Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel

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Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Bibliotheksforum
Bayern

             Magazin
               4 / 2021
                                                        Co.Libri –
                                                        ein Literaturfestival
                                                        bekommt (virtuelle) Flügel

                                                                                     © Bauamt der Ludwig-Maximilians-Universität München/Medizinische Lesehalle der Universitätsbibliothek

Heft 04, 15. Jahrgang, November 2021 / ISSN 0340-000X
Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Auf dem Cover ist die Medizinische Lesehalle der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-
Universität München am Beethovenplatz zu sehen:
Schwarz sind die Wände des Kuppelsaals der Medizinischen Lesehalle. Sie spiegeln sich in den abertausenden
Kristallkugeln des Lüsters und verleihen dem Raum mit seinen Lichtkuppeln schlichte Eleganz und Modernität.
Zugleich verweisen sie auf die Geschichte des Gebäudes, das 1913 von dem Architekten Emanuel von Seidl
für den Theaterdirektor und Kunstsammler Franz Joseph Brakl als Galerie errichtet wurde. In der Weltwirt-
schaftskrise notleidend geworden, musste Brakl das Gebäude 1930 veräußern, das dank der Stiftung einer
amerikanischen Mäzenatin von der Universität übernommen wurde und fortan als „Medizinische Lesehalle“
eine Außenstelle der Universitätsbibliothek bildete.

Über neun Jahrzehnte hinweg hat der Jugendstilbau seine Funktion als Bibliothek beibehalten. Den Glanz
vormaliger Zeiten brachte aber erst eine Kernsanierung in den Jahren 2011–2013 zurück. Die besondere
Historie dieses Jugendstil-Gebäudes zu würdigen, aber seine Nutzung modern zu interpretieren, war das Ziel.
Seitdem präsentiert sich die Medizinische Lesehalle als eine moderne und zugleich besonders ästhetische
Bibliothek, deren 165 Leseplätze den unterschiedlichen Lern- und Arbeitsbedürfnissen mit Loungezonen und
Einzelarbeitsplätzen genügen, die mit Selbstverbuchungsautomaten und RFID-Technologie alle Anforderungen
zeitgemäßer Bibliotheksnutzung erfüllt und heute wegen ihrer besonderen Aufenthaltsqualität einer der at-
traktivsten und meist frequentierten Standorte der Universitätsbibliothek ist. Die Medizinische Lesehalle ist ein
Lernort und erzählt dabei viel von ihrer Geschichte.

Der Autor
Dr. Klaus-Rainer Brintzinger ist Direktor der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität
München.
Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Liebe Leserin, lieber Leser!
© Bayerische Staatsbibliothek / H. R. Schulz

                                               Noch im Sommer und Frühherbst schien die Welt aus der Starre zu erwachen, in die uns die Corona-Pande-
                                               mie seit über 18 Monaten bereits zwingt: allerorten wurde wieder geplant und organisiert. Zwischenzeitlich
                                               meinten wir fast, ein Ende der epidemischen Lage sei möglich. So waren auch die staatlichen Maßnahmen zur
                                               Eindämmung der Pandemie erheblich gelockert worden. Ganz gleich, was die nächsten Wochen bringen: Es
                                               wird Zeit für Rück- und Ausblicke. So liefert das vorliegende Bibliotheksforum Bayern viele Beispiele für das
                                               Anwachsen digitaler, aber auch für das Wiedererwachen analoger Bibliotheksangebote aller Art – und der
                                               Mischung von beidem: So hat im April mit einem Jahr Verspätung das Straubinger Literaturfestival ‚Co.Libri‘
                                               stattgefunden. Nicht nur später, sondern angesichts der jüngsten Erfahrungen in erweitertem Format, als
                                               Hybridveranstaltung. Bibliotheken haben in der Pandemie den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern neu
                                               gedacht. Genauso die Staatsbibliothek Bamberg, welche die „Krise als Chance“ sah und Online-Vorträge jetzt
                                               verstärkt zur Vermittlung von Wissen nutzt und Hybridformate für die Zukunft ebenfalls schon in den Blick
                                               nimmt.

                                               Statt im Lockdown in Lethargie zu verfallen, nutzten viele Häuser die Zwangspause: Einige stellten z. B. auf
                                               eine benutzerfreundliche Klartext-Systematik um, andere verbesserten ihre technische Ausstattung, boten
                                               Lieferdienste oder ‚Click & Collect‘ an u. v. m., wie Ute Palmer in ihrem Bericht ,Veränderung ad hoc‘ aufzeigt.
                                               Das Spektrum der Aktivitäten reicht von Renovierungen – eine solche führte etwa die Gemeindebibliothek
                                               Neubiberg durch und realisierte zusätzliche Räume für Kleinkinder und Jugendliche – bis zur Verleihung von
                                               Förderpreisen, gestiftet z. B. vom Bayernwerk für Kinderbibliotheken. Zeugnisse für die Vitalität der Bibliothe-
                                               ken gibt es also reichlich.

                                               Darüber hinaus gibt es neue Initiativen zur Förderung von Demokratie in der Gesellschaft und der Rolle der
                                               Bibliotheken in diesem Kontext; diese haben aufmerksamkeitsstarke Titel wie ,Bitte stören!‘, siehe Tom Beckers
                                               Bericht in diesem Heft. Und nicht zuletzt bringen verschiedene Projekte neues Forschungsmaterial hervor, z. B.
                                               ermöglicht die DFG-Förderung einer bundesweiten Kooperation umfangreiche Digitalisierungen von Kinder-
                                               und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts, zu der die Internationale Jugendbibliothek als Beteiligte einen
                                               Artikel beisteuert.

                                               Zu aller Betriebsamkeit gehören auch Abschiede. So wird zum Eintritt in den Ruhestand zwei regen Persönlich-
                                               keiten der BSB Tribut gezollt: Dr. Helga Rebhan und Klaus Kempf, zu denen der Begrif „Ruhestand“ allerdings
                                               nicht wirklich passt.

                                               Lassen auch Sie sich nicht den Elan nehmen – planen Sie weiter! Denn irgendwann wird die Pandemie ein Ende
                                               fnden! Jetzt wünsche ich Ihnen aber erstmal viel Spaß beim Lesen dieses Heftes. Es zeigt eindrucksvoll auf,
                                               was in unseren Bibliotheken in den vergangenen Monaten trotz aller Herausforderungen möglich gemacht
                                               wurde!

                                               Ihr Peter Schnitzlein
Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Inhalt
Colibri – Corpus Libri et Liberi
Digitalisierung von Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts – ein DFG-gefördertes Projekt
Von Katja Wiebe und Jutta Reusch

Gemeindebibliothek Neubiberg – frisch renoviert und neu gestaltete Kinderbibliothek
Von Claudia Hagel

Facing the Balkans
Südosteuropa in Fotografen von Harald Schmitt
Von Caroline Finkeldey

Corona – die Krise als Chance
Online-Vorträge der Staatsbibliothek Bamberg
Von Prof. Dr. Bettina Wagner

Veränderung ad hoc
Die Pandemie als Katalysator für Veränderung
Von Ute Palmer

Aschafenburger Kulturerbe in bavarikon
Von Florian Sepp

Co.Libri – ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Straubinger Festival fand aufgrund von Corona online statt
Von Regina Herbst

„Wer macht mir meinen Schaden gut?“
Der Sekretär der Münchner Kunstakademie Rudolf Marggraf und seine Sammlung von Künstlerbriefen
Von Dr. Maximilian Schreiber

„Der Erwählte“
Hans Ludwig Helds Wahl zum Stadtbibliothekar vor 100 Jahren
Von Dr. Gerhard Hölzle

Bayernwerk Kinderbibliothekspreis
Engagement bayerischer Bibliotheken wird ausgezeichnet
Von Norbert Hellinger, Christin Stegerhof, Susanne Zacharias, Sabine Adolph und Christina Schnödt

Ein Interview zum Abschied
Helga Rebhan und Dorothea Sommer im Gespräch

Sichtbar im Touchpoint
Die Gandersheimer Barockbibliothek aus dem Kloster Brunshausen
Von Dr. Silvia Pfster

Klaus Kempf zum Abschied
Von Dr. Monika Moravetz-Kuhlmann
Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Bitte stören!
Warum demokratiepolitisches Engagement ganzjährig wichtig ist
Von Dr. Tom Becker

Kurz notiert

Termine

Impressum

Autorinnen und Autoren der Ausgabe
Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Colibri – Corpus Libri et Liberi
                                                                            Digitalisierung von Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts –
                                                                            ein DFG-gefördertes Projekt

                                                                            Von Katja Wiebe und Jutta Reusch
© Brauseköpfchen-Ausgaben: IJB; H/D Pro-66/4108 D, H/M 185950, H/M 185900

                                                                            Ausgaben von „Brauseköpfchen“ von Hedwig Prohl von 1899 und 1900

                                                                            Im Rahmen des Projekts ‚Colibri: Digitalisierung von Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts‘ bauen
                                                                            die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die Universitätsbibliothek der Technischen Universi-
                                                                            tät Braunschweig und die Universitätsbibliothek Bielefeld sowie die Internationale Jugendbibliothek München
                                                                            eine digitale Sammlung deutschsprachiger historischer Kinder- und Jugendliteratur auf. Das Projekt wird von
                                                                            der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und startete im Juni 2021 mit einem virtuellen Kick-
                                                                            Of-Meeting.

                                                                            Der Projektrahmen
                                                                            Die vier oben genannten Einrichtungen und Projektpartner verfügen auf dem Gebiet der historischen Kinder-
                                                                            und Jugendliteratur deutschlandweit über sehr umfangreiche und wertvolle Buchbestände. Für das ‚Colibri‘-
                                                                            Projekt sollen aus diesen Kollektionen 15.000 bibliographische Einheiten digitalisiert werden. Der Erschei-
                                                                            nungszeitraum der Einheiten liegt zwischen 1801 und 1914. Damit knüpft das Projekt einerseits an die von der
                                                                            DFG geförderte Digitalisierungsstrategie für Drucke des 18. Jahrhunderts im Rahmen des ‚Verzeichnisses der
                                                                            im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts (VD 18)‘ an; andererseits schließt es eine
                                                                            Lücke zu den im Projekt ‚Europeana Collections 1914 – 1918‘ digitalisierten Kinder- und Jugendbüchern.
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Die Ergebnisse des Colibri-Projekts leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Bildung eines Korpus zur Erfor-
schung deutschsprachiger historischer Kinder- und Jugendliteratur des sogenannten ‚Langen 19. Jahrhunderts‘ 1
mittels Methoden der ‚Digital Humanities‘. Sie werden in einem Online-Portal zusammenfießen, das die digita-
lisierten historischen Kinder- und Jugendbücher präsentiert und damit sichtbar und uneingeschränkt frei nach-
nutzbar macht. Die Digitalisate der historischen Kinder- und Jugendbücher werden mit Meta- und Struktur-
daten versehen, auch sollen durch Optical-Character-Recognition-Verfahren (OCR-Verfahren) Volltexte erstellt
werden, um umfassende Recherchemittel für die wissenschaftliche Analyse des Korpus bereitzustellen. Auf
diese Weise sollen Forschende und interessierte Nutzerinnen und Nutzer aus aller Welt die Möglichkeit haben,
Zugang zu umfangreichen kinder- und jugendliterarischen Datenmengen zu erhalten und diese auszuwerten.

Das Projektkonsortium wird von einem neunköpfgen Beirat unterstützt, der den antragstellenden Einrichtun-
gen in bibliothekarischer, literatur- und buchwissenschaftlicher, sprachtechnologischer und informationstech-
nischer Hinsicht beratend zur Seite steht. Darüber hinaus wird das gesamte Projekt mit seinem Fokus auf die
Literatur- und Informationsversorgung der Wissenschaft von Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaft-
lern der Universitäten Bielefeld und Leipzig begleitet.

Voraussetzungen und praktische Umsetzung des Colibri-Projekts
Ein solches Kooperationsprojekt von vier Bibliotheken bedarf guter Planung und Vorbereitung. Seit März 2020
tauschen sich die Kooperationspartnerinnen regelmäßig in Videokonferenzen untereinander, aber auch mit
Mitgliedern des Beirats aus. Die Projektpartnerinnen legten Arbeitsschritte sowie Regeln für die Erfassung und
Bearbeitung der 15.000 zu digitalisierenden Kinder- und Jugendbücher fest. Allen Arbeitsschritten des Projekts
liegen die ‚Praxisregeln Digitalisierung‘ der DFG zugrunde.2 Die Produktion und Speicherung der kinder- und
jugendliterarischen Digitalisate erfolgen in den Digitalisierungs-Workfow-Systemen Kitodo bzw. Goobi. Beide
Plattformen basieren auf den XML-basierten LOC-Metadaten-Standards METS und MODS, implementieren
weitgehend identische Strukturdatenregelsätze und sind beide mit dem ‚DFG-Viewer‘ 3 kompatibel, in dem die
digitalisierten Kinder- und Jugendbücher angezeigt werden.

In das Colibri-Projekt fießen nur Buchbestände ein, die bereits nach bibliothekarischen Standards erfasst wor-
den sind, sodass die zu digitalisierenden Bestände der vier Bibliotheken eingegrenzt, gesichtet und verglichen
werden können. Damit wurde sichergestellt, dass Katalogdaten vorhanden sind, die in den jeweiligen Verbund-
systemen nachgenutzt werden können.

Zu Beginn des Projekts führen die Bibliotheken in Berlin, Bielefeld, Braunschweig und München in Abstimmung
zunächst eine Dublettenkontrolle der für das Projekt ausgewählten Bestände durch. Mit der Überprüfung soll
sichergestellt werden, dass identische Exemplare aus den verschiedenen Einrichtungen nicht doppelt digi-
talisiert werden. Die ausgewählten Bestände werden weiterhin darauf geprüft, inwieweit bereits im Web frei
zugängliche und qualitativ hochwertige Digitalisate vorhanden sind, sodass die entsprechenden Kinder- und
Jugendbücher für das Colibri-Projekt nicht ein zweites Mal gescannt werden müssen.
Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Darüber hinaus wird überprüft, in welchem Umfang mit urheberrechtlich geschütztem Material bzw. Material,
dessen urheberrechtliche Situation nicht eindeutig zu klären ist, gerechnet werden muss, da dieses Material für
das geplante Projekt ausgeschlossen werden sollte.

An diese Vorabkontrollen schließt sich dann die Vorbereitung der Bestände an, die in mehreren Lieferungen
an einen Scan-Dienstleister gehen und dort nach und nach digitalisiert werden sollen. Nach dem Ausheben
der Bücher aus den jeweiligen Lagern und Magazinen müssen die Bücher auf ihren konservatorischen Zustand
geprüft werden, d. h. daraufhin, ob der Zustand eine Digitalisierung überhaupt zulässt. Lose Blätter oder Buch-
lagen sowie ein eingeschränkter Öfnungswinkel der Bücher erschweren oder verhindern gar die Eignung.

Nach dem Scannen der Bücher bei den Dienstleistern werden jeweils eine Qualitätskontrolle und möglicher-
weise Reklamationen fehlerhafter Scans durch die Bibliotheken erfolgen. Als weitere Arbeitsschritte schließen
sich die Meta- und Strukturdatenerfassung der Digitalisate sowie das Implementieren einer automatischen
Texterkennung auf Basis von optischer Zeichenerkennung an. Es folgen die Präsentation der digitalen Ausga-
ben mittels des DFG-Viewers sowie die Langzeitsicherung der Daten.

Zur ersten Präsentation der Digitalisate, Metadaten und Volltexte soll in den letzten Abschnitten des Projekts
ein Online-Portal angelegt werden. In diesem Projekt-Portal werden die Daten aller beteiligten vier Bibliothe-
ken zusammengeführt. Bereits jetzt verfügt das Projekt über eine eigene Website (www.colibri-portal.eu). Die
voraussichtlich 5.000 Bände, die die Internationale Jugendbibliothek aus ihren großen Beständen beisteuern
wird, sollen nicht nur auf dem Projekt-Portal, sondern auch in der Virtuellen Bibliothek Bayern gehostet und
präsentiert werden. Ein Workshop, der die Ergebnisse der Forschenden-Community vorstellt, wird zum Ab-
schluss des Projekts stattfnden.

Die teilnehmenden Bibliotheken freuen sich, im Zuge des Colibri-Projekts erstmals ein umfangreiches spezi-
fsch kinder- und jugendliterarisches Text-Korpus aus dem ‚Langen 19. Jahrhundert‘ bereitstellen zu können,
das im Rahmen der Digital-Humanities-Entwicklung in der deutschsprachigen Forschungslandschaft als Quelle
für die historische Kinder- und Jugendliteraturforschung sowie verwandte Forschungsbereiche dienen kann.

Die Autorinnen
Katja Wiebe ist die Koordinatorin des Colibri-Projekts für die Internationale Jugendbibliothek.
Jutta Reusch ist Leiterin der Bibliothekarischen Dienste in der Internationalen Jugendbibliothek.

Anmerkungen
1
    Der Erscheinungszeitraum der Einheiten liegt zwischen 1801 und 1914, also in dem Zeitraum des sogenannten
    ,Langen 19. Jahrhunderts‘.
2
    www.dfg.de/formulare/12_151/12_151_de.pdf
3
    http://dfg-viewer.de

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Gemeindebibliothek Neubiberg –
                                                 frisch renoviert und neu gestaltete Kinderbibliothek
                                                 Nach Abschluss der umfassenden Sanierung ist die Gemeindebibliothek wieder
                                                 zurück am Rathausplatz

                                                 Von Claudia Hagel
© Gemeindebücherei Neubiberg / Marina Prueller

                                                 Kinderbereich für die Kleinsten

                                                 Die Gemeindebibliothek Neubiberg befndet sich seit 1980 im ,Haus für Weiterbildung‘ in zentraler Lage am
                                                 Rathausplatz. Der Zugang zur Bibliothek und zu allen anderen Räumen im Haus ist barrierefrei. Das Gebäude
                                                 fasst Gemeindebibliothek, Gemeindearchiv, Volkshochschule, Sitzungs-, Büro- und Veranstaltungsräume unter
                                                 einem Dach zusammen. In den nächsten Jahren wird auch die Musikschule in das Bürgerhaus einziehen. Eine
                                                 erste Modernisierung der Bibliothek erfolgte 2004. Von 2018 bis Frühjahr 2021 wurde das Haus für Weiter-
                                                 bildung generalsaniert. Während dieser Zeit bezog die Gemeindebibliothek ein Interimsquartier am Bahnhofs-
                                                 platz.

                                                 Vorüberlegungen
                                                 Die Anforderungen an die Gestaltung und Einrichtung der Bibliothek waren vielfältig: mehr Arbeitsplätze,
                                                 verbesserte technische Ausstattung, zahlreiche attraktive und bequeme Sitzgelegenheiten zum Lesen und
                                                 Stöbern, Lesecafé mit Loungebereich, separater Jugendbereich und eine erweiterte und völlig neu konzipierte
Bibliotheksforum Bayern - Co.Libri - ein Literaturfestival bekommt (virtuelle) Flügel
Kinderbibliothek. Die Besucher*innen sollen sich wohlfühlen und ihre Bibliothek als ofenen kulturellen und
sozialen Trefpunkt erleben. Ausgehend von dieser Prämisse erarbeiteten Innenarchitektinnen ein passendes
Konzept, welches die unterschiedlichen Interessen der Bibliotheksnutzer*innen berücksichtigt. Das Ganze wird
unterstützt durch eine ausgeklügelte Kombination an Materialien, Farben und Licht, die wunderbar mitein-
ander harmonieren. Dies ist beim Betreten der Bibliothek sofort zu spüren: Ein modernes und diferenziertes
Raumkonzept sorgt für eine hohe Aufenthaltsqualität.

Ausleihen und Aktuelles erfahren
Beim Betreten der Bibliothek fällt sofort der großzügige Thekenbereich auf. Dieser ist in einem ruhigen Grau-
ton gehalten. Farbliche Akzente in Rot setzen sich ab und verleihen dem Raum Wärme und Lebendigkeit. Im
Thekenbereich präsentiert die Bibliothek auf einem Flachbildschirm aktuelle Meldungen auf digitale Weise
und gegenüber auf Präsentationsschienen ihre Neuerscheinungen klassisch analog.

Trefpunkt Bibliothek
Früher kamen die Leute nur zum Ausleihen in die Bibliothek. Das ist schon lange Geschichte. Heute sind Bib-
liotheken gesellschaftliche und kulturelle Trefpunkte. Bibliotheken sind Kommunikationsorte und gefragte
Lernorte. Ein Pluspunkt der neuen Bibliothek ist das Zeitschriften-Lesecafé mit attraktiven Sitzgelegenheiten
im Eingangsbereich. Hier können die Besucher sich zwanglos bei einer Tasse fairem Kafee mit Bekannten und
Freunden trefen oder in Ruhe eine der drei Tageszeitungen lesen. Des Weiteren werden 75 Zeitschriften zum
Lesen vor Ort angeboten.

Vom Lesecafé aus eröfnet sich der Blick auf das Herzstück der Bibliothek, die Regalreihen, bestückt mit rund
27.000 Medien unterschiedlicher Genres. Romane, Sachbücher und Erzählungen sind nach verschiedenen
Interessensgebieten, z. B. ‚Tatort Bayern‘, ‚Historisches‘, aufgestellt und alphabetisch sortiert. Zwischen den
Regalbrettern fnden sich immer wieder schräg angelegte Fächer, in denen Neuerscheinungen oder Bestseller
besonders zur Geltung kommen. Für die Medienrecherche stehen zwei fest installierte Touchpads und ein Sitz-
OPAC bereit.

Kleinere Veranstaltungen können in der Kinderbibliothek und im Bereich des Zeitschriften-Lesecafés statt-
fnden. Für größere Veranstaltungen stehen der Bibliothek ein schöner und technisch voll ausgestatteter Ver-
anstaltungsraum im 2. Obergeschoss des Hauses sowie die Aula der Grundschule Neubiberg zur Verfügung.

Zeitgemäßes Lernen
Der Klassiker unter den Lernorten ist und bleibt die Bibliothek. Daher war die Schafung von mehr Arbeits-
plätzen bei der Raumplanung ein zentrales Thema. Für stilles Arbeiten, Lernen oder die Vorbereitung eines
Referats sind sieben Arbeitsplätze sowie zwei PC-Plätze samt Farbdrucker vorhanden, selbstverständlich mit
Stromanschluss und kostenfreiem Internet. Die Lernorte befnden sich etwas versteckt hinter Regalreihen und
somit abgeschirmt von Geräuschen. Das ermöglicht ein konzentriertes Arbeiten.

Spielen, lesen und lauschen in der Kinderbibliothek
Ein absoluter Zugewinn für die neue Bibliothek ist ein eigens für Kinder gestalteter Bereich: die ca. 90 qm große
Kinderbibliothek. Mit dem Kinderbereich erfährt die Bibliothek eine beachtliche Erweiterung ihrer Fläche.
Dort, wo sich früher Büros der Beschäftigten der Bibliothek befanden, können nun Kinder – vom Krabbelalter
an – spielen, Bücher entdecken, sich vorlesen lassen oder schon selbst ihre ersten Leseversuche starten. Die
liebevolle und kindgerechte Gestaltung lädt dazu ein, voll und ganz in die Welt der Bücher einzutauchen. Auf
dem Boden, direkt in Greifhöhe, stehen farbige Tröge, in denen bunte Bilderbücher für die Kleinsten einsortiert
sind. Dazwischen schlängelt sich der Bücherwurm „Willy“ mit weiteren altersgerechten Büchern im Gepäck,
die zum Durchblättern anregen. Die schon etwas größeren „Leselöwen“ können sich an kleinen Regalen ihre
Lieblingsbücher aussuchen und sich mit diesen an einen bequemen Platz zum Schmökern zurückziehen. Ein
Lieblingsplatz wird sicher die grün gepolsterte Sitznische werden, die in eine Bücherwand integriert wurde.
Hier lässt es sich wunderbar in die faszinierende Welt der Bücher eintauchen. Ein weiteres Novum: An einer
Wand ist ein großer Flachbildschirm angebracht, der für Veranstaltungen und Präsentationen genutzt werden
kann. Durch die fexible Möblierung mit fahrbaren Regalen und Trögen können kleinere Veranstaltungen im
Kinderbereich stattfnden. Hier trefen sich die ‚Bücherbärchen‘ zum Spielen, die Vorschulkinder zum monat-
lichen Bilderbuchkino und Grundschulkinder zum ‚Leserattenclub‘. Der Kinderbereich bietet auch Raum für
Autorenlesungen, Bastelaktionen, Workshops und Spielenachmittage.

  Kenndaten zur Gemeindebibliothek Neubiberg

   Bibliothek            Gemeindebibliothek Neubiberg

   Einwohner             15.026

   Landkreis             München

   Bauherr               Gemeinde Neubiberg

   Bauplanung            BH Architekten
                         RS Ingenieure
                         Innenarchitekturbüro Nett & Siebe

   Bauzeit               Oktober 2018 – Dezember 2020

   Baukosten             anteilsmäßig ca. 650.000 Euro

   Gebäude               Haus für Weiterbildung –
                         Generalsanierung
                         UG: Volkshochschule und Gemeindearchiv
                         EG: Gemeindebibliothek
                         1. OG: Gemeindeverwaltung
                         2. OG: Veranstaltungs- und Sitzungssaal

   Nutzfäche             420 m2
                         Im Zuge der Sanierung wurde die Biblio-
                         theksfläche um ca. 100 m2 erweitert.

   Ist-Bestand           27.608 physische Medien

   Ziel-Bestand          erreicht

   Technische Ausstattung Bibliothekssofware WinBIAP.net
                          webOPAC
                          2 öfentliche Internet-PCs mit Drucker
                          3 Benutzer-OPACs, davon 2 Touchscreens
                          2 Info-Monitore
                          1 Kopiergerät
                          freies WLAN

   Einrichtung           ekz:
                         - Regalsystem DIO
                         - Neumöblierung der Kinderbibliothek
                         - neue Zeitschrifenschränke
                           und Präsentationsmöbel
                         Schreinerarbeiten:
                         - Teilbereiche der neuen Kinderbibliothek
                         - Lesecafé, Theke, Info- und Präsentations-
                           bereich
                         - eingebaute Sitzgelegenheiten

   Einrichtungskosten    ca. 150.000 Euro

   Personal              5 Stellen

   Öfnungszeiten         Di, Do, Fr 11 – 13 Uhr und 14 – 19 Uhr
                         Mi 11 – 13 Uhr und 14 – 16 Uhr
                         Sa 10 – 14 Uhr

   Adresse               Rathausplatz 10, 85579 Neubiberg

   E-Mail                gemeindebibliothek@neubiberg.de

   Website               www.neubiberg.de/gemeindebibliothek

   Stand                 April 2021
Ein Rückzugsort für Jugendliche
Auch Jugendliche wurden mit einem speziell für sie eingerichteten Rückzugsort bedacht. Im neugestalteten Ju-
gendbereich wird alles für die Zielgruppe ab 13 Jahren präsentiert: Jugendromane, Mangas, Jugendsachbücher,
Konsolenspiele, Hörbücher und Musik-CDs. In einer gemütlichen Sitzecke lässt es sich gut ‚chillen‘. In unmittel-
barer Nähe gibt es zahl-reiche Arbeitsplätze zum Lernen und Hausaufgaben machen.

Attraktive Arbeitsumgebung fördert die Kreativität
Die Attraktivität der Arbeitsumgebung ist maßgeblich für das Wohlbefnden der Mitarbeiter*innen verantwort-
lich. Denn nur, wenn sich Menschen an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, wird deren Kreativität angeregt. Dies
gilt für den Bibliotheks- und Bürobereich gleichermaßen. Im Erdgeschoss des Hauses für Weiterbildung waren
früher die Gemeindebibliothek und die Volkshochschule untergebracht. Im Zuge der Sanierung wurde das
Info-Zentrum der Volkshochschule ausgelagert, und die Publikums- und Bürofächen der Bibliothek konnten
erweitert werden. Der neue Bürobereich für die fünf Mitarbeiterinnen umfasst ca. 75 qm. Es wurden zwei Dop-
pelbüros mit 21 qm und 18 qm sowie ein Einzelbüro mit 14 qm eingerichtet. Ein ca. 7 qm großer Infrastruktur-
raum ermöglichte das Auslagern der Drucker aus den Büros. Im erweiterten und ofenen Flurbereich wurden
eine Küchenzeile mit Mikrowelle und Spülmaschine sowie ein Ess- und Arbeitstisch integriert.

Leseterrasse wird noch gebaut
Zu den Grundüberlegungen der Planungen gehörte von Anfang an eine Leseterrasse mit Blick auf den begrün-
ten und autofreien Rathausanger. Ein „Freiluft-Lesesaal“ für alle Besucher, die einen Leseort oder eine Tasse
Kafee unter freiem Himmel genießen möchten. Hier können auch kleinere Vorleseaktionen für Kinder statt-
fnden, Hochbeete aufgestellt und bepfanzt werden. Die erforderliche Außentür zur Terrasse wurde bereits
eingebaut. Der Bau der Leseterrasse musste aus Kostengründen leider verschoben werden. Das Projekt werde,
so der Erste Bürgermeister Thomas Pardeller, zeitnah realisiert.

Gelungenes Update
Die Gemeindebibliothek Neubiberg ist eine familien- und bürgerfreundliche Einrichtung, in der Kundenservice
und Informationskompetenz einen hohen Stellenwert haben. Sie ist bei Kindern und Eltern sehr beliebt und ein
gern besuchter Anziehungspunkt für die ganze Familie.

Nahezu alle Anforderungen, die an das Einrichtungskonzept gestellt wurden, konnten umgesetzt werden. Die
Bibliothek präsentiert sich modern, einladend und ofen mit zahlreichen Arbeits- und Sitzgelegenheiten und
guter technischer Ausstattung.

Die Autorin
Claudia Hagel ist die Leiterin der Gemeindebibliothek Neubiberg.

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Facing the Balkans
                                                              Südosteuropa in Fotografen von Harald Schmitt

                                                              Von Caroline Finkeldey

                                                              „Der Balkan ist nur ein paar hundert Kilometer entfernt von uns. Grund genug, ihn zu entdecken.“

                                                              Das sagte sich der ehemalige stern-Fotograf Harald Schmitt im Jahr 2015 und machte sich auf den Weg, die
                                                              Länder Südosteuropas kennenzulernen. Das Ziel seiner Reise: sich den eigenen Vorurteilen über den Balkan
                                                              zu stellen. Fünfmal reiste Schmitt schließlich durch Südosteuropa. Unterwegs porträtierte er die Menschen,
                                                              die ihm begegneten: Kreative Unternehmer*innen, verliebte Brautpaare, religiöse Würdenträger, aber auch
                                                              Menschen auf der Flucht über die sogenannte Balkanroute. Mehr als 1.500 Aufnahmen entstanden auf diesen
                                                              Reisen.

                                                              Die Jahresausstellung 2021 der Bayerischen Staatsbibliothek präsentiert vom 11. November bis 4. März eine
                                                              Auswahl dieser Bilder. Unter dem Titel ‚Facing the Balkans‘ zeigt sie die vielfältigen Gesichter Südosteuropas
                                                              und lädt gleichzeitig dazu ein, eigene Vorstellungen über den Balkan zu hinterfragen.

                                                              Für die Bayerische Staatsbibliothek ist Harald Schmitt ein alter Bekannter, gehört er doch zu den renommier-
                                                              ten Fotografen des Magazins stern, dessen analoges Foto-Archiv die BSB 2019 übernahm. Mehr als 30 Jahre
                                                              reiste Schmitt im Auftrag des stern um die Welt und hielt unzählige Momente der Zeitgeschichte fotografsch
                                                              fest. Immer wieder führte ihn seine Arbeit auch in die Länder des östlichen Europas wie 1989, als er die
                                                              ‚Samtene Revolution‘ in der Tschechoslowakei dokumentierte, oder 1991, als er den Augustputsch in Russland
                                                              miterlebte. Sechsmal wurde Harald Schmitt der wichtigste Preis der Pressefotografe, der ‚World Press Photo
                                                              Award‘, verliehen. Dass er nicht bloß in einer, sondern in fünf verschiedenen Kategorien – darunter Porträt,
                                                              Kunst und Nachrichtenfeature – ausgezeichnet wurde, zeigt sein außergewöhnliches Talent. Dabei hat Schmitt
                                                              sich selbst nie als Künstler verstanden, sondern verschrieb sich ganz dem Ethos des klassischen Fotoreporters.
                                                              Seine Bilder sollen den Betrachter*innen das aktuelle Weltgeschehen nahebringen und Antworten geben.
© Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv / Harald Schmitt

                                                              Nordmazedonien: Zentraler Platz in Skopje
Diesen Ansatz verfolgt Harald Schmitt auch in seinem jüngsten Projekt, der fotografschen Erkundung Südost-
                                                              europas. Immer wieder greift er in seinen Bildern aktuelle politische Herausforderungen auf. Daher schlägt
                                                              auch ‚Facing the Balkans‘ einen Bogen zu den großen Fragen unserer Zeit: Wie reagieren wir auf große gesell-
                                                              schaftliche Umbrüche? Wie erinnern wir uns an vergangenes Leid? Wie gehen wir mit Menschen auf der Flucht
                                                              vor Krieg und Armut um?
© Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv / Harald Schmitt

                                                              Albanien: Geburtstagsfeier

                                                              Aufgeteilt in sieben Themenblöcke zeigt die Ausstellung verschiedene Aspekte des Lebens in den südost-
                                                              europäischen Ländern: Wie sich die Gesellschaften seit dem Zusammenbruch des Sozialismus wandelten, wird
                                                              ebenso vorgestellt wie die diverse Erinnerungskultur. Eindrückliche Bilder beleuchten die schwierige Situation
                                                              der Menschen, die über die sogenannte Balkanroute fiehen. Es bleibt aber auch Platz für Zwischenmensch-
                                                              liches und Alltägliches: Zwei Themenblöcke erzählen vom Leben auf dem Land und dem sozialen Miteinander
                                                              im Alltag und an Festtagen. Auch den vielfältigen Gesichtern des Tourismus ist ein Ausstellungsteil gewidmet.
                                                              Wie Religion heute in den südosteuropäischen Ländern praktiziert wird, behandelt ein weiterer Abschnitt.

                                                              Insgesamt präsentiert die Ausstellung Bilder aus elf Ländern: von Slowenien im Norden bis Albanien im Süden,
                                                              von Kroatien im Westen bis Moldau im Osten. In 100 Farbfotografen entspinnt sich ein vielfältiges Panorama
                                                              der Balkanländer. Ausgestellt werden die hochwertigen Reproduktionen im Fürstensaal und dem Prachttrep-
                                                              penhaus der Bayerischen Staatsbibliothek.

                                                              Begleitend erscheint im Kerber Verlag ein Ausstellungskatalog, der alle Fotografen vereint. Ergänzt werden die
                                                              Bilder von eigens für den Katalog verfassten Texten: In einem einleitenden Essay skizziert der wissenschaftliche
                                                              Direktor des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropastudien (IOS) in Regensburg, Prof. Dr. Ulf Brunnbauer,
                                                              die Geschichte der Repräsentation des Balkans in Kunst, Medien und Wissenschaft und weist auf kommende
                                                              Herausforderungen hin. Die einzelnen Kapitel werden durch prägnante Themenessays von Prof. Dr. Ulf Brunn-
                                                              bauer (IOS), PD Dr. Heike Karge (Universität Regensburg) und Dr. Edvin Pezo (IOS) kontextualisiert.
© Bayerische Staatsbibliothek /Bildarchiv / Harald Schmitt, Plakatgestaltung D/ÖA/C. Kühn

                                                                                            Das Plakat zur Ausstellung zeigt ein Graffiti in einem im Bosnienkrieg zerstörten Gebäude in Mostar

                                                                                            Zusätzlich wird ein reichhaltiges Begleitprogramm angeboten, sofern die Pandemie Veranstaltungen zulässt.
                                                                                            Geplant sind regelmäßige Führungen, die ergänzende Einsichten zu den historischen Hintergründen und in die
                                                                                            Geschichten hinter den Fotografien geben. Schließlich können Besucher*innen auch einen Einblick in die Süd-
                                                                                            osteuropastudien erhalten: Beim Science Slam präsentieren Wissenschaftler*innen ihre aktuellen Forschungs-
                                                                                            projekte in unterhaltsamen Kurzvorträgen, um bei der anschließenden Applausabstimmung die Gunst des
                                                                                            Publikums zu gewinnen. Orts- und pandemieunabhängig können Interessierte die Ausstellung auch virtuell auf
                                                                                            der Website der Bayerischen Staatsbibliothek besuchen.

                                                                                            Südosteuropa ist viel mehr als die gängigen Klischees vermuten lassen – das zeigt ‚Facing the Balkans‘. Das
                                                                                            lernte auch Harald Schmitt, der am Ende seiner ersten Reise ein persönliches Fazit zog: „Die Idee eines einigen,
                                                                                            großen Europas haben wir erst hier so richtig verstanden.“

                                                                                            Die Autorin
                                                                                            Caroline Finkeldey ist Co-Kuratorin der Jahresausstellung 2021 und Mitarbeiterin der Osteuropaabteilung
                                                                                            der Bayerischen Staatsbibliothek.

                                                                                            Information
                                                                                            Katalog zur Ausstellung ,Facing the Balkans‘ Südosteuropa in Fotografien von Harald Schmitt, Herausgegeben von der Bayerischen
                                                                                            Staatsbibliothek, Kerber Verlag, Bielefeld, 176 Seiten, 35 Euro, ISBN: 978-3-7356-0774-4

                                                                                              < zurück zur Übersicht
Corona – die Krise als Chance
Online-Vorträge der Staatsbibliothek Bamberg

Von Prof. Dr. Bettina Wagner

Für Regionalbibliotheken eröfnen Online-Veranstaltungen die Chance, ihre Vermittlungsangebote über die
traditionellen Formate hinaus erheblich auszuweiten. Entscheidend dafür ist eine gute Vernetzung mit etab-
lierten Kooperationspartnern.

Mehrere hundert Teilnehmer bei einer Veranstaltung einer Bibliothek? Und das zu Zeiten der COVID-19-Pan-
demie? Was zunächst so klingt, als ob sich eine verantwortungslose Bibliotheksleitung über alle Vorschriften
der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung hinweggesetzt hätte, verdankt sich dem digitalen Schub, den das
Virus auch im Kulturbereich ausgelöst hat. Nie war es so einfach wie heute, virtuelle Veranstaltungen durch-
zuführen. Die coronabedingten Distanzregeln erhöhten allenthalben den Wunsch, wenigstens auf elektroni-
schem Wege in Verbindung zu bleiben, und trugen so dazu bei, dass sich auch Ältere an die neuen Techniken
annäherten. Ein wesentlicher Vorteil ist dabei, dass Online-Veranstaltungen weit mehr Zuhörer erreichen als
Veranstaltungen in Präsenz. So kann die Reichweite auf die gesamte Region und sogar darüber hinaus ausge-
dehnt werden, ohne dass der Lesesaal in einen Vortragsraum umgebaut werden muss.

Lokal, regional …
Als Kooperationspartner bieten sich lokale Bildungseinrichtungen (wie Volkshochschule und Universität) sowie
regionale Geschichtsvereine an. In Oberfranken entschied sich Dr. Günter Dippold, Bezirksheimatpfeger und
Vorstand des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW), eines 1924 gegründeten Vereins mit über 1.750
Mitgliedern, schon Anfang 2021 dazu, digitale Veranstaltungen anzubieten. Dies erleichterte der Staatsbiblio-
thek den Einstieg ins virtuelle Vortragsprogramm: Da eine Ausstellung über den Bamberger Kunstliebhaber
und Dürerforscher Joseph Heller (1798–1849) verschoben werden musste, stellte Dr. Anna Scherbaum, Kunst-
historikerin und Leiterin der Volkshochschule Bamberg Stadt, bei einem CHW-Vortrag einige Objekte aus
Hellers Sammlung vor, darunter eine der beiden erhaltenen Abschriften von Dürers Tagebuch zur Reise in die
Niederlande (1520/1) und die einzige erhaltene Druckplatte (s. Abb. S. 23) für eine Radierung Dürers. Mittels
einer Dokumentenkamera konnten die Originale aus der Staatsbibliothek live zugeschaltet werden und so die
Zuschauer dreidimensionale Sammlungsobjekte in dynamischer Sicht erleben: Vor den Augen des Publikums
blätterte die Hand einer Bibliothekarin in Dürers Tagebuch und brachte die Druckplatte zum Glitzern. Der
Vortrag kann online abgerufen werden, was die Zugrifszahlen zusätzlich erhöht.

… und international
Aber auch weit über die Region hinaus lassen sich neue Partner gewinnen: Die Staatsbibliothek Bamberg, deren
mittelalterliche Handschriften der Bistumsgründer Kaiser Heinrich II. aus ganz Europa zusammentrug, ist eine
Anlaufstelle für Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Auf Initiative der Oxforder Mediävistin Prof. Dr. Henrike
Lähnemann fand am 500. Todestag von Sebastian Brant ein internationaler Workshop statt, bei dem neben
Inkunabelausgaben des ,Narrenschifs‘ aus der Bodleian Library Oxford und der British Library London auch
zwei Bamberger Exemplare vorgestellt wurden. Ein Vortrag des Consortium of European Research Libraries
(CERL) bot zahlreichen Interessierten Gelegenheit, den außergewöhnlichen Hornplatteneinband des Bamber-
ger Psalters kennenzulernen, der 2019 faksimiliert wurde.
© Staatsbibliothek Bamberg (Kupferplatte 25)

                                               Eine einzigartige Hinterlassenschaft Dürers: Die Druckplatte seiner Radierung ‚Christus am Ölberg‘
                                               von 1515
Fortsetzung folgt
Die positiven Reaktionen der Zuschauer waren Ansporn zu mehr: Im Herbst/Winter 2021/22 präsentiert die
Staatsbibliothek eine Vortragsreihe mit dem Titel ,Bamberger Buch-Geschichten‘, in der Experten neue Er-
kenntnisse zu ganz unterschiedlichen Objekten mitteilen. Vorgestellt werden mit Buchmalerei ausgestattete
Handschriften, Raritäten aus den Anfangsjahren des Buchdrucks, einzigartige Dokumente der frühen Neuzeit
sowie Quellen zum Musikleben des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu entdecken sind auch Materialien, die man
in einer Bibliothek nicht vermuten würde: In der Graphischen Sammlung fnden sich Zeichnungen von hoher
künstlerischer Qualität, ja sogar ein Fächer (s. Abb. oben), den ein bambergischer Geheimkanzlist mit dekorati-
ven Chinoiserien bemalte. Zwei Vorträge ergänzten die Herbstausstellung, die dem Bamberger Kunstsammler
Joseph Heller gewidmet ist und vom 27. September bis zum 18. Dezember 2021 gezeigt wird. Sie vertiefen
Aspekte der Rezeption Albrecht Dürers, dessen Werke im Mittelpunkt von Hellers Sammlung standen. Die
Vortragsreihe vermittelt so auch einen Eindruck davon, wie die Bestände der Staatsbibliothek in ihrer über
200-jährigen Geschichte angewachsen sind.

Ein besonderes Highlight war ein Workshop am 2. November 2021 zum Bamberger Drucker Albrecht Pfster,
der schon in den 1460er-Jahren als erster in der Domstadt deutschsprachige Bücher druckte und mit Holz-
schnittillustrationen ausstattete. Die Inkunabeln Pfsters sind von allergrößter Seltenheit. Die Staatsbibliothek
Bamberg besitzt nur vier Blätter des ,Ackermann von Böhmen‘; weitere Blätter verwahren die John Rylands
Library in Manchester und die Scheide Library in Princeton. In Zusammenarbeit mit ihnen kann das auseinan-
dergerissene Exemplar virtuell rekonstruiert werden.

Dank moderner Technik lassen sich Grenzen überwinden, die Corona dem persönlichen Kontakt setzt.
Zwischen Bibliotheken, Wissenschaftlern und Kulturinteressierten haben sich neue Formen des Austauschs
entwickelt, die traditionelle Vermittlungsformate ergänzen, ohne diese überfüssig zu machen. Sobald wieder
physische Zusammenkünfte mit größeren Gruppen zulässig sind, werden Ausstellungseröfnungen, Vorträge
und Seminare sicher wieder in Bibliotheksräumen stattfnden – wenn auch vielleicht in hybrider Form ergänzt
um eine Live-Übertragung im Internet, die auf der Bibliothekswebsite für diejenigen zugänglich gemacht wird,
die nicht persönlich teilnehmen können.

Die Autorin
Prof. Dr. Bettina Wagner ist Direktorin der Staatsbibliothek Bamberg.

Linktipps
Aktuelle und virtuelle Ausstellungen, aufgezeichnete Vorträge und Termine sind abrufbar über
www.staatsbibliothek-bamberg.de/kulturvermittlung/
www.staatsbibliothek-bamberg.de/article/bamberger-buch-geschichten-online-vortragsreihe/

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Veränderung ad hoc
                                                                Die Pandemie als Katalysator für Veränderung

                                                                Von Ute Palmer

                                                                2020: DAS Ausnahmejahr auch für die öfentlichen Bibliotheken in Bayern. Sie mussten fexibel reagieren, die
                                                                neuesten Verordnungen beachten, sich mit Träger und dem zuständigen Landratsamt abstimmen. Und nicht
                                                                immer war sofort klar, wie die aktuellen Regelungen umzusetzen sind. Es war jedoch bei aller Unsicherheit
                                                                auch ein Verständnis zu spüren, dass in dieser volatilen Situation nicht alles sofort und zu aller Zufriedenheit
                                                                geklärt werden konnte. Zu viele Unwägbarkeiten, eine in jüngster Zeit nie dagewesene Situation, viele an den
                                                                Beschlüssen beteiligte Personen und Institutionen stellten den Rahmen für das Agieren dar. Dazu erforderten
                                                                die räumliche und personelle Situation vor Ort individuelle Lösungen. War die Öfnung für Bibliotheken gene-
                                                                rell erlaubt, war dies nicht immer für alle Bibliotheken möglich. Und nach wie vor gibt es noch ofene Fragen
                                                                (z. B. „Quarantäne“ für Medien), die jedoch meist im Alltag in Rücksprache mit den lokal zuständigen Instanzen
                                                                geklärt werden können. In der Praxis wechselten sich Schließzeiten mit ‚Click & Collect‘ (am Anfang noch
                                                                ‚Abholservice‘ genannt), dem etwas kontaktstärkeren ‚Click & Meet‘, Bring- und Lieferdiensten und eigenen
                                                                kreativen Lösungen ab. Erfreulich für die meisten Bibliotheken kam dann die inzidenzunabhängige Möglichkeit
                                                                zur Öfnung – dies bot Planungssicherheit und verhinderte auch mancherorts Kurzarbeit.

                                                                Aber auch die Schließzeiten wurden genutzt: Was Anfang 2020 noch im „Verschiebemodus“ bei vielen Bibliothe-
                                                                ken war (nach der Devise: „Das machen wir irgendwann! Das müssten wir auch mal angehen.“) wurde aufgrund
                                                                der Ausnahmesituation mancherorts sehr schnell umgesetzt: Bestandspfege, Umstellung auf benutzerfreund-
                                                                liche Klartext-Systematik, Aufstockung der digitalen Angebote, verbesserte technische Ausstattung der Biblio-
                                                                theken, Teilnahme an Webinaren. Bibliotheken wurden vermisst während der Schließzeit: von Familien, die
                                                                die Herausforderung des Homeschooling zu bewältigen hatten, von Schüler*innen und Student*innen, denen
                                                                etwas mehr Kontakt gutgetan hätte. Was der geschlossene „Trefpunkt Bibliothek“ für Senioren, Alleinstehende,
                                                                Gefüchtete, Kinder aus bildungsferneren Familien bedeutet hat, wie die soziale Schiefage noch mehr ins Wan-
                                                                ken geriet, können Sie, liebe Kolleg*innen in den Bibliotheken, am besten beurteilen.
© Grafk auf Basis der Vorlage v. D. Glonegger, LfS Regensburg
© Grafk auf Basis der Vorlage v. D. Glonegger, LfS Regensburg

                                                                Einige Zahlen aus der Statistik
                                                                Die Bibliotheksstatistik 2020 kann nicht mit den Zahlen des Vorjahres verglichen werden: Die Schließzeit
                                                                betrug mindestens zwölf Wochen, die Bibliotheken hatten 139.500 Stunden (–27 %) weniger geöfnet als
                                                                2019. Und dennoch ist eine Veröfentlichung sinnvoll, zeigt sie doch neben den erwartbaren Ergebnissen wie
                                                                Rückgang der Zahl der Veranstaltungen und der Ausleihzahlen physischer Medien die Leistungen, die von den
                                                                Bibliotheksteams „trotzdem“ erbracht worden sind.

                                                                Die Ausleihzahl der physischen Medien ist um 13,8 % zurückgegangen. In dieser Zahl sind bei einigen Bibliothe-
                                                                ken die automatisch hinzuaddierten Pauschalverlängerungen während der Schließzeit enthalten. Ohne diese
                                                                Serviceleistung während der Pandemie läge der Rückgang in diesem Bereich bei 20,1 %. Die E-Medien konnten
                                                                einen Zuwachs von 20 % verbuchen. Die Nutzung von Streaming-Angeboten stieg sogar um 32 %.

                                                                Am dramatischsten zeigen sich die Auswirkungen der Pandemie bei den Veranstaltungen: Dort ist ein Rück-
                                                                gang von zwei Dritteln (67,9 %), bei den Veranstaltungsbesuchern von über der Hälfte (57,6 %) zu verzeichnen.

                                                                Ergebnisse einer Corona-Umfrage
                                                                Doch waren die Bibliotheken kreativ: In einer Umfrage der Landesfachstelle 4 gaben 93,5 % an, mindestens
                                                                einen der beiden Services ‚Click & Collect‘ oder Lieferdienst eingerichtet zu haben. Mehr als 70 % gaben an,
                                                                dass die digitale Nutzung zugenommen hat. Durch die Digitalisierung des Angebots konnten in fast 55 % der
                                                                Bibliotheken neue Nutzer*innen gewonnen werden. Über 80 % gaben an, dass sie während der Pandemie neue
                                                                digitale Angebote aufgenommen haben. Darunter fallen sowohl Medienangebote wie Einstieg in die Ausleihe
                                                                von E-Medien als auch digitale Veranstaltungsformate wie Rechercheschulungen, Online-Lesungen, Vorlese-
                                                                stunden. Einige Bibliotheken starteten sogar mit einem eigenen YouTube-Channel. Mehr als 35 % planen ihr
                                                                digitales Angebot auch in Zukunft weiter auszubauen. Interessant sind hier die Gründe von Bibliotheken, die
                                                                dies nicht beabsichtigen: geringer Medienetat und fehlende Zustimmung bei den örtlichen Gremien.

                                                                Selten ein Schaden ohne Nutzen: Was nehmen öfentliche Bibliotheken aus der Krise mit?
                                                                Die Bibliotheken, die sich bereits auf dem Weg der Digitalisierung befanden, waren im Vorteil: Ihre Nutzer*-
                                                                innen konnten von den Online-Angeboten proftieren, sei es die Ausleihe von E-Medien oder auch das
Streamen von Lesungen oder anderen Veranstaltungen. Es wurden beispielsweise digitale Klassenführungen
                                     entwickelt (Regionalbibliothek Weiden in der Oberpfalz), Autorenlesungen oder Vorlesestunden für Kinder
                                     gestreamt oder ganze Literaturfestivals digital angeboten (s. Bericht über das Straubinger Lesefestival Co.Libri
                                     in dieser Ausgabe). Bibliotheken, die bereits die Ausleihe über Selbstverbuchung organisiert hatten, konnten
                                     diesen Vorgang nach dem Lockdown kontaktlos anbieten.

                                     Auch proftierten viele bayerische Bibliotheken von den beiden Bundesprojekten ‚Vor Ort für Alle‘ und ‚Wis-
                                     sensWandel‘. Zum jetzigen Zeitpunkt sind beide Projekte noch nicht abgeschlossen, deshalb ist noch keine
                                     genaue Evaluation möglich. Förderschwerpunkte waren unter anderem: RFID-Selbstverbuchung, Erhöhung der
                                     Aufenthaltsqualität, Aufstockung der E-Medien, Bereitstellung neuer Datenbank- und Streaming-Angebote.

                                     Angebote der Landesfachstelle
                                     Auch die Kolleg*innen der Landesfachstelle haben auf die Krise reagiert. Die Webseite war das wesentliche
                                     Kommunikationstool, um Bayerns Bibliotheken schnell über neue Beschlüsse und Verordnungen, aber auch
                                     über Best-Practice-Beispiele aus den Bibliotheken zu informieren. Die zahlreichen Fortbildungen vor Ort muss-
                                     ten in den digitalen Raum verlegt werden. Es wurden Tutorials und Webinare angeboten – selbst die Buch- und

                                       WIE SCHÖN, DASS SIE
                                       WIEDER DA SIND!
                                       Bitte verhalten Sie sich umsichtig und beachten Sie einige Regeln!
                                                    Halten Sie 1,50 m Abstand zueinander
                                                    (auch wenn Sie warten müssen)!

                                                    Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (ab 6 Jahren)
                                                    ist Pflicht. Beachten Sie die allgemeinen Hygiene-
                                                    empfehlungen! Desinfizieren Sie sich die Hände!

                                                   Besuchen Sie uns nur, wenn Sie sich gesund fühlen.

                                                    Kindern unter 12 Jahren ist das Betreten der Regional-
                                                    bibliothek nur in Begleitung eines Erwachsenen gestattet.

                                                    Die Anzahl der maximal erlaubten Besucher wird über
                                                    Bücherkörbe gezählt.
                                                    Bitte pro Person einen Bücherkorb benutzen!

                                                    Begrenzen Sie Ihren Aufenthalt auf ein Minimum:
                                                    Sie können Medien zurückgeben, ausleihen,
                                                    Vormerkungen abholen, den Kassenautomaten
                                                    benutzen, sich beraten lassen und sich anmelden.
© Stadtbibliothek Weiden / S. Guhl

                                       Tageszeitungen, WLAN, Lesecafé, Arbeitsplätze, Spielecke sowie
                                       Veranstaltungen und Flohmarkt können wir zurzeit nicht anbieten!

                                       Wir bitten Sie um Ihr Verständnis
                                       und freuen uns auf Ihren Besuch!
                                     Hygieneregeln der Regionalbibliothek Weiden
Medientage fanden auch virtuell großen Zuspruch. Schien dies zu Anfang nur zweite Wahl, werden wir hier
genau evaluieren, was davon auch in die Zeit danach übernommen wird. Aber an dieser Stelle sei gesagt: Wir
freuen uns, wenn wir Sie wieder vor Ort sehen und uns mit Ihnen austauschen können!

Auch das laufende Jahr ist noch von der Ausnahmesituation geprägt. Nach und nach kehren Veranstaltungen,
Klassenführungen und andere Services zurück. Und doch – Hygieneregeln und gewisse Einschränkungen wer-
den vorerst noch bleiben. Bleiben wird der Zugewinn an digitalen Angeboten, den Erfahrungen damit. Die Ver-
bindung zwischen dem Analogen und Digitalen wird weiterhin eine große Rolle spielen, dafür muss vielerorts
noch mehr als bisher in die technische Ausstattung investiert werden.

Viele Bibliotheken haben die Anschubfnanzierung aus den Bundesmitteln genutzt, um Aufenthaltsqualität,
Technik, Infrastruktur, Kompetenzen zur Medienvermittlung zu erweitern. Und nach wie vor stehen die Förder-
mittel des Freistaats Bayern zur Verfügung: Neben den Mitteln, die über die Landesfachstelle für das öfentli-
che Bibliothekswesen zur Verfügung gestellt werden, stehen unter anderem noch Mittel aus der Städtebauför-
derung und dem Kulturfonds bereit. Ein weiterer positiver Ausblick zum Schluss: Erfreulicherweise investieren
viele kleinere Kommunen in neue Bibliotheken. Die gesellschaftliche Bedeutung einer Ortsmitte mit einem
konsumfreien Raum, der mit attraktiven Angeboten die Bürger*innen erreicht, überzeugt viele Träger. Freuen
Sie sich auf einige gelungene Beispiele!

Die Autorin
Ute Palmer ist Leiterin der Landesfachstelle für das öfentliche Bibliothekswesen.

Anmerkungen
4
    Es wurden 700 öfentliche Bibliotheken angeschrieben, 340 davon haben sich an der Umfrage beteiligt.

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Aschafenburger Kulturerbe in bavarikon
Gleich zwei bavarikon-Projekte konnten am 25. Juni 2021 der Öfentlichkeit präsen-
tiert werden. Die Bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, schaltete
bei einer Pressekonferenz im Ridingersaal des Aschafenburger Schlosses Johannis-
burg die Projekte des Stadt- und Stiftsarchivs Aschafenburg und der Hofbibliothek
Aschafenburg im Kulturportal bavarikon online. Damit sind nun wichtige Dokumente
zur Geschichte Aschafenburgs und seiner Umgebung, aber auch zur Geschichte des
Erzbistums Mainz weltweit zugänglich.

Von Florian Sepp

Die Präsentation fand unter Berücksichtigung aller Corona-Maßnahmen statt – Anwesenheitslisten, Masken
und Abstände. Prominenteste Rednerin der Veranstaltung war Staatsministerin Judith Gerlach, deren Minis-
terium gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst bavarikon fnanziert.
Gerlach betonte vor allem den Aspekt der breiten Zugänglichkeit des Kulturerbes: „Mit Hilfe der Digitalisierung
kann jetzt jede und jeder Interessierte immer und überall kostenlos in diese Historie eintauchen.“

Die Bayerische Staatsbibliothek trägt die technische, administrative und redaktionelle Verantwortung für den
Betrieb von bavarikon und war andererseits über die ihr nachgeordnete Hofbibliothek Aschafenburg auch
unmittelbar an den Digitalisierungsvorhaben beteiligt. Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen
Staatsbibliothek, betonte die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten digitalisierter Kulturobjekte – von virtuellen
Ausstellungen über digitale Forschungsumgebungen bis hin zum 3D-Druck.

Für die gastgebende Stadt Aschafenburg bezeichnete Bürgermeister Eric Leiderer die digitale Teilhabe im
Kulturbereich als zentralen Bestandteil der städtischen Digitalstrategie.

Die Präsentation der Bestände übernahmen Dr. Joachim Kemper vom Stadt- und Stiftsarchiv Aschafenburg
sowie die Leiterin der Hofbibliothek Aschafenburg, Karin Kuhn.

Das Kulturerbe von Kurmainz
Bevor Aschafenburg Anfang des 19. Jahrhunderts zu Bayern kam, war es jahrhundertelang Zentrum des so-
genannten ‚Mainzer Oberstifts‘, also eines Teiles des weltlichen Herrschaftsgebiets der Erzbischöfe von Mainz.
Diese waren die ranghöchsten Reichsfürsten des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation und gehörten
auch zum exklusiven Kollegium der Kurfürsten, die den deutschen König wählten. Aschafenburg war mit der
Johannisburg und anderen Schlössern eine der wichtigsten Nebenresidenzen der Mainzer Erzbischöfe. Das im
10. Jahrhundert gegründete Kollegiatstift St. Peter und Alexander war eng an das Mainzer Domkapitel ange-
bunden, seit dem 16. Jahrhundert war der Mainzer Erzbischof auch Stiftspropst und somit Oberhaupt des Stifts.

Handschriften und Inkunabeln der Hofbibliothek Aschafenburg
Die Hofbibliothek Aschafenburg entstand im ausgehenden 18. Jahrhundert. Im Jahr 1794 wurden die wert-
vollen Mainzer Bestände vor der anrückenden französischen Revolutionsarmee endgültig in die Johannisburg
in Sicherheit gebracht. 1814 gelangte sie in den Besitz des bayerischen Staates, heute ist die Hofbibliothek
Aschafenburg eine der zehn regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns.
© Hofbibliothek Aschafenburg (Ms 13)

                                       Eingangsbild mit vier Evangelisten aus dem Mainzer Evangeliar (Mitte 13. Jahrhundert)

                                       Die Handschriften und Inkunabeln der Hofbibliothek stammen aus der Mainzer Dombibliothek und der
                                       Privatsammlung des Erzbischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774–1802). Dazu gehört auch eine von
                                       zwei Gutenberg-Bibeln, die sich heute im Freistaat Bayern befnden. Eine Reihe wertvoller Handschriften war
                                       ursprünglich im Privatbesitz des Erzbischofs von Magdeburg und Mainz, Kardinal Albrecht von Brandenburg
                                       (1490–1545), der nicht nur als Förderer des Ablasshandels und Kontrahent Martin Luthers bekannt ist, sondern
                                       auch als bedeutender Kunstmäzen. Im Rahmen von bavarikon wurden insgesamt 35 der wertvollsten Hand-
                                       schriften und Inkunabeln dieses Bestandes im Scanzentrum der Bayerischen Staatsbibliothek gescannt.

                                       Urkunden und Amtsbücher des Stifts St. Peter und Alexander
                                       Umfangreicher war das Projekt des Stadt- und Stiftsarchivs Aschafenburg. Dieses brachte neben einer Samm-
                                       lung von 150 Ansichten der Stadt Aschafenburg die Überlieferung des Stifts St. Peter und Alexander ein, die
                                       sich in einer bayernweit einmaligen Konstellation seit 1939 als Dauerleihgabe des Freistaats Bayern im Besitz
des Archivs befndet. Dabei handelt es sich sowohl um die Urkunden als auch um die Amtsbücher und Pro-
                                                           tokolle des Stifts. Diese Bestände sind als die bedeutendste Quellengruppe für die Geschichte des bayerischen
                                                           Untermaingebiets anzusehen. Der Freistaat Bayern förderte dieses Digitalisierungsprojekt, bei dem knapp
                                                           2.000 Objekte online gestellt wurden, mit rund 30.000 Euro. Weitere Geldgeber waren die Stadt Aschafenburg,
                                                           der Geschichts- und Kunstverein Aschafenburg sowie der Allgemeine Schul- und Studienfonds Aschafenburg.
© Stadt-und Stiftsarchiv Aschafenburg / Justyna Baumgart

                                                           Staatsministerin Judith Gerlach bei der Freischaltung der neuen bavarikon-Projekte

                                                           Eine Kaiserurkunde Ottos II. wiederentdeckt
                                                           Vorbereitungen für Digitalisierungsprojekte machen es oft notwendig, die in Auswahl einbezogenen Sammlun-
                                                           gen umfassend zu sichten und wissenschaftlich zu bewerten. Dabei gibt es oft überraschende Funde. So auch
                                                           in Aschafenburg: Hier wurde 2020 die seit 1912 verschollene älteste Urkunde des Archivs wieder aufgefunden,
                                                           nämlich eine Urkunde Kaiser Ottos II., die dieser 982 in Capua für das Stift St. Peter und Alexander ausstellte.
                                                           Schon allein die Tatsache, dass hier eine ottonische Kaiserurkunde wiederentdeckt wurde, macht diesen Fund
                                                           bedeutend. Gleichzeitig handelt es sich bei diesem Stück um eines der frühesten schriftlichen Zeugnisse zur
                                                           Geschichte der Stadt Aschafenburg überhaupt.

                                                           Der Autor
                                                           Florian Sepp ist Leiter des Referats Bavarica der Bayerischen Staatsbibliothek.

                                                           Anmerkung
                                                           Online-Kulturportal bavarikon: www.bavarikon.de

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