Arbeitsbericht 2020 - KISS Hamburg
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Arbeitsbericht 2020
KISS Hamburg
Kontaktstelle Kontaktstelle Kontaktstelle Kontaktstelle
Altona Harburg Mitte Wandsbek
Gaußstraße 21 Neue Straße 27 Kreuzweg 7 Schloßstraße 12
22765 Hamburg 21073 Hamburg 20099 Hamburg 22041 Hamburg
Träger:
DER PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband HAMBURG e.V.
Wandsbeker Chaussee 8, 22089 Hamburg
KISS Hamburg –2–
Jahresbericht 2020
EINLEITUNG 5
KISS HAMBURG IM ÜBERBLICK 6
KISS HAMBURG - Ziele und Aufgaben 6
Organisations- und Mitarbeiterstruktur 6
Beratungsangebot KISS Hamburg 9
Besondere Herausforderungen 2020 – Corona, Digitalisierung, virtuelle Gruppentreffen 10
Telefonische und persönliche Beratung 12
Unterstützung und Gründung von Selbsthilfegruppen 17
Öffentlichkeitsarbeit 19
Themenübergreifende Veranstaltungen KISS Hamburg 2020 22
Fortbildungen für Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen 23
Fortbildungen für Fachleute im Gesundheits- und Sozialwesen 25
Selbsthilfe als wichtiger Teil des Bürgerschaftlichen Engagements 25
Das Projekt „Neue Wege in der Selbsthilfe“ 26
Das Projekt „Barrierefreie Arztpraxen in Hamburg“ 26
Finanzielle Förderung von Selbsthilfegruppen und -organisationen 27
Patientenvertretung in den Gremien der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens in Hamburg 32
Kooperation und Netzwerkarbeit überregional 33
Gesundheitsförderung und Selbsthilfeunterstützung für Menschen in schwierigen Lebenslagen 34
Hamburger Selbsthilfegruppen und -organisationen 2020 34
KONTAKTSTELLE ALTONA 2020 38
Allgemeine Situation 38
Regionale Kooperationen/ Netzwerkarbeit 38
Gruppenunterstützung und -gründungen 41
KONTAKTSTELLE HARBURG 2020 46
Allgemeine Situation 46
Regionale Kooperationen/ Netzwerkarbeit 46
Gruppenunterstützung und -gründungen 49
KONTAKTSTELLE MITTE 2020 52
Allgemeine Situation 52
Regionale Kooperationen/ Netzwerkarbeit 52
Gruppenunterstützung und -gründungen 59
KONTAKTSTELLE WANDSBEK 2020 68
Allgemeine Situation 68
Regionale Kooperationen/ Netzwerkarbeit 68
Gruppenunterstützung und -gründungen 73
VERANSTALTUNGEN KISS HAMBURG IM ÜBERBLICK 80
Veranstaltungen für interessierte Bürger/innen 2020 80
Veranstaltungen für Mitglieder von Selbsthilfegruppen 2020 82
Veranstaltungen für Professionelle im Gesundheits- und sozialen Bereich 2020 84
HAMBURGER SELBSTHILFEGRUPPEN UND -ORGANISATIONEN 2020 (DIFFERENZIERT NACH
SELBSTHILFETHEMEN) 86
–3–
KISS Hamburg –4–
Jahresbericht 2020
EINLEITUNG Online-Formate zu erarbeiten und bereitzustellen. An
unseren Standorten in Altona, Harburg, Wandsbek und
Der Austausch mit Gleichbetroffenen ist wichtig, um Mitte haben die Mitarbeiter*innen unter Einhaltung der
das Leben mit einer chronischen Erkrankung oder einer Sicherheits- und Hygienekonzepte weiterhin Räume
schwierigen Lebenssituation besser zu bewältigen. Das für Selbsthilfegruppentreffen zur Verfügung gestellt,
ist uns bei KISS Hamburg seit Anbeginn bekannt und ist Selbsthilfeaktive bei Bedarf unterstützt, neue Gruppen
deshalb ein wesentlicher Bestandteil unserer Unterstüt- gegründet, die Beratungszeiten aufrechterhalten, Koope-
zungsarbeit. Durch die coronabedingten Einschränkun- rationen fortgesetzt und Präsenz- oder digitale Veranstal-
gen des Jahres 2020 zeigte sich für viele deutlich, wie tungen und Vernetzungsaktivitäten durchgeführt. Es ist
wichtig dieser Austausch ist und wie schmerzlich er letz- uns gelungen, die Selbsthilfe als wichtige Unterstützung
tes Jahr fehlte. Nicht umsonst hat die Hamburger Politik für Menschen gerade auch in schwierigen Zeiten weiter-
schon frühzeitig verfügt, dass sich Selbsthilfegruppen in hin sichtbar und erlebbar mitzugestalten.
Einrichtungen trotz Lockdowns mit Abstand (und Maske)
treffen dürfen. Denn Selbsthilfegruppen sind das Netz- Aber auch für uns als ein Team an vier Standorten hat das
werk, in dem zwischenmenschliche Begegnung und Un- vergangene Jahr einige außergewöhnliche Herausforde-
terstützung ermöglicht wird, und Selbsthilfekontaktstel- rungen bereitgehalten. Neben internen Qualifizierungs-
len sind hierbei wichtige Anlauf- und Beratungsstellen. maßnahmen zur Bewältigung der neuen digitalen Anfor-
Die vielfältigen Selbsthilfeaktivitäten stellen einen wert- derungen und der damit einhergehenden Umstellung
vollen Teil des bürgerschaftlichen Engagements dar und von Arbeitsprozessen, incl. der notwendig gewordenen
sind vielfach elementarer Bestandteil von Behandlungs- Einführung des Homeoffice, haben gleichzeitig diverse
konzepten im Gesundheitswesen. personelle Veränderungen (Neueinstellung, Elternzeit,
Standortwechsel, Langzeiterkrankung) die Teams vor Ort
Um unsere Angebote den stetig sich wandelnden Er- aber auch KISS insgesamt beschäftigt.
fordernissen anzupassen, die die Selbsthilfeaktiven, die
Förderer und die allgemeine Situation an uns stellen, In 2020 haben die Mitarbeiter*innen in herausragender
befand sich KISS Hamburg auch 2020 in einem perma- Weise bewiesen, dass sie in der Lage sind, Herausforde-
nenten inhaltlichen Weiterentwicklungsprozess. Dieser rungen anzunehmen, Veränderungsprozesse erfolgreich
wurde durch die notwendigen Umstellungen der ge- zu bewältigen und ihre Aufgaben als zentrale Vermitt-
samten Einrichtung auf digitale Prozesse besonders stark lungs- und Vernetzungsinstitution zur Anregung, Unter-
gefordert. Anhand des vorliegenden Sachbericht und der stützung und Weiterentwicklung von gruppenbezogener
Fachbeiträge aus den regionalen Kontaktstellen Altona, Selbsthilfe zu erfüllen. Ihnen allen gilt mein ganz beson-
Harburg, Mitte und Wandsbek können diese inhaltlich derer persönlicher Dank.
nachvollzogen werden. Unsere statistischen und grafi-
schen Darstellungen zeigen die Entwicklung der Selbst- Wir danken der Sozialbehörde, den gesetzlichen Kran-
hilfezusammenschlüsse, das Nachfrageverhalten, unsere kenkassen sowie den gesetzlichen und privaten Pflege-
Veranstaltungsübersichten und die Entwicklung der fi- kassen für die finanzielle Förderung.
nanziellen Förderung über den Selbsthilfegruppen-Topf
in Hamburg auf.
Besonders beschäftigt haben uns natürlich die Heraus-
forderungen durch die Corona-Pandemie. Als Beratungs- Christa Herrmann Hamburg, im April 2021
stellen und Trefforte für vulnerable Menschen waren Leiterin KISS Hamburg
wir in besonderer Weise gefordert, den Fragenden Ant-
worten und Sicherheit zu liefern, Hygienekonzepte und
–5–
KISS Hamburg
KISS HAMBURG IM ÜBERBLICK ORGANISATIONS- UND MITARBEITERSTRUKTUR
KISS HAMBURG - ZIELE UND AUFGABEN In Hamburg begann die professionelle Selbsthilfeunter-
stützung 1979 mit einem Forschungsprojekt am Institut
Die Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegrup- für Medizin-Soziologie des Universitätskrankenhauses
pen in Hamburg (KISS Hamburg) sind die wichtigsten Eppendorf (UKE), in dessen Verlauf eine der bundesweit
Unterstützungsstellen für alle Selbsthilfe-Aktivitäten in ersten Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfe-
der Region Hamburg. Unser Ziel ist es, den Gedanken der gruppen (KISS) in Altona entstand. 1984 wurde die Kon-
Selbsthilfe zu fördern und zu verbreiten. Unsere Aufga- taktstelle Altona aus Hamburger Haushaltsmitteln finan-
ben und Ziele lassen sich wie folgt zusammenfassen: ziert. 1987 eröffnete die zweite Kontaktstelle in Barmbek,
1992 die dritte in Wandsbek/Farmsen und 2003 die vierte
• Beratung und Information von Einzelpersonen bei der in Harburg. Im Zuge einer Konsolidierungsphase wur-
Suche nach oder bei der Neugründung von Selbsthilfe- den in 2008 die Kontaktstellen Barmbek und Wandsbek/
gruppen Farmsen zusammengelegt. In 2016 konnte erfreulicher-
• Unterstützung und Beratung von Selbsthilfegruppen bei weise wieder mit dem Aufbau einer vierten Kontaktstelle
inhaltlichen, organisatorischen und finanziellen Fragen begonnen werden, sodass diese 2017 ihren Beratungsbe-
• Fortbildungsangebote für Selbsthilfegruppen trieb aufgenommen hat.
• Koordinierung und Vernetzung von Selbsthilfegruppen Seit dem Jahr 2004 ist „Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsver-
• Herausgabe der Selbsthilfe-Zeitung als Kooperations- band Hamburg e.V.“ Träger von KISS Hamburg.
und Vernetzungsinstrument
• Bereitstellung einer Homepage als Informations- und Die Kontaktstellen sind Anlaufstellen für alle Selbsthilfe
Vernetzungsinstrument Interessierten Bürgerinnen und Bürger in den Hambur-
• Weiterentwicklung der Selbsthilfeangebote und der ger Stadtteilen. Die Hauptaufgabe der Selbsthilfeberater/
Selbsthilfeunterstützung im Bereich der sozialen Medien innen ist die Beratung von an Selbsthilfe interessierten
• Multiplikatoren Arbeit und Fortbildung zum Thema Menschen, die Unterstützung der Arbeit neuer und be-
Selbsthilfe,Selbstorganisation, Partizipation stehender Selbsthilfegruppen, die Förderung der Vernet-
• Zusammenarbeit mit Einrichtungen des Sozial- und Ge- zung innerhalb des Gesundheits- und Sozialwesens und
sundheitssystems (u.a. Krankenkassen, Krankenhäuser, die Entwicklung neuer Handlungskonzepte.
Ärzte, Ärzteorganisationen und behördliche Institutio-
nen) mit dem Ziel, dass diese die Förderung von Selbst- Internes Netzwerk: Umsetzung eines
hilfegruppen zum Bestandteil ihres professionellen Qualitätsmanagements
Handelns machen Die Bestrebungen des Paritätischen, ein Qualitätsma-
• Verwaltung des „Hamburger Selbsthilfegruppen-Topfes“ nagement einzuführen, führte für den Betriebsteil KISS
• Kompetenzzentren zur Förderung und Weiterentwick- Hamburg dazu, nach fachlichen Rücksprachen mit der
lung der Selbsthilfeunterstützung in Hamburg Qualitätsbeauftragten des Paritätischen Gesamtverban-
des in Berlin, ein digitales Handbuch zu erarbeiten. In
dem digitalen Handbuch sollte die konkrete Umsetzung
der jährlichen Leistungsvereinbarung schriftlich doku-
mentiert und bewiesen werden. Einerseits ist dies die
Basis für einen etwaigen Zertifizierungsprozess, anderer-
seits bewirkt das Vorgehen einen umfassenden Selbstklä-
rungsprozess und interne Netzwerkarbeit für die Arbeits-
abläufe der Einrichtung. Die Dokumentation wurde im
Jahr 2020 begonnen und wird im Jahr 2021 fortgesetzt.
–6–
Jahresbericht 2020
Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.
Geschäftsführerin (Vorstand nach § 26 BGB)
KISS Hamburg
Leitung
Christa Herrmann
Öffentlichkeitsarbeit Selbsthilfeförderung
Frank Omland Assistenz Claudia Szottka
Katja Gwosdz Petra Bauer
Stephanie Wernicke
Kontaktstelle Altona Kontaktstelle Mitte Kontaktstelle Harburg Kontaktstelle Wandsbek
Selbsthilfeberatung Selbsthilfeberatung Selbsthilfeberatung Selbsthilfeberatung
Lisa Maarzahl Petra Diekneite Nora Baldamus Franziska Diers
Katja Proksch Katrin Massarczyk Svenja J. Speckin Daniel Grimm
N.N. Claudia Schröder Katja Urbainczyk
N.N.
Projekt „Neue Wege
in die Selbsthilfe“
Anke Heß
Claudia Schröder
Stand: Dez 2020
Sozialräumliche Orientierung im Wandel Im Berichtsjahr stellte sich mit der zunehmenden Digita-
Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Arbeit sozialräum- lisierung unserer Angebote eine neue Dimension bei der
licher und somit noch bedarfsgerechter zu steuern. Um die- Weiterentwicklung unseres sozialräumlichen Konzeptes
sen Prozess zu dokumentieren, haben wir unsere ohnehin ein. Die bisher bekannten Sozialräume werden in der
umfangreiche statische Erhebung um Instrumente der Wir- virtuellen Realität anders definiert werden als in der ge-
kungsorientierten Qualitätsentwicklung (WQE) erweitert. wohnten „räumlichen“ Realität. Und Bedarfe werden sich
Sozialräumliche Angebote zu entwickeln und nachhaltig zu daraufhin verändern, sodass sich auch unsere Angebote
gestalten, ist für eine Einrichtung mit vier Standorten in ei- darauf ausrichten müssen. Und wie wir damit umgehen,
ner Metropolregion eine große Herausforderung. dass Menschen von überall auf der Welt an Angeboten
–7–
KISS Hamburg
von KISS Hamburg oder Selbsthilfegruppentreffen teil- • Fachkompetenzen der Mitarbeiter/innen stärken:
nehmen können ist eine Zukunftsaufgabe, der wir uns Selbsthilfeberater/innen sind für jedes Thema oder
sehr gerne stellen werden. jede Erkrankung in den Regionen ansprechbar
Die nachfolgend formulierten Ziele der sozialräumlichen • Schwerpunktsetzung: Je nach regionalen Bedarfen
und bedarfsgerechten Selbsthilfeunterstützung werden kann jede der vier Kontaktstellen fachlich eigene
von uns kontinuierlich weiterverfolgt und sind bereits in Schwerpunkte z.B. junge Selbsthilfe, kultursensible
2020 um digitale Formate erweitert worden. Wir waren Selbsthilfe, Selbsthilfe für schwer erreichbare Ziel-
als Einrichtung schnell in der Lage sowohl im Beratungs- gruppen etc. setzen
kontext als auch auf der Kooperationsebene digitale For- • Sozialräume unterstützen: Die Selbsthilfeförderung
mate anzuwenden, anzubieten bzw. daran teilzunehmen. kann sich aufgrund der regionalen Vernetzung der
Mitarbeitenden stärker in einzelnen Sozialräumen
• Verbesserung der Zugangswege: Direkter Kontakt für einbringen
Selbsthilfegruppen zu „ihrer“ regionalen Kontaktstel- • Sozialräume stärken: Thematische Schwerpunktset-
le bei Unterstützungswünschen zung der regionalen Kontaktstellen kann sich wirksa-
• Verbesserung der Kontaktaufnahme: Kürzere Wege mer an den Bedarfen der Regionen ausrichten
für Interessierte die eine neue Gruppe gründen • Selbsthilfe fördern: Intensivierung der Multiplikato-
möchten ren Arbeit vor Ort z.B. in Gesundheitskonferenzen,
• Verbesserung der Vernetzung: Direkter Kontakt zu PSAGn oder Gremien.
den regionalen Beratungs- und Gesundheitseinrich-
tungen erhöhen die Vernetzungsmöglichkeiten mit
professionellen Akteuren, Selbsthilfegruppen und
Gremien in den Regionen.
–8–
Jahresbericht 2020
BERATUNGSANGEBOT KISS HAMBURG KISS Hamburg Geschäftsstelle
Kreuzweg 7, 20099 Hamburg Tel. 537 978 970
Der Umfang unseres telefonischen, persönlichen und kiss@paritaet-hamburg.de
schriftlichen Beratungsangebotes ist im Berichtszeitraum Hamburger Selbsthilfegruppen-Topf-Büro
gleich geblieben. Tel. 537 978 972
KISS Hamburg Selbsthilfe-Telefon Tel. 39 57 67 Sprechzeiten: Montag 10-13 Uhr und Mittwoch 14-17 Uhr
Montag bis Donnerstag von 10 - 18 Uhr selbsthilfefoerderung@paritaet-hamburg.de
KISS im Internet: Projekt „Neue Wege in der Selbsthilfe“
www.kiss-hh.de Laufzeit: Oktober 2016 - September 2022
kiss@paritaet-hamburg.de Ziel: Erkundung bestehender und neuer Räume und Be-
www.facebook.com/selbsthilfe.hamburg.KISS gegnungsmöglichkeiten der Selbsthilfe in Hamburg
Projektverantwortliche: Anke Hess, Claudia Schröder
selbsthilfeprojekt@paritaet-hamburg.de
Persönliche und telefonische Sprechzeiten in den Die „KISS Hamburg Selbsthilfe“-App gibt es im Play Store
regionalen Kontaktstellen: und im Apple Store.
Kontaktstelle Altona Träger der Kontaktstellen:
Gaußstraße 21, 22765 Hamburg Tel. 492 92 201 Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.
Sprechzeiten: Mo. und Di. 14-18 Uhr, Mi. 10-14 Uhr Wandsbeker Chaussee 8, 22089 Hamburg
kissaltona@paritaet-hamburg.de info@paritaet-hamburg.de / www.paritaet-hamburg.de
Kontaktstelle Harburg
Neue Straße 27, 21073 Hamburg Tel. 300 87 322
Sprechzeiten: Di. 10-14 Uhr und Do. 14-18 Uhr
kissharburg@paritaet-hamburg.de
Kontaktstelle Mitte
Kreuzweg 7, 20099 Hamburg Tel. 537 978 979
Sprechzeiten: Mo. 10-14 Uhr und Do. 14-18 Uhr
kissmitte@paritaet-hamburg.de
Kontaktstelle Wandsbek
Schloßstraße 12, 22041 Hamburg Tel. 399 26 350
Sprechzeiten: Mo. und Do. 10-14 Uhr, Mi. 14-18 Uhr
kisswandsbek@paritaet-hamburg.de
Beratungstermine außerhalb der o.g. Sprechzeiten kön-
nen zusätzlich vereinbart werden.
–9–
KISS Hamburg
BESONDERE HERAUSFORDERUNGEN 2020 – ihre Funktionstrainings, Menschen mit Depressionen und
CORONA, DIGITALISIERUNG, VIRTUELLE psychischen Erkrankungen ziehen sich bis zur Isolation
GRUPPENTREFFEN zurück. Menschen mit einer Zwangserkrankung müssen
nicht nur auf den Gruppenaustausch verzichten, sondern
Die Ereignisse des vergangenen Jahres haben auch die sind dazu verpflichtet, ihre Verhaltensweisen, an denen
Selbsthilfe bundesweit und in Hamburg gefordert und sie in längeren Therapien gearbeitet und die sie bereits
werden sie auf längere Sicht nachhaltig verändern. Für erfolgreich bewältigt haben, wieder aufzunehmen. Die
KISS Hamburg als die zentrale Anlaufstelle für Selbsthilfe- Selbsthilfegruppe ist normalerweise der Ort, wo in Zeiten
gruppen bedeutet das per se, als Informationsquelle von von hohen gesellschaftlichen und persönlichen Belastun-
Selbsthilfeaktiven, professionellen Akteuren und Interes- gen über Krisensituationen gesprochen und gemeinsame
sierten genutzt zu werden. Während der andauernden Bewältigungsstrategien dagegen erarbeitet werden. In
Corona-Pandemie waren aber auch wir besonders gefor- den Wochen des Kontaktverbotes hat sich in der Selbst-
dert. Plötzlich galt es Antworten auf Fragen zu finden, die hilfeunterstützung und in der Selbsthilfe viel in Richtung
auch uns vorher so nicht begegnet sind. Wir haben in den Digitalisierung bewegt. Parallel zu KISS Hamburg haben
vergangenen Monaten unser Wissen in Sachen Sicher- einzelne Gruppen, Selbsthilfeorganisationen und Verbän-
heits- und Hygienekonzepte, digitalen Anwendungen de recherchiert, getestet und digitale Tools ausprobiert.
und Präsenzmöglichkeiten erweitert und sehr gerne der Die vier Hamburger Kontaktstellen erreichten zahlreiche
Selbsthilfe, Kooperationspartnern und Interessierten wei- Rückmeldungen aus der Selbsthilfe, wie die Gruppen
tergegeben. In Telefonaten oder über unsere Homepage, aktuell mit dem Kontaktverbot umgehen und welchen
unsere Ausgaben der Selbsthilfezeitung, dem Newsletter, digitalen Ersatz sie für sich entdeckt haben. Die große
der KISS Hamburg Selbsthilfe-App, über Mailings und Auswahl an technischen Möglichkeiten und die Auspro-
den Postweg konnten Bürger*innen immer die aktu- bierfreude von Selbsthilfeaktiven zeigte, dass doch ande-
ellsten Informationen erhalten. Gemeinsam mit Selbst- re Wege für gegenseitige Unterstützung und Selbsthilfe
hilfeaktiven und Kooperationspartner*innen haben wir möglich sind. Darunter sind „Klassiker“ wie gegenseitige
diverse digitale Informations- oder Fortbildungsformate Telefonate, Mailings, Chat-Nachrichten, Videotelefonie
durchgeführt und dabei mit- und voneinander gelernt. bis hin zu 2-Personen-mit-Abstand-Spaziergänge. Sogar
die etwas in Vergessenheit geratene schriftliche Kommu-
Die Selbsthilfegruppe lebt von persönlichen Treffen und nikation über Brief bzw. Postkarte erfreute sich wieder
Erfahrungsaustausch in der Gemeinschaft, beides war größerer Beliebtheit.
durch das Kontaktverbot zum Infektionsschutz seit Mit-
te März 2020 zeitweilig nicht möglich. Der Bedarf nach Bis März 2020 vollzog sich die gruppenbezogene Selbst-
Austausch mit Gleichgesinnten ist in Krisensituationen hilfe überwiegend persönlich, im vertrauten Raum, in
erfahrungsgemäß hoch. Die Gruppentreffen bieten den geschützten vier Wänden. Die Nutzung von anderen Me-
Beteiligten Stabilität, einen Weg aus der Isolation und dien und technischen Tools war bis dahin eher die Aus-
Einsamkeit und eine Möglichkeit, sich vor Problem- bzw. nahme als die Regel. Doch jetzt stellen sich neue Fragen
Suchtverhalten zu schützen. Den vertrauten Rahmen der für die Aktiven: Wann kann der Alltag wieder so sein wie
Selbsthilfegruppe nicht mehr zu haben, bringt den Alltag vorher? Wird das so bleiben? Was wird sich für die Selbst-
der Betroffenen aus dem Gleichgewicht und kann im Ext- hilfe zukünftig ändern? Die Corona-Pandemie hat viele
remfall zur Lebenskrise führen. Welche Auswirkungen der Neuerungen ins Altbewährte eingebracht. Unsere heuti-
fehlende persönliche Austausch haben kann, unterschei- ge Einschätzung lautet: je nachdem wie lange die Zeit bis
det sich je nach Krankheitsbild bzw. Thema der Selbsthil- zum Ende der Pandemie noch dauern wird, wird sich das
fegruppe: So wird aus der Suchtselbsthilfe vermehrt über Verhältnis in den Gruppen und in der Gesellschaft ver-
Rückfälle berichtet, die Angehörigengruppen suchen ändern. Zukünftig wird sich die Selbsthilfe noch stärker
nach Hilfsangeboten, chronisch Kranke vermissen u.a. als bisher mit der Digitalisierung auseinandersetzen und
– 10 –Jahresbericht 2020
Antworten auf Fragen um Internetauftritte, soziale Me- und Hände schütteln, große Wichtigkeit einnehmen und
dien, Datenschutz, Nutzung und Haftung werden allen sich auch hier fragen lässt, ob Gruppen dies noch zulas-
geläufiger sein. Das Setting der Selbsthilfegruppen wird sen werden/können. Grundsätzlich wird die Normalität
durch virtuelle Meetings erweitert. Das kann für Men- des Gruppenbesuchs wieder eingeübt werden können
schen mit Mobilitätseinschränkungen von Vorteil sein, und sich die Selbsthilfe mit dem Thema beschäftigen, ob
kann aber auch die Hemmschwelle, in eine Gruppe zu ge- Gruppenbesuche durch die Pandemie unattraktiver wer-
hen, höher werden lassen. Persönliche Begegnungen sind den könnten. Das Setting wird sich ändern, es gilt für alle
insbesondere für einsame Menschen ein wichtiger Anker Beteiligte daran zu arbeiten, dass es weiterhin hilfreich für
im Alltag. Hinzu kommt, dass für manche Menschen in alle bleibt, den gruppenbezogenen Austausch für sich als
Gruppen bestimmte Rituale, wie etwa selbstverständli- sinnvoll betrachten.
che Umarmungen, körperliche Nähe wie Hände halten
– 11 –KISS Hamburg
TELEFONISCHE UND PERSÖNLICHE BERATUNG und stiegen über das Berichtsjahr gesehen an. Dieser An-
stieg verdeutlicht die notwendigen Unterstützungsleis-
In 2020 gingen mit dem ersten Lockdown im März die tungen durch KISS Hamburg da es viele Rückfragen zu
Anfragen an KISS Hamburg zunächst deutlich zurück. Das Pandemie bedingten Sicherheitsmaßnahmen im Bereich
Anfragen KISS Hamburg 2020
*Gruppenunterstützung ohne Gründungsberatungen, da letztere einzeln ausgewiesen sind
betraf insbesondere die Anfragen von Interessierten. Die der Selbsthilfe an uns gab. Uns erreichten insgesamt rund
Anfragen von Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorgani- 8.700 telefonische, schriftliche und persönliche Anfragen.
sationen blieben auch nach dem ersten Lock down hoch Wir differenzieren bei den Anfragen nach Interessenten
für Selbsthilfegrup-
pen, Unterstützungs-
anfragen von neuen
oder bestehenden
Gruppen und Kon-
takten zu professio-
nellen Akteuren i.d.R.
aus dem Gesund-
heits- und Sozialwe-
sen.
Da uns die meisten
telefonischen Anfra-
gen über das zentra-
le Selbsthilfe-Telefon
erreichen und dieses
aus den Kontaktstel-
len heraus bedient
– 12 –Jahresbericht 2020
Anfragen und Vermittlungen KISS Hamburg (Vermittlung, Gruppenunterstützung, SHG-Topf) 2007–2020
1. Ziffer: Gesamtanfragen;
2. Ziffer: davon waren Anfragen an SHG-Topf
3. Ziffer: davon waren Gruppenunterstützungen, -gründungsberatungen und Profikontakte
4. Ziffer: davon waren Vermittlungen
Angaben ohne Zentrale und SHG-Topf
– 13 –KISS Hamburg
wird, hat die regionale Verteilung der Anfragen auf die hilfeorganisationen die Umstellungen der Gruppentreffen
einzelnen Kontaktstellen nur einen begrenzten qualitati- z.B. auch auf digitale Formate, vielfach mit Unterstützung
ven oder quantitativen Aussagewert. durch KISS Hamburg, umgesetzt haben, wo immer es den
Wir erfassen das Anliegen der Ratsuchenden, die Dau- Selbsthilfeaktiven möglich war. In 13,2 % der Beratungs-
er des Gesprächs und das Ergebnis der Beratung. Der gespräche empfahlen wir Anfragenden, sich an eine ge-
Wunsch nach Vermittlung einer Selbsthilfegruppe stand eignete Einrichtung zu wenden. Auch dies zeigt erneut,
auch in der Beratung 2020 mit 57,4 % im Vordergrund. Als dass KISS Hamburg auch von Menschen kontaktiert wird,
Ergebnis führten 63,4 % dieser Gespräche zur Vermittlung für die das Engagement in einer Selbsthilfegruppe nicht
einer Selbsthilfegruppe. Das ist nahezu Vorjahresniveau oder noch nicht der richtige Weg ist, um eine Erkrankung
und unterstreicht, dass die notwendigen Sicherheits- und oder ein Lebensproblem zu bewältigen. Unsere fachliche
Hygienemaßnahmen nicht dazu geführt haben, dass die Beratung dient somit vielen Bürger*innen auch als umfas-
Treffen der Selbsthilfegruppen dauerhaft eingestellt wor- sendes Orientierungsinstrument auf dem Weg zu einem
den sind. Sondern dass die Selbsthilfegruppen und Selbst- passenden Hilfsangebot.
Anfragen nach Selbsthilfegruppen/Themenbereichen 2020
Wir dokumentieren ebenfalls, zu welchen The-
men die Menschen Rat bei KISS Hamburg su-
chen. Die Nachfrage nach Selbsthilfegruppen im
Bereich der psychischen Störungen ist mit 37,1
% nach wie vor der Themenbereich, der in der
Vermittlung am häufigsten nachgefragt wurde.
Die Nachfrage stieg im Berichtsjahr leicht an
und auch die Dauer der Beratungsgespräche er-
höhte sich. In diesem Themenspektrum nahmen
wir die erhöhte Nachfrage jüngerer Betroffener
weiterhin wahr. In 2020 erhöhte sich die Nach-
frage im Bereich der Suchterkrankungen auf 14,2
% und lag damit an zweiter Stelle. Psychosozia-
le Themen (u.a. allgemeine Gesprächsgruppen,
Geselligkeit, Freizeit) standen mit 9,5 % an dritter
Stelle und gingen relativ gesehen am deutlichs-
ten zurück. Andere Themen folgen mit weiterem
Abstand.
Die Tabelle auf der nächsten Seite zeigt die
Selbsthilfethemen mit den meisten Anfragen
über einen längeren Zeitraum. Nach wie vor su-
chen die meisten Menschen Unterstützung bei
psychischen Störungen, allen voran Depressio-
nen (Ängste und Phobien, psychiatrische Erkran-
kungen). In 2020 waren die Anfragen an KISS
Hamburg im Bereich der psychischen Erkran-
kungen relativ gesehen weiterhin sehr hoch.
Dies entspricht grundsätzlich einer gesamt-
gesellschaftlichen Entwicklung und wird, ver-
– 14 –Jahresbericht 2020
Selbsthilfethemen mit den meisten Anfragen, 2011 - 2020
stärkt unter dem Eindruck der andauernden Pandemie, gemeinsam auf die neuen Bedingungen und Kommuni-
gesundheitspolitisch noch bedeutsamer werden. Der kationswege einstellen mussten.
Anstieg der Unterstützungsanliegen an KISS Hamburg
in den vergangenen Jahren unterstreicht ebenfalls den Auch 2020 waren allgemeine Gesprächsgruppen häufig
heutigen Stellenwert der Selbsthilfe in diesem Bereich. nachgefragt. In diesem Bereich ist die starke Nachfrage
Durch eine Vernetzung mit den professionellen Akteuren ein Indiz für die Bedeutung der Selbsthilfegruppe als
im Gesundheitswesen konnte eine gute Versorgungsket- Möglichkeit der sozialen Teilhabe, um sich freiwillig zu
te zur Bewältigung psychischer Erkrankungen aufgebaut engagieren, Lebensprobleme zu bearbeiten und Kon-
werden. Beispielhaft ist hier die Zusammenarbeit Betrof- takte zu knüpfen. In allgemeinen Gesprächsgruppen
fener, Angehöriger und Professioneller in trialogischen finden häufig Menschen zusammen, deren Fokus nicht
Fachforen oder die Kooperation von KISS Hamburg mit auf der Bewältigung einer vorliegenden Erkrankung
unterschiedlichen Fachkliniken zu nennen, die sich eta- liegt, sondern auf dem Umgang mit unterschiedlichen
bliert hat. Aufgrund der Pandemie bedingten Einschrän- Lebenssituationen oder Lebensthemen. Dass Menschen
kungen konnten diese bewährten Versorgungsketten in durch den Austausch mit Gleichgesinnten in einer pro-
2020 nicht weiter ausgebaut werden, da alle Akteure sich blemorientierten Gesprächsgruppe einer möglichen Er-
– 15 –KISS Hamburg
krankung vorbeugen können, ist naheliegend. In diesem Anhand unserer Statistik weisen wir regelmäßig nach,
Zusammenhang gewinnt der präventive Charakter einer dass die Nachfrage zur Vermittlung in Suchtselbsthilfe-
Selbsthilfegruppe an Bedeutung. Zum Berichtsjahresen- gruppen (Alkohol) bei KISS in der allgemeinen Beratung
de nahmen die Anfragen insbesondere zur Bewältigung nicht so stark nachgefragt wird. Das erscheint aufgrund
pandemiebedingter Einschränkungen zu. Die Vermutung der gesellschaftlichen Relevanz des Themas und der vie-
liegt nahe, dass, je länger die Pandemie andauert und das len Selbsthilfegruppen in diesem Bereich zunächst un-
tägliche Leben bestimmt, uns auch 2021 eine Reihe ähnli- gewöhnlich. Bei näherem Betrachten wird deutlich, dass
cher Anliegen erreichen wird. Betroffene und Angehörige das gut ausgebaute und ver-
Gruppenunterstützung durch KISS Hamburg 2020
Gruppengründungen durch KISS Hamburg im Jahr 2020 netzte Suchthilfesys-
tem direkt über die
Einrichtungen des
Gesundheitswesens
erreichen und sich
nicht vorrangig an KISS
Hamburg wenden.
Allerdings haben uns
2020 relativ gesehen
mehr Anfragen in die-
– 16 –Jahresbericht 2020
sem Bereich erreicht. Das steht in unmittelbarem Zusam- UNTERSTÜTZUNG UND GRÜNDUNG VON
menhang zu den bundesweit insgesamt ebenfalls ange- SELBSTHILFEGRUPPEN
stiegenen Fallzahlen im Suchtbereich.
Neben der Beratung und Vermittlung von an Selbsthilfe
Im Berichtsjahr stagnieren auch die Anfragen im Bereich interessierten Menschen bilden die Unterstützung der
der Krebserkrankungen. Das liegt in erster Linie auch hier Arbeit von bereits bestehenden Selbsthilfegruppen und
an der Umsetzung der notwendigen Sicherheits- und die Gründung neuer Gruppen einen weiteren Aufgaben-
Hygienemaßnahmen, die insbesondere für diesen Krank- schwerpunkt von KISS Hamburg. Im Berichtsjahr wurden
heitsbereich relevant sind. Die Zusammenarbeit von KISS insgesamt 3.100 Unterstützungsanfragen von Selbst-
Hamburg mit bestehenden Selbsthilfegruppen, Selbsthil- hilfegruppen an KISS Hamburg gerichtet. 2020 waren
feorganisationen, Beratungsstellen und Kliniken konnte neben Kurzinformationen, Fragen zu Gruppenräumen/
erfolgreich, nach einer notwenigen Umstellungsphase, Treffmöglichkeiten unter Pandemie-Bedingungen, finan-
im digitalen Formaten fortgesetzt werden. ziellen Fördermöglichkeiten, Beratung für die persönliche
In 2020 haben wir einen relativen Anstieg der Anfragen und/oder digitale Gruppenarbeit und zur Öffentlichkeits-
im Bereich älterer Menschen verzeichnet (s.u. Berichte arbeit die wichtigsten Themen.
der Kontaktstellen) Die Unterstützung von Menschen, die nach der ers-
ten Kontaktaufnahme zu uns aus eigener Initiative eine
Die Selbsthilfe ist weiblich geprägt. Das hat sich in den Selbsthilfegruppe gründen möchten, besteht in einem
vergangenen Jahren trotz vielfältiger Aktivitäten, die sich ausführlichen persönlichen Gespräch. In diesem Grün-
explizit an alle Geschlechter wenden, nicht signifikant dungsgespräch klären die Mitarbeiter*innen das Thema
verändert. Wie in den Vorjahren haben sich im Jahr 2020 und die Motivation der Interessierten. In 2020 fanden die-
wieder weit mehr Frauen (69%) als Männer (30,5%) als se Gespräche ab der zweiten Jahreshälfte überwiegend
Interessent*innen und Gründer*innen neuer Selbsthilfe- telefonisch und/oder digital statt. Die Mitarbeiter*innen
gruppen an die Kontaktstellen gewandt. Der Anteil von informieren ausführlich über die Unterstützung durch
Menschen die sich keinem Geschlecht zuordnen betrug KISS, die Grundlagen der Selbsthilfegruppenarbeit und
0,3 %. es werden die nächsten Schritte auf dem Weg zur ers-
ten Gruppensitzung besprochen. Der Zeitraum bis zum
Insgesamt ist festzustellen, dass die Selbsthilfe auch unter ersten Treffen einer neuen Gruppe liegt erfahrungsge-
den schwierigen Bedingungen 2020 als wichtige Ergän- mäß zwischen drei und sechs Monaten, bei seltenen
zung zu professionellen Beratungs-, ambulanten und sta- Erkrankungen oder Themen kann es aber durchaus we-
tionären Therapieangeboten von vielen Bürger*innen in sentlich länger dauern. Diese Zeitspanne hat sich auch
Hamburg selbstverständlich genutzt wurde. Professionel- in digitalen Formaten nicht verändert. Ein wichtiges
le Akteure nutzen die Kompetenzen der Kontaktstellen Element bei der Gründungsunterstützung ist zunächst
und der Selbsthilfeaktiven weitaus selbstverständlicher Öffentlichkeitsarbeit, um das Anliegen bei anderen Be-
als noch vor einigen Jahren, um ihre Patient*innen bzw. troffenen bekannt und für diese zugänglich zu machen.
Klient*innen direkt an uns zu vermitteln oder sich über Im weiteren Verlauf der Gründungsunterstützung klären
unsere Angebote und die Selbsthilfegruppenarbeit zu in- die Mitarbeiter*innen die Raumfrage. In 2020 wurden die
formieren. Das hat sich auch im Berichtsjahr fortgesetzt, Suche bzw. die Verfügbarkeit geeigneter Gruppenräume
wobei die veränderten Kommunikationsmöglichkeiten durch die notwendigen Hygiene- und Sicherheitsmaß-
auch hier eine große Rolle gespielt haben. Insbesonde- nahmen erschwert. Die in den Kontaktstellen vorhan-
re die Weiterentwicklung unserer Selbsthilfe-App kam denen Räume ließen nur Treffen mit wenigen Personen
Anfang 2020 zum richtigen Zeitpunkt, da wir mit diesem und in größeren zeitlichen Abständen als üblich zu. Au-
Medium auch gezielt Multiplikatoren ansprechen konnten. ßerdem stellten viele andere Einrichtungen ihre Räum-
lichkeiten nicht mehr für Treffen von Selbsthilfegruppen
– 17 –KISS Hamburg
zur Verfügung. Im Zuge dieser Entwicklungen wurden stützt. Ein aktuelles Beispiel ist die Gründung einer Post-
auch die Nachfragen zu digitalen Räumen für Selbsthil- Covid-Selbsthilfegruppe im kommenden Jahr, da sich
fegruppen in der zweiten Jahreshälfte relevanter. Die zum Ende des Berichtsjahres eine starke Nachfrage auch
Mitarbeiter*innen stehen auch für Fragen zur möglichen in Hamburg abzeichnete. Insgesamt wurden im Berichts-
finanziellen Unterstützung und bei Bedarf für die Beglei- zeitraum 116 Gruppengründungen unterstützt, davon
tung der ersten Treffen zur Verfügung. Im Vordergrund sind 20 Gruppen neu entstanden. Weitere 79 Gruppen-
standen 2020 hingegen eher Fragen zu digitalen Räumen gründungen werden über den Berichtszeitraum hinaus
für Gruppentreffen, Anwendung digitaler Formate und begleitet. Diese ungewöhnlich hohe Anzahl ist den be-
datenschutzkonforme digitale Gruppentreffen. sonderen Herausforderungen des Berichtsjahres geschul-
Eine weitere Möglichkeit der Gruppengründung besteht det. Weitere 17 Gründungsversuche wurden vorzeitig be-
in der Initiierung neuer Gruppen durch die Kontaktstel- endet. Dies macht deutlich, dass trotz der umfangreichen
len. Wenn es Bedarf für eine Gruppe zu einem Thema Unterstützungsangebote durch die Mitarbeiter*innen
gibt, aber keine bestehenden Gruppen oder keine*n nicht jeder Gründungsversuch erfolgreich ist bzw. eine
Gruppengründer*in, ergreifen die Mitarbeiter*innen die beständige Selbsthilfegruppe entsteht.
Initiative zur Gründung. Es erfolgt eine verstärkte Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit und die Interessierten werden
dann zu einem ersten Treffen eingeladen und bis zur Ent-
stehung einer stabilen Gruppensituation fachlich unter-
– 18 –Jahresbericht 2020
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Um das gruppenbezogene Selbsthilfeprinzip insgesamt
noch bekannter zu machen und die Etablierung dieses
Angebotes durchzusetzen, treten wir auf unterschiedli-
chen Kanälen für die Verbreitung des Selbsthilfegedan-
ken ein.
KISS online – neue Website
Seit März haben wir auf unserer Website eine Unterseite
„Selbsthilfe trotz Corona“, auf der wir praktische Tipps (z.B.
zu Online-Tools), Infos zu Hygieneregeln und Öffnungs-
zeiten sowie Videobotschaften veröffentlichen, um die
Gruppen in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Diese
Seite wurde mehr als 6.000 mal angeklickt.
Im Oktober ging die neue Website von KISS Hamburg
online. Sie ist nun übersichtlicher, ansprechender, moder-
ner, barrierefreier und nach unseren Hauptzielgruppen
neue Interessierte, Selbsthilfegruppen und Profis (z.B. aus
Beratungsstellen) gegliedert.
Auch haben wir die Suche nach Selbsthilfegruppen in der
Datenbank vereinfacht und deutlich leichter auffindbar
gemacht. Nun können Interessierte alle offenen Gruppen
hier finden, sortiert nach Stadtteil.
Durch die Neustrukturierung lassen sich die Seitenbe-
suche auf der alten und der neuen Website nicht direkt
vergleichen. Für die alte Website (bis September) können
wir für die Datenbank insgesamt über 33.000 Seitenan-
sichten verzeichnen. Im Oktober und November bestan-
den noch Probleme mit dem Statistikprogramm, seit De-
zember können wir wieder Zahlen erheben.
Insgesamt können wir überschlägig im Jahr 2020 auf un-
serer Webseite ca. 32.000 Besucher mit ca. 177.000 Aktio-
nen verzeichnen. Auffällig ist, dass im März und April die
Besucherzahlen auf unserer Website sichtbar zurückgin-
gen und sich danach für viele Monate auf ungewöhnlich
niedrigem Niveau einpendelten, was sicherlich auf die
neue Herausforderung Corona zurückzuführen ist, die
viele andere persönliche Themen verdrängt hat.
Natürlich finden sich auch alle wichtigen Informationen
zu Terminen und Veranstaltungen der Kontaktstellen auf
unserer Homepage. Neben diesen Angeboten sind die
Informationen für Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeor-
ganisationen zur finanziellen Förderung wieder auf eine
– 19 –KISS Hamburg
besonders positive Resonanz gestoßen. Sowohl die An- vielfältiger Informationen im Internet weiterhin von gro-
tragsformulare, seit 2014 auch in leichter Sprache, für die ßer Bedeutung.
Förderung aus dem Selbsthilfegruppen-Topf als auch für
die kassenartenübergreifende Förderung für Organisatio- KISS auf facebook
nen der gesundheitlichen Selbsthilfe in Hamburg können Unser facebook-Auftritt unter www.facebook.com/
von unserer Homepage heruntergeladen werden. selbsthilfe.hamburg.KISS erfreut sich weiterhin steigen-
Trotz unseres breiten Serviceangebots im Internet sind der Beliebtheit. Eine stetig wachsende Anzahl von (zum
die telefonischen Anfragen bei KISS weiterhin zahlreich. Jahresende) 715 Menschen und Institutionen, die an
Wir schließen daraus, dass viele Interessenten das Inter- Selbsthilfe interessiert sind, verfolgt unsere Postings, die
net bzw. unsere Homepage als erste, völlig anonyme sich um Neuigkeiten aus unseren Kontaktstellen, Inter-
Möglichkeit der Information nutzen. Für eine konkrete essantes aus der Selbsthilfe oder Mitgliedergesuche von
Vermittlung in eine Selbsthilfegruppe wird dann aber Gruppen drehen.
häufig doch das Gespräch am Telefon oder in der per- Gut zwei Drittel unserer Fans sind Frauen, fast ein Drittel
sönlichen Beratung gesucht. Aus Datenschutzgründen Männer. 48 % sind unter 45 Jahren. Erwartungsgemäß
können wir auch oft nicht alle nötigen Informationen und steigt die Zahl unserer Fans langsam aber stetig, da es für
Kontaktdaten zu den Gruppen veröffentlichen. Die tele- viele sicherlich nicht einfach ist, sich öffentlich zu KISS zu
fonische Beratung zur Selbsthilfe ist daher bei KISS trotz bekennen, weil Selbsthilfe von Außenstehenden vielfach
Unsere Fans auf Facebook
– 20 –Jahresbericht 2020
mit Krankheit oder Hilfebedarf verbunden wird. Echte
altona•bahrenfeld•hagenbecks tierpark•niendorf• U2 • schulterblatt
schnelsen • dockland • rissen • neue mitte altona • nienstedten • bunker
ottensen•53° 33‘ 21‘‘ nord, 9°55‘ 58‘‘ ost•fähre 112•stellingen •elbe•
Kommunikation findet daher weniger im öffentlichen Be- osterstraße • große bergstraße • othmarschen • sternschanze • sülldorf
neue mitte altona•niendorfergehege•W3•altonaerbalkon•schlump• A7
klövensteen • harvestehude • hamburg haus • rote flora • treppenviertel
reich der Seite statt als vielmehr über sogenannte private SELBSTHILFE
osdorf •hoheluft-west • altonaer rathaus • pötte • blankenese • lokstedt SELBSTHILFE
ZEITUNG
eidelstedt • zeise hallen • rotherbaum • elbstrand • eimsbüttel • iserbrook
ZEITUNG
Nachrichten. #155 Januar – März 2020 #156 April – Juni 2020
Gesundheit Gemeinsam Gestalten –
der KISS Newsletter
Im Jahr 2020 erschienen vier weitere Ausgaben des Du allein
schaffst es,
Newsletters, der sich vornehmlich an professionelle Ak-
teure bzw. die in den Verbänden aktiven Selbstbetroffe- aber Du schaffst es nicht allein!
nen richtet. Pro Ausgabe erscheinen 15-20 Artikel sowie
Terminhinweise. Der Newsletter versteht sich auch als ist ein Angebot von ist ein Angebot von
Die Vielfalt der Selbsthilfe in Altona und Eimsbüttel
Medium zur Verbreitung von wissenschaftlichen Informa- Titelbild_155.indd 1
Titelbild_156-texte.indd 1
11.12.2019 16:15:15
09.03.2020 10:59:47
tionen zur Gesundheit und Selbsthilfe und will Anstöße
ONLINE 1,5 m
für Diskussionen und die Reflexion des eigenen Handelns SELBSTHILFE
ZEITUNG GEMEINSAM
Ein Selbst-
der Aktiven geben. Das Themenspektrum wurde X natür- Ein Selbsthilfecomic #157 Juli – September 2020
hilfe-
lich stark durch die Pandemie bestimmt und reichte von Comic
Erkenntnissen aus der Selbsthilfeforschung, Fragen zur
Digitalisierung, Möglichkeiten und Grenzen vonSELBSTHILFE
Tools,
der Vorstellung von Studien zur gesundheitlichen Situ- ZEITUNG
ation und Belastung, der Vorstellung von Good-Practi-
ce-Beispielen aus den Verbänden, Diskussionen um die
Weiterentwicklung des Gesundheitswesens und der Pa- Aktion
ein Comic gratis! Comics
CODE
tientenrechte sowie Hinweisen auf Wissens- und Fortbil- Die Kontakt- und Informa-
dungsformaten.
tionsstellen für Selbsthilfe-
ist ein Angebot von gruppen sind ein Angebot von
Selbsthilfezeitung Nr. 158 (Oktober 2020)
Den Newsletter haben Ende 2020 insgesamt 293 Men-
Titelbild_157_Online.indd 1
Titelbild-Finish.indd 1
01.07.2020 11:51:07
03.09.2020 10:04:10
schen abonniert, das sind im Saldo elf mehr als 2019. Der eine Online-Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Selbsthilfe-
Anteil der Interessierten aus Beratungsstellen und profes- unterstützung in Zeiten von Corona“ und produzierten
sionellen Zusammenhängen stieg auf 39 % an, weitere danach statt der Normalausgabe die Selbsthilfezeitung
47 % sind Selbsthilfe-Aktive aus Gruppen und Verbänden unter dem Titel: „Gemeinsam. Ein Selbsthilfecomic“. 15
sowie knapp 14 % interessierte Bürger*innen (die wir auf- Zeichner*innen illustrierten 14 Themen aus der gruppen-
grund der Anonymität bei der Anmeldung auf unserer bezogenen Selbsthilfe und der Kontaktstellenarbeit. Der
Website nicht konkret zuordnen können). Comic erfuhr – auch weit über Hamburg hinaus – ein sehr
positives Echo, wurde auf dem Hamburger Comic-Festi-
Die Selbsthilfezeitung (SHZ) und val verteilt und erreichte dort ein eher Selbsthilfe-fernes
der Selbsthilfe-Comic Publikum. Auf einer Online-Podiumsdiskussion mit den
Die vier Ausgaben in 2020 umfassten 114 Seiten, wobei Ilustrator*innen und Selbsthilfe-Aktiven tauschten sich
wir aufgrund der Pandemie nur zwei normale Ausgaben alle Beteiligten abschließend noch einmal lebhaft aus. Für
gedruckt haben: eine erste normale Ausgabe im Januar 2021 sind eine tatsächliche Ausstellung der Comics auf
mit dem Schwerpunkt „Neue Wege in der Selbsthilfe“ und dem Festival sowie eine Reflexion des Projekts im Selbst-
danach ein regional ausgerichtetes Heft der Kontaktstelle hilfegruppenjahrbuch geplant.
Altona, in der sich fast fünfzig Gruppen vorgestellt haben Die Gestaltung der Titelbilder der Selbsthilfezeitung folg-
und das mitten im ersten Lockdown veröffentlicht wurde. te 2020 den jeweiligen Schwerpunkten der Ausgaben
Für das nachfolgende Juli-Heft entschieden wir uns für und das Cover stellte somit die Digitalisierung, die Regi-
– 21 –KISS Hamburg
onen Altona und Eimsbüttel, die Kontaktbeschränkungen Topfes durch das Plenum gewählt. Deshalb war in 2020
und den Wunsch nach Kontakt sowie einen Comic-Kiosk geplant, im Anschluss an die Bürgerschaftswahl im Feb-
mit Superhelden-Kund*innen dar. Die Comic-Ausgabe ruar die Neuwahl der Selbsthilfevertreter*innen auf dem
richtete sich damit auch an bestimmte Nerds, die auch die Plenum durchzuführen. Leider konnte in 2020 kein Ple-
im Cover versteckten Hinweise deuten konnten. num stattfinden, da zum einen größere Präsenzveranstal-
tungen nicht stattfinden konnten. Zum anderen konnte
Allgemeiner Chat-Bereich der die Zusammensetzung und Geschäftsordnung des neuen
KISS Hamburg Selbsthilfe-App Vergabeausschusses bis in den Herbst 2020 nicht geregelt
Der Chat-Bereich wird von den Selbsthilfe-Aktiven und werden. Somit ist die Neuwahl auf das Plenum 2021 ver-
Neu-Interessierten insbesondere zum Austausch bei all- schoben worden.
gemeinen Lebensfragen bis hin zu Krisen genutzt. Die
Posts sind durch Zugewandtheit und ein hohes Reflexi- Aktivoli Freiwilligenbörse 2020
onsvermögen gekennzeichnet und gerade zu emotional Jedes Jahr ist KISS Hamburg mit einem Informationsstand
aufgeladenen Festtagen unterstützen sich die Teilneh- auf der Aktivoli mit dem Ziel vertreten, Interessierte zu
menden positiv untereinander. Von den 202 Nutzer*innen motivieren, eine eigene Gruppe zu gründen bzw. sich
des Chat-Bereichs im Jahr 2020 sind insbesondere die für Selbsthilfegruppen und -organisationen zu engagie-
Mitglieder aus der Suchtselbsthilfe und aus den seeli- ren. Auch 2020 ging das Konzept auf, dafür an einem
schen Erkrankungen aktiv. KISS postet in der Regel ein bis gemeinsamen Stand mit dem Bundesfreiwilligendienst
zweimal die Woche eine Info, einen Hinweis oder einen des PARITÄTISCHEN zu werben. Dies war eine der letzten
Termin, der sich mit Selbsthilfe oder Gesundheit befasst. größeren Veranstaltungen, die 2020 von KISS Hamburg
Da sich alle an die Chatikette halten, funktioniert der all- wahrgenommen werden konnte. Unser Ansatz, auf der
gemeine Chat-Bereich für alle Beteiligten gut. Freiwilligenbörse gezielt Menschen für die Gründung von
Gruppen zu gewinnen, geht weiterhin auf.
THEMENÜBERGREIFENDE Gesundheitsakademie UKE
VERANSTALTUNGEN KISS HAMBURG 2020 KISS Hamburg beteiligte sich bis zum ersten Lockdown
auch 2020 an den Veranstaltungen der Gesundheitsaka-
Selbsthilfe-Plenum 2020 demie am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). In Fach-
Das jährlich stattfindende Plenum der Selbsthilfegruppen vorträgen konnten sich Interessierte über verschiedene
dient der Information über den Stand der Selbsthilfeförde- Erkrankungen informieren und darüber, wie diese verhin-
rung und der Vernetzung zwischen Selbsthilfe, Politik und dert bzw. gelindert werden können. Im Anschluss an die
Institutionen. Außerdem werden turnusmäßig, analog zur Vorträge konnten die Teilnehmenden sich über Behand-
Bürgerschaftswahl, die Vertreter*innen der Selbsthilfe im lungsmöglichkeiten, Beratungsangebote und Selbsthilfe-
Vergabeausschuss des Hamburger Selbsthilfegruppen- gruppen direkt vor Ort bei den anwesenden Expert*innen
– 22 –Jahresbericht 2020
informieren. KISS Hamburg organisierte die Teilnahme von von KISS Hamburg konzipiert, organisiert und, teilweise mit
Selbsthilfegruppen zu den jeweiligen Themen und infor- externen Referent*innen, durchgeführt.
mierte allgemein zur Selbsthilfe oder Beratungsangebo- Die Fortbildungsinhalte sind so gestaltet, dass sie mög-
ten. Die Teilnahme der Selbsthilfe an den Veranstaltungen lichst viele verschiedene Aktive ansprechen, unabhängig
trägt auch dazu bei, sich mit den anwesenden Ärzt*innen von der inhaltlichen Thematik der jeweiligen Gruppe. Zu-
zu vernetzen und die Kommunikation zwischen Ärzt*innen dem werden die Fortbildungen regelmäßig an die Bedürf-
und Selbsthilfe insgesamt weiter zu verbessern. nisse der Selbsthilfegruppen und aktuellen Entwicklungen
Pandemiebedingt stellte das UKE zunächst alle Veranstal- oder Anforderungen (z.B. Gesundheitskompetenz, DSG-
tungen ab März ein und startete zu einem späteren Zeit- VO oder Digitalisierung) angepasst. Durch eine kontinuier-
punkt mit Online-Formaten. Auf unsere Nachfragen und liche Evaluation der Veranstaltungen können wir Wünsche
unser Angebot, sich an den digitalen Veranstaltungen ge- und Vorschläge aufnehmen und in die Weiterentwicklung
meinsam mit Selbsthilfeaktiven zu beteiligen, ist das UKE des Programms einfließen lassen.
leider im Berichtsjahr nicht näher eingegangen. Die Zielgruppe erhielt über unterschiedliche Kanäle In-
formationen zu den Fortbildungsangeboten. Neben der
Selbsthilfe-Forum der Ärztekammer Veröffentlichung auf der KISS Homepage, Hinweisen in der
Die Selbsthilfe-Foren werden regelmäßig von der Ärzte- Selbsthilfezeitung und Mailings gab es einen neu gestalte-
kammer in Zusammenarbeit mit KISS Hamburg organi- ten Flyer, der das Jahresprogramm mit Kurzbeschreibun-
siert. Die Arbeitsgruppe ist bundesweit die einzige bei gen enthielt.
einer Ärztekammer zu diesem Thema. Die Foren sollen
dazu beitragen, die Zusammenarbeit von Ärzt*innen mit Herausforderungen 2020
der Selbsthilfebewegung zu fördern und Beispiele guter Durch die coronabedingten Auflagen und Einschränkun-
Zusammenarbeit vorstellen. Thematisch sollte sich das gen konnte das Fortbildungsangebot für 2020 nicht wie
Forums 2020 im Mai mit der Digitalisierung im Gesund- geplant umgesetzt werden. Dank einer schnellen Verla-
heitswesen und den sich daraus abzeichnenden Heraus- gerung der Veranstaltun-
forderungen für Selbsthilfegruppen, Patient*innen und gen ins Digitale konnten
Ärzt*innen beschäftigen. Pandemiebedingt wurde es zu- jedoch die meisten Ver-
nächst in den Herbst verschoben und musste letztendlich anstaltungen stattfinden.
leider ausfallen. Für viele Selbsthilfeaktive
stellte die Nutzung ei-
nes Videokonferenztools
FORTBILDUNGEN FÜR SELBSTHILFEGRUPPEN eine Herausforderung
UND SELBSTHILFEORGANISATIONEN und Neuerung dar. Da-
her wurde von der zu-
Ein Bestandteil unserer Arbeit ist die Unterstützung von Ham- ständigen Kollegin eine
burger Selbsthilfegruppen in ihrer praktischen Arbeit. Dazu Zugangshandreichung
gehört auch die Entwicklung und Durchführung von Ange- erarbeitet, die von den
boten, die der Fortbildung von Gruppenteilnehmer*innen Teilnehmer*innen sehr
zu aktuellen Fragestellungen der Arbeit in ihren Selbsthil- gut angenommen wurde.
fegruppen dienen. Unsere Fortbildungsmodule wurden Zudem bestand im Vor-
ursprünglich gemeinsam mit Selbsthilfevertreter*innen wege der Veranstaltun-
entwickelt, und die Teilnehmenden tragen durch ihre Rück- gen die Möglichkeit, die
meldungen dazu bei, die kontinuierliche inhaltliche Weiter- Kollegin bei technischen
entwicklung zu fördern und neue Impulse zu setzen. Die Fragen und Problemen
Fortbildungsmodule werden von den Mitarbeiter*innen zu kontaktieren. Durch
– 23 –KISS Hamburg
dieses Angebotsformat gelang es, eine neue Zielgruppe Tai-Chi (externe Referentin) – Kennenlernen der fernöst-
von Teilnehmer*innen anzusprechen, die bisher noch lichen Kampfkunst mit dem Fokus auf dem praktischen
nicht so zahlreich bei den Fortbildungen vertreten waren. Ausprobieren der fließenden Bewegungsabläufe.
Hier sind beispielhaft Teilnehmer*innen mit starken kör-
perlichen Einschränkungen, Betreuungsaufgaben oder Folgende Veranstaltung wurde als Präsenztermin durch-
sozialen Ängsten zu nennen (diese Informationen gehen geführt:
aus der Angabe des Gruppennamens bei der Anmeldung Patientenrechte (externer Referent) – Informationsveran-
hervor). Da sich im Sommer die Zahl der Infektionen er- staltung zum Patientenrechtegesetz (§§ 630 a BGB) mit
heblich reduzierte, konnten einige Fortbildungen un- Praxisanteilen
ter Auflagen als Präsenztermine stattfinden. Dies wurde
ebenfalls von vielen Teilnehmer*innen als positiv bewer- Kommunikation und Gruppenprozesse
tet, da sie nach eigener Aussage einige Themen lieber im Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation (externe
persönlichen Austausch bearbeiten würden (z.B. Konflikte Referentin) – Theoretischer Einblick in das Handlungskon-
in Selbsthilfegruppen). zept nach Marshall B. Rosenberg sowie vertiefende Praxis-
Für die zukünftige Gestaltung und Planung der Fortbil- übungen.
dungen ist daher zu überlegen, sowohl Online- als auch Moderation und Gesprächsführung (Beraterinnen KISS)
Präsenzformate anzubieten, da durch diese eine hohe – Einführung in Kommunikationsmodelle, Thematisierung
Variabilität von Selbsthilfegruppenteilnehmer*innen er- von herausfordernden Gesprächssituationen, vertiefende
reicht werden kann. Praxisübungen. Diese Fortbildung wurde in 2019 zweimal
In 2020 wurden insgesamt 11 Angebote durchgeführt, angeboten.
wobei die Veranstaltungen entweder ein- oder zweitägig Umgang mit Konflikten in Selbsthilfegruppen (Beraterin-
waren und in Präsenz sowohl in der KISS Kontaktstelle nen KISS) – Einführung in verschiedene Modelle der Kon-
Wandsbek als auch in der KISS Kontaktstelle Mitte statt- fliktbearbeitung und Deeskalationsmöglichkeiten und
fanden. Insgesamt nahmen 128 Personen aus 91 verschie- Praxisübungen.
denen Selbsthilfegruppen an den in Präsenz und digital
durchgeführten Fortbildungsformaten teil. Organisation
Folgende Themenfelder wurden abgedeckt: Diese Veranstaltungen wurden digital über einen Video-
konferenzanbieter durchgeführt:
Gesundheit Social Media (externer Referent) – Einblick in die Möglich-
Diese Veranstaltungen wurden digital über einen Video- keiten von Social Media für Selbsthilfegruppen, Vermitt-
konferenzanbieter durchgeführt: lung von Anwendungsbeispielen.
Resilienz (externe Referentin) – praxisorientierte Veran- Pressearbeit für Selbsthilfegruppen (Referentin Öffent-
staltung zur Einschätzung und Stärkung der eigenen see- lichkeitsarbeit KISS) – Der Umgang mit Online- und Print-
lischen Widerstandskraft medien in Bezug auf die Selbstdarstellung der eigenen
Schnupperworkshop Lachyoga (externer Referent) – Gruppe oder Veranstaltungshinweisen wird anhand the-
spielerisches Kennenlernen von Lachübungen, die zum oretischer und praktischer Beispiele erläutert.
persönlichen Wohlbefinden beitragen können
Erfolgreich mit Ärzt*innen kommunizieren (externe Re- Diese Veranstaltung wurde als Podcast angeboten:
ferentin) – Grundlagenvermittlung zur Kommunikation Recht für Selbsthilfegruppen (externer Referent) – Ein-
mit Ärzt*innen, praktische Vorbereitung eines Arztbesu- führung in Rechtsformen der Selbsthilfe sowie Bedeu-
ches anhand von Checklisten tung und Auswirkungen der neuen EU-Datenschutz-
MBSR (externe Referentin) – Einstieg in das Konzept des Grundverordnung für die Arbeit von Selbsthilfegruppen
Achtsamkeitstrainings „Mindfulness Based Stress Reduc- und -Organisationen (die für die Fortbildung ursprüng-
tion“ nach Prof. Jon Kabat-Zinn mit Praxisanteilen lich agemeldeten Teilnehmer*innen konnte Fragen und
– 24 –Sie können auch lesen
