AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR

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AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
AlpTransit Gotthard
Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz
Am Gotthard entsteht die erste Flachbahn durch die Schweizer Alpen. Die neue Bahnverbindung
führt von Altdorf nach Lugano. Sie bietet für den Güterverkehr eine echte Alternative zur Strasse.
Der Personenverkehr profitiert von besseren Anschlüssen und kürzeren Reisezeiten.

                                                                                                     1
AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
Inhalt

2   Schweizer Verkehrspolitik        3
    NEAT am Gotthard                 4
    Flachbahn                        5
    Güterverkehr                     6
    Personenverkehr                  7
    Planung                        8/9
    Finanzierung                    10
    Organisation                    11

    Gotthard-Basistunnel        12 / 13
    Ceneri-Basistunnel          14 / 15
    Vermessung                  16 / 17
    Geologie                    18 / 19
    Vortriebsmethoden               20
    Innenausbau                      21
    Umweltschutz                    22
    Materialbewirtschaftung         23

    Rohbau-Ausrüstung           24 – 27

    Bahntechnik                 28–41

    Inbetriebsetzung               42
    Bahnbetrieb                 43–47
AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
Schweizer Verkehrspolitik
Nachhaltig und zukunftsweisend
Mit der NEAT können wichtige Ziele der Schweizer Verkehrspolitik umgesetzt
werden: Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene und
Verbesserungen im Personenverkehr.

Die Schweiz setzt auf eine umwelt-                             Frankfurt / Hamburg / Rotterdam
                                                                                                                             3
gerechte, effiziente und finanzierbare
Verkehrspolitik. Dazu gehören auch die
Modernisierung der Bahninfrastruktur                                                                                  Wien
                                              Paris
und die Integration ins europäische
Hochgeschwindigkeitsnetz. Gütertrans-
porte sollen so weit möglich mit der Bahn
                                                                              Basel     Zürich
erfolgen. Die Verlagerung von der Strasse
auf die Schiene schützt den sensiblen
Alpenraum vor den Umweltbelastungen           Paris
                                                                              Bern
durch den zunehmenden Verkehr.
                                                                                                 Gotthard
                                                                               Lötschberg
Die neue Alpentransversale                                  Genève                               Ceneri
Die verkehrspolitischen Ziele will die
Schweiz mit verschiedenen Projekten er-
reichen: Bahn 2000, Anschluss an das                                      Torino                  Milano
europäische Hochgeschwindigkeitsnetz,                                                                       Venezia
Lärmsanierung oder Bahn 2030. Im Zent-
rum stehen aber die Grossprojekte der                   Avignon                          Genova
Neuen Eisenbahn-Alpentransversale
                                             España
(NEAT) am Lötschberg und am Gotthard.
Durch den Lötschberg-Basistunnel rollt                                                                          Roma
der Verkehr bereits seit 2007. Der Gott-              Anschlüsse an das Hochgeschwindigkeitsnetz Europa
                                                      Transitachsen der Schweiz
hard-Basistunnel geht voraussichtlich                 NEAT − Neue Eisenbahn-Alpentransversale
Ende 2016 in Betrieb, der Ceneri-Basis-
tunnel Ende 2019.                            Die NEAT im europäischen Eisenbahnnetz

          Rollende Landstrasse am Gotthard
AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
NEAT am Gotthard
    Neue Wege durch die Alpen
    Mit dem Bau der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) entsteht am
    Gotthard eine schnelle und leistungsfähige Bahnverbindung. Herzstück sind
    die beiden Basistunnel an Gotthard und Ceneri.

4   Die NEAT schafft neue Perspektiven für               Die NEAT-Achse am Gotthard ist das
    den Bahnverkehr durch die Alpen. Die                 grösste Bauprojekt der Schweiz. Es um-    In Kürze
    Güter können effizient und umwelt-                   fasst die Basistunnel an Gotthard und
    freundlich auf der Schiene transportiert             Ceneri sowie ihre Anschlüsse an die be-   Gotthard-Basistunnel
    werden.  Die Reisezeiten
          Basel              im nationalen
                         Zürich                          stehenden Bahnlinien.                     y	Gesamtlänge57 km: längster
    und im internationalen Personenverkehr                                                           Eisenbahntunnel der Welt
    werden massiv verkürzt.                                                                        y	VerbindetNordportal Erstfeld und
                              Arth-Goldau                                                            Südportal Bodio
                                    Schwyz                                                         y	Maximale    Felsüberlagerung: 2300 m
                                                                                                   y	Am   Bau Beteiligte: 1800 Personen

                      Basel          Zürich                                                        y	Vortrieb
                                                                                                            Hauptröhren: 75% Tunnel-
                                                                                                     bohrmaschinen, 25% Sprengvortrieb
                                      Altdorf
                                                                                                   y	2Multifunktionsstellen in Faido
              ERSTFELD                                                                               und Sedrun
                                                                                                   y	Max.Geschwindigkeit:
               AMSTEG                                                                                Güterzüge 160 km/h,
                                                                                                     Personenzüge 250 km/h
                                                                                                   y	Ausbruchmaterial:    28 Mio. Tonnen
                                                 SEDRUN
                                                                                                   y	Voraussichtliche   Eröffnung: 2016

                                                                        Gotthard-Basistunnel       Ceneri-Basistunnel
                                                                          Gesamtlänge 57 km
                                                                                                   y	Gesamtlänge    15,4 km
                                                                                                   y	Verbindet
                                                                                                              Nordportal Vigana
                                                                                                     bei Camorino und Südportal Vezia
                                                                                                     bei Lugano
                                   FAIDO
                                                                                                   y	Maximale    Felsüberlagerung: 800 m
                                                                                                   y	Am   Bau Beteiligte: 400 Personen
                                               BODIO
                                                               Biasca                              y	Vortrieb:   100% Sprengvortrieb
                                                                                                   y	Max.Geschwindigkeit:
                                                                 Giustizia
                                                                                                     Güterzüge 160 km/h,
             Linie AlpTransit                                                                        Personenzüge 250 km/h
                                                                                                   y	Ausbruchmaterial:    8 Mio. Tonnen
             Zugangsstollen
                                                                   Bellinzona                      y	Voraussichtliche   Eröffnung: 2019
             Bestehende Bahnlinie
                                                                 CAMORINO
             Portal
                                                                          Ceneri-Basistunnel
                                              SIGIRINO
                                                                         Gesamtlänge 15,4 km
                                                VEZIA
                                                             Lugano
                                                               Milano

    Linienführung Achse Gotthard
AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
Flachbahn
Mehr Produktivität durch Innovation
Am Gotthard entsteht die erste Flachbahn durch die Alpen. Sie führt mit
minimen Steigungen und Kurven von Altdorf bis nach Lugano. Der höchste
Punkt liegt auf 550 Metern über Meer – gleich hoch wie die Bundesstadt Bern.

Die Flachbahn verkürzt den Weg von                                                                                 5
Basel nach Chiasso um 40 km und
kommt mit einer maximalen Steigung
von 12 Promille aus, deutlich weniger als
die Gotthard-Bergstrecke (26 Promille).

Nutzen für Güter-
und Personenverkehr
Im Personenverkehr verkürzen die neuen
Strecken die Fahrzeiten deutlich. Reise-
züge verkehren mit Geschwindigkeiten
bis zu 250 km/h. Insgesamt werden täg-
lich rund ein Viertel mehr Reisezüge auf
der Nord-Süd-Achse verkehren als heute.
Durch den Wegfall von Höhenunter-
schieden können mehr Güterzüge pas-
sieren. Zudem benötigen sie auf der
Flachbahn weniger Energie als auf der
Bergstrecke und sind durch die kürzere
Strecke schneller am Bestimmungsort.

                                            Südportal des Gotthard-Basistunnels in Bodio

2500 m

2000 m

1500 m

1000 m                                       Göschenen         Airolo

                                    Arth-Goldau                                            Lugano
500 m
                                                                                                Chiasso
                                                                                                          Milano
0m       Basel          Zürich     Zug       Erstfeld                   Biasca Bellinzona
                                                        Gotthard                 Ceneri
Flachbahn an Gotthard und Ceneri
AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
Güterverkehr
    Von der Strasse auf die Schiene
    Der Gütertransport auf der Nord-Süd-Achse nimmt kontinuierlich zu. Gemäss
    Prognosen wird dies auch künftig der Fall sein. Um den sensiblen Alpenraum
    zu schützen, sollen möglichst viele Güter mit der Bahn transportiert werden.

6   Soll die vermehrte Verlagerung von Güter-
    transporten auf die Schiene gelingen,
    muss die Bahn gegenüber der Strasse
    konkurrenzfähig sein. Die Flachbahn am
    Gotthard wird zur echten Alternative.

    Mehr Transportkapazität
    für Güterverkehr
    220 bis 260 Züge können täglich die
    neue Strecke passieren. Das sind deutlich
    mehr als bisher auf der Bergstrecke
    (140 –180). Auch lange und schwere
    Güterzüge werden auf der flachen, ge-
    streckten Bahnlinie verkehren. 2000 Ton-
    nen Anhängelast können ohne Halt und
    zusätzliche Schiebelok durch die Schweiz
    fahren, womit zeitintensive Rangierma-
    növer entfallen. So erhöht sich die jährli-
    che Transportkapazität von heute rund
    20 Mio. auf neu rund 50 Mio. Tonnen.
    Die prognostizierte Zunahme im Güter-         Güterzug in der Leventina, unterwegs Richtung Süden
    verkehr lässt sich damit bewältigen.

    Güterzüge auf der Nord-Süd-Achse
    Auf der Gotthard-Achse werden ver-
    schiedene Güterzüge verkehren. Sie sind
    in der Regel 750 m lang. Rund ein Drittel
    der Güterzüge wird via Luino zu den
    Verladeterminals in Norditalien geführt.      Mio. Tonnen
    Knapp zwei Drittel der Güterzüge fahren       25
    via Chiasso nach Italien. Die nordwärts-
    fahrenden Güterzüge verkehren zu rund         20

    einem Drittel über Basel nach Antwer-         15
    pen. Die anderen zwei Drittel fahren via
                                                  10
    Basel nach Deutschland in die grossen
    Industriegebiete, in den Seehafen Rotter-      5
    dam oder nach Skandinavien. Ein kleiner
                                                   0
    Anteil verkehrt in die Rheinhäfen bei
                                                       1980      1984      1989     1994      1999      2004   2009   2010
    Basel.
                                                         Schiene        Strasse

                                                  Entwicklung alpenquerender Güterverkehr in der Schweiz 1981–2010
AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
Personenverkehr
Gute Anschlüsse, kürzere Reisezeiten
Für Reisende bedeutet die NEAT am Gotthard einen Quantensprung. Die Strecke
zwischen Zürich und Bellinzona wird zur Pendlerdistanz. Nach Mailand verkürzt
sich die Fahrzeit sogar auf weniger als drei Stunden.

Mit den Neubauten auf der Gotthard-        kehrsintensiven Zeiten sogar im Halb-         ist die gerade Linienführung ohne enge           7
strecke wird der Zugverkehr konkurrenz-    stundentakt. Bei konstant höheren             Kurven und Strassenübergänge auf
fähig zum Auto- und zum Luftverkehr.       Passagierzahlen ist eine generelle Ver-       den offenen Strecken. Damit wird die
Im Einzugsgebiet zwischen Süddeutsch-      dichtung des Fahrplans zum Halbstun-          infrastrukturtechnische Voraussetzung
land und Norditalien können mehr als       dentakt möglich, ohne dadurch die             dafür geschaffen, künftig Fahrzeiten
20 Millionen Menschen davon profitieren.   Kapazitäten für den Güterverkehr ein-         von rund eineinhalb Stunden von Zürich
                                           zuschränken.                                  ins Tessin, bzw. weniger als drei Stunden
Bessere Anschlüsse für Pendler                                                           von Zürich nach Mailand zu erreichen.
und Tagestouristen                         Hohe Geschwindigkeiten                        Dies ist jedoch unter anderem abhängig
Aufgebaut um die Bahnknoten Zürich         bis zu 250 km/h                               von den Anpassungen an Zufahrtsstre-
und Mailand, werden die nationalen und     Die neue Gotthardbahn ist eine Hoch-          cken und Ausbauarbeiten am Strecken-
grenzüberschreitenden Fahrpläne aufein-    geschwindigkeitsstrecke. Reisezüge kön-       netz, sowie vom dereinst eingesetzten
ander abgestimmt. Reisezüge werden         nen auf etwa 60 km der neuen Strecke          Rollmaterial.
auf der Nord-Süd-Achse im Stundentakt      mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu
fahren, an Wochenenden und zu ver-         250 km/h verkehren. Bedingung dafür

                                                                      Die neue Eisenbahn-Alpentransversale bringt Vorteile für Reisende
AlpTransit Gotthard Neue Verkehrswege durch das Herz der Schweiz - SWR
Planung
    Von der Idee zur Realisierung
    Die Idee der flachen Alpenquerung ist nicht neu. Die erste Vision eines
    Gotthard-Basistunnels wurde bereits 1947 entwickelt. In den 90er-Jahren
    ebnete das Schweizervolk in diversen Abstimmungen den Weg für die
    Neue Eisenbahn-Alpentransversale. Die ersten Vorbereitungsarbeiten
    am Gotthard-Basistunnel begannen 1993.

8   40er- und 50er-Jahre: erste Visionen            tunneln evaluierte. 1971 entschied sich       len durch Gotthard und Lötschberg,
    1947 skizzierte der Ingenieur und Ver-          die Kommission für einen Doppelspur-          dazu der Hirzeltunnel für die Anbindung
    kehrsplaner Carl Eduard Gruner aus              tunnel durch den Gotthard, teilweise          der Ostschweiz.
    Basel einen zweistöckigen, kombinierten         aufgeteilt in zwei Einspurprofile. Die SBB
    Strassen- und Bahntunnel zwischen               wurden vom Bundesrat mit der Ausarbei-        90er-Jahre: wegweisende
    Amsteg und Bodio, inklusive eines unter-        tung des Bauprojekts für die Gotthard-        Volksabstimmungen
    irdischen Bahnhofs in Sedrun. Die Stu-          Basislinie Erstfeld–Biasca beauftragt. Eine   1992 bildete die Annahme der Vorlagen
    diengruppe «Gotthardtunnel» des Bun-            wirtschaftliche Rezession und politische      zur Neuen Eisenbahn-Alpentransversale
    des prüfte verschiedene Varianten von           Uneinigkeit zwischen Gotthard-, Simp-         (NEAT) mit 64% Zustimmung die Pla-
    Strassentunnels. Unter anderem wurde            lon- und Splügenbefürwortern blockier-        nungsgrundlage und die politische Legi-
    damals auch der Bau eines doppelspuri-          ten jedoch die Tunnelvorhaben.                timation zugleich für die Projekte am
    gen, 45 km langen Eisenbahntunnels                                                            Gotthard und am Lötschberg. 1996 redi-
    von Amsteg nach Giornico empfohlen.             80er-Jahre: Entscheid für                     mensionierte der Bundesrat die NEAT:
                                                    Netzvariante                                  Der Lötschberg wurde teilweise einspu-
    60er- und 70er-Jahre: politische                Mitte der 80er-Jahre kamen neue               rig realisiert, der Hirzeltunnel fiel ganz
    Diskussion der Linienführung                    Varianten und Linienführungen auf das         weg. 1998 stimmte das Volk der etap-
    1963 setzte der Bund die Kommission             politische Tapet. 1989 sprach sich der        pierten NEAT zu. Mit der Annahme der
    «Eisenbahntunnel durch die Alpen» ein,          Bundesrat für die «Netzvariante» aus:         leistungsabhängigen Schwerverkehrs-
    die verschiedene Varianten von Bahn-            eine Kombination von Alpentransversa-         abgabe (LSVA) und der Vorlage zur

    Meilensteine von der Planung bis zur Inbetriebnahme

      Für das Sondiersystem       In Sedrun beginnen           Die AlpTransit Gotthard   In Bodio wird der         In Faido startet der
      Piora werden die ersten     erste Vorbereitungs-         AG wird als Tochter-      Umgehungsstollen          Bau der Multifunktions-
      Bohrungen vorgenom-         und Sondierungsarbei-        gesellschaft der SBB      ausgebrochen. Damit       stelle. In Bodio hat
      men. Sie dauern bis         ten. Die Arbeiten für        gegründet. Ihr Auftrag:   laufen auch auf der       die erste Tunnelbohr-
      1996. Die SBB setzen        den Zugangsstollen           Bau der Basistunnel an    Alpensüdseite die         maschine den Vortrieb
      die Projektorganisation     werden aufgenommen.          Gotthard und Ceneri.      Bauarbeiten für den       aufgenommen.
      AlpTransit ein.                                                                    Gotthard-Basistunnel.

      1993          1995          1996          1997           1998          1999        2000         2001         2002

                    Die Linienführung des       In Sigirino startet der     In Sedrun beginnt der     Die Arbeiten an
                    Gotthard-Basistunnels       Vortrieb des Sondier-       Bau des Hauptschachts.    der offenen Strecke
                    in der heutigen Form        stollens für den            In Amsteg werden mit      Süd (Bodio–Biasca)
                    steht fest: Der Bundes-     Ceneri-Basistunnel.         einer ersten Sprengung    beginnen.
                    rat genehmigt das                                       die Vortriebe auf der
                    Vorprojekt.                                             Alpennordseite des
                                                                            Gotthards aufgenom-
                                                                            men. Auch auf der Süd-
                                                                            seite beginnt mit der
                                                                            ersten Sprengung in
                                                                            Faido der Vortrieb.
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9

   Skizze der Vision von
   Carl Eduard Gruner (1947)                         Am 15. Oktober 2010 fand der erste Hauptdurchschlag am Gotthard-Basistunnel statt

   Modernisierung der Bahn (FinöV) gab               Ab 2000: Der Ceneri-Basistunnel                Vorbereitungsarbeiten fand im Oktober
   die Schweizer Bevölkerung grünes                  nimmt Gestalt an                               2010 der Hauptdurchschlag im Gott-
   Licht für den Bau der Neuen Eisenbahn-            Im Juli 2000 wurde in Bodio die erste          hard-Basistunnel statt.
   Alpentransversale. 1996 begannen                  Sprengung durchgeführt und 2004 be-            2006 begannen in Camorino die Arbei-
   die Vorbereitungsarbeiten in Sedrun,              gannen die Arbeiten am Nordportal in           ten für den Ceneri-Basistunnel. Die
   1999 folgten Amsteg und Faido.                    Erstfeld. 14 Jahre nach dem Start der          Hauptvortriebsarbeiten starteten 2010.

             Auch in Erstfeld begin-    In Sigirino beginnen           In Biasca beginnen die     Der Gotthard-Basis-         Voraussichtliche
             nen die Vorbereitungs-     die Sprengungen für            Vorbereitungsarbeiten      tunnel ist fertig aus-      Eröffnung
             arbeiten für den Vor-      den Zugangsstollen des         für den Bahntechnik-       gebrochen. Auch auf         des Ceneri-Basis-
             trieb: Auf allen fünf      Ceneri-Basistunnels.           einbau im Gotthard-        der Alpennordseite des      tunnels.
             Baustellen des Gott-       Beim Nordportal des            Basistunnel.               Gotthard-Basistunnels
             hard-Basistunnels wird     Gotthard-Basistunnels                                     beginnt der Bahn-
             nun gearbeitet.            in Erstfeld werden die                                    technikeinbau.
                                        ersten Vortriebsarbeiten
                                        aufgenommen.

2003          2004         2006         2007             2008          2009          2010          2011         2016          2019

Die erste Tunnelbohr-      In Camorino erfolgt die       Die einst so gefürchtete    Am Ceneri-Basistunnel      Voraussichtliche
maschine für den Gott-     Grundsteinlegung für          Piora-Mulde ist             beginnt der Hauptvor-      Eröffnung des
hard-Basistunnel Nord      den Ceneri-Basistunnel.       gemeistert.                 trieb und die beiden       Gotthard-Basistunnels.
ist fertig montiert und                                                              Gegenvortriebe an den
startet von Amsteg in                                                                Portalen laufen. Im
Richtung Sedrun.                                                                     Gotthard-Basistunnel
                                                                                     erfolgt zwischen Se-
                                                                                     drun und Faido der
                                                                                     Hauptdurchschlag. In
                                                                                     Bodio beginnt der Ein-
                                                                                     bau der Bahntechnik.
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Finanzierung
     Fonds schafft Planungssicherheit
     Um die Bahninfrastruktur in der Schweiz umfassend zu modernisieren und
     auszubauen, hat der Bund ein spezielles Finanzierungskonzept geschaffen.
     Es sichert die Finanzierung von insgesamt vier Eisenbahn-Grossprojekten.

10   Finanzierung über FinöV-Fonds               Herkunft der Mittel                                   Verwendung der Mittel
     1998 stimmte das Schweizervolk der
     «Vorlage über Bau und Finanzierung der      Mehrwertsteuer                                        NEAT
                                                 ca. 23%                                               ca. 45%
     Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs
     (FinöV)» zu. Der dadurch beschlossene
                                                                                                                                  Bahn 2000
     FinöV-Fonds wird mit Mitteln aus der                                                                                         1. Etappe
     Schwerverkehrsabgabe LSVA (64%), der                                                                                         und ZEB
     Mineralölsteuer (13%) und der Mehr-                                       FinöV-Fonds                                        ca. 44%
     wertsteuer (23%) gespeist. Er gewähr-
     leistet die verlässliche Finanzierung von
     vier Eisenbahn-Grossprojekten: der NEAT
     an Gotthard und Lötschberg, der Bahn        Mineralölsteuer                                       Lärmsanierung
     2000 und ZEB, dem Anschluss der Ost-        ca. 13%                                               ca. 7%
     und Westschweiz an das europäische          Schwerverkehrsabgabe                                  Anschluss an das europäische
     Hochgeschwindigkeitsnetz HGV sowie          ca. 64%                                               Hochgeschwindigkeitsnetz
     der Lärmsanierung entlang der beste-                                                              ca. 4%

     henden Bahnstrecken.                        Finanzierung der Infrastruktur des öffentliches Verkehrs (FinöV)

     Stabile Prognose der Endkosten
     Im Jahr 2008 hat das Schweizer Parla-
     ment für die Realisierung der NEAT
     einen Gesamtkredit von 19,1 Mia. CHF
     bewilligt. Davon sind für den Bau der
     Achse Gotthard 13,2 Mia. CHF vorgese-
     hen. Bei diesen Zahlen handelt es sich
     um den Preisstand 1998 ohne Teuerung,
     Mehrwertsteuer und Bauzinsen.
     Die Prognose der Endkosten für den Bau
     der NEAT am Gotthard mit dem Gott-
     hard- und dem Ceneri-Basistunnel ist in
     den letzten Jahren stabil geblieben. Die
     AlpTransit Gotthard AG geht davon
     aus, dass der Verpflichtungskredit von
     13,2 Mia. CHF ausreichen wird.

                                                 Das Schweizer Parlament bewilligte für die NEAT einen Gesamtkredit von 19,1 Mia. CHF
Organisation
Starke Partner für das Grossprojekt
Ein Milliarden- und Generationenprojekt wie die NEAT am Gotthard ist
komplex. Rund 2200 Projektbeteiligte sind mit der Realisierung beschäftigt.
Voraussetzung zur erfolgreichen Projektsteuerung ist eine gut funktionie-
rende Organisationsstruktur.

Spezialisten aus verschiedensten Fachbe-                                                                                                11
                                                                                          Bund
reichen arbeiten an der neuen Flachbahn
mit. Als Verantwortliche zur Realisierung
der beiden Tunnelbauwerke wurde 1998
die AlpTransit Gotthard AG (ATG) als
Tochtergesellschaft der SBB gegründet.                 SBB                           AlpTransit                      Auftragnehmer
                                                                                    Gotthard AG
Management durch
AlpTransit Gotthard AG
Die ATG nimmt im Auftrag des Bundes
(des Bestellers der Bauwerke) und der
SBB (der künftigen Betreiberin) die Bau-            Wirtschaft           Öffentlichkeit             Betroffene            Politik

herrenrolle wahr. Sie ist für das Projekt-
                                                                                     Gesellschaft
und Risikomanagement verantwortlich
und sorgt dafür, dass die Bauwerke ter-      Die AlpTransit Gotthard AG im Mittelpunkt des Interesses diverser Anspruchsgruppen
mingerecht, zu minimalen Kosten und
in der vereinbarten Qualität erstellt wer-
den. Die ATG ist eine reine Manage­
mentgesellschaft und beschäftigt rund
160 Mitarbeitende am Hauptsitz in            Vernetzt mit Interessenpartnern                 der Bauphase und vor allem bei der
Luzern und an den Aussenstandorten in        Die ATG steht in engem Austausch mit            Inbetrieb­setzung arbeiten ATG und SBB
Altdorf, Sedrun, Faido und Bellinzona.       verschiedenen Partnern und muss sich            eng zusammen.
Sie baut und projektiert selbst nicht,       mit einer Vielzahl von Ansprüchen ausei-
sondern vergibt diese Arbeiten an Pro-       nandersetzen:                                   Auftragnehmer aus Privatwirtschaft
jektingenieure sowie Bauunternehmen                                                          Für Projektierung und Ausführung der
und Konsortien.                              Der Bund                                        Bauarbeiten wurden Planer, Bauunter-
                                             Die Schweizerische Eidgenossenschaft ist        nehmen und Lieferanten beauftragt. Sie
                                             nicht nur Auftraggeberin der NEAT am            wurden mittels eines öffentlichen Aus-
                                             Gotthard, sondern genehmigt, über-              schreibungsverfahrens bestimmt.
                                             wacht, kontrolliert und finanziert. Spe­
                                             zialisten beim Bundesamt für Verkehr            Vielfältige Ansprüche
                                             bewilligen die erarbeiteten Teilprojekte.       der Öffentlichkeit
                                             Die Neat-Aufsichtsdelegation, ein Aus-          Von einem Grossprojekt sind viele Men-
                                             schuss des eidgenössischen Parlaments,          schen betroffen. Entsprechend vielfältig
                                             nimmt die politische Aufsicht wahr.             sind die Anliegen von Anwohnern, Wirt-
                                                                                             schaftsvertretern, Umweltschutzorgani-
                                             SBB als künftige Betreiberin der                sationen und Politikern an die ATG.
                                             Bahntunnels
                                             Nach Fertigstellung werden die beiden
                                             Basistunnel an Gotthard und Ceneri
                                             von den SBB betrieben. Schon während
Gotthard-Basistunnel
     Längster Eisenbahntunnel der Welt
     Der Gotthard-Basistunnel besteht aus zwei 57 km langen Einspurröhren.
     Diese sind alle 325 Meter durch Querschläge miteinander verbunden.
     Zählt man auch sämtliche Verbindungs- und Zugangsstollen sowie Schächte
     hinzu, misst das gesamte Tunnelsystem über 152 km.

12   Das Tunnelsystem                              gelangten Menschen, Material und             zugedeckt wurde. Zwei unterirdische
     Zwei Multifunktionsstellen in Faido           Maschinen zu den Baustellen im Berg.         Verzweigungsbauwerke rund 3 km süd-
     und Sedrun unterteilen die beiden Tunnel-     Um Zeit und Kosten zu sparen, wurden         lich der Portale ermöglichen eine allfäl-
     röhren in drei ungefähr gleich lange          die Bauarbeiten an den verschiedenen         lige künftige Verlängerung des Tunnels
     Abschnitte. Hier befinden sich die Not-       Abschnitten aufeinander abgestimmt           nach Norden.
     haltestellen und je zwei Spurwechsel. Sie     und erfolgten teilweise gleichzeitig.
     ermöglichen, dass Züge von der einen                                                       Amsteg (11,3 km)
     Einspurröhre in die andere fahren kön-        Gotthard Nord (4,4 km)                       Um die beiden Tunnelröhren bauen zu
     nen. Auch das Abluftsystem sowie zahl-        Die offene Strecke zwischen Altdorf/         können, wurde zuerst ein 1,8 km langer
     reiche technische Anlagen für den Bahn-       Rynächt und dem Nordportal schliesst         Zugangsstollen ausgebrochen. Für die
     betrieb sind hier untergebracht. Über die     die neue Gotthardbahn an die beste-          spätere Bahnstromversorgung bohrte
     offenen Zufahrtsstrecken nördlich und         hende SBB-Stammlinie an. Neben dem           eine Tunnelbohrmaschine einen Kabel-
     südlich der beiden Portale in Erstfeld und    neuen Eisenbahntrassee baute man zahl-       stollen in die unterirdische Zentrale des
     Bodio wird der Basistunnel an die beste-      reiche Kunstbauten wie Unterführungen        Kraftwerks Amsteg. Von Amsteg aus
     hende SBB-Stammlinie angeschlossen.           mit Brücken.                                 ging der Vortrieb in der Ost- und der
                                                                                                Weströhre mit zwei Tunnelbohrmaschi-
     Aufteilung in Teilabschnitte                  Erstfeld (7,8 km)                            nen in Richtung Sedrun.
     Für die Planung und den Bau gliederte         Auf den ersten 600 m des nördlichsten
     man den Gotthard-Basistunnel in verschie-     Teilabschnitts entstand in einer offenen
     dene Abschnitte. Durch Zugangsstollen         Baugrube ein Tagbautunnel, der mit Erde

                                                                                                                        Portal Bodio

                                                                                                           Multifunktionsstelle Faido
                                                                                                                  mit Nothaltestellen
     Abluftstollen

                                                                                                               Zugangsstollen Faido
     Zugangsstollen
     Sedrun
     Schacht I+II

     Multifunktionsstelle Sedrun
     mit Nothaltestellen

     Querschlag                                                                               Querschlag

                                    Kabelstollen

     Portal Erstfeld      Zugangsstollen Amsteg                                               ca. 40 m

     Schema des Tunnelsystems am Gotthard
Altdorf
                                                                                                                            Gotthard Nord
                                                                                                                             Länge 4,4 km
                                                                      Erstfeld
                                                                                                                                  Erstfeld
                                                                                                                             Länge 7,8 km

                                                                       Amsteg
                                                                                                                                  Amsteg
                                                                                                                           Länge 11,3 km

                                                                                                      Sedrun                       Sedrun
                                                                                                                             Länge 8,5 km

                                                                                                                                    Faido
                                                                                                                           Länge 13,5 km
Sedrun (8,5 km)
Für den Bau wurde der Abschnitt Sedrun
über einen 1 km langen, horizontalen
Zugangsstollen und zwei 800 m tiefe
Schächte erschlossen. Die Lage der Tun-                                                       Faido
                                                                                                                                   Bodio
nelbaustelle tief im Berg stellte hohe                                                                                     Länge 15,9 km
Anforderungen an die Logistik. Beim
Schachtfuss wurden die Kavernen für die                                          Linie AlpTransit
spätere Multifunktionsstelle ausgebro-                                           Zugangsstollen             Bodio            Gotthard Süd
chen. Von da aus erfolgten die Spreng-                                           Bestehende Bahnlinie                        Länge 7,8 km
vortriebe in beiden Tunnelröhren Rich-                                           Portal
tung Norden und Süden. Weil die hohe
Gebirgsüberlagerung und die starken                                  Linienführung Gotthard-Basistunnel
Spannungen den Tunnel zu verformen
drohten, war teilweise eine spezielle
Ausbruchsicherung notwendig. Die Inge-
nieure entwickelten ein neuartiges,          kurzen Strecke im Lockergestein begann                 Gotthard Süd (7,8 km)
innovatives Konzept mit flexiblen Stahl-     im festen Fels der Vortrieb mit Tunnel-                Die offene Zufahrtsstrecke vom Süd-
bogen. Diese schoben sich bei Gebirgs-       bohrmaschinen. Um die unterirdischen                   portal in Bodio bis zum Anschluss
druck zusammen und verhinderten              Montagekavernen für die Maschinen                      Giustizia südlich von Biasca schliesst den
Deformationen am fertigen Bauwerk.           schneller erschliessen zu können, wurde                Gotthard-Basistunnel an die bestehende
                                             ein Umgehungsstollen gebaut. Seit dem                  SBB-Stammlinie an. Der Bau von ver-
Faido (13,5 km)                              Durchschlag zum Abschnitt Faido bis ins                schiedenen Brücken und Unterführun-
Ein 2,7 km langer Zugangsstollen mit         Jahr 2013 dient die Oströhre als Trans-                gen ermöglicht eine umweltschonende
einem Gefälle bis 13% ermöglicht den         portröhre. Die Weströhre ist der erste                 Linienführung sowohl in der Naturland-
Zugang zu den unterirdischen Baustel-        Tunnelabschnitt, in dem die Bahntechnik                schaft wie auch im dicht besiedelten
len. Hier liegt die zweite Multifunktions-   eingebaut wird.                                        Gebiet.
stelle. Wegen unerwarteter geologischer
Schwierigkeiten mit Bergschlägen musste
diese bei laufenden Bauarbeiten neu          Spurwechsel in der Multifunktionsstelle Sedrun
geplant und ein Spurwechsel nach Süden
verschoben werden. Für den Vortrieb
in Richtung Sedrun kamen die gleichen
Tunnelbohrmaschinen zum Einsatz,
die zuvor den Abschnitt Bodio ausgebro-
chen hatten.

Bodio (15,9 km)
Auch im südlichsten Teilabschnitt ent-
standen wie in Erstfeld die ersten
Tunnelmeter im Tagbau. Erst nach einer
Ceneri-Basistunnel
     Zweites Herz der Flachbahn
     Erst mit dem 15,4 km langen Basistunnel unter dem Monte Ceneri wird
     die durchgehende Flachbahn von Altdorf bis Lugano Realität. Nach dem
     Gotthard- und dem Lötschberg-Basistunnel ist der Ceneri-Basistunnel
     das drittgrösste Bahntunnelprojekt der Schweiz.

14   Das Tunnelsystem                              Baukonzept                                 Camorino
     Wie der Gotthard-Basistunnel besteht          Der Ceneri-Basistunnel wird ausschliess-   Um den Ceneri-Basistunnel an die beste-
     der Ceneri-Basistunnel aus zwei Einspur-      lich im Sprengvortrieb ausgebrochen.       hende Bahnlinie anzuschliessen, entste-
     röhren, die rund 40 m auseinander-            Die maximale Felsüberlagerung beträgt      hen beim Knoten Camorino diverse Bau-
     liegen und durch Querschläge miteinan-        bis zu 900 m, die geringste nur wenige     werke, so eine neue viergleisige Brücke
     der verbunden sind. Aufgrund seiner           Meter. Der grösste Teil des Ausbruchs      über die Autobahn A2 und zwei neue
     Länge sind keine Spurwechsel oder Multi-      erfolgt gleichzeitig in beide Richtungen   eingleisige Bahnviadukte über die vier-
     funktionsstellen nötig.                       vom Zwischenangriff Sigirino aus. Von      spurige Kantonsstrasse.
     Auf Bestellung des Kantons Tessin wird        den Portalen Vigana und Vezia wurden
     die «Bretella Locarno – Lugano» realisiert,   Gegenvortriebe ausgeführt, um Zeit und
     die zudem dem Tessiner Regionalverkehr        Kosten zu minimieren. Dabei kamen nur
     dient. Sie reduziert die Reisezeit zwischen   schonende Baumethoden zum Einsatz,
     Locarno und Lugano von heute 55 auf           da die Arbeiten in diesen Bereichen in
     neu 22 Minuten.                               sensibler Umgebung auszuführen waren.

                                                                                                                      Portal Vezia

                                                                                                        künftige Fortsetzung Süd

                                                                                                              Installationskaverne

     Querschläge                                                                                   Fensterstollen Sigirino (2,3 km)

     Verzweigungsbauwerk

                                                                                               Erkundungsstollen Sigirino (2,7 km)

     Portal Vigana (Camorino)

     Schema des Tunnelsystems am Ceneri
15
                                                                                    Linienführung Ceneri-Basistunnel

Nordportal Ceneri-Basistunnel mit Anschlüssen nach Locarno (links) und Bellinzona

                                                                                                       Tunnel
Vigana                                           Vezia                                                 Bellinzona
Im Raum Vigana befindet sich das Nord-           In Vezia befindet sich das Südportal des
portal des Ceneri-Basistunnels. Im Locker-       Ceneri-Basistunnels. Noch im Berg, etwa               Knoten
                                                                                                       Camorino              Camorino
gestein war hier die nur 9 m höher lie-          2,5 km nördlich des Portals, liegt die
gende Autobahn A2 zu unterqueren.                unterirdische Verzweigung von Sarè. Sie                                Vigana
Kurz hinter dem Portal liegen in beiden          ermöglicht eine zukünftige Verlängerung
Tunnelröhren unterirdische Verzwei-              des Tunnels Richtung Süden (nach
gungskavernen, die in einem späteren             Chiasso bzw. Como).
Ausbauschritt die Querung der Maga-              Zum Schutz der nahen Siedlungsgebiete
dinoebene ermöglichen.                           und Objekte – wie die denkmalge-
                                                 schützte Villa Negroni – wurden die Vor-
Sigirino                                         triebe im festen Fels nur mit kleinsten
Bereits ab 1997 war hier ein 3,1 km lan-         Sprengladungen ausgeführt. Die Bahnli-
                                                                                            Sigirino
ger Erkundungsstollen realisiert worden,         nie überquert zudem in nur 4 m Abstand
der wertvolle Informationen über die             den neuen Strassentunnel Vedeggio–
Geologie geliefert hat.                          Cassarate der Umfahrung von Lugano.
2008 brach eine Tunnelbohrmaschine               Dies erforderte ebenfalls schonende
einen 3,4 km langen Fensterstollen aus.          Baumethoden. Eine offene Strecke von                               Linie AlpTransit
Am Ende dieses Stollens befinden sich            200 m verbindet das Südportal des             Vezia                Zugangsstollen
zwei unterirdische Kavernen, die seit            Ceneri-Basistunnels mit der Stammlinie.                            Bretella
                                                                                                                    Locarno–Lugano
2010 Ausgangspunkt für je zwei Vor-                                                                                 Bestehende Bahnlinien
triebe Richtung Süden und Norden sind.                                                                              Korridore Süd
In diesen Werkhallen im Berg sind auch                                                                              (künftige Fortsetzung)
Baustelleninstallationen für die Haupt-                                                                             Umfahrung Bellinzona
                                                                                                                    (künftige Fortsetzung)
vortriebe und den Ausbau unterge-
bracht, beispielsweise eine Betonfabrik.                                                    Linienführung Ceneri-Basistunnel
Vermessung
     Millimetergenau durch den Berg
     Die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke durch die Alpen stellt hohe Anforde-
     rungen an die Präzision der Bauwerke. Zuverlässige und hochgenaue
     Vermessungsverfahren garantieren die nötige millimetergenaue Absteckung.

16   Die Tunnelvermessung                              technikinstallationen und Einbauten.            gänge und des rund um die Uhr laufen-
     Mit Satellitenmesstechnik wurde über              Zudem werden die Tunnelbohrmaschi-              den Baubetriebs ist die Organisation sehr
     das gesamte Projektgebiet ein Netz von            nen und Sprengvortriebe mit Vermes-             anspruchsvoll. Zu berücksichtigen sind
     Fixpunkten gelegt. Diese stellen den              sungsdaten gesteuert. Sämtliche Daten           zudem Einflüsse, welche die Messergeb-
     Bezug zwischen Plänen und Gelände her             des Absteckungsnetzes müssen dabei              nisse verfälschen: Die Temperaturunter-
     und dienen als Ausgangspunkte für die             laufend nachgeführt werden. Auch die            schiede zwischen der Tunnelwand mit
     unterirdische Tunnelabsteckung. Dabei             Überwachung des Bauwerks und das                hoher Felstemperatur und der kühleren
     wird mit dem Prinzip des Polygonzuges             Erkennen von Verformungen gehören zu            Tunnelmitte können die Laserstrahlen
     durch fortlaufendes Messen von Win-               den Aufgaben der Vermessung.                    der Vermesser ablenken (Refraktion).
     keln und Distanzen in den Tunnel hinein                                                           Wenn immer möglich werden die Ver-
     gemessen.                                         Verfälschende Einflüsse                         messungsstative deshalb in der Tunnel-
                                                       berücksichtigen                                 mitte positioniert. Auch die Einflüsse
     Steuerung der Vortriebsrichtung                   Die enormen Dimensionen in den langen,          des Geoids sind zu berücksichtigen. Als
     Die Vermessungsaufgaben im Tunnel                 unterirdischen Tunnelbauwerken er-              Geoid bezeichnet man die genaue Form
     sind vielfältig. Insbesondere geht es um          schweren die Vermessung. Aufgrund der           der Erde, die wegen der unterschiedli-
     die Absteckung von Rohbauten, Bahn-               vielen Baustellen, der komplexen Zu-            chen Dichteverhältnisse im Erdmantel

                                                                                                            Satelliten

         Portalnetze
         Polygonzug
         Lotung
         Kreiselmessung

                                   Vortrie
                                           b   Amst
                                                   eg – S
                                                         edrun

                                                                     Vortri
                  Amsteg                                                    eb Sed
                                                                                  run –
                                                                                          Amste
                                                                                               g

                                                                                                   Sedrun
     Absteckungsnetz zwischen Amsteg und Sedrun
17

Tachymetermessung beim Hauptdurchschlag Faido–Sedrun

und wegen der Gebirgszüge an der
Oberfläche nicht exakt die Form einer                               Abweichungen bei den Durchschlägen
Kugel hat. Würden diese Einflüsse nicht                             im Gotthard-Basistunnel
durch Modellierungen berücksichtigt,
                                                                    Durchschlag        Monat, Jahr            quer        hoch
müsste mit Vermessungsfehlern im
Meterbereich gerechnet werden.                                      Bodio–Faido        September 2006       92   mm     17   mm
                                                                    Amsteg–Sedrun      Oktober 2007        137   mm      3   mm
                                                                    Erstfeld–Amsteg    Juni 2009            14   mm      5   mm
Die Vermessungsinstrumente                                          Faido–Sedrun       Oktober 2010         80   mm     10   mm

Tachymeter: Erlauben hochpräzise Rich-
tungs-, Distanz- und Höhenwinkelmes-
sung. Moderne Tachymeter sind motori-
siert und computergesteuert. Sie senden
Infrarotlichtwellen aus, mit denen Re-        Oberflächenverformungen im Visier        Die Sedruner Schächte
flektoren angezielt werden.                   Auch die Überwachung der Erdober-        als Knackpunkte
                                              fläche gehört zu den Aufgaben der Ver-   Innovation war im Gotthard-Basistunnel
Vermessungskreisel: Ermöglichen               messung. So wird über dem Gotthard-      für die Messungen in den beiden 800 m
im Tunnel die genaue Bestimmung von           Basistunnel die Umgebung der Stau­       tiefen Schächten in Sedrun gefragt. Die
Richtungen. Ein Kreisel wird in der           mauern Curnera, Nalps und Santa Maria    hohe Genauigkeit, die bei der Positions-
Pendelbewegung von der Erdrotation            auf allfällige, durch die Bauarbeiten    und Orientierungsübertragung von der
beeinflusst und gibt dadurch die geo-         verursachte Veränderungen überwacht.     Kaverne am Schachtkopf hinunter auf
grafische Nordrichtung an.                    Am Ceneri-Nordportal unterquert der      Tunnelniveau gefordert war, stellte eine
                                              Tunnel die Autobahn mit sehr geringem    grosse Herausforderung dar. Gelöst
Laserscanner: Können bis zu                   Abstand. Für den Fall von unerwarteten   wurde diese Aufgabe durch mechanische
500 000 Punkte pro Sekunde erfassen           Absenkungen der Fahrbahn wurde ein       und optische Lotungen und den Vermes-
und ermöglichen die Messung von foto-         Überwachungs- und Alarmierungssystem     sungskreisel.
realistischen, dreidimensionalen Model-       installiert.
len. Man verwendet sie bei der Ab-                                                     Präzise Durchschläge im
nahme des Rohbaus, weil sich dadurch                                                   Gotthard-Basistunnel
sogar schmale Risse im Beton erkennen                                                  Beim 57 km langen Gotthard-Basistun-
lassen. Sie liefern wertvolle Informationen                                            nel, dem längsten Tunnel der Welt,
für den Bahntechnikeinbau sowie für                                                    erzielten die Vermesser bei allen Durch-
den Betrieb und den Unterhalt.                                                         schlägen präziseste Ergebnisse.
Geologie
     Risikofaktor bis zum Durchschlag
     Trotz modernster Technik lassen sich die geologischen Verhältnisse im
     Innern des Gebirges nicht genau voraussagen, aber Prognosen erfahrener
     Geologen und Sondierbohrungen reduzierten die Risiken.

18   Geologie Gotthard-Basistunnel                    y   Ausser der Piora-Mulde erkannten die        Mittels deformierbarer Stahlbogen
     Beim Bau des Gotthard-Basistunnels                   Ingenieure und Geologen auch den            und Anker konnte ein im Einklang mit
     musste man unterschiedlichste Gesteins-              nördlichen Teil des Tavetscher Zwischen-    den Deformationen erhöhender Aus-
     schichten durchqueren: Von verschiede-               massivs als bautechnisch besonders          bauwiderstand herbeigeführt werden.
     nen Gneisen und harten Graniten des                  kritisch. Das zwischen dem Aarmassiv        Gleichzeitig liess dieses neuartige Kon-
     Gotthard- und Aarmassivs bis zu teil-                und dem Gotthardmassiv liegende             zept zu Beginn hohe Deformationen
     weise stark zerbrochenen Sedimenten                  Teilstück würde beim Vortrieb ein stark     zu, was für einen technisch und wirt-
     zwischen diesen Massiven.                            druckhaftes Verhalten aufweisen.            schaftlich sinnvollen Ausbau nötig war.
                                                          Entsprechend waren neuartige Siche-
     Anspruchsvoller Baugrund                             rungsmassnahmen zu entwickeln.
     Schon vor Baubeginn galten die Piora-
     Mulde und das Tavetscher Zwischen-
     massiv Nord als bautechnisch schwierige
     Zonen:
     y	In der Piora-Mulde vermuteten die

        Geo­logen ein «schwimmendes
        Gebirge», d.h. wassergesättigten
        zuckerförmigen Dolomit unter hohem
        Druck. Solche Verhältnisse stellten
        die Machbarkeit des Basistunnels in-
        frage. Sondierungen zeigten aber,
        dass auf Tunnel­niveau trockene Ver-
        hältnisse zu erwarten waren und
        bautechnisch günstige Dolomite vor-
        liegen würden. Dies bestätigte sich:
        Im Herbst 2008 konnten die Mineure
        die Piora-Mulde in der Oströhre und
        im Februar 2009 auch in der West-
        röhre mit den Tunnelbohrmaschinen
        problemlos durchfahren.                       Im Tavetscher Zwischenmassiv wurden erfolgreich neuartige Sicherungmassnahmen eingesetzt

     Nordportal          Amsteg                           Sedrun                            Piora-Mulde   Faido                       Südportal
     Erstfeld                                                                                                                            Bodio

                                           Tavetscher Zwischenmassiv
     Geologisches Längenprofil Gotthard-Basistunnel
Geologie Ceneri-Basistunnel                                                                                                         19
Schon zwischen 1997 und 2000 wurde
in Sigirino ein 3,1 km langer Sondierstol-
len bis zu den künftigen Tunnelachsen
ausgebrochen. Man traf auf standfeste
Orthogneise und andere Gneise, die im
Wesentlichen keine besonders schwieri-
gen Verhältnisse für den Tunnelbau dar-
stellen. Aufgrund dieser Erkenntnisse
wurde die definitive horizontale Linien-
führung der Einspurröhren festgelegt.
                                             Baggervortrieb in der Störzone «Linea Val Colla» im Ceneri-Basistunnel
Viele Faktoren bestimmen den Weg
durch den Berg
Obwohl die Gerade die kürzeste Verbin-
dung ist, haben sowohl der Gotthard-
als auch der Ceneri-Basistunnel einen
geschwungenen Streckenverlauf. Neben
geologischen waren auch geografische
Bedingungen wie die Lage von Stau-
seen, die Zugangsmöglichkeiten von
Baustellen oder die Überlagerungshöhe
und die Nutzungen an der Oberfläche
mitbestimmend. Bei der Linienführung
der offenen Zufahrtsstrecken waren die
Anliegen der Standortregionen zu be-
rücksichtigen. Auch die ästhetische und
umweltverträgliche Integration der Stre-
cken und Portale in Landschaft und Sied-
lungsräume spielte eine wichtige Rolle.      Eine Kernbohrung im Sommer 2008 in der Piora-Mulde

                                             Nordportal                    Erkundungsstollen       Fensterstollen       Südportal
                                             Vigana                                 Sigirino     Installationskaverne      Vezia

                                             Geologisches Längenprofil Ceneri-Basistunnel
Vortriebsmethoden
     Maschinell oder konventionell
     Insgesamt vier Tunnelbohrmaschinen brachen fast 75% des Gotthard-Basis-
     tunnels aus, während beim Ceneri-Basistunnel ausschliesslich im konven-
     tionellen Sprengvortrieb gearbeitet wird.

20   Die Wahl der Vortriebsmethode hängt            einem Bohrkopf-Durchmesser bis zu                mechanisch oder mittels Sprengungen
     nicht nur von den zu erwartenden Ge-           9,5 m zum Einsatz. Die Investitionskosten        gelöst. Die Arbeitsschritte sind beim
     birgsverhältnissen ab, sondern auch von        für eine Tunnelbohrmaschine betragen             Sprengvortrieb fest vorgegeben. Zuerst
     den Erschliessungsmöglichkeiten, den           rund 30 Mio. CHF. Beschaffung und                werden Sprenglöcher gebohrt und mit
     Umweltbedingungen und den wirtschaft-          Bereitstellung der Installationen dauern         Sprengstoff geladen. Dann erfolgt die
     lichen Gegebenheiten. Auch die Strecken-       länger als für den konventionellen Vor-          Sprengung, anschliessend erfolgen die
     länge und die zur Verfügung stehende           trieb, sie lohnen sich in der Regel nur für      Lüftung und die Sicherung des Vortriebs-
     Gesamtbauzeit spielen eine Rolle.              längere Ausbaustrecken.                          bereiches. Zuletzt erledigen die Mineure
                                                                                                     das «Schuttern», den Abtransport des
     Maschineller Vortrieb                          Konventioneller Sprengvortrieb                   Ausbruchmaterials. Beim Gotthard-Basis-
     Eine Tunnelbohrmaschine inklusive der          Der konventionelle Vortrieb ist eine sehr        tunnel wurden vor allem der Abschnitt
     ganzen Vortriebseinrichtung (Nachläu-          anpassungsfähige Baumethode. Der aus-            Sedrun, die Zugangsstollen und -schächte
     ferkonstruktion) ist rund 450 m lang.          zubrechende Querschnitt, die Ausbruch-           sowie die Querschläge im konventionel-
     Wegen der standardisierten und maschi-         etappen und eingesetzte Sicherungs-              len Vortrieb mit mechanischem Lösen
     nellen Abläufe sind bei guten Felsbedin-       mittel, wie beispielsweise Spritzbeton,          des Gebirges und Sprengungen ausge-
     gungen hohe Tagesleistungen möglich.           Anker, Stahleinbau oder Netzarmierung,           brochen.
     Im Gotthard-Basistunnel kamen ins-             können jederzeit den Verhältnissen
     gesamt vier Tunnelbohrmaschinen mit            angepasst werden. Das Gebirge wird

                                             Steuerkabine
                                             Steuerkabine            Hebekran
                                                                     Hebekran                   Mattenversetzgerät
                                                                                                Mattenversetzgerät

                          Betonspritzautomat
                          Betonspritzautomat                      Förderband
                                                                  Förderband               Gripper
                                                                                           Gripper            Bohrkopf
                                                                                                              Bohrkopf

     Vortrieb mit Tunnelbohrmaschine (TBM)

                                                    Strossabbau
                                                    Strossabbau                Sicherung
                                                                               Sicherung Kalotte
                                                                                         Kalotte      Ausbruch
                                                                                                      Ausbruch Kalotte
                                                                                                               Kalotte
                           Felsanker
                           Felsanker

                                               Frischluft
                                               Frischluft

            Fahrmischer
            Fahrmischer     Muldenkipper
                            Muldenkipper       Pneulader
                                               Pneulader      Bohrwagen
                                                              Bohrwagen           Spritzmobil
                                                                                  Spritzmobil      Vortriebsbohrwagen
                                                                                                   Vortriebsbohrwagen

     Konventioneller Sprengvortrieb
Innenausbau
Ein Bauwerk für mindestens 100 Jahre
Tunnelverkleidung und Tragkonstruktionen der Basistunnel müssen ohne
wesentlichen Unterhalt 100 Jahre Bestand haben. Deshalb sind hohe Qualität
und lange Lebensdauer der Baumaterialien für die Abdichtung und die
Tunnelauskleidung gefragt.

Die Ausbruchsicherung verhindert das                                                                           21
Niederbrechen von Gestein vor dem
definitiven Gewölbeeinbau und schützt
die Arbeiter. Sie steht in direktem Kon-
takt zum Fels und ist den Einflüssen von
Gebirge und Bergwasser ausgesetzt.

Unterschiedlich starke
Sicherungsmittel
Je nach Geologie kommen unterschied-
lich starke Sicherungsmittel zum Einsatz:
Anker, Spritzbeton und Stahlbögen
lassen sich baukastenartig miteinander
kombinieren. In Zahl und Stärke sind
sie variabel einsetzbar. Falls es die Bau-
grundverhältnisse verlangen, müssen          Einbringen der Abdichtungsfolien
Zusatzmassnahmen zur Gebirgsverbesse-
rung oder zur Abdichtung des Gebirges
eingesetzt werden. Solche Massnahmen
können unter anderem Spiess- und
Rohrschirme, Drainagebohrungen oder
Injektionen sein.                                                                      Ausbruchsicherung mit
                                                                                       Spritzbeton
                                                                                       max. Stärke = 20 cm
Auskleidung mit Folie
                                                                                       Deformation = 15 cm
und Gewölbebeton
Nach der Ausbruchsicherung schützt
                                                                                       Ortsbetonverkleidung
eine speziell entwickelte Abdichtungs-                                                 min. Stärke = 30 cm
folie die Tunnelröhren auf der gesamten
                                                                                       Abdichtungsfolie
Tunnellänge vor Wassereintritten. Diese
Folie muss hohen Temperaturen, Berg-
wasser und Bergdruck während der
geforderten 100 Jahre Nutzungsdauer
des Tunnels standhalten. Da handels-
übliche Abdichtungen die speziellen An-
forderungen nicht erfüllt hätten, wurden     Tunnelprofil TBM-Vortrieb
für den Gotthard-Basistunnel entspre-
chend geeignete Systeme entwickelt.
Die Zuschlagstoffe für das Innengewölbe      sprechende Vorversuche durch und er-
bestehen praktisch zu 100% aus Aus-          brachte die nötigen Qualitätsnachweise.
bruchmaterial. Weil dafür wenig Erfah-       Das Innengewölbe hat eine minimale
rung vorhanden war, führte man ent-          Stärke von 30 cm.
Umweltschutz
     Im Einklang mit der Natur
     Mit dem Bau der neuen Gotthardbahn verwirklicht die Schweiz eines der
     grössten Umweltschutzprojekte Europas. Die Flachbahn trägt zum Schutz der
     Alpenwelt bei. Auch der Bau erfolgt so schonend wie möglich.

22   Schon in der Planung, aber auch beim
     Bau der neuen Gotthardbahn vermin-
     dern umfangreiche Massnahmen die
     Auswirkungen auf Mensch, Tier, Luft
     und Wasser. Der Dialog mit den Umwelt-
     behörden und -organisationen verhilft
     zu tragfähigen Lösungen.

     Schonender Transport
     hält Luft rein
     Die Luftbelastung soll möglichst gering
     bleiben. Materialtransporte erfolgen
     deshalb vorwiegend per Förder­bänder,
     Bahn und Schiff. Damit nur minimale
     Mengen von Schadstoffen in die Luft
     gelangen, müssen die Bau­unternehmer
     die Fahrzeuge und Maschinen mit Parti-
     kelfiltern ausrüsten.

     Strenge Richtlinien
     für Abwasser
     Der Baustellenverkehr und -betrieb
     belastet das Berg- und Tunnelwasser.
     Dieses wird nach gesetzlichen Vorschrif-       Die Bewässerung der Deponien reduziert die Staubentwicklung
     ten gereinigt, gekühlt und erst danach
     wieder in die Flüsse eingeleitet.

     Staub- und Lärmschutz                          Schutz von Flora und Fauna
     Staub und Lärm auf den Baustellen              Der Bau der neuen Gotthardbahn
     können die lokale Bevölkerung stören.          tangiert auch Lebensräume für Pflanzen
     Zum Schutz vor Lärm werden zwischen-           und Tiere. Teilweise werden diese nur
     gelagerter Humus und Oberboden zu              vorübergehend beansprucht und an-
     Lärmschutzwällen aufgeschüttet. Aus            schliessend wiederhergestellt. Bei blei-
     Rücksicht auf die Anwohner sind die            bender Umnutzung erfolgen Kompensa-
     Betriebszeiten der Baustellen beschränkt.      tionsmassnahmen: Gerodete Bäume
     In Sigirino befindet sich der Installations-   werden standortgerecht ersetzt, Bach-
     platz aus Lärmschutz­gründen teilweise         läufe renaturiert oder Uferbereiche
     in einer Kaverne im Berg. Um Staub zu          naturnah gestaltet. Entlang der offenen
     vermeiden, werden Baustellenareale und         Strecken werden Lärmschutzwände
     Materialzwischenlager bewässert sowie          errichtet oder Lärm- und Erschütterungs-
     Fahrzeuge regelmässig gereinigt.               schutzmassnahmen getroffen.                    Revitalisierte Aue Insla in Sedrun
Materialbewirtschaftung
Recycling der besonderen Art
Der Tunnelbau führt zu riesigen Mengen von Ausbruchmaterial: 28 Mio. Tonnen
aus dem Gotthard- und 8 Mio. Tonnen aus dem Ceneri-Basistunnel. Diese Berge
von Fels und Gestein sind wertvolle Rohstoffe.

Um die natürlichen Ressourcen zu scho-                                                                                                   23
nen, wird ein grosser Teil des Ausbruch-
materials für die Betonherstellung für
den Innenausbau des Tunnels eingesetzt.
Das restliche Material dient beispiels-
weise der Gestaltung des Geländes oder
der Schüttung von Dämmen. Nur ein
kleiner Teil des Materials muss auf Depo-
nien entsorgt werden.

Vom Ausbruchmaterial
zum Betonzuschlagsstoff
Früher galt das feinkörnige und chip-
artige Ausbruchmaterial von Tunnelbohr-
maschinen als für die Betonher­stellung
ungeeignet. Hochschulen und die                Vom Ausbruchmaterial zum Inselparadies: Seeschüttung Uri
Industrie entwickelten deshalb innova-
tive Techniken und neuartige Infrastruk-
turanlagen, um die riesigen Mengen             Betonzugschlagstoffe erfolgt direkt auf        Seeschüttung im Kanton Uri
Material trotzdem als Zuschlagstoff ein-       den Baustellen in eigenen Kies- und            Für die Wiederverwendung ungeeigne-
setzen zu können. In Labors und auf            Betonproduktionswerken. Ein Prüfsystem         tes Ausbruchmaterial aus Amsteg ge-
den Baustellen wurde geforscht und ge-         stellt sicher, dass die geforderte hohe        langte mit Bahn und Schiff in den Urner-
testet, bis der Nachweis für die Eignung       Qualität des Betons konstant erreicht          see. Hier wurde es zur Regenerierung
erbracht war. Die Aufbereitung der             wird.                                          der Flachwasserzone genutzt. Daraus
                                                                                              sind drei Naturschutz- und drei Bade-
                                                                                              inseln entstanden.

                                                     28,2 Mio. Tonnen ~
                                                                      = 7160 km

                                                                                                                           Zürich

   Chicago
                                                          Nordatlantischer Ozean

Das Ausbruchmaterial aus dem Gotthard füllt einen Zug der Länge Zürich–Chicago
Rohbau-Ausrüstung
     Technik auf höchstem Niveau
     Noch vor Einbau der Bahntechnik werden die Basistunnel mit mechanischen und
     elektromechanischen Anlagen ausgerüstet. Die meisten dieser Installationen
     sind in den Querschlägen und den beiden Multifunktionsstellen untergebracht.

24   Die Einbauten der Rohbau-Ausrüstung            Ausrüstung der Querschläge                 y   Im Ereignisfall dienen die Querschläge
     umfassen Belüftungs-, Wasserversor-            Die 176 Querschläge im Gotthard-Basis-         als Fluchtwege in die andere Röhre.
     gungs- und Entwässerungsanlagen, aber          tunnel und die 46 Querschläge des              Deshalb sind sie mit Flucht- und Brand-
     auch Klimaanlagen für Gebäude, Kran-           Ceneri-Basistunnels erhalten durch den         schutztüren abgeschlossen. Diese
     anlagen, Türen, Doppelböden, Metall-           Einbau der Rohbau-Ausrüstung verschie-         Querschlagstüren müssen sich schnell
     konstruktionen sowie Elektro- und              dene Funktionen:                               und einfach öffnen lassen, gleich-
     Brandschutzinstallationen. Die meisten         y Querschläge bilden geschützte Räume          zeitig aber sehr hitzebeständig sein
     Anlagen werden in den Querschlägen               zur Unterbringung von Schränken              und eine hohe Lebensdauer aufweisen.
     und den beiden Multifunktionsstellen des         mit bahntechnischen Anlagen. Damit           Um diesen Anforderungen zu genü-
     Gotthard-Basistunnels eingebaut, einige          die Temperatur nicht über 35 °C an-          gen, wurden sie ausgiebig getestet
     aber auch in den Tunnelröhren und                steigt und die hohe Verfügbarkeit und        und massgefertigt.
     Portalbereichen.                                 Lebensdauer der Technik mindert,
                                                      sind die Querschläge mit einer Lüftung
                                                      ausgerüstet. Der Einbau von Doppel-
                                                      böden vereinfacht die Verkabelung
                                                      aller Anlagen.

                                                                                                           Ventilator/Zuluft

                                                                                                           Ventilator/Abluft

                                                                                                           Steuerschrank Tür West

                                                                                                           Steuerschrank Querschlagslüftung

                                                                                                           Steuerschrank Tür Ost
     Einspurröhre

     Querschlagstür

     Doppelboden

     Schränke Bahntechnik

     Frischluftzufuhr

     Schematische Darstellung der Querschlagsausrüstung
Ausrüstung der Multifunktions-                                                                                              25
stellen und Nebenbauwerke
y In den beiden Spurwechseln der Multi-

  funktionsstellen können Züge von
  einer Röhre in die andere wechseln. An
  diesen Stellen hat es spezielle Tore,
  die im Normalbetrieb geschlossen sind
  und so für eine aerodynamische Tren-
  nung der Tunnelröhren sorgen. Bei
  Bedarf, beispielsweise für Erhaltungs­
  arbeiten, können sie für die Durchfahrt
  von Zügen geöffnet werden.
y Alle technischen Räume in den Neben-

  bauwerken müssen klimatisiert wer-
  den, weshalb sie mit Kühlungs- und          Arbeitslift mit Inspektionsplattform Schacht I, Sedrun
  Lüftungsanlagen ausgerüstet sind.
y Der Schacht I in Sedrun dient im

  Betrieb nicht nur als Frischluftkanal für
  den Gotthard-Basistunnel. Darin ver-
  laufen auch diverse Kabel der Bahn-
  technik und eine Wasserzuleitung für
  die Multifunktionsstelle. Damit das
  Gewölbe und die montierten Leitun-
  gen kontrolliert, gewartet und saniert
  werden können, wird ein Arbeitslift
  mit Inspektionsplattform eingebaut.
y In den Multifunktionsstellen Faido und

  Sedrun des Gotthard-Basistunnels be-
  finden sich je zwei Nothaltestellen für
  den Ereignisfall. Die Türen dieser Not-
  haltestellen haben eine Doppelfunk-
  tion: Sie dienen als Fluchttüren, die
  ferngesteuert geöffnet und geschlos-
  sen werden können. Mit dem Öffnen
  und dem Schliessen wird aber auch die
  Frischluftzufuhr geregelt.

                                              Die Querschlagstüren müssen auch unter extremsten Bedingungen funktionieren
Rohbau-Ausrüstung
     Frische Luft für die Basistunnel
     Im Normalbetrieb wird der Gotthard-Basistunnel nicht aktiv belüftet.
     Bei einem Brand im Tunnel saugt jedoch eine Betriebslüftung den Rauch
     ab und bläst Frischluft ein. Die Betriebslüftung sorgt aber auch für ein
     optimales Arbeitsklima bei Unterhaltsarbeiten.

26   Im normalen Verkehrsbetrieb ist keine        Tunnelklima                                     der technischen Installationen und der
     aktive Belüftung der Tunnel notwendig.       Ein optimales Betriebsklima im Tunnel ist       Bergwassertemperatur beeinflusst. In
     Durch die «Kolbenwirkung» der Züge           wichtig für die hohe Verfügbarkeit und          den Einfahrtsbereichen kann die relative
     wird bei der Durchfahrt genügend             die Lebensdauer der technischen Anla-           Luftfeuchtigkeit oberhalb von 70%
     Luft nachgezogen. So findet in beiden        gen. Im Sommer wird die Temperatur              liegen. Sie nimmt in Fahrtrichtung mit
     Tunnelröhren ein Austausch mit der           rund 36 – 37 °C betragen, im Winter             zunehmender Lufttemperatur ab und
     Aussenluft statt.                            rund 35 °C. Die Tunneltemperatur wird           beträgt bei den Ausfahrtsportalen
                                                  unter anderem von der Felstemperatur,           zwischen 20 und 40%.
     Lüftung im Gotthard-Basistunnel              der Zugeintrittstemperatur, der Abwärme
     Die Betriebslüftung des Gotthard-
     Basistunnels basiert auf zwei Lüftungs-
     zentralen. Diese liegen am Schachtkopf
     in Sedrun und beim Portal des Zugangs-
     stollens Faido und sind mit Zu- und
     Abluftventilatoren ausgerüstet. In Portal-
     nähe werden pro Tunnelröhre je sechs
     Strahlventilatoren montiert, insgesamt
     24 Ventilatoren. All diese Komponenten
     der Betriebslüftung sind zu 100% redun-
     dant, damit bei Ausfall der Ersatz sicher-
     gestellt ist.

     Lüftung im Ceneri-Basistunnel
     Im Unterschied zum Gotthard-Basistun-        3-D-Darstellung der Zu- und Abluftführung in der Lüftungszentrale Faido
     nel ist beim Ceneri-Basistunnel keine
     Lüftungszentrale vorgesehen. Mehr
     als 50 Strahlventilatoren, die in Portal-
     nähe und in der Mitte des Tunnels mon-
     tiert sind, sorgen für die notwendige
     Belüftung des Tunnels.

     Klima für Erhaltungsarbeiten
     Sollte die Temperatur im Tunnel zu hoch
     sein, kann die Betriebslüftung Luft zur
     Kühlung einblasen. Bei Unterhaltsarbei-
     ten schafft sie das erforderliche Arbeits-
     klima für das Personal. Im entsprechen-
     den Erhaltungsabschnitt müssen deshalb
     die Temperaturen, die Strömungsge-
     schwindigkeit der Luft und die Druck-
     schwankungen reguliert werden.               Skizze Lüftungsbauwerk Portal Zugangsstollen Faido
Rohbau-Ausrüstung
Sauberer Umgang mit Wasser
In den Tunnelröhren fallen grosse Wassermengen an. Im Gotthard-Basistunnel
werden das Berg- und das Schmutzwasser in getrennten Leitungen aus dem
Tunnel geführt. Der Ceneri-Basistunnel hingegen verfügt über ein Mischsystem.

Abdichtung gegen Bergwasser                                                                                              27
                                                                   Ausbruchsicherung
Die Tunnelgewölbe sind ständig anfal-
lendem Bergwasser ausgesetzt. Entlang
                                                                   Abdichtungsfolie
einer speziellen Abdichtungsfolie läuft
es zum Gewölbefuss in die Gewölbe-
                                                                   Tunnelgewölbe
drainageleitung. Diese führt alle 100 m                            (Innenschale)
über einen Kontrollschacht in die Haupt-
drainageleitung, die sich unter der Fahr-
bahn befindet.

Separate Ableitung                                                                                        Sickergeröll

für Tunnelwasser                                                                                    Gewölbedrainage
Sollte im Havariefall im Gotthard-Basis-
tunnel Schmutzwasser im Bereich der                                                    Hauptdrainageleitung Ø 600 mm
Fahrbahn anfallen, wird es alle 100 m                                                             Sohle aus Ortsbeton
über einen Schacht gesammelt und in                                                    Schmutzwasserleitung Ø 250 mm
eine separate Ableitung geführt; deshalb
spricht man von einem «Trennsystem».
Das Schmutzwasser gelangt zur Analyse       Entwässerungssystem Gotthard-Basistunnel
in ein Auffangbecken ausserhalb des
Tunnels. Je nach Zusammensetzung wird
es aufbereitet und dann in natürliche
Gewässer abgeleitet.

Ceneri: gemeinsame Ableitung
für Berg- und Schmutzwasser
Im Ceneri-Basistunnel werden das Berg-
und das Schmutzwasser im Gegensatz
zum Gotthard-Basistunnel nicht getrennt
abgeleitet. Wegen der viel geringeren
Bergwassermengen bietet sich hier die-
ses «Mischsystem» zur Entwässerung an.

                                            Wasseraufbereitungsanlage in Erstfeld
Bahntechnik
     Fahrbahn, Strom und Funk
     Erst die bahntechnischen Anlagen ermöglichen den Bahnbetrieb in den
     Basistunneln an Gotthard und Ceneri. Sie integrieren die neuen Gleisanlagen
     ins bestehende Bahnnetz.

28   Zur Bahntechnik gehören feste Anlagen             tionsplätze in Portalnähe bilden die     Zeitpunkt der Inbetriebsetzung müssen
     wie Gleise, Weichen, Fahrdraht, Strom-            logistische Basis für den Einbau. Aber   alle Komponenten auf dem neuesten
     versorgung, Funk- und Telefonverbindun-           auch der Betonzug zum Fahrbahnein-       Stand sein.
     gen sowie die Signaltechnik für Züge,             bau, die Baulüftung und -kühlung sowie
     die mit bis zu Tempo 250 km/h durch die           die Baustromversorgung gehören dazu.     Umfangreiche Überprüfungen
     Basistunnel fahren.                                                                        Die Bahntechnik ist ein komplexes tech-
                                                       Moderne Technik                          nisches System. Schon bei der Planung
     Provisorien und Installationsplätze               Die Bahntechnikinstallationen werden     achtete man deshalb darauf, dass trotz-
     Neben den Anlagen für den Betrieb sind            auf höchstem technischem Niveau pro-     dem möglichst einfach gebaut wird, und
     auch umfangreiche Bauprovisorien und              jektiert und ausgeführt. Dabei ist die   dies mit möglichst wenigen Nahtstellen.
     temporäre Leistungen für den Einbau               lange Planungs- und Realisierungszeit    Schon lange vor der Einbauphase fanden
     notwendig. Die Bahntechnik-Installa-              eine grosse Herausforderung, denn zum    umfangreiche Werksprüfungen, Mate-

     Verstärkungsleitung                                                                                     Rückleiter

     Rückleiter                                                                                    Fahrleitungstragwerk
                                                                                                       Tunnelfunkkabel
                                                                                                          Fahrleitungs-
                                                                                                      Nachspannsystem

                                                                                                            Merktafel
     Lichtraumprofil EBV IV                                                                                Hauptsignal
     (inkl. Stromabnehmerprofil S3)

     Handlauf
     Notbeleuchtung im Tunnel

     Datenkabel
     Niederspannungskabel                                                                         Hochspannungskabel
     Balise
                                                                                                              Fahrbahn

     Tunnelprofil mit bahntechnischen Installationen
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