Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin

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Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Hochschule Luzern
                       Oktober 2013

Das Magazin
Produktentwicklung
Mammut bringt
studentische Arbeit
auf den Markt

Interview
Hugo Fasel,
Caritas Schweiz

Textildesign
LEDs bringen
Vorhänge zum
Leuchten

Solar Decathlon 2014

Raum – wer teilt,
hat mehr davon
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Editorial                                                              Inhalt

                                                                                                                                                                                                Zehnkampf für die
                                                                                                                                                                                                Zukunft

                                                                                                                                                                                                Sigrid Cariola, Chefredaktorin
                                                                                                                                                                                                                                                                       Raum gemeinschaftlich nutzen fördert Begegnungen        Seite 12

                                                                                                                                                                                                Liebe Leserin, lieber Leser                                               Gebäude als System
                                                                                                                                                                                                                                                                       12 Solar Decathlon: Raum teilen und Ressourcen schonen
                                                                                                                                                                                                                                                                       18 Gebäudenavigation: Wegweiser der anderen Art
                                                                                                                                                                                                        Ausdauer, Polyvalenz und Leidenschaft – das sind
                                                                                                                                                                                                                                                                       21 Stockwerkeigentum: Sanierungsstau vermeiden
                                                                                                                                                                                                Attribute, die erfolgreiche Zehnkämpfer auszeichnen.                   22 Quartierentwicklung: Angebot und Image aufwerten
                                                                                                                                                                                                Beim Decathlon, auf den sich Studierende der Hochschule                24 Energetische Sanierung: Baukultur bewahren
                                                                                                                                                                                                Luzern zurzeit vorbereiten, geht es nicht um Leichtathle-
facebook.com/SiemensSwitzerland/photos                                                                                                                                                          tik, sondern um einen architektonisch-technischen Wettbe-
                                                                                                                                                                                                werb. Und dennoch werden ihnen ganz ähnliche Eigen-
Wie abgefahren soll dein                                                                                                                                                                        schaften abverlangt (lesen Sie ab Seite 12).
                                                                                                                                                                                                       Den European Solar Decathlon 2014 in Versailles

Arbeitsplatz sein?                                                                                                                                                                              wird jene Equipe gewinnen, die mit ihrem «Solarhaus
                                                                                                                                                                                                der Zukunft» in den zehn Bewertungskategorien die meis-
                                                                                                                                                                                                ten Punkte sammelt. Dafür müssen die verschiedensten
                                                                                                                                                                                                                                                                       Hugo Fasel            Seite 28 Souvenirs von morgen     Seite 8
Besuche unsere Hochschul-Events, lass dich fotografieren, gewinne ein Mittag-                                                                                                                   Disziplinen – Architektinnen und Ingenieure, Designe-

                                                                                                        Fotos: Luca Bar tulov ić ( Illustration), Jolanda Flubacher Der ungs, Emanuela Zambon
essen mit unserem CEO und den Original-Chefsessel von Siemens Schweiz.                                                                                                                          rinnen und Kommunikatoren – ihr Wissen teilen und                      04	Spektrum
                                                                                                                                                                                                über vier Semester hinweg eng zusammenwirken.                          07	Namen
                                                                                                                                                                                                       Die Studierenden des Teams «Lucerne – Suisse» sind              08	Ausstellung Touristen und ihre Erlebnisse
                                                                                                                                                                                                                                                                       11 Diversity Wie vielfältig sind Schweizer Firmen?
                                                                                                                                                                                                mit Begeisterung dabei. Sie haben schnell gemerkt, dass
Du hast viel Zeit und Engagement in deine        arbeitende – z.B. im internationalen Hauptsitz                                                                                                                                                                        26	Textildesign Ein Sternenhimmel für die Stube
                                                                                                                                                                                                sie auch im Team ihre individuellen Stärken aus­spielen                28	Interview Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz
Ausbildung investiert und bist nun bereit, das   des Weltgeschäfts mit Gebäudetechnologie –
Beste daraus zu machen. Du suchst eine Heraus-   und sind damit einer der bevorzugten Arbeit-                                                                                                   können und dass «das Wissen der Anderen» neue, über-                   31	Plädoyer Gemeinsam regionale Lösungen suchen
forderung, die dich stets von neuem motiviert    geber.                                                                                                                                         raschende Perspektiven birgt. Wenn ihr Haus am Ende                    32	Mittelbau Die unbekannte Grösse
und inspiriert. Willkommen bei Siemens.                                                                                                                                                                                                                                35	Produktentwicklung Vom Labor auf den Markt
                                                                                                                                                                                                wie ein komplexer Organismus funktioniert, der mehr ist
                                                 Wir suchen engagierte Ingenieure, Informatiker                                                                                                                                                                        36	UmFrage Wofür engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Als innovatives Unternehmen mit weltweit         und Betriebswirtschaftler, die hoch hinaus                                                                                                     als die Summe seiner Teile, stehen die Chancen gut, dass
                                                                                                                                                                                                                                                                       38	Innovation Putzhilfe auf Raupen
370 000 Mitarbeitenden bündeln wir unsere        wollen, neue Sichtweisen einbringen und unser                                                                                                  sich das auf dem Punktekonto widerspiegelt.                            40	Energieeffizienz Heizen mit dem Grossrechner
Kompetenzen für umweltschonende Energie-         Unternehmen weiterbringen. Du bist herzlich
                                                                                                                                                                                                                                                                       43	Musikalische Früherziehung Altersgerecht fördern
lösungen, für eine effizientere Produktivität    eingeladen, uns auf Facebook und auf unserer
                                                                                                                                                                                                                                                                       45	Markteinführung Im Dialog mit dem Kunden
der Industrie, für ein patientenfreundliches     Jobbörse zu besuchen. Oder noch besser:                                                                                                        Titelbild
und bezahlbares Gesundheitswesen sowie für       Lerne uns an einem Hochschul-Event persönlich                                                                                                  Luca Bartulović arbeitet freischaffend als Illustrator, Grafiker und   46	Nachrichten/wettbewerb
lebenswerte und nachhaltige Städte. In der       kennen und gewinne den Chefsessel von                                                                                                          Comiczeichner sowie beim internationalen Comix-Festival Fumetto        48	Agenda
                                                                                                                                                                                                in Luzern. Er hat 2012 an der Hochschule Luzern – Design & Kunst       49	Medienecho
Schweiz beschäftigen wir rund 6200 Mit-          Siemens Schweiz.                                                                                                                               in Illustration Fiction abgeschlossen. www. bartulovic.ch
                                                                                                                                                                                                                                                                       50	Absolvent Harald Müller

                                                                                siemens.ch/chefsessel                                                                                                                                                                                                      Hochschule Luzern 3 | 2013   3
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Spektrum

                                                                                                                                                                                                                                                       545
Studie: Hohe Kosten bei Spielen mit vielen Gästefans                                                                                                                                                                                                                                                                           Schwyzer Spitex
Ein interdisziplinäres Forschungsteam                                                                                                                                                                                                                                                                                          im Fokus
der Hochschule Luzern untersuchte
Sicherheit und Präventionsmassnahmen
bei einem Profifussballclub am Beispiel
des FC Luzern. Analysiert wurden der
Sicherheitsprozess, die damit verbunde­
nen Kosten und deren Träger. Das Team                                                                                                                                                                                             Studierende und Mitarbeitende der Hochschule Luzern haben sich zu Beginn
kommt zum Schluss, dass die Zusammen­                                                                                                                                                                                             des Herbstsemesters 2013 für einen Kurs im Sprachenzentrum der Hochschule
arbeit der verschiedenen Akteure ins­                                                                                                                                                                                             Luzern angemeldet. Das Angebot umfasst neun Sprachen auf verschiedenen
gesamt gut verläuft. Die Sicherheitskos­                                                                                                                                                                                                                                                                                       Künftig wird mehr ambulante Pflege nötig.
                                                                                                                                                                                                                                  Stufen – von Arabisch über Chinesisch und Japanisch bis zu Russisch. Am
ten in der Saison 2012 / 13 beliefen sich auf
                                                                                                                                                                                                                                  häufigsten wurde in diesem Semester Italienisch gebucht (143 Teilnehmende).
rund 3,2 Mio. Franken. Davon trug der                                                                                                                                                                                                                                                                                          Der Spitex Kantonalverband Schwyz
FC Luzern einen Anteil von 55 und der                                                                                                                                                                                             www.hslu.ch/sprachenzentrum                                                                  beauftragte anlässlich seines 25 -Jahr-
Kanton Luzern einen Anteil von 42 Pro­                                                                                                                                                                                                                                                                                         Jubiläums die Hochschule Luzern – Wirt­
zent. Besonders hohe Kosten verursachen                                                                                                                                                                                                                                                                                        schaft mit einer Studie. Diese zeigt, dass
Spiele, zu denen die Gästefans mit einem                                                                                                                                                                                                                                                                                       die Versorgung der Bevölkerung im Kan­
Extrazug anreisen – fast drei Mal mehr als                                                                                                                                                                                        Mit «Julier» an die Weltspitze                                                               ton Schwyz mit Pflegeleistungen der Spi­
Spiele ohne Extrazüge. In diesem Bereich                                                                                                                                                                                                                                                                                       tex bedarfsgerecht ist. Gewünscht werde
sieht die Studie die beste Möglichkeit, auf                                                                                                                                                                                       Der Elektro-Rennwagen «Julier» hat dem        Student»-Weltrangliste. Dies ist der grösste   jedoch ein flächendeckender Nachtpikett­
die Kosten Einfluss zu nehmen.                                                                                                                                                                                                    Racing-Team des Akademischen Motor­           studentische Ingenieurwettbewerb, an dem       dienst. Die Zahl der pflegebedürf­tigen
www.hslu.ch/Profifussball-safetyandsecurity     Gästefans, die mit Extrazügen anreisen, machen Profifussballspiele besonders teuer.                                                                                               sportvereins Zürich (AMZ) eine hervor­        rund 450 Teams von Hochschulen der gan­        Personen im Kanton Schwyz wird vor­
                                                                                                                                                                                                                                  ragende Saison beschert: Unter anderem        zen Welt teilnehmen. Bewertet wird die         aussichtlich bis 2022 um 50 Prozent zu­
                                                                                                                                                                                                                                  dank den Gesamtsiegen in Silverstone (UK)     technische Leistungsfähigkeit der Boliden,     nehmen. Um sich auf die künftige

                                                                                              Wohneigentums­                                                                                                                      und Spielberg (A) belegen die Studieren­      aber auch Aspekte wie Teamleistung, Pra­       Entwicklung vorzubereiten, seien eine

    Attraktives Informatik-Studium
                                                                                                                                                                                                                                  den der Hochschule Luzern und der ETH         xistauglichkeit, Marketingkonzept und          bessere Vernetzung zwischen den ver­
                                                                                              förderung: Bund                                                                                                                     Zürich erstmals Platz 1 der «Formula          ressourcenschonende Fertigung.                 schiedenen Angeboten sowie ein Ausbau
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               der ambulanten Pflege erforderlich.
    500

    450
                                                                                              hat Ziel teilweise
                                                                                              erreicht                                                                                                                                                                                                                         Eigentum entsteht

                                                                                                                                           Fotos: Keystone/A lessandro Della Valle, Keystone/Gaetan Bally, Benjamin Hildebrandt
    400

    350

    300
                                                                                              Der Bund ist seit 1972 verpflichtet, Wohn­                                                                                                                                                                                       oft in Neubauten
                                                                                              eigentum zu fördern. Ein Förderinstru­
    250                                                                                       ment besteht darin, dafür Vorsorgegelder                                                                                                                                                                                         In der Schweiz wechseln im Durchschnitt
    200
                                                                                              nutzbar zu machen. Wissenschaftlerin­                                                                                                                                                                                            innerhalb eines Jahres rund 20 Prozent der
                                                                                              nen der Hochschule Luzern erarbeiteten                                                                                                                                                                                           Haushalte ihre Adresse. Wer dafür Eigen­
    150
                                                                                              erstmals eine detaillierte Studie zum Vor­                                                                                                                                                                                       tum erwirbt, ist anspruchsvoll. Rund die
    100                                                                                       bezug von Pensionskassengeldern. Die                                                                                                                                                                                             Hälfte aller Stockwerkeigentümer zieht in
     50                                                                                       Befragung von 8’300 Eigentümern ergab,                                                                                                                                                                                           einen Neubau, ähnlich sieht es bei Haus­
                                                                                              dass 58 Prozent von ihnen Wohneigen­                                                                                                                                                                                             besitzern aus. Die jüngste Studie von «Um­
      0
          2006       2007        2008    2009    2010      2011      2012      2013
                                                                                              tum auf diese Weise finanzierten. Damit                                                                                                                                                                                          zugsmonitoring», einem Spin-off der Hoch­
                                                                                              hat der Bund sein Ziel teilweise erreicht.                                                                                                                                                                                       schule Luzern – Wirtschaft, die auf der
    In den letzten sieben Jahren hat sich die Anzahl der Informatik-                          Finanziell schlechter gestellte Personen                                                                                                                                                                                         Auswertung von 9’000 Fragebogen beruht,
    und Wirtschaftsinformatik-Studierenden an der Hochschule Luzern                           mit Familien können sich durch den                                                                                                                                                                                               zeigt zudem, dass Eigentümer nicht gene­
    mehr als verdoppelt. 2006 hatten sich 230 Studierende für ein                             Bezug von Geldern aus der zweiten Säule                                                                                                                                                                                          rell einkommensstärker sind als Mieter. Im
                                                                                              eher Eigentum leisten. In einem zweiten                                                                                                                                                                                          ländlichen Raum sind Stockwerkeigen­
    Informatik- oder Wirtschaftsinformatik-Studium eingeschrieben,
                                                                                              Teil der Studie wird nun untersucht,                                                                                                                                                                                             tümer und Mieter in einer höheren Einkom­
    im August 2013 waren es 476.
                                                                                              inwieweit ein Vorbezug die finanzielle                                                                                                                                                                                           menskategorie in etwa gleich vertreten.
                                                                                              Sicherheit im Alter schmälern kann.                                                                                                 Belegt den ersten Platz der «Formula Student»: Elektro-Rennwagen «Julier».                   www.umzugsmonitoring.ch

4   Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Hochschule Luzern 3 | 2013   5
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Namen

                                                                                                                                                                                  Valerio Moser                                                                                mit fünf weiteren Kulturbegeisterten
                                                                                                                                                                                  Wendet sich an                                                                               organisiert er gegen 50 Anlässe pro Jahr.
                                                                                                                                                                                                                                                                               Für ihre ehrenamtliche Arbeit haben die
                                                                                                                                                                                  «krasse Typen»                                                                               Veranstalter 2011 den Werkbeitrag von
                                                                                                                                                                                  Junge, waghalsige Männer ertrinken häu­                                                      Kanton und Stadt Luzern erhalten. Die
                                                                                                                                                                                  figer als andere. Um sie anzusprechen, hat                                                   Nachfrage für diese musikalische Nische
                                                                                                                                                                                  die Schweizerische Lebensrettungs-Ge­                                                        sei da. Die tiefen Eintrittspreise (7.–/15.–)
                                                                                                                                                                                  sellschaft (SLRG) einen Werbespot lan­                                                       sollen neben dem Stammpublikum auch
                                                                                                                                                                                  ciert. Dazu ertönt die Stimme von Valerio                                                    Neugierige anlocken, welche die frei
                                                                                                                                                                                  Moser (24), Student der soziokulturellen                                                     improvisierte Musik kennenlernen wol­
                                                                                                                                                                                  Animation an der Hochschule Luzern und                                                       len. «Wir haben keine Bühne», sagt Marc
                                                                                                                                                                                  preisgekrönter Slam-Poet. Seine Wortsal­                                                     Unternährer. «Daher bist du als Zu­
                                                                                                                                                                                  ven ziehen die Zuhörer in ihren Bann. Im                                                     schauer hautnah an den Künstlern dran.»
                                                                                                                                                                                  SLRG-Spot spricht er von «krassen Typen»,       einer Bewegung, die rund 250 Frauen im       www.mullbau.ch

                                                                            Musik festival
                                                                                                                                                                                  die sich «was trauen» und «die Tollsten, Bes­   Alter 60+ vereint. Die Revolutionärinnen
                                                                                                                                                                                  ten, Schönsten» sein wollen. Dabei hält         musizieren, spielen Theater oder bilden
                                                                                                                                                                                                                                                                               Benno von Büren
                                                                      Szenenwechsel
                                                                                                                                                                                                                                  sich in der Welt der sozialen Medien wei­
                                                                                                                                                                                                                                  ter. Sie engagieren sich politisch und ha­   Trifft ins Schwarze
                                                                                                                                                                                                                                  ben mit ihren Anliegen bereits auf natio­
                                                                                                                                                                                                                                  naler Ebene Gehör gefunden. Anette Stade

                                                                                     .01. – 01.02.2014                                                                                                                            wirkt bei diversen Projekten der Frauen

            w w w.hslu.c
                         h/szenenw
                                   e    chs e l
                                                                                   26                                                                                                                                             unterstützend mit. Sie schmunzelt und
                                                                                                                                                                                                                                  fügt an: «So viele Grossmütter um sich zu
                                                                                                                                                                                                                                  haben, ist ein Traum.»
                                                                                                                                                                                                                                  www.grossmuetter.ch

                                                                                                                                                                                                                                  Marc Unternährer
                                                                                                                                                                                                                                  Belebt eine
       Leuenberger Architekten AG                                                                                                                                                 er nicht den Warnfinger in die Luft, son­
                                                                                                                                                                                                                                  musikalische Nische                          Er ist der Einzige der Hochschule Luzern,
       Centralstrasse 43                                                                                                                                                          dern appelliert an die Eigenverantwortung                                                    der es in die 70 -köpfige Schweizer Dele­
       6210 Sursee                                                                                                                                                                der Männer. «Diesen Spot finde ich sinn­                                                     gation für die diesjährige Universiade ge­
       Telefon 041 459 72 00                                                                                                                                                      voll, und er passt zu meinen soziokultu­                                                     schafft hatte. Alle zwei Jahre finden diese
       www.leuenberger-architekten.ch                                                                                                                                             rellen Gedanken», sagt er. Der Werbespot                                                     «Weltsportspiele der Studenten» mit rund
                                                                                                                                                                                  ist zu sehen auf:                                                                            10’000 Athletinnen und Athleten statt,
                                                                                                                                                                                  www.youtube.com, www.baderegeln.ch                                                           heuer im russischen Kazan. «Es war sehr
                                             HIER ENTSTEHT EIN LEUENBERGER!                                                                                                       oder www.slrg.ch                                                                             eindrücklich: Das Olympia-Dorf, die
                                                                                                                                                                                                                                                                               20’000 Helfer und wie wir bei der Ab­
                                             Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber an zentralster Lage. Als eines der führenden                                                                                                                                                 schlusszeremonie ins Stadion einliefen
                                             Architekturbüros der Zentralschweiz bieten wir jungen Fachkräften die Möglichkeit    Fotos: Fabian Unter nährer, Palma Fiacco, zVg
                                                                                                                                                                                  Anette Stade                                                                                 und beklatscht wurden.» Der Elektro­
                                             für ein berufsbegleitendes Architektur-Studium. Für die Realisierung unserer                                                         Setzt sich                                                                                   technik-Student Benno von Büren (22)
                                             grossartigen Projekte suchen wir regelmässig ambitionierte Berufsleute, die bereit                                                   für Grossmütter ein                                                                          trat in zwei Shooting-Disziplinen an:
                                                                                                                                                                                                                                                                               50 Meter Kleinkaliber (Dreistellung) und
                                             sind, Überdurchschnittliches zu realisieren.
                                                                                                                                                                                  Die Grossmutter sitzt auf der Ofenbank          Im kleinen Konzertlokal Mullbau in           10 Meter Luftgewehr (stehend). Er hat
                                                                                                                                                                                  und hütet die Enkel: «Dieses Frauenbild soll    Luzern sind schon viele Künstler aus         zwar keine Medaille geholt, aber einen
                                             Profitieren Sie vom Know-how von über 70 qualifizierten Teamkolleginnen                                                              aufgebrochen werden», sagt Anette Stade         dem In- und Ausland aufgetreten. «Es         persönlichen Rekord aufgestellt: «Mit
                                             und -kollegen und tragen Sie Ihren Teil zur Realisierung unserer zahlreichen                                                         (46). Die vierfache Mutter ist nebenamt­        wird überwiegend frei improvisierte          dem Kleinkaliber habe ich in der Kniend­
                                             spannenden Projekte bei.                                                                                                             liche Dozentin an der Hochschule Luzern         Musik gespielt», sagt Musiker Marc Un­       stellung zehn Zehner in einer Serie
                                                                                                                                                                                  – Soziale Arbeit und engagiert sich als Pro­    ternährer (38), nebenamtlicher Dozent        geschossen, das erste Mal überhaupt!»
                                                                                                                                                                                  jektleiterin der «GrossmütterRevolution»,       an der Hochschule Luzern. Zusammen           www.kazan2013.ru/en

6   Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                                                                                                                 Hochschule Luzern 3 | 2013   7
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Rubrik                                                                                            Produktdesign

Emanuela Zambon                                                                                           Die Studentin Emanuela Zam­                                                         sie ihre Schatten beispielsweise in Form
mit einem Pulli aus                                                                               bon (29) weiss ziemlich genau, was chi­                                                     des Pilatus werfen. Diese «Schattenob­
der Kollektion «Hast
und Rast», die sie                                                                                nesische Touristen in Luzern tun: Sie                                                       jekte» sind Skulptur und Souvenir zu­
für «REMEMBER                                                                                     spazieren vom Schwanenplatz über die                                                        gleich. «Eine äusserst gelungene Arbeit»,
LUCERNE» entwor-                                                                                  Kapellbrücke, durch die Altstadt, besu­                                                     sagt Dozentin Sabine Leuthold. Als Lei­
fen hat.
                                                                                                  chen den Bijoutier Bucherer, das Löwen­                                                     terin des Moduls ist sie mit den Ergeb­
                                                                                                  denkmal und steigen nach etwa drei                                                          nissen zufrieden. Der Anspruch sei hoch
                                                                                                  Stunden am Schwanenplatz wieder in                                                          gewesen, nicht nur fachlich, sondern
                                                                                                  den Reisecar. Emanuela Zambon weiss                                                         auch bezüglich Kommunikation und
                                                                                                  das so genau, weil sie sich unter die Tou­                                                  Konsens­orientierung. «Teamarbeit wird
                                                                                                  risten gemischt hat. «Unser Fünferteam        Aussichtspunkt und Souvenir in einem:         auch im späteren Berufsleben wichtig
                                                                                                  wollte herausfinden, was Touristen aus        der klappbare Stuhl von Samuel Urwyler.       sein. Einzelkämpfer sind weniger ge­
                                                                                                  China in Luzern sehen und erleben.» Das                                                     fragt», so Leuthold. Zudem hätten die
                                                                                                  Fazit der Gruppe: «Die Chinesen kennen        suchersegmenten. Nicht zuletzt sei ihr        Studierenden gelernt, sich wie im Be­
                                                                                                  alle Sehenswürdigkeiten schon aus Bü­         auch die Nachwuchsförderung ein An­           rufsleben «gewissen Gegebenheiten und
                                                                                                  chern, aber sie fotografieren alles mög­      liegen, so Alexandra Strobel.                 Zusammenhängen unterzuordnen, ohne
                                                                                                  lichst nochmals so, wie es bereits dar­                                                     die eigene künstlerische Individualität
                                                                                                  gestellt ist.» Was zählt, ist der Beweis,     Schwäne und Kapellbrücke                      zu verlieren». Dass eine Einzelarbeit sich
                                                                                                  vor Ort gewesen zu sein.                      Gefordert waren die Studierenden aus          etwa zwingend einreihen muss in das
                                                                                                      Diesen spezifischen «chinesischen         den Studiengängen Innenarchitektur,           grosse Ganze, könnte eine solche Gege­
                                                                                                  Blick» auf Luzern können Besucherinnen        Textil- sowie Material- und Objektdesign      benheit sein.
                                                                                                  und Besucher im Historischen Museum           in mancherlei Hinsicht. In der Gruppe              «Wir in unserer Gruppe haben oft ge­

Tourismus weiter­
                                                                                                  nun nachempfinden. Die Gruppe um              ein museumstaugliches, zielgruppen­           zweifelt», so Studentin Zambon. Die kri­
                                                                                                  Emanuela Zambon hat ihre Eindrücke            spezifisches Konzept zu erarbeiten, war       tische Selbstreflexion hat sich offenbar
                                                                                                  konzeptionell, aber auch gestalterisch        das eine. Eine individuelle, die Gruppen­     gelohnt. Leuthold bezeichnet «3h» als

denken fürs Museum
                                                                                                  verarbeitet und Ideen für chinesische         arbeit ergänzende Arbeit entsprechend         eine der ausgewogensten Arbeiten. So­
                                                                                                  Gruppenreisende der Zukunft entwickelt.       dem jeweiligen eigenen Fachbereich an­        weit das Fachurteil. Nun sind die Muse­
                                                                                                  Ihre Arbeit – die sie analog der durch­       zufertigen, das andere. Bei «3h» beispiels­   umsbesucher aufgefordert, sich selbst
                                                                                                  schnittlich drei Stunden, die die Touris­     weise hat Emanuela Zambon entspre­            eine Meinung zu bilden. Lucia Theiler
Die Studierenden des Projektmoduls Produktdesign                                                  ten aus Asien für ihren Luzern-­Besuch
                                                                                                  haben, «3h» nennt – ist einer der Beiträge,
                                                                                                                                                chend ihrer Fachrichtung Textildesign
                                                                                                                                                die Strick-Kollektion «Hast und Rast» kre­
hatten die Aufgabe, touristische Erlebnisse von                                                   welche von der Fachjury für die Ausstel­      iert, welche die traditionellen Sujets «Ka­    REMEMBER LUCERNE
morgen zu entwerfen. Ihre Konzepte schafften es in                                                lung «REMEMBER LUCERNE» im Histo­
                                                                                                  rischen Museum ausgewählt wurden.
                                                                                                                                                pellbrücke» und «Schwäne» ins 21. Jahr­
                                                                                                                                                hundert übersetzt. Samuel Urwyler,
                                                                                                                                                                                               Die Ausstellung befasst sich mit der
                                                                                                                                                                                               Verbindung von Design und Touris-
die Ausstellung «REMEMBER LUCERNE» des                                                            Insgesamt sind 44 Ausstellungsstücke –        angehender Innenarchitekt, hat sich ent­       mus. So sind Tourismushochburgen
Historischen Museums Luzern.                                                                      sowohl Gruppen- als auch Einzelarbei­         schieden, für den Touristen von morgen         wie Luzern kein Produkt des Zufalls,
                                                                                                  ten – von den Studierenden zu sehen.          einen Stuhl zu kreieren, der wie eine Ak­      sondern durch spezifische gestalteri-
                                                                                                      «Für uns war die Ausstellung eine         tenmappe unter dem Arm an alle Besich­         sche Leistungen entstanden. Sabine
                                                                                                  grosse Motivation», sagt Zambon. Auch         tigungsorte mitgenommen werden kann            Leuthold, die zusammen mit Fran-
                                                                                                  für das Historische Museum ist die Ko­        und gleichzeitig als Souvenir dient.           ziska Nyffenegger (Kuration) das
                                                                                                  operation mit den jungen Leuten und den                                                      Modul Projektdesign leitet, hat die
                                                                                                  Dozentinnen und Dozenten der Hoch­            Einzelkämpfer sind nicht gefragt               Ausstellungsszenografie entwickelt.
                                                     Fotos: Daniela K ienzler, Samuel Ur w yler

                                                                                                  schule Luzern gewinnbringend. «Mit dem        Andere Arbeiten sind abstrakter. Jene          Der visuelle Auftritt stammt von
                                                                                                  entstandenen Mix aus alt und neu, aus         etwa, die von Wanderrouten und Land­           Tobias Eichelberger, Absolvent des
                                                                                                  Design, Kunst und Geschichte möchten          schaften inspiriert ist und sich als           Moduls Corporate Identity des
                                                                                                  wir zur Diskussion anregen», sagt Alex­       diskrete Route durch die Museumsräum­          Bachelor -Studiums Graphic Design.
                                                                                                  andra Strobel, interimistische Direkto­       lichkeiten präsentiert. Zu diesen «Fuss­       Ausstellung: 27. September 2013
                                                                                                  rin des Historischen Museums. «Und            reisen im Depot» zählen auch Neuinter­         bis 9. März 2014.
                                                                                                  wenn wir einen Wow-Effekt erzeugen            pretationen traditioneller Gegenstände
                                                                                                  können, umso besser.» Zudem schafft           oder rätselhafte geometrische Körper,          www.rememberlucerne.ch
                                                                                                  sich das Museum Zugang zu neuen Be­           die ihre Wirkung erst entfalten, wenn

8   Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                               Hochschule Luzern 3 | 2013   9
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Diversity

        Kurse
        Apple Configurator und iBooks Author.                                                                                                                                Wie vielfältig sind                                                                          Diversity Management gelten auf dem
                                                                                                                                                                                                                                                                          Arbeitsmarkt als attraktiv. Wenn Men­

                                                                                                                                                                             Schweizer Firmen
                                                                                                                                                                                                                                                                          schen verschiedenen Alters, mit ver­
                                                                                                                                                                                                                                                                          schiedenen Lebensstilen, Religions­
        Apple Configurator                                                                                                                                                                                                                                                zugehörigkeiten und Nationalitäten
        Mit der Apple Configurator Software kann eine grosse Zahl mobiler Geräte wie                                                                                                                                                                                      zusammenarbeiten, werden starre Prin­
        iPad, iPhone oder iPod touch in Schulen, Unternehmen oder Organisationen
        einfach konfiguriert und bereitgestellt werden.

        iBooks Author
                                                                                                                                                                             wirklich?                                                                                    zipien und Muster eher aufgebrochen.
                                                                                                                                                                                                                                                                          «Firmen mit einer gut gemanagten Viel­
                                                                                                                                                                                                                                                                          falt sind innovativer, und das ist ein öko­
                                                                                                                                                                                                                                                                          nomischer Vorteil», erklärt Mazumder.
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                                                                                                                                                                             An der Hochschule Luzern – Wirtschaft wird der erste                                         Nichtsdestotrotz: Diversity gilt in vielen
                                                                                                                                                                                                                                                                          Unternehmen noch als «weiches» Thema,
        Lehrmittel und Bücher aller Art auf das iPad und machen Sie einen                                                                                                    nationale Diversity-Index entwickelt. Er soll sichtbar                                       das zu wenig ernst genommen wird und
        Schritt zur Integration von digitalen Inhalten in den Unterricht.
                                                                                                                                                                             und vergleichbar machen, wie vielfältig die Belegschaft                                      oft Alibicharakter hat. Quantifizierbare
        Die beiden Kurse dauern einen halben Tag und kosten CHF 249.–.                                                                                                       von Unternehmen ist – zu deren eigenem Vorteil.                                              Resultate – wie der Index sie liefern wird
                                                                                                                                                                                                                                                                          – sollen das Thema auch stärker auf die
        Infos und Anmeldung unter: www.dataquest.ch/kurse
                                                                                                                                                                                                                                                                          Agenden der Geschäftsleitungen hieven.
                                                                                                                                                                                     Jeder Personalverantwortliche           eine Plattform, mit der Firmen sich hin­     «Denn Diversity gehört zur Strategie und
                                                                                                                                                                             und jede Vorgesetzte muss sich heute mit        sichtlich Diversity selbst einschätzen und   ist damit Chefsache», bringt es Mazum­
                                                                                                                                                                             der Forderung nach Heterogenität in der         Fördermassnahmen einrichten können.          der auf den Punkt. Wenn die oberste Füh­
                                  Pilatusstrasse 18       Kapellgasse 16
                                                                                                                                                                             Firma und im Team auseinandersetzen.            Mit dem nationalen Index werden auch         rungsebene nicht dahinterstehe, sei es
                                  6003 Luzern             6004 Luzern
                                  Tel. 041 248 50 70      Tel. 041 544 28 40                                                                                                 «Oft ist aber nicht ganz klar, wie Hetero­      Vergleiche auf internationaler Ebene         kaum möglich, im Unternehmen Vielfalt
                                                                                                                                                                             genität überhaupt hergestellt werden            möglich, zumindest mit einzelnen Län­        zu erreichen und zu leben.
                                                                                                                                                                             kann und wie damit umgegangen wer­              dern wie beispielsweise den USA, wo ein
  HSLU_02_13.indd 1                                                                                                        13.08.13 15:20                                    den soll», konstatiert Sita Mazumder. Die       solcher Index bereits besteht. Umfas­        Prominente Unterstützung
                                                                                                                                                                             Projektleiterin des Instituts für Finanz­       sende länderübergreifende Studien zu         Das Interesse am Diversity-Index ist
                                                                                                                                                                             dienstleistungen Zug IFZ arbeitet mit           Diversity fehlen – nicht zuletzt aufgrund    gross. Unterstützt wird das Projekt von
                                                                                                                                                                             den Kolleginnen Gabrielle Wanzenried            von Intransparenz und einer erschwer­        der Kommission für Technologie und
                                                                                                                                                                             und Yvonne Seiler Zimmermann am ers­            ten Messbarkeit.                             Innovation (KTI) des Bundes, Projekt­
                                                                                                                                                                             ten Schweizer Diversity-Index. Im Fokus                                                      partner sind die AXA Winterthur, die
      Fachtagung für Einkauf und Supply Management                                                                                                                           stehen zunächst Firmen mit über 250 An­         Harte Fakten zu «weichem» Thema              Credit Suisse, Ernst & Young, die Guido
                                                                                                                                                                             gestellten. Der Index soll ihre Vielfalt        Eine Reihe von Analysen belegt, dass eine    Schilling AG, die Zuger Kantonalbank
                                                                                                                                                                             transparent und mit anderen Unterneh­           vielfältige Belegschaft positive Auswir­     und das Wirtschaftsmagazin «Bilanz».
                                                                            «Werkplatz Schweiz ohne Global                                                                   men vergleichbar machen. Parallel dazu          kungen auf den wirtschaftlichen Erfolg       Inzwischen beteiligen sich über 50 Fir­
                                                                            Sourcing – Vision oder Utopie?»                                                                  entwickeln die Wissenschaftlerinnen             hat. Unternehmen mit einem guten             men an der Online-Umfrage des IFZ.
                                                                                                                                                                                                                                                                          «Für den ersten Durchgang werten wir
                                                                            14. und 15. November 2013                                                                                                                                                                     das bei diesem Thema als Erfolg», so Ma­
                                                                            Seehotel Waldstätterhof, Brunnen                                                                                                                                                              zumder. Jede der beteiligten Firma sei
                                                                                                                                                                                                                                                                          bereit, ihre Karten zu Diversity auf den
                                                                            – Key Note: Karin Frick, Leiterin Think Tank                                                                                                                                                  Tisch zu legen und sich einem transpa­
                                                                              Gottlieb Duttweiler Institut                                                                                                                                                                renten Vergleich zu stellen. «Das ist nicht
                                                                            – Podiumsdiskussion                                                                                                                                                                           selbstverständlich, viele Unternehmen
                                                                                                                                                                                                                                                                          warten die ersten Resultate und das Self-
                                                                            – Fachreferate
                                                                                                                                                                                                                                                                          Assessment-Tool ab und haben ihre Be­
                                                                            – Parallel-Vertiefungsworkshops                                                                                                                                                               teiligung für den zweiten Index in Aus­
                                                                                                                                            Foto: Keystone / L A IF Eber t

                                                                                                                                                                                                                                                                          sicht gestellt.» Um Tendenzen sichtbar
                                                                            Scannen Sie den QR-Code
                                                                            für weitere Informationen!                                                                                                                                                                    zu machen, werden die Befragungen
                                                                                                                                                                                                                                                                          nämlich alle zwei Jahre durchgeführt.
      Fachverband für Einkauf und Supply Management I Tel. 062 837 57 00 I contact@procure.ch I www.procure.ch                                                                                                                                                            Die Auswertungen der ersten Durchfüh­
                                                                                                                                                                                                                                                                          rung liegen im Januar 2014 vor.
                                                                                                                                                                             Alter, Kulturen, Geschlechter und Lebensstile: Vielfalt macht innovativer.                                                 Sarah Nigg

10 Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                                                                                                            Hochschule Luzern 3 | 2013 11
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Gebäude als System / Solar Decathlon 2014

                                                                                                                               Raum – wer teilt,
                                                                                                                               hat mehr davon
                                                                                                                               Ein Haus, das neben privaten auch «öffentliche» Zonen hat:
                                                                                                                               Mit ihrer Idee, nicht nur Autos oder Velos zu teilen, sondern
                                                                                                                               auch Raum, treten Studierende der Hochschule Luzern in
                                                                                                                               einem internationalen Architekturwettbewerb
                                                                                                                               an. Am Solar Decathlon 2014 in Versailles
                                                                                                                               wollen sie mit ihrem Projekt your + Jury und
                                                                                                                               Publikum begeistern.

                                                                                                                                      Drei Millionen Menschen strö­
                                                                                                                               men jährlich nach Versailles, um das
                                                                                                                               Schloss des «Sonnenkönigs» Ludwig XIV.
                                                                                                                               zu besichtigen. Im Juli 2014 werden sie
                                                                                                                               dort nicht nur ein mit über 2’000 Räu­

                      Illustrationen: Luca Bar tulov ić, Absolvent der Hochschule Luzer n, Fotos: Markus Käch, Mar tin Vogel
                                                                                                                               men gewaltiges Monument einer vergan­
                                                                                                                               genen Epoche besuchen, sondern auch
                                                                                                                               einen Blick auf die Gebäude der Zukunft                                                           Die Vision im
                                                                                                                               werfen können.                                novative Solarhäuser. Studierende aus               Modell: your+ hat
                                                                                                                                                                                                                                 private und halb-
                                                                                                                                                                             über 20 Ländern präsentieren hier ihre              öffentliche Zonen.
                                                                                                                                                                             Visionen einer nachhaltigen Bauweise.
                                                                                                                                  «Ich habe noch nie so viel
                                                                                                                                                                             Mit dabei ist auch das Team «Lucerne –
                                                                                                                                  in so kurzer Zeit gelernt.                 Suisse» von der Hochschule Luzern, die      Architektur- und Technikwett-
                                                                                                                                     Das ist anstrengend,                    als einzige Schweizer Hochschule teil­      bewerb in zehn Disziplinen
                                                                                                                                 aber unser Teamspirit gibt                  nimmt.                                      Der internationale Wettbewerb «So-
                                                                                                                                      mir viel Energie. Es                       Im Umfeld der Versailler Parkanlage     lar Decathlon» wird seit 2003 alle
                                                                                                                                 ist eine schöne Erfahrung,                  werden sich die Pavillons der Studieren­    zwei Jahre in den USA und seit 2010
                                                                                                                                 wenn aus Studienkollegen                    den mit ihren drei, vier Zimmern beschei­   alternierend auch in Europa durchge-
                                                                                                                                     erst Arbeitskollegen                    den ausnehmen, aber sie haben es in sich:   führt. Für die Durchführung im Som-
                                                                                                                                 und dann Freunde werden.»                   Sie beziehen ihre gesamte Energie aus der   mer 2014 in Versailles haben sich
                                                                                                                                     Fabienne Maritz (23) aus Basel,         Sonne, integrieren modernste Technik auf    20 Hochschulteams qualifiziert – ne-
                                                                                                                                          Master Architektur                 nutzerfreundliche und ästhetische Weise,    ben europäischen u.a. auch welche
                                                                                                                                                                             verfügen über eine eigenständige Archi­     aus Chile, Japan, Indien und den USA.
                                                                                                                                                                             tektur und bieten den Bewohnerinnen und     Das einzige Team aus der Schweiz,
Eine teilende                                                                                                                  Nur einen Steinwurf von den königlichen       Bewohnern hohen Wohnkomfort. «Die           «Lucerne – Suisse», rekrutiert sich aus
Gesellschaft schont                                                                                                            Prunkbauten entfernt, an der Allée des        Anforderungen sind hoch», erklärt Hans­     Studierenden der Hochschule Luzern.
Ressourcen,
ohne verzichten                                                                                                                Matelots, findet der Solar Decathlon statt,   peter Bürgi, Architekturdozent an der       http://solardecathlon.ch/de
zu müssen.                                                                                                                     ein internationaler Wett­bewerb für in­       Hochschule Luzern – Technik & Archi­

                                                                                                                                                                                                                                      Hochschule Luzern 3 | 2013 13
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Gebäude als System / Solar Decathlon 2014

                                                                                                    Kontext einer ganzen Überbauung oder          züge zu sprechen kamen, liessen sich doch    Prototyp eines grösseren Ganzen soll im        entwickeln, das tatsächlich gebaut wird.»
                                                                                                    einer Siedlung hat ein solches Konzept        viele begeistern. Neun von zehn meiner       Herbst­semester auf dem Campus Horw            Als «Seniors» kommt den dreien eine zen­
                                                                                                    riesiges Potenzial.» your+ tauften die Stu­   Kolleginnen und Kollegen würden es pro­      entstehen. Anfang Januar ist Baubeginn.        trale Rolle dabei zu, die neu zum Projekt
                                                                                                    dentinnen und Studenten ihr Konzept.          bieren.» Auch bei der älteren Generation     Bis dahin gilt es, Konstruktionen, Mate­       stossenden Studierenden zu integrieren;
                                                                                                    Bereits im Namen soll sich spiegeln, dass     dürften die Chancen, ein solches Lebens­     rialien und Techniken zu erforschen und        diese stammen nicht mehr nur aus dem
                                                                                                    ein Nebeneinander von «deinem» und            modell zu wagen, gar nicht so schlecht       zu testen, Werk- und Detailpläne zu            Fachbereich Bau, sondern auch aus ande­
                                                                                                    «unserem» Raum nicht nur mit einem            stehen. Fabienne Maritz: «Im Alter suchen    zeichnen, die Baustelle vorzubereiten          ren Disziplinen: Elektroingenieure wid­
                                                                                                    Autonomieverlust und Einschränkun­                                                         und, und, und ...                              men sich der Verbindung zum Thema
                                                                                                    gen gleichzusetzen ist, sondern auch ei­                                                       Fabienne Maritz, Patrick Vecellio und      Mobilität, Informatikerinnen arbeiten an
                                                                                                                                                     «Warum ich beim Solar
                                                                                                    nen Mehrwert bietet. Marcel Wyss: «Man                                                     Marcel Wyss gehören zu einem Kernteam          klugen Steuerungen und Webapplikati­
                                                                                                                                                      Decathlon mitmache?
                                                                                                    hat Zugang zu Dingen und Möglichkei­                                                       von acht Studierenden, das von Anfang          onen, Wirtschaftsingenieure werden die
                                                                                                    ten, die man sich allein vielleicht nicht
                                                                                                                                                    Die Möglichkeit, eine Idee                 an dabei ist. Ihnen stehen arbeitsinten­       Kommunikation zum Projekt begleiten
                                                                                                    leisten könnte oder die auf Dauer nur                auch wirklich zu                      sive Monate bevor. Was motiviert sie, an       und es «vermarkten». Und vielleicht fin­
                                                                                                    Ballast sind.» Je heterogener die Bewoh­         realisieren, will ich mir                 einem solchen Projekt mitzuwirken? Pa­         den sich auch noch Filmer für die gestal­
                                                                                                    nerschaft, je diverser ihre Bedürfnisse,          nicht entgehen lassen.                   trick Vecellio muss nicht lange überlegen:     terisch-dokumentarische Begleitung und
                                                                                                    desto erfolgreicher könne ein solches              Wenn unser Pavillon                     «Es ist einfach grossartig, etwas zu           Musikerinnen für die Feste in Versailles …
                                                                                                    Modell funktionieren.                            steht, wird es ein tolles
                                                                                                        Schweizerinnen und Schweizer gel­               Gefühl sein, sagen
Von Anfang an dabei und voll motiviert: Marcel Wyss, Fabienne Maritz und Patrick Vecellio (v.l.).   ten als diskret und auf ihre Privatsphäre        zu können: ‹Da habe ich                    Unterstützung für das Team                    «Der Solar Decathlon bietet uns die
                                                                                                    bedacht. Ob ein solches Konzept über­                 mitgemacht›.»                         der Hochschule Luzern                         Möglichkeit, mit Hochschulen und
                                                                                                    haupt Chancen hat, loteten die Studieren­      Patrick Vecellio (26) aus Hünenberg (ZG),    Eine Teilnahme des Teams der Hoch-            Nachwuchskräften in Kontakt zu kom-
tektur. Gefragt sei kein avantgardistisches        schens und Teilens, die sich bereits in ei­      den an der Diplomausstellung im vergan­           Master Energy and Environment             schule Luzern am Solar Decathlon              men und am Puls von Innovationen
Hightech-Häuschen auf grüner Wiese,                nigen Lebensbereichen etabliert hat, etwa        genen Sommer aus. «Am Anfang waren                                                          ist nur dank verschiedenster Partner          zu sein. An dem Wettbewerb haben
das dreimal mehr Strom erzeugt, als es             in der Mobilität, für die gemeinschaftli­        die Reaktionen etwas verhalten», gibt Mar­                                                  möglich. Sie unterstützen das Projekt         junge Architekten und Ingenieure
braucht, sondern ein Wohngebäude, das              che Nutzung von Raum weiterentwickelt.           cel Wyss zu. Aber wenn wir auf die Vor­       viele Menschen wieder eine kleinere Woh­      ideell und finanziell. Zu den Förde-          Gelegenheit, ihre ganze Kreativität
sich in einen dichten städtischen Kontext          «Die meisten von uns leisten sich Räume,                                                       nung und schätzen Möglichkeiten zu Be­        rern und Sponsoren gehören politi-            einzusetzen – ohne die üblichen Rest-
fügt und alltagstauglich, also auch finan­         die sie nur selten brauchen, wie Gäste-                                                        gegnungen – sie haben Angst davor, in ih­     sche Institutionen, Verbände und              riktionen. Der internationale Aspekt
zierbar ist. Bürgi initiierte die Teilnahme        oder Arbeitszimmer. Und oft wird auch                                                          ren grossen Wohnungen zu vereinsamen.»        Unternehmen aus den verschiedens-             des Wettbewerbs ist ebenfalls sehr
der Hochschule Luzern an dem Architek­             das Wohnzimmer kaum genutzt, weil es                                                                                                         ten Branchen.                                 interessant für uns: Auch unsere Kun-
turwettbewerb und leitet das Atelier So­           in der Küche gemütlicher ist», erklärt                                                         Einen Diskurs anstossen                                                                     den sind auf der ganzen Welt tätig,
lar Decathlon – ein Projekt, das sich über         Elektrotechnik-Master-Student Patrick                                                          Natürlich wollen die Studierenden mit         «Ein zentrales Anliegen des SIA ist           und wir sind überzeugt, dass univer-
vier Semester erstreckt und 20 bis 40 Stu­         Vecellio. «Wir fragten uns: Wie viel per­                                                      der Umsetzung ihrer Idee im Extrem –          es, den Gebäudepark Schweiz auf               sale Lösungsansätze uns auch in der
dierende der verschiedensten Studien­              sönlichen Raum braucht man wirklich ?»                                                         Nasszelle und Bett als einziger Rückzugs­     ein nachhaltiges Fundament zu stel-           Schweiz weiterbringen.»
gänge einbindet. So komplex die Aufga­                 In ihrer Antwort gehen die Studieren­                                                      ort – vor allem auch Diskussionen an­         len und intelligent mit Energie um-           Andreas Wirz, Spartenleiter Gebäude-
benstellung des architektonischen und              den ziemlich weit: Ihr Pavillon, der aus                                                       stossen. «Den meisten Menschen ist nicht      zugehen. Solartechnologie im Bauwe-           technik, Gruner Gruppe
technischen Zehnkampfes, so klar sind              drei Zonen bestehen soll, weist nur eine                                                       bewusst, wie viel Ressourcen sie verbrau­     sen ist eines unserer Topthemen.
                                                                                                         «Auch im Studium gibt
die Regeln: In allen «Disziplinen» gilt es,        davon als «privat» aus: Schlafzimmer und                                                       chen», so Patrick Vecellio. Dabei spre­       Die Aufgabenstellung des Decathlon,           «Wir brauchen neue Lösungen in der
                                                                                                      es Phasen von Teamarbeit,
Punkte zu sammeln. Das Team, das in der            Bad. Daneben gibt es eine halbprivate                                                          chen die Zahlen eine klare Sprache:           für städtische Räume und Agglome-             Energieversorgung – um diese zu
Summe am meisten hat, gewinnt den So­              Zone, die Küche, und eine dritte, die öf­
                                                                                                      aber meistens arbeiten die                  Heute beansprucht eine Person in der          rationen Lösungen zu finden, spiegelt         entwickeln, müssen wir die Jungen an
lar Decathlon. Und die Studierenden der            fentlich zugänglich ist – für gemeinsame            Studierenden an eigenen                    Schweiz rund 50 Quadratmeter Wohn­            exakt die Herausforderungen, vor              Bord holen. Der Decathlon ist für sie
Hochschule Luzern sind ehrgeizig. «Nur             sportliche oder musische Aktivitäten, Ar­              Projekten. Beim Solar                   fläche, 1980 waren es noch 34. Im glei­       denen wir in der Schweiz stehen. Als          eine tolle Gelegenheit, an einem kon-
mitmachen, um dabei zu sein?» Fabienne             beit oder Spiel. Verbunden sind die drei           Decathlon ist das komplett                  chen Zeitraum stieg die Bevölkerung von       Berufsverband unterstützen wir die            kreten Projekt zu arbeiten. Und für
Maritz, Innenarchitektin, die ihren Mas­           Bereiche über eine verglaste Zwischen­                   anders, das ist ein                   6,3 Millionen auf über 8 Millionen Men­       Ausbildung auf allen Ebenen. Dieser           unser Land ist es sehr positiv, wenn wir
ter in Architektur macht, lacht: «Das reicht       zone, die auch eine klimatische Funktion            ‹ Mannschaftssport › – ein                 schen. «Verläuft diese Entwicklung linear,    Wettbewerb bietet jungen Leuten               uns mit unserer kreativen Jugend im
uns nicht. Wer in einen Wettkampf steigt,          hat: im Sommer als Kühlung, im Winter                    gutes Ergebnis ist                    ist unser Land in 20 Jahren komplett zu­      nicht nur einen Anreiz, Neues zu ent-         Ausland vorstellen können. Wir hoffen,
will auch zu den Besten gehören.»                  als Wärmedämmung.                                     nur zu erreichen, wenn                   betoniert.» Mit Gesetzen allein und der       wickeln – sie erfahren auch gleich,           dass wir in Versailles einen Bundesrat
     Was das Team «Lucerne – Suisse» nun                                                                     sich Disziplinen                     «Moralkeule» kann man den Trend nicht         wo sie stehen.»                               oder eine Bundesrätin zu Gast haben.»
ins Rennen schickt, ist ein Konzept, das           Teil eines grösseren Ganzen                        und Charaktere ergänzen.»                   umkehren, glauben die Studierenden.           Hans-Georg Bächtold, Geschäftsführer          Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation,
über einen architektonischen Entwurf               «Isoliert betrachtet macht ein solches                                                         «Wir brauchen attraktive Gegenmodelle         Schweizerischer Ingenieur- und Architekten-   Bundesamt für Energie
                                                                                                       Hanspeter Bürgi, Leiter Atelier Solar                                                    verein (SIA)
deutlich hinausreicht. Die Studentinnen            Konzept wenig Sinn», sagt Marcel Wyss,              Decathlon, Dozent für Architektur          zum Einfamilienhaus und zur 5-Zim­
und Studenten haben die Idee des Tau­              Master-Student in Architektur. «Aber im                                                        mer-Wohnung.» Ein solches Modell als

14 Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                                                                                Hochschule Luzern 3 | 2013 15
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
Gebäude als System / Solar Decathlon 2014

                                                                                    Gerade das disziplinenübergreifende Ar­             gabe», wie Bürgi sagt. Jede Abteilung hat
                                                                                    beiten verlangt den Studierenden viel ab,           ihre Eigenheiten und Ziele, die sie               «Erst hatte ich ziemlich
                                                                                    weiss Hanspeter Bürgi: «Sie müssen sich             erreichen will – oder muss. Kommt                    Respekt vor den
                                                                                    auf eine andere Denk- und Arbeitsweise              hinzu, dass ein Projekt, das sich über vier     Auseinandersetzungen mit
                                                                                    einlassen, sind gefordert, andere Pers­             Semester hinzieht, ganz neue didakti­               zig Meinungen und
                                                                                    pektiven einzunehmen – das bringt Un­               sche Ansätze verlangt.                          Theorien. Jetzt schätze ich
                                                                                    sicherheiten mit sich, birgt aber auch ein                                                               den Austausch in
       Luzern 041 210 10 60                                                         riesiges kreatives Potenzial.» Und es sorgt         Coachen, ohne zu lenken
       Sursee 041 921 37 04                                                                                                                                                               unserem Team extrem.
                                                                                    für eine Menge Diskussionsstoff. Marcel             Seine Rolle als Dozent und die seiner Kol­
                                                                                                                                                                                             Ausserdem ist es
       Kriens 041 320 13 31                                                         Wyss erinnert sich: «Wir hatten Sitzun­             leginnen und Kollegen gleichen einem
                                                                                    gen, die abends um sechs begannen und               Balanceakt: Sie müssen Leitplanken set­
                                                                                                                                                                                         spannend, zu sehen, mit
       Küssnacht 041 850 50 40                                                                                                                                                           welchen Problemen die
                                                                                    nur um elf zu Ende gingen, weil alle zum            zen, «Werkzeuge» bereitstellen und coa­
       Stans 041 262 07 07                                                          Weitermachen zu müde waren.» Doch                   chen, ohne zu sehr zu lenken und zu «be­            Teams aus anderen
                                                                                    die ehrliche Auseinandersetzung mit an­             treuen». Der Solar Decathlon ist schliess­      Ländern kämpfen und wie
       fuchshairteam.ch                                                             deren Sichtweisen hat die Studierenden              lich ein studentisches Projekt, das alle               sie sie lösen.»
                                                                                    weitergebracht – als Team, das einen be­            Phasen eines Bauprojektes einschliesst:          Marcel Wyss (25) aus Nebikon (LU),
                                                                                    sonderen Geist entwickelte, und auch                von der Planung über die Finanzierung                   Master Architektur
                                                                                    persönlich. «Ich habe in einem halben               bis zur Realisation und Kommunikation.
                                                                                    Jahr noch nie so viel gelernt», sagt Innen­             So wird es in den nächsten Monaten        Bei all ihren Aufgaben dürfen die Studie­
                                                                                    architektin Fabienne Maritz. «Es ist ins­           nicht nur darum gehen, auf dem Cam­           renden nicht nur den 27. Juni 2014 im
                                                                                    pirierend, die Arbeits- und Heran­                  pus Horw eine Baustelle einzurichten,         Blick haben, an dem der Pavillon in
                                                                                    gehensweisen der anderen Disziplinen                sondern auch weitere Mittel für die           Versailles stehen muss – sie sind auch ver­
                                                                                    kennenzulernen. Daraus entwickeln sich              nächsten Etappen zu akquirieren. Mit          pflichtet, über den Fortgang ihrer Arbei­
                                                                                    neue Ideen für die Innenarchitektur.»               den ersten Wirtschafts- und Industrie­        ten zu berichten und alle paar Wochen
   Fuchs_HSLU_176x119.1.indd 1                                     22.08.13 22:40
                                                                                        Nicht nur die Studierenden stellt das           partnern, dem Bundesamt für Energie           nach Paris zu «rapportieren», wo das
                                 Konzertsaal statt Hörsaal                          Projekt immer wieder vor überraschende              oder dem Schweizerischen Ingenieur-           Organisationskomitee angesiedelt ist.
                                                                                    Erkenntnisse und Herausforderungen,                 und Architektenverein (SIA) sind bereits          Der Takt wird schneller, der Druck
                                                                                    auch die Dozierenden. Sie müssen die                potente Partner an Bord, doch das ge­         und die Spannung steigen. «Bei aller Fo­
                                 Studenten erhalten bei                             Teilnahme am Solar Decathlon in den                 samte Projekt erfordert noch weitere          kussierung ist es wichtig, den Blick auch
                                 LUCERNE FESTIVAL Karten zum Preis                  Lehrplan integrieren – «eine delikate Auf­          Sponsoren.                                    mal nach links und rechts schweifen zu
                                                                                                                                                                                      lassen», sagt Marcel Wyss. Als «Student
                                 von CHF 20 an der Abendkasse.
                                                                                                                                                                                      Team Leader» steht er mit anderen Wett­
                                                                                                                                                                                      bewerbsteilnehmern in regelmässigem
                                                                                                                                                                                      Austausch. «Im Vergleich zu anderen sind
                                 LUCERNE FESTIVAL am Piano
                                 16. – 24. November 2013                                                                                                                              wir in einer komfortablen Situation», sagt
                                                                                                                                                                                      Wyss. Die Kollegen aus Thailand oder
                                 LUCERNE FESTIVAL zu Ostern                                                                                                                           Costa Rica etwa konzipieren ihr Solar­
                                 5. – 13. April 2014                                                                                                                                  haus für Versailles unter völlig anderen
                                                                                                                                                                                      klimatischen Bedingungen. Und das
                                 LUCERNE FESTIVAL im Sommer                                                                                                                           Team aus Indien müsse zwei Monate für
                                 15. August – 14. September 2014                                                                                                                      den Transport mit dem Schiff einplanen.
                                                                                                                                                                                      Ob die Pavillons nun mit dem Schiff, per
                                                                                                                                                                                      Bahn oder Lastwagen nach Paris reisen:
                                 www.lucernefestival.ch
                                                                                                                                                                                      Ihre Erbauer hoffen auf möglichst viele
                                                                                                                                                                                      Besucherinnen und Besucher. Darunter
                                                                                                                                                                                      auch solche, die kurz vorher noch durch
                                                                                                                                                                                      die Schlossgemächer von Versailles wan­
                                                                                                                                                                                      delten. Sie alle können sich davon über­
                                                                                                                                                                                      zeugen, wie viel Lebens­qualität sich auf
                                                                                                                                                                                      70 bis 80 Quadratmetern realisieren lässt.
                                                                                    Viel Kopfarbeit: Im Atelier wird oft bis tief in die Nacht gearbeitet.                                                         Sigrid Cariola

16 Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                        Hochschule Luzern 3 | 2013 17
Raum - wer teilt, hat mehr davon - Hochschule Luzern Das Magazin
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Gebäude als System / Gebäudenavigation

                                                                                        Landmarken sind einzelne markante
                                                                                        Orientierungspunkte im Raum, wie ein
                                                                                        Turm oder ein See, von denen wenige
                                                                                        ausreichen, um den Weg von A nach B
                                                                                        zu finden. Eine alte Technik, die schon
                                                                                        Forschungsreisende und Eroberer nutz­
                                                                                        ten. Man kennt sie auch von Schatzkar­
                                                                                        ten oder Krokis, auf denen nur das Wich­
                                                                                        tigste im Gelände skizziert wird. «Das
                                                                                        ermöglicht eine rasche und einfache Ori­
                                                                                        entierung, und weil ich mich auf wenige
                                                                                        Landmarken konzentrieren kann, brau­
                                                                                        che ich nicht ständig auf die Karte zu
                                                                                        starren», erklärt Fraefel.

Mittels eines standardisierten Fragebogens wurden Daten zu visuellen Orientierungs­     Spezifika von Fussgängern beachtet
punkten erfasst. Pro Nennung wurde ein Magenta-Kreis gesetzt.                           Er erforschte für seine Heimatstadt Zug,
                                                                                        wie eine solche Orientierung auf mobi­

Ein Wegweiser der
                                                                                        len Endgeräten funktionieren könnte und
                                                                                        wie sich die Landmarken darstellen las­
                                                                                        sen, so dass der User schliesslich ganz

anderen Art
                                                                                        ähnlich wie bei einer «Schnitzeljagd» von
                                                                                        Bild zu Bild ans Ziel gelangt. Betreut
                                                                                        wurde der damalige Student von Axel Vo­
                                                                                        gelsang, Leiter des Competence Center
Eine neue iPhone-App der SBB bietet Orientierungshilfe in                               Explanation & Services, der Fraefel so­
                                                                                        gleich für ein Forschungs­projekt enga­
Bahnhöfen. Das Navigationssystem basiert auf einer                                      gierte: «Digitale Navigationssysteme wur­
Forschungsarbeit der Hochschule Luzern – Design & Kunst.                                den bislang vor allem für den Autoverkehr
                                                                                        entwickelt. Der Fussgänger verhält sich

                                                                                                                                                                                      Machen Sie
                                                                                        aber ganz anders, er will vielleicht flanie­
        Clever waren Hänsel und Gretel,    Wald oder in einer fremden Stadt zu          ren, vielleicht will er sehr rasch an einen
die Brotkrumen streuten, um den Heim­
weg wieder zu finden, nachdem sie von
                                           orientieren, ist erstens eine anspruchs­
                                           volle Übersetzungsleistung, die nicht für
                                                                                        bestimmten Ort gelangen, und seine
                                                                                        Wege sind nicht so vor­gespurt wie die des
                                                                                                                                                                                      Ihren Weg –
                                                                                                                                                                                      mit einem Bachelor- oder Master-Studium
ihren Eltern im dunklen                                        alle gleich leicht zu    Autofahrers. Da gibt es ein grosses For­                                                      an der Hochschule Luzern
Wald ausgesetzt worden       «Landmarken ermögli­ bewältigen ist. Zwei­                 schungs- und Anwendungspotenzial.» Es                                                         www.hslu.ch/bachelor
                                                                                                                                                                                      www.hslu.ch/master
waren – nur leider wur­ chen eine rasche und ein­ tens ist man vom Kar­                 gelang ihnen, die Softwarefirma Netce­
den die Krumen von Vö­         fache Orientierung.»            tenlesen – auf dem Pa­   tera, die E-Business-Abteilung von SBB
geln weggepickt. Weg- Stefan Fraefel, Hochschule Luzern pier oder dem Handy             Personenverkehr in Zusammenarbeit mit                                                       Flyer nicht mehr vorhanden? Bestellen Sie ihn unter
weiser, Kompass, Land-                                         – oft so absorbiert,     SBB Immobilien sowie schliesslich die                                                       http://publikationen.hslu.ch
karte oder gar GPS standen den beiden      dass man die Umgebung dabei nicht            Kommission für Technologie und Inno­
nicht zur Verfügung, weshalb sie sich ver­ mehr wahrnimmt.»                             vation (KTI) für ihr Projekt «DYGOS –
irrten. Stefan Fraefel, Graphic Designer                                                Dynamische Gebäudeorientierungssys­
und wissenschaftlicher Mitarbeiter an      Erkunden statt bloss finden                  teme» zu gewinnen. Mit dem Ziel, die
der Hochschule Luzern – Design & Kunst,    Fraefel hatte sich deshalb in seiner Mas­    Erkenntnisse aus der Master-Arbeit auf
weiss, wovon er spricht, wenn er am        ter-Arbeit an der Hochschule Luzern –        die Navigation in komplexen Innen­
                                                                                                                                       Foto: Hochschule Luzer n

bewährtesten Orientierungsmittel, der      Design & Kunst zur Aufgabe gestellt,         raumsituationen zu übertragen.
Karte, Kritik übt. Als ehemaligem Orien­   ein digitales Orientierungssystem für            Das Forschungsteam analysierte zu­
tierungsläufer ist ihm zwar der Umgang     Fussgänger zu entwickeln, das diese          nächst die Gewohnheiten und das Ver­
damit sehr vertraut, aber: «Sich anhand    Nachteile eliminiert. Dabei ist er auf       halten der Nutzer im Bahnhof Luzern.
einer stark abstrahierten Darstellung im   die Landmarken-Navigation gestossen.         Dazu gehörten neben der Raum-, Plan-                                      Besuchen Sie uns!
                                                                                                                                                                  Die Daten der Info-Veranstaltungen zu den Bachelor- und Master-Studiengängen finden Sie hier:
                                                                                                                                                                  www.hslu.ch/veranstaltungen
18 Hochschule Luzern 3 | 2013
Gebäude als System / Stockwerkeigentum

                                                          und Datenanalyse sowie Befragungen
                                                          und Beobachtungen auch eine Analyse                                                       Sanierungsstau                                                                           müssen die Eigentümer gemeinsam
                                                                                                                                                                                                                                             beschliessen. «Unterschiedliche Ansich­

                                                                                                                                                    vermeiden
                                                          der Blickbewegungen mittels Eye-Tra­                                                                                                                                               ten oder finanzielle Möglichkeiten füh­
                                                          cking. Versuchspersonen erhielten bei­                                                                                                                                             ren dabei leicht zu Konflikten, die Ent­
                                                          spielsweise die Aufgabe, von Gleis 7 aus                                                                                                                                           scheide stark verzögern können», sagt
            Gesundes essverhalten                         im Supermarkt eine Flasche Milch zu
                                                          besorgen und sich danach auf Gleis 10
                                                                                                                                                                                                                                             Mayer. Zudem fühlen sich Stockwerk­
                                                                                                                                                                                                                                             eigentümer schnell in ihren Freiräumen
                                                          einzufinden. Der Eyetracker zeichnete                                                     Gebäude mit Eigentumswohnungen sind tendenziell stärker                                  eingeschränkt. Überdies zeigen zentrale
            macht mit uns schule.                         auf, woran sich der Proband im Raum                                                       durch einen Sanierungsstau gefährdet. Forschende der                                     Dokumente, die Regelungen zu Unter­
                                                          orientierte, um seinen Weg zu finden.                                                                                                                                              halt und Erneuerung enthalten, häufig
                                                          So konnten die Forscher u.a. bestimmen,                                                   Hochschule Luzern untersuchen die Ursachen und entwickeln                                Mängel. «Begründungsurkunde und Kauf­
                                                          welche Landmarken im Bahnhof Luzern                                                       Werkzeuge, um diesen zu begegnen.                                                        vertrag sind oft zu fachsprachlich ver­
                                                          die wichtigsten sind.                                                                                                                                                              fasst, während Reglement und Hausord­
                                                              In einer zweiten Phase wurde mittels                                                                                                                                           nung zu vage formuliert sind und kaum
                                                          gestalterischer Experimente erforscht,                                                                                                                                             beachtet werden», sagt Stefan Bruni, Lei­
                                                          wie sich die Erkenntnisse in einer mobi­                                                           Die Schweiz galt lange als ein                                                  ter des Kompetenzzentrums Regional­
            Bei uns spielen unsere                        len Applikation umsetzen lassen. Aus                                                      Land von Mietern. Heute zeigt sich die                                                   ökonomie am Departement Wirtschaft,
            Gäste die Hauptrolle.                         den Design-Entwürfen resultierten di­                                                     Situation nicht mehr so eindeutig: Der                                                   das sich im Projekt primär mit rechtli­
            Alles andere ergibt sich                      verse Lösungsansätze für die Entwick­                                                     Anteil an Haushalten mit Wohneigen­                                                      chen und finanziellen Aspekten befasst.
                                                          lung von neuen Darstellungsmodellen                                                       tum ist seit der rechtlichen Anerkennung
            dann von selbst: höchste                      für die digitale Wegfindung. In einem pa­                                                 des Stockwerkeigentums im Jahr 1965                                                      Werkzeuge für die Praxis
            Qualität, bester Service,                     rallelen Prozess entwickelte Netcetera                                                    stetig gestiegen – von 28,5 Prozent im                                                   Das Forschungsteam erarbeitete Arbeits­
            frische Ideen und eine                        zusammen mit der SBB die Pilot-App                                                        Jahr 1970 auf 36,8 Prozent im Jahr 2010.                                                 instrumente für Verwaltungen, Eigen­
            fröhliche Atmosphäre.                         «Bahnhof Luzern», die sich auf die                                                        Heute ist Stockwerkeigentum, gemessen                                                    tümer und andere Akteure rund um das
                                                          Forschungs­arbeit der Hochschule Luzern                                                   an den erteilten Baubewilligungen für                                                    Stockwerkeigentum, die 2014 vorliegen
                                                          bezieht und einzelne Aspekte aufgreift.                                                   neue Wohnungen, sogar die beliebteste                                                    sollen. Diese umfassen u.a. eine Informa­
                                                          Sie enthält allerdings nicht nur Landmar­                                                 Eigentumsform.                                                                           tionsbroschüre zu Chancen und Risiken
                                                          ken, sondern auch Texte und Lagepläne                                                         Allerdings unterschätzen viele die                                                   im Stockwerkeigentum, Hilfsmittel für
                                                          – denn im Innenraum sind Landmarken                                                       Herausforderungen, die Stockwerkeigen­                                                   die Vorausschau von Erneuerungs- und
                                                          keine Patentlösung, wie die Forschung                                                     tum mit sich bringt. «Den Eigentümern                                                    Finanzbedarfen, architektonische Emp­
                                                          gezeigt hat. Stéphanie Joly, die das Pilot-                                               fehlt es oft an bautechnischen Kenntnis­                                                 fehlungen, ein kommentiertes Reglement
                                                          projekt seitens der SBB begleitet hat, er­                                                sen. Sie sind sich des Unterhalts- und       Notwendige Erneuerungsmassnahmen wer-       als Mustervorlage sowie einen Leitfaden
                                                          läutert: «Dem Ortskundigen reicht eine                                                    Sanierungsbedarfs und der damit verbun­      den bei Stockwerkeigentum oft verzögert.    zu Entscheidungsprozessen und Konflikt­
                                                          kurze Textinfo, wo sich ein Laden befin­                                                  denen Kosten, die über den Lebenszyklus                                                  bewältigung.
                                                          det. Ein Ortsunkundiger braucht hinge­                                                    eines Gebäudes entstehen, kaum bewusst       gefährdet, der ihren Wert langfristig           Neben dem interdisziplinären Exper­
                                                          gen detailliertere Hinweise und mehr Na­                                                  oder ignorieren diese zum Kaufzeit­          deutlich mindern kann.                      tenteam der Departemente Technik &
                                                          vigationshilfe. Ausserdem gibt es Leute,                                                  punkt», sagt Amelie Mayer vom Kompe­             Amelie Mayer leitet ein Forschungs­     Architektur, Wirtschaft sowie Soziale
            compass Group (schweiz) aG
                                                          denen es leichter fällt, sich über Bilder zu                                              tenzzentrum Typologie & Planung in           projekt der Kommission für Technologie      Arbeit beteiligen sich zahlreiche Vertre­
            Oberfeldstrasse 14
            ch-8302 Kloten                                orientieren, andere bevorzugen Karten.»                                                   Architektur (CCTP) des Departements          und Innovation des Bundes (KTI), das        ter aus Wirtschaft, Verwaltung und Ver­
                                                                                       Susanne Gmür                                                Technik & Architektur.                       zusammen mit Wirtschaftspartnern die        bänden an dem Projekt. Einer von ihnen
            tel.   +41 (0)43 557 11 11
                                                                                                                                                                                                 Faktoren untersucht, die Unterhalt und      ist Daniel Heimberg, Inhaber von Heim­
            Fax    +41 (0)43 557 11 16
                                                                                                                                                    Langzeitstrategien fehlen                    Sanierung bei Stockwerkeigentum er­         berg Immobilien in Fislisbach (AG). Er
                                                                                                         Foto: Keystone / A lessandro Della Valle

            www.scolarest.ch                               Was die Hochschule Luzern – Design                                                       Ausserdem erwarten sie von der Verwal­       schweren. Neben Eigentümern wurden          bringt seine langjährige Erfahrung ein,
            www.compass-group.ch                           & Kunst an Erkenntnissen erarbeitet                                                      tung, dass diese Erneuerungsmassnah­         dazu auch Experten aus verschiedensten      will sich mit einem Know-how-Gewinn
                                                           hat, dient als Grundlage, um dyna-                                                       men plant und initiiert – ohne dass dies     Disziplinen befragt, darunter Planung,      aber auch für die Zukunft rüsten: «Wir
                                                           mische Orientierungssysteme für un-                                                      im Pflichtenheft eindeutig definiert ist.    Realisierung, Erneuerung, Verwaltung,       erleben diese Problematik bereits heute
                                                           terschiedliche Gebäudekomplexe zu                                                        «Deshalb fehlt für viele Gebäude eine        Finanzierung und Recht.                     täglich. In ein paar Jahren wird sie aber
                                                           entwickeln. Unter blog.hslu.ch/dygos                                                     langfristige Erneuerungs- und Finanz­            Die Ergebnisse zeigen auch, dass die    noch um ein Vielfaches zunehmen, wenn
                                                           finden Sie weitere Informationen                                                         planung», sagt die Architektin. Die Folge:   Besitzverhältnisse die Situation erschwe­   die erste Generation von Bauten im Stock­
                                                           und Details zum Forschungsprojekt.                                                       Gebäude im Stockwerkeigentum sind            ren. Eingriffe in die gemeinsame Infra­     werkeigentum umfassend saniert wer­
                                                                                                                                                    tendenziell durch einen Sanierungsstau       struktur – etwa in Dach oder Fassade –      den muss.»                Simona Stalder

G7764_Inserat_HSLU_111125.indd 1         25.11.11 10:41
         20 Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                                                                     Hochschule Luzern 3 | 2013 21
Gebäude als System / Quartierentwicklung

Wohnangebot und                                                                              diesem Zweck darf es in einem Quartier
                                                                                             höherwertige Angebote geben, wenn

Image aufwerten
                                                                                             gleichzeitig erschwinglicher Wohnraum
                                                                                             erhalten bleibt», sagt Barsuglia.
                                                                                                 ImmoSol wird anhand des Solothur­
                                                                                             ner Brühlquartiers entwickelt und er­
                                                                                             probt. Hier liegt der Ausländeranteil mit
Experten der Hochschule Luzern erarbeiten am Beispiel                                        fast 34 Prozent rund 10 Prozent über dem
Solothurn ein neues Modell zur Quartierentwicklung. Dieses                                   städtischen Durchschnitt. «Sprachliche
                                                                                             Barrieren erschwerten vermehrt den
stellt nicht nur soziokulturelle und planerische Aspekte ins                                 Schulbetrieb und die Elternarbeit, immer
Zentrum, sondern vor allem bauliche Qualitäten. Über den                                     mehr einheimische Familien zogen weg»,
                                                                                             sagt Daniel Laubscher, Leiter der solo­
Immobilienmarkt soll so eine gute Durchmischung erfolgen.                                    thurnischen Stadtplanung. Schliesslich
                                                                                             beauftragte man die Hochschule Luzern
                                                                                             mit der Entwicklung des Quartiers.
                                                                                                 Neben klassischen Quartierentwick­
                                                                                             lungsmassnahmen, etwa der Einrichtung
        Lage, Grösse, Grundriss, Ausstat­     und den qualitativen Mix der Wohn­             einer städtischen Quartierarbeitsstelle
tung und Umfeld – die Ansprüche ans           angebote ins Zentrum. «Durch die bau­          vor Ort, analysierten Experten die markt­
eigene Heim sind vielfältig und wandeln       liche Aufwertung eines Quartiers wollen        relevanten Vor- und Nachteile des Quar­
sich. Sie werden nicht nur durch das so­      wir seine Attraktivität für bestimmte          tiers. «Das Brühlquartier weist einige Vor­
ziale Milieu und die Lebensphase der          Zielgruppen wiederherstellen und so über       züge auf, die durchaus gefragt sind. Es ist
Haushalte geprägt, sondern auch durch         den Immobilienmarkt die gewünschte             schön gelegen, stark durchgrünt und ver­
gesellschaftliche und bauliche Trends.        soziale Durchmischung erreichen», sagt
Werden Immobilien nicht unterhalten           Thomas Steiner von der Hochschule
und modernisiert, verlieren sie an At­        Luzern – Soziale Arbeit. Als Leiter des         Veränderung beginnt im Kopf
traktivität und an Wert. Verkaufs- oder       Projekts hat er das Modell gemeinsam mit        Quartiere mit veralteter Bausubstanz
                                              Architektinnen und Immobilienexper­             haben oft ein negatives Image, das
   «Es gilt, die Attraktivität                tinnen der Departemente Technik &               Zuzüger und Investoren abhält. Ein                        «Unser Quartier, eine andere Perspektive!»: Ergebnisse eines Fotowettbewerbs der Quartierarbeitsstelle geben Einblick ins Brühlquartier.
                                              Architektur sowie Wirtschaft entwickelt.        Quartierbranding soll dieses von in-
     eines Quartiers für
                                                                                              nen heraus nachhaltig verändern.
   bestimmte Zielgruppen                      Langfristiger Werterhalt                        Ausgehend von den Stärken, Poten-                         kehrstechnisch gut erschlossen», sagt            tige Entwicklung ab. «Im Brühlquartier           meinsam mit einem Planungsbüro wird
    wiederherzustellen.»                      ImmoSol macht die Immobilieneigentü­            zialen und dem Selbstverständnis                          Ulrike Sturm vom Departement Technik             sind sich alle einig, dass das Quartier bunt     diese bis 2014 in einen Masterplan über­
  Thomas Steiner, Hochschule Luzern           mer zu zentralen Akteuren in der Quar­          des Quartiers, entwickeln die Bewoh-                      & Architektur der Hochschule Luzern.             bleiben soll. Zuzüger sollen kulturell in­       führt. Dieser soll auch bauliche Eingriffe
                                              tierentwicklung. «Aufgrund der Eigen­           ner und Nutzer eine authentische                          Handlungsbedarf zeigte sich hingegen             teressiert und offen sein», sagt Thomas          umfassen und Platz für neue Bau- und
Mieterlöse sinken im Vergleich zum Ge­        tumsgarantie können sie relativ autonom         «Marke» für ihr Quartier – etwa in                        etwa bei der Bausubstanz der bis zu              Steiner. Um die soziale Durchmischung            Wohnformen lassen. So könnten die Ein­
samtmarkt. So entsteht zwar günstiger         über ihre Liegenschaften entscheiden. Es        Form eines Logos oder Slogans –, an                       70 -jährigen Gebäude und dem Image des                                                            familienhäuser im Quartier etwa «wach­
Wohnraum, der auch für sozial schwä­          ist deshalb wichtig, dass sie ein Projekt       der sich künftige Projekte orientie-                      Quartiers. «Dieses belastet die Bewohner              «Es darf höherwertige                       senden Häusern» Platz machen, die sich
cher gestellte Personen erschwinglich ist.    mittragen und bereit sind, bauliche Mass­       ren. Konkrete kommunikative, bauli-                       und schreckt Zuzüger ab. Es zu verän­                                                             an die sich verändernden Bedürfnisse der
                                                                                                                                                                                                              Angebote geben, wenn
Aufgrund des geringen Mietertrags wer­        nahmen umzusetzen und zu finanzie­              che und soziokulturelle Massnahmen                        dern, ist ein wichtiges Ziel des Projekts»,                                                       Bewohner anpassen lassen. Den Master­
den die Liegenschaften jedoch noch we­        ren», sagt Myriam Barsuglia vom Depar­          machen die Marke und die Qualitä-                         sagt Thomas Steiner.
                                                                                                                                                                                                              günstiger Wohnraum                          plan will die Stadt Solothurn ab 2014 ge­
niger unterhalten. Ihr Erscheinungsbild       tement Wirtschaft. Die öffentliche Hand         ten des Quartiers sicht- und erlebbar.
                                                                                                                                                                                                                 erhalten bleibt.»                        meinsam mit interessierten Eigentümern
verschlechtert sich zusehends, und damit      könne hierfür gezielte planerische oder         Ein Quartierbranding ist ein wichti-                      Das Image von innen verändern                      Myriam Barsuglia, Hochschule Luzern            umsetzen. Zudem will die Stadt die Im­
auch das Image eines Quartiers.               finanzielle Anreize schaffen. Zudem wür­        ger Bestandteil einer ganzheitlichen                      Nach dieser Analyse wurden Bewohner,                                                              pulse nutzen, die von dem Projekt ausge­
    In diesem Spannungsfeld setzt Immo­       den die Eigentümer mit einem langfris-          Quartierentwicklung. Die Methode                          Eigentümer sowie Vertreter von Politik           zu verbessern, sollen Wohnangebote               hen. Stadtplaner Daniel Laubscher: «Wir
Sol an, ein innovatives Vorgehensmodell       tigen Werterhalt ihrer Liegenschaften           stammt ursprünglich aus den Nie-                          und Behörden zu einem «Quartierbran­             geschaffen werden, die mittelständische,         haben gelernt, dass man ein Quartier
zur Quartierentwicklung. Diese konzen­        belohnt. Ein Werterhalt, der sozial nach­       derlanden, die Hochschule Luzern                          ding» eingeladen (siehe Box). Dort entwi­        bildungsnahe Personen ansprechen.                nicht isoliert betrachten kann. Deshalb
trierte sich bisher vor allem auf soziokul­   haltig erreicht werden soll: «Unser Ziel ist    hat sie im Rahmen von ImmoSol                             ckelten die Teilnehmer ein gemeinsames               Derzeit erarbeitet das Projektteam           möchten wir ein übergeordnetes Stadt­
                                                                                                                                           Fotos: zVg

turelle und planerische Aspekte. Immo­        es, verschiedene Alters-, Einkommens-           aufgegriffen und weiterentwickelt.                        Verständnis für die Identität des Quartiers      eine Strategie, mit der die gewünschte           entwicklungskonzept für ganz Solothurn
Sol stellt hingegen bauliche Qualitäten       und Bildungsschichten zu erreichen. Zu                                                                    und leiteten daraus die angestrebte künf­        Entwicklung realisiert werden soll. Ge­          entwickeln.»              Simona Stalder

22 Hochschule Luzern 3 | 2013                                                                                                                                                                                                                                             Hochschule Luzern 3 | 2013 23
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