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tacheles Das dbb Tarif-Magazin für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 7/8 Juli / August 2020 22. Jahrgang ab Seite 3
Inhalt Editorial Editorial 2 xxx Meinung 3 Einkommensrunde 2020 4 Branchentage 6 Tarifthemen 7 Liebe Kolleginnen, Lehrkräfteeingruppierung liebe Kollegen! Neue dbb Flyer-Serie Wenn unsere Sommeraus- Interview 8 gabe des tacheles erscheint, haben wir gerade mit unse- ren digitalen Branchentagen Bundestarifkommission 10 begonnen. Damit befeuern wir die interne Forderungs- Corona-Spezial 12 diskussion in schwieriger Zeit. Was anfangs als Not- Buchvorstellungen 13 lösung gedacht war, hat sich schnell als richtig guter Weg Rechtsprechung 14 entpuppt, während der Som- merzeit im Gespräch mitei- Zitat des Monats 16 nander zu bleiben. Denn als wir das Angebot für diese digitalen Branchentage gemacht haben, haben nahezu alle Gewerkschaften, die von der anstehenden Ein- kommensrunde mit Bund und Kommunen betroffen sind, direkt eine Zusage gege- ben, so dass ich jetzt sagen kann, analog hätten wir dieses Pensum überhaupt nicht Redaktionsschluss: bewältigen können. 10. Juli 2020 Und so sehr die Diskussion vor Ort wichtig war, wenn wir in einem Klinikum, einer Straßenmeisterei oder einer Verwaltung über die anstehende Einkommensrunde diskutiert haben, so wichtig ist es jetzt, mit unseren Mandatsträgern in den Fach- gewerkschaften zu sprechen. Wir müssen uns gegenseitig auf den aktuellen Stand bringen: Wie ist die Stimmung in den Verwaltungen und Betrieben, mit welchen For- derungen wollen wir in diese schwierige Einkommensrunde ziehen und auf welchen Wegen können wir unseren Forderungen Nachdruck verleihen? Die klassische Mas- sendemo wird nicht so funktionieren, wie sie es in früheren Jahren getan hat. Origi- nalität wird wichtig sein, wenn wir – auch gegenüber der Öffentlichkeit – deutlich machen, dass die Nullrundenrhetorik, die zumindest die kommunalen Arbeitgeber bemühen, dem öffentlichen Dienst schaden wird. Impressum Eigentlich dürften die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes mit Dankbarkeit Herausgeber: dbb beamtenbund und tarifunion, rechnen, im Angesicht ihrer tollen Arbeit während der (weiterhin andauernden) Bundesleitung, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, Corona-Pandemie. Dass Vertreter der Arbeitgeber schon gesagt haben, dass mehr Verantwortlich: Volker Geyer, Fachvorstand Tarifpolitik Redaktion: Ulrich Hohndorf, Arne Goodson, als warme Worte nicht drin ist, ist bedauerlich. Aber letztlich geht es in der Einkom- Andreas Schmalz Gestaltung und Satz: Jacqueline Behrendt mensrunde auch nicht um ein Dankeschön, sondern um berechtigte Forderungen Bildnachweis: S.2: dbb, S.3: dbb, S.4: dbb, S.5: Jürgen und um die Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Dienstes. Die lässt sich nicht mit Null- Brandt, S.6: dbb, S.9: dbb, S.10: Friedhelm Windmül- ler, S.11: komba nrw, Friedhelm Windmüller, Sven Oster- runden oder einem so genannten Inflationsausgleich gestalten. Diese Wahrheit gilt tag, S.12: Christine Herrig, GeNi, S.14: Pixabay (Gert Alt- mann), S.16: dbb übrigens auch in wirtschaftlich schwieriger Zeit. Es wird unsere Aufgabe sein, dies Telefon: 030. 40 81 - 54 00, Fax: 030. 40 81 - 43 99 laut und deutlich zu kommunizieren. E-Mail: tacheles@dbb.de, Internet: www.dbb.de Verlag: DBB Verlag GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, Telefon 030. 726 19 17 - 0 Anzeigen: DBB Verlag GmbH, Mediacenter, Mit freundlichen Grüßen Dechenstraße 15 A, 40878 Ratingen, Telefon: 02102. 740 23 - 0, Fax: 02102. 740 23 - 99, mediacenter@dbbverlag.de Anzeigenleitung: Petra Opitz-Hannen, Telefon: 02102. 740 23 - 715 Anzeigenverkauf: Christiane Polk, Telefon: 02102. 740 23 - 714 Preisliste 18, gültig ab 1. Oktober 2018 Volker Geyer Seite 2 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Einkommensrunde in besonderer Zeit Von Chancen und Risiken Meinung Von Volker Geyer chen werden. Diese Änderungen werden auch den öffentlichen Dienst betreffen. Die Corona-Pandemie in Deutschland Gestalten wir diese mit oder sehen wir hatte kein eindeutiges Anfangsdatum. Es die coronabedingten Entwicklungen als wird auch keinen klaren Endpunkt geben. schicksalhaft an? Sicher ist nur: Aktuell stecken wir mitten- Ich plädiere dafür, dass wir uns ausdrück- drin. lich einmischen, wann immer der öffent- liche Dienst und die Interessen seiner Die neue Normalität … Beschäftigten betroffen sind. Gerade jetzt und gerade jetzt mit besonderem Nach- Das merken wir auch und gerade in den druck. Dabei müssen wir auch in Kauf neh- Sommerferien, wenn beliebte Reiseziele men, unbequem zu sein. Das birgt Chan- plötzlich unerreichbar sind. Und auch cen und Risiken. Situation, unbedingt im September ver- wenn nach Ferienende wieder alle Kin- handeln. der in die Schule gehen werden, werden Kluge Tarifpolitik oder simples Die jetzt anstehende Einkommensrunde wir von dem, was bis Januar dieses Jah- Spardiktat? steht unter ganz besonderen Vorzeichen. res noch Normalität bedeutete, weit ent- Das fängt bei der Logistik für die Verhand- fernt bleiben. Ich bin der Überzeugung, Über diese Chancen und Risiken hat die lungsrunden an und hört bei der Planung dass es eine Rückkehr zur alten Normali- Bundestarifkommission des dbb in ihren coronagerechter Aktionen und Streiks tät nur sehr langsam und in den verschie- Sitzungen am 3. und 18. Juni 2020 ausgie- noch längst nicht auf. Wichtig wird auch denen Lebensbereichen in unterschiedli- big diskutiert. Letztendlich hat diese Dis- sein, dass es uns gelingt, die Öffentlichkeit cher Weise geben wird. Denn selbst wenn kussion zu dem Entschluss geführt, die davon zu überzeugen, dass der öffentli- wir wieder in ein Fußballstadion gehen Einkommensrunde 2020 im ursprünglich che Dienst, dem zuletzt viel Applaus zuteil dürfen, werden wir die alte Unbefangen- geplanten Zeitrahmen, also ab Septem- wurde und der als systemrelevant geadelt heit, uns in großen Menschenansamm- ber, durchzuführen. Denkbar wäre auch wurde, seine Qualität nicht stabil erbrin- lungen zu bewegen, über lange Zeit nicht eine gemeinsam mit den Arbeitgebern gen kann, wenn die Busfahrer, Kranken- wiedererlangen. Selbst wenn alle Restau- beschlossene Verschiebung der Einkom- pfleger, Erzieher, Lehrkräfte, Ordnungs- rants, Schwimmbäder und Theater wieder mensrunde gewesen. Der Bund, ver.di und amtsmitarbeiter und, und, und nicht gut geöffnet haben werden, wird vielen Men- der dbb hätten sich das durchaus vor- bezahlt werden. Gut und nicht nur ordent- schen das Geld fehlen, sie zu besuchen. stellen können. Nur die Kommunen woll- lich! Und auch wenn schließlich die Wirtschaft ten, ungeachtet einer unüberschaubaren Da sind wir dann auch schon beim ökono- irgendwann wieder so richtig anspringt, mischen Faktor. Der ist wichtig, aber er darf werden die Narben sicht- und spürbar blei- und muss auch nicht alles beherrschend ben, die die Coronakrise auch ökonomisch sein. Denn: Deutschland ist bis heute ver- verursacht hat. gleichsweise gut durch die Corona-Pan- demie gekommen, weil wir im Vergleich … will gestaltet werden! zu vielen unserer europäischen Nachbarn den öffentlichen Dienst weniger ausge- Manches wird sich ändern, weil sich Prio- dünnt und weniger ökonomisiert haben. ritäten verschoben haben. Die Stichworte In diesem Sinne ist ein reflexartiges Spar- Digitalisierung und Homeoffice fallen mir gelübde der falsche Weg. Auch und gerade hier ein. Manches sollte sich ändern, weil jetzt! Es muss um zielgerichtete Investi- wir im Gesundheits-, im Wirtschafts- und tionen gehen – auch in den öffentlichen letztlich in nahezu jedem Bereich unse- Dienst und da auch in das Personal, das res Lebens gemerkt haben, dass es Ände- diesen öffentlichen Dienst am Leben hält. rungsbedarf gibt. Aber die Änderungen Niemand wird in Abrede stellen, dass die kommen nicht von allein und sie kom- ökonomischen Herausforderungen in der men nicht in unserem Sinne, wenn wir Folge der Corona-Pandemie gravierend uns nicht einmischen. Ich denke nicht, sind. Aber die sozialen, die gesellschaftli- dass sich Menschen, Gesellschaften oder chen Folgen sind es nicht weniger. Kluge auch wirtschaftliche Abläufe grundsätz- Tarifpolitik blendet das nicht aus. Wenn lich ändern werden, weder zum Guten, die Arbeitgeber jetzt Tarifverhandlungen noch zum Schlechten. Aber es wird – in mit einem Spardiktat verwechseln, erhö- stark erhöhtem Tempo – zu Änderungen hen sie die Risiken und lassen die Chan- kommen, die ohnehin anstanden und die cen einer gestaltenden Tarifpolitik unge- sich nun, in der ökonomischen und sozi- nutzt. Aber einem Spardiktat werden wir alen Ausnahmesituation, ihre Bahn bre- uns ohnehin nicht beugen. Seite 3 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Die VKA zeigt sich nicht dialogbereit Einkommensrunde 2020 Konfrontation statt Wertschätzung! „Die Wertschätzung der kommunalen alle Probleme vom Tisch sein werden. Arbeitgeber für ihre Beschäftigten hat Wohl aber hätten wir gesellschaftlich und den ersten ernsthaften Belastungstest wirtschaftlich mehr Klarheit. Das hat die nicht bestanden“, fasste dbb Tarifchef VKA nicht interessiert.“ Auffällig sei, so Sil- Volker Geyer das enttäuschende Gespräch berbach weiter, dass die Kommunen zwar mit der VKA (Vereinigung der kommu- oft und gerne den Begriff „Investitionen“ nalen Arbeitgeberverbände) am 16. Juni in den Mund nehmen, „dabei aber nicht 2020 in Berlin zusammen. Er empfahl an Investitionen ins Personal denken. Das folglich der Bundestarifkommission (BTK) ist umso bedauerlicher, als der Fachkräf- des dbb, die Herausforderung einer Ein- temangel und die demografischen Tatsa- ren Verantwortung bewusst sind – für kommensrunde in Pandemiezeiten anzu- chen im öffentlichen Dienst auch durch die Gesellschaft, aber genauso auch für nehmen, also umgehend und umfassend Corona nicht verschwunden sind.“ die systemrelevanten Beschäftigten im mit den Vorbereitungen für eine Tarifaus- öffentlichen Dienst. Ein Zeitplan, bei dem einandersetzung zu beginnen. Die BTK ... aber nicht gewollt! man nicht so tut, als sei nichts gesche- nahm den Vorschlag in ihrer Sitzung am hen, wäre hier ein starkes Zeichen der Ver- 18. Juni 2020 mit großer Mehrheit an. „Es war schon erstaunlich, dass die Kom- nunft gewesen. Dafür war die VKA nicht Somit beginnt am 1. September 2020 die munen nicht einmal den Versuch gemacht zu gewinnen.“ Einkommensrunde zum TVöD mit Bund haben, mit uns gemeinsam eine Lösung und Kommunen. zu finden“, zeigte sich Geyer überrascht. Wie geht es weiter? „Wenn dann im September beklagt wer- Alternativen waren möglich … den sollte, dass es im öffentlichen Dienst Zunächst wird der dbb jetzt die entspre- zu Streiks kommt, sind diese Klagen bitte chenden Tarifverträge beziehungsweise „Es hätte auch anders kommen können“, an die VKA zu richten.“ Entgelttabellen kündigen. Damit sind wir führte dbb Chef Ulrich Silberbach aus. Mit Geyer machte klar, es sei allen bewusst, ab September aktionsfähig. Die BTK wird dem Bund hatten wir kurz zuvor ein kon- dass die anstehende Einkommensrunde am 25. August 2020 die Forderungen für struktives Gespräch, um im Konsens zu von besonderen Umständen geprägt sein die Einkommensrunde beschließen. einer Verschiebung der Einkommensrunde wird. „Wir halten auch nichts davon, jetzt „Selbstverständlich brauchen wir davor zu kommen. Nach unseren Vorstellungen so zu tun, als ob es in Corona-Zeiten keine eine intensive Diskussion. Deshalb wer- hätten die Tarifpartner gemeinsam Rege- Konflikte mehr geben kann und geben den wir digitale Branchentage durchfüh- lungen für die Beschäftigten finden kön- darf. Aber es wäre ein starkes Zeichen ren“, kündigte Geyer in der BTK-Sitzung nen, die das nächste halbe Jahr abgedeckt gewesen, wenn wir gemeinsam gezeigt vom 18. Juni 2020 an. „Aber natürlich ist hätten. Auch uns ist klar, dass dann nicht hätten, dass wir uns unserer besonde- auch klar: Wir sind systemrelevant. Und wir sind mit Spitzenleistungen während der Hochphase der Pandemie in Vorleis- tung gegangen. Aber die Arbeitgeber haben dieses Mal sogar schon vor der eigentlichen Einkommensrunde deutlich gemacht, dass Wertschätzung für sie nur aus warmen Worten besteht. Deshalb müssen wir Aktionen und nötigenfalls auch Streikmaßnahmen vorbereiten.“ Ergänzend appellierte Silberbach an die BTK-Mitglieder. „Natürlich stehen wir vor einer schweren Aufgabe, aber hier bieten sich auch neue Chancen – wenn wir die Herausforderung annehmen. Die Beschäftigten sehen jetzt, dass System- relevanz nur eine Worthülse ist, wenn wir nicht gemeinsam dafür kämpfen, dass wir auch systemrelevant bezahlt werden.“ Ab sofort hat der dbb seine Sonderseite zur Einkommensrunde 2020 mit Bund und Volker Geyer, Fachvorstand Tarifpolitik, während der virtuellen BTK-Sitzung Kommunen unter www.dbb.de/einkom- mensrunde freigeschaltet. Seite 4 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
dbb jugend enttäuscht über Arbeitgeber Einkommensrunde 2020 Nach dem Klatschen kommt die Klatsche! men, sie jetzt in das billige populistische Bashing gegen die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes hineinzuziehen. Wenn der Verweis auf vermeintliche Arbeitsplatzsicherheit und leere Kassen ihre einzige Antwort auf die Herausfor- derungen ist, vor denen Staat und Ver- waltung stehen, ist das ziemlich armse- lig, rückwärtsgewandt und spalterisch. Diese Masche kennen wir zur Genüge, Karoline Herrmann, Vorsitzende dbb jugend und sie ist out. Damit braucht den jun- gen Beschäftigten niemand mehr zu kom- men, dann gehen die nämlich. So einfach Zeichen der Wertschätzung fehlt ist das. Deutschland verdient einen leis- tungsfähigen, krisen- und zukunftsfesten „Ganz wichtig wäre jetzt ein kurzfristi- öffentlichen Dienst. Und der hat seinen ges Zeichen der Wertschätzung gewesen, Preis“, so Karoline Herrmann. über alles Weitere hätte man später reden Enttäuscht hat die dbb jugend auf die Ver- können“, stellte Herrmann klar. „Doch weigerungshaltung der Arbeitgeberseite nach dem Klatschen kommt nun die Klat- Einkommensrunde reagiert, die Einkommensrunde 2020 für sche! Die Beschäftigten jetzt in eine Aus- die rund 2,5 Millionen Beschäftigten bei einandersetzung zu nötigen, zeugt von für wen? Bund und Kommunen vor dem Hinter- einer Doppelzüngigkeit, die wir in die- grund der Corona-Krise zeitlich zu ent- ser Deutlichkeit nicht erwartet hätten. Vom Tarifvertrag für den öffentli- zerren. All die Lippenbekenntnisse zu den sys- chen Dienst von Bund und Kom- „Dass die Arbeitgeber schon jetzt auf stur temrelevanten Beschäftigten, den ‚Hel- munen (TVöD) sind insgesamt etwa schalten und in der aktuellen Krisensitu- dinnen und Helden des Alltags‘ – alles 2,5 Millionen Beschäftigte betrof- ation keinerlei Signale für eine konflikt- Schall und Rauch. Das Motto lautet wie- fen: rund 2,3 Millionen Arbeitneh- freie Verständigung senden, ist ein Schlag der mal Wertschätzung nach Kassenlage, mende, Auszubildende und Prak- ins Gesicht der Beschäftigten, die noch aber da spielen wir nicht mit“, betonte die tikantinnen und Praktikanten des immer bis zum Hals mitten im Corona- dbb jugend Chefin, die auch Mitglied der Bundes und der Kommunen sowie Krisenmanagement stecken“, kritisierte dbb Bundesleitung ist. weiterer Bereiche, für die der TVöD die dbb jugend Vorsitzende Karoline Herr- direkte Auswirkungen hat, und mann am 18. Juni 2020 in Berlin am Rande Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger rund 225.000 Bundesbeamtinnen der Sitzung der dbb Bundestarifkommis- steht hinter uns und Bundesbeamte sowie Anwär- sion. terinnen und Anwärter, auf die der Diese beschloss nunmehr die fristgemäße „Wir werden für die Kolleginnen und Kol- Tarifabschluss übertragen werden Kündigung der Entgelttabellen zum Tarif- legen, die das Land am Laufen gehal- soll. Die wirkungsgleiche Übertra- vertrag für den öffentlichen Dienst von ten und das Leben und die Gesundheit gung betrifft hier nur die Bundes- Bund und Kommunen (TVöD) zum 31. Au- der Menschen geschützt haben und dies beamtinnen und -beamten, da die gust 2020, wovon die Gewerkschaften auch in diesem Moment und künftig tun, Kommunalbeamtinnen und -beam- in der Hoffnung auf eine der derzeitigen kämpfen. Wir sind überzeugt, dass die ten (circa 187.600) nach den jeweili- Lage angemessene Gestaltung der Ein- große Mehrheit der Bürgerinnen und Bür- gen Landesgesetzen besoldet wer- kommensrunde zunächst noch abgese- ger dabei hinter uns steht, und die Arbeit- den. hen hatten. geber sollten nicht auf die Idee kom- Seite 5 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Digitale Branchentage in der dbb Familie Arbeitsbelastung in den Krankenhäusern Der Startschuss ist gefallen! ist eine vernünftige Freizeit- und Familien- planung für die Beschäftigten kaum mehr Branchentage möglich, so ein Gewerkschaftsmitglied des LBB – Gewerkschaft für das Gesund- Am 8. Juli 2020 ist der Startschuss gefal- Bis zum 25. August 2020 wird der dbb heitswesen in Bayern. Der Gesundheits- len. Die Diskussion zur Forderungsfindung noch zahlreiche solche digitalen Bran- bereich muss nun endlich attraktiver wer- für die TVöD-Einkommensrunde ist in vol- chentage durchführen, um über mögli- den. lem Gange. Zum ersten digitalen Bran- che Forderungen und um über vielleicht Zudem waren sich alle darüber einig, dass chentag „traf“ sich dbb Tarifchef Volker notwendig werdende Aktionen während während der Einkommensrunde Aktio- Geyer mit Vertretern des LBB. „Das war der Einkommensrunde zu beraten. Einen nen stattfinden müssen, damit wir unsere eine gelungene Premiere. Wir brauchen Tag nach dem LBB-Branchentag setzte der Forderungen gegenüber der Arbeitgeber- den Dialog und wenn es wegen Corona DBSH den Reigen fort. seite durchsetzen können. Die diesjäh- nicht möglich ist, dass wir uns im Betrieb rigen Aktionen müssen akribischer als oder der Dienststelle treffen, dann müs- LBB: Strukturelle Verbesserungen im sonst vorbereitet und selbstverständlich sen wir andere, dann müssen wir neue Gesundheitssystem nötig coronakonform sein. Wege gehen. Unser erster digitaler Bran- chentag hat gut funktioniert. Die Diskus- Gerade für die Beschäftigten im Gesund- DBSH: Schluss mit der Sparpolitik in sion war lebendig. Ich freue mich schon heitswesen sind dringend strukturelle Ver- der Sozialen Arbeit auf die nächsten.“ besserungen notwendig. Durch die hohe Beim zweiten digitalen Branchentag am 9. Juli 2020 mit Vertretern des DBSH (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit) kamen die enormen Belastun- gen der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst insbesondere vor und während der aktuellen Corona-Krise zur Sprache. Denn gerade in Krisenzeiten ver- stärken sich die psychosozialen Auswir- kungen, insbesondere psychische Erkran- kungen, Süchte, Gewalt und persönliche Krisen. Umso wichtiger ist die Unterstüt- zung durch die Soziale Arbeit. Einig waren sich alle Beteiligten, dass nur eine Bezahlung, die der Verantwortung dieser Berufsgruppen gerecht wird, und eine deutliche Verbesserung der Arbeits- bedingungen die Attraktivität der Sozi- alen Arbeit steigern kann. Dem „Klat- schen“ müssen nun Taten folgen. Sie sind bereit, hierfür bei der anstehenden Ein- kommensrunde im Herbst Druck auf die Arbeitgebenden auszuüben. Denn „die systemrelevanten Berufe dürfen nicht wieder in der ‚Unsichtbarkeit‘ verschwin- den und der Sparpolitik zum Opfer fallen“, so der dbb Tarifchef Volker Geyer zum Abschluss des Branchentags. Wie geht’s weiter? Aktuelles zur Einkommensrunde findet sich auf den Sonderseiten des dbb unter www.dbb.de/einkommensrunde. Nach der Forderungsfindung am 25. August 2020 veröffentlichen wir ein digitales Son- derheft mit den Fakten zur Einkommens- runde. Diese beginnt am 1. September 2020 in Potsdam und nach einer zwei- ten Runde am 19. / 20. September ist die Abschlussrunde für den 22. / 23. Oktober geplant. Seite 6 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Tarifgespräch zur Weiterentwicklung Lehrkräfteeingruppierung Tarifthemen Der dbb hat am 4. Juni 2020 ein erstes bedarfe aufgenommen worden wie zum Abstimmungsgespräch mit der Tarif- Beispiel die gleichwertige Eingruppierung gemeinschaft deutscher Länder (TdL) von Beschäftigten an Schulen, die dem geführt, um die in der Einkommensrunde Eingruppierungstarif im Sozial- und Erzie- 2019 vereinbarte Weiterentwicklung hungsdienst vergleichbare Tätigkeiten des TV EntgO-L über die Eingruppierung ausüben. und die Entgeltordnung im Bereich der angestellten Lehrkräfte voranzubringen. Weiterentwicklung unter Dazu liegt der TdL das bereits Ende 2018 schwierigen Vorzeichen zwischen dem dbb und der GEW abge- stimmte Forderungspapier vor, das Lösun- In der anschließenden Diskussion bewer- diesen tarifpolitischen Zusammenhang gen für drängende Fragestellungen und teten die Ländervertreter sämtliche seit herausgestellt. Im Nachgang zum 4. Juni Anwendungsprobleme in der Eingruppie- 2018 im Raum stehenden Änderungsbe- 2020 hat das Ländergremium eine Fort- rungspraxis von Lehrkräften aufgreift. darfe der Lehrkräfteeingruppierung nicht setzung der Gespräche davon abhängig Hierzu zählen die vollständige Berück- ausschließlich sachlich, sondern stellten gemacht, dass die Gewerkschaften ihre sichtigung des Vorbereitungsdienstes einen Zusammenhang her mit der von „Blockadehaltung“ beim Thema Arbeits- bei der Stufenlaufzeit, die Problematik ihnen in der Einkommensrunde 2019 erho- vorgang aufgeben. Das kritisiert dbb Ver- der Fachlehrereingruppierung beim Ein- benen Forderung zum Thema Arbeitsvor- handlungsführer Jens Weichelt: „Das satz im Lernfeldunterricht oder das Behe- gang als zentrale Eingruppierungsbestim- Blockieren von Tarifverhandlungen zur ben der Schieflage bei der Eingruppierung mung. Zwar wird dem Arbeitsvorgang in Lehrkräfteeingruppierung durch die TdL von Ein-Fach-Lehrkräften gegenüber Sei- der Praxis der Lehrkräfteeingruppierung ist kontraproduktiv. Wir brauchen zügig teneinsteigern. Neben den ursprünglich keine einschlägige zentrale Bedeutung Ergebnisse und damit ein starkes Signal, insgesamt zehn Punkten des Forderungs- beigemessen. Jedoch hat zwischenzeitlich um dem bundesweiten Lehrermangel ent- papiers sind weitere aktuelle Anpassungs- auch die Mitgliederversammlung der TdL gegenzuwirken.“ Neue Flyer-Serie „Notdienstvereinbarungen“ und Bestellung weiterer Informationen Notdienst- Beruf Dienststelle/Betrieb* PLZ/Ort* Straße* Vorname* Name* vereinbarungen „Warnstreik / Streik“ Notwendigkeit und Inhalt Der dbb, Geschäftsbereich Tarif, legt eine wir die örtlicheFazit Streikleitung durch die neue Serie Flyer mit verschiedenen tarif- organisatorischen Aufgaben vor, während Welche Arbeiten tatsächlich in einer Notdienstvereinba- rung festzulegen sind, muss einzelfallabhängig vor Ort lichen Themen auf. Den Anfang machen und nach einementschieden Streik. werden. Notdienstarbeiten können sein: Arbeiten zur Sicherung der Grundversorgung der Bevöl- wir – da ab September 2020 die Einkom- kerung (Lebensmittel) Arbeiten im öffentlichen Interesse ( Sicherung von Anla- Weitere Flyer gen, von denen Gefahren ausgehen könnten) Bestellung weiterer Informationen Warnstreik und Streik Beruf Dienststelle/Betrieb* PLZ/Ort* Straße* Vorname* Name* mensrunde zum TVöD mit Bund und Kom- Arbeiten zur Sicherung/Erhaltung von Anlagen/Gütern und zur Gewährleistung der unverzüglichen Aufnahme munen beginnt – mit den Arbeitskampf- der Arbeit nach Beendigung des Arbeitskampfs Arbeiten zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicher- heit und Ordnung sowie des öffentlichen Gesundheits- themen „Notdienstvereinbarungen“ sowie Weitere Flyer sind in Planung. In den Hinweise für die Telefon: 030. 40 81 - 54 00, Fax: 030. 40 81 - 43 99, E-Mail: tarif@dbb.de, Internet: www.dbb.de dbb beamtenbund und tarifunion, Geschäftsbereich Tarif, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, qualifizierten Rechtsschutz. Wir vermitteln Ihnen gern die passende Gewerkschaftsadresse. Unter dem Dach des dbb bieten kompetente Fachgewerkschaften eine starke Interessenvertretung und Informationen erhalten Sie hier: www.dbb.de/datenschutz.html. oder unter: E-Mail: datenschutz@dbb.de. Informationen über Ihre Rechte als Betroffener sowie weitere - 49 99, E-Mail: post@dbb.de. Unseren Datenschutzbeauftragten erreichen Sie unter derselben Anschrift beamtenbund und tarifunion, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, Telefon: 030. 40 81 - 40, Telefax: 030. 40 81 verfolgten Zwecke nicht mehr erforderlich sind. Verantwortlicher für die Datenverarbeitung ist: dbb Weitergabe an Dritte, sondern lediglich an Auftragsverarbeiter. 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Rentner/in Beamter/Beamtin Tarifbeschäftigte/r Erledigung von Aufgaben, deren Sicherstellung dem Fotos: Titel: dbb, Bilderleiste: Dirk Guldner, Fabian Berg, Dirk Guldner, Viktoria Kühne „Warnstreik und Streik“. nächsten Wochen werden wir noch Flyer Arbeitgeber durch öffentlich-rechtliche Vorschriften auf- gegeben ist örtliche Streikleitung zu den ThemenEsBeamte Urlaub, Zusatzversorgung sind immer bevorzugt arbeitswillige Beschäftigte oder zu Notdienstarbeiten heranzuziehen. Notdienstvereinbarungen und Pflegebereich herausgeben. Weitere Hinweise und vereinbarung Tipps sowie 13. Halten erhaltenGewerkschaft eine Musternotdienst- Sie Kontakt Mitglieder derund mit der zentralen Streikleitung Ihrer Streikleitung des dbb und austeilen der Sie besondere Vor- dbb-Arbeitskampfmappe. kommnisse mit. Wir versenden die Flyer 14. Teilenausschließlich Sie Ihrer Fachgewerkschaft und dem dbb mög- Anwärter/in Azubi, Schüler/in Versorgungsempfänger/in lichst täglich die Zahl der Streikenden mit (E-Mail). Dieser Flyer ist gewissenhaft und auf dem Stand April 2020 erstellt. Um Streit und Probleme bezüglich Not- als pdf-Datei. Sie stehen als desOnline-Ver- Beendigung Streiks Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit. Rechtsansprüche jeglicher Art gegenüber dem Herausgeber können aus dem Inhalt nicht abgeleitet werden. dienstarbeiten zu verhindern, empfiehlt es sion und auch als Druck-Version zur Ver- 1. Teilen Sie allen Gewerkschaftsmitgliedern die Beendi- gung des Streiks mit und fordern Sie diese auf, die Arbeit wieder aufzunehmen. sich, in bestimmten Fällen eine Notdienst- fügung. Auf Wunsch kann 2. Teilen auf der gung des Streiks mit. Titel- Sie dem Dienststellen-/Betriebsleiter die Beendi- dbb beamtenbund3.und tarifunion, Geschäftsbereich TarifSchicht, so ist die vereinbarung abzuschließen. Anhand von seite der Flyer zusätzlich Friedrichstraße 169 |zum Liegt Schicht E-Mail: tarif@dbb.de „normal“ | Telefon: dbb-Logo das Streikende 10117 Berlin mitten in einer | www.dbb.de zu beenden. Nimmt der Arbeitgeber die 030.nicht 40 81an, - 54so 00ist ihm diese schriftlich Telefon: 030. 40 81 - 54 00, Fax: 030. 40 81 - 43 99, E-Mail: tarif@dbb.de, Internet: www.dbb.de dbb beamtenbund und tarifunion, Geschäftsbereich Tarif, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, qualifizierten Rechtsschutz. Wir vermitteln Ihnen gern die passende Gewerkschaftsadresse. Unter dem Dach des dbb bieten kompetente Fachgewerkschaften eine starke Interessenvertretung und Informationen erhalten Sie hier: www.dbb.de/datenschutz.html. oder unter: E-Mail: datenschutz@dbb.de. Informationen über Ihre Rechte als Betroffener sowie weitere - 49 99, E-Mail: post@dbb.de. 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Bitte schicken Sie mir das Antragsformular zur Aufnahme zuständige Gewerkschaft erhalten. Ich möchte mehr Informationen über die für mich Ich möchte weitere Informationen über den dbb erhalten. Rentner/in Beamter/Beamtin Tarifbeschäftigte/r anzubieten, um den Anspruch auf Entgelt zu wahren. Fotos: Titel: dbb, Bilderleiste: Bernd Lauter, Björn Hake, Friedhelm Windmüller, dbb 4. Entfernen Sie sämtliche Streikplakate, Aushänge, Flug- dienstvereinbarung überhaupt notwendig 290420_dbb_tu_DINlangFlyer_6stg_Var1_Notdienst.indd 1 desebene) aufgenommen werden. blätter usw. 5. Sammeln Die ein und bewah- Sie sämtliche Streikausweise 30.06.2020 11:34:51 ren Sie sie auf, bis ihre Gewerkschaft Sie auffordert, ist, wer sie aushandelt und welchen Inhalt Flyer stehen unter Bestellservice diese zu übermitteln. www. sie haben muss. dbb.de/arbeitnehmer/tarif-bestellformu- Weitere Hinweise und Tipps erhalten Mitglieder der Streik- leitung aus der dbb-Arbeitskampfmappe. lar.html zum Download bereit. Für die Anwärter/in Azubi, Schüler/in Versorgungsempfänger/in Dieser Flyer ist gewissenhaft und auf dem Stand April 2020 erstellt. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit. Streik und Warnstreik Bestellung der pdf-Dateien (Online-Ver- Rechtsansprüche jeglicher Art gegenüber dem Herausgeber können aus dem Inhalt nicht abgeleitet werden. sion und / oder Druck-Version) und für das Wer bildet die örtliche Streikleitung? Was Einfügen Ihres Gewerkschaftslogos dbb beamtenbund und tarifunion, sen- Geschäftsbereich Tarif Friedrichstraße 169 | 10117 Berlin | www.dbb.de hat die örtliche Streikleitung für Aufga- den Sie uns einfach eine E-Mail an tarif@ E-Mail: tarif@dbb.de | Telefon: 030. 40 81 - 54 00 ben? Anhand von Checklisten begleiten dbb.de. 290420_dbb_tu_DINlangFlyer_6stg_Var7_Streik.indd 1 30.06.2020 11:32:54 Seite 7 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Andreas Hemsing zur Einkommensrunde 2020 Frühjahr 2021 viel valider ablesen lässt, wie „Eine Vorleistung der genau die kommunalen Rettungsschirme greifen. Die VKA hat sich jedoch für einen anderen Weg entschieden. Nun gilt es auf Interview Arbeitgeber sehe ich nicht.“ gewerkschaftlicher Seite, in die Forde- rungsdiskussion einzusteigen. tacheles: Den TV COVID interpretiert die Interview mit dem stellvertretenden Vor- ches leisten. Dort werden die Maßnah- VKA so, dass sie damit gegenüber den sitzenden der dbb Bundestarifkommis- men umgesetzt, um Kontaktbeschränkun- Beschäftigten bereits in Vorleistung sion und Bundesvorsitzenden der komba gen zu überwachen, Gesundheitsämter gegangen sei. Wie interpretierst Du diese gewerkschaft, Andreas Hemsing, zur Frage am Laufen gehalten und Krankenhäuser Darstellung und was hältst Du davon? der Forderungsfindung zur TVöD-Einkom- betrieben. Das alles kostet. mensrunde 2020 in Zeiten der Corona-Pan- Uns ist bewusst, dass alle Aspekte rund um Hemsing: Als Vorleistung der Arbeitgeber demie. Corona bei der Haushaltsplanung für 2020 sehe ich den Abschluss des Tarifvertrags nicht zu erahnen waren. Kommunalfinan- Kurzarbeit nicht. Fakt ist, dass Arbeitgeber tacheles: Andreas, an dieser Stelle haben zen sind ein Dauerthema, Corona hat die und Gewerkschaften den Abschluss des TV wir im letzten Heft den Oberbürgermeis- Brisanz verschärft. Daher ist der Rettungs- COVID gemeinsam ermöglicht haben. Es ter der Stadt Hamm / Westfalen, Tho- schirm absolut notwendig. Allerdings lässt ging zum einen darum, den Arbeitgebern mas Hunsteger-Petermann, interviewt. Er sich seine genaue Auswirkung zum jetzi- die Möglichkeit auf Unterstützung durch sagte, im Blick auf die anstehende Ein- gen Zeitpunkt noch nicht bewerten. Aus den Bund zu schaffen, und zum anderen, kommensrunde, dass zwei Herzen in sei- diesem Grund haben wir eine Verschie- eine bundesweit einheitliche Regelung zu ner Brust schlagen. Der dbb und seine bung der Tarifverhandlungen gefordert. erzielen. Eine solche existierte bis dato Fachgewerkschaften sind aktuell gerade Trotz Rettungsschirm werden die Altschul- nicht. Das ist mit dem Tarifvertrag Kurz- in der Phase der Forderungsdiskussion. In den ein existenzielles Problem der Kom- arbeit gelungen. Unser gewerkschaftli- welche Richtung schlägt Dein Herz? munen bleiben. Diese Thematik ist bis- ches Entgegenkommen als Vorleistung der lang noch gar nicht mit eingeflossen. Hier Arbeitgeberseite zu interpretieren, teile Hemsing: Mein Herz schlägt ganz klar und sind allen voran Bund und Länder gefor- ich daher keineswegs. deutlich für die Arbeitnehmerinnen und dert, eine einheitliche Lösung zu finden. Arbeitnehmer in der kommunalen Welt. Die Kommunen können noch so intensive tacheles: Wie schätzt Du die Stimmung Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst Maßnahmen ergreifen, das Problem der und die Aktionsbereitschaft bei den sind systemrelevant. Das muss nicht nur Altschulden ist ein gravierendes. Es muss Beschäftigten ein und in welche Richtung in den Köpfen hängen bleiben, sondern diskutiert, angegangen und beseitigt wer- bewegt sich Eure Forderungsdiskussion? sich endlich auch in attraktiven Einkom- den. mens- und Arbeitsbedingungen wiederfin- Hemsing: An der Tatsache des demogra- den. Mit dieser klaren Haltung gehen wir in tacheles: Die Einkommensrunde mit Bund fischen Wandels und des Fachkräfteman- die Verhandlungen. und Kommunen findet nun im September gels in zahlreichen Bereichen des öffent- Gleichwohl sehen wir natürlich die schwie- und Oktober statt. Die von Dir angespro- lichen Dienstes hat sich nichts geändert. rige Gemengelage. Hierbei treffen die aktu- chene Verschiebung haben der dbb, ver.di Mit einem Inflationsausgleich alleine las- ellen kommunalen Gegebenheiten auf die und auch der Bund für sinnvoll erachtet. sen sich keine Fachkräfte in der benötig- berechtigte Forderung nach fairer Wert- Warum wollte nach Deiner Meinung die ten Qualität gewinnen. schätzung in Form verbesserter Einkom- VKA sich dem nicht anschließen? Wir verkennen die Krisenlage der Kommu- mens- und Rahmenbedingungen. Aufgabe nen nicht. Deshalb streben wir eine Forde- am Verhandlungstisch wird es sein, zu ver- Hemsing: Die Entwicklungen rund um rungsdiskussion mit Augenmaß an. Aber suchen, diese beiden Pole zusammenzu- Corona haben einmal mehr die Einsatzbe- die Beschäftigten müssen an der allge- bringen. Das wird sicherlich nicht einfach, reitschaft und Flexibilität der Beschäftig- meinen Einkommensentwicklung betei- aber wir sind bereit. ten im öffentlichen Dienst gezeigt. Auf so ligt werden. Ob in ihrem ursprünglichen vielen Ebenen, aus dem Homeoffice heraus Bereich oder dort, wo Unterstützung tacheles: Zur schwierigen Situation gehört oder vor Ort, stellten und stellen sich die gebraucht wurde, konnten die Bürgerinnen gleichermaßen, dass auch ohne Corona Beschäftigten den geänderten Bedingun- und Bürger auf die Beschäftigten im öffent- viele Kommunen finanziell klamm sind. gen und neuen Herausforderungen. Eine lichen Dienst zählen. Das müssen auch die Wie bewertest Du den Rettungsschirm solch flexible Reaktion hätten wir in der Arbeitgeber sehen und anerkennen. und welchen Umgang brauchen wir mit aktuellen Situation daher ebenso von der den so genannten Altschulden, um ver- kommunalen Arbeitgeberseite erwartet. tacheles: Sind die Gewerkschaften akti- gleichbare Lebensverhältnisse in ganz Die VKA hat jedoch mit Verweis auf die onsfähig? Deutschland nicht zu einem frommen zweifellos schwierige Lage der Kommunen Wunsch werden zu lassen? gegen eine Verschiebung argumentiert. Hemsing: Ja, wir sind aktionsfähig. Das Aber genau aufgrund dieser schwieri- werden wir zeigen und dabei ange- Hemsing: Einen Rettungsschirm für die gen Situation wollten wir ja die erwähnte sichts der Corona-Pandemie Kreativität Kommunen halte ich für richtig und wich- Übergangsvereinbarung. Ein Schieben beweisen, wenn die Gespräche nicht die tig. Sie sind es, die in dieser Krise schnell wäre wie gesagt nicht zuletzt vor dem gewünschte und berechtigte Entwicklung und unbürokratisch Außergewöhnli- Hintergrund sinnvoll gewesen, da sich im zeigen. Seite 8 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
tacheles: Systemrelevanz ist ein sperriger Begriff, der in Corona-Zeiten Konjunktur hatte. Die öffentlich Beschäftigten sind mit Komplimenten überhäuft worden. Interview Gleichwohl muss sicher auch der öffent- liche Dienst nacharbeiten, ob es für die Zukunft gilt, noch besser vorbereitet zu sein. Kann Tarifpolitik hier auch eine Rolle spielen, den öffentlichen Dienst weiter zu verbessern? Hemsing: Tarifpolitik hat immer eine Rolle gespielt und wird es weiterhin. Nur durch Verhandlungen am Tariftisch können sich Einkommens- und Rahmenbedingungen nachhaltig verbessern. Das war schon immer so und zeigt zugleich die Bedeu- tung von Gewerkschaften. Wir sitzen für die Interessen der Kolleginnen und Kolle- gen am Verhandlungstisch. Die Pandemie hat noch einmal deutlich die Defizite der vergangenen Jahre vor Augen geführt. Das betrifft das Gesundheitswesen genauso wie Versäumnisse in Sachen Personalge- winnung und -entwicklung sowie Ausstat- tung. Dennoch haben die Beschäftigten mit ihrer Bereitschaft ein Aufrechterhal- ten und Funktionieren der öffentlichen Daseinsvorsorge und des öffentlichen Lebens ermöglicht. Applaus und wert- schätzende Worte sind sicher motivierend, aber sie machen sich nicht auf dem Konto bemerkbar. Am Ende verpuffen sie wie heiße Luft, wenn sich Dinge nicht spürbar in Bewegung setzen. Damit der öffentli- che Dienst handlungsfähig bleibt, braucht es zeitgemäße, attraktive und verbindli- che Rahmenarbeits- und Einkommensbe- dingungen. Das ist der Weg, um Personal zu gewinnen. Nur auf diesem Weg kann dem Fachkräftemangel begegnet werden. Wir dürfen nicht von einem Mangel in den Notstand kommen. Daher benötigen wir wettbewerbsfähige Bedingungen und die kann Tarifpolitik schaffen. Seite 9 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Vorgestellt GdS ist Beckmann stellvertretender Bun- dbb Bundestarifkommission desvorsitzender und gehört dem Vorstand Bundestarifkommission des Landesverbands Nordrhein-Westfalen an. Darüber hinaus gehört er dem Bun- deshauptvorstand des dbb an. „Gewerk- In unserem Sommer-tacheles setzen wir unsere Serie, in der wir die Mitglieder der Bun- schaftsmitglied bin ich seit dem Eintritt destarifkommission (BTK) des dbb in alphabetischer Reihenfolge vorstellen, fort. Die ins Berufsleben. Damals war es selbstver- BTK ist eines der zentralen Organe des dbb. Sie beschließt über alle Angelegenheiten in ständlich, Mitglied einer Gewerkschaft zu Tariffragen. In Grundsatzfragen entscheidet sie über Forderungsrahmen, Kündigung von sein. Bis heute habe ich die Notwendig- Tarifverträgen, Annahme oder Ablehnung von Verhandlungsergebnissen und die Durch- keit nicht einmal in Frage gestellt“, führt führung von Arbeitskampfmaßnahmen. Die BTK besteht aus der Bundesleitung des dbb Beckmann aus. Er ergänzt: „Mein Schwer- sowie Vertreterinnen und Vertretern seiner Mitgliedsgewerkschaften. Außerdem sind punktthema in der GdS ist unter ande- die dbb Landesbünde, die dbb bundesfrauenvertretung und die dbb jugend vertreten. rem die Tarifpolitik. Sie ist eine zentrale Aufgabe der GdS, da diese eigenständige Frank Becker, dbb berlin habe, die sich unter anderem auch mit den Tarifverhandlungen mit den jeweiligen Tarifangelegenheiten weitaus mehr befas- Trägern der Sozialversicherung führt. Ich sen und mich somit immer gut auf diesem bin Mitglied der GdS-Tarifkommission für Fachgebiet beraten.“ die Deutsche Rentenversicherung, zudem „Aktuell sind regelmäßige Verhandlun- vertrete ich die GdS im dbb seit vielen Jah- gen und Auseinandersetzungen mit dem ren als Mitglied der Verhandlungskommis- Senat von Berlin zur Angleichung der Berli- sion bei den Tarifverhandlungen mit den ner Besoldung an die des Bundes sowie die Arbeitgebern des öffentlichen Dienstes. ‚Hauptstadtzulage‘ in Höhe von monat- Als Mitglied der Vertreterversammlung lich bis zu 150 Euro, die nun endlich kom- der Verwaltungsberufsgenossenschaft lie- men wird, meine Schwerpunkte“, erläu- gen mir aber auch der Arbeitsschutz und tert Frank Becker. „Offen ist hier (Stand die Arbeitssicherheit der Beschäftigten am Juni 2020) leider immer noch, ob diese Herzen.“ Zulage von der Tarifgemeinschaft deut- Vor Ort in der KBS vertritt Beckmann die scher Länder genehmigt wird. Unsere Interessen der Beschäftigten als stellver- diesbezüglichen Forderungen haben wir tretender Vorsitzender des örtlichen Per- bereits gegenüber dem Senat erklärt.“ sonalrats der Hauptverwaltung und Stell- vertreter im Hauptpersonalrat. In diesen Uwe Beckmann, GdS Funktionen ist er schon seit vielen Jahren für die Personalratsarbeit von der berufli- Frank Becker ist Beamter in der Senatsver- chen Tätigkeit freigestellt. „Oberste Priori- waltung für Inneres und Sport des Landes tät in der Tarifpolitik hat für mich momen- Berlin und dort als Personalratsvorsitzen- tan die fortschreitende Digitalisierung bei der freigestellt. Außerdem ist er seit 2013 den Rentenversicherungsträgern“, spricht Landesvorsitzender des dbb beamten- Beckmann eines seiner aktuellen Haupt- bund und tarifunion berlin. Seine Heimat- themen an. „Hier gilt es, alle Beschäftig- gewerkschaft ist die Gewerkschaft kom- ten ‚mitzunehmen‘ und beispielsweise die munaler Landesdienst (gkl berlin). Möglichkeiten für Telearbeit und Homeof- „Ich bin im Jahr 1979 in Solingen in die fice deutlich auszubauen.“ komba gewerkschaft eingetreten, weil ich mich für andere Beamte und Tarif- Christian Bernheine, komba beschäftigte engagieren wollte und die- jenigen, die mich damals angesprochen haben, sehr überzeugend waren“, erläu- tert Frank Becker. „So war ich dann auch recht schnell in der Jugendvertretung und nach meinem Wechsel nach Berlin im Jahr 1983 in der dbb jugend und dann auch im „Nach der Schulzeit begann meine berufli- dbb berlin aktiv. Bis zu meiner Wahl zum che Laufbahn 1976 bei der damaligen Bun- Landesvorsitzenden des dbb berlin war ich desknappschaft, der heutigen Deutschen auch Landesvorsitzender der gkl berlin.“ Rentenversicherung Knappschaft-Bahn- Becker ergänzt: „Ein besonderes Schwer- See, kurz KBS. Als ausgebildeter Sozial- punktthema ist für einen dbb Landesvor- versicherungsfachangestellter habe ich sitzenden gar nicht so leicht zu definieren. mich durch eine dreijährige Fortbildung Irgendwie wird ja erwartet, dass der Vor- zum Sozialversicherungsfachwirt wei- sitzende sich bei allen Themen engagiert tergebildet. Meine Fachgewerkschaft ist und tummelt. So freut es mich, dass ich die Gewerkschaft der Sozialversicherung in ‚meiner‘ Landesleitung gute Fachleute (GdS)“, erläutert Kollege Beckmann. In der Seite 10 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Christian Bernheine ist 39 Jahre alt und demografischen Wandel zukunftsfest zu Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns der Mitglied der komba gewerkschaft. Er ist machen. Aktuelles Schwerpunktthema ist Allgemeine Verband der Pädagogen (AVP) Bundestarifkommission seit dem 1. Juli 2020 hauptamtlicher Tarif- die Vorbereitung der Tarifverhandlungen gegründet, der sich dann später dem VBE referent der komba gewerkschaft nrw. zum TVöD mit Bund und Kommunen 2020 anschloss. Ich gehörte zu den Initiatoren Vorher war er stellvertretender Vorsitzen- unter den erschwerten Coronabedingun- im heutigen Vorpommern.“ der der komba gewerkschaft Fachgruppe gen.“ Als zentrale gewerkschaftliche Themen Landschaftsverband Rheinland (Kommu- der letzten Jahre nennt Kollege Blanck die nalverband in NRW). Kollege Bernheine ist Michael Blanck, VBE Arbeitszeit und die Vergütung: „Da erst gelernter Verwaltungsfachwirt, war acht seit 2014 in Mecklenburg-Vorpommern Jahre lang Personalratsvorsitzender und Lehrkräfte verbeamtet werden, spielte die Mitglied im Gesamtpersonalrat des LVR, Tarifpolitik in all den Jahren eine große Mitglied im Landesvorstand der komba Rolle. Dabei ging es neben Fragen der nrw und im Hauptvorstand dbb nrw. Vergütung unter anderem auch um die Christian Bernheine berichtet: „Ich bin Arbeitszeit, da Lehrkräfte viele Jahre in schon mit 16 Jahren als Auszubildender Mecklenburg-Vorpommern in ,Zwangs- in die komba gewerkschaft beim LVR ein- teilzeit‘ aufgrund eines Überhangs arbei- getreten, da ich schon als Jugendlicher ten mussten. Jetzt hat sich das umgekehrt erkannt habe, dass man eine starke Ver- und wir haben wie fast alle Bundeslän- tretung der Interessen als Arbeitneh- der einen Lehrkräftemangel. Diesem ent- merin oder Arbeitnehmer braucht. Damals gegenzuwirken ist derzeit eines der wich- gab es in Nordrhein-Westfalen die Dis- tigsten Betätigungsfelder neben den kussion über die Auflösung der Land- aktuellen Problemen, die mit der Corona- schaftsverbände und die komba gewerk- Pandemie verbunden sind. Dabei spielt schaft war damals eine führende Kraft eine gerechte Vergütung in allen Lehräm- bei den Demonstrationen der Beschäftig- tern eine große Rolle. So haben wir es ten gegen diese Pläne. Über die Aktionen erreicht, dass ab 1. August 2020 alle voll gegen die Auflösung bin ich komba Mit- ausgebildeten Lehrkräfte in allen Schulen glied geworden. Im gleichen Jahr wurde Michael Blanck ist Landesvorsitzen- in EG 13 / A 13 eingruppiert sind.“ ich direkt Jugend- und Auszubildenden- der Mecklenburg-Vorpommern des Ver- Auch in Zukunft werden die Herausfor- vertreter und kurze Zeit später dann Vor- bands Bildung und Erziehung (VBE). Zu sei- derungen in der Gewerkschaftsarbeit sitzender der komba jugend.“ ner Motivation, sich gewerkschaftlich zu nicht weniger werden: „Ein anderes gro- Zum Inhalt seiner gewerkschaftlichen engagieren, berichtet er: „Nach der poli- ßes Thema ist, den Generationenwechsel Tätigkeit führt Kollege Bernheine aus: tischen Wende im Herbst 1989 bildeten sowohl in den Schulen als auch in unse- „Schwerpunktthemen sind für mich sich erste Interessengruppen zur Grün- rer Gewerkschaft hinzubekommen, da in sicherlich aufgrund meiner neuen Tätig- dung von unabhängigen Gewerkschaften den nächsten Jahren über 50 Prozent der keit die Tarifverträge und Tarifverhandlun- auf dem Gebiet der DDR. Da ich bereits Lehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern gen im kommunalen Bereich. Ich beschäf- im November 1989 die Einheitslehrerge- ausscheiden werden. Dabei muss es gelin- tige mich besonders mit Fragen rund um werkschaft innerhalb des FDGB verlassen gen, den positiven Trend der Mitglieder- Eingruppierung und Entgeltordnung. Aber hatte, war das Interesse an einer neuen entwicklung (in den letzten zehn Jahren auch sehr stark setze ich mich dafür ein, unabhängigen Gewerkschaft groß. Im konnten wir unsere Mitgliederzahl ver- unsere Gewerkschaft im digitalen und März 1990 wurde so auf dem heutigen doppeln) nicht wieder umzukehren.“ Bundesbankgewerkschaft Neuwahl der VdB Tarifkommission sion durchgeführt werden. Die langjährige Vorsitzende Gabriela Hemping stand auf- grund der Übernahme neuer Aufgaben im VdB Bundesvorstand nur noch als Stellver- Nachdem die hessische Landesregie- treterin zur Wahl. Zum neuen Vorsitzenden rung erste Lockerungen in der Corona- wurde einstimmig der vorherige Stellver- Pandemie beschlossen hatte, fand treter Bernd Kurczyk gewählt, der bereits Bernd Kurczyk, Vorsitzender der VdB-Tarifkommission vom 17. bis 18. Juni 2020 der 18. Ge- seit Jahren als Mitglied in der VdB Verhand- werkschaftstag der VdB Bundesbank- lungskommission die Tarifverhandlungen gewerkschaft in Fulda statt. Auch in der Bundesbank zur Verbesserung der bank auch zukünftig konstruktiv gestal- wenn die Veranstaltung nur in abge- finanziellen Rahmenbedingungen geprägt ten und sich weiterhin für Verbesserun- speckter Version möglich war, konnte hatte. Das neugewählte, elfköpfige Team gen der tarifvertraglichen Regelungen für die Neuwahl der VdB Tarifkommis- wird die Tarifpartnerschaft mit der Bundes- die VdB-Mitglieder einsetzen. Seite 11 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
Kurzinterviews gen zu führen und Forderungen für die und zügige Mitarbeiterinformationen. Corona-Alltag Beschäftigten zu stellen? Beschäftigte müssen ernstgenommen werden. Auch wenn krisenbedingt das Corona-Spezial Um es mit den Worten der Band Höhner zu Arbeitszeitgesetz und die Pflegepersonal- sagen: „Wenn nicht jetzt – wann dann?!“. untergrenze ausgesetzt werden, ist das Wir setzen die Kurzinterviews mit Beschäf- Nach den Tarifverhandlungen ist vor den mit Augenmaß zu tun. Ich erwarte bei der tigten im öffentlichen Dienst fort und Tarifverhandlungen und irgendwann muss kommenden Tarifrunde mehr Wertschät- berichten über Änderungen, Probleme und man ja anfangen. zung, eine Überarbeitung der Tabellenent- Sorgen in Zeiten der Corona-Pandemie. gelte, eine Erhöhung der Einstiegseingrup- Wie gehen Sie mit Ihren Ängsten um? pierung in der Pflege für Berufsanfänger und eine Anpassung aller folgenden Ein- Gespräche mit der Familie, Kolleginnen, gruppierungen. Die Infektionszulage für Kollegen und Freunden helfen dabei. Ein- Beschäftigte in der Pflege von 46,02 Euro fach jeden Tag nehmen, wie er kommt, sich ist ein Witz! Sie muss stark erhöht werden am Abend immer etwas Positives vom Tag und auch Anwendung in anderen Berufs- heraussuchen und sich darüber freuen. gruppen finden, die in Pandemiezeiten infizierten Patienten länger ausgesetzt sind. Folgeschäden durch COVID-19-Infek- tionen auf der Arbeit sollten als Berufs- krankheit anerkannt werden. Wichtiger Christine Herrig, Bürosachbearbeite- denn je sind deutlich bessere Arbeitsbe- rin im Presse- und Informationsamt dingungen. Dafür ist mehr Personal nötig. der Bundesregierung, vbob – Gewerk- Es muss ein viel höherer finanzieller Anreiz schaft Bundesbeschäftigte geschaffen werden, damit dieser belas- tende Beruf attraktiver wird. Denn nach der Pandemie ist vor der Pandemie. Wie hat sich Ihre alltägliche Arbeit durch die Corona-Pandemie verändert? Patrick Borchers, Fachkrankenpfleger, Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, in für Anästhesie- / Intensivpflege, Stell- dieser Krisensituation Tarifverhandlun- Der soziale Punkt, der persönliche und vertretender Betriebsratsvorsitzender, gen zu führen und Forderungen für die direkte Austausch mit den Kolleginnen KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge Beschäftigten zu stellen? und Kollegen fehlt. Dies erfolgt nun per (Region Hannover), GeNi – Gewerk- E-Mail oder Telefon. Ich bin im Vorzimmer schaft für das Gesundheitswesen Wenn alles „normal“ und oberflächlich tätig und gewisse Sachen lassen sich nicht gut läuft, sehen viele keinen Handlungs- im Homeoffice erledigen, wie zum Beispiel bedarf. Die Krise zeigt die absolute Not- Ablage und Aktenpflege. Ich bin daher Wie hat sich Ihre alltägliche Arbeit durch wendigkeit unseres Gesundheitssystems froh, seit Mai wieder an einigen Tagen in die Corona-Pandemie verändert? und der Krankenhausdichte. Sie macht der Woche ins Büro fahren zu dürfen. Dann transparent, was an 365 Tagen rund um freut man sich immer sehr, mal bekannte Im Krankenhaus hat sich für mich gefühlt die Uhr geleistet wird. Wir sind immer da! Gesichter auf dem Flur zu sehen. „alles“ geändert. Es tragen alle Mund- Die meisten von uns haben den Beruf aus Nasen-Schutz oder spezielle Schutzausrüs- Überzeugung gewählt. Die Vergangenheit Welche Erwartungen haben Sie an Ihren tung. Nur Notfallpatienten wurden ope- hat zudem gezeigt, dass Pflegekräfte in Arbeitgeber – jetzt in der Krise, aber auch riert oder behandelt. Besucher hatten nur Deutschland Mangelware sind. Jetzt ist die in der Zeit danach? im Notfall Zutritt. Personal wurde auf die Zeit richtig, mindestens die ganze Hand in neue Infektionsstation versetzt. In vielen die Wunde von Politik und Gesellschaft zu Dass die Rückkehr zum „normalen Regel- Bereichen gab es Befürchtungen bezüglich legen. Nur klatschen reicht nicht! Ich und betrieb“ in Stufen erfolgt und jeder im „italienischer Zustände“, besonders auf der viele Kollegen haben Angst, dass es nach Endeffekt selbst entscheiden kann, nach Intensivstation. Meist sind die Kittel wenig der Pandemie genauso weiterläuft. Rücksprache mit dem Vorgesetzten, ob er atmungsaktiv. Die Bewegung wird einge- ins Amt kommen möchte oder nicht. Viele schränkt und man schwitzt. Auch Atmen Wie gehen Sie mit Ihren Ängsten um? Kolleginnen und Kollegen meistern zurzeit fällt unter FFP 2- oder FFP 3-Schutzmasken den Spagat zwischen Arbeit, Kinderbetreu- schwer. Das Ausziehen der Schutzkleidung Damit möglichst wenig Ängste auftreten, ung und der Pflege von Angehörigen. Das ist zeitaufwändig, um die Infektionsgefahr hilft mir ein aktiver Umgang mit dem Pro- ist nicht immer einfach und hat meinen zu minimieren. Trotz gründlichem Vorge- blem. Ich informiere mich so gut es geht größten Respekt. Für die Zeit nach der Krise hen infizierten sich Kollegen. über die Medien, Experten und das Inter- wünsche ich mir, dass die Möglichkeit von net, um eine Gefahr für mich, meine Fami- Homeoffice weiterhin regelmäßig genutzt Welche Erwartungen haben Sie an Ihren lie und Kollegen so objektiv wie möglich werden kann und man ohne eine jährliche Arbeitgeber – jetzt in der Krise, aber auch bewerten zu können. Ich versuche, Ängste Beschränkung mobil arbeiten kann. in der Zeit danach? nicht auf andere zu übertragen und tau- sche mich regelmäßig mit Vertrauten aus. Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, in Ich erwarte bestmöglichen Arbeits- und Eine gesunde Portion Zuversicht gehört dieser Krisensituation Tarifverhandlun- Gesundheitsschutz sowie transparente stets dazu! Seite 12 · tacheles · 7 / 8 · Juli / August 2020
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