In viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach - Nr. 46 August 2016
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in viam pacis Klosterzeitung der Benediktinerabtei Maria Laach Auf ein Wort 2-3 Kloster und Konvent 4 - 26 Aus dem Freundeskreis 27 - 28 Aus den Betrieben 29 - 40 Aus dem Seetal 41 - 42 Veranstaltungen 43 - 47 Mitteilungen 48 - 50 Chronik 51 - 58
Auf ein Wort Liebe Leserinnen und Leser der Klosterzeitung, E s ist noch etwas sehr früh für mich – eigentlich sogar zu früh, um über die Situation des Klosters Maria Laach und gedienten“ Mitbruder, der ebenso wie die Mitbrüder hier unter Regel und Abt ge- lebt hat, kostet es Zeit und Einfühlungs- seine Gemeinschaft Auskunft zu geben vermögen, die Struktur und die Dynamik und ein Vorwort zu dieser Klosterzeitung eines anderen Konventes zu erfassen. zu schreiben. Ich bin gerade mal gut 10 Wochen hier; Daraus ergibt sich konsequent: Das Wich- und wie Sie wissen, ist die Geschichte der tigste – so glaube ich – ist zu Beginn, den Personen einer Familie – womöglich mit Mitbrüdern zuzuhören, sie ernst zu neh- mehreren Kindern – so sehr ineinander men, ihrem Weg, den sie hier gegangen verdreht und verwunden, dass es für ei- sind, zu vertrauen. Vertrauen ist der Kö- nen Außenstehenden äußerst schwierig nigsweg, die Fäden in ihren Verknotun- ist, die verwickelten Bezie- gen zu verstehen und hoffentlich entwir- hungsfäden, die sich durch ren zu helfen. Dass Vieles von dem, was eine solche Gemeinschaft ich höre, emotional geäußert wird und ziehen, zu entwirren bzw. auch häufig interessengelenkt ist, steht das Fadenknäuel zu durch- nicht dem entgegen, die Mitbrüder ernst schauen. zu nehmen. Das heißt: Zu dem Zuhören kommt we- Ganz ähnlich ist es mit ei- sentlich die Fähigkeit hinzu zu unter- ner klösterlichen Familie scheiden: Was wird gesagt? Wie wird es und ihrer Geschichte. Ich kenne eine gesagt? Was wird nicht gesagt? Was ist solche soziologische Struktur natürlich eigentlich gemeint? von meinem Heimatkloster her, wo ich Es ist aber nicht so, dass ich die Worte der schließlich 41 Jahre gelebt habe. Und so Mitbrüder sezieren würde. Ich höre eher kann ich mir ungefähr vorstellen, wie sich in drei Richtungen: Beziehungen in einer solchen Gemein- - zuerst und ganz wesentlich auf den Mit- schaft arrangieren und äußern; aber da bruder, der mir von seiner Last und Lust die Schwestern oder Brüder einer bene- des Lebens hier berichtet; diktinischen Kommunität normalerweise - dann auf mich selbst: Inwieweit hat das, ihr Leben lang zusammen bleiben und ihr was ich höre, eine innere Logik des Glau- Zusammenleben genießen und erleiden, bens und der Liebe – und Unstimmigkei- ohne dass sie versetzt würden, entwickelt ten, die ich empfinde, bringe ich fragend jede benediktinische Gemeinschaft ein zur Sprache –; ganz eigenes, individuelles „Gesicht“ und - und schließlich versuche ich auf Gott zu Profil – oder, um im Bild zu bleiben: Das hören, der bisweilen in einer unerwarte- Fadenknäuel hier sieht noch einmal ganz ten Intuition dem Gespräch eine überra- anders aus als in Gerleve, dem Kloster im schende Tiefe gibt und zu mir bzw. zu uns Münsterland, aus dem ich stamme. spricht, indem er etwas Neues, Zukunfts- Mit anderen Worten: Selbst für einen „alt- weisendes ans Licht bringt. 2
Auf ein Wort In den ersten Gesprächen mit den Mit- Er fragt die Beiden: „Was denn?“ brüdern hier habe ich vorwiegend nach der persönlichen und gemeinschaftli- So ergibt sich für mich von Gespräch zu chen Vergangenheit gefragt: Wo liegt der Gespräch ein opakes Bild, das aus vielen Knackpunkt für die augenblickliche Situ- Mosaiksteinchen zusammengesetzt ist, ation hier in Maria Laach? Wie stellt sich die sich aber erst langsam zusammen- die derzeitige Situation der Gemeinschaft fügen. Aber ich sehe mein langsam ent- dar und wie hat sie sich dahingehend ent- stehendes Bild und das, was ich daraus wickelt? schließe, nicht als der Weisheit letzten Inzwischen frage ich eher nach dem Schluss an. nächsten Schritt, der dran wäre. Ohne dass ich den Blick auf die Vergangenheit Ich möchte – kurz gesagt – mit Ihnen, für überflüssig halte, um Entwicklungen den Freunden des Klosters und mit mei- zu verstehen und um einen Weg der Ver- nen Mitbrüdern hier, einen Weg gehen, söhnung zu suchen, meine ich, dass es von dem wir noch nicht wissen, wohin er im Augenblick wichtiger ist, Schritte nach uns führen wird. Aber ich bin fest davon vorne zu tun, damit eine Bewegung in überzeugt, dass es ein Weg ist, den Gott Gang kommt und das Gefühl von Leben- in Jesus Christus mitgeht, dass er ihn auf digkeit wächst. seine Art korrigieren wird, wenn wir ihm Es ist im Übrigen durchaus so, dass ich nicht folgen und dass er uns alle gemein- Zeichen der Zuneigung und der Sorge sam zum Leben führt. füreinander hier erkenne und erlebe; ich glaube, die Gemeinschaft hat ein Ge- Maria Laach hat die große Chance – die schenk erhalten, und zwar die Gabe, lie- ja auch bereits lebendige Wirklichkeit bevoll sein zu können. Mit diesem Talent ist –, zu einem Ort der Begegnung zu sollten wir wuchern. Es ist eine Gabe des werden, Wachstums. - wo Menschen sich selbst begegnen, - wo Menschen einander begegnen, Die Begegnungen mit den Mitbrüdern - und wo Menschen Gott begegnen. erinnern mich an die Emmausgeschichte im Lukasevangelium: Jesus fragt die Bei- Ihr Pater Andreas den, denen er sich zugesellt: „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ Und dann heißt es: „Da blieben sie traurig stehen und der eine wie der andere ant- wortet: „Bist du so fremd in Jerusalem, bist du so fremd hier, dass du nicht weißt, was dort, was hier geschehen ist?“ Und Jesus ermutigt sie, von ihrer Traurigkeit, von ih- rer verschütteten Hoffnung zu sprechen. 3
Aus Kloster und Konvent Noviziatsausbildung in Cham/Schweiz Br. Elias Stoffels, Maria Laach; Br. Raphael Oelschner, Nütschau; Sr. Angelika Bott, Kellenried; Br. Markus Styner, Tholey; Sr. Gab- riela Zebulla, Marienrode; Br. Wendelinus Naumann, Tholey; Sr. Nicola Maria Timpe, Marienrode; Br. Ambrosius Dembski, Tholey; Sr. Christiana Gombkötö, Herstelle; Br. Johannes Zapf, St. Ottilien; Referent: Fr. Antonius Kuckhoff, Kornelimünster; Kandidat Jürg Kühnis, Einsiedeln; Br. Seraphim Schäfer, Maria Laach; Fr. Francisco Deighton, Einsiedeln; Sr. Gabriela Mosberger, Wurmsbach. N un schon zum zweiten Mal führte uns die Noviziatsausbildung zu einem Kurs in das Benediktinerinnen-Kloster Landschaft und Geschichte Israels ken- nen und gewannen einen Einblick in die Mentalität der Menschen dort. Heiligkreuz in Cham am Zuger See; und Miteinander verbrachten wir eine sehr wieder durften wir die Gastfreundschaft intensive Zeit. Es war schön, die Schwes- des dortigen Konvents erleben. tern und Brüder aus den anderen Klös- Insgesamt nahmen 14 Novizinnen und tern wiederzusehen, die sich mit uns auf Novizen und zeitliche Professen, davon den Weg machen, mehr und mehr ins 10 aus der Beuroner Kongregation, an Klosterleben hineinzuwachsen; mittler- diesem Modul teil, das sich mit dem Alten weile ist daraus eine gute und freund- Testament befasste. schaftliche Gemeinschaft gewachsen, die Fr. Antonius Kuckhoff aus der Abtei Kor- sich aber auch immer wieder freut, wenn nelimünster gelang es, uns in diesen Ta- neue Gesichter hinzukommen. gen viele Erzählungen des Volkes Israel So lernen wir neben dem Inhaltlichen näherzubringen. Wir konnten seine Be- auch viel über die anderen Klöster und geisterung für die Heilige Schrift spüren, Gemeinschaften unserer Kongregation von der wir uns gerne anstecken ließen. und darüber hinaus kennen. Neben der Entstehung des Kanons und Jedenfalls freuen wir uns schon jetzt auf der verschiedenen Schriften, die wir an- neue Begegnungen beim nächsten Kurs. hand unterschiedlicher Auswahltexte Br. Seraphim und Br. Elias betrachteten, lernten wir anschaulich 4
Aus Kloster und Konvent Die Entwicklung der Zahl der Professmönche in der Abtei Maria Laach Z unächst muss man deutlich unter- scheiden zwischen der Zeit von der Gründung an bis zur Säkularisation im festgelegt, eine Zahl, die im alten Laach wahrscheinlich nie erreicht wurde. Einen zweiten konkreten Hinweis erhal- Jahr 1802 und der Zeit nach der Wieder- ten wir im Jahr 1470 im Zusammenhang besiedlung von 1892 bis zur Gegenwart. mit der geplanten Einführung der Burs- Für den ersten Teil der Laacher Geschich- felder Reform. Damals leitete Abt Johan- te gibt es nur bei der Auflösung eine offi- nes Reuber den Konvent, der acht Pro- zielle Statistik der französischen Verwal- fessmönche zählte, d.h. Mönche, die ihre tungsbehörde, ansonsten sind wir auf Ausbildung abgeschlossen und feierliche zufällige, ganz unterschiedliche Angaben Gelübde abgelegt hatten. Aus der Abtei in den überlieferten Texten angewiesen. Groß St. Martin in Köln kamen auf Einla- Nachdem die Wohnräume für die Mön- dung des Trierer Erzbischofs Johannes II. che fertig gestellt waren, kam die Grün- acht Reformmönche dazu, die aber unter dungsgruppe wahrscheinlich 1127 unter dem Schutz des Mayener Burghaupt- Führung des Priors Gilbert aus der Abtei mannes eingeführt werden mussten, da Affligem nach Laach. Ihre genaue Zahl der Konvent die Reform ablehnte. Dar- kennen wir nicht, aber es wird berich- aufhin verließen die meisten der bisheri- tet, dass gleich zu Beginn 15 Mönche im gen Mönche Laach und kehrten zu ihren Scriptorium, in der Schreibstube, beschäf- Familien zurück, andere lebten weiter tigt waren. Sie hatten die Aufgabe, die hier, ohne sich aber am neuen Gemein- benötigten Bücher für den Gottesdienst schaftsleben zu beteiligen. und für eine Bibliothek im Aufbau zu ko- Eine sehr wichtige Information überliefert pieren. Es dürften damals also dreißig uns dann Johannes Butzbach in seinem bis vierzig Mönche gekommen sein, die Wanderbüchlein. Damit wollte er seinen allerdings wie bei jeder Neugründung in Stiefbruder Philipp einladen, zu ihm zu den nächsten Jahren bis zur Selbststän- kommen und in Laach einzutreten. Dieser digkeit der Laacher Abtei noch zwischen aber entschied sich für das Zisterzienser- dem Mutterkloster und dem Priorat aus- kloster Bronnbach in der Nähe seiner gewechselt worden sind. fränkischen Heimat Miltenberg. Nach der Wirtschaftskrise in den Klöstern Butzbach beschreibt die Laacher Land- im 13. Jahrhundert durch die Abwande- schaft, den See, die Kirche und die Klos- rung vieler Landarbeiter in die aufblü- tergebäude und zählt anschließend die henden Städte und in die Ostgebiete, Mönche namentlich auf, die im Jahr 1501 wo man als freier Bauer Land erwerben in der Abtei mit ihm zusammen lebten. Es konnte, bestimmte der Trierer Erzbischof waren der Abt Simon von der Leyen, 21 Balduin von Luxemburg (1285 -1354), wie Patres, zwei Brüder und Johannes Butz- viele Nonnen bzw. Mönche in den einzel- bach als Novize. nen Klöstern seiner Diözese leben dürfen. Die erste ausführliche Statistik über Ausschlaggebend war dafür der jeweilige Laacher Mönche erstellte die französi- Besitz der Gemeinschaft. Für Laach wur- sche Verwaltungsbehörde kurz vor der de die Höchstzahl von dreißig Mönchen Auflösung der Abtei. Wir erfahren von 5
Aus Kloster und Konvent den einzelnen Mitgliedern den Ordens- im Staat Ende des 19. und in der ersten und Familiennamen, das Geburtsdatum Hälfte des 20. Jahrhundert bewusst ma- und den Geburtsort, die Aufgaben der chen. Die katholischen Familien gerade einzelnen im Kloster und eine Beurteilung auf dem Land hatten viele Kinder, das ihrer Persönlichkeit und ganz wichtig ihre Leben im Dorf war sehr stark von der Re- Einstellung zur französischen Revolution. ligion geprägt und so ist die große Zahl Am 6. August 1802 mussten dann alle da- der geistlichen Berufe in den Frauen- und maligen 19 Mönche Laach verlassen. Sie Männerorden zu verstehen. wurden mit einer kleinen Staatsrente ab- Dazu kamen noch nach dem ersten Welt- gefunden und suchten sich als Hilfsgeist- krieg die Wirtschaftskrise und die große liche eine neue Stelle in der Diözese. Arbeitslosigkeit, so lebten in Maria Laach zwischen den Jahren 1930 und 1940 die Nach 90 Jahren zogen am 25. November meisten Mönche. 1892 wieder Benediktiner aus der Erzab- Ab 1960 nahm die Zahl von Jahr zu Jahr tei Beuron in Maria Laach ein. Angeführt ab. Grund ist der Tod der vielen älteren von Prior Willibrord Benzler kamen acht Mitbrüder, der Austritt einzelner jüngerer Patres, elf Brüder und 7 Postulanten, um Mönche und vor allem das Ausbleiben das Kloster und die Landwirtschaft von neuer Eintritte. den Jesuiten zu übernehmen. Von da an Wir hoffen, dass sich die Zahl in Zukunft haben wir jährliche Angaben und können bei ca. 30 Mönchen einpendelt, wie es den Personalstand genau darstellen. schon im Mittelalter Erzbischof Balduin für Laach bestimmt hat und wie es 700 Um diese Statistik richtig zu beurteilen, Jahre lang bis zur Säkularisation 1802 muss man sich die Situation in den ka- schon Realität war. tholischen Familien, in der Kirche und P. Basilius Sandner 6
Aus Kloster und Konvent Benediktsempfang A uch in diesem Jahr hat das Kloster zahlreiche Menschen, die mit ihm ver- bunden sind, zu einem Benediktsemp- on sei ein großer Schatz für die Mönche in Maria Laach. „Die vielfältigen Bezie- hungen und auch Freundschaften nach fang eingeladen. So konnte Prior P. Albert draußen gehören in den verschiedensten Sieger renommierte und namhafte Gäste Bereichen zum Kloster dazu, und es freut aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Medien uns, wenn sie heute gepflegt, erneuert in der Aula der Abtei begrüßen. und gestärkt werden können.“ Nach der musikalischen Eröffnung durch Nach einer weiteren Darbietung von den Abteiorganisten Gereon Krahforst Herrn Krahforst auf dem Klavier fand bei folgte die Begrüßung und Ansprache Getränken und einem kleinem Imbiss ein durch Prior Pater Albert. In seiner Rede reger Gedankenaustausch zwischen den dankte er den Gästen für Ihre Verbun- Gästen und Ordensbrüdern statt. denheit zu Maria Laach. Andrea Ordon Oft seien aus jahrzehntelangen Kontak- ten auch persönliche Verbindungen ge- wachsen und Freundschaften entstan- den. Immer wieder begegne er hier in der Re- gion Menschen, die ihm erzählten, dass ihre Eltern oder sie selbst in Maria Laach geheiratet hätten oder dass ihre Eltern oder sogar Großeltern hier gelernt hät- ten. Diese tiefe Verbundenheit mit der Regi- 7
Aus Kloster und Konvent Tod unseres Abt em. Anno Heribert Schoenen I n den frühen Morgenstunden des 21. März verstarb nach schwerer Krankheit Abt em. Anno Heribert Schoenen im 91. re als Spiritual zu den Benediktinerinnen nach Herstelle ging. Am 13. November 1990 wählten ihn die Brüder zum 48. Abt Jahr seines Lebens. unseres Klosters. Dazu kam die Wahl zum 6. Abtpräses der Beuroner Benediktiner- kongregation am 12. Mai 1995. In die- ses Amt wurde er 2002 noch einmal für sechs Jahre gewählt. Am 10. September 2002 trat er als Abt von Maria Laach zu- rück. Mit seiner Amtszeit verbinden sich der Bau des Klosterforums und die Feier des Doppeljubiläums (1992/1993), des Gedenkens an die Wiederbesiedlung vor 100 Jahren und an die Gründung vor 900 Jahren. Bei seinem Tod war Abt Anno der profess- Am 1. Juli 1925 in Essen geboren, wurde älteste Mönch unserer Kommunität. Wir Abt Anno nach dem Kriegsabitur zum danken Abt Anno für seinen umsichtigen Reichsarbeitsdienst und anschließend Einsatz im äbtlichen Dienst und für sein zur Wehrmacht eingezogen. Schwer ver- Beispiel der Treue im klösterlichen Leben. wundet kam er 1944 ins Kriegslazarett. Nach dem Krieg begann er im Sommer- semester 1945 und im Wintersemester 1945/46 in Bonn als Priesteramtskandi- dat der Erzdiözese Köln das Studium der Philosophie, bis er am 1. April 1946 bei uns in Maria Laach eintrat. Er gehörte zu den ersten Novizen, die nach dem Krieg in das Kloster eintraten. Am Kirchweih- fest, 24. August 1947, folgte die zeitliche Profess. Es war der Tag, an dem der neue Hochaltar unter dem Baldachin in der Ba- silika konsekriert wurde. Drei Jahre später legte Abt Anno die feierliche Profess ab. Die Eucharistiefeier und die Beisetzung in Am 20. Juli 1952 weihte ihn der damalige Maria Laach fanden am Samstag, dem 2. Weihbischof Bernhard Stein zum Priester. April 2016, um 14.30 Uhr statt. Abtei Maria Laach Abt Anno war in verschiedenen klösterli- chen Ämtern tätig, bis er 1957 für 32 Jah- 8
Aus Kloster und Konvent Predigt von Abtpräses Dr. Albert Schmidt zum Totengottesdienst für Abt Anno Schoenen OSB G eht hinaus und verkündet das Evan- gelium! Der Auferstandene sendet die Elf aus. Und die Apostel nehmen Jesus Generation hin. Als Abt von Maria Laach 1990-2002 orientiert er sich an seinem Wahlspruch, dem Wort aus der Benedik- beim Wort, lassen sich in Dienst nehmen tusregel „In Ehrfurcht einander zuvor- von seinem Wort: Wir können unmöglich kommen“; er fördert das innere Miteinan- schweigen von dem, was wir gesehen und der der Gemeinschaft und zugleich den gehört haben. Dienst des Klosters für die vielen Men- Seit damals ist die Botschaft von Jesus, schen, die nach Maria Laach kommen. dem Gekreuzigten und Auferstandenen, 1995 übernimmt er mit 70 Jahren das Amt nicht mehr verstummt. Dass wir heute des Abtpräses, das er bis 2008 versieht. hier versammelt sind, verdanken wir all Es führt ihn auf unzähligen Reisen und denen, die – angefangen bei den Apos- Besuchen in die Klöster der Beuroner Be- teln – das Zeugnis des Glaubens weiter- nediktinerkongregation zwischen Südtirol gegeben haben, mit ihrem Wort und mit und Dänemark. ihrem Leben, bis hin zu ihrem Sterben. In In seinen letzten Lebensjahren blieb Abt der Begegnung mit Zeugen werden wir Annos Interesse für die gesellschaftliche selber zu Zeugen. und kirchliche Entwicklung und für den Eine solche Erfahrung hat in seiner Ju- Weg der Klöster hellwach, trotz gesund- gend auch Abt Anno gemacht. Aus seinen heitlicher Einschränkungen und Einbrü- Aufzeichnungen wissen wir von der Be- che. Ubi patientia, ibi laetitia – „wo Geduld gegnung des 17jährigen mit dem Freibur- ist, da ist Freude“: Er liebte dieses Wort ger Diözesanpriester Max Joseph Metzger. des heiligen Ambrosius, und er lebte es. Dieser sprach Anfang 1943 in einer Kirche Als das letzte Stück seines irdischen We- in Essen, der Heimat des Verstorbenen, ges begonnen hatte, sagte er nüchtern über „Die Einheit der Christen und der und lächelnd: „Ich gehe an der Friedhofs- Friede der Völker“. Der junge Heribert mauer entlang.“ Vermutlich hätte ihm das Schoenen kam mit dem engagierten Pi- Foto gefallen, das ich vor einiger Zeit sah: onier der una sancta ins Gespräch und Es zeigt ein Friedhofstor, und an einem fragte ihn schließlich, ob er später bei seiner Pfeiler ist ein Schild angebracht mit ihm als Priester mitarbeiten könne. Der der Aufschrift Ausfahrt freihalten! anschließende Briefwechsel der beiden Am 21. März feiern die Benediktiner und brach ab, als der eine wegen seines Glau- Benediktinerinnen den transitus, den Hi- bens ins Gefängnis, der andere mit 18 nüber- und Heimgang ihres Ordensvaters. Jahren als Soldat nach Russland kam. Am Anfang dieses Tages und zu Beginn Gesundheitlich gezeichnet, beginnt der der Karwoche durfte Abt Anno hinüber- junge Kriegsheimkehrer in Bonn mit dem und heimgehen. Am Ende der Osterok- Studium der Theologie und tritt 1946 mit tav tragen wir ihn zu Grabe. Wir danken 21 Jahren in die Abtei Maria Laach ein. Als dem Herrn für diesen Zeugen der Aufer- Mönch und Priester gibt er Zeugnis von stehung. Beten wir für ihn und erbitten seinem Glauben und von seiner Hoffnung wir für sein Kloster und füreinander den in den Aufgaben, die ihm übertragen wer- Beistand des österlichen Kyrios, damit wir den. Als Spiritual in der Abtei Herstelle ihm nachfolgen – in Ehrfurcht, Geduld durch 32 Jahre hindurch prägt und be- und Freude. Amen. gleitet er den Konvent durch eine ganze Albert Schmidt OSB 9
Aus Kloster und Konvent Brief der Äbtissin Sophie Schwede und der Schwestern der Benediktinnerinnen-Abtei vom Heiligen Kreuz vom 28. März 2016 L ieber Prior-Administrator Albert, lieber Abt Adalbert, lieber Abt Benedikt, liebe Brüder, Abt Anno glaubte an das Gute und Ver- traute auf das Gute, mochte die Situation noch so negativ, schlecht oder schwer auf dem Email-Weg hatte ich bereits kurz sein beziehungsweise erscheinen. So geschrieben und Ihnen - auch im Namen verstand er es, den Blick der Einzelnen in von Mutter Hagia und aller Schwestern - ihrer notvollen oder schwierigen Situation meine Anteilnahme am Heimgang von Abt immer wieder auf das Gute hin zu lenken. Anno ausgesprochen. In seinem klugen, nach allen Seiten hin gut Heute, Ostermontag, haben wir hier in abwägenden Reden und Tun, verbunden Herstelle das Amt für Abt Anno gefeiert; mit einer absoluten Diskretion, verstand so möchte ich Ihnen auf diesem Wege er es, in der Gemeinschaft den Ausgleich heute nochmals ein herzliches und ent- zu schaffen und der Einheit, dem Zusam- sprechendes Zeichen unseres Geden- menführen aller zu dienen. Besonders in kens schicken. der Zeit der schweren Erkrankung unserer Bereits am Sterbetag von Abt Anno haben Mutter Beatrix hat Abt Anno viel beigetra- wir Schwestern eine gemeinsame Rekrea- gen zur Einheit und zum Zusammenhalt tion gehalten und in Dankbarkeit unsere unserer Kommunität. Erinnerungen an die Zeit von Abt Anno Seine besondere Begabung, Menschen als Spiritual in Herstelle lebendig werden zusammen zu führen und sie zu einen, lassen. Vieles ließe sich natürlich dazu an wurde für mich einmal mehr auch in dieser Stelle erwähnen. seinem Dienst und Amt als Präses unse- Wenn wir Schwestern auf die Zeit zu- rer Kongregation sichtbar und erfahrbar. rückschauen, die Abt Anno als Spiritual Nicht nur, dass er sich intensiv um die in unserer Abtei segensreich gewirkt hat, Anliegen der Klöster und in den Klöstern dann denken wir dabei ganz besonders kümmerte und alle Kraft dafür eingesetzt und dankbar an seine reichen Gaben und hat; er hat auch da in seinem Dienst und Möglichkeiten als Seelsorger und Mönch. Amt die ganze Kongregation zusammen- So wurde von vielen Schwestern in die- geführt. Wir Hersteller Schwestern dan- sen Tagen immer wieder zum Ausdruck ken unserem Herrn für die Zeit, die Abt gebracht, wie viel sie Abt Anno verdanken Anno in unserer Abtei als Spiritual so se- und wie sehr er ihnen Hilfe und Ermuti- gensreich gewirkt und zum Aufbau unse- gung war auf dem Mönchsweg. rer Gemeinschaft beigetragen hat. Mit was für Anliegen und Sorgen man Ihnen, den Mönchen der Abtei Maria auch zu ihm kam, Abt Anno war ein Hö- Laach danke ich im Namen aller Schwes- render und ein weiser Ratgeber. So konn- tern der Abtei v. Hl. Kreuz, dass Abt Anno ten nicht nur wir Schwestern ihn erfahren; über 30 Jahre frei gestellt wurde als Spiri- auch im Dorf Herstelle und weit darüber tual in Herstelle. hinaus war Abt Anno ein sehr geschätzter Mit Ihnen im Gebet verbunden und verehrter Ratgeber; im ganzen Dorf Ihre Äbtissin Sophia Schwede war er sehr beliebt; entsprechend wurde mit allen Schwestern er gern und oft aufgesucht und besaß ab- solutes Vertrauen. 10
Aus Kloster und Konvent Tod unseres Abt em. Adalbert Franz Kurzeja A m 12. April, verstarb kurz nach 17.00 Uhr nach schwerer Krankheit Abt em. Adalbert Franz Kurzeja im 96. Jahr seines Am 10. Oktober 1951 empfing er in Rom die Priesterweihe. Lebens in Andernach. 1952 trat Abt Adalbert in Maria Laach ein und legte seine zeitliche Profess am 11. Abt Adalbert Februar 1954 und am 19. August 1956 wurde am 24. seine feierliche Profess ab. Er übernahm November 1920 die innerklösterlichen Ämter eines Biblio- in Ratiborham- thekars und Sakristans, später dann des mer (Schlesien) Zeremoniars und promovierte in Trier bei geboren. Seiner Prof. Balthasar Fischer in Liturgiewissen- schlesischen schaft, was er 1967 abschloss. Es folgte Heimat ist er bis die Arbeit als wissenschaftlicher Assistent zuletzt sehr ver- bei Prof. Fischer und dann am Liturgi- bunden geblie- schen Institut in Trier, bis er am 15. Fe- ben und hat in diesem Zusammenhang bruar 1977 zum 47. Abt von Maria Laach auch mit großem Einsatz an der deutsch- gewählt wurde. Die Abtsbenediktion er- polnischen Versöhnung nach dem Krieg folgte am 20. März 1977 durch den Trie- mitgearbeitet. Dieser Einsatz wurde viel- rer Bischof Dr. Stein. Aus Altersgründen fältig gewürdigt, so mit der Kardinal-Bert- legte Abt Adalbert sein Amt als Abt am 4. ram-Medaille der Apostolischen Visitatur November 1990 nieder. Breslau, dem Schlesierschild der Lands- mannschaft Schlesien, der Ehrenplakette Zum Zeitpunkt seines Todes war Abt des Bundes der Vertriebenen, der Eh- Adalbert vom Lebensalter und vom Zeit- renbürgerschaft seines Heimatortes Ra- punkt der Priesterweihe her der älteste tiborhammer und zuletzt noch 2015 der Mönch von Maria Laach. Bis kurze Zeit vor Ehrenmedaille der Universität Wroclaw seinem Tod half er noch tatkräftig in der (Breslau). Sakristei mit, der seine besondere Liebe galt. Wir danken Abt Adalbert für all sei- Nach der Aufnahme des Studiums der nen Einsatz, seinen Dienst als Abt in un- Theologie in Breslau musste Abt Adalbert serer Gemeinschaft und seine Treue im zum Reichsarbeitsdienst und war von monastischen Leben und im Gebet. 1940-1945 Soldat. Am Ende des Kriegs geriet er in Italien in englische Gefan- Die Eucharistiefeier und die Beisetzung in genschaft und nahm als Freiwilliger am Maria Laach fanden am Donnerstag, dem Wiederaufbau der Abtei Montecassino 21. April 2016, um 14.30 Uhr statt. teil. Ab 1946 studierte er in Rom an der Abtei Maria Laach Gregoriana Theologie und war Mitglied des Collegium Germanicum. 11
Aus Kloster und Konvent Einführung zum Begräbnisgottesdienst V erehrte Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst, verehrte Mitglieder der benediktinischen bis heute geblieben. Und ich bin etwas stolz, dass ich einiges zur Bereicherung der Basilika beigetragen habe und dass Ordensgemeinschaft, Sie dort bei besonderen Anlässen meiner liebe Familienangehörige, gedenken“. liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Das Klostergebäude dient heute als Ex- erzitien- und Bildungshaus sowohl für Ich bin nach Maria Laach gekommen als Priester als auch für Mitglieder der Ver- Bischof der Gleiwitzer Diözese um von einigungen, kirchlichen Bewegungen und dem verstorbenen Abt Adalbert Kurzeja, Gruppen. Die Kirche zu Rauden ist seit einem Sohn unserer schlesischen Heimat, 1995 unser Diözesensanktuar und eine Abschied zu nehmen. Für den verstor- Pilgerstätte für Gläubige nicht nur aus benen Abt Adalbert war Schlesien seine Schlesien sondern auch aus dem benach- Heimat. Dort verbrachte er die Zeit seiner barten Mähren. Kindheit und der Jugend. Er wuchs im In seinem letzten Brief an mich ging er Schatten der ehemaligen Zisterzienser- auch kurz auf seinen Gesundheitszu- abtei in Rauden auf. stand ein: ,,Der Ernst der Lage ist mir Das im XIII. Jahrhundert errichtete Kloster bewusst, und es heißt, sich für die große und das Gnadenbild der demütigen Mut- letzte Reise vorzubereiten. Wie viel Zeit ter Gottes gehörten zu den wichtigsten ich noch habe, weiß allein der liebe Gott“. Anhaltspunkten in den Anfängen seiner Als wir vor etwa einem Monat miteinan- Berufung. Eine durchaus schmerzhafte der telefonierten, habe ich bemerkt, dass Spur hinterließen in seinem Gedächtnis er sich verabschieden möchte. Es war die Ereignisse aus dem Frühjahr 1945, als eine alles andere als traurige Verabschie- die Kirche in Rauden abbrannte und die dung; er bediente sich folgender Worte alte Abtei in Schutt und Asche lag. Als im des Hl. Papstes Johannes XXIII: „Das Al- Jahre 1992 die Gleiwitzer Diözese ent- ter, die dritte Lebensstufe ist für mich die standen ist, haben wir in Abt Adalbert ei- schönste. Denn sie ist die Vigil des ewigen nen wahren ,spiritus movens‘ für Wieder- Lebens“. aufbau und Restaurierung der alten Abtei Heute danken wir Gott, dem Vater für das gewonnen. Er stand uns seitdem mit Rat Geschenk des Lebens unseres ehrwürdi- und Tat bei der Erfüllung dieser Aufgabe. gen Abtes Adalbert als auch für alle Ga- Es war ihm eine große Freude, bei der ben, die uns durch seine Wirkung zuge- Einweihung der renovierten Abtei als teilt worden sind. Zugleich bitten wir Gott, auch bei der Erhebung durch den Papst dass er ihn mit ewiger Freude belohnen Benedikt XVI der dortigen Pfarrkirche zur möge. „Basilika Minor“ dabei zu sein. In seinem Jan Wieczorek, letzten Brief an mich schrieb er: ,,Rauden Bischof der Gleiwitzer Diözese war wirklich meine Jugendliebe und ist sie 12
Aus Kloster und Konvent Predigt von Abtpräses Dr. Albert Schmidt zum Totengottesdienst für Abt Adalbert Franz Kurzeja OSB S chwestern und Brüder, ich bin nicht der, für den ihr mich hal- tet: So hat Johannes der Täufer zu den der mich gesandt hat. Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet: In dieser Stun- de wird der Satz Johannes’ des Täufers Menschen gesagt, die in Scharen zu ihm zu einem „Nachruf“, zu einem Wort, das strömten. Wir haben es am Ende der Le- der Verstorbene selber uns nachruft. sung aus der Apostelgeschichte gehört. In der Tat: Wer würde es wagen zu Johannes spürt: Die Menschen über- behaupten, er hätte einen anderen fordern ihn nicht nur mit ihren Erwar- Menschen wirklich gekannt und völlig tungen, sondern sie verwechseln ihn mit verstanden – erst recht einen so leisen dem Messias. Sie täuschen sich in ihm, Menschen wie Abt Adalbert? und er muss sie enttäuschen. Doch er Ich bin nicht wert, ihm die Sandalen von lässt sie nicht ins Leere laufen: den Füßen zu lösen: Falsche Adresse, Pech gehabt, seht sel- Der Heimgegangene hat nie etwas aus ber, wo ihr bleibt! Johannes weist die sich gemacht. Doch immer neu hat er Menschen von sich weg, um sie hin- sich führen und in Dienst nehmen las- zuweisen auf den anderen, den Grö- sen. Schon der Gymnasiast in den drei- ßeren: ßiger Jahren des vergangenen Jahrhun- Aber seht, nach mir kommt einer, zu derts ließ sich anrühren, anrufen von der ihm könnt ihr gehen mit eurer Sehn- Mitfeier der Osterliturgie in der Abtei sucht und eurer Hoffnung. Beim Blick auf Grüssau. Als britischer Kriegsgefangener Jesus erschrickt der Täufer freilich über meldete er sich freiwillig dafür, beim sich selbst . Er spürt: Ich bleibe hinter Beseitigen der Trümmer des zerstör- seinen und meinen eigenen Erwar- ten Klosters Montecassino zu helfen. tungen zurück, ich bin nicht wert, ihm Als ihm nach dem Zweiten Weltkrieg die Schuhe auszuziehen. Doch damit ist die Rückkehr in seine schlesische Hei- nicht das letzte Wort gesagt. Johannes mat verwehrt war, folgte er im Jahr nach erfährt staunend und dankbar, dass er seiner Priesterweihe, die er 1951 in Rom zu einem viel größeren Dienst gerufen empfing, dem Ruf nach Maria Laach, wo wurde – Bote Jesu zu sein, Stimme zu sein er zunächst als Bibliothekar, Zeremoniar für das Wort. Im heutigen Evangelium und Sakristan tätig war. Seine wissen- bestätigt Jesus, dass er Menschen ruft schaftliche wie seine praktische liturgi- und sendet; doch sie sind nicht nur sei- sche Arbeit in Trier verlief stetig; dass ne Zeugen, sondern er schenkt ihnen er ihm Rahmen seiner maßgeblichen Be- und durch sie seine Gegenwart: Wer teiligung an der deutschen Ausgabe des einen aufnimmt, den ich sende, nimmt Missales Papst Pauls VI. zum Beispiel mich auf. die Präfationen von der heiligen Hed- Ja, so kommt Gott selber in unsere Welt: wig und der heiligen Elisabeth verfasste, wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, wissen bis heute nur Insider. 13
Aus Kloster und Konvent Dreizehn Jahre lang, 1977 - 1990, war er zen hat er Gott und den Menschen ge- Abt von Maria Laach; auch hier drängte dient. es ihn nicht in den Vordergrund, noch Wer einen aufnimmt, den ich sende, weniger in den 26 Jahren nach dem Ende nimmt mich auf. Wir danken dem seiner Amtszeit. Bis kurz vor seinem Tod, Herrn, dass er uns in Abt Adalbert ei- dem er nüchtern und bereit entgegen- nen treuen Zeugen und ein Zeichen sein ging, beteiligte er sich an der Arbeit er Gegenwart geschenkt hat. Wir vertrau- in der Sakristei. Die lebenslange tat- en darauf, dass der, der ihn gesandt kräftige Verbundenheit mit seiner Heimat hat, nun selber ihn aufnimmt in die und sein Beitrag zur deutsch-polnischen Gemeinschaft seiner Heiligen – auch des Aussöhnung wurde bereits zu Beginn die- heiligen Adalbert, dessen wir übermor- ses Gottesdienstes eigens gewürdigt und gen gedenken werden – und in das öster- wird am Ende noch einmal zur Sprache liche Licht. Amen. kommen. Albert Schmidt OSB Mit seinen Gaben und mit seinen Gren- Ansprache von Sabina Chroboczek-Wierzchowska zum Totengottesdienst für Abt Adalbert OSB S ehr geehrter Herr Abt Sieger, Werte Geistlichkeiten, sehr geehrte Angehörige, Jahre 1957 begonnene Freundschaft mit dem Breslauer Erzbischof und späteren Kardinal Kominek hatte großen Einfluss liebe Trauergäste, auf den Inhalt des Hirtenbriefs aus dem Jahre 1965 der polnischen Bischöfe an die Gemeinde Kuznia Raciborska trauert ihre deutschen Amtsbrüder. In diesem um ihren Ehrenbürger und ehemaligen Hirtenbrief fand u.a. der berühmte Satz: Einwohner Herrn Abt Adalbert Kurze- „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ ja. Mit ihm verlieren wir einen außerge- seine Niederschrift. Diese Botschaft war wöhnlichen Menschen, der sein Leben eine Einladung zu den katholischen Fei- ganz in den Dienst der Heiligen Kirche erlichkeiten zum 1.000. Jahrestag der gestellt hat und für uns alle ein guter Christianisierung Polens. Dieses Jahr wird Seelsorger und Begleiter war. Danken in Polen der 1.050ste Jahrestag der Taufe wollen wir dem lieben Verstorbenen des polnischen Fürsten Mieszko gefeiert ganz besonders für die Vermittlung der und diesmal haben Sie, Herr Abt Kurzeja, wahren Christuslehre. Mit dieser Leh- eine besondere Einladung vom Gott be- re hat er zwischen dem deutschen und kommen, um die Früchte Ihrer schweren dem polnischen Volk Brücken geschlagen Arbeit genießen zu können. und sich um die deutsch-polnische Ver- Wir danken Ihnen von Herzen für die söhnung und Zusammenarbeit zwischen Hilfsbereitschaft, die in den Jahren des den Ländern verdient gemacht. Die im Chaos so vielen Menschen ein Dankes- 14
Aus Kloster und Konvent lächeln hervorgerufen hat. Die finanzielle auffahren lassen. Die Gemeinde Kuznia und materielle Unterstützung sowohl für Raciborska verneigt sich in Dank und An- die Laien als auch für die Geistlichen, die erkennung vor ihrem Ehrenbürger und Herr Abt Kurzeja mit Hilfe der Benedikti- wird ihm stets ein ehrendes Andenken ner-Mönche, der Caritas in Freiburg so- bewahren. Als Trost dienen uns die Wor- wie der Europäischen Hilfsorganisation in te des Hl. Augustinus: „Ich sterbe, aber Wien, um an dieser Stelle nur einige Or- meine Liebe zu euch stirbt nicht! Ich wer- ganisationen stellvertretend zu nennen, de euch vom Himmel aus lieben, wie ich organisiert hat, bedürfen unserer absolu- es auf Erden getan habe.“ ten Hochachtung und Dankbarkeit. Wir haben jetzt unseren Botschafter im Außerdem danken wir für jede geistliche Himmel. Aufmunterung, für jeden Augenblick der In tiefer Trauer Aufmerksamkeit und Zuneigung, die er Sabina Chroboczek-Wierzchowska seinem Heimatort widmete, aber auch Vorsitzende des Stadtrats Kuznia Raciborska für die vielen Gebete, die er im Namen seiner Landsleute dem Herrn vorbrachte. Möge der barmherzige Gott seine Seele zu sich nehmen und sie in den Himmel 15
Aus Kloster und Konvent Tod unseres Br. Werner Steffens OSB A m 16. Mai 2016 entschlief hier in Maria Laach Br. Wer- ner (Anton) Steffens im 87. Jahr seines Lebens und im 63. Jahr seiner Mönchsprofess. Unser P. Petrus hielt die Predigt bei der Eucharistiefeier zum Begräbnis; die Ansprache lässt das Leben unseres Mitbruders sehr treffend aufleuchten. (Lesung: Jes 25,6a. 7-9; Evangelium: Joh 12,23-26) Alter von 21 Jahren trat er in unser Klos- „Noch vieles hätte ich euch zu sagen, aber ihr ter ein. Aber schon drei Jahre vorher kam könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber der er bereits nach Maria Laach. Denn er fing Geist der Wahrheit kommt, wird er euch die hier bei uns seine Landwirtschaftslehre ganze Wahrheit lehren. Halleluja.“ an. Und drei Jahre nach seinem Eintritt fing er wiederum an. Ein neuer Weg be- D as sind Worte Jesu aus dem Johan- nesevangelium. Am letzten Montag, am Abend des Pfingstmontages, am Ende gann in unserer Gemeinschaft. Bruder Fabian nahm den jungen zeitlichen Pro- fessen mit zu sich auf die Mühle. Er, der der Vesper haben wir sie gesungen. damalige Müllermeister wollte ihn dort, Jahrzehntelang sang unser Bruder Wer- zusammen mit drei anderen jungen Men- ner dieses Lied leidenschaftlich, engagiert schen, zum Müller ausbilden. und überzeugt in der Schola, diese Melo- Seitdem war dies sein Ort. Natürlich, zu- die einer österlichen Verheißung. In den erst kam die Ausbildung. Sie endete mit alten Klängen erfüllt unsere österliche der erfolgreichen Meisterprüfung. Hoffnung den Raum der Kirche. Bis 1963 war die Mühle als Handelsmüh- Nun ist diese Verheißung, so glauben wir, le in Betrieb. Seit der Stilllegung als Han- für unseren Bruder Werner Wirklichkeit delsmühle galt es, Getreide zu trocknen geworden. und auszuliefern. Dazu wurde das Futter- Nach dem Gesang des Abendgebetes mittel für das Vieh in der Landwirtschaft fanden wir ihn auf seiner Zelle. Ruhig und und im Pachtbetrieb geschrotet. friedlich ist er heimgegangen zu seinem Jahrzehntelang gehörte Bruder Werner Schöpfer. In der Stunde seines Sterbens zum täglichen Erscheinungsbild auf dem kam der lebendige Geist Gottes, der Geist Weg vom Kloster zur Mühle und zurück. Jesu, um ihn hineinzunehmen in die Wei- 2400 Schritte von der Mühle bis zum te und Fülle der Wahrheit, in das Leben, Kloster brauchte Bruder Werner nach das keinen Abend mehr kennt. seiner Angabe stets. So ist es in einem facebook-Eintrag zu lesen. Viele haben Ein langes Leben ging zu Ende. ihn auch im Auto mitgenommen. Viele Am 23. Februar 1930 wurde Bruder Wer- haben es erzählt, ja, den Bruder von der ner in Faid im Kreis Cochem geboren. Im Mühle, den habe ich neulich mitgenom- 14 16
Aus Kloster und Konvent men, oder den sehe ich oft, wenn ich von Gespräch beendete. Ohne viele Worte, der Arbeit komme. kurz und gut, zeigte ihm die Arbeit, was es heißt, von Ostern her zu leben, vom Tod „Vom Korn zum Mehl – Das Weizenkorn zum Leben, aus der Enge in die Weite, aus erzählt“. Das war der Titel eines Aufsat- der Nacht in den Tag zu gehen. zes. Der Verfasser war Bruder Werner vor Am Pfingstmontag fand der 23. Deutsche über 20 Jahren. „Heute werde ich, Getrei- Mühlentag statt. Bruder Werner, unser dekorn, zur Mühle gebracht. Mit Millionen jahrzehntelanger Müllermeister, ging an von Körnern bin ich im Sack verpackt.“ diesem Mühlentag heim zu Gott. So fing sein fachkundiger Beitrag an. Mit dem Korn lebte Bruder Werner. Aber bei der Mühle blieb es nicht. Neben Es ist das Korn, das Lebensgeschichte einigen Jahren als Löschmeister in der erzählt. Es ist die Geschichte des Korns, Laacher Feuerwehr übernahm Bruder das auf das Leben aus dem Glauben hin- Werner 1975 die Sorge für unsere Bienen. weist. Der heilige Märtyrer Ignatius von Unser Bruder Paulinus vertraute ihm sei- Antiochien aus dem 2. Jahrhundert ver- ne vielen Bienenvölker an. glich sich selbst mit dem Korn. Er schrieb Und wieder begann eine Zeit des Lernens von sich, von seinem Leben, kurz vor sei- und des Studierens. In der Landeslehran- nem Tod: „Ich bin ein Weizenkorn Christi; stalt für Bienenzucht in Mayen absolvier- die Zähne der wilden Tiere müssen mich te er Fachkurse. Bruder Werner war mit zermalmen, damit ich reines Brot werde.“ Leib und Seele bei seinen Bienen. Das Das zerriebene Korn wird zu einem neu- war nicht einfach Pflicht. Er war davon en Lebensmittel. In der Bedrängnis und begeistert. im Martyrium, so die Hoffnung, wächst Viele Kontakte entstanden durch sein neues Leben heran – der Tod des Einen Engagement im Imkerverein. Die wenigs- wird Leben für andere. ten von uns hatten Lust, seinen Bienen Dann ist da Jesus. Er vergleicht ebenfalls persönlich am Bienenstock zu begegnen. sein Leben mit dem Weizenkorn. „Wenn Aber umso lustvoller war der Sonntag- das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und morgen. Regelmäßig stand der Laacher stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, Bienenhonig auf dem Frühstückstisch. bringt es reiche Frucht“. Bienen faszinieren. Sie gelten als die flei- Bruder Werner hat jahrzehntelang, mit ßigen Tiere, als Vorbild für den Fleiß. Aber viel Zeit im Schweigen und im Alleinsein, das Produkt der Bienen, der Honig, der auf der Mühle mit dem Korn gelebt und steht in der Bibel immer wieder für das am Korn gearbeitet. Er hat in der Natur freudige, für das erlöste, für das befreite und im Arbeiten an den Früchten der Leben. Über den großen Weg des Aus- Natur das Geheimnis des Lebens beob- zuges, für das große erste biblische Os- achtet und immer wieder den geheimnis- terfest, für die Freude über die Befreiung vollen Weg entdeckt: zu sterben, um zu aus Ägypten, steht die Verheißung, in ein leben, zerrieben zu werden, um neues Land zu ziehen, in dem Milch und Honig Leben zu werden. Kurz und gut war die fließen. Noch heute erinnert uns daran Formulierung, mit der Bruder Werner ein die jährliche Osterfeier. Den Gottesdienst 17
Aus Kloster und Konvent am zweiten Osterfesttag, am Ostermon- Krankenhaus verbringen musste. Auch tag, beginnen wir mit dem Singen der al- das gehört zum Leben von unserem Bru- ten Worten des Mose: „Der Herr hat euch der Werner. Er hat Rückschläge erfahren. in das Land geführt, wo Milch und Honig Er erfuhr Grenzen. Aber die Grenzen öff- fließen.“ neten ihn. Es war das Singen der Psalmen, In seiner Arbeit an den Bienen kam Bru- das sein Herz froh und weit machte. der Werner immer wieder in Berührung mit der österlichen Verheißung des Le- Die letzte Zeit schränkte erheblich seine bens. Der Honig erinnert an das Ziel Mobilität und seine Aktivitäten ein. An ei- unseres Weges. So wie in der Lesung nigen Festen kam er noch in den Chor. So beim Propheten Jesaja das Ende, die Voll- wie früher. Zuletzt an Christi Himmelfahrt. endung, umschrieben wird mit diesem Er musste langsam gehen. Der Rollator phantastischen Bild der Lebensfülle, des half ihm. reich gedeckten, köstlichen wohlschme- Aber am Ende zeigte er sich gelöst. Er ckenden Mahles. Alle sind willkommen. lebte im Frieden. Er räumte seine Sachen Der Honig erinnert an die Nahrung des auf. Er verabschiedete sich von Men- Paradieses. Er erinnert an die Verheißung schen, die ihm nahe standen. Er konnte des Lebens, der Lebensfülle, des nie en- warten auf das, was kommt. denden Lebens, die Verheißung des Le- Nach der ganzen Mühe in seinem Leben, bens, die für einen jeden von uns gilt, das nach so vielem, was verschlossen war in Zeichen, das Gott ein Gott des Lebens ist, seinem Leben, da gab er uns allen ein ein Gott der Lebensfülle. Vorbild des Loslassens, des Sicheinlas- sens auf Gottes unbekannte Wege. In Und dann kam der 18. April 1968. Seit dieser Offenheit, im Loslassen und dem dem Tag sang Bruder Werner in unserer Gelassensein kam am Ende zum Vor- Schola mit. Seitdem war es unvorstellbar, schein, wofür er sich Tag für Tag mit uns dass er dort einmal nicht mehr singen allen in dieser Kirche einsetze, wo er nicht würde. Er hatte da seinen festen Platz. Er fehlen wollte: das canticum novum, das gehörte zu den ersten, die morgens im neue, das österliche Lied zu singen, das Chor saßen. Er gehörte dazu und blieb da, Lied von Gottes Liebe und von Gottes bis er nicht mehr konnte, bis sein Schlag- Erbarmen, einzustimmen, vorwegzuneh- anfall das Singen im Chor beendete. men den Jubel, die Freude in der Lesung Als ich vor über 40 Jahren in dieses Klos- des Jesaja. ter kam, war sein Platz leer. Aber nicht, Dafür sind wir dankbar. Das wollen wir weil er nicht mochte, nicht weil er etwas nicht vergessen. Ja, gerade weil der Psalm anderes machen wollte, sondern weil er so fasziniert, so begeistert, so viel Leben- nicht konnte. Ein Mopedunfall warf ihn digkeit in Müdigkeit und Trostlosigkeit mit einem komplizierten Bruch aufs Kran- bringt: „Ich will den Herrn allezeit prei- kenbett. Nachdem eine eingebaute Stahl- sen; immer sei sein Lob in meinem Mund“ platte zerbrach, wurden aus den ersten (Psalm 34). 8 Wochen im Krankenhaus noch einmal P. Petrus weitere 8 Wochen, die Bruder Werner im 18
Aus Kloster und Konvent Jesuitenbibliothek Maria Laach gewinnt den Deutschen Lichtdesign Preis I m Juli 2015 konnte nach einer Restau- rierungszeit von eineinhalb Jahren die historische Jesuitenbibliothek aus den ßergewöhnlichen Räume konnten mit gezielter Beleuchtung unaufdringlich in Szene gesetzt werden. 1860er Jahren wieder ihrer Bestimmung Auf dem obersten Regalboden wur- übergeben werden. Die alte Klosterbi- den verdeckte Leuchten montiert, die bliothek ist ein außergewöhnlicher Ort. die Rundung der Decken betonen und Drei Räume von näherungsweise quad- gleichmäßig ausleuchten. Da der Tages- ratischem Grundriss sind hintereinander lichteinfall durch die Lichtdecken wegen gestellt. Im Zentrum befindet sich eine des darüber liegenden nur einseitig ge- gusseiserne Spindeltreppe, über die drei öffneten Satteldaches zu gering war, ver- Büchergalerien erschlossen werden. Da- stärkten arens faulhaber das Tageslicht her auch die Bezeichnung Galeriebiblio- durch Kunstlicht, über den Glaslichtde- thek. Die gusseiserne Treppe wurde in der cken. An vier Stellen pro Decke setzen Sayner Hütte in Bendorf-Sayn hergestellt, sie engstrahlende Richtstrahler in das und zwar noch bevor das werdende Stahl- Weißglas der Lichtdecke, die gerichtetes imperium Krupp den Traditionsbetrieb Licht in die Raumtiefe bringen. Zwei der einverleibte. Fenster gibt es in der Biblio- über Kreuz montierten Strahler richten thek nicht, Tageslicht fällt allein durch die ihr warmes Licht auf die untersten Rega- quadratischen Deckenöffnungen in die le, die der Mitte zugewandten beleuch- Räume. ten die Spindeltreppe. Die Lichtsituation in der Klosterbibliothek Mit dieser zeitgemäßen Lichtlösung wur- bedurfte einer grundlegenden Verbesse- den nun die Abtei Maria Laach und das rung. Nach einem längeren Prozess der Lichtplanungsbüro arens faulhaber licht- Diskussion, immer in enger Abstimmung planer mit dem Deutschen Lichtdesign- mit der Landesdenkmalpflege, sollte die preis 2016 in der Kategorie Kulturbau- neue Beleuchtungskonzeption funktionell ten ausgezeichnet. befriedigend, die Raumwirkung behutsam Der Deutsche Lichtdesign-Preis wird unterstützend und das Holzwerk mög- jährlich vergeben. In insgesamt zehn Ka- lichst schonend sein. tegorien werden von einer hochkaräti- In diesem Sinne schrieb die Abtei einen gen Jury die Gewinner ermittelt. Mit dem Wettbewerb aus, den arens faulhaber ideellen Preis wollen die Veranstalter der lichtplaner aus Köln gewannen. arens professionellen Lichtplanung – als ein faulhaber entwarfen ein System feiner wesentliches Modul für die Qualität der Lichtlinien, die in Form filigraner LED- gebauten Umwelt – öffentliche Wert- Profile unter die Galerieböden montiert schätzung verleihen. werden konnten. Verdeckt von einer Gefördert wurde das Projekt vom Ver- dort bereits befindlichen Holzleiste sind ein der Freunde der Benediktinerabtei die Profile selbst kaum wahrzunehmen. Maria Laach, der Landesdenkmalpflege Durch ihre spezielle Linsentechnik wer- Rhl.-Pf., der Deutschen Stiftung Denk- den die Lichtpunkte so abgeblendet, dass malschutz, der Kulturstiftung Rhl.-Pf., der Ausstrahlwinkel sich allein auf die Lotto Rhl.-Pf., dem Kreis Ahrweiler und Bücher und nicht auf den Boden richten nicht zuletzt dem Beauftragten der Bun- ließ. Nicht nur die wertvollen Bücher und desregierung für Kultur und Medien. Schriften, auch die Qualitäten der au- H.-J. Scheer 19
Aus Kloster und Konvent Londoner King’s College Choir eine Woche in Maria Laach A lles begann mit einer leisen und schüchternen E-Mail Anfang 2016: Der Choir of King’s College in London Joseph Fort bat P. Philipp, mit den 27 Sän- gerinnen und Sängern deutsche Chormu- sik einzustudieren; P. Philipp wiederum möchte ein paar Tage in einem deut- bat den englischen Kollegen, dafür traditi- schen Kloster verbringen, um sich mit der onelle britische Chormusik zu erarbeiten. Tradition monastisch-benediktinischer Li- turgie und der Klosterkultur zu beschäf- Viel wurde organisiert und geplant, so- tigen, um etwas zu proben, die Liturgien dass der Chor um die Mittagszeit des 14. mitzufeiern und eventuell auch mitzuge- Juni 2016 nach Maria Laach kam. stalten. Die Tage bis zum Konzert am 19. Juni Der junge Chorleiter Joseph Fort stieß im waren nicht nur von gemeinsamen Pro- Internet auf die Abtei Maria Laach, deren ben belegt. Der obligatorische Besuch im Bilder ihn sofort ansprachen – so kam der Mendiger Lava-Dome und den unterirdi- erste Kontakt zustande. schen Abbauschächten stand genauso Als der Chor schließlich erfuhr, dass es auf dem Programm wie Bootfahren auf in Maria Laach eine lebendige Chor- und dem See oder die Spiele der Fußball-EM, Kirchenmusiktradition auch über die Gre- um die herum geschickt das Programm gorianik hinaus gibt, war schnell klar, dass der Tage gestrickt worden ist. es auch ein Sonderkonzert in der Reihe Im Mittelpunkt standen aber die Kirchen- der Abteikonzerte 2016 geben muss. musik und die selbstverständliche Teil- 21
Aus Kloster und Konvent nahme an der täglichen Eucharistiefeier und der lateinischen Vesper. Im Hochamt des Sonntages wurde dann die große Bandbreite von Kirchenmusik sichtbar: Gemeinsam mit den Mönchen sang der King’s College Choir die Grego- rianischen Gesänge. Dazu sang der Chor passende Motetten in der Liturgie; zur Danksagung sangen dann alle gemein- sam das auch in England beliebte Lied „Lobe den Herren“. Im Anschluss an das Hochamt gab es Der Abschied war traurig, war man doch eine schöne und gelassene Begegnung in einer Woche sehr zusammengewach- bei einem (oder auch zwei) Glas Sekt in sen. Doch Joseph Fort ließ als Chorleiter der Aula zwischen den Mitbrüdern und direkt verlauten, dass er unbedingt wie- dem Chor. Nicht nur die anstehende Bre- derkommen wollen würde. Sängerinnen xit-Abstimmung wurde diskutiert, son- und Sänger sprachen von einer wirklich dern auch die Chancen für den Einzug ins geistlichen Woche, die sich so auch für Finale der EM für die Königlichen. andere Chöre gleichsam als Exerzitien lohnen würden. Das abendliche Konzert wurde von Bereits im August 2016, zur Probenwo- P. Prior Andreas einfühlsam eingeleitet. che der Cappella Lacensis im Rahmen der In der gut gefüllten Abteikirche erklang Festwoche, wollen sich wohl einige Briten vor einem sehr konzentrierten Publikum wieder auf den Weg machen, um sich an deutsche und englische Chormusik aus den Konzerten der Cappella zu beteiligen. 5 Jahrhunderten, klanglich vom feinsten Vielleicht ist eine neue Vernetzung ent- Pianissimo bis zum klangvollen Forte in standen. einer Bandbreite, wie es nur selten zu Noch sollte es an den Grenzen keine Pro- hören ist. bleme geben, die Grenzen der Musik be- Die jungen Sängerinnen und Sänger wa- stehen ja sowie- ren begeistert von der Abteikirche, ihrer so nicht… Architektur und ihrer Akustik. Mit lang anhaltendem Applaus entließ ein dank- P. Philipp bares Publikum den Chor in den letzten gemeinsamen Abend, der ohne Nacht bleiben sollte, da die meisten sich ent- schlossen, die Nacht durchzumachen, da die Abfahrt zum Flughafen nach Köln be- reits am Montag um 4:00 Uhr in der Frü- he stattfinden sollte. 22
Aus Kloster und Konvent Die Abteiorgel lässt es blitzen und donnern Thematische Orgelmatinéen und –konzerte im Sommer 2016 In den letzten Ausgaben wurde mehr- fach die “traditionelle” Reihe der Laacher Orgelkonzerte – dieses Jahr mit einem 66, ein einzigartiges Werk mit Liedern an den Ozean, die Blumen, die Wüste, die Berge und die Sonne), Beethoven (erster besonderen Fokus auf dem vor 100 Jah- Satz der Mondscheinsonate in Orgelfas- ren verstorbenen Max Reger – erläutert sung), Knecht (“Die durch ein Unwetter und auf sie hingewiesen. unterbrochene Hirtenwonne” – eine Art Neben dieser Reihe wurden diesen Som- symphonische Dichtung mit Donneref- mer einige interessante Zusatzveranstal- fekten für Orgel!), Vierne (Abendstern tungen angeboten. und Mondlicht) und Langlais (Finale aus dessen dritter Orgelsymphonie: “Gewit- Am Dienstag, den 26. Juli, fand der “Maria- ter”). Somit widmeten sich durch diese Laach-Tag” innerhalb der “Nacht der Programmauswahl die Orgelklänge zahl- Vulkane” statt – an diesem Tag gab es reichen elementaren Naturphänomenen! zunächst um 12.00 Uhr mittags eine Or- gelmatinée mit Improvisationen zu mo- Auch während der Laacher Festwoche nastischen Themen sowie eine weitere, werden an verschiedenen Tagen fünf- dramatische zehn- bis zwanzigminütige “Atempausen” Improvisation mit Orgelmusik angeboten (Freitag, 19. über einen Vul- August, Montag, 22. August, Mittwoch, kanausbruch. 24. August und Freitag, 26. August jeweils um 12.00 Uhr; die Programme entneh- Ein weiteres men Sie bei Interesse bitte zeitnah vorher Orgelkonzert dem Internet, Pressemitteilungen oder mit einem et- Aushängen). was größeren Zudem findet am Samstag, den 20. Au- Programm war um 16.00 Uhr dem The- gust, der Klostermarkt innerhalb der ma “Natur und Elemente” gewidmet. In Festwoche statt. Auf dem Programm vielen vergangenen Epochen der Musik- der samstags üblichen Orgelmatinée geschichte wurde durch Musik der span- um 12.00 Uhr stehen Werke von Bach nende Versuch gemacht, Natur oder Na- (Pièce d’Orgue BWV 572), Mozart (Varia- turphänomene akustisch zu beschreiben, tionen G-Dur KV 501 in Orgelfassung von klanglich nachzuzeichnen, oder darüber Gereon Krahforst) sowie der Dankpsalm zu meditieren; etwa in den “Vier Jahres- aus op. 145 von Reger. Zusätzlich dazu zeiten” Vivaldis, der “Pastoral-Symphonie” wird um 16.00 Uhr ein Orgelkonzert im Beethovens, der “Alpensinfonie” von Ri- Rahmen des Klostermarktes mit Musik chard Strauss, oder in vielen anderen zu monastischen Themen angeboten. Werken. Auch in der Orgelmusik gab es Es beginnt mit dem Kyrie aus der Or- solche Versuche. gelmesse für Konventsgemeinschaften Es erklangen in diesem Konzert Werke des französischen Barockkomponisten von Flor Peeters (Lied-Symphonie op. Couperin; hiernach folgt ein Frühwerk 23
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