Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November

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Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
Kampf ums Holz!
Energetische und stoffliche Nutzung

                                      November | 2010
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
leserbriefe

    Ihre Juli/September-Ausgabe 2010                 Naturschutz und deutsche Forstwirt-                     Da Förster friedliche und kompromiss­
    »Öffentlich­keitsarbeit« hat mich bewogen,       schaft: Absurdistan lässt grüßen                   bereite Menschen sind, die die volks- und
    meine »Giftmischerphilosophie« zu Papier         Wenn man im Sessel des Ruheständlers die           betriebswirtschaftliche Notwendigkeit einer
    zu bringen.                                      aktuelle Diskussion verfolgt, die sich mit         einträglichen Waldwirtschaft, ohne den Na­
    Lobbying bei Politik und Politikern              den maßlosen Forderungen des meist eh­             turhaushalt zu belasten, offenbar allein ver­
    Vor und mind. 100 Tage nach den Wahlen           renamtlichen Naturschutzes an die Bewirt­          treten, haben wir in der Vergangenheit oft
    bringt Lobbying nichts. Im Wahlkampf wird        schaftung des deutschen Waldes befasst,            die Verständigung mit den nicht immer un­
    das Blaue vom Himmel versprochen, nach           lugt einem der alte Ben Akiba grinsend über        einsichtigen Naturschützern gesucht. Auch
    den Wahlen müssen sich die Gewählten zu­         die Schulter: »Alles schon dagewesen.«             der Deutsche Forstverein hat mit einigen
    erst zurechtfinden. In die Parlamente schaf­         In den ersten zwei Nachkriegsjahrzehn­         Naturschutz-Ver­bän­den und offiziellen Ins­
    fen es nur wenige Vertreter von Wald und         ten standen Arten- und Biotopschutz im             tanzen wie Bundesamt für Naturschutz und
    Holz. Sie brauchen aber in entscheidenden        Vordergrund des Interesses, Naturschutzge­         Rat der Sachverständigen für Umweltfragen
    Abstimmungen die Mehrheit der Parlamen­          biete zum besseren Schutz einzelner Arten          in­ten­sive Gespräche geführt und Papiere
    tarier gleich welcher Parteifarbe und Inte­      oder Le­bensräume wurden ausgewiesen,              verabschiedet, z. B. die Berliner Erklärung
    ressenlage. Solche Mehrheiten können ge­         Rote Listen wurden aufgestellt über schein­        1996. Erfahrung: In Workshops, Ta­gungen,
    fördert werden, wenn man per Post (nicht         bar oder wirklich durch was auch immer             versuchten Aktions-Bündnissen und Ge­
    per E-Mail) regelmäßig, möglichst viele          gefährdete Pflanzen und Tiere. Übrigens            sprächen wird auch immer mal Harmonie
    Parlamentarier (»graue Mäuse«) mit kurzen,       waren die meisten aktiven Naturschützer in         gefunden, aber später werden die bekann­
    prägnanten Artikeln/Brie­­fen informiert. Re­    dieser Phase oft Forstleute. Weitere Betäti­       ten Marter-Instrumente wieder ausgepackt.
    gelmäßig schreiben, damit sie den Absender       gungsfelder mussten später her. Man ent­           Siehe oben.
    kennen und seine Informationen wertschät­        deckte den Prozessschutz. Neues Ziel wurde              Trotz geäußerten Verständnisses wird
    zen. Die »grau­en Mäuse« sollten unbedingt       die Aufgabe der Nutzung in möglichst vielen        stets wieder kreuzzug­artig der Prozessschutz
    vor den »parlamentarischen Großmäulern,          und großen Waldteilen.                             auf immer größerer Fläche zur Bedingung
    Meinungsdiktatoren usw.« bedient werden.             Die Forstleute und Waldbesitzer waren          für Wohlverhalten gemacht. Dieses existen­
    Sie bekommen damit Wissensvorsprung,             und sind der nachhal­tigen Forstwirtschaft         zielle Ringen interessiert die Öffentlichkeit
    können sich eine eigene Meinung bilden           verpflichtet, d. h. auf derselben Fläche wird      nicht, Politiker gehen all­zu gern auf solches
    und sind damit nicht mehr so leicht umzu­        gleichzeitig Holz erzeugt und genutzt, das         Drängen ein, erhoffen sich allgemeine Zu­
    biegen. In den Fraktionen gewinnt mit die­       die Volkswirtschaft dringend benötigt, da­         stimmung in Form von Wählerstimmen.
    sem Vorgehen die Sachfrage vor der Partei-       bei werden Erträge erwirtschaftet, aber                 Aus meinen Erfahrungen kann ich der
    Ideologie. Die Fraktionen werden gespalten.      auch der ganze Rattenschwanz von Wohl­             Forstpartie und der Po­litik nur raten, die
    Die Parlamentarier und Politiker sind i. d. R.   fahrtswirkungen, zu denen eine intakte und         naturnahe, pflegliche Forstwirtschaft als
    dankbar für kurze, prägnante, leicht lesbare     vielseitige Natur gehört. Diese Selbstver­         Standard festzuhalten und alles über diesen
    Informationen. Dieses Lobbying auf breiter       pflichtung hat zu den vielseitigen, baumar­        Zyklus (Verjüngung – Läuterung – Durch­
    Front, so auch in den Forstrevieren, benötigt    tenreichen Waldbildern geführt, um die uns         forstung – Durchhieb – Lichtung – zur Not
    wenig Geld und mäßigen Auf­wand, ist ge­         die Welt beneidet und in denen Rote-Listen-        Abtrieb, dazu Wegebau und Waldschutz) hi­
    räuschlos, der »Feind« bekommt wenig mit.        Arten gerade deshalb vorhanden sind, weil          nausgehend Einschränkende durch den be­
        Armin »James« Bont 007, CH-Frauenfeld        über Jahrzehnte sorgsam und pfleglich ge­          zahlen zu lassen, der es fordert.
                                                     wirtschaftet wurde.                                     Nach 45 Jahren im Gefechtsfeld und
                                                         Nur übereifrigen Naturschützern reicht         vielfachen Annäherun­gen und Harmonien
    Die Nummer Juli/September 2010 fand              dies offenbar nicht. Ihr unbändiges Bestre­        mit der anderen Seite ist es traurig, dies so
    ich (wieder mal) ganz ausgezeichnet, ein­        ben ist es nun, auf möglichst großer Fläche        offen sagen zu müssen. Aber sonst versteht
    ziger »Nachteil«: Man braucht lange zum          eben nicht zu nutzen, sondern der Natur            es keiner. Nach­denklich stimmt mich, wenn
    Durchlesen …                                     freien Lauf zu lassen. Dass dies ohne Not          Forstleute verblendet die Argumente der
              Dr. Gerrit Müller, Titisee-Neustadt    beträchtliche Einbußen für den Waldbesit­          anderen Seite zu ihren machen, wie bei Ho­
                                                     zer mit sich bringt, interessiert sie nicht. Sie   ckenjos zu lesen.
                                                     müs­sen es ja nicht bezahlen!                           Nur eine geschlossene Gemeinschaft
    Aufmachung und Auswahl der Beiträ­                   Nachgerade aus dem Außerirdischen              von Waldbesitzern und zu Recht selbstbe­
    ge in der proWALD sind hervorragend und          stammt die Idee von solchen Leuten für Bu­         wussten Forstleuten kann sich in der emi­
    vielfach auch so, dass sie zu munteren Dis­      chen-Wälder: Der Forstmann mag getrost             nent wichtigen Frage Gehör verschaffen und
    kussionen oder gar zum nützlichen Wider­         über Jahrzehnte pflanzen, läutern, durch­          mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit Politik,
    spruch anregen. Ich habe aber eine kleine        forsten, auf­wendig pflegen und investieren,       Presse und Bürger auf ihre Seite ziehen.
    Bitte: Alle Autoren sollten mit Namen, Tätig­    aber wenn der Bestand das Alter 130 oder
    keit/Funktion und Institution benannt wer­       einen Durchmesser von 30 cm erreicht hat,          Nie mag ein Gut ja,
    den. Der Leser kann dann leicht erkennen,        dann muss der Wald Käfern und Pilzen über­         welches er in Händen hält,
    aus welcher Sicht und mit welcher Erkennt­       lassen bleiben. Sind wir nicht alle ein biss­      der Tor erkennen,
    nis die Autoren schreiben.                       chen balla-balla?                                  bis es ihm entwunden ist.
                     Christoph Binnewies, Waake          Mäht ein Bauer kurz vor der Ährenreife         (Sophokles, Aias 919)
                                                     sein Getreide ab, um es unterzupflügen?                              Dr. Wolfgang Dertz, Eltville

2    proWald : November | 2010
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
Editorial

                                  Inhalt         Liebe Mitglieder
                                                 des Deutschen Forstvereins,
                                                 nachhaltige Forstwirtschaft entstand in Deutschland, als das hölzerne Zeit­
        Forstvereinstagung 2011 in Aachen 5      alter in große Not geriet, weil das Holz knapp wurde. Der Wohlstand und
                                Diskussion       der Reichtum, den einige Völker seither aufgebaut haben, und die riesige
             Kampf um Holz aus dem Wald 6        Zunahme der Weltbevölkerung insgesamt auf unserem Planeten sind auf
                                                 der Basis von fossilen Energieträgern erreicht worden. Erdöl ist knapp, Kohle
                              Wilhelm Stölb
                                                 und Gas sind es demnächst auch.
               Produktion und Wachstum 14
                                                     Die deutsche Forstwirtschaft hat restauriert, was das hölzerne Zeitalter
          Kooperation mit Polen verstärkt 25     ruiniert hatte. Die primären Wälder sind verschwunden, naturnahe sekun­
                                                 däre Wälder sind an ihre Stelle getreten. Im Zuge dieser Entwicklung wurde
                                     KWF         die Rohstoffproduktion kontinuierlich weiterverfolgt, und – von Kriegs­
                        INTERFORST 2010 –        unterbrechungen oder sozialistischer Planwirtschaft abgesehen – dennoch
      Neues bei Geräten und Werkzeugen 16        der Vorrat an Holzmasse kontinuierlich gesteigert. Unser Wald ist wieder
                                                 Wald und wirkt wie Wald in seinen Wechselwirkungen auf Klima, Boden,
             Bodenschutztage in Dierdorf   18
                                                 Flora und Fauna und die Menschen, die ihn besuchen und nutzen. Das Bun­
                                                 desforstministerium erarbeitet aktuell ein Positions- und Strategiepapier
                                        DFWR     2020. Der DFV unterstützt diese Arbeit, sie kommt zur richtigen Zeit, und sie
                   Stofflich oder energetisch?   muss Klarheit schaffen und Orientierung geben, wie unser Beitrag sein soll
          Die Diskussion um Holzverwendung       zur Vorsorge für Rohstoff, Energie, Klima, Einkommen, Arbeit, Flora, Fauna,
                             versachlichen! 20   die Menschen innerhalb der Forstpartie und die Bevölkerung, die bewusst,
                                                 meist jedoch unbewusst, vom Wald profitiert.
                          Aus der Wirtschaft         Erstaunlich ist der Inhalt eines Briefes von fünf Umweltschutzorganisa­
         Aus Alt mach Neu – die Renaissance      tionen an große Einzelhandelsunternehmen, die sich einseitig und unsach­
         der deutschen Zellstoff-Industrie 22    lich für eines der bei uns verbreiteten Waldzertifikate mit unverhohlenen
      Heimisches Holz – nachhaltig nutzbarer     Drohungen in Richtung der Adressaten einsetzen und das andere, viel weiter
                                                 verbreitete Zertifikat herabwürdigen und verunglimpfen (siehe hierzu die
 Energie­träger mit wachsender Bedeutung 26
                                                 Dokumentation folgende Seite). So etwas schadet der Zertifizierung an sich,
                                                                                                           es spaltet Förster
                          Aus den Ländern
                                                                                                           und Waldbesitzer
  5. Baden-Württembergischer Waldgipfel 28
                                                                                                           in FSC-gute und
Ehrenmitgliedschaft für Dr. Anton Hammer 28                                                                PEFC-böse. Das
                        Tag der Waldwirtschaft                                                             Schweigen von
                                                                                                           FSC-Deutschland
               in Villingen-Schwenningen 29
                                                                                                           zu diesem Ereig­
       Jahrestagung des Brandenburgischen                                                                  nis ist beschä­
               ­Forstvereins in Rangsdorf 29                                                               mend.
 Stellungnahme zur Überarbeitung des Wald­                                                                      Die EU hat
     programms des Landes Brandenburg 30                                                                   eine Forstpoli­
                                                                                                           tik, auch wenn es
    Jutta Berg zum Ehren­mitglied ernannt 30                                                               die Politik nicht
                       Tiroler Forstverein in                                                              wahrhaben will,
               Mecklenburg-­Vorpommern 31                                                                  aber es ist keine
                                                                                                           gute Politik, da
            Neuer Vorstand des ­Forstvereins
                                                                                                           sie sich nicht die
                     für Sachsen-Anhalt 31       Mühe macht, Forstpolitik ganzheitlich zu formulieren. Dass man der Forst­
          Sachsen-Anhalt: Manfred Lutscher       wirtschaft viel zutrauen kann, wenn vernünftige Rahmenbedingungen ge­
                            ­verstorben 31       setzt sind, zeigen die Ergebnisse, wie eingangs geschildert. In Europa muss
                                                 Schluss sein mit einer bruchstückhaften verkürzten Politik für Wald und
                                                 Forstwirtschaft. Eine Waldstrategie 2020 des Bundes ist nur ein erster Schritt,
                               Leserbriefe 2     in Brüssel müssen weitere folgen. Die Ministerkonferenz zum Schutz der
                         Veranstaltungen 32      Wälder in Europa (MCPFE) ist ein wichtiger und vielversprechender Takt­
                      Göttinger Tagebuch 33      geber auf diesem Weg.
                              Kernbeißer 34
                              Impressum 35       Ihr Carsten Wilke
                      Zuletzt und Aktuell 35     Präsident des Deutschen Forstvereins

                                                                                             November | 2010 : prowald             3
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
seiteN Des forstvereiNs

                                                      Auch Nötigungen kommen gelegent-
                                                      lich umweltschonend daher …
                                                      Der hier abgedruckte Musterbrief
                                                      wurde von den im Briefkopf aufge­
                                                      führten Umweltschutzvereinen an fast
                                                      100 große Unternehmen und Verlage
                                                      geschickt. Der Text spricht für sich
                                                      selbst (siehe auch Editorial S. 3).

4   proWald : November | 2010
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
seiteN Des forstvereiNs

                                                                   Der countdown läuft
Die Forstvereinstagung 2011
                    steckt mitten in der Vorbereitung
21.-25.09.2011, das Datum beginnt                Mobilität des Tagungsteams gewährleistet.       Eine große Baustelle ist zurzeit noch
sich allmählich allen Beteiligten einzu-         Das Exkursionsprogramm der Veranstaltung        die Planung der Öffentlichkeitsarbeit. Der
brennen: 10 Monate nur noch bis zur              ist so gut wie fertig (spätestens im Märzheft   Forstverein will ja nach außen wirken. Ge­
65. Jahrestagung des Deutschen Forst-            von proWALD werden wir darüber detailliert      rade im Hinblick auf das Internationale Jahr
vereins in Aachen. Das heißt, die Uhr            berichten). Nachdem zahlreiche Akteure          der Wälder 2011 ist eine öffentliche Darstel­
tickt.                                           angesprochen wurden, liegt nun eine große       lung des Themas Wald in Aachen unerläss­
    Bereits seit August stellt der Landesbe­     Anzahl hochwertiger Exkursionsvorschläge        lich. Die Gestaltung der Seminare nimmt
trieb Wald und Holz NRW das Tagungsteam          vor, sodass nur noch die                        dagegen mittlerweile deutlich konkretere
für die Forstvereinstagung zur Verfügung.        endgültige Auswahl                              Formen an, sodass eine Ansprache der Re­
Es sind Jan Breithaupt und Sebastian Rabe,       getroffen werden muss.                          ferenten und Moderatoren in den nächsten
die seither an der organisatorischen Vor­                                                        Wochen erfolgen kann.
bereitung dieses Großereignisses arbeiten.                                                           Zusammenfassend kann festgestellt
Beide absolvierten nach ihrem Studium der                                                        werden, dass die Vorbereitungen gut vo­
Forstwissenschaften in Freiburg das Refe­                                                        rankommen und die Zusammenarbeit
rendariat in Nordrhein­Westfalen. Nach der                                                       zwischen dem Deutschen Forstverein und
bestandenen Großen Forstlichen Staats­                                                           dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW
prüfung im Sommer 2009 wurde Breithaupt                                                          reibungslos funktioniert. Es liegt im Detail
innerhalb des Teams Abies mit der Imple­                                                         jedoch noch ein weiter Weg vor den beiden
mentierung der neuen Holzbuchführungs­                                                           Herren.
software im Landesbetrieb betraut. Rabe
leitete währenddessen das Holzkompetenz­
Zentrum Rheinland in Nettersheim.
                                                                                                                        ■
                                                                                                     Sebastian Rabe und Jan Breithaupt,
                                                                                                     Tagungsteam Tagung Aachen 2011
Zum Tagungsort Aachen muss man                                                                            Foto: Stephan Schmied/pixelio.de
eigentlich nicht viel sagen: Es ist eine Groß­
stadt mit rund einer viertel Million Men­
schen, eine Bäderstadt, also eigentlich Bad
Aachen, eine Stadt mit langer ehrwürdiger
Geschichte und mit Baudenkmälern (Dom,
Rathaus usw.), die für sich schon eine Reise
lohnen. Karl der Große jedenfalls machte die
Stadt nicht nur zu seiner Lieblingsresidenz,
sondern in den Aachener Thermen kurierte
er manches Zipperlein aus.

Auch die Tagungsteilnehmer können
durchaus einmal zwischendurch kuren.
Das ist bereits gesichert. Die Vorbereitun­
gen für die Tagung selbst laufen seit August
auf Hochtouren. Mit dem Bezug der Büro­
räume in der Aachener Innenstadt Anfang
September ist das Tagungsteam direkt vor
Ort, was unter anderem eine Kommunika­
tion mit der Stadt Aachen erleichtert. Dank
freundlicher Unterstützung der Firma Su­
baru durch einen »Forester« ist auch die

                                                                                                            November | 2010 : proWald            5
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
Der Rohstoff Holz droht, knapp
                                  und mithin teuer zu werden. Also
                                 ist Konkurrenz angesagt zwischen
                                 den Kunden des Forstes. Das kann
                                   der Forstwirtschaft nicht gleich-
                                       gültig sein, denn beide Seiten,
                                   Forst- und Holzwirtschaft, leben
                                       vom Wald. Auf Einladung des
                                 Deutschen Forstvereins trafen sich
                                    Vertreter der Holzwirtschaft mit
                                     dem Forstverein zu einem Mei-
                                     nungsaustausch. Was erwarten
                                 die wichtigsten Partner des Forstes
                                     von ihrem Rohstofflieferanten?

    Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins: Wir möchten mit diesem Gespräch unseren Mitgliedern und den Lesern von
    proWALD ein Bild davon verschaffen, wie die Kunden des Forstes denken. Ich bin der Ansicht, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft Forst
    und Holz sind. Und wir sollten uns vor dem Beginn des »Internationalen Jahres der Wälder 2011« darüber austauschen, wie wir gemeinsam
    auftreten können, ohne unsere Differenzen, die es sicherlich gibt, einzuebnen.
    In Eingangsstatements formulierten die Gäste ihre Position so:

    Lars Schmidt, Bundesverband Säge und Holzindustrie                       Dr. Peter Sauerwein, Verband der deutschen Holzwerkstoff-
    Deutschland (BSHD): Wir haben zwei zentrale Fragestellungen.             industrie: Ich fange jetzt einmal umgekehrt an: Von der personellen
    Einmal geht es uns um die Rohstoffsicherung und dann natürlich           Seite her sind wir der Auffassung, dass es selbstverständlich not­
    um den Absatz unserer Produkte. Beide Themen betreffen auch              wendig ist, dass mehr Fachpersonal auf der Fläche bleibt, als das
    das Verhältnis Forst und Holz. Wenn ich das Stichwort Rohstoffsi­        zurzeit in den Verwaltungen diskutiert wird. Diese Diskussion läuft
    cherung nenne, dann frage ich: Wie groß ist denn der Kuchen für          ja nach dem Motto: Der Wald wächst von allein, wir brauchen nur
    alle insgesamt, und wie setzt er sich zusammen (was unter Natur­         noch Schutzgebiete, und dann brauch ich kein Forstpersonal mehr.
    schutz steht, kann nicht genutzt werden)? Und zweitens: Wie ver­         Das ist mit Sicherheit der falsche Weg. Denn um den Wald zu schüt­
    teilen wir die Kuchenstücke? Stichwort: stoffliche, chemische und        zen und zu bewirtschaften und um den Rohstoff Holz der Industrie
    energetische Nutzung. Langfristig beobachten wir einen rückläu­          zur Verfügung zu stellen, braucht es Fachpersonal. Da geht es nicht
    figen Massivholzverbrauch im Laubholz bei einem gleichzeitigen           nur um unsere Industrien, letztendlich geht es um den Verbrau­
    Versorgungsengpass mit Nadelholz. Wir schätzen, dass wir in den          cher. Und um der Umwelt und des Klimas wegen ist es wichtig, den
    letzten 10 Jahren 3­5 % der Nadelholzflächen durch den Waldumbau         stofflichen Verbrauch des Holzes zu steigern, schon wegen der Kli­
    in Richtung Laubholz verloren haben. Aus unserer Sicht fehlt eine        maschutzziele. Bekanntlich hängt an 100 m3 Holz ein Arbeitsplatz.
    marktgerechte Baumartenwahl. Das klingt zwar provokant, aber aus         Dieser Zusammenhang müsste viel deutlicher gemacht werden. Die
    Sicht der Märkte können wir nur das verarbeiten, was die Märk­           über 10.000 ha in Nordrhein­Westfalen, die neu geschützt werden
    te wollen. Und dabei lautet die Frage: Wie können wir einen ent­         sollen, entsprechen fast 1.000 Arbeitsplätzen, die dann wegfallen.
    sprechenden Nadelholzanteil im Forst sichern? Und andererseits:          Selbst die Bundesregierung kommt zu der Erkenntnis, dass wir eine
    Wir müssen uns um zukunftsfähige Laubholzprodukte kümmern,               riesige Versorgungslücke mit dem Rohstoff Holz vor uns haben. Des­
    denn es liegt ja auch im Interesse der Forstbetriebe, dass das, was in   halb haben wir auch konkrete Wünsche an den Forst. Etwa, dass
    den Wäldern heranwächst, auch einen hochwertigen Absatz findet.          die Baumartenwahl so getroffen wird, das möglichst viel Biomasse
    Drittens: Seit Jahren bin ich der Ansicht, dass unsere Landesforstver­   heranwächst, auch wenn wir flexibler als die Sägeindustrie sind, die
    waltungen und die Forststruktur in Deutschland im internationalen        ja mehr Nadelholz wünscht. Mehr Masse wünschen wir, und das
    Vergleich ein absoluter Wettbewerbsvorteil sind. Doch mit Blick auf      kann z. B. erfolgen durch Vorwälder und Kurzumtriebsplantagen
    die Alterszusammensetzung der Forstbediensteten mache ich mir            auf landwirtschaftlichen Flächen. Ein weiteres Thema ist die Redu­
    schon Sorgen über die tatsächliche Personalstruktur in den Landes­       zierung der Derbholzgrenze, um eben mehr Biomasse im Wald zu
    forstverwaltungen. Reicht denn dieser Personalstand aus? Etwa für        gewinnen. Wir wünschen uns also ein deutlich erhöhtes Angebot,
    moderne Prozessketten für die Holzernte, für die notwendige Be­          um die Vorsorgungslücke, die vor uns klafft, zu schließen.
    treuungsintensität für den Kleinprivatwald?

6    proWald : November | 2010
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
erNeuerbare eNerGieN

                                                                                                                                                   Foto: Angelika Lutz/pixelio.de
Dr. Klaus-D. Kibat, Verband deutscher Papierfabriken                   Martin Bentele, Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband
(VDP): Trotz der Finanzkrise definieren wir uns als Wachstums­         (DEPV): Wenn es um Anforderungen an die Forstwirtschaft geht,
branche. Und egal, wo in der Welt dieses Wachstum stattfindet, dafür   sollte sich die Holzwirtschaft generell einig sein, zuerst der Bevöl­
müssen die entsprechenden Fasern zur Verfügung stehen. Heute           kerung die Grundidee näherzubringen, indem wir den Faktor Wirt­
haben wir im Fasermix weltweit ungefähr 50 % Altpapieranteil, das      schaftskraft von Forst und Holz propagieren. Aber ich habe da meine
wird weiter wachsen, weil die Verpackungsindustrie stark wachsen       Befürchtungen, wenn ich sehe, wie anachronistisch die Verbände­
wird. Aber auch der Zellstoffverbrauch wird ansteigen, wenngleich      landschaft strukturiert ist. Und wenn man sieht, wie die Förster, die
moderater. Und damit stellt sich für uns die Frage: Wo soll die Pro­   doch eigentlich den Wald mobilisieren sollten, auf dem Rückzug
duktion für diese ganzen Papiermengen stattfinden? Noch haben          sind, sind das alles Anzeichen dafür, dass genau das Gegenteil von
wir Standortvorteile in Deutschland. Aber wie schaffen wir die Roh­    dem geschieht, was man eigentlich machen sollte. Von der Forstwirt­
stoffversorgung der Zukunft, im Jahr 2020? Die genannten Restrik­      schaft würde ich mir ein besseres Verständnis der Energiewirtschaft
tionen (etwa durch den Naturschutz, aber auch durch Zertifizierung     wünschen. Wenn ein Ofenbesitzer sein Holz für den Ofen im Wald
und dadurch rückläufige Verbräuche) zeigen, dass wir bereits heu­      macht, ist er der King. Doch wenn er versucht, seine zwei Fichten ins
te erhebliche Knappheiten insbesondere beim Nadelholz haben.           Sägewerk zu bringen, ist er der Depp. Diesen Leuten, hinter denen
Wir sind Nettoimporteur beim Nadelholz. Und wir wissen nicht,          14 Millionen Ofenbesitzer stehen, kann man doch nicht vorschrei­
wie hoch das Defizit bis ins Jahr 2020 allein beim Nadelholz sein      ben, dass sie erst einmal einen Schreibtisch aus ihrem Holz machen
wird. Jedenfalls machen wir uns Gedanken über die Folgen dieser        sollen, bevor sie es verfeuern. Das geht nicht. Und nebenbei: Das
Untervorsorgung. Wir forschen über neue Baumarten, reduzierte          sind ja auch 14 Millionen Wähler. Das ist nicht die Gruppe, die der
Faseranteile im Papier usw. Aber wir glauben nicht, dass durch Mo­     DEPV vertritt. Wir vertreten den Bereich kleine und mittlere Wärme­
bilisierung im Kleinprivatwald noch erhebliche Mengen kommen           gewinnung aus Holz, und damit einen Bereich, der auch in dieser
könnten. Das stapelt sich längst an den Hauswänden in den Dörfern      Runde als effizient und vorbildlich gesehen werden müsste. Wenn
als Heizung für schlechte Zeiten. Und Kurzumtriebsplantagen im         man stofflich gegen energetisch kritisiert, müsste man doch einfach
Wald? Ich weiß nicht, ob die Waldbesucher davon begeistert wären,      sagen: Dann legen wir doch einmal eine Meßlatte fest in Sachen
und ob die Zertifizierungssysteme so etwas zulassen. Ich finde, wir    Effizienz. Darunter sollte Holz nicht energetisch genutzt werden.
sollten einen eigenständigen Energieholzmarkt aufbauen. Und wir        Energetische Nutzung ist ein Türöffner, mit dessen Hilfe man das
sind nach wie vor der Meinung, dass die stoffliche Nutzung Vor­        ganze Spektrum der Holznutzung darstellen kann! Wer hat denn er­
rang haben sollte vor der energetischen, denn wir haben eine 8­mal     möglicht, dass Laubholzdurchforstungen heute Geld bringen und
höhere Wertschöpfung und 13­mal so viele Arbeitsplätze, die durch      nicht mehr defizitär sind? Wer ermöglicht denn heute auf diese Wei­
stoffliche Nutzung gesichert werden.                                   se, dass der Waldbau ein bisschen ökologischer wird? Das war die
                                                                       Holzenergie! So könnte man das Thema auch strategisch nutzen.

                                                                                                          November | 2010 : proWald            7
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
erneuerbare energien

    Wilke, Forstverein: Wozu sind Ihrer Meinung
    nach die Förster eigentlich da? Forstwirt­
    schaft ist ja kein Naturschutz­studium. Für
    Naturschutz wurden und werden wir im All­
    gemeinen nicht angestellt: Wir sind dazu da,
    den Wald zu bewirtschaften.
         Dr. Sauerwein, Holzstoffindustrie: Es gibt
    nirgends mehr Naturschutzgebiete auf der
    Welt als in Deutschland. Hier sind über 45 %
    Wald in irgendeine Schutzkategorie einge­
    stuft, sei es Klima-, Boden-, Lärm-, Natur-,
    Landschaftsschutz usw. Trotzdem wird der
    Wald bewirtschaftet. Und nur deshalb, weil
    er bewirtschaftet wurde, steht er so einzig­
    artig da. Und wenn jetzt der Naturschutz
    kommt und noch mehr Schutzflächen for­
    dert, halte ich das in Sachen Klima- und Um­
    weltschutz für kontraproduktiv. Da müssen
    wir ge­meinsam klarer sagen: Wir brauchen
    diesen Rohstoff Holz. Insofern sollte der
    Forstmann in seinem Selbstvertrauen auch
    stärker in Richtung Rohstoff Holz nach au­
    ßen agieren als in Richtung Klima- oder
    Naturschutz und sich nicht in diese Ecke          treten. Die Verteilung der Kuchenstücke ist      wird jedem klar, dass eine Lücke ent­standen
    drängen lassen.                                   eine »interne« Diskussion. Die Naturschutz­      ist. Aber es muss jetzt schnell etwas gesche­
         Dr. Kibat, Papierindustrie: Ich selbst bin   verbände kämen niemals auf den Gedanken,         hen, wir können nicht endlos zuwarten, bis
    kein Forstmann, sondern Volkswirt. Und mir        eine solche Diskussion öffentlich zu führen      genug Geld da ist. Man muss auch mit we­
    ist oft aufgefallen, dass die Forst­ausbildung    und damit ihre Position zu schwächen.            nig Geld einmal anfangen. Image­wer­bung
    ökonomische Fragen vernachlässigt. Ich                Bentele, Holzenergie: Das finde ich auch.    für Holz – das ist wichtig.
    glaube, es gibt auch kaum Vorlesungen wie         Wenn die Branche – wir alle – einstimmig              Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie:
    »Umweltökonomie«. Wenn ich gelegentlich           sprechen würde, wäre der Wissensstand            Ich glaube nicht, dass es ein großes Prob­
    junge Förster im VDP für zwei oder drei Jahre     nicht so miserabel. Dann wüssten die Leu­        lem ist, das weiterzuführen, was bisher der
    beschäftige, dann muss ich erst einmal mei­       te auch ein bisschen mehr über den Wirt­         Holzabsatzfonds in hervorragender Weise
    ne eigene Kurzvorlesung halten, damit die         schaftsfaktor Holznutzung. Das ist das           geleistet hat. Wir können das organisato­
    einen Einstieg finden in das Thema.               Grundproblem: Uns ist unser Marketingins­        risch lösen.
         Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt überall      trument, der Holzabsatzfonds, abhanden                Bentele, Holzenergie: Es ist ja gut und
    in Gesellschaft und Politik keine vernünf­        gekommen, Neues gibt es bisher kaum, das         schön, was man sich mit der Plattform
    tige Wissensbasis zu Forst und Holz. Des­         alles spricht nicht gerade für eine gute Zu­     Forst und Holz vorgenommen hat – aber sie
    wegen halte ich mit Martin Bentele dafür,         kunft.                                           wird bisher nicht wahrgenommen. Es mag
    dass wir diese Diskussion stoffliche oder             Dr. Kibat, Papierindustrie: Man sollte die   schon sein, dass man intern tätig ist, aber
    energetische Nutzung nicht in der Öffent­         Chancen nicht allzu negativ sehen. Vor drei      wir brauchen etwas, was bei den Bürgern
    lichkeit führen sollten. Wir treffen mit dieser   Jahren haben wir die Plattform Forst und         wahrgenommen wird, was eine Außenwir­
    Diskussion in Gesellschaft und Politik auf        Holz gegründet, ein erster Schritt zu einer      kung hat. Das fehlt. Bisher fehlt einfach die
    ein gefährliches Halbwissen. Und wenn wir         gemeinsamen Arbeit. Es gab auch erste Er­        Durchschlagskraft, um wahrgenommen zu
    uns nun öffentlich streiten, dann bleibt in       folge, zum Beispiel die gemeinsame Char­         werden.
    Presse und Politik nur hängen, die brauchen       ta für Holz. Und wenn jetzt diese Gesamt­
    alle viel mehr Holz, und deshalb gibt es bald     strategie Wald kommt, basiert die auch auf
    keinen Wald mehr.                                 Ideen, die auf der Plattform Forst und Holz
         Wilke, Forstverein: Stattdessen?             kreiert wurden. Dazu gibt es auch die Zu­
                                                                                                         Wie können wir gemeinsam
         Schmidt, Sägeindustrie: Wir müssten          kunft Holz GmbH. Aber sie ist noch nicht in             für uns werben?
    davon ausgehen: Wie groß ist der Kuchen           den Köpfen aller Unternehmer, die das Geld
    insgesamt und wie verteilen wir dann die          für sie zu geben hätten.
    Kuchenstücke? Die Diskussion über die Ku­             Schmidt, Sägeindustrie: Der HAF war          Wilke, Forstverein: Was kann aus Sicht der
    chengröße müssen wir zwingend gemein­             auch deshalb bedeutend, weil er viele wich­      Holzwirtschaft (durchaus auch auf einer re­
    sam führen gegen NGO und Naturschutz.             tige Studien finanzierte. Aber leider wurde      gionalen und lokalen Ebene) ge­schehen, um
    Deshalb sollten wir unsere Interessen zu­         das nicht ausreichend wahrgenommen. Jetzt        das Produkt Holz zu bewerben und so nach
    sammenwerfen und gemeinsam gegen die              be­ob­ach­te ich (auch in unserem Verband)       vorne zu bringen? Wenn wir uns alle nur zu­
    Feinde der nachhaltigen Forstwirtschaft auf­      ein Umdenken Richtung Zukunft Holz. Es           rücklehnen und uns auf den anderen verlas­

8    proWald : November | 2010
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
erneuerbare energien

sen, sind wir verlassen. Was kann denn nun       nalen und überregionalen Medien, und
das lokale Sägewerk, was kann der Hersteller     zwar mit positiv belegten Themen.
von Spanplatten tun? Was macht die Firma,             Wilke, Forstverein: Gleichwohl geht es
die Pellets herstellt, auf ihrer Ebene mit den   doch darum, dass man auch gemeinsame
Akteuren im Forstbereich?                        Lobbyarbeit macht und quer über den Clus­
    Dr. Kibat, Papierindustrie: Beispielswei­    ter Forst und Holz gemeinsam auftritt.
se machte UPM in Augsburg in diesem Jahr              Schmidt, Sägeindustrie: Okay, wir haben
eine Riesenveranstaltung zum Jahr der bio­       mit dem BSHD ja gerade angefangen vor
logischen Vielfalt. Die Resonanz bei der Be­     zwei Jahren. Nun wollen wir das Internatio­
völkerung war groß. Solche Dinge bieten wir      nale Jahr der Wälder auch nutzen, um mehr
an. Wir schulen dazu un­sere Unternehmer.        in die Öffentlichkeit zu gehen. Dazu muss
Wir fordern sie immer wieder auf, mit der        man natürlich pressefähige The­men auch
lokalen Presse Kontakt zu halten, sie einzu­     erst einmal finden. Da geht es nicht um Ab­
laden, Tage der offenen Tür zu veranstalten.     satzförderung. Es geht um die Akzeptanz
Was wir im Jahr der Wälder besonders an­         der Holznutzung und darum, dass dann,
streben: Wir möchten gerne mit der Forst­        wenn man das Kaminfeuer möchte (und da
wirtschaft zusammen bei regionalen Veran­        ist die energetische Nutzung von Holz auch
staltungen gemeinsam das Jahr der Wälder         ein wichtiges Thema), man erst einmal mit
vorstellen, und die Nutzung von Holz soll        einer Motorsäge an den Baum muss. Und
dabei natürlich im Vordergrund stehen.           zweitens: Es macht Sinn, wenn man um­
    Schmidt, Sägeindustrie: Die größeren Be­     weltschonend aus den heimischen Wäldern
triebe machen das viel zu selten, den Schuh      ernten kann. Diesen Zusammenhang muss
ziehe ich mir selbst an. Ein Betrieb wie Poll­   man den Leuten in die Köpfe bringen.
meier müsste stärker in die Öffentlichkeit.           Dr. Kibat, Papierindustrie: Aber es ge­
Aber die kleineren und mittleren Betriebe        schieht ja genau andersrum. Da kloppen
sind da mit Sicherheit personell überfor­        sich die Zertifizierungssysteme in aller Öf­
dert. Deswegen haben wir im BSHD begon­          fentlichkeit (siehe Seite 4 in diesem Heft)
nen mit einem Arbeitskreis Öffentlichkeits­      und schrei­ben sich dann entsprechende
arbeit. Gemeinsam mit einer PR-Agentur           Briefe. Und ich hab auch schon einmal auf
aus Hamburg wollen wir so eine kontinuier­       einer Messe beobachtet, dass da Gartenmö­
liche Pressearbeit leisten. Wir werden allen     bel aus Aluminium ausgestellt wurden mit
Betrieben Hilfe zur Selbsthilfe geben, indem     einem Zettel dran: »Kaufen Sie Aluminium-
wir sie mit vernünftigen Pressemitteilungen      Gartenmöbel, dann haben Sie keinen Ärger
versorgen. Ziel sind die allgemeinen regio­      mit dem Wald.«
                                                      Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt sogar
                                                 eine Kampagne der großen Einzelhandels­         le Bedenken ausgeräumt werden müssen.
                                                 ketten, von der REWE-Group, da wird der         Und wenn man dann zu Potte kommt, ist
                                                 Holz-Lkw als Negativsymbol für die Um­          die Messe halt gesungen.
                                                 weltzerstörung eingesetzt. Der Text sieht           Schmidt, Sägeindustrie: Es müsste doch
                                                 dann zwar anders aus, aber mit dem Bild         möglich sein, gemeinsame Themen aus
                                                 vermittelt man zunächst die Botschaft, dass     verschiedenen Richtungen und mit vielen
                                                 quasi die Holzwirtschaft den Wald zerstört.     Stimmen kontinuierlich zu kommunizieren
                                                 Wir sind sozusagen ein Symbol für Umwelt­       und sie lange in der Öffentlichkeit präsent
                                                 zerstörung – auch wenn die Textaussage          zu halten.
                                                 dann in eine andere Richtung geht: Hier
                                                 spielen sich die großen Einzelhandelsketten
                                                 zum »Retter« der Wälder auf und sorgen für
                                                                                                        Was könnte die
                                                 »nachhaltige Waldbewirtschaftung«. Das ist        gemeinsame Botschaft von
                                                 aber unsere Kernkompetenz, die Leistung
                                                 der deutschen Forst- und Holzwirtschaft.             Forst und Holz sein?
                                                 Wir lassen uns hier die But­ter vom Brot neh­
                                                 men.                                            Wilke, Forstverein: Man müsste den Zusam­
                                                      Bentele, Holzenergie: Wir lassen uns das   menhang zwischen Wald und Holz, zwi­
                                                 alles gefallen. Man ist nicht kampagnenfä­      schen Forst und Brett, zwischen kleineren
                                                 hig. Man kann nicht schnell und nachhal­        Zweigen und Pellets deutlich machen. Das
                                                 tig reagieren. Vielleicht auch, weil Förster    ist den Menschen doch unklar: Wir reden
                                                 in Deutsch­land immer sehr zögerlich sind       vom Forst, die Leute ver­stehen Wald, und
                                                 und in Deutschland immer erst einmal al­        Sie reden von den Produkten aus der Wald­

                                                                                                           November | 2010 : prowald           9
Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
erneuerbare energien

                                                      Lage sind, diese Themen zu beherrschen.            thiewerte erwarte, und das ist nun einmal
                                                      Und deswegen sind wir bei der Zukunft Holz         die klimafreundliche energetische Nutzung
                                                      GmbH auch dabei. Wir alle nutzen Holz aus          von Holz.« Es fehlt schlicht und ergreifend
                                                      dem Wald. Das ist die Botschaft, die wir ge­       das Basiswissen in der Öffentlichkeit.
                                                      lernt haben.
                                                           Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie:
                                                      Wir werden das Internationale Jahr der Wäl­
                                                                                                              Wie groß ist der Kuchen
                                                      der dazu nutzen, zur verantwortungsvollen                      für alle?
                                                      Nutzung des Rohstoffes Holz aufzurufen. In
                                                      einer GFK-Befragung hat auch die Bevölke­
                                                      rung ihre Überzeugung geäußert, dass das           Wilke, Forstverein: Ich möchte noch einmal
                                                      Verbrennen vor einer stofflichen Nutzung           auf den »Kuchen« zurückkommen: Wie groß
                                                      der falsche Weg ist. Und wenn wir wissen,          schätzen wir eigentlich diesen Kuchen ein?
                                                      dass wir inzwischen 50 % unseres Waldes ver­       Wie viel Holz steht insgesamt zur Verfügung?
                                                      brennen, dann reicht das! Wir sind im Früh­        Ist der Holzeinschlag wirklich steigerungs­
                                                      jahr mit unserer Initiative gestartet, und nun     fähig aus Ihrer Sicht?
                                                      bekommen wir mehr und mehr Partner und                 Schmidt, Sägeindustrie: Ich glaube, dass
                                                      Unterstützer, vom Forst über Handwerk und          der Kuchen vergrößerbar ist. Es geht es ja
                                                      Handel bis zur Möbelindustrie usw., weil alle      bei der Mobilisierung (so wie wir sie be­
                                                      merken, dass der Rohstoff Holz knapp wird.         greifen) nicht mehr nur darum, kurzfristi­
                                                      Wir werden im Frühjahr gemeinsam mit den           ge Versorgungsengpässe mit Holz aus dem
                                                      Gewerkschaften zur verantwortungsvollen            Kleinprivatwald zu überbrücken, sondern
                                                      Nutzung von Holz aufrufen. Wir werden auf          wir möchten, dass flächendeckend Struktu­
                                                      die Markplätze gehen, wir werden unsere            ren entstehen und sich professionalisieren,
                                                      Werke öffnen, um der Bevölkerung zu zei­           die die dauerhafte Vorsorgung der Industrie
                                                      gen, mit den Förstern gemeinsam, wie der           mit Holz aus dem Kleinprivatwald möglich
                                                      Rohstoff Holz verantwortungsvoll zu nutzen         machen, z. B. Forstliche Zusammenschlüsse
                                                      ist. So sieht unser Beitrag zum Internationa­      usw. Der Staat zeiht sich auch diesem Ge­
                                                      len Jahr der Wälder aus.                           schäftsfeld zurück. Hier entsteht eine Lücke
                                                           Bentele, Holzenergie: Na ja, da leistet der   zwischen der Industrie und dem Privat­
                                                      VHI dem Produkt Holz einen Bärendienst,            waldbesitzer. Und hier ist doch die energe­
                                                      weil er die Menschen verwirrt. Er haut mit         tische Nutzung von Holz ein ganz wichtiger
                                                      der großen Klatsche drauf. Man überfordert         Faktor. Wir sagen dem kleinen Waldbesitzer:
                                                      den Verbraucher mit diesen Ängsten. Gleich­        »Du kannst aus deinem Wald deinen Ofen
                                                      wohl bin ich überzeugt, dass für uns daraus        speisen, aber in deinem Wald gibt es auch
                                                      kein Schaden entstehen wird. Denn wir se­          höherwertige Sor­timente, die du mit Ge­
                                                      hen: Erneuerbare Energien im Wärmesektor           winn stofflich nutzen kannst.« Und das wür­
                                                      (hier werden in Deutschland 50 % der End­          de unter Umständen sogar die Aufarbeitung
     zerstörung, Produkten aus umgesägten Bäu­        energien verbraucht) werden zu rund 80 %           finanzieren.
     men. Das heißt: Zunächst müsste man sich         aus Holz gemacht. Also sagt die Politik doch:
     auf eine Botschaft einigen, bevor man über       Dieser verlässliche Rohstoff Holzenergie
     Kampagnen spricht. Bisher ist die Botschaft      muss auch weiterhin den Löwenanteil der
     nicht kompatibel und wird draußen noch           erneuerbaren Ener­giewärme liefern. Man
     viel disparater wahrgenommen. Papier ist         könnte es nach Effizienzkriterien machen:
     für die Leute keine schöne Blutbuche.            Das wäre der differenzierte Weg, aber der
         Dr. Kibat, Papierindustrie: Doch! Wir wa­    wird aus verschiedenen Gründen eben nicht
     ren diejenigen, die immer herausgegriffen        gegangen, hauptsächlich wohl deshalb, weil
     wurden seit Jahrzehnten! Wir hatten doch         die Gegner gar kein Interesse daran haben.
     die Kettensägenmassaker vor der Tür! Und              Schmidt, Sägeindustrie: Ich bin bei Mar­
     »Donnerstag ist Kahlschlagtag«. Dann ha­         tin Bentele: Wir überfordern Verbraucher
     ben wir Druck bekommen von Kunden und            und Öffentlichkeit mit dieser Diskussion
     Verlegern. Den Druck haben wir weiterge­         »stofflich gegen energetisch«. Dem Endver­
     geben an die Förster, sie sollten endlich ein­   braucher ist es im Endeffekt egal. Unter vor­
     mal ein vernünftiges Zertifizierungssystem       gehaltener Hand hat mir ein Politiker in Ber­
     auf die Beine stellen und nicht den Schwarz­     lin bereits gesagt: »Ihr seid ja wahnsinnig,
     wälder Bollenhut präsentieren. Und das ha­       uns zur Positionierung in diesem Streit zu
     ben sie dann auch gemacht. Daraus haben          zwingen. Ich wer­de mich als Politiker dahin
     wir gelernt, dass wir eben nicht allein in der   positionieren, wo ich die höheren Sympa­

10    proWald : November | 2010
erneuerbare energien

    Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie:
Wir nutzen bereits heute 93 % unseres Holz­                                                        Das Unternehmen
aufkommens. So die Ergebnisse der Bundes­                                                          Bayerische Staatsforsten
waldinventur. Und das lässt sich nicht ein­
                                                                                                   ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Re-
fach verdoppeln. Das kann man nur dann                                                             gensburg. Auf einer Fläche von über 800.000 ha Staats-
verdoppeln, wenn man anderswo etwas                                                                wald erwirtschaften wir mit unseren rund 50 Forst-
nimmt. Sinnvoll ist doch zunächst die stoff­                                                       betrieben und Sondereinrichtungen sowie ca. 3.000
                                                                                                   Mitarbeiter/-innen einen Jahresumsatz von über 340
liche Nutzung, und zwar deshalb, weil sie                                                          Mio. €. Mit einem jährlichen Holzeinschlag von ca. 5
Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft.                                                           Mio. Festmetern sind wir einer der größten Forstbetrie-
Und alles andere kann nur nachgelagert                                                             be Europas.
sein. Das muss man der Politik klar ma­                                                            Wir stellen ein
chen, deshalb starten wir unsere Initiative
mit breiter Unterstützung der Bevölkerung.                                                                Mitarbeiter/-innen mit
Deswegen wollen und werden wir diesen
Protest weitertragen.
                                                                                                           forstlichem FH- oder
    Dr. Kibat, Papierindustrie: Fest steht,                                                               Universitätsabschluss
dass wir die Klimaziele für 2020 nicht mit       sich das Holz günstiger kaufen zu können          Im Rahmen einer umfangreichen Einarbeitung an meh-
einheimischen Ressourcen aus unseren             als andere (Mehrwertsteuersätze hier au­          reren Standorten und in unterschiedlichen Aufgabenbe-
Wäldern erfüllen können. Wir brauchen also       ßen vor). Hier geht es ja nur um das Markt­       reichen lernen Sie unser Unternehmen aus verschie-
                                                                                                   denen Perspektiven kennen. Dabei werden Sie auf die
neben Ölscheichs auch noch Waldscheichs.         anreizprogramm: Wenn die Oma 1.000 Euro           anschließende Übernahme von verantwortungsvollen
Der nationale Aktionsplan für erneuerbare        bekommt für ei­nen wasserführenden Pellet­        Tätigkeiten im Revier- und Leitungsdienst sowie für in-
Energien hat im Szenario ausgewiesen, dass       ofen, der 12.000 Euro kostet, dann schlägt das    teressante Spezialaufgaben vorbereitet.
der Holzeinschlag auf 100 Millionen Fm           in keiner Weise auf den Pelletproduzenten         Ihr Profil:
gesteigert werden soll. Andere beweisen,         dahingehend durch, dass der sich irgendwo         • Erfolgreich abgeschlossenes Studium der Forstwirt-
dass eben keine Mobilisierungsreserven im        seinen Rohstoff billiger einkaufen kann.            schaft (Uni/FH bzw. Master/Bachelor)
                                                                                                   • Laufbahnprüfung für den höheren oder gehobenen
Kleinprivatwald liegen. Wir haben eine Lü­            Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindust-            Forstdienst mit überdurchschnittlichem Ergebnis; wei-
cke in Europa, geschätzt von Mc Kinsey für       rie: Das Problem ist, dass wir keinen freien        tere berufliche Erfahrung wäre vorteilhaft
16 Länder auf 200 Millionen Fm. Ich weiß         Markt haben, weil Pellets politisch ge­           • Ausgeprägte Sozialkompetenz und ausgezeichnete
                                                                                                     Teamorientierung
nicht, wie groß der Kuchen ist, ich weiß         wünscht sind und gefördert werden. Wir            • Überzeugendes persönliches Auftreten
nur, dass er nicht ausreicht. Was wir an der     haben in Deutsch­land rund 300 Millionen          • Verantwortungsbereitschaft
Energie kritisieren, ist, dass die Zahlungs­     Euro pro Jahr, die in die energetische Nut­       • Belastbar, flexibel und mobil
                                                                                                   • Gute EDV-Kenntnisse (MS Office)
bereitschaft durch Förderungsmaßnahmen           zung von Holz gehen. Darin ist die Mehr­
                                                                                                   • Anwenderkenntnisse in SAP-R/3 sind vorteilhaft.
für die Energieseite erheblich höher ist, und    wertsteuerbegünstigung enthalten (das soll
dass sie so in der Lage ist, höhere Preise zu    durch die Koalition geändert werden). Es ist      Wir bieten:
                                                                                                   • spannende und breit gefächerte Aufgabengebiete im
zahlen.                                          völliger Irrsinn, wenn man Brennholz aus
                                                                                                     gesamten Tätigkeitsspektrum des Unternehmens
    Bentele, Energieholz: Also – das halte ich   dem Wald holt, dafür den ermäßigten Mehr­         • selbständiges Arbeiten mit breitem Gestaltungsspiel-
für ein Märchen! Im Wärmebereich gibt es         wertsteuersatz zahlt, bei OBI aber 19 %. Das        raum
keine Förderung, die den Holzeinkäufer auf                                                         • vielfältige Jagdmöglichkeiten
                                                 gehört alles auf gleiches Niveau: 19 %. Das
                                                                                                   • unbefristete Beschäftigungsverhältnisse
der Seite der Pelletproduktion begünstigt,       sind rund 200 von den 300 Mil­lionen Sub­         • gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten
                                                 vention für Brennholz. Dazu kommt noch            • leistungsgerechte Bezahlung nach dem TV-L und die
                                                 das Thema Ökosteuer.                                Sozialleistungen des öffentlichen Dienstes

                                                      Bentele, Energieholz: Aber sagen Sie doch    Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit.
                                                 bitte, wie sich dieses Marktanreizprogramm
                                                 auf den Holzpreis auswirkt? Ich glaube das        Frauen mit Universitäts- oder FH-Abschluss sind im Un-
                                                                                                   ternehmen derzeit unterrepräsentiert. Deshalb werden
                                                 nicht.                                            Frauen ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.
                                                      Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie:
                                                 Für uns ist der Markt aus den Fugen geraten,      Schwerbehinderte Bewerber/-innen werden bei gleicher
                                                                                                   Eignung bevorzugt berücksichtigt.
                                                 weil nämlich einseitig der Wunsch besteht,
                                                 durch Bioenergie (auch aus Holz) Klima­ziele      Für Fragen oder weitere Informationen steht Ihnen Herr
                                                 zu erreichen. Wir können die Holzpreise nur       Weinzierl, Tel. 0941 6909-408, gerne zur Verfügung.
                                                 dann weitergeben, wenn der Kunde dazu             Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit aussagekräfti-
                                                 bereit ist. Wir sitzen dabei in einer Zwick­      gen Unterlagen bis spätestens 1. Dezember 2010. Prü-
                                                 mühle: Wir haben als Abnehmer die Möbel­          fungsergebnisse aus Laufbahnprüfungen 2010 können
                                                                                                   bis zum 22.12.2010 nachgereicht werden.
                                                 industrie, und die Möbelindustrie hat in al­
                                                 ler Regel langfristige Lieferverträge mit ihren
                                                 Abnehmern, dem Handel. Und wir hatten                         Bayerische Staatsforsten AöR
                                                                                                                       Bereich Personal
                                                 bereits diese Konstellation vor 3 Jahren, als                Tillystraße 2, 93053 Regensburg
                                                 der Holzpreis quartalsweise um 30 bis 40 %                  personal@baysf.de, www.baysf.de

                                                                                                              November | 2010 : prowald                    11
erneuerbare energien

     anstieg. Da haben wir das weitergegeben,              Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie:      tes Argument hinsichtlich Nutzung. Also
     mit dem Ergebnis, dass in Deutschland            Im Augenblick kann ich nur sagen: Die In­        könnte man doch argumentieren: Was soll’s,
     150 Möbelwerke in die Pleite getrieben wur­      dustrien, die wir vertreten, setzen auch auf     wir legen die Buche still, wenn sie auf dem
     den. Nur deshalb, weil sie langfristige Ver­     Laubholz. Wir haben sehr starke Furnier­         Markt nicht mehr so nachgefragt wird. Das
     träge hatten. Das kann’s doch nicht sein? Wir    werke im Westfälischen, die brauchen Laub­       ist schon ein Problem.
     können solche Preisanpassungen nur nach          holz. Auch woanders, et­wa bei der Spanplat­          Dr. Kibat, Papierindustrie: Das sehe ich
     und nach durchsetzen. Und deshalb brau­          te, setzen wir bis zu etwa 40 % Laub­holz ein.   genauso bei der Buche (sie wird für das Sul­
     chen wir bei kontinuierlichem Wachstum           Vielleicht geht noch mehr, aber da sind wir      fitverfahren eingesetzt, und Sulfitzellstoff ist
     auch gerne höhere Holzpreise, da haben wir       erst am Anfang. Wir sind also durchaus in        sehr stark rückläufig). Vielleicht müssen wir
     überhaupt nichts dagegen. Das werden wir         der Lage, Laubholz aufzunehmen.                  warten, bis wir eines Tages hierzulande Eu­
     auch umsetzen, nur geht das nicht von heu­            Wilke, Forstverein: Also mehr Laubholz      kalyptus anpflanzen können, dann sind wir
     te auf morgen.                                   im Wald ist aus Ihrer Sicht unproblematisch?     wieder alle froh.
                                                           Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie:           Bentele, Energieholz: Im Pelletbereich
                                                      Nicht unproblematisch, aber es ist für uns       brauchen wir Nadelholz und weniger Laub­
       Welche Baumarten braucht                       nicht ganz so kritisch wie für Pellets, Säge­    holz, weil der Ligninanteil die Form der
             die Industrie?                           werke und die Papierindustrie.                   Pellets ermöglicht. Zum Kuchen allgemein
                                                           Schmidt, Sägeindustrie: Für uns ist es      wollte ich noch sagen: Für die nahe Zukunft
                                                      aber ein Problem. Mit der Verschiebung der       sehen wir den mittleren osteuropäischen
     Wilke, Forstverein: Darf ich einmal aus Sicht    Holzartenanteile können wir nicht so ein­        Raum als Erweiterungsmöglichkeit an.
     des einfachen Waldmenschen fragen: Na­           fach unsere Produktion ändern. Bei uns           Wenn die Pellets dort qualitativ halten, was
     delholz ist hoch begehrt, es ist, wie wir alle   sind die Holz­arten untereinander nicht so       wir nach unserem neuen Zertifizierungs­
     wissen, sehr knapp geworden. Dieser Trend        einfach austauschbar. Und das ist weniger        system verlangen, und wenn das Holz aus
     wird sich fortsetzen. Laubholz könnte nach       eine Frage der Technologie, sondern eine         nachhaltiger Waltwirtschaft stammt, habe
     allen Zahlen, die wir haben, deutlich mehr       der Märkte: Wir werden zukünftig mehr            ich kein Problem. Beim heutigen Pelletpreis
     nachgefragt werden. Das ist aus meiner           Nadelholz benötigen. Aber auch die aktu­         ist es allerdings nicht rentabel.
     Sicht auch ein wenig ein Widerspruch in          elle Entwicklung im Laubholz ist meines
     der Zusammenarbeit von uns untereinan­
     der. Wie können wir hier Verbesserungen
                                                      Erachtens sehr gefährlich. Der rückläufige
                                                      Massivholzver­brauch nimmt uns nicht nur
                                                                                                                                 ■
                                                                                                           Fotos: DFV, HAF, Ponsse, Landesforsten RLP, VDP,
     erreichen?                                       den Markt, sondern auch unser wichtigs­             pixelio.de, Verband der dt. Holzwerkstoffindustrie

12    proWald : November | 2010
Das Weihnachts-
geschenk des DFV:
Der Postkarten-                                                                                                     AVIA BANTLEON –
Kalender 2011                                                                                                       Ihr Systempartner
                                                                                                                    für …

                                                                Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001: 2000 / 14001
                                                                                                                                 • Schmierstoffe aller Art
                                                                                                                                 • Schmierstoffe -
                                                                                                                                   biologisch abbaubar
                                                                                                                                 • Taumittel -
                                                                                                                                   umweltfreundlich
                                                                                                                                 • Sorbent Produkte
                                                                                                                                 • Lager- und Tanktechnik
                                                                                                                                 • Laboranalysen
                                                                                                                                 • Technische Beratung im
                                                                                                                                   Umgang mit wasser-
                                                                                                                                   gefährdenden Stoffen
 Anlässlich des Internationalen Jahres der Wälder 2011 hat
 der Deutsche Forstverein einen Postkartenkalender er-
 stellt. Im Rahmen eines Fotowettbewerbs, zu dem wir per
 e-mail aufgerufen hatten, sandten zahlreiche Mitglieder
 ihre Lieblingsmotive ein, die Fotografen der ausgewähl-
 ten Bilder erhalten nun jeweils fünf Kalender sowie einen
 Gutschein bei der ID Wald GmbH.
      Die Gewinner sind: Andreas Niepagen, Eberhard Piest,
 Frederike Plato, Rüdiger Blome, Christian Naffin, Jörg Beck-
 mann, Thorsten Wiehle, Ursula Rüping, Anne Hollstein, Ray-
 mar Heller und Anton Schmidt (2 Motive). Wir danken allen                                                         Ganzheitlicher
 Einsendern für ihre freundliche Unterstützung!                                                                    Ansatz für
      Diesen schönen Kalender verkauft der Deutsche Forst-
 verein für einen Unkostenbeitrag in Höhe von 5 EUR zzgl.                                                          nachhaltigen
 1,50 EUR Versandkosten.                                                                                           Nutzen.
      Sie können ihn bestellen unter: Tel: 0551/3796265 oder
 info@forstverein.de.

                                                                                                                  Hermann Bantleon GmbH . Blaubeurer Str. 32
                                                                                                                  89077 Ulm/Donau . Tel. 0731.39 90-0 . Fax -10
                                                                                                                  info@bantleon.de . www.bantleon.de
erNeuerbare eNerGieN

                                 Nachdenkliches zum nachwachsenden Rohstoff

     »Weit und breit keine Steckdose, und               Vielleicht stecke ich zu wenig im Pro­      Alles Holz ist im Grunde Baum. Es ist
     die Produktion läuft trotzdem auf             duktionsprozess, dass mich solche Fragen         eine Frage der Sichtweise: lebendiges, hoch
     Hochtouren« – ein flotter Werbe-              beschäftigen. Auch schaue ich gerne Bäu­         entwickeltes, kraftvolles Wesen mit Wur­
     spruch. »Produktion auf Hochtouren«           me an, bleibe mal eine Zeit davor stehen         zeln, Stamm, grünen Blättern, Nadeln und
     ist anerkannt in unserer Gesellschaft,        oder setze mich gar zu ihnen. Sie waren es       Krone? – Oder Rohstoff, Ware, rohe Masse,
     zumal wenn ein »umweltfreundli-               schließlich, die mich in den Beruf führten.      die der menschlichen Verwendung, der
     cher Rohstoff« herauskommt. Und die           Zwar mag ich ebenso das Holz und spüre           »Veredelung« oder Energieerzeugung zu­
     Forstwirtschaft genießt es, nach Jahr-        gelegentlich durchaus die Faszination gro­       geführt wird? Unser Fokus liegt auf dem
     zehnten im Schatten der Großindustrie         ßer Forstmaschinen: dieses kraftvolle Zupa­      Rohstoff. Aber ist so ein Baum nicht edler
     endlich wieder richtig mitzumischen           cken, die Leichtigkeit, mit der sie über Stock   als das Klopapier, zu dem er »veredelt« wird?
     beim Bruttoinlandsprodukt.                    und Stein gehen. Die Schnelligkeit, mit der      Gewiss ist das Produkt unentbehrlich, aber
         Völlig unproduktiv erscheint da die       sie aus einem Baum Holz machen.                  der Baum hat ihm voraus, dass er lebendig
     Frage, wer denn hier eigentlich produziert:        Aber dann sehe ich wieder die Bäume.        ist. Dies, scheint mir, vergessen wir zuneh­
     Waldbesitzer? Förster? Harvesterfahrer? Mü­   Es sind einfach schöne Wesen. So lange ge­       mend.
     ßige Gedanken?! Auch im anderen großen        standen, im stillen Wald. Einfach gewach­             Bis vor ein paar Jahren sahen Forstleu­
     Zweig der Primärproduktion, der Landwirt­     sen, von selbst. Wachstum ist etwas anderes      te noch Baum und Holz. Der Baum hatte
     schaft, spricht man schließlich von Pro­      als Produziertwerden. Richtiges Wachstum         dabei einen gewissen Vorrang – das unter­
     duzenten. Und niemand lacht über »Fer­        meine ich, nicht das Wirtschaftswachstum,        schied uns von den Holzverarbeitern. Vor
     kelerzeuger«. So was darf man eben nicht      von dem unsere Zeitungen und Nachrichten         allem der Holzhauer schaute einen Baum
     wörtlich nehmen. Entscheidend ist die Ver­    in letzter Zeit so überquellen, dass man mei­    genau an, wählte die Fällrichtung, achtete
     fügungsgewalt über die Produktionsmittel,     nen könnte, die Wirtschaft hätte das Wort er­    auf die Rückweiche – denn so ein Baum for­
     ein gutes Ressourcenmanagement und vor        funden. Deshalb würde ich lieber von Wach­       dert Respekt. Dann kniete er nieder, setzte
     allem, dass Geld herauskommt.                 sen sprechen als vom Wachstum.                   die Säge an, schnitt den Fallkerb, schnitt

14    proWald : November | 2010
erneuerbare energien

weiter und rief: »Ooobacht, Baum fällt!« Ein Erlebnis, das man        Bei diesem einfachen Berühren kommen wir der Ausgangs­frage
nicht vergisst.                                                   vielleicht näher: Wer produziert hier eigentlich? Ne­ben Licht und
     Geht man noch ein paar Jahre zurück, in die 1950er- und      Luft, Boden und Wasser wirkt da offenbar eine innere Kraft. Die­
1960er-Jahre, da war es noch großartiger, wenn ein Baum fiel.     selbe Kraft, die eben auch jenes We­sen »produziert« hat, welches
Hatte man doch mit der Handsäge oft Stunden ge­braucht, um        gerade das Holzscheit in sei­ner Hand hält, mich selbst. Nennen wir
einen starken Stamm vom Stock zu lösen. War der Riese gefal­      es »Natur«? Das kann kitschig wirken, vor allem wenn noch »Mutter«
len, so hielt man erst einmal inne, nicht nur zum Verschnaufen.   dabei­steht. Oder »Gott«? Oh Gott, über diesen wird in aller Welt so
Im Bayerischen Wald zum Beispiel nah­men die Männer den           viel gestritten.
Hut ab und beteten ein Vaterunser. Mancher ältere Kollege hat
das noch miterlebt. Für diese Leute war es keine Frage, wer       Aber irgendwie spüren wir etwas. »Etwas«? Ja. Es hat keinen
hier produziert.                                                  Namen. Am weisesten hat es für mich der alte Lao-Tse umschrieben:
     Und heute? Es knien nur noch wenige nieder, zum Fällen.      »Ein Etwas gibt es, aus dem Chaos ge­wor­den, früher als Himmel und
Und niemand nimmt den Hut ab, nach dem Fällen. Und erst           Erde entstanden, ein ein­sam-stilles, endlos-weites in sich allein, un­
recht keiner betet. Wer es täte, würde wohl bald für verrückt     wandelbar krei­send, nie sich erschöpfend; des Alls Urmutter könnte
erklärt. Zumindest in den größeren Betrieben ist keine Zeit für   man es nennen; ich kenne seinen Namen nicht, ich nenne es Tao …«
Besinnung. Der Prozessor macht kurzen Pro­zess. Unser Blick       Wie immer wir dieses Etwas auch nennen. Wich­tig ist, dass wir es
ist starr auf das »Produkt« gerichtet, die Gedanken kreisen um    spüren, ahnen. In diesem Ahnen kann etwas wach­sen, in uns. Etwas
Masse und Erlös. Rohstoffindustrie. Ein Fleischerzeuger schaut    Großes, Ruhiges, das alle Hektik von unten her auflöst. Ein Gewahr­
seinen Schnitzelträgern ja auch nicht persönlich in die Augen.    sein unser selbst und al­ler anderen Wesen um uns. Wahrscheinlich
     Die Förster, die sich einmal selbst als Naturmenschen        macht dieses den Menschen aus, viel mehr als alles Produzieren. Wir
fühl­ten, als Sonderlinge, die ihre Bäume liebten, ebenso wie     dür­fen es nicht vergessen, wenn wir Mensch bleiben wollen.
die Tiere, denen sie Heimat geben, sie scheinen weitgehend
aus­gestorben. Stattdessen trifft man Holzmanager. Haben die
noch Zeit, Bäume zu sehen? Ich fürchte, nein. Sie wären sonst
                                                                                                       ■
wohl öfter traurig über den rüden Umgang mit ihnen. Oder                             Text und Foto von Wilhelm Stölb
wütend. Aber von solchen Gefühlsregungen ist nichts (mehr)
zu hören. Die Betriebe funktionieren.

Eine Kleinprivatwaldbesitzerin traf ich einmal in der
Eifel, eine Frau vom alten Schlag, etwas eigensinnig und skep­        Kunstkalender »Im Wald« 2011
tisch gegenüber den neuen Entwicklungen. »Rohstoff, Ener­
gieträger, Hackschnitzel …«, sagte sie, »man hört heute nichts                                                 Die Schönheit des
anderes mehr. Alle wollen nur unser Holz. Aber ich lasse die                                                   heimischen Waldes ins
Maschinen nicht rein in meinen Wald. Ich mache Scheiter, die                                                   Haus bringen möchte der
ich in die Hand nehmen kann und in den Ofen schieben. Ein
Stück Natur, aus meinem Wald. Das lass ich mir nicht nehmen!«                                                   Kalender »Im Wald«
    Rückständig? Sicher. Wenn wir lauter solche hätten, was                                                     von Wilhelm Stölb, Forst-
wä­re dann mit dem Wachstum? Aber vielleicht würden wir                                                         mann aus Landshut / Bay-
                                                                                                                 ern. Diesmal enthält
stattdessen das Wachsen wieder besser wahrnehmen: den
                                                                                                                 er 12 liebevoll gemalte
Wald, der uns das Holz schenkt. Und eben das Holz selbst,
nicht den »Rohstoff«. Erinnern Sie sich, wann Sie zuletzt ein                                                    Waldbilder mit
Holzscheit in die Hand genommen haben? Ein richtiges Holz­                                                       kurzen, besinnlichen Be-
scheit, das Sie vielleicht selbst mit der Axt gespalten hatten?                                                  gleittexten, die zum stil-
Ich meine nicht den prüfenden Blick auf Gewicht, Gesundheit                                                      len Betrachten einladen.
oder Feuchtigkeit. Es geht überhaupt nicht um den prüfen­                                                         Ein ganz persönliches
den Blick, sondern um ein anderes Sehen, von dem Antoine de                                                       Geschenk, das im
Saint Exupery schrieb: »Man sieht nur mit dem Herzen gut, das                                                      Handel nichts vergleich-
Wesentliche ist für die Augen un­sicht­bar.«                                                                       bares findet.

Ein Holzscheit mit dem Herzen sehen? Vielleicht finden
                                                                     Erschienen ist der Kalender im Selbstverlag in zwei Formaten:
Sie doch mal Zeit dazu: Holz in aller Ruhe anzufassen, auf­
                                                                     30 x 42 cm zum Preis von 22,90 € und 21 x 30 cm zum Preis von 12,90 €
zuheben und zu spüren sich zu trauen. Hinriechen, mit der
                                                                     jeweils inklusive Inlandsversand. Ab 2 Stück Rabatt.
Hand darüber streichen. Die Jahrringe, eine Harztasche da­           Ansicht und Info im Internet unter www.waldundmensch.de.
zwischen, außen Rinde, darin winzige Löcher – Baum und Holz          Bestellung auch direkt beim Autor:
sind auch Wohnung, für kleine Tierchen, lebendige. Ein Ast, gut      W. Stölb, Lunastraße 16, 84032 Altdorf.
eingewachsen, die Jahrringe legten sich schön da­rum …

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