ZERO VISION DIE NEUVERMESSUNG DER ONKOLOGIE
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VISION ZERO DIE NEUVERMESSUNG DER ONKOLOGIE - TA G U N G S RE BROSCHÜ 7. INTERDISZIPLINÄRES SYMPOSIUM INNOVATIONS IN ONCOLOGY 14./15. JUNI 2021 WWW.VISION-ZERO-SYMPOSIUM.DE
7. INTERDISZIPLINÄRES SYMPOSIUM INNOVATIONS IN ONCOLOGY GEMEINSAM GEGEN DEN KREBS DIE VISION ZERO KONGRESSLEITUNG PROF. DR. MICHAEL HALLEK PROF. DR. CHRISTOF VON KALLE Universitätsklinikum Köln BIH/Charité – Universitätsmedizin Berlin DR. CHRISTA MAAR DANIEL BAHR Felix Burda Stiftung/Netzwerk gegen Bundesgesundheitsminister a. D./ Darmkrebs, München Allianz Deutschland, München PROF. DR. THOMAS SEUFFERLEIN DR. RUTH HECKER Universitätsklinikum Ulm Aktionsbündnis Patientensicherheit, Berlin PROF. DR. DIANA LÜFTNER PROF. DR. MICHAEL PLATTEN Charité – Universitätsmedizin Berlin Universitätsmedizin Mannheim/ Universität Heidelberg/DKFZ, Heidelberg DR. GEORG RALLE PROF. DR. DR. MICHAEL VON BERGWELT Netzwerk gegen Darmkrebs, LMU Klinikum München München WWW.VISION-ZERO-SYMPOSIUM.DE O4 O5
PROF. DR. CHRISTOF VON KALLE/DR. GEORG RALLE ROTE KARTE DEM KREBS 2) Rote Karte dem Darmkrebs: Nach wie vor ver- zeichnen wir in Deutschland rund 60.000 Neuer- SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, krankungen pro Jahr, von denen rund ein Drittel LIEBE UNTERSTÜTZER UND FREUNDE VON VISION ZERO, der Patientinnen und Patienten sterben. Das mit deutlicher Verspätung eingeführte bundesweite im Fußball gibt es seit vielen Jahren eine bewährte Regel, die es dem Einladungsverfahren wird an dieser völlig unbe- Schiedsrichter ermöglicht, einen Spieler, der sich grob unsportlich verhält friedigenden Situation nicht viel ändern, da die und/oder einen anderen Spieler bösartig foult, vom Platz zu stellen. Der „Bö- Teilnehmerquoten viel zu niedrig sind. Auch hier sewicht“, der sich nicht an die Regeln hält, erhält die Rote Karte und das sollten wir endlich von unseren europäischen Nach- Spiel kann ohne ihn weitergehen, weshalb sich die überwiegende Zahl der barn (z. B. Holland) lernen, wie man es deutlich bes- Spieler in vorauseilendem Gehorsam an die festgesetzten Spielregeln hält. ser machen kann. Eine Analogie, die – so sehr wir uns dies wünschen – leider nicht einfach auf bösartige Zellen im menschlichen Körper übertragen werden kann, da 3) Rote Karte dem Lungenkrebs: Auch an Lungenkrebs ein „Schiedsrichter“ fehlt und/oder die malignen Zellen gelernt haben, sich erkranken jährlich über 60.000 Menschen und die heimtückisch zu tarnen und selten auf „Rote Karten“ zu reagieren. kontroverse Diskussion um das konsequente Ver- bot von Tabakwerbung hat erneut gezeigt, dass Trotzdem wollen wir in diesem Jahr mit unserem Vision Zero Kongress dem wir uns immer noch viel zu wenig für nach- Krebs die Rote Karte zeigen, denn die Zeit ist reif zum Handeln! Nach wie haltige Prävention einsetzen. Aber auch bei vor erkrankt jeder zweite Mensch in Deutschland im Laufe seines Lebens der Verbesserung der Prognose durch eine an Krebs und nach wie vor stirbt jeder vierte von uns an dieser bösartigen breit angelegte molekulare Testung auf Erkrankung. Und nach wie vor verwenden wir viel zu wenig der vorhande- therapeutisch relevante Mutationen hinken nen Ressourcen für Krebsprävention und Früherkennung. Dazu drei wichti- wir unseren europäischen Nachbarn (z. B. ge Themen aus dem vielschichtigen Kongressprogramm, die wir mit Ihnen Frankreich) hinterher. Hier besteht ebenfalls diskutieren wollen und für die Lösungskonzepte erarbeitet werden müssen: großer Handlungsbedarf. 1) Rote Karte dem Zervixkarzinom: Obgleich seit mehreren Jahren ein wirk- Nach unserem heutigen Kenntnisstand könnte samer Impfstoff zur Verfügung steht, sind nur rund 50 Prozent der 18-jäh- fast die Hälfte aller Krebserkrankungen durch rigen Frauen geimpft und somit vor Gebärmutterhalskrebs geschützt. Eine intelligente Präventions- und Früherkennungskonzepte mehr als traurige Quote. Wie man es deutlich besser machen kann, lehrt ein vermieden werden. Bei der anderen Hälfte können wir durch Blick zu unseren europäischen Nachbarn (z. B. Schottland) von denen wir so frühzeitige Präzisionsdiagnostik und innovative Therapie- schnell wie möglich lernen müssen. konzepte dem Krebs in vielen Fällen die Rote Karte zeigen – wir müssen es jetzt nur wollen! O6 O7
Das tagesaktuelle Programm finden PROGRAMM, 14. JUNI 2021 Sie hier: Anschließend Paneldiskussion: O. Wiestler, Berlin/M. Hallek, Köln/H. Steutel, Berlin/ PROGRAMM C. von Kalle, Berlin/U. Simon, Nürnberg/T. Sorge, Berlin/ F. Wissing, Berlin MONTAG, 14. JUNI 2021 11.00 UHR LIVE-STREAM BIS CA. 15.00 UHR PAUSE 08.45 UHR 11.15 UHR ERÖFFNUNG UND BEGRÜSSUNG SESSION ONKO-PIPELINE durch den Gastgeber Axel Springer SE: Forschende Unternehmen geben Einblick in ihre J. Bayer, Berlin/C. von Kalle, Berlin Onkologie-Pipeline Moderation: W. van den Bergh, Neu-Isenburg/ J. Dierks, Berlin 09.00 UHR Amgens BiTE® Portfolio. P. Kufer, Amgen Research (Munich) INNOVATIONSFORUM KLINISCHE The AstraZeneca Oncology Early Development Pipeline: FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND selected highlights. M. Pass, AstraZeneca Moderation: S. Knoll, Berlin/H. Steutel, Berlin/ O. Wiestler, Berlin Die Pipelineentwicklung in der Onkologie – welche Rolle Lead-in: Klinische Forschung in der Onkologie in spielen Zell- und Gentherapie? L. Roese, Bayer Deutschland – was muss passieren, um den Studien- Taking cancer on – die onkologische Pipeline von Boehringer standort zu stärken? M. Hallek, Köln Ingelheim. C. Bender, Boehringer Ingelheim Pharma Impulsvorträge: Bedeutung der Teilnahme an Studien aus Sicht von Patienten GSK – unser Beitrag in der Onkologie. und Patientinnen: R. Hauke, München A. Konieczny, GlaxoSmithKline Was zeichnet den Forschungsstandort Deutschland aus? Victories over cancer – die Janssen Onkologie-Pipeline. O. Wiestler, Berlin R. Angermund, Janssen-Cilag Internationale Wettbewerbsfähigkeit des Studienstandorts Deutschland – was muss aus Sicht der Industrie besser Inventing for life – Einblicke in die MSD Onkologie- werden? H. Steutel, Berlin Pipeline. V. Witte, Merck Sharp & Dohme 08 O9
PROGRAMM, 14. JUNI 2021 WORKSHOPS Behandlungsstrategien in der Onkologie neu denken durch innovative therapeutische Plattformen. U. Haus, Novartis Pharma MONTAG, 14. JUNI 2021 Immunotherapie und molekular-zielgerichte Therapien mit TKI: zwei Ansätze im Kampf gegen Krebs. M. Kosch, Pfizer Pharma Neue Ansätze in der Immuntherapie. NACH GESONDERTER EINLADUNG D. Traub, Roche Pharma 10.00 UHR–13.00 UHR Machine learning applications in drug development: leveraging the power of multimodal data. K. Brown und PATIENTENWORKSHOP M. Micsinai Balan, Bristol-Myers Squibb Moderation: R. Hecker, Essen/H. Katzmair, Wien (als Experten stehen zur Verfügung: M. von Bergwelt, München/A. Mehnert-Theuerkauf, Leipzig/F. Knieps, Berlin) 13.30 UHR Das inhaltliche Konzept wird in Abstimmung mit Patientenvertreter*innen erarbeitet. PAUSE Die Präsentation der Ergebnisse dieses Workshops erfolgt am 15. Juni im Rahmen des Vision Zero Kongresses. 14.00 UHR „Ein Herz für Kinder“ zu Gast bei Vision Zero 15.15 UHR–16.45 UHR SESSION KINDER-ONKOLOGIE Moderation/Vorträge: A. Eggert, Berlin/S. Majorczyk, Essen E-HEALTH SUMMIT 21 Lead-in: J. Wimmer, Hamburg Moderation: C. von Kalle, Berlin/H. Pfundner, Grenzach State of the Art. D. Reinhardt, Essen Lead-in: Die Digitalisierung als Generalschlüssel für Was können wir von unseren europäischen Innovation und lernende Systeme in der Medizin. Nachbarn lernen? S. Pfister, Heidelberg H. Kroemer, Berlin. Wie muss unsere Roadmap in der Kinder-Onkologie in den nächsten Jahren aussehen? A. Eggert, Berlin Die Präsentation dieses Workshops findet am 15. Juni im Rahmen des Vision Zero Kongresses statt. 10 11
PROGRAMM, 15. JUNI 2021 PROGRAMM 09.30 UHR ROTE KARTE DEM KREBS DIENSTAG, 15. JUNI 2021 Moderation: M. Hallek, Köln/T. Seufferlein, Ulm ROTE KARTE DEM ZERVIXKARZINOM Moderation/Vorträge: N. Harbeck, München/M. von Knebel Doeberitz, Heidelberg/C. Dannecker, Augsburg/P. Hillemanns, LIVE-STREAM BIS CA. 18.15 UHR Hannover/A. Kaufmann, Berlin/T. Hussong-Milagre, Lissabon 08.45 UHR 10.30 UHR BEGRÜSSUNG ROTE KARTE DEM DARMKREBS durch den Gastgeber S. Majorczyk, Essen/T. Seufferlein, Ulm Lead-in: Darmkrebsprävention: Was ist machbar, wenn man es machbar machen will? C. Maar, München Moderation/Vorträge: F. Kolligs, Berlin/S. Stintzing, Berlin/ 09.00 UHR H. Brenner, Heidelberg/J. Riemann, Ludwigshafen/ C. Neumann, Königs Wusterhausen GRUSSWORT des Parlamentarischen Staatssekretärs T. Rachel, MdB, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin 11.30 UHR PAUSE 09.10 UHR 12.00 UHR LEAD-IN Vision Zero heißt: „Rote Karte dem Krebs“: C. von Kalle, Berlin ROTE KARTE DEM LUNGENKREBS Moderation/Vorträge: S. Fröhling, Heidelberg/J. Wolf, Köln/ S. Peters, Lausanne/B. Söhlke, Köln 12 13
PROGRAMM, 15. JUNI 2021 PROGRAMM, 15. JUNI 2021 13.00 UHR 15.00 UHR PAUSE HOTLINE INNOVATIONSFORUM Moderation: M. von Bergwelt, München 13.20 UHR Keynote-Lecture: The power of vaccination: Lehren aus COVID für die Onkologie. Ö. Türeci, Mainz KEYNOTE-LECTURE Im Anschluss Paneldiskussion mit: H.-G. Rammensee, Gut ein Drittel aller Krebserkrankungen global und in Tübingen/H. Einsele, Würzburg/M. von Bergwelt, München Deutschland sind Brust-, Dickdarm- und Prostatakrebse. Wenn wir wirklich wirksame Vorbeugung betreiben wollen, müssen wir deren Ursache und Auslöser verstehen. 15.45 UHR H. zur Hausen, Heidelberg FORUM DIGITALISIERUNG Präsentation und Diskussion der Arbeitsergebnisse des 14.15 UHR Workshops „e-health summit 21“ vom 14. Juni 2021 durch C. von Kalle, Berlin/H. Pfundner, Grenzach ASCO-HOTLINE Was ist neu und gesichert in der Therapie von wichtigen hämatologischen und onkologischen Erkrankungen: 16.00 UHR die ASCO-Highlights. Moderation: M. Platten, Mannheim/Heidelberg NATIONALE DEKADE GEGEN KREBS – Vorträge: M. Schuler, Essen (Lungenkarzinom)/ STATE OF THE ART B. Wörmann, Berlin/D. Lüftner, Berlin (Mammakarzinom) Einführung: W. Knauf, Frankfurt a. M. Arbeitsschwerpunkte, neue Projekte und Kooperationen. M. Baumann, Heidelberg 16.20 UHR PAUSE 14 15
PROGRAMM, 15. JUNI 2021 16.30 UHR PATIENTENFORUM Präsentation der Arbeitsergebnisse des Patientenworkshops vom 14. Juni 2021 durch R. Hecker, Essen/C. Neumann, Königs Wusterhausen 16.45 UHR MITWIRKENDE VISION ZERO AWARD 2021 Verleihung des Vision Zero Award 2021 durch H. Kroemer, Berlin © Allianz Private Krankenversicherung 17.00 UHR © Janssen-Cilag FORUM GESUNDHEITSPOLITIK Sagen, was Sache ist: Krebsmedizin in Deutschland – quo vadis? Moderation: E. von Hirschhausen, Berlin DR. RALF ANGERMUND DANIEL BAHR Janssen-Cilag Bundesgesundheitsminister a. D., Teilnehmer*innen: A. Eggert, Berlin/M. Hallek, Köln/ Allianz Deutschland R. Hecker, Essen/C. Neumann, Königs-Wusterhausen/ C. von Kalle, Berlin © Boehringer Ingelheim Pharma 18.00 UHR © DKFZ Heidelberg TAKE-HOME MESSAGE D. Bahr, München/M. Hallek, Köln/R. Hecker, Essen PROF. DR. MICHAEL BAUMANN DR. CAROLIN BENDER Deutsches Krebsforschungszentrum Boehringer Ingelheim Pharma 16 17
7. INTERDISZIPLINÄRES SYMPOSIUM INNOVATIONS IN ONCOLOGY © Michael Wodak Medizin Foto Köln © NCT Heidelberg/Philip Benjamin © Bristol-Myers Squibb © DKFZ Heidelberg PROF. DR. HERMANN BRENNER KEVIN BROWN PROF. DR. STEFAN FRÖHLING PROF. DR. MICHAEL HALLEK Deutsches Krebsforschungszentrum Bristol-Myers Squibb Nationales Centrum für Universitätsklinikum Köln Tumorerkrankungen © Universitätsklinikum Augsburg © Dierks+Company Berlin © LMU Klinikum München © Wyrwa Hannover PROF. DR. CHRISTIAN DANNECKER JULIANA DIERKS PROF. DR. NADIA HARBECK RUDOLF HAUKE Universitätsklinikum Augsburg Dierks+Company LMU Klinikum München Deutsches Krebsforschungszentrum © Aktionsbündnis Patientensicherheit © Universitätsklinikum Würzburg © Novartis Pharma © Frank Nürberger PROF. DR. ANGELIKA EGGERT PROF. DR. HERMANN EINSELE DR. ULRIKE HAUS DR. RUTH HECKER Charité - Universitätsmedizin Berlin Universitätsklinikum Würzburg Novartis Pharma Aktionsbündnis Patientensicherheit 18 19
7. INTERDISZIPLINÄRES SYMPOSIUM INNOVATIONS IN ONCOLOGY © Medizinische Hochschule Hannover © Helios Klinikum Berlin-Buch © Verlag Der Tagesspiegel © Hussong Milagre PROF. DR. PETER HILLEMANNS TAMARA HUSSONG MILAGRE SUSAN E. KNOLL PROF. DR. FRANK KOLLIGS Medizinische Hochschule Hannover Edifício C. C. Continente de Telheiras Verlag Der Tagesspiegel Helios Klinikum Berlin-Buch © FASresearch Wien © Pfizer Pharma © Charité Berlin © privat DR. HARALD KATZMAIR PD DR. ANDREAS M. KAUFMANN DR. ANDREAS KONIECZNY PROF. DR. MARKUS KOSCH FASresearch Charité – Universitätsmedizin Berlin GlaxoSmithKline Pfizer Pharma © BKK Dachverband Berlin © Michael Kayser © Charité Berlin © BNHO Köln PROF. DR. WOLFGANG KNAUF FRANZ KNIEPS PROF. DR. HEYO K. KROEMER PROF. DR. PETER KUFER Berufsverband der Niedergelassenen BKK Dachverband Charité – Universitätsmedizin Berlin Amgen Research (Munich) Hämatologen und Onkologen 20 21
7. INTERDISZIPLINÄRES SYMPOSIUM INNOVATIONS IN ONCOLOGY © Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg © Felix Burda Stiftung © DGHO Berlin © privat PROF. DR. DIANA LÜFTNER DR. CHRISTA MAAR PROF. DR. STEFAN PFISTER PROF. DR. HAGEN PFUNDNER Charité – Universitätsmedizin Berlin Felix Burda Stiftung/ Universitätsklinikum Heidelberg Roche Pharma Netzwerk gegen Darmkrebs © Universitätsklinikum Leipzig © BMBF, Hans-Joachim Riekel © privat © privat PROF. DR. ANJA MEHNERT- CLAUDIA NEUMANN PROF. DR. MICHAEL PLATTEN THOMAS RACHEL, MdB THEUERKAUF Deutsche Stiftung für junge Universitätsmedizin Mannheim/ Bundesministerium für Bildung Universitätsklinikum Leipzig Erwachsene mit Krebs Universität Heidelberg/DKFZ und Forschung © Centre hospitalier universitaire vaudois © Universitätsklinikum Tübingen © Netzwerk gegen Darmkrebs © AstraZeneca DR. MARTIN PASS PROF. DR. SOLANGE PETERS DR. GEORG RALLE PROF. DR. HANS-GEORG RAMMENSEE AstraZeneca European Society for Netzwerk gegen Darmkrebs Universitätsklinikum Tübingen Medical Oncology 22 23
7. INTERDISZIPLINÄRES SYMPOSIUM INNOVATIONS IN ONCOLOGY © Universitätsklinikum Essen © Stiftung Lebensblicke © vfa Berlin © privat PROF. DR. DIRK REINHARDT PROF. DR. JÜRGEN F. RIEMANN TINO SORGE, MdB HAN STEUTEL Universitätsklinikum Essen Stiftung LebensBlicke CDU/CSU-Bundestagsfraktion Verband Forschender Arzneimittelhersteller © Charité – Universitätsmedizin Berlin © Universitätsklinikum Essen © Roche Pharma © Bayer DR. LARS ROESE PROF. DR. MARTIN SCHULER PROF. DR. SEBASTIAN STINTZING DR. DAVID TRAUB Bayer Universitätsklinikum Essen Charité – Universitätsmedizin Berlin Roche Pharma © Universitätsklinikum Ulm © Novartis Pharma © Ärzte Zeitung © BioNTech PROF. DR. THOMAS SEUFFERLEIN DR. UTE SIMON PD DR. ÖZLEM TÜRECI WOLFGANG VAN DEN BERGH Universitätsmedizin Ulm Novartis Pharma BioNTech Springer Medizin Verlag 24 25
7. INTERDISZIPLINÄRES SYMPOSIUM INNOVATIONS IN ONCOLOGY © Medizinischer Fakultätentag © LMU Klinikum München © Steffen Jänicke © MSD PROF. DR. DR. MICHAEL VON BERGWELT DR. ECKART VON HIRSCHHAUSEN DR. FRANK WISSING DR. VANESSA WITTE LMU Klinikum München Stiftung Gesunde Erde Medizinischer Fakultätentag der Merck Sharp & Dohme Gesunde Menschen Bundesrepublik Deutschland © Charité - Universitätsmedizin Berlin © Universitätsklinikum Heidelberg © Universitätsklinikum Köln © Wiebke Peitz, Charité PROF. DR. CHRISTOF VON KALLE PROF. DR. MAGNUS VON PROF. DR. BERNHARD WÖRMANN PROF. DR. JÜRGEN WOLF BIH/Charité – Universitätsmedizin Berlin KNEBEL DOEBERITZ Charité - Universitätsmedizin Berlin Universitätsklinikum Köln Universitätsklinikum Heidelberg Weitere Mitwirkende: MARIANN MICSINAI BALAN Bristol-Myers Squibb © Helmholtz-Gemeinschaft BÄRBEL SÖHLKE zielGENau © Peter Lund © DKFZ PROF. DR. OTMAR D. WIESTLER DR. JOHANNES WIMMER PROF. DR. HARALD ZUR HAUSEN Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher TV-Mediziner und Moderator Deutsches Krebsforschungszentrum Forschungszentren 26 27
VISION ZERO „Vision Zero: Wir müssen jeden Stein umdrehen – gerade das „Wenn in Deutschland klinische Forschung betrieben wird, dann auf höchstem Niveau. Doch aktuell geschieht zu wenig davon. 2021 Verfahren der Liquid Biopsy, als ein noch recht junges und Wenn wir Krebs die Rote Karte zeigen vielseitiges Tool, wird u.a. für wollen, müssen wir alles dransetzen, uns die Diagnostik von Kolorektal-, hier zu verbessern. Mehr Studien heißt mehr Lungen- oder Pankreaskarzi- Hilfe für Patientinnen und Patienten.“ nom immer interessanter!“ Han Steutel KONGRESS- Prof. Dr. Thomas Seufferlein STIMMEN „Vision Zero heißt für mich: Mit exzellenter Forschung „Vision Zero aktuell: Global sind gut ein Drittel aller Krebserkrankungen Brust-, Dickdarm- und Prostatakrebse. Wenn Kindern eine gute Zukunft wir eine wirksame Vorbeugung betrei- geben – wir wollen Kinderkrebs ben wollen, müssen wir deren Ursache für alle Patientinnen und Auslöser verstehen.“ und Patienten heilbar machen!“ Prof. Dr. Harald zur Hausen Prof. Dr. Angelika Eggert „Wenn wir Darmkrebs in „Vision Zero bedeutet auch: Wenn wir Deutschland die Rote Karte „An Krebs erkranken in Deutsch- uns im Bereich der Digitalisierung der zeigen wollen, dann müssen land jedes Jahr aufs Neue 500.000 Medizin nicht bewegen, erleben wir in wir endlich auch junge Menschen, die Zahl wird bis 2030 auf Deutschland so etwas wie eine Menschen mit familiärer 600.000 steigen. Krebs macht keine Teslaisierung des Gesundheitswesens!“ Vorbelastung regulär bei Pause, ebenso wenig wie andere Prof. Dr. Heyo K. Kroemer der Darmkrebsvorsorge schwere Erkrankungen. Gesundheits- berücksichtigen.“ forschung rettet Leben!“ Claudia Neumann Prof. Dr. Michael Baumann „Wenn wir das Problem Krebs in den Griff bekommen und uns der Vision Zero nähern wollen, brauchen wir endlich einen ernsthaften Aufschlag in Richtung Prävention!“ „Vision Zero heißt für mich, wir müssen die Digitali- Prof. Dr. Otmar D. Wiestler sierung im Gesundheitswesen beschleunigen, sonst verlieren wir die Technologieführerschaft und die Patientinnen und Patienten haben das Nachsehen – viel Zeit bleibt nicht!“ Prof. Dr. Hagen Pfundner 28 29
PROF. DR. CHRISTOF VON KALLE Prof. Dr. Christof von Kalle ist Chair des HABEN WIR VOR DER © Wiebke Peitz, Charité BIH-Lehrstuhls für Klinisch-Translationale Wissenschaften an der Charité Berlin und Gründungsdirektor des gemeinsamen klinischen KREBSPANDEMIE KAPITULIERT? Studienzentrums der Charité und des Berlin Institutes of Health (BIH). fälle mit großem Erfolg – ein Gewinn denen in der Familie.“ „Es wurde halt in menschlicher und in wirtschaftlicher zu spät entdeckt.“ Hinsicht. Das Geheimrezept zu diesem Woran liegt das? Daran, dass Krebstote Erfolg lautet: Vision Zero. Vision Zero nicht schreien, nicht blutend am Stra- bedeutet von Anfang an, auf null To- ßenrand liegen oder von Militärlastern desfälle zu zielen, um eine Reduktion in der Dämmerung zu Massengräbern zu erreichen; es bedeutet, jeden Stein transportiert werden? Wo bleibt unser umzudrehen und massiv zu investie- Aufschrei, wo die entschlossene Initia- ren – Tausende Euro für Sicherheit in tive? jedem Fahrzeug, Millionen Euro für Si- cherheit auf jeder Kreuzung, in jedem Natürlich tun wir schon eine Menge. Flugzeug und in jeder Fabrik. Es sind Aber mit einer eigentümlichen Indo- Investitionen, die sich lohnen: Über 50 lenz gegenüber den Zahlen verschlafen Jahre hinweg ist die Zahl der Verkehrs- wir oft die Einführung der neuesten toten pro Einwohner auf weniger als Entwicklungen, verstricken wir uns im Stünde auf der Autobahn für jeden Krebstoten im Jahr ein Zehntel gefallen, in der westlichen bürokratischen Dschungel, wollen wir 2019 ein Kreuz, dann würden wir alle 57 Meter an einem vorbeifahren. Luftfahrt gibt es Jahre ohne Todesfäl- immer ganz auf Nummer sicher gehen le auf Milliarden Flugkilometer, und und jegliche „Stakeholder-Interessen“ Unser Agieren in der Onkologie erin- sich derzeit stellen, kennen wir auch der durchschnittliche Arbeitsplatz in berücksichtigen. Auf der Strecke blei- nert an ein Zitat frei nach Karl Valen- aus der Krebsmedizin. Allerdings igno- Deutschland ist zehnmal sicherer als ben Fortschritt, Versorgung und damit tin: „Mögen hätten wir schon wollen, rieren wir sie dort seit langem äußerst der eigene Haushalt. Das macht uns letztlich die Gesundheit der Patientin- aber dürfen haben wir uns nicht ge- nachhaltig. glücklich und spart extrem viel Geld. nen und Patienten. Sie halten das für traut!“ Jährlich – nicht einmalig – erkranken übertrieben? Hier ein paar Beispiele: in Deutschland rund 500.000 Menschen Und wie halten wir´s beim Krebs? Dort Seit Monaten vergräbt sich Deutsch- neu an Krebs – Tendenz steigend – und finden wir es anscheinend akzepta- Stichwort Prävention: Die wirksams- land täglich in Inzidenzraten und knapp 250.000 von uns sterben dar- bel, dass wir auf einer Autobahn alle te Maßnahme gegen Krebs hat keinen Todesfallzahlen; es diskutiert Prä- an. Dreimal so viel wie in der COVID- 57 Meter an einem Kreuz vorbeifahren Eigentümer, keine Zuständigkeit, keine ventionsmaßnahmen, fordert mehr 19-Pandemie. Jedes Jahr. Aber unsere würden, wenn wir für jeden Krebsto- Lobby. Und sie ist uns offenbar nichts Investitionen in die Forschung, will Karawane zieht ungerührt daran vor- ten eins aufstellen würden. Zumindest wert. Selbst 20 Euro für einen Selbst- endlich Fortschritte bei der Digitalisie- bei. Es ginge auch anders. nehmen wir diese Situation mit einer test gegen Darmkrebs sind schon zu rung der Medizin sehen und krempelt In der Luftfahrt, am Arbeitsplatz und im Mischung aus Resignation und Gleich- viel. die Ärmel hoch, um sich impfen zu las- Straßenverkehr akzeptieren wir ver- gültigkeit hin, wie einen wochenlangen sen. So viel Aufmerksamkeit für eine meidbare Todesfälle seit langem nicht Landregen. „Schicksal“, heißt es dann Stichwort molekulare Diagnostik: Auch Erkrankung war nie! Und das ist gut mehr. Wir investieren dort massiv in achselzuckend. „Sie war ja schon äl- fast 20 Jahre nach der erstmaligen Se- so. Denn die Herausforderungen, die die Prävention und verhindern Todes- ter.“ „Er hat geraucht.“ „Das liegt bei quenzierung des menschlichen Genoms 30 31
ALEKTOROPHOBIE PROF. DR. CHRISTOF VON KALLE {die Angst vor Hühnern} ist die molekulare Krebsdiagnostik bedingten Todesfälle drastisch senken. nicht nachhaltig implementiert, müs- Was heißt das konkret? Zunächst ein- sen manche Patientinnen und Patien- mal, dass wir alle für die Versorgung ten immer noch bei ihrer Krankenkasse relevanten Strukturen und Prozesse um eine Sequenzierung betteln. Und auf den Prüfstand stellen. Im nächsten das, obwohl molekulare Tumorprofile Schritt müssen wir Ziele, Handlungs- immer mehr zur zentralen Säule der felder und Verantwortliche definieren Krebsdiagnostik und -therapie sowie und dann an die Umsetzung gehen. Der der personalisierten Medizin werden. Augenblick für eine solche Initiative Die Datenmengen, die dabei anfallen, ist günstig. In der gesamten Onkologie führen zum nächsten Problem. herrscht durch die Fortschritte der ver- gangenen Jahre eine enorme Aufbruch- Stichwort Digitalisierung: In der stimmung und die Öffentlichkeit ist Pandemie wurde deutlich, dass wir sensibilisiert wie nie zuvor, siehe oben. uns den Luxus einer brav organi- № sierten Zettelwirtschaft leisten, als Jetzt müssen wir nur noch die Ärmel 087 ginge es um den Wanderausflug ei- hochkrempeln und endlich anfangen, nes Kegelclubs und nicht um Leben wirklich und immer wieder jeden Stein und Tod. Pro Patient oder Patientin umzudrehen. Es gibt viele Phobien. 16 Zettel, 8 Unterschriften, 2 Pikse, Aber nur eine kann tödlich sein: 0 elektronische Impfpässe. Das fällt uns auch in der Onkologie auf die Füße. Nach wie vor haben wir keine geeigne- ten Strukturen, die es uns erlauben, Daten aus Diagnostik und Therapie zu # PRÄVENTIOPHOBIE sammeln, zu interpretieren und dar- Wenn die Angst vor der Darmkrebsvorsorge aus Wissen zu generieren. Und nach größer ist als die Angst vor dem Krebs. wie vor gibt es keine Budgets für eine nachhaltige Digitalisierung. Frei nach Karl Valentin: Mögen hätten wir schon wollen, aber dürfen haben Vorsorge ist harmlos – Krebs kann Ihr Leben zerstören! Deshalb: Wer gesund bleiben will, geht nicht erst bei Beschwerden wir uns nicht getraut. zur Darmkrebsvorsorge. Dieser Unentschlossenheit will nun die Vision Zero Initiative in der Onkologie ÜBERWINDEN SIE IHRE PRÄVENTIOPHOBIE. JETZT! entgegentreten und die Zahl der krebs- 32
THOMAS RACHEL, MdB © BMBF, Hans-Joachim Riekel AKTUELLES AUS DER NATIONALEN Thomas Rachel, MdB, ist Parlamenta- rischer Staatssekretär bei der Bundes- ministerin für Bildung und Forschung DEKADE GEGEN KREBS und Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs. Herr Rachel, was können wir aus der gilt für beide: Am besten ist es, wenn nen kann, neben Darmkrebs auch zum alle Versorgungssektoren aus: Vier von Pandemiebekämpfung, insbesondere der die Krankheit gar nicht erst ausbricht. Themenkomplex Tumorheterogenität, insgesamt sechs sogenannten Digitalen Impfstoffherstellung durch mRNA-Tech- Prävention haben wir daher als einen klonale Evolution und Therapieresistenz. FortschrittsHubs Gesundheit entwickeln nik, für die Krebsbehandlung lernen? Schwerpunkt der Dekade gegen Krebs Wir zielen auf ein genaues Verständnis Anwendungsszenarien, wie Datentransfer Die Pandemie zeigt uns vor allem eines: definiert. Die Expertinnen und Experten der Krankheitsmechanismen, um künftig die onkologische Versorgung in der Brei- den Stellenwert von Forschung. der Arbeitsgruppe Prävention fokussie- optimal und individuell therapieren zu te, wohnortunabhängig, z. B. in der Haus- Der Corona-Impfstoff fiel nicht vom Him- ren sich auf akute Themen, wie z. B. die können. arztpraxis oder in Reha-Einrichtungen mel. Das Duo Türeci/Sahin forscht bereits Zunahme von Darmkrebserkrankungen Forschungsergebnisse kann man nicht optimieren kann. seit einigen Jahren auf Basis der mRNA- bei jungen Erwachsenen. Und sie befas- auf einen Stichtag terminieren – sicher So könnten sich etwa niedergelassene Technik an Mitteln gegen Krebs. Die For- sen sich mit Fragen, die über einzelne ist, dass sie den nächsten Schritt hin zu Fachärztinnen und -ärzte direkt in die schungsförderung des Bundesministeri- Krebsentitäten hinausgehen, beispiels- deutlichen Verbesserungen für Patientin- molekularen Tumorboards des NCT ein- ums für Bildung und Forschung (BMBF) weise welche Konzepte und Forschung nen und Patienten ermöglichen. wählen und mit Spezialistinnen und Spe- hat hier wichtige Impulse zur Weiter- für den Einsatz von risikoadaptierter In der Zwischenzeit passiert aber auch zialisten die aktuellsten Studienergeb- entwicklung dieser Methode gegeben, Früherkennung notwendig sind. schon einiges. So fördern wir u. a. Ver- nisse und mögliche Behandlungsansätze sodass der erste COVID-19-Impfstoff auf gleichs- und Optimierungsstudien mit diskutieren. Über eine App oder andere Basis dieser Pionierarbeit in Deutschland In der Corona-Pandemie und in der hohem Potential zur Verbesserung in der Anwendungen sollen Patientinnen und sehr schnell entwickelt werden konnte. Krebsforschung zeigt sich zudem, dass täglichen Praxis zu Prävention, Diagnose Patienten stärker in den Behandlungs- Umgekehrt wird der Schub für die mRNA- sich mit vereinten Kräften mehr errei- und Therapie von Krebs, von denen die verlauf eingebunden werden – ein ganz Forschung auch die Krebsforschung und chen lässt. Darauf beruht auch der Erfolg Bürgerinnen und Bürger unmittelbar pro- wichtiger Schritt, um sie als kompetente die Entwicklung neuer Therapien voran- der Dekade gegen Krebs. Disziplinüber- fitieren werden. Als Politik übernehmen Partner der behandelnden Ärztinnen und bringen. Die Investitionen haben sich also greifend arbeiten wir zusammen, um die wir damit die Finanzierung von Bereichen, Ärzte zu befähigen. mehr als bezahlt gemacht; wir alle profi- Anzahl der Neuerkrankungen zu senken die für die Industrie weniger interessant, Eine hochwertige, flächendeckende tieren davon. und Betroffenen eine bessere Perspektive für Betroffene aber entscheidend sind. Krebsmedizin kommt also vielen Men- zu bieten – langfristig. An den durch die Dekade vier neuen schen zugute. Frau Professorin Özlem Türeci hat die Standorten des Nationalen Centrums Bedeutung der sogenannten Boten-RNA Wann und in welcher Form werden die für Tumorerkrankungen (NCT) werden Was haben die ersten zwei Jahre Dekade sehr früh erkannt und für die Krebsfor- ersten Ergebnisse aus der Nationalen zukünftig noch mehr krebskranke Men- gegen Krebs im Bereich der Patienten- schung eingesetzt. Wir sind deshalb froh, Dekade gegen Krebs bei den Bürgerinnen schen einen besseren Zugang zu neuen einbindung bewirkt? dass sie sich als Vorständin des Clusters und Bürgern ankommen? Therapie- und Diagnosemöglichkeiten Patientinnen und Patienten sind bei allen für individualisierte ImmunIntervention Wie erwähnt, braucht gute, valide For- erhalten. wichtigen Entscheidungen innerhalb der (Ci3) als Mitglied im Strategiekreis der schung Zeit. Das gilt insbesondere für Dekade involviert. Sie übernehmen daher Nationalen Dekade gegen Krebs enga- die Grundlagenforschung. In den ersten Aber nicht nur im NCT oder in Uniklini- eine ganz zentrale und vor allen Dingen giert und hier ihre Expertise einbringt. beiden Jahren der Dekade sind wir da ken sollen medizinische Innovationen aktive Rolle und bieten für alle Beteiligten gut vorangekommen und haben mehre- für Bürgerinnen und Bürger verfügbar neue Perspektiven. Um diese positive Er- Corona und Krebs sind zwei völlig un- re Förderrichtlinien veröffentlicht, durch sein. Darum rollt das BMBF die Ergeb- fahrung weiterzugeben, haben wir einen terschiedliche Erkrankungen, dennoch die nun die konkrete Forschung begin- nisse der Medizininformatikinitiative in europäischen Roadmap-Prozess zur Stär- 34 35
THOMAS RACHEL, MdB URSACHEN VON DARMKREBS BEI JÜNGEREN kung und Standardisierung der patienten- Die Politik treibt ferner die Vernetzung ERFORSCHEN zentrierten Forschung angestoßen. sowohl der relevanten Akteure als auch von Forschung und Versorgung weiter PATIENTENZENTRIERT In einem ersten Schritt haben wir im Aus- voran. Im engen Schulterschluss mit dem FORSCHEN tausch mit Patientenvertreterinnen und Nationalen Krebsplan und dessen Fokus TUMORHETEROGENITÄT -vertretern sowie Wissenschaftlerinnen auf die Versorgung werden die Anstren- UND und Wissenschaftlern aus ganz Europa gungen besonders im Bereich Prävention THERAPIERESISTENZ Grundprinzipien einer erfolgreichen Pa- weiter verbunden werden, krebsspezi- PRAXISVERÄNDERNDE UNTERSUCHEN STUDIEN INITIIEREN tienteneinbindung in die Krebsforschung fisch und mit Blick auf die allgemeine Ge- definiert. Im Frühjahr wurden diese Prin- sundheitsvorsorge. ciples in einer Online-Konsultation kom- mentiert und weiter ausgearbeitet. Und wir unterstützen aktiv und nachhal- tig die Zusammenarbeit auf EU-Ebene. Die Patienteneinbindung wird zudem Deutschland hat im Rahmen der EU- KREBSFORSCHUNG durch weitere Akteure vorangetrieben: Ratspräsidentschaft seinen Beitrag zum ERKLÄREN FORSCHUNG UND Mehrere Patientenvertretungen haben europäischen Netzwerk für translationale VERSORGUNG sich der Dekade als Unterstützer ange- Forschung TRANSCAN um zwei Millionen VERNETZEN schlossen. Sie tragen das wichtige Thema Euro erhöht. durch Aufklärung und eigene Aktivitäten Aktuell ist das BMBF als TRANSCAN- weiter in die Gesellschaft. 3-Partner an der Erforschung des Tumor- EUROPÄISCHE Mikromilieus beteiligt. Nationenüber- KREBSFORSCHUNG Dass es auch im Vorfeld des Vision Zero greifend wird hier die Komplexität des VORANTREIBEN Symposiums ein Patientenforum gibt, ist Zusammenspiels zwischen dem Tumor ein Engagement, das uns sehr freut. und seiner Mikroumgebung untersucht. Von einem genaueren Verständnis dieser Was kann die Politik sonst noch tun, um Prozesse werden die nächsten Durchbrü- die Prävention von Krebskrankheiten – che in der Krebsimmuntherapie erwartet, neben den Aktivitäten der Dekade gegen das heißt Fortschritte in der effektiven, Krebs – zu stärken? dauerhaften Krebstherapie. Allein auf na- Die Dekade gegen Krebs löst die ande- tionaler Ebene ist dies nicht leistbar. Wir haben schon viel erreicht. ren laufenden Aktivitäten ja nicht ab, sie Um das Motto des Vision Zero Symposi- Und können zusammen noch mehr bewegen. verstärkt sie vielmehr. Das BMBF fördert ums aufzugreifen: Kooperation ist unab- Krebsforschung auf vielfältige Weise, dingbar, um dem Krebs die Rote Karte zu Machen Sie mit und tragen Sie als Unterstützer der ebenso wie die Partner und viele Unter- zeigen. Dekade gegen Krebs mit eigenen Beiträgen zum stützer der Dekade. Erfolg der Initiative bei. GEMEINSAM SIND WIR STARK! 36 Bewerbung unter: dekade-gegen-krebs.de/unterstuetzer
DR. CHRISTA MAAR DIE GESUNDHEIT VON MORGEN Dr. Christa Maar ist Vorstand © Felix Burda Stiftung der Felix Burda Stiftung und Präsidentin des Netzwerk gegen ERREICHEN WIR NICHT MIT DEM Darmkrebs in München. DENKEN VON GESTERN Die Darmkrebsprävention in Deutschland lichen Verläufe von Darmkrebs ist nach ma beginnt bereits bei der sogenannten Ziel hingearbeitet wurde, mit einem nie- ist eine Erfolgsgeschichte – zumindest wie vor hoch: Jahr für Jahr erkranken Entscheidungshilfe, die dem Einladungs- derschwelligen Angebot möglichst viele teilweise. Den notwendigen Reformen etwa 61.000 unserer Mitbürgerinnen und schreiben an die anspruchsberechtigten Versicherte zur Teilnahme zu bewegen. stehen jedoch überkommene Denkmuster Mitbürger neu an Darmkrebs und bei fast Versicherten beiliegt. Sie ist so abstrakt Es ist an der Zeit, solche alten Zöpfe end- und halbherziges Handeln im Weg. 25.000 verläuft die Erkrankung tödlich. und fernab von dem formuliert, was sich lich abzuschneiden. Denn: Von dem Ein- ohne allzu großes Nachdenken und ohne ladungsverfahren in seiner derzeitigen Das Jahr 2002 markiert einen Meilen- Das organisierte Darmkrebsscreening Statistikkenntnisse verstehen lässt, dass Form ist nicht zu erwarten, dass es die stein in der hiesigen Darmkrebsvorsor- made in Germany: Ausdruck eines er- vor allem Menschen mit geringerer Bil- Teilnahmeraten am Screening substan- ge, denn seither bieten die gesetzlichen starrten Gesundheitssystems dung Schwierigkeiten haben, sich im ziell steigern und die hohen Inzidenz- und Krankenkassen die Vorsorgekoloskopie Angesichts der Tatsache, dass sich die- Dickicht der Daten und Fakten zurecht- Sterblichkeitszahlen deutlich absenken als alternative Screening-Maßnahme zum se Krebserkrankung so gut wie kaum zufinden, was aber die Voraussetzung wird. Stuhltest an. Was sich bereits im ers- eine andere verhindern oder in einem wäre, um sich informiert entscheiden zu ten Jahrzehnt danach abzeichnete, wird Stadium erkennen lässt, in dem sie ge- können. Wer sich dennoch zur Teilnahme Der DKFZ-Epidemiologe Hermann Bren- durch eine aktuelle Studie des Deutschen heilt werden kann, sind solche Zahlen entschließt, sieht sich mit einem geradezu ner, der das deutsche Darmkrebsscree- Krebsforschungszentrums (DKFZ) unter- nicht hinnehmbar. Während andere eu- absurd aufwendigen Procedere konfron- nings seit vielen Jahren wissenschaft- mauert, dass nämlich durch dieses An- ropäische Länder wie z. B. Slowenien, tiert, um an den Stuhltest zu gelangen lich mit großen Studien begleitet, ist gebot viele Darmkrebserkrankungen und das Baskenland und die Niederlande mit und ihn auf den Weg zur Auswertung zu überzeugt, dass sich die aktuelle Darm- dadurch bedingte Todesfälle verhindert ihren Einladungsverfahren zum immuno- bringen. krebsinzidenz und -mortalität mit den wurden. Zwischen 2000 und 2016 sank logischen Stuhltest Teilnahmeraten von bestehenden Vorsorgeangeboten in den die Rate der 60 bis 70 Prozent Wie konnte es so weit kommen? nächsten zehn Jahren halbieren ließen. Neuerkrankun- Wir kommen nicht umhin, unsere bishe- erreichen, düm- Nun, wieder einmal drehte sich bei der Voraussetzung ist allerdings, dass deut- gen bei beiden rigen Gewissheiten und unser bisheriges pelt die Teilnah- Konzeption statt um die Formulierung lich mehr Menschen als bisher an diesen Geschlechtern Denken über gesundheitliche Versorgung merate am deut- einer laienverständlichen Aufklärung al- Vorsorgeangeboten teilnehmen. altersstandar- und Vorsorge zu hinterfragen und zu ver- schen Programm les um die sogenannte informierte Ent- Es müsste eigentlich grundsätzlich im disiert um ändern. um die zehn Pro- scheidung, bei der man offensichtlich Interesse des Gemeinsamen Bundesaus- rund 25 Pro- zent. davon ausgeht, dass sie nicht ohne ein schusses (G-BA) sein, das Einladungs- zent. Noch deutlicher sind die Effekte der Die Gründe für die niedrige deutsche tiefer gehendes Statistikverständnis ge- verfahren zum Erfolg zu führen. Doch Vorsorgekoloskopie auf die Sterblich- Teilnahmerate liegen auf der Hand. Nicht troffen werden kann. Und wieder einmal Forderungen nach entsprechenden Nach- keitsrate: Sie sank im Zeitraum zwischen nur wurde die Umstellung vom opportu- beharrte man auf der Entwicklung einer besserungen des Programms, wie sie 2000 und 2018 bei Männern um rund nistischen auf ein organisiertes Scree- eigenständigen Lösung für das Procede- z. B. jüngst vonseiten der zuständigen 36 Prozent, bei Frauen um gut 40 Prozent. ning-Programm jahrelang verschleppt, re, obwohl es bereits sehr gute und er- Fachgesellschaft an den Ausschuss her- Diese Bilanz ist erfreulich und sie ist ein das Verfahren, mit dem Versicherte zur folgreich etablierte Vorbilder mit hohen angetragen wurden, entzieht er sich. Beleg dafür, dass sich Darmkrebsprä- Teilnahme am immunologischen Stuhl- Teilnahmezahlen gab. Und wieder einmal vention lohnt. Ein Grund, sich zufrieden test oder an der Vorsorgekoloskopie ein- mussten bei dem Umsetzungskonzept Lehren aus der Corona-Pandemie? zurückzulehnen, ist sie nicht. Denn die geladen werden, war zudem auch noch alle Stakeholder irgendwie berücksichtigt Vielleicht können uns die Erfahrungen Zahl der Neuerkrankungen und der töd- handwerklich schlecht gemacht. Das Dra- werden, anstatt dass konsequent auf das aus der Corona-Pandemie einen Weg aus 38 39
DR. CHRISTA MAAR der Erstarrung des Gesundheitssystems wir uns dafür ein, dass der Bevölkerung weisen. künftig Angebote zur Darmkrebsvorsorge Das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen gemacht werden, die mehr an das indi- und die COVID-19-bedingte Sterblichkeit viduelle Risiko angepasst sind. Viele der auf den Intensivstationen haben eines dazu notwendigen Mittel und Möglichkei- zumindest sehr deutlich gezeigt: Großen ten gibt es bereits. In diesem Zusammen- gesundheitlichen Herausforderungen be- hang muss es auch darum gehen, endlich gegnet man am besten durch Prävention eine risikoangepasste Informations- und und nicht durch eine aufwendige, teure Screening-Strategie für Menschen mit und leider oft auch unzureichende The- familiärem Darmkrebs zu etablieren, die rapie. Und was uns die Pandemie nach- dazu beiträgt, dass Leid und Tod durch drücklich gelehrt hat: Wir kommen nicht unerkannte Darmtumoren im jungen Er- unter: downloaden umhin, unsere bisherigen Gewissheiten wachsenenalter verhindert werden. st e n lo s und unser bisheriges Denken über ge- Jetz t k o krebs.de te rn e h m e n -gegen-darm sundheitliche Versorgung und Vorsorge Die Zeit ist günstig für die Veränderung www.un zu hinterfragen und zu verändern. In letz- unseres Gesundheitswesens hin zu ei- ter Konsequenz bedeutet dies den Umbau nem präventionsorientierten System. des Gesundheitswesens – weg vom bis- herigen Reparaturbetrieb hin zu einem präventiv agierenden, lernenden System, das nicht erst dann in Funktion tritt, wenn die Menschen krank sind, sondern das sich intensiv um die Gesunderhaltung der Bevölkerung bemüht. lle ge - finanzie Das Netzwerk gegen Darmkrebs wird sich m e is t g e ri n d- atorische un e im Verein mit seiner Schwesterorganisa- tion, der Felix Burda Stiftung, daher wei- „Der organis e n P rä v e n ti onsmaßnahm er betrieblich Aufwand ein ter engagiert für ein Einladungsverfah- us.“ ren zum Darmkrebsscreening einsetzen, f jeden Fall a zahlt sich au rmkrebs. erk gegen Da wie es sich in anderen Ländern schon n des Netzw a St iftu ng und Präsidenti Bu rd der Felix länger bewährt hat: mit laienverständ- ar, Vorstand Dr. Christa Ma licher Information und niedrigschwelli- Der Handlungsleitfaden gem Procedere, das präventionsbereiten zur betrieblichen Darmkrebsvorsorge enthält neben Menschen die Teilnahme so einfach wie wichtigen Fakten zu Darmkrebs und dessen Vorsorge Best-Practice-Ansätze und möglich macht. Darüber hinaus setzen liefert zudem Handlungsschritte für eine gelingende Darmkrebsvorsorge am Arbeitsplatz. 40
PROF. DR. OTMAR D. WIESTLER © Helmholtz-Gemeinschaft Prof. Dr. Otmar D. Wiestler ist MIT DER PRÄVENTION Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. ENDLICH ERNST MACHEN öffentlich gefördert, von Universitäten krankheiten. Es gibt bereits Initiativen zur unterstützt und mit großer Beharrlichkeit Entwicklung von mRNA-Vakzinen gegen und langem Atem betrieben. Nur deshalb Influenza und Hepatitis C. Und natürlich waren die beiden hiesigen Unternehmen erwarte ich auch für die Krebsmedizin ei- in der Lage – insbesondere im Falle von nen deutlichen Schub. Kürzlich hat man BioNTech aber auch bei CureVac – sehr Gliom-Patientinnen und -Patienten, deren rasch zu Ergebnissen zu kommen. Das ist Tumoren eine spezifische Mutation im so- die Ernte einer langen Phase der Grund- genannten IDH1-Gen aufwiesen, im Rah- lagenforschung. men einer Phase-I-Studie einen Impfstoff gegen eben dieses Protein verabreicht – Was macht die mRNA-Technologie so mit erstaunlich positiven Ergebnissen. attraktiv? Es liegt nahe, in solch einem Fall auf die Im Rahmen der COVID-19-Pandemie ha- mRNA-Technologie überzugehen. Als ben Forscherinnen und Forscher damit weiteres Einsatzgebiet zeichnen sich sehr positive Erfahrungen gemacht. Zum Autoimmunerkrankungen ab. Anfang des einen sieht man schon jetzt deutlich, dass Jahres wurde eine Studie veröffentlicht, Vision Zero heißt: mit Präzisionsdiagnostik und diese Vakzinen effizient und sicher sind. in der die Gruppe von Ugur Sahin und innovativen Therapiekonzepten den Krebs besiegen. Zum anderen ist eine mRNA als Impfstoff Özlem Türeci mithilfe einer mRNA-Vak- Einige Erfahrungen aus der COVID- maßgeblich von hiesigen Unternehmen wesentlich einfacher zu produzieren als zine regulatorische T-Zellen spezifisch 19-Pandemie können auch für die Onko- entwickelt, eins auch schon zugelassen. beispielsweise ein rekombinantes Eiweiß. aktivieren und so eine Multiple Sklerose logie wegweisend sein. Was sagt das über den Wissenschafts- Man kann am Computer das Synthese- im Tiermodell kontrollieren konnte. Stich- standort Deutschland aus? schema ändern und hat schnell einen wort Erbkrankheiten: Mithilfe von mRNA- Für Prof. Dr. Otmar D. Wiestler schließt Die COVID-19-Pandemie hat ganz deutlich anderen Impfstoff. Das heißt, diese Tech- Fragmenten könnten Patientinnen und die Vision Zero in der Onkologie zwei we- gezeigt: Es gibt in diesem Land ein hohes nologie ist auch unglaublich flexibel, z. B. Patienten Proteine bilden, die ihnen auf- sentliche Herausforderungen ein: zum Innovationspotenzial in der Gesundheits- für den Fall von Virusmutanten. grund von Mutationen fehlen. Die mRNA- einen, die Therapie zu verbessern, zum forschung. Auf Grundlage der Arbeiten Technologie würde dann wesentlich auf- anderen der Entstehung von Krebser- von BioNTech ist es gelungen, innerhalb Die Grundlagenforschung galt ursprüng- wendigere gentherapeutische Strategien krankungen konsequent vorzubeugen. von zehn Monaten einen Impfstoff gegen lich der Entwicklung von Krebsvakzinen. ersetzen. Vor allem im letztgenannten Punkt sieht ein neuartiges Virus mit einem neuartigen Sollte dann nicht auch die Onkologie von er erheblichen Nachholbedarf. Verfahren – nämlich einem mRNA-Mole- der derzeitigen Situation profitieren? Gibt es weitere Bereiche, in denen Ent- kül als Impfstoff – zu entwickeln, zuzu- Ich bin überzeugt, dass die Erfahrungen wicklungen während der COVID-19-Pan- Herr Prof. Wiestler, die COVID-19-Pan- lassen und in den Markt zu bringen. Das mit den COVID-19-Vakzinen den Einsatz demie neue Standards für die Onkologie demie hat weltweit einen enormen For- zeigt, was machbar ist. Man muss aber der mRNA-Technologie generell erheblich setzen könnten? schungs- und Entwicklungsschub aus- auch sagen: Wir sehen hier das Ergebnis beschleunigen werden, beispielsweise Durchaus! Wir haben beispielsweise gelöst. Zwei mRNA-Vakzinen wurden von 25 Jahren Grundlagenforschung – bei Impfungen gegen weitere Infektions- gesehen, dass die Entwicklung und Zu- 42 43
PROF. DR. OTMAR D. WIESTLER lassung neuer Arzneimittel massiv be- 19-Pandemie lernen. In deren Folge Fortschritte auf dem Gebiet der Immun- Wenn wir das Problem „Krebs“ in den schleunigt werden kann. Rolling Reviews wurde eine breite Initiative gestartet, an therapie mit onkolytischen Viren. Damit Griff bekommen und der Vision Zero und bedingte Zulassungen sollten auch in der alle großen Universitätskliniken mit- erweitern sich ständig unsere Möglichkei- nahekommen wollen, brauchen wir der Onkologie zum Standard werden. Die wirken und sämtliche klinischen Daten ten, eine Krebserkrankung langfristig zu endlich einen ernsthaften Aufschlag US-amerikanische Zulassungsbehörde zur COVID-19-Behandlung strukturiert kontrollieren. Man darf dabei aber nicht in Richtung Prävention! FDA geht bereits in diese Richtung, aus zusammentragen und systematisch aus- übersehen, dass der Aufwand dafür sehr meiner Sicht zu Recht. Die Krebsmedizin werten. Das ist genau das, was wir seit hoch ist. Bei entsprechenden Behand- ist sehr stark darauf angewiesen, dass langer Zeit für die Onkologie fordern. Die lungserfolgen ist er aber auf jeden Fall neue Wirkprinzipien schnell ausgerollt Personalisierung der Krebsmedizin und angemessen. werden. eine strukturierte Datenerfassung und Müsste man Zulassungsprozesse gene- -analyse bedingen sich gegenseitig. Ohne Sollten wir auch mehr in die Prävention rell überdenken, etwa angesichts der entsprechende umfassende Datenbanken investieren? immer stärkeren Personalisierung der wird es schwierig, aus der Vielzahl an Ja. Wir haben in der Onkologie auf der Krebsmedizin? sehr spezifisch wirkenden Medikamen- einen Seite das Ziel, Krebserkrankungen Das wird sich nicht vermeiden lassen. ten, das für die einzelne Patientin und besser zu verstehen und zu behandeln, Wir verstehen Krebs heute als eine in- den einzelnen Patienten optimale Mittel sodass sich die Chancen der erkrankten dividuelle Erkrankung und wollen jeder auszuwählen. Wir haben in der Onkologie Patientinnen und Patienten verbessern. Patientin und jedem Patienten die für sie die Chance, Treiber einer besonders inno- Das reicht aber nicht aus, um das Problem oder ihn optimale Therapie anbieten. Da- vativen Medizin zu sein. Wir sollten diese „Krebs“ in den Griff zu bekommen. Wir durch wird es aber immer schwieriger, Chance nutzen. brauchen einen ernsthaften Aufschlag in genügend große Populationen zu finden, Richtung Prävention, sodass möglichst um das jeweils optimale Vorgehen im Was wird hier das nächste „Big Thing“? viele Krebserkrankungen gar nicht erst Rahmen großer Studien herauszufinden, Meines Erachtens wird sich die Immun- entstehen. Um der Vision Zero möglichst so wie wir das bisher gemacht haben. onkologie enorm entwickeln. Das Wis- nahezukommen, müssen wir auf beiden Das heißt, wir brauchen intelligente Zu- sen über die Interaktion zwischen dem Feldern besser werden, insbesondere lassungsprozesse, um die Wirksamkeit Immunsystem und der Krebserkrankung auf dem lange vernachlässigten Feld der und Sicherheit neuer Arzneimittel nach- ist stark gewachsen. Forscherinnen und Prävention. Das ist übrigens eine weite- zuweisen. Die mRNA-Technologie zeigt Forscher stellen gerade einen ganzen re Parallele zur COVID-19-Pandemie: Die hier neue Wege auf, indem Wirksamkeit Baukasten an Behandlungen zusammen, Lösung des Problems liegt in der Präven- und Sicherheit für das Grundprinzip nach- die das Immunsystem beeinflussen. Wir tion. Und damit sollten wir jetzt endlich gewiesen sind, auf dem die Arzneimittel haben Checkpoint-Inhibitoren; wir ha- auch in der Onkologie ernst machen. aufbauen. ben T-Zell-Therapien, die so weiterent- wickelt werden, dass sie nicht nur bei Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Blutkrebs wirksam sind; wir forschen an Auch hier können wir von der COVID- Krebsvakzinen; und wir machen wichtige 44 45
PROF. DR. MICHAEL BAUMANN Prof. Dr. Michael Baumann ÜBER DIE BEDEUTUNG DER ist Vorstandsvorsitzender und © DKFZ Heidelberg Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungs- KREBSPRÄVENTION zentrums in Heidelberg. wir gemeinsam mit der Deutschen Krebs- Dazu müssen wir zielgruppenspezifische, hilfe das Nationale Krebspräventionszen- evidenzbasierte Präventionsprogramme trum gegründet und wollen damit eine entwickeln und über Outreach-Aktivitäten international sichtbare und hochkompe- in die Fläche tragen. Dabei sind wir auf titive Pioniereinrichtung aufbauen. Das eine Vielzahl von Partnern angewiesen: Nationale Krebspräventionszentrum soll Unsere bereits etablierten klinischen Präventionsforschung, angewandte Prä- Netzwerke sind ideal, um groß angeleg- vention, Ausbildung und Outreach unter te Präventionsstudien aufzubauen. Aber einem Dach vereinen. Die interprofessio- auch weitere Partner wie Krankenkassen, nelle und translationale Ausrichtung des Schulen, Kitas oder Vereine sowie be- Zentrums reicht von der Grundlagen- triebsärztliche Dienste und Medien sind forschung und angewandter Forschung entscheidend, um qualitätsgeprüfte Pro- bis zur Beratung von Öffentlichkeit und gramme deutschlandweit zu verbreiten. Entscheidungsträgern. Damit wollen wir dazu beitragen, die Ergebnisse der Prä- Ein konsequent präventiver Lebensstil ventionsforschung möglichst rasch um- ist für den Einzelnen nicht immer einfach Primärprävention und Früherkennung zusammengenommen könnten die Krebssterblichkeit nach heutigen Erkenntnissen sogar um bis zu 70 Prozent senken, so Prof. Baumann. zusetzen – in personalisierte Beratungs- umzusetzen. Umgebung und soziale Fak- angebote für Bürgerinnen und Bürger, toren machen es den Menschen leichter evidenzbasierte Konzepte für interventio- oder aber schwerer, den Empfehlungen Prof. Dr. Michael Baumann, das Deut- 40 Prozent aller Krebsfälle auf einige we- nelle Präventionsstudien und Modelle für zu folgen. Wird nur Verzicht gepredigt, sche Krebsforschungszentrum etabliert nige, aber verbreitete Risikofaktoren zu- deren flächendeckende Verbreitung. so erreicht dies zu wenige Menschen. gemeinsam mit der Deutschen Krebshil- rückzuführen: Tabakkonsum, Ernährung, Es braucht daher an mancher Stelle fe an seinem Standort in Heidelberg ein Übergewicht, Bewegungsmangel, hoher Wie Sie eingangs bereits erwähnten, sind auch eine Gesetzgebung, die es allen Nationales Krebspräventionszentrum. Alkoholkonsum sowie bestimmte Infektio- knapp 40 Prozent der Krebserkrankun- erleichtert, gesundheitsbewusst zu le- Was führte zu der Gründung dieses Zen- nen. Eine konsequente Primärprävention gen nach heutigem Wissen durch Ver- ben, außerdem attraktive Anreize und trums? kann einen großen Teil dieser Fälle ver- änderungen im Lebensstil vermeidbar. Unterstützungsmodelle. Das Nationale In Deutschland liegt die Zahl der Krebs- hindern. Nach heutigem Wissen können Was muss sich in Deutschland konkret Krebspräventionszentrum will auch Po- neuerkrankungen aktuell bei etwa Primärprävention und Früherkennung zu- ändern, um diesen 40 Prozent näherzu- litiker und Entscheidungsträger unter- 500.000 im Jahr und mehr als 200.000 sammengenommen die Krebssterblich- kommen und wo ist die Politik gefragt? stützen, strukturelle Maßnahmen auf den Menschen sterben an Krebs. Bereits für keit sogar um bis zu 70 Prozent senken. Weg zu bringen, die ein gesundheitsför- 2030 rechnen wir mit etwa 600.000 neuen Um mit der Primärprävention erfolgreich derndes Umfeld für alle Menschen schaf- Krebsfällen pro Jahr. Langfristig können Diese Zahlen belegen, wie notwendig es zu sein, müssen wir in Deutschland letzt- fen. wir nur dann einen Rückgang dieser er- ist, die Krebsprävention stärker in For- lich 80 Millionen Menschen erreichen – schreckenden Zahlen erreichen, wenn wir schung, Gesellschaft und Politik zu veran- aus unterschiedlichen Altersgruppen, Was können wir beim Thema „Präventi- das große Potenzial der Krebsprävention kern. Um ein nationales Schaufenster für unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten on“ von unseren europäischen Nachbarn besser nutzen. In Deutschland sind etwa die Krebsprävention zu schaffen, haben und mit unterschiedlichen Einstellungen. lernen? 46 47
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