1980 Ernesto Cardenal - theologische-buchhandlung.de

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1980
Ernesto Cardenal
FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

Johann Baptist Metz
_________________________________
Laudatio

Paradigma für eine politische Kultur des Friedens

ERNESTO CARDENAL - EIN PRODUKTIVES                   Rubinen
ÄRGERNIS                                             auf der Brust eines Bischofs.

     Wissen wir, wen wir in dieser Stunde ehren?          Wir haben keine Möglichkeit, diesen Text
Wissen wir, wer da als »Mann des Friedens«           als exotische Literatur zu lesen. Cardenal
ausgezeichnet werden soll? Ernesto Cardenal,         schreibt und dichtet auch für uns. So aber ist und
der Poet, der Priester und Revolutionär aus dem      bleibt er ein Ärgernis. Daß er als »produktives
freien Nicaragua ist ein Ärgernis. Ein Sänger der    Ärgernis« verstanden und angenommen werden
Revolution als Träger des Friedenspreises? Eine      kann, wollen meine folgenden Überlegungen
Dichtung, in der Mystik schnurstracks in Politik,    zeigen:
Poesie in revolutionäre Provokation mündet, als
Friedensliteratur? Ich zitiere aus seiner »Epistel   - über Revolution und Frieden
an Monsignore Casaldáliga«:                          - über Cardenal und sein Land als schöpferisches
                                                       Vorbild einer neuen Friedenskultur
Vor kurzem fragte mich ein Journalist, warum         - über den »neuen Menschen« des Friedens, dort
ich Gedichte schriebe:                                 und hier
Aus dem gleichen Grunde wie Amos, Nahutn,
Haggai, Jeremia ...
...                                                  REVOLUTION UND FRIEDEN
Jetzt ist nicht die Zeit für Literaturkritik
noch für surrealistische Gedichte gegen Militär-          Hierzulande fällt es besonders schwer, re-
diktaturen.                                          volutionäre Tat und politische Friedensgesin-
Und wozu Metaphern, wenn die Sklaverei keine         nung in Einklang zu bringen. Diese Schwierig-
Metapher ist und keine Metapher der Tod im           keit kommt nicht von ungefähr; sie hat ihre
Fluß des Mortes und auch nicht die Todes-            Wurzeln nicht zuletzt in der politischen Ge-
schwadron?                                           schichte unseres Landes. Unsere historische und
                                                     nationale Identität ist nicht auf eine gelungene
Jetzt weint das Volk im pau-de-arara.                Revolutionsgeschichte gegründet. Wir sind das
                                                     Land der Kriege zwar, aber nicht das Land einer
Doch jeder Hahn, der des Nachts in Brasilien         geglückten Revolution. Gelungene Revolutio-
kräht ist jetzt subversiv, er singt »Revolução«.     nen, falls man das so bezeichnen will, fanden
...                                                  allenfalls im Kopfe statt. Im Praktischwerden
Monsignore, wir sind subversiv,                      unserer Freiheit jedoch sind wir - bis heute -
eine geheime Nummer auf einer Karte in Gott          Kostgänger fremder Revolutionen, vor allem der
weiß welchem Archiv,                                 französischen, geblieben. Unterschwellig prägt
Nachfolger des schlechtgekleideten Proletariers      der kollektive Verdacht gegen jegliche Revolu-
und Visionärs, des                                   tion und ihren Anspruch auf Friedensstiftung
professionellen Aufwieglers, hingerichtet als        unser politisches Gewissen. Das politische
Feind des Systems.                                   Schicksal Nicaraguas erinnert uns überdies an
                                                     unsere eigene jüngste Vergangenheit, an unsere
Wie Sie wissen, war es eine Folter für die Sub-      Somoza-Situation während der Hitler-Diktatur.
versiven, das Kreuz, für die Politischen, und        Und diese Erinnerung rührt schmerzlich an einen
nicht ein Schmuckstück aus                           Schuldverdacht, der wie ein kollektives Trauma

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in uns nachwirkt: der Schuldverdacht nämlich,            blicke, und niemals gesucht, immer aufgedrängt
daß wir unsererseits viel zu wenig Widerstand            - das finstere Antlitz der Gewalt als Ausdruck
gegen unsere Diktatur geleistet haben, viel we-          ihrer Verzweiflung annehmen. Freilich so, daß
niger jedenfalls als das kleine Nicaragua gegen          die Liebe immer weiß, wie sehr sie durch jeg-
die seine. Auch das erschwert uns eine unbefan-          liche Gewalt verletzt wird. Und ich bin zuver-
gene Einschätzung revolutionären Widerstands.            sichtlich, daß Ernesto Cardenal eines Tages auch
Um so höher wird man schätzen, daß der Bör-              von diesen Wunden der Revolution, die sie sich
senverein einem Dichter wie Ernesto Cardenal             selber schlug, sprechen wird.
den Friedenspreis verleiht.                                   Ernesto Cardenal: »Der wirkliche Revolu-
     Natürlich gibt es gegen die Verbindung von          tionär ist ein Feind der Gewalt, er will das Leben
Revolution und Frieden andere, grundsätzliche            und nicht den Tod.« Durch das gesamte Werk
Vorbehalte. Als Theologe nenne ich einen, der            Cardenals zieht sich die Utopie einer künftigen
das Verhältnis von Religion und Revolution, von          gewaltfreien Gesellschaft; alles an ihm zielt in
Mystik und Politik berührt, nämlich den Ein-             Richtung einer gewaltfreien Friedenskultur. So
spruch der Liebe gegen revolutionäre Gewalt.             wächst bei ihm das revolutionäre Bewußtsein
Kann Gewalt, da sie doch so sehr der Liebe ent-          über den Teufelskreis der Gewalt hinaus.
gegengesetzt erscheint, überhaupt der Friedens-               Angesichts der barbarischen Logik der Ge-
stiftung dienen? Christen stehen da in einem             walt, wonach Gewalt immer wieder Gewalt ge-
Dilemma, und wir können ruhig davon ausge-               biert, lassen sich zwei Reaktionsweisen unter-
hen, daß Ernesto Cardenal diesen Konflikt in             scheiden. Die eine, die vor dieser Gewaltlogik
sich selbst erfuhr, als er sich - spät - auf die Seite   resigniert und diese Resignation als anthropolo-
des Gewaltwiderstands stellte. Das christliche           gische Bedingung ausgibt: Gewalt als unver-
Dilemma wurzelt in der unaufkündbaren Einheit            meidlicher Ausdruck der condition humaine.
von Gottesliebe und Nächstenliebe. Gottesliebe           Und die andere, die davon ausgeht, daß es sich
kann dem Christen gebieten, die eigene Ohn-              durchaus lohnt, um ein gewaltfreies, wenn auch
macht anzunehmen und Unrecht für sich zu er-             nicht konflikt- und widerspruchsloses politisches
leiden. Als Nächstenliebe darf sie sich jedoch           Leben zu kämpfen - vorausgesetzt man weiß,
nicht mit der Ohnmacht und der Unterdrückung             daß das angestrebte Ziel der Gewaltlosigkeit
der anderen, der »geringsten der Brüder«, abfin-         niemals über den Mitteln steht, die zu seiner
den und Gott nicht gewissermaßen mit dem                 Durchsetzung angewandt werden, sondern daß
Rücken zu diesen Leidenden lieben wollen. In             es aus diesen Mitteln selbst entstehen muß.
der Sprache der Bergpredigt heißt das: es ist dem        Nicht nur an ihren proklamierten erhabenen
Christen zugemutet, auch die andere Wange                Zielen, sondern vor allem an den angewandten
hinzuhalten, wenn ihm auf die rechte geschlagen          Mitteln läßt sich das kulturelle Niveau einer
wird; es ist ihm aber nicht vergönnt, einen an-          Politik ablesen. In diesem Sinne gilt der poeti-
dern, dem auf die rechte Wange geschlagen                sche und politische Kampf Cardenals der
wird, zu ermuntern, auch die linke hinzuhalten           Transformation der politischen Mittel, damit aus
(vgl. Matth. 5, 39). Denn, und dies ist wiederum         diesen gewaltfreien Mitteln endlich auch Ziele
eine Zumutung der Bergpredigt, der Christ ist            des Friedens, Ziele eines gewaltlosen Lebens
nicht nur für das verantwortlich, was er tut oder        hervorgehen können. Sein Blick ist nicht der
nicht tut, sondern auch für das, was er zuläßt,          Blick der Gewalt, sondern der Blick der Liebe.
daß es andern geschieht. So bleibt das christliche       Er hat Augen für die Opfer - für die weinenden
Dilemma; außerhalb der Liebe ist es nicht zu             Mütter und die ausgezehrten Kinder in seinem
überwinden und Unschuld nicht zu bewahren -              ausgebeuteten Volk ebenso wie für die anony-
weder durch ein Prinzip unbedingter Gewaltlo-            men Gewaltstrukturen, in denen sich eine als
sigkeit noch durch vermeintliche Neutralität, da         »Entwicklung« getarnte Abhängigkeit der Drit-
derjenige, der nicht handelt, der Stimme sich            ten von der Ersten Welt auswirkt; aber auch für
enthält, an all dem mitschuldig werden kann,             die Opfer innerhalb unserer konsumistisch-ka-
was ungetan, unversucht und ungerettet bleibt.           pitalistischen Welt: man denke z. B. an sein
Und weil Gewaltlosigkeit auch getarnte Feigheit          Gedicht über Marilyn Monroe.
sein kann, weil sie die Züge des Opportunismus                Cardenals politische Poesie will nicht nur
tragen kann, ist das Antlitz der Liebe nicht ein-        entlarven, auch nicht nur anklagen, sondern vor
deutig von ihr geprägt; Liebe kann - für Augen-          allem retten. Ihre Grundgebärde ist nicht Ag-

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gression, sondern »Protektion«: Sie sucht zu         Nicaragua ein neues Verhältnis zwischen Kultur
schützen, neu aufzudecken, was als Opfer unse-       und politischer Gesellschaft abzeichnet, ein
rer herrscherlichen Zivilisation längst vergessen    Projekt der gesellschaftlichen Identitätsbildung,
und verdrängt ist; was im Gespräch der Sieger        das die Kraft des Anstoßes oder gar des Exem-
(das sich nicht selten als Sprache Gottes ausgibt)   pels für eine politische Friedenskultur überhaupt
längst sprachlos verstummt ist. Sie versucht         in sich birgt.
nicht nur das Gelungene, sondern auch das Zer-            Es scheint mir wichtig, Ernesto Cardenal in
störte, nicht nur das Verwirklichte, sondern auch    diesem politisch-kulturellen Prozeß zu sehen und
das Verlorene zu erinnern und sich so gegen die      zu würdigen. Nur dann wird man auch sein die
plane Sieghaftigkeit des Gewordenen zu wen-          vertrauten poetischen Muster ständig verletzen-
den. Dafür steht z. B. Cardenals Neigung zur         des und durchbrechendes Werk nicht mißverste-
altamerikanischen, prähispanischen Poesie und        hen oder unterschätzen. In ihm drückt sich näm-
Kultur Lateinamerikas, ausdrücklich sein Epos        lich das Projekt einer Basiskultur aus, in dem
»Für die Indianer Amerikas«. Ihnen schaut er         Menschen vorzüglich über die Sprache religiöse
nicht etwa ein primitives Sprachmuster ab, um        und politisch-soziale Identität gewinnen sollen.
mit ihm dann in der Welt unserer verbrauchten             Wer Cardenal so sieht, wird zwar seine
Poesie zu kokettieren. Nein, er spricht die abge-    »Psalmen«, die heute in aller Welt gelesen wer-
brochene Geschichte, das von uns unterbrochene       den, nicht unterschätzen. In ihnen spricht Car-
Friedensgespräch indianischer Menschen mit der       denal schließlich eine Gebetssprache, die die
Natur weiter; er setzt es unmerklich in unsere       gesellschaftlichen Konflikte und Leiden glaub-
Sprache hinein fort, um deren objektive Ge-          würdig in sich aufgenommen hat und die deut-
walttätigkeit mit der Kraft seiner Poesie zu bre-    lich machen kann, was die Menschheit an Mög-
chen. Sein poetischer Kampf wendet sich gegen        lichkeiten der Krisen- und der Leidenssprache
eine Zivilisation, in der Menschen ihre Identität    verlieren würde, wenn die jahrhundertealte Spra-
an der Unterwerfung der Natur gebildet haben         che der Gebete aus ihr verschwände. Freilich
und dann dieses Unterwerfungsprinzip auf die         spricht hier der Dichter »stellvertretend« für die
zwischenmenschlichen und sozialen Beziehun-          Leidenden, Unterdrückten und Verfolgten. Sie
gen übertrugen. Solche poetische Kritik unserer      selbst bleiben stumm, die tödliche Bedrohung
herrscherlichen Tugenden ist nicht der geringste     ihrer Indentität wird beklagt, aber - noch nicht -
Beitrag Cardenals zur Kritik der Gewalt und          sprachlich überwunden. Anders in dem inzwi-
zum Aufbau einer Friedenskultur. Für sie hat er      schen auch weitverbreiteten »Evangelium der
nicht nur bei Marx und dessen revolutionärem         Bauern von Solentiname« - Aufzeichnungen von
Pathos, sondern auch bei Gandhis Ethos der           Gesprächen, die Cardenal auf der Insel Solenti-
Gewaltlosigkeit, nicht nur vom Zorn der bibli-       name im Großen See von Nicaragua mit »sei-
schen Propheten, sondern auch von der Sanftmut       nen« armen landlosen Bauern anläßlich der ge-
der Indios gelernt.                                  meinsamen sonntäglichen Gottesdienste über
                                                     einzelne Abschnitte des Evangeliums führte.
SCHÖPFERISCHES VORBILD EINER                         Hier ist er nicht mehr nur der Poet mit men-
FRIEDENSKULTUR                                       schenfreundlichen Gedanken und Meditationen,
                                                     hier ist er Sokrates, der Maieutiker, der anlei-
     Eine Revolution kann immer auch nach je-        tend, helfend und auch hörend, selber schmerz-
nen Antlitzen beurteilt werden, die aus ihr auf-     lich lernend, mit den Unterdrückten eine Sprache
tauchen. In Nicaragua waren es nicht Generäle,       der Leiden und der Hoffnungen spricht. Hier ist
Funktionäre und Bürokraten, sondern Poeten,          er Inspirator und Zeuge einer Basiskultur, in der
Priester und Pädagogen. Zyniker der Macht wer-       Menschen angesichts tiefster Erniedrigung und
den dieses gewiß fragile Bündnis zwischen Poli-      Bedrohung Ansätze und Perspektiven für eine
tik und Kultur verächtlich abtun. Andere werden      neue solidarische Identität gewinnen.
es als entwicklungsbedingtes Erscheinungsbild             Diese Identitätsbildung geschieht am Evan-
der Politik in einem »unterentwickelten« Land        gelium. Nicht am entbilderten und auf die ver-
gelten lassen, freilich ohne jeglichen Impulswert    meintlich unüberbietbaren Plausibilitäten mo-
für die arbeitsteiligen hochkomplexen Gesell-        derner Gesellschaft hin entmythologisierten
schaften unserer Ersten Welt. Ich jedoch möchte      Evangelium. Sondern an einem schockierend
hier die Vermutung aussprechen, daß sich in          wörtlich genommenen Evangelium, gehört und

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tastend verstanden von Menschen, die sich wei-       alprodukt, sind wir gewiß hochentwickelt.
gern, dieses Evangelium einfach ihren eigenen        Nimmt man aber als Maßstab von »Entwick-
elenden Verhältnissen anzupassen, sondern sich       lung« die Kraft zur Identitätsbildung, dann
unter dessen Zuspruch aufmachen, die Verhält-        könnte dieses Nicaragua, das ökonomisch nicht
nisse so zu ändern, daß sie ihrerseits besser zum    nur unser schwach entwickelter Partner, sondern
Geist und zur Prophetie dieses Evangeliums           auch unser Opfer ist, kulturell unser Vorbild
passen. Und so hat sie ihre am Evangelium er-        sein.
weckte und gebildete christliche Identität gleich-        Auch wir stehen ja vor der Aufgabe einer
zeitig zu Subjekten ihrer politischen Befreiung      neuen Identitätsbildung. Sie ist in meinen Augen
gemacht. Religiöse und politisch-kulturelle          das entscheidende politisch-kulturelle Friedens-
Identitätsbildung gehen hier Hand in Hand -          werk, das uns, den Bürgern dieser Ersten Welt,
anders als in unserer europäischen Kulturge-         heute aufgegeben ist. Eines der epochalen Kenn-
schichte, in der die Prozesse der Aufklärung und     zeichen unserer Situation ist, daß die Dritte Welt
der politischen Freiheit immer eher zu einer         unausweichlich und unwiderruflich in unsere
massenhaften Schwächung religiöser Identität         eigene sozial-ökonomische und politische Situa-
geführt haben.                                       tion eingerückt ist. Diese Tatsache gehört heute
     Das freie Nicaragua sucht heute diese Ba-       zu den Ausgangspunkten jeder Friedensgestal-
siskultur in der Gestalt jenes gesellschaftlichen    tung. Sie verbietet eigentlich jeden taktischen
Lernens zu praktizieren, das unter dem Stichwort     Provinzialismus unserer Politik und auch jeden
»Alphabetisierung« bekannt wurde. Hier werden        eingeschliffenen Eurozentrismus unseres politi-
nicht Unmündige von Mündigen und Wissenden           schen Weltbildes; jene Betrachtungsweise also,
in das Funktionieren eines gesellschaftlichen        welche die aufgebrochenen Gegensätze zwi-
Systems eingeübt, sondern im entschulten Pro-        schen den armen Ländern der Dritten Welt und
zeß gegenseitigen Lernens und Belehrens soll         den reichen der Ersten durch ein sanft gleiten-
ein neues gesellschaftliches Bewußtsein, eine        des, allemal von uns gesteuertes Entwicklungs-
neue kollektive Identität überhaupt entstehen.       konzept zu überbrücken hofft, ohne daß bei uns
Das bisher in Unterdrückung und Ohnmacht             selbst einschneidende Veränderungen gefordert
verstummte Volk lernt nicht nur, es lehrt auch,      wären. Wer Opfer so zu schwach entwickelten
belehrt die Lehrenden über seine eigene Lei-         Partnern umstilisiert, macht Apathie zum Fun-
densgeschichte und verpflichtet sie auf sein Ge-     dament seiner politischen Kultur. Die aber
dächtnis. Diese Art von Basisaufklärung verhin-      würde am Ende nur in besinnungslose und per-
dert gerade, daß das politisch befreite Volk zur     spektivenlose Selbstbehauptung, nicht aber in
lenkbaren Masse einer selbsternannten revolu-        die politische und moralische Gestaltung des
tionären Elite werden kann. Das Volk selbst          Friedens führen. Diese Friedensgestaltung for-
erfährt sich als Subjekt des neuen gesellschaftli-   dert in der Tat eine neue gesellschaftliche Iden-
chen Prozesses, und es läßt sich dabei sein Ge-      titätsbildung bei uns: Wir können unsere eigene
dächtnis und die in ihm aufbewahrten Symbole         soziale und politische Identität nicht mehr ohne
ersehnter Identität nicht propagandistisch ausre-    Rücksicht auf die Armut, das Elend und die Un-
den.                                                 terdrückung in der Dritten Welt definieren - und
     Dieses neue gesellschaftliche Lernen, diese     nicht gegen sie! Diese neue Identität ist noch
Art von »Volkskultur«, von Basisaufklärung im        nicht politikfähig. Sie ist Aufgabe einer politi-
Interesse von Identitätsbildung ist unserer west-    schen Kultur des Friedens.
lichen Zivilisation ebenso fremd wie den östli-           Die uns in unserer politischen Kulturge-
chen Sozialismen. Wäre hier womöglich für uns        schichte vorgegebenen Muster der Identitätsbil-
nicht nur etwas zu bewundern, sondern auch           dung reichen für sie nicht aus. Der bürgerliche
produktiv nachzuahmen oder zu übernehmen?            Individualismus hat im Gefolge von Reforma-
Ich weiß, daß ich mich mit einer solchen Frage       tion, Aufklärung und Französischer Revolution
schnell dem Verdacht der Naivität aussetze. Wie      und den mit ihnen zusammenhängenden Wirt-
schon könnte unsere hochentwickelte und hoch-        schaftsstrukturen die Idee des Individuums so
komplexe Gesellschaft am Nicaragua Cardenals         abstrakt und isoliert vorgetrieben, daß die histo-
ein Vorbild politischer Kultur des Friedens fin-     risch herausgebildete bürgerliche Individualität
den? Doch, was heißt »Entwicklung«? Mißt man         heute nur noch schwach solidarisierungsfähig
sie am Wirtschaftswachstum und am Bruttosozi-        ist. Es bedürfte aber gerade einer starken Fähig-

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keit zur Solidarisierung, um bei der Bildung          sie ist vielmehr an der Entstehung eines neuen
dieser neuen gesellschaftlichen Identität die un-     politischen Bewußtseins beteiligt, damit die uns
verzichtbaren Errungenschaften bürgerlicher           unerbittlich abverlangte neue Identitätsbildung
Freiheitsgeschichte und Aufklärungsgeschichte         endlich in einem demokratischen Sinn politikfä-
zu retten und die Barbarei einer politischen Ne-      hig werde.
gation des einzelnen abzuwenden. Die europäi-              Ich zögere nicht, diesen Prozeß einer politi-
sche Aufklärung ist bis heute zu dualistisch ge-      schen Basiskultur als unsere Art der Nachalpha-
blieben; immer noch reproduziert sie den Ge-          betisierung zu bezeichnen. Für sie kann das Ni-
gensatz zwischen Kultureliten und kulturell iso-      caragua Cardenals wenn schon nicht ein unmit-
liertem Volk, zwischen einer Art Expertenkultur       telbares Vorbild, so doch ein kräftiger Anstoß
und kulturell verarmter Basis. Ich erinnere hier      sein. Die Kraft einer politischen Kultur erweist
nur an die Kulturkatastrophe in der Nazizeit.         sich allemal daran, inwieweit sie fähig ist, sich
Warum hat eigentlich das Volk, als ihm der            selbst in der Begegnung mit anderen politischen
Kulturterror der Nazis seine beste Literatur,         Kulturen zu entwickeln.
seine größte Kunst raubte und schändete, sich
nicht wirksamer gewehrt? Nur aus Opportunis-          DER »NEUE MENSCH« DES FRIEDENS, DORT UND
mus nicht, aus politischer Feigheit nicht, weil       HIER
»das Volk« so viel feiger war als die verfolgten
Kulturträger? Oder vielleicht auch deswegen                In einem Gespräch mit Hermann Schulz,
nicht, weil »das Volk« diese Kulturgüter zu we-       seinem Wuppertaler Verleger, der sich wie kein
nig als seine eigenen erkennen konnte?                anderer um die Präsenz des Dichters und seines
     Ich riskiere es deshalb, auch bei uns von der    Landes bei uns verdient gemacht hat, sprach
Notwendigkeit einer politischen Basiskultur zu        Cardenal - provozierend genug - von der »Hei-
sprechen (wobei ich das Wort »Basis« auch des-        ligkeit der Revolution«. Ehe wir protestieren
halb bevorzuge, weil man bei uns, aus histori-        oder differenzieren, sollten wir vielleicht an all
schen und auch soziologischen Gründen, das            das denken, was wir unsererseits lautlos heilig-
Wort »Volk« in diesem Zusammenhang nicht              gesprochen haben, was uns längst zum säkularen
mehr ungeniert gebrauchen kann). Diese Basis-         Mythos geworden ist: unsere bürgerliche Unnah-
kultur hätte bei uns endlich die »halbierte Auf-      barkeit; der Mythos unserer mitteleuropäischen
klärung« zu überwinden, in der zu ausschließlich      Entwicklungslogik, derzufolge wir allemal die
der Besitzbürger der Träger politischer Kultur        Spitze der gesellschaftlichen Evolution darstel-
war und andere Gruppen und Klassen kulturell          len; der Mythos von der Unveränderlichkeit
entwichtigte oder auch gänzlich unsichtbar            unserer bürgerlichen Gesellschaft, dem alles
machte. Es gibt bei uns durchaus schon Ansätze        unterworfen ist, der alles durchdringt, auch die
zu einer solchen Basiskultur. Ich beschränke          Religion, so daß sie inzwischen zur bürgerlichen
mich auf einen Hinweis aus jenem Kulturbe-            Religion geriet, zur politischen Religion der
reich, der mir am vertrautesten ist, den Bereich      Bürger, in der unsere Gesellschaft noch einmal
der Religion und der Kirche. Gerade unter dem         sich selbst befestigt und in der Gott zwar zitier-
Eindruck, daß die armen Kirchen der Dritten           fähig bleibt, aber kaum anbetungswürdig er-
Welt nicht nur Fürsorgefälle für unsere reichen       scheint, weil er nicht eingreift, nicht stürzt und
Kirchen hierzulande sind, sondern daß wir um          aufrichtet, sondern - als »Wert« - unsere vorge-
unserer christlichen Identität willen auf die reli-   faßte bürgerliche Identität überwölbt. Gleich-
giös-politische Prophetie dieser Kirchen zu ach-      wohl möchte ich das Wort Cardenals nicht auf-
ten hätten, bildet sich bei uns behutsam so etwas     nehmen. Ich möchte lieber von der Einsamkeit
wie eine Basisreligion aus, eine Art Basiskirche      und Verletzlichkeit dieser Revolution und des in
im Unterschied zur reinen Betreuungskirche            ihr gesuchten und gefeierten »neuen Menschen«
oder auch zur bürgerlichen Servicekirche. Sie ist     des Friedens sprechen. Schließlich hat die Stabi-
vergleichsweise auch politisch viel bewußter und      lität dieses Friedensprojekts ihre allemal pre-
differenzierter - aber eben nicht in dem Sinn, in     kären Voraussetzungen.
dem man einer Basiskultur gern schlechte Politi-           Einmal hängt sie, nach allem, was ich vor-
sierung der Kultur vorwirft: sie unterwirft und       hin sagte, auch am Gelingen einer Friedenskultur
beugt sich nämlich nicht einer vorgefaßten, an-       bei uns. Auch bei uns muß es diesen »neuen
derweitig bereits in Geltung gesetzten Politik;       Menschen« des Friedens geben; auch bei uns

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FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

muß sich ein neues gesellschaftliches Individua-     an dieses Land knüpft.
tionsprinzip durchsetzen, das weder in den bür-            Lieber Ernesto, ich habe den Willen zu sol-
gerlichen Individualismus noch ins subjektlose       cher Friedensgestaltung bei Dir, bei Deinen po-
Kollektiv führt, sondern in eine neue Solidarität,   litischen Kampfgenossen, bei den Menschen
in der wir Menschen dieser Ersten Welt unsere        Deines Landes erlebt. Ich weiß, daß Du als Sie-
soziale und politische Identität nicht mehr gegen    ger nicht vergessen wirst, was Du als Verfolgter
andere, gegen Menschen schwächerer Länder            über die Ausübung der Macht, über Säuberungen
und Klassen durchsetzen, sondern mit ihnen.          und Gewalt gesagt hast. Und Ihr werdet auch,
Diese »Umkehr zum Frieden« (biblisch heißt sie       sollte es nötig sein, jenen anderen revolutionären
«Umkehr der Herzen« und bezeichnet keines-           Mut haben, nicht nur den ersten zum revolutio-
wegs einen reinen Gesinnungswandel, weil der         nären Widerstand gegen Unterdrückung und
reine Wandel der Gesinnung auch die Gesinnung        Ausbeutung, sondern auch den zweiten Mut des
nicht ändert): diese »Umkehr zum Frieden« wäre       Widerstands gegen alles, was im Sieg die Ideale
unser grundlegender Beitrag zum Friedenspro-         dieser Revolution zu verraten und zu schwächen
jekt Nicaraguas.                                     droht. All das macht Eure Revolution so ver-
     Natürlich gibt es auch innere Voraussetzun-     letzlich in dieser friedlosen, gewalttätigen Welt.
gen für eine dauerhafte Entfaltung der revolutio-    Aber eben auch so verheißungsvoll. Es macht sie
nären Friedenskultur dort. Davon kann Ernesto        zu einem im Rücken der Weltpolitik listig ein-
Cardenal viel besser sprechen. Dennoch möchte        geführten Experiment einer neuen Friedenskul-
auch ich abschließend auf sie hinweisen dürfen -     tur. Mißlänge es, so oder so, wir wären alle um
und dies mehr in der Form der Bitte und der          eine Friedenshoffnung ärmer. Dieser Hoffnung
Erwartung. »Verzeihen«, so hat mir Tomás             aber gilt Deine Arbeit, Dein poetischer und poli-
Borge, der im revolutionären Widerstand selbst       tischer Kampf für Nicaragua - und für uns. »Ni-
schwer gefolterte Innenminister des Landes,          caragua libre« es no solo una realidad, sino tam-
versichert, »Verzeihen ist für uns eine revolutio-   bién una esperanza!
näre Tugend.« Und das neue Nicaragua hat da-
mit ernst gemacht, hat die Todesstrafe abge-
schafft und sucht die ehemaligen Feinde der
Revolution nicht zu vernichten, sondern nach
seinen Kräften und Möglichkeiten zu resoziali-
sieren. Freilich, verzeihen kann eigentlich nur,
wer sich selbst auch für schuldfähig hält. Und so
wird es für alle wichtig sein, daß der »neue
Mensch« des Friedens in Nicaragua sich selbst
auch für schuldfähig erachtet, und dies gerade
im Namen seines revolutionären Gewissens!
Denn schuldfähig sein ist eigentlich nicht ein
Zeichen der Ohnmacht und der Unterdrückung,
sondern eine der großen Zumutungen an die
menschliche Freiheit.
     Irgendwann wird die erste Begeisterung
über das Gelingen der Revolution verklingen
und der quasi messianische Glanz über dem
neuen Land verdämmern. Dann kann diese mo-
ralische Einschätzung der Revolution, diese
Bereitschaft des revolutionären Lebens zur eige-
nen Schuldfähigkeit das freie Nicaragua davor
bewahren, die in ihm auftauchenden Konflikte
und Widersprüche schlichtweg nach außen zu
projizieren und die neu gewonnene Identität an
der Wurzel durch neue Verfeindungszwänge zu
befestigen. Ich weiß, eine solche Zumutung ist
groß, doch groß ist auch die Hoffnung, die sich

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FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

Ernesto Cardenal
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Dankesrede

     Primero quiero expresar mi agradecimiento       mientras el tirano bombardeaba con fósforo
al Consejo de la Fundación para el Premio de la      blanco la ciudad insurreccionada de León, el
Paz y a la Organización de Libreros Alemanes         obispo de León gritaba por teléfono entre el
por otorgarme este famoso Premio de la Paz, que      ruido de las bombas a un periodista de una
siempre han concedido a personalidades de gran       agencia internacional de noticias: «Esta es una
prestigio mundial, y que yo no merezco. Pero         lucha muy desigual, como la de David contra
ciertamente lo merece mi pueblo; juzgo que este      Goliat.» Pero en Nicaragua, como en la Biblia,
Premio de la Paz en mi persona lo están              David venció a Goliat.
otorgando a mi pueblo; y en nombre de mí                  Hay cristianos que son pacifistas
pueblo he venido a recibirlo; y el importe           intransigentes, principalmente en los Estados
monetario de este premio será para mi pueblo.        Unidos, y algunos son amigos míos. Pero la
     Considero muy significativo el que se me        posición de ellos no está de acuerdo con la
haya concedido el Premio de la Paz, habiendo yo      Biblia. La Biblia bendice la espada de
defendido y cantado la lucha armada de mi            Holofernes cuando es blandida por Judith. Y un
pueblo. Y es que con esa lucha buscábamos la         jesuíta norteamericano amigo mío, que es de
paz. Y hemos conquistado la paz. La verdadera        esos pacifistas intransigentes, me escribió una
paz, que no es sólo ausencia de guerra. La paz       carta abierta condenando mi defensa de la lucha
que los hebreos han llamado Shalom y que es          sandinista, diciéndome que ningún principio por
también la justicia, es el vivir en paz unos con     elevado que fuera valía lo que vale la vida de un
otros, el que cada uno coseche su viña en paz, es    solo niño. Yo le contesté que estaba de acuerdo
la paz con el vecino, es el compañerismo. Esa        con eso, pero que los sandinistas peleaban por
paz - Shalom - según la Biblia la podían tener los   millares de vidas de hombres, mujeres, ancianos
hombres aun en medio de la guerra. Por ella          y niños que estaban siendo asesinados todos los
también se podía hacer la guerra. Es la paz de       días, y que ningún principio por elevado que
Jesús que saludaba a sus discípulos con esa          fuera, ni siquiera el principio del pacifismo
palabra Shalom («La paz sea con ustedes») pero       intransigente, valía lo que vale la vida de uno
que también dijo que había venido a traer la         solo de esos niños.
guerra. Es la paz que no puede haber sin la               Y yo quisiera que ustedes pudieran haber
justicia, y por eso hay un Salmo que dice: «La       visto, o que vieran aunque fuera sólo en cine o
justicia y la paz se besan.»                         en fotografía, el júbilo con que nuesto pueblo
     En mi país ha habido una Revolución que         recibió a los combatientes sandinistas cuando
significa que ahora la paz y la justicia se besan.   entraron triunfantes a Managua, y cómo eran
Es una paz que se obtuvo por una guerra muy          recibidos por todos los lugares por donde iban
dura. Nicaragua quedó como Alemania después          pasando, los «muchachos» como les llamaba
de la Guerra Mundial. Ha sido una perversión de      cariñosamente el pueblo. Muchos eran niños de
ciertos pastores de la Iglesia el bendecir las       15 años y aun menores, y también había muchas
armas de los opresores. Pero es distinto y aun       muchachas. Que ustedes hubieran visto cómo el
contrario el bendecir las armas de los oprimidos.    pueblo se abrazaba a esos combatientes. Durante
En primer lugar unas son para agredir a los          la guerra muchas paredes de las casas, que en
inocentes, y las otras son para defender a los       aquellos días se llenaron de letreros, tenían
inocentes. En segundo lugar son armas muy            escrita esta frase de sabor bíblico:
desiguales, y una cosa es bendecir la espada de      «Bienaventurado el vientre que parió un
Goliat, y otra cosa el bendecir la honda de          combatiente sandinista». Y es que ellos eran la
David. Recuerdo esto porque en Nicaragua             liberación. Y es que ellos eran la paz.

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     Decía el escritor español Quevedo que no          estudiado y luego llevado a la práctica en esta
hay nada peor para un pueblo que una tiranía,          dura batalla contra la ignorancia, y el éxito
que era peor que una guerra civil, porque era una      después resonante y demoledor, eleva el espíritu
guerra civil instaurada en el poder. Y nosotros        de nuestros combatientes a un grado muy alto.»
tuvimos casi medio siglo de esa guerra civil           Y otro: «Después de intensa labor de
instaurada en el poder. Y la guerra por la cual        reconocimiento y rastreo de la zona de combate,
nos libramos de ella no era una guerra civil,          logramos detectar y confirmar el potencial del
como falsamente se quiso hacer aparecer, sino          analfabetismo, que dejó el enemigo, y después
que fue una guerra de liberación. Y esta guerra        de sobrepasar una serie de obstáculos que
nos ha traído la paz.                                  intentan sabotear nuestro espíritu, colocados por
     Los que se integraban a esta lucha lo hacían      la contrarrevolución y la reacción imperialista,
pensando más que todo en dar la vida. Yo conocí        los cuales se lograron erradicar totalmente, nos
a muchísimos de esos jóvenes combatientes, y           reincorporamos a nuestro campo de lucha en el
algunos cuantos fueron formados por mi en mi           cual se van viendo ya los frutos.» Otro decía:
comunidad de Solentiname; y les puedo decir            «Estamos dispuestos a regresar hasta aniquilar
que ellos tomaron las armas por amor, porque           totalmente al enemigo». Y agregaba después:
querían un país lleno de escuelas y hospitales y       «Hemos sitiado los lugares donde el enemigo,
círculos infantiles, y sin analfabetismo y sin         que es la ignorancia, resistía al combate.
mendigos y sin explotación. En Nicaragua               Tenemos dominada la situación, porque hemos
vimos, en las ciudades insurreccionadas, a todo        lanzado ráfagas de letras y de amor, y cuando se
un pueblo poniendo en práctica el Evangelio,           resisten se las lanzamos tiro a tiro.» Otros de
ofrendando sus vidas los unos por los otros.           estos partes de guerra decían: «E1 enemigo está
     El pueblo todo se resolvió a morir, y por eso     retrocediendo a consecuencia de los grandes
se liberó. El grito de todos era ¡PATRIA LIBRE         hostigamientos que le hacemos. Los enemigos
O MORIR! Tuvimos muchísimas muertes, pero              de la Revolución deben estar claros que aunque
por esas muertes tenemos ahora la patria Ubre.         ia guerra es dura, nosotros regresaremos hasta
La bandera sandinista es roja y negra. Sandíno         haber terminado con el oscurantismo». «Estamos
decía que el negro significaba el morir, y el rojo     combatiendo fuertemente a nuestro enemigo, la
la patria libre. Pero también dijo en una ocasión      ignorancia. Hemos encontrado algunos focos de
que el negro significaba la muerte y el rojo la        resistencia y la táctica que estamos usando es
resurrección. Los que derramaron su sangre por         atacarlos de las 2 de la tarde en adelante. Pero
esta causa que es la causa del amor, murieron          los más fuertes enfrentamientos los tenemos de 4
por no morir, y están resucitados.                     a 6 p. m.». «Hemos hostigado duramente al
     Ahora el pueblo está feliz con el ejército que    enemigo, disparando ráfagas de gran poder y
tiene. Porque es su ejército; porque es el pueblo      alcance tales como: A E I O U, las que
armado. Puede ir cualquiera a Nicaragua a              naturalmente han sembrado pánico y terror en el
constatarlo; verán allí cómo el pueblo                 enemigo.»
confraterniza con el ejército. Este ejército son los        Esta batalla ya se ha ganado. Nicaragua
mismos a los que el pueblo llamó cariñosamente         tenía más de la mitad de sus habitantes
durante la guerra los «muchachos»; y en él hay         analfabetas. Una mitad de Nicaragua alfabetizó a
también muchas muchachas. Ahora ya nadie               la otra mitad, en cinco meses. Miles de jóvenes
teme al uniforme verde, que antes inspiraba            se regaron por todo el país, aún en los lugares
tanto terror, y que tenía traumatizados a los          más remotos, en las selvas más espesas, en las
niños y también a los adultos, porque era el           montañas más inaccesibles, con los sacrificios
uniforme del genocidio. Y verán en las calles          más grandes, conviviendo con los campesinos,
guardando el orden, haciendo posta, a jovencitos       comiendo como ellos, durmiendo como ellos,
de 15 años con rostros puros que no inspiran           trabajando con ellos, hasta que triunfaron
ningún miedo.                                          dejando declaradas todas esas zonas que estaban
     Pero hemos terminado una guerra y hemos           sumidas en la ignorancia territorios libres de
empezado otra. No hace mucho se estaban                analfabetismo. Esos jóvenes, muchachos y
publicando en los periódicos en Nicaragua              muchachas, además de enseñar fueron a
nuevos partes de guerra, Uno decía: «Los               aprender de los campesinos. Y lo más
diversos movimientos tácticos que hemos                importante de todo es que fraternizaron con

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FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

ellos; los jóvenes alfabetizadores eran llamados     Nicaragua. Es una educación liberadora, no para
«hijo» o «hija» por los campesinos en cuyas          formar hombres dóciles a un sistema de
casas vivían, y ellos los llamaban «papá» y          explotación sino para liberar las conciencias y
«mamá»; regresaron a sus antiguos hogares            las menres de esa explotación. Se han
sintiendo que tenían otro hogar nuevo, que           aumentado enormemente los alumnos, y se han
tenían otra familia - humilde y pobre, campesina.    aumentado los maestros. Se están haciendo
El país todo se ha hermanado admirablemente          escuelas nuevas en todo el país, a pesar de
después de esta gran Cruzada de Alfabetización.      nuestra pobreza. Y esto es obra del amor.
Y todo esto ha sido un triunfo del amor.                  Obra del amor ha sido estabilizar los precios
     Yo sé que a muchos en Alemania les suena        de los alimentos básicos; disminuir el
mal la palabra Revolución. Por Revolución            desempleo, teniendo como meta que un día no
entienden el terrorismo. Pero para nosotros esta     haya ningún desempleado en el país; arborizar la
es una palabra muy bella y que mucho nos gusta       tierra antes inmisericordemente despalada,
pronunciar, y para nosotros es sinónimo de           dando protección a los bosques, a los animales
Amor. Tenemos un país en que acaba de triunfar       salvajes y a los peces, pues también para ellos
una Revolución y con ello ha triunfado la paz. El    fue la liberación; darle al trabajo una nueva
pueblo por primera vez goza de tranquilidad.         dignidad, haciendo que ahora tengan un trámite
Ustedes pueden ver allá un pueblo lleno de           rápido los reclamos laborales que antes eran
sonrisas, rostros iluminados por el nuevo sol.       sumamente difíciles, creando en pocos meses
Hay alegría, hay entusiasmo para vivir y para        más sindicatos que todos los que había durante
trabajar. Las cosechas ahora son más grandes         el somocismo, y elevando los salarios más bajos
que antes. Las tierras que eran de Somoza y los      pero evitando que ello desate una inflación.
somocistas, y que eran gran parte de las tierras          Podemos agregar también, entre otras cosas,
del país, ahora son del pueblo. Esta profunda        que se ha nacionalizado la Banca, para que
Reforma Agraria era muy importante para              dejara de ser usura, y que estuviera al servicio
nosotros       porque      somos       un     país   del pueblo lo que antes era para robar al pueblo.
fundamentalmente agrícola. Junto con la              Se ha nacionalizado el comercio exterior para
alfabetización esta ha sido una de las principales   que sea en beneficio de todo el pueblo. Se han
tareas de la Revolución, y era justo que así fuera   reformado los impuestos para que la mayor
pues los campesinos fueron los que tomaron           carga la tengan los que reciben más ingresos, y
parte más importante en nuestra lucha y fueron       no el pueblo trabajador; ya que antes los que
ellos los que sufrieron más represión. Ahora para    pagaban más impuestos era el pueblo, y los que
los que alquilan tierras, se bajó drásticamente el   pagaban menos o nada eran los más opulentos.
alquiler de la tierra. Ahora se ha llevado la        Se ha rebajado a la mitad el alquiler de todas las
asistencia médica a las áreas rurales, adonde        casas, y se hacen nuevas viviendas y barrios
nunca había llegado. ¿No es todo esto obra del       nuevos en lugar de los tugurios.
amor?                                                     Para los niños huérfanos y abandonados, y
     Obra del amor es construir muchos               las mujeres y ancianos desprotegidos y para
hospitales y muchos centros de salud, como se        todos los afectados por la guerra se ha creado un
están construyendo a pesar de nuesrra pobreza.       ministerio nuevo. A los niños limpiabotas,
Ahora se está vacunando a todos, se están            vendeperiódicos, vendechicles y limpiadores de
erradicando las enfermedades endémicas. La           carros, que no han tenido infancia sino que desde
medicina ahora es algo muy diferente de lo que       pequeños han tenido trabajo de adultos, se les ha
era antes; antes era simplemente un medio para       hecho un bello programa de juegos y de
hacer dinero. Y ahora se piensa principalmente       educación al que se ha denominado con el
en los humildes, en los más pobres.                  término guerrillero de «Operativo». Los niños en
     También la educación ahora es distinta. La      Nicaragua son llamados ahora «los mimados de
educación ahora es realmente popular, se ha          la Revolución». El centro de los escombros de la
hecho gratuita, y ya no es una educación para        Managua destruida por el terremoto y que
crear hombres egoístas que por ella aprendan         Somoza nunca reconstruyó es ahora un gran
cómo explotar a otros hombres, sino para crear       parque para los niños que lleva el nombre de un
hombres solidarios, nicaragúenses nuevos que         niño de 10 años que fue un líder infantil y mártir
serán ya la creación del hombre nuevo en             de la Revolución.

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FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

     Tenemos un nuevo estado democrático y            fusilamientos, y ha habido mucho perdón.
popular, en el que el pueblo participa en la          Incluso en ella se ha practicado el difícil
gestión pública cotidianamente. El pueblo se          precepto evangélico del amor al enemigo. El
expresa libremente, plantea sus demandas a            Ministro del Interior, Comandante Tomás Borge,
través de muchos organismos y de todos los            ha dicho que Carlos Fonseca Amador, fundador
medios de comunicación, asambleas, elección de        del Frente Sandinista, decía: «Si un soldado de la
autoridades municipales en cabildos abiertos,         Guardia Nacional cae prisionero en nuestras
etc. Los dirigentes del gobierno tienen               manos, no sólo deberán respetarse su vida y
programas en la radío en los que responden a las      dignidad, sino que es preciso tratarlo como uno
preguntas o reclamos que los ciudadanos les           de nuestros propios hermanos». Una consigna
hacen por teléfono. El pueblo a través de sus         del Frente Sandinista era: «Implacables en el
organizaciones tiene ingerencia en la                 combate, y generosos en la victoria», y estas
planificación económica, necesaria para la            palabras se han cumplido. Se alfabetiza a los ex-
racionalización de nuestros recursos. Tenemos         guardias      somocistas      prisioneros;     los
un gobierno de Unidad Nacional, o sea: de             alfabetizadores son los policías sandinistas.
alianza de obreros, campesinos, clase media y         Tenemos también delegados de cultura aun en
propietarios capitalistas. La política exterior es    las cárceles.
de amistad con todos los pueblos, y relaciones             Lo más importante de todo es que ahora hay
con todos los gobiernos a base de respeto mutuo.      un espíritu fraternal, colectivo, solidario.
Antes Nicaragua prácticamente no tenía política       Estamos creando una sociedad comunitaria.
exterior; la hacía Washington.
     Todo esto ha ido acompañado de un gran           Un niño de 8 años ha escrito en un poema:
renacimiento cultural, naturalmente. El principal     ¡Los niños, los mimados!
logro es que la cultura ya no es de élites sino que   Serán el futuro del pueblo,
es de todo el pueblo. Se han multiplicado las         los niños seremos el pueblo trabajador,
Casas de Cultura por todas partes, y esto ha sido     seremos el campesino,
por una acción espontánea de nuestro pueblo. El       el productor de todo,
folclor que antes estaba muy decaído ha               seremos maestros, doctores;
resurgido extraordinariamente en todos los            al fin habrá de todo.
lugares. Es asombrosa la producción de la nueva
poesía. En los Talleres de poesía, carpinteros o      Y un niño de 12 años en otro poema:
albañiles aprenden las técnicas adecuadas para        Para construir un mundo mejor ...
escribir buena poesía moderna, y la están             ¿Qué es un mundo mejor?
escribiendo de magnífica calidad, tan buena           Se preguntan los niños.
como la que antes escribían solamente los poetas      Un niño campesino contesta:
de nuestra élite literaria. Hay Talleres de Poesía    un mundo mejor es ser libres,
en barrios marginados, en fábricas, en el Ejército    pero ser libres para construir esa libertad.
y aun en la Policía. Creo que Nicaragua es el         Queremos dejar de ser obreros agrícolas
único país del mundo donde se publica poesía de       si apenas tenemos entre diez y doce años.
la Policía. El teatro popular, principalmente         Un mundo mejor grita un lustrador
obrero y campesino, brota en todas partes, y lo       es algo así nítido como mis zapatos
mismo la canción y la música. Queríamos hacer         que son brillantes y que lustro con amor.
de Nicaragua un pueblo alegre que cante y baile,
y esto se ha logrado. Es un pueblo que también        Una niña de 12 años dice en otro poema:
empieza a tener ya sus murales. Artesanía             Nosotros los niños de Nicaragua
artística de gran calidad está produciendo el         les hablamos a todos los niños del mundo
pueblo en muchas partes. Verdaderamente               para que nos unamos a construir un mundo
nuestro pueblo ha expropiado la cultura, de la        mejor.
cual antes estaba marginado, y ahora es dueño de
ella como es dueño de su tierra y de su destino       Y en otro poema escribe una niña de 11
histórico.                                            años:
     Nuestra Revolución es también la más             Niños del mundo entero, unámonos para
generosa que ha existido. En ella no han habido       construir un mundo mejor, sin guerra, sin

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FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

explotación, con paz; porque los niños son el       por hacer de ella un super-organismo compuesto
futuro. Si nos unimos seremos felices,              de organismos conscientes como los organismos
porque sólo unidos venceremos a todo.               están compuestos de células, una super-
                                                    conciencia de innumerables conciencias. El
     Nosotros creemos que en el mundo habrá un      individuo humano no perderá su individualidad
hombre nuevo. Y los programas de gobierno de        en este super-organismo, como no la pierden las
los que aquí he hablado son para producirlo en      células en el organismo, pero estarán formando
Nicaragua. Tantas vidas se ofrendaron por esto.     parte de un todo más grande. Isaac Asímov dice
Lo que ahora estamos teniendo es el premio de       que así como la ameba puede percibir las
mucho sufrimiento. Es el fruto de muchísimos        ondulaciones del agua, pero sólo el organismo
heroísmos. «Si el grano de trigo no cae en tierra   humano puede percibir una sinfonía, así las
y muere permanece solo, pero si muere               sinfonías que percibe el individuo humano son
producirá mucho fruto.» Los cristianos              como las ondulaciones del agua que percibe un
encontramos un sentido pascual en nuestra           ser unicelular en comparación de las
historia reciente, es decir de muerte y             inimaginables sinfonías que podrá percibir la
resurrección. A laz luz de ello se han              sociedad de organismos humanos unidos en un
profundizado nuestras reflexiones teológicas y      super-organismo.
nuestras asambleas de culto se han revitalizado.         Yo creo en el reino de los cielos. Creo que
Para los cristianos participar en esta Revolución   el reino de los cielos es la tierra y el cosmos, la
ha sido fidelidad a Jesucristo.                     sociedad de planetas habitados. Y creo en la
     Yo tuve una comunidad antes en                 resurrección de los muertos en ese reino.
Solentiname, que por su compromiso                       Les pido a ustedes y al mundo entero ayuda
revolucionario, en fidelidad al Evangelio, fue      para la Revolución que en nuestro país se está
destruida por el ejército de Somoza; pero ahora     haciendo. Aunque es un país pequeño, allí
estamos empezando a reconstruirla. No fue im-       también deberá establecerse el reino de los
portante antes, aunque fue muy conocida en          cielos. Para esto he venido aquí a recibir este
muchas partes - era una experiencia modesta.        Premio: para dar a conocer desde esta tribuna a
Ahora sí va a ser realmente importante con las      ustedes y el mundo lo que allá se está haciendo,
obras que allí hará la Revolución, como las hará    ya que en el extranjero hay una campaña de
en todo el país. La única importancia que tuvo      desinformación contra nosotros, y sobre todo
fue que allí predicamos la Revolución como una      hay un boicot de silencio. Les pido también
exigencia cristiana. Profetizamos, inspirados en    solidaridad y ayuda para el pueblo de El
el Evangelio, lo que ya llegó. Y algunos jóvenes    Salvador, que a imitación de Cristo, y como
de mi comunidad dieron la vida por ese sueño        antes lo hiciera Nicaragua, está ofrendando su
que se ha hecho realidad.                           vida por la justicia. Pido que ayuden a esa
     Una Revolución es un cambio social, lo que     liberación y a todas las otras liberaciones que
en el griego del Evangelio se denomina              vendrán, de acuerdo con la ley de los astros, que
metanoia, «cambio de actitud», lo que               es la misma ley de la gravedad, la ley de la
tradicionalmente      se    ha    traducido   por   atracción, la ley del amor.
«conversión». Nuestra Revolución ha sido esto:
un gran cambio, una conversión al amor.
     Aquí a muchos no suena bien la palabra
Revolución, pero Revolución y Evolución son lo
mismo. Las revolucienes sociales son
continuación de la evolución del planeta y de
todo el cosmos. La evolución se da por saltos, y
esos saltos en la historia humana son las
revoluciones.
     Cada cambio social es para unir más a los
hombres. El planeta se vuelve cada vez más
pequeño, mientras la humanidad cada vez es más
grande. Managua cada vez está más cerca de
Frankfurt. Esta unión de la humanidad acabará

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FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

     Zu Beginn möchte ich dem Stiftungsrat für      Schleuder Davids zu segnen. Mir kommt dieser
den Friedenspreis und dem Börsenverein des          Vergleich in den Sinn, weil, während Somoza
Deutschen Buchhandels für die Auszeichnung          die aufständische Stadt León mit weißem Phos-
mit diesem berühmten Preis danken, der immer        phor bombardieren ließ, der Bischof von León
Persönlichkeiten von weltweitem Ruf zuerkannt       durchs Telefon und mitten im Bombenlärm dem
worden ist. Ich verdiene ihn nicht. Aber ganz       Journalisten einer internationalen Nachrichten-
sicher verdient ihn mein Volk. In meinen Augen      agentur zuschrie: »Dies ist ein so ungleicher
ist dieser Friedenspreis durch meine Person an      Kampf wie der zwischen David und Goliath.«
mein Volk verliehen, und im Namen meines            Aber genau wie in der Bibel besiegte in Nicara-
Volkes bin ich gekommen, ihn in Empfang zu          gua David den Goliath.
nehmen. Die Geldsumme, die mit diesem Preis              Es gibt Christen, die kompromißlose Pazifi-
verbunden ist, wird meinem Volk zugute kom-         sten sind, vor allem in den Vereinigten Staaten,
men.                                                und einige von ihnen sind meine Freunde. Aber
     Ich halte es für bedeutsam, daß dieser Frie-   ihre Haltung stimmt nicht mit der Bibel überein.
denspreis mir, einem Mann zugesprochen wurde,       Die Bibel segnet das Schwert des Holofernes in
der den bewaffneten Kampf seines Volkes ver-        dem Augenblick, in dem es von Judith ge-
teidigt und besungen hat. Und es ist tatsächlich    schwungen wird. Ein nordamerikanischer Jesuit,
so, daß wir mit diesem Kampf den Frieden ge-        der ein Freund von mir und einer dieser kom-
sucht haben. Diesen Frieden haben wir jetzt         promißlosen Pazifisten ist, schrieb mir einen
errungen. Den wirklichen Frieden, der nicht nur     offenen Brief, in dem er meine Verteidigung des
Abwesenheit des Krieges bedeutet. Den Frieden,      sandinistischen Kampfes verurteilt und mir sagt,
den die Hebräer Shalom nannten und der auch         kein noch so hohes Prinzip wiege soviel wie das
Gerechtigkeit ist, das friedliche Zusammenleben     Leben eines einzigen Kindes. Ich habe ihm ge-
des einen mit dem anderen, wo jeder seinen          antwortet, damit sei ich vollkommen einverstan-
Wein in Frieden erntet, die Aussöhnung mit dem      den, die Sandinisten kämpften für das Leben von
Nächsten, die Brüderlichkeit. Diesen Frieden -      Tausenden von Männern und Frauen, Alten und
Shalom - konnten die Menschen, der Bibel zu-        Kindern, die Tag für Tag ermordet werden, und
folge, auch mitten im Krieg haben. Es konnte        kein noch so hohes Prinzip, nicht einmal das des
sogar sein, daß wegen dieses Friedens Krieg         kompromißlosen Pazifismus, wiege soviel wie
geführt wurde. Es ist der Frieden Jesu, der seine   das Leben eines einzigen dieser Kinder.
Jünger mit dem Wort Shalom - »Der Friede sei             Ich wünschte, Sie hätten sehen können -
mit euch« - grüßte, der aber auch sagte, er sei     oder sähen jetzt wenigstens in Filmen oder auf
gekommen, das Schwert zu bringen. Es ist der        Fotografien - mit welch überschwenglicher
Friede, den es ohne Gerechtigkeit nicht geben       Freude unser Volk die sandinistischen Kämpfer
kann, der untrennbar mit der Gerechtigkeit ver-     empfing, als sie als Sieger in Managua einzogen,
bunden ist. Es gibt einen Psalm, in dem es heißt:   und wie in jedem Ort, durch den sie kamen, die-
»Gerechtigkeit und Friede küssen sich«.             sen Jungen, diesen »muchachos«, wie unser
     In meinem Land hat es eine Revolution ge-      Volk sie zärtlich nannte, zugejubelt wurde. Viele
geben, die dazu geführt hat, daß sich jetzt der     von ihnen waren fünfzehnjährige oder noch jün-
Frieden und die Gerechtigkeit küssen. Es ist ein    gere Kinder, darunter auch viele Mädchen. Ich
Frieden, der durch einen sehr harten Kampf er-      wünschte, Sie hätten sehen können, wie das
reicht wurde, einen Kampf, der Nicaragua zu-        Volk diese Kämpfer umarmte. Während des
rückließ wie Deutschland nach dem Weltkrieg.        Krieges trugen viele Häuserwände, die sich in
     Es war falsch und verfehlt, daß sich gewisse   jenen Tagen mit Parolen füllten, folgenden, bei-
Hirten der Kirche dazu hergaben, die Waffen der     nahe biblisch klingenden Satz: »Gesegnet sei der
Unterdrücker zu segnen. Aber es ist etwas ande-     Leib, der einem sandinistischen Kampfer das
res und sogar völlig Gegensätzliches, die Waffen    Leben schenkte.« Diese Kämpfer waren wirklich
der Unterdrückten zu segnen. Zum ersten, weil       die Befreiung. Sie waren wirklich der Friede.
die einen dazu dienen, die Unschuldigen anzu-            Der spanische Schriftsteller Quevedo hat
greifen und die anderen, die Unschuldigen zu        einmal gesagt, es gebe nichts Schrecklicheres für
verteidigen. Und zum zweiten, weil es sich um       ein Volk als die Tyrannei. Sie sei schlimmer als
sehr ungleiche Waffen handelt. Das Schwert          der Bürgerkrieg, weil sie der zur Herrschaft er-
Goliaths zu segnen ist nicht dasselbe, wie die      hobene Bürgerkrieg sei. Wir haben fast ein hal-

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