EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018

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EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
EKAS
MITTEILUNGSBLATT
Nr. 87 | November 2018
Schweizerische Eidgenossenschaft   Eidgenössische Koordinationskommission
Confédération suisse               für Arbeitssicherheit EKAS
Confederazione Svizzera
Confederaziun svizra

Berufskrankheiten
EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
Berufskrankheiten sind
                                                                    keine Fatalität

                                                                    In der Arbeitswelt gelangen mitunter schädi-
                                                                    gende Stoffe zum Einsatz, die zu Berufskrank-
                                                                    heiten führen können. Auch physikalische
                                               Dr. Carmen Spycher   Einwirkungen wie Strahlung, Vibrationen und
                                               Geschäftsführerin    Lärm sowie schwere oder repetitive mechani-
                                               EKAS, Luzern
                                                                    sche Belastungen des Bewegungsapparats
                                                                    können berufsbedingte Erkrankungen hervor-
                                                                    rufen. Zuständig für die Verhütung von Berufs­-
                                                                    krankheiten in allen Branchen ist gemäss
                                                                    Gesetz die Suva.

                                                                    Aufgabe der Präventionsarbeit und damit
                                                                    auch der EKAS ist, die Berufskrankheitenpro-
                                                                    phylaxe zu unterstützen. Sie tut dies in erster
                                                                    Linie, indem sie die notwendigen finanziellen
                                                                    Mittel der Suva für ihre Präventionsaktivitäten
                                                                    zur Verfügung stellt. Dazu gehören unter
                                                                    anderem arbeitsmedizinische Vorsorgeunter-
                                                                    suchungen, Nichteignungsverfügungen,
                                                                    Schadstoffmessungen, Gehörschadenprophy-
                                                                    laxe und verschiedene Kampagnen in beson-
                                                                    ders gefährdeten Berufskategorien.
                                                                                                                      Impressum

                                                                    In unserem Schwerpunktthema beleuchten wir        Mitteilungsblatt der Eidgenössischen
                                                                                                                      Koordinationskommission für
                                                                    die verschiedenen Aspekte der Berufskrank-        Arbeitssicherheit EKAS – Nr. 87,
                                                                                                                      November 2018
                                                                    heitenprophylaxe. Was ist eine Berufskrank-
                                                                    heit, welche Faktoren führen dazu, welche         Herausgeberin
                                                                                                                      Eidgenössische Koordinationskommission
                                                                    Schutzmassnahmen sind notwendig und wel-          für Arbeits­sicherheit EKAS
                                                                    che Sensibilisierungs- und Vorsorgeprogramme      Fluhmattstrasse 1, 6002 Luzern
                                                                                                                      Telefon 041 419 51 11, Fax 041 419 58 28
                                                                    können Berufskrankheiten wirksam verhin-          ekas@ekas.ch, www.ekas.ch
                                                                    dern? Diese und andere Fragen werden Ihnen,
                                                                                                                      Verantwortliche Redaktion
                                                                    geschätzte Leserinnen und Leser, von Fachex-      Dr. Carmen Spycher, Geschäftsführerin EKAS
                                                                    perten der Suva nähergebracht. Mit dem Ziel,      Thomas Hilfiker, Redaktor, elva solutions,
                                                                                                                      Meggen
                                                                    die Präventionsarbeit auch in Ihrem Unterneh-     Im Mitteilungsblatt werden Autoren­­-
                                                                    men zu fördern.                                   artikel publiziert. Die Autoren sind jeweils
                                                                                                                      bei ihrem Artikel namentlich erwähnt.

                                                                    Wir wünschen Ihnen bei der Umsetzung              Konzept und Layout
                                                                                                                      Agentur Frontal AG, www.frontal.ch
                                                                    viel Erfolg.
EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                                                                                      Erscheinungsweise
                                                                                                                      Erscheint 2x jährlich

                                                                                                                      Auflage
                                                                                                                      Deutsch:     20 500
                                                                                                                      Französisch: 7 200
                                                                                                                      Italienisch:  1500

                                                                    Dr. Carmen Spycher,                               Verbreitung
                                                                    Geschäftsführerin EKAS, Luzern                    Schweiz

                                                                                                                      Copyright
                                                                                                                      © EKAS; der Nachdruck ist erlaubt unter
                                                                                                                      Angabe der Quelle und nach vorgängiger
                                                                                                                      Zustimmung der Redaktion.

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EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
4

SCHWERPUNK T
 4 Berufskrankheiten –
   eine Zeitreise mit Tücken

 9 Berufskrankheiten – Definition,
   Anerkennung und Prävention

13 Berufskrankheiten
   verhindern heisst oft:
   Verhalten ändern

18 Arbeitsmedizinische
   Vorsorge

FACHTHEMEN
22 Neue EKAS-Richtlinie 6517             13   18
   zur Lagerung und Nutzung
   von Flüssiggas
26 Praxisorientierte
   Präventionsinstrumente
30 «Prävention im Büro» – Dank
   Innovation und Zeitgeist ein Erfolg
32 Arbeitssicherheit und Gesundheits-
   schutz in der Fleischwirtschaft
                                         26   32
35 Erste Berufsprüfungen für
   Spezialisten Arbeitssicherheit
   und Gesundheitsschutz
38 Die IALI: Eine Chance für die
   Arbeitsinspektion in der Schweiz
41 Landwirte vor Gesundheitsschäden
   durch Pflanzenschutzmittel schützen

                                         41
VERMISCHTES
44 Neue Informationsmittel der EKAS
45 Neue Informationsmittel der Suva
49 Neue Informationsmittel des SECO
50 Menschen, Zahlen und Fakten

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EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
SCHWERPUNKT

              Berufskrankheiten –
              eine Zeitreise mit Tücken
              Wo sind heute die grössten Herausforderungen bei der Berufskrankheiten-Prophylaxe?
              Wo liegen die aktuellen Schwerpunkte? Was erwartet uns in der Zukunft? Wie und
              wo setzen wir die Ressourcen in der Prävention am besten ein? Um solche Fragen
              beantworten zu können, braucht es sowohl den Blick in die Vergangenheit als auch
              den Blick in die Zukunft. Die Statistiken der Gegenwart zeigen nur ein beschränktes
              und verzerrtes Bild.
EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
Grosses Leid durch                          berufsbezogen erkannt werden, so         Die Schwerpunkte der
Berufskrankheiten                           werden sie auch nicht gemeldet. Je       Prävention – heute

D
                                            nach Situation können sich daraus
         ie Suva ist dieses Jahr            hohe Dunkelziffern ergeben.              Auch wenn die Statistiken der Berufs­-
         100 Jahre alt geworden. In                                                  krankheiten nicht direkt den aktuel-
         den Festansprachen zum             Ein wesentlicher Grund dafür liegt       len Präventionsbedarf aufzeigen –
         Jubiläum wurden sowohl             darin, dass bei sehr vielen Berufs-      die Kenntnis der Vergangenheit und
von den Vertretern der Sozialpartner        krankheiten eine vergleichsweise         die daraus gezogenen Er­fahrungen
als auch vom Bundespräsidenten              lange Zeit zwischen der krankma-         sind wichtig für die Prä­ventionsarbeit
Alain Berset ausdrücklich die Berufs-       chenden Exposition und dem tatsäch-      der Gegenwart.
unfälle und die Berufskrankheiten           lichen Ausbruch der Krankheit liegt.
in einem Atemzug genannt. Das ist           Diese sogenannte Latenzzeit zwi-         Aus arbeitsmedizinischer und arbeits-
absolut berechtigt. Zwar ist die An­        schen Exposition und Erkrankung          hygienischer Sicht sind die Schwer-
zahl der Berufskrankheiten im Ver-          kann mehrere Jahrzehnte betragen.        punkte der Prävention dort anzuset-
gleich zu den Berufsunfällen relativ        Beim asbestbedingten Pleura-Meso-        zen, wo insgesamt das grösste Risiko
gering. Doch die Kosten und das             theliom, einem bösartigen Krebs des      besteht und am meisten Wirkung
dadurch verursachte menschliche             Brustfells, geht man davon aus, dass     erreicht werden kann. Ähnlich wie bei
Leid zeichnen ein anderes Bild. Noch        durchschnittlich mehr als 35 Jahre       den Berufsunfällen gilt es zudem, ein
heute sterben in der Schweiz jährlich       vergehen, bis die Krankheit ausbricht.   spezielles Augenmerk auf jene Ar­-
mehr als 100 Personen an den Fol-           (siehe Grafik S. 6)                      beitsplatzverhältnisse zu lenken, wo
gen des Umgangs mit Asbest – deut-                                                   schwere Erkrankungen zu befürchten
lich mehr als an tödlichen Berufsun-        Im Falle des Pleura-Mesothelioms ist     sind. Dazu gehören nebst den schwe-
fällen. Und Asbest ist auch nicht die       die Sachlage noch vergleichsweise        ren und tödlich verlaufenden Fällen
erste grosse Häufung schwerer Be­-          einfach. Die Ärzte wissen, dass          auch jene Berufskrankheiten, die
rufskrankheiten, die in der Öffentlich­     diese Erkrankung praktisch aus-          Menschen dazu zwingen ihren ange-
keit Wellen geschlagen hat. Einige          schliesslich durch eine A sbest-         stammten Beruf aufzugeben.
Jahrzehnte früher war es die Silikose,      Exposition verursacht wird. Andere
eine Staublunge ausgelöst durch             Erkrankungen können unterschied-         Die Suva überprüft die Situation lau-
hohe Quarzstaubbelastungen. Kaum            lichste Ursachen haben oder multi-       fend. Ergänzend zu den Statistiken und
jemand weiss, dass in der Schweiz           faktoriell bedingt sein. Die Abklä-      Erfahrungen aus der Vergangenheit          Dr. Martin
                                                                                                                                Gschwind
bis heute mehr Arbeitnehmende               rung des arbeitsplatzbedingten           braucht es dazu eine Abschätzung der       Abteilungsleiter
an einer Silikose gestorben sind als        Anteils ist deshalb wichtig und an­      aktuellen Arbeitsplatzverhältnisse und     Gesundheits-
an Asbest.                                  spruchsvoll. Ein separater Artikel in    der Erkrankungen, die dadurch verur-       schutz am
                                                                                                                                Arbeitsplatz,
                                            dieser Ausgabe des EKAS-Mittei-          sacht werden können, sowie der Grö-        Suva, Luzern,
Statistiken – ein lückenhaftes              lungsblatts widmet sich gezielt die-     sse und Art des Kollektivs, welches        Ersatzmitglied
Abbild der Vergangenheit                    sem Thema (siehe S. 9 –12).              betroffen ist (siehe Schwerpunkte S. 7).   der EKAS

Bei Berufsunfällen sind die Statisti-       Nebst einer latenten Unterschät-         Aktuelle Prävention –
ken sehr aussagekräftig und sie zei-        zung der Anzahl Fälle von Berufs-        der Faktor Mensch
gen die aktuellen Risiken gut auf. Es       krankheiten ergibt sich aus langen
ist in der Regel aufgrund der Unfall-       Latenzzeiten ein zweiter Effekt:         Der Ansatz zur Verhütung von
                                                                                                                                                    EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

meldungen unmittelbar klar, wo sich         Nicht die heutigen Expositionsver-       Berufskrankheiten lautet S-T-O-P:
Unfälle – vor allem auch schwere –          hältnisse führen zu den aktuell aner-    • Substitution gefährlicher Stoffe;
ereignen. Bei Berufskrankheiten ist         kannten Berufskrankheiten. Bei den       • Technische, organisatorische und
dies oftmals nicht so eindeutig. Zwar       meisten Berufskrankheiten zeigen           persönliche Schutzmassnahmen,
werden alle gemeldeten potenziellen         die heute auftretenden Fälle ein         Ergänzend kommen personenbezo-
Berufskrankheiten differenziert ab­         Abbild von Arbeitsplatzverhältnis-       gene Präventionsansätze hinzu:
                                                                                                                                Dr. med. Claudia
geklärt und klassifiziert. Alle Fälle von   sen, wie sie in der Vergangenheit        • Arbeitsmedizinische Massnahmen           Pletscher
Berufskrankheiten werden auch sta-          existiert haben. Die heutigen Arbeits-     (Eignungs- und Vorsorgeuntersu-          Chefärztin und
tistisch erfasst. Wenn jedoch Krank­-       platzverhältnisse können sich stark        chungen);                                Leiterin Arbeits-
                                                                                                                                medizin, Suva,
heiten von den Betroffenen oder             von den damaligen Verhältnissen          • Förderung des gewünschten Ver-           Luzern, Mitglied
den behandelnden Ärzten nicht als           unterscheiden.                             haltens des Menschen.                    der EKAS

                                                                                                                                                           5
EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
SCHWERPUNKT

   Latenzzeit bei Asbest. Import von Asbest in die Schweiz –
   Krankheitsfälle Jahrzehnte später

                       26 000                                                                                                                    130
                       24 000                                                                                                                    120
                       22 000                                                                                                                    110
                       20 000                                                                                                                    100

                                                                                                                                                         Anzahl Mesotheliomfälle
Asbest Import (in t)

                       18 000                                                                                                                      90
                       16 000                                                                                                                      80
                       14 000                                                                                                                      70
                       12 000                                                                                                                      60
                       10 000                                                                                                                      50
                        8 000                                                                                                                      40
                        6 000                                                                                                                      30
                        4 000                                                                                                                      20
                        2 000                                                                                                                      10
                           0                                                                                                                         0
                           1940          1950       1960        1970      1980       1990       2000       2010         2020       2030       2040

                                  Asbest Import (linke Skala)                        Mesotheliom-Fälle (rechte Skala)
                                  Prognose Mesotheliom-Fälle (beste Schätzung)       Streubereich      Mittelwert

                                Quelle: Unfallstatistik UVG 2014

                                          Gerade bei Berufskrankheiten ist es       deshalb vertieft solchen Fragestel-        mit grossem Einfluss. Persönliche
                                          u.a. wegen der langen Latenzzeit          lungen. Im Artikel «Berufskrankhei-        Ansprache der Zielgruppe auch mit
                                          für viele Arbeitnehmende schwierig,       ten verhindern heisst oft: Verhalten       Social-Media-Kampagnen ebenso
                                          die Gefahr objektiv einzuschätzen         ändern» wird aufgezeigt, welche            wie der Einsatz von Influencern, die in
                                          und ihr Verhalten entsprechend an­        Wege die Suva hier beschreitet             den relevanten Branchen hohe Ak­
                                          zupassen. So klingeln bei vielen          (siehe S. 13 –17).                         zeptanz geniessen, öffnen hier neue
                                          Arbeitnehmenden beim Stichwort                                                       Wege. Aktuelle Beispiele, wo Kombi-
   Körperschonende                        Radioaktivität die Alarmglocken, die      Fazit: Für eine optimale Prävention        nationen aus einfachen Regeln und
   Transporthilfe                         Risikoakzeptanz ist extrem klein und      braucht es eine optimale Kombina-          verhaltensbezogenen Ansätzen zum
   «Walky» für die
   Mobilisierung                          der Arbeitnehmerschutz in diesem          tion aus einfachen, verständlichen         Einsatz gelangen, sind die Kampag-
   von Pflege­                            Bereich hoch reglementiert. Das           Regeln und geschickten Anreizen,           nen zum Schutz vor UV-Strahlen und
   bedürftigen.                                        objektive Risiko ist je­-    die das gewünschte Verhalten be­           zum Hautschutz.
                                                        doch sehr klein – es gibt
                                                        praktisch keine Fälle.                                                 Arbeitsmedizinische
                                                        Demgegenüber wird               Die Suva über-                         Prävention – nochmals
                                                      natürliche UV-Strahlung         prüft die Situation                      der Faktor Mensch
                                                    als «normal» wahrgenom-
                                                 men, obwohl jährlich rund
                                                                                           laufend.                            Der Faktor Mensch spielt auch wegen
                                                   1000 Arbeitnehmende auf-                                                    seiner individuellen Veranlagung und
                                                   grund beruflicher Exposition     günstigen. Dies wird zunehmend             Konstitution eine wichtige Rolle.
                                                   gegenüber der Sonne an           wichtiger in einer Welt, in der tech-      Nicht jede Person reagiert beispiels-
                                                    einem weissen Hautkrebs         nische Präventionsmassnahmen an            weise auf chemische Substanzen
                                                       erkranken.                   ihre Grenzen stossen. Einfache, ziel-      gleich. Wenn es darum geht abzuklä-
                                                                                    gruppengerechte Sprache und bran-          ren, ob jemand unter erschwerten
                                                        Was bringt den Men-         chenspezifische Lösungen sind in der       Arbeitsbedingungen Sanierungsar-
                                                       schen dazu zu tun, was       Kommunikation der Präventionsmass-         beiten unter Vollschutz ausführen
                                                     er tun sollte? Ein besseres    nahmen ebenso wichtig wie die              kann, ist auch die Abklärung der indi-
                                                     Verständnis dieser Zusam-      Berücksichtigung der Einflussfakto-        viduellen Konstitution wichtig.
                                                     menhänge kann einen            ren, die das gewünschte Verhalten
                                                      wirksamen Beitrag zur         fördern. Was wir dabei immer wieder        Die Suva führt dazu für bestimmte
                                                        Verhütung von Berufs-       deutlich erkennen, ist die Bedeutung       Gruppen von Arbeitnehmenden
                                                         krankheiten leisten.       der Vorbilder – seien dies der Chef,       Vorsorgeuntersuchungen durch.
                                                         Die Suva widmet sich       die Kollegen oder andere Personen          Auch die Vorsorgeuntersuchungen
EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
Berufskrankheiten:
   Übersicht über die aktuellen Schwerpunkte der Prävention

                       1 000                                                                                  Schwere körperliche
Geschädigte pro Jahr

                                                                                                                 Belastungen

                                                                                             Lärm                 UV
                                                                                                                       / So

                                                                                   Ha
                                                                                                                              nne

                                                                                        ut
                        100

                         10                                                                                         Asbest

                           1
                                          1                          2                       3                            4                       5
                                      Reversibel                                    Schwere der Schäden                                          Tod

                                        Asbest                                                                  UV / Sonne
                       Zwar darf angenommen werden, dass heute nicht mehr so                   Verschiedene Berufsgruppen leisten einen grossen Teil ihrer
                       viele Leute wegen hohen Asbestexpositionen erkranken                    Arbeit im Freien. Dabei sind sie oftmals ungeschützt der
                       werden wie während des Booms der Asbestverwendung in                    Sonne ausgesetzt. Basierend auf den Abschätzungen des
                       der Schweiz in den 70er-Jahren. Dennoch muss man bei der                exponierten Kollektivs der Arbeitnehmenden, die regelmä-
                       Mehrzahl der vor 1990 errichteten Gebäude in der Schweiz                ssig im Freien arbeiten, ist von ca. 1000 Fällen von beruflich
                       davon ausgehen, dass Asbest in unterschiedlichen Anwen-                 bedingtem, weissem Hautkrebs pro Jahr auszugehen. Effek-
                       dungsformen eingebaut wurde. Heute werden diese                         tiv statistisch erfasst werden aktuell nur wenige Fälle pro
                       Gebäude umgebaut und saniert. Dabei werden erneut                       Jahr. Die Betroffenen sehen die Einwirkung von UV am
                       Asbestfasern freigesetzt. Das betroffene Kollektiv des Bau-             Arbeitsplatz nicht als Berufskrankheit und melden die Fälle
                       haupt- und Ausbaugewerbes ist sehr gross und wenn                       auch nicht der Unfallversicherung. Es gibt hier eine grosse
                       Arbeitnehmende bei den Umbauarbeiten nicht ausreichend                  Dunkelziffer. Dies verdeutlicht auch ein Blick über die Gren-
                       geschützt sind, ist auch künftig mit neu verursachten asbest-           zen nach Deutschland. Basal-Spinaliome (weisser Haut-
                       bedingten Todesfällen zu rechnen.                                       krebs), verursacht durch natürliches UV-Licht, wurde dort
                                                                                               2015 neu als Berufskrankheit aufgenommen. Bereits 2016
                                                                                               wurden rund 8000 neue Fälle gemeldet und 5000 davon als
                                                                                               Berufskrankheit anerkannt. Ein Artikel in dieser Ausgabe des
                                                                                               EKAS-Mitteilungsblatts widmet sich vertieft dem Thema
                                                                                               Hautschutz und UV (siehe S. 13 –17).

                                        Lärm
                       Lärm verursacht zwar keine tödlichen Berufskrankheiten.
                       Noch immer sind jedoch in der Industrie und auf dem Bau
                       viele Arbeitnehmende gehörgefährdendem Lärm ausge-
                                                                                                                Schwere körperliche
                       setzt. Die Auswirkungen einer Gehörschädigung werden                                     Belastungen
                       von den Betroffenen zudem stark unterschätzt. Personen
                       mit Gehörschäden realisieren oftmals erst mit zunehmen-                 Hierbei handelt es sich um ein Thema mit grossem Potenzial.
                       dem Alter, wie sehr es ihnen Mühe bereitet, Gesprächen mit              Dies mag auf den ersten Blick überraschen. Bei näherer
                       anderen Menschen zu folgen. Nicht selten erfahren sie                   Betrachtung wird jedoch rasch klar, weshalb dies ein
                       dadurch eine soziale Ausgrenzung.                                       Schwerpunkt der Berufskrankheiten-Prophylaxe ist. In unter-
                                                                                               schiedlichsten Branchen, z. B. im Ausbaugewerbe, in der
                                                                                               Logistik oder im Gesundheitswesen, sind Mitarbeitende
                                                                                               hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Für einzelne
                                                                                               Branchen, wie beispielsweise dem Holzbau, zählt dies zu
                                                                                                                                                                EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                                                               den Hauptgründen, weshalb qualifizierte Mitarbeitende den
                                                                                               Beruf aufgeben. Dies führt mitunter auch zu einem Fach-
                                                                                               kräftemangel. Dieser Schwerpunkt wird in den kommenden
                                        Haut                                                   Jahren in der Berufskrankheiten-Prophylaxe verstärkt ein
                       Hautkrankheiten sind zahlreich und gehören zu den häufig­               Thema sein. Geeignete Arbeitsorganisation und Hilfsmittel
                       sten Berufskrankheiten. Oftmals sind die Schädigungen                   zum Umgang mit Lasten ebenso wie körperschonende
                       reversibel. In gewissen Fällen verlaufen sie jedoch schwer und          Arbeitstechniken sind hier von zentraler Bedeutung.
                       führen dazu, dass die Betroffenen ihren Beruf aufgeben müs-
                       sen. Typische Unternehmen, wo schwere Hauterkrankungen
                       auftreten, sind Coiffeursalons und Betriebe, in denen mit
                       Schmierstoffen und Epoxidharzen umgegangen wird.

                                                                                                                                                                       7
EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
SCHWERPUNKT

                                               Neue Risiken frühzeitig erkennen: Nanofasern unter dem Transmissions-
                                               Elektronen-Mikroskop (TEM)

                                                                   sind risiko- und wirkungsorientiert
                                                                   konzipiert. Die Vorsorgeprogramme
                                                                   wurden in den letzten Jahren ent-
                                                                   sprechend neu ausgerichtet und die-
                                                                   ser Umbau ist noch nicht abge-
                                                                   schlossen. Es werden künftig auch
                                                                   neue Instrumente zur besseren
                                                                   Erkennung des relevanten Kollektivs
                                                                   eingesetzt. Mit Tools wie der spezi-
                                                                   fischen Befragung der Arbeitneh-
                                                                   menden lassen sich mehr Personen
                                                                   erreichen und gleichzeitig wird
                                                                   damit eine gezieltere Auswahl derje-
                                                                   nigen ermöglicht, für welche eine
                                                                   Vorsorgeuntersuchung zweckmässig
                                                                   ist. Auf die arbeitsmedizinische Vor-
                                                                   sorge wird ebenfalls in einem sepa-
                                                                   raten Artikel in dieser Ausgabe des
                                                                   EKAS-Mitteilungsblattes eingegan-                   Nanofasern
                                                                   gen (siehe S. 18 –21).

                                                                   Ein Blick in die Kristallkugel –         Entsprechend ist es wichtig, neue     Reichen einzelne Krankheitsfälle
                                                                   was bringt die Zukunft?                  Risiken rechtzeitig zu erkennen und   mit einem möglichen Bezug zu
EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                                                                            bei Hinweisen auf Risiken nach dem    einer bestimmten Exposition, um
                                                                   Die potenziell lange Latenzzeit ist      Vorsorgeprinzip zu handeln. Doch      ganze Technologien wie Mobilfunk
                                                                   auch ein wesentliches Problem bei        wo liegen die Grenzwerte von Stof-    oder Nanotechnologie zu verbie-
                                                                   der Früherkennung neuer Risiken.         fen, deren Eigenschaften man noch     ten? Nebst rein wissenschaftlichen
                                                                   Sollten plötzlich gehäuft irgendwel-     nicht wirklich kennt? Für einzelne    Überlegungen spielen hier u.a.
                                                                   che gesundheitliche Probleme auf-        Fälle, wie z. B. bei Carbonnano-Fa-   auch gesellschaftliche Akzeptanz-
                                                                   treten, von denen man berufliche         sern können Analogieüberlegun-        überlegungen eine Rolle. Die Zeit-
                                                                   Auslöser vermutet, kann dies bereits     gen – hier zu Asbestfasern – zur      reise geht weiter – und die Berufs-
                                                                   zu spät sein, um Krankheitsfälle zu      Festlegung risikobasierter Richt-     krankheiten-Prophylaxe wird auch
                                                                   verhindern. Die Erfahrung mit Asbest     werte herangezogen werden. Und        künftig eine grosse Herausforde-
                                                                   hat dies verdeutlicht.                   wo liegt die Verhältnismässigkeit?    rung bleiben.

     8
EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
Berufskrankheiten – Definition,
Anerkennung und Prävention
Berufskrankheiten können durch unterschiedliche Faktoren verursacht werden.
Dazu gehören chemische und biologische Schadstoffe, physikalische Einwirkungen,
wie ionisierende und nichtionisierende Strahlung oder Lärm, oder auch körperliche
Belastungen, wie schwere oder repetitive mechanische Belastungen des Bewegungs-
apparates. Der Gesetzgeber hat für die Anerkennung von Berufskrankheiten klare
Rahmenbedingungen geschaffen. Für die Prävention von berufsbedingten Erkran-
kungen sind die systematische Ermittlung der Gefährdungen und die konsequente
Umsetzung der Schutzmassnahmen von entscheidender Bedeutung.

B
        erufskrankheiten werden in vielen Ländern von        Eine Berufskrankheit gilt gemäss Art. 9, Abs. 3, UVG, als
        «normalen» Krankheiten abgegrenzt und oft            ausgebrochen, sobald eine ärztliche Behandlung in
        auch anders entschädigt als andere Krankheiten.      Anspruch genommen wird oder eine Arbeitsunfähigkeit
        In der Schweiz gibt das Unfallversicherungsge-       eingetreten ist.
setz (UVG) nebst vielen rechtlichen Angaben, die Unfälle
betreffen, in Art. 9 auch vor, was eine Berufskrankheit      Kausalität wird überprüft                                   Dr. med.
ist. Eine Berufskrankheit ist folglich nicht bloss eine                                                                  Hanspeter Rast
Krankheit, die in Zusammenhang mit der beruflichen           In der Regel kann die Kausalität bei Berufskrankheiten      Bereichsleiter,
                                                                                                                         Abteilung
Tätigkeit auftritt, sondern sie muss bestimmte weitere       aufgrund spezifischer medizinischer Befunde beurteilt       Arbeitsmedizin,
Vorgaben erfüllen.                                           werden. Bei multifaktoriell bedingten Krankheitsbildern     Suva, Luzern
                                                             ist die Beurteilung der Kausalität aufgrund medizinischer
Was ist eine Berufskrankheit?                                Kriterien im Einzelfall nicht immer möglich. Deshalb wer-
                                                             den auch Schlussfolgerungen von medizinischen Studien
                                                                                                                                            EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

Im Unterschied zu vielen anderen Ländern beschränkt          beigezogen, um das relative Risiko bei der kollektiven
sich der Begriff «Berufskrankheit» in der Schweiz nicht      Betrachtung exponierter Arbeitnehmender gegenüber
bloss auf Krankheiten, die in einer Liste festgelegt sind.   nicht exponierten einzuschätzen.
Vielmehr hat der Gesetzgeber unter bestimmten Rah-
menbedingungen für die Anerkennung einer Krankheit           Zur Prüfung der Kausalität zwischen einer Krankheit und
als Berufskrankheit eine Ausweitung der Definition           einer beruflichen Tätigkeit kann es in bestimmten Fällen
zugelassen (Art. 9, Abs. 2, UVG), weshalb man hier auch      auch notwendig sein die Dauer und Höhe einer bestimm-
von einer «Öffnungsklausel» spricht (siehe Kasten S. 10).    ten schädlichen Einwirkung zu ermitteln resp. zu prüfen
Dies bedeutet, dass bei einer Krankheit, bei der eine        (technische Arbeitsplatzanamnese). Jährlich werden in der   Dr. Edgar Käslin
                                                                                                                         Bereichsleiter
stark überwiegende berufliche Verursachung plausibel         Schweiz zwischen 2000 und 2500 Berufskrankheiten als        Chemie,
ist, diese als Berufskrankheit anerkannt werden kann.        manifeste Berufskrankheiten anerkannt. Zusätzlich werden    Suva, Luzern

                                                                                                                                                   9
EKAS MITTEILUNGSBLATT - Berufskrankheiten - Nr. 87 | November 2018
SCHWERPUNKT

                                                                                                     Kontaminationen durch infektiöse Materialien registriert,
                                                                                                     die zu weiteren Abklärungen, aber nicht zu manifesten
                                                                                                     Berufskrankheiten führen (siehe Tabelle s. 11 oben).

                                                                                                     Die häufigsten Berufskrankheiten

                                                                                                     Zahlenmässig gehören Erkrankungen des Gehörs, der
                                                                                                     Haut, des Atmungssystems, des Bewegungsapparats
                                                                                                     und Tumorerkrankungen zu den häufigsten Berufs-
                                                                                                     krankheiten (siehe Tabelle S. 11 unten). Rund 120 bis
                                               Arbeit mit Epoxidharz im Baugewerbe.                  170 Fälle betreffen asbestbedingte Krebserkrankungen.
                                                                                                     Rund 350 Erkrankungen führen zu einer sogenannten
                                                                                                     Nichteignungsverfügung – die betroffenen Personen
                                                                                                     dürfen ihre Tätigkeit nicht mehr ausführen und sind zu
                                                                                                     einem Berufswechsel gezwungen.

                                                                                                     Arbeitsassoziierte Erkrankungen

                                                                                                     Abzugrenzen von den oben definierten Berufskrankheiten
                                               Gesetzliche Definition der Begriffe
                                                                                                     sind «arbeitsassoziierte Erkrankungen», multifaktoriell
                                               Berufskrankheit und Krankheit
                                                                                                     verursachte Erkrankungen, deren Entwicklung, Manifesta-
                                                                                                     tion, Beschwerdeintensität oder Behandlungsbedürftig-
                                               • Als Berufskrankheiten gelten gemäss Art. 9,
                                                                                                     keit nachweislich von Art und Intensität bestimmter
                                                 Abs. 1, UVG, Krankheiten, die bei der berufli-
                                                                                                     arbeitsbedingter Belastungen oder Gesundheitsgefähr-
                                                 chen Tätigkeit ausschliesslich oder vorwiegend
                                                                                                     dungen abhängig sind. Der berufliche Anteil ist hier in der
                                                 durch schädigende Stoffe oder bestimmte
                                                                                                     Regel schwieriger zu beziffern, ist aber weder vorwiegend
                                                 Arbeiten verursacht worden sind.
                                                                                                     noch stark überwiegend. Somit ist eine Anerkennung als
                                               • Der Krankheitsbegriff ist im Bundesgesetz über      Berufskrankheit nicht möglich. Sie bilden jedoch aufgrund
                                                 den allgemeinen Teil des Sozialversicherungs-       des deutlich erhöhten Risikos von Arbeitsunfähigkeit
                                                 rechts (ATSG) in Art. 3 definiert. Als Krankheit    ebenfalls einen Schwerpunkt der arbeitsmedizinischen
                                                 definiert ist jede Beeinträchtigung der körperli-   Prävention. Besonders die psychosozialen Anforderungen
                                                 chen, geistigen oder psychischen Gesundheit,        und Belastungen an die Arbeitnehmenden haben in den
                                                 die nicht Folge eines Unfalles ist und die eine     letzten Jahren stark zugenommen. Je nach beruflicher
                                                 medizinische Untersuchung oder Behandlung           Position, Arbeitsinhalt, Persönlichkeitsfaktoren und sozia-
                                                 erfordert oder eine Arbeitsunfähigkeit zur
                                                 Folge hat.
                                               • Die Liste der schädigenden Stoffe und der
                                                 arbeitsbedingten Erkrankungen ist in der Ver-
                                                 ordnung über die Unfallversicherung (UVV) im
                                                 Anhang 1 publiziert. Als Berufskrankheiten
                                                 gelten gemäss Art. 9, Abs. 2, UVG, auch
                                                 andere Krankheiten, von denen nachgewiesen
                                                 wird, dass sie ausschliesslich oder stark über-
                                                 wiegend durch berufliche Tätigkeit verursacht
                                                 worden sind.
                                               • Eine vorwiegende Verursachung wird dann
EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                 angenommen, wenn der berufliche Anteil der
                                                 Verursachung eines Krankheitsbildes über 50 %
                                                 beträgt. Eine stark überwiegende Verursa-
                                                 chung wird dann angenommen, wenn der
                                                 berufliche Anteil der Verursachung eines
                                                 Krankheitsbildes über 75 % beträgt. Nicht im
                                                 UVG geregelt, aber durch bundesgerichtliche
                                                 Entscheide kann unter Umständen auch eine
                                                 erhebliche berufliche Verschlimmerung eines
                                                 vorbestehenden Zustands als Berufskrankheit         Typisches Dunstekzem am Hals und im Gesicht
                                                 qualifiziert werden.                                bei Epoxidharzallergie.

10
Berufskrankheitsfälle 2012 – 2016

                                                                    Jahr

                                2012                2013                   2014              2015             2016     Total Jahre    Mittelwert

                            3 873 922           3 880 112           3 944 691            3 962 920        4 010 833    19 672 478      3 934 496
 Vollbeschäftigte

                               3 058               2 896                   2 808            2 332            3 153         14 247          2 849
 Anzahl BK

 … davon                       2 461               2 400                   2 152            2 062            2 368         11 443          2 289
 manifeste BK

 … nur                           565                 475                    620               207              693           2560           512
 Kontaminationen

 Weitere                          32                  21                     36                63               82             92            48
 Diagnosen

Anerkannte manifeste Berufskrankheitsfälle
nach BK-Gruppen 2012 – 2016

                                                                           Jahr

 BK-Gruppe                              2012                2013                  2014          2015            2016    Total Jahre   Mittelwert

                                         414                 460                   406           359             385         2 024          405

        10 Atmungssystem

                                          57                  23                    47               30           27           184           37
        20 Auge und
        Anhangsgebilde

                                         339                 270                   206           182             240         1 237          247
        30 Bewegungs­
        apparat

                                         565                 581                   511           440             428         2 525          505
        40 Haut und
        Unterhaut

                                          44                  27                    30               25           48           174           35
        50 Infektiöse
        Krankheiten

                                         129                 127                   125           140             177           698          140

        60 Neoplasien

                                         804                 820                   760           800             963         4 147          829

        70 Ohr und Gehör

                                         109                  92                    67               86          100           454           91
        99 Andere
        Berufskrankheiten
                                                                                                                                                   EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

 Total                                  2 461               2 400              2 152            2 062          2 368        11 443         2 289
 Berufskrankheiten

Quelle: SSUV

                                                                                                                                                          11
SCHWERPUNKT

                                               Starke Beanspruchung der Haut durch Kühlschmier-        Einwirkung von Chemikalien und Nassarbeit bei der
                                               mittel in der Metallbearbeitung.                        Tätigkeit als Coiffeuse / Coiffeur.

                                                                  ler Unterstützung werden die gleichen Belastungen unter-     Präventionsaktivitäten und arbeitsmedizinische
                                                                  schiedlich stark wahrgenommen und resultieren auch in        Vorsorgeprogramme
                                                                  unterschiedlichen Beschwerdebildern. Arbeitsassoziierte
                                                                  Beschwerden sind auch am Bewegungsapparat häufig.            Abgesehen vom grossen menschlichen Leid für die
                                                                                                                               Direktbetroffenen und deren Angehörige verursachen
                                                                  Berufskrankheiten-Prophylaxe                                 Berufskrankheiten Kosten von zurzeit jährlich rund
                                                                                                                               140 Millionen Franken. Die Suva führt deshalb in beson-
                                                                  Unterschiedliche chemische, biologische oder physikali-      ders betroffenen Branchen regelmässig Präventionspro-
                                                                  sche Einwirkungen und auch körperliche Belastungen im        gramme durch (siehe Artikel S. 13 –17). Die Suva kann
                                                                  beruflichen Alltag können zu Krankheiten führen. Zur         laut Art. 70 der Verordnung über die Unfallverhütung
                                                                  Verhütung dieser Krankheiten ist eine systematische          (VUV) Betriebe, Betriebsteile oder einzelne Arbeitneh-
                                                                  Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen sowie            mende durch Verfügung den Vorschriften über die
                                                                  eine konsequente Umsetzung von Schutzmassnahmen              arbeitsmedizinische Vorsorge unterstellen, um Arbeit-
                                                                  von entscheidender Bedeutung. Bei der Beurteilung            nehmende vor Berufskrankheiten und deren Folgen zu
                                                                  einer Gefährdung können (wo vorhanden) dabei u.a.            schützen (weitere Erläuterungen siehe Artikel «Arbeits-
                                                                  auch die von der Suva publizierten Grenzwerte am             medizinische Vorsorge» S. 18 – 21).
                                                                  Arbeitsplatz herangezogen werden (siehe Info-Box S. 12
                                                                  sowie Artikel «Fünfzig Jahre Grenzwertliste der Suva»,
                                                                  EKAS Mitteilungsblatt Nr. 86, April 2018, S. 28 – 31).

                                                                  Die umzusetzenden Massnahmen folgen dem sogenann-
                                                                  ten S-T-O-P-Prinzip; d. h. der Ersatz (Substitution) von
                                                                  gesundheitsgefährdenden Stoffen und der Einsatz von
                                                                  technischen Mitteln ist organisatorischen und personenbe-
                                                                  zogenen Massnahmen in jedem Fall vorzuziehen, weil die
                                                                  Wirksamkeit der Massnahmen in der Reihenfolge S-T-O-P
                                                                  abnimmt. Zur Bewältigung besonderer Gefährdungen
                                                                  gemäss Anhang 1 der EKAS Richtlinie 6508 «Beizug von           Weiterführende Informationen zum Thema
                                                                  Arbeitsärzten und anderen Spezialisten der Arbeitssicher-      Berufskrankheiten:
EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                                  heit» (ASA-Richtlinie, siehe Info-Box) wie zum Beispiel
                                                                                                                                 • Materialien, Dokumentationen, Factsheets, Fallbeispiele
                                                                  gesundheitsgefährdende Stoffe, bestimmte Mikroorganis-           und vieles mehr zum Thema Berufskrankheiten sind zu
                                                                  men, ionisierende Strahlung oder auch gehörgefährdender          finden unter: www.suva.ch > Stichwort «Berufskrank-
                                                                  Lärm ist zudem in den Betrieben spezifisches Wissen nötig.       heiten und deren Verhütung» im Suchfeld eingeben.
                                                                  Der Betrieb muss Arbeitsärzte und andere Spezialisten der      • Statistische Angaben: www.unfallstatistik.ch
                                                                  Arbeitssicherheit beiziehen, wenn dies zum Schutz der          • Grenzwerte am Arbeitsplatz: www.suva.ch/grenzwerte
                                                                  Arbeitnehmenden notwendig ist und der Betrieb nicht            • Liste der besonderen Gefährdungen: EKAS Richtlinie
                                                                                                                                   6508 (ASA-Richtlinie) «Beizug von Arbeitsärzten und
                                                                  über das notwendige Know-how verfügt. Der Betrieb kann           anderen Spezialisten der Arbeitssicherheit», Anhang 1:
                                                                  sich das Wissen auch über den Beitritt zu einer Branchen-        www.ekas.ch > Dokumentation > Richtlinien
                                                                  lösung erwerben und damit von der Expertise der Spezia-
                                                                  listen aus dem entsprechenden ASA-Pool profitieren.

12
Berufskrankheiten
verhindern heisst oft:
Verhalten ändern
Wie bringt man Coiffeusen dazu, beim Haarewaschen Handschuhe zu tragen? Wie
überzeugt man Bauarbeiter davon, dass sie im Sommer an ihrem Helm einen Nacken-
schutz anbringen, um sich vor den UV-Strahlen der Sonne zu schützen? Die Suva geht
im Rahmen ihrer Berufskrankheiten-Kampagnen verschiedene und mitunter auch
neue Wege, um die exponierten Personen zu sensibilisieren.
SCHWERPUNKT

                                               Prävention mit Augenzwinkern: Komiker Sergio Sardella erinnert daran, wie wichtig es ist,
                                               sich regelmässig einzucremen sowie die Lippen zu schützen.

                                                                    Schutz vor UV-Strahlen bei                  Suva zur Aufgabe gemacht, aus all die-   Diese Regeln hat die Suva in Form
                                                                    der Arbeit im Freien                        sen Erkenntnissen möglichst einfache     einer Infografik aufgearbeitet (siehe

                                                                   H
                                                                                                                und wirkungsvolle Verhaltensregeln       Abbildung Seite 15). Diese Grafik
                                                                             autkrebs entsteht nicht nur        für Outdoor-Worker abzuleiten. Die       setzt vor allem auf visuelle Elemente.
                                                                             am Strand – sondern oft als        Regeln sind klar und verständlich,       Neben den eigentlichen Regeln wird
                                                                             Folge der Arbeit im Freien.        dass sie gut im Arbeitsalltag umge-      auch die Vorbildrolle unter den
                                                                             Jährlich erkranken in der          setzt werden können:                     Arbeitskollegen thematisiert. Wer ein
                                                                    Schweiz etwa 25 000 Personen neu                                                     Profi ist, schützt sich vor der UV-Strah-
                                                                    an Hautkrebs, davon sind über               • Häufig geht der Sonnenschutz           lung und geht so den Kollegen, die
                                                                    1000 Fälle berufsbedingt. Arbeitneh-          Anfang Jahr, wenn die Tempera-         oben ohne arbeiten, mit guten Bei-
                                                                    mende im Freien sind aufgrund ihrer           turen noch nicht so hoch sind,         spiel voran. In den Monaten Juni und
                                                                    UV-Exposition einem sehr hohen                vergessen. Schutzmassnahmen            Juli müssen das Gesicht, die Ohren
                                                                    Risiko ausgesetzt, an weissem Haut-           sind bereits ab April und bis          und der Nacken zusätzlich geschützt
                                                                    krebs zu erkranken. Zu den gefähr-            September notwendig (bei Sonne         werden. Die Arbeitgeber müssen die
                                               Franziska Fürholz
                                               MSc Physics,         deten Berufsgruppen zählen Bauar-             und teilweiser Bewölkung).             erforderlichen Schutzmassnahmen
                                               TL Dosimetrie,       beiter, Dachdecker, Gartenbauer und         • Textilien schützen viel besser als     treffen und persönliche Schutzaus-
                                               Suva, Luzern         alle anderen Outdoor-Worker.                  Sonnencreme. Deshalb möglichst         rüstung (PSA) zur Verfügung stellen
                                                                                                                  alle Hautstellen mit Kleidern          und dafür sorgen, dass die Mitarbei-
                                                                    Wie gross die UV-Belastung im Ein-            abdecken. An den anderen Stel-         tenden die Regeln befolgen.
                                                                    zelfall ist, ist abhängig von vielen ver-     len regelmässig Sonnencreme
                                                                    schiedenen Einflussfaktoren wie der           auftragen. Auch die Lippen soll-       Breite Sensibilisierung durch
                                                                    Jahres- oder Tageszeit, der Bewöl-            ten geschützt werden.                  UV-Kampagne
EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                                    kung, der Atmosphäre, der Höhe              • Gesicht, Kopf, Nacken und Ohren
                                                                    oder der Reflexion. In der Umgebung           sind punkto Hautkrebs besonders        Um möglichst viele Betroffene zu
                                                                    von metallenen Flächen beispiels-             gefährdete Stellen. Deshalb müs-       erreichen und auf verschiedenen
                                                                    weise ist die Intensität der UV-Strah-        sen sie im Juni und Juli zusätzlich    Ebenen für das Thema zu sensibili-
                                                                    len um ein Vielfaches grösser. Auch           geschützt werden. Sei dies mit         sieren, hat die Suva im Rahmen der
                                                                    vereinzelte Wolken reflektieren die           Nackenschutz und Stirnblende,          UV-Kampagne diverse Aktivitäten
                                               Dr. Vittorio
                                               Sacchetti            UV-Strahlung und tragen so dazu bei,          beispielsweise am Bauhelm, der         lanciert. Rechtzeitig vor der UV-Spit-
                                               Gesundheits-         dass die Belastung um 15 Prozent              Beschattung des Arbeitsplatzes         zenbelastung wurden Ende Mai
                                               schutz am            zunimmt. Die Wissenschaft liefert eine        oder Optimierung der Arbeits­          Arbeitgeber und Bevölkerung via
                                               Arbeitsplatz,
                                               Bereich Chemie,      Fülle von Informationen betreffend der        zeiten zur Reduktion der UV-           Medieninformation auf die Wichtig-
                                               Suva, Luzern         UV-Belastung. Deshalb hat es sich die         Spitzenbelastung.                      keit des Sonnenschutzes bei der

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Eine Magnettafel erinnert Outdoor-Worker an die Regeln, wie man sich
                                                       wirksam vor UV-Strahlen schützt. Weitere Informationen zur UV-Kampagne
                                                       der Suva unter: www.suva.ch/sonne

Nackenschutz und Stirnblende, welche die Sicht nicht
einschränken: Modell «Sunity».

                                                       Wie kann man Verhalten nachhaltig ändern?

                                                       Ob UV oder Chemikalien: Bei vielen Kampagnenthemen der Suva
                                                       steht das Verhalten der Menschen im Vordergrund. Wie kann es
                                                       gelingen, ihre Einstellung und ihr Verhalten so zu verändern, dass sie
Arbeit aufmerksam gemacht. Den                         die entsprechende Schutzausrüstung tragen? Die Suva hat sich sozial­
ganzen Sommer über wurden die                          psychologische Erkenntnisse zu Nutze gemacht und eine Methode
Kampagneninhalte auch via soziale                      angewendet, mit welcher sich Verhaltensänderungsstrategien syste-
Medien verbreitet. Via Facebook                        matisch analysieren und entwickeln lassen. Das Modell trägt den Titel
wurden verschiedene Videoclips, Bil-                   Ranas, was für «Risk, Attitudes, Norms, Abilities und Self-Regulation»
der und kurze Botschaften an die                       steht. Entwickelt wurde es von Prof. Dr. Hans-Joachim Mosler an der
Zielgruppe gebracht. Für einen Teil                    Eawag, dem Wasserforschungsinstitut der ETH. Bis anhin wurde der
der Videoclips und Facebook-Bot-                       Ranas-Ansatz vor allem im Entwicklungskontext angewendet bei Pro-
schaften stand der Komiker Sergio                      jekten mit Fokus auf sanitäre Einrichtungen, Hygiene oder Trinkwas-
Sardella Pate. Er erinnerte auf unter-                 ser. Die Suva hat das Modell erstmals in der Schweiz im Bereich
haltsame Art daran, sich auch bei                      Gesundheitsschutz angewendet.
der Arbeit vor der Sonne zu schüt-
zen. Im Juni und Juli wurden auf                       Dabei wurden die psychosozialen und kontextualen Determinanten
über 200 Baustellen Informationen                      eruiert, welche Outdoor-Worker dazu veranlassen, sich mit Nacken-
zum Sonnenschutz verteilt und                          schutz und Stirnblende vor der Sonne zu schützen. Es hat sich gezeigt:
den Bauarbeitern wurde auch ein                        Handhabungsaspekte, Normen und Emotionen haben den grössten
Nackenschutz mit Stirnblende für                       Einfluss auf das Verhalten. Hingegen spielte das Wissen über die
den Bauhelm sowie Sonnencreme                          Gefahr eine untergeordnete Rolle: Die betroffenen Personen kennen
abgegeben. Jedes Unternehmen er-                       den Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und Hautkrebs bereits
hielt ausserdem eine Magnettafel                       sehr gut. Und sie wissen auch, dass sie dem Risiko ausgesetzt sind.
mit den Verhaltensregeln zum UV-                       Aufgrund dieser Erkenntnisse hat die Suva bei der UV-Kampagne
Schutz. Mit dieser Aktion wurden                       andere Inhalte thematisiert wie:
                                                                                                                                EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

rund 5000 Mitarbeitende im Bereich                     • Vorbildrolle von Vorgesetzten und Kollegen,
Hochbau erreicht.                                      • negative Emotionen (Peinlichkeit, Scham) oder
                                                       • praktische Eigenschaften des Nackenschutzes (kühlt, ist bequem).
Auch andere Branchen, wie Dach-                        Dank dieser Massnahmen konnte erreicht werden, dass der Nacken-
decker, Fassadenbauer und Baus-                        schutz wesentlich häufiger getragen wurde und sich bei den involvier-
pengler, hat die Suva direkt kontak-                   ten Mitarbeitenden die Absicht gefestigt hat, dies auch in Zukunft
tiert. In diesen Sparten führte die                    zu tun. Die Erkenntnisse der Ranas-Studie werden in die weitere
Suva bei interessierten Betrieben im                   Präventionsarbeit der Suva zum Thema UV und zu weiteren Schwer-
Rahmen eines wissenschaftlichen                        punkten einfliessen.
begleiteten Projekts (siehe Kasten
S. 15) Workshops durch. Ziel dieser                    Weitere Informationen zum Ranas-Modell: www.ranasmosler.com

                                                                                                                                       15
SCHWERPUNKT

                                               Hauterkrankungen sind im Coiffeur­gewerbe besonders häufig.
                                               Wirksam dagegen sind Handschuhe.

                                                                   Workshops war es, die Mitarbeiten-        ventionsschwerpunkt der Suva. Das      mitteln, auf dem Bau beim Umgang
                                                                   den zu sensibilisie­ren und sie zum       grösste Organ des Menschen – die       mit Epoxidharzen sowie Coiffeusen
                                                                   Tragen des Nackenschutzes und der         Haut – ist während Lebzeiten vielen    bzw. Coiffeure besonders häufig
                                                                   Stirnblende zu motivieren.                äusseren Faktoren ausgesetzt. Die      betroffen sind. Die Hauptursache für
                                                                                                             Exposition gegenüber reizenden         Hauterkrankungen in diesen Berufs-
                                                                   Im Rahmen der UV-Kampagne hat             Stoffen ist besonders gross, wenn      feldern ist auf die oft vorkommen-
                                                                   das Tragen des Nackenschutzes in den      diese ungehindert auf die Haut         den und verwendeten Stoffe zurück-
                                                                   Monaten Juni und Juli Anlass zu Dis-      gelangen. Der übermässige Kontakt      zuführen, welche beim Kontakt mit
                                                                   kussionen gegeben. Unter anderem          mit solchen Stoffen kann in Kombi-     der Haut Sensibilisierungen und Aller-
                                                                   deshalb, weil lange kein Nacken-          nation mit mangelnder Pflege zu        gien auslösen oder generell Hautrei-
                                                                   schutz-Modell auf dem Markt erhält-       Erkrankungen der Haut führen.          zungen verursachen können. Weiter
                                                                   lich war, welches über die notwendi-                                             kann auch die Kombination aus
                                                                   gen Schutzeigenschaften verfügt                                                  Feuchtarbeit, mangelnder Arbeitshy-
                                                                   und gleichzeitig Tragekomfort bietet.       Das Verhalten des                    giene oder ungenügender Pflege die
                                                                   Die Suva hat im Vorfeld viele Modelle                                            Haut schädigen.
                                                                                                               Menschen ist auch
                                                                   getestet und aufgrund dieser Er-
                                                                   kenntnisse sowie Rückmeldungen              beim Hautschutz                      Coiffeurgewerbe besonders
                                                                   aus Betrieben und Verbänden eine             entscheidend.                       gefährdet
                                                                   externe Firma beraten, die ein Modell
                                                                   entwickelte, welches die Sicht nach                                              Spitzenreiter bei den Hauterkrankun-
                                                                   oben und zur Seite nicht einschränkt      Betroffene begleitet oft eine lange    gen ist in der Schweiz das Coiffeurge-
                                                                   und dennoch Kopf und Gesicht gut          Leidensgeschichte: Häufig führt die    werbe. Der Grund dafür ist im häufi-
EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                                   vor UV-Strahlung schützt (siehe Bild      Erkrankung zu Arbeitsausfällen oder    gen Haarewaschen zu finden. Bei
                                                                   S. 15).                                   gar zu erzwungenen Berufswech-         jeder Haarwäsche entfettet das Sham-
                                                                                                             seln. Mit der richtigen Arbeitshygi-   poo die Haut und schwächt die
                                                                   Hautschutz als                            ene am Arbeitsplatz könnte dies in     natürliche Schutzbarriere. Die feuchte
                                                                   Präventionsschwerpunkt                    vielen Fällen verhindert werden.       Umgebung in Kombination mit wei­
                                                                                                                                                    teren aggressiven Stoffen in den
                                                                   Bei der Prävention von Berufskrank-       Die Analysen der von der Suva an­-     verwendeten Produkten können zu
                                                                   heiten steht häufig das Verhalten         erkannten berufsbedingten Haut­        ungewünschten Haut­erkrankungen
                                                                   von Mitarbeitenden im Zentrum.            erkrankungen zeigen, dass Men-         führen. Studien zeigen, dass nur ein
                                                                   Dies ist auch beim Thema Haut-            schen im metallverarbeitenden          kleiner Teil solcher Hauterkrankungen
                                                                   schutz der Fall, einem weiteren Prä-      Gewerbe beim Umgang mit Schmier­       den Unfallversicherungen gemeldet

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Für die Haarwäsche geeignet sind passgenaue Einweg-Handschuhe, z. B. aus Nitril. Diese beeinträchtigen den Tastsinn
kaum, rupfen nicht an den Haaren und schützen vor Stoffen, welche der Haut zusetzen können. Weitere Infos:
www.suva.ch/coiffure

werden. Untersuchungen in der Schweiz    konnten Coiffeure / Coiffeusen mit-       der insgesamt drei geplanten Haut-
lassen vermuten, dass dies in ähnli-     tels Informationsbroschüren und           schutzkampagnen lanciert. Die Suva
chem Ausmass auch hierzulande der        kurzen Videosequenzen für die Pro-        setzt weiterhin alles daran, um auch
Fall ist.1                               blematik des Hautschutzes sensibili-      in diesen Branchen mit Aufklärung
                                         siert werden. Mit verschiedenen           und einfachen Massnahmen weitere
Im Sinne der Berufskrankheitsprä­        Aktivitäten in den sozialen Medien        berufsbedingte Hauterkrankungen zu
vention hat die Suva 2017 im Coif-       (Facebook und YouTube) wurde              vermeiden. Damit möglichst alle mit
feurgewerbe eine Hautschutzkampa-        zudem eine Diskussion innerhalb der       einer gesunden Haut leben können.
gne gestartet mit der einfachen          Branche ausgelöst. Die zur Verfü-
Botschaft: Schützen Sie ihre Hände       gung gestellten Informationen auf              Weitere Informationen unter:
beim Haarewaschen! Mit nur zwei          der Website der Suva wurden rege               www.suva.ch/hautschutz
einfachen Massnahmen kann ein            benutzt. Im November 2018 startet
wirkungsvoller Schutz gewährleistet      die neue Etappe im Coiffeurgewerbe
werden: Beim Haarewaschen Hand-          und für die folgenden Jahre sind
schuhe tragen oder Hautschutz-           weitere Aktionen geplant.
creme benutzen.
                                         Hautschutzkampagne
Dass diese einfachen Verhaltensre-       geht weiter
geln wirken, hat ein fünfwöchiger
Test in mehreren Coiffeurgeschäften      Eine weitere Hautschutzkampagne
erhärtet. Die beteiligten Mitarbeite-    der Suva ist in den Startlöchern:
rinnen und Mitarbeiter bestätigten       Darin geht es um die Sensibilisierung
                                                                                                                            EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

trotz anfänglich grosser Vorbehalte:     gegenüber reizenden Inhaltsstoffen
Haare können mit Handschuhen             in Schmiermitteln für die metallverar-
gewaschen werden. Bei richtiger          beitende Industrie. Diese Kampagne
Auswahl der Handschuhe schränkt          wird im kommenden Jahr Schwer-
das die Arbeit der Coiffeure nicht ein   punkt des Gesundheitsschutzes sein.
und wird auch von der Kundschaft         Ebenso laufen Vorbereitungen für
gut akzeptiert. Und vor allem tut es     eine Kampagne bei Bodenlegern für
den Händen gut.                          die Prävention von berufsbedingten
Der Test war Teil der Hautschutzkam-     Hauterkrankungen bei der Benut-
pagne welche dieses Jahr das erste       zung von Epoxid-Harzen. Voraus-
Etappenziel erreicht hat. Dabei          sichtlich wird im Jahr 2019 die letzte    1
                                                                                       Jenny, U., Dissertation USZ, 2011.

                                                                                                                                   17
SCHWERPUNKT

Abläufe in der arbeits-
medizinischen Vorsorge        4

                                      Ergebnisse

                                                 Entscheid
                                                                    5
                                                  Eignung
                                                 (VUV Art. 78)

    Vorsorge-
  untersuchung
   (VUV Art. 71–74)

                                  1

  3

                                  Suva Arbeitsmedizin

                          2
                                         Unterstellung
                                            (VUV Art. 70)

                                              Branchen,
                                        Betriebe / Betriebsteile,
                                               einzelne
                                            Arbeitnehmer
Arbeitsmedizinische
Vorsorge
Arbeitgeber, Durchführungsorgane der Arbeitssicherheit und Versicherer sind ver-
pflichtet, der Suva Arbeitnehmer mit gesundheitlichen Problemen zu melden, die
bei bestimmten Arbeiten durch ein erhöhtes Unfall- und Gesundheitsrisiko gefähr-
det sind. Die Abteilung Arbeitsmedizin der Suva kann zur Verhütung von Berufs-
unfällen und Berufskrankheiten Arbeitnehmern bestimmte Tätigkeiten verbieten.
Sie kann zudem in allen Betrieben der Schweiz arbeitsmedizinische Vorsorgeunter-
suchungen durchführen, wenn gemäss der Risikoanalyse Gefährdungen bestehen
und diese sich mit Schutzmassnahmen nicht vollständig ausschliessen lassen.

Nichteignungsverfügung und bedingte                           • Mineralöle und Mineralöladditive (meist in
Eignungsverfügung                                               Kühlschmiermitteln)

G
                                                              • Stoffen, die in Coiffeursalons zum Einsatz
          emäss Art. 78 der Verordnung über die Verhü-          kommen
          tung von Unfällen und Berufskrankheiten (VUV)       • Industrielle Reinigungsmittel
          kann die Suva einen Arbeitnehmer von einer          • Anstrichstoffe (Farben, Lacke).
          gefährdenden Arbeit ausschliessen (Nichteig-
nung) oder seine Beschäftigung bei dieser Arbeit unter        Die Voraussetzungen für eine Nichteignungsverfügung
bestimmten Bedingungen zulassen (bedingte Eignung),           sind auch gegeben, wenn bei Arbeitnehmern Krankhei-
wenn bei der weiteren Ausübung der Tätigkeit eine             ten und funktionelle Einschränkungen vorliegen, die das
erhebliche gesundheitliche Gefährdung besteht. Gemäss         Unfallrisiko (Selbstgefährdung) erheblich erhöhen. Bei
Art. 79 VUV sind Arbeitgeber, Durchführungsorgane der         Bewusstseins- oder Gleichgewichtsstörungen besteht
Arbeitssicherheit und Versicherer verpflichtet, der Suva      häufig eine er­h öhte Absturzgefahr bei Arbeiten auf        Dr. med. Mattias
entsprechend gefährdete Arbeitnehmer zu melden.               Dächern, Gerüsten, Leitern und Po­desten, die Gefahr,       Tschannen
                                                              von einer laufenden Maschine erfasst zu werden, in          Bereichsleiter
                                                                                                                          Arbeitsmedizini-
Die Fachärzte für Arbeitsmedizin der Suva beurteilen          Flüssig­keitsbecken zu fallen oder Stromschläge zu erlei-   sche Vorsorge,
anhand von Anamnese, medizinischen Befunden und               den. Bei Seh- oder Höreinschränkungen besteht eine          Suva, Luzern
der Arbeitsplatzsituation, ob die Kriterien für eine Nicht-   erhöhte Unfallgefahr bei Arbeiten, bei welchen Gefah-
eignungsverfügung oder eine bedingte Eignungsverfü-           ren visuell oder akustisch erkannt werden müssen, z. B.
gung erfüllt sind, d. h. die Suva kann einer Person           beim Führen von Fahrzeugen auf dem Betriebsgelände.
bestimmte Tätigkeiten verbieten oder mit Auflagen wei-        Die Frage der Fahrtauglichkeit im Strassenverkehr hinge-
ter erlauben. Von einer erheblichen gesundheitlichen          gen fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich der Suva.
Gefährdung ist auszugehen, wenn arbeitsabhängige              Solche Fälle beurteilt die zuständige kantonale Behörde.
                                                                                                                                              EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

Symptome trotz ausgeschöpfter Behandlungsmöglich-
keiten und Schutzmassnahmen wiederholt zu länger­             Bedingte Eignungsverfügungen werden meistens bei
dauernden Arbeitsunfähigkeiten führen. Dies ist häufig        Personen mit Anzeichen einer beruflichen Lärmschädi-
dann der Fall, wenn Allergene sich am Arbeitsplatz nicht      gung erlassen. Die Arbeitnehmer werden damit ver-
vermeiden lassen und eine Zunahme der Symptome zu             pflichtet, bei Lärmarbeit ein Gehörschutzmittel dauernd
beobachten ist. In den vergangenen drei Jahren wurden         und richtig zu tragen.                                      Dr. med.
                                                                                                                          Claudia Pletscher
Nichteignungsverfügungen am häufigsten für Arbeiten                                                                       Chefärztin und
mit Exposition gegenüber folgenden Stoffen oder Pro-          Ziel der Untersuchungsprogramme                             Leiterin Arbeits-
dukten erlassen:                                                                                                          medizin,
                                                                                                                          Suva, Luzern,
• Getreidemehlstaub                                           Arbeitgeber müssen bei Verdacht einer vermehrten            Mitglied der
• Epoxidharze                                                 Gefährdung eines Arbeitnehmers arbeitsmedizinische          EKAS

                                                                                                                                                     19
SCHWERPUNKT

                                               Neues Audiomobil

                                                                  Vorsorgeuntersuchungen bei der Abteilung Arbeitsmedi-        tion und somit in der Regel bis zum 40. Lebensjahr der
                                                                  zin der Suva beantragen (Art. 71.1 VUV). Wenn gemäss         Arbeitnehmer gelegt, da ein Hörschaden hauptsächlich
                                                                  der Risikoanalyse Gefährdungen bestehen und sich diese       durch die berufliche Lärmexposition in dieser Zeitspanne
                                                                  mit technischen, organisatorischen und personenbezoge-       entsteht. Die Suva legt zudem grossen Wert auf Infor-
                                                                  nen Schutzmassnahmen nicht vollständig ausschliessen         mation, Sensibilisierung und Instruktion und Kontrolle
                                                                  lassen, kann die Suva Vorsorgeuntersuchungen anordnen.       des korrekten Tragens des Gehörschutzes.

                                                                  Ziel der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen         Arbeitnehmerbefragung
                                                                  ist es, bei Arbeitnehmern berufsbedingte Krankheiten
                                                                  frühzeitig zu erkennen. Es wird auch überprüft, ob           Im Rahmen eines Pilotprojektes wird zurzeit ein neues
                                                                  Arbeitnehmer aufgrund des Gesundheitszustandes               Vorsorgeprogramm bei Arbeitnehmern mit Expositionen
                                                                  geeignet sind, gefährdende Tätigkeiten auszuüben. Bei        gegenüber atemwegsgefährdenden Stoffen erprobt. Die
                                                                  der Suva kommen verschiedene Untersuchungspro-               Arbeitnehmer füllen persönlich einen Online-Fragebo-
                                                                  gramme zur Anwendung: Untersuchungsprogramme                 gen aus. Im Anschluss werden nur diejenigen Arbeitneh-
                                                                  mit ärztlicher Untersuchung, Untersuchungsprogramme          mer ärztlich untersucht, die im Fragebogen signifikante
                                                                  mit Biomonitoring und Programme zur Gehörscha-               berufsbezogene Atemwegsbeschwerden angeben.
                                                                  den-prophylaxe (siehe Kasten S. 21).                         Wenn sich das beschriebene Vorsorgeprogramm
                                                                                                                               bewährt, kann dieses auf neue, bisher nicht überwachte
                                                                  Neuausrichtung und Aktualisierung der                        Arbeitsbereiche und Personengruppen ausgeweitet wer-
                                                                  Untersuchungsprogramme                                       den (z. B. Arbeitnehmer mit hautbelastenden Arbeiten).

                                                                  Die Abteilung Arbeitsmedizin der Suva passt die Pro-         Arbeitsmedizinische Beratung für
                                                                  gramme der arbeitsmedizinischen Vorsorge laufend den         verstärkte Primärprävention
                                                                  veränderten Risiken in der Arbeitswelt und dem Fortschritt
                                                                  der wissenschaftlichen Kenntnisse an. Von 2015 bis 2016      Die Suva will die Schadensverhütung und speziell den Men-
                                                                  wurden die Vorsorgeuntersuchungen für ionisierende           schen und sein Verhalten verstärkt ins Zentrum rücken. Bei
                                                                  Strahlen eingestellt, weil sich die Sicherheitsstandards     Vorsorgeuntersuchungen soll die arbeitsmedizinische Bera-
                                                                  stark verbessert haben und viele Jahre keine strahlenindu-   tung der Arbeitnehmer mehr Gewicht erhalten. Besonders
EKAS MITTEILUNGSBLATT Nr. 87 | November 2018

                                                                  zierten Berufskrankheiten mehr festgestellt wurden. Mit      Chemiearbeiter sind risikoreichen, manchmal toxikologisch
                                                                  der Dosimetrie verfügt die Arbeitsmedizin über eine          unbekannten, nicht selten krebserzeugenden Arbeitsstof-
                                                                  zuverlässige Methode der Belastungsmessung. Wegen            fen ausgesetzt. Bei solchen Vorsorgeuntersuchungen ist
                                                                  besseren Schutzmassnahmen zur Verminderung von               neben einer körperlichen Untersuchung zur Früherkennung
                                                                  Quarzstaubexpositionen werden auch bei Gleis­bauern          von Krankheitszeichen (Sekundärprävention) auch eine
                                                                  keine Vorsorgeuntersuchungen mehr durchgeführt.              arbeitsmedizinische Beratung zwecks Schadensverhütung
                                                                                                                               (Primärprävention) von zentraler Bedeutung.
                                                                  Neukonzept der Gehörschadenprophylaxe
                                                                                                                               Zur arbeitsmedizinischen Beratung gehören neben Infor-
                                                                  Seit 2017 wird der Schwerpunkt der Gehöruntersuchun-         mation und Sensibilisierung der Arbeitnehmer gegen-
                                                                  gen auf die ersten 20 Jahre der beruflichen Lärmexposi-      über Gefahrstoffen am Arbeitsplatz auch eine individu-

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Arbeitsmedizinische Untersuchungsprogramme                     Bei Gefährdungen durch physikalische Einwirkungen
                  der Suva                                                       werden aktuell Untersuchungsprogramme für Druckluft
                                                                                 (Unterwasserarbeiten, Arbeiten in Überdruck) und für
                  • Untersuchungsprogramme mit ärztlicher                        Hitzearbeit im Untertagbau angeordnet.
                    Untersuchung
                    Die Arbeitsmediziner der Suva erstellen Untersuchungs-     • Untersuchungsprogramme mit Biomonitoring
                    formulare mit Fragen, die auf die spezifischen Gefähr-       Die Einwirkungen gesundheitsgefährdender Substan-
                    dungen am Arbeitsplatz abgestimmt sind. Zudem                zen am Arbeitsplatz können auch durch Biomonitoring
                    bestimmen sie Zeitpunkt und Intervall der Untersuchun-       überwacht werden. Die Überwachung erfolgt durch
                    gen. Die Untersuchungen beinhalten eine Befragung zu         Bestimmung von Arbeitsstoffen, Metaboliten oder
                    tätigkeitsbezogenen Beschwerden und, abhängig von            körpereigenen durch den Arbeitsstoff beeinflussten
                    den Gefährdungen, körperliche und technische Unter-          Parametern im biologischen Material wie Blut oder
                    suchungen (Blutdruck / Puls, Lungenfunktion, Röntgen         Urin. Die bei den Arbeitnehmern mittels Laborunter-
                    der Lunge, Blut, Urin, Haut, Elektrokardiogramm, Ult-        suchungen gemessenen Konzentrationen werden mit
                    raschall, Untersuchung der Nerven u.a.). Die Arbeitneh-      dem biologischen Arbeitsstofftoleranzwert (BAT-Wert)
                    mer gehen für die Untersuchung zu einem von der Suva         verglichen. Zurzeit gibt es für ca. 100 Arbeitsstoffe
                    beauftragten Arzt.                                           einen BAT-Wert. In besonderen Fällen kann ein Biomo-
                                                                                 nitoring auch bei Arbeitsstoffen ohne BAT-Wert durch-
                    Aktuell werden Untersuchungsprogramme für folgende           geführt werden, zum Beispiel wenn Schutzmassnah-
                    chemisch-toxischen Arbeitsstoffe und Stäube durchge-         men eingeführt werden und man den Verlauf
                    führt: Asbest, atemwegsgefährdende Stoffe, Benzol,           beurteilen möchte.
                    Blei, Carbon Nanotubes, Chemiearbeit, Chromsäure,
                    Hartmetallstaub, Nanopartikel, Nitroglykol / Nitroglyze-     Aktuell laufen Untersuchungsprogramme mit Biomo-
                    rin, organische Lösungsmittel, polychlorierte Biphenyle      nitoring für folgende Arbeitsstoffe:
                    (PCB), Quarzstaub, Quecksilber, Tetrachlordibenz-p-        • diverse Metalle (Aluminium, Arsen, Beryllium, Blei,
                    Dioxin, Trotyl und verschiedene Stäube.                      Cadmium, Chrom-VI-Verbindungen, Cobalt, anorga-
                                                                                 nische Fluorverbindungen, Nickel, Queck­silber,
                    Bei Expositionen mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen         Vanadium)
                    werden gemäss Art. 74 VUV Nachuntersuchungen               • organische Lösungsmittel (Aceton, Benzol, Dichlor-
                    auch nach Aufgabe der Tätigkeit durchgeführt. Dies           methan, Dimethylformamid, Ethylbenzol, Methy-
                    betrifft z. B. Arbeitnehmer mit früheren Expositionen        lethylketon, Nitrobenzol, Propanol, Styrol, Toluol,
                    gegenüber Asbest (Lungenkarzinogene), aromatischen           Trichlorethen, Tetrachlorethen, Xylol)
                    Aminen (Blasenkarzinogene), Teer, Pech und polyzykli-      • Insektizide (Parathion).
                    schen aromatischen Kohlenwasserstoffe (Hautkarzino-
                    gene), Vinylchlorid (Leberkarzinogene) oder Benzol         • Gehörschadenprophylaxe
                                   (Blutkarzinogene). Im Rahmen des CT-Tu-       Personen, die bei ihrer Arbeit chronisch einem Lärm-
                                     morscreening Asbest wird Arbeitneh-         belastungspegel von 85 dB(A) oder mehr ausgesetzt
                                         mern mit stark erhöhtem Lungen-         sind, werden periodisch auf ihre Eignung für Arbeiten
                                           karzinom-Risiko eine jährliche        im Lärm untersucht und über das persönliche Hörver-
                                           Früherkennungsuntersuchung mit­-      mögen, die Gefährdung bei Arbeiten im Lärm und die
                                           tels Low-Dose-Computertomo-           entsprechenden prophylaktischen Massnahmen infor-
                                              graphie angeboten.                 miert. Die Gehöruntersuchungen und Beratungen
                                                                                 erfolgen in Suva-eigenen Audiomobilen. Diese sind
                                                                                 mit allen für die Gehörkontrolle notwendigen Einrich-
                                                                                 tungen ausgestattet.

      Blut- und Urinuntersuchung bei arbeitsmedizinischen
      Vorsorgeuntersuchungen

elle Aufklärung und Beratung bei Fragen zu Gesundheit       Laut Art. 71.3 VUV sind arbeitsmedizinische Untersu-
und Gesundheitsschutz. Symptome und abnorme Unter-          chungen bei fachlich geeigneten Ärzten durchzuführen.
suchungsergebnisse müssen im Kontext zur Arbeitssitu-       Aufgrund der genannten Überlegungen wird die Suva in
ation beurteilt werden. Mängel beim Gesundheitsschutz       Zukunft insbesondere für Chemie-Vorsorgeuntersuchun-
müssen erkannt und dem Arbeitgeber gemeldet werden.         gen vermehrt Fachärzte für Arbeitsmedizin beauftragen.

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