Das Vorhaben des Semmering-Basistunnel Neu

 
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       Basistunnel NEU                                                                          10 JAHRE NETZWERK BAU
                                                                                                > Wissen & Visionen

     Nipitsch Gernot

     Das Vorhaben des Semmering-
     Basistunnel Neu
                                                 Im Frühjahr 2005 wurde zwischen der österreichischen Bundesregierung und den
                                                 Ländern Niederösterreich und Steiermark das verkehrspolitische Einvernehmen
                                                 erzielt, im gesamten Südbahnverlauf eine einheitlich leistungsfähige Eisenbahn-
                                                 infrastruktur bereitzustellen und die Projektentwicklung für einen Semmering-Ba-
                                                 sistunnel neu (SBTN) gestartet.
                                                 Nach dem Auftrag an die ÖBB-Infrastruktur AG wurde von dieser mit den notwen-
                                                 digen Ausschreibungen und Planungen für das Projekt zwischen Gloggnitz und
                                                 dem Raum Mürzzuschlag / Langenwang begonnen.

     1 DIE SÜDBAHN ÜBER DEN                      2 DER SEMMERING IM EURO-                    3 GRUNDLAGEN UND
     SEMMERING                                   PÄISCHEN VERKEHRSNETZ                       PROJEKTSVORGABEN

     Die 41 Kilometer lange Bergstrecke über     Die Verkehrs- und Güterströme im erwei-     Der Startschuss für die neuen Planungs-
     den Semmering wurde 1854 eröffnet und       terten Europa erfordern eine Verkehrsach-   arbeiten erfolgte nach dem Ministerrats-
     ist noch heute ein wichtiger Teil der eu-   se, die Ostsee und Adria miteinander ver-   beschluss im Frühjahr 2005.
     ropäischen Bahnverbindungen und seit        bindet. Durch diese Baltisch-Adriatische    Unter Berücksichtigung der Projektsvor-
     1998 UNESCO-Weltkulturerbe.                 Achse werden neue Märkte und Wirt-          gaben wurde zwischen dem Ausgangs-
                                                 schaftsräume erschlossen – ein Vorteil,     punkt Gloggnitz und dem Verknüpfungs-
     Durch die Kombination von engen Ra-         der sich direkt auf Österreich auswirkt:    bereich Mürzzuschlag / Langenwang ein
     dien und starken Steigungen erweist sie                                                 Planungs- und Untersuchungsraum von
     sich für einen Eisenbahnbetrieb des 21.     Denn mit dem Semmering-Basistun-            rund 300 km2 festgelegt , die Ausschrei-
     Jahrhunderts und speziell für den Güter-    nel neu entsteht – gemeinsam mit dem        bungs- und Vergabeverfahren für die we-
     verkehr jedoch zunehmend als techni-        Hauptbahnhof Wien und der Koralm-           sentlichen Planungsleistungen durchge-
     sches Nadelöhr und kann Großteils nur       bahn – eine attraktive Verkehrslösung,      führt und eine projektbegleitende aktive
     mit zwei Loks bewältigt werden.             die wichtige Impulse für Ost- und Süd-      BürgerInnenmitarbeit für einen Dialog
     Eine moderne Lösung für die Schiene,        österreich und auch für die Regionalent-    zwischen den Entscheidungsträgern und
     die auch Verbesserungen für die Umwelt      wicklung liefert.                           den Interessensgruppen der Region und
     mit sich bringt, kann nur durch einen Ba-                                               der Gemeinden begonnen sowie Anfang
     sistunnel sichergestellt werden.                                                        2006 das Trassen- und Bahnhofauswahl-
                                                                                             verfahren gestartet.

                                                                                             >> Abb 1

                                                                                             Der Semmering-Basistunnel neu wur-
                                                                                             de gemäß den Vorgaben mit einer fla-
                                                                                             chen Neigung konzipiert. Für schwere
                                                                                             Güterzüge entsteht so eine wesentliche
                                                                                             Erleichterung, sie können die gesamte
                                                                                             Südbahn – inklusive der bereits in Bau
                                                                                             befindlichen Koralmbahn – mit nur ei-
                                                                                             ner Lokomotive befahren. Neben dieser
                                                                                             Leistungssteigerung für einen wirtschaft-
                                                                                             lichen und zeitgemäßen Gütertransport
                                                                                             verkürzt sich auch die Fahrzeit zwischen
                                                                                             Wien und Graz um 30 Minuten. Höhere
                                                                                             Reisegeschwindigkeiten mit bis zu 250
                                                                                             km/h und attraktive Umsteigemöglich-
                                                                                             keiten sorgen darüber hinaus für spürba-
     Abb. 1: Planungs- und Untersuchungsraum                                                 re Verbesserungen des Reisekomforts.
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        10 JAHRE NETZWERK BAU                                                                       Basistunnel NEU
              > Wissen & Visionen

Der Semmering-Basistunnel neu wurde         er allen sicherheitstechnischen Anforde-   wie zum Beispiel Wasserschutzgebiete,
als zweiröhriges Tunnelsystem konzi-        rungen und Vorgaben.                       nach Möglichkeit umfahren oder nur am
piert. Mit Querschlägen zwischen den                                                   Rande berühren.
Tunnelröhren im Abstand von 500 m und       >> Abb 2
einer Nothaltestelle im Tunnel entspricht                                              Aufbauend auf vier Haupttunneltrassen
                                            4 DAS TRASSEN- UND BAHNHOF-                „Preiner Gscheid“ im Norden, „Ochner-
                                            AUSWAHLVERFAHREN                           höhe“ in der Mitte des Planungsraumes
                                                                                       und den beiden Südvarianten „Kleiner
                                            4.1. GRUNDZÜGE DES                         Otter“ und „Pfaffensattel“ und unter Be-
                                            AUSWAHLVERFAHRENS                          rücksichtigung der jeweils möglichen
                                                                                       Verknüpfungsbahnhöfe in der Steier-
                                            Nach Festlegung des Planungs- und Un-      mark wurden so insgesamt 13 Trassen-
                                            tersuchungsraums wurden in einem ers-      varianten mit einer Gesamtlänge von
                                            ten Planungsschritt grundsätzlich mög-     rund 360 km untersucht.
                                            liche Trassenvarianten gesucht, welche
                                            die Projektsvorgaben und Planungs-         >> Abb 3
Abb. 2: Planungsvorgaben                    grundsätze erfüllten und sensible Zonen,
                                                                                       Um aus dieser Vielzahl an Trassenvari-
                                                                                       anten die bestmögliche Trasse zu ermit-
                                                                                       teln, erfolgte die Beurteilung nach abge-
                                                                                       stimmten Kriterien in den Fachbereichen
                                                                                       „Verkehr + Technik“, „Raum + Umwelt“
                                                                                       und „Kosten + Risiken“.

                                                                                       Zu den Kriterien zählten jene, die den
                                                                                       Eisenbahnbetrieb betreffen, die bei der
                                                                                       Bauherstellung wesentlich sind und die
                                                                                       mögliche Auswirkungen auf Bevölkerung
                                                                                       und Naturraum ergeben könnten. In die-
                                                                                       sem Zusammenhang wurden Kriterien
                                                                                       der Bahnhofserschließung, der künftigen
                                                                                       Entwicklungsmöglichkeiten der Standor-
                                                                                       te aber auch unmittelbare Auswirkungen
Abb. 3: Planungsschritte                                                               durch Lärm oder Erschütterungen und
                                                                                       mögliche Auswirkungen auf Grund- und
                                                                                       Bergwasser, Oberflächengewässer oder
                                                                                       auf Ökologie und Naturraum erfasst.

                                                                                       Der Auswahlprozess wurde dabei in zwei
                                                                                       parallel und unabhängig voneinander
                                                                                       ablaufenden Prozessen – der fachlichen
                                                                                       Beurteilung der einzelnen Trassenvarian-
                                                                                       ten durch die Fachplaner und der indi-
                                                                                       viduellen Gewichtung der Beurteilungs-
                                                                                       kriterien durch die Arbeitsforen – durch-
                                                                                       geführt. Die hohe Beteiligung durch die
                                                                                       Interessenvertreter der Region zeigt vom
                                                                                       großen Interesse am Projekt.

                                                                                       Beide Ergebnisse wurden miteinander
                                                                                       verknüpft und haben zur vorliegenden
Abb. 4: Gewichtung                                                                     Auswahltrasse geführt. (Abb. 4)
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       SEITENTITEL NEU
       Basistunnel                                                                              10 JAHRE NETZWERK BAU
                                                                                                > Wissen & Visionen

     4.2. ERHEBUNGEN UND                         Auch der Bereich der Eisenbahntechnik       und Gewichtung die Trassenvariante
     UNTERSUCHUNGEN IM                           wurde intensiv untersucht. Berechnun-       Pfaffensattel eindrucksvoll als die beste
     AUSWAHLVERFAHREN                            gen über Energieverbrauch, Fahrzeit und     Variante hervorgegangen.
                                                 fahrdynamische Untersuchungen stan-         Die fachliche Beurteilung, speziell im
     Zu Beginn der Planungen standen um-         den dabei ebenso auf dem Programm           Fachbereich „Raum + Umwelt“, wurde
     fangreiche geologische und hydrogeo-        wie das Thema Tunnelsicherheit oder         dabei durch das Ergebnis der Gewich-
     logische Erhebungen. Fast 10.900 Lauf-      Überlegungen zur Bauherstellung.            tungsbögen nicht nur bestätigt, sondern
     meter Bohrkerne aus 75 Bohrungen bis                                                    sogar verstärkt.
     zu 450 m Tiefe lieferten wichtige Er-       Für jede Trassenvariante wurden mögli-
     kenntnisse über den Untergrund.             che Baukonzepte erstellt und Auswirkun-     Für die Trasse Pfaffensattel sprechen im
                                                 gen auf die Bevölkerung und die Umwelt      Wesentlichen die geringsten Auswirkun-
     >> Abb 5                                    durch Lärm, Staub und Erschütterungen       gen auf Natur und Umwelt, die gerings-
                                                 sowohl während der Bauzeit aber auch        ten Errichtungskosten und die kürzeste
     Großes Augenmerk wurde auch auf die         während des künftigen Bahnbetriebs un-      Gesamtbauzeit bis zur Inbetriebnahme.
     Thematik Wasser und hier im Speziellen      tersucht.                                   Insgesamt ist die gesamte Trassenbeur-
     auf bestehende Wassernutzungen sowie                                                    teilung sehr ausgewogen und weist kei-
     auf Lebensräume an der Oberfläche ge-       In der Steiermark war der künftige Bahn-    ne Schwachstellen, das heißt schlechte
     legt. Über 3.700 relevante Quellen, Brun-   hofsstandort ein zentrales Thema. Ver-      Beurteilungen in einzelnen Kriterien, auf.
     nen und Bäche wurden dokumentiert, ein      kehrserhebungen in den Bahnhöfen, Be-
     seit nunmehr fast drei Jahren laufendes     fragungen der Reisenden und aktuelle        Die Trasse durchörtert sehr gute geolo-
     Dauerbeobachtungsprogramm bei an-           Erhebungen des unterschiedlichen pri-       gische Bereiche und verläuft abschnitts-
     nähernd 600 Punkten begonnen und bei        vaten und öffentlichen Verkehrs bildeten    weise im hydrogeologischen Einfluss-
     mehr als 1.000 Feuchtlebensräumen alle      hier die Grundlage für die fachliche Be-    bereich zum bestehenden Pilotstollen,
     Lebewesen kartiert und Bodenwasser-         urteilung der einzelnen Trassenvarianten.   dessen bisherige Erkundungsergebnis-
     haushaltsuntersuchungen durchgeführt.                                                   se und Wirkungen somit optimal genutzt
                                                                                             werden können. Zudem verfügt die Vari-
     Dem Projektauftrag entsprechend wur-        5 TRASSENENTSCHEIDUNG                       ante durch den Umstand, dass im stei-
     den auch alle zuvor gewonnen Erkennt-       PFAFFENSATTEL                               rischen Projektsraum kein zusätzlicher
     nisse aus anderen regionalen Projekten                                                  Bahnhof errichtet werden muss, über er-
     (sowohl Straße als auch Schiene) in den     Aus den im Trassen- und Bahnhofsaus-        hebliche betriebliche Vorteile.
     Planungsprozess eingebunden.                wahlverfahren untersuchten 13 Trassen-
                                                 varianten ist nach fachlicher Beurteilung   >> Abb 6

     Abb. 5: Erkundungsbohrung                   Abb. 6: Trassen im Auswahlverfahren
45
       10 JAHRE NETZWERK BAU                                                                     Basistunnel
                                                                                                      SEITENTITEL
                                                                                                             NEU
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             semmering
MASSNAHMENPLANUNG FÜR                     dende Grundlage für die Festlegung des    lang der Transportwege mussten daher
DIe AUSWAHLTRASSE                         endgültigen Trassenverlaufs und über      umfangreiche Untersuchungen durch-
                                          die möglichen Baumethoden für den         geführt werden, um quer durch alle Pla-
6.1. GEOLOGISCHE UND HYDRO-               Tunnel.                                   nungsfachbereiche die grundsätzliche
GEOLOGISCHE ERKUNDUNG                                                               Machbarkeit zu überprüfen und etwai-
                                          >> Abb 7                                  ge Problempunkte oder gar Ausschlie-
Mit dem Vorliegen der Auswahltrasse                                                 ßungsgründe zu finden.
Pfaffensattel wurde aus der Notwendig-    6.2. ERHEBUNGEN DER RAUM- UND
keit einer umfassenden geologischen       UMWELTAUSWIRKUNGEN                        Neben großflächigen Kartierungen von
und hydrogeologischen Erkundung eine                                                Pflanzen und Tieren erfolgten langfristige
vertiefende Erkundungsphase gestartet.    Mit Festlegung der Baumethoden und        Erhebungen der lokalen Klimadaten und
Insgesamt wurden 60 Rotationskern-        damit der notwendigen Portalbaustel-      umfangreiche Messungen vor allem im
bohrungen bis auf Tunnelniveau in 720 m   len und Zwischenangriffe ergeben sich     Bereich Lärm und Erschütterungen.
Tiefe abgeteuft. Die Gesamtbohrlänge      auch die Bereiche, wo an der Oberfläche
betrug bei dieser Erkundung über 18.000   Auswirkungen auf Mensch, Natur und        Neben dem Trassenbereich des Sem-
Bohrmeter.                                Umwelt zu erwarten sind. Bei den Bau-     mering-Basistunnel neu wurde das
Die Ergebnisse bildeten die entschei-     stellen, deren Einzugsgebiete und ent-    Messprogramm auch auf die Bergstre-
                                                                                    cke ausgedehnt, um hier Aussagen über
                                                                                    die Auswirkungen des Semmering-Ba-
                                                                                    sistunnel neu auf die bestehende Ghe-
                                                                                    gastrecke darstellen zu können.

                                                                                    7 DAS GESAMTVORHABEN DES
                                                                                    SEMMERING-BASISTUNNEL
                                                                                    NEU

                                                                                    7.1. VORHABENSBESTANDTEILE

                                                                                    Das Gesamtvorhaben des Semmering-
                                                                                    Basistunnel neu besteht im Wesentli-
                                                                                    chen aus den beiden rund 27,3 km lan-
                                                                                    gen Tunnelröhren mit den entsprechen-
                                                                                    den Querschlägen, den für die Errichtung
                                                                                    notwendigen Portalbaustellen Gloggnitz
                                                                                    und Mürzzuschlag, den Zwischenan-
                                                                                    griffen Göstritz, Fröschnitzgraben und
                                                                                    Grautschenhof.
Abb. 7: Baukonzepte
                                                                                    >> Abb 8

                                                                                    7.2. PORTALBAUSTELLE GLOGGNITZ

                                                                                    Der östliche Absprungpunkt des Sem-
                                                                                    mering-Basistunnel neu von der be-
                                                                                    stehenden Südbahn und das künftige
                                                                                    Ostportal neu liegen in Randlage zum
                                                                                    Stadtgebiet von Gloggnitz in einem to-
                                                                                    pografisch beengten und logistisch sehr
                                                                                    schwierig erreichbaren Gebiet.

Abb. 8: Gesamtvorhaben Semmering-Basistunnel neu                                    Neben den topografischen Verhältnissen
46
       SEITENTITEL NEU
       Basistunnel                                                                               10 JAHRE NETZWERK BAU
                                                                                                 > Wissen & Visionen

     sind es die bestehenden Infrastruktu-       fer „Schacht im Berg“ bis auf Tunnelni-      weltverträglichkeit des Projektes. Durch
     ren der Stadt, Verkehrswege (Südbahn,       veau errichtet und von dort die Störungs-    die lokale Ablagerung der Ausbruchmas-
     Höllentalbundesstraße), die 1. Wiener       zone in beide Richtungen aufgefahren.        sen können hier die Baustellentransporte
     Hochquellwasserleitung und vor allem                                                     und somit auch die Umweltauswirkun-
     der Schwarzafluß, die die Möglichkeit       7.4. ZWISCHENANGRIFF                         gen erheblich reduziert werden.
     der Baustellenausbreitung und Baustel-      FRÖSCHNITZGRABEN
     lenabwicklung beeinflussen und ein-                                                      Für die verbleibenden notwendigen
     schränken.                                  Im steirischen Fröschnitzgraben wird         Transporte zur Versorgung und Entsor-
                                                 über zwei rund 400 m tiefe Schächte die      gung des Zwischenangriffs wird, um die
     Aufgrund der schwierigen Transportwe-       für die Tunnelsicherheit unabdingbare        Belastung der Bevölkerung entlang des
     ge, die nur durch das Stadtgebiet von       Nothaltestelle errichtet und in weiterer     Transportweges zu minimieren, während
     Gloggnitz möglich sind, wurde seitens       Folge der Vortrieb in Richtung Niederös-     der Baudauer eine 1,6 km lange eigene
     der ÖBB bereits frühzeitig entschieden,     terreich und auch nach Westen begonnen.      Umfahrungsstraße südöstlich der Ort-
     die beim Portal Gloggnitz anfallenden                                                    schaft Steinhaus mit Anschluss an die
     Ausbruchsmassen über die unmittelbar        Wichtiger Projektsbestandteil des Zwi-       S6 Semmering - Schnellstraße geplant
     benachbarte Südbahn abzutransportie-        schenangriffs im Fröschnitzgraben ist        (Baustraße Steinhaus).
     ren, wodurch eine maßgebliche Reduk-        eine lokale Ablagerung des Ausbruchs-
     tion der notwendigen Transportfahrten       materials in Nahelage zur Baustelle.         7.5. ZWISCHENANGRIFF           GRAUT-
     durch die Siedlungsgebiete möglich wird.                                                 SCHENHOF
     Für den Materialumschlag wird dafür ein     Aus ursprünglich fünf möglichen Depo-
     eigener Verladebahnhof errichtet wird.      niestandorten im Fröschnitzgraben ist        Westlich des Ortsgebiets von Spital am
                                                 nach intensiven vergleichenden Untersu-      Semmering ist ein weiterer Zwischen-
     Die größten Auswirkungen hat die den        chungen in den Bereichen Ökologie, In-       angriff über einen rund 1,3 km langen
     Baustellenbereich in Nord-Süd-Rich-         frastruktur, Deponievolumen und Depo-        Zugangstollen erforderlich. Von hier
     tung durchfließende Schwarza, die von       nietechnik ein Standort im Longsgraben       erfolgen jeweils zwei Vortriebe zum
     der künftigen Trasse des Semmering-         als sinnvollste Variante hervorgegangen.     Fröschnitzgraben und in Richtung Mürz-
     Basistunnel neu gequert werden muss.        Der Longsgraben ist ein in Nahelage zur      zuschlag.
     Die hier notwendigen wasserbaulichen        Baustellenfläche situierter Seitengra-
     Maßnahmen haben weitreichende Aus-          ben, der über ein Förderband von der         7.6. PORTALBAUSTELLE MÜRZZU-
     wirkungen auf das Projekt. Neben der        Baustelleneinrichtungsfläche bis zum         SCHLAG
     Erhöhung bestehender und dem Neubau         Deponiebereich mit dem anfallenden
     zusätzlicher Hochwasserschutzdämme          Ausbruchsmaterial verfüllt und nach          Die Bautätigkeiten in Mürzzuschlag
     muss zur Erhöhung der Abflußkapazität       Ende der Bauarbeiten rekultiviert wird.      umfassen die notwendige Adaptierung
     in ökologisch vertretbarem Maß das Ge-      Wiederaufforstungen und die Schaffung        des Freistreckenbereiches, die Herstel-
     rinne aufgeweitet und zusätzliche, strom-   umfangreicher ökologischer Ausgleichs-       lung des Tunnelportals mit einem Wan-
     aufwärts liegende Retentionsräume für       maßnahmen führen zu einer Verbesse-          nenbauwerk und den Umbau des be-
     die Hochwasserspitzen errichtet werden.     rung und höheren Wertigkeit des „neu-        stehenden Bahnhofes zur Verknüpfung
                                                 gestalteten“ Longsgrabens.                   des Semmering-Basistunnel neu mit der
     7.3. ZWISCHENANGRIFF GÖSTRITZ                                                            Bergstrecke.
                                                 Neben der Planung der bis zu fünf Milli-
     Für die Querung der „Schlaglstörung“        onen Kubikmeter fassenden eigentlichen       7.7. BAHNSTROMVERSORGUNG
     zwischen den Karbonatstöcken des            Deponie ist hier vor allem die gewässer-
     Grasberg und des Großen Otter ist auf-      ökologische Planung ein wesentlicher         Für die Bahnstromversorgung sind so-
     grund der geologischen Verhältnisse, der    Planungsfaktor. Der Longsgraben wird         wohl beim Ostportal in Gloggnitz als
     Topografie und der Überlagerung von         in der Tiefenlinie von einem Bach durch-     auch im Südwesten im Gemeindegebiet
     circa 500 m die Herstellung eines zusätz-   flossen, der verlegt werden muss. Eine       von Langenwang neue Stromzuleitun-
     lichen Zwischenangriffs in der Göstritz     ökologisch verträgliche Lösung ist hier      gen vom bestehenden 110 kV- Hoch-
     zwingend erforderlich.                      eine der wesentlichen Vorgaben.              spannungsnetz zu den Bahnanlagen so-
                                                                                              wie die entsprechenden Unterwerke für
     Dazu wird hier voraussichtlich ein rund     Trotz der nicht unbeträchtlichen Eingriffe   die Transformation auf den 15 kV Ober-
     1.000 m langer Stollen in den Berg vor-     in Natur und Umwelt ist diese Maßnahme       leitungsstrom notwendig.
     getrieben, am Stollenende ein 250 m tie-    ein entscheidender Faktor für die Um-        Für die Aufrechterhaltung des beste-
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        10 JAHRE NETZWERK BAU                                                                      Basistunnel
                                                                                                        SEITENTITEL
                                                                                                               NEU
              > Wissen & Visionen

               semmering
henden Straßennetzes auf Landes und         gewährleisten, ist daher die Errichtung   stehenden Quellen durch die Errichtung
Gemeindeebene sind neben Straßenver-        von zwei neuen Unterwerken mit den        des Semmering-Basistunnel neu im Ab-
legungen auch mehrere Brückenbauten         entsprechenden Zuleitungen vom be-        schnitt des Karbonatstocks Großer Otter
und der Bau eines Unterführungsbau-         stehenden Freileitungsnetz in den Be-     beeinträchtigt werden.
werkes notwendig.                           reichen Gloggnitz und Langenwang not-
                                            wendig, wobei das Unterwerk Langen-       Die Anlagen für die Ersatzwasserversor-
Die Bahnstromversorgung ist in Öster-       wang zusätzlich über einen Schaltposten   gung Spital am Semmering sind wäh-
reich zentral, das heißt die Einspeisung    im Bereich Bahnhof Mürzzuschlag den       rend der Errichtung der Baustraße Stein-
und der Abtransport der Energie erfolgt     künftigen Basistunnel versorgt.           haus notwendig, da dann die Quelle aus
österreichweit über das bahneigene 110                                                Sicherheitsgründen für eine Versorgung
kV-Übertragungsleitungsnetz zu den          7.8. ERSATZWASSER-                        nicht zur Verfügung steht und vom Netz
Umspannwerken, wo die Einspeisung in        VERSORGUNGEN                              genommen werden muss.
das 15 kV-Fahrleitungsnetz erfolgt.
                                            Wichtiger Bestandteil des Gesamtvorha-    7.9. BAULÜFTUNGSSCHÄCHTE SOM-
Die bestehenden Unterwerke an der           bens sind noch die notwendigen Ersatz-    MERAU / TRATTENBACH
Bergstrecke (Schlöglmühl, Semmering)        wasserversorgungen für die Gemeinden
reichen in ihrer Leistungsfähigkeit nicht   Raach am Hochgebirge und Otterthal in     Für die Herstellung der Tunnelröhren
aus, um neben der Bestandstrecke über       Niederösterreich sowie Spital am Sem-     sind aus lüftungstechnischen Gründen in
den Semmering zusätzlich die Tunnel-        mering in der Steiermark.                 Grautschenhof (Steiermark) und in Trat-
strecke mit Traktionsstrom zu versor-                                                 tenbach (Niederösterreich) zusätzliche
gen. Um für den künftigen Eisenbahnbe-      Die Ersatzwasserversorgungen für          Frischluftversorgungen notwendig.
trieb durch den Semmering-Basistunnel       Raach und Otterthal sind vorbeugende
neu und die Semmering Bergstrecke zu        Maßnahmen für den Fall, dass die be-      Als technisch und wirtschaftlich sinn-
                                                                                      vollste Lösung wird daher zwischen
                                                                                      den beiden Streckenröhren im Trassen-
                                                                                      bereich jeweils ein eigener Belüftungs-
                                                                                      schacht während der Bauphase vorge-
                                                                                      sehen.

                                                                                      Die Schächte werden jeweils zwischen
                                                                                      den beiden Streckenröhren situiert, sind
                                                                                      rund 110 m beziehungsweise 370 m tief
                                                                                      und werden nach Baufertigstellung wie-
                                                                                      der zugeschüttet bzw. verschlossen.
Abb. 9: Behördenverfahren
                                                                                      7.10. BEGLEITSTOLLEN

                                                                                      Der bestehende Begleitstollen in Mürz-
                                                                                      zuschlag ist für die Herstellung des Sem-
                                                                                      mering-Basistunnel neu von unbedingter
                                                                                      Notwendigkeit.

                                                                                      Neben den umfangreichen Erkundungs-
                                                                                      ergebnissen aus der Untersuchungs-
                                                                                      und Herstellungsphase des Begleit-
                                                                                      stollens, die bereits in das Trassen- und
                                                                                      Bahnhofauswahlverfahren eingeflossen
                                                                                      sind, ist durch die Aufrechterhaltung des
                                                                                      bestehenden Pumpbetriebs der Vortrieb
                                                                                      im Abschnitt Grautschenhof – Mürz-
                                                                                      zuschlag ohne zusätzliche Wasserhal-
Abb. 10: Weiterer Projektzeitplan                                                     tungsmaßnahmen in „trockenen“ Ver-
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       SEITENTITEL NEU
       Basistunnel                                                                                  10 JAHRE NETZWERK BAU
                                                                                                    > Wissen & Visionen

     hältnissen möglich.                         teilkonzentrierten Genehmigungsverfah-          9 ZUSAMMENFASSUNG
     Nach Abschluss der Errichtung des           ren die Umweltverträglichkeitsprüfung,
     Semmering-Basistunnel neu wird der          das Eisenbahnrechtliche Baugenehmi-             Die gegenseitigen Abhängigkeiten und
     Begleitstollen verschlossen.                gungsverfahren und alle weiteren Mate-          die der oft gegensätzlichen Fachberei-
                                                 riengesetze des Bundes und der Länder           che erforderten zusätzliche, sehr um-
                                                 abzuwickeln.                                    fangreiche und zeitaufwendige Untersu-
     8 GENEHMIGUNGSVERFAHREN,                                                                    chungen und Erhebungen, vor allem bei
     WEITERER PROJEKTZEITPLAN                    >> Abb 9                                        den Raum- und Umweltauswirkungen.

     Das Vorhaben wurde nach Abschluss           Bei plangemäßem Verlauf und positivem           Der so auftretende enorme Bearbeitungs-
     der Planungen im Mai 2010 zu den er-        Abschluss der Genehmigungsverfahren             aufwand stellte für alle Projektbeteilig-
     forderlichen Genehmigungsverfahren          können erste Baumaßnahmen in den                ten eine große Herausforderung dar und
     eingereicht.                                Freistreckenbereichen (z.B. die Errich-         konnte nur durch den persönlichen Ein-
                                                 tung von Brücken und Straßen, flussbau-         satz des gesamten Projektteams und zu-
     Beim Bundesministerium für Verkehr, In-     liche Maßnahmen) in der zweiten Jahres-         sätzliche Ressourcen abgedeckt werden.
     novation und Technologie (BMVIT) und        hälfte 2012 beginnen.                           Trotz aller Widrigkeiten konnten die Pla-
     bei den Landeshauptleuten von Nieder-                                                       nungen termingerecht abgeschlossen
     österreich und Steiermark sind in jeweils   >> Abb 10                                       und das Projekt zu den notwendigen
                                                                                                 Behördenverfahren eingereicht werden.
                                                                                                                                         Nr. 15-011
                                                 Erscheinungsdatum: November 2011
                                                 Medieninhaber
        Tagungsband                              Stempkowski Baumanagement & Bauwirtschaft Consulting GmbH
        10 Jahre Netzwerk Bau                    Vesperkreuzstraße 15-17, A-2380 Perchtoldsdorf
                                                 >> www.stempkowski.at
                                                 Herausgeber
                                                 FH-Prof. DI Dr. Rainer Stempkowski     >> office@stempkowski.at
                                                 Redaktionsleitung
                                                 DI (FH) DI Evelin Waldauer             >> evelin.waldauer@stempkowski.at
                                                 Ing. Gertrud Winterleitner             >> gertrud.winterleitner@stempkowski.at
                                                 Redaktionsteam
                                                 DI Patrick Dzuban                      >>patrick.dzuban@stempkowski.at
                                                 DI Theresa Longin                      >>theresa.longin@stempkowski.at
                                                 Mag. (FH) Kathrin Sticher              >>kathrin.sticher.juk04@fh-joanneum.at
                                                 DI (FH) Dr.
                                                 Maria Wallner- Kleindienst, MSc        >>maria.wallner@stempkowski.at
                                                 DI Mark Zötsch                         >>mark.zoetsch@stempkowski.at
        Fachzeitschrift Netzwerk Bau:
                                                 Grafik / Layout
        Erscheinungsweise: 2 x jährlich          Netzwerkbau                            >> info@netzwerkbau.at
        Auflage: 3000 Stück
                                                 Druck
        ISSN 1817-7980                           Universitätsdruckerei Klampfer, Weiz   >> www.klampfer-druck.at
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        nach Rücksprache und Genehmigung         Andreas Hofer Platz 5/3, A-8010 Graz
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