WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
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WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT Mitteilungsblatt der Ärztekammer Westfalen-Lippe Ausgabe 01.22 Kammerversammlung Mitgliederbefragung Serie Junge Ärzte Koalitionsvertrag — auf die Durchschnittsnote „Ausreichend“ Erwartungen beeinflussen Umsetzung kommt es an für die Gesundheitspolitik den Behandlungserfolg
2 Inhalt Inhalt Themen dieser Ausgabe TITELTHEMA 8 Kammerversammlung Ampel legt ihre Pläne vor: großes Programm, viele Erwartungen 13 Kammerversammlung Koalitionsvertrag: Auf die Umsetzung kommt es an KAMMER AKTIV 17 Durchschnittsnote „Ausreichend“ Westfälisch-lippische Ärztinnen und Ärzte bewerteten Gesund- heitspolitik in Bund und Land 18 Realistischer Blick auf die Zukunft des Gesundheitswesens ÄKWL-Umfrage: Gute Patientenversorgung braucht mehr als nur einen „ausreichenden“ Rahmen 20 Erwartungen beeinflussen den Behandlungserfolg Serie Junge Ärzte 22 Gute Noten für die MFA-Ausbildung Befragung der Ärztekammer zur Ausbildungszufriedenheit 23 Lieber Präsenz als Online-Unterricht MFA-Ausbildung in Zeiten der Pandemie VARIA 24 „Nach dem Öffnen der Tür gelangte man in eine andere Welt“ Spenden aus Westfalen verbessern chirurgische Arbeit in Krivoy Rog INFO 4 Info aktuell 25 Persönliches 28 Ankündigungen der Akademie für medizinische Fortbildung der ÄKWL und der KVWL 62 Bekanntmachungen der ÄKWL 65 Impressum 01|22 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Editorial 3 Ausnahmezustand im dritten Jahr Dr. Hans-Albert Gehle (r.), Präsident, und Dr. Klaus Rein- Pandemie bestimmt das Gesundheitswesen — hardt, Vizepräsident doch es gibt 2022 noch weitere wichtige Themen der ÄKWL A uf dieses Dejà-vu-Erlebnis hätten wir gern verzichtet: Ein weiteres Jahr ist von der Corona-Pandemie bestimmt wor- den, noch immer ist die Zahl der Infektionen trotz Impfkampagne Ein Grundproblem künftiger medizinischer Versorgung im Land ist der Mangel an Ärztinnen und Ärzten, mitverursacht durch die zu geringe Zahl von Studienplätzen in der Humanmedizin. Dies hoch, einmal mehr arbeiten die Intensivstationen der Kliniken im zu ändern, hat das Land NRW, z. B. mit der neuen Medizinischen Land am Anschlag. 2022 wird bereits das dritte Corona-Jahr und Fakultät Ostwestfalen-Lippe, bereits wichtige Schritte getan. bringt mit der Omikron-Variante des Virus ein neues Kapitel der Doch die Aufgabe bleibt: Hier muss noch mehr unternommen Pandemie. Ärztinnen und Ärzte und mit ihnen die Teams in den werden! Praxen und auf den Klinikstationen gehen in ein weiteres Jahr des Ausnahmezustands in Gesellschaft und Gesundheitswesen. Ein wichtiges Projekt, das über viele Jahre in der Patientenver- sorgung wirksam sein wird, ist die neue Krankenhausplanung, Mit Applaus vom Balkon ist es im dritten Pandemiejahr längst die in Nordrhein-Westfalen immer konkreter wird. Das Ende der nicht mehr getan: Das Gesundheitswesen und die Menschen, die Legislaturperiode ist in Sicht, im Mai stehen Landtagswahlen ins in ihm arbeiten, müssen dringend Entlastung erfahren. Alte und Haus: Die Ärzteschaft erwartet nicht nur, dass ein Krankenhaus- neue Bundesregierung und auch die Landesregierung in Düssel- plan aufgestellt wird, sondern auch, dass eine künftige Landesre- dorf haben vieles angekündigt, was die Patientenversorgung gierung alles unternimmt, Hindernisse für die Weiterentwicklung verbessern helfen kann. Absichtserklärungen und Projekte gibt es der stationären Versorgung aus dem Weg zu räumen. genug — doch nun muss auch geliefert werden. Als das Coronavirus 2020 seinen Zug um die Welt antrat, war Ein Beispiel: Bereits Anfang 2020 forderte die Kammerver- schon sehr bald klar, dass die Bewältigung der Pandemie eher sammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe, die Strukturen ein Marathon als ein Sprint werden würde. Ärztinnen und Ärzte des Infektionsschutzes in Nordrhein-Westfalen neu aufzustellen. haben nicht gezögert, den Kampf gegen die Pandemie aufzu- Auch die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, gerade nehmen. Ob in Klinik oder Praxis oder als Freiwillige: Sehr viele im Personalbereich, gehört seit Langem — schon viel zu lange! — Kolleginnen und Kollegen engagieren sich seither ohne jeden zu den Forderungen der Ärzteschaft. Doch es geht nur langsam Vorbehalt und wie selbstverständlich weit über das normale voran, nur wenig passiert, um in diesem Bereich die dringend Maß ihrer Arbeit hinaus und gehen ein ums andere Mal an ihre benötigte Entlastung zu schaffen. Grenzen. Dafür gebührt ihnen Dank und höchste Anerkennung! Und obwohl schon ein ganzes Stück Strecke hinter uns liegt, ist Die noch von der letzten Bundesregierung geplante umfassende die Ziellinie noch immer nicht in Sicht. Um die vor uns liegen- Reform der Notfallversorgung fiel den Ereignissen der Pandemie den Aufgaben anzugehen, braucht es weiterhin viel Ausdauer, zum Opfer. Doch auch hier muss in absehbarer Zeit geliefert Kraft, Mut und Zuversicht — all dies wünschen wir Ihnen, liebe werden — und zwar nicht, indem die funktionierende regionale Kolleginnen und Kollegen, für 2022 von ganzem Herzen! Versorgungsstruktur in Westfalen-Lippe mit ihren bestens einge- führten Portalpraxen durch ein untaugliches System Integrierter Notfallzentren ersetzt wird. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 01|22
4 Info aktuell AUSSCHREIBUNG Lohfert-Preis 2022 Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE DIN EN ISO 9001 Gemeinsam für mehr Gesundheit: Mo- im Gesundheitswesen verbessern. Ge- delle und Technologien zur Verbesse- sucht werden Best-Practice-Projekte, die rung der Erreichbarkeit, Aufklärung und bereits in der Versorgung implementiert Beteiligung in der gesundheitlichen sind und deren Nutzen wissenschaftlich ©Andres Rodriguez, vege — fotolia.com; Espendiller + Gnegel Versorgung — so lautet das Ausschrei- evaluiert wurde. Das Konzept soll grund- bungsthema für den Lohfert-Preis 2022. legend neue Ansätze und patientenori- Schirmherrin des mit 20 000 Euro dotier- entierte, qualitätsverbessernde Impulse ten Förderpreises ist erneut Dr. Regina beinhalten. Entsprechende Projekte, Klakow-Franck, Fachärztin für Gynäko- die einen Beitrag zur Bewältigung der 1 logie und stellvertretende Leiterin des Coronakrise leisten, sind ausdrücklich O 900 IQTIG (Institut für Qualitätssicherung erwünscht, jedoch keine Vorausset- DIN IS M KPQ tren und Transparenz im Gesundheitswesen). zung. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum talzen 28. Februar 2022. Bewerbungen werden Perina Der Lohfert-Preis prämiert auch im Jahr ausschließlich über das Online-Bewer- Die Zertifizierungsstelle 2022 praxiserprobte und nachhaltige bungsformular unter www.christophloh- der Ärztekammer Westfalen-Lippe Konzepte, die nachweislich die Kommu- fert-stiftung.de angenommen. für das Gesundheitswesen nikations- und Organisationsstrukturen Tel. 0251 929-2601| info@aekzert.de HAUSÄRZTLICHES FORSCHUNGSPRAXENNETZ NRW LÄDT ZUR MITARBEIT EIN Forschung in der Praxis für die Praxis HAFO.NRW ist ein Verbundprojekt der schung in der Allgemeinmedizin gestärkt Rheinische Friedrich-Wilhelms-Univer- universitären und niedergelassenen All- und damit die Versorgung der Patientinnen sität Bonn, Institut für Hausarztmedizin: gemeinmedizin in Nordrhein-Westfalen. und Patienten im hausärztlichen Sektor ver- Herr Thiem, hafo@ukbonn.de, Telefon: 0228 Koordiniert durch die Verbundleitung in bessert wird. 28711156 Düsseldorf forschen die Standorte Aachen, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln, Deutschlandweit befinden sich derzeit sechs Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Münster und Witten/Herdecke gemeinsam Forschungspraxennetze in enger Kooperati- Institut für Allgemeinmedizin: Susanne Lö- mit den Hausärztinnen und Hausärzten on mit der Initiative Deutscher Forschungs- scher, hafo@med.uni-duesseldorf.de, Tele- sowie Medizinischen Fachangestellten der praxennetze (DESAM-ForNet) im Aufbau. fon: 0211 81 08169 Region. HAFO.NRW qualifiziert die Praxis- Gefördert wird die Initiative vom Bundes- teams und etabliert praxisrelevante Versor- ministerium für Bildung und Forschung. Universität Duisburg-Essen, Institut für gungsforschung in einem überregionalen Allgemeinmedizin: Julia Drexler, hafo.allge- Forschungspraxennetz. Zur Teilnahme sind alle hausärztlich tätigen meinmedizin@uk-essen.de, Telefon: 0201 Praxen in Nordrhein-Westfalen aufgerufen, 723 8038 Erklärte Ziele von HAFO.NRW sind, haus- die Interesse an Forschung haben und das ärztliche Forschungsfragen zu diskutie- Fach Allgemeinmedizin stärken möchten. Universität zu Köln, Schwerpunkt Allge- ren, Forschungsthemen im Praxisalltag zu Weitere Informationen gibt es unter www. meinmedizin: Larisa Pilic, larisa.pilic@uk- fokussieren, die Versorgungsforschung zu hafo.nrw. koeln.de, Telefon: 0221 478 32161 stärken und dem Fach Allgemeinmedizin in Aus-, Fort- und Weiterbildung noch mehr Ansprechpartner sind: Westfälische Wilhelms-Universität Gewicht zu verleihen. Münster, Centrum für Allgemeinmedizin: RWTH Aachen, Lehrgebiet Allgemeinmedi- Elena Hohmann, hafo.nrw@uni-muenster. Etwa 90 Prozent der medizinischen Versor- zin: Friederike Frank, ffrank@ukaachen.de, de, Telefon: 0251 83 56999 gung finden im niedergelassenen Bereich Telefon: 0241 80 88 935 statt, davon ein Großteil in Hausarztpraxen. Universität Witten/Herdecke, Institut für Der nachhaltige Aufbau des Forschungspra- Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin und ambulante Gesund- xennetzes wird solide Forschung mit hoher Allgemeinmedizin: Kathrin Schlößler, hafo- heitsversorgung: Dr. Judith Tillmann, judith. methodischer Qualität in diesem wichtigen allgemeinmedizin@rub.de, Telefon: 0234 tillmann@uni-wh.de, Telefon: 02302 926 Sektor möglich machen, sodass die For- 3227061 7864 01|22 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Info aktuell 5 AUSSTELLUNG IN DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE Farbe verstärkt Lebendigkeit — Malerei von Dr. Florian Paelz „Kunst: Morphologie menschlicher Emp- der Malerei an der Kunstaka- findungen“, fasst Dr. Florian Paelz, Maler demie in München bei Raimer und Facharzt für Anästhesiologie im Ru- Jochims. Als sein Professor die hestand aus Unna, sein Verständnis vom Kunstakademie verließ, wandte kreativen Schaffensprozess zusammen. Ab sich Paelz der Medizin zu. „Ich dem 21. Januar zeigt er eine Auswahl seiner brauchte etwas Handfestes, Werke in der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Greifbares, etwas, das mich ganz beanspruchte und mich Fantasievoll wirken die Bilder von Dr. Paelz, festhielt und woran ich mich dennoch haben sie ihren Ursprung in der festhalten konnte“, begründet Realität des Künstlers und sind kreativer er seinen damaligen Entschluss. Ausdruck die- Seine positive, ser Wirklichkeit. lebensbejahende Ob „Schirmherren“ (Foto oben) oder „Heimat“: Die Themen von Dr. Dr. Florian Paelz Grundstimmung Florian Paelz‘ Bildern sind so vielseitig wie seine Biografie — und wurde 1947 in voller Energie haben ihren Ursprung in der Realität des Künstlers. Fotos: privat Shanghai als und Bereitschaft, Sohn des deut- Verantwortung zu überneh- in Erstaufnahmeeinrichtungen. Die Coro- schen Geschäfts- men, strahlte er beruflich na-Pandemie, in der er aktiv als Impfarzt manns Paul Paelz auch in leitender Funktion mitwirkt, verarbeitet er in seinen jüngsten und seiner chine- als Chefarzt in seinem Fach- Werken — so beinhaltet „Schirmherren“ sischen Ehefrau gebiet auf seine Mitarbeiter eine kritische Auseinandersetzung mit der Ming-Yuen gebo- und das Krankenhausumfeld Corona-Politik. Die dominierende Rolle der ren. Als Fünfjäh- aus. 2012 ging er in den Ru- Farben, die auch die Werke seines früheren riger kam er nach hestand und widmete sich Lehrers Raimer Jochims kennzeichnet, findet der Ausweisung erneut der Malerei. man sowohl in seinen Öl- wie auch Acryl- seines Vaters nach bildern wieder und gerade dieser Einsatz von Deutschland und Die Themen seiner Bilder sind Farbe verstärkt ihre Lebendigkeit. verbrachte nach dabei so vielseitig wie seine dessen Tod 1953 Biografie. Die subjektiven Die Ausstellung ist vom 21. Januar 2022 bis seine Kindheit im Kinderheim St. Mauritz in Eindrücke und Erlebnisse, die Dr. Florian zum 28. Februar 2022 in der Gartenstraße Münster. Nach Handelsschule und Ausbil- Paelz in ihnen kreativ verarbeitet, reichen von 210 — 214, 48147 Münster, montags bis don- dung zum Großhandelskaufmann sowie zur inspirierenden Abenden als junger Kunststu- nerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von Gastronomiefachkraft holte er das Abitur am dent am Fuße des florentinischen Arno bis 8 bis 13.30 Uhr geöffnet. Weitere Informa- Abendgymnasium in Köln nach und begann hin zu bedrückenden Erfahrungen bei der tionen zu Künstler und Werke gibt es unter schließlich in den 70er Jahren ein Studium medizinischen Versorgung von Flüchtlingen www.paelz.de. WUNSCHZETTEL-AKTION DER haus in Münster ein Tannenbaum mit ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE: Wunschzetteln, diesmal von Frauen, die Kurz vor Weihnachten übergaben in den Einrichtungen des SkF Münster be- (v. l. n. r.) Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident, treut und begleitet werden, geschmückt. und Dr. Michael Schwarzenau, Hauptge- Innerhalb weniger Tage fanden alle Zettel schäftsführer der Ärztekammer Westfa- ihren Weg zu Mitarbeiterinnen und Mit- len-Lippe, im Namen der Ärztekammer- arbeitern der Ärztekammer, die Geschenke Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter rund besorgten und liebevoll verpackten. „Sie 60 Päckchen und Pakete an Marion Böing machen damit den Frauen unserer Ein- (Fachbereichsleitung Wohnungslosenhil- richtungen eine große Freude“, bedank- fe) und Sandra Bracht (Fachbereichshilfe ten sich Marion Böing und Sandra Bracht bei Häuslicher Gewalt) vom Sozialdienst schon bei der Übergabe der Weihnachts- katholischer Frauen Münster (SkF). Auch päckchen im Ärztehaus im Namen der im vergangenen Jahr wurde im Ärzte- Empfängerinnen. Foto: nie WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 01|22
6 Persönliches NEUE KURZINFORMATION Posttraumatische Belastungsstörung Sprechstunde Die Demenzbeauftragte der Ärztekam- Schlimme Ereignisse können die Seele be- das Geschehene zu verarbeiten, empfehlen mer Westfalen-Lippe, Stefanie Ober- lasten und eine Posttraumatische Belas- Fachleute vor allem eine sogenannte Trau- feld, steht Ärztinnen und Ärzten im tungsstörung (PTBS) nach sich ziehen. Das mafokussierte Psychotherapie. Rahmen einer wöchentlichen Telefon Ärztliche Zentrum für Qualität in der Me- sprechstunde jeweils mittwochs von 12 dizin (ÄZQ) hat eine neue Kurzinformation Die neue Kurzinformation erläutert die bis 13 Uhr unter Tel. 0251 5202-27610 zu Anzeichen, Diagnostik und Behandlung Ursachen und typische Anzeichen. Außer- als Ansprechpartnerin zum Thema De- einer Posttraumatischen Belastungsstörung dem erfahren Interessierte, welche Unter- menz zur Verfügung. veröffentlicht. suchungs- und Behandlungsmöglichkeiten Fachleute aufgrund aktueller wissenschaft- Eine PTBS kann das Leben von Betroffenen licher Erkenntnisse bei einer PTBS empfeh- sehr beeinträchtigen: Sie erleben in Gedan- len. Ärztinnen und Ärzte aus Praxen und ARZNEIMITTELRISIKEN ken und Träumen das Grauen immer wieder. Kliniken können die Kurzinformation unter Rote Hand aktuell Menschen mit einer PTBS ziehen sich zu- www.patienten-information.de kostenlos rück, vermeiden Erinnerungen, sind gereizt ausdrucken, auslegen sowie an Betroffene Mit „Rote-Hand-Briefen“ informieren und in ständiger Alarmbereitschaft. Um oder Interessierte weitergeben. pharmazeutische Unternehmen über neu erkannte, bedeutende Arzneimittel- ZERTIFIZIERUNG risiken und Maßnahmen zu ihrer Minde- rung. Einen Überblick über aktuelle Ro- te-Hand-Briefe bietet die Homepage der Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E • Zertifizierung nach DIN EN ISO Arzneimittelkommission der Deutschen DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE 9001 im Gesundheitswesen Ärzteschaft. Unter http://www.akdae.de/ DIN EN ISO 9001 Arzneimittelsicherheit/RHB/index.html • Zertifizierung nach dem KPQM- sind aktuell neu ein- gestellt: System der KVWL • Rote-Hand-Brief Im Monat November haben folgende Kli- niken/Praxen ein erfolgreiches Audit ab- zu Donepezil: • Zertifizierung von Perinatalzentren QTc-Intervall- solviert: Level I und II nach G-BA-Richtlinie verlängerung und Re-Zertifizierungsaudit Brustzentren Torsade de Pointes • Zertifizierung der NRW- (Zulassungsinhaber Vor-Ort-Audit Brustzentren Donepezil-haltiger Arzneimittel Aachen Stadt 04.+04.11.2021 - Uniklinik Aachen vom 13.12.2021) • Zertifizierung von Kooperations - Luisenhospital Aachen praxen der NRW-Brustzentren Bonn15.+16.11.2021 - St. Marien-Hospital MÜNSTER - Uniklinik Bonn Mülheim/Oberhausen15.+16.11.2021 Wuppertal24.11.2021 - Evangelisches Krankenhaus Mülheim - Helios Klinikum Wuppertal Besuchszeiten - Evangelisches Krankenhaus Oberhausen Paderborn29.11.2021 - Frauenklinik St. Louise geändert Überwachungsaudit Brustzentren Coronabedingt schränkt das Veteri- Euregio Brustzentrum Rezertifizierungsaudit Perinatalzentren när- und Gesundheitsamt Münster, Eschweiler10.11.2021 Christophorus-Kliniken GmbH, Stühmerweg 8, 48147 Münster, bis auf - St. Antonius-Hospital Coesfeld24.11.2021 Weiteres die mögliche Besuchszeit für Verbraucher zur amtlichen Bestätigung Informationen zu den Zertifizierungsverfahren gibt die Zertifizierungsstelle der Ärztekammer Westfalen-Lippe: von Bescheinigungen nach Schengener Abkommen oder nach INCB für die Mit- nahme von Betäubungsmitteln ins Aus- i Dr. Andrea Gilles, Tel. 0251 929-2982 land ein. Besuche sind dann mittwochs Dr. Hans-Joachim Bücker-Nott, Tel. 0251 929-2980 von 8.30 bis 11.30 Uhr möglich (Zi. 121, Brustzentren: Jutta Beckemeyer, Tel. 0251 929-2981 Tel. 0251 492-5341/-5371). Der bisherige Perinatalzentren: Uta Wanner, Tel. 0251 929-2983 Termin montags von 12 bis 13 Uhr ent- DIN 9001/KPQM: Wiebke Wagener, Tel. 0251 929-2981 fällt ab dem 10.01.2022. 01|22 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Info aktuell 7 BZGA UND DKFZ INFORMIEREN ZU WOHNORTNAHEN ENTWÖHNUNGSPROGRAMMEN Rauchfrei ins neue Jahr Rauchfrei ins neue Jahr zu starten ist für Mail und persönlichen viele Raucherinnen und Raucher ein wich- Rauchfrei-Lotsinnen tiger Vorsatz zum Jahreswechsel. Die Bun- und Lotsen unter www. deszentrale für gesundheitliche Aufklärung rauchfrei-info.de (BZgA) und das Deutsche Krebsforschungs- zentrum (DKFZ) unterstützen Aufhörwillige • Telefonische Beratung mit ihrer Datenbank zur Tabakentwöhnung. zur Rauchentwöhnung Unter www.anbieter-raucherberatung.de unter der kostenlo- finden sie für den Rauchstopp-Vorsatz zum sen Rufnummer 0800 Jahreswechsel Kontakte zu Entwöhnungs- 8313131 täglich er- programmen in Wohnortnähe, die von qua- reichbar, montags bis lifizierten Expertinnen und Experten durch- donnerstags von 10 bis geführt werden. 22 Uhr und freitags bis sonntags von 10 bis 18 Wer sich das Rauchen abgewöhnen möchte, Uhr Rauchfrei ins neue Jahr: BZgA und DKFZ motivieren zum Rauchstopp und infor- kann außerdem auf zahlreiche kostenfreie mieren zu wohnortnahen Entwöhnungsprogrammen. Foto: buenaventura13 — stock.adobe.com und qualitätsgesicherte Unterstützungs- • START-Paket zum angebote der BZgA zurückgreifen, die den Nichtrauchen mit der „Ausstieg“ erleichtern: Broschüre „Ja, ich werde rauchfrei“, einem Das DKFZ und die BZgA beteiligen sich „Kalender für die ersten 100 Tage“, einem mit ihren Rauchstopp-Angeboten an der • Online-Ausstiegsprogramm: Infos und Stressball und anderen hilfreichen kosten- Bundesinitiative „Rauchfrei leben — Deine Tipps zum Thema Rauchen/Nichtrauchen mit losen Materialien. Bestellung per E-Mail Chance“. Weitere Informationen unter www. Forum, Chat, unterstützender täglicher E- unter: bestellung@bzga.de nutzedeinechance.de VERSORGUNGSATLAS ÜBERARBEITET Zi-Studie zur Versorgung Information zum onkologischer Erkrankungen Morbus Osler Von den insgesamt 61,5 Millionen gesetz- Männer sind von den meisten geschlechts- Morbus Osler ist eine seltene, erbliche lich Krankenversicherten ab 15 Jahren unabhängigen Krebsarten häufiger betrof- Erkrankung, die oft auch als hereditäre hatten 2019 knapp 3,32 Millionen Men- fen als Frauen. Zwischen den Krebsarten hämorrhagische Teleangiektasie (kurz: schen mindestens in zwei Quartalen eine sind allerdings substanzielle Unterschiede HHT) bezeichnet wird. Nach Schätzun- als gesichert dokumentierte Krebsdiagnose. im Ausmaß des Geschlechterverhältnisses gen ist etwa einer von 5000 Menschen Das entspricht einer altersstandardisierten zu erkennen: Während der Unterschied daran erkrankt. Die neu überarbeitete Diagnoseprävalenz von 5,2 Prozent für alle beim malignen Melanom 2019 nur sehr ge- Kurzinformation des Ärztlichen Zent- Krebserkrankungen ohne den hellen Haut- ring war, fiel das Prävalenzverhältnis beim rums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) krebs. 2010 lag diese noch bei 4,1 Prozent. Harnblasenkrebs deutlich zuungunsten der bietet Betroffenen und ihren Angehöri- Vor allem ältere Menschen erkranken an Männer aus. Weitaus mehr Frauen leiden gen ausführliche Informationen über die Krebs. Die altersspezifische Diagnosepräva- demgegenüber an Schilddrüsenkrebs. verschiedenen Behandlungsmöglichkei- lenz für alle untersuchten Krebserkrankun- ten und zum eigenständigen Umgang gen steigt bis zur Altersgruppe der 80- bis Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktu- mit der Erkrankung. 84-Jährigen an (15 bis 19 Jahre: 0,2 Prozent, ellen Versorgungsatlas-Studie des Zentral- 80 bis 84 Jahre: 16,6 Prozent im Jahr 2019). instituts für die kassenärztliche Versorgung Die Kurzinformation steht unter www. Diese Verteilung über alle Altersgruppen (Zi) zur vertragsärztlichen und -psychothe- patienten-information.de zum kosten- hinweg ist bei fast allen Krebsarten zu be- rapeutischen onkologischen Versorgung in losen Download, Ausdrucken und Ver- obachten. Ausnahmen bilden Hoden-, Ge- Deutschland. Es handelt sich um die bisher teilen bereit. bärmutterhals- und Schilddrüsenkrebs. Hier umfangreichste krankenkassenübergreifen- wird jeweils der Altersgipfel bereits deutlich de Bestandsaufnahme der onkologischen früher erreicht. Versorgung in der ambulanten Versorgung. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 01|22
8 Persönliches Ampel legt ihre Pläne vor: großes Programm, viele Erwartungen 01|22 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Info aktuell 9 Herbstsitzung der Kammerversammlung Welchen Kurs nimmt das Gesundheitswesen? Bei der Herbstsitzung der Kammerversammlung dis- kutierten die Delegierten nicht nur die kurz zuvor vorgestellten Pläne der Berliner Ampelkoalition aus ärztlicher Sicht. Als Gast im Parlament der westfälisch-lippischen Ärzteschaft skizzierte Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest, einen Ausblick auf das Gesundheitswesen der Zukunft. Seine Erwartung: Die medizinische Versorgung wird vernetzter und digitaler, sie wird interprofessioneller und kooperativer, integrierter und nicht zuletzt auch regionaler als heute sein. von Klaus Dercks, ÄKWL Rettungsdienstes aufgeben würde. Dass In- tegrierte Leitstellen die besuchende ärztliche V ernetzt“ und „digital“ gehören dabei nach Ansicht von Tom Ackermann vor allem mit Blick auf den Nutzen neuer Technologien für Notfallversorgung und den Rettungsdienst in einer Hand koordinieren, werde allgemein als notwendig angesehen. „Da ist in NRW ja be- Patientinnen und Patienten zusammen. So sei reits einiges passiert, man kann in eine Regel- beispielsweise bei telemedizinischen Ange- versorgung einsteigen.“ boten längst ein hoher Reifegrad der Anwen- dungen erreicht worden, ihre Einführung in die Ein großes Thema der nächsten Jahre sei die Regelversorgung sei ebenso zu begrüßen wie von den Koalitionsparteien angekündigte die Aufnahme telenotärztlicher Versorgung. Strukturreform im Krankenhausbereich — in Auch den weiteren Ausbau der elektronischen NRW werde überdies ohnehin bereits seit Patientenakte begrüßte der AOK-Vorstands- zwei Jahren an einer neuen Krankenhauspla- vorsitzende ausdrücklich, räumte jedoch ein: nung gearbeitet, die auf eine bedarfsgerechte, „Was im Moment in der Akte enthalten ist, ist qualitativ hochwertige Versorgung in einem noch nicht versorgungsgestaltend.“ Datenver- gestuften Angebot ziele. Doch auch die Ver- fügbarkeit und die Bereitstellung von Daten gütungssysteme für die stationäre Versorgung würden allerdings in Zukunft eine immer grö- müssten weiterentwickelt und Fehlanreize ab- ßere Rolle spielen. gebaut werden. Regionale Akteure stärken Für Krankenhäuser bleibt nichts übrig Zur Zukunft eines integrierten Gesundheits- wesens mit sektorenunabhängiger Versorgung „Was wir derzeit erleben, kostet wahnsinnig gehört eine sektorenübergreifende Planung: viel Geld“, meinte der AOK-Vorstandsvorsit- Neue Strukturen in der Versorgungsplanung, zende. Bei den Krankenkassen machten sich erwartete Ackermann, werden die Hand- unter anderem die Leistungsgesetze der ver- lungsfähigkeit der regionalen Akteure stär- gangenen Jahre auf der Ausgabenseite be- ken. Krankenhäusern werde die Tür geöffnet merkbar. „Wir kommen nicht hin, zusätzliche für spezialisierte fachärztliche Versorgung im Leistungen müssen finanziert werden.“ Doch ambulanten Bereich. auch bei den Bundesländern herrscht Ebbe. „Da bleibt nichts übrig für die Finanzierung Dass die Regelungen für Rettungsdienst und von Krankenhausbauten. Die Länder werden Rettungswesen nach Vorstellung der Berliner die jetzige Höhe der Investitionen nicht hal- Koalitionäre in einem eigenen Bereich des ten können.“ SGB V zusammengeführt werden sollen, wer- de noch für Spannung sorgen, kündigte Tom „Kooperation“ gehört zu den zentralen Be- Ackermann an. Die Organisation des Rettungs- griffen des Gesundheitswesens der Zukunft. dienstes sei ein „extrem föderaler Prozess“ in „Das meint vor allem interprofessionelle Zu- der kommunalen Selbstverwaltung. Es sei sammenarbeit“, erläuterte Ackermann. Er gehe kaum zu erwarten, dass ein Oberbürgermeis- davon aus, dass in den nächsten zehn bis 15 ter seine Autonomie für die Ausstattung des Jahren ein politischer Komment darüber erzielt WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 01|22
10 Titelthema Verantwortung in der Patientenversorgung übernehmen könnten. „Das ist aber ein lan- ger Weg, dazu braucht es erst einmal eine grundständige Ausbildung, um eigenständig im Rahmen von Delegation oder Substituti- on Aufgaben auszuüben.“ Dazu gehöre dann allerdings, ergänzte Tom Ackermann, auch die Verantwortung für Qualität und Wirt- schaftlichkeit der erbrachten Leistungen. „Sie werden als Mediziner immer die Chance haben, am Steuer zu sitzen“, war Ackermann sicher. Die zentrale Rolle der Steuerung im Versorgungsgeschehen sei bis auf Weiteres eine Option für Ärztinnen und Ärzte. „Nut- zen Sie diese Chance!“ Gern würden die Gesetzlichen Krankenkassen Ideen für Ko- operationen gemeinsam mit der Ärzteschaft entwickeln, lud der AOK-Vorsitzende ein. ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle (l.) begrüßte als Gast bei der Herbstsitzung der Kammerversammlung den Vorstandsvorsitzenden der AOK Nordwest, Tom Ackermann. Fotos: kd „Das Programm ist groß genug“ werde, knappe ärztliche Leistungen über bildes „Public Health Nurse“ vorgesehen. Delegation und auch substitutive Elemente Gemeindeschwestern und Gesundheits- Die Berliner Ampel plane strukturelle Schrit- mit Unterstützung anderer Berufsgruppen lotsen erweiterten künftig das Angebot an te zur Überwindung der Sektorengrenzen, neu aufzuteilen. So sei im Berliner Koali- ambulanten Leistungen. Der AOK-Vorsitzen- die Vernetzung, Integration und Koopera- tionsvertag die Einführung eines Berufs- de bekräftigte, dass Pflegefachkräfte mehr tion im Gesundheitswesen stärkten, zog Tom Ackermann ein erstes Fazit der Ko- alitionsvereinbarungen. „Das Programm ist groß genug, das sind dicke Bretter.“ Pläne NACHWUCHSFÖRDERUNG VERGESSEN? zur Aufhebung der Budgets im hausärztli- Kammerversammlung fordert chen Bereich sah der AOK-Vorsitzende nicht überraschend kritisch, Reformpläne für den 3000 neue Medizin-Studienplätze Krankenhausbereich und Vergütungsrefor- men seien hingegen gut — „aber wir wissen, dass sich so etwas gut auf die lange Bank Die Kammerversammlung der Ärztekam- tinnen und Ärzte in ihren Herkunftslän- schieben lässt. Es braucht einfach seine mer Westfalen-Lippe (ÄKWL) fordert die dern. Das kann so nicht gewollt sein.“ Zeit.“ Uneingeschränkte Zustimmung signa- neue Regierungskoalition auf, mindestens lisierte Ackermann für die Koalitionspläne 3000 neue Studienplätze im Fach Human- Die Kammerversammlung verweist darauf, zur Stärkung regionaler Gestaltungsmög- medizin zu schaffen und zu betreiben. Die dass auch die medizinischen Fachgesell- lichkeiten. „Da sehen wir einige Optionen.“ verfasste Ärzteschaft müsse mit Verwun- schaften seit Jahren forderten, die Anzahl derung feststellen, dass im Koalitionsver- der Medizinstudienplätze in Deutschland Vorstellungen zur Versorgung trag der „Ampelkoalition“ dieser Schritt zu erhöhen. Nur so sei vor dem Hinter- der Zukunft konkretisieren offensichtlich vergessen wurde, so die ein- grund der demographischen Entwicklung stimmige Kritik des westfälisch-lippischen eine Sicherstellung der Patientenversor- „Es ist ärztliche Aufgabe zu konkretisieren, Ärzteparlamentes. Anders sei es nicht zu gung noch denkbar. An Interessentinnen wie wir uns die medizinische Versorgung der erklären, warum dieses für die Sicherstel- und Interessenten für diese Plätze mangele Zukunft vorstellen“, forderte Ärztekammer- lung der medizinischen Versorgung der Be- es nicht. präsident Dr. Hans-Albert Gehle — in der völkerung so entscheidende Thema keine Diskussion mit dem AOK-Vorsitzenden wur- Berücksichtigung findet. Zuletzt hatte der 125. Deutsche Ärzte- den neben Gemeinsamkeiten auch rasch un- tag im vergangenen Jahr in Berlin noch terschiedliche Positionen und Kritik an den Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle: vor dem Abschluss der Koalitionsverhand- Plänen der neuen Regierungskoalition deut- „Schon heute müssen wir Kolleginnen und lungen bundesweit eine Ausweitung der lich. Strukturen für die interprofessionelle Kollegen aus anderen Ländern abwerben, Studienplätze um über zehn Prozent ge- Zusammenarbeit gebe es bereits, ging Lars um die Behandlung hier aufrechterhalten fordert, um dem demographischen Wandel Rettstadt (Fraktion Die Hausarztliste) auf die zu können. Und trotzdem bleiben Stellen und den sich damit überdeutlich abzeich- Zukunftsskizze von Tom Ackermann ein. „Es unbesetzt. Gleichzeitig fehlen diese Ärz- nenden Problemen gerecht zu werden. gibt längst die Delegation von Aufgaben an EVAs und VERAHs. Aber deren Versorgungs- 01|22 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Titelthema 11 auftrag muss definiert werden.“ „Delegation geschränkte Senioren hät- und Substitution werden im Krankenhaus ten dann womöglich gar längst gelebt“, fand auch Prof. Dr. Markus keine andere Chance auf Flesch (Fraktion Arzt in Klinik und Praxis). medizinische Versorgung. „Aber Physician Assistants ersetzen nicht „Doch Altersmedizin ist die Ärztinnen und Ärzte, die wir brauchen.“ komplex.“ Es gebe Grün- de, warum Ärztinnen und Immer wieder drehte sich die Diskussion in Ärzte Dinge so tun, wie sie der Kammerversammlung um den Mangel sie tun – „bei einer Subs- an Ärztinnen und Ärzten und vor allem Me- titution ärztlicher Tätig- dizinstudienplätzen. „Es ist nicht gut, dass keit wird sich die Qualität die Krankenkassen den Arzt light präferie- verändern.“ Alle Aufgaben ren“, kritisierte Dr. Thomas Gehrke (Fraktion einer „Community Health Arzt in Klinik und Praxis). Der Mangel an Nurse“ würden vom Team Finanzausschuss-Vorsitzender Prof. Dr. Peter Czeschinski erläuterte Jahres- Ärztinnen und Ärzten insbesondere im länd- der hausärztlichen Praxis rechnung und Haushaltsentwurf der Ärztekammer. lichen Raum habe nicht nur mit den Stu- abgedeckt, war auch Peter dienplatz-Kapazitäten zu tun, sondern vor Schumpich (Fraktion Die allem mit der Attraktivität unterversorgter Hausarztliste) überzeugt. Der Allgemeinme- die Revision der Ärztekammer erneut eine Regionen für Mediziner betonte hingegen diziner fragte: „Warum neue Gesundheits- „ordentliche und sparsame Haushaltsfüh- Tom Ackermann. Da würden auch höhere berufe schaffen, wenn es einen Mangel an rung“ bestätigt, berichtete Prof. Czeschinski, Prämien für den Start in die Niederlassung vorhandenen Berufen gibt?“ bevor er Einzelheiten des Haushaltsplanes nichts ausrichten. „Wer heute in ein unter- für 2022 mit einem Volumen von fast 40 versorgtes Gebiet geht, hat eines ganz be- Haushaltsplan für 2022 Mio. Euro erläuterte. Die Kammerversamm- stimmt nicht: ein ökonomisches Problem.“ verabschiedet lung stimmte dem Haushaltsplan zu. Zweifel an der Traditionell stehen die Jahresrechnung für „Beistand für Sterbende“: „Community Health Nurse“ das vorangegangene und der Haushalts- Berufsordnung geändert entwurf für das kommende Jahr auf der Ein „Hausarzt light“-Modell befürchte- Tagesordnung der Kammerversammlung im Mit einer Änderung der Berufsordnung te Stefanie Oberfeld (Fraktion Marburger Herbst. Auch diesmal stellte Prof. Dr. Peter der Ärztekammer Westfalen-Lippe zog die Bund) angesichts der Berliner Ampel-Plä- Czeschinski als Vorsitzender des ÄKWL-Fi- Kammerversammlung die Konsequenzen ne zur Einführung des neuen Berufsbildes nanzausschusses den Delegierten das um- aus dem Urteil des Bundesverfassungsge- „Community Health Nurse“. Mobilitätsein- fangreiche Zahlenwerk vor. Für 2020 habe richts zum § 217 StGB. Zwar sei das ärzt- VERBÜNDE BILDEN UND SICHERN Ambulante psychiatrische Versorgung stärken Die Kammerversammlung der Ärztekam- chotherapeutische Versorgung verbesse- Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle: mer Westfalen-Lippe setzt sich für eine rungswürdig erscheine, die psychiatrische „Ebenso ist nicht nur die psychotherapeu- dringend erforderliche Verbesserung und Versorgung dagegen werde nur noch in tische, sondern sogar noch dringlicher die Stärkung der ambulanten psychiatrischen Richtung der Notfall- und Krisenbehand- psychiatrische Versorgung insbesondere für Versorgung ein. Die ambulanten Strukturen lung wahrgenommen. Dabei würden die Patienten mit schweren und komplexen Er- der psychiatrischen Versorgung seien auf- weitaus meisten Patienten mit psychi- krankungen und der Zugang zu ambulanten grund des Ausscheidens älterer Kollegen schen Erkrankungen von den Haus- und Komplexleistungen sicherzustellen.“ und Kolleginnen und des ärztlichen Nach- Fachärzten behandelt. Eine Vielzahl der wuchsmangels zunehmend ausgedünnt. psychischen Erkrankungen müsse (fach-) Nach der kommenden KSVPsych-Richtlinie Diese Entwicklung werde sich zukünftig ärztlich behandelt werden und bedürfe müssten wegen der Erkrankungsschwere fortsetzen, aber im Koalitionspapier der allenfalls ergänzend einer psychothera- die allermeisten Patientinnen und Patienten Ampel-Regierung nicht ausreichend be- peutischen Behandlung. Deshalb fordert psychiatrisch, nervenärztlich oder psycho- rücksichtigt, kritisiert das westfälisch-lip- die Kammerversammlung, die Bildung und somatisch behandelt werden. Die entspre- pische Ärzteparlament. Stärkung interprofessioneller gemeindepsy- chenden Fachärztinnen und Fachärzte aber chiatrischer Verbünde (GPV) zu sichern, aus fehlten bereits jetzt, nicht nur in ländlichen Die kommende Bundesregierung gehe an- denen heraus entsprechende intersektorale Regionen, sondern auch in den Problem- scheinend davon aus, dass nur die psy- Netzverbünde gebildet werden können. bereichen der Ballungszentren. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 01|22
12 Persönliches AKADEMIE liche Berufsrecht nicht Gegenstand der zuvor erläutert hatte, „mit Bauchschmerzen Entscheidung des Gerichtes gewesen, er- — aber damit es rechtskonform ist.“ Unver- Lenkungsausschuss innerte Detlef Merchel, Vorsitzender der ändert gültig seien im Übrigen die ersten erweitert ÄKWL-Satzungsausschusses. Ärztliches Berufsrecht, das eine ärztliche Hilfe zur Sätze des § 16 zum „Beistand für Sterben- de“ in der Berufsordnung, die ärztlichen Bei ihrer Sitzung am 27. November 2022 beschloss Selbsttötung ausschließt, hätte jedoch das Beistand unter Wahrung von Würde und die Kammerversammlung eine Änderung der Sat- vom Bundesverfassungsgericht betonte Achtung des Willens Sterbender einfordern. zung der Akademie für medizinische Fortbildung Recht auf selbstbestimmtes Sterben der ÄKWL und der KVWL: Dem Lenkungsausschuss eingeschränkt. Der Deutsche Ärztetag habe der Akademie gehören nun acht statt bisher sie- ein solches Verbot deswegen aus § 16 der ben Ärzte an. Bei der anschließenden Wahl wurden Musterberufsordnung gestrichen. Vorsitzender Univ.-Prof. Dr. Dr. Hugo Van Aken, stv. DEUTSCHER ÄRZTETAG Vorsitzender Univ.-Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe Die Berufsordnung der ÄKWL enthielt und die Ausschussmitglieder Dr. Hans-Peter Pe- bislang statt eines expliziten Verbots die Delegierte für ters, PD Dr. Anton Gillessen und Michael Niesen im Amt bestätigt. Neu in das Gremium gewählt wurde Bestimmung, dass Ärztinnen und Ärzte keine Hilfe zur Selbsttötung leisten sollten. Bremen gewählt Prof. Dr. Andrea Tannapfel. Zwei weitere Ausschuss- Die Kammerversammlung beschloss mit Bei ihrer letzten Sitzung im Jahr 2021 mitglieder werden von der KVWL benannt. wenigen Gegenstimmen, diesen Satz zu wählte die Kammerversammlung die streichen. Das geschehe, wie Detlef Merchel Delegierten der Ärztekammer Westfalen- Lippe für den 126. Deutschen Ärztetag in Bremen: VERSORGUNG GEFÄHRDET Fraktion „Marburger Bund“ Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Anne Bunte Prof. Dr. Peter Czeschinski in Bochum-Linden erhalten Dr. Joachim Dehnst René Uwe Forner Dr. Bernd Hanswille Die Kammerversammlung der Ärztekam- zeigt hat, dass die Bedeutung der Kinder- Dr. Ingolf Hosbach mer Westfalen-Lippe hat den Helios- und Jugendpsychiatrie ständig gestiegen Dr. Hans-Ulrich Schröder Konzern aufgefordert, die Kündigung des ist. Von daher ist gerade eine Stärkung die- Prof. Dr. Rüdiger Smektala Versorgungsauftrages der Klinik für Kin- ses Gebietes erforderlich, nicht ihr Abbau. Stefanie Oberfeld der- und Jugendpsychiatrie am Standort Die umliegenden Kinder- und Jugendpsy- Gönül Özcan-Detering Bochum-Linden zurückzunehmen und die chiatrischen Kliniken sind keinesfalls in der qualitativ hochwertige Versorgung in der Lage, die Versorgung in Bochum zu über- Fraktion Kinder- und Jugendpsychiatrie dort fort- nehmen, sie sind schon jetzt ausgelastet.“ „Initiative unabhängiger Fachärzte“ zusetzen. Mit der angekündigten Aufga- Dr. Bernhard Bedorf be des Standortes zum Dezember 2022 Die Kammerversammlung kritisiert, dass Dr. Heinrich Küpping stehen für die Versorgung dringend not- für den Helios-Konzern ökonomische In- Rüdiger Saßmannshausen wendige Betten und 150 hochqualifizierte teressen wichtiger seien als die qualitativ Arbeitsplätze zur Disposition, so die Kritik hochstehende Versorgung von Kindern und Fraktion „Hausarztliste“ der Kammerversammlung. Jugendlichen mit psychischen Problemen Peter Schumpich in Bochum. Die Versammlung fordert da- Rolf Granseyer Sollte dieser Kündigungsbeschluss nicht her, „sofort die psychische Gesundheit von Bernd Balloff sofort zurückgenommen werden, sei die Kindern und Jugendlichen in den Vorder- Versorgung in der Kinder- und Jugendpsy- grund zu stellen und nicht das ökonomi- Fraktion „Hartmannbund“ chiatrie in Bochum nicht erst zum Jahres- sche Interesse des Helios-Konzerns“. Dr. Han Hendrik Oen ende 2022, sondern sofort gefährdet. Die Klinik werde qualifizierte Mitarbeiterinnen Die Kündigung müsse daher umgehend Fraktion „Arzt in Klinik und Praxis“ und Mitarbeiter verlieren und schon in den zurückgenommen werden. Falls dies nicht Dr. Rainer Nierhoff nächsten Monaten ihren Versorgungsauf- geschehe, müssten sofort zielgerichtete Priv.-Doz. Dr. Anton Gillessen trag nicht mehr erfüllen können, befürch- Verhandlungen mit der Stadt Bochum tet das westfälisch-lippische Ärzteparla- und mit anderen potentiellen Klinikträgern Fraktion ment. geführt werden, um eine qualitativ hoch- „Freie Fraktionsgemeinschaft“ wertige Versorgung in der Kinder- und Georg Gärtner Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle: Jugendpsychiatrie auch in der Großstadt Stefan Spieren „Diese Schließung ist umso unverständli- Bochum ohne jede Unterbrechung sicher- cher, als gerade die Corona-Pandemie ge- zustellen. 01|22 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Titelthema 13 Koalitionsvertrag: Auf die Umsetzung kommt es an Kammerversammlung bezieht Stellung zu den Plänen der Berliner Ampelkoalition D ie Kammerversammlung der Ärztekam- mer Westfalen-Lippe hat sich bei ihrer letzten Sitzung des Jahres 2021 mit dem tik. Die ambulante Bedarfs- und stationäre Krankenhausplanung sollen zu einer sek- torenübergreifenden Versorgungsplanung mehr als enttäuschend. Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gab es in Deutschland 15 000 Medizin-Studienplätze, jetzt sind es Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP weiterentwickelt werden. Tatsächlich sind noch knapp 10 000. In Westfalen-Lippe hat „Mehr Fortschritt wagen — Bündnis für Frei- die Versorgungsbrüche an den Sektoren- die Hälfte aller jedes Jahr neu hinzukom- heit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ be- grenzen ein zentrales Problem unseres Ge- menden Ärztinnen und Ärzte keinen deut- schäftigt. Aus Sicht der Ärzteschaft enthält sundheitssystems. schen Hochschulabschluss. Die fehlenden er Licht und Schatten, bei vielen Punkten Studienplätze in der Medizin werden im wird es auf die konkrete Umsetzung ankom- 2. Medizinstudium Koalitionsvertrag nicht einmal thematisiert. men. Die Positionierung der Koalitionspart- Der Lösungsansatz der Koalitionspartner, die ner erfordert auch eine Positionierung der Ein anderes zentrales Problem — der ekla- beschleunigte und vereinfachte „Gewinnung Ärzteschaft: In einem Beschluss formulierte tante Mangel an Ärztinnen und Ärzten in von ausländischen Fachkräften und die An- die Kammerversammlung deshalb ihre Posi- der ambulanten und stationären Versorgung erkennung von im Ausland erworbenen tionen und bat den Vorstand und die Prä- sowie im Öffentlichen Gesundheitsdienst Berufsabschlüssen“ fördert einen unsoli- sidenten, diese nachhaltig in die politische — wird mit keinem Wort erwähnt. Das ist darischen Brain-Drain aus Ländern, deren Diskussion einzubringen. Das Gesundheitssysteme einen Westfälische Ärzteblatt doku- noch größeren Personal- mentiert die Standpunkte der mangel haben als das reiche Kammerversammlung: Deutschland. So werden sich die Probleme des Ärzteman- „Vorab: Wie sehen die Koaliti- gels nicht lösen lassen. onspartner Ärztinnen und Ärz- te, welche Rolle sollen sie in 3. Pflege (und Ärz- einem künftigen Gesundheits- tinnen und Ärzte?) system spielen? Hierzu sagt der Koalitionsvertrag leider Ein Schwerpunkt des Ko- wenig. Es gibt 64 Fundstellen alitionsvertrages ist die not- zur Pflege, von „Ärztinnen und wendige Stärkung der Pflege. Ärzte“ ist nur an einer Stelle In der Corona-Krise haben die Rede. Umso wichtiger ist Pflegerinnen und Pfleger — es, dass die Ärzteschaft sich ebenso wie Ärztinnen und nachhaltig einbringt, wenn Ärzte — Herausragendes ge- zukünftig z. B. „multiprofes- leistet. Der Koalitionsvertrag sionelle, integrierte Gesund- zielt auf sinnvolle Verbesse- heits- und Notfallzentren“ rungen der Arbeitsbedingun- oder „Gesundheitskioske“ als gen, zum Beispiel mit einer „niedrigschwellige Beratungs- Pflegepersonalregelung 2.0. angebote … für Behandlung Neu geschaffen werden soll und Prävention“ entstehen das Berufsbild einer Commu- sollen. nity Health Nurse. Gemeinde- schwestern sollen als Lotsen 1. Überwindung der im Gesundheitswesen wirken. Sektorengrenzen Lotse im Gesundheitswesen? Das ist eine Kernkompetenz Es geht stark los: Ganz an den von Hausärztinnen und Haus- Anfang des Kapitels „Pflege Auf Abstand: Bereits zum vierten Mal kam die Kammerversammlung ärzten! und Gesundheit“ stellen die im November in Münster nicht im Ärztehaus, sondern im Messe- und Koalitionspartner das Ziel Congress Centrum zusammen — die Halle Münsterland bot den nöti- Es ist eine nette Geste, wenn einer sektorenübergreifenden gen Raum für die Präsenzsitzung, die unter 2Gplus-Regeln stattfand. die Steuerfreiheit für den Gesundheits- und Pflegepoli- Pflegebonus auf 3000 Euro WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 01|22
14 Titelthema angehoben wird, aber eben nur eine Geste, an integrierten Notfallzentren, wie sie der Gegensatz zur an anderer Stelle im Koali- kein nachhaltiger Anreiz. Und im Übrigen: bereits existierende Gesetzentwurf „Reform tionsvertrag immer wieder eingeforderten Auch Ärztinnen und Ärzte haben in der Co- der Notfallversorgung“ skizziert, bedroht die besseren interprofessionellen Zusammen- rona-Krise Großartiges geleistet. Für sie sind gewachsene Struktur der Portalpraxen in arbeit steht die explizite Förderung hebam- keine Steuervorteile vorgesehen — wo bleibt Westfalen-Lippe. mengeleiteter Kreißsäle — sind Ärztinnen da der vielbeschworene „Respekt“? Und was und Ärzte Störfaktoren im Kreißsaal? ist mit einer Personalregelung 2.0 auch für 7. Ambulante Versorgung Ärztinnen und Ärzte? 9. Weiterbildung Ausdrücklich begrüßt die Ärzteschaft die 4. Digitalisierung angedachte Aufhebung der Budgetierung Wenn die Koalitionspartner die Mittel für der ärztlichen Honorare im hausärztlichen Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland hinkt bei der Digitalisierung Bereich. Und wie sieht es mit den Honoraren den DRGs nur noch den Kliniken zukommen hinterher, auch im Gesundheitswesen. Es im fachärztlichen Bereich aus? Die Aufhe- lassen wollen, die auch tatsächlich weiter- ist daher richtig, Digitalisierung im Ge- bung der Budgetierung im hausärztlichen bilden, klingt dies zunächst gut und sinnvoll. sundheitswesen als Ziel zu formulieren. Es Bereich darf nicht zulasten des fachärzt- Aber welche Mittel für Weiterbildung sind in bleibt aber zu hoffen, dass nach den bishe- lichen Bereiches geschehen. den DRGs überhaupt kalkuliert? Die Kalku- rigen — eher bescheidenen — Erfahrungen lation der DRG setzt auf Tarifgehältern auf, mit gematik, eHBA, ePA, eAU zielführende Zu kritisieren ist der geplante Verlust an Zuschläge für Weiterbildung sind dort nicht Lösungsansätze gewählt werden. Telemedi- Autonomie für die Selbstverwaltung, wenn vorgesehen. Und wenn die Koalitionspartner zinische Leistungen inklusive Arznei-, Heil- die Koalitionspartner „gemeinsam mit den „das Konzept zur Fortentwicklung der Quali- und Hilfsmittelverordnungen, Videosprech- Kassenärztlichen Vereinigungen Versorgung fizierung von Ärztinnen und Ärzten [aktu- stunden, Telekonsile, Telemonitoring und in unterversorgten Regionen“ sicherstellen alisieren wollen], um auch medikamentöse telenotärztliche Versorgung — das klingt wollen. Glaubt die höchste politische Ent- Schwangerschaftsabbrüche leichter verfüg- vielversprechend und bedarf einer ausrei- scheidungsebene — der Bund — wirklich, bar zu machen“: das Konzept gibt es bereits, chenden Finanzierung. die kleinräumige Bedarfsplanung sachge- es nennt sich „Weiterbildung“. Die Probleme recht und kompetent umsetzen zu können? beim medikamentösen Schwangerschafts- 5. Öffentlicher Und völlig widersprüchlich ist, wenn im abbruch beruhen nicht auf einer fehlenden Gesundheitsdienst Koalitionsvertrag im Satz nach dem ange- Qualifizierung. strebten Abbau bürokratischer Hürden die Die Pandemie hat drastisch gezeigt, wie Entscheidungen der Zulassungsausschüsse 10. Gesundheitsfinanzierung notwendig es ist, den ÖGD zu stärken. Jeder unter Vorbehalt behördlicher Genehmigun- Ansatz in diese Richtung ist zu begrüßen, gen gestellt werden. Positiv hervorzuheben sind im Koalitions- so etwa die im Koalitionsvertrag angespro- vertrag die Vorschläge zur Verbesserung chene Verlängerung der Einstellungsfristen 8. Stationäre Versorgung — der Finanzgrundlage der GKV aus Steuer- und die Klärung der Frage, welche Mittel Krankenhaus mitteln durch eine Dynamisierung des Bun- für einen dauerhaft funktionsfähigen ÖGD deszuschusses zur GKV sowie die höheren notwendig sind. Warum aber dann nur ein Die negativen Auswirkungen eines auf Beiträge für die Bezieherinnen und Bezieher „Appell für einen eigenständigen Tarifver- Wettbewerb ausgerichteten Krankenhaus- von Arbeitslosengeld II aus Steuermitteln.“ trag“? An anderer Stelle werden die Ko- Finanzierungssystems für Mitarbeiterin- alitionspartner beim Gehalt konkreter, und nen und Mitarbeiter und insbesondere für Tarifpartner des ÖGD ist die Vereinigung der Patientinnen und Patienten sind von der kommunalen Arbeitgeberverbände, also der Ärzteschaft an vielen Stellen bereits the- Staat selbst. Und warum wird die Rolle der matisiert worden. Die jetzt angekündigte Ärztinnen und Ärzte im ÖGD mit keinem auskömmliche Finanzierung in den beson- Wort erwähnt? ders betroffenen Bereichen Kinder- und Jugendmedizin, Notfallversorgung und Ge- 6. Reform der burtshilfe und die Ergänzung der DRGs um Notfallversorgung Vorhaltepauschalen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Aber leider fehlt offenbar Ein Schritt in Richtung einer sektorenüber- noch der politische Wille für einen „echten“ greifenden Versorgung ist auch die sinnvolle Ausstieg aus den DRGs. Eine auf Leistungs- Verschränkung der Rettungsleitstellen mit gruppen basierende Krankenhausplanung den KV-Leitstellen und der Einsatz stan- erinnert an die in Nordrhein-Westfalen an dardisierter Einschätzungssysteme. Er- den Start gegangene Krankenhausplanung, fahrungen dazu in einem Modellprojekt in an der die beiden nordrhein-westfälischen Ostwestfalen sind positiv. Auch die Entwick- Ärztekammern konstruktiv mitgearbeitet lung eines Integrierten Leistungsbereiches haben. Mit Besorgnis aber sieht die Ärzte- im SGB V kann den Rettungsdienst stär- schaft, dass der Bund mindestens Teile der ken. Aber leider gilt auch: Das Festhalten Krankenhausplanung an sich ziehen will. Im 01|22 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Informationsveranstaltung zur EVA für Ärzte/innen Entlastende Versorgungsassistenten/innen (EVAs) in der haus- und fachärztlichen ambulanten Versorgung Delegation - Medizinische Versorgung im Team ©anson — stock.adobe.com Teilnahme in Präsenz oder online (Livestream): Mittwoch, 9. Februar 2022, 16.00 —19.00 Uhr Begrüßung Moderation: Dr. med. Volker Schrage, Stellv. Vorstandsvorsitzender der KVWL, Dortmund Dr. med. Hans-Peter Peters, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses und des Arbeits- Professionsübergreifende Zusammenarbeit in der medizinischen Versorgung kreises „Medizinische Fachangestellte“ der Dr. med. Johannes Albert Gehle, Präsident der ÄKWL, Münster ÄKWL, Bochum Veranstaltungsort: Delegation — Chancen für den Versorgungsalltag Dr. med. Volker Schrage, Stellv. Vorstandsvorsitzender der KVWL, Dortmund Präsenz: Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Robert-Schimrigk-Str. 4–6, Entscheidung, Haftung, Honorar — rechtliche Aspekte rund um die Delegation 44141 Dortmund Prof. Dr. jur. Karsten Scholz, Leiter der Rechtsabteilung der Bundesärztekammer, Berlin Livestream: Lernplattform ILIAS Teilnehmergebühren: Erfahrungsberichte eines hausärztlichen und eines fachärztlichen Praxisteams kostenfrei Praxis Dr. med. Olga Tubbesing, FÄ für Allgemeinmedizin, Wickede Praxis Dr. med. Dirk Rauthmann, FA für Nervenheilkunde, Unna Nutzen Sie den Online-Fortbildungs- katalog oder die Fortbildungs-App der EBM — Abrechnung Akademie für medizinische Fortbildung Brigitte Bethmann, Referat Abrechnungsfragen der KVWL, Dortmund der ÄKWL und der KVWL, um sich zu der Veranstaltung anzumelden: Qualifikation zur EVA im haus- und fachärztlichen Bereich www.akademie-wl.de/katalog www.akademie-wl.de/app Elisabeth Borg, Leiterin Ressort Fortbildung der ÄKWL, Münster i Präsenz: Livestream: Auskunft und Anmeldung: Akademie für medizinische Fortbildung der ÄKWL und der KVWL, Postfach 40 67, 48022 Münster Ansprechpartner: Burkhard Brautmeier, Telefon: 0251 929-2207, Fax: 0251 929-27 2207, E-Mail: burkhard.brautmeier@aekwl.de WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 01|22
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