1400 Jahre St-Ursanne 15 2020 - Forum Pfarrblatt
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11. BIS 24. JULI 15 2020 1400 Jahre St-Ursanne Reportage Von der Einsiedelei zum Kulturerbe Im Kanton Jura feiert St-Ursanne sich selbst und den Eremiten Ursicinus, der hier im Jahr 620 gestorben sein soll.
EDITORIAL Sturm auf der Nordsee: Dunkle Wolken zogen am Himmel auf. Die Sonne verschwand. Die Wellen prallten immer schwe- rer aufs Schiff. Plötzlich rutschten alle Tische und die Die meisten Menschen möchten etwas Gutes tun Stühle glitten mit den Perso- und die Welt verbessern. nen, die draufsassen, an den Rand des Schiffes. Panik Fast täglich landet eine digitale Unterschriftensammlung bei machte sich breit. Es galt, sich mir: für grössere Meeres-Schutzgebiete; gegen die Annektierung festzuhalten und einen kühlen palästinensischer Gebiete durch Israel; gegen tödliche Pestizide; Kopf zu bewahren. für eine humane Flüchtlingspolitik; gegen Rassismus. Ich bin geneigt, in den meisten Fällen zu unterschreiben, mindestens Allerlei Gedanken kamen auf. dort, wo mir die Kampagne vertrauenswürdig erscheint. Auch Auch, dass ich auf meiner ich möchte Gutes tun und die Welt verbessern. Hochzeitsreise, auf der wir ge- rade waren, nicht in die tosen- Auch mit Demonstrationen, Pilgermärschen oder Sitzstreiks de Nordsee stürzen wollte. kann man Themen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen Plötzlich kam mir ein Text aus und Politik, Gesellschaft oder Kirche sensibilisieren. Und doch der Bibel in den Sinn: Die bleibt mir der Verdacht, dass sowohl das Unterschreiben Jünger kamen auch auf einem von Petitionen wie das Demonstrieren manchmal vor allem See in einen Sturm und hatten dazu dient, mein persönliches Gewissen zu beruhigen. Die Angst (Mk 4,35–41). Ich ver- Frage bleibt: Wie erreiche ich wirklich etwas, das die Welt über stand sofort, was diese Angst das allernächste Umfeld hinaus verändert? bedeutete. Ich fing an zu be- ten, dass Gott uns beschütze. Thomas Merton, Trappist, Schriftsteller und Mystiker, sagt Nach gefühlt unendlich langer provokativ: «Es gibt eine vorherrschende Form zeitgenössischer Zeit im wilden Sturm kamen Gewalt, der ein Idealist, der mit gewaltlosen Methoden für wir, dank des guten Kapitäns, den Frieden kämpft, am ehesten erliegt: Aktivismus und Über heil im Hafen an. Was für ein arbeitung.» Merton hält das deshalb für so gefährlich, weil Geschenk! damit die eigene, innere Kapazität für den Frieden angegriffen Wie ein Kapitän das Schiff wird und die Wurzeln der inneren Weisheit getötet werden. sicher aus einem Sturm steu- ern kann, kann uns auch Gott Ich kann mich also nicht davon entbinden, meine innere Kapazität aus unseren Stürmen des Le- für den Frieden zu suchen. Finde ich diese Verbindung zu bens führen. Gott ist immer meinen Wurzeln, verstehe ich auch, wo ein konkreter Einsatz für uns da. Wir dürfen ihn je- gefragt ist und wo meine Arbeit fruchtbar werden kann. derzeit rufen. Er hat die Macht, den schlimmsten Die Sommerferien stehen vor der Tür – sie können mir auch Sturm zu bändigen, wenn wir dafür Raum und Zeit schenken. ihm vertrauen. Ramona Ruch-Kupschina Katechetin St. Gallus, Fischenthal forum 15 2020 2
INHALT 4 Foto: Jean-Claude Gadmer SCHWERPUNKT Von der Einsiedelei zum Kulturerbe Im Jahr 620 soll der Eremit Ursicinus gestorben sein. Nach ihm ist St-Ursanne benannt. Ein Rundgang durch die Stadt und ihre spirituelle Dimension. LEBEN IN BEZIEHUNG 8 SCHWERPUNKT Eine Million Kreuzstiche Ein gesticktes Wandbild zum 7 Danke Ausgangssperre Jubiläumsjahr in St-Ursanne. Sofern man weder gesundheitlich noch wirtschaftlich bedroht war, konnte man dem Lockdown auch IM ZÜRIPIET DIHEI 26 AUS DEN PFARREIEN 9–24 positive Seiten abgewinnen. Energie im Kreislauf GLAUBEN HEUTE 25 Gleichnisse aktuell Die Kirche St. Franziskus in Ebma- Foto: Alamy Unbezahlbar – Kamel und Nadelöhr tingen hat für ihr Energiekonzept gleich zwei Solarpreise erhalten. KULTUR 28 Ausstellung im Museum Tinguely Foto: Manuela Matt Waffen werden zu Musik BOUTIQUE 29 Kräuter aus dem Kloster Echtes und Wiesen-Labkraut AGENDA 31 SCHLUSSTAKT 32 Was ich einmal war … Tatjana Disteli, Bereichsleiterin im Generalvikariat ONLINE + ohne Punkt und Komma Die dritte Folge unseres Podcastst zur Frage: Sind die Kirchen noch Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 30. Juni 2020 systemrelevant? Titel: St-Ursanne im Jura www.forum-pfarrblatt.ch Foto: Jean-Claude Gadmer forum 15 2020 3
SCHWERPUNKT Nachhaltiger Einzelgänger Im Jahr 620 soll der Eremit Ursicinus gestorben sein. Nach ihm ist die Stadt St-Ursanne benannt. Auf einem Rundgang durch die Stadt erläutert Diakon Philippe Charmillot die spirituelle Dimension des Jubeljahres. Text Silvia Stam, kath.ch / Fotos Jean-Claude Gadmer «Es sind 190 Stufen bis zur Grotte», sagt Philippe elle Dimension des Jubiläums im Vordergrund. Charmillot, Diakon in St-Ursanne, und steigt flink «Ursicinus hat sein Leben ganz auf Gott ausge- die steilen Treppen hinauf. Er ist Mitglied im richtet.» In Zeiten der Verzettelung, wie wir sie Komitee für das 1400-Jahr-Jubiläum des Städt- heute kennen, könne die Beschäftigung mit dem chens am Clos du Doubs. Die Stufen sind hoch, Eremiten helfen, «Prioritäten zu setzen und das einzelne mit Moos überwachsen, auf den Zwi- Puzzle unseres Lebens neu zu ordnen». schenabsätzen sammelt sich Wasser vom mor- gendlichen Regen. Kein zweiter Niklaus von Flüe «Wir belassen das bewusst schlicht», erläu- Charmillot geht davon aus, dass Evangelisie- tert Charmillot, «andernorts hätte man das viel- rung nicht das Ziel von Ursicinus war. «Er such- leicht ausgebessert», sagt er und zeigt auf das te ein Leben in Einsamkeit und Innerlichkeit.» Moos und die Wasserpfützen. In St-Ursanne wol- Hierin ist er also durchaus dem Eremiten aus der le man nur sanft restaurieren. Zentralschweiz, Niklaus von Flüe (1417 – 1487), verwandt. Anders als im Ranft sei jedoch nicht «Gibt es in St-Ursanne noch Wunder?» überliefert, dass Menschen zu dem Eremiten Die Grotte, in der Ursicinus gelebt haben soll, am Clos du Doubs gepilgert wären und ihn um befindet sich in einem Felsen direkt über der Rat gefragt hätten. Stadt. Bevor er sie betritt, hebt Charmillot eine Jetzt aber kommen Touristen, um die Einsie- Postkarte auf, die am Boden liegt. Es ist eine delei zu besuchen. Denn für das Jubiläumsjahr jener Karten, die zum Jubiläum erstellt wurden. haben sich die «Ursiniens» viel vorgenommen: Darauf aufgedruckt sind verschiedene Fragen, Mit Konzerten, Kunstausstellungen, Tagungen, die zum Nachdenken anregen sollen. «Gibt es in Pilgerreisen, Erzählungen und Theaterstücken St-Ursanne noch Wunder?», lautet die vorlie- soll ein möglichst breites Publikum angesprochen gende. «Ich bin der lebendige Beweis dafür – werden. Um die Bevölkerung einzubeziehen, wur- Michel», steht von Hand als Antwort darauf. den die örtlichen Vereine und Schulen eingeladen, Charmillot zeigt die Karte wie ein Beweisstück, einen Beitrag zum Jubiläum zu leisten. als wollte er sagen: «Genau darum geht es bei diesem Jubiläum.» Eremit für 14 Stunden In der Grotte befindet sich hinter einem Eines der Angebote, die das Organisationskomi- Metallgitter ein Altar mit einer Marienstatue, tee in einer Broschüre und auf der Website zu- davor steht die Skulptur eines offenen Buches – sammengestellt hat, ist eine Übernachtung in eine Bibel. Darunter in einer Felsnische eine der kleinen Kapelle, die direkt unterhalb der Statue des liegenden Heiligen, der den Kopf auf Grotte liegt. Auf dem Weg zurück in die Stadt die rechte Hand stützt. Rechts davor die Statue öffnet Charmillot diese und erzählt, dass auch eines Bären, der auf den Hinterbeinen steht. er ab und zu eine Nacht hier verbringe. Wer das Eremitendasein für 14 Stunden erproben möch- Prioritäten setzen te, kann sich in den Sommermonaten für eine «Der Legende nach soll ein Bär den Esel gefres- Nacht einschreiben. In der Kapelle werden ein sen haben, den der Heilige, der als Wandermönch Bett und ein kleiner Schreibtisch stehen. «Es hierher kam, mit sich führte», erläutert Charmil- gibt jedoch kein Wasser, keinen Strom, keine lot. Daraufhin habe dieser zum Bären gesagt: Toilette», warnt Charmillot. Philippe Charmillot ist «Jetzt musst du mir als Gehilfe dienen.» Aus dem Zurück in der Stadt, führt Charmillot die Be- Diakon in der Pfarrei St-Ursanne, die Teil des lateinischen «ursus» (Bär) entstand der franzö- sucher durch den eindrucksvollen Kreuzgang Pastoralraums Saint- sische Name Ursanne, auf Deutsch Ursicinus. zum Lapidarium, wo die erste Kirche von Gilles – Clos du Doubs «Ich komme ab und an zur Grotte hoch und St-Ursanne stand, die Peterskirche. In den Bo- ist. Zum Pastoralraum bete zum heiligen Ursicinus, bitte ihn um Unter- den sind Gitter eingelassen, sodass die darunter gehören rund 3500 Katho- stützung bei den Vorbereitungen zum Jubi liegenden Sarkophage aus der Merowinger- und likinnen und Katholiken. läum», so Charmillot. Für ihn steht die spiritu Karolingerzeit sichtbar sind. Beim Verlassen des forum 15 2020 4
Der heilige Ursicinus – Fakten und Legenden Der Kult des heiligen Ursicinus (französisch phag, der dem heiligen Ursicinus zuge- St-Ursanne) ist im Jura seit dem letzten schrieben wird. Drittel des 7. Jahrhunderts belegt. Eine glaubhafte Überlieferung sieht in Ursanne Gemäss nicht gesicherter Überlieferung einen Schüler des heiligen Kolumban, der kam Ursicinus mit dem heiligen Kolum- als Eremit am Ufer des Doubs lebte und ban von Irland nach Frankreich und lebte dort auch gestorben sein soll, heisst es im dort im Kloster Luxeuil. Mit Kolumban Historischen Lexikon der Schweiz. Dem- und Gallus sei er in die Schweiz gezogen nach soll der heilige Wandregisel um 630 und zuerst nach Biel gekommen, heisst es auf einer Reise an Ursannes Grab ein im ökumenischen Heiligenlexikon. Um Kloster gegründet haben. Die Klosterge- 615 soll er sich in einer Einsiedelei ober- meinschaft wurde zu Beginn des 12. Jahr- halb des heutigen Städtchens St-Ursanne hunderts in das weltliche Chorherrenstift in einer Höhle niedergelassen haben, wo St-Ursanne umgewandelt. Archäologisch ihn ein Bär regelmässig mit Kräutern und nachgewiesen sind am Ort des Klosters Wurzeln versorgt habe. Der Name «Ursici- Särge aus dem 7. Jahrhundert, die – wegen nus» leitet sich vom lateinischen «ursus» des Glaubens an die Auferstehung – nach (Bär) ab. Ursicinus habe eine Schar von Osten ausgerichtet waren. In der Krypta Jüngern angezogen, die auch nach seinem der Stiftskirche befindet sich ein Sarko- Tod dort blieben. forum 15 2020 5
190 Stufen führen zur Lapidariums weist Charmillot auf das Tatzen- «1507 wurde der Sarkophag letztmals geöff- Grotte hinauf, in der kreuz über dem Eingang hin. «Es ist das älteste net», erzählt Charmillot. Er hofft, dass der Sarko- Ursicinus als Eremit christliche Zeichen, das man im Kanton Jura phag nach Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten gelebt haben soll. gefunden hat», erklärt er nicht ohne Stolz. «Man im Jahr 2021 erneut geöffnet und einer Analyse Philippe Charmillot ist vermutet, dass es von einem Sarkophag stammt unterzogen werden kann, um völlige Transparenz Diakon in St-Ursanne und später hier eingesetzt wurde.» über das darin enthaltene Skelett zu erhalten. und Mitglied im Orga Für das Jubiläumsjahr, sagt er, «wollen wir das nisationskomitee. Tympanon aus dem 12. Jahrhundert Geheimnis bewahren». Auf dem Weg in die romanische Stiftskirche, die Collégiale, weist Charmillot auf das Tympanon über dem Südportal hin, ein eindrückliches Werk aus dem 12. Jahrhundert. Es zeigt den Highlights im Jubiläumsjahr thronenden Christus, umgeben von den Apos- teln Petrus und Paulus sowie sieben Engeln. Der • Schatz der Stiftskirche Mönch links zu seinen Füssen, erkennbar an der Ausstellung von ausgewählten Objekten aus dem Tonsur, sei Ursicinus. Charmillot wüsste noch Schatz der Stiftskirche. Aus den rund 400 Objekten viel zu erzählen, wie er selber schmunzelnd sagt, wurden laut Diakon Philippe Charmillot sechs aus- gewählt, die in Zusammenhang mit Frömmigkeit beschränkt sich dann aber auf die Erläuterung oder Gebet stehen. eines Kapitells. Dieses zeigt einen Wolf, der auf dem Weg zur Schule durch das Auftauchen eines • Skulpturenweg Lammes abgelenkt wird. «Damit wird verdeut- Auf einer Länge von knapp einem Kilometer werden licht, dass ein Leben gemäss dem Evangelium zehn hölzerne Skulpturen aufgestellt, welche vier manchmal gegen die eigene Natur geht.» bekannte Legenden aus dem Leben von Ursicinus illustrieren. 1507 letztmals geöffnet • «Circuit secret» Der kurze Rundgang endet in der Krypta unter- Ein «Geheimer Rundgang» führt zu 20 Stationen halb der Stiftskirche. Hier befand sich früher der innerhalb der Stadt, darunter private Räume, die Sarkophag, der dem heiligen Ursicinus zuge- normalerweise nicht zugänglich sind. schrieben wird. Heute befindet sich dieser hinter Alle Veranstaltungen unter dem Hauptaltar und ist für Besucher zugänglich. www.ursanne1400.ch Er bleibt allerdings vorderhand verschlossen. forum 15 2020 6
Eine Million Kreuzstiche In der Stiftskirche von St-Ursanne hängt ein gesticktes Wandbild. Es zeigt die Stadt und Motive aus ihrem Kulturerbe. 192 Personen haben daran gestickt oder genäht. Eine davon ist Lucette Stalder. Lucette Stalder sprudelt, wenn sie vom «panneau brodé» erzählt, von jenem gestickten Wandbild, das seit Januar in der Stiftskirche von St-Ursanne hängt. Inspiriert von gestickten Bannern, wie sie für Jubiläen der französischen Städte Baume oder Cluny geschaffen wurden, hatte die 67-jäh- rige Ursannerin die Idee, etwas Vergleichbares zum 1400-Jahr-Jubiläum ihrer Stadt zu machen. «Für das Hauptbild haben wir eine Ansicht der Landschaft gewählt, wie Ursicinus sie gesehen Fotos: Jean-Claude Gadmer haben muss, als er über den Col des Rangiers hierherkam», erzählt Stalder. Fünf einzelne Motive aus dem Kulturerbe von St-Ursanne sind als eigene gestickte Bilder gleichsam in diese Landschaft gesetzt. Sie zei- gen die Statuen der Mutter Gottes mit dem Christuskind sowie die von Ursicinus aus dem Südportal der Stiftskirche, die Grotte mit der Arbeit nicht nur eitel Freude war. «Wir haben Lucette Stalder hatte die Statue des liegenden Heiligen, seinen Sarko- die Farbe Grün aus unseren nächsten Projekten Idee für das Wandbild, phag in der Krypta und in der Mitte die silberne verbannt», hiess es etwa auf einer Karte. das nun in der Stiftskirche hängt. Reliquienbüste aus dem Stiftsschatz – alles in Insgesamt sei aber die Freude am gemeinsa- Kreuzstichen gestickt. Insgesamt 1 566 962 Stiche men Projekt im Vordergrund gestanden, erzählt waren nötig, um das Wandbild von 2,66 Metern Stalder. Dies sei für die meisten der eher älteren Breite und 1,29 Meter Höhe herzustellen. Frauen die Hauptmotivation gewesen. «Für die fünf Hauptmotive haben wir be- 156 kleine Rechtecke stimmte Stickerinnen angefragt, die sich be- Wie aber konnte ein solches Projekt realisiert reits bei früheren grösseren Projekten bewährt werden? Wer das Bild aus der Nähe betrachtet, hatten.» Im September begannen die Näherin- erkennt, dass es aus lauter kleinen Rechtecken nen, die Rechtecke zusammenzunähen. Insge- besteht, 156 insgesamt, die zusammengenäht samt 23 Frauen aus der Schweiz und aus Frank- wurden. Jedes Rechteck ist etwa 10 cm hoch und reich beteiligten sich an diesem zweiten Teil 25 cm breit. des Projekts. Im März 2019 lancierte die Französin Marie- Jeanne Lambert, die einen Stickerei-Blog führt, «C’est pour Saint-Ursanne» einen Appell zum Mitmachen. «Jede Stickerin Nach vier Zusammenkünften waren die Recht- hat ein Stück Tuch und die gedruckte Stick- ecke Ende November zusammengenäht. Nun schrift mit der Anleitung erhalten, und zwar in wurde das Gesamtwerk auf der Rückseite mit der Reihenfolge ihrer Anmeldungen. Sie haben Vlieseline verstärkt und mit einem weiteren Tuch im Gegenzug ihre Zeit und die Kosten für das abgedeckt, sodass insgesamt drei Lagen Stoff Stickgarn investiert», erzählt Stalder. Das Garn übereinanderliegen. Am 17. Dezember schliess- wurde von den Initiantinnen festgelegt, sodass lich war das Gemeinschaftswerk beendet. die 164 Stickerinnen und der eine Sticker, dar- «Zu Beginn waren wir nur zu zweit. Wir stell- unter 42 aus der Schweiz, die übrigen aus Frank- ten uns 1000 Fragen, natürlich gab es Momente reich, anhand von Nummern die richtigen Farb- des Zweifels!», erzählt die inzwischen pensio- töne bestellen konnten. nierte Archäologin rückblickend. Zu ihrer Nach und nach seien die gestickten Recht- eigenen Motivation befragt, überlegt sie einen ecke zurückgeschickt worden. «Es war jedes Mal Moment. «C’est pour Saint-Ursanne», sagt sie eine Überraschung, wenn ein Päcklein herein- schliesslich. Ob sie damit die Stadt oder den kam.» Nicht wenige seien mit einer Karte verse- Heiligen meint, lässt sie offen. hen gewesen. Einige davon bezeugen, dass die Sylvia Stam kath.ch forum 15 2020 7
LEBEN IN BEZIEHUNG Broschüre DENKANSTOSS Gesichter der Kirche Wie sieht die Zukunft der Kirche aus? Dieser Frage geht der Katholische Jahresspiegel 2019 von Katholisch Stadt Zürich nach, indem er Men- Foto: Alamy schen aus der Kirche mit ihrer Geschichte, ihren Gedanken und Visionen ein Gesicht gibt. Es sind Porträts von Menschen, die sich in dieser Kirche engagieren – von jung bis alt, von der Jugendarbeiterin Danke Ausgangssperre zum Dekanassistenten, von der Ka- Seit Juni werden die Massnahmen gegen Mitbewohnerinnen kochten wir ausgie- techetin bis zum Leiter von «Kirche Covid-19 Schritt für Schritt gelockert und big, frühmorgens praktizierten wir im urban». Der Jahresspiegel präsen- ich bin überfordert. Nach den letzten Wo- engen Gang unserer Wohnung Yoga und tiert aber auch Zahlen zu Geld und chen, in denen ich mich zutiefst im Kom- und an Samstagabenden verweilten wir Mitgliederzahlen und zeigt auf, wo fort meiner vier Wände eingeigelt hatte, glücklich mit Pizza und Film auf der überall die Kirche tatkräftig hilft. bl fühle ich mich wie ein Maulwurf, der Couch – ohne FOMO (Fear Of Missing langsam aus seinem Loch hervorkrabbelt Out: die Angst, etwas zu verpassen). www.katholischer-jahresspiegel.ch und völlig verwirrt erkennt, dass alle an- Auch wenn die täglichen Nachrichten deren schon draussen sind. Und obwohl verunsicherten – ich fühlte mich wie auf Podcast ich mich mit der Mehrheit freue, so be- einer kleinen Insel. gleitet ein kleiner Wermutstropfen meine Natürlich blieben auch die Konflik- Euphorie. Und ich sehne mich zurück te nicht aus. Dennoch – bei allem, was nach der Zeit in der Ausgangssperre, in negativ war – die Ausgangssperre hat der Unwichtiges plötzlich etwas wegfiel. mir persönlich viel beigebracht und ge- Zugegeben, dies war nicht schon am holfen, mich wieder mit meinem eige- Anfang so. Es begann – wie bei allen – un- nen Leben und den Dingen darin aus- sicher: Wie eine Besessene sah ich mich einanderzusetzen. Ich habe mehr ge- stündlich die neueste Portion Info auf der kocht, geputzt, eingerichtet, gestaltet ohne Punkt und Webseite des SRF schlucken und zuneh- und Dinge, die sonst andere erledigen, Komma mend Diskussionen mit meinen (immer selber in die Hand genommen. Ich habe noch neuen) Mitbewohnerinnen führen entdeckt, dass mir gewisse Freunde Während des Lockdowns und darü- – Gäste im Haus? Und wenn ja, wie viele? fehlen und andere mich eher anstren- ber hinaus wurde häufig behauptet, Sollten wir die ÖV noch benutzen? Durf- gen. Und dass ich mehr aushalten kann, die Kirchen seien nicht mehr sys- ten wir die Eltern besuchen? Plötzlich als ich mir zutraue. Diese Zeit hat mir temrelevant. Trifft dies zu? Und waren wir nicht mehr nur für unsere gezeigt, dass Samstagabende alleine wer bestimmt eigentlich über eigene Gesundheit verantwortlich, son- zuhause genauso «verpasst» werden Systemrelevanz? Darüber disku- dern für die der WG-Mitbewohnerinnen können wie Samstagabende draussen tieren Thomas Binotto, Chef auch. Als sich Ebbe in der Informations- in Gesellschaft, und ich weiss nun, was redaktor forum, und Katja Rost, flut zeigte und wir uns langsam an die Re- und wer mir wirklich fehlt. Bevor ich Soziologieprofessorin in Zürich, geln gewöhnten, kam die kreative Phase. mich also in Termine, soziale Anlässe in der 3. Folge ihres Podcasts. Ich begann, Listen zu führen mit «Din- und die «neue Normalität» stürze, ver- gen, die ich schon immer zuhause erledi- weile ich einen Moment und gedenke «ohne Punkt und Komma» gen wollte» oder «Ideen für coronage- der Zeit, in der für mich die Unterschei- kann bei allen gängigen Anbietern rechte Unternehmungen in der WG». Ge- dung zwischen Wichtigem und Unwich- von Podcasts gehört und abonniert gen meine Gewohnheit begann ich, tigem klarer wurde. werden. zweimal wöchentlich zu joggen. Mit den Luana Nava forum 15 2020 8
GLAUBEN HEUTE GLAUBEN HEUTE Gleichnisse aktuell ➜ Kamel und Nadelöhr MATTHÄUS 19,16–30 Illustration: Nadja Hoffmann Kamel und Nadelöhr Ein Mann kam zu Jesus und fragte: Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Was fragst du mich nach dem Guten? Nur einer ist der Gute. Wenn du aber in das Leben eintreten willst, halte die Gebote! Darauf frag- te er ihn: Welche? Jesus antwortete: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht steh- len, du sollst kein falsches Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter! Und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Der junge Mann er- widerte ihm: Alle diese Gebote habe Unbezahlbar Spiritualität ganz alltäglich ich befolgt. Was fehlt mir noch? Jesus antwortete ihm: Wenn du «Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, eine Aufforderung, meine Haltung re- vollkommen sein willst, geh, verkauf Kamel und Nadelöhr als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt» – dieser Spruch aus der Bibel gelmässig zu überprüfen: Was ist wich- tig im Leben? An welcher Stelle stehen deinen Besitz und gib ihn den Ar- men; und du wirst einen Schatz im wird oft zitiert, bis heute, obwohl er mein Glaube und meine Beziehung Himmel haben; und komm, folge mir Es gibtumstritten heiss Menschen, ist.die Dennhaben fast eine ebenfalls bis und zu nicht in samtener Schatulle oder Gott? nach! Als der junge Mann das hörte, Gabe, von „Fettnäpfchen zu heute ist nicht klar, was hier gesagt Fettnäpf- auf goldenem Tablet! Und der Mann, der ging er traurig weg; denn er hatte ein chen“ wordenzusein tappen. könnte Andere und was können schliess-es ihn entdeckt, Die wichtigste so Aussage lässt das Gleichnis darin ist ah-für grosses Vermögen. Da sagte Jesus zu nicht lassen, anderen lich übersetzt wurde.auf die Füsse zu Theologinnen, nen, stolpert mich fast darüber…. die Zusage Gottes, dass er alles seinen Jüngerinnen und Jüngern: treten oder gar ein Bein zu Theologen, Exegeten, Archäologinnen stellen. Und Mit demmacht. möglich Bild vom Durch Schatz ihn undim Acker seine Amen, ich sage euch: Ein Reicher ja, zu den beliebten Kindereien – sie haben sich mit unterschiedlichen gehört, werden wir an Gnade kommen wir in das Reich die Wahrheit Gottes. wird schwer in das Himmelreich unter dem Tisch und den Thesen dazu geäussert. Und sämtliche elterlichen herangeführt, Es dassoffenen lohnt sich, mit das grosse AugenGlück durchoft kommen. Nochmals sage ich euch: Blicken könnenentzogen, nicht belegteinander mit den werden. IstFüs- das vor Welt die unserer Nase liegt, zu gehen und oder eben unter zu schauen, wo Leichter geht ein Kamel durch ein sen zu stupfen und zu necken. Kamel einem Übersetzungsfehler ge- Was da unseren Füssen! Könnte es wir Christus nachfolgen können. In die-sein, dass Nadelöhr, als dass ein Reicher in das nicht alles abgeht mit unseren schuldet und würde eigentlich Schiffs- Füssen! wiraktiven ser manchmal auf bessere Haltung kann sich Zeiten hoff- die Bezie- Reich Gottes gelangt. Was sich nicht tau heissen, alles also ein tut unter festes unseren Seil, das in en und warten, dabei läge das hung zu Gott vertiefen. Ich erwidere die Beste Als die Jüngerinnen und Jünger Füssen! der Schifffahrt gebraucht wird? War ganz nah? Liebe und Könnte Gnade,es diesein, Gottdass mirauch un- zusagt, das hörten, gerieten sie ganz ausser Zwar wurde mir der das «Nadelöhr» in derNameReha nachStadt- eines zwei ser derzeitiges Leben nicht dadurch, dass ich das eine oder andere nur aus sich vor Schrecken und sagten: Wer üblen Beinbrüchen das Laufen tors in Jerusalem, allerdings eines, das wieder Problemen und Herausforderungen für ihn aufgebe und versuche, mich ganz kann dann noch gerettet werden? beigebracht klein und schmalund ich war,musste dabei ler- im Vergleich zu besteht, seiner sondernhinzugeben. Botschaft auch diese Zeit und Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: nen, nicht auf den Boden zu schauen, den anderen? mein derzeitiger Weg wahre Schätze Für Menschen ist das unmöglich, für sondern nach vorn mich zu orientieren. birgt? Regelmässig fordert Jesus die Nachfol- Gott aber ist alles möglich. Und Bleibtauch die in einem Frage, was späteren uns Jesus Tanzkurs damit „Duohne ge stehst auf heiligemEr Kompromisse. Boden“, wurde lebt sie und lernte sagen wollte. Ich vermute, Jesusschau- ich, nicht auf die Füsse zu wollte damals Mose gesagt, als er sich will sie auch: die radikal gelebte Nächs-in einer Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, voll en, damitsondern nicht sagen,aufrecht-elegant dass Reichtum ver- die nicht einfachen tenliebe Situation Ja, und Gottesliebe. seines Leb- ich finde, ständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe Schritte zu setzen. Das wohl werflich ist. Er hat seine Worte zuge- kürzeste ens, beim Hüten der Schafe, der Preis der Nachfolge Jesu ist hoch. einem © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart Gleichnis spitzt undJesu so macht vor den unsGefahren in einem ein-des brennenden Ich finde aberDornbusch auch, dass der näherte. „Du Lohn un- Alle Rechte vorbehalten zigen Reichtums gewarnt. Er fordert auf Vers trotzdem aufmerksam die Armut stehst auf heiligem bezahlbar ist. Boden“. Das könnte Möglichkeit, als Bedingung dass sich unter für seine unseren Nachfolge. Al- meinen Schritten und jedem Augen- Füssen gar ein Schatz verbirgt lerdings gilt auch: Was uns reich oder – und es blick ein neues Gewicht verleihen! Wer sich also durchaus lohnt, dem arm macht, sind nicht die Summen auf Boden auf nach einem spirituellen Esther Leben sucht, Stampfer Pastoralassistentin dem wir stehen, unserem Bankkonto,grösste Sorgfalt sondern und unsere muss nicht unbedingt sein ganzes Katholische Pfarrei St. Georg Küsnacht Leb- Erlenbach Beachtung Haltung zum zu schenken! Leben. DenDa ist dochseh- anderen von en auf den Kopf stellen. Es genügt, dem einem Schatz die Rede, der en, Nöte wahrnehmen und uns nicht sich weder in Boden der eigenen Realität genug den Tiefen des Meeres, in blenden lassen von Äusserlichkeiten unerreich- Beachtung zu schenken und neu zu be- baren Höhen oder in weiter und Oberflächlichkeit. IchFerne lese befin- darin gegnen. Was sich auf dem Ackerboden det, sondern in einem ganz gewöhnli- meiner inneren und äusseren Realität chen Acker. Ein Schatz in brauner Erde doch nicht alles tut! forum 15 2020 25
Foto: Manuela Matt Energie im Kreislauf Die Kirche St. Franziskus in Ebmatingen versorgt sich nicht nur selber mit Energie, sondern gibt davon noch ab. Sie bekam dafür zwei Solarpreise. Auf der Anhöhe mit Blick auf den Greifensee, gleich mepumpen, Pufferspeicher, Erdsondeneinfüh- neben der Busstation an der Durchgangstrasse rung, ebenso der Wechselrichter, der die Strah- von Zürich Witikon nach Maur, fällt ein kleiner, lung der Sonne von den Photovoltaik-Modulen knapp zwölf Meter hoher Turm ins Auge, dahinter auf dem Dach in Strom verwandelt. ein vollständig mit Photovoltaik-Modulen beleg- Die Technik gibt Einblick ins Geheimnis die- tes breites Dach. Wenn es eindunkelt, leuchten ses kleinen Kraftwerkes: «Sonne, Wärme, Erd- das Kreuz und das Eingangstor unter dem Kirch- reich: alles ist vorhanden, es braucht nichts mehr. turm weithin sichtbar im warmen Licht der neu- Wir müssen die vorhandene Energie nur in einen en LED-Lampen. «Unsere Kirche will sichtbar Kreislauf setzen!» Das ist das Credo von Louis und einladend sein», sagt der für das Pfarrvikari- Landolt. Zusammen mit Architekt Daniel Studer at Maur zuständige Seelsorgehelfer Andreas Bol- und dem Anlagenhersteller Niklaus Haller von kart. «Wir freuen uns, dass der heilige Franziskus der Firma BS2 AG konnte er es dank einem spe- mit seiner Liebe zur ganzen Schöpfung nicht nur ziellen Hybrid-System umsetzen: «Wir haben in unserem Namen steht, sondern die Kirche auch drei Erdwärmesonden installiert, je 300 Meter als Gebäude dieser Schöpfung Sorge trägt.» Stolz tief», erklärt Landolt. «Hier wird Erdwärme zeigen er und Baukommissionspräsident Louis angezapft und nach oben geführt.» Arbeitet man Landolt ihre Kirche. Sie vermittelt nicht nur gött- jedoch allein mit diesem System, kühlt sich die liche Energie, sondern bringt auch Sonnenener- Umgebung der Abzapfstelle nach und nach ab gie und Erdwärme in einen Kreislauf. Dabei pro- und die Energie-Effizienz der Anlage wird duziert sie so viel Strom, dass im vergangenen ers- schlechter. ten Betriebsjahr nach Deckung des gesamten Eigenbedarfs mehr als die Hälfte davon ans EKZ Hier kommt die hybride Solaranlage auf dem Dach weitergegeben bzw. verkauft werden konnte. ins Spiel: Sie produziert nicht nur Strom für die Erzeugung von Licht, sondern auf der gleichen Am halbrunden, lichtdurchfluteten Kirchenraum Fläche und damit unsichtbar auch Wärme – die und dem daneben liegenden Pfarreisaal vorbei im Sommer ja nicht gebraucht wird. Diese Wär- www.kath.ch/maur steigen wir in die Kellerräume. Hier sind Wär- me wird mittels der Erdsonden in die Tiefe ge- forum 15 2020 26
IM ZÜRIPIET DIHEI Foto: Solarpreis/zvg führt. «Der Boden ist ein wunderbarer Speicher», Foto: Manuela Matt Zwei Solarpreise bekam St. Franziskus Ebmatin- V. l. n. r.: Niklaus Haller sagt Landolt. «Durch die Zuführung von Wärme gen für diesen Umbau: Am 18. Oktober 2019 – als (Systementwickler), im Sommer kann im Winter die Wärme abge- einzige Kirche unter anderen Plus-Energie- Louis Landolt (Präsident führt werden, ohne dass sich die Umgebung ab- Bauten – den Schweizerischen Solarpreis in Baukommission) und kühlt.» Dank den energiebedarfsreduzierenden Genf und am 15. November 2019 den Europä Daniel Studer (Architekt). Massnahmen, der verbesserten Isolierung und ischen Solarpreis in Luxemburg. RSI, das Fern- der Dreifachverglasung der Fenster ist ein emis- sehen der italienischen Schweiz, hat dies wahr- sionsfreies Gebäude entstanden. Der 1,2 Millio- genommen und gleichentags einen Beitrag zur nen teure Neubau habe sich daher mehr als Renovation von St. Franziskus Ebmatingen rea- gelohnt, ist Landolt überzeugt, zumal über die lisiert. Die Laudatio des Schweizer Solarpreises ganze weitere Lebensdauer des Gebäudes die betont, dass der Energieverbrauch des Gebäu- Heizungskosten gespart werden. des mit Kirche, Pfarreisaal, Unti- und Büro- räumlichkeiten «um nicht weniger als 35 Prozent «Die gute Isolierung und die Kreislaufenergie sind – gesenkt werden konnte. Die alte Ölheizung wur- ausser dem Sonnendach – für die Kirchenbesu- de herausgerissen, wodurch pro Jahr 7000 Liter cher unsichtbar», sagt Andreas Bolkart. «Sicht- Heizöl gespart und damit rund 21 Tonnen CO2 bar ist aber die Umgebung. Wir haben deshalb vermieden werden.» alles neu gepflanzt, Magerwiesen entstehen las- Stolz sagt Landolt: «Nur sieben Länder-Pro- sen, den Garten ökologisch neugestaltet. Er ist jekte in den gegen 30 Ländern Europas erhielten nicht nur als Dekoration gedacht, sondern das 2019 einen Solarpreis, und unser Projekt war das Gesamte der Kirche samt der ökologischen Um- innovativste, da wir Sonnen- und Erdwärme in ei- gebung soll ausstrahlen und etwas bewegen.» nen Kreislauf gesetzt haben.» Und die Jury hielt Das Thema «Bewahrung der Schöpfung» werde fest: «St. Franziskus Ebmatingen ist ein Vorbild der im pfarreilichen Religionsunterricht entspre- Nutzung des solaren Potenzials von Kirchen und chend behandelt. Schulklassen kämen die Kir- – man könnte sagen – das Annehmen eines himm- che besichtigen und lernten etwas über Nach- lischen Geschenks: der Kraft der Sonne.» haltigkeit für Mensch und Schöpfung. Beatrix Ledergerber-Baumer «Als Pfarrei haben wir uns gefragt, was dieser Um- bau für uns symbolisch bedeutet», erzählt der Mehr Nachhaltigkeit ist das erklärte Ziel Seelsorgehelfer weiter. «Der heilige Franziskus der katholischen Kirche im Kanton Zürich. bekam ja den Auftrag, die Kirche neu aufzubau- Einen Überblick erhält man in einem Dossier. www.zhkath.ch/kirche-aktuell/gesellschaft-politik/ en. Er dachte zuerst an das kleine Kirchlein aus dossier_nachhaltigkeit Stein, doch es ging um die Kirche als Gemein- schaft der Menschen. Darum geht es auch bei Mit dem Öko-Label «Grüner Güggel» ausgezeichnet uns. Unsere Kirchgemeinde Egg-Ebmatingen- sind die Kirchgemeinden Bülach, Dübendorf und Maur hat schwierige Zeiten mit Konflikten hin- Pfungen. Auf dem Weg dazu sind Embrachertal, ter sich. Mit dem Umbau konnten wir einen Uster, Wallisellen. Neuanfang verbinden und die Zersplitterung in www.oeku.ch diese und jene Partei überwinden.» forum 15 2020 27
Foto: Museum Tinguely/Daniel Spehr Foto: Museum Tinguely/Daniel Spehr Foto: Pedro Reyes Musikdose mit abgesägten Läufen von Schweizer Karabinern – die Installation «Disarm (Mechanized) II» – der Künstler Pedro Reyes. Waffen werden zu Musik Der mexikanische Künstler Pedro Reyes verwandelt Schusswaffen in Musikdosen. Das Museum Tinguely in Basel zeigt in einer Dialogausstellung eine Auswahl dieser hintersinnigen Werke. Aufgereiht stehen sie da, die drei massiv Es ist nicht leicht, den sanften Melo Baum zu pflanzen. Eine Aktion, die be- vergrösserten Musikdosen aus poliertem dien aus den vergrösserten Musik reits in mehreren Kunstinstitutionen Messing. Wenn die Assistenzkuratorin dosen zu folgen. Denn im Raum vor stattgefunden hat. an der Kurbel dreht, erklingt aus einer Tinguelys Spätwerk «Mengele-Toten- Mit seinen sozialen Skulpturen der Dosen die Melodie von Mani Mat- tanz» von 1986 ist es laut. Der Raum ist will der Künstler die Waffenindustrie ters «I han es Zündhölzli azündt». Für gefüllt vom Musikmaschinen-Or- hinterfragen: «Ich rufe alle Erdenbür- den Klang sorgen abgesägte Läufe von chester «Disarm (Mechanized) II» von ger auf, die Stigmatisierung und Ver- Schweizer Karabinern. Aus der Musik- 2014. Ein Schlagzeug, ein Bass, ein rie- urteilung dieser Unternehmen zu un- dose nebenan erklingt auf Läufen von siges Xylophon, eine Harfe und ein terstützen», gibt er in einem Interview italienischen Beretta-Pistolen Vivaldi Percussionsturm aus unzähligen im Begleitheftchen zur Ausstellung zu und auf der dritten auf abgesägten Res- Schusswaffenteilen finden zu einem Protokoll. ten von österreichischen Glock-Pisto- elektronischen Orchester zusammen. len Mozart. Es ist die zweite Version einer Ar- Dominique Spirgi kath.ch beit, in der Reyes von der Polizei be- «Return to Sender» nennt der mexika- schlagnahmte Schusswaffen mexikani- nische Künstler seine jüngste Werk scher Drogenbanden zerstörte und zu serie, die er speziell für die gleichnamige Musikautomaten umfunktionierte. «Pedro Reyes. Return to Sender» Ausstellung im Basler Museum Tinguely ist die fünfte Ausstellung, die in Dialog geschaffen hat. Ihm gehe es nicht zu- In Umwandlung des Bibelzitats «Schwer- tritt zur Installation «Mengele-Totentanz» letzt darum, mit seinen «Disarm Music ter zu Pflugscharen» wandelt Reyes nun des Hauskünstlers Jean Tinguely; diese Boxes» die florierende Waffenindustrie also Pistolen und Gewehre zu Musik hat 2017 im Museum eine eigene Kunst- zu entblössen, sagte er in einem Video- instrumenten um. Oder er lässt aus ein- kapelle erhalten. talk während der Medienführung. geschmolzenen Schusswaffen Schau- Offen bis 15. November, Es sind Schusswaffen, die in dieser feln herstellen («Palas por Pistolas»). Di–So, 11.00–18.00 Uhr, Form wirklich das erfüllen, was die Her- Eine davon hängt ebenfalls im Museum. Museum Tinguely, steller und Waffenverkäufer stets be- Vorgesehen ist, sie im ausgedehnten Paul-Sacher-Anlage 1, Basel. haupten: nämlich, dass es ja nicht an und benachbarten Park zu nutzen, um einen www.tinguely.ch für sich die Waffen seien, die töteten. forum 15 2020 28
Echtes und Wiesen-Labkraut (Galium verum und Galium mollugo) AUS DEM Die meisten der über zwanzig in der Schweiz zu enthalten, das die Milch gerinnen wachsenden Arten der Gattung Galium blü- lässt. Galium kommt von gala, was auf hen weiss wie das Wiesen-Labkraut. Eine Griechisch Milch bedeutet – und einem einzige blüht gelb: das Echte Labkraut. Streichkäse seinen Namen gab. Kennzeichnend ist für beide, dass ihre Sicher ist jedoch, dass die Pflanzen als Blätter in Quirlen angeordnet sind und Heilmittel zum Einsatz kamen und kom- die Blüten vier Kronblätter haben. men. Tee aus Echtem Labkraut hilft ge- Diese beiden Merkmale sind typisch gen Rheuma. Tee aus Wiesen-Labkraut für die hiesigen Vertreter aus der Pflan- reinigt Lymphe und Blut. Dazu brüht man zenfamilie der Rötegewächse. Der Name einen Teelöffel getrocknetes Kraut mit weist daraufhin, dass aus den Wurzeln 250 ml heissem Wasser auf und lässt es einiger Arten roter Farbstoff gewonnen fünf Minuten ziehen. werden kann. Die Färber-Röte (rubia Äusserlich anwenden lässt sich der tinctorum) setzte man früher sogar zum Tee aus beiden Pflanzen als Bad oder Färben von Stoffen ein. Waschung bei schlecht heilenden Wun- Ob die Labkräuter allerdings tat- den und Hautausschlägen wie Ekzemen sächlich seit der Antike wie das Lab aus und Akne. Eine berühmte Verwandte den Kälbermägen zum Käsen verwen- der beiden Kräuter ist übrigens die Kaf- Illustration aus «Kräuterbuch deß ur- det wurden, darüber gehen die Meinun- feepflanze. alten Unnd in aller Welt berühmtesten Griechischen Scribenten Pedacii gen auseinander. Sie scheinen zumindest Alexandra Dosch Dioscoridis Anazarbaei (…).» 1614. in geringen Mengen das Lab-Enzym Dipl. Feldbotanikerin und Theologin (Buch im Besitz des Klosters Fahr) Schaufenster ➜ Buch Auf Sendung Auf dem Grund Hungertod durch den Lockdown Europas Strategie gegen Corona der Klage passt nicht für Lateinamerika. Eine junge Mutter verbringt einen Winter Sa, 11. Juli – 9.05 – SRF2 Kultur lang am Spitalbett ihres zwei Monate al- ten Babys, das zwischen Leben und Tod Sprechende Felsen der Aborigines schwebt. Und als es entgegen den Diag- Das von grosser Spiritualität ge- nosen gesund wird, springt der jungen prägte Leben zurückgezogen leben- Frau, die reformierte Pfarrerin ist, die der Stämme in Nordostaustralien – «Klage an die Gurgel», wie sie schreibt. zwischen Tradition und Moderne. Statt sich über den Sommer und die Sa, 11. Juli – 15.30 – 3sat Lebendigkeit ihres Kindes zu freuen, identifiziert die Autorin ein Glaubens- kann sie «das Licht nicht mehr ertra- system, das uns Sicherheit und Schutz Musliminnen und das Kopftuch gen», schliesst die Fensterläden, ist kei- vorgibt. Das ist bei jedem von uns et- Die einen sehen es als Symbol der ner Handlung mehr fähig. Berührend, was anders, religiös oder auch nicht. Unterdrückung der Frau, die anderen authentisch und mit grosser Klarheit Wenn dieses System ins Wanken gerät, als Ausdruck religiöser Gefühle. Doch beschreibt Marion Muller-Colard ihren lässt es nur Verzweiflung oder Abwehr wie beurteilen das die Musliminnen? Weg aus dieser Gelähmtheit. Dabei ver- übrig. Mit klarem Blick und ohne sich zu So, 12. Juli– 8.30 – SRF 2 Kultur bindet sie auf wunderbare Weise ihre schonen, nimmt sie mit auf die Suche dramatische Erfahrung um die Lebens- nach einem «neuen Gott», der jenseits Sternstunde Religion: bedrohung ihres Kindes mit der Ge- der falschen Sicherheiten und Schutz- Mekka 1979 – Urknall des Terrors? schichte von Hiob, der seine Söhne und mauern trägt. bl Vor über 40 Jahren stürmten Töchter, all sein Hab und Gut verliert 500 Bewaffnete einer islamisti- und zu Gott schreit, und mit Erlebnis- «Als mir das Licht unerträglich wurde. schen Bruderschaft die Grosse sen aus der Spitalseelsorge, wo kein Auf dem Weg zu einem anderen Gott.» Moschee in Mekka. Das Ereignis tröstendes Wort mehr möglich war. Marion Muller-Colard wirkt bis heute. Auf dem Urgrund der Klage, die einem TVZ 2019. 111 Seiten So, 12. Juli– 10.00 –SRF1 den Boden unter den Füssen wegzieht, ISBN: 978-3-290-18251-9 forum 15 2020 29
KURZNACHRICHTEN Verein Netz4 Tausende Mahlzeiten verteilt dreimal pro Woche je 24 Jugendliche am Mittagstisch. Bereits Mitte Mai konnte – unter Einhaltung der BAG-Richtlinien – das Nähcafé wiedereröffnet werden, das vielen Menschen ein wichtiger Treff- punkt und eine willkommene Beschäf tigung ist. Dort werden unter anderem Stoffmasken für das Sozialwerk Pfarrer Sieber und andere produziert. Netz4 hat Foto: Verein netz4/zvg auch weiterhin durch Coachings jugend- liche Migrantinnen und Migranten per Telefon und im Einzelsetting vor Ort begleitet. Erschwerte Lehrstellensuche, Hausaufgabenhilfe im Homeschooling Mitte Juni wurde im Take-away beim Hope Sozialprojekt der Evangelisch-Methodis- und Beratung zu persönlichen Proble- House der Heilsarmee Zürich die 10 000ste tischen Kirche, der Heilsarmee und dem men waren ein grosses Bedürfnis. Für Mahlzeit seit Beginn der Corona-Krise Verein Chrischtehüsli aufgebaut und eine geregelte Tagesstruktur bietet Netz4 verteilt. Wie viele andere Institutionen seither kontinuierlich erweitert worden. in kleinen Gruppen regelmässiges Jog- musste auch die Gassenküche des Ver- «Solche Anfragen sind für uns allerdings gen und Möglichkeiten für «freiwillige eins Netz4 mit Beginn der Corona-Krise auch ausserhalb von Corona-Zeiten All- Mitarbeit» an. Beispielsweise das Backen schliessen. Bereits am 20. März war das tag», schreibt Netz4 in seiner Medien von Muffins, welche beim Corona-Take- neue Take-away-Angebot beim Hope mitteilung. Schon vorher verköstigte der away verteilt wurden. House der Heilsarmee, an der Anker sozialdiakonische Verein in der Gassen- pd strasse, in Betrieb. Es war von Netz4, dem küche wöchentlich 100 Personen und www.netz4.ch Schweizer Bischofskonferenz Bischöfe im Gespräch mit Frauenbund Die Schweizer Bischöfe wollen den «Weg findet, vorzubereiten. Simone Curau- tung liegt bei der SBK, inhaltlich sind zur Erneuerung der Kirche» doch noch auf Aepli, Präsidentin des SKF, sagte dazu: wir paritätisch verantwortlich.» Neben nationaler Ebene angehen – und kom- «Das gab es noch nie, dass eine Frauen- den elf Mitgliedern der SBK würden men dazu erstmals einen ganzen Tag gruppe einen ganzen Tag auf Augenhö- elf SKF-Frauen teilnehmen. Inhaltlich mit dem Katholischen Frauenbund ins he mit den Bischöfen tagt.» Sie freut gehe es darum, dass sich SKF und SBK Gespräch. Derzeit ist eine Arbeitsgrup- sich, dass die SBK für die erste Ge- gegenseitig vorstellen. «Unser Ziel ist pe mit Mitgliedern der Bischofskonfe- sprächsrunde den Frauenbund ausge- es aber auch, dass die Frauenfrage – renz und des Frauenbundes dabei, das wählt hat, und wertet dies als Zeichen, also die Frage der Partizipation und die Gespräch, das anlässlich der nächsten dass der Frauenkirchenstreik vom Ämterfrage – zuoberst auf die Agenda Vollversammlung der Schweizer Bi- 14. Juni 2019 etwas in Bewegung ge- der SBK kommt.» schofskonferenz im Dezember statt bracht hat. «Die organisatorische Lei- kath.ch INSERATE ➜ als PDF zum Download ➜ frei zugängliches Archiv Nächste Inserateschlüsse: ➜ aktuelle Nummer als Newsletter ➜ 13. Juli (Nr. 16) ➜ mit Bildern und Tönen angereichert ➜ 27. Juli (Nr. 17) ➜ 96 Pfarreiseiten mit komfortabler Suchfunktion ➜ 10. August (Nr. 18) Die Dargebotene Hand Das forum im Netz www.forum-pfarrblatt.ch forum@c-media.ch forum 15 2020 30
11. BIS 24. JULI Ausflüge berühmtesten Schweizer Plastiker. Hal- Gottesdienste lers ästhetischer Haltung werden gegen- Online-Gottesdienste wärtige Positionen gegenübergestellt. www.forum-pfarrblatt.ch (Zürcher Kirchen) Geöffnet bis 18.10., Fr–So, 12.00–18.00. www.kloster-einsiedeln.ch/live (je Sa, 17.30) Eintritt frei. www.bistumsg-live.ch www.stadt-zuerich.ch/atelierhermannhaller Le Corbusier für Kinder TV-/Radio-Gottesdienste Ferienprojekt für Kinder von 9 bis 12 Jah- Kath. Radiopredigt: jeweils So, 10.00, ren im Rahmen der Ausstellung Le Corbu- Radio SRF 2 Kultur, Musikwelle; sier und Zürich (bis 29.Nov.), in Zusam- Tel. 032 520 40 20 menarbeit mit Pro Juventute Ferienplausch. www.radiopredigt.ch.ch An der Limmat zum Kloster Fahr Mo, 13.7., bis Fr, 17.7., je 9.00–16.00, Pavillon Le Corbusier, Höschgasse 8, Zürich. Kath. Gottesdienst: So, 12.7., 9.30, ZDF Die KAB (Kath. ArbeitnehmerInnen-Be- Fr. 198.–, Zmittag mitbringen. wegung) lädt alle ein zur Wanderung in Sonntagslesungen www.pavillon-le-corbusier.ch kleinen Grüppchen, hin und zurück ca. www.bibelwerk.ch 3 Stunden. Die Wanderung kann jederzeit abgebrochen werden. Einkehr nach Mög- Spiritualität Seelsorge-Gespräche lichkeit im Garten des Klosters Fahr. Do, 16.7., 13.00, Treffpunkt Bahnhof Altstetten. Bibel teilen Bahnhofkirche Auskunft über die Durchführung: 044 431 10 69 Glauben und Leben, Bibel und Alltag mit- Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00 einander zu verbinden. Predigerkirche Vogelbeobachtung Do, 30.7., 19.00–20.00, Werdstr. 53, Zürich Mo – Fr, 14.00 –18.00 Für Familien und Kinder ab 1. Klasse, www.zentrum-spiritualitaet.ch Wanderung mit Vogelbeobachtung und Raum+Stille Glattzentrum Bräteln. Meditationswoche Mo – Sa 12.15–16.00, Mi – Fr 12.15–18.00 Mi, 15.7., 8.00 Treffpunkt Kirche St. Josef, Lauschen auf Gottes Wort, durch die rei- Röntgenstrasse 80, Zürich. Teilnahme für che Bilderwelt des Klosters St. Johann. Im Kinder kostenlos. Bitte anmelden. Gebete und Meditation Schweigen, Meditieren, Sichbewegen. www.stjosef-zuerich.ch Bahnhofkirche Fr, 21.8., bis Fr, 28.8., Kloster St. Johann in Müstair. Fr. 100.– zuzügl. Pension. Mo – Fr, 7.00, 7.30, 8.00, 8.30: Wegworte Die App zum Verweilen Anmelden bis 31. 7.: 043 317 90 27 Mo–Fr, 18.45. Sa/So, 15.45: Abendgebet Ruhig werden, verweilen – mitten in der www.zentrum-spiritualitaet.ch Stadt. Die App «3:33 WEILER» lädt ein, Mittagsgebet in der Predigerkirche an 33 Orten in der Stadt Zürich vertief- Mo – Fr, 12.15 – 12.35 ter über Themen nachzudenken und spirituelle Techniken wie Hören, Atmen Mittagsgebet im Flughafen und Gehen im Alltag anzuwenden. Mi, 12.00, Check-in 1, Andachtsraum Download kostenlos im App Store und auf Google Play. Mittwochsgebet in St. Peter und Paul www.katholisch-stadtzueri.ch (Kirche urban) Mi, 18.00, im Chor der Kirche Klangtag Kirche Enge Gespräch Mi, 9.00 –9.30 Einklang; 12.15 –12.35 Haltestille; 18.30 –19.00 Ausklang Mit 66 Jahren ... ... ist noch lange nicht Schluss! Ökume- nischer Themennachmittag über Her- Sommerzyklus im Vernetzt ausforderungen, aber auch ungeahnte Grossmünster Jugendseelsorge Möglichkeiten des Älterwerdens. www.jugendseelsorge.ch Bis zum 12. August erklingt jeweils Do, 16.7., 14.30, Zentrum St. Franziskus Wollishofen, Musikzimmer 2. Stock. am Mittwoch um 18.30 Uhr im Gross- Jugendkirche www.st-franziskus.ch münster die Orgel: am 15. Juli spielt www.jenseitsimviadukt.ch Tobias Willi aus Zürich Werke von Spitalseelsorge Byrd, Aston, Purcell, Wesley, Howells, www.zh.kath.ch/spitalseelsorge Ausstellungen Preston u. a. Behindertenseelsorge Wenn du geredet hättest Mi, 15.7., 18.30, Grossmünster Zürich. www.behindertenseelsorge.ch Freiwilliger Beitrag von Fr. 15.–. Dialoge mit den Skulpturen von Her- www.grossmuenster.ch Anderssprachige Gottesdienste mann Haller, einem der wichtigsten und www.zh.kath.ch/migrantenseelsorge forum forum15 2017 31 222020
WAS ICH EINMAL WAR ... PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE Foto: Christoph Wider IM KANTON ZÜRICH Gültig für die Sonntage vom 12. und 19. Juli Herausgeberin Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich Redaktionsadresse Hirschengraben 72, 8001 Zürich 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch, www.forum-pfarrblatt.ch Sekretariat: Di/Do 8.30 –11.30 Uhr, Di/Do 13.30–16.30 Uhr Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab Geschäftsführung: Anita Koch Redaktionssekretariat: Rita Grob Chefredaktion: Thomas Binotto (bit) Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl), Medizinische Laborantin Veronika Jehle (vej) Fotografie: Christoph Wider Grafik: Angelika Dobner Abo-Service und Adressmutationen Tatjana Disteli, Bereichsleiterin im Generalvikariat Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich) Stadt Winterthur: 052 224 03 80, «Biomedizinische Analytikerin HF» laute den Patientin geholt wurde, war klar: mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch Bezahlte Abos: 044 266 12 72, die Berufsbezeichnung heute, erklärt «Meine Berufung sollte fortan die Be- redaktion@forum-pfarrblatt.ch Tatjana Disteli am Telefon. Als sie sich gleitung von Menschen sein.» Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.– Anzeigenverkauf vor 33 Jahren für einen Berufsweg im Tatjana Disteli begann Theologie creative media gmbh, Schützenstrasse 19, weissen Medizinalkittel inmitten von zu studieren, um sich auf ihre Aufgabe 8902 Urdorf, 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31 forum@c-media.ch, www.c-media.ch Reagenzgläsern und Pipetten entschied, als Spitalseelsorgerin vorzubereiten. begann sie eine Lehre als «medizi Im Glauben habe sie seit Kindheit Druck AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch nische Laborantin». Kraft und Trost gefunden: «Er ist mei- Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt ne wichtigste Ressource. Er ist Weite 65. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212 Naturwissenschaften – insbesondere und Befreiung.» So war auch ihr Um- Biologie, Chemie, Physik – und mitten- feld über den Berufswechsel nicht er- drin der Mensch waren schon immer staunt: «Während meines Englandauf- ihre Leidenschaft. Die Ausbildung durch- enthaltes haben mich die Lehrer lä- lief sie im Kantonsspital Aarau. Da- chelnd ‹little pope› genannt, weil ich nach arbeitete sie sieben Jahre in ihrer den Gottesdienst besuchte …» Heimatstadt Olten. «Die Arbeit am Mikroskop, die Ana- Päpstin ist Tatjana Disteli nicht gewor- lyse von Blut faszinierte mich», erinnert den. Dafür hat sie in der Zürcher Kir- sie sich. «Herauszufinden, was nicht che Verantwortung übernommen: Nach stimmt in der Biochemie eines Patienten, zwölf Jahren am Krankenbett wechselte glich oft einer Detektivarbeit.» Es sei ein sie vor fünf Jahren in die Führung, Beruf im Hintergrund, ohne den die Me- erst als Dienststellenleiterin Spital- und dizin nicht funktionieren würde: «Die Klinikseelsorge, nach der Ausbildung Ärzte stützen ihre Diagnose auf Labor- Non-Profit-Management seit einem Jahr werte – auch während der Corona-Krise.» als Bereichsleiterin. Eine stimmige Ent- Die Affinität zur Medizin liegt in ih- wicklung: «Nun begleite ich die Seelsor- rer Familie: Ihr Vater wollte Arzt wer- genden der Spezialseelsorge. Ihr Wirken den – und ihre Grosstante war in den ist für Gesellschaft und Kirche immens 40er Jahren eine der ersten Laborantin- wichtig. Sie vermitteln Gottespräsenz nen der Schweiz. im Alltag.» Pia Stadler Als Laborantin erlebte Tatjana Er- staunliches: «Schwerkranke Patienten erzählten mir oft in den drei Minuten Nicht nur nach Rom führen viele Wege, sondern auch zur Theologie. der Blutabnahme ihr halbes Leben.» Wir porträtieren in loser Folge Seel- Stets nahm sie sich Zeit, das Gespräch sorgerinnen und Seelsorger im Kanton zu Ende zu führen: «Schliesslich ging es Post CH AG Zürich, die zuvor einen anderen Beruf um eine existentielle Notsituation.» Als erlernt haben. sie eines Nachts ans Bett einer sterben- forum 15 2020 32
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