Alleen in NRW 100-Alleen-Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen Deutsche Alleenstraße (Teilabschnitt NRW) 13. Dezember 2006, Recklinghausen ...
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Alleen in NRW 100-Alleen-Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen Deutsche Alleenstraße (Teilabschnitt NRW) 13. Dezember 2006, Recklinghausen NUA-Heft Nr. 22
IMPRESSUM Herausgeber: Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA), Siemensstraße 5, 45659 Recklinghausen, Tel. 02361/305-0, Fax 02361/305-3340 E-Mail poststelle@nua.nrw.de, Internet http://www.nua.nrw.de Dokumentation der Beiträge der Tagung „Alleen in NRW – 100 Alleen-Initiative des Landes NRW“ am 13. Dezember 2006 in Recklinghausen. Veranstalter: Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW (MUNLV) und der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU) Redaktion: Bernd Stracke, NUA (verantwortlich) Titelfoto: Martina Wengelinski Gestaltung: Martina Wengelinski Druck: Völcker Druck Creative Medien, Boschstraße 10, 47574 Goch Druck auf Recyclingpapier (aus 100 % Altpapier) Ausgabe: 01/2008 ISSN: 1437-3416 Die NUA ist eingerichtet im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV). Sie arbeitet in einem Kooperationsmodell mit den vier anerkannten Naturschutzverbänden zusammen (BUND, LNU, NABU, SDW).
Alleen in NRW Inhaltsverzeichnis Einführung - Alleen in NRW - 100-Alleen-Initiative des Landes NRW Minister Eckhard Uhlenberg …………...…………...…………...........................………..…………… 4 Grußwort - Alleen in Nordrhein-Westfalen Dr. Norbert Heinen …………………...…………...……………............................…………………… 6 Die Bedeutung von Alleen - warum wir sie schützen sollten Mark vom Hofe …...………………………...………...……………..….…………….....…………..… 7 .. Alleen auf Gut Wendlinghausen Joachim von Reden …………...…………………………………….…....………….....…………….. 14 Neue Alleen im Rhein-Erft-Kreis Stefan Kitlas/Jörg Henschke ………….......…………………………..…………….......…………..... 15 Alleen: Anforderungen an Pflanzmaterial, Herstellungspflege Heinz Pieper ……………………………………………......…………......…………….....………..... 22 Alleen und Straßenplanung Michael Heinze ………………………………..……………………........……………….....………...26 ESAB/RPS und Alleenschutz Prof. Albert Schmidt …………………………...…...………...……………………...….....……….....30 Förderung und Umsetzung, Fördereckpunkte Hans Leser …………………………...…...………...……………………..................….....……….....36 Die Deutsche Alleenstraße Bernd Krebs …………………………....………...……………………......................….....……….....46 Perspektive Alleenstraße - Streckenabschnitt NRW Rainer Fischer ………………………….…...………...……………………..................…..……….....48 Aktuelle Untersuchungen zum Lichtraumprofil an Alleenbäumen Jungbaummanagement Peter Uehre …………………………...…...………...…………………….................…......……….... 55 Ergebnisvermerk …..........................................................................................................…….…….. 61 Tagungsprogramm ...…….........................................................................................................…….. 63 NUA-Heft Nr. 22 3
Einführung Alleen in NRW - 100-Alleen-Initiative des Landes NRW Minister Eckhard Uhlenberg Alleen sind eine Wohltat für unser Auge. Für Heute können wir unsere Kulturlandschaft sind sie von unschätz- zwar Obstbaum- barem Wert. Sie sind sozusagen Wahrzeichen Alleen nicht mehr unserer Regionen. Sie prägen das Bild vieler an viel befahre- Landschaften und sind oft über die Region hin- nen Straßen anle- aus bekannt. gen, aufgrund der Verkehrssicherheit. Wir wollen ja auch keine Unsere Alleen ziehen sich wie grüne Adern durch Auffahrunfälle provozieren aufgrund äpfel- die Landschaft. Sie unterbrechen die landwirt- pflückender Verkehrsteilnehmer. Aber dort, wo schaftlichen Flächen. Je nach Jahreszeit teilen sie hinpasst, hat eine Obstbaumallee durchaus sie mit ihrem Grün das Gelb der reifen Korn- ihren Reiz und ihre Berechtigung. felder und machen unsere Landschaft dadurch abwechslungsreich. Oder sie zeigen uns durch Ich halte die Neuanlage und Ergänzung von die Herbstfärbung des Laubes, wie schön Alleen für eine historisch wichtige Aufgabe des Alleen sind. Naturschutzes und der Heimatpflege. In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 2.000 Alleen Wir haben aus Fehlern der Vergangenheit ge- mit sehr unterschiedlichem Erscheinungsbild lernt. was die Baumartenzusammensetzung und das Alleenalter, aber auch was die jeweilige Alleen- In den vergangenen Jahrzehnten sind viele länge angeht. Dies macht die Vielfalt im Er- wunderschöne Alleen dem Straßenausbau zum scheinungsbild unserer nordrhein-westfälischen Opfer gefallen. Alleen aus. Heute wissen wir: Die Alleen in NRW brauchen Alleebäume filtern Staub und Abgase aus der unbedingt unsere Fürsprache. Luft. Als Kohlendioxid-Umwandler tragen sie zum klimatischen Gleichgewicht bei. Erklärtes Ziel der Landesregierung ist, die Zahl der Alleen nicht nur zu halten, sondern zu ver- Alleen spenden Schatten und bieten Brut- größern. Der Ministerpräsident hat die „100- und Rastplätze für Vögel, Insekten und Alleen-Initiative“ initiiert und so steht es auch Kleinsäuger. in der Koalitionsvereinbarung. Mein Haus hat die Federführung zur Umsetzung des Pro- Alleen sind eigenständige Lebensräume – gramms. Die 100-Alleen-Initiative will die Neu- und als eigene Lebenslinien verbinden sie anlage beziehungsweise Ergänzungspflanzung getrennte Lebensräume miteinander. Sie von Alleen erreichen. bilden geradezu einen Brückenschlag von einem Ökosystem zum anderen. Ich freue mich, dass diese unsere Initiative so- wohl durch die Landwirtschaft als auch durch Alleen bieten uns Menschen Schutz vor den Naturschutz breit unterstützt wird. Ich hebe Sturm und Kälte. Früher wurden die Zu- hier den Kooperationswillen der Landesgemein- fahrten zu alten Höfen und Klöstern mit schaft Natur- und Umweltschutz (LNU), der Obstbaum-Alleen bepflanzt, deren Früchte Umweltverbände, der Schutzgemeinschaft dann auch den Speisezettel bereicherten. Deutscher Wald (SDW) und der Landwirte und Grundbesitzer hervor. Dafür herzlichen Dank. 4 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW Unsere Initiative wird ebenfalls mitgetragen Ostsee-Insel Rügen bis weit in den Süden zur durch das Verkehrsministerium, den Landesbe- Insel Reichenau im Bodensee. trieb Straßenbau NRW, die Bezirksregierungen, Kreise und Kommunen sowie durch die NRW- Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen: Es ist Stiftung. einfach ein wunderbares Erlebnis, mit dem Auto im Sommer bei strahlend blauem Himmel Wir sind jetzt auch so weit, dass wir in Nord- durch eine stattliche Allee zu fahren, über sich rhein-Westfalen den Schutz der Alleen im Land- das geschlossene, schattenspendende Laubdach. schaftsgesetz (§ 47 a) verankern. Die Beseiti- gung von Alleen ist demnach verboten und Wunderschöne Alleen haben wir in Nordrhein- Neupflanzungen sollen rechtzeitig und in aus- Westfalen schon jetzt und wir werden, wo es reichendem Umfang vorgenommen werden. Im geht, durch unser Alleen-Programm neue Zuge von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen schaffen. Es wäre daher sehr schön, wenn die können auch Alleen an Straßen angepflanzt Deutsche Alleenstraße schon bald auch einen werden. Schlenker durch Nordrhein-Westfalen machen würde. Für das Jahr 2007 haben das Verkehrs- und das Umweltministerium jeweils 500.000 Euro zur Auf der Fachtagung hier und heute werden na- Förderung der 100-Alleen-Initiative etatisiert. türlich viele Impulse gegeben. Mein Ministeri- Die Zahl der meinem Hause vorliegenden Pro- um bietet im Internet eine eigene Seite zur 100- jektvorschläge kann ich nur als sehr ermutigend Alleen-Initiative an - mit Informationen über bezeichnen. Seit Anfang dieses Jahres sind im aktuelle Themen, Fördereckpunkte und vieles Umweltministerium über 200 Vorschläge einge- mehr. Wir loben außerdem einen Fotowettbe- gangen. Und nach Prüfung auf Realisierung lie- werb zum Thema aus, auf den ich ausdrücklich gen wir jetzt bei ungefähr 110 Projekten. Sechs hinweisen möchte. Senden Sie uns Ihre schön- Vorschläge konnten bereits umgesetzt werden, sten Alleenfotos. Die besten davon werden wir dort haben die Pflanzungen unter großer öffent- prämieren und zu einem Alleenkalender des licher Beteiligung stattgefunden. Bis zum Früh- Ministeriums für 2008 zusammenstellen. jahr 2007 werden in NRW rund 20 Alleen neu gepflanzt sein. Wir sind auf einem guten Weg und ich bin sehr zuversichtlich, dass es uns trotz mancher Wir nehmen auch gerne noch weitere Vorschläge Schwierigkeiten gemeinsam gelingen wird, entgegen, für den Fall, dass von den genannten diese durchaus ehrgeizige, aber auch besonders 110 Projekten einige nicht verwirklicht werden. schöne 100-Alleen-Initiative in den nächsten Auch wenn es ein paar Alleen mehr würden als Jahren Wirklichkeit werden zu lassen. Wir wer- geplant, hätte ich nichts dagegen. den damit den Alleenbestand in unserem Land erheblich vergrößern. Meine Damen und Herren, halten Sie sich also nicht zurück, wenn Sie noch Vorschläge parat Bleibt mir noch, Ihnen und uns eine erfolgreiche haben, denn die Zeit bis zur nächsten Pflanz- Tagung zu wünschen. periode im Herbst vergeht schnell. Ich möchte nicht versäumen, auch etwas zur Deutschen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Alleenstraße zu sagen. Der ADAC hat gemein- sam mit dem Deutschen Tourismusverband Eckhard Uhlenberg MdL (und seinen Regionalverbänden) und der Schutz- Minister für Umwelt und Naturschutz, gemeinschaft Deutscher Wald die „Arbeitsge- Landwirtschaft und Verbraucherschutz meinschaft Deutsche Alleenstraße e.V.“ gegrün- des Landes Nordrhein-Westfalen det. Diese Deutsche Alleenroute reicht von der NUA-Heft Nr. 22 5
Grußwort Alleen in Nordrhein-Westfalen Dr. Norbert Heinen Aus der Sicht des Rheinischen Vereins für besonderem Interesse, weil wir ja von Anfang Denkmalpflege und Landschaftsschutz kann ich an den Aspekt des Schutzes der Kulturland- die Aktivitäten zum Erhalt und zur Neuanlage schaft als eines unserer Vereinsziele bestimmt von Alleen nur begrüßen. Das gilt sowohl für haben. Das war damals noch lange nicht allge- die von den Verbänden eingeleiteten Aktionen, mein erkannt. Heute ist das natürlich anders. wie vor allem für die 100-Alleen Initiative des Und ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, Landes Nordrhein-Westfalen als Teil der Deut- dass wir an dieser Entwicklung einen erhebli- schen Alleenstraße. Es ist höchste Zeit, dass das chen Anteil haben. Thema Alleen in seiner Bedeutung in Politik und Verwaltung erkannt wird und dass ein brei- So stehen wir an Ihrer Seite, wenn es darum tes Bewusstsein in der Bevölkerung entsteht. geht, die Alleen als Teil unserer Kulturland- schaft zu erhalten, zu schützen und weiter aus- Es ist so, wie es mit vielen Problemen geht. Die zubauen. Und wir wissen, dass das möglich ist, Gefahren werden lange Zeit nicht erkannt, bis ohne den Fortschritt und die strukturelle Ent- es zu spät oder beinahe zu spät ist. Was die wicklung - was von Kritikern ja immer wieder Alleen angeht, so kann ich aus meiner eigenen, angeführt wird - zu behindern. Man muss nur lange zurück liegenden, Erfahrung als früherer ein wenig mehr nachdenken. Zum Glück haben Landrat einige Fallbeispiele beitragen. So wur- die Planer gerade in diesem Punkt in den letz- de ich verschiedentlich von Bürgern angerufen, ten Jahren sehr viel dazu gelernt. wenn im Zuge des Ausbaus von Landesstraßen die Säge an Alleebäume angelegt wurde. Es war Alle Initiativen, Diskussionen und Tagungen, meist zu spät um noch eingreifen zu können. die diesem Ziel dienen, sind zu begrüßen und Oder ich kann mich an Bewegungen in Meck- tragen ihren Anteil dazu bei, den Blick für die lenburg-Vorpommern erinnern, bei denen es Anforderungen der Kulturlandschaft zu schär- nach 1989 in Verbindung mit der sicherlich fen. Ihre heutige Tagung gehört auch dazu. notwendigen, aber verschiedentlich doch zu Deshalb wünsche ich Ihnen viel Erfolg und vor forschen und undifferenzierten Verbesserung allem eine weitere Verbreitung unseres gemein- der Verkehrsinfrastruktur auch beim Straßenbau samen Anliegens in der Gesellschaft. den Allee „an den Kragen“ ging. Die Hilferufe erreichten uns damals als RVDL. Wir haben uns Anschrift des Verfassers den Aufrufen angeschlossen. Was daraus im Einzelnen geworden ist, weiß ich nicht. Aber es Dr. Norbert Heinen waren typische Vorgänge. Und es waren ernst Vorsitzender des Rheinischen Vereins für zu nehmende Bürgerengagements. Sie bewiesen Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. zweierlei: Einmal dass Bewusstsein der Bürger Ottoplatz 2 um eine von ihnen selbst erkannte Verantwor- 50679 Köln tung für die Kulturlandschaft, und zum Anderen, die Erkenntnis, als freier Bürger Einfluss neh- men zu können. - Ein für den Menschen in den östlichen Bundesländern damals gänzlich neue und ungewohnte Erfahrung. Es freut mich besonders, dass sich inzwischen eine breite Bewegung entwickelt hat, die auch von den Regierungen aufgenommen wurde. Als Rheinischer Verein beobachte ich das mit Foto: M. Wengelinski 6 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW Die Bedeutung von Alleen – warum wir sie schützen sollten Mark vom Hofe Die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) hat sich seit etwa fünf Jahren Foto: Jürgen Metzendorf äußerst intensiv mit dem bis dahin in einem Dornröschenschlaf vor sich hin schlummernden Kapitel Alleen beschäftigt – zumindest in Nord- rhein-Westfalen spielten Alleen in der öffentli- chen Diskussion keine Rolle, Protestströme an- gesichts gefällter Alleebäume wurden höchstens lokal, aber nicht landesweit wahrgenommen. Allee bei Marl (Kreis Recklinghausen) Den Ausschlag für die LNU, das Augenmerk - Alleen schaffen Sympathie stärker auf eines der prägendsten Elemente der - Alleen prägen Landschaft Kulturlandschaft, nämlich die Alleen, zu legen, gaben Straßenbauer und Versicherungswirt- - Alleen sind schlichtweg schön schaft mit ihrer von langer Hand vorbereiteten - Alleen gliedern und gestalten Initiative, Alleen quasi per Richtlinie und - Alleen können Geschichte und Geschichten Handlungsanweisung durch die Hintertür abzu- erzählen schaffen. Ihr Ziel: Zwischen Straßenbaum und Fahrbahnrand muss zukünftig ein gewaltiger - Alleen haben selbst Geschichte geschrieben Abstand liegen – bis zu 20 Meter, in Kurven 25 Meter. Zusammen mit ihren 80 Mitgliedsverbänden begann die LNU eine Bestandsaufnahme: Auf der einen Seite dokumentieren, wo in Nord- rhein-Westfalen Alleen noch vorhanden sind, in welcher Länge und welcher Ausstattung; auf der anderen Seite aber vor allem zusammen mit den Heimatvereinen auflisten und darstellen, welchen gerade kulturhistorischen Wert Alleen in Nordrhein-Westfalen über Jahrhunderte ge- Quelle: Heimatverein Bevergen habt haben und heute noch haben. Denn nach Historisches Alleebild bei Hörstel-Bevergen wie vor gilt: Angepflanzt wurden Alleen vielfach in kriege- rischer Absicht: Die Soldaten sollten bei ihren Märschen geschützt sein gegen Hitze und Re- gen. Und obwohl Alleen so große Sympathie in der Bevölkerung genießen und Menschen voller Freude über die prachtvollen Alleen in Meck- lenburg-Vorpommern berichten, unter denen hindurch sie während des Urlaubs ausgiebige, eindrucksvolle Fahrradtouren gemacht haben: Foto: Rainer Fischer Alleen werden immer weniger. Manchmal sind Alleen prägen das Landschaftsbild sie im Zuge von Straßenausbauten und der Ver- NUA-Heft Nr. 22 7
vom Hofe: Die Bedeutung von Alleen breiterung der Fahrbahnen reduziert worden auf deutsamen Fernwegen gelegenen Alleestrecken nur noch einseitige Baumreihen; viel öfter aber nichts mehr gemein hat. klaffen zwischen den einzelnen Alleebäumen gerade entlang von Bundes- und Landesstraßen, Diese ersten Vorschläge wanderten nach hefti- also Verbindungen von überregionaler Bedeu- gen Protesten von Umwelt- und Naturschutz- tung, immer größere Lücken. Für abgängige, verbänden erst einmal in die Schublade beim weil beschädigte Exemplare sind keine Nach- Bundesverkehrsministerium und seinen nach- pflanzungen erfolgt. gelagerten Dienst- und Forschungsstellen - um schon bald in abgewandelter Form wieder auf- Alleen brauchen eine Lobby! zutauchen. Seither werden die Abstände zwi- schen Fahrbahn und Baum wie auf dem Basar Alleen – in der Bevölkerung durchgängig als gehandelt: Mal waren 12 Meter im Gespräch, Bestandteil einer schönen Landschaft, als ver- dann sieben oder acht. Inzwischen wurden in traute Heimat, generell als Schmuckstück wahr- den im Herbst 2006 in Kraft gesetzten ESAB genommen, haben bei denjenigen, die von Amts für Bundesstraßen bis zu 4,5 Meter Abstand, et- wegen für den Erhalt und die Pflege verant- wa in Kurven oder an viel befahrenen Straßen, wortlich sind, offenkundig nur noch eine gerin- empfohlen. Viel mehr, das räumen Straßenbau- ge Lobby. Vielmehr prägt sich bei Straßenpla- verwaltungen inzwischen hinter vorgehaltener nern und Straßenunterhaltern das Bild von der Hand offen ein, wird auch gar nicht möglich angezogenen Handbremse ein: In gebannter Er- sein, weil das Geld für den notwendigen wartung, dass möglicherweise aus Berlin dem- Flächenankauf nicht vorhanden ist. Die benötig- nächst die schon seit längerem diskutierten ten Flächen sind meist in den Händen der Land- Richtlinien und Empfehlungen zum Verhältnis wirtschaft – die aber beschwert sich seit gerau- zwischen Straßenverkehr und Alleebaum kom- mer Zeit ohnehin lauthals, stets Flächen für men, grassiert seit einigen Jahren weitgehender andere Zwecke abtreten zu sollen und zu müs- Stillstand. Abwarten und nichts tun. sen, die für die landwirtschaftliche Nutzung aber dringend erforderlich sind. Bekanntlich Auslöser dieser in weiten Teilen des Bundesge- allerdings regelt sich in den Geschäftsbezieh- biets spürbaren Zurückhaltung sind seit Jahren ungen mit der Landwirtschaft das Meiste über laufende Bestrebungen der Lobby der Straßen- das Geld – und Bauern stehen im Ruf, gut und planer und -bauer sowie der Versicherungswirt- zäh verhandeln zu können. schaft, vorrangig Alleen, aber auch einseitige Baumreihen, als natürliche Feinde der Autofah- Baumunfälle – rer zu betrachten. Die hohe Zahl an Unfalltoten trat der Baum auf die Fahrbahn? im Zusammenhang mit Bäumen am Straßenrand hat insbesondere die Versicherungswirtschaft zu Sicherlich steht außer Zweifel, dass über eine Gutachten veranlasst und daraus abgeleiteten Zahl von 1600 Unfalltoten an bundesdeutschen Vorstößen, die Richtlinien und Empfehlungen Bäumen im Jahre 2001 nicht einfach zur Tages- für den Aufprall auf Bäume drastisch zu ändern. ordnung übergegangen werden kann. Doch ehe Die ersten Vorschläge gipfelten darin, zwischen nach Maßnahmen gerufen wird, die auf ein En- Fahrbahnrand und Straßenbaum einen Abstand de der Alleen, welche die Landschaft über Jahr- von 20 Metern, in Kurven von 25 Metern zu zehnte, ja Jahrhunderte geprägt haben, hinaus- legen. Das wäre zum einen das Aus für neu zu laufen, muss Ursachenforschung betrieben wer- begründende Alleen, denn sie würden nie das den. Ein erster einfacher wie unstrittiger charakteristische Bild des sich über die Fahr- Schluss: In keinem Fall ist ein Baum bösartig bahn wölbenden Blätterdaches erreichen; zum und urplötzlich auf die Fahrbahn getreten – es anderen würden bei Nachpflanzungen Alleen waren stets Autofahrer, die die Spur verlassen quasi in der zweiten Reihe entstehen – ebenfalls haben und auf einen Bahn trafen. Warum sich eine Entwicklung des Landschaftsbilds, die Autofahrer auf Abwege begaben, ist in rund aberwitzig und nicht vermittelbar ist und mit drei Vierteln der Fälle auf subjektive Entschei- den klassischen, entlang auch von historisch be- dungen der Autolenker zurückzuführen: Ent- 8 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW weder überschätzten sie ihr Fahrvermögen bei meterlangen, die Landschaft gliedernden und der gewählten (überhöhten) Geschwindigkeit den Horizont prägenden Alleen aufwartet und oder sie hatten zuvor zu tief ins Glas geblickt auch nicht Bestandteil der Deutschen Alleen- und sich einen überhöhten Alkoholpegel ange- straße ist, hat diese Entwicklung nicht ruhen trunken. Schließlich haben sich Unfälle als lassen. „Bevor wir keine Alleen mehr haben, Folge von Witterungseinflüssen ereignet: müssen wir bei den Menschen für den Wert und Nasses Laub, Glatteis, Schneeglätte – sämtlich die Geschichte von Alleen werben“, beschloss Erscheinungen, auf die sich Menschen ange- die Landesgemeinschaft Naturschutz und Um- sichts der Jahreszeit einstellen können. Nein: welt (LNU) Nordrhein-Westfalen. Zusammen einstellen müssen! mit der bundesweit agierenden Forschungsge- sellschaft Landschaftsentwicklung Landschafts- bau (FLL), in der Landschaftsplaner, Land- schaftsarchitekten und Baumschulen organisiert sind. Mit finanzieller Unterstützung des nord- rhein-westfälischen Umweltministeriums starte- te die LNU ein Projekt, in der Bevölkerung und in den Behörden ein Bewusstsein für den auch psychologischen Wert von Alleen und Baum- reihen zu wecken. In der LNU, die in Nord- rhein-Westfalen wie BUND und NABU als Na- turschutzverband anerkannt ist, sind gegenwär- Foto: Rainer Fischer tig 80 regionale und lokale Vereine aus Nord- Geschwindigkeitsbegrenzungen sichern den Verkehr rhein-Westfalen mit rund 300.000 Einzelmitglie- Schließlich: Selbst wenn sich Unfälle an einer dern zusammengeschlossen, die sich für den Er- Allee häufen, aus welchen Gründen auch immer, halt von Natur und Landschaft einsetzen, Schwer- kann daraus nicht zwangsläufig der Griff zur punkte im Arten- und Biotopschutz setzen und Säge folgen. Vielmehr sind den Baum und vor im Rahmen der Erholung in der freien Land- allem die Allee schonende, den Verkehr lenken- schaft besonders deren ästhetische und (nah)- de, intelligente Maßnahmen gefordert: Dazu erholungsorientierte Funktion hervorheben. zählen Leitplanken, die eine Allee nicht unbe- dingt schöner, aber sicherer machen, Ge- Vielen dieser in der LNU vereinten Vereinen schwindigkeitsbegrenzungen, Überwachungs- liegt der Erhalt der Kulturlandschaft mit ihren kameras und „Starenkästen“, einschränkende über Jahrzehnte, teilweise Jahrhunderte prägen- Fahrbahnmarkierungen, an verschiedenen Stel- den Elementen und Bestandteilen am Herzen: len die Aufmerksamkeit besonders erhöhende Dazu gehören zweifelsohne seit Generationen und das Fahrverhalten verändernde Fahrbahn- sich ins Gedächtnis eingeprägte Alleen entlang pflasterungen, um nur einige Möglichkeiten aus von alten Handelswegen, beispielsweise aus dem dem Katalog der intelligenten Lösungen zu Rheinland über die bergischen Höhen durch das nennen. Bäume, das sei in Erinnerung gerufen, Sauerland in alte Residenz- oder Handelsstädte. sind in der Vergangenheit, um eine Ver- kehrsberuhigung am Ortseingang zu errei- chen, bewusst in die Fahrbahnmitte ge- pflanzt worden – als Fahrbahnteiler, als Baumtor, um durch dieses „natürliche“, begrenzende Hindernis die Fahrge- schwindigkeit zu mindern. Für den Wert von Alleen werben Nordrhein-Westfalen, das in seinen Ur- laubsprospekten nicht wie Mecklenburg- Die ökologische Bedeutung von Alleen wurde durch die LNU- Umfrage Vorpommern oder Brandenburg mit kilo- dokumentiert NUA-Heft Nr. 22 9
vom Hofe: Die Bedeutung von Alleen Sowohl unter dem Gesichtspunkt des Arten- und Biotopschutzes, des Biotopverbunds, unter dem Aspekt der Landschaftsästhetik, die Alleen als von Ferne sichtbare, die Land- schaft gliedernde, zu jeder Jahreszeit präge- de und bereichernde Bänder eine herausge- hobene Bedeutung beimisst, wie als selbstverständlicher Bestandteil einer Kulturlandschaft, in der Alleen Windschutz geben und Schatten spenden, Grenzen ziehen zwischen privatem und öffentlichem Land, Verbindungen herstellen zwischen Weilern und Dörfern, zwischen dem Dorf und dem nahen Schloss oder zwischen Dorf und Guts- hof oder wie als Naturdenkmal als auch schließlich als vertrautes Element der Heimat genießen Alleen einen hohen Sympathiewert in der Bevölkerung, weil damit auch Vertrautheit, Wertschätzung für lieb Gewonnenes verbunden ist. Alleen-Erfassungsbogen der LNU 10 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW im Frühjahr 2005 Alleen einen ausdrücklichen Schutz im Gesetz erfuhren: Gemäß § 47 sind sie jetzt wie Wallhecken gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile – ihr Schutz ist also nicht von Wohl und Wehe der jeweiligen Kreis- politiker abhängig, die darüber zu entscheiden haben, ob sie eine Allee mit einem Schutzstatus ver- sehen wollen oder darauf lieber verzichten, um sich beim Ausbau Foto: Rainer Fischer der Straße nicht eigene Fesseln angelegt zu haben. Dieser Sorgen Präsentation der ersten „Allee des Monats“ mit der damaligen Umweltministerin Höhn sind sie glücklicherweise durch Die LNU-Mitgliedsverbände haben inzwischen einen couragierten Landtagsbeschluss enthoben in Nordrhein-Westfalen aus ihrer lokalen und worden. Und auch der Entwurf des von der seit regionalen Kenntnis heraus eine Fülle von sehr Mitte 2005 im Amt befindlichen Landesregie- alten, prägenden, gut erhaltenen, weil ständig rung aus CDU und FDP vorgelegten Land- nachgepflanzten Alleen an Bundes-, Landes-, schaftsgesetzes bestätigt den ausdrücklichen Kreis- und Gemeindestraßen auf vorbereiteten Schutz der Alleen. Allerdings fehlt, das be- Fragebögen detailgetreu dargestellt – ein Jahr mängelt die LNU, noch ein Passus, demzufolge lang hat die LNU alle vier Wochen eine „Allee an einer zentralen öffentlchen Stelle ein Alleen- des Monats“ präsentiert, bei der die Unter- kataster geführt wird. schiedlichkeit, die Regionalität, die Reife und Prägung in der Landschaft wie auch die Zu- kunftschancen an Ort und Stelle erläutert und mit der regionalen Polit-Prominenz im Ge- spräch für das Anliegen geworben wurde. Die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit hat die Fraktionen im Düsseldorfer Landtag auf die Aktion aufmerksam werden lassen, was sich in einer zunehmenden Präsenz von Abgeordneten vor Ort bei den jeweiligen Terminen ablesen ließ – es dauerte nicht lang, dass die verkehrs- und umweltpolitischen Sprecher der Fraktionen im Dialog mit der LNU und der FLL zu erken- nen gaben, dass ihnen Axt und Säge nicht als das geeignete Lösungsinstrument im Konflikt zwischen Verkehrssicherheit und Landschafts- ästhetik erscheinen. Die Lobbyarbeit führte schließlich zu einer Landtagsdebatte, in der sich alle ausdrücklich zum Schutz von Alleen und Baumreihen bekannten, der Wirtschafts- und Verkehrsminister es sogar als die ureigenste Aufgabe der Straßenbauverwaltung ansah, Alleen an Landesstraßen zu pflegen und nach- Foto: Rainer Fischer zupflanzen und schließlich bei der Novelle des Präsentation der (vorerst?) letzten „Allee des Monats“ mit Landschaftsgesetzes von Nordrhein-Westfalen Umweltminister Uhlenberg NUA-Heft Nr. 22 11
vom Hofe: Die Bedeutung von Alleen Was nützt der Schutz, wenn die Pflege fehlt? Verkehrsministerium konkretere Überlegungen angestellt wurden, an welchen Streckenstücken Alleen sind zwar schön und landschaftsbele- doch Bäume angepflanzt werden könnten. bend – aber sie verlangen Pflege, wie Streu- obstwiesen. Alleen müssen zweimal im Jahr Alleen als Tourismus-Faktor kontrolliert werden, einmal im belaubten, ein- mal im unbelaubten Zustand, um feststellen zu Selbst wenn Nordrhein-Westfalen noch nicht können, wie gut es den Bäumen geht, ob sie Bestandteil der seinerzeit unter Beteiligung des sich behindern, ob sie Beschädigungen etwa im ADAC (!) entwickelten Deutschen Alleenstraße Begegnungsverkehr, beim Winterdienst, durch ist – die bisherigen fundierten Erkenntnisse der hohe Aufbauten von Lastwagen haben hinneh- mit Kommunen und Straßenbauämtern abge- men müssen, ob Äste trockengefallen sind oder stimmten LNU-Studie geben Anlass zu einem bei Stürmen und Gewitter sich gelöst haben. berechtigten Antrag, die Deutsche Alleenstraße Alleen brauchen diese Kontrolle und ein gewis- im Westen der Republik mit zusätzlichen ses Maß an Pflege. Dazu gehören vor allem „Ästen“ oder Abstechern zu erweitern oder ihr aber Nachpflanzungen: Wenn ein Baum nicht ein Pendant mit anderen westlichen Bundeslän- mehr zu halten ist, muss die Lücke schon bald dern zur Seite zu stellen: Kein anderes Bundes- geschlossen werden. Doch dieser Aufgabe land als Niedersachsen kann beispielsweise auf haben sich in der Vergangenheit an bestehenden so knorrige windschiefe Alleen wie in Ostfries- Alleen die Baulastträger gern entledigt: Weil land verweisen. Sie sind auch immer wieder auf das nötige Geld fehlt, wie schnell gesagt wurde. Kalendern oder in Prospekten über die Urlaubs- Es wurden eher Gelder in Neuanpflanzungen region Ostfriesland zu bewundern. Die LNU hat von Sträuchern oder Obstbäumen gesteckt, als inzwischen an die Deutsche Alleenstraße, deren schon mehrfach verpflanzte Hochstämme in Mitglied sie ist, den Antrag gestellt, Nordrhein- vorhandene Alleen zu integrieren. Westfalen in die Alleenstraße aufgrund eines von der LNU erarbeiteten Routenvorschlags Um diesem Manko abzuhelfen, könnten bei- einzubinden. spielsweise Eingriffsverwaltungen angespro- chen werden, nicht Ausgleichsmaßnahmen Quelle: Verein für Heimatschutz Kranenburg anzuordnen - da wo möglicherweise mal gerade eine Fläche vorhanden ist - sondern Ersatzgelder einzunehmen, die zweckge- bunden in die Pflege prägender vorhande- ner Alleen fließen. Oder die Verkehrsminis- ter der Länder springen unisono endlich über ihren Schatten und erklären Alleen nicht nur ausdrücklich als erhaltenswerten Bestandteil des deutschen Straßennetzes, sondern stellen dafür in ihren Etats einen ausreichend gefüllten Ansatz zur dauerhaf- ten jährlichen Pflege beziehungsweise Kranenburg um 1950 Nachpflanzung zur Verfügung. In Nord- rhein-Westfalen bestätigte der Staatssekretär des Alleen sind ein Tourismus-Faktor; in weniger Verkehrsministeriums der LNU schriftlich, dass klassischen Urlaubsgebieten außerhalb von die Straßenverwaltung die landesweit größte Küste und Alpen stehen besonders die Naher- Pflegerin von Bäumen sei. Doch was nützt die- holungssuchenden aus den Ballungsregionen im ses selbst zugelegte Attribut, wenn die kontinu- Mittelpunkt des Interesses wie auch Kurz- ierliche Nachpflanzung gerade an Landes- urlauber: Sie sind für einen Landstrich zu ge- straßen immer noch einem Strauß von Beden- winnen, wenn ihnen, wie es in der Begründung ken der Straßenbauer gegenüber steht und erst für die Ausweisung eines Landschaftsschutzge- auf Druck des Ministerpräsidenten auch im bietes heißt, die „Vielfalt, Eigenart und Schön- 12 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW heit einer Land- schaft“ nahege- bracht wird. Und Quelle: Remscheider General-Anzeiger zu diesen prägen- den Elementen einer Landschaft, schon in der An- fahrt dahin, gehö- ren besonders Alleen, weil sie zu jeder Jahreszeit faszinierende Ein- drücke vermitteln; natürlich beson- ders in der Vege- tationsphase, weil nur dann das ein- drucksvolle, die Straße überspan- Alleen als Sympathieträger werden in der Presse gerne aufgegriffen nende Laubkleid wie ein Tunnel zu sehen und mitzuerleben ist. Weitere Informationen: Broschüre „Schützenswerte Alleen und Baumreihen Alleen gehören somit zu den so genannten in Nordrhein-Westfalen“, hrsg. von der Landesge- „weichen“ Standortfaktoren, weil insbesondere meinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU), Heinrich-Lübke-Straße 16, sie das Gefühl von Geborgenheit, Nostalgie und 59759 Arnsberg (Hüsten); Heimat vermitteln und beim Gang durch eine Tel.: 02932/4201; Fax: 02932/54491; Allee auf ein Kloster, einen Gutshof, einen Mail: LNU.NRW@t-online.de Landgasthof oder ein Schloss das Gefühl von Internet: www.lnu-nrw.de Schönheit und Ästhetik aufkommen lassen und damit das Bewusstsein und den Blick für Natur Anschrift des Verfassers als Wert schärfen. Alleen verkörpern in sich die einmalige Chance, Sympathieträger zu sein – Mark vom Hofe bei dieser Wertschätzung in der Bevölkerung Vorsitzender der Landesgemeinschaft wird es den Totengräbern der Alleen an befah- Naturschutz und Umwelt (LNU) renen Straßen zunehmend schwerer fallen, für Heinrich-Lübke-Straße 16 den Verlust von Alleen aus verkehrstechnischer 59759 Arnsberg Sicht noch Befürworter zu finden. NUA-Heft Nr. 22 13
von Reden: Alleen auf dem Gut Wendlinghausen Alleen auf dem Gut Wendlinghausen Joachim von Reden Gerne berichte ich als Bio-Bauer, der einen und da ich in 17. Generation unseren Betrieb ökologischen 300 Hektar Betrieb in Lippe in bewirtschaften darf, wollte ich hiermit auch ein OWL bewirtschaftet, von unseren Erfahrungen symbolisches Zeichen setzten. mit dieser Allee. Bei der Fläche, auf der die Allee entlang einer Als mich Regierungspräsidentin Thomann-Stahl jahrhundertealten Trift gepflanzt wurde, handelt ansprach, ob ich die Initiative 100 Alleen für es sich um eine offene Feldflur, in der eine öko- NRW unterstützen wolle, habe ich sofort und logische Aufwertung wichtig ist. Neben der gerne zugesagt, so dass in wenigen Wochen landschaftsästhetischen Bereicherung erfüllen Planung, Antragsstellung und die Realisierung die Alleebäume hier mit den später ausladenden umgesetzt werden konnten. Sehr kompetente Kronen, anders als Bäume im Waldbestand, für Bearbeiter bei der Bezirksregierung Detmold, viele Tiere wie Fledermäuse, Insekten, und Frau Dr. Röder, von der Biologischen Station Vögel wichtige Funktionen als Nahrungs- und Lippe, dem Träger dieser Allee, sowie eine sehr Bruthabitat. Insbesondere die sich in NRW auf erfahrene, benachbarte Baumschule haben unser dem Rückzug befindliche Eiche hat hier eine Engagement begleitetet. große Bedeutung. Der Ministerpräsident von NRW Dr. Rüttgers Wenn täglich in NRW rund 20 Hektar Freiraum hat die zukunftsweisende Initiative ins Leben in Anspruch genommen werden, wollte ich gerufen, und es war mir eine große Freude und hiermit auch darauf hinweisen, dass die dafür Ehre am 2. März 2006 gemeinsam mit ihm, mit notwendige Kompensation auch und gerade für Minister Uhlenberg, mit der Regierungspräsiden- die als Land- und Forstwirte tätigen Unterneh- tin Thomann-Stahl, dem Landrat des Kreises mer erleichtert und ermöglicht werden sollte. Lippe Herrn Heuwinkel und Bürgermeister Das neue Landschaftsgesetz ist verabschiedet, Ehlert Hand anzulegen und in OWL die Erste aber die Durchführungsverordnungen werden und in NRW die Zweite von 100 Alleen auf dem noch verhandelt. Ich rufe alle Beteiligten auf, Gut Wendlinghausen zu pflanzen. Ein großes das Kirchturmdenken, nur in der eigenen Kom- Medienecho und viele zustimmende Kompli- mune oder Behörde zu agieren, zu verlassen mente und Kommentare folgten diesem Tage. und übergreifend in den Naturräumen zu den- ken, die ganz sicher nicht durch Kreisgrenzen Im 18. Jahrhundert existierten auf dem Gut definiert sind. Wendlinghausen etwa 11.500 laufende Meter Hecken und Alleen, die im Zuge von Flurbe- Sehr direkt sei auch gesagt, dass wir Land- und reinigungen und anderen Umstrukturierungen Forstwirte oft verunsichert sind, wenn Planer größtenteils vernichtet wurden. Auf alten Kar- oder Behörden von uns Eingriffe verlangen, ten ist dies wunderbar dokumentiert. Meine weil auch Gesetze umgesetzt werden, die unnö- Vision, an der ich arbeite, ist die Rekultivierung tig sind. Später werden dann in den Durchfüh- dieser Biotopvernetzung, die für die Natur aber rungsverordnungen Regelungen getroffen, oft auch für die Menschen, die diese Natur erleben, zum Nachteil der Grundeigentümer und Land- ganz viele wichtige, schöne und befriedigende und Forstwirte, mit der Begründung, dass der Erfahrungen ermöglicht. Entlang von regiona- gesetzliche Rahmen dies ermögliche oder erfor- len Straßen mit geringem Verkehrsaufkommen dere. Um so wichtiger ist bei dieser Initiative können so kostengünstig auch die enormen Be- „100 Alleen für NRW“, dass alles auf Freiwil- lastungen in den Städten mit Feinstäuben redu- ligkeit beruht und der betroffene Grundeigen- ziert werden. Eine Eichenallee wird nicht für tümer „nur“ seine Fläche zur Verfügung stellt. Jahrzehnte sondern für Generationen gepflanzt, 14 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW Es reicht nicht aus, dass wir bei uns 50 Bäume Wanderer, Fahrradfahrer, Motorrad- und Auto- aufgereiht in die Erde pflanzen, sondern diese fahrer, die in den nächsten Jahren und Jahr- 100 Alleen-Initiative muss möglichst vielen zehnten entlang dieser Eichen-Allee das schöne Bürgern als zukunftsweisendes Projekt für die Lipperland erleben werden. nächsten Jahrzehnte kommuniziert werden. Ich habe dem Ministerpräsidenten zugesagt, Anschrift des Verfassers dass wir bei den vielen Aktivitäten auf dem Gut Wendlinghausen mit jährlich etwa 100.000 Be- Joachim von Reden suchern auf die neue „Rüttgers-Allee“ hinwei- Gut Wendlinghausen sen werden nach dem Motto: „Tue Gutes und 32694 Dörentrup rede darüber!!“. Wir freuen uns über alle Neue Alleen im Rhein-Erft-Kreis Stefan Kitlas, Jörg Henschke 1. Alleenprojekt Erftaue Gymnicher Mühle gionale 2010, eine Vielfalt an Maßnahmen für 2. Alleenprojekt Schloss Frens Naturschutz und Landschaftspflege durchge- 3. Alleenprojekt Marienfeld führt werden. Das gesamte Gelände dient schon 4. Neue Zufahrtsallee Bolander Hof heute der Naherholung der Bevölkerung und 5. Neue Zufahrtsallee Burg Etgendorf wird auch künftig öffentlich zugänglich sein. 6. Neue alleenartige Baumpflanzungen bei Ein Baustein des Naturerlebnisprojektes soll da- Gut Hasselrath bei die Komplettierung einer durchgehenden Wegeverbindung zwischen den Schlössern Gym- Nachfolgend werden Alleenpflanzungen aus den nich und Türnich und deren landschaftsgestalte- Jahren 1999 bis 2005 sowie die drei aktuell lau- rische Hervorhebung durch mehrere aufeinan- fenden Alleenprojekte aus dem Rhein-Erft-Kreis der folgende Alleenabschnitte sein, von denen ohne Anspruch auf Vollständigkeit vorgestellt. Teile bereits in der Vergangenheit umgesetzt Daneben gibt es weitere Alleenprojekte im Rhein- wurden. Da sich die Kernflächen des Projekt- Erft-Kreis, so zum Beispiel von den Städten Berg- bereiches im Eigentum des Mühlenverbandes heim, Erftstadt und Pulheim oder vom Landes- Rhein-Erft-Rur e.V., des Erftverbandes und des betrieb Straßenbau NRW, deren Projekte an die- Rhein-Erft-Kreises befinden, konnte der Rhein- ser Stelle nicht berücksichtigt werden können. Erft-Kreis die notwendigen Antragsunterlagen für eine Förderung des Projekts bereits Anfang Alleenprojekt Erftaue Gymnicher Mühle 2006 erarbeiten und eine zeitnahe Realisierung - Baustein eines großflächigen Naturerlebnis- zusichern. Nachdem die Schutzgemeinschaft projekts zwischen den Schlössern Gymnich Deutscher Wald bereit war, gegenüber der NRW- und Türnich Stiftung die Projektträgerschaft zu übernehmen und eine entsprechende Fördervereinbarung In der Erftaue zwischen den Schlössern in Erft- zwischen der Schutzgemeinschaft Deutscher stadt-Gymnich und Kerpen-Türnich und der Wald und der NRW-Stiftung unterzeichnet wur- dort auf halbem Weg liegenden Gymnicher de, konnte der Rhein-Erft-Kreis mit der Um- Mühle sollen auf den ehemaligen Flächen eines setzung beginnen. Die Pflanzung des ersten Ab- unvollendet gebliebenen Golfplatzgeländes im schnittes von rund 1.100 Meter Länge im Rah- Rahmen eines großflächigen Naturerlebnispro- men der Inititative „100 neue Alleen in NRW“ jektes der Konzeption RegioGrün Rhein-Erft, wurde im Dezember 2006 abgeschlossen. zukünftig auch im Zusammenhang mit der Re- NUA-Heft Nr. 22 15
Kitlas: Neue Alleen im Rhein-Erft-Kreis Alleenprojekt Schloss Frens - Pflanzung einer neuen Allee und Sanierung und Rekonstruktion der alten Zufahrtsalleen Das Schloss Frens mit Vorburg südöstlich von Bergheim-Quadrath-Ichendorf liegt in der Erft- aue, ist von einer doppelten Wassergrabenanla- ge, einem Waldpark und Wiesenflächen umge- ben. Die nordwestlich von Schloss Frens liegen- Übersichtsplan des Alleenprojektes Erftaue Gymnicher Mühle de Pliesmühle ist Sitz eines Gestütes. Der ge- zwischen den Schlössern Gymnich und Türnich. samte Bereich um Schloss Frens wurde als Na- turschutzgebiet beziehungsweise Landschafts- schutzgebiet unter besonderen Schutz gestellt. Die von Norden und Nordosten kommenden historischen Zufahrtsalleen unterliegen als ge- schützte Landschaftsbestandteile ebenfalls einem besonderen Schutz. Das Schloss und die umgebenden Ländereien befinden sich im Privatbesitz und sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Öffentlich frei zugänglich sind nur die Zufahrtsalleen und die Übersichtsplan von Pflanzabschnitt 1 des Alleenprojektes Erftaue Gymnicher Mühle. (Grafiken: G. Schäfer) Wirtschaftswege, die von den Anwohnern aus Bergheim-Quadrath-Ichendorf und dem südlich angrenzenden Kerpen-Horrem gerne für Spa- ziergänge genutzt werden. Der vorhandene Baumbestand der alten Zufahrts- alleen befindet sich teilweise in einem sehr schlechten Zustand. In der Vergangenheit ist es deshalb bereits zu erheblichen Sachschäden durch umgestürzte Bäume gekommen. Die alten Alleen weisen Lücken auf und müssen dringend saniert und restauriert werden. In einem ersten Bauabschnitt soll nun im Jahr 2007 eine neue Linden-Allee entlang eines zum Wirtschaftsweg östlich von Schloss Gymnich an der ehemali- gen Driving Range mit einer Eschenreihe aus dem Jahr 2000, die im Dezember 2006 nach Norden verlängert wurde. Wegeachse zwischen Schloss Gymnich und der Gymnicher Müh- le an der im Dezember 2006 der erste Abschnitt des Alleen- projektes „Erftaue Gymnicher Mühle“ umgesetzt wurde. Übersichtsplan des Alleenprojekts Schloss Frens. Fotos: S. Kitlas (Grafik: G. Schäfer) 16 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW Schloss führenden Wirtschaftsweges als Ergän- Ville auf dem Gebiet der Städte Kerpen und zung zu den vorhandenen Alleen gepflanzt wer- Frechen. Im Norden verläuft die Bundesauto- den. Gleichzeitig soll ein Sanierungskonzept für bahn A 4 Köln – Aachen, im Westen liegt die die historischen Zufahrtsalleen entwickelt wer- Stadt Kerpen. Nach der Auskohlung wurde das den. So wird es notwendig sein, einerseits noch Gebiet wieder verfüllt und eine neue Gelände- sanierungsfähige Altbäume und andererseits oberfläche hergestellt, die überwiegend acker- Standorte zu ermitteln, bei denen eine Nach- baulich genutzt wird. Diese großflächigen land- pflanzung bereits heute erfolgversprechend er- wirtschaftlich genutzten Flächen werden heute scheint. Auf der Grundlage eines solchen Kon- durch einen westöstlich verlaufenden Grünzug zeptes werden dann die notwendigen Pflege- und einen im Rahmen der Rekultivierung her- maßnahmen an einzelnen Bäumen und die Nach- gestellten naturnah gestalteten See gegliedert. pflanzungen konkret festzulegen und umzu- Im Jahr 2005 fanden auf dem zu diesem Anlass setzen sein. in Marienfeld umbenannten Gelände die Vigil und Abschlussmesse des XX. Weltjugendtages mit Papst Benedikt XVI. statt. Von diesem Er- eignis ist heute ein eigens zu diesem Anlass er- richteter Altarhügel als weit sichtbares Erinne- rungszeichen auf dem freien Gelände zurückge- blieben. Es war daher für den Rhein-Erft-Kreis naheliegend, dort ein Alleenprojekt zu entwik- keln, um die sehr weitläufigen rein ackerbaulich genutzten Teile des Marienfeldes in einer der Bedeutung des Ortes angemessenen Form zu gestalten. Dazu wurden drei Alleen projektiert, Blick in südliche Richtung auf die Gehölzkulisse von Schloss Frens im Hintergrund. Hier soll im Jahr 2007 eine neue die das Gelände des Marienfeldes annähernd Allee beiderseits des Wirtschaftsweges gepflanzt werden. kreuzförmig gliedern und als Marienallee, Kol- pingallee und Benediktallee vorläufig benannt wurden. Die Stadt Kerpen hat gegenüber dem Rhein-Erft-Kreis erklärt, diesem symbolträchti- gen Alleenprojekt östlich der Geburtsstadt von Adolf Kolping „jedwede Unterstützung“ zu- kommen lassen zu wollen. Der nächste Projekt- Östlich der geplanten neuen Allee (siehe Foto 3) liegt eine der historischen Zufahrtsalleen unmittelbar neben einem Gewerbegebiet. Durch umgestürzte Bäume ist es hier zu erheblichen Sachschäden gekommen. In den nächsten Jah- ren ist deshalb auch eine komplette Sanierung der alten Alleen vorgesehen. Fotos: S. Kitlas Alleenprojekt Marienfeld - Umgestaltung und Anreicherung eines rekulti- vierten Braunkohle-Tagebaues nach dem XX. Weltjugendtag mit Papst Benedikt XVI. im Jahr 2005 Der ehemalige Braunkohletagebau Frechen liegt zwischen der Erftaue und dem Höhenzug der Übersichtsplan des Alleenprojektes Marienfeld. (Grafik: G. Schäfer) NUA-Heft Nr. 22 17
Kitlas: Neue Alleen im Rhein-Erft-Kreis schritt wird jetzt die Auslotung von Umsetzungs- ten zu übernehmen. Im Jahr 1999 erhielt er da- möglichkeiten mit den jeweils betroffenen Ei- her vom Rhein-Erft-Kreis einen Förderbetrag in gentümern sein. Höhe der Kosten für das Pflanzmaterial und setzte die Maßnahme dann auch entsprechend um. Heute hat sich die Allee entlang der Zu- fahrt zu seinem Betrieb gut entwickelt und stellt eines der wenigen gliedernden Elemente in der Umgebung des Hofes dar. Blick vorbei am links liegenden ehemaligen Altarhügel nach Süden über das Marienfeld auf das Gewerbegebiet Türnich. Hier sollen zur Gliederung des offenen weiten Geländes in den nächsten Jahren mehrere Alleen entlang von Wegeachsen gepflanzt werden. Übersichtsplan der Zufahrtsallee Bolander Hof. Grafik: S. Kitlas Blick von Westen nach Osten über den rekultivierten ehe- maligen Tagebau Frechen, der im Zuge des XX. Welt- jugendtages in „Marienfeld“ umbenannt wurde. Fotos: S. Kitlas Neue Zufahrtsallee Bolander Hof - Gestaltungselement der Erschließung eines großen landwirtschaftlichen Betriebes für Kürbisanbau Blick nach Osten durch die neue Zufahrtsallee aus dem Jahr 1999 zum Bolander Hof. Nördlich von Pulheim-Stommeln liegt im Außen- bereich inmitten von Ackerflächen der auf Kürbisanbau spezialisierte Bolander Hof. Der Landschaftsplan sah hier eine Anreicherung mit gliedernden und belebenden Elementen und konkret eine Pflanzfestsetzung für zwei Bäume, unmittelbar am Bolander Hof vor. Bei der Ab- stimmung der Umsetzung dieser Pflanzfestset- zung mit dem Eigentümer stellte sich heraus, dass dieser daran interessiert war, die Neupflanz- ung einer Allee auf seinen landwirtschaftlich genutzten Flächen entlang seiner Hofzufahrt zu zulassen und auch die Pflanz- und Pflegearbei- Blick vom Bolander Hof nach Westen durch die neue Zufahrtsallee. Fotos: S. Kitlas 18 NUA-Heft Nr. 22
Alleen in NRW Neue Zufahrtsallee Burg Etgendorf Allee in einem deutlich wahrnehmbaren Abstand - Stilllegung und langfristige Erhaltung der neben der alten Allee auf einer Ackerfläche neu historischen Zufahrtsallee gepflanzt. Dabei wurde die Neupflanzung kom- plett von der Grundstückseigentümerin finan- Die Burg Etgendorf liegt östlich von Bedburg- ziert, ohne öffentliche Fördermittel in Anspruch Kirchtroisdorf im Tal des Pützbaches und ist von zu nehmen. In einem zweiten Bauabschnitt soll einer Wassergrabenanlage umgeben. Man er- zu gegebener Zeit auch die Zufahrt zur Burg reicht die Burg heute von der Kreisstraße aus über die neue Allee erfolgen und die alte Allee über eine historische Zufahrtsallee, in deren für den Verkehr gesperrt werden. Dies soll dazu Mittelachse ein Wegekreuz mit einer Baum- dienen, die Reststandzeit der Bäume der alten gruppe deren Anfang markiert und die am Ende Allee so weit wie möglich zu verlängern. auf einem Platz vor dem Torbau von Burg Etgen- dorf endet. Die Allee stellt zur Zeit die einzige Zufahrtsmöglichkeit zur Burg dar. Sie steht als Naturdenkmal unter besonderem Schutz und wird in absehbarer Zeit zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit für den Verkehr gesperrt wer- den müssen. Zufahrtsallee, Burg und umgeben- de Ländereien sind im Privatbesitz und öffent- lich nicht zugänglich. Aufgrund der privaten Ini- tiative der Grundstückseigentümerin wurde von ihr nach enger Abstimmung mit der Denkmal- Grafik und Fotos: S. Kitlas pflege und dem Naturschutz im Jahr 2005 eine Blick nach Nordwesten auf die historische Zufahrtsallee neue Zufahrtsallee als Ersatz für die historische von Burg Etgendorf und auf die davor liegende, rein privat finanzierte, neue Zufahrtsallee aus dem Jahr 2005. Blick von Burg Etgendorf auf die neue verkehrssichere Zufahrtsallee, die die historische Zufahrtallee mit dem markanten Wegekreuz an der Kreisstraße ersetzen und damit gleichzeitig deren Lebenszeit verlängern soll. Neue alleenartige Baumpflanzungen bei Gut Hasselrath - Gestaltung eines Teilabschnittes der Erlebnis- route Nord des Projekts RegioGrün Rhein- Erft im Umfeld des Herrenhauses Im Westen von Pulheim-Sinnersdorf liegt das Herrenhaus von Gut Hasselrath, welches sich heute mit seinen umgebenden Ländereien in Privatbesitz befindet und als Wohnanlage ge- Übersichtsplan „Neue Zufahrtsallee Burg Etgendorf“. NUA-Heft Nr. 22 19
Kitlas: Neue Alleen im Rhein-Erft-Kreis nutzt wird, die nicht öffentlich zugänglich ist. Das Gut liegt an der Erlebnisroute Nord des Projektes RegioGrün Rhein-Erft zwischen Köln und dem Kloster Knechtsteden im Rhein-Kreis Neuss. Während der Planungsphase für die Er- lebnisroute Nord, die südlich am Herrenhaus vorbeiführt, hatte der Eigentümer des Gutes Hasselrath gegenüber dem Rhein-Erft-Kreis sein Interesse an einer alleenartigen Baumpflan- zung entlang der öffentlich zugänglichen Route auf seinen privateigenen Flächen bekundet. Mit Mitteln aus der Stiftung der Kreissparkasse Köln Neue Baumreihe mit Strauchpflanzung und Grünland- konnten dann dort im Jahr 2003 entsprechende streifen aus dem Jahr 2003 südlich von Gut Hasselrath. Pflanzungen vom Rhein-Erft-Kreis entlang die- Foto: S. Kitlas ses Abschnittes der Erlebnisroute auf einem aus der Bewirtschaftung genommenen Wegeseiten- Detailangaben zu den vorgestellten Alleen- streifen des Eigentümers durchgeführt werden. pflanzungen und Alleenprojekten Alleenprojekt Erftaue Gymnicher Mühle Abschnitt „Driving Range“ Pflanzjahr: 2000 Baumart: Eschen (Fraxinus excelsior), 20 Stück Qualität: H 3 xv, mDb 20-25 Allee-Typ: einseitige Reihe Baumabstand: 15 m Länge: ca. 290 m Finanzierung: Haushaltsmittel LP-Umsetzung mit Landesförderung Abschnitt „Hauptweg / Lindenallee“ Pflanzjahr: 2001 Baumarten: Linden (Tilia cordata), 37 Stück Übersichtsplan „Neue alleenartige Baumpflanzungen bei Eschen (Fraxinus excelsior), Gut Hasselrath“. Grafik: S. Kitlas 13 Stück div. Verschiedene, 45 Stück Qualität: H 4 xv, mDb 20-25 H 3 xv, mDb, 18-20 Allee-Typ: doppelreihige Allee und ein- seitige Reihe Baumabstand: 15 m Länge: ca. 200 m (Lindenallee) ca. 1.200 m (einseitige Baum- reihe) Finanzierung: Haushaltsmittel LP-Umsetzung mit Landesförderung Allenartige Baumpflanzungen mit Grünlandstreifen aus Abschnitt „Wald-Allee“ dem Jahr 2003 an der Erlebnisroute Nord des Projektes Pflanzjahr: 2003 RegiGrün Rhein-Erft südlich von Gut Hasselrath. Foto: S. Kitlas Baumart: Eschen (Fraxinus excelsior), 45 Stück 20 NUA-Heft Nr. 21
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