Navigator Ausgabe 5 - Herbst 2014 - Accenture
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Ausgabe 5 – Herbst 2014 Navigator Wegweiser für Entscheider in Marketing, Vertrieb und Kundenservice
Inhalt Editorial 3 Luft nach oben CSO-Insights-Studie identifiziert fünf relevante Handlungsfelder für den vertrieblichen Erfolg 4 Agile Selling Erfolgreiche Vertriebsorganisationen trotzen zunehmender Marktkomplexität mit Schnelligkeit und Flexibilität 6 Weniger bringt mehr Der persönliche Kundenkontakt bei Anfragen, Anliegen und Antworten wird überschätzt 9 Der Teufel steckt im Detail Jede Marke ist ein Service, der geliefert werden will 12 Alles auf Sieg: Mit null und eins zu Profit Sven Drinkuth über Wachstumsstrategien für eine digitale Welt 14 Banken unter Zugzwang Wie Geldinstitute im digitalen Zeitalter für ihre Kunden relevant bleiben 16 Digitale Empathie Emotionen erobern das Servicedesign 20 Es spricht mich an Wenn die Umgebung beginnt, mit Kunden zu interagieren 22 Sprengt die Silos „Command and Control“ ermöglicht die ganzheitliche Steuerung des Kundenerlebnisses 24 Wer eigentlich ist ... Christoph Loeffler? Globetrotter in digitalen Welten 26
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, nachdem Sie hoffentlich einen entspannten Sommer genießen konnten, melden wir uns zu Beginn des Herbstes zurück. Mit der passenden Lektüre für die letzten warmen Sonnen- strahlen im Garten und für die ersten gemütlichen Momente vor dem Kamin. In der zweiten Ausgabe dieses Jahres bringen wir Ihnen wie gewohnt spannende Themen, harmonisch bunt wie das Herbstlaub. Um neueste Vertriebstrends zu identifizieren mit dem Ziel, den Vertrieb zu optimieren, hat Accenture im Rahmen der CSO-Insights-Studie wie jedes Jahr Vertriebsverantwortliche aus allen Industrien nach ihren aktuellen Herausforderungen befragt. Die wichtigsten Ergebnisse fasst unser Vertriebsexperte Stefan M. Schröder in bewährter Manier für Sie zusammen. Wie Sie sich diesen Herausforderungen vor dem Hintergrund der diesjährigen Studienergebnisse stellen und einen echten Wettbewerbsvorteil erzielen können, erörtert der Beitrag zum agilen Vertrieb. Vor allem die Digitalisierung des Kaufprozesses bringt Unternehmen und dabei ins- besondere den Vertrieb immer wieder ins Schwitzen. Wir skizzieren, wie Sie die Schnittmenge zwischen Business und Technologie ideal nutzen können, um Kunden im Moment der Kauf- entscheidung bestmöglich zu begleiten – getreu dem Motto, wonach Konsumenten Herr ihrer Kaufentscheidung sein wollen: „People hate to be sold to, but they love to buy.“ Sven Drinkuth Nach der Bündelung unserer digitalen Expertise im Bereich Accenture Digital zu Beginn Geschäftsführer Accenture Strategy CRM dieses Jahres möchten wir Sie verstärkt auch an diesem Sujet teilhaben lassen. Viele Themen sven.drinkuth@accenture.com der vorliegenden Ausgabe nehmen deshalb Bezug auf Digital und diskutieren wirkungsvolle Wachstumsstrategien für eine digitale Welt. Ein konkretes Umsetzungsbeispiel bringen wir gleich mit, indem wir zeigen, wie Banken im digitalen Zeitalter für ihre Kunden relevant bleiben. Ein Thema, das viele Industrien beeinflusst, ist sicherlich die Emotionalisierung digitaler Services à la Siri, einer Software von Apple. Dass es sich dabei nicht nur um bloße Spielerei, sondern um eine Maßnahme zur Kundenbindung handelt, verdeutlicht eindrucksvoll unser Beitrag „Emotionen erobern das Servicedesign“. Digitale Wachstumsstrategien stellen Unternehmen vor große finanzielle Aufgaben. Das steht außer Frage. Ein bestmögliches Kundenerlebnis an allen Kundenberührungspunkten (Touchpoints) ist komplex und kostenintensiv. Wie sich Aufwendungen in diesem Bereich optimieren lassen, erfahren Sie von unserer Serviceexpertin Karin Schmidt, die ein Konzept zur ganzheitlichen Unternehmenssteuerung per „Command and Control“ vorstellt. Im Winter kommen wir mit neuen Themen. Bis dahin freuen wir uns über weiteres Feedback und angeregte Diskussionen mit Ihnen. Lassen Sie von sich hören! Mit herzlichen Grüßen Ihr Sven Drinkuth 3
Luft nach oben CSO-Insights-Studie identifiziert fünf relevante Handlungsfelder für den vertrieblichen Erfolg Für den Erfolg eines Unterneh- Die Umsatzziele steigen, aber viele Vertriebsleiter sind unsicher, wie sie erreicht mens spielt immer mehr eine werden können differenzierte und konsistente Veränderung Umsatzziele (in Prozent) Fähigkeit zur Umsatzzielerreichung (in Prozent) Kundenerfahrung in Vertrieb 0,9 1,8 3,7 und Marketing eine wesentliche 11 11,9 5,5 Rolle. Stimmiger Service über 22 alle relevanten Kanäle der Kunden- 44 18,3 interaktion kommt zwingend 41,3 hinzu. Trotz signifikanter Verände- rungen in der Kundenerwartung 39,4 operieren viele Unternehmen Weniger/Gleich 11–15 % mehr Erhebliche Zweifel Keine Zweifel noch immer mit statischen Ver- 1–5 % mehr 16–25 % mehr Zweifel Sehe keinen Weg triebsmodellen. Das hält sie davon 6–10 % mehr > 25 % mehr Geringe Zweifel ab, agil und effektiv zu reagieren. Quelle: CSO Insights Accenture hat kürzlich die 19. Jahresstudie Die gute Nachricht: Zum ersten Mal seit entwickeln und zu verwalten, besteht weiter- zum Thema Optimierung der Vertriebs- Beginn der Analysen zeigt sich, dass Vertriebs- hin. Die Analyse zeigt, dass fast 60 Prozent performance in Zusammenarbeit mit CSO leiter tatsächlich an zwei Schlüsselstellen, der untersuchten Unternehmen keine gemein Insights, einer führenden Research- und nämlich bei Training und Technologien, in same Definition dafür entwickelt haben, was Benchmarkingorganisation, durchgeführt. funktionsübergreifende Verbesserungen eine qualifizierte Kundenkontaktaufnahme Mehr als 1.200 Unternehmen weltweit in der investieren. Dies zeigt sich insbesondere in bei ihnen beinhaltet. Auch die Integration Untersuchung berücksichtigt worden. Dabei den ersten beiden von fünf identifizierten von Vertrieb und Service ist ein wichtiges konzentriert sich die Analyse vorrangig auf Handlungsfeldern: Thema. 47 Prozent der Vertriebsleiter glauben, Unternehmen mit mindestens einer Milliarde • engere Zusammenarbeit zwischen Vertrieb, dass sie ihre Unternehmensperformance im US-Dollar Umsatz. Von diesen wurden ins Marketing und Service Cross- und Upselling verbessern müssen. gesamt 177 eingehend befragt. Mit ver • Steigerung der Kundenloyalität Doch sage und schreibe 82 Prozent regen blüffenden Ergebnissen, die dazu aufrufen, • Verbesserung ungenügender Vertriebs ihre Kundendienstmitarbeiter nicht dazu an, aktiv zu werden und viele Vertriebsmodelle methoden und -prozesse diese Chance wahrzunehmen. zu ändern. • Steigerung der Attraktivität für Verkaufs- talente und deren Bindung ans Unter Verbesserung der Kundenerfahrung Das Dilemma: Viele investieren, wissen nehmen an jedem Interaktionspunkt aber das Saatgut nicht zu nutzen • Erzielung greifbarer Geschäftsergebnisse Wie die CSO-Insights-Daten weiter zeigen, Insgesamt gesehen rechnen Unternehmen aus Vertriebstechnologien werden die Produkte und Dienstleistungen aller Branchen mit einer besseren Geschäfts- viel zu selten von zufriedenen und loyalen entwicklung als noch im letzten Jahr. Das Wie schon in vergangenen Jahren lässt das Kunden weiterempfohlen. Genau das aber Datenmaterial von CSO Insights zeigt, dass CSO-Insights-Datenmaterial deutlich erken- ist eine Hauptkennzahl, wenn die Kunden 75 Prozent der Vertriebsleiter in diesem Jahr nen, dass sich Unternehmen in diesen Berei- zufriedenheit erhöht werden soll. Laut Anga- eine Umsatzsteigerung von mehr als fünf chen durchaus verbessern. Aber es gibt noch ben der Vertriebsleiter werden weniger als Prozent ansteuern. Jedoch macht sich fast reichlich Raum für weitere Optimierungen. ein Viertel der gesamten Kundenerstkontakte die Hälfte (47 Prozent) Sorgen, wie dieses über bereits bestehende Kunden in die Wege Wachstum konkret erreicht werden kann. Organisation ist das halbe Leben: geleitet. Das muss nicht sein. Schließlich Um das angepeilte Wachstum zu erreichen, Marketing, Vertrieb und Service weiter gibt fast die Hälfte an, dass die Fähigkeit, muss verstärkt die Effektivität des Vertriebs integrieren quer durch die Organisation an existierende ins Blickfeld gerückt werden, und zwar nicht Die altbekannte Meinungsverschiedenheit Kunden zu verkaufen, verbessert werden nur für sich isoliert als Vertriebseinheit, son- zwischen Marketing und Vertrieb, wenn es muss. dern in Bezug auf das gesamte Unternehmen. darum geht, Kundenerstkontakte (Leads) zu 4
Warum ist das wichtig? Vertriebsleiter Fast 45 Prozent von ihnen geben derzeit Vertriebsleiter machen deutlich, dass Cross- berichten regelmäßig an Accenture, dass sie zwischen 2.500 und 5.000 US-Dollar pro Selling verbessert werden muss länger dafür benötigen, einen neuen Kunden Jahr und Vertriebsagentur die halbe Miete. zu akquirieren, als an einen bestehenden Von Erfolg gekrönt sind solche Maßnahmen Erfordert 47 % Verbesserung Kunden zu verkaufen. Wenn das so klar ist, erst, wenn das Training in die täglichen Ver- dann sollte es auch beachtet werden. triebsabläufe integriert wird. Dann nämlich können messbare Verbesserungen erzielt Entspricht 38,3 % Kunst und Wissenschaft als werden. Erwartung vertriebliches Erfolgsduo Nicht konsistente, schlecht angepasste Mehr Vertriebstechnologien, mehr Übertrifft Prozesse und Methoden schlagen bei der Ertrag Erwartung 11,3 % Vertriebsperformance deutlich negativ zu Überdies investieren die Unternehmen Buche. Wegen mangelhafter Abläufe ist weiterhin stark in Technologien wie Tablets, nicht nur der Verkaufszyklus unnötig lang, Mobile und Social Customer Relations Weiß nicht/ 3,5 % keine Angaben sondern eine komplizierte Organisation Management (CRM) sowie in Vertriebsinfor- führt zudem dazu, dass das Vertriebs mationssysteme. Trotzdem bleibt der ROI Quelle: CSO Insights personal 65 Prozent seiner Zeit nicht mit hinter den Erwartungen zurück. Warum? dem Kunden verbringt. Hier liegt vor den Obwohl neun von zehn Unternehmen ein Vertriebsorganisationen noch viel Arbeit. CRM-System implementiert haben mit dem Fast die Hälfte der Vertriebsleiter möchte Ziel, den Prognoseprozess zu optimieren, die Geschäftsbeziehungen mit anderen Starke Vertriebsorganisationen dagegen Kommunikation in der Vertriebsorganisation Geschäftsbereichen bestehender Kunden finden einen Weg, wie sie die Kunst des Ver- zu verbessern und den Verwaltungsaufwand weiterentwickeln kaufens und die mit der Wissenschaft von zu reduzieren, nimmt ein Drittel der Mit strukturierten Prozessen und Methoden arbeiter das System Kundenbeziehungs Erfordert 49,6 % Verbesserung effektiv ausbalancieren, somit also Emotionen management nicht an oder nutzt es nicht. und harte Fakten gewinnbringend miteinan- Und zwar nicht zuletzt, weil erschreckend der verbinden. Die Erfahrung zeigt, dass das wenige Unternehmen, nämlich nur 49 Pro- Entspricht 34,8 % Vertriebspersonal mithilfe einer strukturier- zent, den Zugang zu kritischen Vertriebs- Erwartung ten Vertriebsmethode schneller Abschlüsse und Kundeninformationen auf mobilen End- erzielt, Umsätze steigert und somit seine geräten zur Verfügung stellen. Ein Grund Übertrifft Quoten erreicht oder überschreitet. dafür könnte das sich erst entwickelnde 7,8 % Erwartung Ökosystem für mobiles Kundenbeziehungs- Akquise, Entwicklung und Bindung management sein. von Vertriebstalent mit Methode Weiß nicht/ 7,8 % keine Angaben Mehr als die Hälfte der Vertriebsleiter gibt Widersprüche, wie die zwischen Wachstums- dieses Jahr an, ihr Team vergrößern zu wol- zielen einerseits und den ihnen im Wege Quelle: CSO Insights len. Alle kämpfen aber mit dem Problem, wie stehenden Plänen vieler Unternehmen ande- diese Neueinstellungen zu Erfolgsgaranten rerseits, werden in der diesjährigen Analyse werden können. Etwa 34 Prozent der Ver- von Accenture deutlich sichtbar. Falls sich triebsleiter glauben, dass ihr Unternehmen manch ein Leser nun ertappt fühlt, wenn er bessere Wege finden muss, um ihr Vertriebs- das Geschilderte auf sein Unternehmen personal erfolgreich einzustellen. Gleichzeitig spiegelt, dann hat dieser Beitrag schon viel geben aber mehr als 40 Prozent an, dass sie erreicht. Und falls wir Ihr Interesse wecken weder Eignungsprüfungen noch Kompetenz konnten, werfen Sie doch gleich auch einen tests durchführen, um die richtigen Talente Blick in unseren nächsten Artikel zum Thema herauszufiltern. Die Accenture-Analyse zeigt Agile Selling auf den folgenden Seiten. ferner, dass Vertriebsleiter ihre jährlichen Ausgaben für Trainings seit 2012 signifikant Ihr Ansprechpartner: Stefan M. Schröder angehoben haben. stefan.m.schroder@accenture.com 5
Agile Selling Erfolgreiche Vertriebsorganisationen trotzen zunehmender Marktkomplexität mit Schnelligkeit und Flexibilität Wettbewerb belebt das Geschäft. Da heißt es reaktionsschnell, flexibel und agil bleiben. Zumal industrieübergreifend Unterneh- men mehr und mehr mit neuen Wettbewerbssituationen konfron- tiert sind. Nur ein agiler, schnell funktionierender Vertrieb kann der Komplexität eines sich stetig verändernden Umfelds gerecht werden und an Geschwindigkeit gewinnen. Ehrgeizige Vertriebs- ziele lassen sich auf diese Weise auch weiterhin erreichen. Accenture arbeitet täglich mit Unternehmen unterschiedlichster Industrien und Größen zusammen. Für die Anforderungen im Ver- trieb ergibt sich dennoch ein gemeinsames Bild: Das Spannungsfeld, in dem sich Unter- nehmen heute bewegen, hat sich überpropor- tional dynamisch entwickelt. Das bedeutet, dass Vertriebe strategisch umdenken und gewachsene Strukturen aufbrechen müssen. Zurückzuführen ist die erkennbar gestiegene und weiterhin steigende Dynamik auf vier wesentliche Dimensionen, die je nach Indus- trie unterschiedlich stark ausgeprägt sind: 1. Die Rahmenbedingungen des Marktes haben sich durch Regulierung, Deregulie- rung und subventionsgetriebene Steue- Komplexität ist die neue Normalität Das Internet mit mobilen Endgeräten und rung verändert. Der Vertrieb muss sich also auf viele Verän- der Verfügbarkeit von sozialen Netzwerken 2. Verhalten und Präferenzen der Kunden derungen einstellen, ganz besonders beim hat bewirkt, dass der Kunde zu einem haben sich ebenfalls verändert. Kaufverhalten des Kunden. Denn der bewegt Großteil bereits vor dem ersten Vertriebs- 3. Der technologische Fortschritt vollzieht sich heute nicht mehr durch einen traditio- kontakt den Verkaufsprozess durchlaufen sich rasant. nell linearen Trichter von der Produktsuche hat. Am Beispiel der Automobilindustrie 4. Und nicht zuletzt erweitern sich die bis zum Kauf, sondern befindet sich auf lässt sich erkennen, dass der Markt durch Märkte, weil neue Wettbewerber traditio- unterschiedlichen, miteinander verbundenen Vorgaben zur Nachhaltigkeit – insbesondere nelle Branchengrenzen überschreiten und Pfaden und Kanälen in einem kontinuier zur Verringerung des CO2-Ausstoßes – die Wettbewerbsintensität insgesamt lichen Evaluations- und Kaufprozess. beeinflusst wird. zunimmt. 6
Die Vorgaben bewirken, dass neue Antriebs- Aktiv gesteuert wird der Markt durch Dazu gehört es auch, neue Vertriebskanäle technologien entstehen, in immer kürzeren Subventionseffekte. Die Energiekunden zu nutzen, die zudem exponentiell steigende Zyklen auf den Markt gebracht werden und haben sich in zwei Lager geteilt: zum einen Datenmengen und neue Technologien hervor- sich schließlich die Zusammensetzung der in das Segment der noch klassischen Ver- bringen. Fahrzeugflotten der Hersteller verändert. braucher, zum anderen in das Segment der Darüber hinaus hat der Fortschritt der digi- „New Energy Consumer“ oder „Prosumer“, Die Lösung: Agilität … talen Technologien zur Folge, dass Autos der Energieverbraucher mit gleichzeitiger Um den Herausforderungen gerecht zu wer- heute vernetzt sind und sich über mobile Eigenerzeugung. den, die aus den sich verändernden Dimen Onlinedienste oder -apps steuern lassen, sionen resultieren, müssen die Vertriebe ihre bis hin zum autonomen Fahren. Die Versorger müssen beide Segmente Vertriebsstrategien, Produkte, Prozesse und abdecken. Dabei zeichnet sich insbesondere Kompetenzen systematisch und kritisch Letzteres, das auf Connectivity beruhende der „New Energy Consumer“ dadurch aus, beleuchten und aktiv managen. Das erfordert Fahren, demonstriert seit einem Jahr bei- dass er nicht mehr nur stiller Verbraucher maximale Flexibilität in der Organisation und spielsweise der Daimler-Konzern: zunächst ist, sondern sich durch seine Eigenerzeu- den Einsatz der jeweils richtigen Instrumente. mit der autonomen Fahrt einer S-Klasse von gungsleistung (Solaranlage, Blockheizkraft- Mannheim nach Pforzheim, Anfang Juli werk, Wärmepumpe etc.) als Teil der energie- Ein gutes Beispiel dafür, wie Vertriebsmodelle dann mit einem schweren Gefährt, nämlich wirtschaftlichen Wertschöpfung ausweist flexibler, lernender und somit agiler gestaltet mit dem Daimler Future Truck 2025. Um dem und als solcher Interesse an Selbstbestim- werden können, sind selbstverantwortliche Kunden darüber hinaus neue Services zu mung und vollständig neuem Service zeigt. Projektorganisationen oder Start-ups. Indus- bieten, werden beispielsweise im Rahmen Der technologische Fortschritt lässt sich also trieübergreifend ist zu beobachten, dass hier von Kooperationen Internetverträge für an immer neuen Innovationen und an der Großkonzerne eine Vorreiterrolle einnehmen. das Auto oder Installationsservices für eine Marktreife von Eigenerzeugungsanlagen und Sie beschäftigen ganz bewusst Start-up- Elektroladeanschlussmöglichkeit angeboten. Systemoptimierung festmachen. Stichwort: Teams innerhalb ihrer Organisation oder aber Smart Energy Systems. Der Wettbewerb hat sind indirekt an Start-ups beteiligt, um später Die Telekommunikationsindustrie wiederum sich vor allem durch neue Anbieter erweitert; die hervorgebrachten Innovationen in ihr zeigt deutlich, wie – getrieben von Digita- diese sind deutlich flexibler als traditionell Unternehmen zu integrieren. lisierung und hohen Wachstumszielen – organisierte Energievertriebe. traditionelle Wettbewerbsgrenzen ver- Die Start-up-Organisationsform eignet sich schwimmen. Kommunikations-, IT- und Herausforderungen für den Vertrieb vor allem dazu, neue innovative Geschäfts- Hightechprodukte münden in integrierten Für den Vertrieb implizieren die oben felder, Produkte oder Vertriebskanäle zu Angeboten. Beispielhaft ist der Fortschritt genannten Dimensionen, dass es sich von entwickeln, zur Marktreife zu führen und im Massenmarkt von Internettelefonie und der althergebrachten Vorstellung zunehmen- erfolgreich im Markt zu etablieren. Positive internetbasiertem Fernsehen. Geschäfts der Veränderungsprozesse zu verabschieden Beispiele für direkte Beteiligungen gibt es modelle werden stetig durch Kooperationen, gilt, um stattdessen aktiv auf Erfolg ver zahlreiche. So nutzt Daimler seine Beteili- Allianzen und Unternehmensübernahmen sprechende Maßnahmen zu setzen – gemäß gung an dem Elektroautohersteller Tesla erweitert. Neue Geschäftsfelder wie Mobili- der Devise „Play to win, not to lose“. Teil der und verwendet bereits eine Tesla-Batterie tätslösungen oder Cloud Computing nehmen Meaßnahmen ist die Individualisierung an in der elektrischen Version des smart. immer größeren Einfluss auf das Telekom- der Kundenschnittstelle, also „Service auf munikationsgeschäft. den Punkt“ statt „One size fits all“. Dazu zählen kürzere Produktlebenszyklen, neue Interessant ist auch die Energieversorgung. Geschäftsfelder und Partnerschaftsangebote, Dort finden sich rund 15 Jahre nach der Vergrößerung, aber Vereinfachung des Pro- Marktliberalisierung alle vier genannten dukt- und Dienstleistungsportfolios sowie der Dimensionen wieder. Längst nicht abge- Aufbau von neuen Kompetenzen. In der Folge schlossen ist die Definition der Rahmen gilt es, Partnerschaften und Allianzen zu bedingungen des Marktes, genannt sei steuern und in den Vertrieb zu integrieren. hier vor allem das Erneuerbare-Energien- Gesetz (EEG). 7
… kombiniert mit dem SPEED-Modell Wie agile Verkäufer handeln, um zu gewinnen – Um als agile Organisation wesentliche fünf Must-dos, um profitables Wachstum zu generieren mit SPEED Vertriebsaufgaben aktiv markt- und kunden Spend Price and Profit Optimization orientiert zu managen, eignet sich das SPEED- Preis- und Profitoptimierung Optimization Modell. Es besteht aus den fünf Eckpfeilern Optimierung der durch konsequentes Management (S)pend Optimization (Optimierung der Vertriebsausgaben von Preis und Marge mit Blick auf Vertriebsausgaben), (P)rice and Profit Opti- den ROI mization (Preis- und Profitoptimierung), (E)xecution and Operations Excellence (Ablaufoptimierung), (E)nablement of Sales Talent (Talentmanagement) und (D)igital Digital Selling Ausschöpfung der Selling (digitaler Vertrieb). Möglichkeiten des digitalen Vertriebs Execution and und des Multikanal- Operations Excellence Die Vertriebsausgaben gehören zu den Ablaufoptimierung und managements größten Kostenblöcken, jedoch haben nur Konzentration auf die Kunden- die wenigsten Unternehmen einen Überblick interaktion darüber, ob Instrumente wie Vertriebsanreize, Enablement of Rabatte oder Point-of-Sale-Werbeaktionen Sales Talent einen positiven Return on Investment (ROI) Talentmanagement mithilfe erwirtschaften. Transparenz zu schaffen und der „Entschlüsselung der DNA“ der Top-Vertriebler die Vertriebsausgaben mit dem ROI abzu- gleichen, ist daher außerordentlich wichtig. Quelle: Accenture Research Dadurch lässt sich ermitteln, in welche Ver- triebsaktivitäten zu investieren ist und wo Anpassungsbedarf besteht. Vertriebliches Talentmanagement wird Fazit: Play to win, not to lose zunehmend zum zentralen Erfolgsfaktor. Den Erfolg im Vertrieb daran festmachen Preis und Profit – auf diese beiden Parameter Die Erkenntnis, dass die besten 20 Prozent zu wollen, welche innovativen Wege bei der gilt es besonders zu achten, wenn Vertriebs- der Vertriebler in der Regel 62 Prozent des Entwicklung neuer Produkte eingeschlagen ausgaben optimiert werden sollen. Top- Umsatzes erwirtschaften, spielt für agile werden, wäre nur die halbe Wahrheit. Ganz Performer legen besonderen Wert auf die Unternehmen eine erfolgskritische Rolle. entscheidend ist vielmehr auch die Erkennt- Margenverbesserung und geben klare Richt- Es gilt, die „DNA“ dieser Vertriebsprofis zu nis, dass Komplexität die neue Normalität in linien vor. Nicht zuletzt kontrollieren Top- verstehen und die gewonnenen Erkenntnisse der Vertriebsorganisation ist; den alten Zeiten Performer die Anwendung der Preisstrategien anschließend in Rollenprofile und Trainings nachzutrauern gilt nicht. Vielmehr wird die nach erzieltem Profit. Als Faustregel gilt: zu integrieren. Führende Unternehmen Fähigkeit verlangt, flexibel auf Markt- und Eine Erhöhung des Preises um ein Prozent nutzen wissenschaftliche Methoden, um Kundenentwicklungen reagieren zu können, ergibt eine EBIT-Verbesserung von zehn Pro- Fähigkeiten, Charakterzüge und Verhaltens mit Produkten und Kampagnen hochrelevant zent. Dies macht die Preisgestaltung zum aspekte zu analysieren. Darüber hinaus zu sein, Aktivitäten aktiv zu managen und stärksten Instrument, um profitables Wachs- können Analysetechnologien die Intuition nach vorn gerichtet zu agieren. tum zu generieren. und Erfahrung der Vertriebsmannschaft mit relevanten Kundendaten, Mikrosegmentie- Der operative Betrieb lässt sich beispiels- rung oder vorausschauenden Erkenntnissen weise durch Shared-Service-Organisationen und Empfehlungen anreichern. Top-Performer optimieren. Administrative Tätigkeiten im stellen ihrer Vertriebsmannschaft relevantes Vertrieb können so gebündelt werden, was Kunden- und Produktwissen „per Klick“ zur dazu führt, dass eine umso größere Konzen- Verfügung und reduzieren so die Komplexität tration auf die Interaktion mit den Kunden für den Vertrieb signifikant. möglich wird. Auf der nächsten Stufe unter- stützen integrierte Shared-Service- und IT- Beim digitalen Vertrieb schließlich kommt Lösungen den Vertrieb mit Kundenerkennt- es darauf an, die Onlinekundenkontakt- Ihr Ansprechpartner: Lennart Lohrisch nissen und Entscheidungsempfehlungen. punkte in Form einer „Customer Journey“ lennart.lohrisch@accenture.com Top-Performer nutzen dafür digitale, mobile, zu definieren und zu managen. Vor allem Cloud- und Analyticstechnologien als müssen dafür die Barrieren zwischen den Katalysatoren. Vertriebskanalverantwortlichen, aber auch zwischen Marketing, Vertrieb und Service aufgelöst werden. Darüber hinaus sind der „Offlineverkauf“ sowie externe Partner zu integrieren, um den maximalen Nutzen aus jeder Kundeninteraktion zu ziehen. 8
Weniger bringt mehr Der persönliche Kundenkontakt bei Anfragen, Anliegen und Antworten wird überschätzt Die überwiegende Mehrheit der Kontakte von Unternehmen und Verbrauchern (B2C) erfolgt über traditionelle Kanäle und ist Kun- den wie Unternehmen gleicher- maßen lästig. Denn in aller Regel ist das Thema ein unerfreuliches. Doch es gibt Möglichkeiten, diesen Zustand deutlich zu ver- bessern – für beide Seiten. Im Kundenservice erfolgt nach wie vor eine Vielzahl von Kontaktaufnahmen seitens der Kunden über sogenannte „High-Touch“- und damit aus Unternehmenssicht sehr teure Kanäle, also im Shop, über das Callcenter oder schriftlich und formfrei. Je nach Indus- trie und Unternehmen schwankt der Anteil dieser Kontakte erheblich: zwischen 40 und im Extremfall 98 Prozent. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Kunden heutzutage schneller und öfter melden. Der Grund: Die Kunden werden zunehmend anspruchsvoller. Ihre Frustrationstoleranz bei Mängeln sinkt entsprechend. Eine derart häufige Kontaktsuche schreit nach effizienteren Methoden, die Anliegen der Verbraucher abzuwickeln. Technische Fortschritte wie IVR (Interactive Voice Res- ponse) zur automatischen Vorqualifizierung Kontakt zum Unternehmen: Eine Ausnahme sind zum Beispiel besetzte von Anrufen oder OCR (Optical Character lieber nicht? Kundenschalter für Premiumkunden, wie sie Recognition) zur automatischen Schrift Obwohl die Qualität des Kundenservice und sich prestigeträchtige Warenhäuser, die erkennung sind daher bedeutsam, verhindern die daraus folgende Zufriedenheit seitens Flagship Stores, leisten. Dort gibt es durch- aber für Kundenserviceorganisationen meist der Kunden sich in den letzten Jahren ver- aus nicht selten für beide Seiten angenehme einen manuellen und damit vergleichsweise bessert haben, ist der Gang beispielsweise Kommunikation. Im Normalfall aber geht kostenintensiven Aufwand nur bedingt. zum Telefon für die meisten Kunden dennoch es um eine lästige Angelegenheit. Solche Schätzungsweise ein Viertel von Cost-to- eine Überwindung. Warum? Sie wissen nur Kundenkontakte, beispielsweise wegen einer Serve, also Ausgaben aufgrund von Dienst- allzu gut, rechnen fast schon damit, dass falschen Rechnung, eines mangelhaften Pro- leistungen, besteht aus genau diesen Kosten. diese Aktivität durchaus zäh, anstrengend duktes oder wegen Zahlungsschwierigkeiten, Das ist ein gewaltiger Brocken. Dass man und enttäuschend werden kann. Sprich: Das sind für den Kunden unerfreulich, für das es erreichen kann, die Kontaktfrequenz deut- Thema Kundenkontakt ist negativ belegt. betroffene Unternehmen mit Kosten behaftet lich zu verringern, zeigt Amazon. Dem Unter- Kaum verwunderlich ist daher, dass Verbrau- und beinahe grundsätzlich nicht wertstiftend. nehmen ist es über die Jahre gelungen, seine cher in den seltensten Fällen ein Service Kontaktquote bei neuen Bestellungen durch center freiwillig oder gar in freudiger Erwar- zehn zu teilen. tung aufsuchen oder anrufen. 9
Das dreifache „A“ des Kunden Lerneffekt für das Unternehmen Somit stellt sich die Frage, warum all diese Die Kontaktgründe lassen sich in drei Katego- Die erste Kategorie hat eine gewisse Wert- Kontakte überhaupt erfolgen. Generell ist rien bündeln, die sogenannten „drei A“ für haltigkeit, da sie mit Umsatz verbunden ist. festzustellen, dass die Unternehmen ihre Anfrage, Anliegen und Antwort. Im ersten Fraglich ist aber, ob die Interaktion über einen Kundeninteraktionen jahrelang aus interner Fall wendet sich der Kunde mit einer Anfrage, kostenintensiven High-Touch-Kanal erfolgen Sicht gestaltet, also die Kundenperspektive einem Auftrag oder einer Bestellung an das muss. Die zweite Kategorie ist ebenfalls wert- vernachlässigt haben. Von Prozessoptimie- Unternehmen. Damit verbunden ist für das haltig, wenngleich etwas weniger. Sie gibt rung bis hin zur Gewährleistung diverser Unternehmen normalerweise ein Verkaufs Einblicke in Schwierigkeiten im Umgang mit Complianceaspekte gibt es tatsächlich aspekt. Häufige Beispiele sind ein Energie- einem Produkt oder einer Dienstleistung. gute Gründe, die interne Perspektive zu neuvertrag, eine Handyvertragsänderung Wobei es allen Parteien lieber wäre, keine bevorzugen. oder eine Bankingtransaktion. solchen Kontakte zu haben. Aus rechtlichen Gründen zum Beispiel Beim zweiten „A“ meldet sich der Kunde mit Wenn aber Beschwerden von Kundenseite verschicken Unternehmen bisweilen neue einem Anliegen oder einer Beschwerde. Er kommen, dann sollte das Unternehmen AGB. Die aber führen bei Kunden häufig zu hat also ein Problem mit dem Produkt oder solches Feedback schätzen, also richtig ein- Irritationen, weil die Änderungen nicht klar der Dienstleistung und benötigt eine Lösung. ordnen und daraus sogar Mehrwert gene gekennzeichnet oder die Gründe für die Die Bandbreite der Probleme reicht von rieren. Denn manches Feedback führt zu Änderungen unklar sind. Wenn dann Nach- nicht funktionierenden Geräten bis hin zu einer Verbesserung eines Produktes oder fragen frustrierter Kunden kommen, ist das falschen Abrechnungen oder Abbuchungen. einer Dienstleistung. Im Idealfall kommt es für das Unternehmen wertlos. Eine verbes- In der dritten Kategorie reagiert der Kunde allerdings gar nicht erst zu einem Kontakt serte Kommunikation ließe solches Unge- auf ein Schreiben des Unternehmens und aus solchen Gründen. mach gar nicht erst aufkommen. Die Kosten, liefert eine Antwort ab. Allerdings ist durch- die dem Unternehmen durch Nachfragen aus nicht immer eine Antwort nötig oder Die letzte Kategorie hingegen ist vergleichs- entstehen, wären somit vom Tisch. gar erwünscht. Auch hier gibt es eine große weise wertarm. Natürlich könnte man diese Vielfalt von Fällen, wie beispielsweise letztes Kontakte für Up- und Cross-Selling verwen- Kurzum: Über kurz oder lang werden die Jahr die generellen SEPA-getriebenen den. Diese Möglichkeit, ein höherwertiges meisten Unternehmen ihre Kundenprozesse Anpassungsaufforderungen oder einfach die Produkt oder weitere Produkte zu verkaufen, mit sogenannten Customer Journeys neu Formulierung „Bei Fragen melden Sie sich wird von den meisten Unternehmen jedoch definieren müssen – also alle Berührungs- bitte unter …“ und nicht selten schlichtweg wenig verfolgt und ist daher kein Grund, punkte (Touchpoints), die ein Kunde mit missverständliche Kommunikation. diese Kontakte erhalten zu wollen. Zumin- der Marke, dem Produkt, der Dienstleistung dest solange die Unternehmen, wie in hat, überarbeiten. Nicht nur um bessere den meisten Fällen, diese Klaviatur nicht Kundenbeziehungen zu haben, sondern beherrschen. auch um Kosten zu reduzieren. Accentures REDUCE-Methode Record Enrich Delimit Understand Create Evaluate Erfassung Anreicherung Aufteilung in die Root-Cause- Erarbeitung einer Evaluierung der der Kontakte, mit Segment- Kategorien Analyse für jedes Lösung je Katego- Auswirkungen der Clusterung informationen, „Anfragen”, Cluster, zum rie/pro Cluster, jeweiligen Lösung, nach Gründen Unternehmens- „Anliegen” und Beispiel „Why- basierend auf der ggf. zeitnahes und Hinter- leitlinien usw. „Antworten” because” oder Analyse Nachschärfen gründen Ishikawa-Methode Quelle: Accenture Research 10
Mit anderen Worten: Der bisherige Austausch mit dem Kunden verschlingt viel Geld und ist dabei ineffektiv. Der Grund: Die oben geschilderte, heute übliche Verteilung der Kundenanfragen ist nicht langfristig wert- haltig. Wollen die Unternehmen zu High Performern werden, so führt kein Weg daran vorbei: Sie müssen ihre Kundenkontakt strategie von Grund auf überdenken, sie auf Effizienz einerseits und Kundenzufriedenheit und damit Kundenbindung andererseits trimmen. Rezept für mehr Effizienz und Kundenzufriedenheit Schon heute lassen sich ein paar einfache Schritte zum Umgang mit den „drei A“ tun. 1) Anfragen und Aufträge lassen sich am besten und fast ausnahmslos online oder mobil abwickeln. Natürlich müssen die entsprechenden Dienste ansprechend und robust sein und natürlich wird nicht jede Kundengruppe erreicht werden können. Aber die Mehrheit. 82 Prozent der deutschen Haushalte verfügten im vergangenen Jahr über einen Internetzugang, 70 Prozent nutzten Onlinedienste. Fast 30 Millionen Deutsche gingen mobil ins Internet, Tendenz Denn nur so lassen sich die Gründe für die Wenn die Unternehmen ihre Kontakte ent- stark steigend. Anliegen und Beschwerden möglichst nach- sprechend optimiert haben, werden sie fest- haltig eliminieren. stellen, dass das Volumen und die Kosten Das sind gute Voraussetzungen für die im Servicecenter signifikant gesunken sind – Unternehmen, ihre Kundenkontakte auf 3) Schlussendlich sind Kundenantworten und nur die wertvollen Kontakte übrig kosteneffiziente Low-Touch-Kanäle wie auf Unternehmensschreiben sicherlich für bleiben. Eine Win-win-Situation, weil für die Kundenselbstbedienung im Internet zu die Unternehmen wertvoll, jedoch nicht um Konsumenten wie Unternehmen aus dem verlagern. Eine weitere Grundvoraussetzung jeden Preis. Insofern gilt es hier, insbeson- einstigen Frust- bisweilen sogar ein Erfolgs- ist, dass die Kunden dieselben Ergebnisse dere die zu verschickenden Schreiben noch- erlebnis wird. online und offline bekommen. Positiv formu- mals kritisch zu durchleuchten und adäquate liert heißt das, dass online alle Möglich Antwortkanäle festzulegen. keiten verfügbar sind, die auch offline zur Verfügung stehen. Negativ formuliert heißt Accenture nutzt in solchen Situationen die das aber auch, dass im Callcenter nicht eigene REDUCE-Methode. Sie führt schnell mehr möglich ist als online. Vorbei also die und vergleichsweise kostenschonend zu Zeiten, in denen man die nette Dame am einem Verstehen der jeweiligen Lage. Darauf Hörer ein wenig bezirzt hat, um bessere aufbauend lässt sich ein Programm von Konditionen auszuhandeln. zahlreichen kleinen und verdaulichen Maß- nahmen zur Kundenkontaktoptimierung 2) Anliegen und Beschwerden sind immer definieren. Typischerweise macht sich ein Ihr Ansprechpartner: Robert Haber ein Zeichen dafür, dass die Qualität im Unter- solches Programm binnen weniger als einem robert.haber@accenture.com nehmen nicht stimmt, und somit ein Aufruf Jahr bezahlt. zur Optimierung. Ohne jedes Produkt, jedes Schreiben, jede Dienstleistung auf ein Level mit komplexem Qualitätsmanagement gemäß dem Six-Sigma-Niveau heben zu wollen, sollten diese Interaktionen aber zumindest ihren Weg in einen kontinuier lichen Verbesserungsprozess finden. 11
Der Teufel steckt im Detail Jede Marke ist ein Service, der geliefert werden will „Wenn es einen Grund gibt, weshalb wir uns in den letzten sechs Jahren besser entwickelt haben als unsere Wettbewerber, dann liegt der darin, dass wir uns wie ein Laser auf die Customer Experience fokussiert haben“, umschreibt Amazon-Gründer und -CEO Jeff Bezos den Erfolg seiner Marke. Treffender lässt sich die Herausforderung der Marken führung im digitalen Zeitalter nicht auf den Punkt bringen. Die Möglichkeiten der Konsumenten, mit Marken in Berührung zu kommen, vermeh- ren sich schneller, als sich Marken anpassen können. Konsumenten und Arbeitnehmer werden in sozialen Medien zum Marken botschafter mit großer Reichweite. Die Digi- talisierung unserer Welt bietet Chancen. Aber wenn die Details nicht stimmen, kann das Markenerlebnis schnell leiden. Altbewährte Rezepte zur Markenführung sind noch immer wichtig. Aber um die Marke weiterhin nachhaltig relevant und erfolg- reich zu halten, reichen solche Rezepte heute nicht mehr aus. Marken müssen sich neu erfinden. Was Kunden wollen, steht im Zentrum Aus der fortschreitenden Digitalisierung ergeben sich veränderte Erwartungen der Kunden. Eine Marke muss über alle Kanäle und zu jeder Zeit erlebbar sein – und zwar So erhalten etwa Nespresso-Kunden in den In Erlebniswelten denken immer genau dort, wo der Konsument es Filialen mittels ihrer RFID-Kundenkarte Der Konsument unterscheidet kaum, welcher erwartet. Der Auf- und Ausbau einer Marke (RFID = Radio Frequency Identification zum Touchpoint seine Markenwahrnehmung muss simultan und umfassend über alle einwandfreien Erfassen von Daten) unmittel beeinflusst, auch wenn er Empfehlungen Kontaktpunkte erfolgen. Ein schönes Beispiel baren Zugang zur vollautomatischen Bou- seiner Freunde und Word-of-Mouth-Propa- dafür ist Nespresso. Der Hersteller hat aus tique „N’Cube“ und damit zum gesamten ganda mehr Vertrauen schenkt als klassischer dem Gebrauchsgut Kaffee ein Lifestyle Sortiment der 22 Nespresso Grands Crus Werbung: Empfehlungen sind mit 67 Prozent produkt erschaffen. Digitale Kontaktpunkte sowie zu den Limited Editions. die am häufigsten genutzte Informations- (Touchpoints) werden geschickt mit Offline- quelle und mit 48 Prozent die wichtigste kontaktpunkten verbunden. Grundlage für die Kaufentscheidung. Das ist ein Ergebnis der Accenture-Studie Consumer Pulse Survey 2013. 12
Erinnern Sie sich an Ihre letzte Reise? Marken waren in der Vergangenheit primär Das Kundenerlebnis muss aber im Fokus Sicher beeinflussen Ihre Erfahrungen mit dem in Kanälen aktiv, die sie selbst kontrollierten, stehen, will man den Kunden überzeugen. netten Taxifahrer, dem Bodenpersonal des und steuerten jede Zielgruppenkommunika- Marken erfolgreich machen heißt nicht nur Flughafens und die dortigen Geschäfte Ihr tion. Diese Rechnung geht in Zukunft nicht digitale Technologien einzuführen, sondern Reiseerlebnis ebenso stark wie der Service mehr auf. Bisher haben Unternehmen die digitale und Offlinewelten nahtlos zusam- an Bord des Flugzeugs. Idealerweise kennt Zielgruppenkommunikation vor allem der menzuführen, dem digitalen Kunden also eine Airline ihre Passagiere gut genug, um gestalt gesteuert, dass sie offen mit ihren die Kontrolle über sein Kundenerlebnis zu deren Reiseerfahrungen zu optimieren. KLM Nutzern in sozialen Medien diskutiert oder geben. Es heißt auch, dass Marken mehr sein Dreamcatcher ist mit zwölf verschiedenen Kommentare von Konsumenten in ihren müssen als nur ihr Produkt. Die Marken der Social-Media-Plattformen verbunden und Marketingkampagnen aufgegriffen haben. Zukunft sind mehr denn je Erlebniswelten. erlaubt ein Social Seating genauso wie Diese Bemühungen wirkten jedoch bisweilen Urlaubstipps. etwas unbeholfen. Ein Produkt ist ein Service, der Künftig müssen Marken neue Wege gehen, geliefert werden will um Kontrolle ausüben zu können: Sie müssen Der Wettbewerb um Kunden wird nicht länger geschickt auf die Wünsche der Konsumenten ausschließlich auf Produktebene ausgetragen. eingehen. Dabei müssen sie empathisch sein Marken erschaffen Dienstleistungen entlang und die Konsumenten noch stärker einbinden. der gesamten Kundenerlebniskette, um rele- Es gilt, als maßgeblicher Mitgestalter einer vant zu bleiben. Für Unternehmen ändert Marke im Netzwerk Führungsimpulse zu sich damit auch die Definition von Wett setzen und nicht an ihrer Kontrolle festzu- Ihr Ansprechpartner: Rainer Balensiefer bewerbern. halten. Ergänzend zu inhaltlichen Impulsen – rainer.balensiefer@accenture.com von kommunikativen Ideen bis hin zu Pro- Telekommunikationsdienstleister agieren dukten – lassen sich so relativ leicht weitere mit ihren mobilen Zahlungssystemen immer Mitgestalter gewinnen und motivieren. stärker im Markt für Finanzdienstleistungen. Automobilkonzerne sind mit ihren Mobility Das fängt an mit einer Plattform zum Aus- lösungen zunehmend Wettbewerber für tausch von Markeninteressierten, bei der klassische Reise- und Verkehrsbetriebe. Im das Unternehmen nur minimale eigene Markt für Finanzdienstleistungen sind sie Inhalte beisteuert und sich möglichst wenig mit ihrem ausgereiften Versicherungsange- einmischt, und reicht bis zur Schulung von bot schon lange präsent. adidas setzt auf „fremden“ Mitarbeitern im Umgang mit ein Gesamtmarkenerlebnis – vom passenden Kunden. Schuh bis hin zur Sportapp. Die App miCoach ist eine Dienstleistung, die nun von einem Von der Effizienz zum Kundenerlebnis Produkt unterstützt wird. Die Smart-Run- Die Unternehmen haben in der Vergangen- Armbanduhr ersetzt gar den Fitnesstrainer heit viel auf operative Effizienz gesetzt und in Echtzeit. dabei mitunter vergessen, das Kundenerlebnis ins Zentrum zu stellen. Dies zeigt sich unter Vom Sender zum Partner anderem daran, dass 43 Prozent der Kunden Das bewährte Rezept in der Markenkommu- in Deutschland widersprechen, wenn sie nach nikation lautet Storytelling. Dabei stehen der Konvergenz gefragt werden – sprich Wahrhaftigkeit und Transparenz im Zentrum. nach zusammengewachsenen, einheitlichen Es geht darum, Markengeschichten zu erzäh- Online- und Offline Kanälen. len – keine Markenmärchen. Gutes Story telling bildet die Basis, ist aber nicht das Dieser Wert ist im weltweiten Vergleich sehr Allheilmittel. schlecht, wie die Accenture-Studie Consumer Pulse Survey 2013 zeigt, bei der knapp 13.000 Personen befragt wurden. 13
Alles auf Sieg: mit null und eins zu Profit Sven Drinkuth über Wachstumsstrategien für eine digitale Welt Der Trend der „Digitalisierung“ schreitet unaufhaltsam voran. Er beeinflusst unser Privat- und Geschäftsleben signifikant. Führungskräfte beschäftigt daher die fundamentale Frage: Wie muss das eigene Unternehmen agieren, um zu einem führenden Spieler in dieser digitalen Welt zu werden? Herr Drinkuth, warum ist eine Digitalisierung des eigenen Unternehmens erstrebenswert? Digitale Technologien ermöglichen heute einen schnelleren, weitreichenderen und umfassenderen Austausch von Informationen. Dies resultiert in einer signifikanten Verän- derung des Konsumentenverhaltens. Das Geschäftsmodelle, sondern führen auch zu Produkte und Services anbieten, die den sich Mehr an Informationen und die bessere sinkenden Markteintrittsbarrieren und somit immer schneller verändernden Kundenerwar- Vergleichbarkeit führen dazu, dass sich zu stärkerem Wettbewerb. tungen entsprechen. Daimler, BMW und Sixt Kundenbedürfnisse schneller ändern und haben beispielsweise den Bedürfniswandel die Erwartungen an Produkte und Dienst- Einer Studie von Cisco zufolge ist das Markt- in der Automobilbranche „weg vom Besitzen, leistungen steigen. Wie in der Navigator- potenzial der Digitalisierung mehr als beacht- hin zum Nutzen“ erkannt und Car Sharing Sommerausgabe 2013 ausgeführt, ist der lich und wird in den kommenden acht Jahren Services in ein erfolgreiches digitales Paradigmenwechsel vom klassischen Sales auf 14,4 Billionen US-Dollar anwachsen. Geschäftsmodell umgewandelt. Funnel hin zum „Nonstop-Customer“, der Dieses Potenzial sollte von Unternehmen die ständige „Evaluation“ in den Mittelpunkt besser früher als später erkannt werden. Welches Vorgehen empfehlen Sie, seiner Kaufentscheidungen stellt, längst voll- Sonst besteht heute mehr denn je die Gefahr, um Kundenbedürfnisse mit Potenzial zogen. War früher noch das Urteil des Ver- von einem direkten Wettbewerber oder für ein profitables Geschäftsmodell käufers im Laden ausreichend, werden seine einem neuen Marktteilnehmer überholt zu zu identifizieren? Aussagen heute durch eine kurze Eingabe in werden, der die eigenen Kunden besser ver- Zunächst ist es wichtig, sich in seine Kunden die Google-Suchmaske auf den Prüfstand steht und auf ihre Bedürfnisse passender hineinzuversetzen und deren wirklichen gestellt. Um bei seinen Kunden gefragt zu und effizienter eingeht. Bedarf zu verstehen. Hier haben wir viel von bleiben, muss ein Unternehmen auf dieses unserer Kundenerlebnisagentur Fjord gelernt. veränderte Konsumentenverhalten reagieren. Was muss ein Unternehmen denn Anstelle von quantitativen Befragungen tun, um sich im digitalen Wettlauf beobachtet Fjord Kunden bei der Nutzung Digitale Technologien wie „Cloud Compu- vom Wettbewerb zu differenzieren? von Produkten und Dienstleistungen oder ting“, das „mobile Internet“ und „Big Data“ Grundsätzlich bedarf es einer digitalen Stra- probiert sie selbst aus. Ein sehr effizientes sind nicht nur Ursache für das Phänomen tegie, die auf Basis des technisch Möglichen Vorgehen, um schnell Verbesserungspoten des „Nonstop-Customer“, sondern bieten sowohl Kundenbedürfnisse, die Gewinn ver- ziale im Kundenerlebnis zu erkennen. auch Möglichkeiten, seinen wachsenden sprechen, als auch eine schnelle Umsetzung Ansprüchen gerecht zu werden. Da viele in den Mittelpunkt stellt. Darüber hinaus sollte man sich vor Augen Industrie-4.0-Technologien inzwischen Markt- führen, dass heutzutage das Produkt allein reife erlangt haben, bezahlbar und auch leicht Eine maßgebliche Differenzierung vom Wett- häufig nicht mehr ausreicht, um erfolgreich zugänglich sind, eröffnen sie dank ihrer bewerb durch Digitalisierung gelingt Unter- zu sein. Dem Serviceerlebnis um das Produkt Eigenschaften nicht nur attraktive neue nehmen nur dann, wenn sie innovative herum kommt eine zunehmend größere 14
Bedeutung zu. Monsanto, ein amerikanischer Marktpotentialanalyse entlang des Kundenlebenszyklus Agrochemiekonzern, ist gerade dabei, ein Entdecken Erwägen Evaluieren Kaufen Nutzen neuartiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Kundenerwartung (Zahlungs- Dieses Modell verabschiedet sich davon, bereitschaft und Loyalisierungs- Landwirten ausschließlich Produkte in Form potenzial) von Saatgut und Spritzmitteln zu verkaufen. Marktpotenzial Kundenwahrnehmung der Stattdessen bietet der Konzern seinen Kun- Wettbewerbsprodukte/-services den eine Ertragsgarantie und spricht damit ihren eigentlichen Bedarf an: eine ertrag Kundenwahrnehmung der eigenen Produkte/Services reiche Ernte. Fokusbereich mit Marktpotenzial Nicht zuletzt ist es wichtig, das Markt Zentrale Kundenkontaktpunkte potenzial zu erkennen, das sich hinter ver- schiedenen Kundenbedürfnissen verbirgt. Deshalb bewerten wir die Konsumentener- Kundensegment A wartungen an den wichtigsten Kontakt- punkten entlang des gesamten Kunden Kundensegment B lebenszyklus, und zwar im Hinblick auf Zahlungsbereitschaft und Loyalisierungs potential. Hierfür ziehen wir auch führende Beispiele aus anderen Industrien heran, da Quelle: Accenture Research, basierend auf CECL (Competitive Experience Comparative Landscape) die Wahrnehmung von Konsumenten über Industriegrenzen hinweg gebildet wird. Ist Für eine erfolgreiche Umsetzung der beiden Damit sich Geschäftsideen und -modelle ein Kunde beispielsweise aus der Automobil- Erfolgsfaktoren – Kundenbedürfnis und schnell weiterentwickeln können, muss industrie anwenderfreundliche Produktkon Technologieverständnis – ist eine enge jedoch die „Null-Fehler-Toleranz“-Kultur in figuratoren gewohnt oder aus dem Online- Zusammenarbeit bei der Strategieentwick- den Konzernen zugunsten einer „Spielkultur“ handel personalisierte Angebote, so wird er lung und -umsetzung von Marketing, Ver- weichen. Diese Spielkultur zielt ab auf ein diese Services früher oder später auch bei trieb, Service und Technologie notwendig. durch den Kunden getriebenes „Testen und der Buchung seiner nächsten Reise erwarten. IT-Abteilungen können nicht länger der bloße Lernen“. Unternehmen müssen den Mut ent- Empfänger von Anforderungen aus den Fach- wickeln, verschiedene Dinge auszuprobieren. Ist denn ein gutes Kundenverständnis bereichen sein. Sie müssen sich emanzipieren Hierbei sollten Konsumenten schon sehr allein schon ausreichend, um ein und ihr Wissen sowohl bei der Identifikation früh in den Entwicklungsprozess eingebun- digital führendes Unternehmen zu von Marktpotenzialen als auch bei der Ablei- den werden, damit die Unternehmen falsche werden? tung von Anforderungen gleichermaßen ein- Ansätze frühzeitig stoppen und in wirkliche Definitiv nicht. Es ist ein elementarer, aber bringen wie die Fachbereiche. Erfolgsgaranten investieren können. Google nicht ausreichender Erfolgsfaktor. Zusätzlich macht dies mit den Betaversionen seiner ist es notwendig, die für die eigene Industrie Muss man denn zwingend der Erste zahlreichen Applikationen erfolgreich vor. Es relevanten technischen Möglichkeiten zu sein, um Erfolge zu erzielen, oder ist hat sich gezeigt: Um ein führendes Unter- kennen. Monsanto hat beispielsweise erkannt, auch eine Positionierung als „Fast nehmen in einer digitalen Welt zu werden, dass Technologien wie „Präzisionsackerbau“, Follower“ ausreichend? geht es nicht darum, zu spielen, um nicht „autonomes Fahren“ und das „Internet der Durch die Digitalisierung sind Märkte mittler- zu verlieren. Vielmehr muss man spielen, Dinge“ ihnen Wege eröffnen, ihren Kunden weile so dynamisch, dass Unternehmen jeden um zu gewinnen. einen innovativen Service wie die besagte Tag um die führende Position konkurrieren. Ertragsgarantie zu bieten. Basierend auf Den „1st Mover Advantage“ in dem Sinne fortgeschrittenen Analysemodellen und mit- gibt es nicht mehr. Sobald ein Geschäfts Ihr Ansprechpartner: Sven Drinkuth hilfe von autonom fahrenden Präzisions modell erfolgreich ist, sollte bereits die sven.drinkuth@accenture.com maschinen wird für jeden Feldabschnitt die Suche nach dem nächsten beginnen. Exem- optimale Art der Bestellung sichergestellt. plarisch zeigt dies der derzeitige Wettstreit zwischen Apple (iTunes und iTunes Radio) und Pandora in der Musikindustrie. 15
Banken unter Zugzwang Wie Geldinstitute im digitalen Zeitalter für ihre Kunden relevant bleiben Das Bankenmodell des 21. Jahr- hunderts wird sich radikal ändern. Wieso? Banken können nicht mehr nur Lieferanten von Finanz- und Serviceprodukten sein. Sie müssen deutlich mehr bieten. Sie müssen eine individuell ange- passte Kundenlösung anbieten. Möglich ist dies aufgrund eines stetig wachsenden Daten- und Informationsbestands. Die Bank der Zukunft ist die Bank für jeden Tag, die ihre Kunden über die ver- schiedensten digitalen Kanäle erreicht, mit innovativen, indivi- duell gestalteten Produkten und Finanzdienstleistungen. Das weltweite Datenvolumen verdoppelt sich Berechnungen aus dem Jahr 2012 zufolge alle zwei Jahre. Der Trend ist nicht neu, zeigt jedoch eine Entwicklung, der sich Unternehmen nicht entziehen können. Big Data Analytics wird immer häufiger ange- wendet, um in Unternehmen Daten in den Wertschöpfungsprozess miteinzubeziehen. Dies gilt insbesondere auch für die Banken- wirtschaft. PayPal zum Beispiel ist heutzutage die am Neue Marktteilnehmer greifen dem klassi- Neue Marktteilnehmer, mehr meisten verbreitete Onlinebezahlmethode schen Bankgeschäft Kunden ab, immer mehr Konkurrenz mit über 120 Millionen digitalen Geldbörsen und immer schneller. Google hat neben Banken stehen vor einer grundlegenden weltweit. Sogar die Kaffeekette Starbucks seinem Onlinebezahldienst „Wallet“ auch Entscheidung: Entweder sie werden ein ist im Bezahlgeschäft tätig und wickelt eine physische Kreditkarte auf den Markt hocheffizienter, aber reiner Transaktions- mit ihrer Kundenkarte ein Drittel ihrer US- gebracht und Telekommunikationsunter dienstleister oder sie entwickeln sich zu amerikanischen Verkaufstransaktionen ab. nehmen wie T-Mobile in den USA, Rogers einem integralen Bestandteil des digitalen Im Gegensatz zu den USA nahmen alterna- in Kanada oder aitel in Indien haben eigene Alltags ihrer Kunden. Eine jüngste Erhebung tive Bezahldienste in Europa im Jahr 2012 Bezahldienste gestartet. In weniger als aus dem Jahr 2013 sieht durch neue Kon gerade einmal 1,5 Prozent des Marktes ein. einem Jahr haben Wal-Mart und American kurrenten bis zu einem Drittel der Umsätze Nach Berechnungen von Accenture wird Express mit ihrer „Bluebird“-Prepaidkarte, gefährdet. diese Zahl bis 2020 auf 15 Prozent ansteigen. einer Alternative zum klassischen Bank- Dies entspricht einem jährlichen Wachstum konto, eine Million Kunden gewonnen. von 35 Prozent. 16
Daten als Treiber für Innovation und Akuter Anstieg alternativer Bezahlmethoden Wachstum Transaktionsvolumen alternativer Bezahlmethoden in Europa (Milliarden) 53,0 In jedem Großunternehmen, das auf Daten aufbaut, werden das Management und die Vereinheitlichung der schieren Masse an ate 39,2 Daten zur großen Herausforderung. Über tu msr Wachs viele Jahre haben sich Informations- und % 35,7 29,2 Technologiesilos gebildet. Informationen liegen in großer Vielfalt vor, strukturiert und 21,8 unstrukturiert. Neue Daten aus sozialen Netz- 16,1 12,0 werken, Onlineverhalten, aufgezeichneten 8,8 Callcenterinteraktionen, Mails und Kunden- 6,5 4,8 chats ergänzen die bislang zur Auswertung bereitstehenden großen Mengen an Handels-, 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Bewertungs-, Kunden- und Vertragsdaten. Ist Prognose Außerhalb der Finanzwirtschaft nutzen zahl- Quelle: Accenture Research; Analyse von ECB-, EPC-, WorldPay- und Visa-Daten reiche Großunternehmen diese Vielfalt an Daten, um so abgestimmter mit ihren Kunden über soziale Medien zu kommunizieren und Sich auf die nächste Generation einstellen neue Produkte und Services zu gestalten. Interesse des Kunden, eine Ausgabenanalyse und Kauf- Wahrscheinlichkeit, dass eine derartige Analyse/ empfehlung in Echtzeit von ihrer Bank zu erhalten Empfehlung die Kundenbindung steigert Tesco ist nur eines der globalen Top 2000- Unternehmen, das sich die Digitalisierung 68 % 67 % auf seine Fahne geschrieben hat. Ein wahres 57 % 55 % Wettrennen ist entstanden, in dem es darum 29 % 31 % 20 % geht, als Erster in der jeweiligen Industrie 48 % Nordamerika 20 % eine derartige Digitalisierung zu erreichen 35 % und den Markt selbst gestalten zu können, 10 % 26 % anstatt von ihm überholt zu werden. Die 8% 35 % 38 % 37 % Supermarktkette hat in den letzten zwei 37 % 25 % Jahren nicht nur interaktive Verkaufsläden 18 % in Flughäfen und U-Bahn-Stationen aufge- baut, sondern ist auch in anderen Industrien 18–34 35–54 55 + 18 –34 35–54 55 + aktiv geworden. So gehören ein Streaming- Sehr interessiert Sehr starker Anstieg der Kundenbindung Interessiert Moderater Anstieg der Kundenbindung dienst für Filme, E-Books und sogar ein eigenes Tablet zum Repertoire. Mehr als 20 Quelle: Accenture-Umfrage im März 2014 unter 3.846 Bankkunden in Nordamerika Prozent des Onlineumsatzes werden über Smartphones generiert und zehn Prozent Erstens erwarten Sie Informationen zu 3.846 amerikanischen Bankkunden ergab, aller Bestellungen über die mobile Webseite. Finanzprodukten, denen ihr Budget zugrunde dass sich 40 Prozent Hilfestellung bei einem Tesco ist auf gutem Weg, ein „Digital Busi- liegt. Zweitens möchten sie eine individuelle Autokredit wünschen, inklusive Empfehlung ness“ zu werden. Auch Banken können sich Finanzberatung. Und nicht zuletzt wollen sie für Automodell und Autofarbe. Ferner einen Teil des digitalen Kuchens sichern. einen Kundenberater jederzeit über verschie- wünschen sie Unterstützung bei der Kauf Dazu aber müssen sie in ihren Angeboten dene digitale Kanäle ansprechen können. abwicklung. Das ist nur einer von vielen deutlich flexibler werden. Diensten, die in dieser Form (noch) nicht Die „Bank für jeden Tag“ – durch die Digita angeboten werden. Eine Forrester-Studie fand heraus, dass in den lisierung ist sie möglich. Aus einer breiten USA 42 Prozent der über 18-Jährigen sich mit Datenvielfalt und deren Auswertung können ihrem Finanzdienstleister mehr Onlineinter- neue Geschäftsbereiche und individuelle aktion über soziale Medien wünschen. An Kundenlösungen schneller entstehen. Eine drei Diensten sind sie besonders interessiert: Accenture-Umfrage aus diesem Jahr unter 17
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