10.23 Den Wandel befeuern Energiestandort Elbe-Weser - IHK
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10.23 Den Wandel befeuern Energiestandort Elbe-Weser Persönlicher, nachhaltiger, intelligenter – Tourismustag 2023 Seite 40 Potenziale der Digitalisierung für KMUs – Dialogtour Seite 56
Die Themen in 2023 MONAT TITELTHEMA SONDERTHEMA › Erneuerbare Energien › DOIZ – Deutsches-Offshore-Industrie- 10 › Energieregion Elbe-Weser Zentrum Cuxhaven › H2.N.O.N – Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen › Beratung – Coaching – Consulting 11 › Gründung / Förderung / Finanzierung › Digitalisierung › Bestenehrung 12 › Aus- u. Weiterbildung › Ausbildung 2024 Haben Sie Ideen für Sonderthemen? Wir freuen uns auf Ihre Anregungen – schreiben Sie uns. Ich berate Sie über die Möglichkeiten Ihrer Werbeplatzierung: Pirkko Peitz Mediaberatung Telefon (0 47 21) 39 87 593, Telefax (0 47 21) 39 87 592 Email: pb-marketing@t-online.de
STANDPUNKT CO2-Zoll für Unternehmen A m 1. Oktober ist der neue EU-Grenzausgleichsmechanismus für CO₂, kurz CBAM genannt (Carbon Border Adjustment Mechanism), gestartet. Er soll emissionsintensive Importe aus Drittstaaten auf das europäische Preisniveau verteuern, um die Wettbewerbsnachteile der EU-Betriebe in Folge strengerer Klimaschutzvorgaben auszuglei- chen. Die übereilte und bürokratische Umsetzung stellt derzeit eine erheb- liche Belastung für die Wirtschaft dar. Jetzt müssen Importeure von betrof- fenen Produkten neue hochkomplexe CBAM-Regularien umsetzen. Viele Klemens Kober Detailregelungen stehen noch aus oder wurden viel zu kurzfristig veröf- Leiter Handelspolitik, transatlantische Beziehungen fentlicht. und EU-Zollfragen bei der DIHK Das neue System sieht vor, dass die Unternehmen ab 2026 die Diffe- renz zwischen dem CO₂-Preis in der EU und dem jeweiligen Drittstaat aus‑ gleichen müssen, wenn sie bestimmte Produkte aus Eisen, Stahl, Aluminium oder Düngemittel, Wasserstoff, Zement und Strom in die EU importieren wollen. Vom 1. Oktober 2023 bis zum 1. Januar 2026 gilt eine Übergangspha- se – aber mit umfassenden Berichtspflichten für die betroffenen Betriebe. Jedes Quartal sind sie verpflichtet, einen Bericht bei der EU-Kommission mit einer Reihe von Informationen vorzulegen. Zu nennen sind etwa der Umfang der importierten Waren, die Emissionen und der im Herkunftsland fällige CO₂-Preis. Hinzu kommen komplexe Emissionsberechnungen. Das Ziel von CBAM ist es, die Verlagerung von energieintensiver Pro- duktion in Länder mit geringeren Emissionskosten zu verhindern. Deshalb können ab 2026 die Importeure die Waren nur einführen, wenn sie Emissi- onszertifikate erwerben. Die Verordnung hat überwiegend die Importseite im Blick, nachteilig ist jedoch, dass die hohe CO₂-Besteuerung von impor- tierten Vorprodukten die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Export- wirtschaft gefährdet – gerade auf wichtigen Märkten wie den USA, China, ASEAN oder Japan. Die EU-Kommission wird 2025 eine Ausweitung der abgedeckten Wa- rengruppen prüfen. Dabei wird es um organische Chemikalien und Polyme- re gehen – bis zu 800 weitere Produkte könnten dann vom System erfasst werden. Importe aus den Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) fallen nicht in den Anwendungsbereich. Die IHKs vor Ort unterstützen die Betriebe bei der Umsetzung des CBAM und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. > Titel: Matthias Rusch ist einer der beiden Geschäftsführer des Klinkerwerks Rusch in Drochtersen. Zum Befeuern des Ringofens nutzt das Traditionsunternehmen Steinkohle, die für die typische Färbung der Klinker sorgt. Weil sie sich nicht einfach ersetzen lässt, sorgt Rusch an anderen Stellen für die Optimierung der Energieeffizienz. WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23 3
INHALT Titelthema Den Wandel befeuern Energiestandort Elbe-Weser Potenziale des Standortes nutzen Der Elbe-Weser-Raum kann erheblich zur Ener‑ Infrastrukturen wachsen: Das LNG-Terminal giewende beitragen: Wind und Wasser stehen in Stade und die Suedlink-Trasse tragen dazu als Energiequellen zur Verfügung, entspre- bei, dass die Energieversorgung in Deutsch- chendes technisches Know-how, auch rund land auch künftig sichergestellt ist. Zugleich um das Thema Wasserstoff, wird kontinuier- belasten die Energiepreise die Unternehmen lich ausgebaut. Netzwerke wie das H2.N.O.N erheblich und hemmen den Wandel. Hier ist sorgen dafür, dass Kräfte gebündelt werden. politisches Handeln dringend nötig. Seite 8 56 Potenziale der Digitalisierung für KMUs: Dialogtour 4 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
W W W. BA R T R A M - BAU. D E ion Von der ViPsrojekt. Eine Datei dieses Magazins finden Sie unter: www.ihk.de/stade über zum 6 8 8 Kurz & Kompakt Titelthema Das Feuer hat immer Hunger 3000 Referenzen 12 Unternehmen haben kaum Energie im Industrie- und Gewerbebau 40 Persönlicher, nachhaltiger, für die Energiewende intelligenter: Tourismustag 2023 14 Die Energiewende im Elbe-Weser-Raum sichtbar machen 15 Hochwertige Produkte für die Tierfutter-Industrie 18 Mit Strompartnerschaften gegen die Energiekrise 20 PPAs zur Stabilisierung der Energiekosten 21 Die Region kann eine der Kraftzellen Deutschlands sein 22 Regenerative Wärmeversorgung für die Altstadt 28 Klimaschutz, Energiewende und Netzausbau stehen in engem Zusammenhang 29 DLR eröffnet Forschungspark Windenergie in Krummendeich 30 Umfangreiche Fördermöglichkeiten bei Klimaschutz und Energieeffizienz 32 Schneller, höher, weiter 40 Standort Elbe-Weser 41 Drehscheibe für die 41 Service ASEAN-Region: Kambodscha 42 Die neue Arbeitswelt 54 Rechtsprechung aktuell 56 Dialogtour: Potenziale der Digitalisierung Das individuelle Bau-System für KMUs erschließen Entwurf und Planung 58 Schlusspunkt Festpreis Fixtermin 50 Jahre Erfahrung Alles aus einer Hand Um das Lesen zu vereinfachen, verzichten wir auf Schreibweisen wie „Teilnehmer*innen“. Selbstverständlich sind stets alle Geschlechter angesprochen. Wir beraten Sie gern persönlich. Dipl.-Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG Ziegeleistraße · 24594 Hohenwestedt Tel. +49 (0) 4871 778-0 Fax +49 (0) 4871 778-105 Mail info@bartram-bau.de MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON
Die IHK Stade informiert aktuell rund um das Thema Ukraine-Krieg: www.ihk.de/stade/ukraine Herausforderung Unternehmensnachfolge Austausch zwischen IHK und Wirtschaftssenioren / Zusammenarbeit mit Wirtschaftsjunioren geplant In vielen kleineren und mittleren Unter- Die Wirtschaftssenioren nutzten au- Durch regelmäßige Weiterbildung hal- nehmen steht in den nächsten Jahren die ßerdem die Gelegenheit, sich mit den ten sich die Wirtschaftssenioren in vielen Unternehmensnachfolge an. Das erfor- Wirtschaftsjunioren der IHK zu treffen Belangen des Wirtschaftslebens auf dem dert eine gründliche Vorbereitung. Darum und auszutauschen. Sie streben künftig Laufenden. Schwerpunkt der Arbeit der haben sich die Wirtschaftssenioren der eine Zusammenarbeit zwischen „Jung und Seniorenberater sind die Begleitung von Landkreise Rotenburg und Osterholz mit Alt“ an. Existenzgründungen, Unternehmensnach‑ der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum Die Motivation der Wirtschaftssenio- folge, Finanzierung, Personalfragen, Buch‑ getroffen und sich über die verschiede- ren für ihr Engagement entstammt dem haltung und Controlling. Darüber hinaus nen Aspekte der Nachfolge ausgetauscht. Wunsch, unternehmerische Erfahrung an bieten die Wirtschaftssenioren ein länger- Philipp Welsch, Kirill Ulitskiy und Frank die nächste Generation weiterzugeben fristiges Mentoring an, zum Beispiel in der Graalheer von der IHK stellten sowohl die und damit die Wirtschaftsentwicklung strategischen Neuausrichtung eines Un- betriebswirtwirtschaftlichen Herausforde- in der Region voranzutreiben. Derzeit ternehmens. rungen als auch die rechtlichen Anforde- beraten zwölf ehemalige Unternehmer Weitere Unternehmer, die sich enga- rungen ausführlich dar. Die erfolgreiche und leitende Angestellte aus den Berei- gieren möchten, sind im Kreis der Wirt- Zusammenarbeit der Wirtschaftssenioren chen Banken, Handel, Handwerk und In- schaftssenioren stets willkommen. und der IHK wird in den täglichen Bera- dustrie ehrenamtlich Unternehmen und tungen fortgesetzt. Existenzgründer. Weitere Information: www.wirtschaftssenioren-row.de Die Wirtschaftssenioren nutzten den Tag auch für einen Besuch im Werk der Aluminiumoxid in Stade-Bützfleth, um sich über das Unternehmen zu informieren, aber auch mehr darüber zu erfahren, wie stark der Wettbewerbsdruck aufgrund der hohen Energiekosten auf dem Weltmarkt derzeit ist. JUBILÄEN 75-jähriges Geschäftsjubiläum Hinrich Horstschäfer Inhaber: Hanjo Postels e. K., Gnarrenburg 1.10.2023 Hinweis: In dieser Übersicht werden Jubiläen ab 25 Jahren veröffentlicht. Weitere Informationen: Foto: Wirtschaftssenioren Manuela Hintelmann Telefon: 04141 524-127 E-Mail: manuela.hintelmann@stade.ihk.de 6 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
KURZ & KOMPAKT BLOCK Geschäftsführer Foto: BLOCK Lars Ullenboom und Udo Leonhard Thiel, mit Inhaber Wolfgang Reichelt und dem gesamten Team von BLOCK Electronics BLOCK erweitert Produktionsstandort in China (Kunshan). Unternehmen in nur drei Jahren rasant gewachsen Eine Verdreifachung des Bedarfs an tionsstandort offiziell bezogen. Begonnen Transformatoren-Elektronik GmbH, re- BLOCK-Produkten, ein Wachstum an mit einer einzigen Produktionslinie von sümierte: „Die Eröffnung unseres neu- Mitarbeitern um mehr als 200 Prozent, Drosseln, wuchs das Portfolio über die we- en Produktionsstandorts in China ist ein eine eigene Entwicklungsabteilung am nigen Jahre rasant an, so dass heute eine wichtiger Meilenstein für BLOCK. Wir sind Produktionsstandort – da war klar, dass Vielzahl von Transformatoren, Drosseln, stolz darauf, was wir gemeinsam mit un- die chinesische Schwestergesellschaft Stromversorgungen und Schutzschal- seren chinesischen Kollegen in den ver- der BLOCK Transformatoren-Elektronik tern das Portfolio von BLOCK Electronics gangenen Jahren erreicht haben. Nach nur GmbH aus Verden ihren Standort vergrö- Kunshan bilden. Alle Produkte erfüllen drei Jahren in China haben wir eine solche ßern muss. internationale Standards und entsprechen Umsatzsteigerung, dass wir unsere Kapa- Am 30. Mai war der große Tag ge- höchsten Qualitätsansprüchen. Wolfgang zitäten erweitern mussten – einfach eine kommen, und die neuen Hallen des Pro- Reichelt, Inhaber und CEO der BLOCK tolle Leistung aller Beteiligten!“ duktionsstandorts der BLOCK Electro- nics (Kunshan) Co., Ltd. wurden offiziell eingeweiht. Zur Willkommensansprache trat der Leiter der Industrieförderung von Kunshan selbst ans Mikrofon, um die Gäste zu begrüßen und BLOCK zu diesem Wachstumsschritt zu gratulieren. Das Er- eignis wurde mit allen Mitarbeitern und langjährigen Geschäftspartnern gefeiert und markierte einen weiteren wichtigen Meilenstein in der Unternehmensent- wicklung des global tätigen Mittelständ- lers aus Verden. Seit drei Jahren ist BLOCK mit BLOCK Schröder, Langförden Ohlmeier, Dörverden Electronics (Kunshan) und einem eige- nen Fertigungsstandort im chinesischen WIR SPIELEN FÜR SIE EINE TRAGENDE ROLLE BIS INS DETAIL. www.stahlhallen-janneck.de Markt aktiv. 2019 wurde der erste Produk- Zum Gewerbegebiet 23 49696 Molbergen T: 04475 92930-0 840006046072 Stahlhallen Janneck_122x62.indd 1 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.2310:59 7 02.02.22
Energiestandort Elbe-Weser TITELTHEMA Das Feuer hat immer Hunger Seit 1881 fertigt das Klinkerwerk Rusch in Drochtersen die für Nordeuropa so typischen rötlichen bis blauschwarzen Klinker. Das be- währte Verfahren hat sich seit der Firmen- gründung nicht verändert. Doch Klimawandel und Energiekrise schaffen herausfordernde neue Rahmenbedingungen: Tradition trifft Transformation. WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23 9
2. Foto: IHK Stade/Kirsten Kronberg 1. Viel Handarbeit: das Einsetzen der Ziegel in den Ofen 2. Geschäftsführer Matthias Rusch im historischen Trockenlager 1. 3. Der Rohstoff kommt aus der Region. D as Herz des Klinkerwerks Rusch ist 110 Meter lang, vier denn die Preise für die Steinkohle haben sich durch die Energie- Meter hoch und verströmt seine Wärme in das alte, krise mehr als verdoppelt, von 250 Euro pro Tonne im Jahr 2020 dämmrige Produktionsgebäude, in dem die Schwalben auf mittlerweile 600 Euro pro Tonne. Weil das Feuer im Ringofen nisten und sich immer ein wenig rötlicher Staub in den Ecken immer Hunger hat, kommt dabei eine stattliche Summe heraus. sammelt. Hier vor dem Drochtersener Deich brennt die Familie Durch ein neues Trocknungsverfahren kann das Unterneh- Rusch seit 1881 in einem Hoffmannschen Ringofen, so heißt der men auch im Winter produzieren, was mit den alten, inzwischen ruhige Koloss, die traditionellen rotbraunen Klinker, die man unter Denkmalschutz stehenden Trockenschuppen nicht mög- überall im norddeutschen Raum und den nördlichen Nachbar- lich war. Rein betriebswirtschaftlich ist das eigentlich ein Vor- ländern findet. teil, weil das Werk mehr Aufträge annehmen kann, doch durch Die meisten Aufträge erhält der Betrieb aus dem Denkmal- die steigenden Kosten – und dazu noch den politischen Willen schutz und der Restaurierung. Das bedeutet: Die Farbe der Er- der Bundesregierung, bis 2045 klimaneutral zu werden, weshalb satz-Klinker muss exakt zu denen des Bauwerks passen. Und schon bis 2038 komplett auf Kohle als Energieträger verzichtet diese Farbe entsteht durch den Brennvorgang, denn die Rohlin- werden soll – muss Rusch umdenken. „Wir machen beispielswei- ge aus Ton sehen alle identisch aus. „Wir befeuern den Ringofen se Versuche mit Kirschkernen, die wir aus Marmeladenfabriken mit Steinkohle, der Holzpellets beigemischt sind“, erklärt Nicolas beziehen“, berichtet Nicolas Bau. Das funktioniere, genau wie die Bau, verantwortlich für Rohstoffbeschaffung und Organisation, Holzpellets, und sei klimaneutral, nur: Die Klinker werden dann „je höher der Anteil an Steinkohle ist, desto dunkler wird der grundsätzlich hellrot. Sie einzufärben sei keine wirkliche Alter- Stein.“ Und genau das wird mittlerweile zur Herausforderung, native. „Das hält vielleicht 20 Jahre, und dann haben sie plötzlich 10 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
Energiestandort Elbe-Weser TITELTHEMA 3. wieder rote Klinker, da die Engobe abgewaschen ist“, gibt Bau zu bedenken. Für Denkmäler und historische Gebäude kaum wün- schenswert und für die Auftraggeber inakzeptabel. Auch der Trocknungsprozess der Ziegel benötigt Energie. Um seine Energie-Effizienz zu verbessen, hat das Klinkerwerk darum vor kurzem 150.000 Euro in ein Erdgas-Blockheizkraftwerk in- vestiert, ist wegen der Energiekrise dann aber vom verteuerten Erdgas vorübergehend auf LNG umgestiegen. Grundsätzlich sind die Heizkammern auch mit Öl oder Strom zu betreiben. Bau: „Wir können damit flexibel auf die Marktpreise reagieren.“ Fotos (5): IHK Stade/Dennis Williamson Wie viele andere Unternehmen bekommt das Klinkerwerk außerdem die Dieselaufschläge für den Transport zu spüren, die sich nicht einfach an den Kunden weiterreichen lassen. Und die allgemeine Baukrise durch steigende Zinsen, Materialknapp- heit und Fachkräftemangel geht ebenfalls nicht spurlos an den Drochtersenern vorbei. Selbst öffentliche Auftraggeber werden zurückhaltender. Darum sucht das Unternehmen nach kreativen neuen Wegen der Energie-Effizienzoptimierung. Selbst über einen eigenen Der Ringofen: Windanlagen-Park oder die Erweiterung der Solaranlagen zur Der Ringofen besteht aus einem großen Oval mit energetischen Selbstversorgung hat die Geschäftsführung bereits 21 Kammern, in denen unabhängig voneinander nachgedacht. Ohne finanzielle Förderung wäre eine solche Inves- ein Feuer unterhalten werden kann, das die in der tition allerdings nicht möglich. „Wir haben tausend Ideen“, sagt Kammer befindlichen getrockneten Ziegelrohlinge Nicolas Bau, „aber ohne Unterstützung wird es schwierig.“ brennt. Nach dem Brennvorgang lässt man in einer Auch den „Rohstoff“ Mitarbeiter hat das Klinkerwerk Rusch Kammer das Feuer verlöschen, und die nächste im Blick, denn weil das Handwerk körperlich anspruchsvoll ist, Kammer wird über die Schürebene mit Brennstoff sind neue Arbeitskräfte schwer zu finden. Unter anderem stellt beschickt. Dadurch wandert in etwa drei Wochen es darum Mitarbeiterwohnungen zur Verfügung oder mietet das Feuer mit einer Maximaltemperatur von Wohnraum an. „Wir haben auch an die Anschaffung von Setzro- 1.200 Grad Celsius einmal um das Oval. Durch botern für die Befüllung des Ofens mit den Klinkern gedacht, um Be- und Entlüftung der Kammern erwärmen die Arbeit etwas leichter und effizienter zu machen, aber das ist die gebrannten Ziegel die Zuluft für das Feuer, einfach zu kostspielig“, so Bau. Trotzdem bleibt die Mannschaft was diese wiederum schneller abkühlen lässt, vom Klinkerwerk Rusch optimistisch: zwei große Aufträge brin- während die heißen Abgase die Rohlinge gen etwas Stabilität für zwei bis drei Monate. „Schauen Sie sich trocknen und vorerhitzen. Gegenüber der be- diese Klinker an“, sagt Nicolas Bau lächelnd und streicht mit heizten befinden sich die jeweils kühlsten der Hand darüber, „so eine Kammern. Hier werden die fertigen Ziegel Qualität kriegen sie nicht aus Kirsten Kronberg IHK Stade entnommen und die Kammer neu befüllt. industrieller Produktion.“ 04141 524-123 (Quelle u. a. Wikipedia) Und Leidenschaft versetzt ja kirsten.kronberg@stade.ihk.de bekanntlich Berge. WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23 11
TITELTHEMA Energiestandort Elbe-Weser Unternehmen haben kaum Energie für die Energiewende IHK-Umfrage zeigt: Inflation und Krisen gefährden Transformationsprozess Sina Elmers IHK Stade E ine regionale Auswertung des Energiewende-Barometers sind lange nicht ausge- 04141 524-223 der IHK-Organisation zeigt, dass Unternehmen im Elbe- schöpft, aber durch Regulie- sina.elmers@stade.ihk.de Weser-Raum kaum Energie für die Energiewende übrig- rungen, Abschaltungen und haben. Die Bedeutung der Energieversorgung und -effizienz hat fehlende oder unattraktive sich in den letzten zwölf Monaten bei vielen Unternehmen ver- Förderprogramme wird es Unternehmen auch nicht leicht ge- ändert und ist zu einem erheblichen Kostenfaktor geworden. Vor macht.“, kritisiert Sina Elmers, Energiereferentin der IHK. der Energiekrise waren die Strompreise und die Energieeffizienz Bei Maßnahmen für Energieeffizienz und Eigenerzeugung für den Großteil der Unternehmen nicht maßgebend für ihre greifen zwei von drei befragten Unternehmen auf Investitionen Existenz. Mittlerweile sehen viele ihre geschäftliche Entwicklung in effiziente Technik (z. B. Austausch Elektromotoren, Beleuch- davon beeinflusst. Erfreulich ist, dass vier von fünf Unternehmen tung, Druckluft etc.) zurück. Jedes dritte Unternehmen investiert bisher konkrete Probleme bei der Versorgungssicherheit vernei- in die energetische Gebäudesanierung oder die Einbindung ex- nen konnten. Rund zehn Prozent gaben an, mit Stromausfällen terner Dienstleister (Berater, Contractoren). 82 Prozent der Un- unter drei Minuten konfrontiert worden zu sein. Allerdings be- ternehmen haben bereits effizienzsteigernde Maßnahmen rea- fürchten 61,6 Prozent künftig ein zunehmendes Problem durch lisiert oder avisiert. Weiterhin beliebt ist auch die Anschaffung Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen. „Die Energiever- von Elektrofahrzeugen und der Aufbau einer eigenen Ladeinfra- sorgung ist der Grundstein unserer Wirtschaft. Sie muss stabil struktur. und zuverlässig sein, um Sicherheit und Planbarkeit zu gewähr- leisten,“ hebt Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer Klimaneutralität steht momentan hinten an der IHK hervor. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen aus dem Elbe-We- ser-Raum gaben an, dass sie sich nicht zum Ziel gesetzt haben, klimaneutral zu werden. Doch ohne die Bereitschaft der Wirt- schaft wird sich das nötige Tempo der Energiewende nicht errei- chen lassen. „In dieser schwierigen Zeit darf die Wirtschaft vor Ort nicht erstickt werden. Unsere Unternehmen brauchen Unter- stützung, um wieder durchatmen zu können“, fordert Christoph von Speßhardt. Denn nur wenn das Kerngeschäft der Wirtschaft vor Ort laufe, würden Ressourcen frei, um sich der Energiewende und dem Klimawandel widmen zu können. Die Auswirkungen der hohen Energiepreise haben auch Ein- fluss auf das Investitionsverhalten. Etwa 40 Prozent der Unter- Hintergrund: In der jährlichen Umfrage des Energiewende-Barometers der IHK-Organisation werden Unternehmen in ganz Deutschland über Fortschritte nehmen stellen ihre Investitionen in Kernprozesse zurück. Insbe- der Energiewende und zur aktuellen Klima- und Energiewendepolitik befragt. sondere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sehen ihre Aus dem Bezirk der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum haben 55 Unternehmen Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland gefährdet. Die teilgenommen. größten Hindernisse der Transformation zu mehr Klimaschutz sind laut den Betrieben zu viel Bürokratie, die langsamen Pla- nungs- und Genehmigungsverfahren sowie fehlende Informa- tionen. Auch in der Energiepolitik müssten Verlässlichkeit und Planbarkeit gegeben sein. Durch zahlreiche Gesetzesentwürfe, Richtlinien und Vorgaben entstehe ein bürokratisches Dickicht, das die Energiewende hemmt. Eigenstrompotenziale werden zu wenig genutzt Foto: @gettyimages/atakan Der Großteil der Unternehmen gab an, dass die Rahmenbedin- gungen für die Eigenversorgung und für Direktlieferverträge verbessert werden müssen. „Die Potenziale der Eigenversorgung 12 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
Jetzt beraten lassen! Sie denken an effiziente Wärme? Wir liefern sie. Es ist Zeit für eine neue, effizientere Heizung in Ihrem Unternehmen, wie beispielsweise eine Wärmepumpe? Dann sparen Sie schon bei der Planung wertvolle Zeit und Geld: Mit dem Heizungscontracting von EWE business Wärme profitieren Sie von einer individuellen Wärmelösung ohne Investition1 – und ohne Aufwand. Sie müssen sich nicht kümmern: Planung, Betrieb und Wartung übernehmen wir für Sie Sie müssen nichts investieren: Sie zahlen lediglich einen monatlichen Betrag für die Anlage und den Betrieb sowie Ihre verbrauchte Energie 1 Sie reduzieren den CO 2 -Ausstoß: Ihre neue Heizung ist effizient und kann Energie einsparen 2 Ihr Unternehmen ist immer sicher warm: Dafür sorgen eine 24-h-Hotline und die Entstörung durch Fachleute Mehr Informationen: 0441 803-4253 business-waerme@ewe.de business.ewe.de/effizient-heizen EWE business. Gemeinsam läuft’s. 1) Keine eigene Investition. Für das Leistungspaket von EWE business Wärme wird ein Grundpreis (GP1) in Abhängigkeit von der Investitionssumme berechnet. Hinzu kommen der Energiekosten-Grundpreis (GP2) für die Wärmelieferung, der sich aus den Kosten für jährliche Netzentgelte, Messstellenbetrieb, Messdienstleistung, Netzabrechnung, Energieabrechnung sowie Service- und Vertriebsaufwendungen zusammensetzt, und der Arbeitspreis (AP) für die Energieeinsatzmenge/Erdgasmenge zzgl. CO 2 -Preis. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren und verlängert sich um jeweils fünf Jahre, wenn er vorher nicht mit einer Frist von neun Monaten in Textform gekündigt wird. 2) Das Energieeinsparpotenzial ist von individuellen Gegebenheiten wie z. B. der gewählten Technik, dem Heizverhalten und der Gebäudehülle abhängig. Irrtümer und Druckfehler vorbehalten. EWE VERTRIEB GmbH, Cloppenburger Straße 310, 26133 Oldenburg
arten je Kreis variieren. Im Bereich Biomasseenergie ist der Land- kreis Rotenburg (Wümme) mit einem Anteil von 17,6 Prozent am stärksten aufgestellt. Während im Landkreis Cuxhaven mit 81,1 Prozent die Windenergie überwiegt, kommen im Landkreis Die Energiewende Osterholz 32,3 Prozent der Erzeugungsleistung aus Solaranlagen. Die Unternehmen, Kommunen und regionalen Akteure sind im Elbe-Weser-Raum hoch motiviert und haben sich ambitionierte Ziele gesetzt, wie ausgewählte Projekte aus den Gemeinden Bargstedt, Mul- sichtbar machen sum-Kutenholz, Wehdel oder das interkommunale Kooperati- onsprojekt der Kommunalen Entsorgungsanstalt Nord-Nieder- sachsen in Osterholz zeigen. Außerdem stellt die IHK in ihrer „Energieregion Elbe-Weser“ zeigt Publikation weitere Projekte und Kooperationen rund um den Leistungsfähigkeit der Region Zukunftsenergieträger Wasserstoff vor. Bereits im Jahr 2018 ha- ben sich auf Initiative der IHK die elf Landkreise im Amtsbezirk Lüneburg zusammengeschlossen, um die besonderen Potenziale D ie Energiewende ist eines der zentralen Themen der Zeit. der Wasserstoffwirtschaft in der Region Nordostniedersachsen Einerseits ist der Umbau der Energieerzeugung auf re- zu identifizieren und gezielt weiterzuentwickeln. Daraus ist das generative Quellen aufgrund der Endlichkeit konventio- Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen (H2.N.O.N) hervor- neller Energieträger unabdingbar. Andererseits forcieren ambi- gegangen. Die Kompetenzen des Netzwerkes umfassen die ge- tionierte Klimaschutzziele die Transformation. In der Publika- samte Wertschöpfungskette einer Wasserstoffwirtschaft – von tion „Energieregion Elbe-Weser“ gibt die IHK Einblicke in die der Produktion bis zur Nutzung und Speicherung. Die Region Leistungsfähigkeit der Region und die Potenziale, die noch im konnte dank ihrer hervorragenden Standortvorteile bereits auf Elbe-Weser-Raum schlummern. Landes- und Bundesebene sichtbar gemacht werden, Förder- Eine Momentaufnahme aus dem Januar 2023 zeigt, welches gelder akquirieren und Preise gewinnen. Leistungsvermögen bereits vorliegt: In den fünf zugehörigen Landkreisen stehen 1.236 Windenergieanlagen, 716 Biomasse- Sina Elmers anlagen (Biogasanlagen, Blockheizkraftwerke, Holzvergaser, etc.) IHK Stade und 22.450 registrierte Solarenergieanlagen. Zusammen besit- Weitere Informationen: zen diese Anlagen eine installierte Leistung von rund 3,1 Giga- Sina Elmers, Telefon: 04141 524-223 watt. Der Vergleich des Energiemixes der einzelnen Landkreise E-Mail: sina.elmers@stade.ihk.de zeigt, dass die Anteile der verschiedenen Energieerzeugungs‑ www.ihk.de/stade/energieregion Foto: @gettyimages/Trifonov Evgeniy ← Hier geht es zur Energieregion: Die „Energieregion Elbe-Weser“ wird laufend fortgeschrieben. Beteiligen auch Sie sich, informieren Sie uns über Ihre Projekte und tragen Sie dazu bei, die Energiewende in unserer Region sichtbar zu machen. 14 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
Foto: IHK Stade Dennis Williamson Energiestandort Elbe-Weser TITELTHEMA Hochwertige Produkte für die Tierfutter-Industrie Die Günter Badenhop Fleischwerke KG in Verden investiert regelmäßig hohe Summen in die Prozessoptimierung. Energieeffizienzmaßnahmen spielen dabei eine zentrale Rolle. W er eine Dose Fleischhäppchen für seinen vierbeinigen und 110 eigenen Fahrern gegründet. Und zweitens die ununter- Freund öffnet, der verlässt sich automatisch darauf, dass brochene Kühlung der Ware, die entweder frisch oder in Tief- er ein frisches Produkt von einwandfreier Qualität und kühlblöcken an die Petfood-Hersteller geliefert wird. „Wir reden hoher Nährstoffdichte verfüttert. Kaum jemand macht sich Ge- hier von einer Einfrierleistung von gut 500 Tonnen in 24 Stun- danken darüber, welcher Aufwand hinter der Tierfutter-Produk- den“ erklärt Geschäftsführer Christian Badenhop. An den beiden tion steckt. Eine Schlüsselrolle kommt dabei Betrieben wie der Standorten in der Röntgen- und der Karoline-Herschel-Stra- Badenhop Fleischwerke KG in Verden zu. Das Unternehmen ver- ße hat das Unternehmen rund 52.000 Tonnen Tiefkühl-Lager- arbeitet Kategorie-3-Schlacht-Nebenprodukte von EU zugelasse- kapazität. nen Schlacht- und Zerlegebetrieben und liefert diese weltweit an Tierfutter-Hersteller wie Mars Petcare oder Nestle Purina. Dabei Wärmerückgewinnung und Photovoltaik sind zwei Dinge entscheidend: erstens ein zügiger, reibungslo- sind schon lange Standard ser Transport der Rohmaterialien vom Schlachthof in das Werk Firma Badenhop ist definitiv als energieintensiv einzustufen: Ne- und später der verarbeiteten Produkte zum Kunden; dazu hat ben Strom wird für die Kühlung Wasser benötigt. Und der Kühl- Badenhop ein Logistik-Unternehmen mit einem Lkw-Fuhrpark prozess setzt wiederum Abwärme frei. Weil das 1871 als Vieh- Anzeige LÜNING – Spezialist für Holzverpackungen Seit mehr als 60 Jahren sind wir zuverläs- Dank unseres großen Lagers, und dem siger Partner der maritimen Wirtschaft für eigenen Fuhrpark, sind wir in allen Häfen Holzverpackungen und Paletten. Norddeutschlands ständig vor Ort. Ob Kisten, Turmrohrunterleger, Trans- Wir liefern Sonder-, Einweg- und EURO- portflats oder spezielle Breakbulk Holz- Paletten, Aufsetzrahmen, Kisten, Trans- teile – wir entwickeln und fertigen Ihre port-Skids, Baggermatratzen und alle Verpackung. Verpackungen an Ihr gewünschtes Ziel. Wir sind langjähriger Dienstleister vie- Ihr Gut wird individuell nach Ihren Vor- ler Hafen-Logistiker, Partner der Wind- gaben verpackt oder verstaut. energiebranche und auch international Mit Leidenschaft, Sorgfalt und Flexibili- aufgestellt. Mit der Automobilindustrie tät sorgen wir dafür, dass Ihre Produkte entwickelten wir die VARIO Fahrzeug- sicher ans Ziel kommen. palette, die nachhaltig und langlebig für den Fahrzeugtransport – auch auf der Wir freuen uns auf Sie! Ihre Aufgaben und Schiene unterwegs ist. Anfragen sind unsere Motivation. Speckenstraße 48, 27639 Wurster Nordseeküste, OT Dorum Telefon: 04742 - 92 60 488, E-Mail: info@luening-paletten.de 840007484093_Lüning_185x128.indd 1 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.2317:2415 22.08.23
handel gegründete Familienunternehmen schon seit 1960 sei- aber in positivem Kontakt mit der Stadt nem heutigen Tätigkeitsbereich nachgeht, gehört es für Baden- Verden und erarbeiten momentan kon- hop nicht erst seit den politischen Diskussionen um Klimawan- krete Konzepte“, so Frank Rasemann. del und Energiekrise zu den Kernaufgaben, den Energieverbrauch „Unser Ziel ist es, zukünftig mehr als zu optimieren. So arbeitet der Betrieb schon seit über 20 Jahren 5.000 Kilowattstunden unseres Strom- mit einer Wärmerückgewinnung. Wo immer es die Fabrikgebäu- bedarfs in Verden selbst zu erzeugen.“ de zulassen, sind Photovoltaikanlagen (PV) auf den Dächern in- stalliert. „In der warmen Sommerzeit ist das doppelt von Nutzen. Dem Wassermangel vorbeugen Zum einen produzieren wir viel Strom, zum anderen beschatten Jüngstes Projekt des Unternehmens die Solarpanels die Dächer, so dass die Gebäude sich deutlich ist eine Wasserrückgewinnungsanlage. weniger erwärmen“, erklärt Frank Rasemann, technischer Lei- Das hat gleich mehrere Gründe. „Zur- ter bei Badenhop. Der benötigte Strom am Standort Karoline- zeit verwenden wir zur Kühlung Trink- Herschel-Straße wird aktuell bereits zu über 91 Prozent selbst wasser. Das ist kostspielig, nicht nur in Foto: Badenhop erzeugt. Vor eineinhalb Jahren hat das Unternehmen eine Freiflä- der Anschaffung, sondern auch in der che neben dem Zweitstandort in Verden gekauft. Auf dem ausge- Entsorgung, denn wir sind einer der wiesenen Baugrundstück eine großflächige PV-Freiflächenanlage größten Abwassereinleiter in Verden“, genehmigt zu bekommen, gestaltet sich jedoch etwas schwieri- sagt Rasemann. ger als gedacht. „Mit dem gemeinsamen Ziel zur Umsetzung der Mit Hilfe eines Osmoseverfahrens kann gebrauchtes Wasser Energiewende und Ausbau der erneuerbaren Energien stehen wir zur Kühlung und Reinigung gewonnen werden. Durch die Aufbe- reitung könnte das Unternehmen bis zu 60 Prozent des Wassers direkt wieder einsetzen. „Bei unseren Kunden in Frankreich ha- ben wir erlebt, dass die Produktion aufgrund von Wassermangel gedrosselt werden musste. Dem wollen wir zuvorkommen“, sagt Christian Badenhop mit Blick auf die immer längeren Dürrepe- rioden auch in Deutschland. Ein Umdenken im Umgang mit na- türlichen Ressourcen sei unumgänglich, auch die Unternehmen seien hier in der Pflicht und müssten handeln. Allerdings benö- tigt das Unternehmen einen sehr langen Atem. Das Genehmi- gungsverfahren ist bürokratisch und aufwändig. „Wir kämpfen seit Jahren“, sagt Badenhop. Doch er ist zuversichtlich, nun auf der Zielgeraden zu sein: „Wir gehen davon aus, 2024 mit dem Bau starten zu können.“ Die Günter Badenhop Fleischwerke KG Der Nachhaltigkeitsgedanke kommt auch bei dem derzeit ge- planten Betriebskindergarten zum Tragen, nicht nur, weil öko- 1871 als Viehhandel gegründet, widmet sich die Günter Badenhop Fleischwerke KG schon seit 1960 der Verarbeitung logisch neutral gebaut wird. „Wir möchten unseren Mitarbeitern von Schlachtnebenprodukten der Kategorie 3 als Rohstoff ein gutes Umfeld bieten“, so Badenhop, „dazu gehört, dass wir für Tierfutterhersteller. Die Produkte werden frisch, gefroren eine Kinderbetreuung anbieten, die zwei Schichten abdeckt.“ oder zu Mehl verarbeitet, gelagert und ausgeliefert. Kinder von außerhalb des Unternehmens können den Betriebs- An seinen Standorten, beschäftigt das Unternehmen rund kindergarten ebenfalls besuchen. Für das Unternehmen ist das Fotos (8): IHK Stade/Dennis Williamson 350 Mitarbeiter inklusive eines eigenen Logistik-Betriebs. Um auch ein wichtiger Schritt zur Arbeitskräftesicherung. eine schnelle und hochwertige Verarbeitung der Vorprodukte „Wir investieren jedes Jahr viel Geld in das Unternehmen, zu garantieren, unterhält Badenhop darüber hinaus zum Teil sind ständig im Wandel. Für uns ist das Standortsicherung“, sagt eigene Anlagen direkt an den Standorten der Schlachthöfe in Christian Badenhop. Deutschland und dem EU-Ausland. Weitere Informationen: www.badenhop.de Kirsten Kronberg IHK Stade 16 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
Energiestandort Elbe-Weser TITELTHEMA Frank Rasemann, technischer Leiter bei Badenhop, erläutert sehr anschaulich vor welchen Herausforderungen das Werk Badenhop steht, nicht nur im Hinblick auf das Thema Energieeffizienz. ← Geschäftsführer Christian Badenhop ist zuversichtlich, die Wasseraufbereitungsanlage 2024 bauen zu können. WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23 17
Mit Strompartnerschaften gegen die Energiekrise DIHK stellt Konzept für wettbewerbsfähige Preise vor Grafik: DIHK | PwC D as verfügbare Energieangebot schneller und nachhaltiger Stromsteuer für alle. Es wird gefordert, dass die Umlagen und steigern und die Beschaffungskosten senken: Diese Ziele Entgelte auf Strom möglichst komplett in den Bundeshaushalt verfolgt das von der Deutschen Industrie- und Handels- übernommen oder zumindest stark gesenkt werden. kammer erarbeitete Konzept, bei dem PricewaterhouseCoopers Die zweite Stufe zielt auf die Einführung von Strompartner- (PwC) die damit verbundenen Effekte berechnet hat, und welches schaften ab, um Arbeitspreise zu reduzieren und das Stroman- bereits der Bundesregierung aufgrund der aktuellen geopoliti- gebot auszuweiten. Dabei sollen langfristige Stromlieferverträge schen Lage vorgelegt wurde. zwischen EE-Anlagenbetreibern und Stromverbrauchern aus der Die energiepolitischen Herausforderungen für den Indus‑ Wirtschaft, so genannte Power Purchase Agreements (PPA) oder trie- und Wirtschaftsstandort Deutschland sind weiterhin enorm. Direktstromlieferverträge, den Ausbau der erneuerbaren Ener‑ Noch immer steht die Breite der Wirtschaft unter starken Be- gien beschleunigen. lastungen, die drohen, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Durch Investitionszuschüsse in Höhe von 25 Prozent der In- Deutschland einzuschränken und den angestrebten Transfor- vestitionskosten für eine Anschubfinanzierung des Anlagenbe- mationsprozess auszubremsen. Die hiesigen Strompreise sind treibers und zusätzlich durch die Reduktion der Netzentgelte um weiterhin auf einem hohen Niveau. Um die Wertschöpfung in zwei Cent pro Kilowattstunde sollen attraktive Anreize gesetzt Deutschland zu erhalten und auch zukünftig als Standort at- werden. traktiv zu sein, muss eine sichere Energieversorgung zu wettbe- In der letzten Stufe wird auf weitergehende Entlastungen für werbsfähigen Preisen verfügbar sein. Der Alternativvorschlag in hochenergieintensive Unternehmen eingegangen. Den hoch‑ dem DIHK-Konzept zu Brückenstrompreis und Transformations- energieintensiven Unternehmen, für die die genannten Maß- strompreis zielt darauf ab, ein möglichst weitgehendes Angebot nahmen nicht ausreichen, um im internationalen Wettbewerb zu für die gesamte Wirtschaft zu schaffen. bestehen, soll durch ergänzende Maßnahmen geholfen werden können. Die weiterführenden Hilfen müssen dabei zielgerichtet Strompartnerschaft in drei Stufen definiert und beihilferechtskonform gestaltet werden. Die Konditionali‑ Das Konzept der Strompartnerschaft lässt sich in drei Stufen täten und Berichtspflichten sollten möglichst geringgehalten darstellen. Die erste beinhaltet die Entlastung bei Umlagen und werden, um keine unnötigen Belastungen zu generieren. 18 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
Energiestandort Elbe-Weser TITELTHEMA Angebot wird ausgeweitet, Kosten werden reduziert Im ersten Schritt werden durch die Senkung der Stromsteuer auf Beschaffungskosten für die Abnehmer deutlich reduziert. Der das europäische Mindestmaß alle Unternehmen direkt entlastet. Ansatz ist nicht auf einzelne Branchen beschränkt und würde Im Ergebnis des zweiten Schrittes kann mit der Strom-Part- gemäß den Berechnungen mit geringen Kosten für den Bundes- nerschaft der PPA-Peis für Industrie und Gewerbe um maximal haushalt einhergehen. 3,7 Cent pro Kilowattstunde gesenkt und das Stromangebot aus Die Strompartnerschaft bietet damit die erneuerbaren Energien für die deutsche Wirtschaft um 74 Tera- Chance, der gesamten Wirtschaft eine wett- Weitere Informationen: wattstunden pro Jahr ausgeweitet werden. bewerbsfähige Perspektive auf dem Weg der Durch die Anreize des Investitionszuschusses von 25 Prozent Transformation zu eröffnen. Auch Unter- und der Entlastung der Netzentgelte um zwei Cent pro Kilowatt- nehmen, die nicht an der Strompartner- stunde würde die Kombination beider Instrumente zu Preisen schaft teilnehmen, könnten durch sinken- von Direktstromlieferverträgen (PPAs) in Höhe von 4,4 Cent bei de Marktpreise aufgrund des zusätzlichen PV-Strom und 5,6 Cent bei Windstrom exklusive Steuern und Stromangebots profitieren. Umlagen führen. Hinzu kämen noch die verbleibenden Netzent- gelte. Die Resultate der Berechnungen durch PwC zeigen, dass Sina Elmers die Strompartnerschaft das Energieangebot ausweitet und die IHK Stade Anzeige GESUND X x = extra lohnend Eine betriebliche Krankenversicherung (bKV) der Allianz für Ihr Unternehmen: der Benefit, der für Mitarbeitende sofort wirkt – und sich für Sie sofort auszahlt. Mehr erfahren auf allianz.de/die-bkv
Foto: DIHK Statement von Dr. Niclas Wenz Referatsleiter für Strommarkt, erneuerbare Energie und nationalen Klimaschutz bei der DIHK „Zu den größten Belastungen für deutsche Unternehmen gehören aktuell die hohen Energiepreise. Neben einer Senkung der Stromsteuer kann der Ausbau der erneuer‑ baren Energien hier Abhilfe schaffen. Strompartnerschaften zwischen Betreibern erneuerbarer Energien und Verbrauchern aus Industrie und Gewerbe ermöglichen den Strombezug direkt vom Erzeuger. In Kombination mit einem Investitionszuschuss und einer Entlastung bei den Netzentgelten führt dies zu einer schnellen Ausweitung des Energieangebots und niedrigeren Strompreisen. Werden die Weichen jetzt gestellt, gehen wir davon aus, dass Strompartnerschaften ein Drittel des Industriebedarfs an Strom durch Erneuerbare abdecken können – und zwar deutlich früher und konkurrenzfähiger als geplant.“ PPAs zur Stabilisierung der Energiekosten Planungssicherheit und Unabhängigkeit für Energieerzeuger und Abnehmer – so lautet das Versprechen von Green Power Purchase Agreements (PPAs) als Instrument der Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien. Sina Elmers hat mit Dr. Niclas Wenz, Referatsleiter für Strommarkt, erneuerbare Energie und nationalen Klimaschutz der DIHK Berlin, über die Chancen von PPAs gesprochen. Wie verbreitet sind PPAs bereits in Deutschland ? Wie können interessierte Unternehmen an PPAs gelangen ? Und wie schätzen Sie die künftigen Aussichten für Gibt es beispielsweise eine Plattform für Interessenten diese Form der Direktvermarktung ein? und Anbieter ? Der PPA-Markt in Deutschland steckt im Vergleich zu den USA Um Unternehmen zu vernetzen und Impulse für die Entwick- noch in den Kinderschuhen. Ursache hierfür ist insbesonde- lung eines PPA-Marktes in Deutschland an die Politik zu geben, re das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG): Es reguliert und haben die Deutsche Energie-Agentur (dena), die Deutsche Indus finanziert den Ausbau der Erneuerbaren stark und sichert ihn trie- und Handelskammer und die Klimaschutz-Unternehmen e. V. gegen Risiken ab. Mit dem Fortschreiten der Transformation (KSU) gemeinsam mit rund 50 Mitgliedsunternehmen die Marktof- wird ersichtlich, dass sich im Korsett der EEG-Förderung neue fensive Erneuerbare Energien gegründet. In diesem Netzwerk kön- Geschäftsmodelle nicht realisieren lassen und der staatlich fi- nen sich Unternehmen austauschen und Ansprechpartner finden. nanzierte Ausbau an seine Grenzen stößt. Daher beobachten wir seit gut drei Jahren einen Zubau von etwa 1.000 Megawatt Gibt es für kleine oder mittlere Unternehmen die jährlich über PPAs. Möglichkeit, an PPAs zu partizipieren? Könnten sich z. B. kleinere Unternehmen zusammenschließen ? Welche Vorteile bieten PPAs, und sehen Sie auch Nachteile ? PPAs stehen prinzipiell allen Unternehmen offen. Natürlich ist Durch PPAs kann das Stromangebot schnell ausgebaut werden. es mit einem großen Energieverbrauch und hoher Kreditwürdig- Damit sinken die aktuell sehr hohen Strompreise für alle Ver- keit einfacher, erste Erfahrungen zu sammeln. Mit Blick auf den braucher und Unternehmen. Mit PPAs erlangen Unternehmen PPA-Markt beobachten wir aber auch einen Trend zu verstärkt zudem Herkunftsnachweise (HKN) über die grüne Eigenschaft kleineren Volumen insbesondere im Bereich der PV-Erzeugung. des Stroms und können so ihre betriebliche Klimastrategie ver- Mein Tipp ist, zuerst den regionalen Versorger nach einem wirklichen. Projektierern und Betreibern eröffnen sich neue Fi- passenden Produkt zu fragen. Darüber hinaus gibt es Unterneh- nanzierungsmöglichkeiten insbesondere für Anlagen, die nach men, die gezielt KMUs ansprechen und große Projekte entlang 20 Jahren aus der EEG-Vergütung fallen. Allerdings wird durch individueller Lastprofile aufteilen und vermarkten. So kann der PPAs das Energiesystem komplexer, weil neue Akteure hinzusto- Mittelstand unkompliziert am PPA-Markt partizipieren. ßen und Vertragsrisiken in den Lieferbeziehungen neu ausgehan- delt werden müssen. Weitere Informationen: www.marktoffensive-ee.de 20 WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23
Energiestandort Elbe-Weser TITELTHEMA Die Region kann eine der Kraftzellen Deutschlands sein Die Umwelt Management AG (UMaAG) mit Sitz in Cuxhaven ist ein großer Treiber in der Entwicklung und Umsetzung von erneuerbaren Energiekonzepten in Deutschland und kann 394 Windenergieanlagen in mehr als 50 Windparks, zwei Biomassekraftwerke und den Bau von ökologischen Immobilien zu ihrem Portfolio zählen. Die Flächenakquise gehört zum täglichen Geschäft. Sina Elmers sprach mit Uwe Leonhardt, Vorstandsvorsitzender der UMaAG, über den aktuellen Stand beim Ausbau der erneuerbaren Energien (EE) im Elbe-Weser-Raum sowie über Chancen und bestehende Hürden. Im Jahr 2030 sollen 80 Prozent des in Deutschland ver- haben - sogar mit dem Ausbau der Windenergie. Ein weiterer brauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen, Punkt ist, dass Flächen für den Ausbau großzügig ausgewiesen um im Jahr 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. und nicht auf den Quadratmeter genau aufgerechnet werden Diese Ziele erfordern einen rasend schnellen Ausbau sollten. Die Bundesregierung macht es eigentlich richtig, genaue von erneuerbaren Energien. Vorgaben zu den Flächenzielen zu geben, damit sich alle danach Herr Leonhardt, wie bewerten Sie die aktuellen Chancen, richten und der Standort Deutschland insgesamt von den günsti- die ambitionierten Ziele zu erreichen? Und wie sehen gen erneuerbaren Energien profitieren kann. Aber die fehlenden Sie aus der regionalen Perspektive die Entwicklung der Rahmenbedingungen blockieren die Umsetzung. regenerativen Energien im Elbe-Weser-Raum ? Auch die beschleunigte Umsetzung von Repowering-Projek- Die ambitionierten Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien ten sollte oberste Priorität in Berlin haben. Bestandsanlagen können definitiv erreicht werden, wenn alle an einem Strang zie- durch neue, leistungsstarke zu ersetzen, sind unsere „Low Han- hen und mutig voranschreiten. ging Fruits“, denn die Standorte sind schon vorhanden. Dabei Außerdem sollte die EU-Notfallverordnung vom März 2023 kann die Leistung eines Windparks schnell verdoppelt oder sogar endlich in den Landkreisen angewendet und das Wind-An-Land- vervierfacht werden. Gesetz aus Februar 2023 nachgebessert werden. Klare und rechts- Der Elbe-Weser-Raum bietet exzellente Möglichkeiten für die sichere Vorgaben hinsichtlich des Artenschutzes werden benö- Energiegewinnung aus Biomasse, Wind und Photovoltaik. Wer- tigt. Wir wissen heute, dass sich die Bestände der geschützten den diese Möglichkeiten genutzt, so ist unsere Region eine der Vogelarten in den letzten fünf Jahren hervorragend entwickelt Kraftzellen Deutschlands. Bei erfolgtem Ausbau werden wir an mehr als 6.000 Stunden im Jahr mehr grünen Strom produzieren, als wir im Elbe- Weser- Raum verbrauchen. Um das wirtschaftlich zu nutzen, braucht es Flexibilitäten in der Abnahme der Energie, die die Industrie bereitstellen könn- te, aber auch Speicher wie Wasserstofferzeugung, Batterie- und Wärmespeicher. Auch dafür bestehen konkret in unserer Region hervorragende geologische Voraussetzungen. Neben den Zielen des Bundes und des Landes gibt es sicher noch weitere Themen, die die UMaAG beschäftigt. Welche sind das ? Grundsätzlich ist der Bürokratieabbau bei uns tagtäglich auf dem Tisch, ganz besonders die Vereinheitlichung der Genehmigungs- verfahren, was zum Baurecht gehört. Wir bauen auch nachhaltige Wohnquartiere und sehen uns in der Bundesrepublik Deutsch- land mit 16 unterschiedlichen Baugesetzen konfrontiert. Hier muss ein einfacher, vernünftiger Standard geschaffen werden. Damit können wir dann auch den Bau fördern, um mehr Wohn- raum bereitzustellen. Auch in diesem Bereich haben wir bereits Foto: UMaAG konkrete Vorschläge erarbeitet und machen uns für die dringend notwendige Anpassung stark. WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23 21
Junge Leute müssen für die Branche interessiert und ausge- bildet werden. Wir erleben immer wieder, dass neue Mitarbeiter Foto: UMaAG Die UMaAG ist seit 1998 im Bereich erneuerbarer fasziniert von den spannenden Themen sind, die wir in unserem Energieprojekte am deutschen Bereich der Erneuerbaren bearbeiten. Markt aktiv. Um die von Ihnen genannten und weitere Hemmschuhe zu identifizieren und zu bearbeiten, haben Sie ein eigenes Was braucht es, um die Energiewende wirklich Format ins Leben gerufen. voranzubringen und endlich den häufig genannten Mit unserem Roundtable, der nun zum dritten Mal stattgefunden Turbo beim Ausbau der Erneuerbaren zu zünden ? hat, und der nur aus persönlichen Einladungen zusammenge- Zuerst muss die Bevölkerung mitgenommen werden. Die Heraus- stellt wird, bringen wir alle Beteiligten am Ausbau der Energie- forderungen müssen an jeden einzelnen klar und deutlich aus wende im Raum Elbe-Weser-Nord am runden Tisch zusammen. Berlin kommuniziert werden, um eine Art „Wir schaffen das ge- Dazu gehören die Lokal-, Landes- und Bundespolitik, die Behör- meinsam“ zu etablieren. denvertreter, die Umweltschutzverbände, das Landvolk, die Gut- Als nächstes muss eine einheitliche standardisierte Digitali- achter, die Netzbetreiber, die Projektierer und die Juristen. Auf sierung in den Genehmigungsbehörden eingeführt werden, was Augenhöhe diskutieren wir lösungsorientiert darüber, wie der in einigen Landkreisen schon hervorragend funktioniert und in Ausbau der Erneuerbaren trotz aller Hürden realisiert werden anderen Landkreisen noch im Dornröschenschlaf liegt. kann. Dieses Format hat ungeheure Zugkraft in der Region ent- Es sollte eine Zahlung von Ausgleichsmitteln beim Ausbau der wickelt. Vielleicht schaffen wir es, unseren Wirtschaftsminister Erneuerbaren in einen Topf der Landkreise geben, der von den aus Berlin als Teilnehmer beim nächsten Roundtable begrüßen entsprechenden Naturschutzstiftungen verwaltet wird, um den zu können. Das wäre ein toller Jahresabschluss und ein positives sinnvollen Einsatz der Mittel zu gewährleisten. Zeichen für das nächste Jahr. Regenerative Wärmeversorgung für die Altstadt Gemeinsam mit einem Beratungsunternehmen hat die Hansestadt Stade ein Konzept erstellt, das besonderen Herausforderungen wie dem Denkmalschutz Rechnung trägt. Foto: Hansestadt Stade/Stephan Voigt W ie kann man historische Gebäude zukünftig mit Wärme sollten. Knapp eineinhalb Jahre arbeiteten die Hansestadt Stade versorgen, und welche Potenziale bieten sie für energe- und Beratungsunternehmen an dem integrierten energetischen tische Sanierungsmaßnahmen? Dies waren die Haupt- Quartierskonzept (IEQK). Aktuell wird der komplette Gebäude- fragen, die im Rahmen des KfW-432-Programmes „energetische bestand in dem Quartier fast ausschließlich mit Gasheizungen Stadtsanierung“ für die Stader Altstadt beantwortet werden beheizt. Mögliche rechtliche Beschränkungen für Heiztechniken,
Energiestandort Elbe-Weser TITELTHEMA Grafik: Hansestadt Stade macht unter anderem die Umweltwärme aus der Schwin- ge und aus dem Ablaufstrom des Klärwerkes zur Wohnge‑ bäudebeheizung verfügbar und kann somit eine zukunfts- fähige und CO2-neutrale Wärmeversorgung des Gebietes sichern. Sein modularer Aufbau ermöglicht es, die Altstadt abschnittsweise mit einem potenziellen Wärmenetz zu erschließen und wirtschaftlich konkurrenzfähig zu fossil- basierten Systemen zu sein. Für Gebäudeeigentümer steht nicht nur zur Diskussi- on, womit sie heizen sollen, sondern auch, wie es möglich ist, in einem teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäudebestand den Energieverbrauch durch energeti- sche Gebäudesanierung zu senken. Die Wahrung der Ge- bäudeoptik und bauphysikalische Aspekte führen hierbei zu komplexeren Problemen bei der Wahl der Maßnahmen. Entwurfsplan des Wärmenetzes mit der Grundstufe (rot), Erweiterungsstufe 2 (blau) Ein Ingenieurbüro für Denkmäler hat hierfür 16 Gebäude und Erweiterungsstufe 3 (grün). aus dem Quartier im Detail untersucht und mögliche Ein- sparpotenziale ermittelt. Die Gebäude wurden in drei ver- schieden Szenarien untersucht, wobei im ersten Szenario Marktverknappungen beim Gas und der von der Bundesregierung lediglich geringinvestive Maßnahmen, im zweiten Szenario umfängliche- anvisierte Ausstieg aus der Nutzung von fossilem Gas bis 2045 re Maßnahmen nach gesetzlichem Standard und im dritten Szenario um- stellen Hausbesitzer vor die Frage, auf welche zukunftsfähige fängliche Maßnahmen nach der Bundesförderung für effiziente Gebäude Technik sie bei einem Heizungsaustausch setzen sollen. Unter (BEG) betrachtet wurden. Die durchschnittlichen Einsparpotenziale aller Beachtung dieser Aspekte und den konkreten Bedingungen in untersuchten Gebäude liegen je nach Szenario bei ungefähr 14 Prozent, der Altstadt hat ein Ingenieurbüro ein Wärmenetz auf Basis von 30 Prozent oder 53 Prozent. Daneben umfasst das IEQK auch die Aspekte regenerativen Wärmequellen als Lösung konzeptioniert. Dieses Mobilität und Klimafolgenanpassung mit dem besonderen Fokus auf Hit- zeverminderung und Regenwassermanagement. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind die Grundlage für die Hansestadt Stade, weitere Planungen und Umsetzungen für die Altstadt anzuschieben. Konkret soll nun ein Sanierungsmanagement nach KfW 432 eingerichtet werden, dass die Gebäudeeigen- tümer zu technischen und rechtlichen Aspekten der energetischen Gebäudesanierung sowie zu Weitere Informationen: Fördermitteln berät und eine Machbarkeits- studie nach der Bundesförderung für effizien‑ te Wärmenetze durchführt, deren Ergebnis ein genehmigungs- und förderfähiges Wärme- netz ist. Matthias Müller Klimaschutzmanager der Hansestadt Stade WIRTSCHAFT ELBE-WESER 10.23 23
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