Faktor C - FRAUEN FÜHREN ANDERS KARRIERE - Christen in der Wirtschaft
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Ruhestand: CiW-Generalsekretär zieht Bilanz Faktor C Das christliche Wirtschaftsmagazin KARRIERE PORTRÄT GESETZ FRAUEN FÜHREN WENN GOTT AM SIEBTEN TAG ANDERS HÖRBAR SPRICHT SOLLST DU RUHEN Faktor C // Heft 2 // Mai 2017
Veranstaltungen 2017 Mai 19.05.2017 CiW-Forum mit Ulrike Jooß, Mittelhessen 20.05.2017 CiW-Festtag mit Mitgliederversammlung, Würzburg 25.-28.05.2017 Begegnungstage Holzhausen 2017 mit Bernd Bierbaum, Burbach Juni 17.06.2017 CiW-Kooperations-Veranstaltung IVCG, Bremen 23.06.2017 CiW- Impulsabend, Dortmund-Witten mit Michael vom Ende 29.06.2017 CiW-Impulsabend, Bremen 29.06.2017 WiBi Gruppe Bruchsal 1 - im Schloss, Unteröwisheim 30.06.-02.07.2017 CiW-Young Professionals –Tagung, Rothenburg o.d. Tauber Juli 08.07.2017 CiW-Betriebsbesichtigung Fa. Reeb Stahl und Blechtechnik, Stuttgart-Esslingen 27.07.2017 WiBi-Gruppe Bruchsal 1 im Schloss, Unteröwisheim BItte vormerken: 20.-22.10.2017 CiW-Jahrestagung 2017, Altenkirchen/Westerwald Weitere Informationen zu unseren Veranstaltungen finden Sie unter www.ciw.de ANZEIGE Reisen in Kooperation mit 2017/18 Israel 25.3. - 4.4.2018 Oster-Reise mit Prof. Rüdiger Gebhard Namibia 11. - 28.8.2017 18-tägige Erlebnisreise mit Windhoek, Kalahari-Wüste, Fish River Canyon, Gaub- Aufatmen 28.4. - 1.5.2018 Pass, Atlantikdünen, Etosha-Pfanne u.v.m. Einkehrtage für Frauen auf dem Schwanberg, mit Elke Werner Israel Bibel life 29.10. - 5.11.2017 8-tägige Erlebnisreise Jordanien ab 20.5.2018 mit Jürgen Werth Pfingstreise mit Jürgen Werth Adventliches Erzgebirge 8. -10.12.2017 Korsika 4. - 11.8.2018 Idyllische Weihnachtsmärkte und adventliche mit Jesus-Online-Band Sehenswürdigkeiten in Seiffen und Dresden Freundestag in Lauf 24.6.2017 Israel Bibel life 28.10. - 4.11.18 Mit Festgottesdienst und Islam-Seminar geplant: von Prof. Dr. Dr. Roland Werner. Kuba-Rundreise mit Badeurlaub Herzliche Einladung! Namibia-Reise Infos und Anmeldung: Gesamtleitung Renate Stäbler und Bibelzeiten der Reisen: Tel.: 09123/13658 info@mit-uns-unterwegs.de mit-uns-unterwegs.de Hans-Martin Stäbler
CIW / FAKTOR C / EDITORIAL 3 Liebe Leserin, lieber Leser, diese Welt braucht glaubwürdige Christen. Menschen, die sich von der bibli- schen Botschaft verändern lassen und dann ihrerseits bereit sind, zur positiven Veränderung von Gesellschaft, Kirche und Wirtschaft beizutragen. Menschen, Hans-Martin denen man abspürt, dass sie aus der Liebe Gottes leben und für andere da sind. Unser Stäbler, Verband „Christen in der Wirtschaft“ (CiW) arbeitet leidenschaftlich daran, Menschen in Generalsekretär Verantwortung zu diesem Glauben einzuladen und im Leben als Christen zu stärken und von „Christen in der Wirtschaft e.V.“ zu ermutigen. Den meisten Lesern dürfte es nicht entgangen sein: Am 20. Mai gebe ich bei einem Festtag in Würzburg mein Amt als Generalsekretär des CiW an meinen Nachfolger Michael vom Ende weiter. Voller Dankbarkeit blicke ich auf die Zeit im Verband zurück. Ich habe durch die Leitungsaufgabe bei CiW glaubwürdige Persönlichkeiten kennengelernt, die nicht „schein- heilig“ leben und sich nur in einer frommen Szene verwirklichen, sondern mitten in unserer komplizierten Berufswelt das Beste für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben und dabei den Glauben an Jesus Christus bekennen. Solche Leiterpersönlichkeiten machen mir Hoffnung, gerade auch für unser Land. Nach 41 Jahren, mit verschiedenen Leitungsämtern in christlichen Verbänden, gehe ich in den engagierten Ruhestand. Ich gebe zu, gerade nach den intensiven Jahren in der CiW-Ge- meinschaft fällt es mir nicht leicht, den Gestaltungsraum weiterzugeben. Umso mehr freue ich mich darüber, dass Gott dem CiW einen neuen Drive geschenkt hat! Meine persönliche Bilanz können Sie im Interview ab Seite 32 lesen. Gerne bleibe ich als Mitglied der CiW-Familie verbunden und bin bereit, durch Vorträge, Verkündigung, Mentoring und CiW-Reisen die Arbeit mit Führungskräften weiter zu un- terstützen. Dass es einen „Ruhestand“ gibt, ist ein Segen unseres Sozialstaats. Aber Christen wissen: Der Einsatz fürs Evangelium endet nicht mit der Pensionierung. Deshalb wünsche ich gerade den Lesern unter Ihnen, die selbst an dieser Schwelle stehen: Legen Sie Ihre Beru- fung nicht beiseite. Seien Sie im Gegenteil bereit, diese Berufung zu vertiefen oder sich von Gott in ganz neue Aufgaben stellen zu lassen. Vielleicht nicht im selben Tempo wie früher, aber dennoch leidenschaftlich und nachhaltig. Auch das gehört zu einem glaubwürdigen Christsein. Herzliche Grüße und Gottes Segen für die Zukunft Ihr/Euer Hans-Martin Stäbler Generalsekretär des CiW hans-martin@diestaeblers.de
4 FAKTOR C - NR. 2/2017 IN DIESER AUSGABE TITEL // 6 Gute Eltern sind bessere Mitarbeiter Wie Firmen von den Erfahrungen in der Familie profitieren > Joachim Lask KARRIERE // 10 Frauen führen anders Worauf Frauen in Führungspositionen achten müssen LIFEGATE // 16 > Martina Kessler Wo behinderte Menschen Hoffnung bekommen INITIATIVE // 14 Ein Unternehmen gegen Verschwendung Statt auf dem Müll landen neuwertige Produkte bei sozialen Einrichtungen >Miriam Bunjes
CIW / FAKTOR C / INHALT 5 PORTRÄT // 21 WISSENSCHAFT // 26 Wenn Gott ganz überraschend spricht Eine fränkische Unternehmerin wirbt für gelebten Glauben im Verwaiste Embryonen als Business Experimentiermatieral Wissenschaftler entfachen neue Debatte um den Lebensschutz > Corinna Buschow GESETZ // 24 NEWS // 28 KOLUMNE // 30 CIW-LIFE // 32 Am siebten Tag sollst Du ruhen LITERATURTIPP // 36 Vor 125 Jahren wurde in Deutschland die Sonntagsarbeit verboten > Lynn Osselmann CIW-INFO // 37 Impressum aktor C F Anzeigenverwaltung Gestaltung Konto / Spenden Zeitschrift von Matthias Schmitt CiW/Matthias Schmitt KD-Bank eG Christen in der Wirtschaft e.V. E-Mail m.schmitt@ciw.de 44135 Dortmund Registrierungsgericht Würzburg Es gilt die Anzeigenpreisliste Titelfoto IBAN: DE69 3506 0190 1011 8720 14 ISSN 1866-6698 vom 01.01.2017 Wavebreak Media Ltd / 123RF BIC: GENODED1DKD Druck Generalsekretär des CiW Herausgeber PRINTEC OFFSET >medienhaus> Hans-Martin Stäbler Christen in der Wirtschaft e.V. (Teil-) Beilagen / Beihefter 34123 Kassel > Beilage Dt. Bibelgesellschaft CiW-Zentrale und Bezieher-Service: Chefredakteur Erscheinungsweise > Beihefter WillowCreek Christen in der Wirtschaft e.V. Marcus Mockler 4-mal im Jahr (nur Abonnenten) Theaterstraße 16 E-Mail redaktion@ciw.de > Beilage ACF 97070 Würzburg Faktor C wird gegen Spende Tel. +49 (0)931-306 992 50 Namentlich gekennzeichnete abgegeben. Fax +49 (0)931-306 992 59 Beiträge geben nicht unbedingt die info@ciw.de, www.ciw.de Meinung der Redaktion wieder.
6 CIW / FAKTOR C / ELTERN TITEL: GUTE ELTERN WIE FIRMEN VON DEN ERFAHRUNGEN IN DER FAMILIE PROFITIEREN Foto: dotshock / 123RF
CIW / FAKTOR C / ELTERN 7 B etriebsalltag und Familienleben – das sind nach gängiger Denkart getrenn- te Welten. Dabei bringen Menschen mit reicher Familienerfahrung sehr viele Kompetenzen mit an ihren Arbeitsplatz. Dieser Schatz sollte gehoben werden. Text: Joachim Lask terschied zu den Fachkompetenzen überfachlich sind. Daher bescheren sie vielen Eltern – unab- hängig von ihrem Beruf – erhebliche Vorteile am Zuverlässige Fachkräfte, zudem stressresistent, Arbeitsplatz, sofern sie diese dort einsetzen. Die mit unternehmerischem Denken und vor allem einzige Voraussetzung auf Seiten der Eltern ist de- in den sozialen und emotionalen Kompetenzen ren Bereitschaft, sich in ihrer Eltern- und Famili- gut ausgestattet – welcher Unternehmer möchte enarbeit – und es ist egal, wie alt die Kinder sind – solche Mitarbeiter nicht? Und wer kennt nicht – zu verbessern, sich niemals mit dem Vorhandenen zumindest in den mittelständischen Betrieben – zufriedenzugeben, sondern zu wissen: Auf die die Sorge, dass die guten Fachkräfte nicht bleiben, nächste Herausforderung will ich mich gut vor- sondern ihr Karriereglück bei Großunternehmen bereiten. Oder in der Unternehmenssprache: Ich suchen, die mit verlockenden Angeboten das Ex- lebe den kontinuierlichen Verbesserungsprozess. pertenwissen abziehen. Das zeichnet sie aus, die „guten Eltern“, die dann auch die „besseren Mitarbeiter“ sind. In diesem Artikel gebe ich Ihnen eine vielleicht unerwartete Antwort: Wer es versteht, die stille Familie als Bildungsort Reserve Familie zu heben, wer also die Partner- schaft von Wirtschaft und Familie lebt, der hat Und die einzige Voraussetzung der Unternehmen das oben angesprochene Potenzial zur Verfügung. ist die systematische Nutzung des Bildungsortes Attraktiv daran ist auch: Es kostet fast nichts! Familie. Das beginnt einfach schon damit, Eltern mitzuteilen, dass die Organisation es wertschätzt, Beginnen wir mit einem O-Ton: wenn Eltern diese in der Familie gelernten Fähig- „Zweifellos hat meine Familie mich verändert. Das keiten an der Arbeit einsetzten. Dazu muss aller- Korrektiv aus der Familie ist für mich ein hohes dings auch das Unternehmen das Potenzial der Gut. Das Lernen in der Familie hat meine Fähig- Familie für die Entwicklung von Handlungskom- keiten verbessert, auch in meinem beruflichen Um- petenzen erkennen und benennen können. feld erfolgreich zu sein“, sagt Hans-Jörg Gebhard, Aufsichtsratsvorsitzender der Süd-Zucker AG. Doch dieser Zusammenhang wird von vielen Un- ternehmen bisher kaum beachtet oder schlicht ig- Familienkompetenz bringt Mehrwert noriert. Dabei ist es wirklich simpel: Die in der Familie gelernten Fähigkeiten legen Eltern nicht In unserem Buch „Gute Eltern sind bessere Mit- mit dem Betreten der Arbeitsstelle ab. Doch wie arbeiter“ fragten wir Unternehmer, Politiker und kommt es dann, dass dieser Verschwendung von Mitarbeiter, was sie als Eltern lernen durften/ Fähigkeiten bisher tatenlos zugeschaut wird? Und mussten. Und dann fragten wir weiter, welchen zwar von Unternehmen und Eltern! Besonders Mehrwert das in der Familie Gelernte für ihre schmerzlich ist diese Verschwendung, wenn wir Arbeit oder ihr Unternehmen war. Hier ein paar heute wissen, dass satte 70 Prozent der berufsrele- Aussagen von unseren Interviewteilnehmern: vanten Handlungskompetenzen informell gelernt „Prioritäten setzen, Selbstbewusstsein, vernetz- werden, also nicht in den formellen Bildungsorten tes Denken, Selbstbehauptung, Zivilcourage, Mut wie Schule, Uni oder Weiterbildung. zur Veränderung, Schlagfertigkeit, authentisch sein, genau zuhören, vorausschauendes Denken, Ausstieg aus der Streitspirale Vorbild sein, Sensibilität – etwas erspüren kön- nen, die Realität akzeptieren, Dankbarkeit, für Eltern lernen diese Kompetenzen eher beiläufig! etwas kämpfen – Engagement, Fördermaßnah- Beispiel: Wenn ein Vater aus der Streitspirale mit men organisieren, Sicherheit und Schutz geben, seinem Sohn aussteigen kann, um das Gespräch Talentförderung.“ Mit einem Satz: Wer sich den später mit mehr Ruhe weiterzuführen, dann wird Aufgaben der Elternschaft stellt, lernt viel – auch ihm zuvor nicht angezeigt „Jetzt wird Emotions- für seinen Arbeitsalltag. regulation, Stressmanagement oder Konfliktma- nagement gelernt“. Und doch lernt er es genau in Diese aufgeführten Fähigkeiten bezeichnen so- diesen Situationen mit seinem Sohn. Dies erfolgt genannte Handlungskompetenzen, die im Un- wesentlich effektiver als in einem Weiterbildungs- >
8 CIW / FAKTOR C / ELTERN 1. Stehe zu Deiner Elternschaft 2. Achte auf Dich selbst Joachim E. Lask, Jahrgang 1962, ist Diplom- Psychologe und Vater von fünf Kindern. 3. Fördere positive/belastungsfähige Beziehung in Er ist Gründer und Leiter des WorkFamily- der Familie Instituts und lebt in Ober-Ramstadt bei 4. Sei verbindlich und konsequent Darmstadt. 5. Lebe Deinen Glauben und Deine Wertvorstel- lungen seminar, das solch reale Situationen oftmals schon 6. Sorge für eine sichere Bewältigung des Alltags aus rechtlichen Situationen nicht simulieren darf. 7. Bleibe realistisch In der Tat, es ist eine Herausforderung, jene Fähig- keiten zu benennen, die wir in der Familie infor- Genau in diesen Herausforderungen können mell lernen. Versuchen Sie es einmal selbst. Mütter und Väter die Schlüsselkompetenzen gu- In der Familie können Sie nahezu alle Handlungs- ter Elternschaft entwickeln. Denn Kinder fordern kompetenzen lernen, die in Organisationen so Eltern heraus und bringen Eltern an die Grenze dringend benötigt werden. Das bezieht sich etwa dessen, was sie schon können, bzw. nicht können. auf die Besonders durch diese Grenzerfahrungen wird - Arbeitsweise, wie Verlässlichkeit oder Offenheit der Kompetenzgewinn in der Familie möglich. für Korrekturen - Sozialkompetenz, etwa präzises Kommunizie- Gemeinsame Herausforderungen ren, Zuhören oder faires Verhandeln - Selbstkompetenzen, beispielsweise Umgang mit Gibt es diese Herausforderungen auch in Unter- Frustrationen, sich weiterbilden, für seine Ge- nehmen und Organisationen? Ich meine, uneinge- sundheit sorgen schränkt „ja“! Machen Sie selbst den Versuch und - Führungskompetenzen wie Anleiten, Delegie- formulieren Sie diese sieben Herausforderungen ren, Ziele bilden und konsequent sein. für Ihren Arbeitsbereich. Ich vermute, Sie wer- Wer dieses Potenzial nutzen will, muss zunächst den mir zustimmen: Es ist einfach! Es sind diese benennen können, wie und was Eltern in der Fami- sieben Herausforderungen, vor denen Fachkräf- lie lernen. Das ist vergleichbar mit dem Lernen von te und Führungskräfte in unseren Unternehmen Autofahren. Das Spiel von Kupplung und Gas: „Jetzt stehen und deren Bewältigung mitentscheiden, ob Gas geben, und … die Kupplung laaaangsam kom- wir erfolgreich sind – oder eben nicht. men lassen“. Dieses bewusste Benennen der Hand- lungsschritte hilft, das Verhalten zu entwickeln. Noch ein O-Ton: Eltern – nicht Problemfall, sondern Mein Sohn und meine Tochter sagten mir: „Papa, Glücksfall du hast uns zwar immer wieder gelobt, doch du warst selbst unzufrieden mit dir selbst.“ Ich habe Zwischenfazit: Familie bietet ein Kompetenzcen- meine Kinder immer gelobt. Dann sagen mir mei- ter für Eltern und Unternehmen. Wer diesen Zu- ne Kinder: „Papa mach es mit dir selbst! Sei doch sammenhang versteht und nutzt, der hat deut- mit dir selbst zufrieden!“ Oder: Ich sage meinem liche Vorteile auf dem Arbeitsmarkt und der Sohn: „Ich helfe dir gerne!“ ... sagt mein Sohn zu Mitarbeiterbindung. mir: „Papa, du hast mich noch nie gefragt, ob ich Beispiel: Ein Unternehmen bietet der Gene- dir helfen kann!“ Ich mache das immer mit mir ration Y an „Bei uns können Sie gründen: selbst aus. Damit will ich sagen: Das Loben hat bei Karriere und Familie“. Diese werdenden und meinem Sohn wohl wenig genützt! Mein Reden war jungen Eltern erleben: „Wir sind kein Prob- nicht durch mein Handeln autorisiert. Und das ist lemfall! Wir sind ein Glücksfall für das Unter- das, was ich im Unternehmen erlebe: Die Worte, BUCHTIPP: Lask, nehmen!“ Bindung zum Unternehmen entsteht. die ich sage, sind weniger wert als das, was ich tue. Joachim und Kriech- Auch das ist ein Glücksfall. Ich sage meinem Mitarbeiter: „Ich möchte heu- baum, Ralph (2017): Warum ist die Familie das „beste Kompetenzcen- te bei den engen Produktionszeiten der Einlagen Gute Eltern sind eine Sonderaktion machen, damit die Auslieferung bessere Mitarbeiter. ter“? Die Herausforderungen (Lerninhalte) und die Rahmenbedingungen der Familie machen morgen erfolgen kann.“ Wenn Lothar aber keine Springer-Verlag, Heidelberg. den Unterschied zu den anderen Lernorten. Sonderaktionen mitmacht, macht auch kein Mit- Das Kompetenzcenter Familie lässt sich mit sie- arbeiter eine Sonderaktion engagiert mit. Das habe ben Herausforderungen der Eltern auf den Punkt ich gelernt. Möchte ich etwas, was mein Mitarbeiter bringen: macht, muss ich da rein. Das habe ich von meiner Familie gelernt. (Lothar Jahrling, Vater von zwei
CIW / FAKTOR C / ELTERN 9 Kindern, Erfinder der sensomotorischen Einlage, fordert, mit ihren Kindern gute Lösungen zu Geschäftsführender Gesellschafter und Gründer finden. Diese Aufgaben stellen sich allen Eltern der Firma Footpower Gießen GmbH). in den Weg – ob sie wollen oder nicht. Familie hat durch ihre Konstitution besondere 7. Der siebte Lernvorteil des Kompetenzcenters Merkmale, die sie zum besten Bildungsort für Familie fordert Eltern in der Tiefe heraus, denn Handlungskompetenzen macht: Eltern managen sich selbst. Eltern allein ent- scheiden, wann und wie sie sich selbst weiter- 1. Familie bietet einzigartige Chancen für tiefe entwickeln – ob sie dies wollen oder nicht. Gute Vertrauensbeziehungen. Diese ermöglichen Eltern managen sich. Wir können auch sagen: dem Lernenden, immer wieder über die Grenze Sie optimieren ihre Strategien zur Führung ih- seines bisherigen Könnens hinauszugehen, da- rer Familie, sei es aus Notwendigkeit oder auf- mit neue Erfahrungen möglich sind. Mit ande- grund eines klugen Vorausblicks. ren Worten: Die tiefen Vertrauensbeziehungen machen mir Mut, das Risiko des Scheiterns ein- Die „guten Eltern“ suchen zugehen, da das „Ja zu mir“ im Falle des Miss- erfolgs gesichert ist. Welche Konsequenz hat der beschriebene Mehr- wert-Ansatz von Familie und Arbeit? Natürlich ein « Familie bietet einzigartige Chancen doppelter – für Eltern und Unternehmen bzw. Füh- für tiefe Vertrauensbeziehungen » rungskräfte. Eltern werden ihre Familie als Kompe- tenzcenter nutzen auch zum Aufbau von Fähigkei- ten für die Arbeitswelt. Und dort werden sie ihren Wettbewerbsvorteil hoffentlich hart verhandeln. 2. „Learning by doing“ Eltern lernen weniger Unternehmen werden ihre Führungskräfte weiter- durch Belehrung, sondern vielmehr durch bilden, den (Weiter-) Bildungsort Familie gezielt praktisches Anwenden, Üben und Nachma- für die Personalentwicklung z.B. im Zielentwick- chen. lungs- und Zielfördergespräch ANZEIGE 3. „Kindermund tut Wahrheit kund!“ Das ehrli- zu nutzen. Wir haben hierzu che Feedback zwingt Eltern in die Realität. Es einfache Instrumente entwi- fordert sie heraus, nüchtern hinzuschauen. 4. Familie bietet lang andauernde Lernprozesse. ckelt wie etwa den Kompe- tenzExpert, eine Schulung Gemeindebau Nur so können Fähigkeiten in „Fleisch und für Führungskräfte oder das Spilloverzertifkat, ein wissen- ist unsere Leidenschaft. Blut“ übergehen. Der Vorteil ist: Diese Kompe- tenz gelingt auch unter Stressbedingungen, da schaftlich basiertes Gutachten sie inzwischen routiniert angewendet werden der Handlungskompetenzen kann. Daher sind Weitbildungsprogramme, von Eltern, die dann zusam- die hauptsächlich auf Wissensvermittlung aus- men mit der Führungskraft gelegt sind, für einen Kompetenzerwerb kaum nach dem optimalen Einsatz geeignet. für das Unternehmen suchen. Es geht also für das Unterneh- 5. Günstige Motivationsmuster. Eltern wollen ihr men nicht darum, nur noch Kind ins Leben führen. Sie sind von sich aus Eltern einzustellen, sondern motiviert, Neues zu erlernen für einen best- die „guten Eltern“ zu finden, möglichen Erfolg. Sie lernen, weil sie es selbst die ihre Familie als Kompe- wollen, und nicht, weil jemand anderes (Vorge- tenzcenter nutzen. setzter, Schule, Universität) das will. 6. Die Phasen einer Familie von der Gründung Wirtschaft und Familie werden über die Entlassung der Kinder bis hin zur Auf- Partner! Das Ambiente hier- lösung stellen einen klar definierten Lehrplan zu ist die Digitalisierung der für Eltern auf. Eltern lernen beispielsweise, ein Arbeitswelt. Der Anlass: Qua- Gerhard Hab, Geschäf tsführer neues Familienmitglied aufzunehmen oder zu lifizierung! Der Inhalt: emo- und Gemeindeberater verabschieden. Das geschieht etwa durch die tionale, soziale- und Selbst- Geburt(en), durch Integration der Freunde/ kompetenzen. Dies sind Erfolg Freundinnen und später Partner/Partnerinnen versprechende Voraussetzun- der Kinder, der Geburt von Geschwistern, dem gen für ein Treffen zweier Part- Entlassen der Kinder in die Selbständigkeit, ner. Vorteile gibt es viele – für usw. Und auch zu den Themen Leben im Alter beide Seiten! Die eigentlichen WWW.4-WAENDE.DE oder Pflege und Erbe sind alle Eltern herausge- Gewinner sind die Kinder!
10 CIW / FAKTOR C / FRAUEN TITEL: FÜHRUNG: KÜNDIGUNG FRAUEN UND KARRIERE Ü ber Frauen auf der Chef- etage herrschen viele Kli- schees. Manche meinen, man käme als Frau nur mit „männlichen“ Eigenschaften nach oben. Doch mit weiblichen Eigenschaften könnten viele Organisationen gesunden. Die- ser Beitrag zeigt, worauf Frauen in Führungspositionen achten müssen.
CIW /CIW FAKTOR C / REFORMATOR / FAKTOR C / FRAUEN 11 Text: Martina Kessler kerin, als empathisch-fürsorgliche „Mutter“ und kreative Vordenkerin wahrnehmen und stark teambewusst ausführen. Komplexen Situationen H begegnen Frauen mit dem für sie typischen Pano- annah wollte schon immer Karrie- ramablick und vorausschauendem Denken. Die re machen. Seit zwei Jahren ist sie nun Kehrseite ist, dass man sich dabei verzetteln und Abteilungsleiterin in einem größeren dann die Prioritäten aus den Augen verlieren kann. Unternehmen und verantwortlich für acht Grup- penleiter und -leiterinnen und damit für fast 80 OPFERBEREITSCHAFT UND FÜRSORGE Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Aber irgend- wie hat sie das Gefühl, in ihrem neuen Job nicht Weil es ihnen um Menschen geht, bringen sich richtig Fuß zu fassen. Sie ist verunsichert. Leiterinnen mit hoher Opferbereitschaft, Fürsor- ge und hohem Verantwortungsbewusstsein durch Susanne leitet eine große Kita mit fünf Gruppen pro-soziale Dominanz und psychologisches Fein- und 15 fest angestellten Mitarbeiterinnen. Sie gefühl engagiert ein. Sie wollen menschlicher füh- engagiert sich für ihre Mitarbeiterinnen, für die ren und leiden gleichzeitig, wenn sie als „typisch Kinder und deren Eltern. Die Kita ist unter ihrer Frau“ bewertet werden. Sie schätzen Gespräche Leitung gewachsen, intern gut organisiert und über persönlich wichtige Ereignisse, hören auf- extern positiv bekannt. Dennoch ist sie bezüglich merksam zu und reagieren unterstützend und der Leitung einer reinen Frauengruppe irritiert. ermutigend auf andere. Ihr hohes Bedürfnis nach Auch, weil sie merkt, dass sie nicht dazugehört. sozialer Interaktion macht es leicht, mit ihnen zu interagieren. Wenn ihnen die Balance zwischen „Gehöre ich dazu?“ dem Wunsch „Sorge für den anderen zu tragen“ und dem „Bewusstsein der eigenen Kompetenz“ Viele Frauen in Leitungspositionen sind verun- gelingt, wird die pro-soziale Dominanz eine sichert. Welche Erwartung haben die anderen Quelle gesunden Selbstvertrauens. Ungesund ist an mich? Was wollen Vorgesetzte, was die Mit- es, wenn die Leiterinnen sich bis zur Selbstaufga- arbeiter und Mitarbeiterinnen? Was erwarte ich be engagieren. von mir? Was darf ich? Was kann ich? Solche und ähnlich Fragen dominieren ihre Gedankenwelt. MACHTVERSTÄNDNIS Natürlich fragen sich die Leiterinnen auch, was für die Organisation wichtig ist. Die Fragen „Was Manche Leiterin will „Chefin“ und „jedermanns will ich?“ und „Was will ich für meine Abteilung/ Darling“ sein. Das Wort „Macht“ ist bei Frauen Organisation?“ werden häufig zuletzt gestellt. eher unbeliebt, negativ besetzt, denn es schürt ihre Angst, abgelehnt zu werden, an Attraktivi- Den Frauen sind ihre spezifischen Stärken und tät oder gar Liebe zu verlieren. Sie distanzieren die daraus resultierenden Chancen häufig nicht sich häufig davon und neigen dazu, ihre Macht bewusst. Die Literatur für Führungskräfte war bis nicht anzunehmen. So „muss“ auch die deutsche ins 21. Jahrhundert ausschließlich von Männern Kanzlerin, Angela Merkel, darauf hinweisen, dass verfasst und Leiterinnen wurden an diesen mas- Macht nichts Schlechtes ist und man dazu Mut kulinen Beschreibungen gemessen. Aber die Lei- haben müsse. Das Motto der finnischen Staats- terinnen merken bald: Das bin ich nicht, das kann präsidentin Tarja Halonen (2000-2012) lautete: ich nicht! Und das ist erst einmal gut so. Keine „Entschuldige dich nie für die Macht!“ Wer die Frau sollte ein Mann werden wollen, um eine bes- innewohnende Macht nicht annimmt oder ent- sere Leiterin zu sein! Aber wie geht feminin (und schuldigt, schwächt den Führungsanspruch. Wer damit meine ich nicht feministisch) leiten dann? Karriere macht, hat auch mehr Macht! Dabei ist vielen Frauen Gerangel um Macht, Einfluss und Die Stärken, Hürden und Gefahren Prestige eher lästig. WAHRNEHMUNG Das Rechtfertigen von Macht ist Selbstsabotage. Es untergräbt die eigene Position, wenn man die Leiterinnen wollen möglichst alle Umstände und neue Führungsebene nicht einnimmt. Und die alle Menschen berücksichtigen. Ihre Führungs- anderen Führungskräfte nehmen einem das auch rolle wollen sie multidimensional als starke Len- übel. Deshalb sollte man es sich gut überlegen, >
12 CIW / FAKTOR C / FRAUEN würde, dann könnte Anna von ihr enttäuscht sein. Martina Kessler, Jahrgang 1961, ist Theologin, psycho- Informationen können auch vorenthalten werden, logische Beraterin, Dozentin und Publizistin. Sie trägt weil man deutlich machen will: „Meine Beziehung einen Doktortitel der Universität von Südafrika (UNISA) zu Anna ist näher als deine!“ Solche Beziehungs- in Theologie. Die verheiratete Mutter von vier erwach- dynamiken schwächen Leiterinnen in ihren be- senen Kindern lebt in Gummersbach, ist in der Leitung ruflichen Beziehungsnetzen. Erstens werden Leite- der Akademie für christliche Führungskräfte (AcF) und rinnen nicht alles erzählen können, und zweitens ehrenamtlich in mehreren psychotherapeutischen und werden sie nicht mehr alles aus der von ihnen ge- christlichen Organisationen engagiert. www.martinakessler.de leiteten Gruppe erfahren. Das verwirrt zunächst. Männliche Mitarbeiter wenn man die firmeninternen, zur neuen Position gehörenden, Privilegien (wie z.B. ein eingangsna- In Konfliktsituationen mit Männern geben vie- her, fester Parkplatz, ein größeres Büro, usw.) nicht le weibliche Führungskräfte nach, oder sie treten annehmen will. schon vorher den Rückzug an. Diesen Mechanis- mus zu durchbrechen, kostet Kraft! Hannah ärgert Leiterinnen scheuen sich eher, Macht wahrzuneh- sich schon länger darüber, dass die Arbeitsmoral men oder zu demonstrieren. Macht kann an eine in ihrer Abteilung nicht so gut ist, wie sie es sich Person oder an eine Position gekoppelt sein. Po- wünscht. Eines Abends beschließt sie: Das muss sitionale Macht ist nur eine von mehreren Macht- sich ändern! Mit viel innerem Anlauf und Selbst- basen. Leiterinnen mögen jedoch lieber personale ermutigung fährt sie, auf Widerstand und Prostest Macht. Dahinter steckt der Gedanke, dass Mitar- eingestellt, ins Büro. Beim folgenden Meeting teilt beiter und Mitarbeiterinnen folgen, weil sie sich Hannah ihre Entscheidung mit. Zu ihrer großen mit der Person identifizieren und an sie glauben, Überraschung reagiert ein Abteilungsleiter mit: denn Beziehungsmacht gründet auf Loyalität und „Na endlich!“ Hannah hört kein kritisches Wort. Freundschaft. Sie kann es nicht fassen. Leiterinnen können ihre Macht mit anderen tei- „High talk“ und „move talk“ len und nutzen sie, um möglichst jeden mitzu- nehmen. Aber damit wollen sie sich auch vor der Für Frauen ist es unvorstellbar, dass Männer nicht mit Machtpositionen einhergehenden Einsamkeit alles klären oder ausdiskutieren wollen (high talk). schützen – besonders dann, wenn sie Leiterinnen Männliches Kommunikations- und Konflikt- von Frauengruppen sind. verhalten läuft eher auf der Ebene des small talk oder, noch wirksamer, im „move talk“. Im move Reine Frauengruppen talk werden Fakten geschaffen und wird Präsenz gezeigt – ohne Worte. Move talk heißt: Ich bin da In reinen Frauengruppen wird der Leiterinnen- und nehme selbstverständlich Raum ein. Auf der status normalerweise nicht erkämpft, sondern Ebene des small talk klärt man quasi nebenbei zugestanden. Daher kann er auch wieder ent- wichtige Firmenangelegenheiten. Frauen lieben zogen werden. Die Mitarbeiterinnen reagieren high talk, der aber in männlichen Settings weniger mit Neid, sie behindern und sabotieren die ehe- wirksam ist. maligen Kolleginnen. Sie werden als konkur- rierender, kritischer, ehrgeiziger und schwie- Vier hilfreiche Reflexionsfragen: riger wahrgenommen. Wenn neue Aufgaben an Frauen herangetragen Typische weibliche Beziehungsklärung geht werden, sollten sie sich vorher die folgenden vier BUCHTIPP: Kessler, folgendermaßen: Stellen Sie sich vor, Anna und Fragen stellen: Martina & Hübner, Andreas haben eine schwierige Ehesituation. Michael 2016. Von Anna erzählt Britta davon. Carmen hat die Ehe- 1. Gebe ich mir dazu selbst ein Mandat? Frauen Kritik lernen ohne stellen diese Frage üblicherweise nicht. Sie den- schwierigkeiten von Anna und Andreas beobach- verletzt zu sein. 2. Auflage. Gießen: tet, will aber Anna nicht fragen. So wendet sie sich ken, wenn andere sie in einer Position, bei ei- Brunnen. an Britta, die nun einen inneren Konflikt hat, weil ner Aufgabe sehen, dann sei das schon Grund ihr Anna und Carmen gleich wichtig sind. Wenn genug, diese Aufgabe anzunehmen. Sie selbst sie nichts erzählt, dann könnte Carmen denken, hinterfragen ihre Kompetenz und verleugnen sie sei eine nicht so gute Freundin. Wenn sie reden ihren Führungswillen.
CIW / FAKTOR C / FRAUEN 13 2. Habe ich ein Mandat von Gott? Für die christ- FACETTE STÄRKE SCHWÄCHE liche Frau ist Gott der Auftraggeber. Dieses Mandat ist im speziellen Auftrag nicht immer WAHRNEHMUNG Panoramablick Verzettelung leicht zu erkennen. Es ist allerdings nicht schon deshalb vorhanden, weil eine Sache an sich gut ist oder weil Andere etwas von einem wollen. OPFERBEREITSCHAFT, Hohe pro-soziale Selbstaufgabe FÜRSORGE Opfer-, Fürsorge- und 3. Habe ich ein Mandat vom Partner? Die in einer Verantwortungsbereit- gleichwertigen Lebenspartnerschaft lebende Frau schaft mit Kompetenz wird wesentliche Lebensentscheidungen mit ih- MACHT Macht teilen können Macht nicht rem Mann verhandeln und Konsens suchen. annehmen 4. Geben mir „Andere“ ein Mandat (z. B. Vorge- ERFOLG, Erfolg wird geteilt, Selbstkompetenz wird setzte, Mitarbeiter, Kunden, Mentoren, Kinder SELBSTVERTRAUEN Selbstwert eher außen angezweifelt usw.)? Dieses vierte, zusätzliche Mandat darf bestimmt nicht gegen eins der anderen ausgetauscht wer- NETZWERK Mensch und Projekt Netzwerk als Ziel den. sehen ERFOLG UND SELBSTVERTRAUEN Übereinstimmung gesucht. Die Einbeziehung Wenn das Herstellen zwischenmenschlicher Bin- möglichst vieler Partner kommt bei klarer Struk- dungen gelungen ist und alle integriert sind, dann turierung und klar angewandten Personalent- erleben sich Leiterinnen als erfolgreich. Für sich scheidungen dem Projekt zu Gute. Daher sollten selbst messen Frauen ihren Erfolg an der Verein- Netzwerke sorgfältig ausgesucht werden. Zu viele barkeit von Familie und Beruf, an Menschlich- Netzwerke verwirren und hemmen. keit, Freude und Herausforderung. Fazit: Eigene Erfolge benennen 1. Erkennen und begrüßen Sie den Wert weibli- cher Führungsstärke. Leiterinnen warten darauf, dass andere ihren Er- folg erkennen, statt ihn selbst zu benennen. Das 2. Gestalten Sie weibliche Spannungsfelder in ei- ist häufig negativ, wenn es um die nächste Kar- ner maskulinen Umgebung. rierestufe geht. Der Name der betreffenden Frau 3. Achten Sie weibliche Stärken bei Führungsauf- ist nämlich nicht im Kopf der Vorgesetzten ver- gaben. ankert, und sie wird möglicherweise deshalb bei der Neubesetzung einer Stelle keine Rolle spielen. Für Frauen: Verbiegen Sie sich nicht! Wenn sich Erfolg einstellt, dann betonen die Lei- terinnen häufig die Umstände oder beteiligte Hel- 1. Leben Sie Ihre Stärken. fer. In diese Falle lässt sie ihr wenig ausgeprägtes 2. Tragen Sie bewusst mit femininen Stärken zum Gefühl für Selbstkompetenz tappen. Ich führe Ganzen bei. immer wieder Beratungsgespräche zur Weiter- bildung bei der Akademie für christliche Füh- 3. Trainieren und erweitern Sie Ihren Spannungs- rungskräfte. Männer fragen: „Ist AcF gut genug bogen. für mich?“ Sie wissen, wer sie sind, was sie können und wollen das ausbauen. Frauen fragen: „Bin ich Für Männer: gut genug für AcF?“ Setzen Sie Frauen immer offiziell in Leitungspo- sitionen ein. Das gibt weiblichen Führungskräften NÜTZLICHE NETZWERKE die notwendige Sicherheit, als Leiterin im gegebe- nen Rahmen agieren zu dürfen. Frauen verstehen sich als Teil eines Netzwerks Eine gute Leiterschaft besteht, wenn beide Facet- zwischenmenschlicher Bindungen, in denen Ge- ten – männliche und weibliche – gut zusammen spräche Verhandlungen über Nähe sind, bei de- agieren. Frauen sollen sich daher auf die für sie nen Bestätigung und Unterstützung gegeben und charakteristische Weise als erstarkte Führungs- empfangen werden sollen. Dabei wird gezielt nach kräfte einbringen.
14 CIW / FAKTOR C / INITIATIVE SOZIALE INITIATIVE: SACHSPENDEN Foto: epd-bild/Joern Neumann Statt auf dem Müll landen neuwertige Produkte bei sozialen Einrichtungen T onnen fabrikneuer Waren landen im Müll, weil sie falsche Etiketten haben oder ein paar Milliliter Inhalt fehlen. Um diese Verschwendung zu stoppen, gründete eine Unternehmerin eine Plattform, die diese Produkte an soziale Einrichtungen vermittelt. Text: Miriam Bunjes (epd) die 2013 das gemeinnützige Unternehmen inna- tura gründete - damit genau das nicht geschieht. „In sozialen Organisationen werden diese Dinge ja dringend gebraucht und obendrein wurden für Paletten mit Deos, Windeln, Shampoo, aber ihre Herstellung Ressourcen verbraucht“, sagt die auch Bohrmaschinen und Billardtische: In Juli- innatura-Geschäftsführerin. Sie wegzuschmei- ane Kronens Lager in Köln-Westhoven stapeln ßen, sei eine gigantische Verschwendung. sich die unterschiedlichsten Produkte - allesamt fabrikneu, unbeschädigt, Markenprodukte. Und Lieferung an Gemeinnützige trotzdem: „All diese Dinge wären entsorgt wor- den, weil sie zum Beispiel Etikettenfehler haben Das Kölner Unternehmen wirbt deshalb solche oder ihre Füllhöhe nicht stimmt“, sagt Kronen, aussortierten Waren als Sachspenden bei Firmen
CIW / FAKTOR C / INITIATIVE 15 ein und vermittelt sie über ihre Online-Plattform men, ihr Wert muss abgebucht werden wie bei an gemeinnützige Organisationen – für eine Ge- einem Verkauf.“ Den Wert bei Aussortiertem zu bühr in Höhe von fünf bis 20 Prozent des Markt- beziffern, sei die größte Schwierigkeit für Betrie- preises. „Damit decken wir unsere Kosten“, sagt be, er kann auch bei null Euro liegen. „Das wissen Kronen. „Wir übernehmen die gesamte Logistik aber viele nicht.“ für die Spender: holen, sortieren und lagern die Produkte, beraten bei der Abwicklung und prüfen Nicht für den Verkauf geeignet die Empfänger.“ Für gespendete Lebensmittel kurz vor Ablauf- Die Empfänger können online alle verfügbaren datum ist genau das seit 2012 offiziell vom Bun- Produkte sichten und werden frei Haus beliefert. desfinanzministerium bestätigt worden. „Für Voraussetzung sind ihre anerkannte Gemeinnüt- Sachspenden muss es auch so eine klare Regelung zigkeit und ein Vertrag darüber, die Spende aus- geben wie für Spenden an die Tafeln“, sagt inna- Corinna Salander hat als schließlich gemäß Satzung oder für ihre Verwal- tura-Chefin Kronen. „Dann gibt es bei Unterneh- Wissenschaftlerin eine tung zu verwenden. men viel mehr Spendenbereitschaft.“ Männerdomäne Spenden teurer als Entsorgen? erobert Das glaubt auch Manuela Rousseau, Social-Res- ponsibility-Leiterin bei Beiersdorf. Das Unterneh- Etwa 1.000 Produkte sind im Sortiment, gespen- men spendet zum Beispiel Nivea-Creme, Dusch- det von mehr als 25 Unternehmen, darunter so gels oder Sonnenmilch – „einwandfreie Ware, große wie Amazon, Beiersdorf und dm. Vermit- aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr für telt wurden bereits Waren im Wert von rund sechs den Verkauf geeignet“. Manchmal werde in der Millionen Euro. „Das eingesparte Geld können Produktion unterfüllt: „Cremedosen mit zwei die sozialen Einrichtungen für ihre eigentlichen Gramm weniger drin als angegeben können nicht Aufgaben verwenden.“ in den Handel.“ Oder nach einem Regensommer komme ein Teil des Sonnenschutzmittelsorti- Dabei gibt es tonnenweise Produkte, die Firmen ments aus dem Handel zurück. als unverkäuflich aussortieren. Zwei bis drei Pro- zent aller Waren trifft die Auslese, zeigt eine Ana- Vorher habe man die Produkte größtenteils ent- lyse der Boston Consulting Group für innatura. sorgen lassen. Immer wieder seien zwar Sach- Verwendbar sind da- spenden-Anfragen von in Deutschland gekommen, „oft Produkte im Wert aber nach winzigen von zwei Milliarden Mengen, was für Euro – mindestens. uns in der Abwick- „Und sie werden lung zu aufwen- trotzdem entsorgt, dig ist“. Auch dass weil Spenden teu- Markenware auf rer sein kann“, sagt den Schwarzmarkt Kronen. kommen könnte, sei eine große Sorge Tatsächlich müssen gewesen. „Die Prü- Firmen für Sach- fung der Empfänger spenden Umsatz- nimmt innatura uns steuern abführen ab“, sagt Rousseau. – und die können „Wir müssen nicht höher sein als die mehr wegwerfen, E nt s or g u n g s ko s - verschwenden weni- ten, bestätigt Franz ger Ressourcen und Plankermann vom spenden auch wirk- Deutschen Steuerbe- lich für einen guten raterverband. „Auch Zweck.“ die Spende wird ja Fröhliche Gesichter: innatura aus dem Betriebs- unterstützt die wertvolle Arbeit, Internet: Foto: To All Nations vermögen entnom- die To All Nations für die Kinder www.innatura.org in Afrika leistet.
16 CIW / FAKTOR C / LIFEGATE NAHOST: LEBENSHILFE Fotos: Lifegate EIN CHRISTLICHER SOZIALUNTERNEHMER I M W E S TJ O R D A N L A N D BERICHTET F rüher gab es für behinderte Menschen im Westjordanland kaum Hoffnung. Von den Familien wurden sie ver- steckt, vom Staat ignoriert. Das christliche Hilfswerk „Lifegate“ hat die Situation grundlegend geändert. Heu- te fahren junge Menschen in Beit Jala stolz mit ihren Rollstühlen zum Einkaufen. Doch bis dahin war es ein weiter Weg, erzählt der Gründer der Organisation, Burghard Schunkert.
CIW / FAKTOR C / LIFEGATE 17 Sport auf ungewöhnliche Art: Rollstuhlbasketball mit israelischen Freunden. M enschen mit Behinderungen in den pa- Wir kauften eine alte gebrauchte Nähmaschine lästinensischen Gebieten kennen keine und begannen, einen jungen Mann im Rollstuhl Unterstützung einer Regierung oder von mit Hilfe eines jungen Schneiders im Nähen öffentlichen Stellen. Es gibt kaum ein Bewusstsein auszubilden. Weitere junge Männer folgten. Der für ihre Anliegen, keine organisierte Frühförde- Mitarbeiter, der sich in der Küche redlich bemüh- rung. Das Thema „Verwandtschaftsehen“ und de- te, etwas auf den Tisch zu bringen, war eigent- ren auftretende Folgeprobleme – Kinder kommen lich Schuhmacher von Beruf. Nach dem Motto: > gehäuft mit Behinderungen zur Welt – wird ge- ANZEIGE leugnet oder tabuisiert. Dazu sind gesunde Kinder eine Art „Altersversorgung“ für die Eltern in einer Gesellschaft, in der es keine soziale Absicherung #DIGITALISIERUNG gibt. Viele Familien haben deshalb oft mehr als ein Digitalisierung von Prozessen kann auch behindertes Kind und hoffen weiterhin, dass ih- einfach sein. Lassen Sie es uns beweisen. nen gesunde Kinder geboren werden. JKDV-Systeme GmbH Es ist bereits 30 Jahre her, als ich die Leitung für 04106 / 6205-0 ein Wohnheim für 35 blinde und körperbehin- www.jkdv.de derte Männer in Beit Jala übernahm. Aufgewach- sen in der Jugendarbeit des CVJM Gießen, war der Blick über den Zaun, die Bruderschaftsarbeit des CVJM in Afrika, Pakistan, Peru, etc. schon in Deutschland ein Thema, für das ich mich interes- sierte und einsetzte. Verletzungen und Lügen Bereits in den ersten Wochen in Beit Jala wurde mir klar, dass viele der scheinbar ergreisten jun- gen Männer in diesem Wohnheim mit ihrem Le- ben und irgendwelchen Hoffnungen abgeschlos- sen hatten. Zu stark war die Ablehnung in den Familien und der Gesellschaft gewesen. Ein Berg von Verletzungen und akzeptierten Lügen („Men- schen mit Behinderungen haben keine Chancen und keinen Wert, sind Versager und kosten die Familie nur Geld“) musste beiseite geräumt wer- den. Hier halfen keine Worte, es brauchte Taten. >
18 CIW / FAKTOR C / LIFEGATE „Schuster bleib bei deinen Leis- zu gehen. Sie verloren ihre Scham und ihre ten“, fragte ich ihn, ob seine Frau Scheu, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen nicht besser kochen könnte und er – ein großer Schritt in ein selbstständiges Le- Spass hätte, in einer Schuster-Werk- ben. statt junge Männer auszubilden. Er Die ganze Zeit wurde unsere Entwicklung, strahlte, brachte seine Frau für die die sich immer an den Anfragen und Bitten Küche, und die Lifegate Schuster- orientierte, die aus der Gesellschaft an uns he- und Polster-Werkstatt war geboren. rangetragen wurden, von jungen Leuten aus Heute sind wir der einzige Schuhma- Deutschland begleitet und unterstützt, die cherbetrieb im Ort Beit Jala mit über ihren Zivildienst ableisteten oder ein soziales 20.000 Einwohnern. Jahr absolvierten. Viele kamen aus handwerk- lichen, pädagogischen und therapeutischen Wer repariert Rollstühle? Berufen und haben zusammen mit den Be- hinderten und den einheimischen Mitarbei- Es fiel mir auf, dass es in ganz Bethle-tern die Arbeit von Lifegate geprägt. hem kaum einen Rollstuhl gab, der noch irgendwie komplett war, und die meisten Rollstuhlfahrer auf den Fel- « Lifegate betreibt heute eine der gen fuhren oder platte Reifen hatten. besten und bekanntesten Hilfsmit- Es gab keine Ersatzteile und keine telabteilungen im Nahen Osten. » Leute, die reparieren konnten. Hil- fe kam aus Deutschland. Ein junger Mann erklärte sich bereit, für zwei Jahre Auch heute gehören junge Leute aus Europa eine Rollstuhlreparatur-Werkstatt und ei- zu unserem Team und in den letzten Jahren nen Hilfsmitteldienst mit unseren einheimi- auch immer mehr rüstige Ruheständler und schen Behinderten aufzubauen. Gebrauchte Menschen, die sich in ihrem Jahresurlaub bei Stühle und Ersatzteile konnten wir von israe- uns in ihren Fachberufen einbringen. Im Jahr lischen Einrichtungen günstig erwerben oder 1991 gründeten zurückkehrende Volontä- aus deren Müllcontainern herausholen. re den gemeinützigen Verein „Lifegate - Tor zum Leben eV“. mit Sitz in Würzburg, der Lifegate betreibt heute, 30 Jahre später, eine heute der Träger unserer Arbeit ist sowie in der besten und bekanntesten Hilfsmittel- einem allgemeinen Geschäftsbetrieb mit Sitz abteilungen im Nahen Osten. Unser Team in Tauberbischofsheim die Produkte unserer – unterstützt von amerikanischen Hilfsor- Werkstätten in Deutschland vertreibt. ganisationen – war mehrmals in syrischen Flüchtlingslagern in Jordanien, in Ägypten, Anpacken mit Gottes Hilfe im Irak. Jetzt planen wir einen Einsatz mit dem CVJM in Myanmar, den wir zusam- Es gibt die Möglichkeit, die Abwesenheit ei- men mit israelischen Kollegen durchfüh- ner gesicherten Finanzierung unserer Arbeit ren wollen. ständig zu beklagen (was in unserem Land fast der Normalzustand ist), für alle Misere Behindertenhilfe auch für Frauen die israelische Besatzung und den amerika- nischen Imperialismus verantwortlich zu ma- Es folgten bald eine kleine Schreiner- chen (was eine Lüge ist) oder durchzustarten, Werkstatt und eine Schlosserei und die Ideen zu entwickeln und sich selber zu helfen. erste Anmietung von Werkstatträu- Gottes Geist ist immer kreativ, ermutigend, men. Parallel verabschiedeten wir uns korrigierend und hilft durchzuhalten – auch von dem Wohnheim und gründeten in schweren Zeiten wie während der Intifadas. Wohngemeinschaften mit behinder- ten Menschen, die dann auch erst- Wo es gelingt, die vielen entmutigenden und mals für junge Frauen eingerichtet negativen Kräfte und Nachrichten, die Men- wurden. Hier lernten die jungen schen in den palästinensichen Gebieten vom Leute, einen Haushalt zu führen Kindesalter an vermittelt bekommen (und und mit dem Rollstuhl einkaufen die dazu führen, dass sie anschließend ihre
CIW / FAKTOR C / LIFEGATE 19 Kraft und Zeit damit verbringen, sich gegen et- die uns durch ihre finanzielle Unterstützung wei- was einzusetzen), durch die Liebe von Jesus um- terhelfen, aber schon jetzt erwirtschaften wir ein zupolen und in gute Kanäle zu lenken, kann man Viertel der benötigten Mittel mit unseren behin- trotz widriger Umstände im Glauben in Beit Jala derten Menschen selbst. die gleichen Wunder erleben und vollbringen wie überall in der Welt. Dass wir mit einer enorm ge- Der Dienst wächst wachsenen Arbeit seit 30 Jahren schwarze Zahlen schreiben, nach mehreren Umzügen im Jahr 2012 In einem weiteren halben Stockwerk wollen wir unser eigenes Zentrum (4.500 Quadratmeter auf ein Förderzentrum für autistische Kinder und drei Stockwerken) beziehen konnten, sind solche ihre Familien gründen. Seit Jahren werden wir ge- Wunder. beten, uns dieser Anfrage zu stellen, da die Zahl der betroffenen Kinder ständig und rasch steigt. Israelische Ärzte helfen mit Die andere Hälfte soll eine Altentagesstätte be- herbergen (die es bisher nicht gibt und dringend Die vielen palästinensischen Kinder, die durch benötigt wird) und Fachärzten die Möglichkeit Operationen in israelischen Fachkrankenhäusern geben, Diagnosen und Therapie bei uns durchzu- heute sitzen, stehen und laufen können; die Ju- führen. gendlichen, die nach der Ausbildung einen Beruf ausüben und Geld verdienen und eigene Familien In den verbleibenden zwei Stockwerken wollen gründen; der ganzheitliche Ansatz unserer Arbeit, wir ein Gäste- und Seminarzentrum für Men- die alle Lebensbereiche der Menschen einschließt; schen mit und ohne Behinderungen aus der gan- Bildung, medizinische Eingriffe und Therapien zen Welt aufbauen. In diesem Zentrum finden sowie eine strikte Einbeziehung der Eltern und viele einheimische Behinderte einen Arbeits- > Familien in unsere Programme (Hausbesuche) – ANZEIGE das sind die eigentlichen Wunder, für die sich der Einsatz bis heute täglich lohnt! Im neuen Gebäude befinden sich ein Förderkin- dergarten und eine Förderschule sowie eine große Therapieabteilung. In unseren Werkstätten bilden wir in 14 Berufen aus und betreiben in fast allen Abteilungen einen Auftrags- und Kundenservice, zudem eine Produktionslinie. Bis zu 250 Kinder und junge Menschen werden täglich von uns ge- fördert. Geschenkprodukte schaffen Arbeitsplätze Die Lifegate Geschenkprodukte und unser hoch- wertiges Olivenöl exportieren wir nach Deutsch- land und in andere europäische Länder und kön- nen somit 40 behinderten Menschen Arbeit und Entlohnung ermöglichen. Eine Zahnarztklinik, unsere Ökowäscherei (Wasser wird aufgefangen, g biologisch gereinigt und spült anschließend die i r e V e rzinsun Toiletten und bewässert den Garten), der Lifegate Fa ion Catering Service mit Restaurantbetrieb, die Schus- u r c h I nvestit ter- und Polster-Werkstatt, unsere Fair Travel In- d itiative mit einem israelischen Reisebüro, wo wir v e S a c hwerte ti komplette Reiseprogramme in der Westbank or- in produk ganisieren und durchführen und die Gruppen bei uns zu Mittag essen, sowie viele andere Aktivitä- ten tragen dazu bei, unsere Arbeit zu finanzieren. www.fairzinsung.com Noch immer benötigen wir viele gute Menschen,
20 CIW / FAKTOR C / LIFEGATE Not und helfen ihnen in eine bessere Zu- Burghard Schunkert, Jahrgang 1954, ist ausge- kunft. Wenn etwas übrig blieb, investierten bildeter CVJM-Sekretär, verheirateter Vater von wir in die Qualität und stellten wieder einen drei Kindern, ein guter Freund von CiW-Gene- Teilbereich fertig. ralsekretär Hans-Martin Stäbler und arbeitet Es ist auch die Geschichte der anvertrauten seit 1987 im palästinensischen Beit Jala. Dort hat er unter schwierigen Bedingungen „Lifegate“ Talente, die wir nie vergraben haben. Wir aufgebaut, das erste Förder- und Therapiezen- setzen sie ein, beten und arbeiten, und Gott trum für junge Menschen mit Behinderung im hat gesegnet und dazu getan. Und wir ha- Westjordanland. Die überwiegend von Spenden ben sehr viel und auch anhaltende Unter- getragene Organisation bietet auch kleine Holz- stützung erfahren, etwa durch den Verein schnitzereien und Olivenöl an, der Erlös fließt „missionarisch unterwegs“. in die Rehabilitationsarbeit. www.lifegate-reha.de Palästinenser und Israelis gemeinsam Bei Lifegate sind wir für die Menschen un- platz. Unsere langjährige Erfahrung im terwegs, das schließt Israelis und Palästinen- Bereich Israelreisen und unsere Kontakte ser ein. Seit Jahren spielen wir mit israeli- zu Reiseveranstaltern in Deutschland, Ös- schen Freunden Rollstuhlbasketball, fahren terreich und den USA/Kanada sowie in Is- zum Laubhüttenfest an den See Genezareth rael dienen uns hier bereits als Grundlage. und treffen auf eine Behindertengruppe aus Israel. In der gemeinsam erbauten Laubhüt- Lifegate kann die Planung und Durchfüh- te lernen wir uns eine ganze Woche lang rung von (Behinderten-)Reisen organisie- kennen, hören aufeinander, kochen, essen, ren. Wir kennen die Infrastruktur und kön- spielen und feiern gemeinsam. Lifegate nen Flüge und die Transportmöglichkeiten Team Mitglieder nehmen an Fortbildungen vor Ort besorgen. Unsere Kontakte in Israel in Israel teil, und alle unsere Kinder werden und den palästinensischen Gebieten sind in israelischen Fachkrankenhäusern her- seit Jahren zuverlässig und halten auch bei vorragend diagnostiziert, behandelt und bei Konflikten und Belastungen in unserer Re- Bedarf operiert. gion stand. Auch Kongresse, Seminare und Weiterbildungen mit Ärzten und Rehabili- Das Losungsbuch in arabischer Sprache, tationsexperten sind angedacht. unser Gebetskreis und die Besinnung auf Gottes Wort am Wochenanfang und in Noch fehlen fünf Millionen Euro Mitarbeiterbesprechungen sind wichtige Orientierungspunkte in unserer Arbeit. Die Um keine Zeit zu verlieren, haben wir schon gewollte Anbindung unserer 70 christlichen mal eine Marktanalyse erstellt, die Bauplä- Teammitglieder an ihre Gemeinden ist eine ne gezeichnet und die Kosten errechnet. Die weitere Quelle, dass sich Gottes Liebe aus- stolze Summe von mehr als fünf Millio- wirken kann. Der Anteil der Christen in nen Euro fehlt uns noch, um dieses Projekt den palästinensischen Gebieten ist auf we- umzusetzen und die Arbeit von Lifegate in niger als zwei Prozent gesunken. Wir wer- die finanzielle Selbstständigkeit zu führen. den von der moslemischen Mehrheit der Früher sind wir vor solchen Zahlen er- Eltern respektiert, weil sie die Früchte der ANZEIGE schrocken, heute haben wir Arbeit an ihren Kindern und jungen Men- bereits über den Zeitraum schen sehen dürfen. K Ihr freundliches von 13 Jahren vier Milli- onen Euro verbaut. Auch dafür reichte mein persön- Menschen mit Behinderungen sollen heute sagen: „Wir haben bei Lifegate Menschen christliches Medienhaus licher Glaube anfänglich gefunden, die uns im Namen Jesu weiterge- überhaupt nicht aus. holfen haben.“ Es ist auch das Vertrauen der Eltern und der jungen Menschen, die zu uns Es ist die Geschichte der kommen, das den Erfolg einer gelungenen Geschenke, Bildbände, Brotvermehrung, die sich Rehabilitation bestimmt. Aus Verachtung Kalender, Poster, Karten, Tassen, Kerzen, Musik ... bei Lifegate immer wieder und Ablehnung in der Gesellschaft wird bewahrheitet. Das Wenige, Zuneigung, Aufmerksamkeit, Geduld und www.kawohl.de Schauen S h Si Sie d dochh mall rein! i ! was wir bekommen, teilen Liebe. So wächst das Vertrauen in uns und Kataloge gratis. 0281/96299-0 Blumenkamper Weg 16 • 46485 Wesel wir mit den Menschen in unsere Arbeit.
CIW / FAKTOR C / PORTRÄT 21 LEBEN: GOTT IM BERUF Wenn Gott ganz überraschend spricht Eine fränkische Unternehmerin wirbt für gelebten Glauben im Business
22 CIW / FAKTOR C / PORTRÄT E vi Böhner stand vor einer schwierigen Unternehmensentscheidung. Dann passierte bei einem christlichen Kongress das Unfassliche: Mitten in einem Vortrag hörte sie eine Stimme, die ihr eine klare Entscheidung vorgab. Die Unternehmerin ist sicher, dass Gott zu ihr gesprochen hat. Seitdem hat ihr Leben als christliche Geschäftsfrau eine neue Qualität. Text: Marcus Mockler Böhner nimmt teil. Von den Referaten ist sie be- geistert, weil hier Menschen sprechen, von denen D sie den Eindruck hat: „Die sind so bodenständig er Kabarettist Eckart von Hirschhausen wie ich.“ Doch dann passiert es im Abendpro- hat vor Jahren die spannende Frage ge- gramm. Christoph Koch, Vater des 2010 in einer stellt: „Wieso heißt es, wenn ich mit Gott Wetten-dass-Sendung verunglückten Schauspie- spreche, Gebet, aber wenn Gott mit mir spricht, lers Samuel Koch, erzählt die Geschichte seines Psychose?“ Evi Böhner, 53-jährige Unternehme- Sohns. Wie er sich auf die Wette vorbereitet hatte rin aus Nürnberg, hat Gottes Stimme gehört. Und und wie er seine Sprünge über die Autos an den sie ist alles andere als eine Kandidatin für den Versen von Psalm 23 abzählte. Davon ist sie sehr Psychiater. Nüchtern, bodenständig, mit beiden berührt, aber nicht nur sie. „Der ganze Saal hat Beinen geerdet. Selbst in ihrer christlichen Fröm- geheult“, erinnert sie sich. migkeit hält sie sich von allzu euphorischen und emotionalen Gruppen eher fern und freut sich In dieser hochemotionalen Situation hört Evi am Leben der evangelischen Böhner plötzlich eine Stimme: „Gib Deinem Bru- landeskirchlichen Gemein- der das Geld – ich helfe Dir.“ Die Unternehmerin schaft in Stein bei Nürn- ist völlig verblüfft. Ein solches Reden Gottes hat berg, wo sie auch zum sie noch nie erlebt. Das Wort trifft sie mitten ins Leitungsteam gehört. Herz. Sie weint im Konferenzsaal, sie weint auch noch später in der Bahn auf dem Weg nach Hause. Vor über sechs Jah- Sie, die nach eigenen Worten „nicht nahe am Was- ren steckte die ser gebaut“ ist, staunt, dass sie auf diesem Weg gelernte Deko- eine himmlische Direktive erhalten hat. rateurin in einer schwierigen Lage. Der Stimme Gottes gehorchen Ihr Vater will sich aus dem Familienbe- Und sie gehorcht dem Wort. Sie nimmt Geld auf, trieb zurückziehen. Ihr um den Bruder ausbezahlen zu können. Der ge- Bruder soll die Sparte sundet und hat inzwischen bei einem anderen Un- Messebau übernehmen, ternehmen eine Anstellung gefunden. Das Risiko, Verändernder sieht sich dieser Aufgabe aber die Firma mit einem Kredit zu belasten, sollte sich Moment auf dem nicht gewachsen und wird sogar seelisch krank. lohnen. Es folgen gute, umsatzstarke Jahre, die sie Kongress christli- Es kommt zum Konflikt unter den Geschwistern, in dem Gefühl bestärken, die richtige Entschei- cher Führungkräf- was dem Betrieb mit seinen zwölf Angestellten dung getroffen zu haben. te 2011: Christoph und rund zwanzig freiberuflichen Mitarbeitern Koch erzählt vom nicht gut tut. Evi Böhner steht vor einer gewalti- Dieses außergewöhnliche Erlebnis mit Gott hat Unfall seines Soh- gen Entscheidung: Soll sie ihren Bruder ausbezah- Evi Böhner in den vergangenen sechs Jahren ge- nes Samuel. len, die Firma alleine führen und gleichzeitig für tragen. Gleichzeitig muss sie sich immer wieder Foto: idea die Altersversorgung des Vaters Mitverantwor- gezielt daran erinnern – denn das vergangene Jahr tung übernehmen? war wirtschaftlich vergleichsweise schlecht, und die Sorgen und Zweifel machten sich sofort wieder Die Wende bei christlichem Kongress breit. Aber auch hier erlebte sie unerwartete Hilfe. Ein Bekannter von ihr, Controller in einem Kon- In dieser Situation kommt 2011 der Kongress zern, half ihr dabei, ihre Unternehmenszahlen ge- christlicher Führungskräfte nach Nürnberg. Evi nauer anzuschauen. Es stellte sich heraus: In zwei >
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