Nr. 92 Sommer 2012 Im Kunstrausch Im Weggla Im Gartelfieber - Stadt Nürnberg
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1 Editorial „Sonic Nomad Sofa“ heißt das Kunstwerk, das den Titel dieser Ausgabe von „Nürnberg Heute“ ziert. Es kann Lärm in harmonische Klänge verwandeln. Inspiriert von den 240 unterschiedlich langen PVC-Rohren, aus denen das Musik-Sofa besteht, hat Stadtgrafiker Ralf Weglehner dem Soundobjekt einen neuen Farbanstrich verpasst. Das von den Architekten und Designern René Rissland und Jürgen Lehmeier entworfene Kunstwerk ist „Auf AEG“ zu bewundern. Dass das ehemalige Industriegelände sich längst zum Ort für kreative Köpfe aus den unter- schiedlichsten Branchen gemausert hat, zeigt eine Bildergeschichte ab Seite 56. Foto: Timm Schamberger Ganz Europa bewunderte ihn schon zu seinen anregende Kunst- und Kulturerlebnisse verheißen. Lebzeiten als einmaligen Künstler. 500 Jahre später „Nürnberg Heute“ stellt die Akademie der Bilden- hat seine Strahlkraft nicht das Geringste eingebüßt. den Künste vor und zeigt, wie sich die Dürerstadt Nürnbergs größter Sohn Albrecht Dürer (1471 – als lebendige Kunstschmiede in Szene setzt. 1528) fasziniert mehr denn je. Das Germanische Nationalmuseum führt dies vom 24. Mai bis 2. Stadt-Leben hat viele Seiten. Und so spürt „Nürnberg September 2012 in der spektakulären Ausstellung Heute“ wieder neuen Trends nach. Wie halten Sie „Der frühe Dürer“ vortrefflich vor Augen. Die größ- es denn mit der Gartenarbeit? „Urban Gardening“, te Dürer-Schau seit 40 Jahren in Deutschland löste so heißt das jetzt im globalisierten Zeitalter, findet bereits vor Beginn ein beispielloses überregionales auch in Nürnberg immer mehr praktizierende Medienecho aus. Nach drei Jahren intensiver For- Liebhaber. Und nicht nur der Klimawandel bewegt schung eröffnen die Wissenschaftler und Forscher so manchen Bürger dazu, auf Elektro-Fahrzeuge spannende Blicke auf einen alten Meister, der im- umzusteigen. Vor allem bei den von Elektromo- mer noch so jung wirkt, dass es einem die Sprache toren unterstützten Fahrrädern zeichnet sich eine verschlägt. Also rät „Nürnberg Heute“: Unbedingt starke Nachfrage ab. Bei aller Innovation wissen wir hingehen und Dürers Welt neu entdecken! aber auch um die Produkte, für die Nürnberg schon seit langem weithin berühmt ist. Dazu gehört zwei- Da fügt es sich gut, dass die Akademie der Bilden- felsohne die Bratwurst. Ein Beitrag geht diesem den Künste – die älteste Kunstakademie Deutsch- Phänomen auf den Grund. lands – in diesem Jahr ihr 350-jähriges Bestehen feiern kann. Auch deshalb hat die Stadt 2012 Dies und mehr finden Sie wieder in Ihrem „Nürnberg zum Jahr der Kunst ausgerufen. Rund um Dürer Heute“. Viel Freude bei der Lektüre und einen und Akademie-Jubiläum rankt sich eine Reihe von schönen Sommer im Jahr der Kunst wünscht Ihnen weiteren Ausstellungen und Veranstaltungen, die Ihre „Nürnberg Heute“-Redaktion
2 Inhalt 4 Panorama Museum für den 1. FCN / Prämierte Kaffee-Könner / Kleiner Adler fährt wieder im Tiergarten 6 Profil Andree Köthe und Yves Ollech 8 Ob auf Balkonien oder im Garten – es wird gegärtnert, was das Zeug hält geben Einblick in ihre Sterneküche 22 Menschen Kunst in allen Nürnbergerin ist First Lady / Solidarität Variationen – die mit iranischem Menschenrechtsanwalt / OB Maly löst Fußball-Wette ein Stadt zeigt sich zum Jubiläum der Akademie der 36 Report Bildenden Künste Auszeichnung für restaurierte Baudenk- mäler / Internationale Kunsthistoriker mit dem Jahr der tagen in Nürnberg / Immer mehr Kunst von ihrer Touristen / Stiftung für das Klinikum künstlerischen Seite 52 Blickpunkt Bürgerbeteiligung beim Lärmschutz / NürnbergMesse wächst / Gedenken an Neonazi-Mordopfer / Neubauten für Bertolt-Brecht-Schule und Langwasser- Bad 14 68 Bücher & Mehr Dürer als Verführer / Elektrisierende Musik / Fränkische Rezepte / Spaziergang entlang der Stadtmauer
3 Annamaria Böckel, Alexandra Foghammar (Text), Christine Dierenbach (Fotos) 8 Marke Eigenbau Urban Gardening liegt voll im Trend Birgit Ruf, Regina Urban (Text), Stefan Hippel (Fotos) 14 Dürers Erben im Digitalzeitalter Das Kunst-Jahr feiert das Malergenie und die älteste Kunstakademie Deutschlands Katja Auer (Text), Peter Roggenthin (Fotos) 26 Hier geht’s um die Wurst Von Nürnberg aus gehen Bratwürste millionenfach in die Welt Gabi Eisenack (Text), Roland Fengler (Fotos) 32 Ein Platz für Kinder Der Ausbau von Betreuungsangeboten Ein Pass für alle Fälle – auf Entdeckungs- 46 ist eine Mammutaufgabe reise durch die Metropolregion Clara Grau (Text), Pave GmbH (Fotos) 42 Alles für den perfekten Auftritt Die Pave GmbH sorgt für den reibungslosen Ablauf hochkarätiger Events Thomas Meiler (Text), Ralf Schedlbauer (Fotos) 46 Entdecker gesucht! Ein Pass macht Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Metropolregion erlebbar Edith Avram (Text), Timm Schamberger (Fotos) 56 Kreativer Aufbruch „Auf AEG“ ist ein Mix aus Kunst, Kultur, Forschung, Handwerk und Business eingezogen Andreas Leitgeber, Markus Jäkel (Text), Christine Dierenbach (Fotos) 62 Mit Strom gegen den Strom Elektro-Fahrzeuge verbessern das Klima 72 Impressum
4 Panorama Alles Blech! Eine Elektro-Droschke und weitere 350 Blechspielzeuge der von 1881 bis 2006 produzierenden Firma Ernst Paul Lehmann Patent- werk bleiben dem Spielzeugmuseum erhalten. Da das Unternehmen Foto: Christine Dierenbach Konkurs anmelden musste, drohte eine Auktionierung der Dau- erleihgabe. Dank der Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder und des Fördervereins des Spielzeugmuseums haben die Museen der Stadt Nürnberg die weltweit bedeutende Sammlung erwerben können. Museumsreife Torwart-Mütze Ein eigenes Museum bekommt der ruhmreiche 1. FC Nürnberg. Als erstes Stück für die Ausstellung nahm Club-Torwart Raphael Schäfer im April 2012 die Mütze seines legendären Vorgän- gers Heiner Stuhlfauth entgegen. Die Kappe, die bislang in der Präsentation zur Geschichte des 1. FCN im Museum Indust- riekultur zu sehen war, können Fans voraussichtlich ab August 2012 in dem neuen Museum bestaunen. Die Museen der Stadt Nürnberg und der 1. FCN richten das Haus gemeinsam im neuen Foto: Anestis Asnalidis Funktionsgebäude des Clubs ein, das derzeit am Valznerweiher gebaut wird. Kaffee-Meister aus Gostenhof Preisgekrönten Kaffee serviert das Team der Gosten- hofer Kaffeerösterei Machhörndl. Bei den Deutschen Barista-Meisterschaften im März 2012 in Mannheim siegte Armin Machhörndl nach 2011 zum zweiten Mal mit seinem Filterkaffee in der Kategorie „Brewers Cup“. Der perfekte Milchschaum seiner Mitarbeiterin Luzia Taschler überzeugte die Jury ebenfalls und wur- de mit einem ersten Platz in der Kategorie „Latte Art“ belohnt. Die beiden Nürnberger werden Deutschland im Juni bei den Internationalen Barista- Meisterschaften in Wien vertreten. Foto: Christine Dierenbach
Panorama 5 Foto: Christine Dierenbach „Kleiner Adler“ unter Dampf Darauf haben Groß und Klein lange gewartet: Jury kürt Kurzkrimis Der „Kleine Adler“ tuckert wieder durch den Talent für Mord und Totschlag beweisen die Fran- Tiergarten. Der Bau der Delfinlagune hatte den ken zum Glück nur auf literarischem Terrain. 115 zoologischen Eisenbahnbetrieb mehr als drei Jahre Einsendungen erreichten die Jury des 1. Fränki- lang ausgebremst. Die Zeit nutzten Auszubildende schen Krimipreises, den die „Nürnberger Nachrich- der MAN, um den Nachbau der ersten deutschen ten“ und der Verlag ars vivendi ins Leben gerufen Eisenbahn im Maßstab 1:2 in vielen Arbeitsstun- haben. Den mit 1 000 Euro dotierten ersten Preis den zu restaurieren. Der Tiergarten investierte rund der Jury erhielt Killen McNeill mit seiner Erzäh- 700 000 Euro in die Erneuerung und Verlängerung lung „Pfarrers Kinder, Müllers Vieh“ während der der Trasse. Auch ein neuer Pächter wurde gefun- Fränkischen Kriminacht im April 2012. Siegerin des den. Jetzt startet der Adler bereits in der Nähe des im Internet ermittelten Publikums-Preises ist Haupteingangs am Giraffengehege und fährt bis Claudia Blendinger mit „Leise tröp- zum Kinderzoo. felt das Blut“. Beide Geschichten finden sich auch in der Antholo- gie „Tatort Franken No. 3“ des ars vivendi Verlags. Burggraben als Paradies für Snowboarder Snowboarden vor mittelalterlicher Kulisse – mit dieser einmaligen Möglichkeit lockte die Red Bull „Winch Dir Was“- Tour am 19. Februar 2012 in den Vestnertorgraben. Nach dem großen Erfolg des Mountainbike-Events Red Bull District Ride im vergangenen Sommer zeigten diesmal rund 30 Snowboarder und Trickskifahrer auf selbst präparierten Schanzen ihr Können. Eine spezielle Seilwinde (Winch) sorgte für genug Schwung auf dem sonst flachen Gelände. Foto: Christine Dierenbach
6 Profil Die Meisterköche vom Weinmarkt Andree Köthe und Yves Ollech gehen im „Essigbrätlein“ ihren eigenen Weg Es gibt Feinschmecker, die nur wegen eines Restau- kann der sympathisch uneitle Köthe nichts anfangen. 1997 kam rantbesuchs nach Nürnberg reisen. Ihr Ziel ist das Yves Ollech (Jahrgang 1970) von den gerühmten „Schweizer „Essigbrätlein“ mit seiner kreativen Sterneküche. Ver- Stuben“ in Wertheim-Bettingen als Koch ins „Essigbrätlein“. antwortlich für die besonderen Gaumenfreuden sind Nach einem Jahr lud Köthe Ollech ein, die Aufgabe des Kü- Inhaber Andree Köthe und sein Küchenchef Yves Ollech. chenchefs zu übernehmen. Seither hat das Duo eine Form der kreativen Küchen-Partnerschaft entwickelt, die es so wohl kein Die Hinweise auf der Speisekarte sind frei von aufgeblasenen zweites Mal in Deutschland gibt. Worthülsen. Zum Menü gehören „Rote Bete mit Kirschen“, „Wildsaibling mit Rettich und Quitte“, „Kartoffelscheiben mit Gemeinsam sind sie stets auf der Suche nach neuen Geschmacks- Grapefruit“, „Zander mit Brokkoli“, „Lamm mit Feldsalat“ und erlebnissen. Nach Jahren der raffinierten Gewürzküche geht es „Ziegenkäseeis mit Butterkaramell“. Hinter den schlichten An- Köthe und Ollech nun mehr darum, den Naturaromen zu ihrer sagen stecken raffinierte Kompositionen. So ist das „Essigbrät- Entfaltung zu verhelfen. Seit Langem spielen wieder Gemüse lein“ seit Langem das erste Haus in Nürnberg, wenn es um die Hauptrolle. Bis eine neue Kreation entsteht, können Wochen erlesene und innovative Küche geht. vergehen. Es wird probiert und experimentiert. Hätte Köthe mehr Platz in seiner engen Küche, würde er sofort zwei zusätzli- In den einschlägigen Gastro-Führern sind dem Restaurant che Köche einstellen, um mehr Zeit für die Entwicklung neuer Höchstnoten gewiss. Im „Michelin“ glänzt das Haus mit zwei Gerichte zu haben. Manchmal kann es aber auch ganz schnell Sternen. Die Gourmetbibel „Gault Millau“ hat „Essigbrätlein“- gehen, wie Anfang 2012, als Yves Ollech an einem Vormittag Chef Andree Köthe zum „Koch des Jahres“ 2012 gekürt. Mit einen Wirsinggang schuf, wo gleich alles stimmte. Da kommt 18 von 20 „Gault Millau“-Punkten gehört das Haus zu den der Schöpfer selbst ins Schwärmen, wenn er von einem „abso- Top-Adressen im Land. Laut „Gault Millau“ ist Köthe „der luten Kracher“ spricht. Pionier der deutschen Gewürz- und derzeit so modischen Gemüseküche“. Dabei orientieren sich Köthe und Ollech in erster Linie an regionalen Erzeugnissen, am besten in Bio-Qualität. Das Dabei ist Köthe die Auszeichnung seiner Person allein gar nicht Knoblauchsland biete hervorragende Gemüse. Gerade arbeiten so recht. Seinem Küchenchef Yves Ollech Köthe und Ollech an einem Kochbuch mit stehe sie genauso zu. Auf Augenhöhe ge- „Gerade Kreativität 50 Gemüserezepten. Salzwasserfisch wurde hen die beiden in dem harten Geschäft der vor Jahren aus der Küche verbannt, weil Spitzengastronomie ihren eigenen Weg und braucht Freiheit“ Qualität und Frische nicht konstant waren. setzen Trends. In dem historischen Lokal am Nürnberg liegt eben nicht am Meer. Dafür Weinmarkt 3 entwickeln Andree Köthe und Yves Ollech immer hat das Kreativteam in der heimischen Landschaft schwarze wieder neue Genüsse. 1999 kreierte Ollech „Rote Bete mit Küm- Hagebutte und Wildquitte entdeckt. Bei der Suche nach unge- melkaramell und Roquefortcreme“ – heute längst ein Klassiker. wöhnlichen oder vergessenen Früchten unterstützt inzwischen „Damals kam kein Koch in Deutschland auf die Idee, Gemüse so auch ein Biologe die Meisterköche. Unbekannte Gemüse- oder zu verarbeiten und zu präsentieren“, sagt Ollech. alte Getreidesorten zu integrieren, sieht Ollech als besonders reizvoll an. Nach Ausbildung und verschiedenen Stationen in Sterneloka- len hat der aus Nordhessen stammende Andree Köthe 1989 Die Meisterköche vom Weinmarkt haben ihre eigene kulinari- im Alter von 25 Jahren das „Essigbrätlein“ übernommen. Die sche Handschrift entwickelt. Über die Jahre haben sie ihren Stil Selbstständigkeit und die „Lust, sich entfalten zu können“, reiz- immer mehr perfektioniert. Ohne Zweifel gehen die beiden mit ten ihn. Und er fügt an: „Gerade Kreativität braucht Freiheit.“ einem hohen intellektuellen Anspruch an ihr Koch-Werk. Der Mit dem in manchen Spitzenküchen üblichen Kommandoton Zuspruch gibt ihnen Recht. 30 Prozent der Gäste – insgesamt
Profil 7 Andree Köthe (rechts) und Yves Ollech setzen im Restaurant „Essigbrätlein“ Maßstäbe. Foto: Christine Dierenbach mehr auswärtige als einheimische – seien treue Stammkunden. Jahres“ ist wohl schon längst selbst ein Nürnberger. Trotz allen Nicht wenige „Welt-Gourmet-Touristen“, so Köthe, kommen Erfolgs spielt er sich nicht in den Vordergrund. Auch wenn das nur wegen des „Essigbrätleins“ nach Nürnberg. Zufällige Pas- „Essigbrätlein“ mit seinen circa 30 Plätzen keine Chance zu santen würden in dem historischen Sandsteingebäude mit But- Expansion und Mehreinnahmen bietet, denkt Köthe an keine zenscheiben wohl kaum eines der besten Restaurants Deutsch- Veränderung in ein größeres Lokal. „Geld hat für mich nicht lands vermuten. Eigentlich passen Ambiente und Küche nicht so den ganz hohen Stellenwert“, erklärt der fünffache Vater. recht zusammen. Vielleicht drückt sich aber auch so ein Grund- muster Nürnberger Identität aus, nämlich aus der Historie Die Spitzenbewertungen der Gourmetführer seien natürlich eine heraus immer wieder Neues zu entwickeln, Tradition, Boden- „Riesenauszeichnung“. Auch wenn dies wieder Druck erzeuge. ständigkeit und Innovation zu verbinden. Man dürfe sich nie ausruhen und müsse auch mit herben Kriti- ken umgehen können. Doch wenn an einem Abend aus dem Köthe und Ollech leben mit ihren Familien gerne in Nürnberg. Gastraum Begeisterung, vielleicht sogar Euphorie in die Küche Durch die Stadt zu gehen, sei „immer ein tolles Erlebnis“, schwappt, „dann trägt das einen“, sagt Ollech. meint Ollech. Köthe kommt „gut mit den Nürnbergern klar, weil sie eher ein bisschen bescheiden sind“. Der „Koch des Siegfried Zelnhefer
8 Elfriede Tuch versteht es, der Verkehrsader Bucher Straße ein paradiesisches Fleckchen abzutrotzen.
9 Text Annamaria Böckel / Alexandra Foghammar Fotos Christine Dierenbach Marke Eigenbau Urban Gardening liegt voll im Trend Menschen mit grünem Daumen oder zumindest grünen Visi- onen verwandeln Industriebrachen in blühende Gärten, ernten Erdbeeren auf Balkonien oder servieren ihren Party-Gästen Gazpacho mit Zutaten aus eigenem Anbau. Urban Gardening heißt der Trend, der das Graben, Säen und Ernten mitten in die Städte bringt. Von Urban Gardening hat Elfriede Tuch noch nie etwas gehört, obwohl sie eine Vorreiterin des Stadtgärtnerns ist. Vor 20 Jah- ren begann sie, eine Baumscheibe vor ihrem Wohnhaus an der Bucher Straße in ein kleines Paradies zu verwandeln. Pflege- leichtes Straßenbegleitgrün ist Elfriede Tuchs Sache nicht: „Ich wollte einen Blumengarten.“ Sie übernahm die Patenschaft für das Erdreich rund um eine frisch gepflanzte Linde und adoptier- te den schmalen Vorgarten vor dem Mehrparteienhaus gleich mit. Elfriede Tuch hat in Nürnberg viele fleißige Nachahmer. Offiziell kümmern sich derzeit 767 Paten um 1 113 Bäume im Stadtgebiet. Interessenten, die einen Straßenbaum mit Wasser versorgen und die Baumscheibe bepflanzen möchten, wenden sich an den Servicebetrieb Öffentlicher Raum der Stadt Nürn- berg. Dort gibt es nicht nur viele Tipps rund ums Grün, sondern auch einen Pflanzgutschein über 50 Euro für die Gärtnerei der Werkstatt für Behinderte. Tulpen und Narzissen im Frühjahr, Rosen im Sommer und As- tern im Herbst – fast das ganze Jahr über blüht es in Elfriede Tuchs Beet am Rand der vierspurigen und vielbefahrenen Stra- ße. Manchem Autofahrer, der an der roten Ampel hält, ringt das bunte Beet ein Lächeln und Respekt vor der gärtnerischen Leistung ab. „Es gibt Leute, die sagen: ‚Das ist das schönste Beet in Nürnberg‘“, erzählt Elfriede Tuch voller Stolz. Gelegent- lich ärgert sie sich, wenn wieder einmal über Nacht eine Pflan- ze verschwunden ist, mitsamt der Wurzel ausgegraben, oder uneinsichtige Hundebesitzer ihre Lieblinge mitten im Beet ihr Geschäft verrichten lassen. Dennoch hat die 75-jährige Rentne- rin die viele Arbeit und das Geld, die sie in ihren kleinen Garten steckt, noch nie bereut. „Ich mache das für mich und für viele, die hier vorbeifahren und sich freuen“, sagt sie.
10 Nicht neben, sondern auf grauem Asphalt stehen die sation wie Tetrapaks und Bäckerkisten als Pflanzbe- Aktivisten von Bluepingu, einem 2009 gegründeten hälter. Allerorten entstehen Anlagen, ähnlich den Zusammenschluss von etwa zwei Dutzend Leuten, Community Gardens in den USA in denen eine jun- die „für ein ökologisches, faires und nachhaltiges ge umweltbewusste Avantgarde Natur und Gemein- Franken“ eintreten. Mit Unterstützung des Umwelt- schaft erleben möchte. Den wohnortnahen Anbau referats der Stadt sind sie seit Mai 2012 dabei, auf ei- gesunder Lebensmittel verstehen die Stadtgärtner nem 3 500 Quadratmeter großen Parkplatz des ehe- auch als Antwort auf die globalen Herausforderun- maligen Quelle-Geländes einen mobilen Stadtgarten gen wie knapper werdende Ressourcen. nach dem Vorbild des Prinzessinnen-Gartens in Ber- lin anzulegen. Nomadengärten beleben bewusst tem- Auf der Brache an der Wandererstraße setzen die porär ungenutzte Flächen mit fragwürdiger Boden- von einem Biohändler gespendeten, mit Bio-Erde, qualität und recyceln Hinterlassenschaften der Zivili- Samen und Setzlingen befüllten Reissäcke nicht nur
11 farblich Akzente. „Wir bauen ökologisch Obst und ner. 1919 bis 1922, als die Siedlung erbaut wurde, Gemüse an und wollen dabei auch das Bewusstsein gehörte die Selbstversorgung mit Feldfrüchten und für alte Sorten fördern“, erklärt Joanna Nogly. Wenn Obst zum Alltag. Supermärkte mit Gemüseabteilun- die Saat in den unkonventionellen Behältnissen auf- gen, die sich gegenseitig in den Preisen unterbieten, geht, werden die Pflanzer Workshops anbieten zum gab es noch nicht. Auch für das Ehepaar Schoberth, Gemüse Einlegen und Marmelade Kochen. „Unser das seit 36 Jahren gemeinsam rund 250 Quadratme- Stadtgarten soll ein Ort der Begegnung werden“, ter Grund bewirtschaftet, ist Erde unter den Finger- betont das Bluepingu-Mitglied, „wir möchten ge- nägeln keine Modeerscheinung. Monika Schoberth meinschaftlich picknicken und auch speziell Kinder wuchs in der Siedlung auf, schon ihre Eltern bauten und Jugendliche zum Gärtnern animieren.“ Bevor hier Gemüse auf Flächen an, die damals noch bis in die Do-it-yourself-Kost der Ernte entgegen reifen den Wiesengrund der Pegnitz reichten. kann, braucht es allerdings noch allerlei: „Wir su- chen nicht nur Leute, die mitmachen, sondern brau- Setzlinge von Kohlrabi und Kopfsalat sowie Erdbeer- chen auch noch Gerätschaften wie Schubkarren, pflanzen bilden in den acht Schoberthschen Beeten Spaten, Kisten, Eimer, und einen Bauwagen oder den ersten Frühlingsflor, später kommen Gurken, Container“, zählt Joanna Nogly auf. Auch wenn die Tomaten und Zucchini hinzu. Finanziell lohnt sich auf zwei Jahre geschlossene Pacht auslaufen würde, das für die beiden Ruheständler nicht. „Die Setzkar- sehen die Stadtgärtner von Bluepingu die Nachhal- toffeln kosten so viel wie die Kartoffeln im Laden“, tigkeit ihres Projekts nicht gefährdet. Die auf Pa- stellt Monika Schoberth fest. „Aber kleine Kartof- letten stehenden Pflanzgefäße sind transportabel feln frisch aus dem Boden mit Knoblauch und dazu – und an Industriebrachen mangelt es nicht in der was vom Grill...“ Gärtnern hat eben auch etwas mit Weststadt. gutem Geschmack zu tun. Dass der Eigenanbau von Gemüse und Blumen Jede Mietpartei setzt bei der Nutzung der Außenflä- nicht nur dem aktuellen Zeitgeist entspricht, son- chen ihre eigenen Prioritäten, wie der Blick über den dern schon vor hundert Jahren die Nachbarschaft Gartenzaun zeigt. Hinten links wird ein Spielhäus- ins Freie lockte, zeigt die erste von der städtischen chen für den Nachwuchs gezimmert. Aufsteigende Wohnungsbaugesellschaft WBG gebaute Siedlung Rauchschwaden künden davon, dass die türkische in Mögeldorf. Inmitten eines Dreiecks, das Wohn- Familie mit einem der mittleren Grundstücke Ver- blöcke entlang von Wagenseil- und Wurfbeinstraße wandtschaft zum Grillen eingeladen hat. Und auch begrenzen, liegen die Gartenparzellen der Anwoh- bei Monika und Helmut Schoberth wird nicht nur Zu Füßen des Business Towers liegen die idyllischen Gärten der WBG-Siedlung in Mögeldorf (linke Seite). Auf ihrer Parzelle ist Monika Schoberth für die Erdbeeren zuständig, ihr Mann Helmut für die Kletterrose am Spalier (diese Seite).
12 gegraben, geharkt und gezupft. Eine kleine Hütte 52 Euro Pacht pro Jahr zahlen die Nutzer des inter- in der Mitte ihres Gartens nutzen die leidenschaftli- kulturellen Gartens, die aus Aserbeidschan, Rumä- chen Kartler im Sommer regelmäßig zum Schafkop- nien, Vietnam, Togo und weiteren sechs Nationen fen mit Freunden. stammen. Für Klaus Brock, den ersten Vorsitzenden, ist Morn Oung ein Paradebeispiel für das Funktio- Gänzlich ohne Zäune oder Hecken zwischen den nieren des Vereinszwecks, der neben der gemein- Parzellen kommt der Interkulturelle Garten im Stadt- schaftlichen Boden-Kultivierung interkulturelles teil Langwasser aus. 19 Gärtnerinnen und Gärtner Lernen, Völkerverständigung und Integration in den teilen sich die im Sommer 2011 angelegte Anbau- Mittelpunkt stellt: „Als wir uns vergangenes Jahr fläche. Morn Oung kam vor über drei Jahrzehnten kennenlernten, waren seine Deutschkenntnisse viel aus Kambodscha und hat an der Ecke Breslauer und geringer“, erzählt Klaus Brock. Glogauer Straße sein Gartenglück gefunden. 21 Qua- Interkulturell geht es auch im Garten des Famili- enzentrums Imbuschstraße in Langwasser zu. Den Kindergarten, der hier unter einem Dach mit einer Krippe, einem Hort und einem Schülertreff behei- matet ist, besuchen 80 Mädchen und Jungen aus rund zehn Nationen. Alisa, Daniel, Francis und Emily haben sich heute zum Gärtnern gemeldet. Vorsich- tig streuen sie Radieschen-Samen in die Erde und setzen kleine Salatpflanzen in Kisten. „Immer ab- wechselnd eine rote und eine grüne“, sagt Hermann Pelzner. Der 72-jährige ehemalige Buchhändler ar- beitet regelmäßig mit den Nachwuchsgärtnern im Außengelände. „Weil wir keine Enkel haben, wollte ich mich ehrenamtlich um Kinder kümmern“, sagt er. Da er gerne etwas in der Natur unternimmt, lag es nahe, durch Vermittlung des Zentrums Aktiver Bürger beides zusammenzubringen. Viel Geduld hat Hermann Pelzner und erklärt, warum in jedes vor- gegrabene Loch wirklich nur eine Kartoffel gesetzt werden darf. Dafür lernen die Kinder umso schnel- ler. „Da dürfen wir jetzt nicht mehr rein treten“, sagt Francis bestimmt, als alles gesät und vergraben ist. Damit zarte Pflänzchen eine Chance zum Gedeihen bekommen und nicht unter Kinderfüßen eingehen, wachsen sie in Kunststoffkisten. Inge Schweiger, Lei- terin des städtischen Kindergartens, lobt die Vorzü- ge des Gartenprojekts: „Viele Kinder leben in Hoch- Morn Oung erntet im interkulturellen Garten in Langwasser Koriander, mit dem seine Frau Sang asiatische Gerichte würzt. häusern ohne Garten. Bei uns können sie sehen, wie etwas wächst.“ Die Kräuter und Gemüse der Marke Eigenbau bereichern in der Imbuschstraße auch die dratmeter Grund beackert er gemeinsam mit sei- Mahlzeiten. Selbst die größten Schoko-Leckermäu- ner Frau Sang. Auf der Fensterbank vorgezogene ler greifen gerne zu einem Brot mit Schnittlauch aus Setzlinge aus Samen, die das Ehepaar in Asia-Shops dem eigenen Beet. Auch die reifen Johannisbeeren ersteht oder sich von Verwandten in Kambodscha hängen nicht lange am Strauch. Besonders groß ist senden lässt, wachsen zu Salat, Koriander und einer der Appetit, wenn im Herbst die eigenen Kartof- asiatischen Kohlart heran. Mitte Mai, wenn nicht feln auf die kleinen Tische kommen, berichtet die mehr mit Frostnächten zu rechnen ist, kommt auch Erzieherin. Damit alle etwas bekommen, muss sie die Wurzel der „Sacu“-Pflanze zum Austreiben ins manchmal schummeln und ein paar Säcke Kartof- Beet, die eigentlich das feucht-heiße Monsunklima feln dazukaufen. der südostasiatischen Heimat der Oungs gewöhnt ist. „Sie wird hier nicht ganz so süß“, meint Sang Aus welchem Antrieb auch immer – ob ökologisch- Oung, „aber mit Zucker gekocht schmeckt sie sehr stadtentwicklungspolitisch aktiv, von der Freude gut.“ an bodenständiger Arbeit mit Kindern bewegt,
13 schlicht ernährungsbewusst oder angesichts stau- ender Blechlawinen um Naturästhetik bemüht – es wird gegenwärtig in den Städten gegärtnert, was das Zeug hält. Davon profitiert auch der klassische Schrebergarten, der lange Zeit als Inbegriff des Spießertums galt. Heute klagen Kleingartenvereine seltener über Nachwuchssorgen. Auch in Nürnberg bringen immer mehr junge Familien und Hobbygärt- ner mit Migrationshintergrund frischen Wind in die insgesamt gut 8 300 Parzellen der 124 Anlagen. Für die Soziologin und Urban Gardening-Expertin Christa Müller ist das erst der Beginn einer neuen Ära: „Die Epoche der billigen Lebensmittel wird in absehbarer Zeit vorbei sein“, erklärte sie im März bei einem Vortrag auf Einladung des Umweltrefe- rats der Stadt. „Immer mehr Menschen haben Sehn- sucht nach einer produktiven Tätigkeit, entdecken das Regionale und Saisonale.“ ■ Vor dem Ernten kommt das Buddeln – das lernen die Kinder im Familienzentrum Imbuschstraße von Hermann Pelzner.
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15 Text Birgit Ruf, Regina Urban Fotos Stefan Hippel Dürers Erben im Digitalzeitalter Das Kunst-Jahr feiert das Malergenie und Deutschlands älteste Kunstakademie Die Akademie der Bildenden Künste ist vor 350 Jahren gegründet worden und damit die älteste Kunstakademie in Deutschland. Im „Jahr der Kunst“ setzt sich die Dürerstadt Nürnberg als kreative Kunstschmiede in Szene. Im Schatten der Bagger und Kräne duckt sich ganz Hörl die Hochschule auch heute noch aus: „Mün- hinten auf dem Akademie-Gelände ein unscheinba- chen oder Düsseldorf engagieren Künstler von in- rer weißer Container zwischen die Bäume. Mit der ternationalem Rang als Lehrkräfte, die dann aber Maloche für den 9,2 Millionen Euro teuren Neubau nie wirklich mit den Studenten arbeiten müssen. in Steinwurfweite hat der schmucklose Würfel aber Wir machen das anders und definieren uns nicht nichts zu tun, obwohl es auch darin laut und mit- über Superstars. Unsere Professoren kümmern sich unter dreckig zugeht: Hier, in der Digitalwerkstatt, um ihre Schüler.“ Aktuell unterrichten 17 Profes- steht der Lasercutter. Das computergesteuerte, soren 16 Klassen, dazu kommen regelmäßig Gast- 22 000 Euro teure Hightechgerät schneidet mit ei- professoren. Die Stelle für Gold- und Silberschmiede nem Laserstrahl alles außer Metall – präzise, rasant ist derzeit vakant und soll im kommenden Winterse- und nach den digitalen Entwürfen seiner Nutzer, die mester wieder besetzt werden. sich gegen den ohrenbetäubenden Lärm mit Kopf- hörern schützen. „Bildhauer machen hier ganze Die Tatsache, dass der Freistaat während der Krise Skulpturen aus Holz oder Kunststoff, die Grafikde- über neun Millionen Euro für den Neubau locker ge- signer lasern Buchstaben aus, und selbst die Maler macht hat, sieht Hörl auch als ein Zeichen der Wert- nutzen das Gerät, um Schablonen zu erstellen“, schätzung. Zu der steht Wolfgang Heubisch, bay- erklärt Anna Lang, Leiterin des Digitallabors, der erischer Minister für Wissenschaft, Forschung und jüngsten von insgesamt elf Werkstätten auf dem Kunst: „Die Anziehungskraft der Nürnberger Aka- knapp 44 000 Quadratmeter großen Areal. demie für den künstlerischen Nachwuchs aus dem In- und Ausland sowie das Renommee ihrer Absol- Seit Ende der 1950er Jahre wird der künstlerische venten belegen ihren Rang im internationalen Kon- Nachwuchs an dem schönen Fleckchen zwischen Tier- text“, sagt der FDP-Politiker und lobt das „junge, Ein inspirierender Ort garten und Seniorenwohnstift in hellen Flachdach- kreative Haus mit seinem unverkennbaren Profil“. für Nachwuchskünstler: Pavillons ausgebildet – Studieren im Grünen. Und Und Angelika Nollert, Chefin des Neuen Museums in Die von Sep Ruf ent- mit viel Tradition: Die 1662 von Jacob von Sandrart Nürnberg, nennt die Nürnberger Hochschule „eine worfene transparente gegründete Nürnberger Kunstakademie ist die äl- der wichtigen Kunstakademien Deutschlands“. Pavillonarchitektur vereint Ateliers und teste im gesamten deutschsprachigen Raum. „Die Werkstätten. Auf dem erste Kunstakademie wurde von Leonardo da Vinci Ihr Jubiläum feiert die Akademie mit zahlreichen weitläufigen Grund- gegründet, die zweite von der Feudalherrschaft in Veranstaltungen und Ausstellungen – etwa zu ihren stück der Akademie Paris, die dritte von der Nürnberger Bürgerschaft“, historischen Anfängen und den Arbeiten heraus- der Bildenden Künste ist auch viel Platz zum sagt Hanns Herpich, Ex-Präsident der Hochschule. ragender Absolventen. Schließlich hat der Minia- Arbeiten im Freien. Und man merkt: Er ist noch heute stolz darauf. turmaler August Johann Rösel von Rosenhof (etwa 1725) hier ebenso studiert wie der Maler Richard Bodenständigkeit, Fleiß und Bescheidenheit – das Lindner (1922-27) und der Grafiker und Maler zeichnet laut dem amtierenden Präsidenten Ottmar Michael Mathias Prechtl (1950-56). (Forts. S. 18)
16 Michael Munding (52) ist der Dienstälteste der 17 Professoren. Seit 1998 unterrichtet er Freie Malerei und Kunsterziehung an der Laufer Akademie-Dependance, wo er selbst studiert hat. Medien und die Befähigung der Studenten, Stellung zu beziehen und ihre künstlerischen Konzepte im Diskurs zu vermitteln, zu Schwerpunkten der Aus- bildung machte. Die Hochschulreform von 2007 dagegen sieht er äußerst kritisch. Noch ist von der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse nur der Aufbau- studiengang „Architektur und Stadtforschung“ betroffen, doch gilt das Modulsystem mit seinen Leistungspunkten seitdem auch für die mit dem Staatsexamen abschließenden Kunsterzieher. Die- se verschulte Art der Wissensvermittlung stehe im Widerspruch zur eigenständigen künstlerischen For- schungsarbeit, sagt Munding und bemüht sich im Unterricht weiter um größtmögliche Freiheit. Dass die Akademie „als autonome Forschungsein- richtung“ bestehen bleibt, ist sein größter Wunsch Die Zeit der Kunsterzieher in der Laufer Kaiserburg für die Zukunft. Wichtig sei der Erhalt des Klassen- ist gezählt. 2013 sollen die zwei Klassen von Mi- prinzips, das den Studenten semesterübergreifend chael Munding und Jochen Flinzer mit zusammen „Diskursfeld und Schutzraum bietet“: „Das ist ein 102 Studierenden in den Akademie-Neubau am bisschen wie in der Familie: Unterschiedliche Jahr- Tiergarten umziehen. Größter Vorteil aus Mundings gänge lernen voneinander. Der Klassenverbund ist Sicht: „Die Studenten müssen dann nicht mehr so ein absolut schützenwertes, hohes Gut.“ viel Zeit in der S-Bahn verbringen.“ Bislang pendeln die angehenden Kunsterzieher oft zweimal täglich, Munding lobt die flache Hierarchie an der Kunst- da Bibliothek und Werkstätten sowie die begleiten- akademie, nennt die Teilhabe der Studierenden an den Fächer wie Kunstgeschichte oder Fachdidaktik der Geldmittelverwaltung „vorbildlich geregelt“ in Nürnberg untergebracht sind. Den großen Kaiser- und freut sich über die künstlerische Vielfalt seiner saal in Lauf, „wo man ungestört großformatig arbei- Klasse. Während seine Studenten stark medial arbei- ten kann“, werden der Professor und seine Schütz- ten, ist seine eigene Kunst durchaus altmeisterlich linge wohl vermissen. Dennoch sieht Munding den zu nennen. Seine zu Hochglanzmalerei geadelten Umzug nüchtern. „Im Rahmen des Studiums ist es Postkarten-Idyllen und die großen Landschaftspa- auf jeden Fall eine Erleichterung.“ noramen präsentieren kitschige Sehnsuchtsmotive, die uns malerisch virtuos, mit feiner Ironie und einer Er selbst hat sich immer wieder für eine inhaltliche doch auch ganz ernsthaften Wertschätzung neu vor Verbesserung des Studiengangs eingesetzt. So war Augen geführt werden. Eine Schule der Wahrneh- Munding auch an der Reform der Prüfungsordnung mung, die danach fragt, welche Bilder wir uns von beteiligt, die die Auseinandersetzung mit den neuen der Welt machen.
17 Joanna Maxellon (42) studierte Philosophie und klassische Literatur in Polen, bevor sie 1995 an die Nürnberger Kunstakademie zu Hanns Herpich kam. Seit 2003 ist sie Assistentin von Ottmar Hörl. Zeit, Vergänglichkeit, Identität sind die Themen von wuchs experimentieren und sich erproben konnte. Joanna Maxellon, die sich nach einem Stipendium Immerhin: Ein gutes Stück davon sieht Maxellon in am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Nürnberg noch bewahrt. Die mit knapp 300 Studie- Karlsruhe zunehmend auf das Schreiben, Erzählen renden sehr kleine Institution biete viele Vorteile. und Filmemachen verlegt hat. Mehrfach wurde sie „Man ist hier sehr mobil, alle kennen sich und ler- mit Autorenstipendien ausgezeichnet. In der Bild- nen voneinander. Die Professoren setzen auf Aus- hauerei-Klasse von Ottmar Hörl unterrichtet sie Film tausch und bemühen sich darum, die Menschen zu und installatives Arbeiten. Zudem kümmert sie sich Persönlichkeiten auszubilden.“ unter anderem um Workshop-Angebote mit Gast- künstlern und die Organisation von Klassenausstel- Wünschen würde sich Maxellon größere Flächen lungen. und Außenateliers. „Die Pavillon-Architektur von Sep Ruf ist wunderschön, aber für die heutige Kunst Dabei widmet sich Maxellon allen Aufgaben mit völlig ungeeignet.“ Den Einwand, die Akademie sei beeindruckendem Engagement. Den aktuellen Zu- aufgrund ihrer Randlage zu wenig präsent in der stand der deutschen Kunstakademien beurteilt sie Stadt, lässt sie nicht gelten. „Man kann hier konzen- kritisch: Die Strukturen seien nicht mehr zeitgemäß, triert und in Ruhe arbeiten.“ Präsenz habe nichts mit es fehle der Mittelbau, sagt sie, und nennt als Ge- der Lage zu tun, sondern damit, „wie die Künstler genbeispiel das Tutorensystem in England, das den mit ihren Arbeiten nach außen wirken.“ Studenten eine bestmögliche individuelle Betreuung gewähre. In Nürnberg gibt es nicht einmal für die Dass sie etwas bewirken können, davon ist Joan- Hälfte der Klassen einen Assistenten. na Maxellon zutiefst überzeugt. „Mit Kunst kann man mehr verändern als mit Demonstrationen. Der Auch die sehr frühzeitige Professionalisierung hier- Künstler kann ungestraft einen kompromisslosen zulande betrachtet sie mit Skepsis. „Die Studenten Blick auf die Gesellschaft werfen, Kritik üben und haben schon im ersten oder zweiten Semester ein wichtige Diskurse befördern.“ Natürlich sei das auch Portfolio. Sie sind sofort in der Öffentlichkeit, man eine idealistische Vorstellung, sagt Maxellon, doch wirft sie ins kalte Wasser.“ Früher seien die Akade- eins steht für sie außer Frage: „An den Kunstakade- mien auch Schutzraum gewesen, in dem der Nach- mien muss es mehr Visionäre geben.“
18 Caspar Hüter (32) kam nach dem Architekturstudium in Frankfurt 2009 für den Aufbaustudiengang „Kunst und öffentlicher Raum“ nach Nürnberg. Er ist auch Sprecher der Studentenschaft. Seit zwei Jahren arbeitet der gebürtige Hesse, der Gängen arbeiten müssen. Und er lobt die offene aus einer traditionsreichen Steinmetz- und Bildhau- Atmosphäre und die demokratischen Strukturen an erfamilie stammt, bevorzugt mit alten Jalousien. Er der Akademie. Als Studentensprecher sitzt er mit im zerlegt sie in ihre Einzelteile und baut sie neu zu- Hochschulrat und im Senat, wo er die Interessen der sammen – zu großen flugzeugartigen Objekten, die Studierenden vertritt. Sie dürfen auch mitbestim- nicht nur für Ausstellungen gedacht sind, sondern men, wofür die Studiengebühren (die mit 300 Euro auch für Aktionen im öffentlichen Raum. Mit seinem pro Semester vergleichsweise gering sind) ausgege- „Sturzbomber“ ist er bislang noch nicht durch Nürn- ben werden. „In Hessen flossen die Gelder in den berg gelaufen. Doch an seine „street kino soap“, die Staatshaushalt. Hier werden damit Anschaffungen er in der Blauen Nacht 2010 in den Karstadt-Arka- finanziert, die sich die Akademie sonst nicht leisten den inszenierte, dürfte sich noch mancher erinnern. könnte.“ Auch Workshops, Gastprofessuren und Wie auf einer Kinoleinwand konnten die Zuschauer Vortragsreihen gehören dazu. das nächtliche Treiben verfolgen, während sie zu- gleich selbst zu Objekten der Anschauung wurden. Wichtig findet Hüter zudem, dass in Nürnberg die Freiheit der Kunst hochgehalten wird. „Andere Hinter solchen Projekten steht ein erweiterter Begriff Hochschulen haben den Bachelor- und Master- von Bildhauerei: Der öffentliche Raum selbst wird als Abschluss eingeführt. Das bedeutet immer eine soziales Gebilde zum Forschungsgegenstand. Cas- Verschulung des Studiums und läuft auf ein Brauch- par Hüter findet das weit spannender als Häuser zu barmachen für die Wirtschaft hinaus.“ Natürlich er- bauen. Der Diplom-Studiengang, der 1992 auf In- fordere solche Freiheit auch viel Selbstdisziplin, doch itiative von Georg Hölzinger entstand, war damals die müsse man als Künstler später auch aufbringen. bundesweit der erste seiner Art und gehört zu den Aushängeschildern der Akademie. 2003 übernahm Caspar Hüters Wunsch zum 350. Jubiläum? Dass es Georg Winter den Lehrstuhl, seit Ende 2008 hat ihn der Akademie mehr Aufmerksamkeit beschert. Zwar Simone Decker inne. gingen die Studenten mit ihren Projekten seit eini- gen Jahren verstärkt nach außen, doch gebe es noch Die Studienbedingungen in Nürnberg findet Hüter immer viele Nürnberger, die keine Ahnung von der trotz der längst zu klein gewordenen Pavillons ge- Kreativschmiede in ihrer Stadt hätten. radezu luxuriös. In Frankfurt habe man oft auf den
19 Miho Kasama (31) hat in Japan den Bachelor of Fine Art – Fachrichtung Metallguss – gemacht und studiert seit 2006 an der Nürnberger Akademie in der Klasse für „Freie Kunst“. Miho Kasama, die ihr Studium bei Heike Baranowsky in diesem Sommersemester abschließen wird, macht sich über ihre Zukunft keine Illusionen: „Von meiner Kunst werde ich nicht leben können. Damit kann man gar nichts verdienen.“ Die Japanerin hat sich auf Fotografie spezialisiert, jedoch nicht im Sinne von künstlerischer Fotografie. Vielmehr hinterfragt sie das Medium selbst, überprüft es auf seine tech- nischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten hin. Für die Jahresausstellung 2011 vermaß sie den Disziplinen und dass nicht nur das Ergebnis zählt. Klassenpavillon Zentimeter für Zentimeter mit dem Auch die Werkstätten seien gut ausgestattet, die Fotomodell-Scanner, druckte die errechneten Ko- Lehrer sehr hilfsbereit, die Studenten supernett – ordinaten als unendliche winzige Zahlenreihen auf „und man hat viel Platz.“ langen Papierbahnen aus und tapezierte damit die Wände. Für diese Arbeit, in der sich digitale und re- Miho Kasama hat sich aus einem kleinen Lagerraum ale Welt auf abstrakte Weise überlappten, erhielt sie im Pavillon 19 ihren eigenen Arbeitsplatz geschaf- den Akademie-Preis. fen, sie mag die Lage im Wald – „obwohl es etwas abgelegen ist“. Nach dem Studium würde sie ger- „Es geht mir um Aufklärung“, sagt Miho Kasama, ne „einen ganz normalen Job“ machen, bevorzugt die nach Deutschland kam, weil sie konzeptuell ar- im Bereich Archivierung und Restaurierung digitaler beiten wollte. In ihrer Heimat würden Studiengänge Medien – eine gewaltige Zukunftsaufgabe, die an- in Medienkunst nicht angeboten. „Das Hochschul- gesichts der ungewissen Haltbarkeit der modernen system dort ist sehr traditionell. Künstler, die klas- Datenträger alle Bereiche der Gesellschaft betrifft. sisch handwerklich und meisterhaft arbeiten, wer- den hoch geschätzt, aber zeitgenössische Kunst hat „Künstlerisch werde ich nur nebenberuflich arbeiten es in Japan sehr schwer.“ können“, sagt Miho Kasama, die mehr als viele an- dere Absolventen in eine ungewisse Zukunft blickt. Eigentlich wollte Miho Kasama in Frankfurt oder Sie möchte in Deutschland bleiben, doch macht sie Stuttgart studieren, doch müssen ausländische Be- sich wenig Hoffnung auf ein Künstlervisum, das ihr werber dort eine Sprachprüfung ablegen. In Nürn- den langfristigen Aufenthalt ermöglichen würde. berg wird das nicht gefordert. Die 31-Jährige, die „Als Alternativen bleiben mir dann nur: Heiraten längst hervorragend Deutsch spricht, fühlt sich oder eine Arbeitsstelle finden, für die ich unabding- aber auch an der hiesigen Akademie sehr wohl. Sie bar bin.“ schätzt die wöchentlichen Klassenbesprechungen, die Diskussionskultur, den Austausch zwischen den Porträts: Regina Urban
20 Auch der Filmemacher Herbert Achternbusch (1960) So schön die Lage und Arbeitsatmosphäre der Aka- und der Kabarettist Matthias Egersdörfer (2004- demie im Nürnberg Südosten auch sein mag, sie hat 2007) kommen von der Nürnberger Akademie. einen entscheidenden Nachteil: Die Kunst-Oase liegt „Wir bilden keine Leute aus, die Bilder für Muttis abseits vom Stadtzentrum. Politiker und Kunstver- Wohnzimmer malen, sondern kritische Geister, die mittler sind sich der Bedeutung der Hochschule den- sich in die Gesellschaft einbringen“, sagt Hörl. noch wohl bewusst, in den Köpfen der breiten Bür- gerschaft ist die Kreativ-Schmiede aber auch nach Wer an der Akademie studieren möchte, muss sein 350 Jahren noch nicht angekommen. Das weiß auch Talent schon vorab beweisen und sich mit seiner Hörl und beschönigt nichts, wenn er feststellt: „Den Mappe durchsetzen. Nur jeder Vierte wird genom- Kontakt in die Stadt haben wir noch nicht hinbe- men. Die Art der möglichen Abschlüsse ist vielfältig: kommen.“ Aber die Hochschule arbeitet daran. Seit Wer in den freien Fachrichtungen wie Bildhauerei, fünf Jahren gibt es zum Beispiel die Akademie-Gale- Freie Kunst oder Freie Malerei studiert, erhält nach rie in der Adlerstraße unweit der Lorenzkirche. Mehr zehn Semestern ein Zeugnis mit Beurteilung. Beson- als 45 Studenten-Ausstellungen haben hier bereits ders gute Studenten werden von ihrem Klassenlehrer das Publikum angelockt. zum „Meisterschüler“ ernannt. Die Grafik-Designer schließen mit einem Diplom ab, „Architektur und Mit dem groß angelegten Jubiläums-Programm, Stadtforschung“ wird als Masterstudiengang an- das neben der Dürer-Schau im Germanischen Na- geboten, und „Kunst und öffentlicher Raum“ als tionalmuseum Bestandteil im Nürnberger „Jahr Aufbaustudiengang. In zwei Klassen kann man sich der Kunst“ ist, will Hörl für seine Hochschule trom- zum Kunsterzieher für Gymnasien ausbilden lassen meln: „Nürnberg muss sich darauf besinnen, dass und das Studium mit der Staatsprüfung abschließen. es einst kulturelle Hochburg war. Damit kann die Stadt wuchern.“ Das veranstaltungsreiche „Jahr der Auch die angehenden Lehrer werden an einem idyl- Kunst“ bietet dafür die Gelegenheit: Es blickt auf lischen Plätzchen unterrichtet, das allerdings nicht den alten Meister und seine jungen Erben, die längst am Stammdomizil liegt: Die beiden Kunsterzieher- nicht mehr nur den Pinsel schwingen, sondern ganz Klassen zogen 1985 auf die historische Kaiserburg selbstverständlich auch die Neuen Medien im Digi- in Lauf. Die Dependance wurde nötig, weil die in tallabor nutzen. den 1950er Jahren nach den Plänen von Architekt Sep Ruf erbauten und heute unter Denkmalschutz Birgit Ruf stehenden Pavillons aus allen Nähten platzten. Kon- zipiert waren sie für 150 Studierende. Im Winter- semester 2011/12 sind an den beiden Standorten insgesamt 311 Studenten eingeschrieben. Sie wer- den im Sommer 2013 wiedervereint: Dann soll der 1 750 Quadratmeter große Neubau fertig sein und in großzügigen, hellen Sälen ideale Bedingungen für die Kunst bieten. Kunst per Computerklick: Anna Lang ist Leiterin des Digitallabors, der jüngsten der elf Werkstätten der Akademie. Ausgestattet mit Digitalcutter und Digital-3D-Druckern können hier Studentinnen und Studenten etwa Skulpturen entwickeln.
21 Jahr der Kunst 2012: Der junge Dürer und die älteste Kunstakademie Deutschlands Der junge Albrecht Dürer (1471 - 1528) und die mit 350 Jahren älteste Kunstakademie Deutschlands stehen 2012 im Mittelpunkt des Nürnberger Kultur(er)lebens. Im Germanischen Nationalmuseum wird die größte Dürer-Ausstellung seit 40 Jahren und nach Einschätzung von Generaldirektor G. Ulrich Großmann wohl auch der kommenden 50 Jahre zu sehen sein. Die 1662 gegründete Akademie der Bildenden Künste feiert ihr Jubiläum mit mehreren Ausstellungen, die unter Beweis stellen, dass Nürnberg nicht nur im 15. Jahr- hundert eine kreative Künstlerschmiede war. Zwei Anlässe für die Stadt Nürnberg, ein Jahr der Kunst aus- zurufen und mit vielen weiteren Veranstaltungen anzureichern. Das gesamte Programm zum Jahr der Kunst steht im Internet unter www.jahrderkunst.de. „Nürnberg Heute“ hat eine Auswahl der Termine zusammengestellt. 30 Künstler / 30 Räume re·turn „Original kopiert!“ In der Gemeinschaftsausstellung von Rund 30 Akademie-Absolventen, die Der neue Dürer-Saal vier Institutionen für zeitgenössische heute ihren festen Platz in der natio- In der Wohn- und Arbeitsstätte des Kunst variieren 30 internationale künst- nalen und internationalen Kunstszene Malers zeigt eine Dauerausstellung im lerische Positionen das Thema Raum. haben, präsentieren ihre Arbeiten. neuen Dürer-Saal seine wichtigsten Gemälde in historisch bedeutsamen 17. März bis 17. Juni 17. Mai bis 1. Juli Kopien. Neues Museum – Staatliches Museum „Auf AEG“, für Kunst und Design, Klarissenplatz; Muggenhofer Straße 132/135 ab 27. Juli Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Straße Albrecht-Dürer-Haus / Museen der Stadt 32; Institut für Moderne Kunst im Der frühe Dürer Nürnberg, Albrecht-Dürer-Straße 39 Atelier- und Galeriehaus Defet, Gustav- Erstmals widmet sich eine große Aus- Adolf-Straße 33; Studio im Zumikon, stellung dem frühen Werk Albrecht Dürers Triumphzug – Das Nürnber- Großweidenmühlstraße 21; Kunstverein Dürers und zeigt anhand von 200 ger Rathaus, mit Rathaus ART und Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft, Originalen – davon 120 von „AD“ – Dürer-Vorträgen Kressengartenstraße 2; sowie im öffent- neue Einblicke in das Schaffen und die Albrecht Dürers großer Wandmalerei- lichen Raum Lebensumstände des Künstlers. zyklus im Nürnberger Rathaussaal, mit dem er 1521 beauftragt wurde, wird 24. Mai bis 2. September Und der Gewinner ist … ein Wochenende lang in Projektionen Germanisches Nationalmuseum, Die Kunstvilla – Museum für regionale wieder erlebbar. Kartäusergasse 1 Kunst zeigt Arbeiten, mit denen sich 3. bis 5. August Studierende der Akademie der Bilden- Dürers Nachbarschaft Rathaus Wolffscher Bau, Rathausplatz 2 den Künste zwischen 1983 und heute Die Freiluft-Präsentation im Nürnber- an dem bundesweiten Wettbewerb ger Burgviertel lenkt den Blick auf die /prospekt/ Vorhang auf … für die „Kunststudentinnen und Kunst- Frage, wie wichtig das Netzwerk aus Akademie der Bildenden Künste in studenten stellen aus“ beteiligten. Nachbarn, Freunden und Förderern für Nürnberg 19. April bis 24. Juni Albrecht Dürer war. Malerei, Bildhauerei, Kunst für den öf- Kunsthaus im KunstKulturQuartier, fentlichen Raum, Grafik-Design / Visuelle 30. Juni bis 2. September Königstraße 93 Kommunikation und Arbeiten aus den Öffentlicher Raum im Burgviertel Fachbereichen Architektur und Stadtfor- 1662 - 1806. Die Frühzeit der schung sowie Gold- und Silberschmie- Geartete Kunst. Die Nürnberger Nürnberger Kunstakademie den präsentieren die 14 Klassen der Akademie im Nationalsozialismus Warum wurde ausgerechnet in Nürn- Kunstakademie in den „Schaufenstern“ Mit der Rolle der Kunstakademie in den berg die erste deutsche Kunstakademie – den einsehbaren Fassadenräumen – Jahren 1933 - 1945 und der Frage, wie gegründet? Antwort darauf gibt die des Neuen Museums. es damals um die Freiheit der Kunst be- Ausstellung der Gemälde- und Skulptu- stellt war, befasst sich diese Ausstellung. 9. November 2012 bis 20. Januar 2013 rensammlung der Stadt Nürnberg. Neues Museum – Staatliches Museum 5. Juli bis 16. September 16. Mai bis 2. September für Kunst und Design, Klarissenplatz Dokumentationszentrum Reichspartei- Stadtmuseum Fembohaus / Museen der tagsgelände / Museen der Stadt Nürn- Stadt Nürnberg, Burgstraße 15 berg, Bayernstraße 110
22 Menschen Foto: privat Solidarität mit Anwalt Mit Empörung hat die Stadtspitze auf die Verurteilung von Abdolfattah Foto: Hans-Joachim Winckler Soltani, Träger des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises 2009, reagiert. Das iranische Regime hat Soltani im März 2012 zu einer 18-jährigen Haftstrafe verurteilt. Die Nürnberger Ehrung ist einer der Haft- First Lady aus Nürnberg gründe. Oberbürgermeister Ulrich Maly Im Zug von Wien nach Nürnberg hat Daniela Schadt erfahren, dass ihr Lebensge- versicherte, dass die Stadt alle diplo- fährte Joachim Gauck für das Amt des Bundespräsidenten nominiert worden ist. matischen Wege nutzen werde, um Damit hat sich schlagartig auch das Leben der Nürnbergerin verändert. Seit der gegen den Richterspruch vorzugehen. Wahl des 72-Jährigen zum Staatsoberhaupt am 18. März 2012 ist die herzliche Auch Hunderte von Nürnbergerinnen und unprätentiöse Journalistin aus Nürnberg Deutschlands First Lady. Über 20 und Nürnbergern haben mit einer Jahre arbeitete sie bei der „Nürnberger Zeitung“, lange Zeit als Leiterin des innen- Brief-Aktion gegen die Verurteilung politischen Ressorts. Nun hat die 52-Jährige ihren Beruf aufgegeben und ist nach des iranischen Rechtsanwalts und Berlin gezogen, um ihren Jochen, wie sie ihn nennt, nach Kräften zu unterstützen. Menschenrechtlers protestiert. Kennengelernt hatte sich das Paar 1999 bei einer Veranstaltung in Nürnberg, bei der Gauck als damaliger Beauftragter für die Stasi-Unterlagen eine Rede hielt. Gefragter Fachmann Leibl Rosenberg ist von der EU in den Beirat des European Holocaust Research Infrastruc- ture Project (EHRI) berufen worden. An dem Projekt arbeiten die 20 weltweit wichtigsten Holocaust-Forschungs-Institutionen zusam- men, um die weit verstreuten Quellen zu den Ursachen, Bedingungen und Folgen des Holocaust zu sammeln, aufzubereiten und der internationalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als wissenschaftlicher Mitarbei- ter der Nürnberger Stadtbibliothek ist Leibl Rosenberg seit vielen Jahren für die Erfor- Foto: Christine Dierenbach schung und Rückerstattung von Schriften aus der Sammlung Israelitische Kultusgemeinde, der ehemaligen „Stürmer-Bibliothek“, zuständig.
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