Arbeit und Beruf(sorientierung) - Schwerpunkt: Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt - Kreisjugendring München ...
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Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt 2 7 . Ja h r ga n g | Aus ga b e 4 | S e p te m b e r 2 0 2 1 Schwerpunkt: Arbeit und Beruf(sorientierung) www.kjr-m.de ■ 500 junge Musikfans feierten am Königsplatz ■ Menschen sind nicht gleich, aber ihre Rechte ■ Your place to be
Inhalt d as wa r da s kommt OBEN OHNE Hybrid Air 2021 24 Gruppen bei 24 Jahre Vokal Total 5 500 junge Musikfans feierten am Königsplatz 23 A-Cappella-Optimismus Come In, Freizeittreff Freimann, KJT Schäwie und U18-Bundestagswahl in München KT Bogenhausen 24 Wie würden Kinder und Jugendliche wählen? 6 Vier Freizeitstätten-Jubiläen BNE-Fachtag zur Klimagerechtigkeit in der 75 Jahre KJR aus Sicht der Kommunalpolitik Kinder- und Jugendarbeit 10 Beharrlich, parteiisch, unbequem – und immer 24 Eingang Zukunft zum Wohle von Kindern und Jugendlichen Biografie-Arbeit mit jungen Erwachsenen 14 Dem eigenen Leben auf der Spur Sommer.dok 17 Your place to be! Aktionswoche Zero Waste im KJR 18 Voller Erfolg mit leeren Mülltonnen 3 kurz & knapp / 35 Termine / 34 Impressum / 36 zum Schluss Schwerpunkt: Arbeit und Beruf (sorientierung) Für Jugendliche ist die Frage „Was will ich werden“ von zentraler Bedeutung. Das Problem hierbei ist, dass sich die Palette von möglichen Berufen und Studiengängen enorm ausgeweitet hat. Man kann dabei leicht den Überblick verlieren – Hilfe, respekti- ve Beratung, tut not. Diese ist nicht zuletzt während der Zeit der Pandemie essentiell. Es geht nicht nur darum, was man werden will, sondern auch darum, inwieweit ich dabei meine Rech- te und Pflichten kenne. Ausbildung, Arbeit und Orientie- rung sind also untrennbar miteinander verbunden, was die aktuelle Ausgabe des K3 zeigt. Ab Seite 25 2 | 04 | 2021
kurz & knapp Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt Das Magazin des Kreisjugendring München-Stadt 22 . JA H R GA NG | AUSGA B E 4 | JULI 2 0 1 9 22 . JA H R GA NG | AUSGA B E 5 | SEP TEM B ER 2 0 1 9 Schwerpunkt: Schwerpunkt: Entwicklungsaufgaben www.kjr-m.de www.kjr-m.de Aufwachsen unter Druck n 30 Jahre und ein Abschied n „So soll es sein!“ n Die Sprache der Kunst Neuer Vorstand für den KJR | Roger Rekless im Mooskito | „Unsere Stimme hat Gewicht“ Leser*innen-Befragung 2017 wurde unser Magazin K3 zuletzt überarbeitet und erscheint seitdem mit neuem Layout. Nun wollen wir von Ihnen als – langjäh- rige oder auch neue – Leserinnen und Leser wissen, wie Ihnen der K3 gefällt. Wie finden Sie die einzelnen Rubriken? Welche Themen inte- ressieren Sie besonders? Wie ist Ihre Leseerfahrung? Wir haben einen Online-Fragebogen vorbereitet und freuen uns über rege Beteiligung! www.kjr-m.de/k3-umfrage Mosaik Virtuelle Messe Jugendpreis 2022 Moosach ist bunt Am 16. Juli fand die erste virtuelle „Job- und Jedes Jahr am 21. März, dem internationalen „Wir halten zusammen. Moosach ist bunt!“ Ausbildungsmesse Erziehungsberufe 2021“ Tag gegen Rassismus, verleihen die Städ- heißt der Filmclip von Mitgliedern des Be- statt. Neben den großen Trägern wie LH Mün- te München und Nürnberg gemeinsam den zirksausschuss 10 Moosach in Erinnerung chen, AWO etc. nahm auch der KJR teil. Die „Mosaik Jugendpreis – mit Vielfalt gegen an das rassistische, rechtsextreme Attentat Zusage zur Teilnahme kam recht kurzfristig, Rassismus“. Der Preis wurde 2015 im Gedenken am Olympia-Einkaufszentrum, das sich am doch mit großartiger Unterstützung vom an die bayerischen Opfer der rechtsextremen 22. Juli 2021 zum 5. Mal jährte. Der Clip sen- Referat Öffentlichkeitsarbeit konnten wir terroristischen Vereinigung „Nationalsozi- det ein klares politisches Signal für Vielfalt eine tolle Ausstellungsplattform gestalten. alistischer Untergrund“ ins Leben gerufen. und Zusammenhalt gegen jede Form von Men- Innerhalb kurzer Zeit wurde ein gelungener Ausgezeichnet werden von Jugendlichen und schenfeindlichkeit und Rechtsextremismus: Kita-Imagefilm gedreht. Viele schöne Fo- jungen Erwachsenen (bis 25 Jahre) initiierte An die Angehörigen und Überlebenden, nach tos zeigten eindrucksvoll die Lebendigkeit Projekte, die sich gegen Alltags-Rassismus Moosach, aber auch in die Stadt München unserer Kitas und die tolle Arbeit, die von und für ein respektvolles Miteinander aller hinein. Die überwältigende Bereitschaft aus den pädagogischen Fachkräften täglich ge- Menschen in der Stadt sowie für Begegnung allen Teilen der Moosacher Bevölkerung, an leistet wird. Etwa 300 virtuelle Messegäste und den interkulturellen Dialog stark machen. diesem Appell mitzuwirken und ein Zeichen besuchten unseren Stand. Leider wurde das Auch wenn viele bereits begonnene Projekte zu setzen, ist ein starkes Signal, das Mut Zoom-Angebot zum ersten Kennenlernen unterbrochen werden mussten und die ge- macht. „Wir halten zusammen. Moosach ist nicht genutzt, vereinzelt gab es Chat-An- meinsame Arbeit in Schulen, Vereinen oder bunt!“ ist auf YouTube unter www.youtube. fragen, die wir gleich beantworteten. Sehr dem privaten Freundeskreis extrem erschwert com/watch?v=FhGjrru-to0 zu sehen, mit spannend ist so eine Messe – und wir freuen ist, sind viele neue und einfallsreiche Projekte dem Icon „Untertitel“ auch in den Sprachen uns nun auf viele neue Bewerbungen! entstanden. Bewerbungen um das Preisgeld Türkisch, Albanisch und Englisch. Für die von 9000 Euro sind noch bis zum 24. Okto- Übersetzungen herzlichen Dank an Ismail Sa- ber möglich. Weitere Informationen unter hin, Mensch zu Mensch e.V. und John Harper. www.muenchen.de/mosaik-jugendpreis. | 04 | 2021 3
kurz & knapp ht! rec rst zt e Jet Foto: Julian Schulz München Sozial – auch für Kinder und Jugendliche Unter dem Motto „Wir halten die Stadt zusammen – jetzt erst recht!“ Raum für Schüler*innen rückt das Bündnis München Sozial, dem auch der KJR angehört, Men- schen ins Rampenlicht, die während der anhaltenden Corona-Krise Was lange währt, wird endlich gut! Gute zehn Jahre hat es von der leicht vergessen werden. Gemeinsam mit Münchner Trichter und ersten Idee bis zur Realisierung gedauert. Am 15. Juli wurde nun das Fachforum Freizeitstätten – ebenfalls Mitglieder des Bündnisses – hat Münchner Haus der Schüler*innen (MHDS) offiziell von OB Dieter Reiter der KJR eine Bestandsaufnahme aus Sicht der Offenen Kinder- und eröffnet. In seiner Rede verwies er auf den mühevollen Weg, den dieses Jugendarbeit verfasst. Im Feld der OKJA ist man sich einig: Jungen besondere Projekt gehen musste, das er selbst bereits 2014 auf seine Menschen fehlt seit über einem Jahr etwas ganz Elementares in ihrer Agenda als neuer Oberbürgermeister gesetzt hatte. Jetzt bietet das Entwicklung: der Austausch mit Gleichaltrigen, die Abnabelung vom MHDS mitten in der Stadt einen besonderen Raum für Schüler*innen Elternhaus, das Sich-Ausprobieren. Die Pandemiepolitik der nächsten und ihre Ideen. Alle Infos zum Münchner Haus der Schüler*innen unter Monate wird sich daran messen lassen müssen, ob sie ihr Augenmerk https://hausderschueler.de endlich auch auf junge Menschen richtet und ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Die ausführliche Pressemeldung des Bündnisses ist nachzu- lesen unter www.wir-sind-die-zukunft.net KJR-Wandplaner 2021/2022 erhältlich Auch in diesem Jahr gibt es wieder den praktischen Wandplaner des Kreisjugendring München-Stadt. Mit Hinweisen auf wichtige Termine der Jugendarbeit sowie viel Platz für eigene Eintragungen, führt der Kalender mit Überblick durchs Jahr. Der Kalender reicht von September 2021 bis Dezember 2022 und hat im Format A1 auch die richtige Größe alles im Blick zu haben. Kostenlose Bestellungen an info@kjr-m.de (nur so lange der Vorrat reicht) Matschmonster GUT DRAUF Am 8. August gab es im Quetschwerk Mühlhäuser in Haar bei nass-kal- tem Wetter eine dreckige Familiengaudi. Etwa 650 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren verwandelten sich durch einen Hindernislauf beim „XLETIX Kids“-Event in Matschmonster. Als Partner von GUT DRAUF war der KJR mit der Oase Neuhausen (Abenteuer-Spiel-Platz und Jugendtreff) und dem SBZ Fideliopark vertreten. Maria, Lisa und Sus- anne boten Entspannung vor und nach dem aufregenden Ereignis an. 4 | 04 | 2021
mm d adsa skowa r t OBEN OHNE Hybrid Air 2021 500 junge Musikfans feierten am Königsplatz Nach den zahlreichen Lockdowns konnten am 24. Juli junge Musik-Fans auf dem OBEN OHNE Hybrid Air den Sommer genießen – wenn auch unter strengen Hygieneauflagen … 500 Jugendliche freuten sich über ange- sagte Acts, sommerliche Temperaturen mit über 30 Grad und das lang ersehnte Festi- Gewohnt: Die OBEN-OHNE-Bühne, hier beim Auftritt von Cloutboi Juli valfeeling. Der Andrang auf die Tickets war & Pink Stan aus München groß gewesen und das Open-Air-Festival der Kreisjugendringe München-Stadt und Mün- der Band konnten die Festival-Gäste einen weniger Minuten mussten die Veranstalter chen-Land innerhalb von sieben (!) Sekunden sanften Auftakt genießen. Weiter ging es mit den Königsplatz räumen und die Musik ab- ausverkauft. Cloutboi Juli & Pink Stan, die mit etlichen brechen. Die jungen Fans zogen enttäuscht, In den Fanspots hatten Gruppen aus jeweils Gästen eine energiegeladene Show mit viel aber auch sehr diszipliniert vom Platz, nicht zehn Freundinnen und Freunden gemeinsam Comedy und sympathischen Ansagen boten. ohne sich zu vergewissern, dass es auch im Spaß an der Live-Performance. Die Fanspots Mit einfachen Mitteln, einem Keyboard, nächsten Jahr wieder ein OBEN OHNE geben wurden von den jungen Gästen teilweise Gesang und Gitarre versprühten Emotional soll. Auch für Jeremias und die Headlinerin sehr kreativ eingerichtet und so hatte jede Club und Kadie ein „Gute-Laune-Gefühl“, das Lari Luke war die Enttäuschung groß, sie 10er-Gruppe ihren persönlichen exklusiven sich auf dem ganzen Königsplatz verbreitete. hatten sich nach langer Zeit der Abstinenz Spot auf dem Königsplatz. Gegen Nachmittag startete Rote Mütze Raphi wieder auf einen Live-Auftritt gefreut. Bleibt zu sagen, dass das Konzept der Ver- anstalter vom Publikum hervorragend und sehr verständnisvoll aufgenommen wurde und trotzdem alle der Wunsch eint: Die Kultur muss wieder zurück unter die Menschen! „Wir freuen uns sehr, dass wir das OBEN OHNE Hybrid Air in diesem Jahr gewagt haben – anders als sonst, aber eine weitere Bestäti- gung, dass Jugendkulturarbeit auch in Zeiten der Pandemie nicht vergessen werden darf“, sagte die Festivalleiterin Michaela Herrmann vom KJR München-Stadt am Samstagabend. „Die glücklichen Gesichter von 500 Gästen sowie den jungen Bands, bevor uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, bleiben auch den vielen Ehrenamtlichen in Erinnerung, die jedes Jahr mithelfen.“ Ohne diese Crew könnte das Festival zu dem niedrigen Eintrittspreis nicht stattfinden. Ungewohnt: Auf dem Platz durfte nur in abgegrenzten Fanspots gefeiert wer- Und auch das Publikum muss gelobt werden: den. Das taten die Festival-Fans auch ausgiebig, solange es trocken war Es war ein friedliches Festival und alle haben ihr Möglichstes getan, um die Hygienemaß- Auch die über 100 Besucherinnen und ihren Auftritt und riss die Musik-Fans mit nahmen einzuhalten. Besucher der Streaming Spots hatten Spaß. ihren Rap-Lines mit. Nach dem Festival ist vor dem Festival Sie konnten dem Geschehen per Live-Stream Auch Rikas machten ordentlich Stimmung. und so steigt das Team Junge Kultur des KJR folgen und hatten ihre eigene Festivalstim- Mit ihrem Hit „Tortellini Tuesday“ begeis- München-Stadt gleich nach der Sommerpause mung in den sieben Locations in der Stadt terten sie die Fans. Badchieff brachte eine in die Planungen für 2022 ein. und im Landkreis. bombastische Show auf die Bühne und die Den Start machte um 13 Uhr das Duo twi- Festivalstimmung war deutlich zu spüren. Isabel Berghofer-Thomas, ceasmad. Mit den melancholischen Songs Doch dann kam das Gewitter! Innerhalb Team Junge Kultur, KJR | 04 | 2021 5
mm d adsa skowa r t 20 Jahre Come In „Wir wertschätzen das extrem!“ Am Samstag, den 10. Juli 2021 wurde am Rudolf-Vogel- Anschließend sprach Kurt Damaschke vom Bezirksausschuss 16 Ramersdorf-Perlach, der Bogen das 20-jährige Bestehen des Kinder- und Jugendtreffs das Come In seit Langem kennt und wohl- Come In gefeiert – mit einem richtigen Fest! wollend begleitet. Ein solcher Ort für Kinder und Jugendliche sei „wirklich wertvoll und wichtig“. Die Freizeitstätte sei früher auch gut untergebracht gewesen, „das Einzige, was fehlte, war Freiraum“. Und den gibt es nun – mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten! Auf dem Soccer- und Basketballplatz sowie an der Calisthenics-Anlage tobten sich die jüngeren Festgäste aus, und die große Freifläche vor dem Haus diente als Tanzfläche für das auf die Reden folgende Programm-Highlight: Die Tänzer MJ und Rawcity begeisterten das Publikum mit ihrer Beweglichkeit, Kreati- vität und Ausdauer. Beide sind ehemalige Besucher des Come In und Mitglieder der Tanzgruppe X-Crew, die im Come In mehrere Rawcity (li.) und MJ haben früher mit ihrer Tanzgruppe X-Crew im Come In trainiert Jahre lang trainiert hat, und sie fühlen sich der Einrichtung immer noch eng verbunden. Eigentlich hätte man sogar zum 50-Jäh- trockenem Wetter mit strahlendem Sonnen- So sprangen sie kurzerhand für die ursprüng- rigen der Neuperlacher Freizeitstätte einla- schein konnte auf dem Gelände mit 100 Per- lich vorgesehenen Tanzgruppen, die im Trai- den können, denn die Vorgängereinrichtung sonen gefeiert werden. Im Haus hätten unter ningsrückstand waren, ein. Und bekräftigten des Come In, das „Freizeitforum Neuperlach“, Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen mit einer kleinen Ansprache, wie wichtig war bereits 1971 – ebenfalls in Trägerschaft maximal 50 Personen Platz gefunden. ihnen die Einrichtung war und heute noch des KJR – eröffnet worden. Es befand sich Um dem Wetterglück etwas in der Albert-Schweitzer-Straße in zwei nachzuhelfen, war von vorn- Stockwerken eines Bürogebäudes. Nach der herein ein Termin im Hoch- Kündigung sollte auf Wunsch des Stadtju- sommer gewählt worden, so gendamts ein Neubau am Rudolf-Vogel-Bogen war die Chance am größten, entstehen, da es in dieser Gegend noch keine dass ein richtiges FEST statt- Kinder- und Jugendeinrichtung gab. Während finden konnte. Und der Plan der Bauphase konnten sich die Kinder und ging auf … Jugendlichen in Containern auf der Grünflä- Das Programm für Kinder und che an der Helmut-Käutner-Straße treffen Jugendliche startete bereits und am 14. März 2001 wurde schließlich der ab 14 Uhr mit Riesenkicker, neue Kinder- und Jugendtreff Freizeitforum Rolli-Parcours, Slackline, Jo- Come In eröffnet. Zum 10-jährigen Beste- nglage sowie weiteren Kreativ- hen am neuen Ort wurde er in Kinder- und und Spielaktionen. Auch die Als Geschenk des Vorstands hat Jana Wulf (2. v. links) Jugendtreff Come In umbenannt. Tombola hatte es den Gästen dem Come-In-Team ein großes Paket mitgebracht: eine Ein großes Geschenk zum 20-Jährigen angetan, denn jedes zweite Los Hängematte mit Gestell! war bereits das Jubiläumsfest selbst: dank war ein Gewinn. Beim offiziellen Teil standen gleich drei ist – zusammengefasst: „Wir wertschätzen Festreden auf dem Programm: Als Erste das Come In extrem!“ überbrachte Stadträtin Julia Schönfeld-Knor Auch wenn ohne die Einlassbeschränkung im Namen von Oberbürgermeister Dieter sicher noch weitaus mehr Gäste gekom- Reiter Dank und Glückwünsche der Stadt men wären, zeigte sich Einrichtungsleiterin und betonte die große Bedeutung des Come Andrea Venitz glücklich über die gelungene In für den Stadtteil. Beeindruckt zeigte sie Feier: „Ich habe ich mich riesig gefreut, ehe- sich auch vom Engagement der Jugendlichen malige Jugendliche, aktuelle Besucherinnen gegen Diskriminierung. und Besucher, Kolleginnen und Kollegen Für den KJR-Vorstand gratulierte Jana und einfach eine Menge Leute aus dem Wulf, sie stellte die vielfältigen Angebote Stadtteil zu treffen. Wunderbar, dass Kinder der Einrichtung vor und dankte nicht nur und Jugendliche bei unseren Aktionen sehr Andrea Venitz und ihrem Team, sondern auch viel Spaß hatten! Es fühlte sich ‘fast wieder Die Teenies aus dem Come In hatten allen Kindern und Jugendlichen: „Ihr seid normal‘ an.“ großes Interesse am Rolli-Parcours der die Zukunft und wir freuen uns, wenn Ihr KJR-Fachstelle für Inklusion das Come In genießt und mit Leben füllt!“ Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR 6 | 04 | 2021
mm d adsa skowa r t 40 Jahre Freizeittreff Freimann Hier kann ich feiern Im Juli feierte der Freizeittreff Freimann sein 40-jähriges Bestehen. Die offizielle Feier war jedoch nur ein Baustein einer ganzen Feier-Reihe und vieler Jubiläums-Aktionen „So viel war ja schon lang nicht mehr los!“, Nacht“ als Jubiläumsfeier für Jugendliche mit entfährt es Sylvia Ober, als sich das große Trampolin-Bungee als Highlight an. Foyer im Freizeittreff Freimann füllt. Da sind gerade mal 30 Gäste eingetroffen, doch Ronald Reagan, FC Bayern, in Corona-Zeiten ist das schon viel. Sie sind Freizeittreff Freimann gekommen, um an diesem 16. Juli das 40. Jubiläum des Freizeittreffs zu feiern. Ober Jetzt, beim offiziellen Festakt, begrüßt und ihre Team-Kolleginnen und -Kollegen Michaela Mösl die inzwischen 40 Gäste im empfangen die geladenen Gäste mit einem Saal und erinnert an die bedeutendsten Begrüßungsgetränk und lotsen sie zu den Ereignisse der frühen 80er Jahre, der Zeit Sylvia Ober gratuliert der 13-jährigen von Kindern und Jugendlichen gestalteten von Ronald Reagan und Helmut Schmidt: Nicole zum ersten Preis des Geburtstags- Geburtstagskarten. Hier dürfen Punkte ver- der Sieg von Johnny Logan beim Eurovision karten-Malwettbewerbs teilt werden – so soll später beste Vorschlag Song Contest, der siebte Meistertitel des FC gekürt werden. er „jahrelang gar nicht wusste, dass er einen Dass keine Feier in großem Rahmen mög- Vornamen hat!“. lich sein würde, ahnte das Team um Leiterin Für den KJR gratuliert Vorsitzende Judith Michaela Mösl schon zu Beginn des Jahres. Greil und beschreibt, was das Motto des Deshalb wurde mit vielen kleinen Aktionen Freizeittreff Freimann, „Hier kann ich sein“, schon seit April gefeiert, teils online oder praktisch bedeutet: Hier sein mit dreckigen per „click & collect“: Da gab es etwa die Fingern beim Pflanzen von Gemüse im Gar- Geburtstagstüte zum Abholen mit Malbuch ten, dabei sein, wenn mit Bockerln der auch mit Freizi-Motiven oder Tassenkuchen-Back- als Müllberg bekannte Fröttmaninger Berg mischungen. Auf Instagram erzählten die hinabgesaust wird oder hungrig sein auf der animierte Discokugel, der Basketballkorb Ferienfahrt in Berlin und nachts um zwei Uhr, oder der Billardtisch von ihren Erlebnissen wenn man auf eigene Faust zum Schnellim- und das „Freizi-Quiz“ lud online zum Rätseln biss am Hauptbahnhof fährt, von der Berliner ein. „Freizi“, so nennen die Kinder und Ju- Polizei aufgegriffen werden. Als Geschenk des gendlichen den Freizeittreff Freimann. Vorstandes hat Greil einen Zuschuss zu einem Ende Juni feierten die Kinder mit Basteln, Go-Cart dabei, den sich das Freizi wünscht. Der 17-jährige Shuaib bedankt sich beim Dosenwerfen, Sackhüpfen und Glücksrad Von den Besucherinnen und Besuchern Freizi-Team für die Unterstützung beim „ihr“ Jubiläum, Ende Juli steht die „Lange Quali, im Hintergrund Leiterin Michaela können nur wenige dabei sein, sie sind durch Mösl einige Mitglieder des Jugendrats vertreten. Der 17-jährige Shuaib zum Beispiel, der „dem Bayern und die Eröffnung des Freizeittreff Freizi-Team für die große Unterstützung“ Freimann 1981. Dass die beiden letzteren 25 beim Lernen dankt: Als letztes Jahr kurz vor Jahre später quasi Nachbarn werden sollten den Prüfungen sein Laptop streikte, durfte – die Allianz Arena ist nur einen Steinwurf er kurzerhand mehrere Tage lang samt Leih- entfernt – ahnte damals niemand. Laptop im Freizeittreff lernen, Bewerbung- Dann kommt Feierstimmung auf, unter scoaching inklusive. „Danke – ich hab beide Applaus wird die fünfstöckige „Geburts- Schulabschlüsse geschafft“, sagt er glück- tagstorte“ hereingefahren. Sie besteht aus lich. Zum Jugendrat gehört seit zwei Jahren lauter Cupcakes, die Auswahl reicht von Blau- auch die 13-jährige Nicole. Sie spricht dem beer-Frischkäse über Kokos-Baiser bis hin Team „einen Riesendank“ aus, etwa für den zur glutenfreien Schoko-Himbeer-Variante. tollen Action Day am Poschinger Weiher und Stadtrat Rudolf Schabl gratuliert im Na- wünscht „Alles Gute zum 40. Geburtstag!“. men der Stadt, berichtet von anfänglichen Das hat sie vorab auch schriftlich getan und Bedenken im Viertel wegen der Rockergangs einen Entwurf zum Geburtstagskarten-Mal- im Freizeittreff und von der Freizi-Theater- wettbewerb eingereicht. Und dem haben die gruppe „Die Müllberger“, die in ganz Deutsch- Gäste heute die meisten Punkte gegeben – so land auftraten. Und er erzählt Anekdoten kann sie gleich auch die Glückwünsche für aus der Zeit des im Publikum anwesenden, ihren ersten Preis entgegennehmen. Die fünfstöckige Geburtstagstorte – langjährigen Leiters Ronald Aster, der stets coronokonform aus einzelnen Cupcakes nur „der Aster“ genannt wurde und von dem Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR | 04 | 2021 7
mm d adsa skowa r t Schäwie-Jubiläumswoche Jubiläum ade? Trotzdem feiern! Bereits 2020 starteten die Vorbereitungen zum Jubiläumfest „20 Jahre Jugendarbeit Obermenzing – 10 Jahre Festbau Kindergarten“: erste Ideen entwickeln, Zoom-Meeting mit dem Referat Öffentlichkeitsarbeit, Tagesplanung ... ein lautes Fest mit Spielen an den Hattrick- und Fin- gerfußball-Stationen oder im Innenhof mit einer Bas- ketball Challenge. Am Dienstag, den 27. Juli folgten der Einladung ca. 25 Besucher*innen der ersten Generation. Sie hatten sehr viel Spaß an den alten Fotos und tauschen Erinnerungen aus der Bauwagenzeit und dem Einzug in den Festbau aus. Sogar das ehemalige Leitungsteam mit Alex, Lu und Kathi kam zur Feier. In der Schäwie war ein Bauwa- gen dekoriert, es gab einen Grafitti-Raum und sogar coronakonforme Verpfle- gung. Mit einer VIP-Karte Aktuelle und ehemalige Besucher*innen der „Schäwie“ feierten den 20. Geburtstag des Jugendtreffs durften sogar die Innenräu- me – ebensfalls coronakon- Das Jubiläumsfest für 20 Jahre Kinder- und mit den aktuellen Besucher*innen und ein form – besucht werden, die meisten Aktionen Jugendtreff und 10 Jahre Kindergarten Schä- Fest für die Ehemaligen. Die Proben und die fanden allerdings draußen statt. ferwiese hatte schon einen festen Platz im Verfilmung der Geschichte der Schäferwiese Die Besucher*innen freuten sich über die KJR-Kalender 2021. Leider wurde es mitten mit den Vorschulkindern aus dem Kindergar- Einrichtungsgeschenke der Geschäftsleitung in den letzten Aufgaben – Pressemappe, The- ten wurde weiter geplant und durchgeführt. und des Vorstands – eine LED-Lichtanlage, aterstück, Vorbestellung von Spielen, Essen Am Donnerstag, den 22. Juli waren die ein Ersatznetz für die Torwand und das Team und Getränken – wegen Corona abgesagt. Tagesheim-Mädchen* zum Mädchen*fest freute sich über einen USB-Stick. Nach einer Woche voller Überlegungen gab mit Schmink- und Tanzparty eingeladen. es einen neuen Plan für den Jugendtreff: eine Am Freitag feierten dann etwa 30 Besu- Elke Fassbender, Peter Hein, Feier ohne den Kindergarten und dafür drei cher*innen der aktuellen Generation mit KJT Schäferwiese, KJR kleinere Feste, ein Mädchen*fest, ein Fest ihren mittlerweile erwachsenen Vorgängern Die Tagesheim-Mädchen* feierten mit einer Schmink- und Jugendliche studieren die Ausstellung der Bilder aus 20 Jahren Tanzparty Jugendtreff 8 | 04 | 2021
mm d adsa skowa r t Kindertreff Bogenhausen feiert Geburtstag Drei Wünsche zum Sechzigsten Da in Pandemiezeiten nichts sicher ist, gestaltete sich auch die Fest-Planung zum 60. Geburts- tag des Kindertreffs Bogenhausen nicht ganz einfach. Was würde möglich sein am 23. Juli, dem für die Jubiläumsfeier ausgewählten Termin? und Jugendliche von 10 bis 21 Jahren das Freizeitheim jeweils in einem getrennten Nachmittags- und Abendbetrieb. Über die Jahre erfuhr die Einrichtung im- mer wieder Konzeptveränderungen, die sich stets am Bedarf im Stadtteil orientierten. Als Reaktion auf den Mangel an Kindergarten- plätzen wurden in den 70ern am Vormittag Vorschulkinder betreut. 1995 entstand der Offene Kindertreff für 6- bis 12-Jährige in der heutigen Form. Eine zunächst offene Schulan- schlussgruppe, die 2003 zur Mittagbetreuung für fest angemeldete Grundschulkinder wurde, ergänzt den offenen Nachmittagsbetrieb. Für alle, die beim Fest nicht dabei sein konnten, gibt es eine von den Kindern mit- gestaltete Festschrift mit Wissenswertem und Kuriosem aus 60 Jahren Kindertreff Bogenhausen. Neben einer Übersicht über die Geschichte der letzten 60 Jahre der Einrichtung gibt es auch aktuelle Fachar- tikel, die Einblick in die heutige Arbeit des Die Theater-Rikscha des Moussong-Theaters verzaubert die Kinder Kindertreffs geben. Außerdem enthält das Jubiläumsmagazin von Kindern für Kinder Wie viele Gäste werden zum Jubiläum man in viele fröhliche Kindergesichter, die liebevoll gestaltete Beiträge. erlaubt sein? Angesichts der eingeschränk- sich am Abend zufrieden auf den Heimweg Im selbstgedichteten Lied des Kindertreffs ten räumlichen Bedingungen in Haus und machten. heißt es: „Das Haus am Scherfweg Nr. 6 hat Garten schien eine Beschränkung der Teil- vieles schon erlebt“. Dazu zählt nun auch nehmenden sehr wahrscheinlich. So wurde Wie alles begann ein weiteres fröhliches Fest anlässlich des früh entschieden, ein Fest ausschließlich für 60-jährigen Bestehens. Kinder – die ja in einem Kindertreff ohnehin 1961 öffnete das „Freizeitheim an der im Mittelpunkt stehen – zu veranstalten. Stuntzstraße“, wie es damals hieß, erstmals Regina Moninger, Auch mit diesem Plan mussten wir lange seine Pforten. Damals teilten sich Kinder Kindertreff Bogenhausen, KJR bangen und hoffen, doch Virus und Politik hatten ein Einsehen. Die Freude war groß, als mit entsprechenden Hygieneregeln si- chergestellt war, dass ein Fest tatsächlich stattfinden konnte. Nicht ganz die übliche Jubiläumsfeier, aber umso schöner, dass das Fest auch ohne den sonst gesetzten Rahmen mit offiziellen Gästen und Redebeiträgen ein voller Erfolg wurde. Den Kindern jedenfalls hätte man keinen größeren Gefallen tun können. Sie kamen ganz auf ihre Kosten, hatten Spaß und waren die Hauptpersonen. Es war IHR Fest. Sie konnten sich von dem Stück „Die drei Wünsche“ der Theater-Rikscha des Mous- song-Theaters verzaubern lassen, Traumfän- ger basteln, Jubiläumsbuttons gestalten oder sich bei Wettspielen wie z.B. Dosenwerfen messen. Auch für das leibliche Wohl war Feier ohne offizielle Gäste: Die pandemiebedingte Beschränkung auf die Kinder war für selbstverständlich gesorgt. Und so schaute diese ein Geschenk | 04 | 2021 9
mm d adsa skowa r t 75 Jahre KJR aus Sicht der Kommunalpolitik Beharrlich, parteiisch, unbequem – von Kindern und Jugendlichen Dr. Gertraud Burkert und Verena Dietl waren bzw. sind Sozial- Ökologie war wahrscheinlich damals noch kein Thema? Bürgermeisterinnen der Landeshauptstadt München – und Burkert: Das war weit weg. in dieser Funktion eng mit dem Kreisjugendring und seinen Dietl: Heute interessiert junge Menschen Themen verbunden auf vielfältige Weise das, was ihre Zukunft betrifft. Und sie adressieren das auch an die Politik: „Wenn ihr nicht gute Politik für uns macht, sind wir die Verlierer der Welche persönlichen Bezüge haben Sie zur Dietl: Mein erster Kontakt zum Jugendring Zukunft“. Kinder und Jugendliche haben Jugendarbeit? kam über den Bezirksausschuss. Ich war ein hohes politisches Bewusstsein. Sie Burkert: Ich war in den 1950er Jahren in dort für den Bereich Kinder und Jugendliche wollen mitb estimmen. Ich finde das sehr einer Mädchengruppe der Bergsteigerjugend zuständig und bin da natürlich auf den KJR beeindruckend. aktiv. Bei den Ausflügen trennte man damals als Lobby-Organisation getroffen. Ich habe Es gab im Stadtrat unlängst ein Hearing zu uns Mädchen streng von den Jungen. Ich den Austausch zwischen KJR, Lokalpolitik den Folgen der Pandemie für Kinder und empfand das nicht als Nachteil. So haben wir und letztlich dem Bürgermeisteramt als sehr uns das Gejammere der Jungen erspart, dass intensiv erlebt. wir Mädchen zu langsam wären. Dietl: Ich bin in der katholischen Jugend- Wie entwickelte sich die Kooperation von arbeit sozialisiert, war Ministrantin und Jugendarbeit und Schule weiter? habe dabei erste Kontakte zur Jugendarbeit Burkert: Es tut mir bis heute leid, dass sich geknüpft. Später bin ich zu den Jusos, wo diese beiden pädagogischen Bereiche nicht mein politisches Interesse geweckt wurde. viel früher verbunden haben. Heute sind Die Aufgaben und Ämter, die ich hatte, ha- zwar viele ideologische Gräben überwunden, ben maßgebliche meine berufliche Laufbahn in den 1990er Jahren konnten Lehrerschaft beeinflusst. und Sozialpädagogik aber wenig bis nichts miteinander anfangen. Man warf sich sogar Foto: Carmen Palma Jugendarbeit prägt also den Lebensweg? gegenseitig vor, die Kinder zu „verderben“. Burkert: Man braucht Erfahrungen aus Ju- Mir war die Kooperation zwischen beiden gendgruppen, um sich später in der Politik Feldern immer wichtig. zu engagieren. Man muss lernen und offen Dietl: Gertraut Burkert war wirklich eine Vor- dafür sein, Kompromisse zu schließen. Die reiterin in dieser Frage. Heute ist klar, dass Familie ist ja eher hierarchisch geprägt. In sich beide Partner gegenseitig brauchen. Das Gertraud Burkert der Gruppe muss man sich unter Gleichen hat nicht zuletzt die Pandemie bewiesen. Zur behaupten und durchsetzen. Ich finde es Bewältigung der Folgen von Corona werden Jahrgang 1940, aus München schade, wenn jemand nicht diese Erfahrungen wir die Expertise aller brauchen. machen kann. Studium der Germanistik, Altphilologie Dietl: In der Jugendarbeit lernt man auch, Die Kooperation von Jugendarbeit und und Geschichte in München und Wien andere zu überzeugen, mit Niederlagen Schule ist es wahrscheinlich nicht; welche umzugehen und Verantwortung zu tragen. Themen trägt die heranwachsende Genera- 1964 bis 1988 Mitglied des Bezirks- tion damals und heute an die Stadtpolitik ausschusses Ramersdorf-Perlach, 1990 Wann gab es den ersten Kontakt zum heran? bis1993 Stadträtin, stellvertretende Kreisjugendring? Burkert: Zu meiner aktiven Zeit war die Vorsitzende der SPD-Fraktion, Korrefe- Burkert: Bei der Bergsteigerjugend war der Möglichkeit der Begegnung zwischen Kindern rentin des Schulreferats, 1993 bis 2006 Jugendring eigentlich nicht bekannt. Ich und Jugendlichen aus verschiedenen Milieus Zweite Bürgermeisterin, zuständig für habe trotzdem ganz frühe Erinnerungen an ein wichtiges Thema der jungen Generation. Soziales, Schule, Sport, Bezirksaus- den Jugendring. Roswitha Fingerle, eine der Schon damals hatte viele nur Kontakte in- schüsse Töchter des damaligen Vorsitzenden Anton nerhalb einer fest umrissenen Gruppe – man Fingerle, ging mit mir zur Schule und ich war blieb unter sich. Heute stellt sich das Problem oft Gast bei den Fingerles zu Hause. Dort habe ähnlich dar, wenn wir an Kinder und Jugend- ich vom Jugendring gehört und der Idee, dass liche mit Migrationsbiografien denken. Die Jugendarbeit und Schule verbunden werden Freizeitstätten des KJR sind deshalb ein müssten. Ich kann mich gut an die Energie unverzichtbares Angebot zur Begegnung und von Anton Fingerle in dieser Frage erinnern. Öffnung gerade für diese Gruppen. 10 | 04 | 2021
mm d adsa skowa r t 75 Jahre KJR aus Sicht der Kommunalpolitik und immer zum Wohle Jugendliche. Dabei haben die Jüngeren an uns herangetragen, dass es darum geht, Lerndefizite auszugleichen und die soziale Isolation aufzubrechen. Wir werden uns zu dem Thema jetzt regelmäßig austauschen und nach Lösungen suchen. Burkert: Corona hat viele soziale Probleme verschärft, zum Beispiel die Angst. Ich spüre das seit vielen Jahren, dass die Angst Aufgabe von Jugendpolitik, Kindern und Hand aufs Herz: Haben Sie selbst manch- vor der Zukunft unter Heranwachsenden Jugendlichen diese Ängste zu nehmen und mal die politische Mündigkeit von Kindern wächst: Angst vor der beruflichen Zukunft, ihnen Selbstbewusstsein zu vermitteln. und Jugendlichen unterschätzt? die unsicher ist; Angst, nicht in dieser von Dietl: Erwachsene denken oft, dass Kinder Konkurrenz geprägten Gesellschaft bestehen … Angst vielleicht auch, sich diese Stadt nicht das politische Gesamtbild im Kopf zu können. Ich halte es für eine zentrale bald nicht mehr leisten zu können? haben (können), wenn sie ihre Bedürfnisse Dietl: Unsere Zeit ist von Unsicherheit artikulieren. Neulich bekam ich einen Brief geprägt, weil die Dinge nicht mehr über- mit Geld darin. Ein Kind schrieb, dass ich schaubar sind. Die Globalisierung hat zu damit Mülleimer anschaffen soll. Natürlich viele Optionen geschaffen, von denen jede habe ich das Geld zurückgegeben – die für sich unsicher sein kann. Unsere Aufgabe Geschichte ist aber Beweis dafür, dass sich ist es, Angebote zu machen, um diese Orien- Kinder um ihre Umgebung kümmern und tierungslosigkeit aufzulösen. etwas verändern wollen. Burkert: Die vielen prekären Arbeitsverhält- nisse mit endlosen Praktika und befristeten Eine ganz andere Frage. Ist der KJR nicht Arbeitsverhältnissen sorgen für brüchige doch manchmal nur ein hilfreicher Dienst- Biografien und Unsicherheit. Hier kommt leister für die Stadt? den Freizeitstätten des KJR eine zusätzliche Burkert: Der KJR war und ist politisch viel Bedeutung zu: Orientierung bieten, Kontakte zu stark, um sich durch die Stadt als reiner finden und sich austauschen können. Dienstleister vereinnahmen zu lassen. Wir können die Fragen nur partnerschaftlich lö- Wie haben Sie den KJR als politische Kraft sen und zusammenarbeiten. Nehmen wir die wahrgenommen? Ganztagsbetreuung oder Kindertagestätten. Verena Dietl Dietl: Jugendliche beschäftigen viele prak- Der Stadtrat wäre bei solchen komplexen Fra- tische Themen. Ich erlebe das beispielsweise gen manchmal schlicht überfordert, wenn es Jahrgang 1980 aus München bei der Frage von Mobilität. Zudem ist nicht den fachlichen Input des KJR gäbe. Es bezahlbares Wohnen wichtig. Das Gute am ist also nur vernünftig, mit dem KJR gleich- Studium der Sozialen Arbeit, tätig in der KJR ist, dass er für die Politik das übersetzt berechtigt zu arbeiten, auch wenn der oft Altenpflege, Jugendarbeit und Migrati- und einfordert, was Kinder und Jugendli- ein wirklich harter Verhandlungspartner ist. onsberatung, 2012 bis Mai 2020 Ge- che brauchen und selbst artikulieren. So schäftsführerin bei einem sozialen Verein gelangen diese Positionen ungefiltert in In naher Zukunft könnte trotz allem Wohl- den Stadtrat. wollen der Stadt ein ähnliches Szenario 2002 bis 2020 Mitglied im Bezirksaus- Burkert: Ich erinnere mich an das erste Kin- drohen wie in den Nuller-Jahren: Massive schuss Laim, seit 2008 Stadträtin, 2016 derparlament in München. Die Kolleginnen Kürzungen im Sozialhaushalt und damit bis 2019 stellvertretende Vorsitzende und Kollegen fürchteten, dass die Kinder Einsparungen beim Jugendring. Oder ist der SPD im Münchner Rathaus, seit 2018 fordern würden, die Schule abzuschaffen dieser Bereich nun völlig sicher vor sol- stellvertretende Vorsitzende der SPD und kostenlos Eis zu verteilen. Aber es kam chen Sparrunden? München, 2019 bis 2020 Fraktionsvor- anders: Ein Kind sagte zu mir: „Frau Bürger- Burkert: In den 1990er Jahren sollte jedes sitzende der SPD im Münchner Rathaus, meisterin, machen Sie bitte, dass von den Referat einen bestimmten Prozentsatz seines im Mai 2020 zur Dritten Bürgermeisterin Bäumen nicht mehr die Äste abgeschnitten Haushalts einsparen. Ich war für Soziales und gewählt, zuständig für Sozialausschuss, werden!“ Wir haben damals aus versiche- die Schulen zuständig. Wir haben zunächst Kinder- und Jugendhilfeausschuss, Ge- rungstechnischen Gründen die Bäume enta- den Juristinnen und Juristen klarmachen sundheitsausschuss, Bildungsausschuss, stet. Die Kinder wollten etwas anderes, und müssen, dass man nicht nach Belieben den Sportausschuss und Kommunalausschuss so hat sich Dank ihres Einsatzes auch vieles Lehrplan ausdünnen oder die Zahl der Kinder verbessert. in den Schulklassen verdoppeln kann. | 04 | 2021 11
mm d adsa skowa r t 75 Jahre KJR aus Sicht der Kommunalpolitik Im Sozialreferat ging es tatsächlich um eine Dietl: In vielen Gespräche mit den Trägern ist und bleibt die Stimme der Heranwachsen- Prioritätensetzung. Zu der Zeit hatten wir versuchen wir, eine gemeinsame Position zu den und organsiert deren Bedürfnisse. viele Kinder und Jugendliche in Obdach- finden. Wir brauchen unbestritten wirksame losenunterkünften, Kinderarmut war sehr Angebote für Kinder und Jugendliche, die Zwei oder drei Begriffe, die Sie mit dem präsent. Vor diesem Hintergrund mussten wir nach Corona besondere Beachtung finden sol- KJR verbinden? entscheiden, wo die nötigen Einsparungen len. Wir werden nötige Einsparungen immer Burkert: Da fällt mir die Arbeit für und mit gemacht werden. konsensorientiert planen, denn wir wollen Mädchen ein – die gezielte Förderung von ein zukunftsfähiges deren Anliegen. Ich hatte immer betont, soziales München. dass Mädchen eigene Räume brauchen, auch wenn ältere Kollegen stets erwidert haben, Ihr Blick zurück „… ich solle doch nicht so unerbittlich wie auf 75 Jahre KJR: der Pfarrer sein“. Aber Mädchen wollen und Was kommt Ihnen brauchen eigene Räume zur Entwicklung und angesichts dieser zur Mitbestimmung. Das Thema verbinde ich langen Zeit in den unmittelbar mit dem Wirken des KJR in den Sinn? Oder anders letzten Jahrzehnten. Und natürlich die Frage gefragt: trägt das der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum System KJR weitere für Jugendliche. 75 Jahre? Dietl: Mir fällt vor allem die Vielfalt der Burkert: Die Frage Themen ein, für die der Jugendring steht. zielt vielleicht auf Der KJR steht auch für die Erkenntnis, dass Bewegungen wie alle Kinder und Jugendlichen einen Platz in „Fridays for Future“. der Stadtgesellschaft finden sollen – und Die Ferien früher boten willkommene Abwechslung: Mit dem KJR- Solche Bewegungen alle können sich umgekehrt in den KJR Bus ging es auf große Fahrt werden meist von ei- einbringen. ner bestimmten sozi- Burkert: Mir fällt das Gespräch mit den fünf Man hat geschaut, wo es am wenigsten alen Schicht getragen – es fehlt leider an BreiteBürgermeisterinnen der Stadt ein, das die wehtut und entschieden, dass im Bereich über alle gesellschaftlichen Milieus hinweg. Süddeutsche Zeitung vor einiger Zeit geführt der Jugendkulturarbeit solche Einsparungen Für die Zukunft der Stadt ist es aber von ent- hat. Dabei wurde mir klar, dass da keine dabei eher vertretbar sein würden als bei Obdachlo- scheidender Bedeutung, dass alle mitgenom- war, die nicht aus persönlicher Erfahrung sen. Mein Denkansatz war, dass Heranwach- men werden, Selbstbewusstsein finden und gewusst hätte, worüber sie als Bürgermeiste- sende, die jugendkulturelle Angebote des solidarisch sind. Wo sonst könnte man das bes- rin entscheidet. Dies erscheint mir für alle KJR nutzen, sicher auch in der Familie eine ser lernen als in Ju- entsprechende Unterstützung erhalten. Also gendverbänden und hat man dort einen Teil der Einsparungen den Jugendringen. vorgenommen. Jugendarbeit kann Ich glaube rückblickend, dass es gelungen verhindern, dass wir ist, dass Kinder und Jugendliche im Zuge der in abgeschlossenen Sparmaßnahmen nicht generell benachteiligt „Blasen“ leben, weil wurden. sich im Jugendring alle zusammenfin- Wenn wir nach vorn blicken, könnte ein den. Gemeinschaft ähnliches Szenario nach Corona drohen … erleben ist für die De- Dietl: Ich habe immer wieder betont, dass mokratieentwicklung wir nicht im Sozialbereich sparen dürfen. notwendiger denn je. Wir werden aber nicht umhinkommen, dass vieles angesichts der knappen Kassen auf Strukturen wie im den Prüfstand kommt. Alle Menschen, die Jugendring und Ju- tatsächlich Unterstützung brauchen, sollen gendbewegungen diese jedoch bekommen. Das bleibt mein per- schließen sich Auch heute sind Ferien die Highlights des Schuljahres: Mit dem sönliches Ziel in der Debatte. Im erwähnten nicht gegenseitig Tchaka geht es zum spritzigen Sommervergnügen (fast) vor der Hearing wurde immer wieder betont, dass es aus … Haustür. keinesfalls eine Rasenmäher-Politik geben Dietl: Jugend will wird und wir im Bildungs- und Sozialbereich zunächst erst einmal keine Struktur, will Entscheidungen aber von großer Bedeutung. besonders sensibel vorgehen. Letztlich ist vielfältig sein. Diese Selbstbestimmtheit ist Vor diesem Hintergrund steht der KJR für das auch eine Frage der Höhe der Landes- und notwendig. Und genau das bietet der Jugen- eine Interessenvertretung, die authentisch Bundesmittel, die es geben wird. dring: Vernetzung, Austausch, das Erleben ist, weil sie die Betroffenen unmittelbar zu von Vielfalt. Insofern hat der Jugendring Wort kommen lässt. Und das ist doch eine Was steht konkret in der Jugendpolitik das, was Kinder und Jugendliche auch künftig Art Versicherung bzw. ein Versprechen für der Stadt an, in welchen Feldern wird es suchen werden. die Zukunft des Jugendrings. eine intensivierte Zusammenarbeit mit Der KJR soll sichtbar machen, was er und die dem KJR geben? Stadt für Kinder und Jugendliche bieten. Er Interview: Marko Junghänel 12 | 04 | 2021
mm d adsa skowa r t School’s over Jam Endlich Ferien! Seit über 20 Jahren feiert der Jugendtreff am Biederstein am letzten Schultag den Ferienstart auf dem Platz der Münchner Freiheit – dieses Jahr ließ er sich auch von Corona nicht davon abhalten! Nachdem der Jugendtreff am Biederstein das Schuljahr 2020/2021 bereits mit einer „School’s beginning Jam“ gestartet hatte, beendeten 60 Jugendliche aus dem Offenen Treff das Schuljahr wie gewohnt mit der „School’s over Jam“ am letzten Schultag auf dem Platz der Münchner Freiheit. Crab-Kids – eine von 16 Gruppen, die bei der School’s over Jam Die ersten Jugendlichen kamen schon um auftraten 8 Uhr in den Jugendtreff am Biederstein für ein gemeinsames Frühstück und den Aufbau Bierbänke und Technik bauten sie selbst auf. Menschen aus dem Publikum hatten spontan an der Münchner Freiheit. Bühne, Infostand, Pünktlich um 11 Uhr, direkt nach Zeugnis- die Möglichkeit, beim Random-Dance oder ausgabe, startete das vierstündige Bühnen- der Open Stage auf der Bühne ihr Können programm bei strahlendem Sonnenschein. zu präsentieren. So stand dieses Jahr auch Fünf jugendliche Moderatorinnen be- ein älterer Herr auf der Bühne, der sich für grüßten das Publikum und führten durch das die Jugend freute, dass trotz Corona eine Programm. Sie waren im Jugendtreff eigens solche Veranstaltung möglich war. Spontan zu diesem Event in einem Moderationswork- begeisterte er das Publikum mit einem Song. shop ausgebildet worden. Drei der jungen Nach der Veranstaltung bauten die Jugend- Frauen standen das erste Mal vor so viel lichen alles ab und verluden die Technik, Publikum auf der Bühne, um zu moderieren. Bühne, Bänke und Infostand in den Trans- Von 11 bis 15 Uhr zeigten 16 Gruppen aus porter. Im Biederstein wurde alles ausgeladen dem Jugendtreff am Biederstein ihre Skills. und aufgeräumt; im Anschluss gab es Pizza Sie präsentierten auf der Bühne, was sie das und kalte Getränke. Mit Tanzen im Saal wurde ganze Jahr über außerhalb der Schule gelernt der letzte Schultag gemeinsam beendet. Nicht nur Schüler*innen standen auf hatten. Von Breakdance über Rap, K-Pop, der Bühne, auch Ältere feierten mit den HipHop, Gesang, K-HipHop bis zu einem Katharina Ballhausen, Jugendlichen den Ferienbeginn! E-Bass-Auftritt war für alle etwas dabei. Auch JT am Biederstein, KJR Das Helfer*innen Team der School’s over Jam 2021 – als Dankeschön gab es für alle Sonnenblumen | 04 | 2021 13
mm d adsa skowa r t Biografie-Arbeit mit jungen Erwachsenen Dem eigenen Leben auf der Spur „Welche Schritte bin ich bisher Schließlich befassten sich die Frauen mit der Planung ihrer Zukunft. Wichtig dabei: in meinem Leben gegangen? Um den eigenen Zielen tatsächlich einen Wo stehe ich jetzt? Und wie soll´s Schritt näherzukommen, ist es notwendig, weitergehen?“ Diesen Fragen erstmal kleine Schritte zu planen, die sich leicht umsetzen lassen. Einige nahmen sich gingen die Besucherinnen des vor, weniger Zeit mit Sozialen Medien zu ClubIn – Internationaler Treff verbringen. Andere setzten die Recherche auf den Grund zu Berufen oder das Übersetzen wichtiger Dokumente auf ihre To-do-Liste. Neben den Rückblicken in die eigene Ver- gangenheit war für die Frauen vor allem die Begegnung mit Gleichaltrigen in ähnlichen Mitte Juni machte sich eine Gruppe jun- Lebenssituationen bereichernd. „Es hat ger Frauen auf Erkundungstour durch das mich inspiriert, eure Geschichten zu hören. eigene Leben. Ein Zuschuss der Stiftung So konnte ich selbst Ideen für mein Leben Welten Verbinden ermöglichte das zweitägige sammeln“, sagte eine Teilnehmerin. Beim Orientierungswochenende, das der ClubIn – gemeinschaftlichen Essen und dem Abend Internationaler Treff veranstaltete. Wie die am Lagerfeuer wuchs die Gruppe noch mehr meisten Besucher*innen des ClubIn leben zusammen. Auch Spiele wie die Bewältigung die Teilnehmerinnen des Workshops erst Sowohl im Parcours als auch im echten eines Parcours mit verbundenen Augen Leben meistern die jungen Frauen ver- seit Kurzem in München. Sie stammen aus stärkten das Vertrauen untereinander. Da- schiedenste Hürden. Australien, Peru, Russland und Vietnam. bei zogen die Frauen einen Vergleich zum Einige kamen als Au Pair nach Deutschland, Leben: „Manche laufen einfach mutig ihrer andere als internationale Studentinnen. Beim Orientierungsworkshop im ClubIn Zukunft entgegen und zögern nicht lange. Sie hatten lange eine klare Vorstellung von machten sich die Teilnehmerinnen daran, Sie haben weniger Scheu vor Hindernissen ihrer Lebensplanung und haben ihre Ziele mit Methoden der Biografie-Arbeit nach und Problemen. Andere sind vorsichtiger ambitioniert verfolgt. Aber die Erfahrungen, LebensMutig e.V. die eigenen Stärken, und überlegen sich jeden Schritt gut.“ Fähigkeiten und Ressourcen, (wieder) zu Nach dem Wochenende waren die Frauen entdecken. Die Beschäftigung mit der eige- überrascht, wie gut sie einander – und auch nen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sich selbst – in so kurzer Zeit kennenge- hilft den jungen Frauen, sich selbst besser lernt haben. verstehen und annehmen zu können, um so Chancen in der Gegenwart zu erkennen Bianca Bär, ClubIn – Internationaler Treff und das eigene Leben jetzt und in Zukunft bewusster nach den persönlichen Vorstel- lungen zu gestalten und auch schwierige Phasen zu meistern. Zu Beginn des Workshops ließen die jungen Frauen Gegenstände, die ihnen die erste Zeit in Deutschland erleichtert hatten, für sich sprechen: die Kette von einer Freundin aus Durch den intensiven Austausch über dem Heimatland, ein Armband mit Erinne- wichtige Lebensthemen wächst die Grup- rungen an schöne Orte, ein Schlüsselbund pe schnell zusammen. mit Anhängern, die für geliebte Menschen stehen. Die Teilnehmerinnen stellten fest: die sie hier in München, weit weg von ihrem diese Gegenstände stehen für ein soziales Heimatort machten, haben einige von ihnen Netzwerk, das sie trägt – vor allem in Situa- Fotos: Deyna Bobadilla in kurzer Zeit sehr verändert. So sehr, dass tionen der Unsicherheit. sie beschlossen, beruflich oder privat andere Im Anschluss stellten sich die jungen Wege einzuschlagen als ursprünglich geplant. Erwachsenen die Frage, was sie seit ihrer Das mag erstmal befreiend klingen. Doch für Ankunft in Deutschland Neues gelernt ha- manche wirkte die scheinbare Unendlichkeit ben. Eine Teilnehmerin erkannte, dass sie an Möglichkeiten überfordernd. Eine Orien- sich schon so gut eingelebt habe, dass sie tierungslosigkeit machte sich breit. Hinzu mittlerweile anderen, die neu in München Zum Abschluss der Veranstaltung schreibt kommt nach der Euphorie in den ersten Mo- sind, bei der Orientierung helfen könne: „Mir eine Teilnehmerin einen Brief an sich naten im neuen Land das Gefühl, noch einen war gar nicht bewusst, wie viel ich schon selbst, den sie erst vier Wochen später weiten Weg vor sich zu haben. geschafft habe.“ lesen soll. 14 | 04 | 2021
mm d adsa skowa r t Graffiti-Projekt des JTB Der Pündterplatz ist bunt Zu Beginn der Sommerferien wurde das Trafohäuschen am Pünd- Jugendlichen, die gerade damit angefangen terplatz zwischen klassizistisch traditionellen Häusern in einem haben, gebildet. Am ersten Tag wurde alles piniengrün grun- dreitägigen Graffiti-Projekt zum bunten Hotspot in Schwabing diert. Zahlreiche Menschen, die vorbeikamen, freuten sich über den lang ersehnten frischen Anstrich und gaben den Jugendlichen tolle Rückmeldungen. Kinder vom Spielplatz un- terstützten die Jugendlichen tatkräftig. An den folgenden zwei Tagen wurden die 4 mal 12 Quadratmeter mit der Idee eines diversen Traums von „Wolperdinger“ im Graffiti-Style gestaltet. Zudem gab es Buttons, Pflastermalakti- onen, Henna-Tattoos und einen Art- und Graffiti-Workshop für Kinder und jugendliche Anfänger*innen vor dem Spielplatz. Menschen jeden Alters verweilten lange oder kamen immer wieder vorbei. Sie be- wunderten die Entstehung der Bilder und sprachen mit den jungen Künstlerinnen und Künstlern. „Wolperdinger Love“, so ein möglicher Titel, lässt viel Raum für eigene Interpretationen. Auf einer Wand wurden alle Beteiligten aufgeführt. Geschafft: Die Wände strahlen jetzt in kräftigen Farben Vielen Dank an den Nachbar-Bezirks- ausschuss Schwabing-West und diese tolle Der Bezirksausschuss Schwabing-West erhalten. Das Angebot, die Gestaltung Möglichkeit der generationsübergreifenden hatte die Anregung des Café-Betreibers umzusetzen, hat der Jugendtreff am Bie- Mitgestaltung des öffentlichen Raums! „Black Bean“ am Pündterplatz, das Tra- derstein (JTB) sehr gerne angenommen fohäuschen zu verschönern, aufgegriffen und eine „Crew“ aus „groß gewordenen“ Patricia Herzog, JT am Biederstein, KJR und die Freigabe der Stadtwerke dazu ehemaligen jugendlichen Sprayern und Einblick in das Leben junger Neumünchner*innen Die Pandemie im Ausland erlebt Der Online-Talk „Rangezoomt – Jugend trotz Corona“ des KJR hat ziehen, Corona ins Heim zu bringen.“ Marilú Deyna Bobadilla und Sergio Solano – Jugendleiterin bzw. Jugend beschreibt ihre Panik, Weihnachten nicht bei ihrer Familie in Italien verbringen zu können, leiter im ClubIn Internationaler Treff – dazu bewegt, ihre Situation sie meidet deshalb Kontakte. Auch Olha, als junge Neumünchner*innen während des Lockdowns stärker in während der Pandemie nach Deutschland als Au-pair gekommen, und Sergio litten unter der Öffentlichkeit sichtbar zu machen dem Fehlen sozialer Kontakte. Am Ende des Films äußern sie ihre Wünsche … Es entstand die Idee, ClubIn-Besucher* Deutschland gekommen, um neue Erfah- Fünf einzelne Clips sowie ein Zusammen- innen zu befragen, wie sie den Lockdown rungen zu sammeln, die Sprache zu lernen, schnitt ist auf den Social-Media-Kanälen erlebt und welche Wünsche sie für die Zeit als Au-pair zu arbeiten oder eine Ausbildung Instagram (clubin_muenchen) und YouTube danach haben, und dies in einem Film fest- zu beginnen. Fern von ihren Familien erleben des ClubIn Internationaler Treff zu sehen. zuhalten. sie die Pandemie unter erschwerten Bedin- Die Protagonistinnen und Protagonisten gungen. So erzählt Dylan über Einsamkeit, Ulrike Stempfle, ClubIn Internationaler Treff Deyna, Sergio, Marilú, Dylan und Olha sind, denn er hat sich streng an die Regeln gehal- (vij München), www.clubin-muenchen.de wie so viele andere junge Menschen, nach ten. „Als Altenpfleger hätte ich mir nie ver- | 04 | 2021 15
mm d adsa skowa r t Graffiti-Projekt des JT AKKU mit Amnesty International Menschen sind nicht gleich, aber ihre Rechte Die Botschaft des Graffiti-Projekts mit Amnesty International unter der Brücke der Candidstraße ist unmissverständlich Von 23. bis 25. Juli 2021 konnten Streetart-begeisterte Jugendliche die Graffiti-Wand gegenüber dem Jugendtreff AKKU in der Lohstraße 70 gestalten. Die Aktion stand unter dem Motto „Menschenrechte“ Eine Kerze umwickelt von Stacheldraht, ihre Menschen aus der Nachbarschaft erregte, Je mehr Karten das Spiel verlassen, desto Flamme leuchtet. An diesem Zeichen erkennt nahm an der gesamten Aktion eine sehr breite schwerer fällt die Wahl, desto mehr muss man die Organisation Amnesty International Altersspanne teil: von 5- bis 86-Jährigen war in der Gruppe diskutiert und verhandelt auf der ganzen Welt. Sie setzt sich dafür ein, alles vertreten; nicht alle haben gesprüht, werden. Und die Prioritäten sind natürlich dass Menschen überall die gleichen Rechte ha- aber alle haben sich in irgendeiner Form sehr individuell. ben. Anlässlich ihres 60. Geburtstags hat die mit dem Thema „Menschenrechte“ beschäf- Der Rest des Projekts war für Kreativität Menschenrechtsorganisation mit dem Jugend- tigt, haben Infobroschüren durchgeblättert, und künstlerisches Gestalten reserviert; die treff AKKU in Untergiesing eine gemeinsame das Menschenrecht-Wimmelbild studiert Teilnehmenden suchten sich ein Menschen- Graffiti-Aktion ins Leben gerufen. Zusammen (www.amnesty.ch › schule › wimmelbild_mr) recht aus, das sie darstellen wollten: Frieden, wollten beide Einrichtungen dieses Jubiläum oder mit den Vertreterinnen und Vertretern Toleranz, Freiheit, Freizeit und Meinungs- nutzen, um bildstark auf das wichtige Thema von Amnesty International diskutiert. freiheit waren die bestimmenden Themen, Menschenrechte aufmerksam zu machen. Da- umgesetzt in Symbole, Bilder und Embleme. für hat der Jugendtreff AKKU dazu eingeladen, Was werft ihr über Bord? Der verbindende Satz: „Menschen sind nicht die Graffiti-Wand an der Ringunterführung gleich, aber ihre Rechte“ strahlt in kräftigem, Lohstraße neu zu gestalten. Der Höhepunkt des Projekts war ein ge- auffälligem Orange auf dunkelblauem Grund Bevor es an die Spraydosen ging, musste meinsames Spiel auf der Aktionsfläche, und ist der Aufmacher für die über die ganze erst mit Farbeimer und Pinsel gearbeitet wer- angeleitet von Angelika Kasper, der Bezirks- Wand verteilten Einzelkunstwerke der Kids. den, um das alte Graffiti-Kunstwerk „Wasser“ sprecherin Bezirk München & Oberbayern, Herzlichen Dank an die Vertreterinnen zu übermalen, was bei einigen Beteiligten, und ihren Kolleginnen. von Amnesty International und BA 18 Unter- die vor zwei Jahren bei der letzten Graffi- Das Diskussionsspiel „Aufbruch in ein giesing-Harlaching, die dieses tolle Projekt ti-Aktion dabei gewesen waren, zu einem neues Land – Was werft ihr über Bord?“ ermöglicht haben. Danke auch an die Firma kleinen Seufzer des Bedauerns führte, denn animierte die Teilnehmenden, zwischen LHLK für die wunderbare Unterstützung bei die Wand war wirklich witzig, fröhlich und Wichtigem und Unwichtigem, Wünschen und der Gestaltung des Flyers und der Öffent- bunt gewesen. Aber: „watt mutt, datt mutt!“ Bedürfnissen zu unterscheiden. Sie bekamen lichkeitsarbeit! Anschließend bekamen die Jugendlichen eine Geschichte vorgelesen und sollten sich Zu guter Letzt geht unser Dank auch an und sonstigen Mitwirkenden die Möglichkeit, vorstellen, mit dem Schiff auf einen neuen die Künstler*innen Aylin Ariduru, Levin sich aktiv mit dem Thema Menschenrechte Kontinent zu fahren. Um dorthin zu gelan- Mayerhofer (künstlerische Leitung) und auseinanderzusetzen und sich seiner Bedeu- gen, müssten sie Dinge über Bord werfen, die Christian Finzl, ohne deren Know-how, tung bewusst zu werden. Da sich die Aktion nicht lebensnotwendig sind. Das heißt, sie Geduld, künstlerisches Fingerspitzengefühl vor allem im öffentlichen Raum abspielte wählen zum Beispiel zwischen „Schmuck“ und Engagement dieses Projekt nicht möglich und die Infostände, die herumwuselnden und „sauberes Wasser“. Aber wie fällt die gewesen wäre! Kids, die Musik, der Sprühdosen-„Duft“, Entscheidung aus zwischen „dass ich meine die vielen Hinweisschilder auch die Auf- Meinung sagen kann“ und „demokratische Sieglinde Felixberger, JT AKKU, KJR merksamkeit von Vorbeiflanierenden und Wahlen und Regeln“? 16 | 04 | 2021
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