Kampf ums Holz! Energetische und stoffliche Nutzung - November
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leserbriefe Ihre Juli/September-Ausgabe 2010 Naturschutz und deutsche Forstwirt- Da Förster friedliche und kompromiss »Öffentlichkeitsarbeit« hat mich bewogen, schaft: Absurdistan lässt grüßen bereite Menschen sind, die die volks- und meine »Giftmischerphilosophie« zu Papier Wenn man im Sessel des Ruheständlers die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit einer zu bringen. aktuelle Diskussion verfolgt, die sich mit einträglichen Waldwirtschaft, ohne den Na Lobbying bei Politik und Politikern den maßlosen Forderungen des meist eh turhaushalt zu belasten, offenbar allein ver Vor und mind. 100 Tage nach den Wahlen renamtlichen Naturschutzes an die Bewirt treten, haben wir in der Vergangenheit oft bringt Lobbying nichts. Im Wahlkampf wird schaftung des deutschen Waldes befasst, die Verständigung mit den nicht immer un das Blaue vom Himmel versprochen, nach lugt einem der alte Ben Akiba grinsend über einsichtigen Naturschützern gesucht. Auch den Wahlen müssen sich die Gewählten zu die Schulter: »Alles schon dagewesen.« der Deutsche Forstverein hat mit einigen erst zurechtfinden. In die Parlamente schaf In den ersten zwei Nachkriegsjahrzehn Naturschutz-Verbänden und offiziellen Ins fen es nur wenige Vertreter von Wald und ten standen Arten- und Biotopschutz im tanzen wie Bundesamt für Naturschutz und Holz. Sie brauchen aber in entscheidenden Vordergrund des Interesses, Naturschutzge Rat der Sachverständigen für Umweltfragen Abstimmungen die Mehrheit der Parlamen biete zum besseren Schutz einzelner Arten intensive Gespräche geführt und Papiere tarier gleich welcher Parteifarbe und Inte oder Lebensräume wurden ausgewiesen, verabschiedet, z. B. die Berliner Erklärung ressenlage. Solche Mehrheiten können ge Rote Listen wurden aufgestellt über schein 1996. Erfahrung: In Workshops, Tagungen, fördert werden, wenn man per Post (nicht bar oder wirklich durch was auch immer versuchten Aktions-Bündnissen und Ge per E-Mail) regelmäßig, möglichst viele gefährdete Pflanzen und Tiere. Übrigens sprächen wird auch immer mal Harmonie Parlamentarier (»graue Mäuse«) mit kurzen, waren die meisten aktiven Naturschützer in gefunden, aber später werden die bekann prägnanten Artikeln/Briefen informiert. Re dieser Phase oft Forstleute. Weitere Betäti ten Marter-Instrumente wieder ausgepackt. gelmäßig schreiben, damit sie den Absender gungsfelder mussten später her. Man ent Siehe oben. kennen und seine Informationen wertschät deckte den Prozessschutz. Neues Ziel wurde Trotz geäußerten Verständnisses wird zen. Die »grauen Mäuse« sollten unbedingt die Aufgabe der Nutzung in möglichst vielen stets wieder kreuzzugartig der Prozessschutz vor den »parlamentarischen Großmäulern, und großen Waldteilen. auf immer größerer Fläche zur Bedingung Meinungsdiktatoren usw.« bedient werden. Die Forstleute und Waldbesitzer waren für Wohlverhalten gemacht. Dieses existen Sie bekommen damit Wissensvorsprung, und sind der nachhaltigen Forstwirtschaft zielle Ringen interessiert die Öffentlichkeit können sich eine eigene Meinung bilden verpflichtet, d. h. auf derselben Fläche wird nicht, Politiker gehen allzu gern auf solches und sind damit nicht mehr so leicht umzu gleichzeitig Holz erzeugt und genutzt, das Drängen ein, erhoffen sich allgemeine Zu biegen. In den Fraktionen gewinnt mit die die Volkswirtschaft dringend benötigt, da stimmung in Form von Wählerstimmen. sem Vorgehen die Sachfrage vor der Partei- bei werden Erträge erwirtschaftet, aber Aus meinen Erfahrungen kann ich der Ideologie. Die Fraktionen werden gespalten. auch der ganze Rattenschwanz von Wohl Forstpartie und der Politik nur raten, die Die Parlamentarier und Politiker sind i. d. R. fahrtswirkungen, zu denen eine intakte und naturnahe, pflegliche Forstwirtschaft als dankbar für kurze, prägnante, leicht lesbare vielseitige Natur gehört. Diese Selbstver Standard festzuhalten und alles über diesen Informationen. Dieses Lobbying auf breiter pflichtung hat zu den vielseitigen, baumar Zyklus (Verjüngung – Läuterung – Durch Front, so auch in den Forstrevieren, benötigt tenreichen Waldbildern geführt, um die uns forstung – Durchhieb – Lichtung – zur Not wenig Geld und mäßigen Aufwand, ist ge die Welt beneidet und in denen Rote-Listen- Abtrieb, dazu Wegebau und Waldschutz) hi räuschlos, der »Feind« bekommt wenig mit. Arten gerade deshalb vorhanden sind, weil nausgehend Einschränkende durch den be Armin »James« Bont 007, CH-Frauenfeld über Jahrzehnte sorgsam und pfleglich ge zahlen zu lassen, der es fordert. wirtschaftet wurde. Nach 45 Jahren im Gefechtsfeld und Nur übereifrigen Naturschützern reicht vielfachen Annäherungen und Harmonien Die Nummer Juli/September 2010 fand dies offenbar nicht. Ihr unbändiges Bestre mit der anderen Seite ist es traurig, dies so ich (wieder mal) ganz ausgezeichnet, ein ben ist es nun, auf möglichst großer Fläche offen sagen zu müssen. Aber sonst versteht ziger »Nachteil«: Man braucht lange zum eben nicht zu nutzen, sondern der Natur es keiner. Nachdenklich stimmt mich, wenn Durchlesen … freien Lauf zu lassen. Dass dies ohne Not Forstleute verblendet die Argumente der Dr. Gerrit Müller, Titisee-Neustadt beträchtliche Einbußen für den Waldbesit anderen Seite zu ihren machen, wie bei Ho zer mit sich bringt, interessiert sie nicht. Sie ckenjos zu lesen. müssen es ja nicht bezahlen! Nur eine geschlossene Gemeinschaft Aufmachung und Auswahl der Beiträ Nachgerade aus dem Außerirdischen von Waldbesitzern und zu Recht selbstbe ge in der proWALD sind hervorragend und stammt die Idee von solchen Leuten für Bu wussten Forstleuten kann sich in der emi vielfach auch so, dass sie zu munteren Dis chen-Wälder: Der Forstmann mag getrost nent wichtigen Frage Gehör verschaffen und kussionen oder gar zum nützlichen Wider über Jahrzehnte pflanzen, läutern, durch mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit Politik, spruch anregen. Ich habe aber eine kleine forsten, aufwendig pflegen und investieren, Presse und Bürger auf ihre Seite ziehen. Bitte: Alle Autoren sollten mit Namen, Tätig aber wenn der Bestand das Alter 130 oder keit/Funktion und Institution benannt wer einen Durchmesser von 30 cm erreicht hat, Nie mag ein Gut ja, den. Der Leser kann dann leicht erkennen, dann muss der Wald Käfern und Pilzen über welches er in Händen hält, aus welcher Sicht und mit welcher Erkennt lassen bleiben. Sind wir nicht alle ein biss der Tor erkennen, nis die Autoren schreiben. chen balla-balla? bis es ihm entwunden ist. Christoph Binnewies, Waake Mäht ein Bauer kurz vor der Ährenreife (Sophokles, Aias 919) sein Getreide ab, um es unterzupflügen? Dr. Wolfgang Dertz, Eltville 2 proWald : November | 2010
Editorial Inhalt Liebe Mitglieder des Deutschen Forstvereins, nachhaltige Forstwirtschaft entstand in Deutschland, als das hölzerne Zeit Forstvereinstagung 2011 in Aachen 5 alter in große Not geriet, weil das Holz knapp wurde. Der Wohlstand und Diskussion der Reichtum, den einige Völker seither aufgebaut haben, und die riesige Kampf um Holz aus dem Wald 6 Zunahme der Weltbevölkerung insgesamt auf unserem Planeten sind auf der Basis von fossilen Energieträgern erreicht worden. Erdöl ist knapp, Kohle Wilhelm Stölb und Gas sind es demnächst auch. Produktion und Wachstum 14 Die deutsche Forstwirtschaft hat restauriert, was das hölzerne Zeitalter Kooperation mit Polen verstärkt 25 ruiniert hatte. Die primären Wälder sind verschwunden, naturnahe sekun däre Wälder sind an ihre Stelle getreten. Im Zuge dieser Entwicklung wurde KWF die Rohstoffproduktion kontinuierlich weiterverfolgt, und – von Kriegs INTERFORST 2010 – unterbrechungen oder sozialistischer Planwirtschaft abgesehen – dennoch Neues bei Geräten und Werkzeugen 16 der Vorrat an Holzmasse kontinuierlich gesteigert. Unser Wald ist wieder Wald und wirkt wie Wald in seinen Wechselwirkungen auf Klima, Boden, Bodenschutztage in Dierdorf 18 Flora und Fauna und die Menschen, die ihn besuchen und nutzen. Das Bun desforstministerium erarbeitet aktuell ein Positions- und Strategiepapier DFWR 2020. Der DFV unterstützt diese Arbeit, sie kommt zur richtigen Zeit, und sie Stofflich oder energetisch? muss Klarheit schaffen und Orientierung geben, wie unser Beitrag sein soll Die Diskussion um Holzverwendung zur Vorsorge für Rohstoff, Energie, Klima, Einkommen, Arbeit, Flora, Fauna, versachlichen! 20 die Menschen innerhalb der Forstpartie und die Bevölkerung, die bewusst, meist jedoch unbewusst, vom Wald profitiert. Aus der Wirtschaft Erstaunlich ist der Inhalt eines Briefes von fünf Umweltschutzorganisa Aus Alt mach Neu – die Renaissance tionen an große Einzelhandelsunternehmen, die sich einseitig und unsach der deutschen Zellstoff-Industrie 22 lich für eines der bei uns verbreiteten Waldzertifikate mit unverhohlenen Heimisches Holz – nachhaltig nutzbarer Drohungen in Richtung der Adressaten einsetzen und das andere, viel weiter verbreitete Zertifikat herabwürdigen und verunglimpfen (siehe hierzu die Energieträger mit wachsender Bedeutung 26 Dokumentation folgende Seite). So etwas schadet der Zertifizierung an sich, es spaltet Förster Aus den Ländern und Waldbesitzer 5. Baden-Württembergischer Waldgipfel 28 in FSC-gute und Ehrenmitgliedschaft für Dr. Anton Hammer 28 PEFC-böse. Das Tag der Waldwirtschaft Schweigen von FSC-Deutschland in Villingen-Schwenningen 29 zu diesem Ereig Jahrestagung des Brandenburgischen nis ist beschä Forstvereins in Rangsdorf 29 mend. Stellungnahme zur Überarbeitung des Wald Die EU hat programms des Landes Brandenburg 30 eine Forstpoli tik, auch wenn es Jutta Berg zum Ehrenmitglied ernannt 30 die Politik nicht Tiroler Forstverein in wahrhaben will, Mecklenburg-Vorpommern 31 aber es ist keine gute Politik, da Neuer Vorstand des Forstvereins sie sich nicht die für Sachsen-Anhalt 31 Mühe macht, Forstpolitik ganzheitlich zu formulieren. Dass man der Forst Sachsen-Anhalt: Manfred Lutscher wirtschaft viel zutrauen kann, wenn vernünftige Rahmenbedingungen ge verstorben 31 setzt sind, zeigen die Ergebnisse, wie eingangs geschildert. In Europa muss Schluss sein mit einer bruchstückhaften verkürzten Politik für Wald und Forstwirtschaft. Eine Waldstrategie 2020 des Bundes ist nur ein erster Schritt, Leserbriefe 2 in Brüssel müssen weitere folgen. Die Ministerkonferenz zum Schutz der Veranstaltungen 32 Wälder in Europa (MCPFE) ist ein wichtiger und vielversprechender Takt Göttinger Tagebuch 33 geber auf diesem Weg. Kernbeißer 34 Impressum 35 Ihr Carsten Wilke Zuletzt und Aktuell 35 Präsident des Deutschen Forstvereins November | 2010 : prowald 3
seiteN Des forstvereiNs Auch Nötigungen kommen gelegent- lich umweltschonend daher … Der hier abgedruckte Musterbrief wurde von den im Briefkopf aufge führten Umweltschutzvereinen an fast 100 große Unternehmen und Verlage geschickt. Der Text spricht für sich selbst (siehe auch Editorial S. 3). 4 proWald : November | 2010
seiteN Des forstvereiNs Der countdown läuft Die Forstvereinstagung 2011 steckt mitten in der Vorbereitung 21.-25.09.2011, das Datum beginnt Mobilität des Tagungsteams gewährleistet. Eine große Baustelle ist zurzeit noch sich allmählich allen Beteiligten einzu- Das Exkursionsprogramm der Veranstaltung die Planung der Öffentlichkeitsarbeit. Der brennen: 10 Monate nur noch bis zur ist so gut wie fertig (spätestens im Märzheft Forstverein will ja nach außen wirken. Ge 65. Jahrestagung des Deutschen Forst- von proWALD werden wir darüber detailliert rade im Hinblick auf das Internationale Jahr vereins in Aachen. Das heißt, die Uhr berichten). Nachdem zahlreiche Akteure der Wälder 2011 ist eine öffentliche Darstel tickt. angesprochen wurden, liegt nun eine große lung des Themas Wald in Aachen unerläss Bereits seit August stellt der Landesbe Anzahl hochwertiger Exkursionsvorschläge lich. Die Gestaltung der Seminare nimmt trieb Wald und Holz NRW das Tagungsteam vor, sodass nur noch die dagegen mittlerweile deutlich konkretere für die Forstvereinstagung zur Verfügung. endgültige Auswahl Formen an, sodass eine Ansprache der Re Es sind Jan Breithaupt und Sebastian Rabe, getroffen werden muss. ferenten und Moderatoren in den nächsten die seither an der organisatorischen Vor Wochen erfolgen kann. bereitung dieses Großereignisses arbeiten. Zusammenfassend kann festgestellt Beide absolvierten nach ihrem Studium der werden, dass die Vorbereitungen gut vo Forstwissenschaften in Freiburg das Refe rankommen und die Zusammenarbeit rendariat in NordrheinWestfalen. Nach der zwischen dem Deutschen Forstverein und bestandenen Großen Forstlichen Staats dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW prüfung im Sommer 2009 wurde Breithaupt reibungslos funktioniert. Es liegt im Detail innerhalb des Teams Abies mit der Imple jedoch noch ein weiter Weg vor den beiden mentierung der neuen Holzbuchführungs Herren. software im Landesbetrieb betraut. Rabe leitete währenddessen das Holzkompetenz Zentrum Rheinland in Nettersheim. ■ Sebastian Rabe und Jan Breithaupt, Tagungsteam Tagung Aachen 2011 Zum Tagungsort Aachen muss man Foto: Stephan Schmied/pixelio.de eigentlich nicht viel sagen: Es ist eine Groß stadt mit rund einer viertel Million Men schen, eine Bäderstadt, also eigentlich Bad Aachen, eine Stadt mit langer ehrwürdiger Geschichte und mit Baudenkmälern (Dom, Rathaus usw.), die für sich schon eine Reise lohnen. Karl der Große jedenfalls machte die Stadt nicht nur zu seiner Lieblingsresidenz, sondern in den Aachener Thermen kurierte er manches Zipperlein aus. Auch die Tagungsteilnehmer können durchaus einmal zwischendurch kuren. Das ist bereits gesichert. Die Vorbereitun gen für die Tagung selbst laufen seit August auf Hochtouren. Mit dem Bezug der Büro räume in der Aachener Innenstadt Anfang September ist das Tagungsteam direkt vor Ort, was unter anderem eine Kommunika tion mit der Stadt Aachen erleichtert. Dank freundlicher Unterstützung der Firma Su baru durch einen »Forester« ist auch die November | 2010 : proWald 5
Der Rohstoff Holz droht, knapp und mithin teuer zu werden. Also ist Konkurrenz angesagt zwischen den Kunden des Forstes. Das kann der Forstwirtschaft nicht gleich- gültig sein, denn beide Seiten, Forst- und Holzwirtschaft, leben vom Wald. Auf Einladung des Deutschen Forstvereins trafen sich Vertreter der Holzwirtschaft mit dem Forstverein zu einem Mei- nungsaustausch. Was erwarten die wichtigsten Partner des Forstes von ihrem Rohstofflieferanten? Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins: Wir möchten mit diesem Gespräch unseren Mitgliedern und den Lesern von proWALD ein Bild davon verschaffen, wie die Kunden des Forstes denken. Ich bin der Ansicht, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft Forst und Holz sind. Und wir sollten uns vor dem Beginn des »Internationalen Jahres der Wälder 2011« darüber austauschen, wie wir gemeinsam auftreten können, ohne unsere Differenzen, die es sicherlich gibt, einzuebnen. In Eingangsstatements formulierten die Gäste ihre Position so: Lars Schmidt, Bundesverband Säge und Holzindustrie Dr. Peter Sauerwein, Verband der deutschen Holzwerkstoff- Deutschland (BSHD): Wir haben zwei zentrale Fragestellungen. industrie: Ich fange jetzt einmal umgekehrt an: Von der personellen Einmal geht es uns um die Rohstoffsicherung und dann natürlich Seite her sind wir der Auffassung, dass es selbstverständlich not um den Absatz unserer Produkte. Beide Themen betreffen auch wendig ist, dass mehr Fachpersonal auf der Fläche bleibt, als das das Verhältnis Forst und Holz. Wenn ich das Stichwort Rohstoffsi zurzeit in den Verwaltungen diskutiert wird. Diese Diskussion läuft cherung nenne, dann frage ich: Wie groß ist denn der Kuchen für ja nach dem Motto: Der Wald wächst von allein, wir brauchen nur alle insgesamt, und wie setzt er sich zusammen (was unter Natur noch Schutzgebiete, und dann brauch ich kein Forstpersonal mehr. schutz steht, kann nicht genutzt werden)? Und zweitens: Wie ver Das ist mit Sicherheit der falsche Weg. Denn um den Wald zu schüt teilen wir die Kuchenstücke? Stichwort: stoffliche, chemische und zen und zu bewirtschaften und um den Rohstoff Holz der Industrie energetische Nutzung. Langfristig beobachten wir einen rückläu zur Verfügung zu stellen, braucht es Fachpersonal. Da geht es nicht figen Massivholzverbrauch im Laubholz bei einem gleichzeitigen nur um unsere Industrien, letztendlich geht es um den Verbrau Versorgungsengpass mit Nadelholz. Wir schätzen, dass wir in den cher. Und um der Umwelt und des Klimas wegen ist es wichtig, den letzten 10 Jahren 35 % der Nadelholzflächen durch den Waldumbau stofflichen Verbrauch des Holzes zu steigern, schon wegen der Kli in Richtung Laubholz verloren haben. Aus unserer Sicht fehlt eine maschutzziele. Bekanntlich hängt an 100 m3 Holz ein Arbeitsplatz. marktgerechte Baumartenwahl. Das klingt zwar provokant, aber aus Dieser Zusammenhang müsste viel deutlicher gemacht werden. Die Sicht der Märkte können wir nur das verarbeiten, was die Märk über 10.000 ha in NordrheinWestfalen, die neu geschützt werden te wollen. Und dabei lautet die Frage: Wie können wir einen ent sollen, entsprechen fast 1.000 Arbeitsplätzen, die dann wegfallen. sprechenden Nadelholzanteil im Forst sichern? Und andererseits: Selbst die Bundesregierung kommt zu der Erkenntnis, dass wir eine Wir müssen uns um zukunftsfähige Laubholzprodukte kümmern, riesige Versorgungslücke mit dem Rohstoff Holz vor uns haben. Des denn es liegt ja auch im Interesse der Forstbetriebe, dass das, was in halb haben wir auch konkrete Wünsche an den Forst. Etwa, dass den Wäldern heranwächst, auch einen hochwertigen Absatz findet. die Baumartenwahl so getroffen wird, das möglichst viel Biomasse Drittens: Seit Jahren bin ich der Ansicht, dass unsere Landesforstver heranwächst, auch wenn wir flexibler als die Sägeindustrie sind, die waltungen und die Forststruktur in Deutschland im internationalen ja mehr Nadelholz wünscht. Mehr Masse wünschen wir, und das Vergleich ein absoluter Wettbewerbsvorteil sind. Doch mit Blick auf kann z. B. erfolgen durch Vorwälder und Kurzumtriebsplantagen die Alterszusammensetzung der Forstbediensteten mache ich mir auf landwirtschaftlichen Flächen. Ein weiteres Thema ist die Redu schon Sorgen über die tatsächliche Personalstruktur in den Landes zierung der Derbholzgrenze, um eben mehr Biomasse im Wald zu forstverwaltungen. Reicht denn dieser Personalstand aus? Etwa für gewinnen. Wir wünschen uns also ein deutlich erhöhtes Angebot, moderne Prozessketten für die Holzernte, für die notwendige Be um die Vorsorgungslücke, die vor uns klafft, zu schließen. treuungsintensität für den Kleinprivatwald? 6 proWald : November | 2010
erNeuerbare eNerGieN Foto: Angelika Lutz/pixelio.de Dr. Klaus-D. Kibat, Verband deutscher Papierfabriken Martin Bentele, Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband (VDP): Trotz der Finanzkrise definieren wir uns als Wachstums (DEPV): Wenn es um Anforderungen an die Forstwirtschaft geht, branche. Und egal, wo in der Welt dieses Wachstum stattfindet, dafür sollte sich die Holzwirtschaft generell einig sein, zuerst der Bevöl müssen die entsprechenden Fasern zur Verfügung stehen. Heute kerung die Grundidee näherzubringen, indem wir den Faktor Wirt haben wir im Fasermix weltweit ungefähr 50 % Altpapieranteil, das schaftskraft von Forst und Holz propagieren. Aber ich habe da meine wird weiter wachsen, weil die Verpackungsindustrie stark wachsen Befürchtungen, wenn ich sehe, wie anachronistisch die Verbände wird. Aber auch der Zellstoffverbrauch wird ansteigen, wenngleich landschaft strukturiert ist. Und wenn man sieht, wie die Förster, die moderater. Und damit stellt sich für uns die Frage: Wo soll die Pro doch eigentlich den Wald mobilisieren sollten, auf dem Rückzug duktion für diese ganzen Papiermengen stattfinden? Noch haben sind, sind das alles Anzeichen dafür, dass genau das Gegenteil von wir Standortvorteile in Deutschland. Aber wie schaffen wir die Roh dem geschieht, was man eigentlich machen sollte. Von der Forstwirt stoffversorgung der Zukunft, im Jahr 2020? Die genannten Restrik schaft würde ich mir ein besseres Verständnis der Energiewirtschaft tionen (etwa durch den Naturschutz, aber auch durch Zertifizierung wünschen. Wenn ein Ofenbesitzer sein Holz für den Ofen im Wald und dadurch rückläufige Verbräuche) zeigen, dass wir bereits heu macht, ist er der King. Doch wenn er versucht, seine zwei Fichten ins te erhebliche Knappheiten insbesondere beim Nadelholz haben. Sägewerk zu bringen, ist er der Depp. Diesen Leuten, hinter denen Wir sind Nettoimporteur beim Nadelholz. Und wir wissen nicht, 14 Millionen Ofenbesitzer stehen, kann man doch nicht vorschrei wie hoch das Defizit bis ins Jahr 2020 allein beim Nadelholz sein ben, dass sie erst einmal einen Schreibtisch aus ihrem Holz machen wird. Jedenfalls machen wir uns Gedanken über die Folgen dieser sollen, bevor sie es verfeuern. Das geht nicht. Und nebenbei: Das Untervorsorgung. Wir forschen über neue Baumarten, reduzierte sind ja auch 14 Millionen Wähler. Das ist nicht die Gruppe, die der Faseranteile im Papier usw. Aber wir glauben nicht, dass durch Mo DEPV vertritt. Wir vertreten den Bereich kleine und mittlere Wärme bilisierung im Kleinprivatwald noch erhebliche Mengen kommen gewinnung aus Holz, und damit einen Bereich, der auch in dieser könnten. Das stapelt sich längst an den Hauswänden in den Dörfern Runde als effizient und vorbildlich gesehen werden müsste. Wenn als Heizung für schlechte Zeiten. Und Kurzumtriebsplantagen im man stofflich gegen energetisch kritisiert, müsste man doch einfach Wald? Ich weiß nicht, ob die Waldbesucher davon begeistert wären, sagen: Dann legen wir doch einmal eine Meßlatte fest in Sachen und ob die Zertifizierungssysteme so etwas zulassen. Ich finde, wir Effizienz. Darunter sollte Holz nicht energetisch genutzt werden. sollten einen eigenständigen Energieholzmarkt aufbauen. Und wir Energetische Nutzung ist ein Türöffner, mit dessen Hilfe man das sind nach wie vor der Meinung, dass die stoffliche Nutzung Vor ganze Spektrum der Holznutzung darstellen kann! Wer hat denn er rang haben sollte vor der energetischen, denn wir haben eine 8mal möglicht, dass Laubholzdurchforstungen heute Geld bringen und höhere Wertschöpfung und 13mal so viele Arbeitsplätze, die durch nicht mehr defizitär sind? Wer ermöglicht denn heute auf diese Wei stoffliche Nutzung gesichert werden. se, dass der Waldbau ein bisschen ökologischer wird? Das war die Holzenergie! So könnte man das Thema auch strategisch nutzen. November | 2010 : proWald 7
erneuerbare energien Wilke, Forstverein: Wozu sind Ihrer Meinung nach die Förster eigentlich da? Forstwirt schaft ist ja kein Naturschutzstudium. Für Naturschutz wurden und werden wir im All gemeinen nicht angestellt: Wir sind dazu da, den Wald zu bewirtschaften. Dr. Sauerwein, Holzstoffindustrie: Es gibt nirgends mehr Naturschutzgebiete auf der Welt als in Deutschland. Hier sind über 45 % Wald in irgendeine Schutzkategorie einge stuft, sei es Klima-, Boden-, Lärm-, Natur-, Landschaftsschutz usw. Trotzdem wird der Wald bewirtschaftet. Und nur deshalb, weil er bewirtschaftet wurde, steht er so einzig artig da. Und wenn jetzt der Naturschutz kommt und noch mehr Schutzflächen for dert, halte ich das in Sachen Klima- und Um weltschutz für kontraproduktiv. Da müssen wir gemeinsam klarer sagen: Wir brauchen diesen Rohstoff Holz. Insofern sollte der Forstmann in seinem Selbstvertrauen auch stärker in Richtung Rohstoff Holz nach au ßen agieren als in Richtung Klima- oder Naturschutz und sich nicht in diese Ecke treten. Die Verteilung der Kuchenstücke ist wird jedem klar, dass eine Lücke entstanden drängen lassen. eine »interne« Diskussion. Die Naturschutz ist. Aber es muss jetzt schnell etwas gesche Dr. Kibat, Papierindustrie: Ich selbst bin verbände kämen niemals auf den Gedanken, hen, wir können nicht endlos zuwarten, bis kein Forstmann, sondern Volkswirt. Und mir eine solche Diskussion öffentlich zu führen genug Geld da ist. Man muss auch mit we ist oft aufgefallen, dass die Forstausbildung und damit ihre Position zu schwächen. nig Geld einmal anfangen. Imagewerbung ökonomische Fragen vernachlässigt. Ich Bentele, Holzenergie: Das finde ich auch. für Holz – das ist wichtig. glaube, es gibt auch kaum Vorlesungen wie Wenn die Branche – wir alle – einstimmig Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie: »Umweltökonomie«. Wenn ich gelegentlich sprechen würde, wäre der Wissensstand Ich glaube nicht, dass es ein großes Prob junge Förster im VDP für zwei oder drei Jahre nicht so miserabel. Dann wüssten die Leu lem ist, das weiterzuführen, was bisher der beschäftige, dann muss ich erst einmal mei te auch ein bisschen mehr über den Wirt Holzabsatzfonds in hervorragender Weise ne eigene Kurzvorlesung halten, damit die schaftsfaktor Holznutzung. Das ist das geleistet hat. Wir können das organisato einen Einstieg finden in das Thema. Grundproblem: Uns ist unser Marketingins risch lösen. Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt überall trument, der Holzabsatzfonds, abhanden Bentele, Holzenergie: Es ist ja gut und in Gesellschaft und Politik keine vernünf gekommen, Neues gibt es bisher kaum, das schön, was man sich mit der Plattform tige Wissensbasis zu Forst und Holz. Des alles spricht nicht gerade für eine gute Zu Forst und Holz vorgenommen hat – aber sie wegen halte ich mit Martin Bentele dafür, kunft. wird bisher nicht wahrgenommen. Es mag dass wir diese Diskussion stoffliche oder Dr. Kibat, Papierindustrie: Man sollte die schon sein, dass man intern tätig ist, aber energetische Nutzung nicht in der Öffent Chancen nicht allzu negativ sehen. Vor drei wir brauchen etwas, was bei den Bürgern lichkeit führen sollten. Wir treffen mit dieser Jahren haben wir die Plattform Forst und wahrgenommen wird, was eine Außenwir Diskussion in Gesellschaft und Politik auf Holz gegründet, ein erster Schritt zu einer kung hat. Das fehlt. Bisher fehlt einfach die ein gefährliches Halbwissen. Und wenn wir gemeinsamen Arbeit. Es gab auch erste Er Durchschlagskraft, um wahrgenommen zu uns nun öffentlich streiten, dann bleibt in folge, zum Beispiel die gemeinsame Char werden. Presse und Politik nur hängen, die brauchen ta für Holz. Und wenn jetzt diese Gesamt alle viel mehr Holz, und deshalb gibt es bald strategie Wald kommt, basiert die auch auf keinen Wald mehr. Ideen, die auf der Plattform Forst und Holz Wilke, Forstverein: Stattdessen? kreiert wurden. Dazu gibt es auch die Zu Wie können wir gemeinsam Schmidt, Sägeindustrie: Wir müssten kunft Holz GmbH. Aber sie ist noch nicht in für uns werben? davon ausgehen: Wie groß ist der Kuchen den Köpfen aller Unternehmer, die das Geld insgesamt und wie verteilen wir dann die für sie zu geben hätten. Kuchenstücke? Die Diskussion über die Ku Schmidt, Sägeindustrie: Der HAF war Wilke, Forstverein: Was kann aus Sicht der chengröße müssen wir zwingend gemein auch deshalb bedeutend, weil er viele wich Holzwirtschaft (durchaus auch auf einer re sam führen gegen NGO und Naturschutz. tige Studien finanzierte. Aber leider wurde gionalen und lokalen Ebene) geschehen, um Deshalb sollten wir unsere Interessen zu das nicht ausreichend wahrgenommen. Jetzt das Produkt Holz zu bewerben und so nach sammenwerfen und gemeinsam gegen die beobachte ich (auch in unserem Verband) vorne zu bringen? Wenn wir uns alle nur zu Feinde der nachhaltigen Forstwirtschaft auf ein Umdenken Richtung Zukunft Holz. Es rücklehnen und uns auf den anderen verlas 8 proWald : November | 2010
erneuerbare energien sen, sind wir verlassen. Was kann denn nun nalen und überregionalen Medien, und das lokale Sägewerk, was kann der Hersteller zwar mit positiv belegten Themen. von Spanplatten tun? Was macht die Firma, Wilke, Forstverein: Gleichwohl geht es die Pellets herstellt, auf ihrer Ebene mit den doch darum, dass man auch gemeinsame Akteuren im Forstbereich? Lobbyarbeit macht und quer über den Clus Dr. Kibat, Papierindustrie: Beispielswei ter Forst und Holz gemeinsam auftritt. se machte UPM in Augsburg in diesem Jahr Schmidt, Sägeindustrie: Okay, wir haben eine Riesenveranstaltung zum Jahr der bio mit dem BSHD ja gerade angefangen vor logischen Vielfalt. Die Resonanz bei der Be zwei Jahren. Nun wollen wir das Internatio völkerung war groß. Solche Dinge bieten wir nale Jahr der Wälder auch nutzen, um mehr an. Wir schulen dazu unsere Unternehmer. in die Öffentlichkeit zu gehen. Dazu muss Wir fordern sie immer wieder auf, mit der man natürlich pressefähige Themen auch lokalen Presse Kontakt zu halten, sie einzu erst einmal finden. Da geht es nicht um Ab laden, Tage der offenen Tür zu veranstalten. satzförderung. Es geht um die Akzeptanz Was wir im Jahr der Wälder besonders an der Holznutzung und darum, dass dann, streben: Wir möchten gerne mit der Forst wenn man das Kaminfeuer möchte (und da wirtschaft zusammen bei regionalen Veran ist die energetische Nutzung von Holz auch staltungen gemeinsam das Jahr der Wälder ein wichtiges Thema), man erst einmal mit vorstellen, und die Nutzung von Holz soll einer Motorsäge an den Baum muss. Und dabei natürlich im Vordergrund stehen. zweitens: Es macht Sinn, wenn man um Schmidt, Sägeindustrie: Die größeren Be weltschonend aus den heimischen Wäldern triebe machen das viel zu selten, den Schuh ernten kann. Diesen Zusammenhang muss ziehe ich mir selbst an. Ein Betrieb wie Poll man den Leuten in die Köpfe bringen. meier müsste stärker in die Öffentlichkeit. Dr. Kibat, Papierindustrie: Aber es ge Aber die kleineren und mittleren Betriebe schieht ja genau andersrum. Da kloppen sind da mit Sicherheit personell überfor sich die Zertifizierungssysteme in aller Öf dert. Deswegen haben wir im BSHD begon fentlichkeit (siehe Seite 4 in diesem Heft) nen mit einem Arbeitskreis Öffentlichkeits und schreiben sich dann entsprechende arbeit. Gemeinsam mit einer PR-Agentur Briefe. Und ich hab auch schon einmal auf aus Hamburg wollen wir so eine kontinuier einer Messe beobachtet, dass da Gartenmö liche Pressearbeit leisten. Wir werden allen bel aus Aluminium ausgestellt wurden mit Betrieben Hilfe zur Selbsthilfe geben, indem einem Zettel dran: »Kaufen Sie Aluminium- wir sie mit vernünftigen Pressemitteilungen Gartenmöbel, dann haben Sie keinen Ärger versorgen. Ziel sind die allgemeinen regio mit dem Wald.« Schmidt, Sägeindustrie: Es gibt sogar eine Kampagne der großen Einzelhandels le Bedenken ausgeräumt werden müssen. ketten, von der REWE-Group, da wird der Und wenn man dann zu Potte kommt, ist Holz-Lkw als Negativsymbol für die Um die Messe halt gesungen. weltzerstörung eingesetzt. Der Text sieht Schmidt, Sägeindustrie: Es müsste doch dann zwar anders aus, aber mit dem Bild möglich sein, gemeinsame Themen aus vermittelt man zunächst die Botschaft, dass verschiedenen Richtungen und mit vielen quasi die Holzwirtschaft den Wald zerstört. Stimmen kontinuierlich zu kommunizieren Wir sind sozusagen ein Symbol für Umwelt und sie lange in der Öffentlichkeit präsent zerstörung – auch wenn die Textaussage zu halten. dann in eine andere Richtung geht: Hier spielen sich die großen Einzelhandelsketten zum »Retter« der Wälder auf und sorgen für Was könnte die »nachhaltige Waldbewirtschaftung«. Das ist gemeinsame Botschaft von aber unsere Kernkompetenz, die Leistung der deutschen Forst- und Holzwirtschaft. Forst und Holz sein? Wir lassen uns hier die Butter vom Brot neh men. Wilke, Forstverein: Man müsste den Zusam Bentele, Holzenergie: Wir lassen uns das menhang zwischen Wald und Holz, zwi alles gefallen. Man ist nicht kampagnenfä schen Forst und Brett, zwischen kleineren hig. Man kann nicht schnell und nachhal Zweigen und Pellets deutlich machen. Das tig reagieren. Vielleicht auch, weil Förster ist den Menschen doch unklar: Wir reden in Deutschland immer sehr zögerlich sind vom Forst, die Leute verstehen Wald, und und in Deutschland immer erst einmal al Sie reden von den Produkten aus der Wald November | 2010 : prowald 9
erneuerbare energien Lage sind, diese Themen zu beherrschen. thiewerte erwarte, und das ist nun einmal Und deswegen sind wir bei der Zukunft Holz die klimafreundliche energetische Nutzung GmbH auch dabei. Wir alle nutzen Holz aus von Holz.« Es fehlt schlicht und ergreifend dem Wald. Das ist die Botschaft, die wir ge das Basiswissen in der Öffentlichkeit. lernt haben. Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie: Wir werden das Internationale Jahr der Wäl Wie groß ist der Kuchen der dazu nutzen, zur verantwortungsvollen für alle? Nutzung des Rohstoffes Holz aufzurufen. In einer GFK-Befragung hat auch die Bevölke rung ihre Überzeugung geäußert, dass das Wilke, Forstverein: Ich möchte noch einmal Verbrennen vor einer stofflichen Nutzung auf den »Kuchen« zurückkommen: Wie groß der falsche Weg ist. Und wenn wir wissen, schätzen wir eigentlich diesen Kuchen ein? dass wir inzwischen 50 % unseres Waldes ver Wie viel Holz steht insgesamt zur Verfügung? brennen, dann reicht das! Wir sind im Früh Ist der Holzeinschlag wirklich steigerungs jahr mit unserer Initiative gestartet, und nun fähig aus Ihrer Sicht? bekommen wir mehr und mehr Partner und Schmidt, Sägeindustrie: Ich glaube, dass Unterstützer, vom Forst über Handwerk und der Kuchen vergrößerbar ist. Es geht es ja Handel bis zur Möbelindustrie usw., weil alle bei der Mobilisierung (so wie wir sie be merken, dass der Rohstoff Holz knapp wird. greifen) nicht mehr nur darum, kurzfristi Wir werden im Frühjahr gemeinsam mit den ge Versorgungsengpässe mit Holz aus dem Gewerkschaften zur verantwortungsvollen Kleinprivatwald zu überbrücken, sondern Nutzung von Holz aufrufen. Wir werden auf wir möchten, dass flächendeckend Struktu die Markplätze gehen, wir werden unsere ren entstehen und sich professionalisieren, Werke öffnen, um der Bevölkerung zu zei die die dauerhafte Vorsorgung der Industrie gen, mit den Förstern gemeinsam, wie der mit Holz aus dem Kleinprivatwald möglich Rohstoff Holz verantwortungsvoll zu nutzen machen, z. B. Forstliche Zusammenschlüsse ist. So sieht unser Beitrag zum Internationa usw. Der Staat zeiht sich auch diesem Ge len Jahr der Wälder aus. schäftsfeld zurück. Hier entsteht eine Lücke Bentele, Holzenergie: Na ja, da leistet der zwischen der Industrie und dem Privat VHI dem Produkt Holz einen Bärendienst, waldbesitzer. Und hier ist doch die energe weil er die Menschen verwirrt. Er haut mit tische Nutzung von Holz ein ganz wichtiger der großen Klatsche drauf. Man überfordert Faktor. Wir sagen dem kleinen Waldbesitzer: den Verbraucher mit diesen Ängsten. Gleich »Du kannst aus deinem Wald deinen Ofen wohl bin ich überzeugt, dass für uns daraus speisen, aber in deinem Wald gibt es auch kein Schaden entstehen wird. Denn wir se höherwertige Sortimente, die du mit Ge hen: Erneuerbare Energien im Wärmesektor winn stofflich nutzen kannst.« Und das wür (hier werden in Deutschland 50 % der End de unter Umständen sogar die Aufarbeitung zerstörung, Produkten aus umgesägten Bäu energien verbraucht) werden zu rund 80 % finanzieren. men. Das heißt: Zunächst müsste man sich aus Holz gemacht. Also sagt die Politik doch: auf eine Botschaft einigen, bevor man über Dieser verlässliche Rohstoff Holzenergie Kampagnen spricht. Bisher ist die Botschaft muss auch weiterhin den Löwenanteil der nicht kompatibel und wird draußen noch erneuerbaren Energiewärme liefern. Man viel disparater wahrgenommen. Papier ist könnte es nach Effizienzkriterien machen: für die Leute keine schöne Blutbuche. Das wäre der differenzierte Weg, aber der Dr. Kibat, Papierindustrie: Doch! Wir wa wird aus verschiedenen Gründen eben nicht ren diejenigen, die immer herausgegriffen gegangen, hauptsächlich wohl deshalb, weil wurden seit Jahrzehnten! Wir hatten doch die Gegner gar kein Interesse daran haben. die Kettensägenmassaker vor der Tür! Und Schmidt, Sägeindustrie: Ich bin bei Mar »Donnerstag ist Kahlschlagtag«. Dann ha tin Bentele: Wir überfordern Verbraucher ben wir Druck bekommen von Kunden und und Öffentlichkeit mit dieser Diskussion Verlegern. Den Druck haben wir weiterge »stofflich gegen energetisch«. Dem Endver geben an die Förster, sie sollten endlich ein braucher ist es im Endeffekt egal. Unter vor mal ein vernünftiges Zertifizierungssystem gehaltener Hand hat mir ein Politiker in Ber auf die Beine stellen und nicht den Schwarz lin bereits gesagt: »Ihr seid ja wahnsinnig, wälder Bollenhut präsentieren. Und das ha uns zur Positionierung in diesem Streit zu ben sie dann auch gemacht. Daraus haben zwingen. Ich werde mich als Politiker dahin wir gelernt, dass wir eben nicht allein in der positionieren, wo ich die höheren Sympa 10 proWald : November | 2010
erneuerbare energien Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie: Wir nutzen bereits heute 93 % unseres Holz Das Unternehmen aufkommens. So die Ergebnisse der Bundes Bayerische Staatsforsten waldinventur. Und das lässt sich nicht ein ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Re- fach verdoppeln. Das kann man nur dann gensburg. Auf einer Fläche von über 800.000 ha Staats- verdoppeln, wenn man anderswo etwas wald erwirtschaften wir mit unseren rund 50 Forst- nimmt. Sinnvoll ist doch zunächst die stoff betrieben und Sondereinrichtungen sowie ca. 3.000 Mitarbeiter/-innen einen Jahresumsatz von über 340 liche Nutzung, und zwar deshalb, weil sie Mio. €. Mit einem jährlichen Holzeinschlag von ca. 5 Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft. Mio. Festmetern sind wir einer der größten Forstbetrie- Und alles andere kann nur nachgelagert be Europas. sein. Das muss man der Politik klar ma Wir stellen ein chen, deshalb starten wir unsere Initiative mit breiter Unterstützung der Bevölkerung. Mitarbeiter/-innen mit Deswegen wollen und werden wir diesen Protest weitertragen. forstlichem FH- oder Dr. Kibat, Papierindustrie: Fest steht, Universitätsabschluss dass wir die Klimaziele für 2020 nicht mit sich das Holz günstiger kaufen zu können Im Rahmen einer umfangreichen Einarbeitung an meh- einheimischen Ressourcen aus unseren als andere (Mehrwertsteuersätze hier au reren Standorten und in unterschiedlichen Aufgabenbe- Wäldern erfüllen können. Wir brauchen also ßen vor). Hier geht es ja nur um das Markt reichen lernen Sie unser Unternehmen aus verschie- denen Perspektiven kennen. Dabei werden Sie auf die neben Ölscheichs auch noch Waldscheichs. anreizprogramm: Wenn die Oma 1.000 Euro anschließende Übernahme von verantwortungsvollen Der nationale Aktionsplan für erneuerbare bekommt für einen wasserführenden Pellet Tätigkeiten im Revier- und Leitungsdienst sowie für in- Energien hat im Szenario ausgewiesen, dass ofen, der 12.000 Euro kostet, dann schlägt das teressante Spezialaufgaben vorbereitet. der Holzeinschlag auf 100 Millionen Fm in keiner Weise auf den Pelletproduzenten Ihr Profil: gesteigert werden soll. Andere beweisen, dahingehend durch, dass der sich irgendwo • Erfolgreich abgeschlossenes Studium der Forstwirt- dass eben keine Mobilisierungsreserven im seinen Rohstoff billiger einkaufen kann. schaft (Uni/FH bzw. Master/Bachelor) • Laufbahnprüfung für den höheren oder gehobenen Kleinprivatwald liegen. Wir haben eine Lü Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindust- Forstdienst mit überdurchschnittlichem Ergebnis; wei- cke in Europa, geschätzt von Mc Kinsey für rie: Das Problem ist, dass wir keinen freien tere berufliche Erfahrung wäre vorteilhaft 16 Länder auf 200 Millionen Fm. Ich weiß Markt haben, weil Pellets politisch ge • Ausgeprägte Sozialkompetenz und ausgezeichnete Teamorientierung nicht, wie groß der Kuchen ist, ich weiß wünscht sind und gefördert werden. Wir • Überzeugendes persönliches Auftreten nur, dass er nicht ausreicht. Was wir an der haben in Deutschland rund 300 Millionen • Verantwortungsbereitschaft Energie kritisieren, ist, dass die Zahlungs Euro pro Jahr, die in die energetische Nut • Belastbar, flexibel und mobil • Gute EDV-Kenntnisse (MS Office) bereitschaft durch Förderungsmaßnahmen zung von Holz gehen. Darin ist die Mehr • Anwenderkenntnisse in SAP-R/3 sind vorteilhaft. für die Energieseite erheblich höher ist, und wertsteuerbegünstigung enthalten (das soll dass sie so in der Lage ist, höhere Preise zu durch die Koalition geändert werden). Es ist Wir bieten: • spannende und breit gefächerte Aufgabengebiete im zahlen. völliger Irrsinn, wenn man Brennholz aus gesamten Tätigkeitsspektrum des Unternehmens Bentele, Energieholz: Also – das halte ich dem Wald holt, dafür den ermäßigten Mehr • selbständiges Arbeiten mit breitem Gestaltungsspiel- für ein Märchen! Im Wärmebereich gibt es wertsteuersatz zahlt, bei OBI aber 19 %. Das raum keine Förderung, die den Holzeinkäufer auf • vielfältige Jagdmöglichkeiten gehört alles auf gleiches Niveau: 19 %. Das • unbefristete Beschäftigungsverhältnisse der Seite der Pelletproduktion begünstigt, sind rund 200 von den 300 Millionen Sub • gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten vention für Brennholz. Dazu kommt noch • leistungsgerechte Bezahlung nach dem TV-L und die das Thema Ökosteuer. Sozialleistungen des öffentlichen Dienstes Bentele, Energieholz: Aber sagen Sie doch Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit. bitte, wie sich dieses Marktanreizprogramm auf den Holzpreis auswirkt? Ich glaube das Frauen mit Universitäts- oder FH-Abschluss sind im Un- ternehmen derzeit unterrepräsentiert. Deshalb werden nicht. Frauen ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben. Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie: Für uns ist der Markt aus den Fugen geraten, Schwerbehinderte Bewerber/-innen werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. weil nämlich einseitig der Wunsch besteht, durch Bioenergie (auch aus Holz) Klimaziele Für Fragen oder weitere Informationen steht Ihnen Herr zu erreichen. Wir können die Holzpreise nur Weinzierl, Tel. 0941 6909-408, gerne zur Verfügung. dann weitergeben, wenn der Kunde dazu Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit aussagekräfti- bereit ist. Wir sitzen dabei in einer Zwick gen Unterlagen bis spätestens 1. Dezember 2010. Prü- mühle: Wir haben als Abnehmer die Möbel fungsergebnisse aus Laufbahnprüfungen 2010 können bis zum 22.12.2010 nachgereicht werden. industrie, und die Möbelindustrie hat in al ler Regel langfristige Lieferverträge mit ihren Abnehmern, dem Handel. Und wir hatten Bayerische Staatsforsten AöR Bereich Personal bereits diese Konstellation vor 3 Jahren, als Tillystraße 2, 93053 Regensburg der Holzpreis quartalsweise um 30 bis 40 % personal@baysf.de, www.baysf.de November | 2010 : prowald 11
erneuerbare energien anstieg. Da haben wir das weitergegeben, Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie: tes Argument hinsichtlich Nutzung. Also mit dem Ergebnis, dass in Deutschland Im Augenblick kann ich nur sagen: Die In könnte man doch argumentieren: Was soll’s, 150 Möbelwerke in die Pleite getrieben wur dustrien, die wir vertreten, setzen auch auf wir legen die Buche still, wenn sie auf dem den. Nur deshalb, weil sie langfristige Ver Laubholz. Wir haben sehr starke Furnier Markt nicht mehr so nachgefragt wird. Das träge hatten. Das kann’s doch nicht sein? Wir werke im Westfälischen, die brauchen Laub ist schon ein Problem. können solche Preisanpassungen nur nach holz. Auch woanders, etwa bei der Spanplat Dr. Kibat, Papierindustrie: Das sehe ich und nach durchsetzen. Und deshalb brau te, setzen wir bis zu etwa 40 % Laubholz ein. genauso bei der Buche (sie wird für das Sul chen wir bei kontinuierlichem Wachstum Vielleicht geht noch mehr, aber da sind wir fitverfahren eingesetzt, und Sulfitzellstoff ist auch gerne höhere Holzpreise, da haben wir erst am Anfang. Wir sind also durchaus in sehr stark rückläufig). Vielleicht müssen wir überhaupt nichts dagegen. Das werden wir der Lage, Laubholz aufzunehmen. warten, bis wir eines Tages hierzulande Eu auch umsetzen, nur geht das nicht von heu Wilke, Forstverein: Also mehr Laubholz kalyptus anpflanzen können, dann sind wir te auf morgen. im Wald ist aus Ihrer Sicht unproblematisch? wieder alle froh. Dr. Sauerwein, Holzwerkstoffindustrie: Bentele, Energieholz: Im Pelletbereich Nicht unproblematisch, aber es ist für uns brauchen wir Nadelholz und weniger Laub Welche Baumarten braucht nicht ganz so kritisch wie für Pellets, Säge holz, weil der Ligninanteil die Form der die Industrie? werke und die Papierindustrie. Pellets ermöglicht. Zum Kuchen allgemein Schmidt, Sägeindustrie: Für uns ist es wollte ich noch sagen: Für die nahe Zukunft aber ein Problem. Mit der Verschiebung der sehen wir den mittleren osteuropäischen Wilke, Forstverein: Darf ich einmal aus Sicht Holzartenanteile können wir nicht so ein Raum als Erweiterungsmöglichkeit an. des einfachen Waldmenschen fragen: Na fach unsere Produktion ändern. Bei uns Wenn die Pellets dort qualitativ halten, was delholz ist hoch begehrt, es ist, wie wir alle sind die Holzarten untereinander nicht so wir nach unserem neuen Zertifizierungs wissen, sehr knapp geworden. Dieser Trend einfach austauschbar. Und das ist weniger system verlangen, und wenn das Holz aus wird sich fortsetzen. Laubholz könnte nach eine Frage der Technologie, sondern eine nachhaltiger Waltwirtschaft stammt, habe allen Zahlen, die wir haben, deutlich mehr der Märkte: Wir werden zukünftig mehr ich kein Problem. Beim heutigen Pelletpreis nachgefragt werden. Das ist aus meiner Nadelholz benötigen. Aber auch die aktu ist es allerdings nicht rentabel. Sicht auch ein wenig ein Widerspruch in elle Entwicklung im Laubholz ist meines der Zusammenarbeit von uns untereinan der. Wie können wir hier Verbesserungen Erachtens sehr gefährlich. Der rückläufige Massivholzverbrauch nimmt uns nicht nur ■ Fotos: DFV, HAF, Ponsse, Landesforsten RLP, VDP, erreichen? den Markt, sondern auch unser wichtigs pixelio.de, Verband der dt. Holzwerkstoffindustrie 12 proWald : November | 2010
Das Weihnachts- geschenk des DFV: Der Postkarten- AVIA BANTLEON – Kalender 2011 Ihr Systempartner für … Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001: 2000 / 14001 • Schmierstoffe aller Art • Schmierstoffe - biologisch abbaubar • Taumittel - umweltfreundlich • Sorbent Produkte • Lager- und Tanktechnik • Laboranalysen • Technische Beratung im Umgang mit wasser- gefährdenden Stoffen Anlässlich des Internationalen Jahres der Wälder 2011 hat der Deutsche Forstverein einen Postkartenkalender er- stellt. Im Rahmen eines Fotowettbewerbs, zu dem wir per e-mail aufgerufen hatten, sandten zahlreiche Mitglieder ihre Lieblingsmotive ein, die Fotografen der ausgewähl- ten Bilder erhalten nun jeweils fünf Kalender sowie einen Gutschein bei der ID Wald GmbH. Die Gewinner sind: Andreas Niepagen, Eberhard Piest, Frederike Plato, Rüdiger Blome, Christian Naffin, Jörg Beck- mann, Thorsten Wiehle, Ursula Rüping, Anne Hollstein, Ray- mar Heller und Anton Schmidt (2 Motive). Wir danken allen Ganzheitlicher Einsendern für ihre freundliche Unterstützung! Ansatz für Diesen schönen Kalender verkauft der Deutsche Forst- verein für einen Unkostenbeitrag in Höhe von 5 EUR zzgl. nachhaltigen 1,50 EUR Versandkosten. Nutzen. Sie können ihn bestellen unter: Tel: 0551/3796265 oder info@forstverein.de. Hermann Bantleon GmbH . Blaubeurer Str. 32 89077 Ulm/Donau . Tel. 0731.39 90-0 . Fax -10 info@bantleon.de . www.bantleon.de
erNeuerbare eNerGieN Nachdenkliches zum nachwachsenden Rohstoff »Weit und breit keine Steckdose, und Vielleicht stecke ich zu wenig im Pro Alles Holz ist im Grunde Baum. Es ist die Produktion läuft trotzdem auf duktionsprozess, dass mich solche Fragen eine Frage der Sichtweise: lebendiges, hoch Hochtouren« – ein flotter Werbe- beschäftigen. Auch schaue ich gerne Bäu entwickeltes, kraftvolles Wesen mit Wur spruch. »Produktion auf Hochtouren« me an, bleibe mal eine Zeit davor stehen zeln, Stamm, grünen Blättern, Nadeln und ist anerkannt in unserer Gesellschaft, oder setze mich gar zu ihnen. Sie waren es Krone? – Oder Rohstoff, Ware, rohe Masse, zumal wenn ein »umweltfreundli- schließlich, die mich in den Beruf führten. die der menschlichen Verwendung, der cher Rohstoff« herauskommt. Und die Zwar mag ich ebenso das Holz und spüre »Veredelung« oder Energieerzeugung zu Forstwirtschaft genießt es, nach Jahr- gelegentlich durchaus die Faszination gro geführt wird? Unser Fokus liegt auf dem zehnten im Schatten der Großindustrie ßer Forstmaschinen: dieses kraftvolle Zupa Rohstoff. Aber ist so ein Baum nicht edler endlich wieder richtig mitzumischen cken, die Leichtigkeit, mit der sie über Stock als das Klopapier, zu dem er »veredelt« wird? beim Bruttoinlandsprodukt. und Stein gehen. Die Schnelligkeit, mit der Gewiss ist das Produkt unentbehrlich, aber Völlig unproduktiv erscheint da die sie aus einem Baum Holz machen. der Baum hat ihm voraus, dass er lebendig Frage, wer denn hier eigentlich produziert: Aber dann sehe ich wieder die Bäume. ist. Dies, scheint mir, vergessen wir zuneh Waldbesitzer? Förster? Harvesterfahrer? Mü Es sind einfach schöne Wesen. So lange ge mend. ßige Gedanken?! Auch im anderen großen standen, im stillen Wald. Einfach gewach Bis vor ein paar Jahren sahen Forstleu Zweig der Primärproduktion, der Landwirt sen, von selbst. Wachstum ist etwas anderes te noch Baum und Holz. Der Baum hatte schaft, spricht man schließlich von Pro als Produziertwerden. Richtiges Wachstum dabei einen gewissen Vorrang – das unter duzenten. Und niemand lacht über »Fer meine ich, nicht das Wirtschaftswachstum, schied uns von den Holzverarbeitern. Vor kelerzeuger«. So was darf man eben nicht von dem unsere Zeitungen und Nachrichten allem der Holzhauer schaute einen Baum wörtlich nehmen. Entscheidend ist die Ver in letzter Zeit so überquellen, dass man mei genau an, wählte die Fällrichtung, achtete fügungsgewalt über die Produktionsmittel, nen könnte, die Wirtschaft hätte das Wort er auf die Rückweiche – denn so ein Baum for ein gutes Ressourcenmanagement und vor funden. Deshalb würde ich lieber von Wach dert Respekt. Dann kniete er nieder, setzte allem, dass Geld herauskommt. sen sprechen als vom Wachstum. die Säge an, schnitt den Fallkerb, schnitt 14 proWald : November | 2010
erneuerbare energien weiter und rief: »Ooobacht, Baum fällt!« Ein Erlebnis, das man Bei diesem einfachen Berühren kommen wir der Ausgangsfrage nicht vergisst. vielleicht näher: Wer produziert hier eigentlich? Neben Licht und Geht man noch ein paar Jahre zurück, in die 1950er- und Luft, Boden und Wasser wirkt da offenbar eine innere Kraft. Die 1960er-Jahre, da war es noch großartiger, wenn ein Baum fiel. selbe Kraft, die eben auch jenes Wesen »produziert« hat, welches Hatte man doch mit der Handsäge oft Stunden gebraucht, um gerade das Holzscheit in seiner Hand hält, mich selbst. Nennen wir einen starken Stamm vom Stock zu lösen. War der Riese gefal es »Natur«? Das kann kitschig wirken, vor allem wenn noch »Mutter« len, so hielt man erst einmal inne, nicht nur zum Verschnaufen. dabeisteht. Oder »Gott«? Oh Gott, über diesen wird in aller Welt so Im Bayerischen Wald zum Beispiel nahmen die Männer den viel gestritten. Hut ab und beteten ein Vaterunser. Mancher ältere Kollege hat das noch miterlebt. Für diese Leute war es keine Frage, wer Aber irgendwie spüren wir etwas. »Etwas«? Ja. Es hat keinen hier produziert. Namen. Am weisesten hat es für mich der alte Lao-Tse umschrieben: Und heute? Es knien nur noch wenige nieder, zum Fällen. »Ein Etwas gibt es, aus dem Chaos geworden, früher als Himmel und Und niemand nimmt den Hut ab, nach dem Fällen. Und erst Erde entstanden, ein einsam-stilles, endlos-weites in sich allein, un recht keiner betet. Wer es täte, würde wohl bald für verrückt wandelbar kreisend, nie sich erschöpfend; des Alls Urmutter könnte erklärt. Zumindest in den größeren Betrieben ist keine Zeit für man es nennen; ich kenne seinen Namen nicht, ich nenne es Tao …« Besinnung. Der Prozessor macht kurzen Prozess. Unser Blick Wie immer wir dieses Etwas auch nennen. Wichtig ist, dass wir es ist starr auf das »Produkt« gerichtet, die Gedanken kreisen um spüren, ahnen. In diesem Ahnen kann etwas wachsen, in uns. Etwas Masse und Erlös. Rohstoffindustrie. Ein Fleischerzeuger schaut Großes, Ruhiges, das alle Hektik von unten her auflöst. Ein Gewahr seinen Schnitzelträgern ja auch nicht persönlich in die Augen. sein unser selbst und aller anderen Wesen um uns. Wahrscheinlich Die Förster, die sich einmal selbst als Naturmenschen macht dieses den Menschen aus, viel mehr als alles Produzieren. Wir fühlten, als Sonderlinge, die ihre Bäume liebten, ebenso wie dürfen es nicht vergessen, wenn wir Mensch bleiben wollen. die Tiere, denen sie Heimat geben, sie scheinen weitgehend ausgestorben. Stattdessen trifft man Holzmanager. Haben die noch Zeit, Bäume zu sehen? Ich fürchte, nein. Sie wären sonst ■ wohl öfter traurig über den rüden Umgang mit ihnen. Oder Text und Foto von Wilhelm Stölb wütend. Aber von solchen Gefühlsregungen ist nichts (mehr) zu hören. Die Betriebe funktionieren. Eine Kleinprivatwaldbesitzerin traf ich einmal in der Eifel, eine Frau vom alten Schlag, etwas eigensinnig und skep Kunstkalender »Im Wald« 2011 tisch gegenüber den neuen Entwicklungen. »Rohstoff, Ener gieträger, Hackschnitzel …«, sagte sie, »man hört heute nichts Die Schönheit des anderes mehr. Alle wollen nur unser Holz. Aber ich lasse die heimischen Waldes ins Maschinen nicht rein in meinen Wald. Ich mache Scheiter, die Haus bringen möchte der ich in die Hand nehmen kann und in den Ofen schieben. Ein Stück Natur, aus meinem Wald. Das lass ich mir nicht nehmen!« Kalender »Im Wald« Rückständig? Sicher. Wenn wir lauter solche hätten, was von Wilhelm Stölb, Forst- wäre dann mit dem Wachstum? Aber vielleicht würden wir mann aus Landshut / Bay- ern. Diesmal enthält stattdessen das Wachsen wieder besser wahrnehmen: den er 12 liebevoll gemalte Wald, der uns das Holz schenkt. Und eben das Holz selbst, nicht den »Rohstoff«. Erinnern Sie sich, wann Sie zuletzt ein Waldbilder mit Holzscheit in die Hand genommen haben? Ein richtiges Holz kurzen, besinnlichen Be- scheit, das Sie vielleicht selbst mit der Axt gespalten hatten? gleittexten, die zum stil- Ich meine nicht den prüfenden Blick auf Gewicht, Gesundheit len Betrachten einladen. oder Feuchtigkeit. Es geht überhaupt nicht um den prüfen Ein ganz persönliches den Blick, sondern um ein anderes Sehen, von dem Antoine de Geschenk, das im Saint Exupery schrieb: »Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Handel nichts vergleich- Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.« bares findet. Ein Holzscheit mit dem Herzen sehen? Vielleicht finden Erschienen ist der Kalender im Selbstverlag in zwei Formaten: Sie doch mal Zeit dazu: Holz in aller Ruhe anzufassen, auf 30 x 42 cm zum Preis von 22,90 € und 21 x 30 cm zum Preis von 12,90 € zuheben und zu spüren sich zu trauen. Hinriechen, mit der jeweils inklusive Inlandsversand. Ab 2 Stück Rabatt. Hand darüber streichen. Die Jahrringe, eine Harztasche da Ansicht und Info im Internet unter www.waldundmensch.de. zwischen, außen Rinde, darin winzige Löcher – Baum und Holz Bestellung auch direkt beim Autor: sind auch Wohnung, für kleine Tierchen, lebendige. Ein Ast, gut W. Stölb, Lunastraße 16, 84032 Altdorf. eingewachsen, die Jahrringe legten sich schön darum … November | 2010 : prowald 15
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