21 22 Landestheater Coburg

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21 22 Landestheater Coburg
Oktober bis Dezember 2021

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21 22 Landestheater Coburg
WIR LEBEN
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21 22 Landestheater Coburg
Inhaltsverzeichnis

                                                       Abschied auf Zeit.................................... 4         Was das Nashorn sah, als es auf die
                                                       Grußwort von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig                andere Seite des Zauns schaute........... 34

                                                       Utopien ausprobieren............................. 6             Hamlet.................................................. 35
                                                       Vorwort von Dr. Bernhard F. Loges
                                                                                                                       Kontraste und Patina............................ 37
                                                       Früher oder später.................................. 8          Ein Wort zu den Fotos
                                                       Vorwort von Fritz Frömming
                                                                                                                       Social Dis-Dancing (WA)....................... 38
                                                       Premierenübersicht............................... 10
                                                       Großes Haus
                                                                                                                       Das Abschiedsdinner (WA)................... 41
                                                       Premierenübersicht............................... 12            Globe Songs (WA)................................. 44
                                                       Reithalle und anderswo

                                                                                                                       Der kleine Lord...................................... 45
                                                       Wiederaufnahmen................................ 14
                                                                                                                       Wiener Blut........................................... 46
                                                       Die Zeit hängt schief............................. 16
                                                                                                                       Extrawurst (WA).................................... 49
                                                       Germania.............................................. 17
                                                                                                                       Der Nussknacker (WA).......................... 52
                                                       Next to normal (Fast normal)................ 18
                                                                                                                       Daniel Carter über ............................... 55
                                                       Sehnsucht nach Nähe........................... 22
                                                                                                                       Konzertübersicht................................... 58
                                                       Così fan tutte ....................................... 23
                                                                                                                       Junges Landestheater.......................... 64
                                                       Nähe trotz Distanz................................ 25
                                                                                                                       Abo & Preise......................................... 70
                                                       Giraffen können nicht tanzen................ 26
                                                                                                                       Ensemble und Mitarbeiter*innen.......... 72
                                                       Exit Österreich...................................... 28
                                                                                                                       Besucherservice.................................... 79
                                                   n   ichglaubeaneineneinzigengott.hass...... 29

                             u ltur in   der Regio                                                                     Tickets & Service.................................. 80
                    t u n d K                          Die spanische Stunde /
          rn   Kuns                                    Das Kind und der Zauberspuk............... 33
Wir förde
                                                                                                                       Allgemeine Geschäftsbedingungen...... 82

                                                                                                                       Impressum............................................ 92

                        VR-Bank
                          2
                                Coburg                                                                             3
21 22 Landestheater Coburg
Abschied auf Zeit
                         Grußwort von Oberbürgermeister
                               Dominik Sauerteig

Liebe Coburgerinnen und Coburger,                 lights. Fans der Operette können „Wiener
                                                  Blut“ von Johann Strauß erleben und das
lange Monate des Lockdowns liegen hinter          Ballett "Social Dis-Dancing" wird wieder-
uns, wir alle haben die Nase voll davon!          kommen. Ich freue mich, dass es heuer
Doch im September ist es soweit: Das              wieder ein Weihnachtsmärchen geben
Landestheater füllt sich endlich wieder.          wird. Und ich hoffe sehr, dass möglichst
Obwohl das noch mit Abstand und Hygie-            viele kleine und große Coburger*innen den
nekonzept geschehen muss, es wird fan-            Klassiker „Der kleine Lord“ sehen werden.
tastisch: Die Schauspieler*innen auf der          Die berührende Geschichte wird sicher vie-
Bühne erleben, ihr Können bestaunen, die          le neue Fans für das Theater gewinnen.
Magie, wenn sich der Vorhang hebt…                Eines ist mir an dieser Stelle ganz wichtig:
Das alleine schon macht die beginnende            Ein Dank an alle Mitarbeiter*innen des
Spielzeit besonders. Und dann ist da noch         Landestheaters, die Coburg auch in der
ein Abschied auf Zeit, denn es ist die            schweren Zeit des Lockdowns viele
letzten Spielzeit im großen Haus vor der          kulturelle Höhepunkte geschenkt haben,
Sanierung. Im Jahr 2022 wird zum ersten           sei es beim Theater im Hofgarten oder den
Mal die Bühne im neuen Globe mit Leben            Konzerten und Aufführungen im Internet.
erfüllt. Ich kann mir vorstellen, dass die        Diese Momente waren so wichtig, denn
Mitarbeiter*innen des Landestheaters              wir Menschen brauchen Kultur. Sie gibt
diesem Tag mit Vorfreude, aber auch               Orientierung, Stabilität und öffnet den
Wehmut entgegensehen. So geht es mir              Blick für das Schöne im Leben.
auch. Ich freue mich auf den Aufbruch             Jetzt dürfen wir alle die Kultur wieder live
und darauf, dass das Globe weit über die          in unserem schönen Landestheater er-
Stadtgrenzen Coburgs hinaus strahlen              leben, darauf freue ich mich mit Ihnen.
wird. Allerdings trenne ich mich nur              Ihnen, liebe Theaterbesucherinnen und
schweren Herzens für so lange Zeit von            Theaterbesucher, wünsche ich viele schö-
unserem schönen großen Haus.                      ne Stunden. Lassen Sie sich begeistern.
In dieser letzten Spielzeit vor der Sanie-
rung dürfen wir uns alle auf Großes freuen.       Ihr
Schon das Programm des ersten Drittels,           Dominik Sauerteig
das Sie in Händen halten, ist voller High-        Oberbürgermeister der Stadt

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21 22 Landestheater Coburg
Utopien ausprobieren
                           Der Weg in ein besseres Miteinander

    Liebes Publikum,                                 überholt, mussten umplanen, Produktionen
                                                     in zukünftige Saisons vertagen und sind
    Sie fehlen uns! Zu Saisonbeginn der              dennoch jederzeit bereit, für Sie zu
    vergangenen Spielzeit wurde das Lan-             spielen. In diesem Heft finden Sie unser
    destheater von Ihnen mit allen Hygiene-          Programm bis zum Jahresende. Wir freuen
    maßnahmen begeistert angenommen und              uns, Ihnen in der Spielzeit 2021/22 zahl-
    Sie haben unseren Künstler*innen so aus-         reiche Premieren zu präsentieren, die
    dauernden Beifall gespendet, dass wir            die Vielfalt des Landestheaters in allen
    zumindest für kurze Zeit den Eindruck            Sparten zeigen.
    hatten, das Haus sei voll besetzt. Diese         Die Unplanbarkeit betrifft nicht nur die
    Verbundenheit mit Ihnen ist für uns auf          Kultur, alle Menschen sind gerade damit
    und hinter der Bühne existenziell und            konfrontiert. Sie führt zu Ängsten, Kon-
    lässt uns Ihre Nähe in der Distanz fühlen.       trollverlust, der Flucht in einfache Wahr-
    Kunst und Kultur brauchen immer den Aus-         heiten aber auch ganz konkret zu
    tausch, die Reibung, das Mitfühlen und           Existenznot, Gewalt und Unruhe – innen
    gemeinsame Erleben.                              wie außen. Diese Schlagwörter sind nur
    Die Saison 2021/22 werden wir Ihnen              die Spitze eines Eisbergs all der Themen,
    in drei gesonderten Heften präsentie-            die gerade in unserer Gesellschaft an die
    ren, da wir in unserem Spielplan auf             Oberfläche geschwemmt werden. Hier
    pandemiebedingte Änderungen entspre-             ist Theater ein Versuchslabor, in dem wir
    chend reagieren möchten. Für ein Theater,        Gesellschaft im Brennglas betrachten und
    das langfristig planen muss, ein Novum,          auf ihren Gehalt untersuchen, aber auch
    mit dem umzugehen alle lernen mussten.           Utopien ausprobieren können. Daraus
                                                     entsteht im Ideal die Hoffnung auf den
    An dieser Stelle möchte ich allen                Weg des Menschlichen aus der Spirale
    Mitarbeiter*innen des Landestheaters             hinaus in ein besseres Miteinander.
    für ihre enorme Geduld und Flexibilität im       Lassen Sie uns zusammenstehen und
    Umgang mit der Krise danken. Alle geben          bleiben Sie uns treu!
    ihr Bestes, um für Sie Theater möglich
    zu machen – ob online oder live wie bei          Ihr
    den Sommerfestspielen im Hofgarten.              Dr. Bernhard F. Loges
    Immer wieder wurden wir von der Realität         Intendant

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21 22 Landestheater Coburg
Früher oder später

Liebes Publikum,                                  uns selbst beschäftigt und viel gelernt.
                                                  Jeder hat sich mit der Situation befasst
manchmal stelle ich mir vor, es ist vorbei.       und gemeinsam haben wir die Krise bis
Die Krise liegt hinter uns, die Dinge haben       jetzt bewältigt. Aufgeben werden wir
sich geklärt und es gibt wieder einen             sicher nicht, denn wir arbeiten nicht für
Alltag. Endlich führt man Gespräche, die          uns, sondern für Sie.
sich nicht mehr nur um Corona drehen.             Unser Publikum hat uns die ganze Zeit
In meiner Vorstellung ist irgendwo ein            gefehlt, Sie haben uns gefehlt. Momentan
Teil, der mir sagt, so kommt es – früher          sind wir nur die Probe, nur die Vorbereitung
oder später. Das Theater probt, so wie            und wir haben nur ein Ziel, wieder für Sie
immer, und spielt, so wie immer. Nach             zu tanzen, zu singen und zu spielen.
der langen Zeit kann man sich das kaum            Heute, Anfang Mai 2021 setze ich deshalb
noch vorstellen und ein «wie immer»,              auf unser Sommertheater im Hofgarten,
wird es sicher nicht geben. Mit kleinen           die einzige Chance in dieser Spielzeit
Unterbrechungen ist es jetzt mehr als             noch zu spielen. Im Herbst dann auf den
ein Jahr, ohne Theater. Nie war klar, was         Spielplan der neuen Saison. Auf dass es
komplizierter ist, die Ungewissheit oder          genauso kommt – früher oder später.
die ewigen Terminverschiebungen. Jede
Planung mit Fragezeichen, jede Probe auf
Abruf, jede Arbeit wahrscheinlich umsonst.        Ihr
Allen Mitarbeitern des Landestheaters gilt        Fritz Frömming
deshalb mein Dank. Wir haben uns viel mit         Kaufmännischer Direktor

                                              8                                                  9
21 22 Landestheater Coburg
Dr. Bernhard F. Loges   Daniel Carter          Mark McClain     Matthias Straub      Fritz Frömming            Daniel Kaiser
Intendant               Generalmusikdirektor   Balletdirektor   Schauspieldirektor   Kaufmännischer Direktor   Technischer leiter

                               10                                                          11
21 22 Landestheater Coburg
02 Next to                   03 Così
                                                   musical                    musiktheater

                                            10 (Fast
                                               normal
                                                                         10 fan
                                                                            tutte
                                            21 Normal)                   21
                                                                              Wolfgang
                                                                              Amadeus
                                                   Brian Yorkey /
                                                                              Mozart
                                                   Tom Kitt

                                            17 DieStunde/                23 hamlet
                                                  musiktheater                schauspiel
                                                     spanische

                                            10 Das                       10
                                                                              William
                                                                              Shakespeare
                                                      Kind

                                            21 Zauberspuk                21
                                               und der
                                                  Maurice Ravel

                                            13 der                       28 wiener
                                                  schauspiel                 operette
                                  GROSSES
                                  HAUS
                                            11 Lord
                                               kleine
                                                                         11 Blut
                                                                             Johann

                                            21                           21
                                                                             Strauss
                                                  Ulrike                     (Sohn)
                                                  Schanko

Premierenübersicht12Großes Haus                                     13
01 Germania                08 giraffen
                                                    Schauspiel                ballett

                                              10                         10 nicht
                                                                            können
                                                    con  form

                                              21                         21 tanzen
                                                                              Takashi
                                                                              Yamamoto

                                              08 Exit                    15 ich
                                                    schauspiel                schauspiel

                                              10 reich
                                                 Öster
                                                                         10 einenein
                                                                            glaubean

                                              21    Florian Graf,
                                                    Texte von
                                                    Helmut
                                                    Qualtinger
                                                                         21 zigen
                                                                            gott.hass
                                                                              Stefano Massini

                                              21 was
                                                   schauspiel
                                  REITHALLE           das

                                              10 als
                                  UND            Nashorn sah,
                                  ANDERSWO           es auf

                                              21 Seite
                                                 die andere
                                                       des
                                                 Zauns schaute
                                                   Jens Raschke

Premierenübersicht Reithalle und anderswo
                       14                                           15
wiederaufnahmen

30 das                                          30 globe
                  schauspiel                            schauspiel

10 abschieds
   dinner                                       10 songsMatthias Straub

21                                              21
                                                        &
                  Matthieu Delaporte &                  Rudolf Hild
                  Alexandre de La Patellière

07 social                                           02 extra                03 der
                  ballett                               schauspiel               ballett

11 dis-dancing
                  Mark McClain                      12 wurst
                                                        Dietmar Jacobs      1 2 knacker
                                                                                nuss

21                                                  21                      21
                  Tara Yipp                             &
                  Wubkje Kuindersma                     Moritz Netenjakob        Peter I. Tschaikowsky

                                  Wiederaufnahmen
                                             16                                                          17
Die Zeit hängt schief                                                                                         GERMANIA
  Schauspieldirektor Matthias Straub und Dramaturg Fabian Appelshäuser im                                              Alternative O-Töne aus der Bewegung
 Gespräch über die ersten Premieren der neuen Saison und sich ständig selbst                                                        con  form
                            verschiebende Pläne.

Appelshäuser: Matthias, du eröffnest               als Projektionsfläche oder Postergirl für     Diese linksgrünversiffte Meinungsdiktatur         Versammlung gesprengt wird. Antifa-
die Spielzeit im Großen Haus mit dem Mu-           die Vorstellungen von Leuten herhalten        ist nicht das Deutschland, das Hermann            Überfall? Der Verfassungsschutz? Die
sical „Next to normal“. Was verbirgt sich          muss, die sich berufen fühlen zu wis-         für sich und seine Kinder möchte und              Männer in Schwarz, die diejenigen besei-
hinter diesem Titel?                               sen oder anderen vorgeben wollen, was         überhaupt hat dieser Besatzerstaat gar            tigen, die der Wahrheit zu nahekommen?
Straub: Es geht um eine Familie, in der die        „Deutschland“ ist. Solche Vorgänge kann       nichts mehr mit Deutschland zu tun. Wie           Nein, nein und nein. Eine Frau in Rot
Mutter an einer bipolaren Störung leidet.          man bei Menschen jeglicher politischer        sein berühmter mythologischer Namens-             und Blau und Gold gekleidet und mit
Appelshäuser: Das klingt nicht ganz nach           Couleur turnusmäßig beobachten und wir        vetter bildet er die Speerspitze der Bewe-        Lorbeeren im Haar. Kann es möglich sein?
der typischen Musicalunterhaltung?                 fanden es spannend mal die Perspektive        gung gegen Gender-Gaga, Kopftuchmäd-              Jahrelang hat Hermann auf ein Zeichen
Straub: Nein und trotzdem ja. In den               der Projektionsfläche selber einzunehmen.     chen, Messermänner, Corona-Irrsinn und            der Altvorderen gewartet und jetzt ist
USA gibt es ein sehr breites Spektrum an           Straub: Also behauptet ihr, dass ihr wisst,   alles, was nicht deutsch ist. Aus einem           es geschehen, Germania, die Germania
Themen und Stoffen, die in Musicals ver-           was Deutschland darüber denkt, wie Men-       Gemeindesaal im German Hinterland                 erscheint ihm und seiner Bewegung!
arbeitet werden. „Next to normal“ erzählt          schen denken, was Deutschland ist.            organisiert er mit seiner Frau Tusnelda,          Das Theaterkollektiv con  form hat
mit bissigem Humor von einer psychischen           Appelshäuser: Genau. Wir haben ja aber        den schlagkräftigen Germanen Wolfhart             sich der allegorischen Projektionsfläche
Erkrankung und nimmt so dem Thema das              noch eine Menge mehr im Angebot im            und Wolfhorst und der völkischen Lieder-          Deutschlands, angenommen und sich
Tabu und viel von der Schwere, die man             ersten Spielzeitdrittel. Weihnachtsmär-       macherin mit Engelsstimmchen Sigrun die           gefragt, was die Projektionsfläche nach
bei solchen Stoffen erwarten würde. Ganz           chen, Kabarett, Klassiker, zeitgenössische    Bewegung, die wie ein Sturm losbrechen            Jahrtausende langem Herhaltenmüssen
besonders freut mich auch, dass wir mit            Dramatik. Blickst du noch durch bei den       wird und endlich die Sprech- und Denkver-         für anderer Leute Ideen von Deutschland
dem Stück eine Anregung aus dem En-                ganzen Verschiebungen?                        bote des Schuldkultes hinwegfegen wird.           selbst dazu sagen würde. Dabei montieren
semble aufnehmen konnten. Aber du bist             Straub: Es ist ein bisschen wie bei Familie   Grade noch lauschen ihm die Getreuen              und verändern sie O-Töne der Protagonisten
schon einen Tag früher auf der Studiobüh-          Hoppenstedt zu Weihnachten. Erst das Es-      beim Einstudieren seiner Rede für die             der neuen Rechten sowie der Querdenker
ne dran und dein Arbeitstitel „Germania            sen, dann der Baum, dann die Geschenke.       Kundgebung der Bewegung am nächsten               und projizieren ein alternatives Bild von
hat die Schnauze voll!“ klang auch nicht           Appelshäuser: Nein, erst der Baum, dann       Wochenende, als die deutschtümelnde               Deutschland in die Germania.
unbedingt versöhnlich?                             die Geschenke, dann das Essen.
Appelshäuser: Versöhnlich ist die Na-              Straub: Ich dachte erst Geschenke, dann
tionalallegorie, die wir da auftreten las-         das Essen, dann der Baum.
sen, zunächst nicht. Verständlicherweise,          Appelshäuser: Jetzt bin ich verwirrt.
finde ich.                                         Aber am Ende wird‘s gemütlich.                                           Regie, Bühne und Kostüme con  form

Straub: Wovon hat die Dame denn die                Straub: Genau, am Ende wird‘s zwar
Schnauze so voll?                                  gemütlich, aber früher war mehr Lametta!                                            REITHALLE
Appelshäuser: Davon, dass sie ständig

                                              18                                                                                              19
Next to normal (FAST NORMAL)
            Musik von Tom Kitt Buch und Gesangstexte Brian Yorkey
                         Deutsch von Titus Hoffmann

„Wir haben die glücklichste Klospülung            Dr. Fine sie zu therapieren durch die Au-
der Straße“, erklärt Diana Goodman, die           gen von Diana, die konstatiert, dass sie
seit 16 Jahren an einer bipolaren Störung         durch die Medikamente gar nichts mehr
leidet, ihrem entsetzten Mann, nachdem            fühlt, während Dr. Fine seine Patientin
sie ihre stimmungsaufhellenden Medika-            nun endlich als „stabil“ bezeichnet.
mente der Toilette übereignet hat. Der
Mut von Brian Yorkey (Text) und Tom Kitt          Dem Duo Yorkey und Kitt ist es gelungen
(Musik) sich einem Hinter-Vorgehaltener-          das komplexe Pandämonium von Erkran-
Hand-Thema mit schroffem Humor zu nä-             kung und Co-Abhängigkeit zum Gegen-
hern hat sich ausgezahlt. Sie sind für ihr        stand eines Musicals zu machen, das sich
Musical über eine psychisch kranke Vor-           aller Genrekonventionen und –vorzüge
stadtmutter 2010 mit dem Pulitzer-Preis           bedient und sich dabei nie über sein The-
(Best Drama) ausgezeichnet worden und             ma oder gar seine Figuren erhebt.
auch sonst war die Kritik nicht sparsam
mit ihrem Lob: Bei elf Tony Award Nomi-           Im deutschsprachigen Raum bisher selten,
nierungen räumte das Musical 2009 in              aber dann erfolgreich auf den Spielplä-
drei Kategorien ab (Best Original Score,          nen, eröffnet das Landestheater Coburg
Best Orchestration, Best Performance by           seine Saison im Großen Haus mit diesem
a leading actress in a musical).                  außergewöhnlichen Musical-Highlight,
                                                  das die Erwartungen an ein „Musical“
Entlarvend logisch erscheint der Blick auf        zwar bedient, sie aber gleichzeitig auf
die Welt und die Versuche ihres Arztes            den Kopf stellt.

              Musikalische Leitung Roland Fister | Inszenierung Matthias Straub
          Bühne Till Kuhnert | Kostüme Carola Volles | Choreographie Daniel Cîmpean

                                     GROSSES HAUS

                                             20                                               21
22   23
SEHNSUCHT NACH NÄHE                                                                                       così fan tutte
                                                                                                                           OSSIA LA SCUOLA DEGLI AMANTI
                  Intendant Dr. Bernhard F. Loges im Gespräch mit
                        Musikdramaturgin Dorothee Harpain                                                  Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
                                                                                                                          Libretto von Lorenzo Da Ponte
Seit über einem Jahr leben wir im                    Gibt es Themen und Stoffe, die auf-                       Reduzierte Orchesterfassung von Caterina Calderoni
Ausnahmezustand. Was bedeuten die                    grund der derzeitigen Situation beson-
pandemiebedingten Einschränkungen                    dere Aktualität gewinnen?
konkret für die Programmplanung des                                                               „So machen es alle!“, klärt Don Alfonso            Dieser Doppelbödigkeit des Spiels und
Musiktheaters?                                       Loges: Inhaltlicher Schwerpunkt im Mu-       seine Freunde Ferrando und Guglielmo               der „aufklärerischen Brutalität des Durch-
                                                     siktheater ist die Sehnsucht nach Nähe.      über die Untreue der Frauen auf – auch             schauens“ geht auch Dominik Wilgenbus,
Loges: Großbesetzte Stücke waren                     Diese beschäftigt uns Menschen immer,        ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi            der zuletzt u. a. mit viel Charme und Humor
vorerst leider nicht realisierbar. Natür-            aber gerade in der Coronakrise wird das      bilden da keine Ausnahme. Die jungen               „Der Vetter aus Dingsda“ in Rostock und
lich hoffen wir, dass sich das im Herbst             Verlangen danach schmerzhaft spürbar.        Männer weisen dies empört zurück und               „Il matrimonio segreto“ in München insze-
oder spätestens im Jahr 2022 ändert.                 Mozarts „Così fan tutte“ handelt von der     nehmen die Wette an: Sie versuchen ver-            nierte, nach. Sandra Münchow ließ sich
GMD Daniel Carter und ich möchten den                Sehnsucht nacheinander und Verwirrun-        kleidet die Verlobte des jeweils anderen           für die Ausstattung von dem historischen
„Ring“-Zyklus auf jeden Fall fortsetzen              gen von Nähe und Distanz in Beziehungen.     zu verführen. Was als leichtfertiges Expe-         Charme des Coburger Theaters inspirieren.
und sind glücklich, dass die Oberfranken-            Was passiert mit der Liebe, wenn der Lie-    riment und erotisches Spiel beginnt, wird          In prächtigen, teils beinahe rokokoartigen
stiftung, die uns finanziell unterstützt, die        bende in der Ferne gewähnt wird? Auch        zunehmend bitterer Ernst …                         Kostümen entfalten die vier Liebenden –
Verschiebung mitträgt.                               dies ist ein aktuelles Thema.                Wolfgang Amadeus Mozart und sein Li-               Rannveig Káradóttir als Fiordiligi, Kora
Zugleich bietet die Krise die Chance, klei-          In Johann Strauß‘ „Wiener Blut“ steht        brettist Da Ponte sezieren in der „Schule          Pavelić und Emily Lorini als Dorabella,
ner besetzte Opern aufzuführen, die sonst            die Scheinheiligkeit und der Verfall einer   der Liebenden“, wie ihr letztes gemeinsa-          Daniel Carison als Guglielmo sowie
vielleicht eher zum Randrepertoire gehö-             Gesellschaft und die skurrile Jagd nach      mes, 1790 in Wien uraufgeführtes Werk              Peter Aisher und William Wallace Morgan
ren, aber trotzdem absolut sehens- und hö-           immer neuen erotischen Errungenschaften      im Untertitel heißt, das Phänomen der              als Ferrando – einen Strudel der Leiden-
renswert sind! Unsere Eröffnung, der Dop-            im Zentrum.                                  Liebe im Spannungsfeld von Verrat und              schaften, dem sich niemand entziehen kann.
pelabend „Die spanische Stunde / Das Kind                                                         Treue, von Selbstaufgabe und Freiheit.             Michael Lion und Bartosz Araszkiewicz
und der Zauberspuk“ von Maurice Ravel                Was wünschen Sie sich für die Post-          Mozarts Musik dringt dabei schonungs-              schlüpfen in die Rolle des zynischen
ist solch eine wunderbare Entdeckung. In             Corona-Zeit?                                 los unter die Oberfläche der Figuren und           Drahtziehers Don Alfonso, während
Daniel Carters erster Opernpremiere in                                                            legt deren Gefühlsverwirrungen in diesem           Dimitra Kotidou und Francesca Paratore als
Coburg ist das gesamte Opernensemble                 Loges: Endlich mal wieder eine Oper mit      Spiel zwischen Wahrheit und Lüge offen.            gewitzte Kammerzofe Despina brillieren.
mit Ravels mitreißender Musik gleich in              großem Orchester, großem Chor und eine
zwei Kurzopern an einem Abend zu erle-               Bühne voller glücklicher Menschen zu er-
ben. Uns war es wichtig, unserem Cobur-              leben. Und ein Publikum, das sich nah sein                Musikalische Leitung Johannes Braun | Choreinstudierung Mikko Sidoroff
                                                                                                               Inszenierung Dominik Wilgenbus | Bühne und Kostüme Sandra Münchow
ger Publikum trotz der Beschränkungen                kann, vielleicht auch kontrovers diskutie-
einen abwechslungsreichen und vollwer-               ren kann und mit uns ins Gespräch kommt.
                                                                                                                                        GROSSES HAUS
tigen Spielplan anzubieten.

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NÄHE TROTZ DISTANZ
                        Ballettdirektor Mark McClain im Gespräch mit
                             Musikdramaturgin Dorothee Harpain

     Wie überall bestimmen die Corona-                  Formen zu finden, mit denen wir kommu-
     Einschränkungen auch den Alltag des                nizieren und erzählen können. Und dies
     Balletts. Wie hat sich dieser in der               wollen wir auch in der aktuellen Spielzeit
     Krisenzeit verändert?                              fortsetzen ...
     McClain: Wir dürfen seit letzter Spielzeit
     nur in sehr kleinen Gruppen trainieren. Das        Worauf kann sich das Publikum be-
     ist für uns alle ungewohnt und eine große          sonders freuen?
     Herausforderung für das Ballettensemble.           McClain: Zum einen werden wir den
     Kontakt und Berührungen in jeglicher Hin-          dreiteiligen Ballettabend „Social Dis-
     sicht zu begrenzen ist sehr beklemmend             Dancing“ wiederaufnehmen, der kurz
     und schränkt die Ausdrucksmöglichkeiten            vor dem November-Lockdown seine um-
     – besonders im Tanz – sehr stark ein.              jubelte Premiere feierte. Ein sehr be-
     Unsere Tänzer*innen sind es normaler-              rührender Abend, der uns einerseits
     weise gewohnt, durch physische Interak-            schmerzlich die aktuelle Sehnsucht nach
     tionen gemeinsam Geschichten und Be-               Nähe, nach physischen Berührungen vor
     ziehungen zu entwickeln – und jetzt sind           Augen führt und andererseits zugleich
     sie plötzlich gezwungen, wenn sie nicht            Hoffnung spendet, dass diese Distanz
     in einem Hausstand leben, getrennt von-            gemeinsam überwunden werden kann.
     einander zu agieren. Außerdem ist die              Das ist gerade jetzt besonders wichtig!
     Anzahl der Tänzer*innen, die zur gleichen          Zum anderen wird es in der Reithalle mit
     Zeit auf der Probe und auf der Bühne sein          „Giraffen können nicht tanzen“ ein Ballett
     dürfen, begrenzt.                                  für kleine und große Kinder geben: Erzählt
                                                        wird die humorvoll-berührende Geschichte
     Birgt diese Krise dennoch Chancen?                 einer Giraffe, die sich mit ihren langen Bei-
     McClain: Im Ballett „Social Dis-Dancing“           nen nur ungeschickt bewegen kann, bis sie
     in der vergangenen Saison haben wir die            mit Hilfe der Grille ihre eigene Musik findet
     Coronasituation zum Thema gemacht und              und auf einmal doch tanzen kann! Die Cho-
     gezeigt, dass Nähe und Distanz trotz all           reografie übernimmt unser Tänzer Takashi
     der Widrigkeiten möglich sind. Beschrän-           Yamamoto und die fantasievolle Bühne
     kungen können ja auch die Kreativität he-          hat Theresa Isabella Malessa, eine Stu-
     rausfordern, wir werden inspiriert, neue           dentin der Hochschule Coburg, entworfen.

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Giraffen können nicht tanzen
               Tanztheater nach dem gleichnamigen Bilderbuch von
                       Giles Andreae und Guy Parker-Rees

Einmal im Jahr treffen sich alle Tiere in          Humor und Augenzwinkern auf die Bühne
Afrika zum Dschungeltanz: Die Warzen-              gebracht. Dieser konnte zuletzt u. a. mit
schweine tanzen Walzer, die Rhinozeros-            „Der Feuervogel“, „Räuber Hotzenplotz“,
se Rock`n`Roll, die Löwen Tango … Nur              „First Steps“ und „Vier Jahreszeiten“
die Giraffe ist traurig – sie wird von den         sein außergewöhnliches choreografisches
anderen ausgelacht, denn mit ihrem lan-            Talent beweisen. Die farbenfrohe Bühne
gen Hals und den dünnen Beinen ist es              gestaltet Theresa Isabella Malessa, eine
wirklich schwierig, eine gute Figur beim           Studentin der Hochschule Coburg, und
Tanzen zu machen. Zum Glück weiß die               Chih-Lin Chan ist für die fantasievollen
Heuschrecke Rat: „Vielleicht brauchst              Kostüme verantwortlich.
du einfach andere Musik!“ Sie holt ihre            In der Rolle der Giraffe können Sie Guilherme
Violine hervor und ehe die Giraffe sich            Carola erleben, während Chih-Lin Chan
versieht, beginnt ihr Körper wie von selbst        als Heuschrecke, Jaume Costa als
zu tanzen: Sie schwingt die Hufe und               Nilpferd und Lucia Sara Colom Garcia und
macht sogar einen Rückwärtssalto. Beein-           Sylvain Guillot als Löwenpaar zu sehen
druckt schauen ihr die anderen Tiere zu.           sein werden. Ana Baigorri Cortes schlüpft
Giraffen können sehr wohl tanzen!                  in die Rolle des Pavians, Yuriya Nakahata
Am Landestheater Coburg wird diese be-             in die des Affen sowie Mireia Martinez
rührende Geschichte über das Anderssein            Pineda in die der Wildsau. Tauchen Sie
und den Glauben an sich selbst von dem En-         ein in die Vielfalt der tierisch-tänzerischen
semblemitglied Takashi Yamamoto mit viel           Dschungelwelt!

                 Choreografie Takashi Yamamoto | Bühne Theresa Isabella Malessa
                            Kostüme Takashi Yamamoto, Chih-Lin Chan

                                         REITHALLE

                                              28                                                   29
Exit Österreich                                                        ichglaubeaneineneinzigengott.hass
       Texte von Helmut Qualtinger und andere, kuratiert von Florian Graf                                                 Monolog von Stefano Massini
                                                                                                                  Ins Deutsche übertragen von Sabine Heymann

Ein piefkinesischer Flusspirat wird an den          und seine Weisheit unerschöpflich. Ein
österreichischen Binnenstrand gespült.              bisschen Schwund ist immer, deswegen        Eden Golan ist eine gemäßigte, eher liberal        die Geschichte der drei Frauen bis zu
Eben noch träumte er von Kaperfahrten               bassd’s ah eh, wenn sein Slivovic-Express   denkende jüdische Geschichtsdozentin,              jenem Morgen im April, als sich ihre
und Rum-Gelagen und jetzt bleibt ihm nur            über das Haustier eines verblichenen        Shirik Akhras eine palästinensische Stu-           Lebenswege kreuzen. Ausgangspunkt für
eine Postkiste, ein Kranz Weißwürste und            Streckenwärters rumpelt – mer ham eh        dentin, die sich radikalisiert hat und zur         seine Rekonstruktion ist der 29. März
ein Fass Sauerkraut in Neusiedl am See              ein Katastrophenjahr.                       Selbstmordattentäterin wird, und Mina              2002, 14:04 Uhr, also ein Jahr, zehn Tage
zwischen Winden am See und Weiden                                                               Wilkinson eine amerikanische Soldatin,             und acht Stunden vor den Schüssen. Um
am See. Burgenland. Österreich. Fern der            Aus den Satiren von Helmut Qualtinger       die in Tel Aviv ihren Dienst versieht. Die         das Ende wissend, erzählen die Frauen
Heimat und auf sich alleine gestellt, wie           hat Schauspieler Florian Graf einen Ka-     Schicksale dieser drei Frauen sind, ohne           in schlichten Worten in drei kunstvoll in-
weiland Robinson auf der Insel; wird er             barettabend zusammengestellt, in dessen     dass sie sich je kennenlernen, durch einen         einander verflochtenen Monologen von
die Heimat jemals wiedersehen oder er-              Adern die Hassliebe des Grandseigneurs      Vorfall am 8. April 2003 auf tragische             ihrem Leben. Stefano Massini lässt
kennt er doch, dass Österreich das gelobte          des österreichischen Humors zu seiner       Weise miteinander verbunden. An diesem             die drei Geschichten, die drei Sicht-
Land ist?                                           Heimat pulsiert. Holger Seitz, dem Co-      Tag wird ein Selbstmordattentat auf eine           weisen auf den Konflikt zwischen Israel
                                                    burger Publikum schon als Regisseur von     Bar in Tel Aviv verhindert, zwei Frauen            und den Palästinensern, von einer
Glücklicherweise oder unglücklicherwei-             „Robin Hood“ bekannt, wird dieses kaba-     kommen bei dem Militäreinsatz ums Leben.           Schauspielerin verkörpern und schafft
se nimmt sich ihm ein Einheimischer an.             rettistische Zuckerl im Saal des Münch-     Mina Wilkinson hatte Dienst an jenem               dadurch ein eindringliches Bild für die
Travnicek, Österreicher von Geburt oder             ner Hofbräus auf die Bühne bringen. Als     Tag und war mit ihrem Einsatzkommando              enge Verstrickung der Konfliktparteien
auch Beruf, sicher nicht aus Berufung, ist          Flusspirat und Travnicek werden sich un-    vor Ort.                                           im Nahostkonflikt und die Ge-
ein Mann voller Talente und Geheimnisse.            sere Hofschauspieler Stephan Mertl und      In parallelen Monologen entfaltet der              meinsamkeiten der Menschen trotz
Lokführer, Heurigenwirt, Philosoph − die            Niklaus Scheibli die Ehre geben. Es wird    italienische Autor Stefano Massini                 politisch-ideologischer Differenzen.
Liste seiner Tätigkeitsfelder ist eh ur lang        eine Hetz!

                     Inszenierung Holger Seitz | Bühne und Kostüme N.N.                                        Inszenierung Christina Gegenbauer | Bühne und Kostüme Frank Albert
                                                                                                                                        Musik Nikolai Efendi
                                  MÜNCHNER HOFBRÄU
                                                                                                                                         REITHALLE

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DIE SPANISCHE STUNDE /
               DAS KIND UND DER ZAUBERSPUK
           Eine Comédie musicale und eine Fantaisie lyrique von Maurice Ravel
                          Text von Franc-Nohain und Colette
                            Fassung für Kammerorchester
                               In französischer Sprache

     Einmal in der Woche schlägt für Concep-              Mutter bestraft wird, seine Wut an den
     ción die „spanische Stunde“. Während ihr             Tieren und dem Mobiliar aus. Doch wie in
     Mann, der Uhrmacher Torquemada, abwe-                einem Albtraum erwachen die beschädig-
     send ist, trifft sie sich mit ihrem Liebhaber        ten Gegenstände plötzlich zum Leben und
     Gonzalve. Diesmal werben jedoch gleich               begehren gegen das Kind auf … Basierend
     drei Männer – Ramiro, Gonzalve und Don               auf dem Libretto der Autorin Colette schuf
     Inigo – um ihre Gunst. Concepción ver-               Ravel eine Kammeroper mit filigranen,
     steckt sie abwechselnd in den Standuhren,            beinahe magischen Orchesterklängen, in
     die sie in ihr Schlafzimmer tragen lässt –           der sich bedrohlich-düstere und komische
     stets besorgt um den „Mechanismus des                Szenen abwechseln.
     Pendels“ … Das erste Bühnenwerk des                  Tibor Torell, der zuletzt mit „Neues vom
     französischen Komponisten Maurice Ravel              Tage“ seinen Sinn für Humor bewies, ent-
     (1875-1937) ist ein komödiantisches Meis-            wickelt mit Nicola Reichert, die u. a. die
     terstück voll erotischer Anspielungen und            Kostüme für den „Ring des Nibelungen“
     Situationskomik. Die Musik Ravels – der              an der Oper Leipzig gestaltete, einen Dop-
     auch den berühmten „Boléro“ schuf – ent-             pelabend voll absurd-witziger, poetischer
     zündet ein wahres Feuerwerk an spani-                und (alb-)traumhafter Momente. Zugleich
     schem Lokalkolorit und Esprit.                       hat der neue Generalmusikdirektor Daniel
     Ganz anders hingegen seine 1925 urauf-               Carter bei seiner ersten Opernpremiere
     geführte Oper „Das Kind und der Zauber-              die Möglichkeit, mit allen Mitgliedern des
     spuk“: Darin lässt ein Kind, das von der             Opernensembles zusammenzuarbeiten.

                    Musikalische Leitung Daniel Carter | Choreinstudierung Mikko Sidoroff
                       Inszenierung Tibor Torell | Bühne und Kostüme Nicola Reichert

                                            GROSSES HAUS

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Was das Nashorn sah, als es auf                                                                                                     hamlet
die andere Seite des Zauns schaute                                                                                     Tragödie von William Shakespeare
                                                                                                            Übersetzt von Matthias Straub und Fabian Appelshäuser
                            Jugendstück von Jens Raschke                                                                 nach August Wilhelm Schlegel

Familie Pavian, Ehepaar Mufflon und                 1994 wurden Teile des überwachsenen         Schwere Zeiten für Hamlet. Sein geliebter          tradierte absolute Wahrheit des Stückes
das Murmeltiermädchen führen ein                    Zoos im Konzentrationslager Buchenwald      Vater ist tot, seine Mutter hat seinen             infrage. Könnte der alte König wirklich
beschauliches Leben im Zoo. Nur ein                 freigelegt und sind wieder zugänglich.      Onkel geheiratet, seine Freundin geht ihm          durch einen Unfall gestorben sein? Könnten
Schornstein hinter dem Stacheldraht                 Doch seine Existenz und dessen Gründe       tierisch auf die Nerven und dass man noch          Claudius und Gertrud aus politischen und
ragt qualmend und bedrohlich in den                 sind bis heute kaum bekannt. Fest steht     zwei Schulfreunde eingeflogen hat, um ihn          nicht aus emotionalen Motiven geheiratet
Himmel. Was auf der anderen Seite des               aber, dass Raschkes Fabel in seiner         aufzuheitern, setzt dem Ganzen die Krone           haben? So befragt entwickelt sich eine
Zauns passiert, kümmert sie aber nicht.             Bedeutung aktueller denn je ist.            auf. Außer ihm scheint es niemanden zu             Doppelbödigkeit des Stoffes, die aus Prinz
Daran ändert auch der plötzliche Tod des            Das Jugendtheaterstück, das 2014 mit        interessieren, wie und warum sein Vater            Hamlet einen Menschen werden lässt, der
Nashorns nichts. Doch dann wird ein                 dem Deutschen Kindertheaterpreis aus-       starb. Immer wird er als überspannter              sich in der Wahrnehmung seines Umfelds
neuer Bär geliefert, der zum Missfallen der         gezeichnet wurde, ist keine Geschichte      Sonderling, als der Traurige oder der,             zu einem Verschwörungsgläubigen ent-
anderen Zoobewohner unbequeme Fragen                über das Leben im Konzentrationslager,      der übertreibt, abgetan. Will niemand              wickelt. Er verbindet die Ereignisse, das
stellt: Woran ist das Nashorn gestorben?            sondern ein Stück über die Frage:           außer ihm die Wahrheit sehen? Es ist               Verhalten seiner Mitmenschen und das
Wer sind die Gestreiften auf der anderen            Bär oder Pavian? Dieser Frage nimmt         doch vollkommen offensichtlich, dass               Weltgeschehen zu einem labyrinthischen
Seite? Wer sind die Gestiefelten? Warum             sich Birgit Eckenweber an, die als          sein Onkel ein Mörder und seine Mutter             Gebäude, aus dem es kein Entrinnen geben
stinkt die Luft so unerträglich? Immer              Regisseurin zahlreiche Musiktheater- und    eine Ehebrecherin ist und alle sich erst           kann. Aber was geschieht, wenn sich am
wieder wird er von Papa Pavian gewarnt,             Schauspielinszenierungen national wie       gegen seinen Vater und jetzt gegen ihn             Ende herausstellt, dass er recht hat?
nicht so neugierig zu sein. Gebannt vom             international realisierte und bereits mit   verschworen haben, um, ja um, wieso
Anblick des Schornsteins, will der Bär den          ihrer Inszenierung von Raschkes Monolog     denn eigentlich genau?                             Nach der Online-Premiere im Lockdown
Dingen auf den Grund gehen und fasst                „Schlafen Fische?“ am Landestheater         In seiner Lesart des Shakespeare-Klassi-           können Sie den shakespearschen Polit-
einen verhängnisvollen Entschluss.                  Coburg zu Gast war.                         kers stellt Regisseur Matthias Straub die          thriller im Herbst endlich live erleben.

                Inszenierung Birgit Eckenweber | Bühne und Kostüme Kristina Böcher                          Inszenierung Matthias Straub | Bühne Till Kuhnert | Kostüme Carola Volles
                                                                                                                             Kampfchoreografie Jean-Loup Fourure

                                          REITHALLE
                                                                                                                                      GROSSES HAUS

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Kontraste und Patina
     Das Landestheater ist für seine Beschäftigten mehr als ein Arbeitsplatz.
     Es ist ein Zuhause und die Zuschauer*innen sind ihre Gäste, die sich im besten
     Fall wie zuhause fühlen sollen. Wie bei jedem Zuhause immer wieder steht
     auch beim Landestheater eine Renovierung an: Die Generalsanierung, die
     am Ende der Spielzeit 21/22 beginnt und das Landestheater für die nächsten
     Jahre in seiner Interimsspielstätte, dem Globe, verorten wird.

     Für eine gewisse Zeit müssen sich die Beschäftigten am Landestheater nicht
     nur von einem Arbeitsplatz, sondern auch von einem Stück Zuhause ver-
     abschieden. Abschiede und Veränderungen sind in der Theaterbranche eine
     Konstante, die öfter personell als geographisch passieren. Vielleicht hat das
     einen Anteil daran, dass dieser Abschied etwas wehmütiger ausfällt als sonst.

     Abschiede spülen immer Erinnerungen an die Oberfläche unseres Bewusst-
     seins. Wir erinnern uns an Premieren, an Rollen und Partien, an Orte, an
     Kolleg*innen und an unser Publikum aber vor allem daran, dass es immer
     weiter und immer vorwärts geht.

     In den Spielzeitheften dieser Saison teilen wir diesen Blick mit unserem
     Publikum in einer Fotoserie. Wir zeigen unsere Künstler:innen in Kostümen
     aus den letzten Spielzeiten an Orten im Landestheater, die unseren
     Zuschauer*innen vertraut sind, genauso wie an Orten, die den Beschäftigten
     vertrauter sind als dem Publikum. Wir zeigen die Patina des Gebäudes, die
     sich durch tausende Zuschauer:innen auf der Oberfläche unseres Theaters
     gebildet hat. Wir betrachten die Kontraste zwischen dem auf der Bühne und
     dem hinter der Bühne, die uns so vertraut sind, während wir sie vor dem
     Publikum gerne verstecken.

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social dis-dancing (WA)
Dreiteiliger Ballettabend von Mark McClain, Tara Yipp und Wubkje Kuindersma
                    Mit Musik von Roland Fister, Philip Glass,
                  Johann Sebastian Bach, Ólafur Arnalds u. a.

Nach der „umjubelten Premiere“ (Neue              Choreografie „Lost Touch“ der bekannten
Presse) in der vergangenen Saison kehrt           niederländischen Choreografin Wubkje
der bewegende und ungewöhnliche Tanz-             Kuindersma: Die vielfältigen Facetten des
abend auf den Spielplan zurück. In seiner         Titels übersetzt sie in „ungemein aus-
Choreografie „TogetherAlone“ lotet                drucksvolle Tanzbilder – faszinierend in
Ballettdirektor Mark McClain zu den               Schwebe gehalten zwischen unerfüllbarer
Klängen von Roland Fisters Streichquartett        Sehnsucht und dem dennoch lebendig
„Einsamkeit und Nähe“ aus, wie Menschen           bleibenden Glauben, Hoffnung finden zu
einander trotz Distanz begegnen können.           können“ (Coburger Tageblatt).
Auch Tara Yipp, dem Coburger Publikum             Auf diese Weise fügen sich die drei
seit 2010 als Choreografin und Ballett-           unterschiedlichen Bewegungssprachen
meisterin bestens bekannt, beschäftigt            wunderbar zu einem ergreifenden Thea-
sich in „Contact“ mit der Sehnsucht               terabend zusammen und das Ballett
nach Nähe, nach Kommunikation, nach               Coburg zeigt – trotz Distanz – auf, dass
Kontakt. Den berührenden Abschluss                das Verlangen nach Nähe alle Grenzen
des dreiteiligen Ballettabends bildet die         und Abstände überwinden kann.

                    Choreografie Mark McClain, Tara Yipp, Wubkje Kuindersma
                Bühne und Kostüme Wubkje Kuindersma, Susanne Wilczek, Tara Yipp

                                     GROSSES HAUS

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das abschiedsdinner (wa)
                   von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière
                                Deutsch von Georg Holzer

     Abzüglich Dienstreisen, Familienfeiern,            analytikern, panierten Schweinefüßen
     Elternabenden und sonstiger Verpflichtun-          und schwedischer Gymnastik gerät die
     gen bleiben Pierre und Clotilde in diesem          Prämisse des Abschiedsdinners ins Wan-
     Jahr genau 24 freie Abende. Wenn an acht           ken. Kann man dreißig Jahre Freundschaft
     bis zehn von diesen Abenden Einladungen            wirklich an einem Abend beenden, weil
     zum Abendessen bei Freunden liegen,                man dadurch drei freie Abende zusätzlich
     okkupieren ihre Freunde 35 Prozent der             im Jahr gewinnt?
     Zeit, die ihnen zur freien Verfügung steht.
     Eigentlich viel zu viel.                           Ob man am Ende eines solchen Dinners
     Aber man kann seine Freunde nicht ein-             die Scherben wieder zusammensetzen
     fach auf Eis legen oder zurückgeben.               kann oder ob ein Abschiedsdinner eigent-
     Ein Abschiedsdinner soll Abhilfe schaffen.         lich eine gute Idee ist und sie in Zukunft
     Man lädt die zu Verabschiedenden ein,              vorsichtig sein sollten, wenn man ihr
     kocht ihr Lieblingsessen, kredenzt Wein            Lieblingsessen kocht, loten Regisseur
     aus ihrem Geburtsjahr und unterlegt alles          André Rößler und Ausstatterin Simone
     mit der Lieblingsmusik der Delinquenten.           Graßmann gemeinsam mit Eva Marianne
     Ein letztes Mal schwelgt man in gemein-            Berger, Frederik Leberle und Nils Liebscher
     samen Erinnerungen, feiert das zusammen            in der neuen Komödie von Matthieu
     Erlebte, genießt die Nähe der anderen.             Delaporte und Alexandre de La Patellière,
     Dann fällt der Vorhang für immer.                  die mit „Der Vorname“ schon für einen
     Im Strudel aus ungarischen Psycho-                 Theater-Hit sorgten, aus.

                     Inszenierung André Rößler | Bühne und Kostüme Simone Graßmann

                                            REITHALLE

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Globe Songs (wa)                                                                                  der kleine lord
           Episode I: Here we go, rockin' all over the world
                                                                                                                       Familienstück zur Weihnachtszeit
                         von Rudolf Hild und Matthias Straub                                             Textfassung von Ulrike Schanko nach Frances Hodgson Burnett

Obwohl es bis zu unserer nächsten echten           Als „globales Ereignis“ hat sie das          Plötzlich adlig! In ärmlichen Verhältnissen         schaft und Mitgefühl zurückzuführen.
Weltreise noch eine Weile dauern könnte,           zwanzigste Jahrhundert weltweit so sehr      in New York lebend, erfährt Cedric von              Im Jahr 1886 erschien die Geschichte über
unser aller Fernweh aber dennoch nicht             geprägt wie kein anderes vorher. Diesem      seinem adligen Großvater, dem Earl of Do-           den Zusammenhalt, die Kraft der Liebe
weniger werden wird, möchte das Duo                Phänomen geht unsere Band gemeinsam          rincourt. Dieser möchte seinen Enkel als            und die Freude, anderen Gutes zu tun, als
Rudolf Hild und Matthias Straub uns auf            mit unseren Sänger*innen auf den Grund       Alleinerben einsetzen und ihn zum kleinen           Kinderbuch von Frances Hodgson Burnett.
eine musikalische Reise um die ganze               und folgt den Spuren der Musik rund um       Lord Fauntleroy erziehen. Nach dem Wil-             Spätestens seit der bekannten Verfilmung
Welt mitnehmen. Was genau das Hören                den Globus. Rocken Sie mit uns durch die     len des Großvaters soll Cedric nach Eng-            im Jahr 1980 zählt sie auch zum Repertoire
von Popmusik bei jedem auslöst, ist                Sechziger, erleben Sie den Summer of         land übersiedeln. Von jetzt auf gleich wird         der Weihnachtsklassiker.
so vielfältig wie die Musik selbst. Sie            Love noch einmal, feiern Sie den Grand       er aus seinem gewohnten Lebensumfeld                Mit seiner frischen, witzigen Inszenierung
weckt in uns Erinnerungen an unseren               Prix-Erfolg von ABBA, kehren Sie der Disco   gerissen, hinein in das vornehme Leben              des Familienstücks „Robin Hood“ bei den
Abschlussball, den Campingurlaub in                den Rücken und proklamieren Sie Anarchie     des englischen Adels – ohne seine Mutter.           ersten Coburger Sommerfestspielen gab
Italien oder den Grand Prix im elterlichen         im vereinigten Königreich, jammen Sie mit    In England verlaufen die Lehrstunden                Regisseur Holger Seitz 2019 sein erfolg-
Wohnzimmer, sie versetzt uns an Orte,              Bob Marley in den Straßen von Kingston       jedoch anders als gedacht. Eine Betrüge-            reiches Debüt am Landestheater. Als frei-
die wir besucht haben oder schon immer             oder tanzen Sie sich durch die Clubs auf     rin taucht auf, die für ihren Sohn ebenfalls        schaffender Regisseur für das große und
sehen wollten und sie hat uns durch                dem Balkan. Schneller und vor allem          Anspruch auf die Nachfolge erhebt. Aber             kleine Publikum arbeitet Holger Seitz seit
alle Höhen und Tiefen unseres Lebens               unterhaltsamer können sie nicht um die       ihr Schwindel fliegt mit Hilfe eines ge-            vielen Jahren an Häusern wie dem Thea-
getragen. Aber eines ist sicher: Sie               Welt reisen.                                 wieften Plans auf. Und nicht nur das: Mit           ter Hof, Theater Münster oder dem Lan-
verbindet uns über alle Grenzen hinweg.                                                         seiner liebenswürdigen Art schafft Cedric           destheater Memmingen. Auf das Coburger
                                                                                                es schließlich auch, seinen verbitterten            Sommermärchen folgt nach langem
                                                                                                Großvater zu Freundlichkeit, Hilfsbereit-           Warten das Wintermärchen.

                Musikalische Leitung Roland Fister | Inszenierung Matthias Straub                              Inszenierung Holger Seitz | Bühne und Kostüme Herbert Buckmiller
             Bühne Till Kuhnert | Kostüme Carola Volles | Choreografie Julia Grunwald

                                                                                                                                      GROSSES HAUS
                                       GROSSES HAUS

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WIENER BLUT
                Operette in drei Akten von Johann Strauß (Sohn)
                       Text von Victor Léon und Leo Stein
                Für die Bühne bearbeitet von Adolf Müller (jun.)
               Bearbeitung für Kammerorchester von Michael Rot

Der eine hat’s, der andere nicht: das be-          testen und erfolgreichsten Klassiker des
rühmte Wiener Blut. Nachdem die Gräfin             Genres. Mit unsterblichen Melodien wie
und temperamentvolle Wienerin Gabriele             „Draußt in Hietzing gibt’s a Remasuri“,
ihren braven Biedermann Graf Balduin von           „Grüß dich Gott, du liebes Nesterl“ und
Zedlau sitzengelassen hat, mutiert der             dem titelgebenden Walzer „Wiener Blut“
Gesandte des Kleinstaates Reuß-Greiz-              entfaltet sich der unwiderstehliche Wie-
Schleiz zum Don Juan: Er bandelt nicht nur         ner Charme im Dreivierteltakt, bei dem
mit der Tänzerin Cagliari, sondern auch            kein Fuß ruhig bleibt. Die Autoren der
mit Pepi Pleininger, der Freundin seines           „Lustigen Witwe“ schufen dazu ein vor
Dieners, an. Gabriele kehrt eifersüchtig           Witz und Esprit sprühendes Libretto voller
zurück und der Graf hat alle Hände voll zu         Verwicklungen und Intrigen.
tun, seine Liebschaften auseinander- und           Die junge Regisseurin Jasmin Sarah Zama-
voreinander geheim zu halten. Als auch             ni, die u. a. mit großem Erfolg „Häuptling
noch sein Vorgesetzter Fürst Ypsheim-              Abendwind“ und „Status Quo“ am Theater
Gindelbach, der Premierminister von                Hof inszenierte, wird diesen Liebesreigen
Reuß-Greiz-Schleiz, auftaucht, ist das             vor dem Hintergrund des Wiener Kongres-
Chaos perfekt …                                    ses mit viel Humor, Tempo und augenzwin-
Johann Strauß‘ (1825-1899) letzte Operet-          kernder Ironie auf die Bühne bringen.
te, die er gemeinsam mit Adolf Müller aus          In der Rolle der Gräfin glänzen Rannveig
früheren Kompositionen zusammenstellte             Káradóttir, Peter Aisher als Graf Balduin
und die erst nach dem Tod des gefeierten           und Michael Lion als Fürst Ypsheim-
Walzerkönigs in Wien uraufgeführt wurde,           Gindelbach sowie Francesca Paratore als
avancierte dennoch zu einem der belieb-            Franziska Cagliari.

             Musikalische Leitung Roland Fister | Inszenierung Jasmin Sarah Zamani
                                Bühne und Kostüme Aylin Kaip

                                      GROSSES HAUS

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extrawurst (wa)
                    Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob

     Welche Fallstricke im gesellschaftlichen           eine bedenkliche Schieflage, der Vereins-
     Miteinander lauern, kann man nirgend-              vorsitzende wirft das Handtuch und an
     wo so schön erleben wie bei einer Ver-             der Frage, ob für die Würstl des einzigen
     einssitzung. So auch bei der alljährlichen         türkischstämmigen Vereinsmitglieds ein
     Mitgliederversammlung eines Tennisclubs            Extra-Grill angeschafft werden soll, droht
     irgendwo in der Provinz. Heribert, langjäh-        der Verein zu zerbrechen.
     riger Vereinsvorsitzender des Tennisclubs,         Pointensicher inszeniert das Autorenduo
     möchte eigentlich nur noch schnell die             Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob in
     ausstehenden Tagesordnungspunkte bei               seiner taufrischen Komödie „Extrawurst“
     der alljährlichen Mitgliederversammlung            einen vereinsinternen Kulturkampf in
     abarbeiten und zum gemütlichen Teil des            Sachen korrekter Umgang mit Minderhei-
     Abends übergehen, als sich Widerstand              ten und/oder Andersgläubigen. Je länger
     regt. Die Neuanschaffung eines Vereins-            die Vereinsmitglieder debattieren, in umso
     grills wird zum Ausgangspunkt einer zu-            mehr Fettnäpfchen tappen sie treffsicher.
     nehmend hitzigen Diskussion. Vegetarier            Regisseur André Rößler und die Bühnen-
     gegen Würstlesser, Atheisten gegen mehr            und Kostümbildnerin Simone Graßmann
     oder weniger gläubige Christen und Mus-            bewiesen mit der Produktion „Good Bay-
     lime, ein harmloses gemischtes Doppel als          reuth“, ihrem Einstand am Landestheater
     Indiz für einen Seitensprung: Das friedli-         vor zwei Jahren, bereits ihr Gespür für
     che Miteinander im Tennisclub gerät in             komödiantisch-satirische Stoffe.

                    Inszenierung André Rößler | Bühne und Kostüme Simone Graßmann

                                            REITHALLE

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der nussknacker (WA)
                              Ballett von Mark McClain
                            Musik von Peter I. Tschaikowsky

Wer kennt sie nicht: den magischen Tanz               das Puppenreich. Nach vielen Abenteuern
der Zuckerfee, den feurigen Russischen                wacht Klara wieder auf – war vielleicht
Tanz oder den wundervoll opulenten Blu-               doch alles nur ein Traum?
menwalzer? Mit einem wahren Feuerwerk
an orchestraler Farbigkeit schafft Peter              Rechtzeitig zum Advent nimmt das Ballett
Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893) eine der            Coburg die traumhaft schöne Produktion
schönsten Ballettmusiken überhaupt. Seit              von Ballettdirektor Mark McClain wieder
Generationen gehört „Der Nussknacker“                 auf – inzwischen schon zum fünften Mal!
schon fast genauso zu Weihnachten wie                 Nach wie vor hat der „Coburger Dauer-
Glühwein, Lebkuchen und Tannenbaum.                   brenner […] nichts von seinem Zauber
Die Tänzer*innen laden uns ein zu einer               verloren“, berichtete zuletzt 2019 die
fantastischen Reise in die Märchenwelt:               Neue Presse, das Publikum äußerte sei-
Zu Heiligabend bekommt Klara einen                    ne Begeisterung mit „minutenlangem Ap-
Nussknacker geschenkt, den sie sofort                 plaus und Bravo-Rufen“. Ein Evergreen der
ins Herz schließt. In der Nacht erwacht               Ballettliteratur, der immer wieder in der
der Holzmann zum Leben, kämpft gegen                  kalten Jahreszeit die Herzen der kleinen
den Mäusekönig und nimmt sie mit in                   und großen Zuschauer*innen wärmt.

         Musikalische Leitung Roland Fister, Mairi Harris Grewar | Choreografie Mark McClain
            Kostüme Anna Rudi und Margareta Gulich nach Ingomar | Bühne nach Ingomar

                                        GROSSES HAUS

                                                 54                                               55
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DANIEL CARTER ÜBER ...
     … SEIN ANKOMMEN IN COBURG                          ren, die von der Vielfalt und Qualität des
     Im Februar 2021 durfte ich nach langem             leider zu oft vergessenen Konzertreper-
     Warten mein Amt als Generalmusik-                  toires zeugen.
     direktor antreten. Inzwischen habe ich die         Unter dem Titel „Antike“ bietet das
     Schönheit der Stadt Coburg kennen und              dritte Konzert mit Werken von Respighi,
     lieben gelernt. Ich bin sehr froh, dass wir        Martinů und Haydn ein abwechslungs-
     trotz der Pandemie vergangene Saison               reiches Programm und eröffnet verschie-
     zahlreiche Onlinekonzerte zeigen konnten.          dene musikalische Sichtweisen auf die
     Nichtsdestotrotz freuen das Philharmoni-           Welt der Antike.
     sche Orchester und ich uns natürlich sehr          … DIE SOLISTEN
     darauf im Herbst wieder live vor Publikum          Ich freue mich sehr, dass wir beim 2. und
     zu spielen.                                        3. Sinfoniekonzert Solisten aus den Reihen
     … SEINE GEDANKEN ZUM KONZERT-                      unseres Philharmonischen Orchesters prä-
     PROGRAMM                                           sentieren können. Dazu gehören unser
     Das 1. Sinfoniekonzert wird mein erstes            Solo-Bassist Dietmar Engels und unser
     Livekonzert und unser erstes Klimakonzert          Solo-Oboist Bernhard Forster.
     im Rahmen des Projekts „Orchester des              ... DIE WEITEREN KONZERTE
     Wandels“ sein. Mit dem Titel „Rückblicke           Im Rahmen der Kammerkonzerte können
     und Ausblicke“ richte ich sowohl den Blick         Sie auch weiterhin unsere Orchestermu-
     auf unsere jetzige menschliche Situation           siker*innen hautnah und in kleiner Be-
     als auch die Veränderung der Welt und              setzung erleben. Zudem ist ein Barock-
     unserer Beziehung zur Umwelt durch die             konzert in Zusammenarbeit mit unserem
     Krise. Neben den inhaltlichen Aspekten             Chor und Philharmonischen Orchester
     spielt natürlich auch der musikalische             unter der Leitung unseres Chordirektors
     Blickwinkel eine Rolle – es handelt sich           Mikko Sidoroff geplant. Und natürlich wird
     um Stücke, die in die Vergangenheit bli-           es auch wieder ein vielfältiges Programm
     cken, musikalische Impulse aufnehmen               für unser junges Publikum geben.
     und weiterverarbeiten.                             UND LAST BUT NOT LEAST …
     Im 2. Konzert „All’Italiana“ steht die ita-        … freue ich mich sehr darauf, Sie endlich
     lienische Konzertmusik im Zentrum. Italien         persönlich im Theater zu treffen und
     wird heute – zu Unrecht – meist nur mit            musikalische Live-Erlebnisse mit Ihnen
     der Gattung Oper in Verbindung gebracht,           teilen zu können!
     deshalb möchten wir Werke präsentie-

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Sinfoniekonzerte                                                                         kammerkonzerte
     „rückblicke und ausblicke“                                                            „Beethoven meets Prokofjew“
     Maurice Ravel: Le Tombeau de Couperin                                                                            Sergej Prokofjew: Quintett g-Moll op. 39
     Thomas Adès: Three Studies from Couperin                                                                     Ludwig van Beethoven: Septett Es-Dur op. 20
     Joseph Haydn: Ouvertüre aus „L’Anima del Filosofo“ Hob. 28/13
     Sergej Prokofjew: Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 („Klassische“)           Violine Martin Emmerich | Viola Annemarie Birckner | Violoncello Woongwhee Moon         24
                                                                                                                                                                    10
                                                                                  Kontrabass Christian Ernst | Klarinette Philipp Grzondziel | Fagott Nils Peters
     Musikalische Leitung Daniel Carter
                                                                                                                   Horn Jonathan Baur | Oboe Bernhard Forster

10   Der gemeinnützige Verein Orchester des Wandels Deutschland e.V.
     setzt sich aktiv für den Klima- und Umweltschutz ein.
                                                                                                                                                 Großes Haus        21
10   Großes Haus
                                                                                            „Aller guten Dinge sind drei!“
21   So. 10.10.21 & Mo. 11.10.21
                                                                                                  Sergej Tanejew: Trio für zwei Violinen und Viola D-Dur op.21
                                                                                                    Zoltàn Kodàly: Serenade für zwei Violinen und Viola op.12

     All‘italiana
                                                                                                  Eugène Ysaÿe: Trio für zwei Violinen und Viola „Le Londres“
                                                                                                                         Antonín Dvořak: Terzetto C-Dur op. 74      14
     Franz Schubert: Ouvertüre C-Dur D. 591 („im italienischen Stile“)                             Violine Megumi Ikeda | Violine Juliane Saad | Viola Zhuo Lu      11
                                                                                                                                                                    21
     Nino Rota: Divertimento concertante für Kontrabass und Orchester
     Alfredo Casella: Serenata op. 46a                                                                                                            Rathaussaal

31   Musikalische Leitung Daniel Carter
     Kontrabass Dietmar Engels
                                                                                                             „Märchen. Wald. Horn“
10   Großes Haus
                                                                                                  Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel für Hornensemble

21   So. 31.10.21 & Mo. 01.11.21 | COncertino Sa. 30.10.21                                                                         (arr. Stephan Schottstädt)
                                                                                                                                                                    05
                                                                                                                                                                    12
                                                                                           Horn Jonathan Baur | Horn Martin Osterhammer | Horn Jutta Rohleder
                                                                                                                                       Sprecher Niklaus Scheibli
     Antike
     Ottorino Respighi: Trittico Botticelliano
                                                                                                                                                   Rathaussaal      21
     Bohuslav Martinů: Konzert für Oboe und kleines Orchester H.353
                                                                         Die Kammerkonzerte sind eine Kooperation mit der Stadt Coburg und Klanggrenzen e.V.
     Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 43 Es-Dur Hob I:43

20   Musikalische Leitung N.N.
     Oboe Bernhard Forster
11   Großes Haus

21   Sa. 20.11.21 & Mo. 22.11.21 | COncertino Sa. 20.11.21

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