHTIPP endlich in Sicherheit. Sie können die fünfköpfige Familie. zur Veranstaltungsreihe aufatmen, zur Ruhe kommen, die Ihr Ziel: Entfernte Verwandte in Angst ablegen. Doch von heute auf Deutschland. Eine Odyssee beginnt. forderung an. Mit vierzehn Jahren morgen stehen sie vor neuen Prob- Wie durch ein Wunder überlebt steht Arians Entschluss fest: „Ich lemen, denen sie nicht gewachsen die kleine Arian die Strapazen der will in diesem Land leben.“ sind. dramatischen Flucht über Pakistan Sie verstehen die deutsche Sprache und Usbekistan nach Moskau. Mit Als Beobachter der Gesprächsrunde nicht. Wissen nichts oder nur wenig Schwarzarbeit soll von hier aus die „Flucht und Vertreibung – Flucht- darüber, was in Deutschland den Fortsetzung der Flucht finanziert biografien“ sei dem Verfasser eine Alltag der Menschen bestimmt. Sie werden. Aber der Preis der Schleu- Anmerkung gestattet: Frau An- wissen nichts über die Kultur, die ser ist hoch. Zu hoch, um gemein- wari betonte, dass ihre Eltern den Gesetze, die Normen des zwischen- sam aufzubrechen. Obwohl die Fa- Grundstein für ihre erfolgreiche menschlichen Zusammenlebens. milie hungert, reicht das gesparte Integration gelegt haben. Ihre Vor- Vieles von dem, was in ihrem bishe- Fluchtgeld jeweils nur für einen von gaben für ihre Kinder waren beste rigen Leben selbstverständlich war, ihnen. Erst nach fünf Jahren sind Kenntnisse der Sprache und eine ist hier verpönt, wird als lächerlich sie wieder vereint und beginnen in sehr gute Ausbildung. Nur das ga- oder ungehörig empfunden. Über Deutschland ein neues Leben. rantiere den Erfolg der Kinder. die Medien erfahren sie von ge- waltbereiten Bürgern, die lauthals Im Schoß ihrer Familie wächst Arian Und: Sie hat es geschafft! Arian gegen die Aufnahme von Flücht- im Rheinland-Pfälzischen Kelberg- Anwari absolvierte 2016 ein Stu- lingen demonstrieren. Hass und Zermüllen auf. Doch das Leben in dium an der University of Applied Gewalt schlägt ihnen entgegen. dem ersehnten Land stellt sie vor Sciences Frankfurt am Main mit Sie sehen Flüchtlingsheime bren- nie vermutete Probleme. Neben dem Bachelor of Arts. Sie ist im so- nen. Erfahren von dramatischen Hilfsbereitschaft und Mitgefühl zialen Bereich tätig und setzt sich Abschiebungen, einer Gefahr, die trifft sie auf Abwehr und Feindse- aktiv für die Integration von Kriegs- womöglich auch ihnen droht. Sie ligkeit. Mutig nimmt sie die Heraus- flüchtlingen ein. 8
I N F O R M AT I O N Heinrich Umbach in Paris Ausstellungsrekord Seit 1980 stellt Malweise auf der Flä- der in Langen che wegzukommen lebende Künst- und neue Wege zu ler Heinrich suchen. Der Kontakt Umbach beim mit der Umwelt - vor „Salon des Ar- allem Stromboli und tistes Francais“ Biarritz, sowie Wien in Paris aus. In und Paris vermittelten diesem Jahr in mir neue Impulse, zum 25. Mal. die ich in der Gestal- ZEITLOS ist tung umsetzen konn- nicht bekannt, te. Durch die Verwen- dass ein anderer deutscher Künst- dung verschiedener ler so oft von der Jury ausgewählt Materialien unserer wurde! Zeit entsteht aus de- 2017 wurde auf der Kunstausstel- ren Verformung und Zusammenset- sagekraft wird nun die Bildharmonie lung sein Bild „Neues Gross Paris“ zung der neue „Bildgegenstand“. angestrebt - das plastische Bild.“ gezeigt. Umbach sagt über seine Durch den Reiz des Gegensätzlichen Sein Bild „Neues Gross Paris“ ist Kunst: „Mein Bestreben war es des verwendeten Materials und unter noch einige Zeit in der Haltestelle zu schon immer, von der klassischen Berücksichtigung deren eigener Aus- sehen. Vitalität kann man trinken! Energie am Tag – Basica® Vital pur Für mehr Vitalität, Exklusiv in Langen! versorgt den Körper mit Konzentrations- und basischen Mineralstoffen und beugt so einer Leistungsfähigkeit. „Übersäuerung“ des Organismus vor. Handccremes zum Verwöhnen Schutz & Pflege nicht nur in der kalten Jahreszeit l‘OCCITANE Amande Handcreme Wir beraten Sie, welches Basica l‘OCCITANE Karité Butter Handcremes Produkt Ihnen helfen kann! l‘OCCITANE Karité Butter für Haut und Füße Mehr als Gesundheit! Individuelle Kosmetikberatung • Import von Arzneimitteln • Medikamenten-Interaktions-Check Reiseberatung • Messung von Blutzucker & Blutdruck Oberlinden Apotheke • Berliner Allee 5 • 63225 Langen • apotheke@oberlinden.de Kostenfreier Lieferservice! Tel. 06103 78777 • Fax. 06103 78770 • Kostenlose Servicenummer: 0800 7877788 9
I N F O R M AT I O N Werbung, die weh tut Ein Indianer kennt keine Schmerztherapie Ein alter Spruch unter Werbe-Profis ist reine Werbung! Themen sind weist auf eine Untersuchung, nach besagt, dass fünfzig Prozent aller Kreuzfahrten, Treppenlifte, aber der 88% der Patienten „spürbare Werbung zum Fenster hinausge- mit großem Vorsprung eben vor al- Besserung“ merkten. Aber das worfen sind. Man wisse nur nicht, lem medizinische Produkte. Sternchen, das auf die Quelle win- welche Hälfte! zig klein am unteren Rand der An- Und die Wirkung sollte man nicht zeige verwies, enttäuschte: Der Be- Betrachtet man unter dieser Ein- unterschätzen: rtv ist in Deutsch- richt war von 1991, also von einer schränkung wie für medizinische land, nach der ADAC-Zeitung, das 26 Jahre alten Untersuchung! Produkte geworben wird, fällt eine Blatt mit der zweithöchsten Aufla- neue Masche auf. ge von über 7 Millionen Heften und Diese oft nur behauptete Ernsthaf- Ganzseitig mit langatmigen Texten jeweils geschätzten 11,5 Millionen tigkeit macht auch eine scheinbare wird ausführlich eine ältere Ziel- Leser/innen. Obwohl ganzseitige Offenheit möglich: Ohne Scham gruppe angesprochen. Es geht vor Anzeigen teuer sind, scheinen sie wird nebeneinander über „Durch- allem um Altersbeschwerden von sich zu rechnen. Wenn Werbung fall“, „sexuelle Schwäche“ und A wie Aufstoßen über Blähungen, lexikonmäßig „die planmäßige Be- „Nagelpilz“ doziert und Hoffnung Haarausfall und Warzen bis Z wie einflussung einer Personengruppe“ gemacht, dass wegen „peinlicher Zahnschmerzen. Die Renner sind ist, um ein „bestimmtes Verhalten“ Darmgeräusche“ keine Frau mehr aber Anzeigen zu Kopfschmerzen, zu erreichen, lohnt sich deshalb ein zu Hause bleiben müsse. Durchfall, Erkältungsbeschwerden genauerer Blick auf diese Werbung. Bei der Wirkung ihrer Produkte und Übelkeit. gehen die An- An erster Stelle steht Seriosität. zeigen-Macher Besonders in der rtv, der kostenlo- Dauernd ist die Rede von „For- in die Vollen, sen Fernsehprogramm-Beilage in schern“, „Experten“, „den klugen bleiben aber vielen Tageszeitungen, häufen sich Köpfen in Deutschlands Universitä- gleichzeitig diese Seiten. Je nach Woche ma- ten und Forschungslaboren“, von sehr blumig. chen die Werbeseiten 38,6 (35/17) „wissenschaftlicher Prüfung“ vom Ein Mittel sei bis 52,4 (38/17) % des TV-Heftes „Team unter der Leitung des re- wie „ein Pflas- aus. Zum Festhalten: Manchmal nommierten Wissenschaftlers ...“. ter auf die mehr als die Hälfte des TV-Blattes Eine Schmerzmittelwerbung ver- Darmwand“, 10
I N F O R M AT I O N ein anderes „putze … unsere Ge- nerseits steht hinter dem „Klagen“ flussung noch andere Wege eröff- fäße frei“ - das ist Medizinlyrik oft ein echtes Problem, und ande- net. Neben der Physiotherapie (z.B. live. Konkurrenzprodukte werden rerseits geht es auch um viel Geld. Massage und Thermotherapie) über madig gemacht: „Kollagen-Cremes Zwar habe ich keine einzige An- die alte chinesische Medizin (z.B. helfen meist kaum oder gar nicht“; zeige gefunden, die Preise für ihr Akupunktur) und der Neurochirur- „Experten warnen schon lange vor beworbenes Produkt nennt, son- gie als letztem Mittel (dem Wieder- den Gefahren von Cholesterin“, dern höchstens die Schnäppchen- herstellen von Nervenbahnen) ist und Ladenhüter neu herausge- Mentalität anheizt: „10 Euro sparen vor allem die Psychotherapie sehr putzt: „Lange Zeit war der Wirk- beim Kauf einer Großpackung“. erfolgreich. stoff in Vergessenheit geraten.“ Aber der Bundesverband der Ar- Dort lernt man den Umgang mit neimittelhersteller (BAH) nennt für dem Schmerz, es ist also Kopfar- Ist Deutsch- 2016 einen Gesamtumsatz von 6,8 Milliarden Euro und 803 Millionen beit, z.B. gegen Stress, Depression oder Schmerzangst. Es geht um das land wirklich so rezeptfrei verkaufte Arzneimittel in Wahrnehmen seiner Körpervor- krank? Deutschland und rühmt sich: „Ohne gänge durch autogenes Training, sie würde das Gesundheitssystem Selbstsuggestion und schlicht durch Dann wechselt man auf die Betrof- kollabieren.“ „Die Selbstmedikati- einfachste Kenntnisse: Wenn ich fenheitsschiene, indem man mit on ist eine wesentliche Säule...“ Die falsch lebe, falsch esse, wenn ich vielen Zahlen sagt, dass niemand Mittel seien „wirksam, sicher und mich nicht richtig und genügend mit seinem Gesundheitsproblem gesundheitsökonomisch sinnvoll.“ bewege, verkümmern Körperfunk- allein sei. Ganz ohne Quellen wird tionen und es tut weh. behauptet, „allein in Deutschland“ Mit Letzterem meint der Verband, seien jährlich 5,5 Millionen wegen Knieschmerzen in Behandlung, dass derjenige Kosten spart, der Schmerzen akzeptieren? nicht gleich zum Arzt rennt, und „rund 20 Millionen hätten eine wer sich mit Schmerztabletten in rheumatische Erkrankung“ und der Tasche zur Arbeit quält, we- Das heißt dann auch, bestimmte „mehr als 23 Millionen Deutsche“ niger Fehlzeiten produziert. Der Schmerzen zu akzeptieren und zu klagten „über chronische Schmer- BAH sieht hier noch große „Effizi- lernen, mit ihnen zu leben. Man zen“. Manchmal gibt man indi- enzreserven“ und die „apotheken- kann auch mit mehr Geduld den rekt zu, dass man eigentlich keine gestützte Selbstmedikation“ als Selbstheilungskräften eine Chance genauen Zahlen hat, wenn nur gesellschaftliches Allheilmittel und geben. Akute Rückenschmerzen ge- von „Millionen Betroffenen“ oder win-win-Situation für Patienten, hen in neun von zehn Fällen rasch „knapp die Hälfte aller über 50-jäh- Krankenkassen und, nun ja, eben zurück oder bessern sich sogar, rigen Männer“ gesprochen wird. auch für die Hersteller und Verkäu- ohne dass überhaupt eine Therapie Und dann die Spitzenzahl, nach fer dieser Produkte. stattfand. Und: Schmerz wird un- der angeblich „90% der Deutschen terschiedlich wahrgenommen, in über Rücken- und Gelenkschmer- Nun ist das selbstständige Bekämp- verschiedenen Kulturen (siehe India- zen klagen“. Wir – ein Volk von fen von Schmerzen nichts Neues ner...), Rollen, Situationen. Kränkelnden? Gibt es überhaupt und so alt wie die Menschheit noch einen, der nichts hat? – die Salicylsäure im Saft der Wei- Die gleiche Arbeitsanstrengung denrinde war das erste bekannte wird unterschiedlich belastend Spitzenleistung der Desinformation Mittel gegen Schmerz und auch empfunden, je nachdem, wie zu- durch Zahlensalat ist die Aussage: der Schlafmohn wird schon vor frieden man mit der Arbeit ist. Eine „Fast jeder zweite Mann leidet an 4000 v. Chr. erwähnt. Neuer ist die Ärztin wagte sogar aus ihrem All- sexueller Schwäche … Bei Männern wissenschaftliche Unterscheidung tag heraus die These, heute seien über 60 ist bereits jeder Dritte be- zwischen ‚gutem‘ akuten Schmerz Jüngere unter 30 Jahren schmerz- troffen.“ Hier wäre eher ein Mittel und ‚schlechtem‘ chronischen empfindlicher als Ältere. gegen Rechenschwäche ange- Schmerz, die seit den 1940er Jah- bracht. Drei ist zwar mehr als zwei, ren in den USA entwickelt wurde Da schließt sich der Kreis: Wer sich aber „jeder zweite Mann“ ist mehr und die es seit den 1970er Jahren nur ein bisschen krank fühlt, aber als „jeder dritte“. auch in Deutschland gibt. Die dabei doch etwas tun möchte, versucht es Aber gleichzeitig ist dieser Werbe- entstandene Schmerztherapie hat dann mit der Homöopathie. 12000 Unsinn nicht nur ein Spaß, denn ei- neben der medikamentösen Beein- Heilpraktiker stehen bereit, 9 Milli- 11
I N F O R M AT I O N onen Packungen Heilmittel werden zwischen kennen müssen, hat 2002 wicklung festgestellt: 1983 waren jährlich verkauft. Prinzip ist fast wie der Chirurg Bruce Moseley in den nur erschreckend wenige der Me- beim Impfen, „Ähnliches wird mit USA durchgeführt. In einer Schein- dikamente „therapeutisch zweck- Ähnlichem geheilt“. operation gegen durch Athrose mäßig“, nämlich 41,2 %, 2017 sind verschlissene Kniegelenke ritzte er es immerhin 80 % ! Aber „wenig Im Ratgeber-Klassiker ‚Bittere Pil- bei Patienten nur die Haut ein, ver- zweckmäßig“ bzw. „abzuraten“ ist len‘ von Langbein/ Martin/ Weiss nähte oberflächlich und täuschte immer noch von 14 % . wird allerdings kritisch angemerkt, so eine blutige, im wahrsten Sinne dass gegen alle homöopathischen Grundsätze hauptsächlich Misch- tiefergehende Operation vor. Trotz- dem fühlten sich danach die Nicht- Gut – nur weil präparate verkauft werden. Die Operierten genauso zufrieden wie Natur? Erfolge seien am größten bei Er- die echt Operierten. Ärger bekam So greifen viele lieber auf ‚Natur- krankungen, „bei denen Placebo- nur der Arzt, weil die Täuschung produkte‘ zurück, rezeptfrei und Effekte nachgewiesen sind (Schlaf- ‚unethisch‘ sei. ohne ärztlichen Sachverstand zu losigkeit, Verstopfung, Angina bekommen. Sie machen die rest- Pectoris)“. So ist es auch den Ärzten in lichen 6% aus, die als „sinnvoll“ Deutschland verboten, Patienten, klassifiziert sind. Doch auch hier ist Das ist in der langjährigen Diskussi- die massiv und ohne Verstand un- nicht alles gut, nur weil es ‚Natur‘ on über die Wirksamkeit der größte bedingt etwas verschrieben haben signalisiert. Wenn für Heilerde mit Aufreger. Zu keinem seiner Artikel wollen, Placebos zu verordnen. dem Zusatz „vegan“ geworben in der Frankfurter Rundschau hat Dabei sind erfüllte Erwartungen wird, ist das noch lustig. Aber der der Chirurg Bernd Hontschik mehr objektiv hilfreich. Die Pharmazeu- Johanniskraut-Verkauf ist zum emotionale Reaktionen bekom- tische Zeitung 28/ 2010 listet auf: Beispiel auf ein Sechstel zurück- men, als zu seinem Vergleich von „Große, schwer zu schluckende gegangen, weil das Mittel zwar Schulmedizin und Homöopathie Kapseln wecken höhere Erwartun- gegen Depressionen hilft, aber vom 24. 6. 2017. Letztere ist für ihn gen als Tropfen … Beruhigungsta- auch „lebensgefährliche Wechsel- einerseits „fauler Zauber“, weil die bletten vertraut der Patient eher, wirkungen“ (‚Bittere Pillen‘) auf- bis ins Nichtmessbare verdünnten wenn sie blau sind, Antidepressiva treten, wenn es mit Asthmamitteln Arzneien wirkungslos seien. An- sollten gelb sein, und Mittel gegen zusammen genommen wird. Und dererseits ist die Arbeit der Heil- Rheuma, Athritis und Schmerz rot.“ wenn nach dem Werbetext India- praktiker für ihn Vorbild, weil sie Die Zeitung formuliert aus dieser ner Nordamerikas das Wanzenkraut den Patienten als Menschen ernst objektiven Erkenntnis sogar eine gegen Schlangenbisse eingesetzt nehmen und nicht „vor allem Tech- Verkaufshilfe: „Erklärt der Apothe- haben sollen, ist das noch keine nik anwerfen“ (Interview FR 7. 8. ker, warum er gerade dieses Medi- Gewähr dafür, dass es heute gegen 2017). Eine Ärztin berichtete mir, kament empfiehlt …, wird es bei Nervenschmerzen hilft. dass ihre Patienten regelrecht über- der Mehrzahl der Patienten besser rascht seien, wenn sie sich freima- helfen.“ Von den bewerteten 19 Mitteln chen sollten. So etwas sei bei vielen Die Krankenkassen beklagen aktu- gegen das Altern ist keines (!) Ärzten nicht mehr üblich. Nur beim ell gleichzeitig, dass sinnlose, aber als „therapeutisch zweckmäßig“ Homöopathen könnten Kranke teure neue Mittel ohne medizini- eingestuft . Es gehört wohl zur „ihre Geschichte erzählen“ (Hont- schen Fortschritt auf den Markt Banalität des Lebens, dass man alt schik). Und die dann verabreichten gebracht werden. Im Innovationsre- wird und auch Schmerzen hat. Es umstrittenen Kügelchen seien zwar port 2017 der Techniker Kranken- gibt keine Geheimtipps. Selbst der nur ein Scheinmedikament, aber kasse wurden 32 neue Wirkstoffe früheren Wunderknolle Knoblauch trotzdem als „kluger Placebo-Ein- im Praxisalltag getestet. Keiner (!) hat der Europäische Gerichtshof satz“ wirksam. bekam die ‚grüne‘ uneingeschränk- 2007 bescheinigt, dass sie kein te Empfehlung, dass er für den Pa- Medikament sei und „damit auch Lernfähige Schul- tienten besser sei. 17 bekamen ein ‚gelb‘ und 15 sogar ein glattes ‚rot‘ nicht der Verhütung oder Heilung einer Krankheit“ diene. Das Positi- medizin hinsichtlich Mehrwert und Kosten. ve: Knoblauch schadet nicht, auch Da hat inzwischen auch die Schul- In ‚Bittere Pillen‘, dass seit 37 Jah- wenn er in größeren Mengen ver- medizin dazugelernt. Einen Ver- ren Arzneimittel kritisch bewertet, zehrt wird. such, den alle Medizinstudenten in- wird immerhin eine positive Ent- Wolfgang Tschorn 12
I N F O R M AT I O N Mit dem Ehrenamt Neues entdecken Büdingen – Fachwerk und 50er-Jahre-Museum Es war ein wundervoller Tag Ende des weilten. Yvonne Weber, in der Haltestelle die vielen freiwillig geleisteten Stunden Sommers, als Ehrenamtler der Haltestelle zuständig für Veranstaltungen und Eh- im ersten Halbjahr 2017 „Danke“ sagen zu einem Ausflug in der historischen renamt, hatte diesen Tag organisiert und zu können. 23 von 50 ehrenamtlich Täti- Altstadt in Büdingen am Vogelsberg freute sich, damit den Ehrenamtlichen für gen folgten dem Angebot und erlebten das historische Städtchen zu Fuß. In einer Fachwerkführung „Begegnung mit dem wilden Mann“, einem bauhisto- rischen Rundgang durch die Jahrhun- derte, erfuhren die Teilnehmer neben der Stadtgeschichte Büdingens alles über die Entwicklung des wertvollen Kultur- gutes Fachwerk, dessen Verzimmerung, über Zapfen und Verkämmungen und über die Deutung von Schmuck und Symbolik. Aber auch über die Bedeutung des Büdinger wilden Mannes und der sonderbaren Kreuze an einigen Fassa- den. Die begeisternde und unterhaltsa- me Führung machte eine Dame, Ende siebzig, die normalerweise in malerischer Zimmermannskleidung auftritt, die aber Herzlich willkommen bei PHÖNIX! Wir begrüßen Sie herzlich und freuen uns, Sie aufmerksam zu umsorgen. Sie können sicher sein: Hier hat Lebensfreude auch im Alter ihren Platz! UNSERE LEISTUNGEN IM ÜBERBLICK Stationäre Kurzzeit- Urlaubs- Verhinderungs- Pflege pflege pflege pflege Demenz- Hauseigene Garten/ Vielfältige pflege Küche Parkanlage Veranstaltungen PHÖNIX Haus Ahornhof Darmstädter Straße 21-25 63225 Langen Telefon: 06103 30117-0 E-Mail: ahornhof@phoenix.nu www.korian.de Ein Unternehmen der Gruppe 13
I N F O R M AT I O N Die Zeit kurz zurückdre- hen und eintauchen in die 50er Jahre, in eine Zeit der Lebenslust. Mit Reminiszenzen an Cornelia Froboess, an Bill Ramsey und Hazi Osterwald, denen das Museum ganze Vitrinen widmet. Alles, was wir aus den 50ern kannten, ist hier zusammenge- tragen. Ganze Laden- einrichtungen, eine angesichts der Temperaturen jenseits Milchbar mit farbenfrohen Cock- der 25 Gradmarke an diesem Tag darauf tailsesseln und Dreieckstischen, verzichten musste. ein netter Kiosk an der Ecke mit dem Zeitschriften-Angebot der Am Nachmittag folgte dann ein Rund- damaligen Zeit, ganze Wohnzim- gang durch ein ganz besonderes, einmali- mereinrichtungen, eine Küche ges Museum: das 50er-Jahre-Museum. mit pastellfarbenen Resopal- Nierentische und Tütenlampe erinnern fronten und allen Haushaltsge- uns als Kinder dieser Epoche an die Zeit, räten der Zeit und die originale als die Republik noch in den Kinder- Einrichtung eines „Damen- u. schuhen steckte. Nach den Kriegsjahren war auch die Zeit, als „Schmalhans Kü- bei deren Anblick ungezählte Erinne- chenmeister“ rungen lebendig wurden, so könnte das war, vorbei. Fazit des Besuches in Büdingen und im Mit den 50er Museum der 50er Jahre aus- Jahren folgte gefallen sein. endlich der Aufschwung, die Jahre des Wirtschafts- wunders und der neuen Lust des Konsumierens. Herren Friseurs“ fehlen ebenso wenig Die „Bravo“ wie Mopeds und Motorroller. veröffentlichte Die 50er Jahre mit ihren ungezählten einen Knigge Ausstellungsstücken waren trotz allem für Verliebte eine tolle Zeit, die die meisten der Ehren- und „Hausfrau werden“ konnte man amtsgruppe selbst miterlebt haben und einem Buch entnehmen. Eine interessante Art, die Stadt, die Geschichte und Geschichtchen und das 50er-Jahre-Museum mit seinen Veranstaltungen ken- nenzulernen sind die Stadt- und Erlebnisführungen – www.buedingen.info und www.50er-Jahre-Museum.de 14
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PFLEGE Das Ahörnchen berichtet… Auf ein Neues! Ein neues Jahr klopft an Unterhaltung und vergange- Abwechslung die Tür und der Ahorn- ne Jahr- hof geht auf sein neun zehnte. das ganze Jahr jähriges Bestehen zu. Und nicht Doch die Zeit für ein zu verges- Fazit ist für den Ahorn- Ein Zirkus wird zu Gast sein und sen das hof, der jetzt offiziell viele, teils interaktive musikalische Engagement der Langener Vereine als „Haus Ahornhof“ Darbietungen werden durch den wie der LKG oder dem Harmonika bezeichnet wird, nicht gekommen. Festsaal klingen. Dank ehrenamt- Spielring, sowie der Gemeinden vor Dennoch blicken wir mit einem Auge licher Unterstützung von Manfred Ort, durch welches noch mehr Leben zurück, um mit dem anderen nach Kürsch werden die Bewohner des ins Haus kommt. vorn zu schauen und uns auf ein Hauses in 2018 weiterhin in exoti- Es sind viele kurzweilige Elemente, neues Jahr zu freuen, sowie aus alten sche Welten die neben dem festen Fehlern zu lernen. eintauchen. „Wochenprogramm“ Ab- Besuche vom wechslung in den Alltag So wird es in 2018 den zur Tradition Kindergarten bringen und besonders gewordenen Tanztee in Koopera- und der umlie- bei den Kurzzeitpflege- tion mit der Haltestelle weiterhin genden Schulen gästen und deren An- geben. Leider nicht mehr unter der fördern den in- gehörigen für Verwun- Leitung von Karl Schulze, was wir tergenerativen derung sorgen. Soviel natürlich verstehen, aber auch sehr Kontakt. Darü- bedauern. ber hinaus brin- gen verschiedene Anbieter von Oberbekleidung, Wäsche, Schu- hen und Brillen ihre Dienste in die Einrichtung und ermöglichen einen Einkauf in Ruhe und ge- wohnter Umge- bung. Entspan- nung findet sich dann bei Medita- tions-Angeboten oder Zeitreisen in 16
PFLEGE Neue Termine „Leben“ in einer Pflegeeinrichtung die Entscheidung für das Leben im erwarten die Wenigsten! Haus Ahornhof nicht auf den letz- Gemeinsam ten Drücker gefällt wird. im Ahornhof weniger allein Gerne sind wir behilflich bei allen Fragen rund um Pflege und Betreu- Besonders neue Gäste müssen sich oft ung. Unser Credo ist es, dass sich erst trauen die Veranstaltungen auf- die Menschen im Ahornhof optimal zusuchen und diese Hürde überwin- wohlfühlen sollen. Natürlich gilt den, um dann erstaunt festzustellen, dies in der Hauptsache für unsere dass es doch gar nicht so schlecht ist. Bewohner, aber auch für die Ange- Ist es doch schön, wenn man diese hörigen, Freunde und Bekannten Angebote noch nutzen und dabei des Hauses haben wir immer ein zwanglos mit anderen Menschen offenes Ohr. Langens in Kontakt kommen kann. Schließ- lich sitzen doch alle in einem Boot, getreu dem Motto: Gemeinsam ist man weniger einsam. Und wenn verrücktester man/frau doch mal Ruhe haben will, Friseursalon Tanzvergnügen kann einfach die eigene Tür hinter Zur Weihnachtszeit zeigt so jeder sich zugemacht werden, um sie im für alle was er hat: Natürlich ist hier die nächsten Moment wieder zu öffnen Rede von Weihnachtsschmuck und und das Gefühl zu haben: Hier bin Alle, die gern ein Tänzchen wagen Lichterdekoration. ich nicht allein. wollen, sind eingeladen, wenn Auch im Ahornhof, ganz versteckt Auch wenn man es nicht glauben im Untergeschoss, findet sich ein Schmidtchen Schleicher alias Gün- mag, machen neben den Angehö- solch weihnachtliches Kleinod der ther Schmidt mit seinem Tanztee im rigen, die anderen Bewohner die besonderen Art. Friseurin Karin Phönix Seniorenzentrum Ahornhof größte Gruppe des für eine ausgesprochen gute Stim- individuellen sozia- mung sorgt. Dürfen wir Sie einla- len Netzwerkes eines den, es auch einmal in geselliger Heimbewohners aus. Umgebung auszuprobieren? Dieses lässt sich jedoch Die neuen Tanztee-Termine für nur erschließen, wenn das Jahr 2018 hier im Überblick: die Angebote genutzt 11. Januar werden (können) und 1. März 19. April 17. Mai 6. September 2. Oktober 1. November 6. Dezember Mehr auch im ZEITLOS Veranstal- Maurer empfängt ihre interne und tungskalender auf Seite 42. externe Kundschaft in ihrem üppig bestückten geputzt sorgt sie für so manches Reich. Ein Gelächter und hebt die Stimmung. besonderer Im Ahornhof kann man also durch- Augen- aus wörtlich genommen: Zum La- schmaus ist chen in den Keller gehen. Versuchen dabei die Sie es doch auch mal! ;-) „Ebbelwoi- Lady“. Fein Kontakt Einrichtungsleitung: heraus- Susanne Kemmerer, Tel. 06103 30 11 70 17
PFLEG E Ambulanter Pflegevertrag Was ist dabei zu beachten? Wer einen ambulanten Pflegedienst und deren Preise sollten im Pfle- bedürftigen endet der Vertrag au- benötigt, ist oft in einer schwierigen gevertrag genau beschrieben sein. tomatisch. Während Abwesenheit, persönlichen Lage. Er muss sich mit Besonders wichtig ist dabei, dass wie einem Krankenhausaufenthalt, seiner eigenen Pflegebedürftigkeit differenziert aufgeführt ist, welche Urlaub etc. sollte der Vertrag auf und der Einschränkung seiner Selbst- Kosten von der Pflegeversicherung jeden Fall ruhen und es sollten keine ständigkeit auseinandersetzen. übernommen werden und welche Kosten anfallen. Kosten der Pflegebedürftige selbst Der Pflegevertrag sollte vor dem Unter- In diesem oft als schmerzhaft empfun- tragen muss. zeichnen noch einmal genau überprüft denen Prozess muss der Pflegebedürf- • Jeder Pflegedienst muss über seine werden. Ein guter Pflegedienst wird tige einschätzen, wo er Unterstützung erbrachten Leistungen einen Leis- immer Verständnis für Fragen über von anderen Menschen benötigt. Was tungsnachweis erbringen. Dieser seine Leistungen haben. Denn letztlich können Angehörige, Nachbarn oder muss der Pflegebedürftige am Mo- ist Vertrauen, neben allen vertraglichen Freunde übernehmen und welche natsende unterschreiben. Hier soll- Regelungen, die wichtigste Vorausset- Leistungen sollten von einem ambu- te der Pflegebedürftige genau prü- zung für eine gute Pflege. lanten Pflegedienst erbracht werden? fen und nicht vorschnell unter- Oftmals sind Pflegebedürftige und schreiben. Im Pflegevertrag sollte Eine Welt ohne deren nächste Angehörige mit der geregelt sein, dass der Pflegebe- neuen Situation überfordert und sind dürftige eine Kopie des Leistungs- dann für jede Hilfe von außen dank- nachweises erhält. Pflegeverträge – bar. Doch jede ambulante Pflege, • Täglich muss der Pflegedienst Utopie oder doch nur ein Traum? die von einem professionellen Dienst dokumentieren, welche Aufgaben erbracht wird, kostet Geld. Und nicht er bei dem Pflegebedürftigen er- immer reichen die Leistungen der füllt hat. Diese Dokumentation Wenn wir einmal träumen und uns Pflegekasse aus. So ist es von beson- sollte in der Regel beim Pflegebe- vorstellen, dass alle Pflegeleistun- derer Bedeutung, vor Abschluss eines dürftigen verbleiben, damit er sie gen als staatliche und kommunale Pflegevertrages genau hinzuschauen, jederzeit einsehen kann. Gerade Aufgabe gesehen werden, wie es nachzufragen und erst dann zu unter- Veränderungen in der Pflegesitua- nordische Länder vormachen, dann zeichnen, wenn alle offenen Fragen tion sollten dort nachvollziehbar brauchen wir keine Verhandlungen, beantwortet sind. dokumentiert werden. keine Begutachtungen, keine Pfle- • Der Pflegedienst sollte für Schäden, geverträge, keine Abrechnungen Bevor ein ambulanter Pflegedienst die durch seine Mitarbeiter verur- und keine Überprüfungen mehr. tätig wird, sollte im Vorfeld eine sacht werden, haften. Dies sollte Pflege kann sich wieder darauf be- ausführliche Beratung über seine Leis- sich jedoch nicht nur auf grob- sinnen, für den Kranken und Pfle- tungen und deren Kosten stattfinden. fahrlässige Pflichtverletzung oder gedürftigen da zu sein und kann Darauf baut der Pflegevertrag auf, Vorsatz beziehen, sondern auch die die Zeit, die heute für bürokratische der die Grundlage für die Zusammen- fahrlässige Pflichtverletzung mit Monster verschwendet werden, dem arbeit darstellt. Im Folgenden stellen einbeziehen. Menschen zurückgeben. wir Ihnen kurz vor, worauf man bei • Der Pflegebedürftige kann den Vor allem wären Pflegebedürftige einem Pflegevertrag achten sollte. Pflegevertrag jederzeit ohne Ein- und deren Angehörigen von allen haltung einer Frist kündigen. Anträgen, Formularen, Widersprü- • In der Regel ist der Pflegebedürf- Andere Regelungen im Pflegever- chen und Vertragsklauseln befreit. tige oder dessen gesetzlicher Ver- trag sind ungültig. Vielleicht ist dieser Traum zu einfach. treter Vertragspartner. Sind An- • Der ambulante Pflegedienst wie- Man müsste vieles, was heute wich- gehörige Vertragspartner, muss derrum sollte nur mit einer ange- tig erscheint, verlassen und neues diesen bewusst sein, dass der Pfle- messenen Frist kündigen können, wagen. Pflegekonzerne, die an der gedienst bei Ihnen finanzielle An- die es dem Pflegebedürftigen Börse notiert sind, wären die gro- sprüche stellen kann. ermöglicht, einen neuen Dienst ßen Verlierer. Gewinnen könnte die • Die zu erbringenden Leistungen zu finden. Mit dem Tod des Pflege- Menschlichkeit! 18
PFLEG E Neue Gesichter in der Pflege Beate Schachtschabel und Stefan Almasan sind neu im Pflegedienst der Haltestelle. Beide bringen eine abge- schlossene, qualifizierte Ausbildung zur Altenpflegerin/Altenpfleger mit. Sie arbeiten gerne mit Menschen zusammen und lieben die Abwechs- lung. Für diese verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe haben sie sich entschieden, weil sie ihnen Freude und Sinn vermittelt. An ihrem neuen Arbeitsplatz fühlen sich beide sehr wohl. Demenzatlas Hessen stellt sich vor hessen.de. Hier findet man Hilfen Was tun bei Demenz? und erste Antworten auf drängende Fragen: Ist das nachlassende Gedächt- Wenn das Erinnerungsvermögen Demenzatlas Hessen möchten wir nis der Beginn einer Demenz? Wie nachlässt, ist die Verunsicherung hessenweit Transparenz über beste- lange werde ich noch allein zurecht- groß. Neben medizinischen Fragen hende Versorgungsstrukturen kommen? Werde ich meinen Partner steht auch die Bewältigung des All- für Demenzerkrankte und ihre An- zu Hause pflegen können? Kann ich tags an. Betroffenen und ihren Ange- gehörigen herstellen.“, betonte der gleichzeitig für meine Eltern sorgen hörigen bietet eine neue Online-Da- Hessische Minister für Soziales und und arbeiten gehen? tenbank übersichtliche Orientierung Integration, Stefan über wohnortnahe Unterstützungs- Grüttner. angebote. Im Demenzatlas „In Hessen sind derzeit über 100.000 Hessen gibt es Männer und Frauen an einer Form aktuell landes- von Demenz erkrankt. weit etwa 1.000 Betroffen sind auch ihre Partner und Angebote unter Familien, die für sie sorgen. Mit dem www.demenzatlas- Ein wenig Statistik: 12% der Enkel Nicht auf die helfen ihren Großel- tern ebenso häufig. Enkel verlassen 30% der Groß- eltern wohnen Zur Frage der Generationengerechtig- mindestens 180 keit hat die Allianz jungen Menschen Minuten von ihren zwischen 14 und 35 Jahren die einfache Enkeln entfernt. Frage gestellt: Wie oft hilfst du Oma 56% der Enkel oder Opa? Und wie oft helfen sie dir? helfen ihren Groß- Die Antworten waren höchst unter- eltern überhaupt schiedlich aus. Immerhin sind 22% nicht, 9% der der jungen Leute, die noch Großeltern Enkel haben eine haben, zu intensiver Pflege bereit. schlechte oder gar Aber: bei fast 80% kann man nicht keine Beziehung sicher sein, dass sie zur Pflege bereit zu Oma und Opa. sind! Aber: acht von zehn 35% der Enkel bekommen oder be- Enkeln bezeichnen kamen mindestens einmal pro Woche das Verhältnis als Hilfe von Oma oder Opa. Aber nur bestens oder gut. 19
EINSICHTEN Beunruhigende Diagnose A.A.A.D.D. … und trotzdem soll die ZEITLOS fertig werden??? Eigentlich ist meine Frau ein Fan Mülleimer unter dem Tisch und be- gesucht hatte. Ich beschloss, die der „Sachsenklinik“ und der Serie merkte, dass der Mülleimer voll war. Brille lieber auf den Schreibtisch ins „In aller Freundschaft“ und kennt Also legte ich die Reklame wieder Büro zu legen, aber erst brauchten alle darin vorkommenden Krank- auf den Tisch und beschloss, erst ein- die Blumen frisches Wasser. heiten ziemlich genau. Aber diese mal den Papiermüll zum Wertstoff- Also legte ich die Brille wieder auf Krankheit hatte sie bei mir dann hof zu fahren. den Esstisch, lief mit der Vase zum doch noch nicht bemerkt! Im Herbst Doch dann dachte ich mir, wenn ich Spülbecken und erblickte plötzlich wurde bei mir bei einem Routine- den Papiermüll wegfahre, kann ich die TV-Fernbedienung. Jemand hat- Arztbesuch A.A.A.D.D. diagnos- auch gleich bei der Bank Geld abhe- te sie auf dem Esstisch liegen lassen. tiziert – Age Activated Attention ben. Mir wurde klar, dass ich, wenn ich Deficit Disorder, auf Deutsch: Alters- Ich schnappte mein Portemonnaie später fernsehen möchte, nach der bedingtes Aufmerksamkeitsdefizit und bemerkte, dass meine Girokon- Fernbedienung suchen werde, aber Syndrom. to-Karte fehlt. Mir fiel ein, dass die mich nicht daran erinnern werde, Karte auf dem Schreibtisch im Büro dass sie auf dem Esstisch liegt, also Für alle, die wie ich die Krankheit liegt, also ging ich zum Schreibtisch entschied ich, sie wieder ins Wohn- bisher nicht kannten oder einfach im Haus und sah dort eine Tasse zimmer zu bringen, wo sie hinge- ignorierten, so zeigt sie sich: Kaffee herumstehen, die ich ja noch hört, doch zunächst wollte ich den Also, Ich beschloss, meinen Rasen zu trinken wollte. Blumen frisches Wasser geben. sprengen. Während ich den Garten- Ich schaute gleich nach meiner Bank- Ich füllte frisches Wasser in die Vase, schlauch am Haus aufdrehte, schau- karte, aber erst musste ich noch den aber leider kleckerte ich dabei etwas te ich zu meinem Auto hinüber und Kaffee wegstellen, damit ich ihn Wasser auf den Boden. stellte fest, dass es mal gewaschen nicht aus Versehen umkippe. Also legte ich die Fernbedienung werden sollte. Der Kaffee wird kalt, und ich be- wieder auf den Esstisch, holte Hand- Als ich zur Garage lief, bemerkte ich, schloss, ihn in der Küche im Topf tücher und wischte das Wasser auf. dass Post auf dem Terrassentisch lag, etwas aufzuwärmen. Dann lief ich wieder in den Flur und die ich zuvor aus dem Briefkasten Während ich mit dem Kaffee in die versuchte mich zu erinnern, was ich geholt hatte. Küche lief, fiel mir die Blumenvase eigentlich vorhatte. Ich beschloss also, zuerst die Post auf dem Esstisch ins Auge – die Blu- Am Ende des Tages war das Auto durchzusehen, bevor ich das Auto men brauchten dringend Wasser. nicht gewaschen, hatte ich kein Geld wasche. Ich stellte den Kaffee auf den Ess- abgehoben, stand eine kalte Tasse Ich legte die Autoschlüssel auf den tisch und entdeckte meine Brille, Kaffee auf dem Esstisch, hatten die Tisch, schmiss die Reklame in den nach der ich den ganzen Morgen Blumen immer noch kein frisches 20
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