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ZENTRALVERBAND SPEDITION & LOGISTIK Wie die DIGITALISIERUNG den Warenverkehr 4.0 v verändert. Logistik Lo i tk ZUKUNFT E-LKW WETTBEWERB Die neue Seidenstraße Der Lastwagen Gesucht – der als Chance für von morgen fährt Jungspediteur Europa auf Strom 2017
VORWORT Liebe Freunde der Logistik, im Logistik-Performance-Index (LPI) der Weltbank liegt Österreich unter 160 Ländern auf dem 7. Platz. In den Top 10 der Weltrangliste zu sein ist für ein Binnenland ein Spitzenwert und eine Würdigung der Leistung und Qualität der österreichischen Spedition und Logis- tik. Hervorragende Mitarbeiter und innovative Betriebe kompensie- ren die oft fehlenden wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen. Der LPI ist ein wichtiger internationaler Indikator für die Ansiedlung von Unternehmen bzw. für Logistik-Standortentscheidungen und damit relevant für den heimischen Wirtschaftsstandort. Das gute Abschnei- den ist für den Zentralverband als die Interessensvertretung der Spe- ditions- und Logistikwirtschaft in Österreich kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Ganz im Gegenteil gilt es nun, die erfolgreiche Platzie- rung standortpolitisch bestmöglich zu nutzen. Alle heimischen Logistik-Stake- Die Digitalisierung holder sind – gemeinsam mit dem Verkehrsministerium – angehalten, dazu ist längst in der ihre Kräfte zu bündeln. Logistik angekommen Es muss eine Marke entstehen, „Logistik Made in Austria“, die breite Akzep- und wird zu enormen tanz findet und auf die man stolz sein kann, weil sie österreichische Wertschöp- fung fördert und damit Arbeitsplätze schafft. Dies gilt für die Logistikwirtschaft Transformationen per se, aber beispielsweise auch für den E-Commerce. Denn Warenströme und führen. Kundenwünsche können wir nicht verändern. Es gilt, Entscheidungsträger für Wolfram Senger-Weiss Präsident des Zentralverbandes Österreich zu begeistern, denn als Alternative bleibt uns Transit oder Zustellung Spedition & Logistik auf der letzten Meile, nicht aber die intelligente logistische Wertschöpfungskette. Die Digitalisierung ist längst in der Logistik angekommen und wird zu enor- men Transformationen führen. Um Logistik 4.0 von einem „Hype-Thema“ für unsere Mitglieder besser verständlich und bearbeitbar zu machen, haben wir uns hier einen weiteren Schwerpunkt gegeben. Einerseits steht der Branchenre- port heuer unter diesem Hauptthema, andererseits ist es uns im Ressort Supply Chain Management – gemeinsam mit Univ.-Prof. Kummer – gelungen, das erste Logistik 4.0 Management Certificate im deutschsprachigen Raum aufzusetzen. Unabhängig und verkehrsträgerneutral fördert der Zentralverband die Inter- essen der heimischen Speditionsbranche auf lokaler, europäischer und internati- onaler Ebene. Dazu gehört unser Engagement im Arbeitsausschuss Logistik un- ter dem Schirm des bmvit genauso wie Lobbying- und Netzwerktermine in Brüs- sel oder gemeinsame standortpolitische Aktivitäten mit Handel und Industrie. Die hochwertige und oft komplexe inhaltliche Arbeit unseres Verbandes findet in neun Ressorts statt. Spezialisten in den Bereichen Land-, Luft-, Seeverkehr, KEP, Supply Chain Management, Gefahrgut, Zoll oder auch Green Logistics, Recht und Versicherung diskutieren fachliche Entwicklungen und Trends. Hier- aus entstehen dann die Schwerpunkte für unsere Interessensvertretung und Lob- byarbeit. Ich freue mich sehr, dass auch in dieser Ausgabe des ZV-Branchenreports wieder viele Spezialisten zu Wort kommen und jene Themen beleuchten, die uns als Logistiker und Spediteure 2017 besonders bewegen. FOTO: IAN EHM Herzlichst, Ihr Wolfram Senger-Weiss, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik 2017 | BRANCHENREPORT | 3
INHALT Unsere besondere Stärke liegt in der aktiven Arbeit der 9 Ressorts und 7 Landesgruppen. Diese Fachinputs sind die Basis für eine professionelle Arbeit als Interessensvertreter. Ein Dankeschön den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Mag. Oliver Wagner Geschäftsführer Zentralverband Spedition & Logistik INHALT Branchenreport 2017 COVERSTORY 34 08 46 74 Zentralverband Spedition & Logistik Ihre Interessensvertretung ⅼ 06 2017 | BRANCHENREPORT | 9 55 ⅼ Ressort KEP Interview Wolfgang Schwarz 8 | BRANCHENREPORT | 2017 COVER: SHUTTERSTOCK, ILLUSTRATIONEN: RENÉ GATTI; FOTOS: WWW.MEDIENDIENST.COM/WILKE, Logistik 4.0 So verändert die Digitalisierung die Branche ⅼ 08 57 ⅼ Ressort KEP Interview Alexander Friesz ISTOCK, RENÉ GATTI, LBS/REDL, CARGO SCHWECHAT/FLUGHAFEN WIEN, APA/BKA/ANDY WENZEL Fortbildung Logistik 4.0 Management Certificate ⅼ 16 58 ⅼ Ressort KEP E-Commerce-Studie OBOR Die neue Seidenstraße ⅼ 18 60 ⅼ Ressort Green Logistics E-Mobilität in der City-Logistik Logistikbeauftragter Franz Schwammenhöfer im Interview ⅼ 28 64 ⅼ Ressort Green Logistics Spritsparen mit „Side Wings“ Wolfram Senger-Weiss Der ZV-Präsident im Interview ⅼ 24 65 ⅼ Ressort Zoll Außenwirtschaftsrechtstag 2017 Ressort Landverkehre Europa Multimodal-Hubs ⅼ 34 66 ⅼ Ressort Zoll Neues vom Verfahren 4200 Ressort Landverkehre Europa Lohndumping, Lang-Lkw ⅼ 39 68 ⅼ Ressort Gefahrgut Gefahrgut 4.0 Ressort Landverkehre Europa Int. Wolfgang Schneckenreither ⅼ 40 69 ⅼ Ressort ADR Neues beim Umgang mit heikler Fracht Ressort Landverkehre Europa Handelsplatz Österreich 4.0 ⅼ 42 70 ⅼ Ressort Recht & Versicherung 90 Jahre FIATA Ressort Luftfracht Luftfracht 4.0 ⅼ 46 71 ⅼ Ressort Recht & Versicherung Interview mit Josef Traxler/FIALA Ressort Luftfracht 3. Piste in Wien, Sicherheit ⅼ 49 72 ⅼ Ressort Recht & Versicherung ZV ist seit 2015 CLECAT-Mitglied Ressort Seefracht Seefracht 4.0 ⅼ 50 74 ⅼ Ressort Supply Chain Management Autonomes Fahren Ressort Seefracht Interview Franz Braunsberger ⅼ 52 76 ⅼ Ressort Supply Chain Management Interview Peter Umundum Ressort Seefracht Seehäfen und Hinterland-Hubs ⅼ 53 Ressort KEP Branchen-Turbo Onlinehandel ⅼ 54 78 ⅼ Jungspediteur 2017 Die Siegerinnen des Logistik-Nachwuchswettbewerbs IMPRESSUM Herausgeber: Zentralverband Spedition & Logistik, Mag. Wolfram Senger-Weiss MBA (Präsident), Mag. Oliver Wagner (Geschäftsführer), 1050 Wien, Nikolsdorfer Gasse 7–11/1 Chefredaktion: Christian Neuhold (Multimedia Partner Neuhold OG, office@schreiberlinge.at), Redaktion: Harald Klöckl, Josef Müller Creative Director: Dieter Dalinger, Gabriele Nerwinski-Rosenzopf MSc Info-Grafik: René Gatti Fotoredaktion: Lydia Gribowitsch Medieninhaber: Verlagsgruppe NEWS Gesellschaft m.b.H., Taborstraße 1–3, 1020 Wien, Telefon: 01/213 12 0 VGN Content Marketing & Corporate Editing Mag. Erich Schönberg (Managing Director), Burcak Batur-Brachowicz (Projektleitung) Reproduktion: NMT GmbH, 1020 Wien Hersteller: Ueberreuter Print & Packaging, 2100 Korneuburg, Industriestraße 1 4 | BRANCHENREPORT | 2017
INTERESSENSVERTRETUNG Zentralverband SPEDITION mit den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken. Der Zentralverband wurde 1897 gegründet und ist unabhängig, überparteilich und verkehrsmittelneu- & LOGISTIK - tral. Er setzt sich aus ehrenamtlichen und hauptbe- ruflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu- sammen, die, in sieben Landesgruppen aufgeteilt, die unabhängige Stimme der Branche in allen Bundesländern aktiv sind. Landesgruppe Wien/NÖ/Bgld., geleitet von Jürgen Bauer (Ge- Der Zentralverband Spedition & Logistik ist die unab- brüder Weiss GmbH); Landesgruppe Oberösterreich, geleitet hängige und verkehrsmittelneutrale Interessensvertre- von Gerhard Füreder (Gebrüder Weiss GmbH); Landesgruppe tung der Branche in Österreich. Wir arbeiten lokal, Steiermark, geleitet von Alois Reif (Österreichische Post AG); Lan- national und international für die Interessen aller desgruppe Kärnten, geleitet von Gerhard Traussnig (Traussnig Spedition GmbH); Landesgruppe Salzburg, geleitet von Chris- österreichischen Logistikunternehmen. tian Braunstein (Quehenberger Logistics); Landesgruppe Tirol, geleitet von Gerhard Kapeller (Kapeller Int. Spedition GmbH); Ö sterreich ist der Logistikstandort für Zen- Landesgruppe Vorarlberg, geleitet von Willibald Nigsch (Ge- tral-, Südost- und Osteuropa. 11.000 Un- brüder Weiss GmbH); der Vereinssitz befindet sich in Wien. Ge- ternehmen beschäftigten unmittelbar schäftsführer ist Mag. Oliver Wagner 160.000 Personen und erzielen mit Logistikdienst- Neben der lokalen Verankerung beschäftigt sich der leistungen laut einer Studie des Industriewissen- Zentralverband in neun Ressorts mit folgenden schaftlichen Instituts (IWI) einen Umsatz von 33,6 Themen: Mrd. Euro pro Jahr. Jeder Beschäftigte der österrei- Landverkehre Europa, geleitet von Walter Konzett (Gebrüder chischen Logistikwirtschaft sichert bis zu 3,5 Ar- Weiss GmbH); Luftfracht, geleitet von Michael Schnitzler (Panal- beitsplätze in der heimischen Volkswirtschaft. Jeder pina Welttransport Gesellschaft m.b.H.); Seefracht, geleitet von Euro an Wertschöpfung der Logistikbranche in Ös- Franz Braunsberger (Kühne + Nagel GesmbH); KEP (Kurier-, Ex- terreich sichert bis zu 4,11 Euro an Wertschöpfung press- und Paketdienste), geleitet von Mag. Rainer Schwarz (DPD in Österreichs Wirtschaft. Direct Parcel Distribution Austria GmbH); Supply Chain Manage- „Es ist daher wichtig, dass Österreichs Logistikwirt- ment, geleitet von DI Peter Umundum (Österreichische Post AG); schaft mit dem Zentralverband Spedition & Logistik Green Logistics, geleitet von Max Schachinger (Schachinger Lo- eine unabhängige und verkehrsmittelneutrale Inter- gistik Holding GmbH); Zoll, geleitet von Karl Hannl (Hannl Cus- essensvertretung hat, die sich lokal, national und in- toms Consulting GmbH); Gefahrgut, geleitet von Johann Irl (La- ternational für die Interessen der heimischen Logis- germax Int. Spedition Gesellschaft m.b.H.); Recht & Versiche- tiker einsetzt“, sagt Oliver Wagner, Geschäftsführer rung, geleitet von Gerhard Kapeller (Kapeller Int. Spedition des Zentralverbandes Spedition & Logistik. Zu den GmbH) Aufgaben des Zentralverbandes zählt unter ande- Ressortleiter und Mitarbeiter des Zentralverbandes Unser Ziel ist rem, gemeinsam mit dem Verkehrsministerium die sind in branchenrelevante Entscheidungsprozesse es, Österreich Marke „Logistik Made in Austria“ aufzubauen und als Stakeholder eingebunden und vertreten die Spe- als Logistik in der Bevölkerung zu verankern. „Dafür haben wir ditions- und Logistikinteressen nachdrücklich. standort als Verband zur Hebung der Qualität und Steigerung nachhaltig der Wertschöpfung des heimischen Logistikstandorts International bestens vernetzt intensiv Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying betrie- Der Zentralverband ist aber auch international bes- unter den Top ben“, sagt Wagner. „So wurde auf unser Drängen hin tens vernetzt. Als Gründungsmitglied der FIATA 10 im Logistik- im Infrastrukturministerium ein Logistikbeauftragter (Fédération Internationale des Associations de Tran- Performance- ernannt und ein Stakeholderprozess in Gang gesetzt. sitaires et Assimilés oder International Federation Index der Wir erwarten uns, dass der Verkehrsminister diese of Freight Forwarders Associations) ist er heute ein Weltbank zu Chance im Sinne von Wirtschaftsstandort und Ar- fixes Mitglied dieser weltweiten Vereinigung der In- verankern beitsplätzen mitträgt und unsere Branche auch in der teressensvertretungen der Logistikanbieter aus über FOTO: JOHANNES ZINNER Öffentlichkeit weiterhin unterstützt.“ 160 Ländern mit UN-Beraterstatus. Darüber hinaus und das auch ist der Zentralverband auch Mitglied bei CLECAT, professionell zu Lokal und national der European Association für Forwarding, Trans- vermarkten. für die Interessen der Logistikbranche port, Logistics and Customs Services, über die vor Mag. Oliver Wagner Die Aufgabe des Zentralverbandes ist es, die Inter- allem in Brüssel wertvolle Lobbyingarbeit für die Geschäftsführer des Zentral verbandes Spedition & Logistik essen der Branche nachhaltig zu vertreten und da- heimische Logistikbranche betrieben wird. 6 | BRANCHENREPORT | 2017
COVERSTORY Digitalisierung, Automatisierung, Supply Chain Management und Umwelt: Wie Österreichs Logistiksektor die lokalen und die globalen Herausforderungen bewältigen kann. Logistik 8 | BRANCHENREPORT | 2017 4.0 ILLUSTRATIONEN: RENÉ GATTI, FOTO: ISTOCK kann mehr 2017 | BRANCHENREPORT | 9
COVERSTORY Chain Management, wie in der Automotive-Indus- weltfreundlichkeit eine fast ebenso große Rolle spie- trie. Zum einen ist sie eine material- und waren- len wie der Preis des Produkts. Produktetiketten flussbezogene Dienstleistung, zum anderen umfasst werden dann auch Auskunft über die CO₂- sie alle Transport-, Lager- und Umschlagsvorgänge Verursachung bei der Herstellung und beim Trans- in und zwischen Unternehmen. In jüngster Zeit port des Produkts geben. zeigt sich deutlich, dass die Logistik einer der zen- Die Studie geht auch davon aus, dass zukünftig tralen Unternehmensprozesse ist und somit immer Roboter und autonome Systeme die Produktions- mehr dem Konzept des Supply Chain Managements prozesse jedoch nicht vollständig übernehmen wer- (SCM) entspricht. Dessen Ziel ist es, durch Koor- den. Dafür werden die Beschäftigten aber gefordert dination und Integration von Lieferanten, Produ- sein, Mischqualifikationen zu erwerben. Duale Stu- zenten und Handel den Bedarf des Kunden effizient diengänge werden damit, wie die Bildung generell, zu befriedigen, also entlang der gesamten Wert- an Bedeutung gewinnen. Automatisiertes Fahren schöpfungskette zu wirken. soll demnach 2035 einen mehr als 25-prozentigen Während also eine Logistikkette auf die interne Anteil am Gesamtverkehr ausmachen. Der 24-Stun- wie externe horizontale Verzahnung von Unterneh- den-Betrieb von autonom fahrenden Bussen soll mensbereichen zielt, umfasst ein SCM komplette dann auch im ländlichen Raum möglich sein. vertikale Netzwerke, alle Wertschöpfungsstufen von Große Fortschritte soll es bei der Vernetzung der Rohstofferzeugung bis hin zum Endkunden, und Autonomisierung in der Luftfahrt (Check-in, wobei alle dazwischenliegenden Stufen wie Liefe- Baggage-Drop-off, Passkontrolle etc.) geben. Dem- ranten, Produzenten, Groß- und Einzelhändler mit nach wird die Digitalisierung dieser Prozesse weit- einbezogen werden. gehend abgeschlossen sein, die Sicherheitsmaßnah- Die Dynamik und steigende Relevanz von Logis- men für Passagiere und Fracht sind weitgehend un- tik und SCM ist zahlreichen gesamtwirtschaftlichen sichtbar und erhöhen damit den Komfort. Je Entwicklungen der vergangenen Jahre zu verdan- umfassender autonome Verfahren eingeführt sind, ken, etwa der Globalisierung und Internationalisie- desto wahrscheinlicher wird der Einsatz von Smart- rung von Beschaffung, Absatz und Produktion so- Objects-Fracht, die ihren Weg vom Absender zum wie der zunehmenden globalen Vernetzung durch Empfänger selbst findet. Multimodale Hubs: Moderne Logistik-Hubs sichern den Wirtschaftsstandort. arbeitsteiliges Wirtschaften. Größere logistische In Metropolenregionen (in der Studie: Frankfurt- Komplexität ist auch gefordert durch Produktdif- Rhein-Main) werden die Stadt-Umland-Verkehre ferenzierungen und Individualisierung sowie durch massiv anwachsen. 65 Prozent von ihnen gehen da- steigende logistische Liefer- und Leistungsanforde- von aus, dass im Jahr 2035 die bis dahin angestiege- rungen der Industrie 4.0. ne Mobilitätsnachfrage weder vom Straßen- noch Ö sterreich ist der Logistikstandort für Zen- stärkere Positionierung des öffentlichen Verkehrs vom Bahnverkehr angemessen bedient werden tral-, Südost- und Osteuropa. 11.000 Un- oder Erleichterungen für die Luftfahrt. Dabei stellt Logistik & Mobilität kann. Beide Umstände können auch auf die Situ- ternehmen beschäftigen 160.000 Personen sich immer deutlicher heraus, dass ein wesentlicher Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Lo- ation rund um Wien umgelegt werden. Ein Drittel und erzielen einen Umsatz in Höhe von 33,6 Mrd. Erfolgsfaktor für die Logistik 4.0 die Zusammenar- gistik (IML) und das House of Logistics & Mobility der Fachleute geht daher davon aus, dass 2035 das Euro. Darin enthalten ist eine direkte Wertschöp- beit aller betroffenen Institutionen und Stakeholder (HOLM) haben in der Studie unter dem Titel „Lo- Fahrrad das bevorzugte Verkehrsmittel in Großstäd- fung in Höhe von 8,6 Mrd. Jeder Beschäftigte der ist – und das über die Landesgrenzen hinweg. Zu- gistik und Mobilität in Hessen 2035“ ein Zukunfts- ten sein oder durch die Integration mit anderen Ver- Logistikwirtschaft sichert bis zu 3,5 Arbeitsplätze sätzlich braucht es Mut, Neues auszuprobieren und bild der Logistik- und Mobilitätswirtschaft entwi- kehrsmitteln an Bedeutung gewinnen wird. in der Volkswirtschaft, jeder Euro an Wertschöp- Start-ups eine Chance zu geben. ckelt. Vieles davon ist auf Österreich übertragbar. Die Studienautoren erwarten auch, dass neue fung der Logistikbranche sichert bis zu 4,11 Euro Das Resümee: Die Veränderungen werden tiefgrei- Belieferungskonzepte auf der letzten Meile, wie un- FOTOS: WWW.PICTUREDESK.COM, BEIGESTELLT an Wertschöpfung in Österreichs Wirtschaft. Die SCM statt „nur“ Logistik fend sein, eine Prognose lautet, dass im Jahr 2035 ter anderem Drohnen, Hochbahnen, Lastenräder In Zukunft Weiterentwicklung etwa der Multimodalität (sie- Logistik(kompetenz) ist, wie anhand der genannten die Warenströme nahezu vollständig transparent oder Kofferraumzustellung, die konventionelle Gü- wird sich die he Seite 34 bis 38) sowie der Infrastruktur ist aber Zahlen gezeigt, ein bedeutender volkswirtschaftli- sein werden. Logistik und Mobilität werden noch terverteilung ergänzen werden. Verzahnung eine gewaltige Aufgabe. Digitalisierung, E-Mobili- cher Multiplikator für den Standort Österreich und effizienter, kundenfreundlicher und energiescho- zwischen tät und urbane Logistik sind die neuen Herausfor- auch ein zentraler Wettbewerbsfaktor für die Un- nender eingesetzt. Neben der verstärkten Nutzung Elektromobilität und automatisiertes Fahren Auftraggeber derungen, denen sich die gesamte Branche stellen ternehmen. Aufgrund größerer Anforderungen an der öffentlichen Verkehrsmittel werden laut Studie Das automatisierte Fahren ist ein großes Thema der muss. Kundenorientierte Mobilitätslösungen wer- die Produktion (just in time/just in sequence/In- rund die Hälfte aller Transportfahrzeuge im Jahr nahen Zukunft und birgt viele Vorteile (erhöhte Si- und Logistiker den komplexer, doch die dafür erforderlichen Infra- dustrie 4.0) und die Distribution, hier vor allem 2035 einen alternativen Antrieb nutzen. Der Klima- cherheit, umweltfreundliches Fahren, höheren noch wesentlich strukturen haben teilweise kräftigen Aufholbedarf. durch den Distanzhandel, ist das Zusammenspiel wandel und der Umweltschutz werden ihre Rele- Komfort und eine effiziente Nutzung der Trans- verstärken. Das Land sprüht vor Ideen, Zukunftsthemen aller logistischen Komponenten und Netzwerkpart- vanz behalten und an Bedeutung gewinnen. Dabei portinfrastruktur). Ein Aktionsplan des bmvit aus Alexander Friesz Vizepräsident des Zentralverbandes sind automatisiertes Fahren, Digitalisierung 4.0, die ner gefragt. Logistik wird immer mehr zum Supply wird beim Kauf eines Produkts zukünftig die Um- dem Vorjahr ermöglicht es der forschenden In- Spedition & Logistik 10 | BRANCHENREPORT | 2017 2017 | BRANCHENREPORT | 11
COVERSTORY dustrie, automatisiertes Fahren unter realen Bedin- Luftfracht: Leistungsstarke Air- gungen zu testen. So werden etwa 10 Mio. Euro für Cargo-Hubs in Wien und Linz den Ausbau von Testumgebungen in Österreich zur Verfügung gestellt. Finnland, Schweden, die Nie- derlande, Deutschland und England haben bereits Teststrecken. Bis das autonome Fahren zu einem Massenphä- nomen im Individualverkehr wird, wird es aber noch einige Jahre dauern. Deutlich früher werden hingegen „automatisier- te Lkw-Kolonnen“ über die Fernstraßen flitzen (Pla- tooning) . Dabei fahren miteinander vernetzte Lkw sehr knapp hintereinander, sie sind durch Spurhal- tesysteme oder Abstandssysteme miteinander ver- netzt, die Fahrer in den einzelnen Lkw können je- derzeit eingreifen. Der geringe Abstand von 15 statt wie üblich 50 Metern soll laut einer Studie von PWC dank weniger Luftwiderstand die Betriebskosten der Flotte um bis zu 28 Prozent reduzieren. Das Potenzi- Ennshafen: An der Donau entsteht ein moderner Logistik-Hub. al des Kostenrückgangs aufgrund von Automatisie- rung bewegt sich laut Schätzung von BCW in einer Bandbreite von 50 bis 75 Prozent. Für vollständig Infrastrukturministerium investiert in den flächen- automatisiertes Fahren fehlen aber noch weitge- deckenden Ausbau von E-Ladestationen und in hend die gesetzlichen Grundlagen (die sogenann- neue Batterietechnologien. Dadurch wird die te Level-3-Klassifizierung). Für Klaus Dohrmann Reichweite der E-Autos massiv erhöht. Eine An- (DHL Customer Solutions & Innovation) steht fest: kaufsförderung für private Nutzer ist Anreiz, um „Das Platooning für Lkw wird kommen. Lenkzei- auf Elektrofahrzeuge umzusteigen, Städte und Ge- ten sind dann nahezu nicht mehr relevant und die meinden können Ausnahmen vom Park- und Hal- Effizienz wird enorm gesteigert.“ Das automatisier- teverbot oder verbilligtes Parken ermöglichen. Das te Kolonnenfahren von Lkw erhöht den Durchsatz Verkehrsministerium investiert in den kommenden von Fahrzeugen auf Autobahnen und reduziert den Jahren über 20 Mio. Euro in automatisiertes Fahren, CO₂-Ausstoß der Trucks um bis zu zehn Prozent. speziell in Testumgebungen und weitere Technolo- gieentwicklungen. Noch 2017 gibt es Tests, etwa ein Transportwirtschaft als Vorreiter selbstfahrender Minibus in Salzburg oder Spur- „Spediteure sind darauf fokussiert, Fahrzeuge mit wechsel-Autopiloten in der Steiermark. Was aber möglichst geringem Verbrauch einzusetzen“, meint fehlt, ist eine klare Strategie für alternative Antriebe Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverban- im Güterverkehr. Die Speditionsbranche fordert des Spedition & Logistik. Mehr als 20.000 Pkw, Lkw hier zu raschen Aktivitäten auf. und Busse sind in Österreich mit alternativen An- trieben unterwegs, davon fährt jedes fünfte Fahr- Österreich hat Top-Logistik zeug im gewerblichen Sektor und die Effizienz von Nachdem Österreich 2014 beim Logistik-Perfor- Pkw und Lkw steigt beachtlich an. Doch elektrische mance-Index der Weltbank als Logistikstandort nur FOTOS: GETTY IMAGES, BEIGESTELLT (2) Fahrzeuge haben sich in Österreich bisher kaum mehr auf Platz 22 landete, ist es 2016 gelungen, mit Die Branche durchgesetzt, meint Jürgen Halasz vom Bundesver- Platz 7 wieder unter die Top 10 zu kommen. „Ein befindet band Elektromobilität Österreich. Mithilfe des ös- wichtiger Achtungserfolg, der der Leistung und terreichischen E-Mobility-Hub-Projekts ÖHUB soll Qualität der österreichischen Logistikunternehmen sich am die Elektromobilität für den Kunden attraktiver und gerecht wird. Als Interessensvertretung sind wir be- Anfang einer zugänglicher werden. Im Rahmen des Projekts sol- müht, die Stärken der österreichischen Logistik- komplexen len 80 Prozent der in Österreich vorhandenen öf- branche aktiv zu positionieren und Allianzpartner System- fentlichen Ladeinfrastruktur vernetzt werden. Ös- zu finden“, so Wolfram Senger-Weiss, Präsident des umstellung. terreich ist aktuell Spitzenreiter in der EU bei den Zentralverbandes Spedition & Logistik. Der Logis- Sebastian Kummer Neuzulassungen von elektrischen Fahrzeugen, das tik-Performance-Index (LPI) 2016 der Weltbank Inst. f. Transportwirtschaft, WU 12 | BRANCHENREPORT | 2017 2017 | BRANCHENREPORT | 13
COVERSTORY vergleicht 160 Länder hinsichtlich ihrer Logistik- Graz-Werndorf: Eines der modernsten Terminals Österreichs Performance. „Platz 7 in der Weltrangliste der Logistikstandorte ist ein sehr positives Signal, vor allem was die Würdigung von Leistung und Quali- tät der österreichischen Logistikunternehmen be- im Juni 2016 auf der Fachkonferenz „Erfolgreich trifft. Der LPI der Weltbank ist aber auch ein wich- durch Innovation – Neue Wege in der Logistik“ vor- tiger Indikator für die Ansiedlung von internatio- gestellt. Das Projekt KOLAMBRA (Kooperative nalen Unternehmen und damit besonders relevant Last-Mile-Branchenlogistik) etwa untersucht die für den heimischen Wirtschaftsstandort“, betont Idee, Güterverkehre branchenspezifisch vor der Senger-Weiss. Für ihn ist diese Entwicklung aber Stadt zu bündeln und die Last Mile mit einem zer- kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. tifizierten Stadtlogistiker abzudecken. Dadurch „Sieht man sich das Ranking näher an, sind viele könnte der Güterverkehr in Städten verringert wer- der besten Logistikstandorte in unserer Nachbar- den. RTM-O (Rail Transport Mobilitäts-Optimie- schaft zu finden, und unser größter Mitbewerber in rung) wiederum ermöglicht die Optimierung der der Logistik und wichtigster Handelspartner, näm- Auslastung der Zugsysteme eines Eisenbahnver- lich Deutschland, wurde wieder Weltmeister. Ziel kehrsunternehmens in direkter Abstimmung mit muss es jetzt sein, die erfolgreiche Platzierung dem Industriekunden in einer unternehmensüber- standortpolitisch bestmöglich zu nutzen. Die hei- greifenden IT-Plattform und in kollaborativen Pro- mischen Logistik-Stakeholder, allen voran das Ver- zessen. Kundenversand- und Empfangsprozesse kehrsministerium, müssen dazu ihre Kräfte bün- werden mit zentralen Produktionsprozessen verti- deln. Eine Marke im Sinne von ‚Logistik Made in kal und horizontal intelligent verzahnt und aufein- Austria‘ soll rasch etabliert und national wie inter- ander abgestimmt. Gemeinsames Ziel ist die besse- national vermarktet werden.“ re Auslastung der bestehenden Bahnkapazität von Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralver- der Raffinerie Schwechat bis zum jeweiligen Ver- bandes Spedition & Logistik, sieht die gute Platzie- sandlager. rung als erstes Etappenziel: „Seit wir im Jahr 2014 Der Bahn-Kupplungs-Roboter BAKURO au- im LPI auf den Platz 22 abgestürzt sind, haben wir tomatisiert die Verwendung der im europäischen als Verband, zur Qualität und Wertschöpfung des Güterverkehr standardmäßig verwendeten (und heimischen Logistikstandorts, intensiv Öffentlich- Günther Ofner: „Vor 2019/2020 ist daher mit keiner diese pionierhaften Start-up-Unternehmen der hei- bisher manuell bedienten) Schraubenkupplung. keitsarbeit und Lobbying betrieben. So wurde auf Rechtssicherheit zu rechnen.“ mischen Logistikszene vor den Vorhang geholt und Next Generation European Inland Waterway Ship unser Drängen hin im Infrastrukturministerium einen Preis ausgelobt. Den Sieg holte sich die Car- (NEWS) nennt sich ein Binnenschiff, das für Con- ein Logistikbeauftragter ernannt und ein Stakehol- Start-ups und Innovationen gometer GmbH für ein System der 3D-Vermessung tainertransport, Projektladung, Fahrzeuge, Massen- derprozess in Gang gesetzt. Jetzt erwarten wir uns, So gut Österreich mitsamt den hier aktiven Unter- von Ladegütern am fahrenden Gabelstapler (siehe oder Schwergut optimiert ist. Durch einen aktiven dass Bundesminister Jörg Leichtfried diese Chance nehmen aktuell als Logistikstandort auch aufgestellt auch Seite 34 bis 38). Ballasttank kann der Tiefgang innerhalb von Minu- für einen New Deal, im Sinne von Wirtschafts- ist: Ob seine (und Europas) Position langfristig hal- Auf dem Siegertreppchen landete weiters die ten um 80 Zentimeter variiert werden. Das Binnen- standort und Arbeitsplätzen, erkennt und unsere ten wird, ist eine andere Frage. Ein Indikator dafür StoreMe Gmbh, eine Onlineplattform für die La- schiff kann dieselelektrisch oder mit Flüssigerdgas Branche auch in der Öffentlichkeit als ‚Logistikmi- mag die Innovationskraft sein, etwa in Form von gerplatzvermittlung. Auch Gleam Technologies mit angetrieben werden. Weitere Resultate des Projekts nister‘ unterstützt.“ Start-ups – der Finanzierung innovativer Logistik- einem Hybrid-Lastenfahrrad für die Citylogistik, sind ein Finanz- und Businessplan für Investo- Einige wichtige Infrastrukturprojekte im Sektor und Transportentwicklungen. Laut der Manage- dessen Motor gemeinsam mit dem oberösterreichi- ren sowie neue logistische Konzepte für Binnen- Mobilität kommen nur schleppend voran. Über- mentberatung Oliver Wyman flossen allein aus öf- schen Automobilzulieferer Miba speziell für diese häfen. bordende Regulierungen und ausufernde Verfah- fentlichen Budgettöpfen global in den vergangenen Anwendung gebaut wurde, konnte überzeugen. Um das Einkaufen ohne Auto zu erleichtern, ren hemmen oft. Etwa die Umweltverträglichkeits- zehn Jahren 11 Mrd. Dollar in Logistik-Start-ups. Zum Thema Logistik in der Stadt fand im Vorjahr wurde auch eine „Einkaufswagenlösung“ für den Jeder Euro prüfung (UVP), die zwar grundsätzlich ein nütz- Die zehn weltgrößten Logistik-Start-ups vereinen 5 in Wien übrigens auch die Fachkonferenz „Future Fuß- und Radverkehr entwickelt. Umsatz in liches und notwendiges Instrument zum Schutz Mrd. Dollar an Investments (getätigt zwischen 2007 City Logistics 4.0“ statt. „Großes Potenzial für den Die Entscheidung über die Qualität des Logis- der Umwelt und der Anrainer ist, aber notwendige und 2016) auf sich, doch Europa tätigte derzeit nur Einsatz elektrischer Fahrzeuge“, war der Tenor: Der tikstandorts Österreich wird jedenfalls nicht mehr der Logistik und mehrfach geprüfte Projekte oft verzögert oder fünf Prozent der globalen Investitionen in (vor al- Frachtverkehr macht rund 15 Prozent des Verkehrs- auf der Fahrzeugseite, sondern durch intelligente, sichert 3,88 FOTOS: BEIGESTELLT (3) überhaupt verhindert. Etwa die „dritte Piste“ des lem) die Digitalisierung der Supply Chain. In Ös- aufkommens einer Stadt aus, 80 Prozent davon wer- bestens mit Kunden und Konsumenten vernetzte Euro Umsatz Flughafen Wien. Sie ist seit 1999 in Planung. Mitt- terreich, Deutschland und der Schweiz gibt es laut den mit Kleinlastwagen abgewickelt, meist in un- IT-Systeme entschieden, die sämtliche Logistikpro- in der Volks- lerweile dauert das Verfahren mehr als zehn Jahre, Wyman gerade 42 Start-ups in dem Sektor. Es ist mittelbarer Umgebung und B2B. zesse digitalisieren. Das ist den heimischen Spedi- wirtschaft. erst jüngst hat das Bundesverwaltungsgericht ei- also höchst an der Zeit, hier Fahrt aufzunehmen. Impulse setzten im Vorjahr auch einige von teuren sehr wohl bewusst, doch befinden sich alle nen Ausbaustopp verhängt, gegen den wiederum Zum ersten Mal überhaupt hat die Internationa- bmvit und FFG geförderte F&E-Projekte im Bereich Unternehmen hier erst am Anfang einer komplexen Herwig Schneider Geschäftsführer IWI Rechtsmittel eingelegt wurden. Flughafen-Direktor le Wochenzeitung Verkehr im Vorjahr daher Güterverkehr und Transportlogistik. Diese wurden Systemumstellung. 14 | BRANCHENREPORT | 2017 2017 | BRANCHENREPORT | 15
WEITERBILDUNG Logistik 4.0 für FÜHRUNGSKRÄFTE In zwei Blockveranstaltungen zeigen hochkarätige Vortragende die Vorteile von digitalisierten Logistikkonzepten. D ie Digitalisierung der Produk- Practises und Tools unterstützt dieser tion und damit auch der Lo- Kompaktkurs die Teilnehmer bei der gistikdienstleistungen stellt die Überprüfung und gezielten Weiter- gesamte Branche vor große Herausfor- entwicklung traditioneller Geschäfts- derungen. Klassische Logistiksysteme modelle sowie in Fragen der Orga- treten gegenüber vernetzten Systemen in nisations- und Personalentwicklung den Hintergrund, die IT von Spediteu- und der Implementierung im Unter- ren und Logistikern wird zum entschei- nehmen.“ denden Asset im nationalen und inter- Zu den Vortragenden zählen neben nationalen Wettbewerb. Investitionen in Kummer unter anderem Mag. Andreas die Datenverarbeitung und das Aufset- Tschas von pioneers.io, Dirk Reich zen digitaler Geschäftsmodelle und Pro- MSc von Log-Hub.com, Roman Ley- zesse ist für Logistikunternehmen daher dolf MBA von ARC3, Prof. Dr. Rein- überlebenswichtig. hold Rapp von FutureBase, Dipl.-Ing. Rene Forsthuber von AON Risk Ma- Wissen erweitern nagement, Dr. Ludwig Österreicher Trotzdem gibt es in vielen Unternehmen von Cargometer, Mag. Armin Musija noch eine gewisse Scheu vor der für vie- von Store.me, Dipl.-Wirt.-Ing. Kai le Manager neuen Materie. Daher veran- Derda von Chep, David Savasci BSc staltet der Zentralverband Spedition & Führungs- von Zuper, Dr. Werner Vogelauer von Logistik gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Sebastian kräfte Trigon, Mag. Doris Palz von Great Place to Work, Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirt- Mag. Andrea Viehauser von LAB & Company und schaft und Logistik an der WU Wien, einen Kom- erhalten Mag. Claudia Suarez-Gapp MBA von Nielsen. paktkurs zum Thema Logistik 4.0. Einblick in Der Kompaktkurs fand in zwei Blockveranstal- „Der Kompaktkurs Logistik 4.0 Management wesentliche tungen vom 20. bis 22. April und vom 19. bis 20. Certificate bietet Führungskräften die Möglichkeit, Logistik- Mai 2017 am Flughafen Wien und an der Wirt- sich intensiv mit wesentlichen Management-Frage- themen. schaftsuniversität Wien statt. stellungen zu befassen“, sagt Kummer. Hochkaräti- Peter Umundum: „Wer Erfolg haben und Ent- Sebastian Kummer ge Vortragende und praxisnahe Inhalte bieten op- Inst. f. Transportwirtschaft, WU wicklungspotenziale nutzen möchte, muss jetzt timalen Nutzen für die Entwicklung von eigenen Wissen aufbauen.“ Logistikkonzepten von morgen. Für das Wintersemester 2017 ist bei genügend FOTOS: BEIGESTELLT Auch Peter Umundum, Ressortleiter Supply Nachfrage bereits ein weiteres Logistik 4.0 Manage- Chain Management im Zentralverband Spediti- ment Certificate geplant. on & Logistik, sieht hier eine perfekte Möglichkeit für Topmanager, ihr Logistikwissen in speziellen Aktuelle Informationen finden Sie unter Fachgebieten zu erweitern. Umundum: „Durch Best www.spediteure-logistik.at 16 | BRANCHENREPORT | 2017
OBOR Die NEUE SEIDENST R A SSE Eine neue Zugverbindung zwischen der nenmetropole zentralchinesischen Millio Rotterdam Chongqing und dem Hafen China und befördert Güter zwischen wie auf dem Europa doppelt so schnell n dieser Seeweg. Wie Österreich vo nn. neuen Route profitieren ka S pätestens seit der Aufkün- digung des Transpazifi- schen Freihandelsabkom- mens (TPP) durch US-Präsident Donald Trump sieht die chinesische Führung in den Ländern der EU einen für seine Unternehmen weltweit wichti- FOTOS: WWW.PICTUREDESK.COM (2), GETTY IMAGES (2) gen Absatzmarkt. Den will Chinas Präsident Xi Jinping jetzt mit einer neuen, rund 11.500 Ki- lometer langen Bahnlinie entlang der Route der an- tiken Seidenstraße noch enger an sich binden. Un- Der erste Frachtzug, der glaubliche 100 Mrd. Dollar werden seitens der chi- aus China kommend in nesischen Regierung in den Ausbau dieser „One London eintraf, wurde euphorisch gefeiert. Belt, One Road“ (OBOR) genannten Strecke inves- tiert, die in weiten Teilen jener alten Handelsroute folgt, auf der schon der Venezianer Marco Polo ins Reich der Mitte gereist ist. Bis zu 20 Frachtzüge täglich sollen künftig aus dem wichtigen zentralchinesischen Wirtschafts- raum mit den Millionenmetropolen Xi’an, Chong qing und Chengdu mit Containern voller Elek- 18 | BRANCHENREPORT | 2017 2017 | BRANCHENREPORT | 19
OBOR Chinas neue Seidenstraße Duisburg Moskau Rotterdam RUSSLAND DEUTSCHLAND NIEDERLANDE Neue Seidenstraße Bishkek Almaty Venedig KASACHSTAN KIRGISISTAN ITALIEN Urumqi Istanbul Peking Samarkand TÜRKEI Dushanbe Athen USBEKISTAN TADSCHIKISTAN Xi’an GRIECHENLAND Teheran Shanghai Kairo IRAN ÄGYPTEN Chongqing Fuzhou Taipei Kalkutta Hanoi TAIWAN INDIEN Hongkong VIETNAM Haikou Colombo SRI LANKA Kuala Lumpur MALAYSIEN Nairobi Singapur KENIA Maritime Jakarta Seidenstraße INDONESIEN tronikwaren, Textilien, Plastikwaren und anderer Einer der ersten konkreten Schritte für die Um- Konsumgüter Richtung Westen rollen. Die Zugfahrt setzung war die Gründung der „Asiatischen Infra- dauert zwei Wochen. Sie ist damit deutlich schnel- strukturinvestmentbank“ (AIIB), die sich seit Jän- ler als der Seeweg von den ostchinesischen Häfen ner 2016 um die Finanzierung von Infrastruktur- nach Rotterdam oder Hamburg. Und auch der Weg projekten entlang der neuen Seidenstraße kümmert. zählt als Ziel. China nutzt auch die Strecke selbst als 57 Länder und Regionen, durch die diese Bahnlinie neuen Warenumschlagplatz und Ort der Wert- führt oder die an die Linie angrenzen, haben sich schöpfung. an der AIIB beteiligt, darunter auch Österreich. 500 Für Europas Handelsbranche bedeutet das große Mio. Dollar hat die Bundesregierung in die AIIB Umwälzungen. Rainer Will, Geschäftsführer des eingezahlt, um sich ein Mitspracherecht bei der Handelsverbandes und damit der Interessensver- Vergabe der Projekte zu sichern. treter der großen heimischen Handelskonzerne: „Wenn Alibaba in Zukunft über die Seidenstraße Milliardeninvestitionen liefert, wartet der Kunde nur mehr zwei Wochen Der Balkan ist dabei eine jener zentralen Regio- auf seine Lieferung. Das sorgt sicherlich für zusätz- nen, in denen die AIIB in Infrastrukturprojekte zur liche Dynamik am Markt.“ Das sieht auch Walter Verbesserung der Verkehrswege investieren will. Konzett, Ressortleiter Landverkehre im Zentralver- 10 Mrd. Euro werden derzeit in entsprechende band Spedition & Logistik, so: „Die Erfahrung der Bauvorhaben investiert, etwa in eine neue Hoch- Österreich letzten Jahre zeigt, dass sowohl die Qualität als auch geschwindigkeitsverbindung zwischen Skopje und könnte sich die Quantität (Abfahrtsfrequenzen ost- und west- Saloniki sowie dem von chinesischen Investoren gehend) der Verbindungen stetig zugenommen hat. ausgebauten Hafen von Piräus oder die Verbesse- als wichtiger Zudem finden diese intermodalen Verbindungen, rung der Zugsverbindung zwischen Budapest und ILLUSTRATION: RENE GATTI Hub an als dritte Alternative im Asienhandel, mehr und Belgrad. dieser neuen mehr Zugang in die Supply Chains der Kundschaft, Ein anderer für Österreich wesentlicher Inves- Seidenstraße und das unabhängig von der Industriesparte. Der titionsbereich ist der Ausbau der transkaspischen positionieren. politische Wille zum weiteren Ausbau tut ein Übri- Route, bei der ein regelmäßiger Containerschiffs- ges, um diesen Transportmodus für die Zukunft fest verkehr über das Kaspische Meer die Transportwe- Andreas Breinbauer BFI University, Wien im Handel mit Asien zu etablieren.“ ge zwischen China und Europa deutlich verkür- 20 | BRANCHENREPORT | 2017
OBOR zen soll. Dabei möchte sich vor allem das erdölrei- sitätslehrgangs Logistik und Transportmanagement che Aserbeidschan als Logistik-Hub etablieren. In an der BFI University of Applied Sciences in Wien, Alyat, 65 Kilometer südlich der Hauptstadt Baku, meint. „Österreich könnte sich als wichtiger Hub an wird gerade ein Tiefseehafen errichtet, der groß ge- dieser neuen Seidenstraße positionieren“, sagt er. nug für Eisenbahnfähren ist, die ganze Frachtzü- Wien sei schon heute ein wichtiger Standort für re- ge aufnehmen können. Auch auf der anderen Seite gionale Headquarters für die CEE-Länder, so der des Binnenmeeres, im kasachischen Aktau, wird Wissenschaftler, der mit seinem Institut gerade an der Hafen entsprechend ausgebaut. Hier investiert einer Studie über die Bedeutung Wiens als Standort eine Gruppe aus Dubai rund 1 Mrd. Dollar. Da- für regionale Headquarters internationaler Konzer- mit rücken auch die Märkte Zentralasiens näher ne arbeitet. Breinbauer: „Interviews in China haben an Europa. gezeigt, dass Wien zwar als kulturelles Zentrum sehr bekannt ist, aber nicht im selben Ausmaß als Positive Effekte für Österreichs Wirtschaft internationales Handelszentrum wahrgenommen Noch führen die geplanten Handelswege nicht wird. Die Chinesen sind vor allem daran interes- durch Österreich, trotzdem könnten alleine die bis- siert, in Regionen zu investieren, wo sie auch Zu- lang bestätigten Infrastrukturmaßnahmen eine gang zu Know-how, innovativen Potenzialen und Steigerung des heimischen Bruttoinlandsprodukts Produktentwicklung haben. Dabei sind sie immer um rund 128 Mio. Euro, also rund 0,03 Prozent, wieder erstaunt, dass es in Europa wesentlich weni- bringen, wie Julia Grübler und Robert Stehrer vom ger Barrieren für Investitionen gibt als etwa in den Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsver- USA oder Kanada.“ gleiche (wiiw) berechnet haben. Dieser Effekt wür- Auch wenn Österreichs Wirtschaftsleistung im de sich, so die Autoren, alleine aus einer erhöhten Vergleich zur chinesischen winzig erscheint, ist das Nachfrage in jenen ost- und südosteuropäischen Land für China auch ein interessanter, weil poten- Ländern ergeben, zu denen Österreich bereits heu- ter Markt. Mit Importen von rund 8 Mrd. Euro liegt te gute Handelsbeziehungen pflegt. „Der Effekt er- China in der österreichischen Importstatistik an gibt sich nur durch gesteigerte österreichische Ex- dritter Stelle. In der heimischen Exportwirtschaft porte als unmittelbare Auswirkung der bereits be- liegt China derzeit mit einem Volumen von 3,3 Mrd. stätigten chinesischen Investitionen auf dem Euro an zehnter Stelle. Es gibt aber noch deutliches Balkan“, sagt Julia Grübler. „Wichtiger als einmalige Potenzial nach oben. Von der neuen Verbindung Investitionen sind aber mögliche mittelfristige Ein- würden etwa die heimische Stahlbau- und Maschi- kommenssteigerungen in den Balkanländern, zu nenindustrie oder die Nahrungsmittelindustrie pro- denen Österreich gute Handelsbeziehungen hat. fitieren. Insgesamt gehen derzeit 18 Prozent der hei- Das würde nämlich zu einer größeren Nachfrage mischen Exporte in Länder entlang der neuen Sei- nach österreichischen Produkten führen.“ denstraße. Wenn diese einmal angelaufen ist, wird die gesamte Region für die heimische Wirtschaft Keine Einbahnstraße stark an Bedeutung gewinnen. Walter Konzett: Doch die neue Seidenstraße ist keine Einbahn. „Grundsätzlich kann die österreichische Wirtschaft Auch wenn Österreich – noch – nicht direkt mit ei- von schnellen Verbindungen von und nach Asien nem Hub an sie angeschlossen ist, wird die heimi- profitieren. Die Silk Road muss als Handelsroute Grundsätzlich sche Exportwirtschaft von der Reduktion der Trans- für den gesamten eurasischen Kontinent betrachtet portkosten in den Nahen und Mittleren Osten so- werden, und Österreich liegt im Herzen derselbi- kann die wie nach Zentral- und Südostasien profitieren. gen. Österreich mit seiner Top-Infrastruktur kann österreichische Kasachstan, Kirgistan, Turkmenistan und Usbeki- hier als das logistische Drehkreuz für Zentral- und Wirtschaft von stan sind plötzlich zu konkurrenzfähigen Fracht- Osteuropa fungieren. Der Zugang zum Balkan und schnellen preisen von Mitteleuropa aus per Bahn erreichbar. zu den Südhäfen stellt dabei auch einen wichtigen Verbindungen Eine Abzweigung oder auch eine zweite Variante Vorteil dar. Die chinesische Regierung hat ja bereits von und der Seidenstraße, da sind sich die Planer noch nicht diverse Projekte in Europa (siehe Griechenland, Ma- FOTOS: BEIGESTELLT einig, bindet auch die Türkei und den Iran ein. kedonien, Bahnlinien, Häfen etc.) angeschoben, und nach Asien Österreich erschließt sich dabei entlang dieser nachdem ja auch Österreich an der AIIB (Asiatische profitieren. Verkehrsroute Märkte mit mehr als 4,4 Mrd. Men- Infrastrukturinvestmentbank, Kapital 100 Mrd. Dol- Walter Konzett schen in 65 Ländern. Eine große Chance für den lar) direkt beteiligt ist, wird sich hier sicherlich die Ressortleiter Landverkehre Europa Gebrüder Weiss GmbH Export, wie Andreas Breinbauer, Leiter des Univer- ein oder andere Chance bieten.“ 22 | BRANCHENREPORT | 2017
INTERVIEW „Österreichs Herr Senger-Weiss, das Jahr 2016 war für die heimische Speditions- und Logistikbranche ein herausforderndes, welche Bilanz ziehen Sie für sich der Veränderung der Rahmenbedingungen be- wusst werden. Neben der intensiven Beschäftigung mit den Logistikwirtschaft Ihren Verband? Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die Logistik- Es war für die Betriebe und den Verband ein durch- branche speziell in unserem Ressort Supply Chain aus erfolgreiches Jahr – bei relativ stabiler Konjunk- haben wir uns daher entschieden, gemeinsam mit tur konnten wir wichtige Themen für die Branche Professor Kummer von der Wirtschaftsuniversität umsetzen und sind im LPI wieder unter die Top 10 Wien die erste Managementausbildung für Logistik kann sich Es soll in der breiten Öffentlich weltweit gekommen. Österreichs Logistikwirtschaft 4.0 in Österreich anzubieten. Hochkarätige Vortra- stellt einen wichtigen, aber oft wenig geschätzten gende aus Lehre und Praxis vermitteln den Teilneh- keit noch deutlicher sichtbar Wirtschaftsfaktor dar. Daher setzen wir uns sehr mern fundierte Informationen, um in diesem un- werden, dass die Logistikbranche engagiert für die Festigung des Logistikstandorts sicheren Thema möglichst professionelle Entschei- sehen lassen“ Österreich und die Schaffung einer Marke „Logistik dungen treffen zu können. Es gilt, am Puls der Zeit ein sehr wichtiger Wirtschafts Made in Austria“ ein. zu sein, bestehende Geschäftsmodelle zu hinterfra- faktor ist und „Logistik Made in Im Jahr 2014 haben wir mit dem Logistikpaket zwölf prioritäre Themenbereiche für unsere Ar- gen und neue zu entwickeln. Denn eines ist klar: Wir befinden uns inmitten Austria“ eine Marke ist, auf die beit definiert. Im Vorjahr konnten wir feststellen, der vierten industriellen Revolution. Die tragende das Land stolz sein kann. dass viele dieser Punkte schon umgesetzt wurden oder aktuell bearbeitet werden. Ein Schwerpunkt ist Säule dabei ist die Fusion der digitalen Technolo- giewelt mit der physischen. Logistiker übernehmen WOLFRAM SENGER-WEISS, auch die Mitarbeit und Mitgestaltung im Arbeits- dabei immer stärker die Rolle der digitalen Schnitt- Präsident des Zentralverbandes ausschuss Logistik unter dem Schirm des Bundes- ministeriums für Verkehr, Innovation und Techno- stelle in der Supply Chain. Erfolgreiche Spediteure und Logistikunternehmen punkten schon heute mit Spedition & Logistik, zieht eine logie (bmvit). Dieser Ausschuss ist gemeinsam mit ihrem qualitativ hochwertigen Know-how und kre- positive Bilanz und blickt dem Logistikbeauftragten ein wichtiges Steuerungs- gremium von bundesweiten Logistikinteressen. Zu ativen Lösungen, die tief in die Supply Chain ihrer Kunden hineinwirken. Durch die Herausforderun- optimistisch in die Zukunft. den neuen Themen des vergangenen Jahres zählten gen von Industrie 4.0 wird sich diese Entwicklung beispielsweise SOLAS, der Einsatz der Registrier- noch massiv verstärken. Österreichische Betriebe kassa oder die Vorbereitung auf das ab heuer gel- definieren sich durch hervorragend ausgebildete Wolfram tende Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz. und innovative Mitarbeiter und wir dürfen hier auf Der Zentralverband hat sich in den vergangenen keinen Fall den Anschluss verlieren. Senger-Weiss Jahren als relevante Interessensvertretung der Spe- Seine berufliche Kar- ditions- und Logistikwirtschaft positioniert und es Inwieweit wird sich durch Logistik 4.0 der Akti- riere startete Wolfram geschafft, die Anliegen an die relevanten Stakehol- onsradius der Logistikbranche verändern? Senger-Weiss nach dem Studium an der heranzutragen, um die Interessen seiner Mit- Kernthemen sind und bleiben flexible, individuelle der WU Wien in glieder bestmöglich wahrzunehmen. Unser Ver- und automatisierte Prozesse entlang der Supply der Industrie als band ist eine unabhängige und verkehrsträgerneu- Chain. Damit verbunden sind ein anspruchsvolles Vorstandsassistent der trale Interessensvertretung mit dem Anspruch, auf Qualitätsmanagement und vermehrt die Digitali- Berndorf AG und im lokaler, regionaler und europäischer Ebene die In- sierung der Produktionsprozesse. In unserer Bran- Management eines teressen seiner Mitglieder professionell und sub che werden neue Tätigkeiten entstehen, bestehende Start-ups in den USA. stanziell zu vertreten. Hier sind wir 2016 wieder werden sich verändern und es werden auch welche 2003 übernahm er einen wichtigen Schritt weitergekommen. wegfallen. Das Internet der Dinge wird Systeme, die Verantwortung im Fahrzeuge, Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden Bereich Corporate Con- Die Logistik-Welt erlebt derzeit einen tiefgrei- vernetzen und neue Möglichkeiten eröffnen. Wir trolling bei Gebrüder fenden Umbruch. Digitalisierung, Industrie 4.0 sehen in unserem Tun gute Entwicklungschancen, Weiss, seit 2005 zeich- net er im Vorstand für und Logistik 4.0 haben markante Auswirkun- wenn wir dem Kunden Lösungen anbieten können, die Ressorts Finanzen, gen auf den Güterverkehr. Wie bereitet sich die seine Effizienz steigern. Das können auch Services Legal, Einkauf, Immo- Logistikwirtschaft auf diesen Wandel vor? in neuen Bereichen wie Big Data sein, wobei hier bilien, M & A sowie Die Geschwindigkeit der Veränderung, mit der auch andere rechtliche Herausforderungen wie Da- CSR und Nachhaltigkeit FOTOS: IAN EHM wir alle konfrontiert sind, hat rasant zugenommen. tenschutzregeln vor uns liegen. verantwortlich. Seit Zwar sehe ich die Themen nicht als kurzfristig dis- Immer mehr Menschen kaufen online ein, die 2012 ist er Präsident ruptiv für unsere Branche, trotzdem sollte sich je- gekauften Produkte werden immer öfter individuell des Zentralverbandes der mit den neuen Möglichkeiten beschäftigen und für den einzelnen Auftrag produziert. Individu- Spedition & Logistik. 24 | BRANCHENREPORT | 2017 2017 | BRANCHENREPORT | 25
INTERVIEW eller werden damit auch die Zustellwünsche der che über diese Schlüsselperson die Anliegen bes- Kunden. Die steigende Individualisierung bei Pro- ser in die Mühlen der Bürokratie hineintragen? duktion und Logistik erfordert neue Transportlö- Logistische Themen sind mitunter stark fragmen- sungen, die wir Logistiker gemeinsam mit unseren tiert und komplex. Wir als Zentralverband haben Kunden entwickeln müssen. daher nachdrücklich einen Logistikbeauftragten im Ich will bei all dem Glauben an neue Chancen bmvit in Form einer kompetenten Ansprechperson aber auch den Hinweis auf neue Risiken nicht ver- gefordert – und bekommen. Mit der Ernennung von gessen: Digitale Speditionen, neue Plattformen oder Franz Schwammenhöfer in diese Funktion stellen neue Marktteilnehmer werden entstehen und be- wir fest, dass wir unsere Anliegen besser an das Mi- stehende Marktverhältnisse verändern. Speziell nisterium, gepaart mit entsprechender Akzeptanz, mächtige Onlinehändler wie Amazon, Alibaba und herantragen können. Wir haben ein kompetentes Co oder Internet-Akteure wie Google und Uber entwickeln eine enorme Marktmacht. Hier müssen wir den fairen Wettbewerb im Auge behalten. Für alle Unternehmen müssen die gleichen rechtlichen „Im Vordergrund steht die Stärkung der Marke ,Logistik Made in Austria‘.“ Wolfram Senger-Weiss, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik Bedingungen gelten, für Genehmigungen, aber auch für Steuern und Abgaben. Hier gibt es massi- ven europaweiten Handlungsbedarf. Gegenüber bekommen, das als Spezialist die Anfor- derungen der Logistik versteht und als Insider im Vor zwei Jahren nahm der Arbeitsausschuss Ministerium die Themen korrekt platzieren kann. schöne Würdigung für die heimische Logistikbran- zum Europäischen Parlament unterhält. Das gibt uns Logistik seine Tätigkeit auf. Wie sehen Sie seine che und spiegelt deren Leistungsfähigkeit und Qua- und unseren Ressorts die Möglichkeit, über die CLE- Rolle und was wurde seither zugunsten der Die österreichische Logistikwirtschaft generiert lität wider. Nun gibt es keine objektiven Rankings, CAT-Arbeitsgruppen unsere Themen einzubringen Speditionswirtschaft erreicht? pro Jahr einen Umsatz von rund 34 Mrd. Euro sondern es ist immer eine Kombination aus Fakten und damit die europäischen Rahmenbedingungen Das bmvit wurde in den vergangenen vier Jahren und eine Wertschöpfung von 9 Mrd. Euro. Logis- und Wahrnehmung. Als Verband arbeiten wir in- für die Logistikwirtschaft mitgestalten zu können. von vier verschiedenen Ministern geleitet. Diese tik ist somit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der tensiv an den Rahmenbedingungen unserer Bran- Wechselhaftigkeit hat gewisse Verzögerungen bei 160.000 Arbeitsplätze sichert. Wird das von wirt- che, aber auch an ihrem Image. Wir sind sehr be- Welche Vorhaben, Ziele, Wünsche stehen auf der Umsetzung von logistikrelevanten Themen be- schafts- und verkehrspolitischer Seite gewürdigt? müht, unsere Stärken zu kommunizieren und dafür der Arbeitsagenda des Zentralverbandes für das wirkt. Der Arbeitsausschuss Logistik und das Com- Leider nein. Andere wie etwa Deutschland haben Allianzpartner zu finden. Jahr 2017/18? mittment zur Abarbeitung der im Gesamtverkehrs- dies erkannt und Logistik zu einem der Top-3-Wirt- Trotz gewisser Schwächen hat ein solcher Index In diesem Jahr werden wir selbstverständlich das plan für Güterverkehr und Logistik verankerten schaftszweige des Landes erklärt. Wie eine volks- eine nicht zu unterschätzende Aussagekraft und in- breit wirkende Lobbying in Österreich und auf in- Maßnahmen brachten eine gewisse Kontinuität. Es wirtschaftliche Studie zeigt, sichert jeder Beschäf- ternationale Wirkung. Platz 7 ist kein Grund, die ternationaler Ebene (CLECAT, FIATA etc.) im Sin- wurde vieles erreicht. Die gemeinsame Pressekon- tigte in der Logistik bis zu 3,5 Arbeitsplätze ab und Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil: Wir in ne unserer Mitgliedsunternehmen fortsetzen, an ferenz mit dem amtierenden Verkehrsminister Jörg trägt jeder Euro Wertschöpfung in der Logistik (8,6 Österreich müssen nun die Platzierung bestmöglich Themen mangelt es sicher nicht. Im Vordergrund Leichtfried im November und dessen deutliches Be- Mrd. Euro) bis zu 4,11 Euro an Wertschöpfung in standortpolitisch nutzen. Die Logistik-Stakeholder, steht die Marke „Logistik Made in Austria“, die ein kenntnis zum Logistikstandort haben wir als ein Österreichs Gesamtwirtschaft bei. allen voran das bmvit, sollten dafür ihre Kräfte bün- klares Profil bekommen und das Verständnis für Lo- positives Zeichen der Zusammenarbeit zwischen Ich wiederhole mich, aber daher erscheint uns deln. Und wieder betone ich hier: Die Marke „Lo- gistik und die Anliegen unserer Branche in der brei- der Politik und uns Logistikern verstanden. Das war die Entwicklung der Marke „Logistik Made in Aus- gistik Made in Austria“ muss rasch etabliert und ten Öffentlichkeit verstärken soll. Wir werden auch ein guter Schritt in die richtige Richtung. tria“ so wichtig. Wir reden über Wertschöpfung für international vermarktet werden. Vom amtierenden in diesem Jahr wieder zahlreiche standortpolitische Was wir uns im Verband von der österreichi- und in Österreich und wir reden über interessante Verkehrsminister Jörg Leichtfried erwarten wir uns, Schwerpunkte setzen, unsere Servicedienstleistun- schen Verkehrspolitik wünschen, ist mehr Dyna- Arbeitsplätze in diesem Land. Mit der Markenbil- dass er die Chancen erkennt und unseren Wirt- gen im Verband weiterentwickeln und mit dem vor- mik im Sinne des Logistik- und Wirtschaftsstand- dung wollen wir das Image unserer Branche in die schaftszweig auch in der Öffentlichkeit als „Logis- liegenden, zum zweiten Mal erscheinenden Bran- orts Österreich. Wir haben eine ausgezeichnete Ver- breite Öffentlichkeit rücken und so erreichen, dass tikminister“ tatkräftig unterstützt. chenreport auf die wirtschaftliche Bedeutung der kehrsinfrastruktur, wir punkten im kombinierten Logistik positiv wahrgenommen wird. Wir wollen Spedition und Logistik für Österreich hinweisen. Verkehr Schiene und Straße, und wir haben gute junge Menschen für eine berufliche Karriere in der Der Zentralverband ist seit zwei Jahren Mit- In diesem Jahr veranstalten wir als Zentralver- Mitarbeiter in unseren Unternehmen. Was uns fehlt, Welt der Logistik begeistern. glied in der europäischen Interessensvertretung band zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit der ist eine logistische Vision für dieses Land, ein ge- der Logistik (CLECAT). Lohnt sich diese Mit- Johannes Keppler Universität in Linz den Außen- meinsames Ziel, an dem sich alle ausrichten kön- Im Logistik-Performance-Index 2016 der Welt- gliedschaft für die heimischen Spediteure? wirtschaftsrechtstag, der diesmal dem Thema Zoll- nen. Daher ist uns die Arbeit an einer Marke „Lo- bank ist Österreich auf Platz 7 unter 160 Län- Unser Verband ist seit 2015 Mitglied des Verbandes wert gewidmet ist. Der Themenbereich Digitalisie- FOTOS: IAN EHM gistik Made in Austria“ so wichtig. dern weltweit platziert. Ist das ein respektables CLECAT, der auf europäischer Ebene agiert und die rung, Logistik 4.0 wird uns 2017 und in den Folge- Aushängeschild für „Logistik Made in Austria“? Anliegen unserer Branche in Richtung EU und an- jahren intensiv begleiten. Wir wollen uns damit Seit dem Jahr 2015 gibt es im Verkehrsministeri- Österreich ist in der Tat von Platz 22 im Jahr 2014 derer internationaler Institutionen lobbyiert und nicht nur als Schlagwort, sondern inhaltlich fun- um einen Logistikbeauftragten. Kann Ihre Bran- auf Platz 7 im Jahr 2016 vorgerückt. Das ist eine ausgezeichnete Beziehungen zur Kommission und diert auseinandersetzen. 26 | BRANCHENREPORT | 2017 2017 | BRANCHENREPORT | 27
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