5-nach-12 | FINANCE-Insolvenz-Report Q1/2017 - Datenerhebung und Bearbeitung: Falkensteg GmbH, Frankfurt
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
5-nach-12 | FINANCE-Insolvenz-Report Q1/2017 Datenerhebung und Bearbeitung: Falkensteg GmbH, Frankfurt Bildquelle: Pixabay
Der Insolvenzmarkt aktuell Gesamtanzahl der Insolvenzanträge im stetigen Rückgang Seit einem Hoch von rund 34.000 Insolvenzanträgen deutscher Unternehmen im Jahr 2009 gehen die Anmeldungen stetig zurück. Mit zuletzt fast 22.000 Insolvenzanmeldungen im letzten Jahr konnten die Gläubiger in Deutschland um ca. ein Drittel der Gesamtanzahl der Verfahren entlastet werden. Im ersten Quartal 2017 setzte sich der Trend der vorherigen Quartale mit einer vergleichsweise geringen Anzahl an Großinsolvenzen fort. Die derzeit gute Wirtschaftslage entlastet größere, angeschlagene Mittelständler spürbar und bietet diesen die Chance sich zu stabilisieren und günstig zu refinanzieren. Dennoch kam es auch im ersten Quartal 2017 wieder zu Insolvenzanträgen mit Symbolcharakter. So verzeichnet das erste Quartal, insbesondere mit den Anträgen der BUTLERS Group und der MIFA Bike, zwei Verfahren mit großem öffentlichen Interesse, aufgrund der hohen Bekanntheitsgrade der Unternehmen und einer hohen Anzahl bedrohter Arbeitsplätze. Es bleibt im Jahresverlauf abzuwarten, ob sich der Trend geringer Großinsolvenzen in 2017 fortsetzt, insbesondere mit vorausschauendem Blick auf das zweite Quartal 2017 mit den Insolvenzen der creatrade Holding und SolarWorld AG. Anzahl der Insolvenzanträge im Zeitverlauf Insolvenzen Insgesamt 20-50 Mio. EUR 50-100 Mio. EUR 100+ Mio. EUR 160 151 35.000 Anzahl Insolvenzen Gesamt Anzahl Verfahren 140 137 30.000 126 120 109 25.000 64 86 100 84 84 82 72 20.000 80 77 69 71 15.000 60 41 47 36 49 40 48 22 37 10.000 40 23 19 27 21 19 5.000 20 37 21 17 32 28 21 20 16 21 14 10 12 4 2 0 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q1/17 Top Insolvenzanträge im ersten Quartal 2017 nach Anzahl Mitarbeiter Unternehmensname Umsatz (in Mio) Mitarbeiter Verfahrensart* Verwalter Berater, Kanzlei BUTLERS Dr. Jörg 80 1.400 RI - GmbH & Co. KG Bornheimer REGE Motorenteile 187 1.100 RI Rüdiger Weiß - Gmbh MIFA Bike Gesellschaft Prof. Dr. Lucas 65,5 550 RI - mbH Flöther ITN Industrietechnik 15 550 RI Jens Fahnster - GmbH + Co. KG KONTEC Raik Müller, 22,4 402 EV §270a Martin Mucha GmbH Rödl & Partner Quelle: Research Falkensteg | *RI=Regelinsolvenz, EV = Eigenverwaltung, §270b Schutzschirm Datenstand: April 2017
Verfahrensausgänge im Überblick Ein zügiger Abschluss der Verfahren im Interesse aller Beteiligten Die Fortführungsbemühungen bei Großinsolvenzen sind allgemein sehr hoch, was sich in einer durchschnittlichen Fortführungsquote von 77,7% widerspiegelt. Die bevorzugte Variante der Restrukturierungsexperten ist dabei die übertragende Sanierung in Form eines Asset Deals, welche in rund zwei Drittel aller Verfahren als Ergebnis steht. Aus den abgeschlossenen Verfahren im ersten Quartal 2017 sind insbesondere zwei Verfahren hervorzuheben: Erstens das mit einem Asset Deal abgeschlossene Eigenverwaltungsverfahren des Backwarenherstellers Kronenbrot KG Franz Mainz. In der Fortführung konnten mehr als 90 % der ursprünglich 1.200 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nach Erwerb durch die Signal Capital Partners LLP (UK) behalten. Im Gegensatz dazu steht die bekannte Warenhauskette Strauß Innovation, welche vergangenes Quartal nach mehreren Insolvenzverfahren liquidiert werden musste. Das 1902 gegründete Traditionsunternehmen mit einst 96 Filialen und 1.400 Mitarbeitern hat seinen Betrieb nun endgültig eingestellt. Verfahrensausgänge nach Zeitpunkt der Antragsstellung von Unternehmen mit einem Umsatz >20 Mio. Asset Deal Insolvenzplan Insolvenzantrag abgelehnt/ zurückgenommen Verfahren läuft noch Liquidation Fortführungsquote in % Fortführungsquote In % Anzahl Verfahren 160 151 100 140 137 90 126 80 120 109 70 100 103 60 84 89 84 82 76 80 77 50 70 71 60 40 35 59 58 55 38 1 30 40 3 30 29 26 15 27 20 14 15 20 4 18 20 16 10 22 19 19 14 23 17 20 3 1 8 6 1 3 3 4 11 0 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q1/17 Top Verfahrensausgänge im ersten Quartal 2017 nach Anzahl Mitarbeiter Umsatz Mit- Antrag, Unternehmensname Ausgang Verwalter Berater, Kanzlei (in Mio) arbeiter Art* Kronenbrot KG 30.05.2016 Dr. Mark Tillmann Peeters, 150 1200 Asset Deal Franz Mainz EV §270a Boddenberg Falkensteg Unister 18.07.2016 Prof. Dr. Lucas 200 1100 Asset Deal - Gruppe RI Flöther KTG 04.07.2016 Bieg & Hölzle, 234 1008 Plan Jan Ockelmann Agrar SE EV §270a Görg Strauss 22.09.2016 80 670 Liquidation Dr. Dirk Andres - Innovation GmbH RI American Apparel 08.11.2016 Wolf-Rüdiger 44,62 534 Asset Deal - Deutschland GmbH RI von der Fecht Quelle: Research Falkensteg | *RI=Regelinsolvenz, EV = Eigenverwaltung, §270b Schutzschirm Datenstand: April 2017
Insolvenzverfahren des Quartals Interview Dr. Bornheimer | BUTLERS Group mit 1.400 Mitarbeitern stellt Insolvenzantrag Was waren aus Ihrer Sicht die Krisenursachen? Durch den hohen Anteil importierter Produkte belastete der steigende Dollarkurs das Geschäft in höherem Maße als geplant. Butlers benötigte danach einige Zeit, um die Sortimentspolitik neu auszurichten. Seit wenigen Monaten steigen die Umsätze wieder und das neu ausgerichtete Angebot wird von den Kundinnen und Kunden angenommen. Dr. Jörg Bornheimer Wie hat sich der Geschäftsbetrieb seit dem Insolvenzantrag entwickelt? Wie reagieren Kunden und Mitarbeiter? Kanzlei GÖRG Rechts- Geschäftsleitung und Führungskräfte waren auf die Herausforderungen, den anwälte Geschäftsbetrieb fortzuführen, gut vorbereitet. Die Belegschaft war und ist motiviert, wollte und will weitermachen. Deswegen konnten wir bereits in der Ausbildung Dr. Jur. ersten Woche des Verfahrens sehr viele Aktionsfelder anpacken und 1992 Entscheidungen treffen. Unter anderem haben wir sehr kurzfristig den Umbau Größte Verfahren der neuen Musterfiliale am Düsseldorfer Carlsplatz abgeschlossen und diese • BUTLERS Group (2017) wenige Wochen nach dem Antrag eröffnet. • Marienhospital Münsterland (2014) Was ist aus Ihrer Sicht besonders bzw. was sind die spezifischen • Südhessischer Herausforderungen am Verfahren BUTLERS? Klinikverbund (2016) • GVS Herdecke Seniorendienste (2017) Als Online-Anbieter war und ist Butlers generell gut aufgestellt. Multi-Channel ist durchaus komplex und weitaus vielfältiger, als den guten alten Katalog intelligent ins Internet zu transferieren. Diese Erkenntnisse haben wir mit unseren Analysen zum stationären Handel verknüpft und konnten so die Top- Standorte sichern sowie die Online-Plattformen weiterentwickeln. Darüber hinaus haben wir die Herausforderung gemeistert, die ausländischen insolventen Gesellschaften von Köln aus ohne Sekundärverfahren in Österreich bzw. ohne gesondertes Verfahren in der Schweiz zu koordinieren. Hierfür waren eine konstante, transparente Information der Stakeholder in Österreich Facts BUTLERS Group sowie Absprache mit den Gläubigern in der Schweiz unabdingbar. Gründung 1998 Welche Perspektive hat das Unternehmen aus Ihrer Sicht? Anzahl 120 Mit der angestrebten Eigensanierung über ein Insolvenzplanverfahren ist das Filialen Unternehmen grundsätzlich auf dem richtigen Kurs. Wie viele andere Händler Personal 1.400 auch muss es künftig aktiv das Spannungsfeld managen sowie die fortschreitende Digitalisierung und die sich aufgrund des demografischen Umsatz 80 Mio. Wandels verändernden Einkaufsgewohnheiten unter einen Hut zu bringen. (2016) Insolvenz- 30.01.2017 antrag Quelle: Research Falkensteg Datenstand: April 2017
Branche im Fokus Der deutsche Fashion-Einzelhandel in der Krise? Der deutsche Fashion-Einzelhandel ist in den letzten Jahren immer stärker unter Druck geraten. Internationale Wettbewerber drängen auf den Markt und Fashion Discounter wie z.B. Primark untergraben das Preisgefüge der etablierten Anbieter. Die massive Digitalisierung der Branche konnten längst nicht alle Akteure für sich nutzen und bringt zusätzliche Wettbewerber an den Markt, die ausschließlich online agieren. Im gleichen Zuge bringt die Digitalisierung eine starke Veränderung des Kaufverhaltens der Kunden mit sich, welche verstärkt online bestellen, anstatt das Ladengeschäft zu besuchen. Der Trend spiegelt sich auch in den jährlich nachlassenden Besucherzahlen in den Innenstädten wider. In Folge dessen kristallisieren sich aus dem Wettbewerbsumfeld verstärkt gut aufgestellte Multi-Channel Anbieter heraus, die durch kurze Lieferzeiten und moderne Kollektionen bei gleichzeitig guter Qualität und niedrigen Preisen stets nah an den Kundenwünschen sind. Der daraus entstehende Wettbewerbsdruck und die geänderten Rahmenbedingungen führen dazu, dass auch namhafte Marken wie Promod, Zero oder die Steilmann Holding im letzten Jahr durch ihre Insolvenzanträge in die Schlagzeilen geraten sind. Ausgewählte Fashion-Einzelhandelsinsolvenzen 2016 Die Krise im Fashion-Einzelhandel hält auch in den ersten Monaten des Jahres an In den letzten sechs Jahren kam es immer wieder zu Insolvenzen im Fashion-Einzelhandel. Die Anbieter kämpfen dabei mit den gleichen Herausforderungen, wie der stationäre Einzelhandel insgesamt. Im Bereich der Großinsolvenzen konnte der Einzelhandel in den Jahren 2014 und 2015 einen Rückgang verzeichnen. Das Krisenjahr 2016 mit einem rapiden Anstieg der Insolvenzanträge im Einzelhandel, auch bei den Großverfahren, zeigt jedoch, dass die Herausforderungen der Branche noch lange nicht ausgestanden sind. Im Jahr 2017 zeigt sich bislang nach dem ersten Quartal, dass die Krise sowie die Veränderungen in der Branche und den Innenstädten anhält. So musste im ersten Quartal mit René Lezard eine weitere bekannte Marke im stationären Einzelhandel einen Antrag stellen. Doch auch Anbieter im Katalog-Versandhandel spüren den steigenden Druck auf die klassischen Kundenkanäle, was zuletzt, mit Ausblick auf das zweite Quartal 2017, die Creatrade Holding mit den Marken Schneider und Conleys zu einem Insolvenzantrag zwang. Anzahl Großinsolvenzen (>20 Mio. Umsatz) im Einzelhandel 16 13 11 10 6 6 5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Research Falkensteg Datenstand: April 2017
Sie können auch lesen