1900-1918 Die Zeit vor der Grenzziehung - 100 Jahre Grenze. Eine Ausstellung in 3 Kapiteln Petra Greeff - Universalmuseum ...
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Helmut Konrad Petra Greeff 100 Jahre Grenze. Eine Ausstellung in 3 Kapiteln 1900–1918 Die Zeit vor der Grenzziehung Museum für Geschichte Universalmuseum Joanneum www.museumfuergeschichte.at
Impressum Inhalt 100 Jahre Grenze. Eine Ausstellung in 3 Kapiteln 1900–1918 Vorwort 4 Die Zeit vor der Grenzziehung Autor/in Helmut Konrad Petra Greeff Helmut Konrad Herausgeberin Grenzen und Grenzziehungen 6 Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin Museum für Geschichte Lektorat Jörg Eipper-Kaiser, Franziska Juritsch Raum 1 Grafische Gestaltung Die Grenze im Kopf 22 Leo Kreisel-Strauß Druck Medienfabrik Graz Raum 2 Umschlagbild Musterung, Laafeld, undatiert, Die Menschen der Region 30 Foto: Sammlung Friedrich Gombocz Graz 2018 Raum 3 Die reale Grenzziehung 36
Herzlich willkommen! Wir möchten als Museum für Geschichte und geblieben oder zurückgekommen sind. Menschen, Teil eines großen Landesmuseums einen Betrag die Position bezogen, Haltung gezeigt und so dazu leisten, die Geschichte der Steiermark ins Geschichte im Rahmen wechselnder Möglichkeiten öffentliche Bewusstsein zu bringen. Auf der mitverantwortet und aktiv mitgestaltet haben. Suche nach der Geschichte gehen Museums- verantwortliche in Depots. Wir gehen zudem Dass diese Ausstellung zustande kommen konnte, dorthin, wo sich die Geschichte zugetragen hat verdankt sich der Unterstützung zahlreicher – im Fall der dreiteiligen Ausstellung 100 Jahre privater Sammlerinnen und Sammler aus dem Grenze in den Süden des Landes mit seiner Gebiet zwischen Soboth und Bad Radkersburg. wechselhaften Entwicklung im 20. Jahrhundert. Sie haben bereitwillig Einblick gegeben, waren offen für Gespräche und fungierten als Leihgeber/ Regionale Geschichte erschließt sich im Modus von innen von Fotografien, Ansichtskarten und Doku- Zoom und Distanz: Die Steiermark ist keine Insel, menten. Dies gilt auch für regionale Institutionen ihr Wandel war immer schon von überregionalen wie das Stadtarchiv Mureck oder die regionale und europäischen Ereignissen geprägt. So sind Museumsszene, allen voran das Museum im alten es auch übergeordnete politische Vorgänge, die Zeughaus in Bad Radkersburg, wo schon seit den Raum im letzten Jahrhundert wiederholt Jahren konsequent eine Dokumentation und Ver- neu bestimmen. Diesen folgend, beginnt unsere mittlung des 20. Jahrhunderts geleistet wird. Es Geschichte mit einer Grenze als Bruchlinie, die ist die kontinuierliche Arbeit in der Region und die neue Besitzverhältnisse hervorbringt, Nerven- Leidenschaft einzelner Akteurinnen und Akteure, stränge durchtrennt, Beziehungen beendet, die eine „Sammlung Steiermark“ möglich macht! Abwanderung provoziert, Peripherie schafft, sprachlos macht. Und sie handelt von einer Mein Dank gilt darüber hinaus Helmut Konrad – seit Region, die sich über die Jahrzehnte als Passage Jahren dem Museum verbunden – für sein ehren- und Kontaktzone, als Brücke und Drehkreuz, amtliches Engagement als Ausstellungskurator. Ihm schließlich als gefragte touristische Destination sei an dieser Stelle noch einmal für die immer kon- behauptet. Konkret wird all das durch den Blick struktive Zusammenarbeit sehr herzlich gedankt! auf die Menschen, die an und mit dieser Grenze gelebt und gearbeitet, den Alltag gemeistert und das Land (teilweise zu beiden Seiten der Bettina Habsburg-Lothringen Grenze) bewirtschaftet haben. Menschen, die Leiterin Museum für Geschichte 4 5
Helmut Konrad Grenzen und Grenzziehungen Der Grenzbegriff ist nicht erst seit heute Die Legitimierung von politischen Grenzen vielschichtig. Es gibt Grenzen des guten kann unterschiedlich erfolgen. Es gibt Geschmacks, Grenzen der Zumutbar- historisch gewachsene Zusammenhänge, keit, Belastbarkeitsgrenzen und beinahe die sich auch kulturell zumindest seit dem „grenzenlos“ zusätzliche Beispiele. Alle Dreißigjährigen Krieg verfestigten. Daneben diese Grenzen sind verhandelbar, sind gibt es geopolitische Argumente der „natür- gesellschaftliche Konventionen und daher lichen“ Grenzen entlang von Bergkämmen nicht statisch zu sehen. oder Flüssen. Auch mit der Zusammen- gehörigkeit ökonomischer Landschaften Im Prinzip gilt das auch für Staatsgrenzen. kann argumentiert werden. Als besonders Allerdings werden diese Grenzen politischer schwierig sind ethnisch oder sprachlich Entitäten, die sich in den Atlanten finden begründete Grenzziehungen zu sehen, da und deren Linien Schulkinder nachzeichnen, sich in solchen Linien nur die Macht- und allgemein als feststehend und unverrückbar Durchsetzungsstrategien der jeweils öko- empfunden. Diesseits und jenseits solcher nomisch und politisch dominanten Gruppe Grenzen gelten jeweils andere Regeln, der vorangegangenen Epoche spiegeln. gibt es meist andere Amtssprachen und Setzte sich zwischen dem Dreißigjährigen oft andere Währungen. „Senza confini“ Krieg und dem Wiener Kongress das dynas- bemüht sich die Politik manchmal, Grenzen tische Machtprinzip bei Grenzziehungen symbolisch zumindest für Momente zum durch, das sich für die Untertanen bis hin Verschwinden zu bringen, aber in unseren zur Durchsetzung der jeweils „richtigen“ Köpfen haben sich etwa die Grenzen der Religion auswirkte, so folgten dann andere Republik Österreich oder unseres jeweiligen Modelle. Später, in der Zeit der „nationalen Bundeslandes fest verankert. Flächenstaaten“, erzwangen die National- staaten moderner Prägung das Ausdehnen Aber gerade politische Grenzen sind häu- der Sprachgrenzen bis an die Landesgrenzen. fig auch Resultate von (oft kriegerischen) So wurde etwa Französisch ganz Frankreich Aushandlungen, veränderbar, freiwillig wie mit seinen zahlreichen Minoritäten als die Trennung der Slowakei von der Tsche- Amtssprache aufgezwungen. Ein großes chischen Republik oder blutig wie im Zerfall vielsprachiges Gebilde wie die Habsburger- Jugoslawiens. Ihre Fixierung erfolgt meist monarchie, wo keine Sprachgruppe mehr als machtpolitisch und reißt damit emotionale 25 % der Bevölkerung umfasste, konnte hier Wunden bei all jenen, deren Grenzvorstel- nicht folgen. lungen nicht mit den getroffenen Lösungen übereinstimmen. Bis frisch gezogene Grenzen allgemein akzeptiert werden, kann es lange dauern. Rechts St. Pongratzen, Grenzstein, Foto: Elisabeth Arlt 6 7
Die Grenze zwischen der Steiermark und Dass die berühmten 14 Punkte Wilsons, des Slowenien bzw. dem SHS-Staat oder Präsidenten der Vereinigten Staaten von Jugoslawien wurde im 20. Jahrhundert Amerika, das nationale Selbstbestimmungs- unter der Prämisse gezogen, dass die recht nach den angeblich klar erkennbaren Abgrenzung k einer definierten Linie folgen Scheidelinien der Nationen ankündigten, konnte. In einer dreiteiligen Ausstellung stärkte die zweite Grenzziehungsgrundlage. wollen wir diesen Vorgang nachvollziehen. Dazu kam, dass es vor allem galt, Sieger- Jedenfalls teilte die Grenze das alte Kron- interessen sicherzustellen, denn Kriege land, und wirklich schlüssige Argumente für werden schließlich geführt, um gesteckte den Grenzverlauf waren schwer zu finden. Ziele zu erreichen. Strategische und macht- politische Fragen waren und sind letztlich Das alte Kronland Steiermark hatte eine die entscheidenden Faktoren, wenn es gilt, deutlich größere Ausdehnung als das „Sieger“ und „Verlierer“ auch auf der Land- heutige Bundesland. Es umfasste etwa karte deutlich zu machen. 6.200 km² mehr, sodass mit der neuen Grenzziehung als Resultat des Ersten Weltkrieges fast 28 % des alten Territori- ums an den neu gegründeten SHS-Staat im Süden fielen. Für die Grenzziehungen in den Pariser Frie- densverträgen gab es mehrere Parameter. Da gab es einmal die sogenannten „histo- rischen Grenzen“, womit die gewachsenen Verwaltungseinheiten gemeint sind. Tat- sächlich fühlte man sich als Bewohner des Kronlandes die längste Zeit als „Steirer“, unabhängig von der Sprache, die man zu Hause verwendete. Das galt ohne Zweifel bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts. Dann aber gab es bei den Friedensver- handlungen als zweite Grundlage die Trennlinie nach der sogenannten „Nationa- lität“, womit in der späten Monarchie die „Sprachnation“ gemeint war. Konsequent wurde daher in den Volkszählungen auch nach der „Umgangssprache“ gefragt und daraufhin national zugeordnet. Man war Rechts oben nun nicht einfach mehr „Steirer“, sondern Männer nach der Musterung, Teil der deutsch- oder slowenischsprachigen Foto: Wilfried Gombocz, Laafeld Menschengruppe der Monarchie. Rechts unten Weihnachtsbescherung in St. Lorenzen, Foto: Alpenländischer Kulturverband Südmark 8 9
Die Grenze im Kopf Das deutschsprachige Bürgertum betrachtete sich als Teil einer „deutschen Kulturnation“ Das Herzogtum Steiermark erlebte im Zeit- und daher den slawischen Konkurrenten raum zwischen 1848 und dem Ausbruch gegenüber als kulturell überlegen. Es gab des Ersten Weltkrieges eine Blütezeit. Die ein deutschsprachiges Bildungsbürgertum, Bevölkerung wuchs um 50 %, und die indus- da man ja deutschsprachige Universitäten trielle Revolution hatte vor allem aus der hatte, daher kannten die Städte der Unter- Obersteiermark eine blühende Region der steiermark deutschsprachige Zeitungen und Schwerindustrie gemacht. Aber auch in der Zeitschriften, deutschsprachige Theater, ein Untersteiermark entstand bei Trifail/Trbovlje dominant deutschsprachiges öffentliches ein großer Braunkohlebergbau mit einer Leben. Die vornehmen Haushalte waren Ansiedlung von zahlreichen Arbeitskräften. deutschsprachig, die Dienstboten sprachen Seit 1854 fuhr die Eisenbahn über den zu Hause Slowenisch. Die Städte gaben Semmering bis nach Laibach/Ljubljana, drei sich deutsch und hoben sich vom ländlich- Jahre später ging die Bahnverbindung schon slowenischen Umland ab. bis nach Triest/Trst/Trieste. Obwohl Graz die Hauptstadt eines zwei sprachigen Kronlandes war, mit einem Drittel Auch Wissenschaft und Kultur blühten. Die slowenischsprachiger Bevölkerung, und Karl-Franzens-Universität Graz hatte Welt- obwohl die Industrialisierung Tausende Men- ruf, und 1874 wurde die Technische Hoch- schen aus der Untersteiermark nach Graz schule den Universitäten gleichgestellt. zuziehen ließ, gaben bei der Volkszählung Das Grazer Opernhaus wurde 1899 eröffnet von 1880 nur 1,2 % der Grazerinnen und Weinlese, Oberlatein, 1925. Foto: Herbert Blatnik, Kloepfermuseum Eibiswald und ergänzte das Theaterleben, wobei das Grazer an, Slowenisch als Muttersprache zu Schauspielhaus schon über ein Jahrhundert haben. 96 % deklarierten sich als Deutsche. Schuhmacher Franz Krainer, Foto: Karl Wratschko, Gamlitz länger existierte. Allerdings kann man bis Es war der kulturelle Anpassungsdruck, das heute an der Oper ablesen, dass mit diesem aufgezwungene Minderwertigkeitsgefühl, Bau ganz bewusst deutschnationale Symbo- das es als Schande erscheinen ließ, der slo- lik ins Grazer Stadtbild gesetzt worden ist. wenischsprachigen Minderheit anzugehören. Diese ökonomische und kulturelle Entwick- Zumindest im Generationenwechsel wollte lung wurde insgesamt bald von nationalen man dann auch dazugehören. Graz sah sich Gegensätzen zwischen der deutschsprachi- als deutsches Bollwerk, deutschnational, gen und der slowenischsprachigen Bevölke- liberal-antiklerikal und fortschrittlich, mit rung des Landes überlagert und behindert. einem Blick, der stärker nach München als Im Steiermärkischen Landtag, der seit 1861 nach Wien – dem österreichischen „Babylon“ bestand, hatte das „deutsche“ Bürgertum – gerichtet war. Das Slowenische fand seine eine stabile Mehrheit, sodass sich die etwa Stütze nur in der katholischen Kirche. 400.000 „Slowenen“ dauerhaft in der Min- derheitenrolle sahen. Ihre politische Zielset- Es mutet heute erstaunlich an, wie sehr zung, die mehrheitlich slowenischsprachi- sich das deutschsprachige Bürgertum der gen Bezirke zu vereinen und eine politische Steiermark – besonders natürlich der Unter- Entität „Slowenien“ anzustreben, wurde von steiermark – als Kämpfer in einer nationalen der deutschsprachigen Mehrheit als Angriff Abwehrschlacht begreifen konnte, wo doch auf die deutschen Sprachinseln in den Städ- der Anpassungsdruck und die Hoffnung auf ten der Untersteiermark interpretiert. sozialen Aufstieg den Slowenen zwangsläu- 10 11
fig die schwächere Position zuwiesen. Und war Muttersprache von mehr als einem ebenso erstaunt es, wie sehr es gerade die Viertel der Bevölkerung. Daher wurde die Frauen waren, die diesen „deutschen Kultur- „Sprachenfrage“ auch zum Überlebens kampf“ mit beförderten, bis hin zu Künstle- thema des Staates. rinnen, die sich letztlich als Dienerinnen in der großen Abwehrschlacht verstanden. Sie Es gibt viele Möglichkeiten, Nationszuge akzeptierten diese dem Mann untergeord- hörigkeit zu definieren. Sprache ist nur nete Rolle ohne großes Hinterfragen. eine davon. In der Besonderheit des Viel- In der Auseinandersetzung zwischen den völkerstaates fiel ihr aber besondere Sprachgruppen ging es um jedes Schulkind, Bedeutung zu, und entlang der natürlich um jede topografische Aufschrift, um jede fiktiven Sprachgrenzen – zu sehr hatten Zeitung, um jedes Theaterstück. Gerade die Mobilität und die soziale Schichtung, auf dem Feld der Symbolpolitik fanden die die Arbeitsmigration und vieles mehr schon härtesten Auseinandersetzungen statt. zur Verwischung beigetragen – vollzogen Daher kam es zur Gründung zahlreicher sich Kämpfe, die neue Grenzlinien in den Vereine, Sängerbünde, Turner-, Radfahrer-, Köpfen entstehen ließen. „Nation“ wurde zu Theatergruppen und weiterer Vereinigun- „Sprachnation“, und Sprachzugehörigkeit gen, die alle Teile dieser Nationalisierungs- wurde weitgehend nicht als voluntaristisch, welle waren und sich instrumentalisieren also im Lebensverlauf wechselbar, sondern ließen. Selbst die Freiwilligen Feuerwehren als naturgegeben, von den Müttern und von waren Teil dieser Auseinandersetzung. den ersten Jahren in der Schule weitergege- Postkarte Mureck, Murbrücke mit Schloß Obermureck, gelaufen 1941 von Mureck nach Weinburg, Denkmäler, Aussichtswarten, Straßennamen ben, betrachtet. Daher war es wichtig, erst Privatbesitz Walter Feldbacher, Weinburg und mehr machen bis heute die Spuren über die Mütter und dann über die Schulen dieses „Sprachenkampfes“ sichtbar. Und sie auf die Jüngsten zuzugreifen. Die zentrale Ohne Ort, mehrsprachiges Grenzschild, undatiert, Foto: Sammlung Kubinzky, Graz machen deutlich, dass es weniger um einen Rolle von Schulvereinen erklärt sich aus „Abwehrkampf“, um eine Verteidigung der diesem Umstand. angeblich gefährdeten deutschen Sprache und Kultur ging, sondern um Manifestatio- Die „Grenze im Kopf“ wurde also schon nen eines kulturellen Überlegenheitsgefühls. lange vor der Ziehung einer realen Grenze in der Landschaft fixiert, als eine bewegliche Die Welle des Nationalismus erfasste natür- Grenze, die es einerseits zu verteidigen, lich nicht nur die Steiermark. Sie ist das Erbe anderseits aber, wie eine Frontlinie, auch der Herausbildung von nationalen Bildungs- nach „vorne“ zu verschieben galt. Dazu eliten und der Furcht vor großen Wander- wurden Argumente aus einem breiten Spek- bewegungen. Hatten die großen Staaten trum herangezogen, von der Besiedlungs- Westeuropas, die man damals „nationale geschichte bis zu überlieferten kulturellen Flächenstaaten“ nannte, die Möglichkeit, Traditionen. Überhöht wurde die Auseinan- ihre inneren Sprachgrenzen machtpolitisch dersetzung letztlich durch biologistische zu überlagern und die Sprachgrenze mit der Argumente, die Überlegenheit respektive Staatsgrenze ident zu machen, so war dies Unterlegenheit sozialdarwinistisch zu in der Habsburgermonarchie nicht möglich, begründen versuchten. Dies sollte im wei- wo keine Sprache die Muttersprache einer teren Verlauf des 20. Jahrhunderts noch Mehrheit war. Dramatischer noch: Keine der dramatische Überhöhungen erfahren. in der Monarchie gesprochenen Sprachen 12 13
Die Grenze als Ergebnis militärischer hin, waren aber auch in diese Richtung und politischer Ereignisse interpretationsoffen. Das galt vor allem für den Begriff „Selbstbestimmungsrecht“, ein Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges zeig- Recht, das nicht individuell an Personen, ten die Nationalitäten der Monarchie ein sondern an „Nationen“ gebunden sein sollte. erstaunliches Ausmaß an Loyalität dem Gleichzeitig wurde aber auch der Fortbe- Gesamtstaat gegenüber. Eine Implosion stand der Habsburgermonarchie in den 14 des Reichs blieb aus, und auch die slowe- Punkten als wünschenswert angesprochen. nischsprachigen Soldaten fügten sich in die Ende März 1918 wurde in Laibach/Ljubljana Armee ein und kämpften lange und mit gro- im damaligen Kronland Krain eine Veranstal- ßen Opfern an der Seite der habsburgischen tung „für Jugoslawien“ abgehalten, und ein- Soldaten aus allen Teilen der Monarchie. zelne slowenische Truppenkörper begannen zu meutern. Slowenische Politiker vollzogen Dabei hatte in den ersten Kriegswochen, die Abkehr von der Loyalität zur Monarchie als die Kriegsbegeisterung große Teile der und begannen südslawische Ziele zu ver- steirischen Bevölkerung erfasst hatte – folgen. Im August konstituierte sich in was zumindest die veröffentlichten Quel- Laibach/Ljubljana ein Volksrat für Slowenien len besagen –, die slowenischsprachige und Istrien, womit ein „Slowenien“ quer zu Bevölkerung der Steiermark eine Welle des den Kronlandgrenzen der Monarchie auf die Misstrauens auszuhalten, ging der Krieg Tagesordnung gesetzt war. ja gegen einen südslawischen Staat. Meh- rere Hundert Personen wurden Opfer einer Für die Steiermark bedeuteten die letzten Verdächtigungskampagne, darunter Priester Kriegsmonate, dass man einerseits davon und Politiker. Das sollte das Zusammen ausging, dass sich der deutschsprachige Teil leben nachhaltig belasten. nach dem Krieg im Deutschen Reich wieder- finden würde, während man erwartete, dass Obwohl die südslawische Bewegung, die die Slowenen in einen neuen südslawischen auf ein „Slowenien“ abzielte, eine rege Pro- Staat eintreten würden. An ein „Österreich“ pagandatätigkeit entfaltete, blieben die dachten und glaubten nur wenige, nur meisten Bewohner der Untersteiermark in in den jüdischen Gemeinden und einigen den ersten Kriegsjahren sowohl kaisertreu stramm kaisertreuen Zirkeln schien das eine als auch „steirisch“. Das änderte sich erst im anzustrebende Option. Sogar die revoluti- letzten Kriegsjahr. onäre Arbeiterschaft hatte die nationalen Optionen im Auge. Und in der Tat gründete Der große Jännerstreik des Jahres 1918 und sich am 29. Oktober, also noch im Krieg, der der am 1. Februar folgende Matrosenauf- „Staat der Serben, Kroaten und Slowenen“ stand von Cattaro zeigten, unabhängig von (SHS). Und es gab keinen Zweifel – wenige der Lage an den Fronten, dass die Habsbur- Tage später war das ein Siegerstaat, also germonarchie den inneren Zusammenhalt auf der Seite derer, die ihre territorialen zu verlieren begann. Die 14 Punkte des US- Ansprüche wesentlich nachdrücklicher ver- amerikanischen Präsidenten Wilson wiesen treten konnten. Selbst eine weitere Sieger- zwar noch nicht notwendigerweise auf eine macht wie Italien, das sich große Hoffnun- General-Karte von Steiermark, Zerschlagung des multiethnischen Staates gen auf eine Beherrschung der gesamten R. Lechner, Wien nach 1900, Nicole-Melanie Goll, Graz 14 15
Adria gemacht hatte, musste die Realität Eine dramatische Zuspitzung sollte sich in anerkennen, dass die Ansprüche des SHS- Marburg/Maribor zutragen. Das war immer- Staates bei der Friedenskonferenz Gewicht hin die zweitgrößte Stadt des alten Kronlan- hatten. des, mit einem selbstbewussten deutsch- sprachigen Bürgertum (insgesamt waren Ab sofort ging es also in der südlichen rund 80 % der Stadtbevölkerung deutsch- Steiermark darum, einen Grenzverlauf fest- sprachig), umgeben von einem dominant zulegen, der in der Gemengelage der Region slowenischsprachigen Umland. Rudolf zahlreiche Probleme aufwerfen musste und Maister, k.u.k. Hauptmann und Komman- bei dem die Interessen einer Siegermacht dant des Landsturm-Bezirkskommandos 26, weltpolitisch leichter artikuliert werden besetzte die Stadt mit slowenischen Land- konnten. Es gab keine wirklich natürlichen sturmeinheiten noch während des Krieges, Barrieren, keine großen Gebirgszüge. Selbst am 1. November 1918. Er setzte den Bür- die Mur als Grenzfluss teilte schließlich germeister und den Stadtrat ab und entließ Städte und gewachsene ökonomische die deutschsprachigen Beamten. Da sich Landschaften. Zudem hatte man imposante aber ein Widerstand deutschösterreichischer Brücken gebaut, die den Fluss überspann- Verbände erfolgreich formierte, sollte am ten. Die Südbahnlinie durchschnitt die Land- 27. Jänner 1919 eine amerikanische Mission schaft und musste nach Kriegsende weiter unter Colonel Sherman Miles die Situation Lebensmittel nach Norden und Industriepro- vor Ort klären. Mit österreichischen und dukte nach Süden transportieren. Ein erst deutschen Fahnen versammelten sich die 1918 eröffnetes Großkraftwerk an der Mur Gegner Maisters vor dem Rathaus. Schüsse Porträt einer jungen Frau, Atelieraufnahme, Weihnachtsbescherung in St. Lorenzen, bei Marburg/Maribor sollte die gesamtsteiri- fielen, und die österreichische Seite hatte 13 Foto: Johann Klein, Radkersburg, Privatbesitz Wilfried Foto: Alpenländischer Kulturverband Südmark, Graz sche Energieversorgung sicherstellen. Tote und 60 Verwundete zu beklagen. Miles Gombocz, Laafeld fand die Stadt unter slowenischer Kontrolle Wie immer man die Grenzlinie zog, stets vor, die deutschösterreichische Position hatten einige Grundbesitzer ihr Land auf konnte nicht übermittelt werden. So fand beiden Seiten dieser Linie. Man durchschnitt der Wunsch nach einer Volksabstimmung Schul- und Kirchensprengel. Dass in den bei den Siegermächten kein Gehör. südlichen Bezirken des alten Kronlandes die volle polizeiliche Kontrolle dem SHS-Staat Auch die Gemeinden Glanz, Leutschach zugekommen war, klärte nicht die Position und Schlossberg wurden vom SHS-Staat für der autonomen Städte Marburg/Maribor, sich beansprucht. Der SHS-Staat hatte also Pettau/Ptui und Cilli/Celje. Die Stadt bei Beginn der Friedensverhandlungen in Radkersburg wurde am 1. Dezember 1918 Paris nicht nur Radkersburg, sondern auch von Truppen des SHS-Staates besetzt, und Gemeinden entlang der späteren Weinstraße obwohl die Verwaltung formal österreichisch unter seiner Kontrolle. blieb, war die Stadt bis 1920 praktisch nicht Teil der jungen Republik. Beide Seiten stimm- ten aber zu, dass das Ziehen der Grenzlinie den Pariser Friedensvertragsverhandlungen vorbehalten bleiben müsse. Es sollte kein Rechts leichtes Unterfangen werden. Nach der Ernte, Foto: Privatbesitz Josef Loibner, Großradl 16 17
Die österreichische Delegation, der auch der Der kleine Grenzverkehr blieb aber aufrecht. Radkersburger Vizebürgermeister Dr. Franz Es ging um die Eisenbahn von Spielfeld Kamniker angehörte, musste am 2. Juni 1919 nach Radkersburg als Versorgungslinie für einen ersten Vertragsentwurf zur Kenntnis die gesamte, nunmehr geteilte Region. Und nehmen, der nicht nur M arburg/Maribor, es ging um den Besitz landwirtschaftlicher sondern auch Radkersburg dem SHS-Staat Flächen, etwa im Weinbau, durchschnitten zusprach. Die im August endgültig fixierte von der neuen Grenze. Und insgesamt war Grenze ließ aber schließlich Radkersburg in das Grenzgebiet auf beiden Seiten nun- großen Teilen bei Ö sterreich, folgte sie doch mehr in einer Randlage, in der Bedeutung dem Lauf der Mur. Die Stadt war somit für marginalisiert und daher in der Entwicklung den Verlauf des 20. Jahrhunderts geteilt, gegenüber den Zentralräumen deutlich die Murbrücke bekam auf beiden Seiten benachteiligt. Mitten durch das alte Kron- die charakteristischen Grenzposten. Auch land lief nun eine Grenze, und das Leben Spielfeld, Leutschach und die Soboth wur- an und mit der Grenze prägt in den hundert den letztlich Österreich z ugesprochen. Die Jahren seither das Leben der Menschen Idee einer Volksabstimmung für Marburg/ dieser Region. Maribor, die anschließend mit der Hilfe der italienischen Delegierten bei der Friedens- konferenz ventiliert wurde, wurde aber wieder verworfen, da klar war, dass die Stadt für Österreich, das Umland für Slowenien stimmen würde. Das Problem der städti- schen Sprachinseln war ja eines, das auch die neue Tschechoslowakei betraf (etwa Iglau und Brünn), für das jedoch gegen den Willen der tschechoslowakischen Regierung keine zentraleuropäische Lösung gefunden werden konnte. In mühevoller Kleinarbeit wurde der Grenz- verlauf dort, wo er nicht durch den Fluss vorgegeben war, vermessen und bestimmt. Letztlich blieben auf beiden Seiten der Grenze Minderheiten zurück, die in der Folge Rechts durch Abwanderung oder Anpassung sehr Roserl Eichelberger, Ridi Knittelfelder, Ilse Tentschert rasch schrumpften. Im SHS-Staat lebten zu und Maria Amschl vor dem Laden von Andreas Knittel- Beginn etwa 70.000 Menschen, die sich als felder in Mureck, ca. 1935/1937, deutschsprachig bezeichneten oder fühlten. Foto: Augenringe Bild- und Tonarchiv, Mureck, Sammlung Anneliese Pasda Ein Teil davon machte sich bald auf den Weg nach Norden über die Grenze, um hier eine neue Existenz aufzubauen. → Nächste Doppelseite Oberer Teil des 1919 demolierten Denkmals für Kaiser Joseph II., Foto: MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkersburg 18 19
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Raum 1 Die Grenze im Kopf In der zweiten Hälfte des 19. Jahr Unhinterfragt geht man davon hunderts verdichtet sich die aus, dass die „deutsche Kultur“ nationale Frage innerhalb der überlegen ist. Habsburgermonarchie zur Spra- chenfrage: Das zweisprachige Die slowenischsprachige Seite Kronland Steiermark wird zum ringt um ihr Selbstverständnis, Schauplatz des Ringens um die das sich schwieriger gestaltet: „Sprachgrenze“. Diese Sprachgruppe ist auf mehrere Kronländer verteilt. Die Diese Grenze ist nicht schlüssig Grenzen im Kopf werden also zu ziehen: Die Städte Marburg/ schon vor dem Ersten Weltkrieg Maribor, Cilli/Celje oder Pettau/ gezogen. Ptuj sind etwa „Sprachinseln“ mit mehrheitlich deutschsprechender Bevölkerung, während die meisten Menschen im ländlichen Umfeld Slowenisch sprechen. Die deutschsprachige Seite ver- steht die Region als „Grenzfeste“: Im Kampf um die Schulen, mit Rechts oben Albumblatt, Gesang- und Musikverein Bad Radkersburg topografischen Ausschilderungen, [Dem ehrenfesten Deutschen Turnverein Radkersburg im Theater und in Vereinen zum 30. Gründungsfeste - 28. u[nd] 29. Juni 1914 – gewidmet vom Gesang- und Musikverein Radkersburg], wird öffentlichkeitswirksam Foto: MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkers- burg der „deutsche“ Charakter der Untersteiermark verteidigt. Rechts unten Postkarte Deutscher Sängerverein 1904, gelaufen 1917 von Mureck nach Vorau, Privatbesitz Walter Feldbacher, Weinburg 22 23
Einweihung der Ottokar Kernstockwarte am 28. Juli 1912 Es gereicht mir zur außerordentlichen Freude, in ihrer Mitte erscheinen zu können, ich bedaure nur, daß mir eine so kurze Frist gewährt ist, in ihrem Kreise zu verweilen, allein ich will diese kurze Zeit nützen, um Sie auf das herzlichste zu begrüßen und Ihnen auf das beste zu danken; denn Sie haben ein Stüberl und eine Warte auf meinen Namen getauft, ich danke Ihnen für diese Ehrung. An diesem Dank füge ich aber auch einige Bitten: Wenn Sie droben auf der Kern- stockwarte stehen und ihre Augen hinuntersenken auf die Fluren, die unsere Väter durch Jahrhunderte bewohnt und bebaut haben, dann geloben Sie sich im stillen: Auf der heiligen deutschen Scholle, Deutsch soll sie bleiben, komme was wolle, Glück oder Leid, Deutsch soll sie bleiben in Ewigkeit! Und wenn dann Ihr Blick auf die Nachbarsfluren fällt, die slawische Hände bebauen, so lassen sie Ihr Herz nicht in Groll und Sorge überfließen sondern denken Sie: das deutsche Herz ist ein groß- mütiges Herz, der Deutsche will niemandem, keinem Volke seinen Besitz, seine Sprache, seine Eigenart rauben, der Deutsche will nur seinen Besitz, seine Sprache, seine Eigenart behaupten! Der Deutsche will sich nicht in fremde Nester einschleichen, aber er will im eigenen Nest der Herr des Hauses bleiben. Wenn Sie deshalb Oben links auf die wendischen Fluren Ihre Blicke wenden, so geloben Sie sich Erinnerungsblatt, mitzuwirken, soweit es in Ihrer Kraft steht, damit unter den benach- Foto: Herbert Blatnik, barten Nationen Frieden wieder werde, die durch Jahrhunderte Kloepfermuseum Eibiswald in Frieden miteinander gelebt haben. Zwischen den benachbarten Nationen soll nur ein Wettstreit, kein Kampf herrschen, nämlich der Oben rechts Wettstreit darin, wer es weiter bringt in der geistigen Kultur, in der [Heil Südmark aus Eibis- Pflege des Guten, des Edlen und Schönen! Wenn Sie aber droben auf wald. Den Brüdern im der Sonnenhöhe der Kernstockwarte stehen oder wenn Sie nach alter bedrohten Stand warm- deutscher Sitte feuchtfröhlich im Kernstockstüberl rasten, so bitte ich fühlendes Herz – hilfreiche Sie: Gedenken Sie meiner, gedenken Sie des Sängers, der im fernen Osten der Steiermark mit den Vögeln des Waldes sein schlichtes deut- Hand] Chromolithografie, sches Lied singt und seien Sie überzeugt, daß ich Ihrer stets in Liebe Verein Südmark, unge- und Treue gedenken werde! Und ich fasse diese Liebe und Treue zu- laufen, sammen in den Ruf: Foto: Herbert Blatnik, Kloepfermuseum Eibiswald Den Bewohnern der deutschen Sprachgrenze Steiermarks, ich bringe Ihnen ein recht kräftiges Gruß aus Windischgraz, Chromolithografie, Verlag deutsches Heil! Karl Bastianschitz, Win- Ottokar Kernstock dischgraz, mit Südmark- Stempel [Einig und stark – deutsch bis ins Mark], undatiert, ungelaufen, Transkribierte Rede des Dichters Ottokar Kernstock anlässlich der Einweihung der Foto: Herbert Blatnik, nach ihm benannten Warte und des „Ottokar-Kernstock-Stüberls“ am 28. Juli 1912 Kloepfermuseum Eibiswald in Leutschach. Text im Privatbesitz, Anna Tscheppe, Leutschach (Orthografie unver- ändert) Unten Schüler vor einem Test, Foto: Julius Pinnitsch, Leutschach 24 25
Postkarte Sparkasse Mureck, um 1930, gelaufen 1959 von Mureck nach Postkarte Mureck, Gasen bei Birkfeld, ungelaufen, Privatbesitz Walter Privatbesitz Walter Feldbacher, Weinburg Feldbacher, Weinburg Deutsche Schule in Deutsche Schule in Laško/Tüffer, Ljutomer/Luttenberg, Foto: Alpenländischer Foto: Alpenländischer Kulturverband Südmark, Kulturverband Südmark, Graz Graz → Nächste Doppelseite Getreideernte, undatiert, Foto: Privatbesitz E lisabeth u. Sepp Weinhandl, St. Anna am Aigen 26 27
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Raum 2 Die Menschen der Region Wenn neue Grenzen durch alte Kulturlandschaften gezogen werden, bleibt im Alltag vieles unverändert: Landwirtschaft und Gewerbe ebenso wie Feste, Rituale, Speisen und Getränke. Porträt von Josef Narat anlässlich des Interviews mit Elisabeth Arlt am 11.09.2017, Foto: Elisabeth Arlt, Glanz Regionale Lebens- und Arbeits- Josef Narat wurde 1926 in Glanz an der Weinstraße weisen widerspiegeln sich auch geboren. 1944 wurde er zum Dienst an der Front ein- berufen, wo er in amerikanische Gefangenschaft kam. in den Gesichtern der Menschen. Er gilt als einer der Pioniere im steirischen Weinbau, Porträtfotos lassen aber keine so stellte er als einer der Ersten mit einem Kleinlaster seinen Wein in der gesamten Steiermark zu. Auch die staatliche Zuordnung zu. Unter- touristische Erschließung der südsteirischen Wein- [Hoch Mureck!!! Hoch Micholjac!!! Živela Hrvatska!!! An dieser jugoslawischen Grenze stehen jetzt viele fesche straße geht auf seine Initiative zurück. Er hat vier schiede waren damals vor allem Töchter, von denen eine mit ihrem Mann den elterlichen Kroaten] Chromolithografie, gelaufen 1921 von Radkersburg nach Köflach, Privatbesitz Walter F eldbacher, Weinburg sprachlich festzumachen, doch Weinbaubetrieb übernahm. (Text: Elisabeth Arlt) Sprache ist auf den Fotos nicht hörbar. Seit der tatsächlichen Grenz ziehung sind rund 100 Jahre vergangen, vereinzelt gibt es Erinnerungen an ihren Ablauf in Tondokumenten. Unser Hörbeispiel vermittelt das Provisorische in der Umset- zung der Grenzfestlegung, die anfängliche Durchlässigkeit und das langsame Wachsen der Rechts Gruppenbild, undatiert, Differenzen. Foto: Sammlung Wilfried Gombocz, Laafeld 30 31
Bauer mit Ochsengespann, Foto: Privatbesitz Julius Pinnitsch, L eutschach Bei der Hopfenernte, Foto: Privatbesitz Julius P innitsch, Leutschach Mittagsrast, Foto: Privatbesitz Lukas Sekolovnik, Pölfing-Brunn Bei der Hopfenernte, Foto: Privatbesitz Julius Pinnitsch, Leutschach → Nächste Doppelseite [Text im Album: „Interalli- ierte Räumungs-Kommis- sion vor dem Gebäude der Bezirkshauptmannschaft /: Vorsteher der hiesigen B.H. Dr. Matthias, Bür- germeister Oswald von Kodolitsch:/“] Foto: MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkersburg 32 33
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Raum 3 Die reale Grenzziehung Dem Ersten Weltkrieg folgt die Der Friedensvertrag von Saint Implosion des Habsburgerreichs. Germain gibt die Grenzlinie grob Auf dem Gebiet der Monarchie vor. Die Festlegung des genauen entstehen neue Staaten, teil- Grenzverlaufs und die Regelun- weise im Zusammenschluss mit gen des „kleinen Grenzverkehrs“ benachbarten Ländern, mit Bezug nehmen aber noch einige Zeit in zu historischen Grenzen oder mit Anspruch. dem Verweis auf (sprach)natio- nale Zugehörigkeiten. Die Grenze zwischen dem neuen SHS-Staat (dem späteren Jugoslawien) und der R epublik (Deutsch-)Österreich musste jedenfalls durch die alte Steier mark verlaufen, die konkrete Grenzlinie aber erst begründet werden: Das geschah teilweise Rechts oben mit Gewalt wie am „ Marburger [Text im Album: Abgren- Blutsonntag“, aber auch mit zungskommission in Abstal 25.8.1920] Foto: Argumenten wie den vermeint- MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkers- lichen Sprachgrenzen oder der burg naturräumlichen Trennlinie, der Mur. Rechts unten [Text im Album: „Abmarsch der jugosla- wischen Besatzung über den Stadtgraben.“] Foto: MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkers- burg 36 37
Gasthaus Koroschetz nach Grenzziehung, Foto: MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkersburg Grossradl, Grenzstein, undatiert, Foto: Josef Loibner, Laaken, Grenzstein mit Aufschrift „St. Germain“, Grossradl Foto: Lukas Sekelovnik, Laaken [Text im Album: „Besuch von Vertretern der öster- reichischen Regierung im befreiten Radkersburg am 29.7.1920: 1 Staatssekretär Dr. Karl Renner, Staatskanzler 2 Staatssekretär f[ür] Inneres u[nd] Unterricht Walter Breisky 3 Staatssekretär f[ür] Heerwesen Dr. Julius Deutsch 4 Bürgermeister Oswald Edler von Kodolitsch.“] Foto: MiaZ – Museum [Text im Album: „Die Deutsch-Österreichische Gendarmerie und Finanz beziehen die erste Wache bei im alten Zeughaus, Bad der Murbrücke.“], Foto: MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkersburg Radkersburg 38 39
Sammlung Wilfried Gombocz, Laafeld Sammlung Wilfried Gombocz, Laafeld Rechts unten Mureck aus der Vogel- perspektive, Chromoli- thografie, gelaufen 1913 von Spielfeld nach Graz, Privatbesitz Walter Feld- bacher, Weinburg → Nächste Doppelseite [Text im Album: „Fest- zug“.] Foto: MiaZ – Museum im alten Zeughaus, Bad Radkersburg 40 41
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