5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz

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5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
Fortbildung und Informationen für Fachleute

Schwerpunkt

Neue
Basistherapien
                +                 =

              5
              September 2015                  www.rheuma-schweiz.ch
5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
XELJANZ®: eine starke Therapie für Ihre
            RA#-Patienten‡, 1–4
                                                                                                                                       Lin
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                                                                                                                                       e
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                                                                                                            BIG IMPACT 1–4

‡ Als Kombinationstherapie mit einem krankheitsmodifizierenden
  nicht biologischen Antirheumatikum (einschliesslich Methotrexat)
  oder als Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer
  bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, bei denen eine vorherige
  Therapie mit Methotrexat nicht angesprochen hatte oder nicht ver-
  tragen wurde.1

# RA: Rheumatoide Arthritis; MTX-IR: Methotrexat ungenügendem Ansprechen
Referenzen: 1. Fachinformation XELJANZ®, www.swissmedicinfo.ch. 2. van Vollenhoven RF et al. Tofacitinib or adalimumab versus placebo in rheumatoid arthritis.
N Engl J Med 2012; 367: 508–19. 3. van der Heijde D et al. Tofacitinib (CP-690,550) in patients with rheumatoid arthritis receiving methotrexate: Twelve-month
data from a twenty-four-month phase III randomized radiographic study. Arthritis Rheum 2013; 65(3): 559–570. 4. Fleischmann R et al. Placebo-controlled trial
of tofacitinib monotherapy in rheumatoid arthritis. N Engl J Med 2012; 367(6): 495–507.

Gekürzte Fachinformation – Xeljanz® (Tofacitinib)
Indikationen: Mono- oder Kombinationstherapie mit einem nicht biologischen DMARD bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver
rheumatoider Arthritis, bei denen eine vorherige Therapie mit Methotrexat nicht angesprochen hatte oder nicht vertragen wurde. Dosierung: 2 × täglich 5 mg,
je nach klinischem Ansprechen 2 × täglich 10 mg. Kontraindikationen: aktive, schwere Infektionen, schwere Leberinsuffizienz und Überempfindlichkeit
gegen einen Inhaltsstoff. Vorsichtsmassnahmen: Xeljanz® darf nicht an Patienten mit aktiver systemischer oder lokalisierter Infektion verabreicht werden.
Vorsicht bei Patienten mit Tuberkulose, Virus- und Tumorerkrankungen und Magen-Darm Perforationen. Dosisanpassungen aufgrund Beeinträchtigung der
Leber- und Nierenfunktion sind gegebenenfalls erforderlich. Vor und während der Behandlung sind Blutbildkontrollen empfohlen (Prüfung auf Neutropenie
und Anämie), gegebenenfalls sind Dosisanpassungen erforderlich. Kombination mit biologischen DMARDs und starken Immunsuppresiva ist zu vermei-
den. Regelmässige Hautuntersuchung bei Patienten mit erhöhtem Hautkrebsrisiko empfohlen. Interaktionen: Vorsicht bei gleichzeitiger Anwendung von
potenten CYP3A4 Inhibitoren, potenten CYP3A4 Induktoren und mittelstarken CYP3A4 Inhibitoren welche gleichzeitig starke CYP2C19 Inhibitoren sind.
                                           Unerwünschte Wirkungen: schwerwiegende Infektionen, Nasopharyngitis, Pneumonie, Herpes zoster, Bronchitis,
                                                                                                                                                                 70510-172-07/15

                                           Influenza, Sinusitis, Zystitis, Sepsis, Leukopenie, Anämie, Neutropenie, Hyper/Dyslipidämie, erhöhte Lipoprote-
                                           ine niedriger Dichte, erhöhter Blutcholesterinspiegel, Gewichtszunahme, Insomnie, Kopfschmerzen, Hypertonie,
                                           Dyspnoe, Husten, Unterbauchschmerzen, Erbrechen, Gastritis, Diarrhö, Übelkeit, Dyspepsie, Ausschlag, Skelett-
                                           muskelschmerzen, Arthralgie, erhöhter Blutspiegel der Kreatininphosphokinase, erhöhte Leberenzyme, Pyrexie,
                                           Müdigkeit, peripheres Ödem u. a.. Packungen: 5 mg: 56 Filmtabletten. Verkaufskategorie B. Zulassungsinhaberin:
                                           Pfizer AG, Schärenmoosstrasse 99, 8052 Zürich. Ausführliche Informationen siehe Arzneimittel-Fachinformation
                                           unter www.swissmedicinfo.ch. (FI V011)
5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015                    Inhaltsverzeichnis

              Impressum
              Fachzeitschrift Rheuma Schweiz
              Organ der Rheuma Schweiz
              In Zusammenarbeit mit SGR,
              Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie

              Advisory Board Rheuma Schweiz
              Prof. Dr. Cem Gabay                                                              5       Editorial
              Dr. Walter Kaiser
              Dr. Nicola Keller
              Prof. Dr. Diego Kyburz                                                                   Schwerpunkt neue Basistherapien
              Dr. Thomas Langenegger
              Prof. Dr. Beat A. Michel
              Prof. Dr. Alexander So                                                           7       Neue Basistherapien bei
              Prof. Dr. Peter Villiger
              Dr. Peter Wiedersheim                                                                    systemischen Rheumaerkrankungen
              Wir danken den Sponsoren AstraZeneca AG,
              Bristol-Myers Squibb, Celgene GmbH, Grünenthal Pharma AG,                        8       Spielen konventionelle
              IBSA Institut Bioclinique SA, Janssen-Cilag AG,
              Merck Sharp & Dohme-Chibret AG, Pfizer AG,                                               DMARDs noch eine Rolle bei
              Roche Pharma (Schweiz) AG und UCB-Pharma AG,
              die diese Fachzeitschrift ermöglichen.
                                                                                                       rheumatoider Arthritis?
              2015; 7. Jahrgang, Nr. 5
              Auflage: 5000 Exemplare
                                                                                               12      Initialbehandlung mit Biologika
              Erscheint 6 x jährlich                                                                   oder Step-Up-Verfahren bei RA?
              Nächste Ausgabe: November 2015

              Chefredaktor: Prof. Dr. Beat A. Michel                                           18      Tofacitinib, quoi de neuf en 2015?
              Redaktion
              Dr. Pius Brühlmann
              Dr. Adrian Forster
                                                                                               22      TNF-inhibitor treatment
              Dr. Andreas Krebs                                                                        in axial SpA: Is co-therapy with
              Dr. Thomas Langenegger
              Rudolf Stutz                                                                             csDMARDs of any benefit?
              Bereichseditoren Deutschschweiz
              PD Dr. Daniel Aeberli                                                            28      Ustekinumab – Ein neues
              Dr. Michael Andor
              Dr. Ulrich Böhni                                                                         biologisches Basismedikament
              Prof. Dr. Oliver Distler
              Prof. Dr. Claudio Dora                                                                   für die Psoriasisarthritis
              PD Dr. Frauke Förger
              Prof. Dr. Diego Kyburz
              Dr. Stefan Mariacher                                                             32      Apremilast dans le ­traitement
              Dr. Britta Maurer
              PD Dr. Traudel Saurenmann
                                                                                                       de l’arthrite psoriasique
              Prof. Dr. Michael Seitz
              Dr. Andrea Stärkle-Bär
              Dr. Giorgio Tamborrini
                                                                                               38      Secukinumab
              Dr. Markus Weber                                                                         ein neues Biologikum zur
              Dr. Lukas Wildi
              PD Dr. Hans-Rudolf Ziswiler                                                              Behandlung der Psoriasisarthritis
              Les éditeurs de section romandie                                                         und Spondylitis ankylosans
              PD Dr. Laure Brulhart
              Prof. Dr. Jean Dudler
              Prof. Dr. Axel Finckh                                                            42      IL-1 Blockade bei Gicht
              PD Dr. Pascal Zufferey

              Redaktionelle Aufbereitung: Michela Segura                                       44      Bildgebung
              Kreation und Layout: Tanja Fernandez, Matthias Schwyn
              Realisation: Tanja Fernandez, Matthias Schwyn                                            Bildgebende Diagnostik
              Administration: Anne Ayingol
              Druck: Stutz Druck AG
                                                                                                       der Osteoporose
              Rheuma Schweiz
              Geschäftsstelle, Pomcany’s Marketing AG
                                                                                               52      Wettbewerb
              Aargauerstrasse 250, 8048 Zürich
              info@rheuma-schweiz.ch
              Telefon: 044 496 10 70
                                                                                               54      Fortbildungskalender | Vorschau
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5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
Bei RA, AS und PsA:
                                                                                                               STARTEN* SIE
                                                                                                               MIT ENBREL ®

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                                                          2

* Wenn die vorangegangene DMARD-Therapie (bei RA und PsA) bzw. konventionelle Therapie (bei
  AS) unzulänglich war. Des Weiteren ist Enbrel® indiziert zur Behandlung von schweren aktiven und
  progressiven Formen der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat
  behandelt worden sind.1
1 Fachinformation Enbrel®, www.swissmedicinfo.ch 2 Arzneimittel-Informations-Publikationssystem SWISSMEDIC (AIPS), www.swissmedicinfo.ch (Stand Oktober 2014)

Gekürzte Fachinformation – Enbrel® (Etanercept)
Indikationen: Erwachsene: aktive rheumatoide Arthritis (RA) und Psoriasis-Arthritis (PsA), wenn das Ansprechen auf eine vorhergehende Therapie mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD)
unzulänglich war. Bei schweren aktiven und progressiven Formen der RA ohne Vorbehandlung mit Methotrexat. Ankylosierende Spondylitis (AS)/Morbus Bechterew ohne Ansprechen auf konventionelle Therapie.
Mittelschwere bis schwere Plaque-Psoriasis (PsO). Kinder und Jugendliche: juvenile idiopathische Arthritis (JIA): Polyarthritis (Rheumafaktor positiv oder negativ) und erweiterte Oligoarthritis ab dem Alter
von 2 Jahren, wenn die vorhergehende Methotrexat-Behandlung unzureichend war, Psoriasis-Arthritis ab dem Alter von 12 Jahren, wenn die vorhergehende Methotrexat-Behandlung unzureichend war, und
Enthesitis-assoziierte Arthritis ab dem Alter von 12 Jahren, wenn die vorhergehende konventionelle Therapie unzureichend war. PsO bei Kindern und Jugendlichen ab dem Alter von 6 Jahren, wenn eine andere
systemische Therapie oder Lichttherapie unzulänglich war. Dosierung: Erwachsene: 25 mg 2™× wöchentlich s.c. oder alternativ: 50 mg 1™× wöchentlich (PsO: alternativ 2™× 50 mg wöchentlich initial für 12 Wochen).
Kinder und Jugendliche: JIA: 0,4 mg/kg KG (max. 25 mg pro Dosis) 2™× wöchentlich oder 1™× wöchentlich 0,8 mg/kg KG (max. 50 mg pro Dosis) s.c. PsO: 0,8 mg/kg KG (max. 50 mg pro Dosis) 1™× wöchentlich
                                                                                                                                                                                                                    60003-429-07/15

s.c. Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Sepsis oder Risiko einer Sepsis. Die Behandlung sollte bei Patienten mit bestehenden Infektionen nicht
begonnen werden. Vorsichtsmassnahmen: Infektionen (inklusive aktive, als auch inaktive [latente] Tuberkulose und HBV), dekompensierte Herzinsuffizienz, allergische Reaktionen, hämatologische Reaktionen
und ZNS-Störungen sowie höheres Risiko für Lymphome und maligne Erkrankungen beachten. Die Anwendung von Enbrel® bei schwangeren und stillenden Frauen wird nicht empfohlen. Interaktionen:
Methotrexat hat keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Etanercept. Unerwünschte Wirkungen: Infektionen (einschliesslich Infektionen der Atemwege und schwerwiegende Infektionen), Malignome,
Reaktionen an der Injektionsstelle, Bildung von Autoantikörpern u.a. Seit der Markteinführung wurde über Fälle von Blutbildungsstörungen und ZNS-Demyelinisierungsstörungen berichtet. Packungen: Enbrel®
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung: 4 Stechampullen zu 25 mg. Enbrel® Injektionslösung in Fertigspritzen: 4 Fertigspritzen zu 25 mg oder 2 Fertigspritzen zu 50 mg. Enbrel® MyClic
(Injektionslösung im Fertigpen): 2 Fertigpens zu 50 mg. Verkaufskategorie B. Zulassungsinhaberin: Pfizer AG, Schärenmoosstrasse 99, 8052 Zürich. Ausführliche Informationen siehe Arzneimittel-Fachinformation
unter www.swissmedicinfo.ch. (FI V026)
5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015                        Editorial

              Editorial
                                                         Geschätzte Leserin, geschätzter Leser

                                                         Ganz folgend der bisherigen Tradition befasst sich der Schwerpunkt der Septemberaus-
                                                         gabe mit den Basistherapien bei chronisch entzündlichen Erkrankungen. Das Thema
                                                         ist nach wie vor hoch aktuell. Es gibt auch dieses Jahr wieder neue Therapieansätze,
                                                         dies insbesondere in der Bahandlungspalette der Psoriasisarthritis. Die Patienten mit
                                                         Hautpsoriasis und Psoriarthritis dürfen sich freuen angesichts der hohen Wirksamkeit
                                                         verschiedener neuer Substanzen.

                                                         Mehrere Artikel widmen sich den Neuerkenntnissen bezüglich optimalem Einsatz
                                                         ­sowohl der traditionellen wie auch der neueren Basistherapeutika. Es wird immer
                                                          ­k larer, dass der gezielte Einsatz individuell abgestimmter Therapien sowohl bezüglich
                                                           Wirksamkeit beim einzelnen Patienten wie auch in Berücksichtigung der Kosten
                                                           ­immer wichtiger wird.

                                                         Ergänzt wird der Schwerpunkt durch eine ausführliche Darlegung der verfügbaren
                                                         Bildgebungen zur Diagnostik der Osteoporose.

                                                         Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen Ihre Redaktion

                                                         Prof. Dr. Beat A. Michel         Dr. Pius Brühlmann       Dr. Adrian Forster

                                                         Dr. Andreas Krebs                Dr. Thomas Langenegger   Rudolf Stutz

                                                     Fachzeitschrift & Web-Portal Überall, wo Sie dieses Symbol    in der Fachzeitschrift
                                                     sehen, finden Sie weiterführende Informationen auf www.rheuma-schweiz.ch. Das
                                                     können Literaturhinweise, Downloads von Tabellen oder Artikeln sowie Beiträge der
                                                     Sponsoren sein. Sie kommen über die Website mit wenigen Klicks zu den gewünsch-
                                                     ten Informationen oder Sie können direkt www.rheuma-schweiz.ch/fachzeitschrift
                                                     eingeben. Alle Informationen befinden sich im geschützten Bereich für Fachpersonen.
                                                     Falls Sie Rheuma Schweiz vollumfänglich nutzen möchten und noch kein Passwort
                                                     haben, fordern Sie es bitte hier an: info@rheuma-schweiz.ch. Wir freuen uns darauf,
                                                     Sie auf dem Web-Portal zu begrüssen!                                                           5
5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
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Palexia® retard (Tapentadol) I: Zur Behandlung von mittelstarken bis starken prolongierten Schmerzen bzw. bei ungenügender Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika. D: Dosierung individuell dem Schweregrad der zu behan-
delnden Schmerzen anpassen. Palexia retard sollte zweimal täglich, ungefähr alle 12 Stunden eingenommen werden. Gesamtdosen von mehr als 500 mg Palexia retard wurden nicht untersucht und werden daher nicht empfoh-
len. KI: Überempfindlichkeit gegen Tapentadol oder einen sonstigen Bestandteil. Ausgeprägte Atemdepression, akutes oder starkes Bronchialasthma oder Hyperkapnie. Paralytischer Ileus. Akute Intoxikation durch Alkohol,
Schlafmittel, zentral wirksamen Analgetika oder psychotropen Substanzen. Nicht therapeutisch kontrollierte Epilepsie. VM: Entsprechend der Anwendung potenter Opioide in der Schmerztherapie ist die entsprechende me-
dizinische Sorgfaltspflicht vorausgesetzt. IA: Die Einnahme von Palexia ist bei gleichzeitiger Einnahme von MAO-Hemmern kontraindiziert. Bei gleichzeitiger Anwendung von Substanzen, die ebenfalls auf das Zentralnerven-
system wirken, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung zu rechnen. UW: Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Somnolenz, Kopfschmerzen, Appetitverlust, Angst, Verwirrtheit, Halluzinationen, Schlaf-
störungen, abnormale Träume, Tremor, Erröten, Obstipation, Diarrhö, Verdauungsstörungen, Mundtrockenheit, Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, Hautausschlag, Muskelspasmen, Erschöpfung,
Müdigkeit, Gefühl der Körpertemperaturveränderung. P: Palexia 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg und 250 mg à 30 und 60 Retardtabletten. Kassenzulässig. Liste A+. Ausführliche Angaben siehe
www.swissmedicinfo.ch. Grünenthal Pharma AG, 8756 Mitlödi, Tel. 055 647 31 31, www.palexia.ch
5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015                   Schwerpunkt Neue Basistherapien

                   Neue Basistherapien bei
                   systemischen Rheumaerkrankungen
                                          PD Dr. Adrian Ciurea                         Achse kaum die Aktivität der rheumatoiden
                                          Rheumaklinik                                 Arthritis, während sie bei der Psoriasis und den
                                          UniversitätsSpital Zürich                    Spondyloarthritiden zu erstaunlichen neuen Er-
                                                                                       kenntnissen geführt hat (Fig. 1).

                                                                                       Diese Ausgabe der Fachzeitschrift Rheuma Schweiz
                                                                                       widmet sich insbesondere den neueren Basisthera-
                   Die Behandlung von entzündlich-rheumatischen                        peutika welche bereits auf dem Markt sind oder
                   ­Erkrankungen befindet sich in einem stetigen Wan-                  kurz vor der Markteinführung stehen. Diese Präpa-
                    del, da neue Immunsuppressiva aus der Gruppe der                   rate werden in den Kontext von bereits erarbeiteten
                    gezielt-synthetischen Basistherapeutika (Tofaciti-                 Behandlungsstrategien gestellt (Rolle der konventi-
                    nib, Apremilast) sowie neue Biologika in immer                     onellen-synthetischen Basistherapeutika in Mono-

   Tabelle 1:                                                            Basistherapeutika (DMARDs)
   Einteilung
  der Basis-                           Synthetische Basistherapeutika                        Biotechnologische Basistherapeutika (Biologika)
therapeutika
                      Konventionelle Synthetische             Gezielte Synthetische                                         Äquivalente Biologika
                                                                                            Original-Biologika
                          Basistherapeutika                    Basistherapeutika                                               = Biosimilars

                   ­ ürzer werdenden Abständen auf den Markt kom-
                   k                                                                   therapie oder als Kombinationspartner, «Treat-to-
                   men (Tabelle). Lange Zeit standen uns nur TNF-                      Target», «Step-Up»-Verfahren).
                   Hemmer als Biologika zur Verfügung. Diese zeigten
                   bei einer Vielzahl von pathogenetisch unterschied-                  Was wird uns die Zukunft bringen? Angesichts der
                   lichen Erkrankungen eine eindeutige Wirkung.                        Tatsache, dass Biologika mit unterschiedlichen
                   Nun wird immer klarer, dass weiter distal im mole-                  Wirkmechanismen in der Regel ähnliche Ansprech-
                   kularen Taxonomie-Baum der inflammatorischen                        raten zeigen und keines eine vollständige Wieder-
                   Zytokine unterschiedliche Botenstoffe bei verschie-                 herstellung der Immunhomöostase erzielen kann,
                   denen Erkrankungen eine entscheidende Rolle spie-                   wird wahrscheinlich ein Eingriff an verschiedenen
                   len 1. So beeinflusst die Hemmung der IL-23/ IL-17-                 Orten des Immunsystems notwendig sein 2. Versu-

                                                                                                                 +                         =
                                                                                       Figur 2: Schematische Darstellung eines bi-spezifischen Antikörpers.

Figur 1: Molekularer Taxonomie-Baum inflammatorischer Zytokine
(modifiziert nach Ref.1).

                                                                                                                                                              7
5 Neue Basistherapien Fortbildung und Informationen für Fachleute - Rheuma Schweiz
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015               Schwerpunkt Neue Basistherapien

                   che, verschiedene Biologika zu kombinieren, schei-            welcher gleichzeitig TNF-alpha und Interleukin-17
                   terten bisher entweder an einer nicht akzeptablen             erkennt, könnte einen Durchbruch darstellen 6.
                   höheren Rate von Infektionen 3, oder am fehlenden
                   Nachweis eines zusätzlichen Benefits im Vergleich             Mit diesem kurzen Ausblick auf zukünftige Thera-
                   zu den Einzelpräparaten 4. Es gibt jedoch auch Licht-         piemöglichkeiten, wünsche ich Ihnen viel Vergnü-
                   blicke. Vor mehr als 30 Jahren überraschten Mil-              gen bei der Lektüre dieser Ausgabe!
                   stein und Cuello die Fachwelt mit der Herstellung
                   von bi-spezifischen Antikörpern (Fig. 2) 5. Seither                         Die Literaturhinweise aller Artikel finden
                   sind diesbezüglich erstaunliche Fortschritte ge-                            Sie unter:
                   macht worden und ein neuer Antikörper-Konstrukt,                            www.rheuma-schweiz.ch / fachzeitschrift

                       konventionelle
                   Spielen
                   DMARDs noch eine Rolle
                   bei rheumatoider Arthritis?
                                          Dr. Adrian Forster                     grösseren Langzeiterfahrung und einer einfacheren
                                          Rheumaklinik                           Applizierbarkeit und Lagerung.
                                          Kantonsspital Winterthur

                                                                                 Bei der RA gilt Methotrexat seit jeher als das First-
                                                                                 Line-Basismedikament schlechthin 1. Sämtliche bis-
                                                                                 lang verfügbaren Biologika wurden deswegen (al-
                                                                                 lein und in Kombination) mit Methotrexat verglichen,
                   Die bei der rheumatoiden Arthritis (RA) am häu-               insbesondere auch im De-Novo-Einsatz. Solche Stu-
                   figsten angewandten konventionellen ­Disease                  dien mit TNF-Hemmern haben gezeigt, dass deren
                                                                                 Wirkung schneller eintritt, dass sie aber im Verlauf
                   modifying antirheumatic drugs (DMARDs) sind
                                                                                 klinisch nicht besser als jene von Methotrexat
                   Methotrexat, Leflunomid, Sulfasalazin und                     ist 2– 4. Bislang konnte einzig für Tocilizumab ein ge-
                   ­H ydroxycholoroquin. Gegenüber den Biologika                 genüber Methotrexat statistisch signifikant besse-
                   haben sie die Nachteile eines späteren Wirkungs-              res Ansprechen gezeigt werden 5. Wurde in solchen
                                                                                 Studien aber der radiologische Verlauf mit Metho­
                   eintritts, eines schlechteren antierosiven Effekts
                                                                                 trexat verglichen, schnitten die TNF-Hemmer und
                   und eines grösseren Nebenwirkungspotentials.                  andere Biologika im Durchschnitt besser als Me-
                   Die mit ihnen erzielbare klinische Wirkung ist aber           thotrexat ab 3, 4. Auch hinsichtlich subjektiver Ver-
                   durchaus mit jener von Biologika vergleichbar,                träglichkeit sind die Biologika Methotrexat überle-
                   ihr Infektionsrisiko ist kleiner und nicht zuletzt            gen. Zur Behandlung des Wirbelsäulenbefalls bei
                                                                                 den Spondyloarthritiden ist der primäre Einsatz von
                   sind ihre Kosten um ein Vielfaches geringer. In der
                                                                                 TNF-Hemmern schon lange Standard. Es erstaunt
                   Primärtherapie der RA sind die konventionellen                deswegen nicht, dass in der Praxis der primäre Ein-
                   DMARDs deswegen weiterhin Standard, und auch                  satz von Biologika bei der RA immer mehr favori-
                   für die Kombinationstherapie mit Biologika haben              siert wird, auch wenn dafür in der Schweiz keine
                                                                                 Kassenzulässigkeit besteht.
                   sie einen unverändert hohen Stellenwert.

                                                                                 Gerade die oben erwähnten Vergleichsstudien zeigen
                   Primärer Einsatz konventioneller DMARDs                       aber sehr schön, dass Methotrexat weiterhin seinen
                   Gegenüber den Biologika haben die herkömmlichen               festen Platz in der primären Basistherapie der RA
                   DMARDS die Vorteile viel geringerer Kosten, einer             ­behalten darf: Beispielsweise haben in der COMET-

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Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015               Schwerpunkt Neue Basistherapien

 Step-down-Strategie                                      Step-up-Strategie                                     Sequenz-Strategie
 Prinzip: Beginn mit Kombination,
                                                          Prinzip: Zugabe einer Substanz bei ungenügender       Prinzip:Austausch einer unzureichenden Substanz
 Ausschleichen einzelner Substanzen nach Erreichen
                                                          Wirkung der bisherigen Substanz(en)                   mit einer anderen (jeweils Mono­t herapie)
 einer Remission

 Indikationen: Früh im Verlauf, stark aktive Erkran-                                                            Indikationen: Spät im Verlauf, wenig aktive Erkran-
                                                          Indikation: Partielle Wirksamkeit einer bereits
 kung, wenig potente Substanzen und Patienten mit                                                               kung, stark potente Substanzen und Patienten mit
                                                          etablierten Therapie
 guter Medikamententoleranz                                                                                     schlechter Medikamenten­t oleranz

Tabelle 1: Therapiestrategien: Prinzip und Indikationen

                   Studie bei früher RA (Krankheitsdauer ­weniger als                 therapie der RA keineswegs eingebüsst! Die unter
                   2 Jahre) unter Methotrexat nach 12 Monaten mehr als                ­Methotrexat kaum erhöhte Infektneigung und seine
                   ein Viertel der Patienten eine Remission (DAS28                     viel geringeren Kosten sind zusätzliche Argumente,
                   < 2.6) erreicht, nämlich 28 %, und mehr als die Hälfte              bei guter Verträglichkeit und Erreichen einer Re-
                   der Patienten blieb anerosiv, nämlich 59% 6.                        mission auch langfristig auf Methotrexat zu setzen,
                                                                                       je nach Krankheitsaktivität in Kombination mit
                   Zu berücksichtigen ist, dass in all diesen vergleichen-             ­anderen herkömmlichen DMARDs 10 –12. Als ausge-
                   den Studien Methotrexat nur peroral angewandt                          zeichnete Alternative zu Methotrexat kommt selbst-
                   wurde mit einer Maximaldosierung von ­lediglich                        verständlich auch Leflunomid in Frage, welches sich
                   20 mg /w, was nicht optimal ist. Mit Aufdosieren bis                   ebenfalls bestens kombinieren lässt. Die traditionel-
                   30 mg /w und parenteraler Gabe kann ein grösserer                      len Basistherapeutika haben somit noch lange nicht
                   Anteil der Patienten in Remission gebracht wer-                        ausgedient! Entsprechend werden sie weiterhin
                   den 7–8. In der Praxis lässt sich Methotrexat zudem                    ­uneingeschränkt zur Primärtherapie der rheumato-
                   bestens mit anderen herkömmlichen DMARDs kom-                           iden Arthritis empfohlen 13. Die Kunst in der Praxis
                   binieren. Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit                   besteht darin, jene Patienten für herkömmliche
                   der klassischen Dreierkombination von konventionel-                  ­Substanzen zu selektieren, welche darunter eine
                   len Substanzen, nämlich Methotrexat, Sulfasalazin                     ­Remission erreichen und anerosiv bleiben.
                   und Hydroxychloroquin, wurde durch O’Dell im
                   ­Vergleich zur Kombination von ­Methotrexat und                    Herkömmliche DMARDs werden bei der Step-Down-,
                    ­Etanercept in der TEAR- und RACAT-Studie gezeigt:                Step-Up- und Sequenzstrategie angewandt (Tabelle
                     Klinisch kann mit der ­herkömmlichen Dreierkombi-                1). Je aktiver und destruierender eine frühe rheuma-
                     nationstherapie ein ­nahezu identisches Ansprechen               toide Arthritis ist, umso eher wird man eine Step-
                     wie mit der Kombination von Methotrexat und Eta-                 Down-Strategie wählen. Eine konsequente Step-up-
                     nercept erreicht werden. Die Hemmung der Gelenk-                 Strategie im Sinne von «Treat to Target» ist der
                     destruktion ist gegenüber der Zweierkombination                  Step-down-Strategie allerdings kaum unterlegen 15.
                     mit dem Biologikum aber etwas weniger gut und
                     zwar vor allem zu Beginn, was mit dem verzögerten                Werden Steroide als Überbrückungstherapie bis
                     Wirkungseintritt der herkömmlichen Substanzen zu-                zum Wirkungseintritt von Methotrexat schlecht
                     sammenhängt 14 –17. Zur Überbrückung der Zeit bis                ­toleriert (z. B. bei Diabetes mellitus) oder wirken sie
                     zum Wirkungseintritt der herkömmlichen DMARDs                     ungenügend, lässt sich ein primärer Einsatz von
                     lassen sich in der Praxis im Gegensatz zum Studi-                 ­Biologika aber selbstverständlich rechtfertigen.
                     ensetting Steroide in höheren Dosierungen und auch
                     intraartikulär ­einsetzen, was zu wesentlich höheren
                     Remissionsraten und einem besseren antierosiven
                                                                                        Zusätzliche Wirkung der herkömmlichen DMARDs
                     Effekt führt. Ein gutes Beispiel ist die TICORA-Stu-
                     die, in welcher bei bedarfsorientierter Anwendung                  Verringerung der Clearance des Biologikums, wodurch seine Konzentration
                     herkömmlicher ­Basismedikamente (Sulfasalazin,                     ansteigen und seine Wirkung zunehmen kann
                     Methotrexat, Hydroxychloroquin, Ciclosponin A) und                 Zunahme der immunologischen Toleranz des Biologikums, wodurch im
                     intraartikulärer Steroide nach 18 Monaten über 70 %                ­L angzeitverlauf eine Beschleunigung der Clearance, eine Abnahme
                     der Patienten eine Remission erreicht haben 9.                      der Konzentration und damit eine Verkürzung des Drug Survival vermieden
                                                                                         werden können

                   Zusammenfassend hat Methotrexat somit seinen                       Tabelle 2: Vorteile der Kombination traditioneller
                   Stellenwert als First-Line-Substanz in der Basis­                  immunsupprimierender DMARDs mit einem Biologikum

                                                                                                                                                                      9
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                                                                                           gikums verringern und dadurch dessen Bioverfüg-
                                                    Biologika (zusammen mit konventi-
 Konventionelle DMARDs                                                                     barkeit und damit Wirkung erhöhen, weswegen von
                                                    onellen DMARDs, falls möglich)
                                                                                           einem synergistischen Effekt gesprochen werden
                                                    Unzureichende Wirkung/Verträg-
 Primärtherapie                                                                            kann. Ein solcher wurde für Infliximab und Adali-
                                                    lichkeit konventioneller DMARDs
                                                                                           mumab gezeigt. Eine Begleittherapie mit Methotre-
                                                     Rasch erforderlicher
 Gering bis mässig aktive Erkrankung
                                                    ­W irkungseintritt
                                                                                           xat vermindert die Clearance von Adalimumab um
                                                                                           circa 40 %, wodurch höhere Adalimumab-Konzentra-
 Kein oder gering destruierender Verlauf            Steroidintoleranz                      tionen erreicht werden. Die dadurch erzielbare
                                                     Mässig bis stark aktive               ­Wirkungsverstärkung hängt von der Dosierung von
 Erhöhtes Infektionsrisiko
                                                    ­E rkrankung                            Methotrexat ab. In der CONCERTO-Studie konnte
                                                                                            ­gezeigt werden, dass der ­Effekt von Methotrexat 10
                                                    Stark destruierender Verlauf
                                                                                             bzw. 20 mg per os wöchentlich in Kombination mit
Tabelle 3: Konventionelle DMARDs versus Biologika (Differentialindikation)                   Adalimumab etwa ähnlich war, dass bei tieferen
                                                                                             ­Dosierungen von Methotrexat aber ein geringerer
                   Nach dem mutmasslichen Wirkungseintritt von Me-                            ­Effekt zu erwarten ist 19. Die Arbeit legt nahe, dass
                   thotrexat darf dann aber nicht der Versuch unterlas-                         bei der Kombination von Methotrexat mit Adali-
                   sen werden, das Biologikum wieder auszuschleichen.                          mumab im Falle einer schlechten Toleranz von Me-
                                                                                               thotrexat dessen Dosierung ohne wesentlichen
                   Kombination konventioneller DMARDs                                          ­Nachteil auf minimal 10 mg wöchentlich reduziert
                   mit Biologika                                                                werden kann.
                   Seit Verfügbarkeit der Biologika wurde deren Wir-
                   kung nicht nur mit Methotrexat als Monotherapie                         Manche Langzeitstudien lassen zudem annehmen,
                   verglichen, sondern auch mit der Kombination des                        dass die langfristige immunologische Toleranz
                   Biologikums mit Methotrexat. In den meisten Stu-                        ­eines Biologikums durch dessen Kombination mit
                   dien zeigte sich, dass Methotrexat zusätzlich zum                        einem konventionellen immunsupprimierenden
                   Biologikum einen mehr oder weniger additiven ­Effekt                     DMARD und insbesondere Methotrexat erhöht wird;
                   hat, weswegen bei aggressiven Formen der rheuma-                         ein Mechanismus könnte die Vermeidung einer
                   toiden Arthritis eine Kombination von Biologikum                         ­Bildung von Anti-Drug-Antikörpern sein. Dies gilt
                   und herkömmlicher Substanz empfohlen wird, falls                          insbesondere für Biologika mit einem hohen nicht
                   letztere nicht unverträglich oder unwirksam ist. So-                      humanen Anteil der Molekularstruktur wie z. B. bei
                   mit wird die Step-Up-Strategie verfolgt (Tabelle 1).                    Infliximab. Dadurch können im Langzeitverlauf
                   Rituximab und Golimumab sind nur in Kombination                         eine Beschleunigung der Clearance, eine Abnahme
                   mit Methotrexat kassenpflichtig; allerdings zeigen                      der Konzentration und somit eine Verkürzung des
                   Registerdaten, dass diese Substanzen durchaus in                        Drug Survival vermieden werden.
                   Monotherapie verwendet werden können. Die Step-
                   up-Strategie scheint einzig bei Tocilizumab gegen-                      Stellenwert der herkömmlichen DMARDs
                   über der Sequenztherapie keinen Vorteil zu haben 18.                    In der Therapie der RA haben die herkömmlichen
                   Es ist auch durchaus möglich, mehrere herkömmli-                        Basismedikamente ihren Stellenwert vor allem bei
                   che Basistherapeutika mit einem Biologikum zu kom-                      einer gering bis mässig aktiven Erkrankung, bei
                   binieren; allerdings sollte in üblicher Dosierung                       ­einem nur wenig destruktiven Verlauf und bei
                   nicht mehr als ein immunsuppressives traditionelles                      ­Patienten mit einem erhöhten Infektionsrisiko (Ta-
                   Basistherapeutikum angewandt werden, um das In-                           belle 3). In der Primärtherapie der RA sind sie wei-
                   fektionsrisiko nicht zu stark zu erhöhen. Beispiels-                      terhin Standard. Wegen des verzögerten Wirkungs-
                   weise ist also eine Kombination von üblich dosiertem                      eintritts, des hohen Nebenwirkungspotentials und
                   Methotrexat und Leflunomid in Kombination mit ei-                         des häufigen Bedarfs für Kombinationen erfordert
                   nem Biologikum nicht zu empfehlen. Die Zugabe                             ihre Anwendung Geschick und viel Erfahrung. Wer-
                   nicht immunsuppressiver herkömmlicher DMARDs                              den sie sorgfältig auf die individuellen Bedürfnisse
                   wie z. B. Sulfasalazin und Hydroxychloroquin hat                          des Patienten bzw. der Erkrankung abgestimmt, ge-
                   den Vorteil einer additiven Wirkung ohne den Preis                        lingt es häufig, eine Remission zu erreichen und auf
                   einer Erhöhung des Infektionsrisikos; bislang wurde                       Biologika zu verzichten.
                   sie in Studien allerdings kaum evaluiert.
                                                                                                          Die Literaturhinweise aller Artikel finden
                   Eine immunsuppressive herkömmliche Begleitthera-                                       Sie unter:
                   pie mit Methotrexat kann die Clearance eines Biolo-                                    www.rheuma-schweiz.ch/fachzeitschrift

10
EIN KLARES ZIEL – VON ANFANG AN

Kurzfachinformation CIMZIA® Injektionslösung. Certolizumab pegol I: Morbus Crohn (MC): indiziert zur Induktion/Aufrechterhaltung eines klinischen Ansprechens und einer Remission bei Patienten
mit aktivem Morbus Crohn, die auf eine konventionelle Behandlung nicht ausreichend angesprochen haben. Rheumatoide Arthritis (RA): In Kombination mit Methotrexat (MTX) für die Behandlung der
mittelschweren bis schweren, aktiven rheumatoiden Arthritis bei erwachsenen Patienten, wenn das Ansprechen auf langwirksame Antirheumatika (Disease-Modifying Antirheumatic Drugs [DMARDs])
einschliesslich MTX ungenügend war. In Fällen von Unverträglichkeit gegenüber MTX oder wenn die Fortsetzung der Behandlung mit MTX ungeeignet ist, kann CIMZIA® als Monotherapie verabreicht
werden. Psoriatische Arthritis (PsA): In Kombination mit MTX zur Behandlung aktiver psoriatischer Arthritis von erwachsenen Patienten, welche auf eine Therapie mit DMARDs unzureichend angespro-
chen haben. In Fällen von Unverträglichkeit gegenüber MTX oder wenn die Fortsetzung der Behandlung mit MTX ungeeignet ist, kann CIMZIA® als Monotherapie verabreicht werden. Axiale Spondyloar-
thritis (axSpA): indiziert zur Behandlung der schweren aktiven axialen Spondyloarthritis bei erwachsenen Patienten, einschliesslich Patienten mit schwerer aktiver ankylosierender Spondylitis und Pati-
enten mit schwerer aktiver nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis, die auf eine konventionelle Therapie unzureichend angesprochen haben oder NSAIDs nicht vertragen. Patienten mit
schwerer aktiver nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis sollten objektive Anzeichen einer Entzündung im MRI und durch erhöhtes CRP zeigen. D: MC: subkutane Injektion bei Erwachsenen
400 mg in Woche 0, 2 und 4, danach 400 mg alle 4 Wochen. RA: subkutane Injektion bei Erwachsenen 400 mg in Woche 0, 2 und 4, danach 200 mg alle 2 Wochen oder, wenn eine Dosis alle 2 Wochen nicht
durchführbar ist, 400 mg alle 4 Wochen. PsA: subkutane Injektion bei Erwachsenen 400 mg in Woche 0, 2 und 4, danach 200 mg alle 2 Wochen. Bei Ansprechen der Patienten kann als alternative Dosie-
rung 400 mg alle 4 Wochen berücksichtigt werden. axSpA: subkutane Injektion bei Erwachsenen 400 mg in Woche 0, 2 und 4, danach 200 mg alle 2 Wochen oder 400 mg alle 4 Wochen. Kinder (0-17
Jahre): Die Anwendung, Sicherheit und Wirksamkeit von CIMZIA® bei Kindern und Jugendlichen ist bisher nicht geprüft worden. Senioren (> 65 Jahre): Bei der Behandlung älterer Patienten ist Vorsicht
geboten. Bei älteren Patienten ist keine Dosisanpassung erforderlich. Für eine Dosierungsempfehlung bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen liegen keine ausreichenden Daten vor. KI:
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe. Diagnose von aktiver Tuberkulose oder anderen schweren Infektionen, wie z.B. eine Sepsis, ein Abszess oder opportunistische
Infektionen. Mässige bis schwere Herzinsuffizienz (NYHA Klasse III/IV). VM: Immunsuppression, Infekte (wie z.B. Tuberkulose), Hepatitis B Virus- (HBV) Reaktivierung, maligne Tumore und lymphoproli-
ferative Störungen (inkl. Melanom und Merkelzellkarzinoma), Herzinsuffizienz, hämatologische Ereignisse, neurologische Ereignisse, Überempfindlichkeit, Autoimmunität, Immunisierung, gleichzeitige
Anwendung mit anderen Biologika, Operationen, aPPT-In-Vitro-Tests, Dünndarmobstruktion, ältere Patienten, Schwangerschaft und Stillzeit. UW (häufig): bakterielle Infektionen (inkl. Tuberkulose und
Abszesse), virale Infektionen (inkl. Herpes, Papillomavirus und Influenza), Leukopenie (inkl. Lymphopenie, Neutropenie), eosinophile Störungen, sensorische Störungen (inkl. Parästhesie), Kopfschmerzen
(inkl. Migräne), Übelkeit und Erbrechen, Hepatitis (erhöhte Leberenzymwerte), Hautausschlag, Schmerzen des Bewegungsapparats, Anzeichen und Symptome von rheumatoider Arthritis, Fieber,
Schmerz (beliebige Lokalisation), Asthenie, Pruritus (beliebige Stelle), Reaktionen an der Injektionsstelle (inkl. Schmerz, Quetschung, Hämatom, Rötung, Ödeme, Irritationen, Verfärbungen, Nekrosen,
Phlebitis, Ulzera), Erschöpfung. IA: Die Kombination von CIMZIA® mit Anakinra oder Abatacept wird nicht empfohlen. Packungen: 2 gebrauchsfertige Spritzen zu je 200 mg Certolizumab pegol in 1ml.
Abgabekategorie B. Kassenzulässig. Kostengutsprache nötig (siehe SL). Detaillierte Informationen siehe www.swissmedicinfo.ch.
© UCB-Pharma AG, all rights reserved, 2015.

Referenzen: 1. Kurzfachinformation CIMZIA®. www.swissmedicinfo.ch.

                                                                                                                                                                    CIMZIA® AXSPA Inserat/0615DPOM

                                                                                                                                              © 2015 UCB-Pharma AG. All rights reserved.
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015               Schwerpunkt Neue Basistherapien

                   Initialbehandlung mit Biologika
                   oder Step-Up-Verfahren bei RA?
                                          Dr. Piotr Urbaniak                     ren werden hochtitrige RF/ACPA-Positivität, sehr
                                          Rheumatologie                          hohe Krankheitsaktivität und frühe Gelenksschädi-
                                          Universitätsspital Basel               gung beschrieben. Ein Therapiebeginn mit einem
                                                                                 bDMARD oder Tofacitinib bei csDMARD-naiven
                                                                                 ­Patienten kommt in den Empfehlungen nicht vor.
                                                                                  Wenn sämtliche Therapieempfehlungen auf eine
                                                                                  ­aggressive Krankheitskontrolle ausgerichtet sind,
                                          Prof. Dr. Diego Kyburz                   stellt sich die Frage, ob nicht ein sofortiger Beginn
                                          Rheumatologie                            einer Biologikatherapie zusätzlichen Nutzen
                                          Universitätsspital Basel                 brächte, insbesondere vor dem Hintergrund, dass
                                                                                   50 –75% der Patienten mit früher RA unzureichend
                                                                                   auf eine MTX-Therapie (mit oder ohne low dose
                                                                                   ­Glucokortikoiden) innerhalb von 6–12 Monaten an-
                                                                                    sprechen 3– 9.
                   Das Management der Rheumatoiden Arthritis (RA)
                   hat sich in den letzten 20 Jahren nicht nur durch die          Anlässlich des DGRh-Kongresses 2011 fand eine
                   Entwicklung und Zulassung neuer, potenter Medi-                ­interessante TED-Abstimmung statt, in welcher an-
                   kamente stark verändert. Die Einigung auf verläss-              hand hypothetischer Fallbeispiele die Therapie­
                   liche Beurteilungsmethoden, deren Anwendung in                  entscheidungen von deutschen Rheumatologen
                   Studien und im klinischen Alltag sowie die Erkennt-             ­erhoben wurden 10. Kurz davor wurden die EULAR-
                   nisse der Vorteile einer aggressiven Behandlung der           Therapiealgorithmen und das Treat-To-Target-Kon-
                   frühen RA flossen in die laufend ergänzten Empfeh-            zept publiziert, die auch wirtschaftliche Aspekte
                   lungen ein. Die Verbesserung der technischen Hilfs-           ­berücksichtigen.
                   mittel wie Ultraschall und MRI ermöglichen eine
                   Vereinfachung der Therapieentscheide.                         Bei diesen TED-Umfragen wurden Fälle konstruiert,
                                                                                 in denen nahe Angehörige betroffen waren.
                   Dies führte zur Empfehlung der «Treat-To-Target»-
                   Strategie mit initial engmaschigen Kontrollen und             Im ersten Fall entwickelt Ihr/e Ehefrau /mann
                   therapeutischen Anpassungen mit dem Ziel einer                ­innerhalb von 6 Wochen die typischen Symptome
                   Vollremission oder zumindest einer tiefen Krank-               ­einer RA mit folgender Konstellation:
                   heitsaktivität 1.
                                                                                 DAS28-CRP 6,1. RF und ACPA positiv, Nichtraucher,
                    Gemäss Update der EULAR-Empfehlungen zur Be-                 sonografisch aktive Synovitis der Hände, kleine
                    handlung der RA von 2013 kommt als Therapie der              ­Erosion am Processus styloideus ulnae sowie MTP
                    1. Wahl ein csDMARD (conventional synthetic                   V beidseits.
                    DMARD), meist Methotrexat, allenfalls kombiniert
                    mit tief dosierten Glucokortikoiden, zum Einsatz 2.          Die meisten befragten Kollegen hätten hier entspre-
                    In diese Empfehlungen fliessen explizit auch die             chend den Leitlinien mit einer MTX-Monotherapie
                    Medikamentenkosten ein. Falls Methotrexat kontra-            begonnen. Allerdings gaben 14% der befragten Kol-
                    indiziert oder nicht vertragen wird, sollte die Gabe         legen an, dass sie eine Kombinationstherapie mit
                    von Sulfasalazin oder Leflunomid erwogen werden.             Biologika durchführen würden.
                    Falls das Therapieziel mit dem ersten csDMARD
                    nicht erreicht wird, sollte bei Vorliegen ungünstiger
                    prognostischer Faktoren ein bDMARD hinzugege-
                    ben werden (TNFα-Hemmer oder Abatacept oder
                   ­Tocilizumab). Als ungünstige prognostische Fakto-

12
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015        Schwerpunkt Neue Basistherapien

                   Im zweiten Fall weist Ihr erwachsenes Patenkind          Anteil der Patienten wirksam, sodass eine TNF-
                   mit einer bisher gut eingestellten RA unter MTX          Hemmer Monotherapie aus der Perspektive der
                   15mg p.o. ohne Destruktionen seit 6 Wochen eine          ­Kosteneffizienz nicht empfohlen wird. Das beste
                   Schubsituation trotz Prednisolon-Stoss auf, und Sie       Kosten-Nutzen Verhältnis wurde für MTX und Eta-
                   wollen seine Cellokarriere erhalten:                      nercept beschrieben. Nach TNF-Versagen scheint
                                                                             die kosteneffizienteste Therapie Rituximab zu sein.
                   DAS 28-CRP 5,8. RF negativ, ACPA positiv, Nichtrau-       Allerdings fehlen Kostenberechnungen bei Lang-
                   cher. MRI der Hände: ausgeprägte Carpusarthritis,         zeituntersuchungen, bei denen Biologika früh ein-
                   keine Erosionen.                                          gesetzt, bei Vollremission das Intervall verlängert
                                                                             oder das Medikament gestoppt wurde. Spätfolgen
                   Fast zwei Drittel der Kollegen stimmten für den           der insuffizient behandelten RA (z. B. Prothesen,
                   ­Einsatz einer Kombinationstherapie mit Biologika,        ­Synovektomien usw.) wurden nicht berücksichtigt.
                    während 21,2 % primär ein zusätzliches csDMARD            Möglicherweise fehlen uns noch 10 weitere Jahre
                    einsetzen würden. Gemäss EULAR-Empfehlungen               ­Erfahrung.
                    ist in dieser Situation der Einsatz eines Biologikums
                    zumindest diskutabel.                                   Studien zur Initialbehandlung mit Biologika
                                                                            Es werden zunehmend Studien mit DMARD-naiven
                   Das Resultat lässt darauf schliessen, dass Biologika     Patienten publiziert, in welchen die Überlegenheit
                   als wirksamere Therapie gegenüber DMARD-add on           der Biologika im Vergleich zur empfohlenen Basis-
                   angesehen werden, insbesondere bei einer delika-         therapie mit MTX-Monotherapie gezeigt wird. Mit
                   ten Indikationsstellung wie der Behandlung naher         diesen mehrheitlich pharmagesponserten Studien
                   Angehöriger. Faktoren, die über die Transition           wird der stattgefundene Paradigmenwechsel hin zur
                   zum TNF-Hemmer entscheiden, sind demnach nicht           hit hard and early-Strategie weiter vorangetrieben.
                   nur die oben beschriebenen, prognostisch ungüns-
                   tigen Risikofaktoren, sondern auch die klinische          Das Anfang 2014 erschienene Review über die
                   ­Erfahrung.                                               ­Wirksamkeit von Biologika gibt eine Übersicht über
                                                                              relevante Arbeiten, die verschiedene Therapie­
                   Wirtschaftliche Aspekte                                    konstellationen, insbesondere bei DMARD-naiven
                   Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen                Patienten, miteinander vergleichen 13. Arbeiten mit
                   ­regelt momentan die Verschreibungspraxis und            ­einem Step-Up-Arm sind rar.
                    schränkt die first line Biologikagabe ein. Letztere
                    ist nicht kassenzulässig und wird meist nicht über-     Initiale Kombinationstherapie vs. DMARD-
                    nommen.                                                 Monotherapie (Auswahl)
                                                                            Die 2009 erschienene GUEPARD-Studie ist eine der
                   Verschiedene Publikationen befassen sich mit den         wenigen Arbeiten, die eine initiale Biologika-­
                   wirtschaftlichen Aspekten einer Biologikatherapie        Kombinationstherapie mit einer Step-Up-Therapie
                   bei DMARD naiver Früh-RA 11, 12. Die Interpretation      (3 Monate MTX-Mono, Biologika additiv bei erhöhter
                   solcher Daten ist schwierig, da unterschiedliche         Aktivität) bei Früh-RA vergleicht und dem klini-
                   Faktoren berücksichtigt werden müssen (z. B. wel-        schen Alltag sehr nahe kommt 14. Die Zahl der ein-
                   che ACR-Response Rate ist relevant für die Arbeits-
                   fähigkeit, unterschiedliche Berechnungen der qua-
                   lity-adjusted life-years (QALY), welche Kosten /
                   QALY gelten als kosteneffizient usw.).

                   Darunter wurden unter anderem Infliximab in Kom-
                   bination mit MTX, Etanercept Monotherapie versus
                   MTX und Adalimumab Monotherapie versus Kombi-
                   nationstherapie mit MTX verglichen. MTX ist ver-
                   gleichsweise günstig und in einem beträchtlichen

                                                                                                                                    13
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015         Schwerpunkt Neue Basistherapien

                    geschlossenen Patienten war allerdings mit insge-         gleichbarem Studiendesign zeigten die OPTIMA-
                    samt 65 Patienten tief. In der Gruppe 1 wurden            Studie 17 und die GO-BEFORE Studie (Golimumab),
                    Patienten mit Früh-RA (< 6 Monate) mit MTX max.           ebenfalls ohne Step-Up Behandlung 18.
                    20 mg / Woche und Adalimumab 40 mg alle 2 Wo-
                    chen behandelt. Bei fehlendem Ansprechen konnte           In der AGREE-Studie wurde bei aggressiver Früh-
                    nach 12 Wochen Adalimumab durch Etanercept                RA mit schlechten prognostischen Faktoren ein sig-
                    oder Leflunomid ersetzt werden. Die Gruppe 2              nifikant besseres Outcome bezüglich klinischer
                    wurde mit MTX-Monotherapie behandelt. Falls diese         ­A ktivität und radiologischer Progression in der
                    Gruppe nach 12 Wochen keine geringe Krankheits-            ­Abatacept plus MTX-Gruppe versus MTX plus Place-
                    aktivität erreichte (DAS28 > 3,2) wurde folgendes           bogruppe nachgewiesen 19. Nach einem Jahr erhiel-
                    Step-Up-Verfahren angewendet: Entweder MTX                  ten alle Patienten open-label Abatacept plus MTX.
                    plus Adalimumab wöchentlich oder zweiwöchent-               Dies führte zu einem vergleichbaren klinischen
                    lich, MTX plus Etanercept (2x25mg / Woche) oder             Outcome. Die radiologische Progression konnte
                    MTX plus Leflunomid. In beiden Gruppen wurden               zwar nach Hinzugabe von Abatacept im zweiten
                    bei Erreichen einer Vollremission Medikamente               Jahr verbessert werden, verhielt sich aber weiterhin
                    ausgeschlichen und bei erneuter Aktivität wieder            zugunsten der initialen Kombinationstherapie-
                    eingesetzt. Primärer Endpunkt war der Anteil der            Gruppe.
                    Patienten mit tiefer Krankheitsaktivität, die nach 12
                    Wochen keinen und nach einem Jahr wieder einen             In der IMAGE-Studie wurden bei MTX-naiven,
                    TNF-Hemmer hatten. Zudem wurden die klinische              mehrheitlich seropositiven Patienten MTX-Monothe-
                    Aktivität und die radiologische Progression zwi-           rapie (plus Placebo) vs. Rituximab 2 x 500 mg plus
                    schen den Gruppen verglichen. Nach 12 Wochen war           MTX vs. Rituximab 2 x 1000 mg plus MTX bzgl.
                    die Kombinationstherapie der MTX-Monotherapie              ­radiologischer Progression und klinschem Outcome
                    bezüglich Krankheitsaktivität überlegen. Nach 52            verglichen 20. Nach 52 Wochen waren die Kombina-
                    Wochen fanden sich keinerlei signifikante Unter-          tionstherapien der MTX-Monotherapie bezüglich
                    schiede. Die radiologische Progression war nicht un-      klinischen Ansprechens und die höherdosierte
                    terschiedlich, d. h. die Patienten, die initial MTX er-   ­R ituximab-Gruppe auch bezüglich radiologischer
                   hielten und bei denen die Biologika-Transition bei          Progression überlegen. Auch bei dieser Studie gab
                   erhöhter klinischer Aktivität nach 12 Wochen                es keine Step-Up Therapie im MTX-Arm.
                   ­erfolgte, hatten keinen klinischen und radiologi-
                    schen Nachteil.                                           Die HIT HARD-Studie verglich bei aktiver Früh-RA
                                                                              das Ansprechen von Adalimumab und MTX (15 mg /
                   In der COMET-Studie erhielten Patienten mit Früh-          Woche) mit MTX und Placebo über 24 Wochen 21. Da-
                   RA entweder Etanercept plus MTX oder MTX-Mono-             nach erhielten alle Patienten eine MTX Monothera-
                   therapie für 1 Jahr. Die Kombinationstherapie war          pie bis Woche 48. Der primäre Outcome war der
                   bezüglich klinischer Remission (50 % vs. 28 %) und         DAS28 nach 48 Wochen. Sekundärer Outcome wa-
                   radiologischer Nichtprogression (80 % vs. 59 %) der        ren Vollremission, ACR-Response, HAQ-Score und
                   MTX-Therapie überlegen. Eine Rescue-Therapie im            radiologische Progression. Nach 24 Wochen war die
                   MTX-Arm gab es nicht, sodass keine Aussagen über           Kombinationstherapie mit Adalimumab hinsicht-
                   den Vergleich einer initialen Kombinationstherapie         lich DAS28-Reduktion, Vollremission und HAQ
                   mit einer Step-Up-Therapie gemacht werden können.          überlegen. Die Werte waren nach 48 Wochen nicht
                                                                              mehr signifikant. Die radiologische Progression al-
                   Die PREMIER-Studie verglich bei MTX-naiven Pati-           lerdings war nach 48 Wochen in der zuvor mit Ada-
                   enten mit aggressiver Früh-RA Adalimumab plus              limumab behandelten Gruppe signifikant geringer,
                   MTX mit MTX-Monotherapie oder Adalimumab-Mo-
                   notherapie 16. Endpunkte waren klinische Aktivität
                   und radiologische Progression nach einem und zwei
                   Jahren. Eine Step-Up Behandlung wurde nicht
                   durchgeführt. Die Kombinationstherapie war den
                   beiden Monotherapie-Armen hinsichtlich klinischer
                   Aktivität und radiologischer Progression signifi-
                   kant überlegen. Ein ähnliches Outcome bei ver-

14
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015      Schwerpunkt Neue Basistherapien

                   d. h. der protektive Effekt konnte noch 6 Monate       anwendet, wird bei MTX-naiven Patienten mit frü-
                   nach Biologikastopp nachgewiesen werden.               her RA ( 3,2. Der primäre        zu einem relevanten negativen Outcome hinsicht-
                   Outcome war der DAS28 (BSR) nach 48 und 102 Wo-        lich radiologischer Progression führt. Die radiologi-
                   chen. Nach 24 Wochen war das klinische Anspre-         sche «Nicht-Progressions-Rate» unter MTX-Mono-
                   chen in den beiden Kombinationsgruppen besser als      therapie betrug immerhin 70,7 % im Vergleich zu
                   in der MTX-Monotherapiegruppe. Zwischen den            82,9 % in der Certolizumab-Gruppe und die Remis-
                   Kombinationsgruppen gab es keine signifikanten         sionsrate unter der MTX-Monotherapie war mit rund
                   Unterschiede. Nach 48 und 102 Wochen waren keine       einem Drittel hoch (SDAI: 33,8 %, Boolean: 28,0 %,
                   signifikanten klinischen Unterschiede zwischen         DAS28 (BSR) 36,9 %). Die durchschnittliche Dosis
                   den einzelnen Gruppen auszumachen. In Woche 102        des MTX betrug zwar lediglich 12 mg / Woche, aller-
                   wies die Gruppe, die initial MTX plus Etanercept er-   dings war das durchschnittliche Gewicht der (japa-
                   hielt, eine geringere radiologische Progression auf    nischen) Patientinnen und Patienten 57 kg, sodass
                   als die Trippeltherapiegruppe 23.                      die Körpergewicht-adaptierte Dosis mit den bis­
                                                                          herigen Studien vergleichbar ist. Die Subgruppen-
                   In der kürzlich publizierten C-OPERA Studie von        analysen bestätigen die Resultate der CONCERTO-
                   T. Atsumi et al., die als Einschlusskriterium die      Studie (Kombinationstherapie Adalimumab und
                   neuen 2010 ACR / EULAR-Klassifikationskriterien        MTX bei früher RA), wonach keine Korrelation zwi-
                                                                          schen MTX-Dosis und radiologischer Progression
                                                                          ausgemacht werden kann 25.

                                                                          In der OPTIMA-Studie, in der 60 % der eingeschlos-
                                                                          senen Patienten Erosionen aufwiesen, wurde nach

                                                                                                                                  15
Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015      Schwerpunkt Neue Basistherapien

                   26 Wochen MTX-Monotherapie eine Rescue-Thera-           nach 6 Monaten überlegen 29. Nach 12 Monaten war
                   pie (plus Adalimumab) untersucht 26. Diese Gruppe       kein statistischer Unterschied der ACR-Aktivität zu
                   sprach gut auf die zusätzliche Biologikagabe an und     verzeichnen. Die radiologische Progression war in
                   unterschied sich in Woche 78 bezüglich ­k linischen     der Etanercept-Gruppe nach 12 Monaten geringer.
                   Ansprechens nicht von der Gruppe mit der initialen
                   Kombinationsstherapie. Die radiologische Progres-       Ähnlich konnte die ERA-Studie bei erosiver Früh-
                   sion konnte ebenso positiv beeinflusst werden.          RA eine leichte Überlegenheit von Etanercept gegen-
                                                                           über MTX nach 12 und nach 24 Monaten bezüglich
                   Eine sehr interessante, klinisch orientierte Studie     radiologischer Progression und der Zeit bis zum
                   ist die OPERA-Studie, welche ebenfalls DMARD-­          ­k linischen Ansprechen zeigen 30, wohingegen die
                   naive Patienten mit einer Krankheitsdauer von < 6       TEMPO Studie, in welcher ebenfalls Etanercept ge-
                   Monaten einschloss (27). Eine Gruppe erhielt MTX        genüber MTX verglichen wurde, keine klinischen
                   und Adalimumab und die andere Gruppe MTX und            Unterschiede der beiden Monotherapien ausmachen
                   ­Placebo. Bei allen Kontrollvisiten wurden bis max.     konnte 31.
                    4 geschwollene Gelenke mit Triamcinolon infiltriert.
                    Falls keine tiefe Krankheitsaktivität erreicht wer-    Aus der Übersichtsarbeit von Cem Gabay, die die
                    den konnte, wurde in beiden Gruppen nach 3 Mona-       Studienlage der Biologikamonotherapie zusammen-
                    ten Sulfasalazin und Hydroxychloroquin dazugege-       fasst, geht hervor, dass TNF-Hemmer in Monothera-
                    ben. Nach 12 Monaten war der primäre Endpunkt          pie bezüglich klinischen Ansprechens und radiolo-
                    (DAS28 CRP < 3,2) nicht signifikant unterschiedlich    gischer Progression schlechter wirksam sind als in
                    in den beiden Gruppen. Allerdings war der DAS28        Kombinationstherapie mit MTX, sodass generell
                    bei sämtlichen Kontrollvisiten (Monat 1, 2, 3, 6, 9,   eine Kombinationstherapie mit einem DMARD
                    12) in der Adalimumab-Gruppe signifikant tiefer        empf­ohlen wird 32.
                    und die Remissionsraten höher (74 % DAS-Remis-
                   sion, 61 % CDAI, 57 % SDAI, 48 % ACR / EULAR Boo-       Gute Daten gibt es für die Überlegenheit von Tocili-
                   lean). Möglicherweise sind die hohen Remissionsra-      zumab gegenüber MTX. Die FUNCTION-Studie ver-
                   ten neben den intraartikulären Infiltrationen auch      glich MTX-naive Patienten mit Früh-RA (MTX-­
                   auf die im Vergleich zu anderen Studien etwas tiefe-    Monotherapie vs. TCZ 8 mg / kg plus MTX vs. TCZ
                   ren Baseline DAS28-Werte und die unterschiedliche       8 mg / kg vs. TCZ 4 mg / kg) 33. Beide Kombinations-
                   Baseline Seropositivität zurückzuführen.                therapien und die TCZ-Monotherapie waren der
                                                                           MTX-Monotherapie bezüglich klinischer Aktivität
                   Eine der wenigen Studien, die nach 52 und nach 78       und radiologischer Progression überlegen. Eine
                   Wochen keine Überlegenheit einer Kombinations-          Step-Up-Therapie gab es nicht. Die AMBITION-Stu-
                   therapie mit einem TNF-Hemmer versus MTX-­              die, in welcher die mittlere Krankheitsdauer aller-
                   Monotherapie zeigen konnte, war die EMPIRE-Stu-         dings 6,3 Jahre betrug und nicht alle Patienten
                   die, in welcher mehrheitlich seropositive Patienten     MTX-naiv waren, und die TOMERA-Studie zeigten
                   mit einer Krankheitsdauer von < 3 Monaten einge-        ein ähnliches Resultat 34,35. Eine aktuell als Abstract
                   schlossen wurden 28. Allerdings wurde die Etaner-       am EULAR vorgestellte dreiarmige Studie (U-ACT-
                   cept-Gabe bei Vollremission oder spätestens nach        EARLY) zeigt bei DMARD-naiven Patienten mit ei-
                   52 Wochen gestoppt.                                     ner Krankheitsdauer von weniger als einem Jahr,
                                                                           dass sowohl die TCZ-Monotherapie als auch die TCZ
                   Biologika-Monotherapie vs.                              + MTX der MTX-Monotherapie bezüglich klinischer
                   DMARD-Monotherapie (Auswahl)                            Remissionsrate deutlich überlegen ist 36.
                   In der ETA-Studie mit 632 MTX-naiven (aber nicht
                   DMARD-naiven) Patienten mit früher RA war die           Schlussfolgerung
                   25 mg Etanercept-Monotherapie Gruppe der MTX-           Gemäss Studienlage ist ein first line Einsatz eines
                   Monotherapie Gruppe bezüglich ACR20, 50 und 70          Biologikums (in Kombination mit MTX, respektive
                                                                           bei Tocilizumab als Monotherapie) bei aggressiver
                                                                           Früh-RA eine wirksame Therapie und könnte bei
                                                                           manchen Patienten möglicherweise sinnvoll sein. Es
                                                                           gibt Daten, die zeigen, dass ein früher Biologika­
                                                                           einsatz mit rascher Induktion einer Vollremission
                                                                           (window of opportunity) bei einem beträchtlichen
                                                                           Anteil der Patienten mit Früh-RA einen Therapie-

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Fortbildung und Informationen für Fachleute   5 | 2015

                   stopp mit anhaltender Remission ohne Therapie er-
                   möglicht (OPTIMA). Allerdings würde man ange-
                   sichts der hohen Prävalenz der RA viele Patienten
                   unnötig mit Biologika behandeln, da bis zu 50 % der
                   Patienten auch langfristig nicht auf Biologika ange-                                                                Neue Broschüre:

                                                                                        Effizienter
                   wiesen sind (BeSt, SWEFOT 37, GUEPARD), wobei die
                   Einschlusskriterien der Studien unterschiedlich wa-
                   ren und der Prozentsatz bei aggressiver RA wohl

                                                                                    kommunizieren
                   viel tiefer liegt. Wesentlich im klinischen Alltag ist
                   die Verabreichung von Steroiden, was nur in weni-
                   gen Studien zum Tragen kommt. Eine initiale
                                                                                         Arzt_Patient_Titel_D 10.07.15 15:35 Seite 1
                   Steroidgabe hat sich als ebenso wirksam in der Be-
                   handlung der Früh-RA erwiesen wie eine initiale                            Leben mit Rheuma
                   Biologikatherapie (BeSt, IDEA 38).
                                                                                                                   Patient und Arzt:
                   Bisher gibt es keine Studie, die nachweist, dass sich                                    Wenn zwei sich verstehen
                   nach unzureichendem Ansprechen auf ein DMARD
                   eine dreimonatige Verzögerung bis zum Einsatz ei-
                   nes Biologikums beim Step-Up-Verfahren zu einem
                   längerfristigen Nachteil für den Patienten auswir-
                   ken würde. Wahrscheinlich sind aufgrund der
                   Datenlage die EULAR-Empfehlungen von 2013 ins-
                   besondere für die aggressive Früh-RA nicht strin-
                   gent genug formuliert, da 6 Monate bis zum Beginn
                   eines Biologikums bei gewissen Patienten zu lang
                   sein dürften. Das Update von 2014 «Treating rheu-
                   matoid arthritis to target» empfiehlt zwar die 1–3
                   monatliche Kontrolle zu Beginn mit Anpassung der
                   Therapie, gibt aber keine konkreten Therapieemp-
                   fehlungen.

                   Nicht zuletzt wirtschaftliche Gründe verunmögli-
                   chen einen sehr frühen Einsatz teurer Medika-
                   mente, was in den EULAR-Empfehlungen berück-
                   sichtigt ist, wobei die Datenlage für die Früh-RA
                   nicht ergiebig ist. Es wäre interessant zu wissen, ob
                   bei gewissen Patienten mit einer RA die primäre
                   Biologikagabe langfristig kosteneffizient wäre.                  Ganze 60 Seiten widmen sich den vielfältigen Aspekten
                   Könnte eine äusserst aggressive frühe Therapie im
                                                                                            der Kommunikation zwischen Arzt und Patient.
                   Sinne einer hit hard and early-Strategie somit auch
                   wirtschaftlich sein?
                                                                                        Ihre Patientinnen und Patienten erhalten eine Fülle
                                                                                                von Tipps und Checklisten, was sie vor, bei
                   Nach wie vor fehlen Biomarker, die uns die Risiko-                         und nach dem Arztbesuch beachten sollten.
                   patienten definieren, welche von einer frühen Biolo-
                   gikatherapie profitieren respektive lediglich mit cs-
                   DMARDs behandelt werden können und uns die                                                             Kostenlos bestellen
                   Frage beantworten. Aus diesem Grund erscheint                                   Diese und weitere Publikationen in Deutsch,
                   momentan eine first line Biologikatherapie nur in
                                                                                                                    Französisch oder Italienisch
                   Ausnahmefällen gerechtfertigt zu sein.
                                                                                                       Tel. 044 487 40 10 oder im Webshop auf:

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                                       www.rheuma-schweiz.ch/fachzeitschrift           www.rheumaliga-shop.ch
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