Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute

Die Seite wird erstellt Hertha Gabriel
 
WEITER LESEN
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
Ausgabe 4 • 2020   61. Jahrgang   ISSN-Nr. 0945-6538
                           Zeitschrift für Forstleute, Forstpolitik und Wald
                                                             RUBRIK

                 BDFaktuell

        Wiederbewaldung
BDFaktuell   4 2020                                                      1
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
INHALT

                               Ausgabe 4 • 2020   61. Jahrgang   ISSN-Nr. 0945-6538
                               Zeitschrift für Forstleute, Forstpolitik und Wald
                                                                 RUBRIK               Titelthema
                                                                                      Deutschland forstet auf                                           4
                   BDFaktuell                                                         Experten gefragt: Gemeinsam für den Wald
                                                                                      Interview mit Prof. Dr. Fischer
                                                                                                                                                        6
                                                                                                                                                        7

                                                                                      Forstwirtschaft | Forstpolitik
                                                                                      Gewerkschaftstag auf der Kippe                                   12
                                                                                      Corona und das Arbeitsrecht                                      12
                                                                                      KWF-Tagung 2020                                                  13
                                                                                      Abgeschlossene Hochschulbildung                                  14

                                                                                      Aus den Ländern
                                                                                      BDF und Nationalpark Schwarzwald                                 17
                                                                                      Förderprogramm für Wälder in Bayern                              18
                                                                                      Umfrage zu KW-Betreuung                                          20
                                                                                      Treffen mit MdL Skutella (FDP)                                   21
            Wiederbewaldung
    BDFaktuell 4 2020                                                        1
                                                                                      Waldumbau in Brandenburg                                         22
                                                                                      Offener Brief zur Lage in Hessen                                 23
                                                                                      Tellower Gespräch mit Minister Backhaus                          25
Die Wiederbewaldung beschäftigt derzeit Fachleute und auch inter-
essierte Laien zuhauf. Je nach Situation sind Pflanzungen nötig. Aber                 HAWK: Neue Studentensprecherin                                   27
auch Saat und Naturverjüngung sind Optionen. Patentrezepte gibt es                    Uni Göttingen: Neuer Studentensprecher                           28
nicht und langes Abwarten scheidet eher aus. Auch Nadelholz – wie                     NRW-Personalratswahlen                                           28
hier die Tannensaat – wird beteiligt sein. Ohne die Fehler der Vergan-
genheit. Foto: Ingolf Profft, ThüringenForst                                          Nachruf auf Heribert Erdle                                       29
                                                                                      Trauer um Dieter Rupp                                            30
                                                                                      Jahreshauptversammlung in Argenthal                              32
                                                                                      Neuer Anwärterjahrgang beim Saarforst                            33
                                                                                      Arbeitskreis FUB in Bad Schandau                                 34
                                                                                      Neuer Wald in Schleswig-Holstein?                                35
                                                                                      Gemeinsam für den Wald                                           36
                                                                                      Hundeeinsatz bei der BImA                                        37

                                                                                      Personelles
                                                                                      Freud und Leid                                                   38

                                                                                      IMPRESSUM
                                                                                      Herausgeber: Bund Deutscher Forstleute (BDF), Geschäftsstelle,
                                                                                      Friedrichstraße 169, 10117 Berlin, Telefon (0 30) 65 700 102, Telefax
                                                                                      (0 30) 65 700 104, Info@bdf-online.de – Fachgewerkschaft für Forst-
                                                                                      beamte und -beschäftigte im dbb beamtenbund und tarifunion
                                                                                      Verantwortlicher Chefredakteur: Armin Ristau, Silberborner Straße 1,
                                                                                      37586 Dassel, Telefon (0 55 64) 91122 (p), bdf.aktuell@t-online.de
                                                                                      Stellvertreter: David Ris, Klosterstraße 36, 53340 Meckenheim,
                                                                                      Telefon (0151) 15 74 45 73 Gesamtherstellung und Vertrieb: Wilke
                                                                                      Mediengruppe GmbH, Hamm, ISSN-Nr.: 0945-6538 Bestellanschrift,
                                                                                      Anzeigen: Wilke Mediengruppe GmbH, Oberallener Weg 1, 59069
                                                                                      Hamm, Telefon (0 23 85) 4 62 90-0, Telefax (0 23 85) 7 78 49 89,
                                                                                      anzeigen@wilke-mediengruppe.de Bezugsbedingungen: BDF AKTU-
                                                                                      ELL erscheint monatlich. Bezugspreis monatlich 2,95 E zuzüglich
                                                                                      Porto + Verpackung, für BDF-Mitglieder im Beitrag eingeschlossen.

Spruch                                                                                Erscheinungsweise: zum 1. jedes Monats. Redaktionsschluss: am
                                                                                      1. des Vormonats bei der Redaktion. Bestellungen sind an den Verlag
                                                                                      zu richten. Landesredakteure: Marlene Schmitt (BaWü), Robert Nörr
                                                                                      (By), Ines von Keller (Br), Dr. Manfred Johann (He), Anton Schabl
                                                                                      (MV), Henning Ibold (Nds.), Ute Messerschmidt (NRW),
                                                                                      Thomas Bublitz (RLP), Philipp Klapper (Saar), Wanda Kramer (SN),

des Monats
                                                                                      Astrid Eichler (SN-A), Christian Rosenow (Sch-H), Jens Düring (Th),
                                                                                      Kathrin Müller-Rees (Bundesforst) Bildnachweise: S. 10: foresters4fu-
                                                                                      ture#

Wer A sagt, der muss nicht B sagen.
Er kann auch erkennen, dass A falsch war.                                                        Das Kennwort für den geschützten Internetzugang
                                                                                                 lautet im März: robinie Benutzername: bdf
                                                          Bertolt Brecht

2                                                                                                                                    BDFaktuell   4 2020
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
EDITORIAL

                                                                                                      Liebe
                                                                     Kolleginnen
                                                                    und Kollegen!

                                                         schäft ja sowieso kaum etwas zu erklären und ich
                                                         stelle mir schon länger die Frage, warum spielsüch-
Das Leben hält immer wieder Überraschungen für           tigen Schnöseln und rücksichtslosen Egomanen so
uns bereit. Seit Mitte März bestimmt die Coro-           viel Aufmerksamkeit geschenkt und Macht anver-
na-Pandemie unseren Alltag. Schulausfälle fordern        traut wird.
die Eltern unter uns in besonderer Weise. Ältere
und durch Vor- und Grunderkrankungen besonders           Aber wir müssen ja gar nicht mal so weit schauen.
gefährdete Menschen bedürfen besonderer Schutz-          Auch im Cluster Wald & Holz macht sich noch das
maßnahmen. Und wir alle als Gesellschaft eine ge-        ein oder andere Nachbeben des Neoliberalismus
lebte Solidarität. Letztere scheint oftmals leider et-   bemerkbar: Mit einer gewissen Genugtuung habe
was aus der Mode gekommen zu sein und wurde              ich deshalb zur Kenntnis genommen, dass das
lange von einigen Zeitgenossen eher als Begriff aus      Oberlandesgericht Hamm die Berufung der Klaus-
der Mottenkiste des Gemeinwesens höchstens mit           ner-Gruppe gegen das Land NRW hinsichtlich der
einem gewissen Lächeln zur Kenntnis genommen.            Holzlieferverträge im Zusammenhang mit den gi-
Für uns als Fachgewerkschaft handelt es sich dabei       gantischen Schadholzmassen durch den Orkan Ky-
jedoch um eine feste wertbestimmende Säule un-           rill vor über zehn Jahren zurückgewiesen hat. Nun
seres Selbstverständnisses. So bietet die Coro-          bleibt abzuwarten, wie die Justiz mit der weiteren
na-Krise – neben den sehr ernst zu nehmenden             Klage der „ Ausgleichsgesellschaft der Sägeindust-
Risiken – auch eine Chance für einen Moment des          rie“ umgehen wird, die gegen mehrere Bundeslän-
Nachdenkens: über unser Land, unsere Gesell-             der eine zivilrechtliche Klage im Zusammenhang
schaft, unser Gemeinwesen und unser Leben. Um            mit dem Kartellverfahren erhoben hat. Insgesamt
bestimmte Risikoabwägungen werden wir dabei              geht es dabei um Schadenersatzforderungen in
nicht herumkommen. Werden uns Amazon & Co                Höhe von über einer Milliarde Euro! Das sind mehr
wirklich dabei helfen können, diese Lebensphase          als die von Bund und Ländern zugesagten GAK-Mit-
einigermaßen komfortabel zu überstehen, oder ist         tel zur Bewältigung der Waldkrise. Mich macht das
das nicht doch eher der klassische stationäre Han-       ehrlich gesagt fassungslos und ich bleibe bei mei-
del in unseren Städten und Gemeinden? Wenn               ner nicht juristischen, sondern politischen Bewer-
man weiterhin nur das Ende der Lieferkette be-           tung: Dieses von Heuschreckenmentalität geprägte
trachtet, springt man wohl zu kurz. War und ist es       Verfahren wird einen gigantischen Kollateralscha-
sinnvoll, unser Gesundheitssystem nach betriebs-         den anrichten und bei der Bevölkerung und in den
wirtschaftlichen Zielen durchzustylen? Wer krank         Parlamenten auf kein Verständnis stoßen! Die
ist, ist eben kein „Kunde“, sondern zunächst ein-        Branche ist gut beraten, nicht in Juristen, sondern
fach nur krank und zu Recht besorgt um seine Exis-       in Forstleute und damit zukunftsfähige Wälder zu
tenz oder zumindest Unversehrtheit!                      investieren! M

Vielleicht ist es in Zukunft ja so, dass ein Nachhal-    Horrido!
tigkeitsrating für börsennotierte Unternehmen
mindestens so wichtig ist wie die heutige übliche
finanzielle Bonitätsbewertung durch die bekannten
Ratingagenturen. Dann müsste bei Krisen und dar-
aus notwendigen politischen Entscheidungen nicht         Ihr
immer ängstlich gefragt werden, was denn „der            Ulrich Dohle
DAX“ dazu sagt. Mit Rationalität ist beim Börsenge-

BDFaktuell   4 2020                                                                                            3
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
Deutschland forstet auf

    Der BDF hatte schon frühzeitig den Klimanotstand     notwendigen Waldumbau im gebotenen Tempo
    für den Wald ausgerufen und einen nationalen         umsetzen kann.
    Waldgipfel gefordert, um die Herausforderungen
    gemeinsam zu meistern. Bereits im Herbst letzten     Gemeinsam für den Wald
    Jahres hat der BDF die großflächigen Waldschäden
    vorausgesagt, die das zuständige Bundesministeri-    Die Öffentlichkeit nimmt (bzw. in Corona-Zeit-
    um nun vor Kurzem bestätigte. Nicht verborgen ge-    rechnung gesprochen nahm) sehr hohen Anteil an
    blieben ist auch die Personalnot, mit der man kaum   der Schädigung des Waldes, ist sichtlich betroffen
    die Waldkrise bewältigen, geschweige denn den        und auch zu außergewöhnlicher Hilfe bereit. Ne-

4                                                                                         BDFaktuell   4 2020
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
TITELTHEMA

                                                  Pflanzaktionen für die lokale Bevölkerung hinzu,
                                                  die organisiert sein wollen. Dabei geht es weit über
                                                  Pflanzenbestellung und Werkzeugbereitstellung hi-
                                                  naus. Anfragen müssen kanalisiert und beantwor-
                                                  tet, Flächen vorbereitet und die Freiwilligen ange-
                                                  leitet werden.

                                                  Viele Forstverwaltungen können Pflanzaktionen
                                                  selbst organisieren oder wollen sich das Heft des
                                                  Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen, ob-
                                                  wohl womöglich Forstamtsbesatzungen mehr als
                                                  dünn besetzt sind.

                                                  Andere Waldeigentümer sind dankbar für jede Hil-
                                                  fe, weil sie kein eigenes Personal haben oder die
                                                  Mittel vorne und hinten nicht reichen.

                                                  Online-Plattform gegründet
                                                  Eine kleine Gruppe von Klimaschutzenthusiasten
                                                  wollte endlich auch selbst etwas tun. Nicht nur
                                                  pflanzen. Mit ausreichend eigenem Know-how und
                                                  einem guten Netzwerk ausgestattet, haben sie kur-
                                                  zerhand im Rahmen einer gemeinnützigen Gesell-
                                                  schaft eine Online-Plattform gegründet, program-
                                                  miert und etabliert, die Pflanzwillige mit
                                                  FlächeneigentümerInnen oder -verwalterInnen zu-
                                                  sammenbringt. Uneigennützig und kostenfrei. Mit
                                                  dem Ziel, dem Fachkräftemangel ein Stück weit das
                                                  Wasser abzugraben. Das klappt natürlich nur in be-
                                                  schränktem Maße. Aber viele Flächenanbieter sind
                                                  durchaus dankbar. Und die Freiwilligen ohnehin,
                                                  die schlicht etwas Gutes tun wollen.

                                                  Auf der Plattform www.deutschland-forstet-auf.de
                                                  können Forstleute und Waldbesitzende (öffentlich
                                                  und privat) Flächen und Pflanztermine einstellen.
                                                  Freiwillige Helfer können sich über die eingestell-
                                                  ten Aktionstage in ihrer Nähe informieren und sich
                                                  über die Plattform zum Aufforsten anmelden. Part-
ben Spenden für Bäume ist es aber vor allem die   ner sind der BDF und die SDW; weitere Kooperatio-
Bereitschaft, selbst mit anzupacken, die beein-   nen bestehen mit den Waldeigentümern.
druckt. Nahezu alle Forstleute kennen Menschen,
die mithelfen wollen, den Wald wiederherzustel-   Seit dem Start der Seite im Januar 2020 bis zum Re-
len.                                              daktionsschluss wurden 35 Aktionstage und -flä-
                                                  chen eingestellt, 30.000 Bäume gepflanzt. Weitere
Neben den Aufräumarbeiten im Wald, der Bekämp-    werden folgen – auch wenn Corona gerade eine
fung von Borkenkäfern und notwendigen Verkehrs-   Pause verordnet. Die Öffentlichkeitsarbeit der
sicherungsmaßnahmen kamen nun auch noch           sechs GesellschafterInnen – allesamt Freunde und

BDFaktuell   4 2020                                                                                      5
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
Andere Player der Öffentlichkeitsarbeit für den
                                                                                   Wald wittern bereits Konkurrenz – zumindest was
                                                                                   die Aufmerksamkeit angeht – und rufen zum Boy-
                                                                                   kott auf. Eine sehr eigentümliche Aktion, da sich
                                                                                   hier Freiwillige auf einer gemeinnützigen Plattform
                                                                                   treffen, um Gutes zu tun – dem Wald helfen.

                                                                                   Die Macher lassen sich aber zum Glück nicht be-
                                                                                   eindrucken, machen weiter, betonen den Willen,
                                                                                   ein Stück weit die (Misch-)Wälder von morgen zu
                                                                                   pflanzen und zu helfen, den Wald zu erhalten.
                                                                                   Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

                                                                                   Das zollt Respekt und verdient weiter Unterstüt-
                                                                                   zung.

                                                                                   Interessierte können sich entweder bei „Deutsch-
                                                                                   land forstet auf“ (info@deutschland-forstet-auf.de)
                                                                                   informieren oder direkt auf der Website www.
                                                                                   deutschland-forstet-auf.de anmelden. M
    Freiwillige pflanzen
auf einer Fläche in Bad    Familie – ist durchaus erfolgreich. Zahlreiche regi-                                             Jens Düring
  Arolsen - organisiert
                           onale und überregionale Veröffentlichungen ma-
   durch die Plattform
  „Deutschland forstet     chen die Plattform zunehmend bekannter und
                    auf”   nehmen vielleicht auch einigen Bedenkenträgern
                           die Berührungsängste.

           Experten gefragt I                                                      Gibt es einen Mittelweg oder gilt – wie immer – dem
                                                                                   Gesetz des Örtlichen folgend: Es ist vom Standort ab-
                                                                                   hängig? Kann man zumindest einen groben Fahrplan
                                                                                   oder eine Richtschnur angeben?

                                                                                   Die Begründung eines neuen Bestandes ist eines
                                                                                   der komplexesten waldbaulichen Entscheidungs-
                                                                                   probleme im Forstbetrieb. Der natürliche Standort,
                                                                                   der wirtschaftliche Standort, der Vorbestand – alles
                                                                                   wichtige Einflussgrößen für die Entscheidung. Es ist
                                                                                   bekannt, dass sich die Flächen in vielen Fällen „na-
                                                                                   türlich“ wiederbewalden. Es ist aber auch bekannt,
                                                                                   dass sich dann dort, wo vorher Fichte war, mit gro-
                                                                                   ßer Wahrscheinlichkeit ohne menschliches Zutun
                                                                                   auch wieder Fichte über Naturverjüngung durch-
 Prof. Dr. Sven Wagner                                                             setzt. Will das der Forstbetrieb? Ich gehe einmal
 – Waldbauprofessor in                                                             davon aus, dass Fichte in vielen Fällen nicht mehr
Tharandt (TU Dresden)
                                                                                   die Baumart der Wahl darstellt. Fichtenbeteiligung
                           Nach den Schäden der beiden letzten Dürrejahre war      vielleicht in Maßen.
                           die Devise der Politik „Zunächst aufräumen und dann
                           wiederaufforsten“. Andere meinen, es wäre besser, den   Ein „Fahrplan“ für die Flächen könnte so aussehen,
                           Wald erst mal in Ruhe zu lassen, die Natur könne sich   dass entweder
                           selbst am besten helfen.                                M im günstigsten Fall die Naturverjüngung aus Vor-
                                                                                     verjüngung und neuem Anflug einfach übernom-
                           Nun sind viele Flächen geräumt, saniert oder zumin-       men werden kann oder
                           dest verkehrsgesichert. Frühjahrspflanzungen finden     M zunächst der Naturverjüngung von Pionierbaum-
                           bzw. fanden statt, die Herbstpflanzungen werden ge-       arten (Birken, Weiden, Vogelbeeren, Aspen) et-
                           plant.                                                    was Zeit und Raum gegeben wird, um dann

           6                                                                                                          BDFaktuell   4 2020
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
TITELTHEMA

  schattenertragende Schlusswaldbaumarten (Bu-          Sind andere Herkünfte ein probates Mittel oder muss
  che, Weißtanne) in diese Vorwälder zu pflanzen,       auch an Züchtung gedacht werden?
  oder
M Intermediärbaumarten (Eichen, Douglasie) auf          Bisher haben sich die Experten der Forstgenetik in
  die Freiflächen gebracht werden und anfliegende       Deutschland nicht zu neuen Herkunftsempfehlun-
  Pionierbaumarten einige Jahre zumindest tole-         gen durchgerungen. Sehr wohl wird aber seitens
  riert werden.                                         der Sektion Forstgenetik/Forstpflanzenzüchtung im
                                                        DVFFA betont, dass der Pflanzung und der Saat un-
Die Entscheidung für die eine oder andere Variante      ter Verwendung von hochwertigem, herkunftsgesi-
– ggf. auch für Kompromisse aus allen drei Varian-      chertem und klimaangepasstem Vermehrungsgut
ten auf Teilflächen – muss vor Ort gefällt werden       auf einem großen Teil der Fläche ein hoher Stellen-
und kann überhaupt nur sinnvoll nach fachkundi-         wert beigemessen werden könne. Inwieweit auch
gem Flächenbegang erfolgen; dabei sollten auf           Züchtungsergebnisse bereits für die Praxis tauglich
Stichprobenkreisen Erhebungen zur bereits vor-          vorliegen, entzieht sich meiner Kenntnis. „Fragen
handenen Verjüngung erfolgen. Dieses flächenspe-        Sie Ihren regionalen Berater für forstliches Vermeh-
zifische Vorgehen – und nicht die eine Pauschallö-      rungsgut“ ist hier mein Ratschlag.
sung für alle Flächen – kann naturnah und
kostengünstig sein.                                     Welche Folgerungen müssen für den bisherigen und
                                                        künftigen Waldumbau gezogen werden?
Sollen völlig neue Baumarten ausprobiert oder
zunächst die bewährten (heimischen) Baumarten an        Der Waldumbau hat seit den 1980er-Jahren wirklich
den richtigen Standorten weiter beobachtet werden?      schon vieles in die richtige Richtung verändert.
                                                        Nun kommt es darauf an, hier nicht nachzulassen
Wenn in Zeiten von (klimatischer) Unsicherheit ei-      und die Umbauflächen – die neuen Kalamitätsflä-
nes sicher ist, dann, dass Vielfalt uns am besten vor   chen sind auch Umbauflächen – konsequent auch
neuen Fehlschlägen schützen wird. Ich kann mich         auf den Klimawandel hin auszurichten. Das würde
zu einem ausschließlich auf „standortsheimischen“       bedeuten, dass die Flächen noch vielfältiger gestal-
Baumarten gestützten Waldbau in diesen Zeiten           tet werden. Bisher waren „gemischt“, „standortsge-
nicht entschließen, sondern sehe auch die Not-          recht“ und ggf. „naturnah“ die entscheidenden
wendigkeit für Experimente. Das bedeutet aber           Schlagworte. Dazu muss jetzt noch die Mischung
auch, dass keine Baumart mehr vollflächig in Rein-      ökologisch verschiedener Baumarten treten. Also
beständen nachgezogen werden sollte, um die Risi-       Schlusswald-, Intermediär- und Pionierarten. Da-
ken bestmöglich zu streuen – also auch nicht die        mit sind nicht einzelbaumweise Buntmischungen
Douglasie oder die Küstentanne im Reinbestand.          gemeint, sondern eher gruppen- bis horstweise Mi-
                                                        schungen und eben die Beimischung (i. S. von ge-
                                                        ringen Anteilen) der Pionierbaumarten. M

                                                Experten gefragt II
Im Kontext der Wiederbewaldung nach den Dürreschä-
den der Jahre 2018 und 2019 sowie nachfolgenden Bor-
kenkäferschäden geht es auch um Fragen nach der
Wahl der richtigen Baumarten. Die Fichte ist häufig
nicht standortgerecht, aber auch andere Baumarten
haben zunehmend Probleme. Ist das Konzept der pnV
oder davon ausgehend der natürlichen Waldgesell-
schaften unter der Wirkung des Klimawandels noch
zukunftsfähig?

Zunächst muss klar sein: Das Konzept der pnV ist
ein Handwerkszeug, um zusammenfassende Infor-
mationen über diejenigen Umweltbedingungen –
Standortfaktoren – zu generieren, die für das
Wachstum der Pflanzen (also gerade auch der Bäu-                                                               Prof. Dr. Anton Fischer,
                                                                                                               Professor für
me) wesentlich sind. Derartige Informationen
                                                                                                               Geobotanik in Freising
braucht der Landnutzer, egal ob in der Land- oder                                                              (TU München)
Forstwirtschaft, allemal. Insofern ist das pnV-Kon-

BDFaktuell   4 2020                                                                                                      7
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
ortfaktor. Damit stimmen die vielen pnV-Karten,
                                                                               die in ganz Europa in den zurückliegenden mehr
                                                                               als fünf Jahrzehnten in den verschiedensten Maß-
                                                                               stäben erstellt worden sind, nicht mehr ganz. Aber
                                                                               das Konzept der pnV funktioniert immer noch! Es
                                                                               muss aber angepasst und weiterentwickelt werden!
                                                                               Das Konzept „ Auto“ wird ja auch nicht grundsätz-
                                                                               lich verworfen, wenn man die Notwendigkeit sieht,
                                                                               ein Sicherheitssystem, z. B. Sicherheitsgurte und
                                                                               Airbags, einzubauen.

                                                                               Gibt es unter der Modellierung des Klimawandels be-
                                                                               reits Übersichten zur Veränderung der pnV und der
                                                                               Waldgesellschaften? Sind diese geeignet für die Ablei-
                                                                               tung von Anbauempfehlungen für Baumarten?

                                                                               Meine eigene Arbeitsgruppe hat das Konzept der
                                                                               pnV in den letzten Jahren in dieser Richtung weiter-
                                                                               entwickelt. Bisher wurde die Verknüpfung „Waldge-
                                                                               sellschaft/Standort“ gutachterlich durch Kenner
                                                                               sowohl der Vegetation als auch des Standorts
                                                                               durchgeführt, und die Karten wurden auf Papier
                                                                               gedruckt (daran habe ich als junger Wissenschaft-
                                                                               ler selbst mitgearbeitet). Auf der Basis solcher Kar-
     Schon Hans Carl
   von Carlowitz hat
                                                                               ten kann man aber keine pnV unter möglichen zu-
über neue Baumarten                                                            künftigen Umweltsituationen ableiten. Deshalb
        nachgedacht                                                            haben wir die Beziehung mit mathematischen Al-
                                                                               gorithmen beschrieben, man nennt das heute
                       zept „zeitlos“. Um es nochmals zu sagen: Das Kon-       „modellieren“. Jetzt kann man einen interessant
                       zept der potenziellen natürlichen Vegetation ist ein    erscheinenden Standortfaktor ändern – und erhält
                       Standortkonzept! Die „Vegetation“ im Begriff ist        eine pnV-Karte unter den bisherigen Rahmenbe-
                       lediglich das Etikett für eine spezielle Standortfak-   dingungen, aber eben mit dem einen geänderten
                       toren-Konstellation. Hat man an einer bestimmten        Standortfaktor, z. B. mit einer erhöhten Tempera-
                       Stelle in der Landschaft die pnV – also den Standort    tur. Wir haben das für Bayern getan mit einer Auf-
                       in der kompakten Form des Namens einer Pflanzen-        lösung von 50 m x 50 m. Die Ergebnisse sind er-
                       gesellschaft – entweder selbst bestimmt oder einer      schreckend: Bei einem Grad Temperaturerhöhung
                       Karte bzw. einem Informationssystem entnom-             bleiben zwar noch alle pnV- gleich Standorteinhei-
                       men, dann hat man die bestmögliche und gleich-          ten in Bayern erhalten, aber es stellt sich ein neues
                       zeitig knappe Wissensbasis für die Planung einer        Verteilungsmuster ein. Das bedeutet in vielen Fäl-
                       standortgerechten Nutzung.                              len: Stand ein Baum, als er sich selbst etablierte
                                                                               oder als er gepflanzt wurde, standörtlich „richtig“,
                       Das alles geht zunächst einmal davon aus, dass sich     so mag er in der Mitte seiner Lebensspanne bereits
                       der Standort nicht ändert. Jeder weiß aber, dass        „falsch“ stehen – da sich die Standortsituation ver-
                       sich die Umwelt immer schon geändert hat, und           ändert hat. Eine große Herausforderung für die
                       das wird sie auch zukünftig tun. Allerdings geht das    Forstwirtschaft! Aber immerhin: Mit dem Hand-
                       in der Regel so langsam vonstatten, dass bisher in      werkszeug der „zukünftigen pnV“ lässt sich sehr gut
                       der Spanne eines Menschenlebens oder zumindest          einschätzen, welche Baumart denn standortge-
                       in der Spanne eines Berufslebens gerichtete Ände-       recht wäre, wenn ein bestimmtes Szenario eintre-
                       rungen der Umwelt kaum wahrnehmbar waren.               ten würde. Ob es in dieser Form eintreten wird,
                       Natürlich gab es immer Schwankungen von Jahr zu         wissen wir nicht, und noch viel weniger, wann das
                       Jahr, auch einmal über einige Jahre hinweg, z. B.       ggf. der Fall sein wird. Aber eine Orientierung, wie
                       nach einem großen Vulkanausbruch, aber mittel-          sich denn die Umwelt an der Pflanzstelle des jun-
                       fristig schien alles zu bleiben, wie es „immer“ war.    gen Baumes mit gewisser Wahrscheinlichkeit ent-
                       Das hat sich grundlegend geändert! In den letzten       wickeln könnte, haben wir damit. Konkret: Bei der
                       30 Jahren verzeichnen wir in Deutschland einen          Begründung eines neuen Baumbestandes sollten
                       Temperaturanstieg um etwa 1 Grad. Zum Vergleich:        wir nicht die „bisherige“ Standortsituation berück-
                       Der Unterschied der globalen Temperatur der Eis-        sichtigen, sondern die plausiblerweise in einigen
                       zeit und der anschließenden Warmzeit betrug nur         Jahrzehnten gültige, eben die „zukünftige“.
                       gut vier Grad. Das eine Grad in drei Jahrzehnten ist
                       also sehr viel. Temperatur ist ein wichtiger Stand-

        8                                                                                                          BDFaktuell   4 2020
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
TITELTHEMA

Was halten Sie in diesem Zusammenhang von der For-        Weizen und Mais, sehr viel länger. Zehnjährige
derung des Anbaus nicht heimischer neuer Baumar-          Bäume sagen auch ggf. nichts darüber aus, wie sich
ten?                                                      achtzigjährige Bäume gleicher Art und Population
                                                          verhalten werden. Wissenschaftliche Grundlagen-
Wenn es, zusätzlich zu dem etwa einen Grad Tem-           arbeit hierzu ist also dringend und sofort notwen-
peraturerhöhung (in Bayern) der letzten drei Jahr-        dig. Denn das Problem ist: Der Klimawandel läuft
zehnte, noch ein weiteres Grad wärmer wird oder           derzeit schneller als das Wachstum der Bäume!
zwei, dann liegt es nahe, auch über nicht heimi-
sche Baumarten nachzudenken. Allerdings ist ein           Was ist Ihre Empfehlung für die Forstleute von heute
biologischer Aspekt dabei sehr stark zu gewichten:        und den Wald von morgen?
Nicht heimische Baumarten sind in anderen Land-
schaften entstanden und haben sich dort ange-             Zunächst einmal: nicht weiter auf die Fichte als
passt, nicht bei uns. Das bedeutet: Sie waren ande-       Hauptbaumart setzen. Sicher wird sie in den nächs-
ren Mikroben-, Pilz- und Insekten-Umwelten                ten Jahrzehnten nicht überall durch Borkenkäfer-
ausgesetzt – und haben sich in diesem Umfeld be-          befall als Nutzbaumart verschwinden, aber: je wär-
hauptet. Möglicherweise werden sie deshalb in der         mer, desto weniger Fichte! Immerhin ist die Fichte
neuen Umgebung Opfer von derartigen Schädlin-             ja eine boreale Baumart und damit im Klimawan-
gen, denen sie dann ggf. ungeschützt ausgeliefert         del besonders exponiert. Stattdessen auf heimi-
sind. Das ist ein Risiko, dessen Größe einfach nicht      sche Baumarten setzen, die an Trockenheit besser
abschätzbar ist. Deshalb plädiere ich dafür: erst         angepasst sind. Dabei ist wichtig: Risikostreuung!
mal „sanftere“ Methoden versuchen.                        Also auf ein breites Spektrum von Baumarten set-
                                                          zen statt auf nur ein oder zwei; fällt eine Baumart
Sind andere Herkünfte bewährter heimischer Baumar-        aus, hat man noch ein, zwei oder drei andere. Da-
ten die bessere Lösung?                                   bei aber nicht alles Mögliche zusammen pflanzen,
                                                          sondern nur das, was, wie ich eben schon sagte,
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sich          wissenschaftlich getestet und als zielführend be-
den laufenden Umweltänderungen forstlich anzu-            funden worden ist. Gerade unkontrolliertes Pflan-
passen. Andere Herkünfte der bisher heimischen            zen nicht heimischer Baumarten erhöht nur das
Baumarten zu nutzen ist eine davon. Die Buche be-         Befallsrisiko; eine übergeordnete Lehre bezüglich
setzt in Europa ein relativ weites Temperaturspekt-       der Tauglichkeit lässt sich aus Einzelpflanzungen
rum – da kann man an wärmeren/trockeneren Or-             nie ziehen.
ten sicher Populationen finden, die an unser
zukünftiges Klima besser angepasst sind. Die Eig-         Und schließlich empfehle ich, sich genau über die
nung dieser Populationen hinsichtlich Zuwachs             im eigenen Wirkungsbereich zu erwartenden Än-
und Holzqualität ist vorab aber intensiv zu untersu-      derungen des Regionalklimas in der Zeitspanne des
chen! Gleichzeitig sollte auch bei uns die Verwen-        geplanten Hiebsalters der neu zu begründenden
dung trockenheitstoleranterer, bisher wenig ge-           Bestände zu informieren. Einfach zu sagen: „Weiter
nutzter Baumarten getestet und forciert werden,           wie bisher; es hat immer schon irgendwie gepasst“,
z. B. Mehlbeere, Elsbeere, Feld-Ahorn. Wenn auch          ist eine Option, aber wahrscheinlich die schlech-
das nicht mehr reicht, kämen „Schwester-Arten“            teste. M
unserer bisher heimischen Baumarten infrage wie
die Orient-Buche – aber hier setzt bereits das vor-            Die Fragen stellte an beide Experten Jens Düring.
her genannte Problem der getrennten Entwick-
lungsgeschichte in unterschiedlichen Räumen ein.
Erst danach, sozusagen als letzte Option, sollte
man sich ganz anderen Arten zuwenden. Und so
ganz neu ist dieser Gedanke ja auch wieder nicht;
schon der „gute alte Carlowitz“ hat vor über 300
Jahren ausführlich über die Libanon-Zeder nachge-
dacht, wenn auch nicht unter dem Gesichtspunkt
des Klimawandels. Allerdings sollte man mit der                 Besuchen Sie uns auch
Prüfung von Stufe 2 nicht warten, bis sich ggf. her-
ausgestellt hat, dass Stufe 1 zu wenig ist. Alle Optio-
nen sollten bereits jetzt konkret untersucht wer-               im Internet unter
den. Und das dauert bei Bäumen, im Gegensatz zu

                                                                www.bdf-online.de

BDFaktuell   4 2020                                                                                                9
Aktuell BDFBDF - Bund Deutscher Forstleute
Waldschutz = Klimaschutz                                                     Prozent Personalabbau in 30 Jahren!) zu suchen. Aber
                                                                                       angesichts der Betroffenheit von nahezu allen Baum-
                                                                                       arten und allen Arten von Wäldern (ungenutzten
                                                                                       und normal bewirtschafteten) liegt die Hauptursa-
                                                                                       che im menschengemachten Klimawandel.

                                                                                       Klimaanpassung ist eine Art, damit umzugehen. Das
                                                                                       ist auch notwendig, weil niemand die Klimaerwär-
                                                                                       mung und weitere damit einhergehende Folgen ganz
                                                                                       aufhalten kann. Klimaschutz jedoch ist notwendiger
                                                                                       denn je. Nur wenn es gelingt, die Klimaerwärmung
                                                                                       weltweit auf 1,5 Grad (Durchschnittstemperatur) zu
                                                                                       begrenzen, sind die Folgen noch beherrschbar. Alles,
                                                                                       was darüber hinausgeht, verursacht schließlich Kipp-
                                                                                       effekte, die unumkehrbar sind und Katastrophen für
                                                                                       die ganze Menschheit bedeuten.

                                                                                       Beim Klimaschutz ist auch jede und jeder Einzelne
                                                                                       gefragt, Politik und Wirtschaft sowieso. Auch die
                                                                                       Forstwirtschaft. Auch bei deren Ausrichtung ist hin-
                                                                                       sichtlich der Klimafreundlichkeit oder gar – neutrali-
                                                                                       tät noch ganz viel Luft nach oben.

                                                                                       Mit der Klimaschutzbewegung weltweit, die mittler-
                                                                                       weile nicht nur die Jugend mobilisiert, sondern auch
                                                                                       deren Eltern, WissenschaftlerInnen, UnternehmerIn-
                                                                                       nen oder KünstlerInnen, haben sich seit einiger Zeit
                                                                                       auch Forstleute aufgemacht, auf den bitter notwen-
                                                                                       digen Klimaschutz hinzuweisen. Mit der ganzen Ex-
 In vielen Städten sind
Foresters4Future aktiv                                                                 pertise von Menschen, die bereits tagtäglich mit den
                                                                                       Folgen umgehen müssen und deren Denken und
                          Forstleute und Waldbesitzende wissen im Moment               Handeln besonders langfristig angelegt sind. Fores-
                          sehr gut, welche gravierenden Auswirkungen der Kli-          ters4Future oder Foresters for Future – also Forstleu-
                          mawandel für die Gesellschaft haben kann. Der Kli-           te für die Zukunft – haben zunächst in Deutschland
                          mawandel ist kein abstraktes Phänomen mehr, über             begonnen, aus ihrer Zunft heraus für Klimaschutz
                          das sich trefflich streiten lässt. Seit zwei Jahren arbei-   einzutreten. Auf der Homepage www.foresters4fu-
                          ten die Forstleute im Krisenmodus, weil Hitze und            ture.com ist eine Resolution zu finden, die bereits
                          Trockenheit den Wäldern eine außergewöhnliche                Hunderte UnterzeichnerInnen weltweit gefunden
                          Dürre beschert hat. Allen Experten zufolge sind dies         hat. In vielen Bundesländern gibt es Ländergruppen,
                          die Folgen des Klimawandels und künftig eher der             die Aktionen vor Ort unterstützen und bei Protesten
                          Normalzustand. Der Wald wird also weiter leiden.             dabei sind. Der freie Zusammenschluss von Forstleu-
                                                                                       ten und Waldbesitzenden unterstützt auch die „Fri-
                          Nun kann man einerseits die Schäden aufarbeiten              days for Future”-Bewegung. An vielen Stellen ist man
                          und beseitigen, das Forstschutzproblem angehen               gut vernetzt und betreibt auch Öffentlichkeitsarbeit
                          und die Bestände umbauen. Dann hat man die Sym-              für die Forstwirtschaft. Dies ist umso wichtiger, da
                          ptome bekämpft und vielleicht kurzfristig Linderung          durch die Vernetzung Gruppen erreicht werden, die
                          verschafft. Das hat aber weder mit ganzheitlicher            sonst eher kritisch einer Waldnutzung gegenüberste-
                          Nachhaltigkeit zu tun – der man sich im Wald ganz            hen.
                          besonders verschrieben hat. So machen viele zumin-
                          dest glauben. Noch ist es im Sinne der Ursachenbe-           Mitmachen ist erwünscht und weiter wichtig: „ Als ob
                          kämpfung wirklich zielführend.                               das Coronavirus grassiert …“

                          Sicher sind die gravierenden Auswirkungen der Schä-          Denn Klimaschutz ist immer auch gleichbedeutend
                          den im Wald auch in der Art und Weise der Waldbe-            mit Waldschutz! M
                          wirtschaftung der Vergangenheit (Baumartenzusam-
                          mensetzung!) und dem in knappen Personal (60                                                           Jens Düring

          10                                                                                                               BDFaktuell   4 2020
TITELTHEMA

Regel 1:
Jäger sind Snobs.
                                                                                                                                        Regel 2:
                                                                                                                                        Aber nur im Prospekt.

Der neue Subaru Forester e-BOXER Hybrid.
Bringt euch dahin, wo ihr noch nie wart.
Der neue Subaru Forester e-BOXER Hybrid kann jeder Fährte folgen –                                                  Serienmäßig erhältlich:
dank permanentem symmetrischem Allradantrieb mit X-Mode sowie                                                       • Fahrerassistenzsystem EyeSight**
Berg-Ab-/Anfahrhilfe. Und die Kombination aus neu konzipiertem                                                      • Fahrer-Erkennungssystem mit
SUBARU BOXER- und Elektro-Motor sorgt für noch mehr Effizienz.                                                         Müdigkeits- und Aufmerksamkeitswarner**
                                                                                                                    • Hinteres Notbremssystem
                                                                                                                      mit Kollisionswarner**
  Attraktive Rabatte für die Mitglieder
                                                                                                                    • Automatisches Notrufsystem eCall
  des Bundes deutscher Forstleute.
                                                                                                                    • Hohe Bodenfreiheit von 220 mm

Besuchen Sie uns und vereinbaren Sie einen Probefahrttermin bei einem unserer teilnehmenden Händler:

29646 Bispingen                            61169 Friedberg                            73271 Holzmaden                            87527 Sonthofen
Autohaus Buchholz¹                         Subaru Allrad Auto GmbH¹                   Auto-Scheidt²                              Autohaus Eimansberger GmbH¹
Tel.: 05194-7099                           Tel.: 06031-71780                          Tel.: 07023-6481                           Tel.: 08321-780780
Seestr. 39                                 Emil-Frey-Str. 6                           Bahnhofstr. 30                             An der Eisenschmelze 20
verkauf@autobuchholz.de                    saa@subaru.de                              info@auto-scheidt.com                      autohaus.eimansberger@eimansberger.de
www.autobuchholz.de                        www.subaru.de/allradauto

54294 Trier                                68723 Schwetzingen                         79312 EM-Kollmarsreute
Allrad Daewel¹                             Auto Ullrich GmbH²                         Ortlieb & Schuler¹
Tel.: 0651-86362                           Tel.: 06202-51570                          Tel.: 07641-460340                         Den genauen Preis erfahren
Gottbillstr. 44                            Robert-Bosch-Str. 8                        Hauptstr. 72 a                             Sie bei Ihrem teilnehmenden
info@allrad-daewel.de                      info@auto-ullrich.de                       info@ortlieb-schuler.de                    Subaru Partner vor Ort.

Abbildung enthält Sonderausstattung. *5 Jahre Vollgarantie bis 160.000 km. Optionale 3 Jahre Anschlussgarantie bis 200.000 km bei teilnehmenden Subaru Partnern erhältlich. Die gesetzlichen
Rechte des Käufers bleiben daneben uneingeschränkt bestehen. ** Die Funktionsfähigkeit des Systems hängt von vielen Faktoren ab. Details entnehmen Sie bitte unseren entsprechenden Informa-
tionsunterlagen. ¹Subaru Vertragshändler. ²Autorisierte Vermittler von Subaru Neufahrzeugen.
   BDFaktuell 4 2020                                                                                                                                                          11
Weltgrößter Allrad-PKW-Hersteller                                                                                                               www.subaru.de
Auf der                   Kippe
Deutscher Forst-Gewerkschaftstag 2020
        Vom 25. bis 28.04.2020 ist in der Hansestadt            den. Der BDF-Bundesverband ist mit den zuständi-
        Rostock die Durchführung des Deutschen Forst-Ge-        gen Gesundheitsbehörden in engem Kontakt. Auch
        werkschaftstages geplant. Das höchste Beschluss-        wir wollen nicht, dass Mitglieder in ihrer Gesund-
        gremium des BDF soll dort die verbandspolitischen       heit gefährdet sind, und tragen deshalb selbstver-
        Weichen für die kommenden vier Jahre stellen. Alle      ständlich alle Maßnahmen mit, die für eine Abfla-
        Vorbereitungen dafür sowie für das spannende            chung des Pandemieverlaufs sorgen und damit das
        forstpolitische und fachliche Begleitprogramm sind      Gesundheitssystem nicht überlasten.
        getroffen.
                                                                Die BDF-Bundesleitung erwartet nach Auswertung
        Allerdings macht die Corona-Pandemie auch vor           der Lage, dass die Allgemeinverfügung auch Ende
        uns Forstleuten leider nicht halt: Am 15.03.2020 hat    April noch wirksam sein wird und der Deutsche
        die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern              Forst-Gewerkschaftstag mit sehr hoher Wahr-
        eine Allgemeinverfügung mit zehn Maßnahmen              scheinlichkeit zum vorgesehenen Termin leider
        gegen die Corona-Ausbreitung beschlossen. Darin         ausfallen wird und auf einen späteren Zeitpunkt
        heißt es, dass Veranstaltungen mit mehr als 50 Teil-    verschoben werden muss. Die Bundesgeschäfts-
        nehmenden bis auf Weiteres untersagt sind.              stelle wird die Delegierten und Gäste zeitnah auf
        Ob diese Allgemeinverfügung auch am letzten Ap-         dem Laufenden halten. Unsere Mitglieder bitten
        rilwochenende noch Gültigkeit haben wird, ist der-      wir, die aktuelle Lage über unsere Homepage zu
        zeit nicht absehbar und wird sich erst weit nach        verfolgen. M
        dem Redaktionsschluss dieser Ausgabe entschei-

Corona und das Arbeitsrecht
                     Das Coronavirus ist das bestimmende        Allerdings hat auch der Arbeitgeber eine Fürsorge-
                       Thema in unserem Land, in den Me-        pflicht im Hinblick auf seine Beschäftigten, die ihn
                          dien und bei den Menschen, also       verpflichten kann, Maßnahmen zu deren Schutz
                            auch bei unseren Kolleginnen        umzusetzen. Diese können gegebenenfalls auch
                             und Kollegen. Keine Zeitung,       von Betriebs- und Personalräten eingefordert wer-
                             die nicht an herausgehobener       den, die entsprechende Vorschläge unterbreiten
                             Stelle über die Entwicklung in     können. Im Extremfall kann der Arbeitgeber zum
                             Deutschland und der jeweiligen     Beispiel auch eine Betriebsschließung anordnen,
                           Region berichtet und den Lese-       allerdings bleibt dann der Entgeltanspruch der Be-
                         rinnen und Lesern Ratschläge er-       schäftigten bestehen. Ein Zwangsurlaub hingegen
                        teilt, sich nach Möglichkeit zu         scheidet aus, ebenso ein verpflichtender Abbau
                   schützen. Zwischen Hysterie und Igno-        von aufgebauten Zeitguthaben aus Arbeitszeitkon-
                 ranz ist es sicherlich richtig, sich mit dem   ten, die zur Verfügung der Beschäftigten stehen.
        Thema auseinanderzusetzen, geplante Reisen auf          Beschäftigte, bei denen der Verdacht besteht, sie
        den Prüfstand zu stellen und sich noch häufiger die     seien erkrankt, darf der Arbeitgeber hingegen nach
        Hände zu waschen. Allerdings hat die Situation          Hause schicken. In solch einem Fall bleibt der An-
        auch gesellschaftliche und auch arbeitsrechtliche       spruch auf Vergütung des Beschäftigten aber un-
        Aspekte. Über letztere wollen wir nachfolgend kurz      verändert bestehen. Das gilt natürlich auch, wenn
        informieren:                                            eine Beschäftigte oder ein Beschäftigter am Coro-
                                                                navirus erkrankt und folglich arbeitsunfähig ist –
        Aus Sorge um meine Gesundheit und weil ich be-          dann greifen die allgemeinen Regelungen der Ent-
        fürchte, mich auf dem Weg zur Arbeit oder auf der       geltfortzahlung. Ordnet eine Behörde die
        Arbeitsstelle anstecken zu können, kann ich nicht       Schließung eines Betriebes an, liegt das Risiko zu-
        einfach zu Hause bleiben oder Dienstreisen ver-         nächst beim Arbeitgeber. Das Recht des Arbeitge-
        weigern. Meine arbeitsrechtlich geschuldeten Ver-       bers, unter Berücksichtigung der Mitbestimmungs-
        pflichtungen bestehen zunächst unverändert wei-         rechte des Betriebs- oder Personalrats Überstunden
        ter, das Direktionsrecht des Arbeitgebers gilt fort.

12                                                                                                BDFaktuell   4 2020
FORSTWIRTSCHAFT | FORSTPOLITIK
anzuordnen, bleibt bestehen. Es kann beispielswei-      tel zur Verfügung stehen. Es ist wichtig, dass in
se dann greifen, wenn notwendige Arbeiten zu ge-        einer solch besonderen Situation klare Regeln gel-
währleisten sind, um beispielsweise eine Betriebs-      ten und bekannt sind. Genauso wichtig ist aber
schließung zu verhindern, oder für die Allgemeinheit    auch, dass im Betrieb vertrauensvoll miteinander
wichtige Arbeiten durchgehend erbracht werden           kommuniziert wird.
müssen.
                                                        Im Wald haben wir Forstleute vergleichsweise we-
Wird gegenüber einem Beschäftigten durch die Ge-        nige soziale Kontakte. Dort ist das Gefährdungspo-
sundheitsbehörden ein Tätigkeits- oder Beschäfti-       tenzial überschaubar. Anders sieht es in Betrieben
gungsverbot aufgrund des Verdachts der Erkran-          oder Dienststellen oder bei Veranstaltungen aus.
kung oder Ansteckungsgefahr ausgesprochen, so
darf dieser nicht mehr tätig werden, behält aber        Für das Verhalten zum Infektionsschutz im Arbeits-
gleichwohl seinen Anspruch auf die geschuldete          leben und im privaten Umfeld sowie zur Risikoein-
Vergütung. In diesem Fall sollte der Beschäftige sei-   schätzung und Lageentwicklung verweisen wir auf
nem Arbeitgeber Mitteilung über das verhängte Tä-       die Homepage des Robert-Koch-Instituts:
tigkeitsverbot machen, damit dieser die erforderli-     https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.
chen Maßnahmen zum Schutz der übrigen                   html
Beschäftigten einleiten kann.
                                                        Weiterführende Hinweise mit arbeits-und dienst-
Jenseits der eindeutigen Regelungen ist es wichtig,     rechtlichem Bezug sind hier zu finden:
im Betrieb offen über die Gefahren zu sprechen          https://www.dbb.de/ M
und Möglichkeiten auszuloten. Dazu können zum
Beispiel das Instrument des Homeoffice sowie der              (Quelle: dbb-Vorstandsbereich Tarifpolitik/BDF)
freiwillige Abbau von Überstunden gehören. Natür-
lich sollten im Betrieb, insbesondere wenn es Pub-
likumsverkehr gibt, ausreichend Desinfektionsmit-

                                               KWF-Tagung 2020
                                       Unser Mitgliederservice – vergünstigte Eintrittskarten
Als besonderen Service bieten wir für unsere Mit-       3. Bitte geben Sie als Verwendungszweck an:
glieder wieder vergünstigte Eintrittskarten zur dies-      Anzahl der gewünschten Karten, Name.
jährigen KWF-Tagung in Schwarzenborn (Hessen)           4. Nach Eingang des Geldes werden Ihnen Ihre
vom 1. bis 4. Juli 2020 an. Für nur 25,00 Euro (statt      „Kundenkarten“ zugeschickt, die Sie dann an der
50,– € an der Tageskasse) können Sie das größte            Tageskasse gegen eine Eintrittskarte umtau-
Forsttechnikevent des Jahres weltweit einen Tag            schen.
lang besuchen. Jede Tageskarte kostet 25,– €. Soll-     5. Falls Sie zusätzlich an einer Fachexkursion teil-
ten Sie die KWF-Tagung mehrere Tage besuchen               nehmen wollen, zahlen Sie vor Ort an der Kasse
wollen, brauchen Sie für jeden Tag eine eigene Kar-        noch einen Zuschlag in Höhe von 20,– €. Dafür
te. (Sammel-)Bestellungen sind über Ihren                  erhalten Sie dann den Tagungsführer und die
BDF-Landesverband, den BDF-Bundesforst oder die            Kombikarte inkl. Exkursion.
BDF-Bundesgeschäftsstelle in Berlin möglich.
                                                        Eine vorherige Anmeldung zu den Fachexkursionen
Wie kommen Sie an Ihre Karten?                          ist nicht nötig!

1. Bitte avisieren Sie Ihre Bestellung per E-Mail un-   Weitere Informationen, wie z. B. den Lageplan, er-
   ter service@bdf-online.de oder per Telefon unter     halten Sie unter https://tagung2020.kwf-online.de
   030 / 65 700 102 und geben Sie bitte die Ver-
   sandadresse an.                                      Wir wünschen Ihnen einen erlebnisreichen Tag!
2. Überweisen Sie den Betrag für Ihre Karten auf        Besuchen Sie unseren BDF-Stand in Zelt Nr. 4 und
   dieses Konto:                                        die BDF-Jugend im Freigelände – wir freuen uns auf
          BTB / BDF GbR                                 Sie! M
          BB Bank
          IBAN: DE60 6609 0800 0003 1150 89

BDFaktuell   4 2020                                                                                             13
Abgeschlossene                                  Hochschulbildung
Ein Begriff, zwei Meinungen in Gesetz und Tarifvertrag?
Tarifrecht für Hochschulabsolventen
        Am Begriff der „abgeschlossenen Hochschulbil-           die bisher davon ausgingen, dass ihr Abschluss auch
        dung“ scheiden sich aktuell die Geister. Ein Begriff,   im Beruf anerkannt wird. Hier sollten eigentlich
        zwei gegensätzliche Definitionen.                       auch die Wissenschaftsministerien und Hochschu-
                                                                len ein starkes Interesse haben, dass ihre Ausbil-
        Ein naheliegender Ansatz wäre ein Blick ins Hoch-       dungen auch von den jeweiligen Arbeitgebern aner-
        schulrahmengesetz, welches die Voraussetzungen          kannt werden. Leider ist dieses Interesse nicht zu
        definiert, die benötigt werden, um einen ersten be-     erkennen, da diese tariflichen Regelungen ja bereits
        rufsqualifizierenden Abschluss, in diesem Falle den     jahrelang bestehen.
        Bachelor, zu erreichen. Als Mindestanforderung
        wird dafür eine Regelstudienzeit von mindestens 6       Wenn es jedoch eine funktionierende gesetzliche
        Semestern genannt. In dieser gesetzlich festgeleg-      Regelung gibt, hier das Hochschulrahmengesetz,
        ten Regelstudienzeit sind im Gesetzestext auch die      besteht keinerlei Notwendigkeit einer noch davon
        Zeiten für praktische Studiensemester und die Prü-      abweichenden tariflichen Regelung. Erst recht kei-
        fungszeit eingeschlossen. 6 Semester all-inclusive      ner Regelung, die für die Arbeitnehmerinnen und
        sozusagen. Dies betrifft eine Vielzahl von Studien-     Arbeitnehmer eine Verschlechterung darstellt. Ein
        gängen aller möglichen Fachrichtungen an deut-          aus unserer Sicht praktikabler Lösungsansatz für
        schen Fachhochschulen und Universitäten.                dieses Dilemma wären die komplette Streichung ei-
                                                                ner eigenen Definition von Hochschulbildung im
        Studium und dann schlechte                              Tarifvertrag und der Verweis auf die Gültigkeit des
                                                                Hochschulrahmengesetzes. Dies würde vonseiten
        Bezahlung?                                              der Arbeitgeber auch ein Signal der Anerkennung
        Ganz anders hingegen sehen es die Tarifverträge des     der Leistungen und des Engagements ihrer Arbeit-
        öffentlichen Dienstes. Dort wird wortgleich in den      nehmerinnen und Arbeitnehmer senden.
        jeweiligen Entgeltordnungen ebenfalls definiert,
        was Hochschulbildung ist. Eine abgeschlossene           Ingenieurbegriff
        Hochschulbildung liegt demzufolge nur dann vor,
        wenn eine Regelstudienzeit von mindestens 6 Se-         Ein ähnliches Problem gibt es beim Ingenieurbegriff,
        mestern, ohne Praxis-und Prüfungssemester, erfolg-      bei dem seit Neuestem einige (wieder überwiegend
        reich abgeleistet wurde. Und in diesem Widerspruch      sächsische) Arbeitgeber eine völlig unnütze, aber
        zwischen Hochschulrahmengesetz und Tarifverträ-         natürlich kostenpflichtige Bestätigung der Ingeni-
        gen liegt auch der sprichwörtliche Hund begraben.       eurkammern verlangen, dass der Beschäftigte auch
        Denn ohne Vorliegen der Hochschulbildung auch           ein Ingenieur ist. Obwohl das in den Ingenieurgeset-
        keine Eingruppierung in den gehobenen Dienst,           zen der Länder klar geregelt ist und auch hier diese
        sondern regelmäßig lediglich in den mittleren           zusätzliche kostenpflichtige Hürde völlig unnötig ist.
        Dienst.
                                                                BDF legt den Finger in die Wunde
        Sachsen spart Geld am
                                                                Die Angestelltenvertretung des BDF versucht, hier
        Mitarbeiter                                             auch weiterhin für die Kollegen am Ball zu bleiben
        Im Moment versucht der sächsische kommunale             und rechtskonforme Lösungen herbeizuführen.
        Arbeitgeberverband, in einem Arbeitsrechtsverfah-       Selbstverständlich nicht nur für Hochschulabsol-
        ren am Landesarbeitsgericht einen Forstbeschäftig-      venten, sondern für alle Forstleute. Hier wäre eine
        ten auf diesem Weg nicht entsprechend seiner Aus-       bessere Beteiligung der jeweiligen Landesverbände
        bildung eingruppieren zu müssen. Sollte dies so         und der Mitglieder innerhalb der Landesverbände
        kommen, würde das zu weitgreifenden Umstruktu-          sehr wünschenswert. Das würde den Angestellten-
        rierungen im gesamten öffentlichen Dienst führen.       vertretern eine breitere Legitimation geben, mehr
        Vielen, besonders jungen Arbeitnehmerinnen und          lokales Wissen und lokale Lösungsansätze bekannt
        Arbeitnehmern würde somit ihr erworbener Hoch-          machen und die Arbeit auf mehrere Schultern ver-
        schulabschluss praktisch aberkannt. In Zeiten von       teilen.
        „Überalterung“ und Fachkräftemangel in der öffent-
        lichen Verwaltung ein denkbar schlechtes Zeichen.       Beteiligt euch! Sprecht Kollegen an! Es gilt der alte
                                                                Lottospruch: Nur wer mitspielt, kann gewinnen! M
        Diese Regelung ist außerdem ein verheerendes Sig-
        nal an Bachelorabsolventen aller Fachrichtungen,                                                   RH und RS

14                                                                                                  BDFaktuell   4 2020
FORSTWIRTSCHAFT | FORSTPOLITIK

                                                                               Leserbrief
                                                                  Zur Haltung des BDF zu Wohlleben
Die Leserbriefe in BDF aktuell 02/2020 möchte ich      Als Argument wird angeführt, Wohlleben habe den
zum Anlass nehmen, mich zum Thema kurz zu äu-          Menschen den Wald nahegebracht, dies müsse ihm
ßern, v. a. bin ich mit Herrn Dr. Holodynski einig     als Verdienst angerechnet werden. Dagegen steht
bzgl. des Inhalts des Gespräches zwischen Herrn        aber auch, dass er viele Menschen mit seinem pau-
Dohle und Herrn Wohlleben.                             schalen Kollegen-Bashing negativ beeinflusst hat
                                                       und diese die Erfordernisse einer zeitgemäßen
„Das wahre Leben der Bäume“ wurde kurz nach            Waldwirtschaft nicht wahrhaben wollen . Die Reak-
Erstveröffentlichung in BDF aktuell sehr positiv be-   tion (Nichtreaktion!) auf den Stern-Artikel vom
sprochen, dies war für mich Anlass, das Buch zu le-    Herbst vergangenen Jahres zeigt, auf was es Wohl-
sen. Allerdings war ich schnell ernüchtert und auch    leben und seinen Vermarktungsstrategen an-
verärgert über die pauschale Försterschelte, die da-   kommt. Ich habe mich von Anfang an mit im
rin zum Ausdruck kam. Damals war mir der berufli-      schwergetan und bringe dies deutlich, auch ihm
che Werdegang des Autors noch nicht bekannt. Als       Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit, zum Ausdruck.
Reaktion verfasste ich einen Leserbrief an BDF ak-     Eine Bereitschaft zum Dialog sehe ich bei ihm
tuell.                                                 nicht. Zum Schluss: 1. Man lese Matthäus 7,15. 2.
                                                       Ich hätte mir von Anfang an eine klarere und offen-
In BDF aktuell erschienen meine Argumente in ei-       sivere Position des BDF zu Wohlleben gewünscht. 3.
ner mit Reaktionen anderer Leser zusammenge-           Wir Förster wissen: Es ist noch kein Baum in den
fassten und stark gekürzten Randnotiz. Ich hatte       Himmel gewachsen. M
den Eindruck, der BDF wollte den Autor „schonen“.
Im Nachhinein halte ich es für einen Fehler, nicht               Siegfried Geiger, Revierförster Balingen/BW
schon von Anfang an in eine offene Diskussion ein-
getreten zu sein.

Buchtipp                                               Ausnahmetatbestände, mögliche und wichtige Ha-
                                                       bitatstrukturen an Bäumen und schließlich über die
                                                       Arten selbst. Dabei wird deutlich, dass auch der
                                                       langfristigen Erhaltung der Habitate eine wichtige
Artenschutz und Baumpflege                             Rolle zukommt. Abschließend werden mögliche Lö-
                                                       sungen vorgestellt, um v. a. den Zielkonflikt zu lö-
Der Artenschutz ist in aller Munde. Noch mehr, seit    sen, vor dem Verkehrssicherheit und Artenschutz
Insekten-, Vogel- und Wirbeltiersterben durch Stu-     häufig stehen. Für alle Akteure der Branche ist die-
dien klar belegt sind. Seit der Änderung des Bun-      ses Buch eine Bereicherung, da
desnaturschutzgesetzes im Jahr 2010 hat der Arten-     man sowohl dem Artenschutz
schutz auch rechtlich an Bedeutung gewonnen.           nahekommt als auch Einblicke
Zahlreiche Berichte in den Fachzeitschriften, aber     in die Baumpflege erhält. In je-
auch die Vorträge auf Symposien und Tagungen           dem Fall wird deutlich, dass
zeugen noch von einiger Unsicherheit mit dieser        durchaus praxisnahe Lösungen
Thematik. Die FLL hat dazu einen eigenen Arbeits-      gefunden werden können,
kreis eingerichtet. Viele Gutachterbüros oder          wenn alle Beteiligten sich gut
Baumpflegefirmen haben mittlerweile eigene Ex-         vorbereiten. M
perten. Die Zusammenarbeit mit den Behörden
verbessert sich.                                       Artenschutz und Baumpflege,
                                                       Markus Dietz et al., Haymarket
Klarheit in das Thema bringt auch das Buch „ Arten-    Media, 2. überarbeitete und
schutz und Baumpflege“, das mittlerweile in 2. Auf-    erweiterte Auflage 2019, Braun-
lage vorliegt. Ein Autorenteam aus Baumpflege-,        schweig, 160 S. m. farbigen Fo-
Artenschutz- und Rechtsexperten gibt eine ausführ-     tos, broschiert, 17,80 Euro.
liche Übersicht über die geltenden Rechtsnormen,       ISBN 978-3-87815-268-2

BDFaktuell   4 2020                                                                                            15
Nachhaltige Waldbewirtschaftung
                                                           da die Bestandsdichte gesteuert wird. Im Wald blei-
                                                           ben die Holzvorräte konstant, aber der Zuwachs
                                                           wird zur Nutzung entnommen. Er dient der Bereit-
                                                           stellung von Brennholz sowie von kurzlebigen und
                                                           langlebigen Produkten, vom Toilettenpapier bis hin
                                                           zum Bauholz. Langlebige Holzprodukte haben zu-
                                                           mindest während ihrer Nutzungsdauer einen
                                                           CO2-einsparenden Effekt, doch auch sie haben eine
                                                           begrenzte Lebenszeit. Erst wenn Holz direkt oder
                                                           nach seiner Nutzung energetisch verwendet wird,
                                                           entfaltet sich die dauerhafte Klimawirksamkeit.
                                                           Nur dann werden fossile Brennstoffe ersetzt.

                                                           Die Klimabilanz bewirtschafteter Wälder war bisher
                                                           unvollständig, da die bisherigen nationalen Holzbi-
                                                           lanzen unterschätzen, wie viel Holz als Energieträ-
                                                           ger verbraucht wird. So wurde vor allem die Brenn-
                                                           holznutzung im ländlichen Raum und für die im
                                                           Kleinbesitz befindlichen Wälder nur unzureichend
                                                           erfasst. Die nachhaltige Holzernte in einem Wirt-
                                                           schaftswald ersetzt pro Hektar und Jahr etwa 900
                                                           Liter Heizöl oder erzeugt 7,4 Megawattstunden
                                                           Elektrizität und Wärme. Dies entspricht etwa 3,5
     Nachhaltige Waldbewirtschaftung leistet einen grö-    Tonnen CO2, die als Emissionen fossilen Ursprungs
     ßeren Beitrag zum Klimaschutz als Waldwildnis.        eingespart werden. Die eingesparten CO2-Emissio-
     Der Wald erfüllt viele Funktionen: Wald ist Roh-      nen machen sogar das Zehnfache dessen aus, was
     stoff- und Energielieferant, Lebens- und Erholungs-   über den Aufbau an Holzvorräten im Natur-
     raum und Klimaregulator. Ein Wissenschaftlerteam      schutzwald gebunden wird. „Die vollständige
     unter der Leitung von Professor Ernst-Detlef Schul-   Herausnahme von Wäldern aus der Bewirtschaf-
     ze untersuchte, wie sich nachhaltig bewirtschaftete   tung schmälert daher deutlich deren Beitrag zum
     und unbewirtschaftete Wälder der gemäßigten Kli-      Klimaschutz“, folgert Professor Schulze vom
     mazone im Hinblick auf ihre Klimabilanz unter-        Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.
     scheiden. Die Ergebnisse der in Global Change Bio-
     logy-Bioenergy veröffentlichten Studie zeigen, dass   Aktuell erhalten Waldbesitzer keine Anerkennung
     nachhaltige Wirtschaftswälder das Klima besser        für die Klimaleistung ihrer Wirtschaftswälder. Im
     schützen. Ihr wichtigster Beitrag ist das Ersetzen    Gegenteil, die Holzernte wird als Emission gerech-
     fossiler Brennstoffe durch energetische Nutzung       net, obgleich das an die Haushalte oder an die In-
     von Holz.                                             dustrie gelieferte feste Holz erst bei der späteren
                                                           Zersetzung oder beim Verbrennen sein CO2 frei-
     Wälder entziehen der Atmosphäre über die Photo-       setzt. „Wir schlagen vor, dass die geplante CO2-Steu-
     synthese das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) zum      er auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe dazu
     Aufbau von Biomasse, geben aber durch Atmung          eingesetzt werden sollte, die nachhaltige Erzeu-
     und bei der Zersetzung der Biomasse auch wieder       gung von Holz zu unterstützen, um somit einen
     CO2 ab. Bei den unbewirtschafteten Wäldern unse-      größtmöglichen Beitrag zum Klimaschutz zu errei-
     rer gemäßigten Klimazonen halten sich diese bei-      chen“, so das Resümee von Prof. Schulze. M
     den Prozesse in etwa die Waage. Die durch Atmung
     und Zersetzung freigesetzte CO2-Menge entspricht                Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena
     etwa derjenigen, die zum Biomasse-Aufbau durch
     Photosynthese gebunden wird.

     Im Gegensatz dazu wird in nachhaltig bewirtschaf-
     teten Wäldern mehr CO2 gebunden. Hier ist der
     Holzzuwachs höher als bei Nichtbewirtschaftung,

16                                                                                            BDFaktuell   4 2020
BADEN-WÜRTTEMBERG

                                                       BDF und
                             Erweiterung der Kernzonen im Nationalpark Schwarzwald
                                                                                  Nationalpark
Der Klimawandel ist auch im Nationalpark Schwarz-
wald angekommen und spürbar. Trockenheit, Stür-
me und Schneebruch haben dem Borkenkäfer
(Buchdrucker) kräftig Vorschub geleistet. Dank ei-
nes gut funktionierenden, intensiven Borkenkä-
fer-Managements sind aber die „Schäden” – groß-
flächiger Befall von Fichtenbeständen – innerhalb
des Nationalparks deutlich geringer als außerhalb.
Insofern haben sich die Befürchtungen zahlreicher
Gegner des Nationalparks (bei dessen Ausweisung)
bislang nicht bestätigt – noch nicht? Die weitere
Ausdehnung der Kernzone (in weiten Teilen von in-                                                             Anreicherung von Tot-
nen heraus in Richtung der Außengrenzen des Na-                                                               holz – ein wesentliches
                                                                                                              Element in der Kernzone
tionalparks) wurde in jüngster Zeit sehr intensiv
                                                                                                              des Nationalparks
diskutiert. Nachdem die Nationalparkverwaltung                                                                Schwarzwald
konkrete Vorschläge erarbeitet hatte, wurden diese
mit allen gesellschaftlichen Gruppen (konzentriert   Prozess konstruktiv und lösungsorientiert einge-
im Beirat des Nationalparks und auch in vielen       bracht. M
Einzelgesprächen) abgestimmt. Dabei fanden
fachtechnische Argumente – Bestandes- und                                                       Georg Jehle
Standortsverhältnisse, Risikoeinschätzungen, prag-          stellvertretender Landesvorsitzender BDF BaWü
matische Abgrenzungen – weitgehende Akzeptanz.
In wenigen Einzelfällen wurden auch emotionale
Betroffenheiten berücksichtigt, sodass insgesamt                                   Landesgeschäftsstelle
ein von allen akzeptierter, einvernehmlicher Aus-                              Telefon (0 62 62) 92 51 25
weisungsvorschlag verabschiedet werden konnte.                               geschaeftsstelle@bdf-bw.de
Der BDF hat sich in diesem nicht immer einfachen                                         www.bdf-bw.de

  BDF im Nationalpark Schwarzwald
  Den Nationalpark Schwarzwald (10.000 Hektar groß)
  gibt es seit 2014. Er ist als Entwicklungsnationalpark
  ausgewiesen und ist deshalb in eine Kernzone, eine
  Entwicklungszone und eine Managementzone ge-
  gliedert. Ein wichtiger Bestandteil der Management-
  zone ist der 500 Meter breite Pufferstreifen rund um
  die Außengrenze des Nationalparks; dieser soll vor
  allem verhindern, dass sich der Borkenkäfer über den
  Nationalpark hinaus in die umgebenden Wirtschafts-
  wälder ausdehnen kann. Nach 35 Jahren soll die
                                                                                                              Prozessschutz – „Natur –
  Kernzone 75 % umfassen. Derzeit umfasst die Kern-                                                           Natur sein lassen”
  zone rund ein Drittel der Fläche. Wie schnell das Ziel
  (75 %) erreicht wird, orientiert sich zum einen an der erreichten Naturnähe der Bestände in der
  Entwicklungszone und zum anderen am Ausbreitungsrisiko des Borkenkäfers. Die Nationalparkver-
  waltung erarbeitet hierzu unter Mitwirkung des Nationalpark-Beirats einen Abgrenzungsvorschlag,
  den der Nationalpark-Rat – nach Korrektur und/oder Ergänzung – beschließt und der damit verbind-
  lich wird. Der BDF ist sowohl im Nationalpark-Beirat als auch (beratend) im Nationalpark-Rat vertre-
  ten; der stellvertretende Landesvorsitzende des BDF BaWü, Georg Jehle, wurde 2019 für die zweite
  Fünf-Jahres-Periode wieder in dieser Funktion gewählt und bestätigt.

BDFaktuell   4 2020                                                                                                   17
Sie können auch lesen