50-jährige Untersuchungen an migrierenden Schwebfliegen, Waffenfliegen und Schlupfwespen belegen extreme Rückgänge Diptera: Syrphidae ...
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Wulf Gatter, 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Insekten 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Schwebfliegen, Waffenfliegen und Schlupfwespen belegen extreme Rückgänge (Diptera: Syrphidae, Stratiomyidae; Hymenoptera: Ichneumonidae) ●●Wulf Gatter, Hartmut Ebenhöh, Raoul Kima, Walter Gatter, Frank Scherer Abstract. At the Research Station Ran 1970–2019 of southerly heading hover- die örtlichen Verhältnisse. Dies erlaubt decker Maar in the Schwäbische Alb flies is carried out by visual counting in über einen Zeitraum von 50 Jahren ein uplands in southwest Germany, founded a standardised narrow corridor, without deutige Aussagen über den dramati in 1969, in addition to bird migration attempting identification to species schen Wandel in der Insektenwelt. Es ist numbers of migrating insects have also level. Each count was made for one min damit die längste standardisierte Studie been monitored in summer and autumn ute four times per hour and was extrap zum Thema. 40 Jahre Reusenfang: Seit since 1970. At this spot their south olated to give hourly totals. Comparison 1978, also über40 Jahre, wurden nach wards-directed migration reaches an of the first counts (1970–1974) with the Norden geöffnete standardisierte Insek upland pass where the flying insects are most recent years (2014–2019) shows a tenreusen, bei geeignetem Wetter stünd concentrated both horizontally and ver drastic decline to just about 3 % of the lich kontrolliert. Die Werte von 1978– tically. In this article we compare the 1970s values for those species migrating 1987 wurden denen von 2014–2019 results for migrating hover-flies (Syrph in July/August whose larvae are zoopha gegenübergestellt. Bei den Schwebflie idae), as well as soldier-flies (Stra gous/apihidophagous, feeding mainly gen zeigt der Vergleich einen starken tiomyidae) and parasitic wasps or ich on aphids. The numbers of hover-flies Rückgang der Arten mit zoophag/aphi neumons (Ichneumonidae), from the migrating later, mainly in September/ dophager Larvenentwicklung auf unter 1970s and 1980s with those of the years October, suggest that the decline of 10 %. Gleichzeitig erfasste Waffenflie 2014 to 2019. The comparison is based these species (with a mainly aquatic- gen (Stratiomyidae) und Schlupfwespen on two different monitoring methods, saprophagic/microphagic larval devel (Ichneumonidae) gingen auf etwa during 40, respectively 50 years which opment) is not as extreme as in zoo 16 bzw. 14 % zurück. 50 Jahre visuelle remained unaltered during this time, as phagic species. Erfassung: Die schon seit 1970 durchge did the local conditions. These facts al führte visuelle Zählung südwärts ziehen low us to make unambiguous statements der Schwebfliegen erfolgte in einem about the dramatic changes in the insect standardisierten engen Zugkorridor world over the last 50 years, the longest Zusammenfassung. An der 1969 ge ohne Artdifferenzierung. Dabei wurden study period in this field. For more than gründeten Forschungsstation Randecker viermal pro Stunde eine Minute lang die 40 years 1978–2019 the monitoring Maar auf der Schwäbischen Alb wurden nach Süden durchfliegenden Schweb method was working with standardised neben dem Vogelzug ab 1970 auch wan fliegen gezählt und das Ergebnis auf die insect funnel traps open to the north dernde Insekten im Sommer und Herbst Stunde hochgerechnet. Der Vergleich were controlled hourly, weather permit auf ihrem Weg nach Süden quantitativ der ersten Jahre (1970–1974) mit den ting. The values from 1978–1987 were erfasst. Hier wird der südwärts gerich Werten der letzten Jahre (2014–2019) compared with those from 2014–2019. tete Zug durch einen Gebirgspass hori zeigt bei Arten, deren Larven räuberisch For hover-flies the results show a strong zontal und vertikal gebündelt. In dieser zoophag/aphidophag vor allem von decline in the large group of those spe Arbeit vergleichen wir die Ergebnisse Blattläusen leben, einen Rückgang auf cies with a zoophagous/aphidophagous wandernder Schwebfliegen (Syrphidae) nur noch rund 3 %. Die Sichtbeobach larval development, to under 10 % of sowie Waffenfliegen (Stratyomyidae) tungen der spät, vor allem im Septem their earlier numbers. The simultane und Schlupfwespen (Ichneumonidae) ber/Oktober, migrierenden Schwebflie ously monitored soldier-flies (Stratio aus den 1970er und 1980er Jahren mit gen lassen vermuten, dass der Rückgang myidae) and parasitic wasps (Ichneu denen der Jahre 2014–2019. Der Ver bei Arten mit einer aquatisch-sapro monidae) declined to about 16 and 14 % gleich beruht auf zwei verschiedenen phag/microphagen Larvenentwicklung of their 1978–1987 numbers, respec Erfassungsmethoden, die über die Jahre nicht ganz so extrem ist wie bei den tively. A 50 years spanning monitoring hinweg unverändert blieben, ebenso wie zoophagen Arten. Key words. Migration, Insects, Ecology, Longterm survey, Insect decline, Randecker Maar, Palaearctic Region. Ein Blick 50 Jahre zurück dort gegründeten Station (Gatter 1978) (9.29E, 48.35N), den Vogelzug. Dort an dem hier fast 500 m hoch aufragenden wurden wir (G. Kahlert, R. Laih, W. Gat Vor Entdeckung des Randecker Maars Mittelgebirge der Schwäbischen Alb, be ter) am 8. August 1967 und an den Fol (9.31E, 48.35N; Abb. 1) als Konzentrati obachteten wir unweit davon, am Sattel getagen Zeugen eines Naturschauspiels, onspunkt des Vogelzugs und der 1969 bogen zwischen Teck und Breitenstein das sich vor dem nachmittags bereits im 131
Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 130 (3) 2020 Schatten liegenden Osthang des Teck Tätigkeit, auch mit Versuchen, neue Me tagen häufigeren Winde aus südlichen bergs abspielte. thoden der ornithologischen und ento Richtungen anfliegen (Gatter 1981b). mologischen Forschung zu entwickeln Die meist flugschwächeren Dismigranten Von der Nachmittagssonne angestrahlt, (Gatter 1978). Neben den vogelkund mit höherer Richtungsstreuung, bei den zog vor dem dunklen Hintergrund des lichen Untersuchungen ergab sich die Schwebfliegen z. B. Vertreter von Pla Berges zum „Pass“ des Sattelbogens eine Möglichkeit, nicht zuletzt auch wenig er tycheirus, und weitere flugschwache Di nicht endende Flut zigtausender nach Sü forschte Insektengruppen wie Libellen pterenarten und Schmetterlinge ziehen den ziehender Fliegen hin. Gegen die Son (Odonata), verschiedene Gruppen von eher am Nachmittag. ne und vor der hohen, im Schatten liegen Käfern (Coleoptera) und Fliegen (Diptera) den Bergkulisse zog sich, durch unsere mit einbeziehen zu können (Gatter 1973, Bei Insekten liegt der Anteil nach Süden Ferngläser verdichtet, ein so endloses 1975, 1976), die schließlich in Buchform ziehender saisonaler Migranten mit jah Band im Gegenlicht aufleuchtender, silb publiziert wurden (Gatter 1981a, b). Die reszeitlich ausgeprägten, dem Vogelzug rig reflektierender Schwingen und gold- räumlichen Begebenheiten regten dazu entsprechenden Wanderungen vormittags bis kupferfarben wirkender Körper, die an, den in Deutschland bisher unbekann im sichtbaren Bereich bei 51–60 % (Gat sich vor der dunklen, im Schatten liegen ten Massenzug von Schwebfliegen näher ter 1981a). Bei den eher streuenden Be den Wand der Bäume abhoben. Frischte zu untersuchen (Gatter & Gatter 1973, wegungen der Dismigranten liegt er nur Gegenwind auf, unterflogen die Insekten Gatter 1975a, 1976). Von Ereignissen bei 7–34 %. Die Werte beider am Rande den Wind und wanderten in Bodennähe dieser Art gab es einzelne Berichte aus cker Maar an der Gebirgskante sichtbar bergan, was zeitweise wie ein nach Süden Westeuropa und den Alpen. werdender Insekten zeigen, dass gebirgs fliegender endloser Bienenschwarm wirk fern im windschwächeren Tiefland wan te. Die beteiligten Individuen wurden von So beschreibt schon Williams 1961 in dernde Insekten sich dem Beobachter uns auf Hunderttausende geschätzt. An seinem Buch „Die Wanderflüge der Insek vielfach entziehen. Nachweise beschrän Tagen mit nördlichen oder östlichen Rü ten“ herbstliche nach Süden gerichtete ken sich dort auf rastende Individuen ckenwinden war das Phänomen nicht Migrationen von Schwebfliegen von der (Gatter 1977a, 1981a, Gatter & Schmid existent. Ostküste Nordamerikas und von den Küs 1990), oder man wird auf deren Existenz ten Nordwesteuropas und Englands, wo und Bedeutung erst nach Katastrophen Aus unseren Beobachtungen an wandern der Küstensaum von Bournsmouth Mitte wie die als „Strandgut“ an Meeresküsten den Schmetterlingen zu schließen, war August 1864 einmal meilenweit von toten angeschwemmten Tiere aufmerksam. uns schon damals klar, dass die Masse aus Schwebfliegen der Art Scaeva pyrastri be migrierenden Schwebfliegen bestehen deckt war, so dass man sie hätte zusam musste, zumal sich tausende kleiner, menschaufeln können. Besonders oft wer Material und Methode dunkler Fliegen von der leichten, vom Pass den von ihm die im 19. Jahrhundert auf aus Süden kommenden Luftströmung in fälligen Massenwanderungen von großen Der Weg zu standardisierten die entgegengesetzte Richtung nach Nor Schwebfliegen von Eristalis, besonders E. Untersuchungen den verdriften ließen, oder vor Ort tanz tenax, (Abb. 12) an den Küsten der Briti In den 1970er und 1980er Jahren kam es ten. Einmal sensibilisiert wurden bei in schen Inseln und über den Kanal genannt, in Europa zu einer Welle von Untersu tensivierter Beobachtung weitere, eben über die Vergleichbares auch aus dem chungen zur Standardisierung der Erfas falls starke Bewegungen im Spätsommer Alpenraum berichtet wurde (Eimer 1882, sung ziehender Vögel. Mit der darauf er und Herbst 1967 und 1968 registriert. Prell 1925). Gatter (1980) beschreibt folgenden Intensivierung ornithologischer Alles ließ darauf schließen, dass die Überquerungen hoher Himalayapässe ge Untersuchungen gründeten wir 1969 die Schwebfliegen, wie die gleichzeitig zie meinsam wandernder Schmetterlinge, Beobachtungsstation am Randecker Maar, henden Schmetterlinge (Pieridae und Hummeln und Schwebfliegen, wobei fünf Kilometer östlich des bereits erwähn Nymphalidae) aus NNE bis NE kommend, ebenfalls Eristalis tenax dominiert. Mit ten Sattelbogens. Auch hier zogen auffäl auf den Nord-Süd verlaufenden Berghang Berichten von starkem Syrphidenzug an lige Anzahlen von Schwebfliegen, aber die der Teck stoßen und dadurch verdichtet der amerikanischen Westküste Kaliforni Konzentrationen waren geringer als direkt nach Süd abgelenkt, weiter durch den Pass ens (Menz et al. 2019) schließt sich der am Sattelbogen. Die Höhe des Albrandes des Sattelbogens ziehen, durch den einst Kreis von Berichten über cirkumpolare als zu überwindendes Hindernis und die eine Landstraße, heute ein Wanderweg, Schwebfliegenwanderungen rund um die Breite des Passes führten dort einerseits führt. Bei schwachen Winden im Hoch Nordhalbkugel. zur Verdichtung der Zugbewegungen, an druckgebiet ließen hoch ziehende Schmet dererseits ließen sich konstante Bedingun terlinge und in der Höhe jagende Schwal Der Insektenzug ist ein komplexes Thema gen für die Zukunft erwarten, die eine ben darauf schließen, dass vor allem an das von vielen Faktoren beeinflusst wird, Standardisierung ermöglichten. Durch die Nachmittagen mit den im Hochdruck sodass wir mit dieser Arbeit nur einen klei auf 600 m liegende Passenge am Eingang gebiet regelmäßig auf Nord drehenden nen Ausschnitt beleuchten können. So des nach Nordosten zum Albvorland hin Winden unsichtbar auch kleinere und zeigten unsere Untersuchungen am geöffneten Maarkraters verdichtet sich der große Insekten in großer Höhe mit dem Randecker Maar, dass die tageszeitlichen Insektenzug zunächst, und fächert sich Wind wanderten (Gatter 1977b, 1981c). Zugmuster der regelmäßig migrierenden dann bis zu der auf 772 m direkt südlich Saisonwanderer unter den Schwebfliegen des Maarkraters liegenden Station (bei Aus unseren 1969 am Randecker Maar und Schmetterlingen (Nymphalidae) im südwestlicher Zugrichtung) wieder auf. begonnenen planmäßigen Untersuchun sichtbaren Bereich ihre Höhepunkte am Er führt dann, bei Vögeln wie Insekten, gen des Vogel- und Insektenzugs ent späten Vormittag haben und oft bodennah größtenteils durch eine Geländesenke wickelte sich eine rege entomologische gegen die im Hochdruckgebiet an Vormit westlich der Station. 132
Wulf Gatter, 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Insekten Die Zahlen an Insekten unmittelbar an der Station zeigen also nur den Randbereich dieser Konzentration. Gehölze im Westen und Osten der Station boten bei größeren Insekten häufiger Arten, vor allem der Lepidoptera, die Möglichkeit einer Stan dardisierung der Erfassung. Sie wurden auf 30 Metern Breite zwischen zwei Ge hölzstreifen gezählt und eingetragen. Der dunkle Hintergrund durch die Gehölze machte auch weniger große vorbeifliegen de Insekten (besonders bei Gegenlicht) sichtbar. Die Radaruntersuchungen von Wotton et al. (2019) aus Südengland zeigen mit der Höhe über Grund abnehmenden Zug von Schwebfliegen, wobei das Radar Bewe gungen erst ab 150 Metern über Grund aufzeichnet. Die hohen Werte am Sattel 1 bogen auf 550 m, d. h. 150 m über dem Albvorland, würden etwa dem entspre chen, was in England dem Radar entgeht, also einer Verdichtung des Bereichs vom Vorland zum Sattelbogenpass. Am Rande cker Maar kämen weitere 200 Höhen meter dazu. Die in England erhobenen Radardaten könnten demnach darauf hinweisen, dass uns am Randecker Maar die oberen 30 % der Migranten entgehen. Nach diesen anfänglich intensiven Unter suchungen des Insektenzuges haben wir die entomologische Forschung jedoch we gen des Rückgangs häufiger Schmetterlin ge und der Schwebfliegen über zwei Jahr zehnte hinweg zurückgefahren und jah reszeitlich an die ornithologische Arbeit angeglichen. Die aktuelle Diskussion um den Insektenrückgang führte jedoch dazu, die Sichtzählungen und Reusenfänge bei 2a Abb. 1. Randecker Maar Luftbild. Der Pfeil zeigt auf die Lage der Station auf 773 m über NN südlich des nach Norden (hier links) offenen Maarkraters umgeben von den über 800 m hohen umliegenden Kuppen. In dem hier im Bildbereich auf 440 m liegenden nördlichen Vorland die Dörfer Hepsisau vorn und Neid lingen. Die aus Nord, sozusagen „vom linken Bildrand“ ankommenden migrierenden Insekten und Vögel müssen auf kürzeste Distanz fast 400 Höhenmeter überwinden, die dann ver dichtet an der Station vorbei ziehen. (Foto: Peer Gatter, 15.III.2020) Abb. 2a und b. Die nach Norden offene Reuse für nach Süden ziehende Insekten während der stündlichen Kontrolle. 2b (Fotos: Wulf Gatter, 20.IX.2019) 133
Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 130 (3) 2020 allen Insekten ab 2014 wieder in vollem zusätzlich eine Zehn-Quadratmeter-Reuse jeweils der Zeitraum vom 200. bis zum Umfang aufzunehmen. mit einer nach Süden gerichteten Öffnung 279. Tag des Jahres, das entspricht dem betrieben. Deren Fänge ergaben ein ande 19. Juli bis 6. Oktober. Da nicht immer Ein dadurch wieder notwendiger früherer res Artenspektrum und vermittelten Hin Sichterfassungen des Schwebfliegenzuges Beginn schon im Juli und die Art der Er weise, welche Arten zu den Wanderern durchgeführt wurden, sondern bevorzugt fassung mit Beschränkung auf Tage mit gehörten und welche auf das Habitat des bei Bedingungen (Wetter), bei denen Zug geeignetem Wetter und entsprechenden Reusenstandortes beschränkt waren. festgestellt wurde, ist das Datenaufnah Temperaturen ließ sich zeitweise ohne meschema nicht komplett standardisiert. permanente ganztägige Besetzung der In der vorliegenden Studie wurden, wo Die Bevorzugung guter (Wetter-) Bedin Station verwirklichen. Die dadurch un nicht anders vermerkt, nur Daten der nach gungen wirkt statistisch betrachtet wie zureichende Aufsicht ermöglichte aber Nord geöffneten Zehn-Quadratmeter- eine Zensierung niedriger Zählergebnisse. leider mehrfach mutwillige Beschädigun Reuse ausgewertet (Abb. 2). Die Wände Daher, und weil die Wahl des Schwellen gen unserer teuren und weithin sichtbaren und das zum Fangbeutel hin leicht anstei wertes, ab dem die Bedingungen „gut ge Geräte. Dies führte in den letzten Jahren gende Dach bestanden aus Fliegengitter. nug“ für eine Erfassung sind, einer gewis teils zu verkürzten Fangsaisons. Den Abschluss bildete ein 20 cm breites sen Subjektivität und Schwankungsbreite Fenster aus einer Plastikfolie. Der „Drang unterliegt, ist es nicht möglich, durch Einminütige Sicht-Zählungen bei zur Sonne“ führte dabei unabhängig von Berechnung von Mittelwerten (z. B. wö Syrphiden der Zugrichtung dazu, dass die Tiere ver chentliche Mittel der Zählergebnisse) aus Während der Beobachtung des Schmetter suchten, am oberen Ende der Reuse zu den Daten ein über die Jahre vergleichba lings- und Vogelzugs wurde im Idealfall entweichen. Die Insekten gelangten dort res Bild von der Zugintensität zu bekom viermal pro Stunde die Zahl der während in einen Plastikbeutel, der stündlich kon men. Die Datenauswertung stützt sich einer Minute den standardisierten 30 Me trolliert wurde. Am Arbeitsplatz in der daher stattdessen auf Maxima. ter Korridor durchfliegenden Schwebflie Station wurden zu Beginn des Projektes gen mit dem Fernglas gezählt. Diese Zah die Insekten betäubt und bestimmt, wobei Die Daten wurden dazu pro Jahr in Zeit len wurden später auf Stundenwerte hoch gleichzeitig eine Vergleichssammlung an abschnitte von 20 Tagen Länge zusam gerechnet. Die Zählungen erfolgten in gelegt wurde. In den meisten Jahren und mengefasst, und aus jedem 20-Tagesab dem für Insekten standardisierten Kor mit zunehmender Artenkenntnis war eine schnitt wurde das maximale Stunden- ridor ohne Artdifferenzierung. Bei Sonne Betäubung normalerweise nicht mehr nö Zählergebnis herausgesucht. Zeitabschnit wurde versucht, morgens gegen Osten, tig und die Bestimmung erfolgte direkt im te, in denen kein Insektenzug beobachtet nachmittags gegen Westen zu zählen. Die Beutel. wurde, wurden nicht in die Auswertung Insekten sind dann jeweils im Gegenlicht mit einbezogen. Dies war nötig, da in den silbrig aufleuchtend vor den im Schatten Dieser Lebendfang zeigte den Artenreich Aufzeichnungen nicht unterschieden wur liegenden Gehölzen bestens zu sehen. Bei tum der Gruppe. Die Reusenfänge ermög de zwischen „keine Zählung durchge Verwendung zehnfacher Ferngläser waren lichten neben den Schwebfliegen auch führt“ und „Zählung durchgeführt mit Objekte, die auf etwa den ersten acht bis Einblicke in weitere beteiligte Gruppen Ergebnis Null“. Die Abschnitte wurden zehn Metern vorbeiflogen, kaum erkenn von Dipteren wie Schnaken (Tipulidae) nicht kürzer als 20 Tage gewählt, damit bar, was den Zählkorridor etwas einengte. (Gatter 1977b) oder Waffenfliegen (Stra möglichst wenige Abschnitte mangels Zäh Die sich dadurch ergebende leichte Ein tiomyidae), außerdem Erkenntnisse bei lungen aus der Auswertung herausfallen schränkung der Standardisierbarkeit der Käfern (Coleoptera) und Schlupfwespen (z. B. durch Schlechtwetterphasen), und Untersuchungsmethode ist allerdings im (Ichneumonidae), sowie geflügelten Blatt nicht länger, damit sie das jahreszeitliche Vergleich zu den starken Veränderungen läusen (Aphididae, Pemphigidae), die teils Muster des Insektenzuges abbilden kön der Insektenzahlen über die Jahre ver zu Tausenden an den Reusenwänden hin nen. Da in der Mittagszeit die Datendich nachlässigbar. Die Minutenzählungen gen. Zeitbudget und Personalkosten bei te am höchsten und die Zählergebnisse am wurden, je nach Personaldecke, von 1970 der arbeitsaufwendigen Betreuung zwan wenigsten von der Uhrzeit anhängig wa bis 1974 konsequent, danach abnehmend gen zur Spezialisierung auf bestimmte ren, wurden nur Daten von (inklusive) durchgeführt und seit 2014 wieder voll Gruppen. Wie bei den Sichtzählungen zehn Uhr bis (exklusive) dreizehn Uhr aufgegriffen. In der vorliegenden Studie wurden auch die Reusenfänge nicht in verwendet. werden daher die Minutenzählungen aus allen Jahren in vollem Umfang durchge Statistische Auswertung der den Jahren 1970–1974 und 2014–2019 führt. In der vorliegenden Studie wurden Sichtbeobachtungen ausgewertet. daher nur die Fänge der nach NNE ge öffneten Zehn-Quadratmeter-Reuse aus Jeder der 20-Tage-Abschnitte wurde ge Reusenfang den Jahren 1978–1982, 1984–1987 und trennt nach der gleichen Methode ausge Die wandernden Schwebfliegen und an 2015–2019 ausgewertet. Aufgrund von wertet. Im Folgenden wird die Auswer dere Insekten wurden mit Hilfe einer trich Vandalismus an der Reusenanlage muss tung für einen der Abschnitte beschrieben. terförmigen, nach NNE geöffneten Insek ten manche dieser Fangsaisons später als Die Insektenmaxima des Abschnittes tenreuse gefangen. Erste Versuchsreusen geplant begonnen oder früher beendet (eines pro Jahr) wurden für das statisti mit kleiner Einflugsöffnung wurden über werden. sche Modell logarithmiert, da Einflussfak wiegend als Hindernis erkannt und um toren wie das Wetter und die Größe der Datenauswahl bei den Sicht flogen. Daher arbeiteten wir ab 1978 bis Insektenpopulation multiplikativ und beobachtungen (Minutenzählungen) heute mit Reusen, deren Einflugsöffnun nicht additiv auf die Zählergebnisse wir gen zehn Quadratmeter betrugen. In den Bei den Sichtbeobachtungen wurden nur ken. Mit diesen Werten wurde dann eine Jahren 1979–1982 wurde als Vergleich Schwebfliegen erfasst. Ausgewertet wurde einfache lineare Regression durchgeführt, 134
Wulf Gatter, 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Insekten d. h. es wurde ein lineares statistisches ebenso, nur zusätzlich ohne die Jahre mal flogen wetterbedingt über mehrere Modell aufgestellt, welches eine Gaußsche 1978 und 1984. Tage keine Insekten (der untersuchten Fehlerverteilung der Werte annimmt. Er Arten) in die Reuse. Bei der Auswertung klärende Variablen im Modell waren ein Im Gegensatz zu den Sichtbeobachtungen der Daten sind wir daher davon ausgegan Interzept und das Erfassungsjahr (als kon war die Reuse an den Fangtagen immer gen, dass die Fangsaison jeweils an dem tinuierlicher Prediktor). den ganzen Tag fängig. Daher wurde im Tag begann, für den die ersten standardi Gegensatz zu dort nicht mit Stundenwer sierten Fänge notiert sind, und an dem Tag Da es sich bei den Daten um Zeitreihen ten gerechnet, sondern mit Tagessummen. mit den letzten Standard-Fängen endete. handelt, muss bei der Auswertung unter Wie bei der Auswertung der Sichtbeobach anderem der mögliche Einfluss von Auto tungsdaten wurden die Reusenfänge in Zur Errechnung der Populationsänderung korrelation bedacht werden. Da die Daten Zeitfenster von jeweils 20 Tagen Länge wurde bei den Reusenfängen aufgrund jedoch nur kurze Jahresblöcke (max. aufgeteilt, um den jahreszeitlichen Verlauf des dort größeren Problems der Autokor sechs Jahre am Stück) überspannen, ist es des Insektenzuges abbilden zu können. relation auf eine statistische Auswertung prinzipiell nicht möglich, die Autokorre Für diejenigen Abbildungen, in denen der verzichtet. Stattdessen wurde einfach im lation präzise zu messen und zu berück jahreszeitliche Verlauf nicht dargestellt ersten Schritt für die 20-Tage-Abschnitte sichtigen. In den Modell-Residuen konnte ist (Abb. 8, 9) wurde das Fenster vom mit guten Daten (19. Juli–6. Oktober) keine Autokorrelation nachgewiesen wer 204. bis 224. Tag des Jahres (23. Juli–12. jeweils der Mittelwert der jährlichen Ma den, daher wurde keine Korrektur für Au August) verwendet (auch für die Sichtbe xima für die Jahresblöcke 1978–1987 tokorrelation angewendet. Die Modell obachtungen). Dieses Fenster wurde ge sowie 2015–2019 errechnet. Im zweiten rechnung ist daher geeignet, Unterschiede wählt, weil darin für alle Untersuchungs Schritt wurde zwischen den 20-Tage- zwischen den mittleren Insektenzahlen jahre ausreichend Daten zur Verfügung Abschnitten gemittelt, sodass am Ende früher und heute nachzuweisen, kann standen (in manchen Jahren war die Fang nur eine Zahl für jeden der beiden Jahres aber nur wenig darüber aussagen, wie saison verkürzt, z. B. aufgrund Vandalis blöcke herauskommt. Der Quotient aus groß diese Unterschiede im Vergleich zu mus an der Fanganlage, oder andauernd diesen beiden Zahlen ergibt die Popula den zufälligen jährlichen Schwankungen windige bzw. stürmische Wetterlagen oder tionsänderung. der Populationsgröße sind. Regen an der Gebirgskante), und weil in diesem Zeitfenster die Fangzahlen am Die Berechnungen wurden mit Hilfe von höchsten waren und am wenigsten jahres Ergebnisse bayesianischer Statistik durchgeführt, un zeitliche Schwankungen aufwiesen. ter Verwendung von minimal informati Schwebfliegen (Syrphidae) nach visuel- ven Prioren (breite Normalverteilung für Aus den Reusendaten wurden pro Jahr für ler Erfassung der aktiven Migration alle Parameter außer des Dispersions- jeden der 20-Tage-Abschnitte (bzw. dem Zwischen den 1970 bis 1974 erhobenen Parameters, dort log-normalverteilt). Abschnitt vom 204. bis 224. Jahrestag) die Werten und denen aus den Jahren 2014 Dazu wurden die Programme „R“ und drei Tage mit den höchsten Fangsummen bis 2019 zeigen sich extreme Rückgänge. „Stan“ verwendet (R Core Team 2019, ausgewählt und der Mittelwert deren Die Zählungen im Zeitraum Ende Juli – Stan Development Team 2019), unter Hil Fangzahlen ausgerechnet. Dies weicht zu Anfang August lieferten um 1972 im fe des R-Package „brms“ (Bürkner 2017). gunsten geringerer Streuung leicht ab von Durchschnitt Maximalwerte von ~10.000 Die Posterior-Verteilung wurde von der der Auswertung der Sichtbeobachtungen, Individuen pro Stunde, um das Jahr 2017 Software Stan über ein Markov-Chain- denn dort konnte aufgrund der geringeren waren es ~290 Individuen/Stunde (Abb. Monte-Carlo Verfahren (NUTS) berech Standardisierung der Datenaufnahme nur 3). Die Schwebfliegen-Maxima sind also net. Dabei wurden in zehn Ketten jeweils ein einfaches Maximum ausgerechnet in diesem Zeitraum auf etwa ein Sechund 10 000 effektive Samples aus der Posterior- werden (s. o.). Für Zeitabschnitte, die nur dreißigstel (bzw. knapp drei Prozent) Verteilung gezogen, nach einer Warmup- zum Teil innerhalb der Reusen-Fangsaison ihres ursprünglichen Wertes zurückge Phase von je 1000 Samples (Potential lagen, wurden entsprechend der geringe gangen. Scale Reduction Factor
Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 130 (3) 2020 Die maximalen Tagessummen der Schweb fliegen-Reusenfänge im Zeitraum Ende Juli–Anfang August lagen im Zeitraum von 1978 bis 1987 im Schnitt bei ~700 Indi viduen, im Zeitraum 2014–2019 bei ~70 Individuen (Abb. 4). Das entspricht einem Rückgang auf ein Zehntel. Trotz der star ken Schwankungen der Zahlen von Jahr zu Jahr ist diese Abnahme klar erkennbar. Das gleiche Muster ließ sich im auch bei den Waffenfliegen und Schlupfwespen finden (Abb. 5, 6, 7), bei allerdings insge samt deutlich niedrigeren Fangzahlen. Für die Schlupfwespen wurde ein Rückgang Abb. 3. Maximalzahl der Schwebfliegen bei der 3 visuellen Erfassung zu verschiedenen Jahres zeiten, 1970er versus 2015er Jahre. Jeder Punkt ist das maximale Stunden-Zählergebnis aus einem Jahr. Die eingefärbten Flächen geben mit ihrer Form die Wahrscheinlichkeitsverteilung (Posterior-Verteilung) der Modellschätzung für die beiden Zeiträume an. Die Breite der Fläche bei einem y-Achsen-Wert ist proportional zur Wahrscheinlichkeitsdichte bei diesem Wert. Abb. 4. Schwebfliegen, Reusenfänge. Maximaler Tagesfang im Jahresverlauf für verschiedene Jahre. Da die Fangsaisons unterschiedlich lang waren, gibt die Punktgröße die Anzahl der Tage des Zeitabschnittes an, die sicher innerhalb der Saison lagen. Abb. 5. Waffenfliegen, Reusenfänge. Maximaler Tagesfang im Jahresverlauf für verschiedene Jahre. Diejenigen Punkte, die den Boden des Diagrammes berühren, haben einen maximalen Tagesfang von null. Da die Fangsaisons unter schiedlich lang waren, gibt die Punktgröße die Anzahl der Tage des Zeitabschnittes an, die 4 sicher innerhalb der Saison lagen. Abb. 6. Schlupfwespen, Reusenfänge. Maximaler Tagesfang im Jahresverlauf für verschiedene Jahre. Diejenigen Punkte, die den Boden des Diagrammes berühren, haben einen maximalen Tagesfang von null. Da die Fangsaisons unter schiedlich lang waren, gibt die Punktgröße die Anzahl der Tage des Zeitabschnittes an, die sicher innerhalb der Saison lagen. Abb. 7. Reusenfänge, maximaler Tagesfang über die Jahre für verschiedene Artengruppen, im Zeitraum vom 204. bis 224. Jahrestag (23. Juli – 12. August). Abb. 8. Verlauf der Insektenmaxima über die Jahre für verschiedene Erfassungsmethoden und Artengruppen. Zur besseren Vergleich barkeit wurden die Zahlen jeder Linie in % des Wertes von 1980 ausgedrückt (für die Sicht beobachtungsdaten wurde der interpolierte Wert verwendet). Dargestellt ist der Zeitraum von 204. bis zum 224. Jahrestag (23. Juli–12. 5 August). 136
Wulf Gatter, 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Insekten auf 14 % und für die Waffenfliegen auf 16 % in dem im Mittel etwa 35 Jahre über spannenden Zeitraum errechnet. Die jähr lichen Abnahmeraten der Fangzahlen aller drei Artengruppen stimmen damit (An fang August) relativ gut überein, und de cken sich auch mit jener aus den Sichtzäh lungen der Schwebfliegen (Abb. 8). Später im Jahr wurden die Fangzahlen der Schwebfliegen insgesamt geringer, aber auch die Abnahme der Zahlen zwischen damals und heute. Am geringsten war die Abnahme am Ende des analysierten Jah reszeitabschnittes, an dem nur noch ein geringes Artenspektrum spät ziehender Schwebfliegenarten mit hohem Anteil von Arten mit aquatisch sapro-/microphag le benden Larven beteiligt ist. Im Gegensatz zu den Sichtbeobachtungen ist bei den 6 Reusendaten am Saisonende keine klare Populationsänderung mehr erkennbar. Diskussion Rückgang der Schwebfliegen Unsere Untersuchungen stellen mit ihrer Dauer von nunmehr 50 Jahren die mit Ab stand längste standardisierte Studie an Insekten zum Thema Insektenrückgang dar. Sie begann als Grundlagenforschung zum Wanderverhalten verschiedener In sektenarten (Gatter & Gatter 1973; Gat ter 1975b, 1976, 1981a, c; Gatter & Schmid 1990) und folgte von Anfang an Kriterien der damals im ornithologischen Bereich schon verschärften Ansprüche an eine Standardisierung (z. B. Berthold, Bezzel & Thielcke 1974, Gatter 1978). In dieser Studie, in der wir uns vor allem 7 mit Schwebfliegen befassen, zeigen unse re Ergebnisse einen massiven Rückgang dieser migrierenden Insekten auf (je nach betrachteter Jahreszeit) 3–15 % in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Es ist heu te kaum mehr vorstellbar, in welcher Häu figkeit in den 1970er und 1980er Jahren Schwebfliegen vorgekommen sind. Ein ähnlicher Rückgang betrifft die von uns später mit einbezogenen Waffenfliegen und Schlupfwespen, die verglichen mit den Schwebfliegen, einen weit geringeren Anteil unseres Datensatzes stellen. Da bei unseren Untersuchungen migrie rende Insekten erfasst wurden, repräsen tieren die Ergebnisse nicht nur die lokale Insektenwelt rings um die Station und nicht nur wenige dort vorkommende Le bensraumtypen, sondern zeigen, dass es sich bei den starken Rückgängen um ein 8 großräumiges Phänomen handelt. Im 137
Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 130 (3) 2020 Tab. 1. Veränderungen der relativen Anteile der häufigsten Schwebfliegenarten in den Reusen dardisierte Untersuchung an Insekten am Randecker Maar in zwei Untersuchungszeiträumen, aufgeteilt nach den Ernährungstypen der belegen wir dramatische Rückgänge auch Larven; BL = von Blattläusen lebend; ZP = zoophag und fakultativ von Blattläusen lebend; ASM = bei dieser wichtigen Insektengruppe. aquatisch sapro-/microphag lebend. Zu berücksichtigen ist, dass die Prozentwerte der Spalte 2015–2019 aus extrem geringeren Gesamtsummen errechnet wurden (n = 5204) als in den Jahren Wandel in der relativen Häufigkeit 1975–1987 (n = 82147). ökologischer Gruppen Typ Art 1978–1987 2015–2019 Innerhalb der artenreichen Schwebfliegen Anteil in % Anteil in % gibt es ökologisch/biologisch gesehen BL Episyrphus balteatus (De Geer, 1776) 33,2 22,8 zwei große Gruppen. Beide sind als Voll BL Sphaerophoria scripta (Linnaeus, 1758) 12,0 13,8 insekten überwiegend Blütenbesucher. BL Metasyrphus corollae (Fabricius, 1794) 9,07 4,59 Um etwas Klarheit in die zeitlichen Abläu BL Syrphus ribesii (Linnaeus, 1758) / 6,0 17,0 fe zu bekommen, lohnt es sich, einen Blick S. vitripennis Meigen, 1822 auf die Phänologie der häufigsten Arten BL Scaeva pyrastri (Linnaeus, 1758) / 1,24 0,17 bzw. Gattungen und die Entwicklungsfor S. selenitica (Meigen, 1822) men und Entwicklungshabitate ihrer Lar Zwischensumme BL 61,6 58,3 ven zu werfen. Unter den 15 häufigsten am Randecker Maar wandernden Arten BL, ZP Melanostoma mellinum (Linnaeus, 1758) 15,9 23,0 sind zwölf zoophag, überwiegend aphido phag. Das heißt sie ernähren sich im Lar ZP, BL Platycheirus clypeatus (Meigen, 1822) / 17,7 3,71 P. peltatus (Meigen, 1822) venstadium räuberisch, vor allem von BL, ZP P. albimanus (Fabricius, 1781) / Blattläusen. Unter den Reusenfängen der P. manicatus (Meigen, 1822) 1970er und 1980er Jahre fielen 95,2 % Zwischensumme BL, ZP 33,6 26,7 der beteiligten häufigen Schwebfliegen (im langjährigen Durchschnitt) in diese Gruppe. Die restlichen 4,8 % entfielen auf ASM Helophilus pendulus (Linnaeus, 1758) / 1,06 7,8 H. trivittatus (Fabricius, 1805) Arten mit terrestrisch saprophagen bzw. ASM Eristalis tenax (Linnaeus, 1758) 0,90 4,34 aquatisch sapro-/microphagen Larven. Diese finden sich in Gewässern, Tümpeln, Zwischensumme ASM 1,96 12,1 feuchten Astlöchern bis hin zur Jauche. Zur letzteren Gruppe gehören Eristalis Andere Arten 2,90 2,88 tenax (Abb. 12), Helophilus pendulus (Abb. 10) und H. trivittatus. Bei den Werten nach 2015 hatten sich die Anteile geän Blick der Entomologen standen bisher vor te Untersuchungsmethoden zurückgrei dert (Tab. 1). Mit ausnahmsweise starkem allem der Rückgang und das Verschwin fen können. Auftreten von Helophilus mit 202 Indivi den seltener bzw. von Entomologen bevor duen beschränkt auf die Jahre 2018/2019 zugter Arten (Schmetterlinge, Wildbienen Habel et al. (2019) werteten bis ins 18. (Platz 6 und einem Anteil von 7,8 % ge etc.), von denen viele ohnehin auf Grund Jahrhundert zurückreichende Quellen genüber 1,06 % in den 1970er Jahren) und ihrer speziellen Habitatansprüche gefähr über Schmetterlingsvorkommen in Süd Eristalis tenax (Platz 7 und 4,43 % gegen det sind. Unsere Studie dagegen zeigt den deutschland aus und fanden ebenfalls über einst 0,9 %) sind zwei Arten der letz Rückgang für einige zahlenmäßig beson erschreckende Verluste in der Häufigkeit teren Gruppe vorgerückt. Bei ihrer aqua ders bedeutende Artengruppen. der Arten und Einbußen von Vorkommen. tisch-sapro-/microphager Larvenentwick In einer neuen Radarsstudie zur Migration lung sind sie wohl weit weniger von Pesti Besondere Aufmerksamkeit erregten die von Schwebfliegen konnten Wotton et al. zideinwirkungen betroffen als zoophage/ Autoren der sogenannten Krefeld- Studie (2019) von 2000–2009 in England keine aphidophage. Dabei sollte allerdings nicht (Hallman et al. 2017). Sie begannen 20 Bestandsveränderungen bei den Schweb übersehen werden, dass auch diese Arten Jahre nach uns 1989 damit, die Biomasse fliegen finden. Sie weisen auf diesen güns trotz der Zunahme ihres relativen Anteils an Fluginsekten durch standardisierten tigen Umstand gegenüber anderen Insek in absoluten Zahlen gegenüber früher Fallenfang (Malaise-Fallen) in zahlrei tengruppen hin. Allerdings konnten auch nicht zugenommen, sondern wahrschein chen Schutzgebieten in NRW zu bestim wir nach unseren ersten 13 Untersu lich ebenfalls stark zurückgegangen sind. men. Sie stellten innerhalb von 27 Jahren chungsjahren (1974–1987) aufgrund der Dafür sprechen zumindest die Minuten einen Biomasseverlust von 75 % bei flug starken jährlichen Populationsschwan zählungen Ende September und im Okto fähigen Wirbellosen fest. Erste Ergebnisse kungen die Rückgänge noch nicht erken ber, wenn fast nur noch Vertreter dieser dazu hatten bereits Sorg et al. 2013 ver nen. Dies zeigt, wie bereits von Wotton Arten wandern. Bei den Reusendaten je öffentlicht. Durch unsere Untersuchun et al. hypothetisiert, dass aufgrund der doch ist Ende September kein Rückgang gen am Randecker Maar, die 20 Jahre inhärenten großen Schwankungen solcher zu erkennen. Der restliche, um 3 % früher begannen, wird dieses erschre Datenreihen längere Untersuchungszeit schwankende Anteil der Reusenfänge ver ckende Ergebnis nicht nur bestätigt, son räume nötig sind, um gesicherte Aussagen teilt sich auf weitere über 70 Arten aus dern leider weit übertroffen. Fast alle zur Bestandsentwicklung von Schwebflie allen Entwicklungsstrata und Habitaten. weiteren Studien reichen meist nur wenig gen (und sicherlich auch vielen weiteren über zehn Jahre hinaus, wobei nur weni Insektengruppen) treffen zu können. Mit Der jahreszeitliche Schwerpunkt von Helo ge der längeren Studien auf standardisier ihren nunmehr 50 Jahren als längste stan philus scheint in den jüngst vergangenen 138
Wulf Gatter, 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Insekten 9 10 11 12 Abb. 9–12. Schwebfliegen am Randecker Maar. 9. Sphaerophoria scripta ist häufig und steht an vierter Stelle der Südflieger in der nach Norden offenen Reuse. Die Larven leben aphidiphag von Blattläusen (3.VII.2019). 10. Helophilus pendulus deren Larven sich aquatisch sapro- und microphag ernähren, macht im Herbst ausgeprägte Wanderungen nach Süden (14.VIII.2019). 11. Episyrphus balteatus, auf Wegwarte, die in den meisten Jahren häufigste der nach Süden ziehenden Arten in der nach Norden offenen Reuse. Ihre Larven leben überwiegend aphidophag von Blattläusen (5.VI.2019). 12. Hochzeits flug von Eristalis tenax (31.VIII.2019), im Herbst nach Süden gerichtete Massenwanderungen dieser großen Art mit Honigbienen-Mimikry sind bereits im 19. Jahrhundert mehrfach beschrieben worden. Die Larven der im Volksmund auch als Mistbiene bezeichnet Art entwickeln sich aquatisch sapro- und microphag selbst in extrem verschmutzten Gewässern (Fotos: Wulf Gatter). Jahren durch eine stärker hervortretende Eristalis auf benachbarten Wiesen macht sie sogar zeitweise. Dipteren, zu welchen Herbstgeneration im September und Ok Eristalis tenax bei den Reusenfängen wohl die Schwebfliegen gehören, sind wichtige tober (vor allem bei H. pendulus) durch 98 % der großen bienenähnlichen Syrphi Bestäuber (Rader et al. 2015). Auch wenn schnittlich später zu liegen als noch in den denarten aus. Die leichte visuelle Erkenn Schwebfliegen nicht unbedingt die gleiche 1970er und 1980er Jahren, während ihr barkeit der großen Eristalis-Arten begüns Effizienz bei der Bestäubung an den Tag prozentualer Anteil an den Fängen steigt. tigte, dass sich einstige Publikationen von legen wie Bienen (Jauker et al. 2012), Dasselbe scheint innerhalb der Waffenflie Süd-Wanderungen dieser Gruppe bei uns können sie Bestäubung auch in Bereichen gen (Stratiomyidae) mit Ihrer ähnlichen und in Amerika zunächst überwiegend auf leisten, wo für Bienen kein geeignetes Ha Biologie statt zu finden. Eristalis tenax bezogen (Eimer 1882, bitat existiert (Jauker et al. 2009) und Prell 1925, Williams 1961). Auch wir helfen damit, eine wichtige Lücke im Be Eristalis tenax weist eine ähnliche Lebens versuchten in den ersten Jahren diese auf stäubungssystem zu füllen. weise auf. Speziell für diese große Art fällige und leicht zu identifizierende Art konnten wir visuell belegen, dass sie die bei visuellen Beobachtungen getrennt zu Auch bei der biologischen Schädlingsbe Reusen als Hindernis erkennt und um erfassen (Gatter & Gatter 1973, Gatter kämpfung spielen Schwebfliegen eine fliegt und somit in den Reusen unterreprä 1975a, b). wichtige Rolle (Gatter & Schmid 1990, sentiert ist, aber bei den Minutenzählun Raymond et al. 2014). Unter den aphido Land- und forstwirtschaftliche gen wohl entsprechend ihrer allgemeinen phagen Schwebfliegen gibt es weitgehend Bedeutung der Schwebfliegen Häufigkeit exakt erfasst wird. spezialisierte Arten wie z. B. Neocnemo Die Bedeutung der Schwebfliegen kommt don vitripennis (Meigen 1822), eine Im Gegensatz zum Artenreichtum von derjenigen der Bienen nahe und übertrifft hauptsächlich von Tannenstammläusen 139
Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 130 (3) 2020 lebende Art, die einen mit den Populati kante Rolle innerhalb von Blattlauspopu Schlupfwespen traten häufig und sehr onsmaxima der Beutetiere synchronisier lationen. Auch Wotton et al. (2019) die artenreich am Stationshügel auf, in zahl ten bivoltinen Lebenszyklus aufweist. das Wanderverhalten zweier migrieren reichen meist kleinen Vertretern. Dies Zahlreiche univoltine Frühjahrsarten un der Schwebfliegenarten im Süden Eng führte ab 1979 zu einer systematischen ter den Schwebfliegen nutzen das Früh lands mit Hilfe von Radar untersuchten, Erfassung ohne eine nähere Artbestim jahrs- und Frühsommermaximum der weisen auf die zunehmende Bedeutung mung. Da diese sich größtenteils in der Laus-Populationen. Viele dieser Arten, der Schwebfliegen für die Blütenbestäu nach Norden offenen „Südfliegerreuse“ wie Dasysyrphus und Parasyrphus, sind bung und die biologische Schädlingsbe fangen, ist zu vermuten, dass ein großer hauptsächlich in Wäldern anzutreffen kämpfung durch Blattlaus fressende Lar Anteil ihren ebenfalls nach Süden wan und spielen nach unseren Ergebnissen als ven hin. dernden Wirtsarten folgt. Dies ist in gro Wanderer eine geringe Rolle. Die häufigs ßem Umfang am Südrand der Sahara fest ten aphidophagen Schwebfliegenlarven Die artenreiche Gruppe der Syrphiden mit gestellt worden, wo schon Williams in einem von Bastian (1984) untersuch zoophager Larvenentwicklung und der (1961) Fälle von Grabwespen beschrieb, ten Koniferenjungwuchs waren allerdings Möglichkeit zur Entwicklung hoher Indi die in enormer Zahl den Wüstenheuschre typische Wanderschwebfliegen wie Syr viduendichten bei gleichzeitig kontinent cken folgten. Er schildert deren massen phus ribesii, S. torvus, S. vitripennis, Epi weiten Migrationen machen Syrphiden hafte Erbeutung, Lähmung und Einschlep syrphus balteatus (Abb. 11) und Sphaero zur einflussreichsten Gruppe einer Ein pung in hastig gegrabene Höhlen, worauf phoria scripta (Abb. 9) sowie der Saiso dämmung gefährlicher Gradationen von die Grabwespen offenbar sofort nach der nale Dismigrant Melanostoma mellinum, Blattläusen (Aphidae) bis hin zu Wicklern Eiablage weiter den Heuschreckenschwär also Arten, die am Randecker Maar die (Tortricidae) und kleinen Spannerarten men folgen. Bei uns dürften davon herausragende Rolle spielen. Bastian (Geometridae). Schlupfwespen-Arten betroffen sein, die (1984) konnte zeigen, dass unter den auch Schmetterlinge (Lepidoptera) und Waffenfliegen (Stratiomyidae) und Blattlausprädatoren unsere migrierenden Vertreter weiterer Insektengruppen para Schlupfwespen (Ichneumonidae) Schwebfliegenarten in einem Jahr mit sitieren. Die im Gegensatz zu den Schweb witterungsbedingt stark verzögertem Die Waffenfliegen und Schlupfwespen fliegen teilweise recht spät im Jahr liegen Aufbau der Läusepopulation am rasches sollen hier wenigstens kurz erwähnt wer den Höhepunkte migrierender Hymeno ten auf diese veränderte Situation re den, da standardisiertes Material zu ihrer pteren sprechen für Wirtsinsekten außer agierten. Populationsentwicklung wie das unserer halb der Dipteren. Es ist anzunehmen, und Reusenfänge über einen so langen Zeit unsere Fänge und deren Einflugrichtun Voraussetzung für diese Flexibilität ist raum auch bei diesen nicht existiert. gen sprechen dafür, dass innerhalb des nach Gatter & Schmid (1990) einerseits großen Artenspektrums dieser Hymenop die hohe Mobilität der Wanderschwebflie Waffenfliegen finden sich im Gegensatz tera ebenfalls ein bedeutender Anteil re gen, andererseits ihr polyvoltiner Lebens zu den Schwebfliegen kaum auf Blüten guläre Saisonwanderungen ausführt. Sie zyklus und ihre geringe Spezialisierung des Stationshügels und sie fallen hier ge werden im Einzelfall an Biologie und Mi auf bestimmte Beutetiere. Die polyvolti nerell kaum auf. Trotzdem sind sie recht grationen ihrer jeweiligen Wirtsart ange nen Arten sind nicht an eng begrenzte regelmäßig in den Reusen anzutreffen. passt sein. Fortpflanzungszeiten gebunden. Sie nut Innerhalb dieser artenreichen Familie mit zen Blattlauskolonien auch im Sommer, sehr unterschiedlich gestalteten Gattun Auch bei dieser Gruppe sprechen die Zah wenn die Populationshöhe und Fortpflan gen erscheinen am Maar acht blaue bis len für starke Rückgänge, zwischen den zungsrate der Läuse einen Tiefpunkt er blaugrün schillernde Arten. Angesichts Untersuchungszeiträumen 1978–1981 reicht haben und damit auch ihr Einfluss des trockenen Habitats der Station und der und 2015–2019 auf etwa 14 % der Aus als Prädatoren höher wird. Die Merkmals Larvenentwicklung in Gewässern wäre es gangswerte (Abb. 7, 8), also ähnlich kombination „mobil/polyvoltin/wenig möglich, dass hier eine gewisse Migration wie bei den anderen hier untersuchten spezialisiert“ macht gerade Wander stattfindet. Sie fangen sich in unseren Reu Gruppen. schwebfliegen zu forst- und landwirt sen teils in größerer Zahl, ohne sich an schaftlich bedeutenden Blattlausvertil sonsten in der umgebenden Flora bemerk gern. Will man sie ökonomisch im Rah bar zu machen. Unsere Erfassung dieser Fazit men der biologischen Schädlingsbekämp Gruppe hat 1978 angefangen, somit Jahre Unsere Untersuchungen belegen, dass am fung nutzen, ist eine sehr genaue Kenntnis nach der bei den Syrphiden. Auch bei ih Randecker Maar im Zeitraum von 2014– ihrer individuellen Lebenszyklen uner nen sprechen unsere Daten für starke 2019 die Zahl der migrierenden Schweb lässlich. Rückgänge auf etwa 16 % innerhalb von fliegen massiv unter der Anzahl der 35 Jahren (Abb. 6, 7). Das entspricht in 1970er Jahre lag. Dem Phänomen der Migration muss hier etwa der jährlichen Rückgangsrate der bei wesentlich mehr Aufmerksamkeit als Schwebfliegen im August, wenn deren Ein kleinerer Datensatz von Waffenfliegen bisher geschenkt werden. Gerade die Zug Rückgang am ausgeprägtesten ist. Die und Schlupfwespen weist dort auf ähnli bewegungen der Schwebfliegen spielen Waffenfliegen sind daher wahrscheinlich che Verhältnisse hin. Die seit Jahrzehnten für ihre schnelle Reaktion auf lokale Häu stärker betroffen als die später ziehenden beobachteten Rückgänge bei fast allen fungen von Aphiden eine wichtige Rolle Schwebfliegen Arten von Eristalis und He von uns an der Station einst regelmäßig (Gatter & Schmid 1990). Nach Raymond lophilus mit entsprechender Larvenent oder gar häufig registrierten Insekten et al. (2014) spielen immature Schweb wicklung. Sechs Arten von Sargus, Chlo gruppen waren einst Anlass, den jährli fliegen, die in kultivierten Anbauten über romyia und Microchrysa sind häufiger chen Beginn der Erfassung in den 1990er wintern eine im Herbst offenbar signifi angetroffen worden. Jahren von Mitte Juli auf Ende August zu 140
Wulf Gatter, 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Insekten verschieben, womit der einst insekten Diskussionen um das Thema. Letztendlich vaterländische Naturkunde Württemberg 128: reiche Zeitabschnitt der Erfassung stark ist aus der Arbeit an der Station auch ein 151–154. Gatter, W. 1975a. Regelmäßige Herbstwande verkürzt wurde. Die ständig ansteigenden bedeutender Stamm von Syrphidenken rungen der Schwebfliege Eristalis tenax am Kosten des Stationsbetriebs, der überwie nern hervorgegangen. Randecker Maar, Schwäbische Alb. Atalanta 6: gend mit Spendengeldern und eigenen 193–200. Mitteln finanziert wurde, stärkten diese Besonders bedanken möchte wir uns bei Gatter, W. 1975b. Massenwanderungen der Li Entscheidung. Heute jedoch sind diese Walter Beissmann, Wolfgang Bro bellen Sympetrum vulgatum und Sympetrum Daten aktueller und wichtiger als je zuvor. ckert, Gabi Ebenhöh, Dorothea Gatter, flaveolum am Randecker Maar, Schwäbische Alb. Atalanta 6: 193–200. Angesichts des heute viel geringeren In Andreas Hachenberg, Georg Kahlert Gatter, W. 1976. Der Zug der Schwebfliegen nach sektenzugs am Randecker Maar würde (+), Tina Kulhanek, Roland Laih (+), planmäßigen Fängen am Randecker Maar wohl niemand mehr auf die Idee kommen, Hermann Mattes, Thomas Meineke, Rai (Schwäbische Alb) (Diptera, Syrphidae). Ata hier eine entomologische Station zu grün ner Pliefke, Wolfgang Müller (+), Pia lanta 7: 4–18. den und beide Forschungszweige, Vögel Reufsteck, Rolf Rochau, Aron Rossma Gatter, W. 1977a. Zusammenbruch der Nah rungsgrundlage als Auslöser einer Wanderung und Insekten, gleichbedeutend zu be nith, Rudi Seibold, Ulrich Schmid und der Haarmücke (Philia febrilis). Atalanta 8: treiben. Martin Schrezenmaier. 247–254. Gatter, W. 1977b. Eine Wanderung der Erdschna Es gehört der Vergangenheit an, große Seit dem Bestehen der Station am Rande ke (Tipula oleracea l.). Passive Verdriftung oder flugunfähige Laufkäfer in einem halben cker Maar haben sich besonders in den gerichtete Migration?. Nachrichtenblatt Bayeri Dutzend Arten zu beobachten, die einst 1970 bis 1990er Jahren zahlreiche weite scher Entomologen 26: 141–152. Gatter, W. 1978. Planbeobachtungen des sicht an unserer Station in nennenswerter Zahl re Mitarbeiter Verdienste erworben bei baren Zugs am Randecker Maar als Beispiel im Herbst bergauf, vorbei nach Süden den Beobachtungen, beim Aufbau und der ornithologisch-entomologischer Forschung. wanderten, wobei es sich wahrscheinlich Unterhaltung von Station und Fanganla Vogelwelt 99: 1–21. um Wanderungen in höher gelegene Über gen, durch technische Hilfe im Bereich der Gatter, W. 1980. Nordwärts gerichtete Frühjahrs winterungsgebiete handelte. Zur Vergan Datenerfassung und Auswertung und bei wanderungen palaearktischer Schmetterlinge, genheit gehören ebenfalls die teils in My der Betreuung der Mitarbeiter der Station. Fliegen und Hummeln im Himalaya- und Trans himalayagebiet Nepals. Atalanta 11: 188–196. riaden auftretenden Marienkäfer (Cocci Dafür danken wir Frieder Alkemeyer, Gatter, W. 1981a. Insektenwanderungen. Neues nella septempunctata), ebenso Vertreter Manfred Behrndt, Heinz Fiala, Martin zum Wanderverhalten der Insekten. Über die der einst häufigen flugfähigen kleinen Gatter, Hans Grau (+), Martin Göp Voraussetzungen des westpalaearktischen Mi Laufkäferarten (Carabidae), der zahlreich fert, Ute Hermann, Brian Hillcoat, grationssystems. 94 S. Kilda Verlag, Greven. fliegenden Vertreter der Kurzflügelkäfer Günther Jauch, E. Kotzke (+), Martin Gatter, W. 1981b. Die Migrationsformen der In sekten. Entomologische Zeitschrift 91: 1–16. (Staphylinidae) (Gatter 1981) und gro Neub und Konrad Sill (+). Eine große Zahl Gatter, W. 1981c. Anpassungen von Wanderinsek ßer Tipuliden, die in der Höhe, von schwa der inzwischen über 600 Mitarbeiter der ten an die tägliche Drehung des Windes. Jah chen Winden erfasst, auffällige Migratio Station ist in unserem 1999 erschienenen reshefte Gesellschaft für Naturkunde in Württem nen durchführten (Gatter 1977b). Band über die „Wanderungen der Schweb berg 136: 191–202. fliegen am Randecker Maar“ (Gatter & Habel, J. C., Trusch, R., Schmitt, T., Ochse, W. Auch die am Sattelbogen eingangs geschil Schmid 1990 und bei Gatter 2000) auf 2019. Long-term large-scale decline in relative abundances of butterfly and burnet moth spe derten Massenwanderungen der Schweb geführt. cies across south-western Germany. Scientific fliegen konnten wir in den letzten Jahren Reports 9 (1): 1–9, DOI 10.1038/s41598-019- (2014–2019) dort nicht mehr bestätigen. Für freundliche Unterstützung danken wir 51424-1. https://www.nature.com/articles/ Klausnitzer & Segerer (2019) bemän der Gemeinde Bissingen, der Landeswas s41598-019-51424-1. geln in ihrer Stellungnahme zum Insek serversorgung Kirchheim /Teck, den um Hallmann, C. A., Sorg, M., Jongejans, E. E., Sie tensterben, dass die Bezeichnung „Insek liegenden Grundstückseigentümern, pel, H., Hofland, N., Schwan, H., Stenmans, W., Müller, A., Sumser, H., Hörren, Th., tenrückgang“ ein verharmlosender Aus Landwirten und dem Hof Ziegelhütte, Goulson, D. & De Kroon, H. 2017. More than druck für die Entwicklung in der Insekten sowie der Jugendhilfe Michaelshof-Ziegel 75 percent decline over 27 years in total flying welt ist. hütte für die hilfreich gewährte Nutzung insect biomass in protected areas. PLoSONE 12 ihrer Einrichtungen. 10:e0185809. Danksagung. Zu Beginn unserer Untersu Jauker, F., Bondarenko, B., Becker, H. C. & Steffan-Dewenter, I. 2012. Pollination effi chungen fehlten bebilderte Führer für die Schwebfliegen und die anderen hier be Literatur ciency of wild bees and hoverflies provided to oilseed rape. Agricultural and Forest Entomology handelten Gruppen. Eine rasch angelegte Bastian, O. 1984. Zum Vorkommen und zur Ef 14 (1): 81–87. Sammlung, die Bestimmung nach Sack in fektivität aphidophager Prädatoren in Koni Jauker, F., Diekoetter, T., Schwarzbach, F. & Lindner (1935) und nach einem Bestim feren-Jungwüchsen des Tharandter Waldes. Wolters, V. 2009. Pollinator dispersal in an Zoologisches Jahrbuch für Systematik 111: agricultural matrix: opposing responses of wild mungsschlüssel des Deutschen Jugend 245–279. bees and hoverflies to landscape structure and rings für Naturbeobachtungen und beson Berthold, P., Bezzel, E. & Thielcke, G. 1974. distance from main habitat. Landscape Ecology ders die Unterstützung durch den damals Praktische Vogelkunde. Greven. 24 (4): 547–555. schon hochbetagten Prof. Dr. Erwin Lind Eimer, T. 1882. Eine Dipteren- und Libellenwan Klausnitzer, B. & Segerer, A. H. 2019. Stellung ner am Naturkundemuseum in Stuttgart derung, beobachtet im September 1880. Jah nahme zum Insektensterben. Entomologische erleichterten die Schaffung einer Über reshefte Verein vaterländische Naturkunde Würt Zeitschrift 129 (2): 121–125. temberg 38: 105–113. Menz, M. H. M., Brown, B. V. & Wotton, K. R. sichtssammlung und damit die Einarbei Gatter, W. & Gatter, D. 1973. Massenwanderung 2019. Quantification of migrant Hoverfly move tung des oft wechselnden Mitarbeiterstabs der Schwebfliege Eristalis tenax und des Ma ments (Diptera: Syrphidae) on the West Coast in die Materie. Josef Reichholf verdankt rienkäfers Coccinella septempunctata am Rand of North America. Royal Society Open Science 6: W. Gatter viele einstige Anregungen und ecker Maar, Schwäbische Alb. Jahreshefte Verein 190153. 141
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