Forschung und Aktivitäten Oktober bis Dezember 2021 - Wuppertal Institut
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Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Forschungsprojekte und -ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Klimakonferenz in Glasgow: Wendepunkt für den Klimaschutz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 COP26: Wuppertal Lunch zur Kurzanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Resiliente, nachhaltige und zukunftsfähige Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Wuppertal Lunch: Resilient, klimaneutral und lebsenswert: Wer entwickelt die Stadt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Podcast Zukunftswissen.fm: Von der Wissenschaft in die Politik: Der Weg zur resilienten Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Corona-Pandemie treibt Bewusstsein für Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Der Tagesspiegel: Circular Economy Talk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Mobil im Quartier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Strafsache Strohhalm: Was bewirken Plastikverbote weltweit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Nachhaltiges Mobilitätssystem für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Wuppertal Institut und In4climate.NRW starten Projekt IN4climate.RR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Partizipation und Akzeptanz in der Energiewende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Kunststoff-Recycling in der Baubranche stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Politik muss Aufbau-Investitionen grün(er) gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Tagungen/Forschungstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Humboldt(hoch)n: Nachhaltigkeitsinitiative für NRW-Universitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Wie passen Humor und Wissenschaft zusammen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Mit einer nachhaltigen Finanzstrategie die Zukunft stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Ausgezeichnet: KORN-SCOUT ist Vorbild für nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Future Energies Science Match 2021 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Deutscher Nachhaltigkeitspreis für zukunftsweisendes Design verliehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Forschungsprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Höhere Anforderungen und bessere Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Lage der Umwelt in der Metropole Ruhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Neues Buch zu Wirtschaftsstrategien für nachhaltige Geschäftsmodelle in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Ausbaudynamik bremst Import von grünem Wasserstoff aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Sekundärrohstoffe als effektives Mittel zur Ressourcen- und CO2-Einsparung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Klimaneutral mit CO2 wirtschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Länderstudie Algerien veröffentlicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Aufbruch in eine klimaneutrale Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Personalveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Neue Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Veranstaltungen und Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Impressum Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Quartalsbericht 4/2021 Geschäftsführung: Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite: GettyImages, (wissenschaftlicher Geschäftsführer) und Michael Dedek, Editorial: JRF e. V. (kaufmännischer Geschäftsführer) Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108 Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber, E-Mail: info@wupperinst.org, Döppersberg 19, 42103 Wuppertal Internet: wupperinst.org
Liebe Leser*innen, vom 31. Oktober bis zum 13. November 2021 fand die Unsere Forschenden haben die Klimaverhandlungen 26. Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties, während der zweiwöchigen Konferenz genau beobachtet kurz COP) der Klimarahmenkonvention der Vereinten und führten während der COP26 eine Reihe von Side- Nationen (United Nations Framework Convention on Cli- events durch, um ihre Forschungsarbeiten vorzustellen mate Change, UNFCCC) in Glasgow statt. Die Konferenz und Diskussionen mit Delegierten und Praxispart- in Glasgow markierte eine symbolische Halbzeit, die ge- ner*innen anzuregen. Nachdem ihre erste Analyse kurz nau zwischen der Verabschiedung des UNFCCC im Jahr nach den Verhandlungen erschienen ist, legten sie noch 1992 und dem Jahr 2050 liegt, in dem nach Angaben des im Dezember 2021 einen detaillierten Analysebericht Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate unter dem Titel „Turning Point Glasgow?” vor. Change, IPCC) weltweit Netto-CO2-Emissionen erreicht werden müssen. Nachdem die Welt 1992 beschlossen Eine spannende Lektüre wünschen hatte, den Klimawandel zu bekämpfen, ging es anfangs in die falsche Richtung, denn die globalen Treibhausgas- Emissionen sind seitdem immer weiter gestiegen. Neben der Pariser Konferenz 2015 (COP21), die erstmals einen breiten Konsens der Staaten zur konsequenten Begren- zung der Erderwärmung und zur Reduzierung der Treib- hausgas-Emissionen brachte, sollte die Konferenz in Manfred Fischedick und Michael Dedek Glasgow einen Wendepunkt markieren. Die britische (wissenschaftlicher Geschäftsführer Präsidentschaft der Konferenz drang stark darauf, dass und kaufmännischer Geschäftsführer) mehr Ehrgeiz und Maßnahmen in den Ergebnissen der Konferenz notwendig seien. Der letztlich verabschiedete ‚Glasgow Climate Pact‘ ist in vielerlei Hinsicht schwächer ausgefallen, als gewünscht, bietet aber dennoch eine starke Orientierung für das not- wendige Maß an Ambition in diesem Jahrzehnt. Die Ab- schlusserklärung der Konferenz, die von rund 200 Län- dern unterstützt wird, unterstreicht die Feststellung des IPCC, dass die Auswirkungen des Klimawandels bei 1,5 Grad Celsius wesentlich geringer ausfallen werden als bei 2 Grad Celsius. Bemerkenswert ist auch, dass die Er- klärung zum ersten Mal eine Verbindung zwischen lang- fristigen und kurzfristigen Zielen herstellt. Sie erkennt an, dass nur dann eine gute Chance besteht die 1,5-Grad- Celsius-Grenze zu erreichen, wenn es schon bis 2030 zu einer Senkung der CO2-Emissionen um 45 Prozent unter das Niveau von 2010 kommt und bis 2050 die Nettonull erreicht wird. Die Entscheidung von Glasgow stärkt da- her die Vorgaben des Pariser Abkommens erheblich. Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021 3
Forschungsprojekte und -ergebnisse Klimakonferenz in Glasgow: Wendepunkt für den Klimaschutz? –––––––– Die Klimakonferenz in Glasgow lieferte die ein breites Spektrum abdecken – vom „Leider ist das kollektive Ambitionsniveau gemischte Ergebnisse. So konnten einer- Kohleausstieg über die Begrenzung der auch mit den neuen Ankündigungen von seits die detaillierten Regeln für die Um- Entwaldung und die Abkehr von Autos Glasgow immer noch viel zu schwach, um setzung des Pariser Abkommens fertigge- mit Verbrennungsmotoren bis hin zu fi- die Ziele des Pariser Abkommens tatsäch- stellt werden, wodurch sie nun weiter in nanziellen Fragen. „Diese Ankündigungen lich zu erreichen“, betont Wolfgang Ober- den Mittelpunkt rücken. Die Ergebnisse kennzeichnen eine große Dynamik und im gassel, Co-Leiter des Forschungsbereichs der Konferenz präzisieren zudem das er- Falle der Kohle vielleicht einen globalen Internationale Klimapolitik am Wupper- forderliche Maß an Ambitionen und die Wendepunkt“, sagt Dr. Lukas Hermwille, tal Institut. „Deshalb ist es sehr wichtig, Länder wurden aufgefordert, ihre natio- Senior Researcher im Forschungsbereich dass der Klimapakt von Glasgow die Länder nalen Beiträge im kommenden Jahr wei- Internationale Klimapolitik am Wupper- auffordert, bereits 2022 stärkere Zusagen ter zu erhöhen. Andererseits sind die Kli- tal Institut. Der Bericht des Wuppertal vorzulegen.“ maschutz-Zusagen und -maßnahmen der Instituts stellt dar, dass die Umsetzung > Erste Analyse Vertragsstaaten auch nach Glasgow wei- von transformativen Klimamaßnahmen > Ausführliche Analyse terhin viel zu schwach. Und auch in an- zwangsläufig sektoral ist, da sie eine deren Bereichen, wie der Klimafinanzie- grundlegende Umgestaltung der wich- rung und der Umgang mit Klimawandel- tigsten soziotechnischen Systeme erfor- bedingten Verlusten und Schäden (engl. dert, die die Grundlage der globalen loss and damage), blieben die Ergebnisse Wirtschaft bilden, wie Energie-, Verkehrs- der 26. Vertragsstaatenkonferenz (Con- und Industrie- sowie Landwirtschafts- ference of the Parties, kurz COP) hinter und Landnutzungssysteme. Hermwille den Erwartungen zurück. empfiehlt, dass künftige COPs daher den Neben dem formalen Prozess nutzte das Schwung von Glasgow aufgreifen und Vereinigte Königreich die COP26 unter dazu beitragen sollen, dass diese Zusa- anderem, um eine Reihe von sektoralen gen weiter gestärkt und tatsächlich um- Klimaschutz-Zusagen zu koordinieren, gesetzt werden. „ Leider ist das kollektive Ambitionsniveau auch mit den neuen Ankündigungen von Cover des Berichts „Turning Point Glasgow immer noch viel zu schwach, um die Glasgow? – An assessment of the cli- mate conference COP26“. Ziele des Pariser Abkommens tatsächlich zu Quelle: Wuppertal Institut erreichen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass der Klimapakt von Glasgow die Länder auffordert, bereits 2022 stärkere Zusagen vorzulegen.“ Wolfgang Obergassel, Co-Leiter des Forschungsbereichs Internationale Klimapolitik am Wuppertal Institut Quelle: Getty Images 4 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
Quelle: GettyImages Wuppertal Lunch zur Kurzanalyse: Milestone or Missed Chance for Climate Protection? Die erste Bewertung der Ergebnisse stellten die Forschenden am 24. November 2021 ab 12:30 Uhr bei einem Wuppertal Lunch als digita- ler Zukunftssalon „Meilenstein oder verpasste Chance für den Klimaschutz? Zusammenfassung und Analyse der Ergebnisse der Klimakonferenz in Glasgow“ vor. Sie zogen Bilanz, was die Kon- ferenz tatsächlich gebracht hat und wie weitere Fortschritte erzielt werden können. Über die Er- gebnisse der Weltklimakonferenz diskutierten Lo- la Vallejo, Direktorin des Klimaprogramms, Insti- tut du développement durable et des relations internationales (IDDRI), Wolfgang Obergassel, Co-Leiter des Forschungsbereichs Internationale Klimapolitik am Wuppertal Institut, und María José Sanz, wissenschaftliche Direktorin, Baskisches Zentrum für Klimawandel (BC3). Der Wuppertal Lunch fand in englischer Sprache statt und lässt sich auf YouTube nachträglich anschauen. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021 5
Resiliente, nachhaltige und zukunftsfähige Städte - den Blick stärker auf Synergien lenken –––––––– Hochwasser, Dürren und Starkregen notwendig sind, um die Städte „resilient“ werden Städte und Kommunen in Zu- für die Folgen des Klimawandels zu ma- in kunft immer öfter herausfordern. Ganz chen und zukünftig große Schäden so- brief 10|2021 entgehen können sie den Folgen des men- weit wie möglich zu vermeiden. Neben Wuppertaler Impulse zur Nachhaltigkeit schengemachten Klimawandels aller- einer richtigen Planung von Über- Resilient, nachhaltig und zukunftsfähig: Leitlinien für die Stadtentwicklung von morgen dings nicht. Wenn sie sich aber richtig schwemmungsgebieten, dem Einsatz von Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel, Wuppertal Institut darauf einstellen, lassen sich zumindest Versickerungsflächen und technischem Hintergrund Städte und Kommunen mussten in den vergangenen Jahren einiges aushalten: eine weltweite Corona-Pandemie, Feuerkatastrophen wie in den USA sowie katastrophale Folgen vermindern. Viele Hochwasserschutz geht es dabei auch Hochwasser-Katastrophen wie in Deutschland. Das sind auch Folgen des menschen- gemachten Klimawandels, auf die Städte sich in Zukunft besser vorbereiten müssen. Denn gerade die Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021 hat gezeigt, wie wenig Kommu- nen auf solche Ereignisse eingerichtet sind. Dieser In Brief zeigt, wie Städte resilienter, der dafür notwendigen Maßnahmen kön- um die Absicherung von technischen nachhaltiger und zukunftsfähiger werden können. 1. Die Fähigkeit, sich anzupassen nen dazu beitragen, dass zugleich die Le- Versorgungsinfrastrukturen – etwa Ein- Resiliente Menschen sind von Stress, Schicksalsschlägen oder Traumata ebenso betroffen wie nicht-resiliente. Doch sie gehen eher von einer positiven zukünftigen Entwicklung aus und glauben daran, Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen zu können.1 Das Gleiche gilt bensqualität ihrer Bürger*innen steigt. richtungen der Energieversorgung – für resiliente Städte: Naturkatastrophen, Terroranschläge, Stromausfälle, Pandemien oder auch Wirtschaftskrisen2 prallen an ihnen nicht einfach ab wie an einem Bollwerk. Doch sie sind in der Lage, in solchen extremen Situationen die Versorgung und andere (städtische) Systeme und Funktionen aufrechtzuerhalten beziehungsweise bei einem Ausfall auf Alternativen aus- „Die Fähigkeit, mit den fatalen Folgen des durch mehr redundante Systeme. Aber zuweichen. Sie können die Gesundheit und das Leben ihrer Einwohnerinnen und Einwohner schützen. Resilienz ist also auch im urbanen Kontext die Flexibilität, sich an neue Bedin- gungen anzupassen. Das gilt auch für die Folgen des Klimawandels, zu denen Starkregen und Hochwasser ebenso Klimawandels umzugehen, ist nicht nur auch an anderer Stelle muss vorgedacht gehören wie Hitze und Dürreperioden, Stürme und andere Extremwetterereignisse mit ihren Gefahren für Gesundheit, Infrastrukturen und Wirtschaft. auf technische Maßnahmen beschränkt“, werden, beispielsweise in Bezug auf 1 2 Lenzen M. (o.J.): Resilienz lässt sich lernen. Online-Buchvorstellung: Kalisch, R. (2017): Der resiliente Mensch. Wie wir Krisen erleben und bewältigen. Berlin Verlag, Berlin. https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/38838-resilienz-laesst-sich-lernen.html (Zugriff vom 10.10.2021). vgl. hierzu auch: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (Hrsg.) (2021): Memorandum Urbane Resilienz. Wege zur robusten, sagt Anja Bierwirth, Leiterin des For- Ausweichmöglichkeiten für Kindergärten, adaptiven und zukunftsfähigen Stadt. Download unter: https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/ Publikationen/DE/Publikationen/memorandum_urbane_resilienz.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (Zugriff vom 10.10.2021) S. 1 | In Brief 10/2021 | Wuppertal Institut schungsbereichs Stadtwandel am Wup- Schulen oder anderen Einrichtungen. Die pertal Institut. Gerade die Hochwasser- aktive Anpassung an das sich ändernde Cover des In Brief „Resilient, nach- Katastrophe im Juli 2021 in Nordrhein- Klima bringt dabei auch Win-Win-Situa- haltig und zukunftsfähig: Leitlinien Westfalen und Rheinland-Pfalz hat tionen hervor. „Mehr Grün-, Retentions- für die Stadtentwicklung von mor- gezeigt, wie sehr die massive Unterstüt- und Versickerungsflächen machen Städte gen“. Quelle: Wuppertal Institut zung von Freiwilligen und Nachbarinnen widerstandsfähiger und sorgen zugleich für und Nachbarn geholfen hat, mit den Fol- Abkühlung in dicht bebauten Stadträumen. gen der Katastrophe umzugehen. „Diese Dazu können Gebäude begrünt werden und spontane zivilgesellschaftliche Hilfe ist ein sparen durch die Kühlung im Sommer die hohes Gut, das gefördert werden muss. Energie für die Klimaanlage“, so Bierwirth. Richtig eingesetzt, kann sie die professio- > mehr „ nellen Einrichtungen wie Technische Hilfs- werke und Feuerwehren entlasten. Sie kann nicht nur sehr schnell verfügbar ge- macht werden, sondern vor Ort auch in Mehr Grün-, Retentions- und Versickerungs- pragmatischer Weise eingesetzt werden“, erklärt Bierwirth. Es geht aber in den flächen machen Städte widerstandsfähiger und Städten und Kommunen nicht nur um den richtigen Umgang mit Krisen-Situati- sorgen zugleich für Abkühlung in dicht bebauten onen, sondern auch – und gerade nach Stadträumen. Dazu können Gebäude begrünt den Erfahrungen der letzten Monate – um verstärkte und intelligente Krisen- werden und sparen durch die Kühlung im Prävention. Im In Brief „Resilient, nachhaltig und zu- Sommer die Energie für die Klimaanlage.“ kunftsfähig: Leitlinien für die Stadtent- Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel wicklung von morgen“ beschreibt das am Wuppertal Institut Wuppertal Institut, welche technischen, planerischen und sozialen Maßnahmen 6 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
Resilient, klimaneutral und lebens- wert: Wer entwickelt die Stadt? Vor diesem Hintergrund lud das Wuppertal Institut zum Wuppertal Lunch „Resilient, klimaneutral und lebenswert: Wer entwickelt die Stadt?“ ein, der am 26. Oktober 2021 von 12:30 bis 14:00 Uhr als digitaler Zukunftssalon stattfand. Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel am Wuppertal Institut, und Joscha Wirtz, Grün- dungsteam „meffis – Transformationszentrum Aachener Büchel“ und wissenschaftlicher Mitar- Stefan Werland, stellv. Leiter des Büro Berlin am beiter im Forschungsbereich Digitale Transforma- Wuppertal Institut, moderierte die Veranstaltung. tion am Wuppertal Institut, hielten Inputvorträge. Der Wuppertal Lunch lässt sich auf YouTube Anschließend folgte eine virtuelle Diskussion. nachträglich anschauen. > mehr Von der Wissenschaft in die Politik: Der Weg zur resilienten Stadt Zehn Jahre lang war Prof. Dr. Uwe Schneidewind die Ergebnisse mit Sicht auf Wuppertals Zukunft wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal als klimaneutrale Stadt. Wie fortschrittlich ist die Instituts bevor er einen neuen, spannenden Weg Stadt Wuppertal bereits? In welchen Bereichen gegangen ist und sich im Jahr 2020 auf das „Ex- hat Wuppertal noch Nachholbedarf und welche periment“ Oberbürgermeister von Wuppertal zu Städte können als Vorbild dienen? Zudem verrät werden eingelassen hat. In dieser Podcast-Epi- Schneidewind in dieser Episode, wie seine Vision sode von Zukunftswissen.fm stellt sich Uwe für die Stadt der Zukunft aussieht. Es wird span- Schneidewind den unverblümten Fragen von nend! Reinhören und informiert bleiben: Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereichs #ZukunftswissenFM. > mehr Stadtwandel am Wuppertal Institut. Er verrät un- ter anderem, ob er den Schritt in die Politik be- reut hat und vor welchen Herausforderungen er regelmäßig steht. Schneidewind erklärt, warum Wuppertal das Zeug dazu hat, die E-Bike-Haupt- stadt der Bundesrepublik Deutschland zu werden und welche Maßnahmen es dafür noch braucht. Außerdem nehmen Bierwirth und Schneidewind die Sondierungsstudie „Wuppertal klimaneutral 2035“, die das Wuppertal Institut im Sommer 2021 veröffentlicht hat, unter die Lupe und bewerten Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2021 7
Corona-Pandemie treibt Bewusstsein für Nachhaltigkeit –––––––– Quelle: GettyImages Die Corona-Pandemie entpuppt sich als Treiber für nachhaltiges Verhalten. Das zeigt eine Studie des Wuppertal Insti- tuts im Auftrag der Berliner Senatsver- im Jahr Secondhand. Am häufigsten kau- Weise Artikel erwerben können, die im waltung für Umwelt, Verkehr und Kli- fen 30- bis 39-Jährige gebraucht: 61 Pro- Handel nicht mehr erhältlich sind. maschutz sowie eBay Kleinanzeigen. zent der Befragten in diesem Alter haben Die Studie „Circular Economy 2021“ Sechs von zehn Befragten geben an, in- in den letzten zwölf Monaten mindestens wurde vom Wuppertal Institut durchge- folge der Corona-Pandemie in Bezug auf einmal etwas aus zweiter Hand gekauft führt. Erstmalig wurde sie gemeinsam Nachhaltigkeit bewusster zu handeln. – ein Drittel in dieser Altersgruppe (33 von der Senatsverwaltung für Umwelt, Die Mehrheit ist der Überzeugung, dass Prozent) sogar mehrfach. Verkehr und Klimaschutz sowie eBay gebrauchte Produkte gut für die Umwelt Nach der Möglichkeit beim Kauf zu spa- Kleinanzeigen in Auftrag gegeben. Der seien. Für vier von zehn Menschen stel- ren (51 Prozent), spielt der Schutz der Fokus der Studie zum Stand der Kreis- len gebrauchte Produkte eine Alternati- Umwelt die größte Rolle für die Befrag- laufwirtschaft in Deutschland liegt auf ve zu Neuwaren dar. Hierzulande liegen ten: 42 Prozent schätzen es, dass sie mit dem Secondhand-Handel. Zur Erhebung in den Haushalten durchschnittlich dem Gebrauchtkauf den unnötigen Ver- der Studie wurde im Zeitraum vom 25. rund 1.297 Euro in Form ungenutzter brauch von Ressourcen vermeiden können. August bis 2. September 2021 eine Produkte. Für vier von zehn Menschen „Produkte wiederzuverwenden könnte in quantitative Online-Befragung im You- (40 Prozent) stellen gebrauchte Produk- Deutschland noch stärker dazu beitragen Gov-Online-Panel durchgeführt. Basis te eine wirtschaftlich bessere Alternati- Abfall zu vermeiden und damit auch zum ist eine bevölkerungsrepräsentative ve zu neuen Produkten dar. Unter den Klimaschutz beitragen. Denn die Kreislauf- Stichprobe (n=1.023) der Wohnbevöl- Befragten, die in den letzten zwölf Mo- wirtschaft ist deutlich mehr als nur Recyc- kerung in Deutschland ab 16 Jahren. naten gebraucht gekauft haben, sind es ling“, sagt Dr. Henning Wilts, Leiter der Die Quotierung erfolgte repräsentativ sogar sieben von zehn (70 Prozent). Je- Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wup- nach Alter, Geschlecht, Region und de zweite Person (47 Prozent) kann sich pertal Institut. Mehr als ein Drittel (37 Wohnumgebung (näherungsweise und vorstellen, der Umwelt zuliebe häufiger Prozent) schätzt die Möglichkeit, da- nicht kreuzquotiert). zu gebrauchten Artikeln zu greifen, als durch Produkte kaufen zu können, die > mehr bisher. Vier von zehn Befragten (38 Pro- sie sich neu nicht leisten könnten. 32 zent) kaufen bereits mindestens zweimal Prozent geben an, dass sie auf diese Der Tagesspiegel: Circular Economy Talk Anhand der gewonnenen Erkenntnisse der Studie und politischen Stellschrauben fördern die Kreis- „Circular Economy 2021“ diskutierten die Teilneh- laufwirtschaft als Gegengewicht zur Wegwerfge- menden beim „Circular Economy Talk“ am 17. No- sellschaft? Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung vember 2021 darüber, wie Secondhand als reale Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, stellte und flächendeckende Alternative zum Neukauf die Studie „Circular Economy 2021“ vor. Anschlie- etabliert werden kann. Sie warfen einen Blick auf ßend diskutierte er mit Paul Heimann (General die Frage, inwieweit das Ideal des nachhaltigen Manager ebay Kleinanzeigen) und Katharina Beck Konsums bereits in unserer Gesellschaft verankert (MdB, Bündnis 90/Die Grünen, Unternehmensbe- ist. Wie kann Secondhand als reale und flächen- raterin für Nachhaltigkeit) unter anderem über die deckende Alternative zum Neukauf etabliert wer- gewonnenen Erkenntnisse. den? Und welche wirtschaftlichen Instrumente > mehr 8 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
Mobil im Quartier –––––––– Das Land NRW fördert Quartiersbezoge- Mobilstationen dienen als Knotenpunkte ne Mobilstationen und Quartiers-Hubs in und verknüpfen Verkehrsangebote mitei- Wuppertal-Elberfeld mit über 1,1 Million nander. Dazu gehören beispielsweise Euro. Wie lässt sich die Mobilität der An- Fahrradstellplätze, Carsharing- und Bike- wohner*innen in einem Stadtteil verbes- Sharing-Angebote oder Taxihalteplätze. sern und gleichzeitig der Straßenraum Sie befinden sich meist in unmittelbarer von Autos und LKW entlasten? Mit dieser Nähe zu ÖPNV-Haltepunkten. Damit sol- Frage beschäftigen sich das Wuppertal len verkehrsbedingte Probleme in Quar- Institut, die Bergische Universität Wup- tieren – wie etwa Ölberg und Mirke in pertal, die Neue Effizienz und der Verein der Wuppertaler Nordstadt – reduziert Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V. und Angebote für nachhaltige Mobilitäts- innerhalb des kürzlich gestarteten For- formen geschaffen werden. Die Projekt- schungsprojekt „MIQ – Mobilstationen partner*innen aus Wissenschaft, Praxis im Quartier“. Vier Förderbescheide über und nachbarschaftlichen Organisationen rund 1,1 Millionen Euro wurden jetzt für wollen in enger Zusammenarbeit mit den die Konzeption und Errichtung von Mo- Bewohner*innen der Stadtviertel einen bilstationen überreicht. Standort für die neue Mobilstation finden, Die Forschenden erstellen ein Konzept, sowie deren Wirksamkeit und Erfolgsfak- wie eine Mobilstation als sogenannter toren ermitteln. Quartiers-Hub neben klassischen Mobili- > mehr tätsangeboten, um zusätzliche verkehrsre- duzierende Funktionen ergänzt werden kann. Zudem soll bis März 2023 eine neue Mobilstation in der Elberfelder Nordstadt in Wuppertal entstehen, um den Umstieg vom eigenen Auto auf den ÖPNV, den Radverkehr und den Fußver- kehr attraktiver zu gestalten. „Das Projekt soll starke Alternativen zum Auto schaffen und damit die Verkehrswende im Quartier gemeinsam mit den Bewohner*innen voran- bringen. Daneben soll mit einem Quartiers- Hub die Möglichkeit geschaffen werden, Wege zu reduzieren und Warenströme zu bündeln“, so Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter, Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobili- tät und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut, in der Projektentwicklungsphase. Quelle: GettyImages Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021 9
Strafsache Strohhalm: Was bewirken Plastikverbote weltweit? –––––––– Seitdem Einweg-Plastikartikel wie Kunst- stofftüten und Strohhalme verboten wur- den, sind Straßen und Strände sauberer geworden. Zudem wurde auch die öffent- liche Diskussion über nachhaltigen Kon- „ Verbote sind nur als Mittel zum Zweck einer übergeordneten Gesamtstrategie sinnvoll. [...] sum intensiviert. Die Gesamtmenge an Kunststoff-Abfällen ließ sich mit „Plastik- Wenn Plastikverbote zu sauberen Stränden verboten“ hingegen nicht signifikant redu- und weniger Vermüllung der Meere führen zieren. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle POLYPROBLEM-Report der ge- sollen, dann braucht es auch klare Vorstellun- meinnützigen Röchling Stiftung und des Beratungshauses Wider Sense in Zusam- gen, wie man diese umsetzen will.“ menarbeit mit dem Wuppertal Institut. Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Unter dem Titel „Strafsache Strohhalm“ Wuppertal Institut haben die Autor*innen die Wirkung staat- licher Verbote von Einweg-Plastikproduk- ten unter die Lupe genommen und die Er- fahrungen aus Deutschland, Kenia und Kalifornien analysiert. „Wenn Plastikverbote zu sauberen Strän- Insbesondere in Hinblick auf Deutschland den und weniger Vermüllung der Meere zeigt der Report, dass ein Verbot von Ein- führen sollen, dann braucht es auch klare weg-Plastik noch lange nicht zu einer Vorstellungen, wie man diese umsetzen Stärkung von Mehrweg-Systemen führt. will. Zudem muss klar sein, welche Rolle „Verbote sind nur als Mittel zum Zweck einer Kunststoff in einer zukünftig klimaneutra- übergeordneten Gesamtstrategie sinnvoll“, er- len und ressourcenleichten Kreislaufwirt- klärt Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung schaft spielen soll“. Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. > mehr STR AFSH ACHE A LM S TR O H Was Verbot FAKTEN, e von Einw eg-Kunstst UNKTE, ANA STANDP LYSEN offprodukten wirk lich bringen Quelle: POLYPROBLEM Quelle: GettyImages 10 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
Nachhaltiges Mobilitätssystem für alle –––––––– Der Verkehrssektor verursacht rund 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland und ist damit unverzichtbar, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Doch in keinem anderen Sek- tor liegen Wunsch und Wirklichkeit auf dem Weg zur Klimaneutralität noch so weit auseinander wie im Verkehrssektor. Die Studie „Ein nachhaltiges Mobilitäts- system für alle“ zeigt daher neue Wege für den Einstieg in eine klimaschonende und nachhaltige Verkehrswende in Deutsch- land. Sie entstand im Rahmen des Pro- jekts „ShapingDIT – Digitalisierung ge- Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobili- Studie | Dezember 2021 stalten – Transformation zur Nachhaltig- tät und Verkehrspolitik am Wuppertal Ins- Ein nachhaltiges Mobilitätssystem keit ermöglichen“ im Auftrag von Huawei titut und Mitautor der Studie. für alle – 8 Thesen für den Weg in die digitalisierte Verkehrswende Deutschland. Der Bericht liefert Hand- Die Forschenden formulieren acht The- lungsoptionen für die Umsetzung der Zie- sen, wie sich das Potenzial der Digitali- Eine Studie im Auftrag von Huawei Technologies Deutschland GmbH le des neuen Koalitionsvertrags zum Aus- sierung für eine nachhaltige Mobilität bau ambitionierter, digitaler Mobilitätslö- nutzen lässt und welche politische Flan- sungen. kierung und Unterstützung dafür erfor- „Wirksamer Klimaschutz im Verkehr derlich sind. Entscheidend sei nach An- Thorsten Koska Paul Schneider Alina Wetzchewald braucht einen leistungsfähigen Umweltver- sicht der Studienautor*innen die finanzi- Dr.-Ing. Stephan Ramesohl bund im Zusammenspiel von Fuß- und Rad- ellen und regulatorischen Leitplanken so verkehr, öffentlichem Nah- und Fernverkehr auszugestalten, dass sie einerseits den zusammen mit innovativen sogenannten schnellen Ausbau des digitalisierten Um- Mobility-as-a-Service(MaaS)-Angeboten, weltverbunds vorantreiben und anderer- bei denen zum Beispiel Sammeltaxis flexibel seits zu einer schrittweisen Eingrenzung verfügbar sind. Hier ist die Digitalisierung des Pkw-Verkehrs führen. unverzichtbar“, sagt Thorsten Koska, > mehr Cover der Studie „Ein nachhaltiges mobilitätssystem für alle – 8 Thesen für den Weg in die digitalisierte Verkehrswende“. „ Quelle: Wuppertal Institut Wirksamer Klimaschutz im Verkehr braucht einen leistungsfähigen Umweltverbund im Zusammenspiel von Fuß- und Radverkehr, öffentlichem Nah- und Fernverkehr zusammen mit innovativen sogenannten Mobility-as-a-Service-Angeboten, bei denen zum Beispiel Sammeltaxis flexibel verfügbar sind. Hier ist die Digitalisierung unverzichtbar.“ Thorsten Koska, Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut und Mitautor der Studie Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021 11
Wuppertal Institut und IN4climate.NRW starten Projekt IN4climate.RR –––––––– Um den laufenden Strukturwandel im Rheinischen Revier im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregio- nen voranzutreiben, unterstützt die Bundesregierung dies mit Forschungs- projekten, Unternehmensansiedlungen und einer Vielzahl anderer Aktivitäten. Quelle: GettyImages Der Strukturwandel kann aber nur ge- lingen, wenn sich die Veränderungen auch an den Zielen und Strukturen einer klimaneutralen Industrie orientieren. Das Wuppertal Institut hat mit dem IN4climate.NRW im Rheinischen Revier Inhaltlicher Schwerpunkt der Arbeit wissenschaftlichen Kompetenzzentrum – kurz IN4climate.RR – ist ein gemeinsa- wird in Zukunftslaboren zu den Themen SCI4climate.NRW innerhalb der Landes- mes Projekt von IN4climate.NRW (eine Wasserstoff, Zirkuläre Wertschöpfungs- initiative IN4climate.NRW zur Transfor- Initiative im Rahmen von NRW.Energy4 ketten sowie Carbon Capture and Utili- mation der Grundstoffindustrie geforscht Climate) und des Wuppertal Instituts. sation (CCU) und Carbon Capture and und mit Politik und Unternehmen ge- Die Projektbeteiligten nutzen innerhalb Storage (CCS) liegen, die für eine zu- meinsame Positionen entwickelt. Daraus des neu gestarteten Projekts IN4climate.RR künftige klimaneutralen Industrie von ist integriertes Systemwissen über die ihre erfolgreich aufgebauten Strukturen entscheidender Bedeutung sind. Dazu Industrietransformation zur Klimaneutra- und Projekterfahrungen, um die Forschung werden die zahlreichen industrieorien- lität für NRW entstanden, das eine Orien- und die Unternehmen im Rheinischen Re- tierten Projekte und Forschungsthemen tierung über die Grundstoffindustrie vier an die landesweiten, nationalen und im Rheinischen Revier in einen in die hinaus ermöglicht. internationalen angrenzenden Prozesse Gesamttransformation der Industrie und Transformationsentwicklungen an- von Nordrhein-Westfalen sowie der zubinden. Gemeinsam mit Industrie, Nachbarländer und benachbarter Bun- Wissenschaft und Politik arbeiten sie in desländer eingebettet und individuell der Initiative IN4climate.RR aktiv an strategisch vernetzt und begleitet. konkreten nächsten Schritten auf mög- Die Initiative IN4climate.RR will vor Ort lichen Transformationspfaden für eine die Projektumsetzungen vereinfachen, klimaneutrale Industrie. indem sie den Akteur*innen aus Industrie und Wirtschaft relevante Technologien vermittelt, anwendbare Fördermittel und aktuelle regulatorische Rahmenbedin- gungen anbietet. Zudem sollen im Rahmen des Projektes auch firmen-, standort- und branchenübergreifende Projekte entstehen, die sich entlang der gesam- ten Wertschöpfungskette orientieren. Gefördert wird das Projekt vom Bundes- ministerium für Wirtschaft und Klima- schutz (BMWK) aufgrund eines Be- schlusses des Deutschen Bundestages. > mehr 12 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
Partizipation und Akzeptanz in der Energiewende –––––––– Kunststoff-Recycling in der Baubranche stärken Große gesellschaftliche Veränderungen wie die Energiewende in Deutschland gelingen –––––––– nicht losgelöst von der Bevölkerung. Eine breite gesellschaftliche Unterstützung und Der Baubereich ist nach Verpackungen Die Studie „Förderung einer hochwertigen eine zunehmende Beteiligung der Öffent- das zweitgrößte Anwendungsgebiet von Verwertung von Kunststoffen aus Abbruch- lichkeit sind daher entscheidend für die er- Kunststoffen: 2017 wurden etwa 2,6 Mil- abfällen sowie der Stärkung des Rezyklat- folgreiche Umsetzung. Dabei agieren lionen Tonnen verbaut. Doch es fehlt der- einsatzes in Bauprodukten im Sinne der Bürger*innen vielfach eigenverantwortlich, zeit vielfach an geeigneten Vorgaben für europäischen Kunststoffstrategie“ ent- um entscheidende Beiträge zum Erfolg zu das Recycling von Kunststoff-Bauproduk- stand innerhalb des Projekts ReBauPro. leisten – beispielsweise beim Konsum, der ten, zudem werden die Mengen ungenü- > mehr dezentralen Stromerzeugung, durch Ener- gend erfasst. Dies ist das Ergebnis einer giesparmaßnahmen oder bei der politi- aktuellen Studie des Umweltbundesam- schen Mitgestaltung. Umfragen zeigen, tes (UBA). Um die anfallenden Mengen dass Menschen durchaus bereit sind, sich TEXTE in Zukunft hochwertig recyceln zu kön- 151/2021 auch aktiv in die Energiewende einzubrin- nen, schlägt die Studie vor, bautechnische gen. Mit der fortschreitenden Digitalisie- Produktstandards um Vorgaben hinsicht- Förderung För erung ei einer ner rung und Flexibilisierung des Energiesys- lich Dauerhaftigkeit, Recycling-Fähigkeit hoch ho chwwertitiggen tems der Zukunft bieten sich zudem immer Verw Verwe ert rtu ung von und Rezyklat-Einsatz zu ergänzen. Kunst- Kunststo unststofffen aus aus mehr Möglichkeiten, damit Endverbrau- stoffabfälle sollten für das Recycling besser Abbruc Abbrucha habf bfälälllen sow sowie cher* innen und in Haushalten auch tat- getrennt und gesammelt werden. Daneben der St Stä ärkung ung d deses sächlich aktiv zur Energiewende beitragen sollte die Kreislaufführung von branchen- Rezyykl Rez klatei ateinsnsatz atzeses in können. Thomas Götz, Co-Leiter des For- spezifischen Verpackungen sichergestellt Baup Ba uprrodu dukten kten im Si Sin nne schungsbereichs Energiepolitik am Wup- werden. In dieser Studie werden die Ver- derr euro de europäi päisch schenen pertal Institut, betont: „Die SINTEG-Er- Kunststo unststofffstr tra ateg tegiie wendung von Kunststoff-Produkten und gebnisse zeigen deutlich, dass in der Bevöl- Möglichkeiten des Rezyklat-Einsatzes im kerung zwar allgemein ein breiter Konsens Baubereich, verwendete Kunststoff- zur Energiewende herrscht, dies aber nicht Mengen, Rücknahmesysteme, Verwer- zwangsläufig mit einer Zustimmung zu tungstechniken, aktueller Rezyklat-Ein- Für Mensch & Umwelt konkreten Maßnahmen einhergeht. Hinzu satz und Bauprodukt-Verpackungen aus kommt: Die Energiewende wird immer Kunststoff detailliert vorgestellt. Potenzi- Quelle: UBA komplexer, für breite Teile der Bevölkerung ale zur Steigerung des hochwertigen Re- weniger zugänglich und häufig schwerer zyklat-Einsatzes haben die Autor*innen vermittelbar. Daher braucht es als als Tür- – darunter Dr. Phillip Bendix, Dr. Holger öffner den Austausch und Dialog mit breiten Berg, János Sebestyén, Laura Perschel und gesellschaftlichen Gruppen sowie niedrig- Michael Ritthoff vom Wuppertal Institut schwellige Angebote zur Partizipation.“ sowie Daniela Eckert, Robin Kocina und Der finale Ergebnisbericht der SINTEG-Er- Dr. Hermann Achenbach vom SKZ – Das gebnissynthese befindet sicht derzeit noch Kunststoff-Zentrum – identifiziert und in Vorbereitung. Vorab werden aber erste stellen bestehende Hürden und Hand- zentrale Punkte und wichtige Ergebnisse lungsoptionen für Politik und Wirtschaft der interessierten Öffentlichkeit zur Verfü- dar. gung gestellt. Eine erste Blaupause im Syn- thesefeld „Partizipation und Akzeptanz“, die sich mit den „Partizipationsmöglichkei- ten für Unbeteiligte“ beschäftigt, ist nun auf der SINTEG Projektwebsite verfügbar. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021 13
Politik muss Aufbau-Investitionen grün(er) gestalten –––––––– Aufgrund von immensen staatlichen In- Die Daten zeigen zudem, dass seit März und verbesserten Schutz von Natur und vestitionen und milliardenschweren 2020 eine allmähliche Verschiebung hin biologischer Vielfalt erhöhen. Konjunkturpaketen während der Coro- zu umweltfreundlicheren Maßnahmen Daher fordern das Wuppertal Institut na-Pandemie, bildeten verschiedene For- stattgefunden hat, da sich die Reaktion und 30 weitere Institute, dass Staats- schungsinstitute Initiativen, um diese von Notfallrettungsmaßnahmen zu stra- und Regierungschefs weltweit die Co- Gelder auf ihre Klima- und Naturver- tegischen Konjunkturpaketen entwickelt vid-19-Fördermittel deutlich mehr für träglichkeit hin zu untersuchen. Das hat. Kanada, die Europäische Union, die natur- und klimaschonende Investitio- Wuppertal Institut untersucht zusam- USA und Indien gehören zu den Län- nen einsetzen sollen. men mit E3G etwa im Green Recovery dern, die die größten Fortschritte ge- > mehr Tracker die Konjunkturpakete der EU- macht haben. So machen etwa die Aus- Mitgliedsstaaten, welchen Beitrag diese gaben für umweltfreundliche Sanie- zum Klimaschutz leisten. Insgesamt ha- rungs- und Aufbaumaßnahmen ben die verschiedenen Tracker-Initiati- inzwischen 10 bis 20 Prozent der gesam- ven weltweit Daten über Tausende von ten Sanierungsausgaben weltweit aus. Maßnahmen und Konjunkturprogram- Dies reicht jedoch noch nicht aus, um men, welche als Reaktion auf Covid-19 den dringenden Wandel hin zu kohlen- initiiert wurden, auf verschiedenste Um- stoffarmen Wirtschaften voranzutreiben weltauswirkungen hin untersucht. Die und damit das 1,5 Grad Celsius einzu- Analysen zeigen, dass Regierungen welt- halten. Denn um einen Kurswechsel her- weit zwischen 16 und 17,2 Billionen US- beizuführen, müssen die Regierungen die Dollar an Fördermitteln bereitgestellt öffentlichen Ausgaben für saubere Ener- haben – die bisher größte Mobilisierung gie, kohlenstoffarmen Verkehr, nachhalti- öffentlicher Gelder in Friedenszeiten. ge Landwirtschaft, Abfallbewirtschaftung Quelle: GettyImages 14 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
Tagungen Forschungstransfer Humboldt(hoch)n: Nachhaltigkeitsinitiative für NRW-Universitäten –––––––– Anfang Dezember fand in der Nordrhein- „Die Universitäten in NRW haben bereits strategisches Ziel zwischen dem Land und Westfälischen Akademie der Wissen- frühzeitig die hohe Relevanz des Themas den Hochschulen festgehalten worden ist, schaften und der Künste im Beisein von Nachhaltigkeit erkannt und forschen und unterstreicht die große Ernsthaftigkeit und Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für lehren seit Jahrzehnten in diesem Bereich. Zielstrebigkeit, mit der dieses Ziel angegan- Kultur und Wissenschaft des Landes Neu ist, dass sich alle Universitäten in gen wird.” Nordrhein-Westfalen (NRW), der offiziel- NRW gemeinsame standortübergreifende Auch Manfred Fischedick und Christiane le Auftakt für die Nachhaltigkeitsinitiati- Ziele setzen und mit Humboldtn eine Platt- Dusch stellten die Chancen für den For- ve Humboldtn – „Humboldt hoch n“ ge- form ins Leben gerufen haben, um Experti- schungsstandort NRW heraus und wie- sprochen – statt. Neben den Vordenkern sen und Kompetenzen zu bündeln und sen darauf hin, dass es für die Umset- der universitätsübergreifenden Initiative, langfristig für Wissenschaft und Gesell- zung von Nachhaltigkeitszielen kraftvol- Prof. Dr. Dr. hc. Lambert T. Koch (Vorsit- schaft verfügbar zu machen. Wir danken le Bündnisse bräuchte und mit zender der Landesrektorenkonferenz der an dieser Stelle ausdrücklich der Wissen- Humboldtn die Grundlagen für neue Per- Universitäten) und Prof. Dr. Holger schaftsministerin, ohne deren Unterstüt- spektiven in der Forschung und bei der Burckhart (Sprecher der Humboldtn-Ini- zung ein Start der Initiative in dieser Form Ausbildung wissenschaftlichen Nach- tiative), stellten sich auch Prof. Dr.-Ing. nicht möglich gewesen wäre.“ wuchses geschaffen würden. So fänden Manfred Fischedick, wissenschaftlicher NRW-Wissenschaftsministerin Pfeiffer- Studierende und Forschende in Nord- Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Poensgen unterstrich ihrerseits die Rele- rhein-Westfalen nicht nur hervorragende und Christiane Dusch (Generalsekretärin vanz des Themas Nachhaltigkeit und sagte: Forschungs- und Vernetzungsmöglich- der Nordrhein-Westfälischen Akademie „Mit Humboldtn kommen die Universitäten keiten, sondern auch konkrete Hand- der Wissenschaften und der Künste) als ihrer Verantwortung mit Blick auf das ge- lungsfelder und Wirkungsmöglichkeiten Kooperationspartner den Fragen der sellschaftliche Schlüsselthema Nachhaltig- mit Blick auf die Sustainable Develop- Journalist*innen.Unter dem Label Hum- keit nach. Mit dieser Initiative verpflichten ment Goals (SDGs) der UN sowie die na- boldtn haben sich sämtliche Universitä- sie sich dazu, ihre Nachhaltigkeitsaktivitä- tionalen Klimaziele wie beispielsweise ten des Landes zusammengeschlossen, ten auf Basis ihrer Expertise und Kompe- der Strukturwandel im Rheinischen Re- um ein landesweites Nachhaltigkeitskon- tenzen in der Nachhaltigkeitsforschung zu vier, stellte Manfred Fischedick heraus. zept gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen bündeln, zu intensivieren und in der weite- > mehr (NRW) zu entwickeln. Dabei kooperieren ren Hochschulentwicklung zu verankern. sie eng mit dem Wuppertal Institut als Dass der Bereich Nachhaltigkeit in der vor außeruniversitärem Partner und interna- Kurzem unterzeichneten Hochschulverein- tional renommierter Forschungseinrich- barung NRW 2026 als ein wesentliches tung im Bereich Nachhaltigkeit und Transformationsforschung, zum anderen mit der Nordrhein-Westfälischen Akade- mie der Wissenschaften und der Künste im Bereich Nachwuchsförderung. Als Im- pulsgeberin wird Humboldtn Generatio- nenverantwortung für Nachhaltigkeit und nachhaltiges Handeln in Forschung, Lehre, Administration und Infrastruktu- ren verankern. Für diese Handlungsfelder werden sich die Universitäten gemeinsame Nachhaltigkeitsziele mit messbaren In- dikatoren setzen. Eine entsprechende Rahmenerklärung wurde im Vorfeld der Auftaktveranstaltung von allen Universi- täten des Landes unterzeichnet. Lambert T. Koch und Holger Burckhart betonten: Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021 15
„ Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns. Um Bilder zu finden, die haften bleiben, Wie passen Humor und Wissenschaft zusammen? müssen die Werte des Gegenübers erkannt –––––––– werden.“ Dr. Eckart von Hirschhausen, deutscher Arzt, Fernsehmoderator, Angesichts der dringend erforderlichen Zauberkünstler, Kabarettist, Comedian und Schriftsteller Verstärkung von Maßnahmen für den Kli- maschutz, spielt die Vermittlung von Wis- sen in der heutigen Zeit eine zunehmend bedeutende Rolle. Mit diesem Thema be- die Relevanz für das eigene Leben deut- mitunter auch falsch interpretiert werden“, schäftigt sich auch Dr. Eckart von Hirsch- lich gemacht werden: „Wir müssen nicht sagt Fischedick. Die Notwendigkeit der hausen, der neben seinem medizinischen das Klima retten, sondern uns. Um Bilder Vermittlung von Botschaften überwiege Hintergrund das Kabarett für sich ent- zu finden, die haften bleiben, müssen die aber deutlich. Trotz der schleppenden deckt hat, um wichtige Themen in die Öf- Werte des Gegenübers erkannt werden.“ Maßnahmen-Umsetzung in Richtung Kli- fentlichkeit zu tragen. Außerdem ist er Wissenschaft ist oft trocken und komplex, maschutz sind sich alle drei einig Opti- Gründer der Stiftung „Gesunde Erde Ge- daher sei die Vereinfachung komplexer mismus und Zuversicht im Kampf gegen sunde Menschen“. Sachverhalte in der Kommunikation wis- den Klimawandel zu wahren. Wie muss Wissensvermittlung in der heuti- senschaftlicher Inhalte die „Königsdiszi- Alle Episoden des Podcasts Zukunftswis- gen Zeit gestaltet werden, um Menschen plin“ für Wissenschaftler*innen. Man müs- sen.fm sind kostenfrei auf Apple, Google zu erreichen, zu aktivieren und zum se also raus aus dem Elfenbeinturm und Podcasts, Spotify, Podcast.de sowie über Handeln zu motivieren? Christin Hasken besser erklären, warum Veränderungen die Website des Wuppertal Instituts zu betont, dass neue Wege der Wissen- notwendig sind und welcher Nutzen damit hören. Es wird spannend! Reinhören und schaftskommunikation gefunden werden verbunden ist, fügt Manfred Fischedick informiert bleiben: #ZukunftswissenFM müssen, die zukunftsorientiert und mo- hinzu. > mehr dern sind, um möglichst viele Menschen Die heutige Wissenschaftskommunika- zu erreichen. Hier könne Humor als wirk- tion ist so vielfältig wie nie zuvor. Chris- sames Mittel einen niederschwelligen Zu- tin Hasken betont, dass crossmedial und gang zu Wissen ermöglichen und helfen kreativ gearbeitet werden müsse, um neue Zielgruppen erschließen. Dr. Eckart unterschiedliche Zielgruppen zu errei- von Hirschhausen spannt den Bogen zur chen. Das Wuppertal Institut setze auf medizinischen Perspektive, denn die Kli- ein positives Framing und auf Emotionen, makrise sei die größte Gesundheitsgefähr- um Neugier und Begeisterung bei den dung der heutigen Zeit. Mithilfe von Me- Menschen zu wecken. „Hierbei müssen taphern und Analogien solle den Mens- wir auch das Risiko eingehen, dass nur Teil- chen die individuelle Betroffenheit und aspekte der Forschung herausgegriffen und Während der Podcast-Episode sprechen Christin Hasken und Dr. Tanja Busse mit Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick und Dr. Eckart von Hirschhausen (von links, oben nach unten), ob Humor dabei helfen kann, wie Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik sich erreichen und zum Handeln motivieren lässt. Quelle: Wuppertal Institut 16 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
Quelle: GettyImages Mit einer nachhaltigen Finanzstrategie die Zukunft stärken –––––––– Mitte Mai 2021 fand der vierte Beiräte- nachhaltiger Investitionen nicht nur zu Daneben bewertet das Wuppertal Insti- dialog 2021 der Wissenschaftsplattform deklarieren, sondern zu steigern, wäh- tut die Re-Finanzierung ökologischer Nachhaltigkeit (wpn) 2030 und Sustai- rend die öffentliche Hand diese Trans- Projekte in Nordrhein-Westfalen und nable Development Solutions Network formationsprozesse möglichst effektiv entwickelt auch Wirkungsmodelle für Germany (SDSN) statt. Die Vertreter*in- anstoßen und gestalten solle. Zudem soziale Anleihen. Weiterführende In- nen von insgesamt 21 Bei- und Sachver- wurde eine stärkere Verankerung von formationen dazu sind in den unten ständigenräten der Bundesregierung ökologischen und sozialen Dimensionen aufgeführten Links zu finden. tauschten sich virtuell zu den Chancen im Sustainable-Finance-Bereich gefor- > mehr und Herausforderungen des Transfor- dert. Diese dürften nicht nur als „Flan- mationshebels Finanzen für eine nach- kierung“ verstanden werden, sondern haltige Zukunftsgestaltung aus. Seitens müssten als eigenständiges Anliegen ver- des Wuppertal Instituts nahmen Prof. Dr. standen werden. Im Bereich sogenann- Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung ter ESG-Anlagekriterien müssten diese Nachhaltiges Produzieren und Konsu- Informationen aber entsprechend aufbe- mieren am Wuppertal Institut und Co- reitet werden, damit Investoren und Ver- Vorsitzende des wpn2030, sowie als braucher kompetente Entscheidungen Fachexperte Jens Teubler, Senior Re- treffen können. searcher im Forschungsbereich Produkt- Das Wuppertal Institut hat gemeinsam mit und Konsumsysteme aus der gleichen dem WWF Deutschland zum Thema Finan- Abteilung teil. Im Zentrum stand die Fra- zen kürzlich den Leitfaden „Nachhaltig- ge, wie der Hebel Finanzen eine nach- keitsfilter für öffentliche Mittel“ entwickelt. haltige Zukunft mitgestalten kann. Nun sind die Ergebnisse und Impulse zusam- mengefasst in dem Papier „Finanz. Macht. Zukunft.“ erschienen. Unter anderem fordern die beteiligten Beiräte eine Weiterentwicklung der EU- Taxonomie-Verordnung. Ziel müsse es sein, den Anteil realwirtschaftlicher, Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021 17
Ausgezeichnet: KORN-SCOUT ist Vorbild für nachhaltige Entwicklung Am 10. Dezember 2021 haben das Bundesminis- 29 Akteur*innen für ihr herausragendes Engage- terium für Bildung und Forschung (BMBF) und ment für Bildung für nachhaltige Entwicklung die Deutsche UNESCO-Kommission im neuen aus. Die 29 ausgezeichneten Initiativen erreichen UNESCO-Programm „BNE 2030“ die Nationale Menschen mit innovativen Bildungsangeboten, Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwick- Inhalten und Ideen und befähigen Lernende, ak- lung (BNE) vergeben. Andrea Ruyter-Petznek, tiv und verantwortungsvoll an der Gestaltung ei- Leiterin des Referats Bildung in Regionen; ner nachhaltigen Zukunft mitzuwirken. Bildung für nachhaltige Entwicklung im Bundes- ministerium für Bildung und Forschung, und der Das Projekt „KORN-SCOUT – Vom Getreidekorn Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kom- und seinen vielfältigen Verwendern – Kernkom- mission Dr. Roman Luckscheiter zeichneten petenzen für Nachhaltigkeit im Lebensmittel- handwerk stärken“ überzeugte die Jury durch ein beispielhaftes Engagement für BNE und ei- nen besonderen Einsatz für die Globalen Nach- haltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen. Das Wuppertal Institut war an vielen Lehr- und Lernmaterialien und den KORN-SCOUT-Ergebnissen beteiligt. „Besonders die vom Wuppertal Institut produ- zierten KORN-Interviewfilme mit Akteur*innen aus der Praxis – beispielsweise Konditorei oder Brauerei – bringen die Besonderheiten von nachhaltigem Handeln auf den Punkt“, sagt Prof. Dr. Melanie Speck, Senior Researcher im For- schungsbereich Produkt- und Konsumsysteme am Wuppertal Institut. > mehr Quelle: GettyImages „ Besonders die vom Wuppertal Institut produzierten KORN-Interview- filme mit Akteur*innen aus der Praxis – beispielsweise Konditorei oder Brauerei – bringen die Besonderheiten von nachhaltigem Handeln auf den Punkt.“ Prof. Dr. Melanie Speck, Senior Researcher im Forschungsbereich Produkt- und Konsumsysteme am Wuppertal Institut 18 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2021
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