2020 unigesellschaft.de - Münchener Universitätsgesellschaft
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»Als einer der ältesten und »Eine der besten Universitäten »Universitäten brauchen »Ich möchte die MUG darin größten Fördervereine Deutschlands kennen und Unterstützung, um Best- unterstützen, Gelegenheiten Deutschlands wollen wir neue Facetten kennenlernen. leistungen in Forschung zu schaffen, die unsere Alum- Freiräume schaffen, Wege Geschichte aufarbeiten, aber und Lehre zu erbringen. Sie ni mit unseren Studierenden bahnen und Türen öffnen und auch aktuelle Fragen unserer brauchen den Austausch mit und Forschenden zusammen- den Stolz auf die LMU weiter- Zeit zu Gesundheit, Medien, der Zivilgesellschaft. Enga- zubringen und dabei Innovati- tragen, indem wir Wirtschaft, Wasser oder den Klimawandel gierte Stifterinnen und Stifter, onen an der Schnittstelle zwi- Kultur und Wissenschaft kritisch diskutieren. Das ist Freundinnen und Freunde schen Grundlagenforschung zusammenbringen.« die Münchener Universitäts- sind in der Gesellschaft von und gesellschafts-relevanter Prof. Dr. Dr. Peter Höppe, gesellschaft für mich. Für Freunden und Förderern der Anwendung fördern.« I. Vorsitzender Alumni und Freunde der LMU Ludwig-Maximilians-Univer- Prof. Dr. Anke Friedrich fakultätsübergreifend agieren sität München – kurz: unserer Mitglied des Vorstands, und Mehrwert schaffen.« Universitätsgesellschaft – seit Department für Geo- und Umwelt- Thomas Loster, 1922 herzlich willkommen.« wissenschaften Geologie, LMU I. Schriftführer, RA Prof. Dr. Stefan Stolte, ehem. Geschäftsführer der I. Schatzmeister, Münchener Rück Stiftung Mitglied der Geschäftsleitung des Deutschen Stiftungszentrums »Die LMU München ist dank- bar für die langjährige und kontinuierliche Unterstützung durch die MUG, die durch ihre »Die Siemens AG verbindet Zuwendungen eine Vielzahl an als Technologieunterneh- Projekten in Forschung und men eine lange Tradition mit Lehre erst möglich macht und »Die Münchener Universitäts- Universitäten in Deutschland. für das universitäre Leben eine gesellschaft ist in ihrer bald »Jeder braucht Freunde! Auch Dieser Tradition verpflichtet, große Bereicherung darstellt.« einhundertjährigen Geschichte eine exzellente Universität! ist es mir eine Ehre als Vor- Prof. Dr. Bernd Huber, zu einem ganzheitlichen Die Münchener Universitäts- standsmitglied der Münche- II. Vorsitzender, Präsident der LMU Partner der Ludwig-Maximi- gesellschaft ist ein Freund der ner Universitätsgesellschaft lians-Universität geworden. LMU und unterstützt sie vor Forschung und Lehre in der Ihre Arbeit unterstützt nicht allem dort, wo andere Förde- Ludwig-Maximilians- nur unmittelbar die Berei- rung nicht greift. So hilft sie Universität zu fördern.« che der Wissenschaft und der LMU, besondere Akzente Dr. Ralf Franke, Lehre, sondern leistet zudem zu setzen, zum Beispiel im Corporate Medical Director, nachhaltige Impulse für das weiten Bereich des Studiums, Corporate Vice President, gesellschaftliche Leben in der Lehre und der Auszeich- Leitung HR Environmental und um München.« nung von Nachwuchswissen- Protection, Health, Management Dr. Christoph Mülke, schaftler/-innen. Als Professor and Safety, Siemens AG II. Schriftführer, der LMU arbeite ich auch in Vizepräsident für den Bereich der MUG mit, um zu helfen, der Wirtschafts- und diese Freundschaft ins Werk Personalverwaltung der LMU zu setzen.« Prof. Dr. Oliver Jahraus, II. Schatzmeister, Mitglied des »Die Universitätsgesellschaft Vorstands, Vizepräsident der LMU fördert insbesondere den für den Bereich Studium, fakultäts- und generationen- Lehrstuhl für Neuere deutsche übergreifenden Austausch. Literatur und Medien Davon, das ist meine feste Überzeugung, profitieren nicht nur alle direkt Beteilig- ten, sondern auch die Gesell- schaft als Ganzes.« Dr. Manuel Prinz von Bayern, Mitglied des Vorstands
VORWORT 3 Liebe Mitglieder, Freunde und Freundinnen der Münchener Universitätsgesellschaft! Das Jahr 2020 war für uns alle ein sehr herausforderndes. Viele gewohnte Dinge waren durch die verschiedenen Lockdowns und Vorsichtsmaßnahmen nicht möglich. Wir mussten unsere privaten Verhaltensweisen aber auch unsere Arbeitsprozesse den jeweiligen Bedingungen stark anpassen. Sehr bedauert haben wir, dass wir eine nach der anderen geplanten Veranstaltung mit unseren Mitgliedern absagen mussten. Sogar unsere Mitgliederversammlung konnte leider nicht stattfinden. Die Mitgliederversammlung ist für den Vorstand und die Geschäfts führung immer eine tolle Gelegenheit, mit Ihnen, unseren geschätzten Mitgliedern, in persönlichen Austausch zu treten. Die Münchener Universitätsgesellschaft hat das Jahr 2020 aber auch gut genutzt, um in vie- len Online-Treffen – sowohl im Vorstand aber auch in einzelnen Arbeitsgruppen – unsere Gesellschaft noch besser aufzustellen. Wir haben ein neues, zeitgemäßes Logo entwickelt und unser Leitbild geschärft. Über ein Briefwahlverfahren konnte der neue, breit aufge- stellte Vorstand gewählt werden. Daneben haben wir selbstverständlich die Forschung und Lehre an der LMU weiterhin in vielen Projekten unterstützt. Beispiele finden Sie in diesem Jahresbericht. Ein ganz besonderes Förderprojekt war für uns die Unterstützung von Studierenden, die wir in Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk realisieren konnten. Jetzt haben Studierende, die wegen fehlender Computer-Ausstattung oder eingeschränk- tem Zugang zu Online-Angeboten der LMU, abgeschnitten waren, wieder einen Zugang zur Lehre. Ich möchte allen unseren Mitgliedern herzlich danken, die spontan für diese Aktion gespendet und uns damit die rasche Unterstützung ermöglicht haben. Großen Raum nahmen im vergangenen Jahr die Planungen für den 100. Geburtstag unserer Gesellschaft im nächsten Jahr 2022 ein. Um die Finanzierung einer Reihe herausragender Jubiläumsveranstaltungen zu sichern, haben wir in einer groß angelegten Aktion unsere Gründungsmitglieder und die heutigen Firmenmitglieder um Unterstützung gebeten. Die Aktion war sehr erfolgreich. Dank vieler Sponsorings und Spenden haben wir nun eine gesicherte Finanzierung für das Jubiläumsjahr. Wir können unsere Sichtbarkeit signifikant erhöhen und neue Mitglieder und Förderer gewinnen. Mit einem breiten Spektrum von Veranstaltungen hoffen wir, die verschiedenen Interessen unserer Mitglieder, aber auch verschiedene Altersgruppen anzusprechen. So wird es nicht nur einen speziellen Studien- tag des Seniorenstudiums geben. Wir planen einen „Science Slam“ für Studierende, die in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten können. An unserem großen wissen- schaftlich ausgerichteten „Science Day“ mit vielen herausragenden Referenten/-innen werden die größten Risiken unserer Zeit adressiert. Auch freuen wir uns auf ein Fest- konzert des Universitätschors. Eine festliche Veranstaltung mit viel Prominenz im Alten Rathaussaal wird ein weiteres Highlight. Dort wollen wir den Geburtstag unserer Gesell- schaft gebührend feiern. Mehr Details zu den Veranstaltungen finden Sie schon in diesem Jahresbericht und dann auch auf einer speziellen Jubiläums-Website. Ich hoffe, viele von Ihnen bei unseren Veranstaltungen begrüßen zu können. Wir wünschen uns sehr, dass wir im Laufe dieses Jahres wieder mit Präsenzveranstal tungen beginnen können und wir vor allem Sie auch wieder bei unserer Mitgliederver- sammlung persönlich begrüßen können. Für das nächste Jahr, unser Jubiläumsjahr, sind wir sehr optimistisch. Wir meinen, dass es uns möglich sein wird, die geplanten Veran staltungen für Sie, aber auch potenzielle neue Mitglieder in vollen Sälen durchzuführen zu können. Darauf freue ich mich schon sehr. Bitte bleiben Sie zuversichtlich, ich denke Ihre Münchener Universitätsgesellschaft befindet sich auf einem sehr guten Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Professor Dr. Dr. Peter Höppe 1. Vorsitzender des Vorstands der Münchener Universitätsgesellschaft e.V.
INHALT 5 02 Vorstand 03 Vorwort 06 Bericht des Präsidenten FÖRDERUNGEN 08 Feministische Bewegungen in München 11 Philosophische Tagung – Aufklärung, Vernunftkritik und Wirklichkeit 12 Studierendenexkursion nach Australien 14 Geschütze DNA durch TDG: Eine Frage der Taktik 16 Tansania – Ein Land im Wandel 20 Offene Diskussion über die Auswirkungen digitaler Technologien im Herzen Chinas 26 22 Lernen auf Guadeloupe und Dominica – Verwundbarkeit, Resilienz und Nachhaltigkeit 24 Die historischen Bücherbestände der judaistischen Fächergruppen – Restaurierung und Provenienzerfassung 26 Tempel Amenophis' III. von Wadi es-Sebua: lost and found 16 28 Tagung am Graduiertenkolleg – The Political Uses of Literature 31 Abschlussbericht des SoDoc Workshop 2020 am Lehrstuhl für Sozialpsychologie 32 Auslandssemester – Internationale Mobilität in Zeiten der Corona-Pandemie VERANSTALTUNGEN / AUSSERORDENTLICHE FÖRDERUNGEN 34 LMU Einblicke! • Führung durch das Philologicum • Über eine Führung durch den Botanischen Garten 36 Botanisches Institut – Die Rekonstruktion der Dachziervasen 37 Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 38 Die Corona Lectures im WS 2020/21 39 Der Notfallfonds zur Teilnahme an der digitalen Lehre der LMU 40 Zwei Semester digitale Lehre am Zentrum Seniorenstudium 41 Die Vortragsreihe „Munich History Lecture“ 42 Zentrum Seniorenstudium • Studium Generale 44 Gentherapie-Forschung an der Augenklinik der LMU München 46 Stiftungsfest und Förderpreise 2020 49 Lehre@LMU 50 LMU aktuell • Einsichten • MünchnerUni Magazin 51 Deutschlandstipendium 52 Im Zeichen der Hundert – Die Münchener Universitäts gesellschaft feiert 2022 ihr Jubiläum Aktuelle und ausführliche Informationen rund um die Münchener Universitätsgesellschaft finden Sie, liebe INTERNA Mitglieder und Interessierte, unter 54 Mitgliederversammlung 2020 www.unigesellschaft.de 55 Impressum Wenn Sie zusätzlich bequem per E-Mail über Neuigkeiten und Veranstaltungen informiert werden möchten, können Sie kostenfrei unseren Newsletter abonnieren. ZAHLEN UND FAKTEN www.unigesellschaft.de/Newsletter 56 Jubiläumsmitglieder • Neueintritte 58 Verwendung der Mittel • Kassenbericht 2020 60 Zukunft vererben. Spuren hinterlassen. 61 Merkblatt für Anträge, Satzung, Beitrittserklärung 63 Vorstand
6 BERICHT DES PRÄSIDENTEN Die Ludwig-Maximilians-Universität 2020/2021 von PROF. DR. BERND HUBER Im aktuellen Jahresbericht für die Münchener Universitäts- gesellschaft blicken wir auf ein Jahr zurück, das durch die Corona-Pandemie gekennzeichnet war und uns vor sehr große Herausforderungen gestellt hat. Es ist dem außerordentlichen Engagement von unseren Studie- renden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Verwaltung und Technik zu verdanken, dass es in den zurückliegenden zwei Se- mestern gelungen ist, Forschung und Lehre trotz aller Einschrän- kungen aufrechtzuerhalten. Die Umstellung auf virtuelle Lehrfor- mate hat das Studierendenleben in gravierender Weise verändert und das in einer Situation, in der viele durch Pandemie und Lockdown in existenzielle Nöte gebracht wurden. Auch hier hat die Universität gemeinsam mit verschiedenen Unterstützenden versucht, schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten. An dieser Stelle möchte ich auch der Universitätsgesellschaft für die Unterstützung von Studierenden in Problemlagen danken. Auch wenn wir das vergangene Jahr im weitgehend digitalen Modus gut gemeistert haben, wünschen wir uns doch alle »Die ausgezeichneten wieder einen universitären Betrieb mit Präsenzveranstaltungen und persönlichen Begegnungen. Aufgrund der andauernden Rankingergebnisse der LMU Pandemie wird jedoch aller Voraussicht nach auch das Sommer- sind nicht nur Gradmesser für semester wieder zu großen Teilen virtuell stattfinden müssen. Sobald das Infektionsgeschehen und die rechtlichen Rahmen- kontinuierlichen wissenschaft- bedingungen Ausweitungen des Präsenzbetriebes zulassen, werden wir diese Möglichkeiten in enger Absprache mit den lichen Erfolg, sondern erhal- Fakultäten prüfen und entsprechend umsetzen. ten das weltweite Interesse Doch trotz der Pandemie ist die Zeit an der LMU nicht stehen von Studierenden an unserer geblieben. Die Umsetzung der Ideen aus dem im Rahmen der Universität aufrecht.« Exzellenzstrategie von Bund und Ländern prämierten Konzept LMUexcellent – A New Perspective ist in vollem Gange. Darüber hinaus konnte das erfolgreiche Tenure-Track-Modell der LMU durch die Einwerbung von Mitteln im Rahmen des Bund- Länder-Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nach- wuchses nochmals zusätzlich gestärkt werden. Mit der durch die bayerische Landesregierung aufgesetzten Hightech Agen- da Bayern hat sich eine weitere Tür für den zukunftsfähigen Ausbau unserer Universität geöffnet. Im Rahmen der Hightech Forschungsallianz im Bereich der Quantenwissenschaften, die Agenda werden an der LMU 54 neue Professuren in unterschied- von der Bayerischen Landesregierung, der LMU, der TUM, der lichen Wissenschaftsgebieten eingerichtet. Hinzu kommen Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Fraunhofer 15 Professuren, die sich speziell auf das Feld der Künstlichen Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft ins Leben gerufen Intelligenz und deren Anwendungen in den unterschiedlichen wurde. Ziel ist es, München zu einem weltweit führenden Stand- Disziplinen fokussieren. Um diesen Ausbau möglichst zukunfts- ort für Quantenforschung zu machen. Der Freistaat Bayern stellt fähig zu gestalten, wurde im vergangenen Jahr ein Strategie- hierfür in den nächsten Jahren insgesamt rund 300 Millionen prozess eingeleitet, in dessen Rahmen alle 18 Fakultäten einen Euro zur Verfügung. Entwicklungsplan für die nächsten Jahre erarbeitet haben, der in das Zukunftskonzept der Universität eingebettet ist. Dieser und alle anderen Erfolge unserer Universität sind, das kann man nicht oft genug betonen, Ergebnisse der Leistungen Die Fakultätskonzepte erschließen auch wissenschaftliche unserer ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissen- Zukunftsfelder. Beispielhaft hierfür steht die Gründung des schaftler. So konnten im vergangenen Jahr erneut vier presti- Munich Quantum Valley, das am 4. März 2021 feierlich er- geträchtige und hoch dotierte Advanced Grants des European öffnet wurde. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Research Council (ERC) gewonnen werden, neben sechs ERC
BERICHT DES PRÄSIDENTEN 7 Consolidator Grants, sechs ERC Starting Grants und einem Proof Universitätsnetzwerks „EUGLOH – European University Alliance of Concept Grant, die ebenfalls an die LMU gingen. Auch bei der for Global Health“, das die LMU seit 2019 mit den U niversitäten Einwerbung von Drittmitteln der Deutschen Forschungsgemein- Paris-Saclay, Lund, Porto und Szeged bildet. Die Angebote schaft (DFG) ist die LMU weiterhin äußerst erfolgreich. Derzeit werden kontinuierlich ausgebaut, pandemiebedingt aktuell vor liegt die Sprecherschaft von 13 Sonderforschungsbereichen und allem das virtuelle Kursprogramm. Zudem hat das Netzwerk Transregio-Verbünden der DFG an der LMU, bei weiteren 30 die- unter der Federführung der LMU erfolgreich zusätzliche Förder ser großen Forschungsverbünde sind wir als Partner beteiligt. mittel der EU für das Teilprojekt „EUGLOHRIA“ (European Alli- Dazu kommen zahlreiche Forschergruppen, Graduiertenkollegs ance for Global Health – Transformation through joint Research und Schwerpunktprogramme. and Innovation Action) einwerben können, um gemeinsame Forschungsaktivitäten zu finanzieren. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben des Weiteren eine Vielzahl an Preisen und Auszeichnungen erhal- Ich darf Ihnen zudem berichten, dass die LMU nicht nur perso- ten, deren Aufzählung hier tatsächlich den Rahmen sprengen nell und wissenschaftlich, sondern auch baulich weiter wächst. würde. Die Spannweite reicht vom renommierten Schader-Preis So wurde der Neubau der Umwelt- und Geowissenschaften für Gesellschaftswissenschaften der Schader-Stiftung über den in der Schillerstraße bewilligt. Hierdurch wird einerseits eine Baron Preis für wissenschaftliche Exzellenz bis hin zu zahlrei- zeitgemäße Infrastruktur für Forschung und Lehre an dieser chen fachwissenschaftlichen Medaillen und Mitgliedschaften. Fakultät geschaffen, andererseits ermöglicht die Bündelung der Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass der Nobelpreisträger Institute mit den geowissenschaftlichen Staatssammlungen und für Physik 2020, Herr Prof. Dr. Reinhard Genzel, und auch sein dem „Forum für Geowissenschaften“ ganz neue Wege für die Kollege und Gewinner des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises, wichtige Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit. Ein Herr Prof. Dr. Volker Springel, beide Honorarprofessoren an weiterer wichtiger Schritt wird der Neubau der Pathologie und unserer Fakultät für Physik sind. Anatomie der Tierärztlichen Fakultät sein, dessen Finanzierung nunmehr durch den Landtag freigegeben ist, und der einen Als Ergebnis all dieser herausragenden Leistungen ist die LMU zentralen Bestandteil der Fortentwicklung des Campus Ober- im World University Ranking des Times Higher Education (THE) schleißheim der LMU darstellt. Von ähnlich großer Tragweite Magazins auch im Jahr 2021 die bestplatzierte deutsche Uni- ist die Wahl der Siegerentwürfe für den Neubau des Klinikums versität. Weltweit liegt die LMU wie im Vorjahr auf Platz 32, Großhadern, der die Modernisierung des Uniklinikums der LMU in Europa auf Platz 8. Betrachtet man nur Kontinentaleuropa, wesentlich voranbringen wird. liegt die LMU nach der ETH Zürich sogar auf dem zweiten Platz. Die ausgezeichneten Rankingergebnisse der LMU sind nicht Sie sehen, die LMU tut – mit der kontinuierlichen Unterstützung nur Gradmesser für kontinuierlichen wissenschaftlichen Erfolg, des Freistaats – alles, um ihren Studierenden wie auch ihren sondern spielen vor allem auch eine Rolle, wenn es darum geht, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgezeichnete das weltweite Interesse von Studierenden an unserer Universität Rahmenbedingungen und beste Voraussetzungen für Studium aufrecht zu erhalten. und Forschung zu bieten. Dass wir hierfür auch weiterhin auf Ihre großzügigen Spenden und Zuwendungen bauen dürfen, Die Studierendenmobilität und die Zusammenarbeit inner- dafür danke ich Ihnen von Herzen. Ich hoffe, Sie bleiben gesund halb Europas zu erhöhen, ist auch das Ziel des Europäischen und der LMU auch in Zukunft gewogen! Studierende vor dem Hauptgebäude der LMU am Geschwister-Scholl-Platz.
8 FÖRDERUNGEN »In Bezug auf feministische Errungenschaften und Gleichberechtigung gibt es in dieser Zeit sehr unterschiedliche Gesellschaftsdiagnosen.« EIN DIGITALES FORSCHUNGS- UND AUSSTELLUNGSPROJEKT Feministische Bewegungen in München von DR. BIRGIT ERBE und DR. MIRIAM GUTEKUNST Die Rede ist von einem Backlash und einer Retraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse – gerade in Zeiten der Pandemie (Allmendinger 2020), von einem postfeministischen Zeitalter im Sinne einer Phase der vermeintlich erreichten Gleichberechti- gung, in der Feminismus nicht mehr benötigt werde (McRobbie 2010), von einer Neoliberalisierung des Feminismus, wodurch dieser im Mainstream angekommen, jedoch seines emanzipa torischen Anliegens beraubt wurde (Rottenberg 2018).
10 FÖRDERUNGEN VERNISSAGE AM 13. MÄRZ 2021 Zur Ausstellung: www.feministisch-veraendern.de Kontakt: info@feministisch-veraendern.de Projektleitung: Dr. Birgit Erbe und Dr. Miriam Gutekunst Projektteam: Simone Beigel, Theresa Brunnhuber, Enea Cocco, Helena Eisenburg, Felix Gaillinger, Georg G ampenrieder, Ilona Gerdom, Elena Höck Ciprés, Anna Klaß, Michaela Kugler, Laura Lefèvre, Noreen Osterlehner, Alina Siewert, Kerstin Thost, Elena Zendler. verortet sind. Jedoch sind ihre Diskurse keineswegs münchen spezifisch, sondern reichen weit über Stadt- und Landesgren- zen hinaus. Das Kaleidoskophafte der Auswahl kommt auch in der Gestaltung der Online-Ausstellung zum Tragen: Die Räume Zu beobachten sind außerdem sowohl ein Erstarken trans stehen gleichberechtigt nebeneinander und ordnen sich bei nationaler feministischer Bewegungen als auch ein weltweiter jedem Besuch neu an. gesellschaftlicher Rechtsruck (Wichterich 2003), der sich so- Diese Online-Ausstellung ist nicht nur ein Beitrag zur Zeitdia wohl durch einen offen artikulierten Antifeminismus als auch gnose und Beforschung von Aktivismus und sozialen Bewegun- durch die Vereinnahmung feministischer Anliegen für rassis- gen, sondern auch selbst eine feministische Intervention: Denn tische und nationalistische Politiken zeigt (Hark/Villa 2017). Erinnerungspolitik passiert ebenfalls innerhalb von Geschlech- All diese Tendenzen sind vorhanden und zeugen von einer ter-Machtverhältnissen (Maurer 2009). Mit der Thematisierung Gleichzeitigkeit widersprüchlicher gesellschaftlicher Entwick- und Dokumentation feministischer Mobilisierung und Bewe- lungen. Der Ausgangspunkt dieses Forschungs- und Ausstel- gungserfahrungen erhöhen wir nicht nur deren Sichtbarkeit, lungsprojekts war deshalb die Frage, wie sich die genannten sondern schreiben ansonsten marginalisierte Erfahrungen in gesellschaftlichen Tendenzen und Herausforderungen in das „gesellschaftliche Gedächtnis“ mit ein. Es bleibt jedoch konkreten lokalen Räumen, Kämpfen und Debatten feminis- die Aufgabe, die Pluralität der feministischen Initiativen weiter tischer Akteur/-innen zeigen und im Alltag ausgehandelt und zu dokumentieren und zu beforschen. Zu nennen wären zum bearbeitet werden. Dabei konzentrierten wir uns im Rahmen Beispiel die Praxis des Frauenstreiks, die 2019 in München von des Masterstudiengangs Empirische Kulturwissenschaft und einigen Initiativen und Gruppen wiederbelebt wurde, die Kämp- Europäische Ethnologie der LMU München in Kooperation mit fe von geflüchteten Frauen, der Aktivismus von sozialistischen der Frauenakademie München beispielhaft auf München: Wel- Feministinnen oder von Schwarzen Frauen in der Black Lives che feministischen Bewegungen, Initiativen und Gruppen gibt Matter-Bewegung, aber auch darüber hinaus. es gegenwärtig in der Stadt, wie gestaltet sich ihre politische Die Texte der Ausstellungsräume sind bewusst in einer zugäng Praxis und was bedeutet für sie Feminismus? lichen Sprache gehalten. Wer mehr über die Bezüge zwischen In der Zeit von Sommer 2020 bis Frühjahr 2021 entstand daraus den Beispielfeldern, die übergreifenden Themen, die theore- die digitale Ausstellung FEMINISTISCH VERÄNDERN: Räume, tischen Überlegungen sowie die Einordnung in größere zeit Kämpfe und Debatten in München. Die von den Studierenden historische und räumliche Kontexte erfahren möchte, findet ausgewählten und ethnografisch untersuchten Beispielfelder dazu Erläuterungen in der Rubrik „Themen und Bezüge“. sind vielfältig und spannungsreich: Sie reichen von Protest Wir möchten uns ganz herzlich bei der Münchener Universitäts und Bewegungsalltag aktivistischer Gruppen wie Ni Una M enos gesellschaft bedanken, ohne deren finanzielle Förderung die Munich, Slutwalk, catcallsofmuc und der Anti-sexistischen Umsetzung der digitalen Ausstellung nicht möglich gewesen Aktion München (ASAM) über Initiativen für mehr Sichtbar- wäre. keit und Wertschätzung von Care-Arbeit, dem politischen Engagement von Frauen mit Behinderung und Praktiken eines Literatur: Allmendinger, Jutta (2020): „Frauen werden entsetzliche Retraditionali sierung erfahren“. In: Anne Will, Sendung am 03.05.2020 bei ARD. Das Erste. feministisches Online-Magazins bis hin zu profeministischer https://daserste.ndr.de/annewill/Frauen-werden-entsetzliche-Retraditionalisierung- Jungenarbeit, feministischen Interventionen in der Techno erfahren,videoimport31586.html (01.03.2021) Hark, Sabine/Villa, Paula-Irene (2017): Unterscheiden und Herrschen. Ein Essay zu den ambivalenten Verflechtungen von szene und den Strategien von Unternehmensgründerinnen Rassismus, Sexismus und Feminismus in der Gegenwart. Bielefeld. Maurer, Susanne für ökonomische Selbstständigkeit. Gleichwohl stellen sie nur (2009): Gespaltenes Gedächtnis? – „1968 und die Frauen“ in Deutschland. In: L'Homme 20(2), S. 118-128. McRobbie, Angela (2010): Top Girls. Feminismus und der einen Ausschnitt des breiten und vielschichtigen Feldes von Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes. Wiesbaden. Rottenberg, Catherine (2018): The Rise of Neoliberal Feminism. Oxford. Wichterich, Christa (2020): Die Akteur/-innen und aktuellen Feminismen in München dar. neue feministische Welle: Brücken bauen, Kämpfe verbinden. In: Blätter für deut- Vorgestellt werden vergleichsweise junge Initiativen, die lokal sche und internationale Politik 3/2020, S. 67-72. Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie, Oettingenstraße 67, 80538 München, Dr. Miriam Gutekunst, Tel. +49 89 2180 3679, m.gutekunst@lmu.de, www.ethnologie.uni-muenchen.de
FÖRDERUNGEN 11 PHILOSOPHISCHE TAGUNG Aufklärung, Vernunftkritik und Wirklichkeit von PD Dr. Michael Bastian Weiß Prof. Dr. Günter Zöller spricht über „Aufklärungen über Aufklärungen“. Dass das Denken die eine Sache sei, die Realität aber eine Grassieren von Verschwörungsideologien etwa erscheint in andere, ist eine Binsenweisheit, der nicht nur der Philosoph dieser Analyse förmlich antizipiert. In diesem Kontext absenter fast täglich begegnet. Aufgeklärtheit deckte Marcus Willaschek (Goethe-Universität Für den späten Immanuel Kant war der damit implizierte Vor- Frankfurt) eine frappierende Übereinstimmung heutiger und wurf so prekär, dass er ihm in seiner Schrift „Über den Gemein- historischer Diskurse auf, die sich am medizinethischen Beispiel spruch: Das mag in der Theorie richtig sein, aber nicht für die des Impfens zeigt. Zu Unrecht wird Kant als Impfgegner bezeich- Praxis“ mit dem Aufweis konkreter Verbindungsmöglichkeiten net und ideologisch vereinnahmt, indem man seine partikulare konstruktiv begegnete. Bisweilen ist es jedoch die Geschichte Skepsis falsch verallgemeinert. Konsistent mit seinem Denken selbst, die ungeahnte Übergänge zwischen Reflexion und Wirk- wäre es, wissenschaftlichen Fortschritt epistemologisch und lichkeit herstellt. ethisch zu prüfen und gegebenenfalls, von einer freien Öffent- In den letzten Wochen des Jahres 2019 fand im inspirierenden lichkeit kontrolliert, durchzusetzen. Ambiente der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München ei- Scheint somit bereits umrisshaft das Kant´sche Systemganze ne Tagung statt, deren Diskussionen sich im Nachgang teilweise auf, wurde diese Totale durch die Überlegungen von Paul Guyer geradezu prophetisch ausnehmen. Das hätte der Titel „Aufklä- (Brown University) zum religiösen Pluralismus bei Kant und rung über Aufklärung“ nicht unbedingt vermuten lassen. Aus Mendelssohn weiter vervollständigt. Einen Ausblick auf die Anlass des 65. Geburtstags von Günter Zöller hatten vier Schüler Nachfolger Kants leistete Marco Ivaldo (Universität Neapel), des langjährigen Münchner Universitätsprofessors international indem er die Grundlinien der Transzendentalphilosophie Fichtes renommierte Fachkollegen eingeladen, um über die „Aktualität ins Hier und Jetzt verlängerte. Kant und Fichte gehören zu den der klassischen deutschen Philosophie“ zu sprechen (Organisa zentralen Forschungsinteressen des Widmungsträgers dieser tion: Dr. Manja Kisner, Dr. Giampiero Basile, Dr. Ansgar Lyssy, Tagung, Günter Zöller (LMU München), dem es auch vorbehalten PD Dr. Michael Bastian Weiß, alle München). blieb, in seinem Vortrag „Aufklärungen über Aufklärungen“ den Als die Vorträge von einer erfreulich großen Hörerschaft disku- Rahmen für die gemeinsame philosophische Arbeit zu eröffnen. tiert wurden, war noch nicht abzusehen, dass wenige Wochen Was solchermaßen methodologisch prinzipiell vorbereitet wur- später eine virale Naturkatastrophe zu weltweiten Verwerfungen de, zeichnete sich, in den gemeinsamen Gesprächen lebendig führen – und Präsenzveranstaltungen wie diese für längere Zeit weitergedacht, am Ende ergebnishaft ab: Aufklärung ist nicht verunmöglichen würde. Die Leitfrage, ob wir in einer aufgeklär- ein Projekt, das als abgeschlossen gelten kann. Vielmehr muss ten Epoche leben, hatte sich aber tagungsintern und damit ante der kritisch reflektierte und selbstreflektierte Vollzug autonomer pandemiam als ihrerseits virulent abgezeichnet. So machte der Vernunft fortlaufend und neu aktualisiert werden: theoretisch Vortrag von Birgit Recki (Universität Hamburg) über die Wech- wie praktisch, denkend und realitätskonstituierend. selbeziehungen von Aufklärung und Vernunftkritik bei Kant Dafür, dass die Teilnehmenden dieser Tagung zu dieser Aufgabe sowohl Potential als auch Insuffienz menschlicher Rationalität einen gemeinsamen Beitrag leisten konnten, möchten die sichtbar. Denn Kant erkennt an, dass auch eine aufgeklärte Ver- Veranstalter der Münchener Universitätsgesellschaft einen nunft strukturellen Täuschungen unterliegen kann, die sie nicht herzlichen Dank aussprechen, die das Projekt in großzügiger vermeiden, wohl aber selbst reflektieren kann. Das aktuelle Weise finanziell unterstützt hat. Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft, Lehrstuhl für Philosophie II. Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München, PD Dr. Michael Bastian Weiß, Tel. +49 89 2180 2488, www.aufklaerung2019.philosophie.uni-muenchen.de
12 FÖRDERUNGEN Teilnehmende der Exkursion Australien »Prozesse des raum- und b austrukturellen Wandels wurden in Sydney im Stadtteil Wooloomooloo in Verbindung mit Gentrification sichtbar.« Studierendenexkursion nach Australien (NEW SOUTH WALES UND VICTORIA) von DR. ROBERT LEINER Urban renewal: Sydney Green Square
FÖRDERUNGEN 13 Blue Mountains National Park Blick auf Sydney Royal Botanic Gardens Die Bundesstaaten New South Wales und Victoria standen des UON Upper Hunter, einer Niederlassung der University auf dem Programm der großen Exkursion nach Australien, of Newcastle in Muswellbrook machte deutlich, wie eine die im September 2019 von der Lehr- und Forschungsein- Bildungseinrichtung dazu beitragen kann, den ökonomischen heit für Wirtschaftsgeographie durchgeführt wurde. Transformationsprozess von einer rohstoffbasierten Ökonomie Unter dem Leitthema „Nachhaltige Raumentwicklung“ waren hin zu einer wissensbasierten Ökonomie zu fördern. Zahlrei- siedlungsstrukturell sehr unterschiedliche Räume im Osten des che Aspekte der Tourismusforschung wurden anschließend im australischen Kontinents Gegenstand der inhaltlichen Betrach- Blue Mountains National Park sowie in den Snowy Mountains tung. Ausgangspunkt der Route war die global city Sydney. Am vertieft. Beispiel unterschiedlicher Projekte des urban renewal konnte Der Zwischenstopp in Australiens Hauptstadt Canberra war nachvollzogen werden, wie die Stadt und der Großraum Sydney den Themen Stadtplanung und nachhaltige Stadtentwicklung mit den Anforderungen eines hohen Bevölkerungszuwachses gewidmet. Die Studierenden konnten dort das räumliche Ergeb- der gesamten Metropolregion umgehen. Prozesse des raum- nis und die räumlichen Strukturen einer nach dem Prinzip der und baustrukturellen Wandels wurden in Sydney im Stadtteil Funktionstrennung angelegten Stadt „erfahren“. Wooloomooloo in Verbindung mit Gentrification sichtbar. Die nächsten Zielpunkte der Exkursion waren Phillip Island Mehrere Termine bei unterschiedlichen Abteilungen der Stadt- und die östlich davon gelegene Region um Wonthaggi. Wäh- planung in Sydney gaben zudem einen fundierten Einblick in die rend auf Phillip Island die touristische Entwicklungsstrategie Verfügbarkeit und Nutzung empirischer Daten zur Stadtentwick- dieser Destination diskutiert wurde, konnte in Wonthaggi eine lung in Sydney sowie zur Zielsetzung und Vorgehensweise der der weltweit größten Meerwasserentsalzungsanlagen besichtigt strategischen Stadtentwicklungsplanung. werden. Diese dient der Sicherstellung der Wasserversorgung Von Sydney aus führte die Exkursionsroute nach Norden bis zur im Großraum Melbourne. Die Einbindung dieses Großprojektes Stadt Newcastle. Diese Stadt verfügt über den größten Hafen an in das Landschaftsbild und die Renaturierung der umgebenden der australischen Ostküste, der gleichzeitig auch der weltweit Flächen wurden im Rahmen einer dreistündigen Begehung in größte Exporthafen für Kohle ist. Neben Themen der Industrie- Augenschein genommen. Naturrisiken wie Küstenerosion und geographie standen in Newcastle die Themen urban renewal, Buschfeuer waren weitere Themen in der ländlichen Region Central Business District (CBD) development und smart city um Phillip Island und Wonthaggi. und auf dem Programm. Landnutzungskonflikte zwischen dem Den Abschluss der Exkursion bildete der Aufenthalt in Kohle-Tagebau und dem Weinanbau waren ein zentrales Thema, Melbourne und umfasste neben Themen der Stadtentwicklung das im weiteren Verlauf der Route durch das Hunter Valley näher auch eine Besichtigung der University of Melbourne. Dabei betrachtet wurde. wurde u. a. die Bedeutung Australiens als international renom- In der mining town Muswellbrook wurden dann die Heraus- mierter Studien- und Forschungsraum insbesondere für den forderungen und die Strategie der künftigen regionalwirt- asiatisch-pazifischen Raum erläutert. schaftlichen Entwicklung angesprochen, die mit dem Wunsch Für die Förderung von der Münchener Universitätsgesellschaft nach einer stärkeren Diversifizierung der Wirtschaft in einer möchten wir uns im Namen der Studierenden nochmals ganz vom Kohleabbau geprägten Region einhergehen. Der Besuch herzlich bedanken. Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung, Luisenstraße 37, 80333 München Dr. Robert Leiner, Tel. +49 89 2180 4047, r.leiner@lmu.de, www.geographie.uni-muenchen.de
14 FÖRDERUNGEN DYNAMIK IN THYMIN-DNA-GLUKOSYLASE (TDG) DURCH NMR-SPEKTROSKOPIE Geschütze DNA durch TDG: Eine Frage der Taktik von DR. PETRA ROVÓ Röntgenstruktur der Thymin-DNA-Glykosylase in Wechselwirkung mit der DNA (PDB: 5HF7). »Fehler sind menschlich, aber schon ein kleiner Fehler kann spielentscheidend sein. Gerade wenn es um Leben und Tod geht, tun wir fast alles, um Fehler zu vermeiden.«
FÖRDERUNGEN 15 In unserer DNA sind wichtige Erbinformationen festgelegt, die bestimmen, wie sich jede einzelne Zelle entwickelt und was sie tut. Wenn diese wichtigen Informationen in unserem Körper abge- schrieben werden, um neue DNA zu produzieren, kann jeder Fehler fatale Auswirkungen haben. Es entstehen Mutationen, die verschiedene Krankheiten, wie Krebs auslösen können, wenn sie nicht ständig korrigiert werden. Darum haben sich komplexe Reparaturmechanismen entwickelt, um die Stabi- lität unser DNA zu garantieren. Im ersten Schritt erkennen dabei DNA-Glykosylasen falsche Basenpaare, sogenannte mismatches, und schneiden die fälschlicherweise eingebaute Base aus dem DNA-Strang. Eine DNA-Polymerase kann darauf hin an der Leerstelle die passende richtige Base einbauen. DNA-Glykosylasen sind auf Grund ihrer elementaren Funktion ein mögliches Angriffsziel (drug target) für Wirkstoffe. Ein tiefergehendes Verständnis der Strukturen und Mechanismen von DNA-Glykosylasen ermöglicht die gezielte Suche nach Medikamenten, die wirken, indem sie mit Glykosylasen genau 13 C-markierte Glukose ist der Hauptbestandteil zur definiert wechselwirken. Herstellung von Protein-NMR-Proben. In unserer Forschung wollen wir die Arbeitsweise des Pro- teins Thymin-DNA-Glukosylase (TDG) besser verstehen. TDG erkennt, wenn anstelle von Cytosin fälschlicherweise Thymin mit Guanin ein Basenpaar gebildet hat. Dafür wandert TDG den DNA-Strang entlang und flippt jeweils eine Base aus jeder Basenpaarung nacheinander in seine aktive Tasche und prüft dort, ob es eine ‘mismatched‘ Base ist. Ähnlich wie bei einem Schloss, dass sich nur mit dem passenden Schlüssel öffnet, entfernt TDG eine Base nur, wenn in der aktiven Tasche ein mismatched Thymin erkannt wurde. Bisher ist der genaue Mechanismus von TDG noch nicht aufgeklärt. Es gibt zwar viele hochaufgelöste Strukturen des Proteins, doch diese zei- gen nur ein statisches Bild. Es ist so, als würde man bei einem Fußballspiel nur die Startaufstellung sehen und müsste dar- aus dann den Spielverlauf vorhersagen. Dadurch lässt sich nur eine gröbere Vorstellung entwickeln, wie TDG arbeitet. Um ein Apparate für Festkörper-NMR-Rotoren. wirklich tiefgehendes Verständnis zu entwickeln, brauchen wir Einblicke in die Dynamik und Bewegung, die auf atomarer Ebene stattfindet. Computersimulationen der Molekular-Dynamik können dabei erste wertvolle Hinweise geben. Dabei muss allerdings immer beachtet werden, dass Computersimulationen mit vielen Vereinfachungen arbeiten. Daher sollten Ergebnisse aus Com- mehrtätige Zuordnungsexperimente mit Proben des Proteins, putersimulationen immer mit Messwerten aus Experimenten die über die gesamte Messzeit stabil bleiben müssen. Es ist verglichen werden und mit Hilfe dieser immer weiter optimiert nicht trivial, ein Protein über längere Zeit in hoher Konzen- werden. Hochaufgelöste Magnet-Resonanz-Spektroskopie tration in Lösung zu halten. Darum arbeitet unsere Arbeits (NMR) ist dabei die einzige Methode, die mit speziell dafür gruppe daran, systematisch nach hinreichend stabilisierenden designten Experimenten auf atomarer Ebene die Messung Messbedingungen für NMR-Experimente mit TDG in Lösung von Bewegung erlaubt. Es kann dabei gemessen werden, wie zu suchen. Mit einer erfolgreichen Untersuchung der Dyna- schnell sich einzelne Atome relativ zum Rest des Proteins mik von TDG mit NMR-Methoden hoffen wir, einen wertvollen bewegen. Das ermöglicht, ähnlich einer Taktiktafel beim Fuß- Beitrag leisten zu können, um den Mechanismus von TDG ball, wichtige Bewegungen nachzuvollziehen und so im Detail aufzuklären. den Mechanismus zu begreifen. Wir bedanken uns herzlich für die Förderung durch die Um die Dynamik eine Proteins mit NMR-Spektroskopie zu Münchener Universitätsgesellschaft, die es uns ermöglichte, messen, müssen die gemessenen Signale den jeweiligen Ato- 13 C-markierte Glukose zu kaufen, die verwendet wurde, um eine men im Protein zugeordnet werden. Das erfordert aufwendige NMR-aktive Form von TDG für Strukturstudien herzustellen. Fakultät für Chemie und Pharmazie, Department Organische Chemie, Butenandtstraße 5-13, 81377 München Dr. Petra Rovó, Tel. +49 (0)89 2180-77652, petra.rovo@lmu.de, www.rovolab.org
16 FÖRDERUNGEN Tansania ist mit einem aktuellen Bevölkerungs- wachstum von 3,0 %, eines der am schnellsten wachsenden Länder der Welt. Der stetig steigende Bedarf an Ressourcen, vor allem Land und Wasser, verschärft die Konflikte zwischen Mensch und Natur. Kilimanjaro in der Abendsonne. Blick von Süden. Im Vordergrund Kaffee- und Bananenpflanzen, die vom Volk der Chagga seit Gene rationen dort kultiviert werden.
FÖRDERUNGEN 17 Capacity Building: Erfolgreiche Teilnehmende des Fernerkundungs-Workshops an der ARDHI Universität in Dar es Salaam. VOM INDISCHEN OZEAN DURCH DIE SAVANNE BIS ZU DEN REGENWÄLDERN DER USAMBARA BERGE UND DES KILIMANJAROS Tansania – Ein Land im Wandel von DR. CHRISTOPH HEINZELLER, DR. ROSWITHA STOLZ und PD DR. TOBIAS HANK
18 FÖRDERUNGEN »Der Klimawandel und die damit immer häufiger auftretenden Extremwetterereignisse verstärken die Landflucht.« Getreide soweit das Auge reicht. Auf der Simba-Farm am Westrand des Kilimanjaros, dort wo der Wald in die Steppe übergeht, wird Braugerste für den lokalen Markt angebaut. Die Exkursionsleitung v. l. n. r.: Tobias Hank, Roswitha Stolz und Christoph Heinzeller. Der Klimawandel und die damit immer häufiger auftreten- und sonst nicht von Touristen besuchte Stadtviertel führte. Bei den Extremwetterereignisse, wie Dürren und Überschwem- einem Tagesausflug in das Marine Reserve von Sinda-Island er- mungen, setzen die überwiegend von der Landwirtschaft fuhren die Teilnehmenden, wie es um den marinen Lebensraum abhängige Bevölkerung Tansanias zunehmend unter Druck an der ostafrikanischen Küste bestellt ist und welche Probleme und verstärken die Landflucht. beispielsweise durch Überfischung und die Einleitung von Ab- Krankheiten, wie AIDS oder Malaria, erschweren das Leben der wässern entstehen. Im Zuge einer geplanten Capacity-Building- Menschen vor Ort. Trotz all dieser Probleme sind die Tansa- Maßnahme fand ein zweitägiger Fernerkundungs-Workshop mit nier/-innen weit über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannt Studierenden der ARDHI-University in DAR statt. Dabei lag die für ihre Offenheit und Gastfreundschaft. Noch immer verfügt Betonung auf der Vermittlung von Methoden zur Umweltfern Tansania über eine atemberaubende Naturlandschaft, die man erkundung, wie sie an der LMU gelehrt werden. an Orten wie der Serengeti, den Usambara Bergen, dem Kiliman- Auf dem Weg in die Usambara Berge besuchten die Studie- jaro oder auf der Insel Sansibar bewundern kann. Im Span- renden eine der Trinkwasserversorgungsanlagen von Dar es nungsfeld des globalen Wandels liefert Tansania der Geographie Salaam. Hier wurden die Anforderungen und Probleme beim als Wissenschaftsdisziplin zahlreiche Forschungsthemen und Betrieb von I nfrastruktureinrichtungen im tropischen Klima bietet damit auch zukünftigen Geographen/-innen eine ein- deutlich. In der abgelegenen Region der Usambara Berge stand malige Chance der Fort- und Weiterbildung im Rahmen ihres das Thema Landwirtschaft in kleinbäuerlichen Strukturen im Studiums. Dr. Christoph Heinzeller und seine Kollegen/-innen Vordergrund. Mehrere Gemeinden, in denen einheimische und Dr. Roswitha Stolz und PD Dr. Tobias Hank, führten eine Gruppe ausländische NGOs erfolgreiche Projekte zum Thema Auffor- von 12 Geographiestudenten/-innen der LMU auf der großen stung, nachhaltiges Landmanagement und Trinkwasserversor- Exkursion 2019 nach Tansania. gung umsetzen, lagen auf der Reiseroute. Die Exkursion startete in Dar es Salaam (DAR). Zuerst besuch- Im Kontrast zu den kleinbäuerlichen Betrieben standen die ten die Teilnehmenden die Niederlassung der Gesellschaft für Machare Kaffeefarm sowie die Zuckerrohrplantagen von TPC internationale Zusammenarbeit (GIZ), die seit Jahrzehnten in Moshi. Auf einer eintägigen Wanderung im Bananen-Kaffee- erfolgreiche Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in den Gürtel des Kilimanjaros sowie beim Besuch einer landwirt- Sektoren Wasser, Gesundheit und Politikberatung leitet und schaftlichen Kooperative südlich von Moshi hatten die Studie- koordiniert. Das Stadtgebiet erkundeten die Studierenden bei renden zahlreiche Möglichkeiten mit einheimischen Bauern zu einer eintägigen Fahrradexkursion, die sie auch in abgelegene sprechen.
FÖRDERUNGEN 19 Ein Hot-Spot der Biodiversität: Der tropische Regenwald der Usambara Berge. Exursionsteilnehmende in einem Wadi in der Region des Lake-Chala, östlich des Kilimanjaros an der Grenze zu Kenia. In sehr guter Erinnerung blieb auch der Besuch der Simba-Farm an anderer Stelle aber auch sehr detaillierten und vor allem am westlichen Rand des Kilimanjaros, wo europäische Farmbe- unverfälschten Einblick in die mannigfaltigen Probleme und sitzer seit Generationen auf riesigen Flächen Getreide anbauen Konflikte des Landes Tansania, das sich trotz des rasanten und mit den großen Viehherden der umherziehenden Massais und unaufhaltsamen Wandels, ein Stück seiner Einzigartigkeit um die Ressource Land konkurrieren. bewahrt hat. Mit der Exkursion erhielten die Studierenden des Master-Stu- Wir danken der Münchener Universitätsgesellschaft für die diengangs Geographie einerseits einen sehr umfangreichen, finanzielle Unterstützung der Exkursion. Fakultät für Geowissenschaften, Department für Geographie, Lehrstuhl für Geographie und geographische Fernerkundung Luisenstraße 37, 80333 München, Dr. Christoph Heinzeller, Tel. +49 89 21806672, christoph.heinzeller@lmu.de www.geographie.uni-muenchen.de/department/fiona
20 FÖRDERUNGEN »Erlebnisse wie die lückenlose technologische Observierung der Bevölkerung im öffentlichen und privaten Bereich demonstrierten die Relevanz offener, unabhängiger Forschung zu digitalen Technologien.« FORSCHUNG ZU DIGITALEN RÄUMEN Offene Diskussion über die Auswirkungen digitaler Technologien im Herzen Chinas von DR. JOSCHKA MÜTTERLEIN Digitale Technologien schaffen neue Räume, z. B. für verteilte Zusammenarbeit.
FÖRDERUNGEN 21 Dr. Joschka Mütterlein Dr. Christoph Fuchs Ein Hauptbeitrag ihrer Arbeit liegt in der Herausarbeitung der zwei eingangs genannten Formen von digitalen Räumen und der Zuordnung vorheriger Studien aus unterschiedlichsten Disziplinen zu kohärenten Strängen. Auf diese Weise zeigen die Autoren, welche übergreifenden Themen sich identifizieren lassen und welche künftigen Arbeiten in diesem Forschungsfeld nötig sind. Die PACIS ist neben der ICIS, ECIS, HICSS und AMCIS eine der fünf renommierten internationalen Konferenzen der Wirt- schaftsinformatik und fand bereits zum 23. Mal statt. Neben Grundlagenarbeiten wie der von Mütterlein und Fuchs kamen aktuelle Themen zur Sprache, die sich offen und kritisch auch Spannender Kontrast zum Konferenz-Geschehen: um Datenschutz und Privatsphäre drehten – bemerkenswert Die Terrakotta-Armee in Xi‘an. angesichts des Veranstaltungsortes im Herzen Chinas, an dem kulturelle Schätze wie die Terrakotta-Armee und modernste Überwachungstechnik koexistieren. Erlebnisse wie der von einem Scoring-System abhängige Zugang zum Fernverkehr oder Online Meetings in Zoom, remote Zusammenarbeit in die lückenlose technologische Observierung der Bevölkerung Microsoft Teams, virtuelle Kooperationen aus dem Home im öffentlichen und privaten Bereich ließen das auf sichere digi- office hinweg über örtliche, zeitliche und kulturelle Gren- tale Plattformen abstellende Konferenzthema in einem anderen zen – spätestens zu Beginn der Corona-Pandemie hat sich Licht erscheinen und demonstrierten die Relevanz offener, gezeigt, wie relevant digitale Räume für das Funktionieren unabhängiger Forschung zu digitalen Technologien. moderner Organisationen sind. In diesem spannenden Umfeld freuten sich die beiden Nach- Solche digitalen Räume existieren zum einen in einer m ateriell wuchswissenschaftler ganz besonders über die Einladung, ihre manifestierten Form, beispielsweise in der Gestaltung von Forschung zusätzlich beim Paper Development Workshop des Arbeitsplätzen. Digitale Räume können aber auch auf einer ab- Management Information System Quarterly (MISQ) präsentieren strakten Ebene betrachtet werden, z. B. durch die über digitale und mit dessen Editor-in-Chief Andrew Burton-Jones weitere Technologien geschaffenen Verbindungen bei den Mitgliedern Schritte zur Publikation besprechen zu dürfen. von Arbeitsgruppen. Sowohl kulturell als auch inhaltlich war die Teilnahme an der Entsprechende Forschung gibt es bereits seit über zwei Jahr- PACIS daher ein ungemein bereicherndes Erlebnis, das ohne zehnten in verschiedenen Fachrichtungen, etwa Management, die finanzielle Unterstützung der Münchener Universitätsge- Geografie oder Psychologie. Eine erste umfassende und systema- sellschaft nicht möglich gewesen wäre. Hierfür sind die Autoren tische Übersichtsarbeit zu digitalen Räumen präsentierten nun überaus dankbar. Dr. Joschka Mütterlein und Dr. Christoph Fuchs bei der Pacific Asia Conference on Information Systems (PACIS) in Xi‘an, China im Juli 2019 dank finanzieller Unterstützung der Münchener Die Publikation wurde zwischenzeitlich in ihrer ursprünglichen Form im Tagungs- Universitätsgesellschaft. Beide waren zu diesem Zeitpunkt band veröffentlicht und ist zu finden unter https://aisel.aisnet.org/pacis2019/126/ (Zitation: „Mütterlein, J., & Fuchs, C. (2019): Digital Technologies and Their Influence wissenschaftliche Mitarbeiter an Prof. Dr. Thomas Hess‘ Institut on Spaces. Proceedings of the 23rd Pacific Asia Conference on Information Systems für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der LMU München. (PACIS), 8th-12th of July, Xi’an, China“). Fakultät für Betriebswirtschaft, Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien, Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München Dr. Joschka Mütterlein, +49 89 2180 6390, joschka@muetterlein.com, www.wim.bwl.uni-muenchen.de
22 FÖRDERUNGEN MÜNCHENER MASTER-STUDIERENDE DER GEOGRAPHIE LERNEN AUF GUADELOUPE UND DOMINICA Verwundbarkeit, Resilienz und Nachhaltigkeit von PROF. DR. JÜRGEN SCHMUDE Die Exkursion war als komparative Studienreise konzipiert und analysierte die Verwundbarkeit und Resilienz beider Inseln unter Berücksichtigung ihrer natürlichen und historischen Rahmenbedingungen (z. B. Klima oder Kolonialzeit). Foto: Wikimedia / Filo gèn' Dégats Ouragan Maria (Aprés son Passage)
FÖRDERUNGEN 23 Damit stand das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum des Interesses hier behandelten Themen stellten zum einen Bezüge und Ver- »Insbesondere der Hurrikan der Exkursion. Entsprechend der „drei Säulen der Nachhaltig- keit“ wurden ausgewählte Wirtschaftssektoren (z. B. Agrar- und gleiche zu Guadeloupe her, zum anderen wurden ausgewählte, für diese Insel spezifische Aspekte berücksichtigt. So wurde auch Maria hat große Teile der Tourismuswirtschaft), gesellschaftlich relevante Bereiche (z. B. Sozialsysteme und Bildungssektor) sowie ökologische Themen auf Dominica die Bedeutung der Hauptstadt Roseau für die Insel untersucht (z. B. wirtschaftlich) und ihre Entwicklungsmöglich- (z. B. im Rahmen des Desaster- und Recovery-Managements) keiten (z. B. durch Kreuzfahrttourismus) mit Vertreter/-innen Inselinfrastruktur zerstört.« auf beiden Inseln behandelt. Auf Grund der auf beiden Inseln sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart sehr un- der Politik diskutiert. Bei diesem und allen weiteren behandel- ten Themen spielten die Folgen des tropischen Sturms Erika terschiedlichen Rahmenbedingungen (z. B. historisch, politisch (2015) und des Hurrikans Maria (2017) eine zentrale Rolle, da und gesellschaftlich) konnten die Studierenden viele im Hörsaal insbesondere das zweite Wirbelsturmereignis große Teile der gelernte Theorien und Modelle in der Praxis erleben. Inselinfrastruktur (z. B. Gebäude oder Straßen) zerstört hat. Der Die erste Woche der Studienreise konzentrierte sich auf die Recovery-Prozess wurde am Beispiel ausgewählter Gemeinden Insel Guadeloupe, einer ehemaligen französischen Kolonie, die (z. B. Mero) und Unternehmen (z. B. Jungle Bay Resort) analy- seit 1946 als Überseedépartement integraler Bestandteil des siert. Weitere Themen auf Dominica, das sich selbst als „Nature französischen Staates ist und somit der EU angehört. Damit Island“ vermarktet, beschäftigten sich mit den Nationalparks ist die Insel z. B. im Rahmen von EU-Programmen förderfähig. und dem Naturschutz am Beispiel von UNESCO-Welt-Naturerbe Eine Sonderrolle hinsichtlich ihrer funktionalen Bedeutung und stätten (z. B. Emerald Pool und Cabrits National Park) sowie Entwicklung nimmt die auf der Insel wichtigste Stadt Pointe-à- dem Spannungsfeld von Tourismus und Tierschutz am Beispiel Pitre ein, die de jure nicht Hauptstadt Guadeloupes ist, aber in der Walpopulation an der Westküste der Insel. Schließlich war vielerlei Hinsicht wichtigstes Zentrum. Neben der Stadtentwick- ein weiterer Höhepunkt der Exkursion die Begegnung mit der lung wurden in Pointe-à-Pitre u. a. auch die Entwicklung und indigenen Bevölkerung (Kalinagos) und ihrer sozialen, politi- Probleme des Kreuzfahrttourismus untersucht. Im Bereich der schen und ökonomischen Situation. So konnte die Gruppe für Agrarwirtschaft spielten insbesondere die ökonomischen und zwei Tage in einer Kalinago-Familie an deren täglichem Leben ökologischen Auswirkungen der Zucker- (Gardel) und Rum- teilnehmen. produktion sowie der Bananenwirtschaft eine zentrale Rolle. Alle auf der Exkursion behandelten Themen wurden von den Weitere Schwerpunkte der ersten Exkursionswoche bildeten die Studierenden in Form von Vorträgen vor der Studienreise auf Beschäftigung mit dem Nationalpark und dem Küstenschutz Basis der einschlägigen Literatur aufbereitet. Die theoretischen am Beispiel der Mangroven und des Regenwaldes sowie die und methodischen Grundlagen wurden in einem Vorbereitungs- Auseinandersetzung mit der Entwicklung des klassischen Bade seminar erarbeitet, die praxisorientierten Ausführungen, die tourismus (tourisme bleu) vor dem Hintergrund einer zuneh- in der Regel mit Beispielen vor Ort belegt wurden, während der menden Bedeutung des naturorientierten Tourismus (tourisme Studienreise präsentiert, so dass eine anwendungsbezogene vert). Die Behandlung dieser Themen wurde stets mit Besuchen Vertiefung der behandelten Themen vorgenommen werden von Unternehmen (z. B. Bananenplantage) und Einrichtungen konnte. Im Nachgang zur Studienreise haben die Studierenden (z. B. Université des Antilles) sowie Diskussionen mit einschlä jeweils einen wissenschaftlichen Beitrag über „ihr“ Thema gigen Experten/-innen verbunden. angefertigt, die in einem Buch veröffentlicht wurden. Die zweite Woche konzentrierte sich auf die ehemals britische Die Teilnahme der Studierenden an der „Großen Exkursion Guade- Kolonie Dominica, die erst seit dem Jahr 1978 selbständig ist und loupe – Dominica“ wurde im Jahr 2019 dankenswerterweise von dem karibischen Wirtschaftsverbund CARICOM angehört. Die der Münchener Universitätsgesellschaft finanziell unterstützt. Unterbringung der Exkursionsgruppe bei einer Kalinago- Beispiel einer durch Hurrican Maria im Jahr 2017 Familie auf Dominica am Rande des Regenwaldes. zerstörten Immobilie auf Dominica. Department für Geographie, Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung, Luisenstrasse 37, 8033 München Prof. Dr. Jürgen Schmude, Tel. +49 89 2180 4070, j.schmude@lmu.de, www.geographie.uni-muenchen.de
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