IM UNGLEICH-GEWICHT: Ausgabe 1 | 2021 - Katholische Stiftungshochschule ...
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Ausgabe 1 | 2021 IM UNGLEICH- GEWICHT: Sudierende der KSH erforschen die sozialen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche (ab S. 19). www.ksh-muenchen.de
EDITORIAL Liebe Leserinnen, News 3 liebe Leser, Im Amt bestätigt: Vizepräsidentin und Frauen- und Gleich- zwar immer noch in digi- stellungsbeauftragte 6 talem Format, aber den- noch sehr bewegt: Wie Sie Erfolgreich gestartet: Pflege (B.Sc.) 8 an der aktuellen Ausgabe Farben der Solidarität: Elisa Ebertz gewinnt unschwer erkennen, pas- mit ihrer Bachelorarbeit den Gertrud-Luckner-Preis 9 siert – trotz Coronakrise und ihrer geltenden Ein- Von DBSH und FTBS ausgezeichnet: schränkungen – viel an Julia Poweleit erhält Preis für ihre Bachelorarbeit 12 unseren beiden Hochschul- Digitaler Infotag zu den konsekutiven Masterstudien- standorten. Wir veranstal- gängen 13 ten digitale Fachtage, setzen uns weiterhin Verleihung des Vertiefungsstufe-Zertifikats Medizin- kritisch und differenziert didaktik Bayern 14 mit relevanten Themen auseinander, laden Studieninte- Virtueller Studientag zum Thema Gender 15 ressierte via Netz zu uns ein oder werfen (forschend und fundiert) einen Blick auf die Menschen in Deutschland, Altenseelsorge in der Coronakrise 17 die aktuell der Gefahr laufen, gesellschaftlich noch stärker Fachtag Demenz und Kultur 18 benachteiligt zu werden als bisher. Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf soziale Lesen Sie z. B. ab Seite 19, wie sich Studierende unserer Ungleichheit 19 Hochschule unter der Leitung von Prof. Dr. Sylva Lieben- Forschungsberichte 22 wein mit der sozialen Ungleichheit zwischen Kindern und Jugendlichen befasst haben, die mit den Corona-Maßnah- Traumberuf Pflege – ist eine Revolution notwendig 24 men einhergeht. Solidarität, ein Begriff, der in diesem Umdenken: SozialarbeiterInnen als Scrum Master 27 Kontext an Bedeutung gewinnt und zugleich auch das Thema der Bachelorarbeit von Elisa Ebertz ist, die in 2020 Interview mit Prof. Dr. Dorner: mit dem Gertrud-Luckner-Preis (Caritas) ausgezeichnet Denkmäler sind immer Inszenierungen 29 wurde. Ein Interview finden Sie auf S. 9. Unser Glück- Finnischer Wissenschaftler hält Vortrag an der KSH 32 wunsch richtet sich zudem auch an Julia Poweleit, die für ihre B.A.-Arbeit über Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit Die 7 Erasmus-Incomings stellen sich vor 33 ebenfalls einen Preis erhalten hat (S. 12). Interviews with love: Studierende berichten über ihre Auslandserfahrungen in der Coronakrise 34 Ich wünsche Ihnen nun viel Freude an der 1. Ausgabe im Jahr 2021. Buchtipps 37 Vorträge und Veröffentlichungen von Hochschulmit- Ihr gliedern 40 Prof. Dr. Hermann Sollfrank Präsident der KSH Personalia 43 Impressum 48 2
K S H - KO M PA K T KSH München sehr erfolgreich im Querschnittstudie: Bund-Länder-Programm FH Personal: Arbeitsengagement und Belastungs- Hochschule sichert sich bis zu erleben vonHealth Professionals zwei Millionen Euro Förderung in der Corona-Pandemie Mit einem Förderantrag im Rahmen des Vorhabens Die Corona-Pandemie führt zu einer starken Beanspru- „FH Personal“ sicherte sich die KSH München in der chung von Health Professionals, deren allgemeine beruf- Ausschreibung des Bundes und der Länder erfolgreich liche Situation mit einem hohem Belastungserleben ver- bis zu fast zwei Millionen Euro für sechs Jahre: Das strate- bunden ist. Quantitative Daten zum Belastungserleben gische Konzept zur Gewinnung und Entwicklung von der im Gesundheitswesen Tätigen in der Corona-Pandemie professoralem Personal in einem Mehrsäulenmodell über- und mögliche Auswirkungen auf das Arbeitsengagement zeugte das namhafte Auswahlgremium und stellt damit fehlen bis dato für Deutschland. An der KSH München die Weichen für anstehenden Weiterentwicklungen der (Fakultät Gesundheit und Pflege: Domenika Wildgruber, Hochschule. Jana Frey, Max Seer, Kristina Pinther, Prof. Dr. Clemens Koob, Prof. Dr. Bernd Reuschenbach) wurde nun mittels Neben einer systematischen Weiterentwicklung des einer Querschnittsbefragung das Stresserleben, die Sorge Berufungsprozesses stehen die kooperative Promotion – um die Gesundheit und das Arbeitsengagement von Health gerade auch in jung akademisierten Fächern oder in The- Professionals deutschlandweit erhoben. Das „snapshot men besonders hohen Innovationspotentials – genauso survey“ nutzte neben selbst entwickelten Fragen Items wie Verbesserungen im „Onboarding“ auf der Agenda. eines validierten Instrumentes zur Erfassung des Arbeits- Die bewährten Kooperationen mit der Praxis und ande- engagements. Über soziale Medien wurden in Form einer ren Wissenschaftsinstitutionen soll ausgebaut werden, Gelegenheitsstichprobe Health Professionals zur Teilnahme um auch langfristig die führende Position der Hochschu- eingeladen. Es konnten 1168 gültige Fälle ausgewertet wer- le mit ihrem spezifischen Fokus zu sichern und weiter den. Die Teilnehmenden waren mehrheitlich Pflegende. auszubauen. https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000759 Das Vorhaben „KSH PersonalPlus“ startet voraussichtlich im Frühjahr 2021 und läuft zunächst für sechs Jahre. Die Kosten des im Bundesministerium für Bildung und For- schung angesiedelten Vorhabens tragen Bund und Länder gemeinsam. Im kompetitiven Auswahlverfahren bewertete eine Jury aus Expertinnen und Experten der angewandten Wissenschaften, dem Hochschulmanagement sowie Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft sowie des Bundes und der Länder die eingereichten Konzepte. Ins- gesamt erhalten bundesweit 64 Hochschulen Mittel für die Umsetzung ihrer eingereichten standortspezifischen Personalgewinnungskonzepte. Weitere Informationen zur Förderung finden sich auch auf www.fh-personal.de 3
K S H - KO M PA K T Quo Vadis Kirchenasyl? Hochschulpräsident Prof. Dr. Hermann Sollfrank ist Sprecher der ARKF Unter diesem Titel fand am 10.12.2020, dem Internationa- len Tag der Menschenrechte, ein digitales Forum statt. Präsident Prof. Dr. Hermann Soll- Es wurde geplant und durchgeführt von Studentinnen frank wurde in Nachfolge von und Studenten des Vertiefungsbereiches „Migration, Inte- Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann, gration und Inklusion“ bei Manfred Bosl (Lehrbeauftragter) KHSB Berlin, zum Sprecher der und Prof. Dr. Susanne Nothhafft. Vorausgegangen war Arbeitsgemeinschaft der Rektorin- der Veranstaltung die intensive Beschäftigung mit dem nen und Rektoren katholischer aktuellen Thema „Kirchenasyl“, das insbesondere durch Fachhochschulen (ARKF) gewählt. den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Bamberg gegenüber Die Arbeitsgemeinschaft, bestehend der Äbtissin Mechthild Thürmer OSB zu Bestürzung und aus den Hochschulspitzen der Katholischen Hochschule Protest geführt hatte. Ihr wurde „Beihilfe zum unerlaubten Nordrhein-Westfalen, der Katholischen Hochschule für Aufenthalt“ vorgeworfen, weil sie durch die Gewährung Sozialwesen Berlin, der Katholischen Hochschule Mainz, der von Kirchenasyl für eine ausreisepflichtige Asylbewerberin Katholischen Hochschule Freiburg und der Katholischen aus Eritrea die Rücküberstellung der Geflüchteten nach Stiftungshochschule München, beschäftigt sich vor allem Italien im Rahmen des Dublin-Verfahrens „verhindert“ habe. mit hochschul- und wissenschaftspolitischen Fragestellun- Die Katholische Stiftungshochschule München, vertreten gen der katholischen Hochschulen für angewandte Wissen- durch ihren Präsidenten Prof. Dr. Hermann Sollfrank, hat schaften in Deutschland und arbeitet unter anderem mit sich in einem Positionspapier für den Erhalt des Kirchen- der Arbeitsgemeinschaft der Träger katholischer Fachhoch- asyls und ganz konkret gegen die Kriminalisierung der schulen (ATKF) zusammen. Äbtissin und aller anderen im Kirchenasyl Schutzsuchenden und der Kirchenasyl Gebenden ausgesprochen. Prof. Dr. Hermann Sollfrank, seit 2014 Präsident der KSH München, freut sich auf das Amt als Sprecher und sieht vor allem die profilierte Weiterentwicklung katholischer Hoch- schulen als ein wichtiges gemeinsames Thema in den kom- menden Jahren: „Eine wichtige Aufgabe der ARKF ist es, die Weiterentwicklung der katholischen Hochschulen als Profilhochschulen mit der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft zu unterstützen. Inmitten einer hochdynamischen Hochschul- landschaft in Deutschland ist die hohe Relevanz dieser Hochschulen für Kirche und Gesellschaft noch stärker zu verdeutlichen". © Bilal / Adobe Stock Die Stellungnahme können Sie auf der KSH-Website downloaden unter https://www.ksh-muenchen.de/filead- min/user_upload/2020_11_KSH_Positionierung_zum_ Kirchenasyl.pdf Das Protokoll zum digitalen Forum findet sich unter https://www.ksh-muenchen.de/fileadmin/user_upload/ Protokoll_zum_Kirchenasyl_Dez20.pdf 4
K S H - KO M PA K T kshJahr 2020: An alle AbsolventInnen der Der KSH-Jahresbericht ist online KSH München: Bewerben Sie sich für „Ausgezeichnet“ Die Corona-Pandemie stellt die Hochschulen – und somit auch Der Förderverein Katholische Stif- die KSH München – vor Heraus- tungshochschule München e.V. forderungen, die wir so bisher zeichnet – wie seit 1990 alljährlich – nicht kannten: Um die Verbrei- auch im Jahr 2021 herausragende Abschlussarbeiten von tung eines lebensgefährlichen Absolventinnen und Absolventen der KSH München aus. Virus einzudämmen, sind wir Ausgezeichnet werden hervorragende Bachelor- oder dazu angehalten, soziale Kon- Masterarbeiten, die sich in Aktualität und Originalität des takte möglichst zu meiden und Themas besonders hervorheben und auch als sozialpoli- physischen Abstand voneinander tisch bzw. professionswissenschaftlich bedeutsam bezeich- zu halten. Der Lehrbetrieb findet net werden können. Bewerben Sie sich also jetzt, wenn aktuell überwiegend im Netz statt, anstelle von Präsenz- Ihre Abschlussarbeit dieses Kriterium und weitere Kriterien veranstaltungen lernen und lehren wir im Distance-Lear- erfüllt. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 01.03.2021. ning-Format. Lesen Sie in der neuen Ausgabe des Jahres- Ausführliche Infos finden sich im Web. berichts, welche Entwicklungen die KSH München in den letzten Monaten nicht nur nehmen musste, sondern https://www.ksh-muenchen.de/hochschule/aktuelles/ auch genommen hat. news/detail/an-alle-absolventinnen-der-ksh-muenchen- bewerben-sie-sich-fuer-ausgezeichnet/ Die aktuelle Krisensituation beschäftigt uns allerdings nicht nur in der Gestaltung unseres Lehrbetriebs: Wie Andrea Thiele ist neues Mitglied Sie am Themenverlauf des Magazins feststellen, sind wir im Kuratorium der Hochschule hier vor allem auch forschend tätig (Auswirkungen auf Demenzkranke, die Situation von Frühchen-Eltern) oder Andrea Thiele, Kommissarische beziehen politisch Stellung, wenn es um die Offene Leitung Ressort Caritas und Bera- Kinder- und Jugendarbeit oder darum geht, den Pflege- tung, Hauptabteilungsleitung Cari- fachkräften nicht nur für ihre herausragenden Leistungen tas und Soziales und Abteilungslei- zu applaudieren. Jenseits dessen haben wir einem für terin Soziale Verbände und Träger uns sehr erfreulichen Thema viel Platz eingeräumt: des Erzbischöflichen Ordinariats unserem Neubau ‚Ellen-Ammann-Seminarhaus‘ am München, ist neues Mitglied im Campus München. Kuratorium der KSH München. Der Zugewinn an Expertise für die Hochschule ist groß: Vor Die PDF-Datei findet sich unter https://www.ksh-muen- ihrer Zeit bei der Erzdiözese war sie Geschäftsführerin der chen.de/fileadmin/user_upload/KSH_JB_2020_web.pdf; Malteser Hilfsdienst gGmbH in Starnberg und des Landes- gerne senden wir Ihnen bei Interesse ein Printexemplar kuratoriums der Katholischen Dorfhelferinnen und Betriebs- zu: presse@ksh-m.de helfer Bayerns. Das Beratungsspektrum in dem Ressort „Caritas und Beratung“ reicht überall dorthinein, wo sozia- ler Bedarf besteht. Darüber hinaus fördert das Ressort auch wissenschaftliche Projekte, wie z. B. das Wohnungslosen- Projekt, das aktuell vom Katholischen Männerfürsorgeverein und der KSH München durchgeführt wird. Andrea Thiele engagiert sich neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit beim Erzbischöflichen Ordinariat München als Mitglied in ver- schiedenen Aufsichtsgremien von katholischen Fachverbän- den und Stiftungen und ist Aufsichtsratsvorsitzende des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e.V. 5
DIE HOCHSCHULE © Damir/ Adobe Stock Prof. Dr. Birgit Schaufler für weitere vier Jahre Vizepräsidentin für Studium und Lehre Prof. Dr. Birgit Schaufler bleibt für eine weitere Amtszeit Ein anderes Feld, das die Vizepräsidentin in den kommen- von vier Jahre Vizepräsidentin für Studium und Lehre den Jahren intensiv beschäftigen wird, sind die Fragen der an der Katholischen Stiftungshochschule München, ihre internationalen Orientierung der Hochschule. „Die Möglich- zweite Amtszeit startete zum Wintersemester 2020/21. keit, dass Studierende aus dem Ausland zu uns kommen und unsere Studierende Auslandserfahrung sammeln können, Prof. Dr. Birgit ist uns ein sehr wichtiges Anliegen“, betont Prof. Dr. Birgit Schaufler Schaufler. Hier bietet die Digitalisierung neue Zugänge, bleibt die Vize- die die KSH München verstärkt nutzen wird. Nicht zuletzt präsidentin für spricht die erneut gewählte Amtsinhaberin auch von der Studium und Zusammenarbeit der Studierendenvertretung und davon, Lehre an der wie zentral der Kontakt zu den Studierenden in der Hoch- KSH München; schulentwicklung sein kann. Hier sollen neue Formen der die Professorin Kommunikation entstehen, um ein Beschwerde- und Ideen- wurde von den management zu implementieren und daraus Handlungs- Mitgliedern felder für die Hochschule abzuleiten. der Hochschul- versammlung „Grundsätzlich steht aber vor allem das Thema Qualität von mit deutlicher Studium und Lehre im Zentrum meiner Arbeit.“ Im Studien- Mehrheit er- jahr 2020-2021 werden alle Studiengänge der KSH München neut in ihrer akkreditiert. Das wird auch Anlass und Ausgangspunkt dafür Funktion bestä- sein, das Qualitätsmanagement gemäß des Hochschulent- tigt: „Ich freue wicklungsplanes weiterzuentwickeln. Durch die Corona-Pan- mich über das Wahlergebnis und bewerte es einerseits als demie hat sich das strategische Megathema Digitalisierung eine Anerkennung meiner Arbeit der letzten vier Jahre, an- zudem beschleunigt; innerhalb kürzester Zeit wurden tech- dererseits ist es natürlich auch Motivation, die Arbeit als nische Systeme etabliert, die einen Lehrbetrieb im Distance- Vizepräsidentin in guter Weise fortzuführen und die wich- Learning-Format gewährleisten. „Jetzt müssen wir aus dem tigen Themen fortzuführen“, so die Worte von Prof. Dr. Krisenmodus wieder herauskommen und auf der Basis un- Schaufler nach der Veröffentlichung der Wahlergebnisse. serer Erfahrungen didaktische Konzepte verfeinern und mit Die Hochschule entwickelte in den letzten drei Jahren neue allen Beteiligten ganz grundsätzlich überlegen, wo für uns Studienangebote wie z. B. den Bachelorstudiengang Kind- die digitale Reise hingehen soll.“ heitspädagogik oder auch die Hebammenkunde. Im Win- tersemester startete der primärqualifizierende Studiengang Der Hochschulpräsident Prof. Dr. Hermann Sollfrank freut Pflege. „Hier“, so die Vizepräsidentin, „gilt es, die Implemen- sich sehr darüber, dass Prof. Dr. Birgit Schaufler weiterhin in tierung weiter zu begleiten und zugleich sehr konzentriert der Hochschulleitung aktiv sein wird: „Der Bereich Studium an der Konsolidierung zu arbeiten. Parallel dazu haben wir und Lehre ist ein Schlüsselthema unserer Hochschule. Hier die Organisation der praktischen Studienanteile verstärkt in sind strategischer Weitblick und konkretes Engagement ge- den Blick genommen und Simulations- und Skillslabore am fragt: für beides steht meine Kollegin Prof. Dr. Birgit Schauf- Hochschulcampus München aufgebaut. Die Praxisqualifika- ler. Unsere Hochschule profitiert darüber hinaus von ihrer tion geht in all unseren Studiengängen Hand in Hand mit breiten Expertise als Bildungswissenschaftlerin. Ich freue der akademischen Bildung und hier werden wir – in enger mich sehr über das positive Wahlergebnis.“ Kooperation mit unseren bewährten Praxisnetzwerken – Konzepte und Strukturen weiterentwickeln.“ 6
DIE HOCHSCHULE © Damir/ Adobe Stock Ebenfalls in ihrem Amt bestätigt: die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Frauen bereits im Studium für ihre Karriereplanung zu sensibilisieren und diese gerade auch hinsichtlich der Frage der Vereinbarkeit zu reflektieren. Die Bewusstseinsbildung und das Em- powerment von Frauen ist für uns zen- traler Bestandteil von Geschlechterge- rechtigkeit. Andererseits fordert diese auch dazu heraus, auf die Männer in der Care zu schauen. Auch das werden wir im Auge behalten. Welches Thema (Schwerpunkt) nehmen Sie aus Ihrer bisherigen Amtszeit mit bzw. an welchen Themen bleiben Sie dran? Es gibt überall immer was zu tun! So bleibt die Verankerung des Themas Mit der Wahl der Vizepräsidentin Was bedeutet die Wiederwahl für Sie? Sexualisierte Diskriminierung, Belästi- Prof. Dr. Birgit Schaufler ging auch Wir freuen uns sehr, dass die Mitglieder gung und Gewalt in Form einer Richt- die Wahl der Frauen- und Gleichstel- der Hochschule uns erneut ihr Vertrau- linie, in Sensibilisierungs- und Präven- lungsbeauftragten der KSH München en ausgesprochen haben! Wir sehen tionsangeboten weiterhin auf unserer einher. Die bisherigen Amtsinhabe- das als Bestätigung unserer Arbeit in Agenda. rinnen Prof. Dr. Anna Noweck (Cam- den vergangenen Jahren. Gleichzeitig pus München, stv.) und Prof. Dr. Julia haben wir jetzt die Möglichkeit, die In den letzten Jahren haben wir vor Seiderer-Nack (Campus Benediktbeu- KSH durch unsere Impulse noch weiter allem im Bereich Vereinbarkeit von ern), so das eindeutige Ergebnis der zu einer familienfreundlichen, frauen- Familie, Studium und Beruf vieles voran- Online-Wahlen, bleiben im Amt. Im förderlichen und geschlechtergerechten bringen können. Dieses Engagement Kurzinterview sprechen sie davon, Hochschule zu entwickeln. möchten wir in strukturelle Bahnen welche Themen sie in den kommen- überführen, um die Beratung und den Jahren fokussieren und aus wel- An welchen (neuen und für Ihren Begleitung von Eltern an der Hoch- chem Grund. Bereich bedeutenden) Themen werden schule kontinuierlich gewährleisten zu Sie im Schwerpunkt im kommenden können. Jahr, in den kommenden beiden Jah- ren arbeiten? Wir möchten uns zunächst verstärkt der Frauenförderung zuwenden. Wäh- rend wir unter den Studierenden ein Verhältnis von ca. 80 % Frauen zu 20 % Männern haben, dreht sich diese Ratio im Blick auf Führungspositionen im Berufsleben um. Es ist wichtig, junge 7
DIE HOCHSCHULE Erfolgreich gestartet: das primärqualifizierende Studium Pflege (B.Sc.) Die KSH München bietet seit diesem Wintersemester den entlang von fallbasierten Simulationen auf den Praxisein- 7-semestrigen Bachelorstudiengang Pflege (B.Sc.) an. Sie satz vorbereitet. Wir werden zunächst z. B. Vitalzeichen wie gehört somit zu den ersten Hochschulen in Bayern, die in Blutdruck, Puls oder Atmung ermitteln; führen die Basis- der Pflege primärqualifizierend ausbilden – und künftig hygiene unter Einhaltung von Richtlinien durch; lernen Ver- sowohl die theoretische als auch praktische Ausbildung schiedenes über die Körperpflege und rückenschonendes ihrer Studierenden entscheidend mitverantwortet. Arbeiten. Der Vorteil der Labore: Die Studierenden sind hier zunächst in einem geschützten Umfeld, sie können Die Dekanin der Fakultät Gesundheit und Pflege, Prof. Dr. sich ausprobieren und nachfragen.“ Im Dezember beginnt Anita Hausen, hieß die Erstsemester herzlich willkommen dann die erste Praxisphase in unterschiedlichen Einrich- und beglückwünschte die Studentinnen und Studenten zu tungen der Akut,- Langzeit und ambulanten Pflege. ihrer Entscheidung: „Sie werden in ihrem späteren Berufs- leben maßgeblich zu der Zukunfts- und Tragfähigkeit der Prof. Dr. Anita Hausen freut sich über den erfolgreichen Start pflegerischen Versorgung von Menschen aller Altersstu- und die Implementierung von Pflege (B.Sc.): „Das Studium fen beitragen. Die Anforderungen wachsen – mittlerweile ist noch relativ jung und die Akademisierung in der Pflege erkranken deutlich mehr Menschen chronisch, die Krank- muss durchaus noch weiter voranschreiten. Ich bin mir aller- heitsbilder werden komplexer, medizinisch-pflegerisches dings sicher, dass wir als Hochschule mit der Einführung Wissen wird immer wichtiger“, sagt sie aus Sicht der Ver- von Pflege (B.Sc.) einen wichtigen Schritt gehen – und das sorgungsforschung in ihrer Ansprache mit Nachdruck. Studium in den kommenden Jahren sukzessive ausgebaut wird.“ Die Praxisanteile des Studiums sind hoch angesetzt. Wie in der Ausbildung an Berufsfachschulen (BFS) wird stark Mehr Informationen zum Studiengang: darauf geachtet, dass praxisbezogene Kompetenzen früh- https://www.ksh-muenchen.de/hochschule/studienangebot- zeitig vermittelt und erworben werden. Die „Ausbildung zusatzqualifikationen/ am Bett“ wird komplementiert durch Theorienanteile an der Hochschule. Die Studierenden von Pflege (B.Sc.) wer- den, so ein zentrales Studienziel, zur professionellen Aus- übung der Pflege mit erweitertem Aufgabenspektrum aus- gebildet. Sie werden später in der Lage sein, Menschen aller Altersgruppen evidenzbasiert zu betreuen und zu begleiten – auch, indem sie konzeptionelle und qualitäts- entwickelnde Aufgaben im Pflegekontext übernehmen. In der ersten Studienphase geht es unter anderem um die Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen und um die Ein- übung praktischer Skills wie z. B. der Vitalzeichenkontrolle. Die Hochschule nutzt dafür ihre Skills- und Simulations- labore, die erst vor wenigen Jahren in ihrer räumlichen Kapa- zität erweitert und mittlerweile ein wichtiger Baustein in der Ausbildung an der KSH München sind. Prof. Dr. Carolin Paul, Professorin für Bildung in der Pflege, wird die Mo- dule in den hochschuleigenen Laboren umsetzen: „Im Skills- und Simulationslabor werden die Studierenden 8
DIE HOCHSCHULE Farben der Solidarität: Elisa Ebertz gewinnt mit ihrer Bachelorarbeit den Gertrud-Luckner-Preis Elisa Ebertz wurde mit dem Getrud- arbeit beschäftigen musste. Gleich- Luckner-Preis ausgezeichnet, der alle zeitig habe ich mich sehr gefreut, dass zwei Jahre vom Deutschen Caritas- die Bachelorarbeit wohl doch nicht verband vergeben wird. Der Preis ist im Regal verstaubt – im Vergleich zu Abschlussarbeiten gewidmet, die sich den vielen anderen Hausarbeiten, die mit der Freien Wohlfahrtspflege bzw. man im Laufe eines Studiums verfasst. mit neuen Ansätzen in der Sozialen Doch das war meine erste Reaktion, Arbeit und Pflege sowie mit caritas- im Nachhinein bin ich sehr froh und theologischen und sozialethischen dankbar, dass Prof. Noweck unter an- Themen befassen. Im Corona-Jahr derem ein zehnseitiges Exposé für die 2020 ging der Preis an Elisa Ebertz, Teilnahme an der Ausschreibung er- die an der KSH München Soziale stellt hat. An dieser Stelle möchte ich Arbeit studiert hat und die nun ihren mich nochmals explizit bei Anna No- Master in Soziologie an der Goethe- weck für ihre engagierte Begleitung Universität Frankfurt absolviert. Im bedanken. Interview spricht die Preisträgerin über die Bedeutung der Auszeich- Herzlichen Glückwunsch, Frau Ebertz. Bereits der Vorschlag zur Bewerbung, nung, über ihre Themenwahl und Sie wurden in 2020 mit dem Gertrud- vor allem aber dann die tatsächlich darüber, wie es sich anfühlt, eine Luckner-Preis ausgezeichnet. Was erfolgte Auszeichnung mit dem Ger- Auszeichnung zu erhalten, ohne bedeutet die Auszeichnung für Sie? trud-Luckner-Preis bedeutet für mich gebührend feiern zu können. Am Ende der mehrmonatigen Schreib- eindeutig eine Anerkennung meiner phase an der Bachelorarbeit war ich Leistung. Sie lässt außerdem meine zunächst nur froh, die Arbeit beendet Studienzeit am Campus München in und abgegeben zu haben. Ich habe einem noch helleren Licht erscheinen, mich außerdem mit einer Reise nach denn ich habe sehr gern an der KSH Gambia belohnt und bin mit einer studiert. Durch die Auszeichnung habe Freundin eine Strecke des Jakobswegs ich neue Motivation für mein Master- gelaufen. An eine Auszeichnung habe studium und Selbstvertrauen in meine ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht Arbeitsweise geschöpft. Befasst man gedacht. Ein halbes Jahr später hat sich mit dem Leben von Gertrud Luck- Prof. Dr. Anna Noweck, meine Erstbe- ner, wird deutlich, in welchem Ausmaß treuerin, in Rücksprache mit Prof. Dr. sie Solidarität praktizierte. Sie verhalf Bernhard Lemaire, mein Zweitbetreuer, vielen jüdischen MitbürgerInnen zur Kontakt zu mir aufgenommen und Auswanderung und baute ein überre- mich gefragt, ob ich an einer Bewer- gionales, sogar transnationales Netz- bung zu einer Auszeichnung interes- werk von Vertrauenspersonen auf, wo- siert wäre. Ehrlich gesagt, habe ich durch deren bundesweit organisierte kurz gezögert, da so eine Bewerbung Auswanderung weiter ermöglicht wer- ja auch immer Aufwand bedeutet und den sollte. Durch einen V-Mann der ich mich – parallel zu meinem Master- Gestapo innerhalb des Caritasverbands studium – auf ein Neues mit der für wurde sie aufgrund denunziatorischer mich bereits ‚abgehakten‘ Bachelor- Hinweise verhaftet und war zwei Jahre 9
DIE HOCHSCHULE bis zur Befreiung durch die Rote Eine Figur hatte ich symbolisch auf verwendet wird und gern als Lücken- Armee (1945) im KZ Ravensbrück zur den Boden gesetzt, um damit zu ver- füller für Begriffe wie Zusammenhalt, Zwangsarbeit interniert. Bei diesem deutlichen, dass Personen einer Fami- Wirgefühl, Gemeinschaft, Konsens engagierten Wirken kann ich nur de- lie sich gegenseitig unterstützen und dient und manchmal auch nur als Er- mütig werden, den Gertrud-Luckner- aufhelfen, das Eigeninteresse dabei im satzwort für ‚Hilfe‘ Verwendung findet. Preis für meine Bachelorarbeit erhal- Hintergrund steht und es auch keine Ich konnte nicht verstehen, wie Soli- ten zu haben. Rolle spielt, ob es die Großeltern sind, darität sowohl auf die Familie bezo- die Hilfe benötigen, oder ob die Kin- gen werden konnte und gleichzeitig Mit dem Gertrud-Luckner-Preis werden der oder Eltern darauf angewiesen in Debatten um die Umstrukturierung Abschlussarbeiten gewürdigt, die in sind. Eine intakte Familie verstehe ich des ALG-II Verwendung fand oder auch Verbindung mit der Wohlfahrt stehen. als eine Gemeinschaft, in der Solidari- innerhalb Europas immer wieder der Was ist das Thema Ihrer Bachelorar- tät aktiv gelebt wird – eine Solidar- Ruf nach transnationaler Solidarität zu beit und wie kamen sie dazu? gemeinschaft. hören ist. Themenfindung ist für mich bis heute der schwierigste Teil einer Arbeit. Ich Im Seminar ‚Theorien der Sozialen Ar- Das waren drei ausschlaggebenden vertiefe mich gern in die unterschied- beit‘ habe ich mich mit theoretischen Momente, die mich dazu bewegt ha- lichsten Themen, doch sich auf eines Konzeptionen von Silvia Staub-Bernas- ben, eine Bachelorarbeit mit dem Titel festzulegen, stellt für mich immer coni auseinandergesetzt. Dabei wurde ‚Farben der Solidarität – Geschichte, wieder eine Herausforderung dar. mir deutlich, welchen entscheidenden Analyse und Systematisierung eines Entsprechend habe ich das Gespräch Einfluss Werte in einer Gesellschaft Wertbegriffs für die Soziale Arbeit und mit Prof. Noweck gesucht und bin auf bei der Thematisierung und Wahrneh- Sozialpolitik‘ zu schreiben. Übrigens: Wertbegriffe/-ideen gestoßen, die mung von sozialen Problemen haben, Meine Bachelorarbeit hatte ich zuerst unsere Gesellschaft in Deutschland denn: Ob ein gesellschaftliches Phäno- unter dem Titel ‚Grenzen der Solidari- durchziehen und das Berufsfeld der men auf politischer Ebene als soziales tät‘ angemeldet. Ich merkte jedoch im Sozialen Arbeit prägen – so auch der Problem wahrgenommen wird und Laufe meiner Arbeit, dass der Begriff Begriff der Solidarität. welche Maßnahmen eingeläutet wer- der Solidarität doch umfangreicher, den, ist maßgeblich von der Setzung ergiebiger, aussagekräftiger und wirk- Ich erinnere mich an drei Seminare, bestimmter Werte abhängig. Hätten mächtiger sein kann als anfangs ge- in denen der Begriff der Solidarität ge- wir in Deutschland keinen Sinn für So- dacht, zumindest, wenn man sich eine fallen ist und in mir Interesse auslöste: lidarität, würde der Schutz der vulne- hilfreiche Systematisierung erschlos- In einem Seminar der Theologischen rablen Gruppen bei der Eindämmung sen hat, wie ich dies in meiner Arbeit Zusatzqualifikation, die ich an der KSH des Infektionsgeschehen beispielswei- versuche. ebenfalls abgeschlossen habe, ging se kaum Beachtung finden. Auch das es um Elternschaft und verschiedene Steuersystem, die Arbeitslosen- oder Wie wurde der Preis verliehen, jetzt, Familienformen. Als ‚Seminaropener‘ die Krankenversicherung wären anders wo größere Veranstaltungen wegen durften wir eingangs mit Playmobil- strukturiert. der Virusverbreitung gar nicht mög- figuren unsere Idee von Familie dar- lich sind? stellen. Ich hatte mir Figuren zusam- In meinem Vertiefungsbereich – Politik In den Jahren zuvor wurde der Preis in mengesucht, die alle die gleiche Klei- in der Sozialen Arbeit – wurde mir be- der Delegiertenversammlung feierlich dung trugen, aber unterschiedlich wusst, dass der Begriff der Solidarität überreicht. Dieses Jahr konnte diese groß waren, und sie in Form eines sowohl bei uns im Seminar als auch jedoch nur in anderer Form und digital Kreises angeordnet – Hand in Hand. in sozialpolitischen Fragen inflationär stattfinden. Entsprechend gab es keine 10
DIE HOCHSCHULE ‚leibhafte‘ Überreichung des Preises. mie überleben. Wenn man sich die Ich habe lediglich einen Anruf und Logik einer Pandemie vor Augen führt eine E-Mail bekommen, dann das Zer- und sich der Solidarität bewusst ist, tifikat per Post erhalten und das Preis- ist es nur konsequent, eine Preisver- geld überwiesen bekommen. Außer- leihung nicht stattfinden zu lassen. dem wurde eine Pressemitteilung von Digital wäre sicherlich mehr drin ge- der Caritas geschaltet. wesen, aber auch hier kann ich nur sa- gen, dass das Coronavirus Ereignisse, Wie fühlt es sich an, so ganz ohne wie die Verleihung des Gertrud-Luck- Preisverleihung und ohne Laudatio ner-Preises, so oder so überschattet auf die besondere Leistung? Was hätte. hätten Sie sich gewünscht? Das war natürlich sehr schade, denn Die Bachelorarbeit ist auch als Buch das Bewusstsein, mit einem Preis veröffentlicht: ausgezeichnet worden zu sein, war schnell verflogen. So richtig real wur- Elisa Ebertz de die Auszeichnung für mich ledig- Farben der Solidarität lich in Momenten, in denen ich Anna Geschichte, Analyse und Noweck, meiner Familie und Freunden Systematisierung eines Wert- davon erzählte und sie sich alle auf- begriffs (mit einem Vorwort richtig für mich mitfreuten und mir von Anna Noweck) gratulierten. Auch wird es mir durch Hartung-Gorre Verlag, das Ausbleiben der feierlichen Verlei- 1. Auflage 2020 hung und der dazugehörigen Nervosi- 19,90 Euro tät nicht möglich sein, mich an ein – 130 Seiten unter normalen Umständen – sonst ISBN 978-3-86628-669-6 spannendes und einprägsames Ereig- nis zu erinnern. http://hartung-gorre.de/ Ebertz_Elisa.htm Angesichts der lebensbedrohlichen Si- tuation durch die Pandemie, in der die Idee der Solidarität eine Schlüsselrolle spielt (denn hier kommt es darauf an, dass die einzelne Person sich ganz im Sinne des Gemeinwohls verhält, was im Unterschied zum Altruismus nicht bedeuten muss, dass es nicht auch der Person selbst zu Gute kommt), habe ich jedoch größtes Verständnis für das Ausbleiben der Verleihung. Momen- tan muss es meines Erachtens darum gehen, dass sich jede Person in ihren Kontakten so stark beschränkt, dass möglichst viele Menschen die Pande- 11
D I E FA K U LTÄT E N © Andrey_Popov / Adobe Stock Julia Poweleit erhält für ihre Bachelorarbeit den bundesweiten Preis für herausragende Leistungen des DBSH und des FTBS Am Campus Benediktbeuern besteht Grund zur Freude: lindern. Gerade in der Zeit, in der viele Geflüchtete nach Der Deutsche Berufsverband und der Fachbereichtstags Deutschland kamen, ist Ehrenamt in den Fokus gerückt, als für Soziale Arbeit zeichnete Julia Poweleit für ihre Bache- ‚soziale Arbeit von unten‘.“ lorarbeit zum Thema Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit mit dem Preis für herausragende Leistungen aus. Wie Soziale Arbeit gesellschaftliche Veränderungen und sozialen Zusammenhalt fördere, habe Poweleit in ihrer Fast 70 Bachelor- und Masterarbeiten waren für den För- Arbeit gezeigt und so auch die Verantwortung der Sozialen derpreis des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit Arbeit verdeutlicht – und das sowohl von „oben“ als auch (DBSH) und des Fachbereichtstags für Soziale Arbeit (FTBS) von „unten“. Julia Poweleit hatte schon recht früh während vorgeschlagen, unter denen Julia Poweleits Arbeit mit dem ihres Studiums am Campus Benediktbeuern die Idee gehabt, Titel „Die Chance, etwas anders zu machen. Das Ehren- sich mit den unterschiedlichen Motivationen und Strukturen amt in der Flüchtlingshilfe als Soziale Arbeit von unten“ von Ehrenamtlichen und professionellen SozialarbeiterIn- besonders herausragte. Sie wurde im Rahmen des Fachbe- nen in der Flüchtlingsarbeit zu beschäftigen, nachdem sie reichstages für Soziale Arbeit am 17. November nun dafür im Jahr 2015 selbst während der Praxisphase ihres Studiums ausgezeichnet. Die Laudatorin Gabriele Stark-Angermeier, und seither auch hauptamtlich in diesem Bereich Einblick Vorsitzende des DBSH, gab sich alle Mühe, zur virtuellen gesammelt und Kontakte geknüpft hatte. Rund 15 Ehren- Preisverleihung ein wenig festliche Stimmung durch das amtliche und „Profis“ aus Oberbayern hat sie für ihre Arbeit Netz zu schicken: Sie hatte eigens eine Videobotschaft auf- interviewt und in Gruppengesprächen darüber diskutieren genommen, die an alle Teilnehmenden des diesjährigen lassen, welche Strukturen bei der Arbeit hilfreich sind und Fachbereichstages für Soziale Arbeit übertragen wurde, wie sich die jeweilige Arbeit strukturiert. Dabei zeigte sich, es gab Applaus in Form von grafischen „Like-Daumen“ dass Ehrenamtliche und Hauptamtliche ähnliche Motiva- auf den Bildschirmansichten und Moderatorin Professorin tionen hatten, nämlich, dass sie meist das gleiche Selbst- Dr. Elke Schimpf strahlte über das ganze Gesicht als sie die verständnis ihrer Arbeit haben wie die Ehrenamtlichen, beiden Preisträgerinnen auf den Bildschirm rief, die jeweils nämlich Menschen in herausfordernden Situationen unter- mit einem Preis für eine besondere Master- bzw. Bachelor- stützen zu wollen. Ihr Fazit: Durch die Analyse ehrenamt- arbeit an diesem Abend ausgezeichnet wurden. lichen Engagements kann sich die professionelle Soziale Arbeit besser reflektieren. Eine davon ist die ehemalige Benediktbeurer Masterstu- dentin Julia Poweleit, die eine Arbeit über das Ehrenamt in Ihre Masterarbeit soll nun auf der Bachelorarbeit aufbauen: der Flüchtlingshilfe verfasst hatte, mit einem Vergleich der Es geht um autonome Handlungsspielräume in der Sozialen Strukturen der ehren- und hauptamtlichen Flüchtlingshilfe, Arbeit. Ihre Betreuerin Ursula Unterkofler ist von ihrem Vor- die sie im Fazit der Arbeit als Soziale Arbeit ‚von unten‘ haben von Anfang an überzeugt gewesen, Julia Poweleit und So-ziale Arbeit ‚von oben‘ identifizierte. Professorin Dr. bedankt sich für ihre Unterstützung und hofft, dass viele Ursula Unterkofler, die an der KSH München Theorie und Studierende auf solch engagierte Professorinnen und Pro- Methoden der Sozialen Arbeit lehrt und Poweleits Bache- fessoren in ihrem Studium treffen. lorarbeit betreute, hatte sie für den Preis vorgeschlagen, da sie „die Trennung zwischen Ehrenamtlichen und Pro- Wer die Ergebnisse nachlesen möchte: In der Zeitschrift fessionellen kritisch betrachtet und dadurch zum Profes- „Forum Sozial“ ist sie in den Ausgaben 3/2019 und 4/2019 sionsverständnis der Sozialen Arbeit beiträgt.“ Laudatorin publiziert worden. Stark-Angermeier meinte, die Arbeit sei „ein Ritt durch die Geschichte des Ehrenamts und der Sozialen Arbeit. Beides Beitrag und Foto oben rechts: Dr. Alexandra Hessler hatte immer einen gesellschaftlichen Bezug, um Not zu 12
D I E FA K U LTÄT E N Mit positivem Feedback: der Digitale Infotag zu den konsekutiven Masterstudiengängen Am 12. November 2020 lud die KSH München zum Digi- Die Hochschule ist sich sicher, dass dieses digitale Informa- talen Informationstag zu den konsekutiven Masterstudien- tionsangebot in der Zukunft als Ergänzung zu den „analo- gängen ein. Das digitale Format der Infotage wurde im gen“ Infotagen vor Ort stattfinden wird. Auf diese Weise er- Frühjahr/Sommer 2020 bedingt durch die Corona-Pande- greift die Hochschule die Möglichkeit, ihr Studienangebot mie eingeführt und implementiert und hat sich bereits und die Vorteile eines Studiums an der KSH München den sehr erfolgreich etabliert. Studieninteressierten in ganz Deutschland vorzustellen. Die Hochschule durfte zum Infotag Studierende der Bache- Wie sehr der Infotag im Netz zu einem bleibenden lorstudiengänge am Campus München und am Campus Eindruck geführt hat, zeigt sich an den Rückmeldungen: Benediktbeuern sowie viele externe BesucherInnen – da- – Eine sehr gelungene Veranstaltung, Danke für den runter Studierende anderer Hochschulen und Universitäten guten Input! und Berufstätige mit Bachelorabschluss – begrüßen. Die Studiengangsleitungen freuten sich aufrichtig über die – DANKE für die digitale Möglichkeit der Teilnahme! hohe Besucherzahl und die positive Resonanz der Teilneh- – Danke für die Informationsveranstaltung! menden. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich zeitversetzt zu allen konsekutiven Masterstudiengängen – Toll, dass der Infotag online war! Ich bin sehr weit von der der Hochschule informieren – durch Vorträge oder aber Uni entfernt und hätte sonst nicht teilnehmen können. auch in Fragerunden zum jeweiligen Studium. Das Studie- – Sehr professionell gestaltet, vielen herzlichen Dank f rendensekretariat informierte über die Bewerbungsmoda- ür die Möglichkeit. litäten, Zulassungsvoraussetzungen, Termine und Fristen. Darüber hinaus waren die Familienfreundlichkeit unserer – Es war angenehm mal ein paar Dozenten lauschen zu Hochschule und die Vereinbarkeit von Familie und Studi- können und die Zoom-Meetings haben super funktioniert. um ein wichtiges Thema am Digitalen Infotag. Die Studie- Da ich weit weg wohne war es klasse einfach von zuhause renden der Hochschule, die sich an dem Programmverlauf aus hinzu kommen zu können! aktiv beteiligten, sorgten für einen lebendigen Austausch – Die digitale Form ist hervorragend geeignet und sollte und eine Diskussion mit den Interessenten auf Augenhöhe. für die Zukunft beibehalten werden. Die Werbemaßnahmen im Vorfeld des Infotages (Ankündi- gungen auf der Website der Hochschule, Postings in den Der nächste Digitale Infotag zu den Sozialen Medien wie Facebook, Instagram, XING und Lin- konsekutiven Masterstudiengängen kedIn, Anzeigen auf Google, die zur Website des Digitalen am Campus München findet am 11.11.2021 Infotages verlinkten) waren sehr erfolgreich. Die Online- von 17.00 – 19.00 Uhr statt. Befragungen, die im Rahmen des Infotages durchgeführt wurden, haben ergeben, dass weit über 60 % der Teilneh- Weitere Infos auf unserer Website unter In- menden von den Digitalen Infotagen über Internet-Recher- formationsveranstaltungen: https://www.ksh- che und über die Website der KSH München erfahren ha- muenchen.de/hochschule/studienberatung/ ben. Mehr als 45 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer informationsveranstaltungen/ waren zum Zeitpunkt des Digitalen Infotages über 50 km und unter Digitale Infotage https://www.ksh-muen- vom Campus München entfernt, 20 % davon mehr als 100 chen.de/studieninteressierte/digitale-infotage/ km, 5 % sogar mehr als 250 km – und trotzdem entstand eine Nähe, wie das Feedback ergab, wenn auch virtuell und mit der aktuell wichtigen persönlichen Distanz. 13
D I E FA K U LTÄT E N Verleihung des Vertiefungsstufe-Zertifikats Medizindidaktik Bayern Zum ersten Mal erhielten Anfang Juli 2020 drei Lehrende Binnenstrukturierter Unterricht in hetero- (LMU Klinikum, TU München) das Vertiefungsstufe-Zerti- genen Lerngruppen an der KSH München fikat Medizindidaktik der Bayerischen Universitäten. Der Erhalt des Zertifikats ist neben der Absolvierung von Die Ausbildung von Fortbildungen im medizindidaktischen Bereich mit der Pflegefachkräften zeich- Erstellung eines Lehrprojektes verbunden. Die KSH Mün- net sich durch eine chen steht mit der Verleihung durch Dr. Michaela Schunk große Heterogenität in Verbindung, die das Zertifikat für ihren binnenstruk- der Studierenden in Be- turierten Unterricht im Rahmen ihres KSH-Lehrauftrags zug auf berufliche und im Studiengang Pflege dual erhalten hat. persönliche Erfahrungs- horizonte aus. Durch Im Rahmen des „Tag der Lehre 2020“, ausgerichtet durch die Evaluation eines den Standort Augsburg des Kompetenznetzes Medizinleh- binnenstrukturierten Lehrkonzepts konnte gezeigt wer- re Bayern, konnte zum ersten Mal das Zertifikat Medizin- den, dass die Kompetenzen der älteren Studierenden didaktik Bayern in der Vertiefungsstufe verliehen werden. zur Förderung des Lernerfolgs genutzt werden können. Die Vertiefungsstufe ist nach der Grund- und Aufbaustufe, Dazu traten Gruppenarbeiten in altersgemischten Lern- welche beide bereits etabliert sind, die höchste Stufe die- gruppen mit sehr unterschiedlichen beruflichen und ses Zertifikats. Durch den Sprecher des Kompetenznetzes, persönlichen Vorerfahrungen in den Vordergrund des Studiendekan des klinischen Studienabschnittes und Leiter Unterrichts. Die Evaluation der Lernerfolge fand nach des Instituts für Didaktik und Ausbildungsforschung in der jeder Einheit und für den Gesamtkurs statt. Die Aus- Medizin (DAM), Prof. Dr. Martin Fischer, MME wurde die wertung erfolgte getrennt nach Lerngruppe. Es zeigte Vertiefungsstufe feierlich zwei Lehrenden des LMU Klini- sich, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit mehr kums und einer Lehrenden der TUM verliehen. Die Teilneh- Vorerfahrung eine wichtige Ressource für den binnen- menden führten innerhalb des letzten Jahres ein eigenes, strukturierten Unterricht sind. Das Lehrprojekt wurde innovatives Lehrprojekt durch, darüber hinaus wurde ein im Rahmen eines Lehrauftrags an der KSH München persönliches Academic Teaching Portfolio angefertigt. im Studiengang Pflege dual (Modul „Alter und Altern Der Abschluss zeugt von hoher Einsatzbereitschaft und im Kontext von Gesellschaft und Wissenschaft“, 3 Tage stetigem Engagement in der studentischen Lehre. Präsenzunterricht) durchgeführt. Dr. Michaela Schunk Die Lehrprojekte bilden unterschiedliche Fachrichtungen arbeitet im Forschungsteam der Klinik für Palliativme- und Inhalte ab: dizin. Neben dem Lehrauftrag an der KSH München • Dr. Simone Kagerbauer (Klinik für Anästhesiologie unterrichtet sie an der LMU München im Studiengang und Intensivmedizin, TU München): „Training inter- Humanmedizin im Rahmen des longitudinalen Wissen- professioneller Teams für Alltag und Notfälle“ schaftscurriculum (MeCuM Science) und in den Quer- • Dr. Michaela Schunk, MPH (Klinik und Poliklinik für schnittsbereichen Prävention und Gesundheitssystem Palliativmedizin, LMU Klinikum): „Binnenstrukturierter sowie in den Masterstudiengängen MSc Public Health Unterricht im Rahmen eines Lehrauftrags im Studien- und MSc Epidemiology. gang Pflege (B.Sc.) dual an der Katholischen Stiftungs- hochschule München (KSH)“ Weiterführende Links: • Dr. Kariem Sharaf (Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen- https://www.kompetenznetz.org/startseite.html Ohrenheilkunde, LMU Klinikum): „Einführung von Blended Learning in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Beitrag: Ursula Stadlberger (LMU Klinikum), Clinical Skills Kopf-Hals für MedizinerInnen“ Ergänzungen: Sibylle Thiede 14
D I E FA K U LTÄT E N ©Sonya_Illustration / Adobe Stock Kategorie Gender – Ist das Wissenschaft oder kann das weg? Anfang Dezember fand ein virtueller Studientag zum quem von zuhause aus teilnehmen.“ Der Nachmittag wird Thema „Gender“ statt, den Prof. Dr. Luise Behringer vom dennoch weniger gemütlich als vielmehr äußerst anregend, Campus Benediktbeuern und Prof. Dr. Barbara Thiessen denn die Frage nach Gender als wissenschaftlicher Kategorie von der Hochschule Landshut organisiert haben. Etwa 100 stellt sich allen Disziplinen, wie Sozialer Arbeit, Pädagogik Studierende und Interessierte waren online zugeschaltet, und eben auch Theologie. Gerade dort wird über „gender“ um über das Thema „Gender“ aus theologischer Perspek- mitunter hitzig diskutiert: Die Überlegungen zu Gender als tive und mit Blick auf Soziale Arbeit zu diskutieren. „sozialem Geschlecht“ reicht von der Forderung nach Uni- sex-Toiletten an Hochschulen bis hin zur Frage, ob man Es waren mehr als 100 Teilnehmende zugeschaltet, einige „Gott*“ schreiben sollte, wie es die Katholische Jugend neu- sitzen tatsächlich in Benediktbeuern vor den Rechnern, erdings macht. die meisten sind aber von überall her zugeschaltet, u. a. aus München, Augsburg, Landshut und aus Osnabrück. Um diesen Fragen fachlich fundiert nachgehen zu können, Luise Behringer, Professorin für Psychologie in der Sozia- wurde Prof. Margit Eckholt von der Universität Osnabrück len Arbeit vom Campus Benediktbeuern, die den Fachtag eingeladen, die die Professur für Dogmatik und Fundamen- gemeinsam mit ihrer Kollegin Barbara Thiessen, Profes- taltheologie innehat. Sie hat bereits auf dem Campus Bene- sorin für Soziale Arbeit und Gender Studies an der Hoch- diktbeuern gelehrt und gilt heute als ausgewiesene und schule Landshut, organisiert hat, freut sich über die rege international anerkannte Expertin zu Gender in der katho- Teilnahme im virtuellen Raum: „Wir hätten den Tag ger- lischen Theologie. Sie gibt einen kurzen Abriss über die ne in Präsenz durchgeführt, so muss unter winterlichen Behandlung des Begriffs durch die Katholische Kirche und Bedingungen immerhin niemand anreisen und kann be- wie es aktuell in der theologischen Diskussion darum be- stellt ist: „Die moderne Kirche vertritt ein Han- deln, das geschlechter- sensibel ist, also Vielfalt ermöglichen soll – wenn dies auch in der Bildungs- kongregation im Juni 2019 nicht schriftlich umgesetzt wurde,“ be- richtet sie und führt aus, dass immer noch Homo- phobie und Ängste vor einer Auflösung traditi- oneller Familienformen die internen Debatten beeinflussen: „Dabei müsste die Frage letzt- lich heißen: Was ist das Bild, nach dem Menschen an sich geschaffen sind, und was ist überhaupt Menschsein?“ 15
D I E FA K U LTÄT E N ©Sonya_Illustration / Adobe Stock Eckholt sieht in der biblischen Schöpfungsgeschichte keine Hierarchie: „Dort steht – in der modernen Überset- zung – ‚Er erschuf den Menschen männlich und weiblich‘, eigentlich gibt es also keine Geschlechter-Determinierung, die sich aus der Bibel herauslesen ließe,“ so ihr Fazit des sogenannten „Imago Dei“, also der Frage nach dem Bild Gottes. Barbara Thiessen fasst in ihrem anschließenden Kommentar diese Idee noch einmal zusammen: „Die Idee des ‚Imago Dei‘ fordert zur Freiheit auf. Das ‚Ich‘ entwickelt sich erst mit seiner Biografie. Dazu braucht es auch ein unterscheidbares ‚Du‘ – Geschlecht ist vielleicht nur eine Chiffre dafür.“ Aus diesen Gründen sei eine Sensibilität ge- genüber der Kategorie Gender besonders in der Sozialen Arbeit wichtig, wo Menschen in ihrer Entwicklung beglei- tet werden. Zudem „sehen wir oft die ‚dunkle Seite der Geschlechterdifferenzierung‘“, wenn es etwa um Gewalt gegen Frauen oder um die Diskriminierung einer als abweichend geltenden Sexualität geht. Zum Abschluss wird nach verschiedenen Workshops in Kleingruppen noch kontrovers diskutiert, wie Gleich- berechtigung in den unterschiedlichen Berufsfeldern kon- kret werden kann und warum in der Katholischen Kirche Frauen nicht zum Priesteramt zugelassen sind. Die Ant- wort, dass ja Jesus ein Mann gewesen sei, lässt Margit Eckholt nicht gelten, denn schließlich hieße das ja: „dass, wenn wir wüssten, dass Jesus schwarzhaarig war, es auch nur schwarzhaarige Priester geben dürfe.“ Theologisch bedeutsamer sei dagegen, dass in der Figur des Christus Geschlechterdifferenzen als aufgehoben gelten. So endet der Nachmittag mit der Feststellung, dass es noch einiges zu tun gibt, bis die Verschränkung von sozialem und biologischem Geschlecht auch in kirchlichen Kontexten als menschliche Bedingtheit verstanden wird und Gleich- stellungsanliegen weiter vorangebracht werden. Margit Eckholt gibt den Studierenden zum Abschluss den Rat: „Traditionen können nicht einfach abgeschnitten werden, denn es geht darum, Geschichte weiter zu entwickeln, indem man sich mit der Geschichte an sich beschäftigt.“ Das haben die Studierenden an diesem eindrücklichen Nachmittag auf alle Fälle mit großer Hingabe getan. Beitrag: Dr. Alexandra Hessler 16
Z U K U N F T A LT E R Altenseelsorge in der Coronakrise: Eine Studie des Kompetenzzentrums »Zukunft Alter« und des Bistums Augsburg Die Corona-Pandemie und ihre einhergehenden Maß- Stellt sich die zentrale Frage, wie ältere Menschen die Zeit nahmen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, der Ausgangsbeschränkungen, in der auch keine Gottes- erreichte alle Bereiche unserer Gesellschaft – ob Schulen, dienste stattfanden, erlebt haben? Im Rahmen der Studie Kindertageseinrichtungen, Gastronomie, Kultur oder auch „Kirche in der Corona-Krise“, die vom Kompetenzzentrum das kirchliche Leben. Die Kontaktbeschränkungen führten »Zukunft Alter« der KSH München in Zusammenarbeit mit dazu, dass soziale Interaktion neugestaltet und gedacht dem Bistum Augsburg durchgeführt wurde, werden die werden musste. Größere Veranstaltungen wurden abge- Bedürfnisse, Erwartungen und Erfahrungen älterer aktiver sagt, darunter waren im Frühjahr 2020 auch alle öffent- Gemeindemitglieder zur Zeit des Lockdowns erfasst. Um liche Gottesdienste. Gerade für älteren Menschen ergab die Ergebnisse zu erheben, sprach das Projektteam unter sich daraus eine ganz besondere Situation. Sie konnten der Leitung von Dr. Andrea Kenkmann und Prof. Dr. Joachim weder am Gottesdienst noch an den gewohnten Treffen Burkard mit älteren aktiven Gemeindemitgliedern der Diö- der Seniorinnen und Senioren teilnehmen. Im Gegenteil: zese. Zwar vermissten die Befragten die Gottesdienste in Als Gruppe hohen Risikos für einen schweren Krankheits- der Kirche, doch die verschiedenen Alternativangebote der verlauf waren sie dazu angehalten, sich sogar von den Kirche wurden vielfach genutzt und positiv bewertet. Selbst anderen Generationen innerhalb der eigenen Familie zu Angebote im Internet nahmen einige Studienteilnehmende isolieren. In Alten- und Pflegeheimen musste Angehörigen, wahr, doch etwa die Hälfte der befragten älteren Menschen Seelsorgerinnen und Seelsorgern sowie anderen Dienste hatten kein Zugang zu diesem Medium. Auch der Friedhof zunächst der Zugang verweigert werden, um die Bewoh- gewann als Ort der Begegnung an Bedeutung. Einige nerinnen und Bewohner vor einer Infektion zu schützen. Teilnehmende hätten sich allerdings mehr Flexibilität in der Handhabung der Coronamaßnahmen gewünscht und Veranstaltungen im kleinen Rahmen befürwortet. Denn während ältere Menschen oft auf ihre Schutzbedürftigkeit reduziert werden, zeigt sich in dieser Studie ein anderes Bild. Ältere Menschen treffen autonom die Entscheidung, welche Risiken sie eingehen. Die Ergebnisse der Studie liegen nun als Bericht vor, den Sie sich hier herunterladen können: https://www.ksh-muenchen.de/hochschule/aktuelles/news/ detail/kirche-in-der-coronakrise-eine-studie-des-kompe- tenzzentrums-zukunft-alter-und-des-bistums-augsbur/ oder Sie fordern die PDF-Datei unter presse@ksh-m.de an. 17
Z U K U N F T A LT E R Fachtag Demenz und Kultur des Kompetenzzentrums »Zukunft Alter«: zum ersten Mal im digitalen Format Eigentlich war – ganz in der Tradition der Fachtage des spirituelle Begleitung von Menschen mit Demenz aussehen Kompetenzzentrums »Zukunft Alter« zusammen mit der kann. Diese sollte laut der Expertin „hörend, mitgehend Fakultät Soziale Arbeit Benediktbeuern – auch 2020 im und mitsuchend“ sein, wobei die Haltung der Begleitenden November eine ganztägige Veranstaltung in Präsenz zentral ist. „Wenn wir den Menschen mit Demenz mögen, geplant, doch wie so oft in dieser Zeit musste auch das dann spürt er das und es kann eigentlich gar nichts mehr Kompetenzzentrum umdisponieren und wagte sich schiefgehen“, sagt Dr. Kotulek. erstmals mit einem Teil des Programms in die digitale Veranstaltungswelt. Mit über 70 Teilnehmenden widmete sich das Team des Kompetenzzentrums zusammen mit der Fakultät in Koope- ration mit der Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisachtal e.V. und der Abteilung Seniorenpastoral der Erzdiözese Mün- chen und Freising dem Thema Demenz und Kultur. Prof. Dr. Martina Wolfinger, Vizepräsidentin für Forschung und Entwicklung an der KSH München, eröffnete gemeinsam mit Dieter Käufer, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisachtal e.V., die Veranstaltung auf der Videokon- ferenz-Plattform Zoom. Den Hut als Vizepräsidentin hatte Prof. Dr. Wolfinger zur Begrüßung auf, danach übernahm Die positiven Kommentare der Teilnehmenden machten die Gerontologin und kommissarische Leitung des Kom- den Wert der digitalen Veranstaltung, für deren reibungs- petenzzentrums gemeinsam mit der wissenschaftlichen losen technischen Ablauf der Koordinator des Kompetenz- Mitarbeiterin Dr. Andrea Kenkmann die Moderation und zentrums Dr. Christoph Ellßel gesorgt hatte, deutlich. Auch führte auch inhaltlich in das Thema ein. war die Vorfreude auf den zweiten Teil des Fachtags bereits spürbar, der für den Sommer 2021 geplant ist und in den Der erste Referent, Prof. Dr. Kai Koch, Professor für Musik- Dieter Käufer in seinem Grußwort einen Einblick gab. Im pädagogik an der Universität Vechta, war vielen bereits zweiten Teil soll der Fachtag – wenn möglich in Präsenz – durch seine Zeit an der KSH München bekannt. Mit Elan mit Diskussionen über Literatur, Kunst und Museen weiter- stellte der passionierte Musikgeragoge musikalische Ange- geführt werden. bote für Menschen mit Demenz (und deren Angehörige) vor. Vom gemeinsamen Trommeln über den Gospelchor Beitrag: Dr. Andrea Kenkmann bis hin zum Klavierunterricht sind Angebote für Menschen mit Demenz möglich. Wie in der Diskussion jedoch zum Ausdruck kam, erschwert die derzeitige Pandemie die Durchführung solcher Angebote. Prof. Koch berichtete zwar von Fensterkonzerten und digitalen Angeboten, stimmte jedoch dem von Teilnehmenden vorgebrachten Blick aus der Praxis zu, dass diese nur begrenzt einen Ersatz darstellen könnten. Nach der Pause übernahm Dr. Maria Kotulek, Fachreferentin für den Bereich Demenz der Erz- diözese München und Freising das Wort und zeigte die verschiedenen Rahmenbedingungen dafür auf, wie eine 18
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