Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
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Ausgabe Nr. 12/2015 | Dezember | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825 adventisten & Die Zeitschr if t der S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n heute O du Fröhliche! Seite 7 Musik im Gottesdienst Seite 14 Weiterbildungen 2016 Seite 21 Wertschätzen, begleiten, fördern ab Seite 8
N e u e B ü c h e r d e s A d v e n t - Ve r l a g s L ü n e b u r g Nahrung für Geist und Seele Eine solide Auslegung Jon Paulien Der letzte Kampf D Offenbarung 12–14 erklärt ie Kapitel 12–14 der Offenbarung, des 352 Seiten, Taschenbuch, letzten Buches der Bibel, sind für das 14 x 21 cm Selbstverständnis der Siebenten-Tags- 23,80 Euro (für Leserkreis- Adventisten grundlegend. Darin wird mit mitglieder 19,80 Euro) eindrücklichen Symbolen der letzte geist- Art.-Nr. 1956 liche Kampf vor der Wiederkunft Christi geschildert. Eine große endzeitliche Ver- führung kommt auf uns zu; und nur wer * Offenbarung 12–14 versteht, wird dagegen gewappnet sein. Mit diesem Buch bietet der führende adventistische Experte der Offenbarung, Jon Paulien, eine solide Aus- * Weitere Infos wie Inhaltsverzeichnis oder Leseproben sind auf www.advent-verlag.de abrufbar. legung des Bibeltextes an, basierend auf den Prinzipien, die er in seinem Buch Die Offenbarung verstehen dargelegt hat. Ein aktueller Befund Der QR-Code führt Smartphones direkt zur Internetseite des Buches. D ie Ausgabe 2015 von Glauben heute behandelt nur ein Thema: Die römisch- katholische Kirche 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Josef But- scher (Pastor i. R. und Kenner der römisch- katholischen Kirche) liefert eine kritische, Glauben heute sachlich verfasste Stellungnahme, in der er (hgg. von Elí Diez-Prida) 104 Seiten, 14 x 21 cm offiziellen Verlautbarungen den biblischen für Leserkreismitglieder Befund gegenüberstellt. Es geht u. a. um kostenlos; den Stellenwert der Bibel in der katholi- regulärer Verkaufspreis schen Theologie, die Messe, die Marien- 7,80 Euro) verehrung und die Rolle der katholischen Art.-Nr. 1957 Kirche in der Politik. Dieser Band ist eine Hilfe zur persönlichen Orientierung und eine biblisch fundierte Grundlage für das * Gespräch mit anderen Christen. Leserkreis- Bestellmöglichkeiten Mitglied werden • Am Büchertisch oder im Onlineshop: www.adventist-media.de • bis zu 30 % Preisermäßigung • Tel.: 0800 2383680, Fax: 04131 9835-500 • automatische Lieferung • E-Mail: bestellen@saatkorn-verlag.de sofort nach Erscheinen • Jahrespräsent-Buch kostenlos Advent-Verlag | www.advent-verlag.de für Leserkreis-Mitglieder www.facebook.com/adventverlag www.advent-verlag.de/leserkreis
editor ial | i nhal t „Duales System“ aktuell | Report Rund 7,5 Millionen junge Europäer sind arbeitslos. In Griechenland, Portugal, Italien und Frankreich be- 4 STA-Kurznachrichten / Neue Gesichter im Advent- trägt die Jugendarbeitslosigkeit bis zu 40 Prozent, in Verlag Lüneburg Deutschland sind es unter zehn Prozent. Der Grund 5 Report: Nachwählen, nachsitzen, nachdenken für diesen Unterschied ist nicht allein die wirtschaft- (EUD-Herbstsitzung in Bukarest) liche Gesamtlage, denn die Arbeitslosenzahl der älte- ren Erwachsenen ist auch in den Krisenländern Euro- Kolumne pas deutlich geringer als bei der jungen Generation. Das Institut der deutschen Wirtschaft (Köln) hat in 7 O du Fröhliche! (Johann Gerhardt) sieben europäischen Ländern untersucht, warum junge Menschen keine Arbeit finden. Das Ergebnis: Dort, wo Jugendliche hauptsächlich in Schulen ausgebildet wurden, statt von den Firmen, bei denen sie später tätig sein würden, blieb ihre Thema des Monats Jobsuche häufig erfolglos. Die erworbenen Qualifikationen passten nicht zu den iCOR: Wertschätzen, begleiten,fördern Anforderungen der Betriebe. Dort, wo die Ausbildung in den Betrieben stattfand – ergänzt um eine Berufsschule –, fanden Arbeitssuchende und Jobanbieter viel 8 Der Wert der Bildung (Roland Fischer) häufiger und besser zueinander. Das „duale System“ ist der Schlüssel für einen 10 L eiter gesucht! (Werner Dullinger) erfolgreichen Berufseinstieg. (Nach Zeitungsmeldungen vom 22. Oktober 2015) 12 Begleiten, beraten und ermutigen Dieser Befund überrascht mich nicht. Während der Ausbildungszeit lernen sich (Klaus-J. van Treeck) Lehrling und Betrieb kennen, man kann miteinander Stärken und Schwächen herausfinden und daran arbeiten. Die meist dreijährige Lehrzeit ist eine ausrei- Adventgemeinde aktuell chende Wegstrecke des theoretischen und praktischen Lernens auf der einen und der Förderung und Begleitung auf der anderen Seite. Daraus können wir manches 14 Musik im Gottesdienst für die Gemeinde lernen. So gibt es bei uns zahlreiche Weiterbildungsangebote für 15 G’Camp 2016: Die Segel sind gesetzt / Viele Köche die vielfältigen Aufgaben der Gemeinden (s. S. 21f.). Das ist gut und hilfreich. und ein Kochbuch / Besondere Sabbate und Gaben- Damit das Gelernte die Gemeinden dauerhaft stärken kann, reicht es nicht, es sammlungen 2016 einfach nur anzuwenden. Besser wäre es, wenn „Neulinge“ von erfahrenen Ge- 16 Lesermeinungen meindegliedern oder Pastoren begleitet und beraten würden (Mentoring, s. S. 12). So ließe sich feststellen, ob Aufgabe und Person zueinander passen und welche Veränderungen nötig wären, damit es funktioniert. Auch geistliche Gaben müssen Adventist World durch ein „duales System“ angewendet werden, damit sie wirksam bleiben. D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n Das Thema dieses Monats beschließt die lockere Reihe zu den iCOR-Werten. D e ze m b e r 2 01 5 Den Auftakt bildete die Januarausgabe mit dem Wert Beziehungen bzw. Gemein- schaft. Im Juni ging es um geistliches Wachstum, im August um Mission, im vor- liegenden Heft um Befähigung. Es lohnt sich, alle Themen noch einmal zu lesen und in den Gemeinden gemeinsam zu überlegen, wie die iCOR-Werte konkret vor Ort gelebt werden können. Die Josef- Die weltweite Zeit- Thomas Lobitz, Redakteur Adventisten heute Akte schrift der Siebenten- tl@adventisten-heute.de 11 Gelbsucht behandeln 14 Das Gericht naht! 24 Ein Gigant des adventistischen Tags-Adventisten IMPRESSUM Bildungssystems adventisten heute | ISSN 2190-0825 Herausgeber: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (114. Jahrgang) Verlag: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg, E-Mail: info@advent-verlag.de, Freikirche aktuell Internet: www.advent-verlag.de; www.facebook.com/adventverlag Redaktion: Elí Diez-Prida (Chefredakteur, edp), Thomas Lobitz (tl), 17 Friede auf Erden! Jessica Schultka (js), Nicole Spöhr (nsp), Daniel Wildemann (dw). Adresse: 18 Flüchtlinge praktisch willkommen heißen siehe Verlag; Tel. 04131 9835-521. E-Mail: info@adventisten-heute.de, 20 Die Macht des Glaubens (EUD-Gesundheits Ausgabe Nr. 12/2015 | Dezember | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825 Internet: www.adventisten-heute.de adventisten & Formatanzeigen: oKae media, Martin Haase, Postfach 100403, Die Zeitschr if t der S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n heute kampagne) 51404 Bergisch Gladbach, Tel. 02204 917075, Fax 02204 917072, 21 Weiterbildungen 2016 E-Mail: advertising@okae.org Internet: www.okae.org Kleinanzeigen: Ellen Koschizke, Tel. 04131 9835-0, O du 23 Warum tust du, was du tust? (DVG-Gesundheits- kampagne) Fröhliche! © gpointstudio – Fotolia.com Fax 04131 9835-500, E-Mail: anzeigen@adventisten-heute.de Seite 7 Musik im Bezug: Kostenlos bei Bezug über den Büchertisch der örtlichen Gottesdienst Seite 14 Weiterbildungen 24 Guck mal! Das zweite Jahr ist da! Adventgemeinde in Deutschland sowie online (zum Herunterladen, 2016 25 Projektinformation „Nimm Jesus“ Seite 21 Speichern und Drucken) im Internet: www.adventisten-heute.de Gestaltung: Ingo Engel, München 27 Notizbrett: Termine / Gebet für missionarische Titelgestaltung: Sarah Popa, STIMME DER HOFFNUNG Wertschätzen, begleiten, fördern Anliegen / Nachrufe Lisbeth Hartlapp und Rein- Produktion/Druck: Thiele & Schwarz GmbH, Kassel Spendenkonto: Freikirche der STA, IBAN: DE14 6009 0100 0227 3850 04, ab Seite 8 hold Weyl BIC: VOBADESSXXX, Verwendungszweck: Aheu-Finanzierung Ermutigung verleiht Flügel. 28 Anzeigen adventisten heute | Dezember 2015 | 3
a ktu e l l Na c h r ic h t e n Kurznachrichten Neue Gesichter im Advent-Verlag Lüneburg n Europäische Adventisten erarbeiten Me- Zwei Theologen und eine Journalistin verstärken das Redaktionsteam dienstrategie Vom 9. bis 11. November haben rund 70 Kom- munikations-, Medien- und Evangelisationsver- antwortliche aus den Ländern der Intereuropä- ischen Division (EUD) an einer gemeinsamen Strategie 2016 bis 2020 für alle Medienbereiche gearbeitet, in denen die Kirche der Siebenten- Tags-Adventisten tätig ist. Die Tagung EUD GAiN 2015 stand unter dem Titel „Shaping Future“ (Die Zukunft gestalten), © ThH-Friedensau und fand im Medienzentrum der STIMME DER HOFFNUNG in Alsbach-Hähnlein statt. GAiN ist © edp die Abkürzung für Global Adventist Internet Network. Daniel Wildemann, Jessica Schultka und Nicole Spöhr (v.li.) werden die Arbeit des Die rund 60 Fernseh- und Radiomacher sowie Advent-Verlags mit ihren Ideen bereichern. Internet-, Kommunikations- und Evangelisati- onsverantwortlichen tauschten sich zuerst über Der Advent-Verlag hat Zuwachs bekommen und sich damit personell verjüngt: realisierte und geplante Projekte aus. Anschlie- Jessica Schultka (30) kommt aus der Nähe von Uelzen und war in den letz- ßend diskutierten sie Internetprojekte sowie ten vier Jahren in Leipzig als Pastorin angestellt. Besonders in der Kinder- und aktuelle Trends und Entwicklungen der Inter- Jugendarbeit konnte sie ihre Kreativität und Offenheit für zeitgemäße und ju- nettechnologie sowie im Bereich der sozialen gendgerechte Verkündigung unter Beweis stellen. In naher Zukunft wird sie die Medien. An den folgenden zwei Tagen arbeiteten Verlagsleitung aus der Hand von Elí Diez-Prida übernehmen, der im August 2016 sie in acht Gruppen an einer Medienstrategie bis in Rente geht. Herausforderung und Ziel der neuen Aufgabe formuliert Jessica ins Jahr 2020 für die Bereiche Fernsehen, Radio, wie folgt: „Ich möchte mithelfen, das Verlagsprogramm so zu gestalten, dass soziale Medien, Print, IT, Web und Sicherheit. sich jede Altersgruppe gut vertreten fühlt und bei Fragen und Anliegen sowohl Die Gruppenergebnisse wurden von einem Team Hilfestellung als auch Ermutigung und Wachstum im Glauben finden kann.“ gesammelt und sollen nach der redaktionellen Daniel Wildemann (37) ist in den Bezirken Pforzheim und Freiburg als Pas- Bearbeitung den Teilnehmenden zugestellt wer- tor tätig gewesen. Ursprünglich kommt der Rheinländer aus dem Bereich der den. Sie sollen im Frühjahr 2016 den Kirchenlei- Gestaltung (Werbetechniker und Comiczeichner) und fand überraschend den tungen zur Beschlussfassung einer Medienstrate- Einstieg in die Theologie, die er in Bogenhofen, Friedensau und an der Andrews gie bis 2020 vorgelegt worden. Diese wird auf der University (USA) studierte. Er ist mit Paola verheiratet und seit Oktober Vater EUD-Kommunikation-Website publiziert werden: einer Tochter. Daniel bewegt besonders die Frage, wie sich die Werte aus der http://gain.eud.adventist.org/ (APD/tl) Vergangenheit bewahren und ins 21. Jahrhundert übertragen lassen. Er ist als Nachfolger von Werner E. Lange für das Buchlektorat verantwortlich. n Adventisten beten für Opferfamilien der Nicole Spöhr (30) ist in Brüel (nahe Schwerin) aufgewachsen und hat die Terroranschläge von Paris letzten zehn Jahre in Erfurt gelebt. Ihre Begeisterung für die deutsche Sprache Die Präsidenten der beiden europäischen Divi- führte sie nach dem Studium in die Online-Redaktion eines kleinen Zeitungs- sionen der Siebenten-Tags-Adventisten, Mário verlags. Neben der lokalen Jugend- und Gemeindearbeit engagiert sich Nicole Brito (EUD) und Rafaat Kamal (TED), sowie der bei der Jugendzeitschrift Youngsta. Sie freut sich darauf, Menschen durch Lite- Präsident der Nordamerikanischen Division, ratur in der Auseinandersetzung mit dem Glauben an Gott zu begleiten. Daniel Jackson, haben anlässlich der Jahressit- Bereits im April hatte Dorothee Schildt-Westphal, die schon früher einmal zung der Transeuropäischen Division in Budva/ im Saatkorn- und im Advent-Verlag (Hamburg wie Lüneburg) tätig war, die Montenegro unmittelbar nach den Terroran- Nachfolge von Lydia Diez im Redaktionssekretariat angetreten. schlägen in Paris den Opferfamilien kondoliert, Wir freuen uns sehr über „die Neuen“, denn sie ergänzen unser Team wun- den Verletzten ihre Solidarität ausgedrückt und derbar. Sie werden mit ihren Hintergründen und Erfahrungen, Fähigkeiten und zum Gebet für sie aufgerufen. Vorstellungen unsere Arbeit bereichern. Nach und nach werden unsere Lese- „Unsere Gedanken sind bei den Menschen rinnen und Leser den frischen Wind zu spüren bekommen. Und wir werden und Familien, die von der Tragödie in Paris, dank der Teamerweiterung mit Gottes Hilfe lang gehegte Pläne hoffentlich bald betroffen sind und leiden“, sagte Ted Wilson, verwirklichen können. Präsident der adventistischen Weltkirchenlei- Ein herzliches Dankeschön allen, die uns – die Alten und die Neuen – in ihre tung. „Wir beten, dass Sicherheit und Frieden Fürbitte einbeziehen! zurückkehren.“ (APD/tl) Wolfgang Bartel (Geschäftsführer Saatkorn-Verlagsgruppe) Elí Diez-Prida (Leiter Advent-Verlag) 4 | adventisten heute | Dezember 2015
Re po r t Nachwählen, nachsitzen, nachdenken Die Herbstsitzung der EUD und der Heilige Geist S eit einigen Jahren tagt der Exekutivausschuss treter wiederum berichteten von großer der Intereuropäischen Division der Kirche der Betroffenheit in ihren Ländern und äu- Siebenten-Tags-Adventisten (EUD), zu der die ßerten den Wunsch, dass die Beschäfti- Länder in Mittel- und Südwesteuropa gehören, an gung mit dem Thema fortgesetzt wird. wechselnden Orten. Diesmal war Rumänien Gastge- Vertreter der Weltkirchenleitung berland und so kamen am 28. Oktober etwa 60 Per- gaben den Teilnehmern zu verstehen, sonen aus elf Ländern (einschl. USA) in Bukarest dass es sinnvoll ist, sich weiterhin zusammen, um bis zum 3. November über die Ge- mit dem Verständnis von Ordination genwart und die Zukunft der Freikirche zu beraten. zu befassen, den tätigen Frauen viel Wertschätzung und Unterstützung zu Nachlese zu San Antonio geben, das Verständnis über die Geistli- Weil es die erste Sitzung des Exekutivausschusses chen Gaben zu vertiefen und Frauen zu nach der Generalkonferenz-Vollversammlung (2.– ermutigen, Theologie zu studieren. „Es 11.7.2015 ) in San Antonio (Texas, USA) war, gab war ein langer Weg, aber wir sind im- © edp es „Hausaufgaben“ zu erledigen, nämlich die Posi- mer noch unterwegs“, lautete eine der tionen für unbesetzt gebliebene Abteilungen nach- Aussagen, die andeutet, dass es noch zuwählen. Diese Dienste wurden wie folgt besetzt: Gesprächsbedarf gibt. EUD-Präsident Mário Brito • Familie und Predigtamt: Rainer Wanitschek, zu- (li.) und GK-Vizepräsident letzt Präsident der Freikirche in Süddeutschland; Ein besonderer Sabbat Artur Stele (re.) mit • Koordination der Arbeit für Pastorenfrauen (She- Zwischen den Geschäftssitzungen (Donnerstag– zwei neu gewählten pherdess Coordinator): Elvira Wanitschek; Freitag) und der Gruppenarbeit am Strategiepapier Abteilungsleitern der • Bildung und Erziehung sowie Seelsorge-Dienste 2015-2020 (Sonntag–Montag) erlebten die Anwe- EUD: Marius Munteanu (Chaplaincy Ministries): Marius Munteanu, zuletzt senden einen Sabbat der besonderen Art: Am Frei- (Erziehung und Bildung Präsident der Kirche in Rumänien; tagabend in einer der ältesten Adventgemeinden sowie Seelsorge-Dienste, • Haushalterschaft (eine neue Personalstelle in Bukarests (Labirint), am Sabbatvormittag in der 2. v. li.) und Rainer der EUD, die von der Generalkonferenz finanziert Schulgemeinde des Theologischen Instituts in Cer- Wanitschek (Familie und wird): Ioan Câmpian; nica. Predigtamt, 2. v. re.) • Verlagswesen und Buchevangelisation: Norbert Die anschauliche Predigt von Lowell Cooper – seit Zens (als Übergangsregelung, da er Schatzmeister Juli 2015 Assistent des Präsidenten der Generalkon- der EUD ist); ferenz (zuvor einer der Vizepräsidenten der Welt- • Förderung der Literatur von E. G. White (Spirit of kirchenleitung) – am Freitagabend wird vielen ge- Prophecy Department): blieb noch unbesetzt; nauso in Erinnerung bleiben wie die ausgesprochen • Koordinator für die Arbeit für ethnische Grup- christozentrische Sabbatpredigt von Artur Stele, pen: Barna Magyarosi (zusätzlich zu seiner derzei- einem der Vizepräsidenten der Generalkonferenz. tigen Aufgabe als Generalsekretär der EUD); Die musikalische Begabung der rumänischen Ad- • Leitung der EUD-Zweigstelle des Geoscience Re- ventisten kam in beiden Gottesdiensten durch die search Institute: Noemi Durán. Mitwirkung verschiedener Chöre in beeindrucken- Weil es das erste Ausschusstreffen nach San An- der Weise zum Tragen. Sie sollte aber am Sabbat- tonio war, äußerten viele Teilnehmer ihr Bedürfnis, nachmittag noch übertroffen werden, und zwar bei sich über das Thema Ordination bzw. Nicht-Ordina- einem öffentlichen Konzert mit Chor und Orchester tion von Pastorinnen auszutauschen. Eine Ausspra- im Parlamentspalast (auch „Haus des Volkes“ ge- che war zunächst nicht vorgesehen, fand dann aber nannt), einem der größten Gebäude der Welt. Es doch statt. Dabei wurde deutlich, dass die Ordina war eine fein abgestimmte Mischung aus Lob Gottes tion von Pastorinnen für einige Länder (Unionen) durch höchst qualitative Musik, einer Vorstellung der EUD kein Thema ist – allein deswegen, weil es der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Ru- dort keine oder kaum Pastorinnen gibt. Andere Ver- mänien und einem kurzen Einblick in das Anliegen adventisten heute | Dezember 2015 | 5
Re po r t digen Themen sagte, bot viel Stoff zum Nachden- ken und zu Pausengesprächen – für Aussprachen im Plenum war leider keine Zeit vorgesehen. Drei seiner Aussagen mögen als Kostprobe und zugleich als Zusammenfassung für eine Jahressit- zung dienen, in der unser Auftrag erfreulicherweise im Mittelpunkt der Beratungen stand: • „Pfingsten: Die Gläubigen beteten nicht den Hei- © edp 1 2 ligen Geist herbei, dieser kam vielmehr zu einem festgelegten Zeitpunkt als Erfüllung eines gött- 1 Die Andachten von der Bewahrung und Förderung der Religionsfreiheit. lichen Planes. Es gibt Dinge, für die wir arbeiten Lowell Cooper waren Während des Konzertes wurde auch der Opfer können; auf andere können wir nur warten. Wir geistliche Höhepunkte der Brandkatastrophe in einem Nachtclub gedacht, können beispielsweise für den Lebensunterhalt der EUD-Sitzung. die sich ein paar Stunden zuvor, am Freitagabend, arbeiten, aber auf den Frühling können wir nur 2 Ein Blick in den ereignet hatte – kaum drei Kilometer vom Tagungs- warten. Wir können die Teller abspülen, den Bo- Sitzungsraum während hotel entfernt. den putzen, die Lichter ausmachen, aber auf den der Gruppenarbeit. Morgen müssen wir warten. Pfingsten war einzigar- Zwei Tage intensiver Gruppenarbeit tig. Während wir nach vorn auf ein überwältigen- Da bei dieser Sitzung die Berichte der Abteilungen des Wirken des Heiligen Geistes am Ende der Zeit im Telegrammstil gehalten wurden, standen zwei blicken, sollten wir unsere Erwartungen nicht auf volle Tage (Sonntag bis Montag) für die Beratung eine Wiederholung des damaligen Geschehens zu über die Arbeit der EUD in den nächsten fünf Jah- Pfingsten reduzieren.“ ren zur Verfügung. • „Seit Pfingsten steht der Geist allen Kindern Es ging um die Anpassung des strategischen Gottes zur Verfügung. Jeder Gläubige kann die Planes der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) Gabe des Geistes erleben, die früher einigen we- „Reach the World“ (Die Welt erreichen) für die Jah- nigen vorbehalten war. Alle Gläubigen sind somit re 2015 bis 2020 auf die Bedürfnisse und Heraus- befähigt, sich an der Mission Gottes zu beteiligen. forderungen der elf Unionen/Verbände der EUD. In Nicht ein einziger geht leer aus, was die Gnadenga- Kleingruppenarbeit wurde um Formulierungen ge- ben betrifft, die wir benötigen, um als Christen zu rungen, um das Papier verständlich und relevant leben und zu dienen.“ für die Gemeinden zu gestalten. • „Wem wurde der Missionsauftrag gegeben: Einzel- Die Hauptpunkte der Originalfassung der Ge- nen? Gruppen? Organisationen? Von Anfang an, zu neralkonferenz sind in der Oktober-Ausgabe von neutestamentlichen Zeiten, und aus unterschied- Adventist World (S. 15) veröffentlicht worden: 21 lichen Gründen kontrollierte die institutionalisier- Ziele zu den Kategorien „Gott suchen“, „Mit Gott te Kirche immer stärker die Arbeitsweise und die Gemeinde bauen“ und „Mit Gott Menschen errei- Ressourcen der Gemeinden. Es entwickelte sich chen“ (Original: Reach up to God, Reach in with ein unbehagliches Nebeneinander von institutio- God, Reach out with God). nalisierter Kirche und privaten Initiativen … Die Trotz der intensiven Gruppenarbeit und der Kirche muss immer um ihre Selbstwahrnehmung sorgfältigen parallelen Verarbeitung der Ergebnisse als Institution oder als Bewegung ringen. Institu- durch ein Redaktionsteam reichten die zwei Tage tionen neigen dazu, ihre Rolle abzustecken, sie zu nicht aus, eine Schlussfassung zu verabschieden. schützen und zu bewahren. Bewegungen sind im- Daher soll die Arbeit bei der Frühjahrssitzung (Ende mer dynamisch und tragen die Gefahr in sich, zu Mai 2016 in Freudenstadt) abgeschlossen werden. zersplittern und den Schwerpunkt aus dem Blick zu verlieren. Wie kann die Kirche beiden Aspekten Vier besondere Andachten gerecht werden, ohne schizophren oder ineffektiv Als einen weiteren Höhepunkt dieser Tagung kann zu werden? Eine Organisation sollte nicht kont- man die vier Andachten von Lowell Cooper über das rollieren, sondern koordinieren. Nicht Wettbewerb Wesen und Wirken des Heiligen Geistes bezeichnen. betreiben, sondern Zusammenarbeit fördern. Nicht Sie verrieten einerseits, wie intensiv sich der ehe- eine Maschinerie am Laufen halten, sondern die malige Vizepräsident der Generalkonferenz mit die- Mittel optimieren. Nicht Initiativen einschränken, ser Thematik befasst hat, aber auch über welchen sondern Prioritäten kommunizieren.“ Erfahrungsschatz er im Umgang mit Gemeindeglie- Elí Diez-Prida dern und Gemeinden auf der ganzen Welt verfügt. Was er deutlich formulierte (und in seinen Präsen- Eine ungekürzte Fassung und weitere Bilder sind tationen auch schriftlich untermauerte), und was online abrufbar: www.adventisten-heute.de (Dezem- er zwischen den Zeilen zu heiklen oder kritikwür- ber-Ausgabe). 6 | adventisten heute | Dezember 2015
Ko l u m n e O du Fröhliche! Warum die ständige „Schwarzmalerei“ ungesund ist W er heute halbwegs frohen Mutes durch das am Vogel, am Schmetterling, Leben wandert, macht sich verdächtig. Er an den knusprigen „Pommes“ oder sie nehme das Leben nicht ernst ge- dann und wann, wenn wir nug, ignoriere die tiefen Probleme, sei oberfläch- ihnen mit ernster Stimme er- lich und naiv – so wird zuweilen unterstellt. Nein, zählen, dass das alles ganz © lassedesignen – Fotolia.com wer das Leben ernst nimmt – und das als Christ –, schlimm und verdorben ist? hat nichts zu lachen, denn die Welt ist düster, das Und dann wünschen wir ihnen Ende ist nahe und der Teufel lauert überall. einen schönen Tag und viel Neulich habe ich in einer Versammlung die Frage Lebensmut. Oh du fröhliche! gestellt, ob wir heute sicherer leben als vor vierzig Ich habe mich entschlossen, oder zwanzig Jahren, oder ob wir uns stärker be- nicht als Miesepeter durch die droht fühlen als damals. Die meisten fühlten sich Welt zu laufen. Sie ist immer stärker bedroht. Dann zählte ich einige Fakten auf: noch Gottes Welt. Er hat sie gemacht und sie für Wie bewerten wir die Das Ozonloch, vor dem wir uns fürchteten, weil die sehr gut erklärt. Und er kümmert sich immer noch Tatsachen des Lebens? ungefilterte Sonneneinstrahlung Hautkrebs verur- um sie. Wenn Gott zu seiner Welt ja sagt, wenn er die sachen würde, ist verschwunden. Der Wald ist nicht ganze Welt mit sich versöhnt hat in Christus – und gestorben – im Gegenteil: In Deutschland wächst nicht nur die Christen (vgl. 2 Kor 5,18) –, kann und die Waldfläche sogar. Vor zwanzig Jahren waren darf ich dann griesgrämig, unversöhnt und unver- die Flüsse Rhein und Elbe giftige Kloaken, heute söhnlich durchs Leben laufen? Jesus hätte wahrlich könnte man dort Lachse angeln, wenn es nicht seine knappe Zeit auf Erden besser nutzen können, verboten wäre. Es gibt Luchse im Harz, es streifen als sich auf einer Hochzeit zu vergnügen (oder war Wölfe durch den Wald (mittlerweile gibt es über 30 er etwa sauertöpfisch auf dem Fest?). Obendrein hat Rudel in Deutschland). Außerdem leben wir immer er die Fröhlichkeit noch mit seinem ersten Wunder länger, die Älteren sind rüstiger, wir ernähren uns belohnt (vielleicht sogar gesteigert?). gesünder und wenn es sein muss, lassen wir uns Zu Weihnachten werden wir singen „O du fröh durch die Medizin runderneuern und altbausanie- liche, o du selige, gnadenbringende Weihnachts- ren. Meine Mutter erhielt mit über neunzig Jahren zeit, Welt ging verloren, Christ ist geboren, freue eine künstliche Hüfte und war danach wieder fit. dich, oh Christenheit“. Seltsam – dieses Gefühl der Bedrohung inmitten Wie wäre es, wenn die negativen Nachrichten einer Gesellschaft, die wir nie gegen die vor 100 uns nicht länger schreckten, sondern uns dazu Jahren eintauschen würden und in der Freiheit und führten, unsere „Häupter zu erheben, weil die Er- Menschenrechte verwirklicht worden sind wie nie- lösung naht“ (Lk 21,28)? Wie wäre es, wenn wir die mals zuvor! Natürlich ist nicht alles gut. Natürlich Aufforderung des Apostels Paulus aus dem Philip- sind Menschen habgierig und unbarmherzig. Aber perbrief ernst nähmen: „Freuet euch in dem Herrn trifft das auf alle zu? Ist es vielleicht der Dauerbe- allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure schuss aus Negativ-Nachrichten des Fernsehens und Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist der Sozialen Netzwerke, der uns die Unbeschwertheit nahe!“ (Phil 4,4.5)? raubt? Kann man wirklich dauernd in den Abgrund Es wäre wunderbar. Das Leben würde leichter schauen, ohne selbst hinabgezogen zu werden? werden und unser Zeugnis glaubwürdiger. Unsere Ich frage mich: Wie sollen unsere Kinder ein po- Kinder würden weniger aggressiv oder depressiv sitives Verhältnis zu sich selbst und zu ihrer Um- sein. Es gäbe bei uns weniger Burnout, weniger Per- welt gewinnen, wenn wir ihnen bereits im Krab- fektionismus-Stress, weniger Angst, weniger Streit, Johann Gerhardt belalter die Gefahren der Welt vor Augen malen, mehr Mut, mehr Freude, mehr Kraft, mehr Glauben, ehemaliger Rektor der ihnen sagen, dass der Baum, auf dem sie gerade mehr Liebe, mehr Hoffnung, mehr Leben. ThH-Friedensau, wo er herumklettern, eines Tages leider tot sein wird? Gott kam in Christus, und er kommt wieder. weiterhin als Professor für Wie sollen sie sich an der Blume erfreuen, am Bach, „O du fröhliche Gnadenzeit“. ■ Pastoraltheologie lehrt. adventisten heute | Dezember 2015 | 7
T he m a d e s M o na ts Der Wert der Bildung Eine lernende Gemeinde hat Zukunft tut unserer Freikirche (RPI) und meldet sich an. Nach Abschluss ihrer vierjährigen Ausbildung sagt sie: „Das RPI kam für mich zum richtigen Zeit- punkt! Das hat mir gutgetan. Die Ausbildung hat mich gestärkt und neu motiviert. Ich bin immer noch Leiterin der Kindersabbatschule und das mit Freude.“1 Thomas ist einer der wenigen Jugendlichen in seiner Gemeinde. Es werden dringend Leiter für das Bibelgespräch im Gottesdienst gesucht. Thomas antwortet auf die Anfrage: „Ich wäre bereit, das auszuprobieren. Allerdings brauche ich vorher eine entsprechende Anleitung.“ Wo finden Thomas und seine Gemeinde das passende Angebot? Bildung als Ausbildung Wer Arbeit erledigen und bestimmte Tätigkeiten ausführen soll oder will, braucht dazu (in aller Re- gel) eine entsprechende Ausbildung. Das ist eine Binsenweisheit. Unsere öffentlichen Bildungssyste- me sind darauf ausgerichtet, die für das Arbeitsle- ben notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen zu vermitteln. Das ist auch in Kirchen und Gemeinden so. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten © ARochau – Fotolia.com sieht es deshalb als eine ihrer Aufgaben an, eh- renamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden aus- und weiterzubilden. Die In- stitutionen und Abteilungen unserer Freikirche haben daher ein breitgefächertes Angebot an Aus- und Weiterbildungen für Gemeindeglieder D Das Angenehme mit dem ie Adventgemeinde in N. hat eine florierende erstellt.2 Nützlichen verbinden. und ziemlich große Pfadfindergruppe. Es fin- Etliche Lehrgänge enthalten als Einführung Ein- den regelmäßig Gruppenstunden und andere heiten in verschiedenen Disziplinen. Eine grund- Aktivitäten statt, alle sind mit Begeisterung dabei. legende theologische Kompetenz wird als wesent- Der Leiter der Pfadfindergruppe kommt sich aller- liche Qualifikation für gemeindliches Engagement dings langsam zu alt vor für diese Aufgabe; außer- angesehen. Sie ermöglicht einen gehaltvollen und dem hat er schon fast 20 Jahre lang mitgearbeitet. reflektierten Dienst, verhindert extreme Positionen Jetzt sollen Jüngere übernehmen. In der Tat sind und hilft, an weitere Fortbildungen anzuknüpfen. auch drei Jugendliche da, die sich die Leitung der Viele Aufgabenfelder sind im Bereich Gemeinde- Gruppe vorstellen könnten. „Aber wir können das dienste zusammengefasst. Dazu gehören Kinder-, nicht“, so sagen sie. „Wir haben keine Ahnung, wie Pfadfinder- und Jugendarbeit, Gottesdienstgestal- man das macht.“ Was tun? tung mit Predigt und Bibelgespräch, Musikpflege, Nina ist in der Kindersabbatschule tätig. Im Lau- Diakonie und Gesundheitspflege, Finanzen und fe der Zeit verliert sie ihre Kraft und ihre Moti- Verwaltungsaufgaben.3 Für diese Aufgaben gibt vation. Sie will aufgeben. Da erfährt sie von der es Aus- und Weiterbildungsangebote von Verei- Ausbildung beim Religionspädagogischen Insti- nigungen und Verbänden bzw. deren Abteilun- 8 | adventisten heute | Dezember 2015
iCOR: Wer t schät zen, begleit en, fö rde r n gen, außerdem von der Theologischen Hochschu- genutzt, um die Wissensbasis und Handlungsspiel- le Friedensau sowie von Instituten und Vereinen räume an die neuen Erfordernisse anzupassen. Dem (Institut für Weiterbildung; Deutscher Verein liegt eine offene … Organisation zugrunde, die ein für Gesundheitspflege e. V.; Advent-Wohlfahrtswerk innovatives Lösen von Problemen erlaubt und un- e. V.). Einen besonderen Schwerpunkt hat unse- terstützt.“5 re Freikirche seit einiger Zeit auf Erziehung und Bildung gelegt. Deshalb wurde 1999 das Religi- Ausbilden als Wert der Gemeinde onspädagogische Institut (RPI) gegründet, um Ge- Annette kommt von einem Seminar für meindeglieder für die religiöse Erziehung der Kin- Gesprächsleiter/-innen zurück, in dem ihr Kom- der in Kindergottesdienst und Religionsunterricht petenz und auch Motivation zum Leiten von Bi- auszubilden. belgesprächsgruppen vermittelt wurde. Als sie ihre neuen Erkenntnisse und Fertigkeiten in der Bibel- Bildung als Selbstbildung schule einsetzen will, stößt sie auf Skepsis und Doch es gibt noch einen zweiten, mindestens eben- Ablehnung vonseiten etlicher Gemeindeglieder, vor so wichtigen Blick auf Aus- und Weiterbildung: sie allem aber von anderen Gesprächsleitern: „Das ha- dient nicht nur dazu, für bestimmte Aufgaben zu ben wir schon immer so gemacht. Du mit deinen qualifizieren, sondern Lernen und Bildung sind neuen Methoden!“ im wahrsten Sinn des Wortes Selbstzweck. Bil- Lernende, d. h. lernfähige und lernbereite Ge- dung ist „Selbst-Bildung“, sie ist die Entfaltung meinden haben gemeinsame Werte und Ziele und der Individualität in der Auseinandersetzung mit setzen sich für deren Verwirklichung ein. Sie ar- der Umwelt. Bildung ist ein selbstgesteuerter Pro- beiten auf einer Basis des Vertrauens zusammen zess, der zur Entwicklung von Gaben und Fähigkei- und sind in der Lage, Konflikte zu lösen. Neue ten und zur Reifung der gesamten Persönlichkeit Ideen werden durch die Gemeindeleitung be- dient.4 Deshalb sollte in der Adventgemeinde der grüßt und unterstützt, Engagement wird wert- Mensch vor der Aufgabe in den Blick genommen geschätzt und begleitet. Durch die Bildung und werden. Weiterentwicklung einzelner Gemeindeglieder So heißt es in der Broschüre der Adventjugend wächst die ganze Gemeinde, und umgekehrt: in über iCOR: „Vor allem junge Menschen haben gro- einer offenen, lernfähigen und innovativen Ge- ßes Potenzial und viele Talente, aber diese müssen meinde können sich auch die Gemeindeglieder wertgeschätzt, wahrgenommen, ausgebaut und ge- und Jugendlichen entfalten und finden Raum zur fördert werden.“ In der Tat ist Aus- und Weiterbil- Mitarbeit. dung in unseren Gemeinden zuerst eine Form der Solche iCOR-Gemeinden haben sich den Wert Wahrnehmung und Wertschätzung Jugend licher. „Ausbilden“ zu eigen gemacht. Deshalb hat der Sie erkennen: „Ich werde als Person mit meinem Pfadfinderleiter der Gemeinde N. die drei Jugendli- Potenzial wahrgenommen. Man erkennt mich und chen mit zu den Pfadfinderlehrgängen des Verban- meine Gaben an und traut mir etwas zu. Ich bin des genommen und sie in leitende Aufgaben der wertvoll, sodass meine Gemeinde in mich inves- Gruppe einbezogen. tiert.“ Dann heißt es weiter in dem erwähnten Thomas geht zusammen mit einer älteren Dokument: „Die Gemeinde mit ihren vielfältigen Schwester, seiner Mentorin, zum Seminar für Aufgaben braucht diese Gaben, und viele junge Gesprächsleiter/-innen der Theologischen Hoch- Menschen sind gerne bereit, sie einzusetzen. Aber schule Friedensau. In der Heimatgemeinde wenden sie benötigen Ausbildung und Unterstützung … sie gemeinsam ihre Erkenntnisse an, werten ihre Deshalb fördern und ermutigen iCOR-Gemeinden Erfahrungen aus und begleiten sich gegenseitig in ihre Mitglieder darin, Ausbildungsmöglichkeiten den Gruppengesprächen. wahrzunehmen.“ Eine solche Gemeinde handelt ganz im Sinne des Das bedeutet auch eine gewisse Herausforderung Paulus: „Sie alle sollen die Christen für ihren Dienst für die Gemeinden. Denn: „iCOR-Gemeinden sind ausrüsten, damit die Gemeinde Jesu aufgebaut und lernende Gemeinden, die für Ausbildungsmöglich- vollendet wird. ... Wir sollen zu mündigen Chris- keiten sorgen, um Verständnis, individuelle Gaben ten heranreifen, zu einer Gemeinde, in der Christus und Fähigkeiten und Dienste zu fördern.“ mit der ganzen Fülle seiner Gaben wirkt.“ (Eph 4, Nicht nur einzelne Gemeindeglieder sind zum 12–13 Hfa) ■ Lernen aufgefordert, sondern die ganze Gemeinde. Dr. phil. Seit geraumer Zeit ist das Konzept der „lernenden 1 Adventisten heute, 3/2015, S.20. Roland E. Fischer 2 Siehe Fischer, Roland E.: Freikirchliche pastorale Weiterbildung, Berlin: LIT Organisationen“ bekannt: „Eine lernende Organisa- Verlag, 2015, S.143–150. Dozent für Praktische tion ist idealerweise ein System, welches sich stän- 3 Siehe Gemeindeordnung, Ausgabe 2012, S. 110–138. Theologie an der 4 Siehe dazu: Fischer, Roland E.: Bildung im Gottesdienst, Frankfurt/M.: Peter dig in Bewegung befindet. Ereignisse werden als Lang, 2008, S. 25–26. Theologischen Hoch- Anregung aufgefasst und für Entwicklungsprozesse 5 https://de.wikipedia.org/wiki/Lernende_Organisation (30.7.2015) schule Friedensau. adventisten heute | Dezember 2015 | 9
T he m a d e s M o na ts Leiter gesucht! Gut leiten ist nicht schwer, wenn … am Wertefirmament, die verlässlich für bestimmte Positionen stehen und eine Richtung zeigen. Aber worum geht es, wenn wir von Leitern bzw. Leitung sprechen? Viele verstehen Leitung als Verkaufsveranstal- tung für die eigenen Ideen und Visionen. Diese soll am besten so ablaufen, dass der Adressat meint, es handle sich um seine eigenen Einfälle. Dass mit einem solchen Verständnis die Grenze zu Manipu- lation und Missbrauch schnell überschritten wird, liegt auf der Hand. Die Bibel zeichnet ein ganz anderes Bild von Leitung. In Epheser 4,12ff. beschreibt Paulus, dass jede Leitungsfunktion nur einem Zweck dient: Dem Einzelnen zum Wachsen und Reifen zu verhelfen. In Vers 14 beschreibt er die Auswirkung eines sol- chen Leitungsverständnisses: „Wir sollten nämlich © kasto – Fotolia.com keine Unmündigen mehr sein, hin und her gewir- belt und umgetrieben von jedem Wind der Lehre im trügerischen Würfelspiel der Menschen, inmitten von Arglist, die mit Methode zum Irrwahn führt.“ (Das Neue Testament übersetzt von Fridolin Stier) E Sieht schwieriger aus, in guter Freund, der in einer leitenden Positi- Menschen stark und mündig zu machen – das als es ist. on in einem mittelständischen Unternehmen ist das erklärte Ziel jeder Leitungsaufgabe in der arbeitet, sagte einmal zu mir: „Weißt du, ein Gemeinde. Damit vertrat Paulus bereits vor 2000 guter Teil meines Gehalts als Führungskraft ist Jahren ein zeitgemäßes und hochaktuelles Bild Schmerzensgeld.“ Die Sterberate von Führungskräf- von Leitung. Um Gemeinde zukunftsfähig zu ma- ten in Industrie, Politik, Sport und Gesellschaft ist chen, brauchen wir nicht mehr einfach „Ja-Sager“, in der Tat erstaunlich hoch. Es genügt häufig schon sondern engagierte, selbstbestimmte Menschen ein Fehler und man ist Vergangenheit. Leitfiguren, mit eigenen Überzeugungen. Das macht das Lei- wie es sie früher in Wirtschaft, Politik und Gemein- ten nicht unbedingt bequemer und weniger her- wesen gab, fehlen zunehmend – weltweit. Immer ausfordernd, aber auf jeden Fall erfüllender und mehr Leiter entscheiden sich in Anbetracht der ag- zielführender. gressiven und feindseligen Grundstimmung dafür, auf Nummer sicher zu gehen. „Mach’ lieber nichts, Was macht gute Leitung aus? sondern sitz einfach nur herum“, scheint die Devise Leiter gibt es in jeder Größe, Form und Ausprägung zu sein. Dabei ist gute Leitung heute mehr denn - kurz, groß, nett, jung, alt, weiblich, männlich, je gefragt in einer Welt, die immer komplizierter organisiert, chaotisch. Unabhängig davon scheinen und unüberschaubarer wird. Die Globalisierung hat gute Leiter die folgenden fünf Eigenschaften ge- uns keinen Werteverlust, sondern eine kaum über- meinsam zu haben: schaubare Wertevielfalt beschert. Wie soll man sich 1. Charakter aber einen lebenslangen Wertehimmel vorstellen, Leitung hat zuallererst mit Charakter zu tun. Füh- wenn es kaum mehr Sterne gibt, die sich klar von- rung ist nicht in erster Linie eine Frage der Metho- einander unterscheiden, ewig leuchten und treff- de, die man aus einem Ratgeber lernt. Sie hat mit lich den Weg erhellen? Es besteht also durchaus ein dem zu tun, was wir sind, was uns geprägt hat. Bedarf und eine Sehnsucht nach solchen Sternen Ein gesunder Charakter entwickelt sich weiter, ist 10 | adventisten heute | Dezember 2015
iCOR: Wer t schät zen, begleit en, fö rde r n neugierig und ständig dabei Neues zu lernen und 1. Jeder Mensch erlebt zu wachsen. sich als wichtig. Auswirkungen guter Leitung 2. Sinn, Ziel und Zweck 2. Lernen und Kompe- 1. Jeder Mensch erlebt sich als wichtig. Erfolgreiche Leiter fassen die Sehnsüchte und tief tenz sind von Bedeu- 2. Lernen und Kompetenz sind von empfundenen Bedürfnisse anderer in Worte. Sie tung. Bedeutung. schaffen Gemeinschaften, die auf ein gemeinsames 3. Menschen erleben 3. Menschen erleben sich als Teil einer Ziel hin ausgerichtet sind, und vermitteln die Er- sich als Teil einer Ge- Gemeinschaft. fahrung, an etwas Bedeutendem und Sinnvollem meinschaft. 4. Arbeit macht Freude. mitzuarbeiten. 4. Arbeit macht Freude. Es darf sich dabei nicht um irgendein altes Ziel So gesehen schnei- handeln. Wenn es Menschen begeistern, antreiben den wir als Gemein- und elektrisieren soll, muss es relevant und heraus- de häufig gar nicht Was macht einen guten Leiter aus? fordernd sein. schlecht ab. Dass Men- 1. Charakter 3. Vertrauen schen sich bei uns 2. Sinn, Ziel und Zweck Leiter sind Menschen, denen man vertraut. Vertrau- als wichtig und ange- 3. Vertrauen en ist die einzige Qualität, die man sich nicht an- nommen erleben, ist 4. Optimismus eignen kann, sondern die man sich verdienen muss. oft zu hören. Auch 5. Taten und Ergebnisse Ohne sie kann allerdings kein Leiter etwas erreichen. Lernen und Bildung Studienergebnisse zeigen, dass Menschen eher spielten schon im- solchen Leitern folgen, auf die sie sich verlassen mer eine große Rolle für uns als Kirche. können – auch dann, wenn sie nicht mit ihnen An dieser Stelle sei das an zahlreiche Ausbildungs- übereinstimmen –, als Leitern, mit denen sie über- angebote und insbesondere an Bibelgespräche je- einstimmen, die aber fortwährend ihre Positionen den Sabbat erinnert (s. auch den vorherigen Ar- ändern. Gute Leiter erzeugen Vertrauen und erhal- tikel). Allerdings haben wir hier auch noch Luft ten es am Leben. nach oben, betrachtet man die Ergebnisse der Va- 4. Optimismus luegenesis-Studie unter jungen Adventisten. Beim Jeder bedeutende Leiter glaubt daran, dass er sei- Thema „Denkklima“ und „intellektuelles Gefordert- ne Ziele erreichen kann und alles gut ausgehen sein“ haben unsere Jugendlichen der Gemeinde wird. Ohne eine grundlegende Leidenschaft für die keine besonders guten Noten gegeben. Verheißungen des Lebens, kombiniert mit der Lei- Sich als Adventist als Teil einer großen Fami- denschaft für eine Berufung, einen Beruf oder ein lie zu erleben, ist wohl einer der Pluspunkte, die Projekt, wird es nicht gelingen, andere für ein ge- wir als Kirche anzubieten haben – in einer Welt, in meinsames Ziel zu begeistern. Ein Leiter liebt das, der Menschen immer mehr vereinsamen. Und dort, was er tut – in Theorie und Praxis. wo gute Leitung stattfindet, fordert Arbeit heraus, 5. Taten und Ergebnisse macht Freude, stimuliert und fasziniert. In einer Folge der Comicserie Peanuts sitzt Schröder Von meinem ersten Managementseminar, das am Klavier und spielt etwas von Beethoven. Lucy ich vor über 20 Jahren besuchte, weiß ich nicht liegt davor und himmelt Schröder an, während er mehr viel. Eines aber blieb bis heute haften: Die spielt. Mitten im Spiel fragt sie ihn, ob er wüsste, Aussage des Referenten, dass er eine Stange Geld was Liebe sei. Schröder unterbricht kurz sein Spiel dafür erhält, uns Dinge zu erzählen, auf die jeder und rattert los: „Liebe, Substantiv, Anziehungs- mit etwas gesundem Menschenverstand selbst hät- kraft oder Zuneigung zu einer Person oder Perso- te kommen können. Mit Leitung ist das genauso. nen.“ Dann wendet er sich wieder dem Klavier zu Eigentlich ist sie gar nicht so kompliziert. Was man © churchphoto.de – Matthias Müller und spielt weiter. Lucy seufzt resigniert: „Auf dem braucht, ist Papier ist er klasse.“ • ein echtes Interesse an anderen Menschen, So geht es im Gemeindeleben auch oft mit Ide- • das Bedürfnis, sie auf dem Weg zu einer reifen en, Visionen, Leitbildern, Strategiepapieren und und mündigen Persönlichkeit zu begleiten, Mission-Statements. Wir geben uns viel Mühe sie • einen gesunden und ehrlichen Blick auf sich zu entwickeln – aber sie bleiben Papier. Eine große selbst, um sich nicht zu über- oder zu unter Vision, der man vertrauen kann, muss sich jedoch schätzen, in Ergebnissen widerspiegeln. • ein Bild von Gemeinde, für das es sich zu arbei- Werner Dullinger ten lohnt, dient unserer Freikirche Gute Leitung wirkt sich aus • den Optimismus, dass man wirklich etwas verän- seit vielen Jahren in Die kollektive Auswirkung wirksamer Leiterschaft dern kann, und leitenden Positionen u. a. besteht darin, Menschen stark zu machen – sie zu • das Vertrauen auf Gott, dass unsere Bemühun- als Jugendabteilungsleiter, befähigen. Empowerment ist der neudeutsche Be- gen, sein Reich zu bauen, durch seine Leitung ihr Vereinigungsvorsteher und griff dafür, er zeigt sich in vier Merkmalen: Ziel erreichen. ■ Verbandsschatzmeister. adventisten heute | Dezember 2015 | 11
T he m a d e s M o na ts Begleiten, beraten und ermutigen Mentoring: Eine alte Methode bringt Schwung in die Gemeinde © WavebreakmediaMicro – Fotolia.com G Ein Mentor muss nicht abi (42) bereitet gemeinsam mit Lena (14) Gottesdienstes wiederholt hat. Das war gar nicht unbedingt wesentlich den nächsten Gottesdienst für die 2–4-jähri- vorgesehen. Lena erinnert sich, dass drei Kinder älter als sein Schützling gen Kinder vor. Sie sitzen in Gabis Wohnung gerade anfingen, sich miteinander zu beschäftigen (Mentee) sein; es geht und vertiefen sich in den Stundenentwurf und die und aufzustehen. Lena fühlte sich dabei unsicher darum, von der größeren „Guck mal“-Arbeitsunterlagen des RPI (s. S. 22). und nervös. Die Idee von Gabi, ein Kinderlied zu Erfahrung zu profitieren. Am Sabbat beobachtet Lena genau, wie Gabi den singen und die Kinder dadurch wieder einzubezie- gemeinsam entwickelten Stundenentwurf in die hen, wäre Lena nicht gekommen. Die Reaktion von Tat umsetzt und wie die Kinder reagieren. Am Gabi wirkte auf Lena beruhigend und entspannend, Mittwoch darauf sitzen Gabi und Lena wieder zu- weil sich die drei Kinder wieder in den Kreis setz- sammen. Lena erzählt Gabi, was sie während des ten. Beide überlegen gemeinsam, welche Beobach- Kindergottesdienstes beobachtet hat, wie es auf sie tungen und Gründe – kognitiv, emotional, pädago- gewirkt und wie sie sich dabei gefühlt hat. gisch – Gabi zu dieser Veränderung bewegt haben. Sie diskutieren auch andere Vorgehensweisen, die Wie Lena von Gabi lernt ebenfalls sinnvoll gewesen wären. Lena ist aufgefallen, dass Gabi den Entwurf abge- Anschließend bereiten sie den nächsten Kin- ändert und ein Kinderlied im letzten Drittel des dergottesdienst vor. Gabi fragt Lena, welchen Teil 12 | adventisten heute | Dezember 2015
iCOR: Wer t schät zen, begleit en, fö rde r n des Gottesdienstes sie gern übernehmen möchte. Lena entscheidet sich für den musikalischen Teil Was ist Mentoring? des Gottesdienstes. Beim nächsten Treffen erzählt Mentoring beschreibt die Beziehung zwischen einer erfahreneren Person Lena, wie sie sich während „ihres“ Teils des Gottes- (Mentor oder Mentorin) und einer unerfahreneren, meist jüngeren Person dienstes gefühlt hat, was ihr gelungen ist und wo (Mentee). sie sich unsicher gefühlt hat. Gabi gibt ihr ein qua- Der Mentor bemüht sich, die noch zu entwickelnden und wachsenden lifiziertes Feedback (Rückmeldung) und orientiert Fähigkeiten und Gaben, die der Mentee in sich trägt, zu fördern und an- sich an den Fragen, die sie in der RPI-Ausbildung wendbar zu machen. Der Mentor unterstützt und beeinflusst seinen Mentee geübt hat: Was habe ich als Mentor genau – filmbar in einer Art und Weise, dass dieser sein Potenzial entfalten und zu einer ei- – beobachtet (ohne Bewertung)? Wie habe ich mich genständigen Persönlichkeit reifen kann. Das kann sich über einen kürzeren dabei gefühlt und was habe ich über die Situation Zeitraum abspielen, aber auch ganze Lebensabschnitte oder sogar das ganze und die beteiligten Personen gedacht? Was ist mir Leben andauern. als Mentorin an deinem Verhalten aufgefallen? Wie haben die anderen auf dein Verhalten reagiert? Wie hättest du dich noch verhalten können? Was sind vereinbaren beide regelmäßige und strukturierte deine wesentlichen Einsichten und Erkenntnisse Treffen. Sie reflektieren gemeinsam ihren Glauben, für dich selbst? ihr „Mannsein“ sowie berufliche und medizinische Dabei kommen Gabi und Lena ins Gespräch und Themen. Fabian übt inzwischen einen prägenden überlegen gemeinsam, wie Lena das „Gelungene“ Einfluss auf die Gemeinde aus. Er wird geschätzt noch gezielter einsetzen und wie sie noch sicherer und die Gemeinde vertraut dem, was er an Impul- in ihrem Dienst werden kann. Nach der Vorberei- sen einbringt. Letzte Woche hat er eine Mentoring- tung des kommenden Gottesdienstes verabschieden beziehung zu Nico (12) begonnen. sie sich froh und auch ein wenig müde. Sie sind einander auf Augenhöhe, mit Respekt, Achtung Aus der Antike bekannt und Wertschätzung begegnet und haben beide von- In der Bibel ist der Begriff „Mentoring“ nicht zu einander gelernt. Gabi ist glücklich und dankbar. finden. Doch sowohl im Alten als auch im Neuen Sie ist ihre ersten Schritte als Mentorin erfolgreich Testament sind Beispiele für dieses Prinzip zu er- gegangen. Bei dem nächsten „Mentoringtreffen“ kennen. Somit ist Mentoring keine neue Erfindung. für ehrenamtliche Mitarbeiter berichtet sie über Bereits im Alten Testament stellte Gott Mentor ihre Erfahrungen. Das Feedback der anderen erhöht und Mentee (z. B. Mose und Josua; Elia und Elisa) ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung. Gestärkt zusammen, um das weiterzugeben, was der Ältere freut sie sich auf die weitere Zusammenarbeit erfahren und erlebt hatte. Auch Jesus lehrte seine mit Lena. Jünger nach der Weise des Mentoring. Der Begriff selbst stammt aus der griechischen Der prägende Einfluss Mythologie. Mentor ist eine Figur aus Homers Odys- Rainer (59) ist leitender Chefarzt eines großen Kli- see. Der Held Odysseus wünscht sich von ihm, dass nikums. Fabian (21) ist als Medizinstudent neu in er seinen Sohn während seiner Abwesenheit berät, der Stadt und ein paar Mal im Gottesdienst auf- begleitet und erzieht. Mentor wird zum Weggefähr- getaucht. Rainer interessiert sich für Menschen ten und Lehrer, zum Vorbild und Begleiter, zum und möchte in seiner knappen Zeit vor allem jun- Leiter und Erzieher. ge Menschen an seiner Lebens-, Glaubens- und Mentoren beraten, begleiten und investieren in Berufserfahrung Anteil nehmen lassen. Durch die die Beziehung zu einem jüngeren Menschen. Sie iCOR-Initiative seiner Gemeinde hat die Idee des bereiten den Mentee vor, in eine konkrete Aufgabe Mentoring sein Interesse geweckt. Er lädt Fabian hineinzuwachsen, oder begleiten ihn in den Wen- zum Abendessen ein. Nach mehreren unregelmä- dezeiten seines Lebens. Paulus schrieb an seinen ßigen Gesprächen und Treffen in Rainers Haus Mentee Timotheus: „Was du von mir gehört hast, das sollst du auch weitergeben an Menschen, die vertrauenswürdig und fähig sind, andere zu leh- Literaturhinweise: ren.“ (2 Tim 2,2 NLB) Tobias Faix, Anke Wiedekind, Mentoring. Das iCOR-Gemeinden unterstützen nicht nur in- Praxisbuch. Ganzheitliche Begleitung von Glau- formelle oder zufällige generationsübergreifen- Klaus-J. van Treeck be und Leben, Neukirchen-Vluyn, 2010; de Beziehungen, sondern bilden bewusst Frauen leitet seit 2012 das Heidrun Stöger, Albert Ziegler, Diana Schim- und Männer zu Mentoren aus, die (junge) Men- Institut für Weiterbil- ke, Mentoring: Theoretische Hintergründe, em- schen in ihrer persönlichen, sozialen, geistlichen dung der Freikirche in pirische Befunde und praktische Anweisungen, und beruflichen Entwicklung begleiten, damit Deutschland. Zuvor war Lengerich, 2009. diese die Herausforderungen des Lebens besser er u. a. Vereinigungs- meistern. ■ und Verbandsvorsteher. adventisten heute | Dezember 2015 | 13
Adve n t ge m e i n d e aktuell Musik im Gottesdienst Ein Tagesseminar mit Dr. Lilianne Doukhan (Andrews-Universität) der Anbetung durch Musik die Diskussion bei der Freierwerbung verwendet worden. bestimmen sollte, beispielsweise das Got- Das Tamburin, ein Fraueninstrument, sei teslob, den Charakter Gottes darstellend, möglicherweise deshalb nicht am Tempel Geist und Verstand ansprechend, den Ge- gespielt worden, weil Frauen dort keinen horsam umfassend oder wahrheitsgemäße Zutritt gehabt hätten. Aussagen enthaltend. Aufgrund solcher Als Lilianne Doukhan im dritten The- © Herbert Bodenmann Anbetungswerte könne jede Gemeindelei- menteil über „Musikstile“ referierte, wur- tung im Konsens entscheiden, ob die Mu- de deutlich, dass es der Zuhörer ist, der sik „passend“ oder „unpassend“, „anspre- eine Musik als geistlich oder weltlich in- chend“ oder „nicht-ansprechend“ sei. terpretiert, je nach seiner Prägung, Erzie- Lilianne Doukhan vermittelte hilfreiche Ein- Gemeinden, die sich über Musik im hung, Bildung und seinem Wertesystem. sichten zur Auswahl von Musik zur Anbetung Gottesdienst streiten, empfiehlt sie das Musik ereigne sich immer in einem Kon- im Gottesdienst. Vorgehen nach Philipper 1,9–10. Es gehe text, der ihr ihre Bedeutung gebe. So sei nicht an, dass Wenige in der Gemeinde in der „Messias“ von Georg Friedrich Händel A m 11. Oktober sprach Dr. Lilianne Sachen Musik bestimmten und die anderen für den weltlichen Markt geschrieben wor- Doukhan bei einem Schulungstag der zu parieren hätten, so Lilianne Doukhan. Es den und habe erst nach 40 Jahren Eingang Deutschschweizerischen Vereinigung gehe um die Anbetung aller und da müsse in die Kirchen gefunden. Individuelle As- (DSV) in Zürich über „Musik im Gottes- man auch auf die Generationen und Kul- soziationen bei einer Musik hätten dem- dienst“. Die aus der Schweiz stammende Mu- turen Rücksicht nehmen. Die Gemeinde sei nach keinen universellen Aussagewert. sikwissenschaftlerin lehrt an der adventisti- bezüglich Musik für viele Jugendliche ein So dürften die Assoziationen bekehrter, schen Andrews-Universität, Michigan/USA. „fremder Planet“ geworden. Sie hätten nur ehemaliger Rockmusiker beim Hören von Da Musik eine „objektive Wissenschaft“ sei, eingeschränkt Zugang zu Worten und Mu- Rockmusik nicht verallgemeinert werden, vertrete sie nicht ihre subjektive, persönli- sikstil der traditionellen Gottesdienstlieder. wie dies in christlichen Kreisen oft gesche- che Haltung bezüglich Musik, sagte sie ein- Das neue Liederbuch glauben-hoffen-singen he. Wenn nach Generationen gewisse nega- leitend vor den rund 50 Personen. enthalte eine gute Mischung von altem und tive Assoziationen nicht mehr vorhanden Im ersten Thementeil ging es um die neuem Liedgut, sagte die Referentin. seien, könne schöne weltliche Musik auch Rolle der Musik und der Musiker im Im zweiten Thementeil „Was wir von als geistliche Musik verwendet werden, da Gottesdienst: „Musik ist Dienst und nicht der Musikgeschichte lernen können“, dann die „negative“ Konnotation bei der Privileg der Musiker“, sagte Lilianne Douk- zeigte Lilianne Doukhan auf, dass Un- neuen Generation keine Rolle mehr spiele. han, um die Verantwortung der Musiker zu terschiedlichkeit und Vielfalt bezüglich Höchstes Ziel christlicher Musiker müs- unterstreichen. Es gehe nicht nur um das, Musik und Anbetung in der Bibel gewollt se es sein, ihre Liebe zur Musik mit ihrer was dem Instrumentalisten gefalle. Er diene sind. Zudem hätten sich die Musikstile mit Liebe zu Christus zu verbinden. Im Rahmen mit seiner Gabe der Gemeinde, um Anbe- der Zeit verändert. Schon die Psalmisten des Gottesdienstes gehe es darum, dass sie tung zu ermöglichen. Das heiße, dass ein hätten auf weltliche, bekannte Melodien dies mit ihrer Gabe auch den Gottesdienst- Klavier- oder Orgelspieler, der bevorzugt aus zurückgegriffen (s. Psalmen 22; 45; 56) teilnehmern zu ermöglichen versuchten. dem Liederbuch Wir loben Gott spiele, auch und einen religiösen Liedtext dazu ver- Herbert Bodenmann bereit sein müsse, Lieder aus Leben aus der fasst. In adventistischen Liederbüchern Quelle oder modernere Lieder zu begleiten stammten kaum mehr als ein Prozent der und umgekehrt. Es gehe nicht um ein „Ent- Lieder von Adventisten. 99 Prozent der Weiteres Material im Internet weder-Oder“ der Musikstile, sondern um Lieder seien von anderen Christen ver- www.adventisten-heute.de, Ausgabe De- Misch-Stile, je nach Situation und Zusam- fasst worden, so Doukhan. Auch bei den zember 2015. mensetzung des Publikums. Instrumenten hätten sich starke Verän- Lilianne Doukhan hat ein ausführ- Die Begriffe „gute“ und „schlechte“ Mu- derungen ergeben: Harfe und Leier seien liches Buch zur Thematik geschrieben: sik seien zudem in der Diskussion nicht am Tempel zwar die Hauptinstrumente In Tune with God (Verlag Review and hilfreich. Die Musikwissenschaftlerin er- gewesen, die Harfe sei damals aber vor Herald, USA). läuterte, dass die Werte und Eigenschaften allem als Instrument der Prostituierten 14 | adventisten heute | Dezember 2015
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