Archivnachrichten 60 / März 2020 Thema: "Unberechenbar! Wetter im Wandel" - Landesarchiv ...

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Archivnachrichten 60 / März 2020 Thema: "Unberechenbar! Wetter im Wandel" - Landesarchiv ...
Archivnachrichten                                 Archivnachrichten 60 / 2020
                                                  Schwerpunkt
                                                                                               3

60 / März 2020

Thema:
»Unberechenbar!
Wetter im Wandel«

  Landesarchiv        Jahresbericht
                      Ein Rückblick auf
                                          Offen für alle
                                          Das neue Erscheinungsbild
                                                                         Quellenbeilage
                                                                         »Wenn ein Kernkraftwerk
  Baden-Württemberg   das Jahr 2019       des Landesarchivs              schlechtes Wetter macht«
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Archivnachrichten 60 / März 2020 Thema: "Unberechenbar! Wetter im Wandel" - Landesarchiv ...
Archivnachrichten 60 / 2020                    3
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Editorial

                                 Haben Sie die Archivnachrichten wiedererkannt?    Lesesaals im Grundbuchzentralarchiv und neue
                                 Vor sich haben Sie die 60. Ausgabe – seit 30      Nutzungsmöglichkeiten im Landesarchiv.
                                 Jahren erscheinen die Archivnachrichten bereits      Die Erwerbung und Einlagerung von Doku­
                                 – und rechtzeitig zu diesem Jubiläum in mo­       menten sowie die Verzeichnung und Digitali­
                                 derner und frischer Gestalt. Das neue Design      sierung von Archivgut sind Daueraufgaben des
                                 betrifft aber nicht nur die Archivnachrichten,    Landesarchivs – unter Quellen griffbereit und
                                 das Landesarchiv insgesamt hat sich eine          Kulturgut gesichert berichten wir aus diesen Ar­
                                 neue Corporate Identity gegeben, hierzu infor­    beitsbereichen.
                                 mieren wir Sie in diesem Heft. Mit unserem           Gerne möchten wir Sie zudem zu unseren
                                 neuen Erscheinungsbild möchten wir uns als        Ausstellungen einladen: Unter Archive geöffnet
                                 vertrauenswürdige Serviceeinrichtung sowie        finden Sie Hinweise zu Präsentationen in Frei­
                                 zukunftsorientierter, offener und bürgernaher     burg, Sigmaringen, Stuttgart und Wertheim.
                                 Dienstleister und Partner für die Landesver­         Als Geschichte original stellt Götz Distelrath
                                 waltung, für wissenschaftliche Institutionen      Dokumente zu den Protesten gegen einen
                                 und Einzelpersonen, für die historisch-politi­    AKW-Neubau in Wyhl in den 1970er Jahren vor.
                                 sche Bildungsarbeit sowie für alle Bürgerinnen    Auch das Wetter spielte hierbei eine Rolle, was
                                 und Bürger präsentieren. Zeitgleich mit dem       mit dem Zeitungsartikel Wenn ein Kernkraftwerk
                                 Erscheinen der Archivnachrichten wird auch die    schlechtes Wetter macht aufgezeigt wird.
                                 neue Website des Landesarchivs online gehen.         Während den abschließenden Redaktions­
                                    Inhaltlich beschäftigen wir uns im Themen­     arbeiten musste das Landesarchiv aufgrund
                                 schwerpunkt mit dem Wetter. Nicht nur heute       der dynamischen Ausbreitung des Coronavirus
                                 in Zeiten von Klimadebatten und sozialen          SARS-CoV-2 seine Angebote und Arbeitsabläufe
                                 Bewegungen wie Fridays for future ist dies ein    anpassen, sowie bis auf Weiteres alle Veranstal­
                                 hoch­aktuelles Thema. Schon immer waren           tungen absagen. Dies betrifft auch in diesem
                                 die Menschen vom Wetter und seinen Auswir­        Heft beschriebene Services und Ausstellungen.
                                 kungen abhängig: Stürme, Überflutungen oder       Aktuelle Informationen und eine Übersicht über
                                 Hitzewellen führten zu Zerstörungen und           die vielfältigen digitalen Angebote des Landes­
                                 Ernteausfällen. Daher wurde das Wetter von        archivs erhalten Sie auf unserer Website. Vor
                                 den Zeitgenossen oft als unberechenbar wahr­      dem Hintergrund dieser Situation wünsche ich
                                 genommen und die Beschreibungen von Un­           Ihnen allen Gesundheit und Zuversicht sowie
                                 wettern und Wetterphänomenen fanden ihren         viel Freude bei der Lektüre der Archivnachrichten
                                 Niederschlag in den Quellen. Diese Wahrneh­       in neuer Gestalt.
                                 mungen und Darstellungen in den Quellen
                                 über die Jahrhunderte hinweg nähern sich die      Ihr
                                 Autorinnen und Autoren unter dem Titel Un-
1   Vereisung des Neckars,
    Ansicht der Eisansammlung    berechenbar! Wetter im Wandel.
    vor der Brücke bei Unter-       In der Rubrik Archiv aktuell finden Sie den
    türkheim vom 1. März 1929.
                                 Jahresbericht für 2019, zudem informieren
    Vorlage:                                                                       ±Prof. Dr. Gerald Maier
    LABW, StAL EL 20/4 III b     wir unter anderem über den Amtswechsel im          Präsident des Landesarchivs
    Nr. 30, Bild 1               Staatsarchiv Freiburg, die Einweihung des          Baden-Württemberg
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                           Inhalt

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        Thema:                                           24 Marschieren unter                  Archiv aktuell
                                                            sengender Sonne
        »Unberechenbar!                                     Hitzeerkrankungen im            36 Rückblick auf das
        Wetter im Wandel«                                   XIII. Armeekorps                   Jahr 2019
                                                            — Frederick Bacher                 Jahresbericht des Landes-
    8   Dem Klimawandel auf der Spur                                                           archivs Baden-Württemberg
        Der Weg schriftlicher Quellen
                                                         26 Wetterkapriolen –                  — Inka Friesen
        aus den Archiven in die virtuelle
                                                            anno dazumal
        Forschungsumgebung
                                                            Das Unwetter vom 29. Mai 1911   43 Leitungswechsel
        — Rüdiger Glaser, Michael Kahle,
                                                            an Grünbach und Tauber             im Staatsarchiv Freiburg
        Antje Kellersohn, Oliver Rau
                                                            — Claudia Wieland                  Kurt Hochstuhl verabschiedet
                                                                                               und Christof Strauß zum
    14 Stürme, Wolkenbrüche, Seuchen
                                                         28 Wanderung in Sturm                 neuen Abteilungsleiter ernannt
       Die Unwetterkatastrophe
       vom 31. Juli 1508 in Stuttgart                       und Nebel                          — Inka Friesen, Verena Schweizer

        — Peter Rückert
                                                            Das Engländerunglück am
                                                            Schauinsland 1936               44 Offen für Neues –
                                                            — Annika Ludwig                    offen für alle
    16 Poetisches Unwetter – ein
                                                                                               Das neue Erscheinungsbild
       Wetter­bericht der anderen Art
                                                         30 Wetterkapriolen im Bild            des Landesarchivs
       Ein Gedicht zur Erinnerung
       an das Unwetter                                      Fotos von Unwettern in den         — Christina Wolf

       im Schüpfergrund 1701                                Beständen des Staatsarchivs
        — Vera Kreutzmann
                                                            Ludwigsburg                     45 Serviceorientiert, mobilfähig
                                                            — Peter Müller                     und in frischem Layout
                                                                                               Der neue Internetauftritt
    17 »Pulver, Schweffel, Bley«
                                                         32 »Nasse Grüsse aus                  des Landesarchivs
       Wie in Bruchsal (fast)
       der Blitzableiter erfunden wurde                     Karlsruhe«                         — Daniel Fähle, Wolfgang Krauth

        — Thomas Adam
                                                            Historische Postkarten und
                                                            das Wetter                      46 Geschafft!
                                                            — Sara Diedrich                    Abschluss der Erschließung –
    18 Elektrizität leicht erklärt
                                                                                               Ende der Umlagerung –
       Eine »Philosophische Betrach-
                                                         33 Hochwasser und Pegelmessungen      Einweihung des Lesesaals im
       tung über die Erfindung,
                                                            Überlieferung im Staatsarchiv      Grundbuchzentralarchiv
       Eigenschaften und Wirkungen
       der sogenannten Wetter-                              Ludwigsburg                        — Michael Aumüller

       stangen oder (Blitz) Ableiter«                       — Martin Häußermann

        — Sabine Hennig                                                                     47 Mehr Lesesaal mit
                                                         34 Gezähmte Berge. Alpine Land-       weniger Reisen
                                                            schaften im Blick badischer        Das Landesarchiv schafft
    20 »Hagelschlag-Hilfe!«
                                                            Fotografen                         neue Nutzungsmöglichkeiten
       Hagelfeiertage und prozessionen
       zur Abwendung von Unwettern                          Ausstellung im Generallandes-      — Kai Naumann

        — Gabriele Wüst
                                                            archiv Karlsruhe
                                                            — Sara Diedrich                 48 Tag des offenen Denkmals
                                                                                               Das Hauptstaatsarchiv
    22 Zwei adlige »Wetterfrösche«
                                                                                               Stuttgart beteiligt sich erstmals
       Wetteraufzeichnungen der
                                                                                               am bundesweiten Aktionstag
       Herzöge Wilhelm (I.) und
       Wilhelm (II.) von Urach im                                                              — Nicole Bickhoff

       Hauptstaatsarchiv Stuttgart
        — Eberhard Merk
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Archivnachrichten 60 / 2020               5
                                                                         Inhalt

49 Auf digitalen Wegen ins           56 Archivalien auf Weltreise             62 Barocke Lebenswelten in
   Spätmittelalter?                     Digitalisierte Archivalien im            den Beständen des
   Ein Open Culture BW                  Online-Angebot des                       Staatsarchivs Sigmaringen
   Projekt zur Ausstellung              Archivverbunds Main-Tauber               Ausstellung in Sigmaringen
   »Margarethe von Savoyen:             — Monika Schaupp                          — Volker Trugenberger,
   Die Tochter des Papstes «                                                      Johannes Weißhaupt

   — Julia Bischoff, Daniel Fähle,
                                     57 Militär in Württemberg vor
   Wolfgang Krauth
                                        über hundert Jahren                   63 Historische Perlen im Hinter-
                                        Friedensakten des General-               hof. Freiburger Geschichte(n)
50 Theaterarbeit zwischen               kommandos des XIII. Armeekorps           im Staatsarchiv
   Weimarer Republik                    neu erschlossen                          Ausstellung in Freiburg
   und Nationalsozialismus              ­— Frederick Bacher                       — Katrin Hammerstein,
   Generallandesarchiv sichert                                                    Anja Schellinger
   den Nachlass des Karlsruher
   Theaterintendanten                58 Das Ende der »unnützen«
   Hans Waag (1876–1941)                Klöster
                                        Pensionsleistungen für
                                                                                  Häuser
   — Wolfgang Zimmermann
                                        die »Exnonnen« des                        mit Geschichte
                                        Freiburger Klosters St. Anna
51 Karlsruher Dokumentar-               zum Grünen Wald                       64 Vom Elektrogroßhandel
   theater findet weltweite             — Margret Rieß
                                                                                 zum Staatsarchiv
   Beachtung                                                                     Die Colombistraße 4
   Ein Gespräch mit Peter Spuhler,                                               in Freiburg
   dem Generalintendanten               Kulturgut                                 — Annette Riek

                                        gesichert
   des Badischen Staats-
   theaters, über »Stolpersteine
   Staatstheater«
                                     59 Die Kriminalbiologische Unter-
                                                                                  Junges Archiv
                                        suchungsstelle Ludwigsburg
53 »Das alles ist ver-                                                        65 130 Jahre Fahrradfirma
                                        Quellen zu Eugenik und
   schwunden. Wer es jetzt hat,                                                  Hahn in Backnang
                                        Rassismus in der württem-
   weiß Gott allein«                                                             Einblicke in ein aktuelles
                                        bergischen Justizverwaltung
   Zum Abschlusss des                                                            schulisch-archivisches Aus-
                                        der NS-Zeit
   Erschließungsprojekts von                                                     stellungsprojekt zur regionalen
                                        — Stephan Molitor
   Quellen zur Provenienzforschung                                               Mobilitätsgeschichte
   im Staatsarchiv Ludwigsburg                                                    — Hans-Jörg Gerste

   — Carl Jochen Müller
                                        Archive geöffnet
                                     60 Nation im Siegesrausch.
                                                                                  Geschichte
   Quellen                              Württemberg und die                       original
   griffbereit                          Gründung des Deutschen
                                        Reiches 1870/71                       66 »Wenn ein Kernkraftwerk
54 Bonner Bildergeschichten             Ausstellung im Hauptstaats-              schlechtes Wetter macht
   Der Ankauf schwäbischer              archiv Stuttgart                         «Klimaschutz als Argument
   Kunst durch den Bund 1949            ­— Wolfgang Mährle                       in der Auseinandersetzung um
                                                                                 das geplante AKW in Wyhl
   — Brigitta Coers
                                                                                  — Götz Distelrath
                                     61 350 Jahre Brauerei Bronnbach –
55 Von Lehrbriefen, Eheverträgen        Historische Tatsache oder
   und Testamenten                      zeitgenössisches Marketing?
   Ältere Urkunden und Akten der        Ausstellung im Archivverbund
   Stadt Wertheim online                Main-Tauber
   — Maria Rösler                       — Claudia Wieland
Archivnachrichten 60 / März 2020 Thema: "Unberechenbar! Wetter im Wandel" - Landesarchiv ...
Archivnachrichten 60 / März 2020 Thema: "Unberechenbar! Wetter im Wandel" - Landesarchiv ...
±                  Unberechenbar!
                   Wetter im Wandel

Cover:
                              Unberechenbar! So nehmen Menschen das
Eisberge auf dem Boden-
see, Luftbild von der         Wetter schon seit Jahrtausenden wahr.
Seegfrörne des Bodensees
im Jahr 1963.
Vorlage:
                              Denn Wetterphänomene haben immer direkten
                              Einfluss auf die Ernte, auf die Nutztiere, bei
LABW, StAS Wü 29/1 T 1-11
Nr. 6887

Schwärzenbach, sturm-
gebrochener Baum, 1958.       Unwettern und Überflutungen auf Gebäude
Vorlage:
LABW, StAF W 134
Nr. 050674c
                              und Siedlungen und auf unser Leben.
Aufnahme:
Willy Pragher                 Es ist also nicht verwunderlich, dass sich Nach-
Schneepflug beim Räumen
der Schneemassen auf          richten zum Wetter – vor allem zu Unwettern
der Alb im Winter 1939/40.
Vorlage:
LABW, StAL EL 75 VI a
                              und Extremwetterlagen – in den schrift-
                              lichen Quellen über die Jahrhunderte hinweg
Nr. 2954

Überflutungen auf der Auto-
bahn bei Leonberg durch
ein Hochwasser an             finden lassen. Dabei beschrieben die Men-
der Glems im Jahr 1955.
Vorlage:
LABW, StAL EL 75 VI a
                              schen neben ihrer Wahrnehmung des Wetters
                              auch oft Deutungen und Erklärungen zu
Nr. 6521

                              ihren Wetterbeobachtungen. Einige Quellen
Diese Seite:
Überflutung bei AS Stutt-
gart-Leonberg durch Hoch-
wasser der Glems, 1955.
Vorlage:
                              und Geschichten aus dem Archiv finden Sie
LABW, StAL EL 75 VI a
Nr. 6517                      in diesem Heft.
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8      Archivnachrichten 60 / 2020
       Unberechenbar! Wetter im Wandel

    Dem Klimawandel
    auf der Spur
    Der Weg schriftlicher Quellen
    aus den Archiven in die
    virtuelle Forschungsumgebung
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Archivnachrichten 60 / 2020                       9
Unberechenbar! Wetter im Wandel

                    1   Zerstörungen des Katas-
                        trophenhochwassers in
                        Heidelberg am Neckar im
                        Februar 1784 nach einem
                        Gemälde von Ferdinand
                        Kobell.
                        Vorlage:
                        Kurpfälzisches Museum
                        Heidelberg
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10                        Archivnachrichten 60 / 2020
                          Unberechenbar! Wetter im Wandel

                                            Gerade durch die derzeit um sich greifenden Ak-      4. Über die schriftlichen Quellen lassen sich in
                                            tivitäten der Fridays for Future und Extinction      vielen Fällen auch die damit verbundenen ge­
                                            Rebellion Initiativen hat das Thema Klimawan­        sellschaftlichen Folgen und Rückkoppelungen
                                            del eine neue gesellschaftspolitische Dimension      analysieren. Diese Aspekte lassen sich mithilfe
                                            erreicht. Um die Frage nach der klimati­schen Zu-    von Wirkpfadanalysen in Risikoansätzen mit
                                            kunft schlüssig beantworten zu können, braucht       Vulnerabilität und Resilienz sowie Anpassungs-
                                            es Vergleiche und Bezugsgrößen aus der Ver­          maßnahmen entsprechend verwerten.
                                            gangenheit. Die können zum einen durch die amt-         Die Auswertung derartiger Quellen und
                                            lichen instrumentellen Messdaten, die in Deut-       Dokumente sowie ihre klimatische Interpreta­
                                            schland seit 1881 erhoben werden und zum             tion und Langzeitsicherung folgen einem kom­
                                            anderen durch frühe, unschärfere Instrumenten-       plexen Arbeits­ und Analysepfad. Insgesamt
                                            messdaten, wie sie seit 1750 vorliegen, gelie-       werden dabei hermeneutische und naturwissen­
                                            fert werden. Für weiter zurückreichende Ana-         schaftliche Arbeitsweisen mit digitalen Techni­
                                            lysen kann auf verschiedene historische Quellen      ken verbunden.
                                            wie Stadtchroniken, Annalen, Wettertage-
                                            bücher, Flugschriften und Zeitungen, aber auch       Oftmals müssen die Quellen und Dokumente
                                            Hochwassermarken und Hungersteine so-wie             wie im Falle des Berichts zur Rekordhitze von
                                            sonstige Inschriften zurückgegriffen werden.         1540 (LABW, GLAK 65 Handschriften 686;
                                            In der interdisziplinär organisierten Historischen   siehe Abb. 3) transkribiert und einer quellen-
                                            Klimatologie werden langfristige Rekonstruk-         kritischen Beurteilung unterzogen werden:
                                            tionen von Wetter, Witterung und Klima auf der           Anno 1540, hannd die brenner vil dörffer
                                            Basis anthropogener, insbesondere schriftlicher      verprent, und was der haysß summer, Umb Marie
                                            Quellen und Dokumente vorgenommen.                   haimsuochung [2. Juli] hat man alhie angefangen
                                                Für Mitteleuropa und den deutschen Süd­          zue schneiden, und uff Marie Himelfarth [15.
                                            westen liegen einschlägige schriftliche Hin­         August] ist newen wein alhie geweßen, jst vil wein
                                            weise seit dem frühen Mittelalter vor, die sich      unnd korn wordenn, unnd verpran den herren
                                            mit der Zeit zunehmend verdichten sowie an           alhie wol für sechs taussent guldin holtz. Unnd wol
                                            Komplexität zunehmen. Diese schriftlichen            für achtzehen taussent guldin, hew, haber, rieba,
                                            Hinweise werden beispielsweise durch Hoch­           bona, erbsa unnd flax etc. verdarbenn von der hitz.
                                            wassermarken, Stiche und Radierungen so­wie          Unnd uff Sant Jacobs tag [25. Juli] waß kain
                                            Gemälde ergänzt (Abb. 1–4). Diese ermög­             winter frucht mer jm feld. Man schickht hinauß
                                            lichen die Ableitung und Analyse langer Zeit­        dreyhundert mann, die wäld zue leschenn.
                                            reihen zu Temperatur und Niederschlag sowie              Eine andere Fassung lautet: In diesem Jar hat
                                            zu Kli­ma­extremen wie Überschwemmungen,             man umb visitationis Mariae, d.i. Maria heimsuo-
                                            Hitze und Dürren, extremer Kälte, Stürmen            chung, anfahen schneiden alhie, und auf Maria
                                            und Unwettern. Bei entsprechender raumzeit­          himelfahrt ist newer wein alhie gewessen und ist
                                            licher Verdichtung können damit die zugrun­          veil wein und korn worden. Es ist ein haysser
                                            deliegenden Zirkulationsverhältnisse in der          sommer gewessen, und im anfang Miertzens bis auf
                                            Atmosphäre rekonstruiert werden.                     Symon et Judä [28. Oktober] hat es nit 4 tag ge-
                                                Die schriftlichen Quellen und Dokumente          rengnet, und es verbrannen veil weld, wol für 6000
                                            bieten mehrere Vorteile:                             guldin holtz, und wol für 18000 guldin, dan es miß-
                                                1. Es handelt sich um direkte Hinweise zu        rieth der haber, hew, rieben, lar, Erpsen, bonna
                                            Wetter, Witterung, Klima und zu den entspre­         vor grosser hitz. Und es waren auch viel beser bren-
                                            chenden Extremen. Zudem sind oft phänologi­          ner im Landt hin und wider, allenthalben, die gelt
                                            sche Phasen wie Blüte, Fruchtreife, Ernte und        namen, und branten dörfer, holtz und weld.
                                            Blattfall kalendergenau notiert, so dass ein             Dieser Text wurde von Franz Joseph Mone
                                            Vergleich zu den modernen phänologischen             1854 in der Quellensammlung der badischen
2    Radierung zu den Zer-                  Uhren möglich ist.                                   Landesgeschichte (Band 2, S. 109) herausge­
     störungen des Hochwassers                  2. Die relevanten Informationen liegen in        geben. Es handelt sich nach seinen Angaben um
     1732 in Wertheim an der
     Tauber mit Einzeichnung
                                            einer hohen zeitlichen Auflösung von Jahren,         die Villinger Chronik (1119–1568). Mone gibt
     der eingerissenen Gebäude.             Jahreszeiten, Monaten und bisweilen sogar            zahlreiche Hinweise auf die Verfasser und die
     Vorlage:                               Tagen vor und weisen meist eine hohe Bele­           Abfassung der Chronik. Damit lassen sich
     Historischer Verein Wert-
                                            gungsdichte auf. Wettertagebücher oder regel­        wesentliche Fragen zur Quellenkritik bewerten.
     heim, Bibliothek Lb 64 HV
                                            mäßige Eintragungen in Kalendarien sind              Auch der Ortsbezug ist gegeben. Am Anfang des
                                            besonders ergiebig, da sie die Ableitung kon­        Textes wird kurz auf das gesellschaftliche
3    Textauszug zur Rekordhitze
     1540 und ihren Folgen                  sistenter Zeitreihen erlauben.                       Phänomen der (Mord-)Brenner eingegangen.
     aus den Villinger Annalen,                 3. Die Ereignisse sind meist genau datier­       Für die Brände in vielen Dörfern wird nicht der
     16. Jh.
                                            bar, allerdings sind Kalenderumrechnungen            klimatische Zustand verantwortlich gemacht,
     Vorlage:
     LABW, GLAK 65 Hand-                    notwendig, auch wurde oft auf den nächsten           sondern es werden Schuldige gesucht. Leider ein
     schriften 686                          bekannten Heiligentag referiert.                     Verhalten, das damals im Zusammenhang mit
                                                                                                 Naturextremen als grausames Ventil in ge­
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        Unberechenbar! Wetter im Wandel

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                          Unberechenbar! Wetter im Wandel

                                                                                               was ebenfalls auf eine entsprechende Wärme
                                                                                               hindeutet. In der sieben-skaligen Indexierung
                                                                                               wird dieser Sommer daher mit dem Wert +3
                                                                                               abgebildet und zählt so zu den extrem heißen
                                                                                               Sommern. Die Quelle passt sich damit sehr gut
                                                                                               in rund 140 weitere Quellenbefunde aus Mit­
                                                                                               teleuropa zu diesem Jahr ein, nach denen 1540
                                                                                               eines der herausragenden Hitze- und Trocken­
                                                                                               jahre der letzten 500 Jahre war (siehe Abb. 5).
                                                                                                   Entsprechend können die indizierten Klima­
                                                                                               hinweise in der Zusammenschau mit weiteren
                                                                                               Quellenhinweisen mit entsprechenden statisti­
                                                                                               schen Verfahren in Schätzwerte der Temperatur
                                                                                               und des Niederschlags transformiert werden.
                                                                                                   Schließlich können derartige Daten und Er­
                                                                                               gebnisse in der virtuellen Forschungsumge­bung
                                                                                               tambora.org nachhaltig vorgehalten und pub­
                                                                                               liziert werden. Die Publikationen der tambora
                                                                                               data series sind mit einer DOI, einem Digital
                                                                                               Object Identifier, einem Digitalen Objektbe­
                                                                                               zeichner nach ISO 26324, versehen und können
                                                                                               damit eindeutig und dauerhaft digital identifi­
                                                                                               ziert und referenziert werden. Die tambora
                                                                                               DOI lautet 10.6094/tambora.org/dataseries. Ge­
                                                                                               rade in Online-Publikationen hat sich dieses
                                                                                               Verfah­ren durchgesetzt und gilt als zitierfähige
                                                                                               Publikation.
                                                                                                   Die Daten und deren zugrundeliegende Quel­
                                                                                               len und Dokumente sind unter der virtuellen
4                                                                                              Forschungsumgebung tambora.org abruf- und
                                                                                               einsehbar (https://www.tambora.org/index.php/
                                                                                               grouping/event/list?g[cid]=499). Interessierte
                                            sellschaftlichen Krisen diente. Randgruppen        können auf tambora.org Daten eintragen, eige­
                                            wurden der Brandstiftung und Hexerei bezich­       ne Projekte definieren und sich mit anderen
                                            tigt und nach den unter Folter erpressten Ge-      vernetzen. Dabei ist nicht nur die Hermeneutik
                                            ständnissen grausam hingerichtet.                  der Vergangenheit wichtig, auch die aktuelle
                                                                                               Dokumentation beispielsweise der Online­
                                            Um die Inhalte langfristig zu sichern und ver­     Medien und sozialen Netzwerke wie Twitter,
                                            gleichbar zu machen, werden die Angaben heu­       Instagram und Facebook zum exponierten
                                            te in die moderne digital gestützte Forschungs­    Thema Klima und Klimawandel ist von großer
                                            umgebung tambora.org, eine offene und frei         Bedeutung, weil sie deren Wahrnehmungen
                                            zugängliche Umwelt- und Klimadatenplattform,       und gesellschaftliche Diskurse aufgreift und
                                            überführt und kodiert.                             dokumentiert. Oftmals zentrieren diese auf
                                                In dem Kodierschema werden zunächst die        die Folgen und Anpassungsmaßnahmen.
                                            Zeit und Ortsangaben umgesetzt. Hierzu wer­            Für den deutschen Südwesten und Mitteleu­
                                            den die Hinweise in Form von Heiligentagen in      ropa konnten mittlerweile im Rahmen von
                                            Datumsangaben übertragen, wobei die jeweili­       mehreren Forschungsprojekten aussagekräftige
                                            ge Kalenderrechnung zu berücksichtigen ist. Im     Temperatur, Hochwasser und Dürrezeitreihen
                                            vorliegenden Fall ist der Ortsbezug eindeutig,     abgeleitet werden (Abb. 6). Mit ihrer Hilfe lassen
                                            es handelt sich um Villingen im Schwarzwald.       sich die Fragen nach der jüngsten Entwicklung
                                                In einem nächsten Schritt werden die inhalt­   des anthropogen induzierten Klimawandels
                                            lichen Angaben kodiert, d. h., die klimatischen,   ebenso beantworten, wie die nach der Einord­
                                            phänologischen sowie sozioökonomischen Hin­        nung von extremen Dürrejahren wie 2018. Aus
                                            weise in Indizes, d. h. Wertstufen umgeschrie­     Sicht der letzten 500 Jahre ist die Temperatur­
4    Hochwassermarken an                    ben. In der vorliegenden Quelle wird von einer     zunahme seit den 1970er Jahren einmalig. Das
     einem Wertheimer
     Gartenhaus dokumentieren               außergewöhnlichen Hitzeperiode berichtet,          Jahr 2018 war in vielen Regionen das heißeste
     schwere Hochwasserer-                  die zu Waldbränden, aber auch zu Ernteausfäl­      und trockenste seit Beginn der amtlichen Auf­
     eignisse an der Tauber seit
     1595.
                                            len bei Garten- und Sommerfrüchten führte,         zeichnungen im Jahr 1881.
     Aufnahme:                              was eine extreme Dürre impliziert. Ebenso sind     ±Rüdiger Glaser, Michael Kahle,
     Rüdiger Glaser                         die phänologischen Phasen deutlich verfrüht,       Antje Kellersohn, Oliver Rau
Archivnachrichten 60 / 2020                        13
                                                                            Unberechenbar! Wetter im Wandel

5   Auszug aus der Plattform
    tambora.org mit Einträgen
    zum Jahr 1540.
    Vorlage:
    Rüdiger Glaser, Michael
    Kahle, Antje Kellersohn,
    Oliver Rau

    www.tambora.org

                                                                                                                               5

                                                                                                                               6

6   Temperatur- (oben) und
    Niederschlagsverlauf
    (unten) auf der Grundlage
    von monatlichen, indi-
    zierten Schriftquellen und
    Instrumentenmessdaten für
    Mitteleuropa ab 1500. Vor
                                         1y T                                                                        TI
    allem der Temperatur-
    verlauf lässt den moder-                                                                                               3
                                        2y T                                                                              2
    nen, anthropogen induzier-                                                                                             1
    ten Temperaturanstieg               3y T                                                                              0
    seit 1950 erkennen, während                                                                                           -1
    der Zeitraum 1500 bis um                                                                                              -2
                                        4y T                                                                              -3
    1850 von eher kühlen und
    kalten Phasen der soge-             5y T
    nannten Kleinen Eiszeit
    geprägt war.                      5 y T&P                                                                        — 5y
                                  y

    Vorlage:                            5y P
    Rüdiger Glaser, Michael
    Kahle, Antje Kellersohn,            4y P                                                                         PI
    Oliver Rau                                                                                                             3
                                        3y P                                                                              2
                                                                                                                           1
                                                                                                                          0
                                        2y P                                                                              -1
                                                                                                                          -2
                                         1y P                                                                             -3

                                                1500   1600   1700           1800            1900             2000
                                                                     year
Archivnachrichten 60 / 2020                     15
                                                                                      Unberechenbar! Wetter im Wandel

Stürme, Wolkenbrüche, Seuchen
Die Unwetterkatastrophe vom
31. Juli 1508 in Stuttgart

1   David Wolleber, Württem-      Anno 1508, Montags den 31. Julii, am tag Her-       Wie ging man mit einer solchen Katastrophe
    bergische Chronik, mit
                                  manni, kam gegen Abend zwischen 3 und vier Uhr      um? Hier war breite Unterstützung gefragt.
    Berichten zu den Jahren
    1507 und 1508 (Ausschnitt).   unversehens ein solch Regenwaßer durch ein Wolk-    Gleich erließ Herzog Ulrich von Württemberg
    Vorlage:                      ckenbruch dz Heßlacher thal herab gehn Stutt-       den Stuttgarter Einwohnern die Jahressteuer,
    LABW, HStAS J 1 Bd. 2,        garten, dz es selbiges gar überschwempt, und von    damit sie die Unwetterschäden beseitigen
    S. 754
                                  einem Berg zum andern gieng, und gar vil Heüser,    und ihre Gebäude wiederaufbauen konnten.
                                  Scheüren und Ställ vor und in St. Leonharts Vor-    Dazu kam eine Welle der Hilfsbereitschaft
                                  statt zerrißen und sampt einem Stuck der ußern      aus den benachbarten Klöstern und Städten:
                                  Stattmauren unden hinweg genommen; in wölcher       nachbarliche Hilff mit pferdten, leuthen, früchten
                                  waßernott 11 persohnen, Alt und Jung, jämerlich     und anderm, wie Gabelkover weiß. Fuhrwerke
                                  umbkommen und ertruncken. Dergleichen schad         mit Hilfsmannschaften zum Aufräumen und
                                  soll Stuttgarten nichmehl begegnet sein …           Nahrungsmittel wurden gestellt. Die Unwetter­
                                                                                      schäden in der fürstlichen Residenzstadt Stutt­
                                  So berichtet der württembergische Chronist          gart konnten so mit nachbarlicher Hilfe bald be­
                                  Johann Jakob Gabelkover (1578–1635) in seiner       seitigt werden, aber die kollektive Erinnerung
                                  Chronik von Stuttgart. Eine Unwetterkatastro­       an diese Umweltkatastrophe und ihre gemein­
                                  phe, wie sie Stuttgart nicht mehr erleben sollte,   same Bewältigung blieb lange erhalten
                                  hatte dieser 31. Juli des Jahres 1508 gebracht.         Im umwelthistorischen Kontext wird die Be­
                                  Im Heslacher Tal war gegen Abend ein solcher        sonderheit des Ereignisses deutlich: Hochwasser
                                  Wolkenbruch niedergegangen, dass der ganze          und Überflu tungen des Nesenbachs waren in
                                  Stuttgarter Talkessel, von einem Berg zum andern,   Stuttgart immer wieder aufgetreten, und noch
                                  binnen kürzester Zeit überflutet war. Häuser,       16 Jahre zuvor, 1492, hatte ein Wolkenbruch
                                  Scheunen und Ställe vor allem in der Leonhards­     das Tal überschwemmt; aber ohne vergleichbare
                                  vorstadt wurden zerstört, ein großes Stück der      Folgen. Mit Blick auf die längerfristigen Wit-
                                  Stadtmauer wurde weggerissen. Elf Personen          terungserscheinungen dieser Jahre um 1500
                                  ertranken in der Flut – ein furchtbares Unglück     fällt die damalige Anhäufung der Wetterextre-
                                  für die ganze Bürgerschaft.                         me durchaus auf, wie etwa die württember­
                                     Andere Geschichtsschreiber wissen noch wei­      gische Chronik von David Wolleber von 1588
                                  tere Details von dieser Flutkatastrophe zu be­      berichtet:
                                  richten, die bei ihren Zeitgenossen mächtigen
                                  Eindruck hinterlassen haben muss. Gabelkover        Inn gemeltem Jar [1507] Entstuende der gross
                                  und andere sammelten hierzu die zeitnahen           Wind in Teutschland, der Riss nit allein
                                  Berichte, wie sie die älteren lateinischen Chro­    viel Boum uß deer Erden, viel gepew und heusser
                                  niken boten. Denn diese alten Gelehrten, wie        darnider, sonder decket auch Thürm und Tächer
                                  Nikolaus Baselius (um 1470–um 1532), der Hu­-       ab. So erfolget Anno etc. 1508 der Naß Sum-
                                  manist und Hirsauer Mönch, mussten es wissen,       mer, und darauff ain grosser Vieh und schwein
                                  wenn sie beschrieben, wie die Wassermas­sen         sterbendt …
                                  die Häuser in der Stadt im Nu volllaufen ließen,
                                  wie die nahen Weinberge und Viehwei­den über­       Auf ein Jahr mit schweren Sturmschäden in
                                  flutet, die Bäume entwurzelt und weggerissen        ganz Deutschland folgte dieser nasse Sommer
                                  wurden. Ein Reimspruch zur Stutt­garter Ka-         1508, der eine große Vieh- und Schweineseuche
                                  tastrophe wurde in Pforzheim sogar als Flugblatt    zur Folge hatte. Es war aber vor allem die Un­
                                  gedruckt und weit verbreitet. Die Naturgewalt       wetterkatastrophe vom 31. Juli in Stuttgart, die
                                  erregte Aufsehen weit über Würt­temberg hinaus.     im Gedächtnis bleiben sollte. ±Peter Rückert
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                          Unberechenbar! Wetter im Wandel

Poetisches Unwetter – ein                                                                     alles umfassen. So müssen mittags gegen zwei
                                                                                              Uhr an besagtem 18. Juni Gewitterwolken
Wetter­bericht der anderen Art                                                                und ein starker Wind aufgezogen sein, sodass

Ein Gedicht zur Erinnerung                                                                    anscheinend wie von selbst die Glocken auf
                                                                                              dem Kirchturm zu läuten anfingen. Nur wenig
an das Unwetter                                                                               später trifft den Schüpfergrund ein erster

im Schüpfergrund 1701                                                                         Schlag: Ein kurzes, aber heftiges Gewitter, das
                                                                                              schwere Schlossen (Hagelkörner) mit sich
                                                                                              bringt, die Menschen wie Tiere verletzen und
                                                                                              Blüten und Früchte an Bäumen und Büschen
                                                                                              zerstören:
                                            Berichte über Unwetter – sofern sie überhaupt
                                            erstellt werden – beschränken sich oft auf        Anderthalben Ellen hoch
                                            mehr oder weniger sachliche und eher kurze        Lagen sie, die Kieselstücke, –
                                            Beiträge über betroffene Gebiete, Verlauf,        Jammervolle Augenblicke –
                                            Schäden und Folgen. In dieser Art hätte auch      Mancher einen Vierling wog
                                            das Unwetter, das am 18. Juni 1701 über dem
                                            Schüpfergrund, einem Landstrich, der heute        So verheeret die Natur; –
                                            überwiegend auf dem Gebiet der Stadt Box­         Nach dem schreckensvollen Wetter
                                            berg im Main-Tauber-Kreis liegt, niederging,      Fand man noch zwei grüne Blätter
                                            überliefert werden können. Die Stärke und         Auf der Oberschüpfer Flur!
                                            die verheerenden Folgen des Unwetters führ­
                                            ten allerdings zu einer umfassenden Erinne­       Doch diesem ersten Unglück folgt ein zweites:
                                            rung daran.                                       Die fürchterliche[n] Wasserfluten des Wolken­
                                                Bereits ein Bericht des damaligen evange­     bruchs fließen von den Höhen in die Täler, brin­
                                            lischen Unterschüpfer Pfarrers Johann Georg       gen Kies und Treibholz mit, überfluten Keller
                                            Grabner beschreibt mehr als nur Verlauf, Schä­    und Straßen und schwemmen Häuser und Vor­
                                            den und Folgen: Topisch verwendet er den          räte sammt dem guten roten Wein davon. In
                                            Gedanken einer Strafe Gottes als Grund des        diesen Fluten ertrinken ein Vater bei der Ret­
1                                           Unwetters, dessen Verlauf er ausführlich schil­   tung seines Sohnes und eine junge Frau. Die
                                            dert und feststellt: und weiß ich […] fürwahr     Schuld für das Unwetter wird von den Betrof­
                                            nicht, […] wie ich mich […] hinbringen und er­    fenen – wohl auch schon in Grabners Bericht –
                                            halten soll. So bat er dann auch um Unterstüt­    einer Prophetin, voll von Bosheit, Haß und Neide,
                                            zung zur Bestreitung des Lebensunterhaltes        zuge­schoben, Krauß grenzt sich allerdings
                                            (LABW, HZAN La 20 Bü 410). Ähnlich wird es        davon ab:
                                            auch den weiteren Bewohnern der betroffenen
                                            Orte Epplingen, Kupprichhausen, Lengenrie­        Aber ferne sei’s von mir
                                            den, Oberschüpf, Schweigern, Uiffingen und        Aberglauben zu verbreiten,
                                            Unterschüpf, heute alle Teil der Stadt Boxberg,   Der vielleicht in jenen Zeiten
                                            sowie Sachsenflur, heute Teil der Stadt Lauda-    Seine Wohnung hatte hier.
                                            Königshofen, ergangen sein.
                                                Die Erinnerung an das Unwetter blieb deut­­   Er appelliert lieber an das Mitgefühl seiner Mit­
                                            lich im Bewusstsein der Ortsbewohner: In          menschen und hofft auf Gottes Gnade:
                                            einigen Orten wurde ein sogen. Gewitterfeiertag
                                            mit Gottesdienst an den Jahrestagen eingerich­    Strafe du uns nimmermehr,
                                            tet, wie der Unterschüpfer Pfarrer Schenck        Schütze uns vor Hagelregen;
                                            1887 im Vorwort zur zweiten Auflage des Ge­       Gieb uns deinen Vatersegen,
                                            dichts schreibt, das sich das Unwetter – zur      Schaue gnädig auf uns her!
                                            Erinnerung und zum Gedenken – zum Gegen­
                                            stand gemacht hat.                                Diese Bitte und Hoffnung war für eine durch
                                                Dieses Gedicht, 1811 vom damaligen Unter­     Landwirtschaft geprägte Gegend sicher existen­
                                            schüpfer Kaplan Christoph Friedrich Krauß         ziell, von guter Ernte hing das Überleben ab.
                                            verfasst, greift den Bericht Grabners auf und     Bis heute werden zur Erinnerung an das Unwet­
                                            be­schreibt in umarmenden Reimen in 56 vier­      ter Gedenkgottesdienste am oder um den Jah­
                                            versigen Strophen den Ablauf und die Auswir­      restag gehalten. Und vermarkten konnte man
                                            kungen, die von der Zerstörung von Häusern,       das Unwetter auch: 1887 verkaufte der genannte
1    Titelblatt der zweiten                 der Vernichtung eingelagerter Lebensmittel und    Pfarrer Schenck die Neuauflage des Gedichtes
     Auflage des Gedichtes von
     Kaplan Krauß, 1887.                    der bevorstehenden aussichtsreichen Ernte         für 20 Pfennig, zum Besten des Baues eines evan-
     Vorlage:                               über die Überschwemmung ganzer Ortschaften        gel. Kirchleins in Lengenrieden, wie er schreibt.
     LABW, StAWt S-V 10 I 93                bis hin zu Todesfällen bei Tier und Mensch        ±Vera Kreutzmann
Archivnachrichten 60 / 2020                     17
                                                                                      Unberechenbar! Wetter im Wandel

                                                                                      es weiter, durch einen Wetterstrahl – also einen
                                                                                      Blitzschlag – selbst betroffen gewesen.
                                                                                          Gewitter gehörten noch in der Frühneuzeit
                                                                                      zu den gefährlichsten Naturgewalten überhaupt;
                                                                                      immer wieder sind schwere Brände durch Blitz­
                                                                                      schläge ausgelöst worden. Erst zur Mitte des 18.
                                                                                      Jahrhunderts wurden diese gleißenden Licht­
                                                                                      bögen am Himmel als das begriffen, was sie tat-
                                                                                      sächlich sind: Abbau elektrischer Hochspan­
                                                                                      nung. Im amerikanischen Boston befasste sich
                                                                                      zu dieser Zeit der Erfinder Benjamin Franklin mit
                                                                                      Stromflüssen, Entladungen und entsprechen­
                                                                                      den Phänomenen bei Blitzschlägen, um schließ­
                                                                                      lich im Juni 1752 sein berühmtes Drachenex-
                                                                                      periment durchzuführen und daraus das Prinzip
                                                                                      des Blitzableiters zu schlussfolgern.
                                                                                          Auf ähnliche Gedanken ist der Anonymus von
                                                                                      Bruchsal schon vier Jahre zuvor gekommen.
                                                                                      Im oberen Stock eines Gasthauses am Fenster­
                                                                                      stehend – einer der gefährlicheren Orte, an dem
                                                                                      man sich bei Gewitter aufhalten konnte – wird
                                                                                      er in der Nacht des 25. Juli 1748 von der elektri-
                                                                                      schen Wucht eines Blitzstrahls getroffen. Wie
                                                                                      von einem Pistolenschuss fühlt er sich nieder­
                                                                                      gestreckt, darvon mir Pulver, Schweffel, Bley,
1                                                                                     fast durch den gantzen Leib geloffen. Als der her-
                                                                                      beigerufene fürstbischöfliche Leibarzt den Ver-
                                                                                      letzten untersucht, findet er Versengungen,
                                                                                      Brandflecken und rote Striemen auf seiner Haut
                                                                                      sowie Risse in einigen Kleidungsstücken. Der

»Pulver, Schweffel, Bley«
                                                                                      Mann hat Glück, gehört er doch zu jener Hälfte
                                                                                      aller Betroffenen, für die ihre Tuchfühlung mit
                                                                                      dem Blitz nicht tödlich endet. Er wird, wieder ge-

Wie in Bruchsal (fast)                                                                sundet, mit seiner außergewöhnlichen Geschich-
                                                                                      te rasch zum Tagesgespräch, ein Besuch am Ort

der Blitzableiter erfunden                                                            des Geschehens zum Ereignis. O was vor [für]
                                                                                      eine Menge Volcks war in und vor dem Hauß zu seh-

wurde
                                                                                      en, reimt das Unglücksopfer, wo dieser schwehre
                                                                                      Wetterschlag mit solchem Donnerknall geschehen!
                                                                                          Bei näherem Betrachten stellt der offenkun­
                                                                                      dig naturinteressierte Glückspilz etwas Inter-
                                                                                      essantes fest: Der Blitz musste einen dünnen
1   Druckschrift »Gottes wun-      Eingebunden in eine Sammlung kleiner Schriften     Metalldraht unter dem Verputz des Gasthauses
    dervolle Gnadenspuren und
                                   des 18. Jahrhunderts verwahrt die Historische      entlanggelaufen sein und hatte diesen verzehrt,
    heilige Vorsehung Bey ent-
    stehenden Donnerwettern«.      Bibliothek des Ludwig-Wilhelm-Gymnasiums in        verbrandt und insgesammt mit seinem Feuer weg-
    Vorlage:                       Rastatt einen nur vier Blätter umfassenden         genommen – aber ohne andere anliegende
    Historische Bibliothek der     Druck, dessen Haupttitel – Gottes wundervolle      Teile des Gebälks und Mauerwerks zu beschädi-
    Stadt Rastatt, Sign. Q* 4/17
                                   Gnadenspuren und heilige Vorsehung Bey ent-        gen. Das technische Prinzip des Blitzableiters,
                                   stehenden Donnerwettern – in barocker Ma­          das Franklin wenige Jahre später ausarbeitet
                                   nier gefolgt wird von einer Kurzbeschreibung       und das 1760 auf einem Hausdach seine Bewäh­
                                   dessen, was die geneigte Leserschaft auf den       rungsprobe besteht, wird durch diese Bruch­
                                   folgenden Seiten erwartete: Poetische Ge-          saler Beobachtung flankiert, wenn nicht sogar
                                   schichts-Erzehlung Dessen, was sich den 25. Jul.   ein Stück weit vorweggenommen. Überhaupt
                                   1748 Als an St. Jacobs-Feyer Und dem Tage der      war der deutsche Süden einer der Schauplätze,
                                   eingefallenen Sonnen-Finsterniß des Nachts         wo sich der Feuerschutz durch Blitzableiter be­
                                   gegen 10. Uhr bey sich ereignetem schwehren Don-   sonders früh durchsetzen konnte. Die Pfalz und
                                   nerwetter In Hoch-Fürstlich-Bischöfflich-Speye-    Bayern, Württemberg, Baden sowie das kleine
                                   rischer Residentz-Stadt Bruchsal Merckwürdiges     Fürstentum Ansbach gehörten mit zu den ers­
                                   zugetragen. Der anonyme Verfasser des in Vers­     ten, die dem innovativen Fabrikat eine Chance
                                   form niedergeschriebenen Textes sei, so heißt      gaben. ±Thomas Adam
W

    18              Archivnachrichten 60 / 2020
                    Unberechenbar! Wetter im Wandel

    Elektrizität leicht erklärt
    Eine »Philosophische Betrach-
    tung über die Erfindung,
    Eigenschaften und Wirkungen
    der sogenannten Wetter-
    stangen oder (Blitz-) Ableiter«

    »Auch hielt man es                Während Gewitter, Blitz und Donner die Men­        des heimgekehrten Fürsten folgend, die Theorie
                                      schen heute hauptsächlich mit Faszination          von den Wetterstangen oder Ableitern im Kurzen
    für nicht statthaft, den
                                      erfüllen, lösten sie in Zeiten, in denen man       einzusehen, um sich zu überzeugen, daß es mög-
    von Gott gesandten                diesen Naturgewalten noch ungeschützt aus­         lich sei, unsere Gebäude gegen die fürchter­lichen
    Himmelsblitzen durch              geliefert war, Angst und Schrecken aus. Sie        Blitze drohender Wetterwolken zu bewah­ren,
    Menschenhand Einhalt              vernichteten Ernten, setzten Gebäude in Brand      verfasste der Benediktiner und spätere Salzbur­
                                      und kosteten Menschenleben – gemeinhin             ger Professor für Moraltheologie Jakob Danzer
    zu gebieten.«
                                      galten sie als Strafe Gottes, der einzig mit Ge­   aus Isny zum Neujahr 1780 eine 16-seitige
                                      bet und Buße begegnet werden konnte.               naturphilosophische Abhandlung. Nach einer
                                          Von Benjamin Franklins berühmtem Drachen­­     auf empirischer Forschung basierenden Ein­
                                      experiment 1752 und der damit verbundenen          führung in das Wesen der elektrischen Ladung
                                      Erkenntnis, dass Blitze mit Elektrizität in Zu­    und Leiter beschrieb er anschaulich die Funk­
                                      sammenhang gebracht werden können, bis zur         tionsweise der Wetterstangen und bot an, bei
                                      flächendeckenden Installation von Blitzab­         Interesse eine Bauanleitung zu liefern.
                                      leitern auf öffentlichen Gebäuden im 19. Jahr­         Ob diese denn auch angefordert wurde, lässt
                                      hun­dert war es ein weiter Weg. Die ersten         sich den Akten jedoch ebenso wenig entneh-
                                      Blitzableiter stießen nicht nur in der einfachen   men wie der Zeitpunkt der Installation der
                                      Be­völkerung auf Gegenwehr. Viele fürchte­ten,     ersten Blitzab­leiter in den hohenzollernschen
                                      die neuen metallenen Gestänge auf den Dä­          Fürstentümern. In den 1820er Jahren waren
                                      chern würden Blitze geradezu magisch anzie­        Blitzableiter nachweislich auf einigen fürstli-
                                      hen und die Gefahren der Blitzschläge noch         chen Gebäuden etabliert und als das Sigma-
                                      verstärken. Auch hielt man es für nicht statt­     ringer Residenzschloss 1879 mit gänzlich neuen
                                      haft, den von Gott gesandten Himmelsblitzen        und zeitgemäßen Blitzableiteranlagen aus-
                                      durch Menschenhand Einhalt zu gebieten.            gestattet wurde, wusste der Bauinspektor zu be-
                                          Fürst Joseph Wilhelm von Hohenzollern-         richten, die vorhandenen Ableiter, in die erste
                                      Hechingen, der 1772 aus Kostengründen seine        Periode der Anwendung solcher fallend also schon
                                      Hofhaltung in Hechingen auflöste und sich          seit langer Zeit bestehend, seien ihrer Zeit ge-
                                      mitsamt Ehefrau und Hofmarschall für drei Jahre    mäß aus einzelnen Flacheisenstangen zusam-
                                      inkognito auf Reisen begab, verstand sich          mengesetzt und nun nicht mehr funktionstüch-
                                      selbst als aufgeklärten Landesfürsten und dürf­    tig. Der Nutzen und die Notwendigkeit zum
                                      te an den europäischen Höfen die zum Amü­se­       Ersatz der Blitzableiter waren 100 Jahre nach
                                      ment aufgeführten Experimente zur Ableitung        Danzers Plädoyer für die Wetterstangen unbe-
                                      von Blitzen miterlebt haben. Dem Wunsch            stritten. ±Sabine Hennig
Archivnachrichten 60 / 2020                       19
                                       Unberechenbar! Wetter im Wandel

                                                           1   Beispielhafte Darstellung
                                                               eines Blitzableiters, beste-
                                                               hend aus durch Eisenketten
                                                               miteinander verbundenen
                                                               Metallstangen und deren
                                                               Erdung auf der Vorder- und
                                                               Rückseite des Gebäudes
                                                               (Figura II), 1780. Über die
                                                               bestmögliche Konstruktion
                                                               der sogenannten Wetter-
                                                               stangen selbst (Figura
                                                               III und IV), welche häufig
                                                               mit Fahnenmasten oder
                                                               Wetterfahnen kombiniert
                                                               wurden, herrschte bis ins
                                                               20. Jahrhundert hinein
                                                               Uneinigkeit. Franklin bevor-
                                                               zugte einfache Metallspit-
                                                               zen, im süddeutschen Raum
                                                               setzten sich zunächst
                                                               mehrspitzige, teilweise
                                                               kunstvoll gefertigte Konst-
                                                               ruktionen durch.
                                                               Vorlage:
                                                               LABW, StAS Ho 1 T 7 Nr. 1578

1

                                   2

2   Apparatur zur Erzeugung
    elektrischer Ladung mittels
    Reibung und Ableitung
    derselben durch elektrische
    Leiter zur Illustration der
    Abhandlung Jakob Dan-
    zers, 1780.
    Vorlage:
    LABW, StAS Ho 1 T 7 Nr. 1578
20   Archivnachrichten 60 / 2020
     Unberechenbar! Wetter im Wandel
Archivnachrichten 60 / 2020                   21
                                                                                 Unberechenbar! Wetter im Wandel

»Hagelschlag-Hilfe!«
Hagelfeiertage und -prozessionen
zur Abwendung von Unwettern

»Von Blitz, Hagel und Ungewitter erlöse uns                                      verschont zu bleiben. Bei der Prozession mit
Herr Jesus Christ…«                                                              Pfarrer, Fahnen und Gesängen wurden die
                                                                                 Fluren der Gemarkung abgeschritten und/oder
                                                                                 feierlich zur Kirche in einem Nachbarort ge­­
                                                                                 pilgert. Als es im Laufe des 18. Jahrhunderts
                                                                                 nach Meinung der kirchlichen und weltlichen
                                                                                 Obrigkeit in den katholischen Territorien zu
                               Dieser alte Wettersegen findet sich noch in       viele und durch Missbrauch wie Wirtshausbe­­
                               einem Magnifikat, dem katholischen Gebet          suche oder Tanzveranstaltungen geprägte
                               und Gesangbuch der Erzdiözese Freiburg von        Fei­ertage und Prozessionen gab, wurde deren
                               1935. Er wurde in der Regel vom 3. Mai bis        Anzahl durch Verlegung auf allgemeingültige
                               zum 14. September gebetet. Darin kommt die        Feiertage oder Verbot immer weiter reduziert
                               oft exis­tenzielle Bedeutung des Wetters zum      und reglementiert. Zur Verhinderung von Un­
                               Ausdruck. Stellten doch Gewitter, zu viel Regen   gehorsam wurden die Einwohner an nun abge­
                               und vor allem Hagelschlag eine nicht zu unter­    schafften Feiertagen mitunter zu Fronarbeiten
                               schätzende Bedrohung für die Landwirtschaft       herangezogen. Ein in Staufen im Breisgau am
                               dar. In kürzester Zeit konnten und können nach    Freitag nach Christi Himmelfahrt üblicher Ha­
                               wie vor Getreide, Obst oder Rebstöcke durch       gelfeiertag wurde 1772 auf den Feiertag Christi
                               Hagelkörner so stark beschädigt werden, dass      Himmelfahrt verlegt. Trotz Bitten der Bevöl­
                               die Ernte vernichtet ist. Vor allem das Wetter    kerung blieb die traditionelle Durchführung nach
                               von Mai bis September hatte Einfluss darauf, ob   Himmelfahrt verboten. Dennoch begaben sich
                               es eine gute Ernte gab, um ausreichend Vor­räte   1773 nach der im Sommer freitags um fünf Uhr
                               für den Winter anzulegen, oder ob durch Miss­     früh üblichen Wetter-Betstunde vor allem junge
                               ernten eine Hungersnot drohte. So entwickel­      Leute, Kinder, Sänger, einige Bürger und drei
                               ten sich religiöse Bräuche wie Bittprozessionen   Richter mit Fahnen, aber ohne Pfarrer und ohne
                               und besondere Gottesdienste, die Unwetter ab­     das übliche Ausläuten auf eine Prozession durch
                               wenden sollten, welche oft als Zorn oder Strafe   die Stadt nach Kirchhofen. Nach ihrer einge­­
                               Gottes verstanden wurden. Der Hagelfeiertag       läuteten Rückkehr zur Kirche, wo Te deum
                               beziehungsweise die Hagelprozession sind spe­     laudamus angestimmt wurde, registrierte man
                               zielle Ausprägungen, die je nach Festlegung       die Richter und einige Bürger namentlich, um
                               des Tages im jeweiligen Ort meist zwischen Juni   sie dann zu bestrafen.
                               und August stattfanden, wenn die Gefahr von           Trotz ablehnender Maßnahmen der Obrigkeit
                               Hagelwetter am größten ist. Bei einigen Orten     und Einführung einer Hagelversicherung blieb
1   Erntedankprozession in     gehen sie auf ein Gelübde zurück, das von den     der Hagelfeiertag als Gedenk- und Bitt oder
    Überlingen 1817 nach dem
    Hungerjahr 1816.           Einwohnern nach einem besonders schweren          Gelöbnistag mit Gottesdienst in einigen katho­
    Vorlage:                   Hagelunwetter in der Hoffnung abgelegt wurde,     lischen und evangelischen Pfarrgemeinden
    LABW, GLAK J-D U 2         zukünftig von solch schlimmen Ereignissen         bis heute erhalten. ±Gabriele Wüst
22   Archivnachrichten 60 / 2020
     Unberechenbar! Wetter im Wandel

Zwei adlige »Wetterfrösche«
Wetteraufzeichnungen
der Herzöge Wilhelm (I.) und
Wilhelm (II.) von Urach im
Hauptstaatsarchiv Stuttgart

1

                                       Für die Menschen im überwiegend agrarisch ge­
                                       prägten Württemberg in der ersten Hälfte des
                                       19. Jahrhunderts spielte das Wetter eine wichtige
                                       Rolle. Unwetter bedeuteten Gefahr für Leib
                                       und Leben und konnten die ökonomischen Exis­
                                       tenzen ganzer Familien zerstören. Daher ist
                                       das Bestreben der Menschen nach einer Wetter­
                                       vorhersage auf naturwissenschaftlicher Basis
                                       verständlich. Grundlage dafür ist unter anderem
                                       die Beobachtung des Wetters über einen länge­
                                       ren Zeitraum.
                                           Private Wetterbeobachtungen aus früheren
                                       Zeiten sind relativ selten. Umso erfreulicher ist,
                                       dass sich im Archiv der Herzöge und Fürsten
                                       von Urach Grafen von Württemberg (GU-Be-
                                       stände) im Hauptstaatsarchiv solche Aufzeich­
                                       nungen erhalten haben. Wilhelm (I.) Herzog
                                       von Urach Graf von Württemberg (1810–1869),
                                       der vielen als Erbauer von Schloss Lichten­
                                       stein und als einer der Gründer des Württem­
                                       bergischen Geschichts- und Altertumsver­
                                       eins bekannt ist, war ein vielseitig gebildeter
                                       Offizier. Er interes­sierte sich für Geschichte,
                                       Kunstgeschichte, Archäologie, Mathematik und
                                       Naturkunde. Vor allem die Meteorologie hatte
                                       es ihm angetan.
Archivnachrichten 60 / 2020                    23
                                                                                         Unberechenbar! Wetter im Wandel

2

Gegen den allgemeinen Aberglauben und             1849 fertigte Herzog Wilhelm Diagramme                     1   Wilhelm (I.) Herzog von
                                                                                                                 Urach Graf von Württem-
die Unkenntnis der Menschen über das Wetter       über den Luftdruck in Donaueschingen an, wo                    berg.
veröffentlichte der Herzog die Abhandlung         er als Offizier stationiert war.                               Vorlage:
Betrachtungen über das Wetter und seine Pro­         Wilhelms Witwe Florestine Herzogin von                      LABW, HStAS GU 99 Nr. 262
pheten. Dem Adligen war bekannt, dass sich        Urach Gräfin von Württemberg (1833–1897),
                                                                                                             2   Tägliche Barometerstände
mithilfe eines Barometers der Luftdruck           eine geborene Prinzessin von Monaco, und                       (rot) und Temperaturstän-
messen lässt. Das Steigen und Fallen des Luft­    der gemeinsame Sohn Wilhelm (II.) Herzog                       de (schwarz) für Donau-
                                                                                                                 eschingen im Monat Janu-
drucks lässt Aussagen über die künftige Wet­      von Urach Graf von Württemberg (1864–1928)                     ar 1849, gemessen jeweils
terentwicklung zu.                                ließen sich ebenfalls über die Temperaturen                    um acht Uhr morgens.
   Wilhelm plädierte in seiner Schrift dafür,     auf Schloss Lichtenstein in den Jahren 1884                    Vorlage:
                                                                                                                 LABW, HStAS GU 105 Bü 232
Wetter über einen längeren Zeitraum zu be­­       bis 1901 und 1921 bis 1927 vom jeweiligen
obachten und zu vergleichen, um daraus Rück­      Schlossverwalter unterrichten und führten so
schlüsse auf das künftige Wetter zu ziehen.       die Tradition Herzog Wilhelms (I.) fort. Auch
Da­her hat der Herzog selbst über Jahre hinweg    diese Wetteraufzeichnungen sind eine beach­
Aufzeichnungen über das Wetter angefertigt.       tenswerte Quelle für die Meteorologie.
So enthält sein Nachlass Notizen über Tempe­      ±Eberhard Merk
raturen, Windrichtung und Luftdruck auf Schloss
Lichtenstein in den Jahren 1844 bis 1845. Von
März 1857 bis August 1862 notierte Wilhelm
die Temperaturen und die Witterung zu ver­
schiedenen Tageszeiten. Diese Wetterbeob­
achtungen und -aufzeichnungen sind eine
interessante Quelle für die Forschung, weil sie
sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.
   Anhand der mithilfe eines Barometers er­
mittelten Daten von Dezember 1848 bis März
24                       Archivnachrichten 60 / 2020
                         Unberechenbar! Wetter im Wandel

Marschieren unter
sengender Sonne
Hitzeerkrankungen im
XIII. Armeekorps

1    Porträt von Albrecht                  Der Sommer 1874 war brütend heiß. Die Tem­            Die öffentliche Meinung kippte vollends, als
     Herzog von Württemberg,
                                           peraturen stiegen zum Teil auf bis zu 40 Grad.        am 16. Juli 1874 ein weiterer Soldat an den
     1898.
     Vorlage:
                                           Trotz der Gluthitze stand für die Schützen            Folgen eines Hitzeschlags verstarb. Das für die
     LABW, HStAS M 703 R104,               der 12. Kompanie des 2. württembergischen             Truppenausbildung im XIII. Armeekorps zu­
     Nr. 2                                 Infanterie-Regiments Nr. 120 am 4. Juli ein           ständige Generalkommando sah sich daraufhin
2    Anordnung des Kriegs-                 anstrengender Fußmarsch auf dem Programm.             zu einer Stellungnahme im Staatsanzeiger ver­
     ministeriums vom                      Schließlich galten straffste Disziplin und »Man-      pflichtet: Der verstorbene Soldat hatte nach
     5. August 1889.
                                           neszucht« […] der militärischen Führung […]           Aussage seiner Kameraden während mehrerer Ta­
     Vorlage:
     LABW, HStAS M 33/1 Bü 190             als unverzichtbare Säulen der gesamten militäri-      ge an Diarrhoe gelitten, so daß sein dadurch
                                           schen Ausbildung.                                     sehr geschwächter Organismus für die verderblich­
                                               Um fünf Uhr in der Frühe wurde in Weingar­        en Einflüsse der herrschenden Witterungsverhält­
                                           ten aufmarschiert. In voller Ausrüstung in­           nisse besonders empfänglich war. Für den anderen
                                           klusive eines 15-pfündigen Sandsacks mussten          Vorfall fand der Spre­cher des Generalkomman­
                                           die Füsiliere nun sieben Stunden im Gleich­           dos ebenfalls keine Worte der Selbstkritik: Auf
                                           schritt gehen und Felddienstübungen ableisten.        dem Marsche […] wurde der Mannschaft […]
                                           Zu Trinken bekamen die Männer lediglich mit           gestattet, die […] Sitzplätze auf den Geschützen,
                                           Wasser verdünnten Essig. Die letzten Kilometer        Protzen und Wagen abwechselnd zu benutzen;
                                           zur Kaserne mussten die Soldaten im Schritt           auch der verstorbene Kanonier […] hatte von
                                           gehen, bevor im Kasernenhof endlich die obli­         dieser zu Schonung der Mannschaft ertheilten Er­
                                           gatorische Parade stattfand.                          laubnis Gebrauch gemacht, […] gegen Ende des
                                               Dann aber, so konnte man in der linkslibera­      Marsches aber freiwillig den Sitzplatz verlassen.
                                           len Zeitung Der Beobachter vom 10. Juli 1874          Die liberale Presse antwortete mit ironischem
                                           nachlesen, brachen im Hof, in den Gängen und          Unterton, dass das Generalkommando sich be-
                                           Sälen die überhitzten und übermüdeten Leute dem       müht [habe], die Wahrheit ans Licht zu rücken.
                                           Dutzend nach zusammen. […] Von den Betroffe­              Die Folgen der Gewaltmärsche im Sommer
1                                          nen ist einer, ein »kräftiger schöner Mensch«, noch   1874 führten immerhin dazu, dass das Gene­
                                           an demselben Abend gestorben, an dem Aufkom-          ralkomman­do von nun an mehr Rücksicht auf
                                           men zweier andern werde gezweifelt, und weitere       das heiße Sommerwetter nahm. Es galt der
                                           5 oder 6 sollen noch schwer darniederliegen. Ins­     Merksatz: Bei großer Hitze sollen Armeeübungen
                                           gesamt sprach man hinter vorgehaltener Hand           vermieden werden.1889 traf das Kriegsminis­
                                           von bis zu 40 wettergeschädigten Soldaten.            terium weitere Vorkeh­rungen, um Unglücksfäl­
                                               Der regierungstreue Oberschwäbische Anzeiger      le durch Einwirkung der Hitze zu vermeiden.
                                           versuchte zunächst die Ereignisse zu beschö­          Jedoch konnte das für die Her­stellung eines iso­
                                           nigen. Doch die Veröffentlichung im Amtsblatt         tonischen Getränks von nun an mitzuführende
                                           für das Oberamt Ravensburg heizte die Stim­           Päckchen mit zehn Gramm Zitronensäure nicht
                                           mung nur noch weiter an, wovon der aggressive         verhindern, dass die Soldaten weiterhin in
                                           Sprachduktus im Beobachter vom 14. Juli 1874          der Sonne umkippten. Immer wieder war es
                                           zeugt: Dem braven Schönfärber […] wollen wir          Der Beobachter, der über die Hitzetoten im XIII.
                                           [folgenden] Rath nicht vorenthalten […]: Dieser       Armeekorps berichtete, auch als im Mai 1910
                                           feine Herr soll einmal zu seiner Belehrung einen      wieder ein Einjähriger einem Hitzestich erlegen
                                           solchen Marsch und solche Uebungen in solcher         war. Der Artikel, der sich im Speziellen gegen
                                           Ausrüstung und Bepackung, bei solcher Hitze mit       den Kommandierenden General Albrecht Her­
                                           nüchternem Magen und Essigwasser mitmachen,           zog von Württemberg richtete, trug die Über­
                                           damit er in Zukunft über solche Dinge nicht mehr      schrift: Ein Todesmarsch.
                                           so unvernünftiges Zeug faselt!                         ±Frederick Bacher
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     Unberechenbar! Wetter im Wandel

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Wetterkapriolen – anno dazumal
Das Unwetter vom 29. Mai 1911
an Grünbach und Tauber

1   Die Paimarer Opfer wurden    Die Grundaussage, die Gegner eines von Men­        koordinieren und sich um rasche und ausgiebige
    am Abend des 31. Mai 1911
                                 schen verursachten Klimawandels immer              Unterstüt­zung […] an alle edlen Menschenfreun-
    bestattet. Vom Schul-
    haus, in dem die Leichen     wieder anführen, Unwetter gab es auch schon        de zu wenden. Neben diesem Hilfsausschuss
    aufgebahrt worden waren,     früher, lässt sich in der Tat aus den Archiven     publizierten auch der Verband badischer Land-
    zog der Leichenzug über
    provisorische Stege zum      belegen. Doch im Gegensatz zur aktuellen           und kleiner Stadtgemeinden und die Badische
    auf der anderen Seite des    Entwicklung waren es früher eher seltene und       Landwirtschaftskammer unter ihrem Vorsit-
    Grünbachs gelegenen
    Friedhof.
                                 lokal be­grenzte Wetterphänomene. Ein Bei­         zenden Prinz Löwenstein Hilfsaufrufe. Berichte
    Vorlage:                     spiel dafür datiert vom 29. Mai 1911. An diesem    in der örtlichen und überregionalen Presse
    LABW, StAWt A6-0 Nr. 1007    Tag ging auf einer Fläche von ca. 120 km² mit      hatten neben der Information der Leser dasselbe
    Foto:                        Schwerpunkt bei Grünsfeld ein Frühsommerge­        Ziel. Spenden gingen beim Hilfsausschuss in
    Ludwig Holl, Mergentheim
                                 witter mit Hagelschlag und Starkregen nieder.      Form von Geld und Naturalien ein. Aus der Ge­
2   Hilfsaufruf des Verbands     Der Grünbach, ein kleiner Zufluss der Tauber,      meinde Mondfeld am Main zeigt eine Auflis­
    badischer Land- und          schwoll innerhalb kürzester Zeit so stark an,      tung beispielsweise, dass Privatleute im Schnitt
    kleiner Stadtgemeinden
    zur Unterstützung der Un-    dass das Wasser dem Rheinstrom bei Mannheim        30-50 Pfennige spendeten. Mit zehn Mark
    wetteropfer. Auf der Rück-   mit 5–10 Meter Höhe glich. In dem am meisten       erwies sich dabei der aus Mondfeld gebürtige
    seite des Aufrufs ist ein
    umfangreicher Bericht aus    von der Flutwelle betroffenen Ort Paimar ver­      und in München wirkende Zeichner August Fut­
    dem Heidelberger Tage-       loren dadurch elf Menschen ihr Leben; die          terer sehr großzügig. Auch aus Gemeindekassen
    blatt zu den Ereignissen
                                 Verluste an Pferden, Großvieh und Schweinen        wurden Unterstützungsbeiträge geleistet, de­
    abgedruckt.
    Vorlage:
                                 gingen in die Hunderte. Weitere vier Menschen      ren Zuteilung nicht allein nach Bedürftigkeit,
    LABW, StAWt S-O 11 A 467     fanden im bachabwärts gelegenen Grünsfeld          sondern auch nach Regionalproporz erwünscht
                                 den Tod in den Wassermassen. In rund 20            war. So zumindest beim Beitrag der Stadt Wert-
                                 Gemeinden im Einzugsbereich des Unwetters          heim über 200 Mark, wovon 100 M. der Bezirks-
                                 beklagte man Schäden an der Feldflur, am           gemeinde Gamburg [Bezirksamt Wertheim] zu-
                                 Wegenetz und v. a. den Verlust der Acker- und      zuweisen sind. Der Ankauf von Saatgut und
                                 Wiesenerträge. Eine vorläufige Bilanz bezifferte   Futtermitteln zu verbilligten Preisen, reduzier-
                                 den Schaden auf rund acht Millionen Mark.          te Transportkosten für Eisenbahnfracht sowie
                                    Unmittelbar nach dem Unglück setzten Auf­       der Ersatz von Gebäudeschäden nach den Maß­
                                 räumungsarbeiten und Hilfsmaßnahmen ein.           stäben der Gebäudebrandversicherung durch
                                 Bayrisches Militär aus dem nur rund 30 km ent­     den badischen Staat waren weitere Unter-
                                 fernten Würzburg war dem Hilferuf der betrof­      stützungsmaßnahmen. Modern klingt die Em-
                                 fenen Gemeinden gefolgt, um bei der Leichen­       pfehlung, dabei die Verlegung der Baustelle
                                 bergung zu helfen und die durch Schlamm            an einen weniger dem Hochwasser ausgesetzten
                                 und Geröll verwüsteten Verkehrswege wieder­        Platz zu erwägen.
                                 herzustellen. Der badische Großherzog, der            Das Interesse bzw. die Sensationsgier der
                                 zwei Tage nach dem Unglück nach Paimar und         Öffentlichkeit wurde u. a. durch Postkarten
                                 Grünsfeld gereist war, um sich ein Bild von        eines Berufsfotografen befriedigt, der Aufräum­
                                 den Verwüstungen zu machen, hätte hingegen         arbeiten und Leichenbergung bildlich doku­
                                 badisches Militär bevorzugt. Dieses kam kurz­      mentierte. Auch vor Profiteuren des Unglücks
                                 zeitig ebenfalls noch zum Einsatz.                 wurde sogleich gewarnt, Händler würden den
                                    Ein Hilfsausschuss unter dem Vorsitz der        Notleidenden ihre Waren zu übertriebenen
                                 Oberamtmänner der Bezirksämter Tauber-             Preisen aufzudrängen suchen. Die Verteilung der
                                 bischofsheim und Wertheim sowie zweier Reichs-     Hilfsgelder und Spenden, insbesondere der
                                 und Landtagsab­geordneter konstituierte sich,      staatlichen Unterstützungsbeiträge, zog sich
                                 um die erfor­derlichen Hilfsmaßnahmen zu           dann bis 1914 hin. ±Claudia Wieland
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