Zum Einfluss der geometrischen Ausrichtung von 360 - Reflektoren bei Messungen mit automatischer Zielerfassung
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ebenfalls auf das vom Prisma reflektierte Zum Einfluss der geometri- Signal bezieht. Bisher bietet nur die Fir- ma Leica einen eigens für Robottachy- schen Ausrichtung von 360°- metrie entwickelten 360°-Grad Reflektor in quasi monolithischer Bauweise an (Typ Reflektoren bei Messungen mit GRZ4, vgl. Abb. 1). Er besteht aus sechs automatischer Zielerfassung verschachtelten Prismen, die mit ver- schiedener Ausrichtung möglichst nah 360°-Reflektoren können aus allen Richtungen angemessen werden. In Kombination um die Stehachse gruppiert sind, wäh- mit Tachymetern mit ATR dienen sie nicht nur zur Distanz- sondern auch zur Rich- rend andere Hersteller dabei geblieben tungs- und Höhenfestlegung. Aufgrund ihrer optisch-geometrischen Eigenschaften sind, mehrere kleine Einzelprismen ergeben sich spezifische Ablagen, die sich jeweils als Funktion der Reflektororientie- kranzförmig um die Stehachse anzuord- rung modellieren lassen. Mittels einer am geomETH (Geodätische Messtechnik, nen. Im Rahmen der hier vorgestellten ETHZ) entwickelten automatisierten Einrichtung wurden diese Kalibrierfunktionen Untersuchung wurde die mit dem Typ von fünf Exemplaren des Reflektortyps GRZ4 reproduzierbar ermittelt; eine Abhän- GRZ4 erreichbare Genauigkeit evaluiert. gigkeit von der Distanz und von der Visursteilheit wurde ebenfalls untersucht. Ein inzwischen modifizierter Prototyp des GRZ4 (Abb. 1b) wurde einbezogen. Les réflecteurs à 360° peuvent être visés à partir de toutes les directions. En combi- Wie bereits von der elektrooptischen Di- naison avec des tachéomètres munis d'un ATR, ils servent à mesurer des distances, stanzmessung bekannt, gilt eine Additi- des directions et des angles verticaux. Pour les applications nécessitant une préci- onskorrektion nicht nur für einen be- sion élevée, il s'agit cependant d'apporter des corrections à ces trois grandeurs. Ces stimmten Reflektortyp, sondern für eine corrections sont liées aux propriétés optiques et géométriques des réflecteurs et se Instrumenten-Reflektorkombination. Das laissent modéliser en fonction de leur orientation. Une procédé automatisé, dévelop- grundsätzliche Verhalten ist zwar typ- pé à geomETH (Geodätische Messtechnik, ETHZ), a permis de déterminer les fonc- abhängig [Schmidt, 1995]; die Beschrei- tions de calibration de cinq réflecteurs de type GRZ4. L'influence de la distance et de bung des Exemplarverhaltens erfordert l'inclinaison de visée a également été analysée. jedoch spezielle Untersuchungen. Ob- wohl sich der variable Anteil der Additi- Riflettori a 360° possono essere mirati da tutte le direzioni. In combinazionei con onskorrektion überwiegend auf die Ei- tachimetri con ATR servono per misurare non solo distanze, ma anche direzioni e genschaften der Sendediode und der da- angoli verticali. Per applicazioni che richiedono una precisione elevata, bisogna però durch bedingten Phaseninhomogenitäten effettuare delle correzioni a questi tre valori. Queste correzioni si basano sulle zurückführen lässt, hat sich ein lediglich caratteristiche ottiche e geometriche dei riflettori e si fanno modellare secondo fehlerbeschreibendes Modell, das auf l’orientamento dei riflettori. Un procedimento automatizzato - sviluppato nell’ambito physikalische Parameter verzichtet, als della geomETH (Geodätische Messtechnik, ETHZ) - permette di determinare le geeignet erwiesen. Den Ausbreitungs- funzioni di calibrazione dei 5 riflettori tipo GRZ4. Inoltre, l’influsso della distanza e und Reflexionseigenschaften des Signals dell’inclinazione della visuale è stato analizzato. in bzw. an den verschiedenen Medien (Luft, Glas, Metall) wurde bisher lediglich Navigation. Weil die Leistungsfähigkeit bei Präzisionsinstrumenten, die Polarisa- C. Favre, M. Hennes heutiger Tachymetersysteme (vor allem tionsmodulation verwenden, Rechnung durch die automatische Zielerfassung) getragen: Man verwendet zusammen mit gegenüber der terrestrischer Navigati- dem Mekometer ME5000 Prismen, die onsinstrumente erheblich gestiegen ist, hinsichtlich der weitgehenden Erhaltung 1. Einleitung ist die Verwendung derartiger 360°- der Polarisationszustände optimiert sind, 360°-Reflektoren kommen vorwiegend Reflektoren auch bei einer Reihe weiterer und achtet auf eine gleichartige Stellung dort zum Einsatz, wo unabhängig von Messaufgaben (Aufnahme, Absteckung, in Bezug auf die Verdrehung um die Zie- ihrer geometrischen Ausrichtung Distanz- Baumaschinensteuerung, ggf. auch De- lachse (Y- und Anti-Y-Stellung). Allen und auch Richtungsmessungen ermög- formationsmessung [Flach, Naterop, Anwendungen gemeinsam ist jedoch, licht werden sollen. Vor dem Aufkommen 1999]) vorteilhaft. Für diese Anwendun- dass die Verschwenkung quer zur Ziel- der Tachymeter mit automatischer Zie- gen müssen Genauigkeiten bis in den richtung möglichst gering gehalten wird, lerfassung (Robottachymeter) waren dies Millimeterbereich sichergestellt werden. um systematische Fehler unterhalb einer hauptsächlich Anwendungen mit gerin- Dies gilt nunmehr nicht nur für die Di- Toleranzgrenze zu halten. Diese Bedin- gen Genauigkeitsanforderungen (im De- stanzmessung, sondern auch für die gung beschränkt jedoch den effizienten zimeterbereich) wie zum Beispiel in der Richtungsmessung, weil sich letztere Einsatz von Robottachymetern.
möglich ist, wenn nicht auf die Ausrich- tung des Reflektors geachtet werden muss. Deformationsmessungen, bei de- nen von mehreren Stationen derselbe Reflektor angemessen werden sollte, können ebenfalls Genauigkeitseinbussen durch mangelnde Reflektorausrichtung erleiden. Da auch die Richtungsmessung zum Reflektor stattfindet, muss auch die resultierende Querabweichung bei der Bestimmung der notwendigen Ausrichte- genauigkeit berücksichtigt werden. Wie im folgenden Abschnitt gezeigt, ist diese ausserdem von der Position p des Pris- mas bezüglich der Stehachse abhängig Abb. 1: 360°-Prismen: GRZ4 standard und modifiziert (Leica), RMT-Reflektor (vgl. Abb. 2 und Gleichungen (1) und (2)). (Spectra Precision) Um die aufwendige Nachführung des Reflektors zu umgehen, werden vorteil- Möglicherweise ergeben sich aber auch 2. Anforderungen der haft 360°-Reflektoren eingesetzt, die von für 360°-Reflektoren zusätzliche spezielle ATR an die geometrische allen Seiten aus mit der ATR anzielbar Anwendungsvorschriften, wenn eine Ge- Ausrichtung sind. Diese machen erst eine sinnvolle nauigkeitsgrenze unterschritten werden Baumaschinensteuerung möglich, da soll. Durch die unterschiedlichen Kon- 2.1 Aspekte aufgrund der sonst Signalunterbrechungen zu nicht struktionsmerkmale bedingt, gilt auch für automatischen Zielerfassung vertretbaren Positionsausfällen führen. die Instrumente mit automatischer Zie- Wirtschaftliche Aspekte, die zur Entwick- Hier ist jedoch zu prüfen, inwieweit die lerfassung (ATR= Automated Target Re- lung und zum Einsatz von Tachymetern Orientierung des Reflektors tatsächlich cognition), dass sich instrumenten- und mit automatischer Zielerfassung geführt keinen Einfluss auf die Richtungs- und exemplarabhängige Korrekturen ergeben haben bzw. führen, bedingen ebenfalls Distanzmessung hat: Seine optischen können. Weil die Anwendung derartiger die Verwendung eines angemessenen Eigenschaften sollten die hohe Genauig- Instrumente auch die Benutzung Reflektortyps. Da auch die Richtungs- typfremder Reflektoren wirtschaftlich er- keit des Tachymeters nicht reduzieren. messung auf das reflektierte Signal ba- scheinen lassen mag, ist auch das Ver- siert, sollte dieses ausreichend gebündelt 2.2 Funktionales Modell halten bei der Kombination verschiedener und intensitätsbalanziert wieder am In- Bei Feldarbeiten üblicherweise verwen- Fabrikate zu untersuchen. Dieser Aufsatz strument eintreffen. Dies bedeutet, dass dete Prismen bestehen aus Glas. Die soll - neben der Vorstellung eines auto- die Reflexionseigenschaften über den Ausbreitungsgeschwindigkeit einer in den matisierten Testverfahrens – einen ersten gesamten von der ATR genutzten Strahl- Glaskörper mit dem Brechungsindex n Überblick über mögliche funktionale Zu- kegel homogen sein sollten. Werden – eintretenden elektromagnetischen Welle sammenhänge geben. Diese sind für Di- bei grossen Distanzen – Prismenbäume wird verlangsamt, weswegen scheinbar stanz, Richtung und Höhe getrennt zu benutzt, müssen die Einzelprismen sym- die gemessene Distanz verlängert wird. betrachten. Im Hinblick auf den Einsatz metrisch zur Horizontal- (Quer-) als auch Dieses Offset wird in der Additionskon- mit automatischer Zielerfassung werden zur Vertikalachse angeordnet sein, da stante berücksichtigt. Falls die Welle die Reproduzierbarkeit, die Exemplar- sonst aufgrund inhomogener Intensitäts- nicht exakt senkrecht auf die Pris- streuung, die Abhängigkeit von der Di- verteilung Richtungsfehler erwartet wer- menoberfläche trifft, verlängert sich der stanz und von der Steilheit der Visur, je- den müssen. Strahlweg im Prisma zusätzlich, der re- weils sowohl für die Distanz-, als auch für die Richtungs- und die Höhenkompo- Das Potential eines Robottachymeters sultierende Distanzfehler ∆d lässt sich für nente untersucht. Die Reproduzierbarkeit lässt sich erst im kinematischen Modus übliche Prismen anhand der folgenden wurde an vier Prismen des Typs GRZ4 voll ausschöpfen. Hier wird allerdings die Formel berechnen (z.B. [Rüeger, 1990]). und einem modifizierten GRZ4 unter- Genauigkeit eingeschränkt, wenn der sucht. Zeigen sich Abweichungen, die Reflektor nicht ausreichend zur Station von der Ausrichtung des Reflektors ab- ausgerichtet ist (vgl.Kap. 2.2). Anwen- (1) hängen, als systematisch und signifikant, dungsbeispiele sind Absteckungsarbeiten werden sie mit Reflektorkorrektion be- und die topographische Geländeaufnah- Neben der Reflexion an den Rückwän- zeichnet. me, bei denen effizienteres Arbeiten den erfolgt auch eine Strahlbrechung
Bei kranzförmigen 360°-Reflektoren wer- verwendet werden kann und somit auch den mehrere Einzelprismen vom Signal auf verschiedene Fabrikate übertragen getroffen, verschiedene Fehleranteile werden kann. Die in dieser Untersuchung überlagern sich, wobei jeweils die Orien- gemachten Aussagen beziehen sich alle tierung des Einzelprismas zu berücksich- auf Beobachtungen mit automatischer tigen ist. Hinzu kommt noch, dass mit zu- Zielerfassung. nehmender Fehlausrichtung auch die Allen 360°-Reflektoren ist gemeinsam, scheinbare Apertur des Prismenkörpers dass sie Rotationssymmetrie aufweisen. abnimmt, weswegen inhomogene – und Deswegen ist zu vermuten, dass sich nicht unbedingt symmetrische – Refle- Abweichungen periodisch in Abhängig- xionen erfolgen. Die Übertragung der keit der Reflektororientierung wiederho- Abb. 2: Querabweichung bei ver- oben angegebenen geometrisch- len. Die Periode wird dabei in erster Linie schwenktem Prisma (Prinzipskizze) optischen Zusammenhänge auf ein 360°- durch die Anzahl der Einzelprismen be- Prisma des Typs GRZ4 gestaltet sich stimmt. Beim GRZ4 sind zweimal drei beim Ein- und Austritt in den Glaskörper, noch schwieriger, weil der Strahl von Einzelprismen ineinander verschachtelt die den Strahl bei nicht exakt senkrech- Prismenkörpern reflektiert wird, die au- (vgl. Abb. 1b), weswegen als Frequenzen tem Eintreffen, d.h. verschwenktem sserdem eine unterschiedliche vertikale ganzzahlige Vielfache von drei zu er- Prisma, ablenkt. In Abb. 2 wird ein Strahl Orientierung zur Ausbreitungsrichtung warten sind. Zusätzlich könnte eine Peri- aufweisen. Auch hier ist die wirksame betrachtet, der bei exakt ausgerichtetem odenlänge von 360° auftreten, die aus Apertur eines jedes Teilkörpers ebenfalls Prisma die Stehachse S schneiden wür- der exzentrischen Lagerung bezüglich von der Orientierung abhängig und äu- de. Infolge der Verschwenkung um α der Stehachse herrührt. Dies trifft sowohl sserst variabel. Eine theoretische Herlei- wird er gebrochen und verfehlt das Pris- für die Abweichung der Distanz- (yd) als tung der in Abhängigkeit von der Pris- menzentrum Z um die Ablage ∆q. Diese auch für die der Richtungs- (yr) und – mit menorientierung zu erwartenden Abwei- lässt sich berechnen, zum Beispiel nach Ausnahme Grundschwingung - der Hö- chungen anhand der physikalisch- [Rüeger, 1990]. geometrischen Parameter würde um ein henkomponente (yh) zu. Für jede ist eine mehrfaches komplizierter als für ein separate Fourierreihe gemäss (1) anzu- Standardprisma, weswegen an dieser setzen, wobei die Amplituden Ak die Grö- Stelle ein plausibles fehlerbeschreiben- sse des Fehlers und ϕk die zugehörige des Modell angegeben wird, das auf die Phasenlage der einzelnen Schwingungs- Einbeziehung bauformbeschreibender komponente beschreiben. ϕk bezieht sich Durch geeignete Wahl der Parameter- Parameter weitgehend verzichtet. Es hat auf eine am Reflektorkörper festgelegte kombination h und p lässt sich das Pris- den Vorteil, dass es auch ohne spe- Ausrichtung; beim GRZ4 wurde der auf- ma hinsichtlich der Robustheit gegen zielle Kenntnis der Reflektorgeometrie geprägte Pfeil gewählt. Von dort aus wer- Verschwenkung optimieren, Beispiele zeigt die Abbildung 3 für herkömmliche Prismen: das sich seit einigen Jahren auf dem Markt befindliche GPR1 (Leica) weist deutlich geringere Querfehler auf als das GDR11 (Wild). Dieser Zusammenhang gilt allerdings nur, wenn auch die Gesetze der geome- trischen Optik anwendbar sind. Da in Verbindung mit der automatischen Zie- lerfassung die Intensitätsverteilung über den gesamten Strahlquerschnitt massge- bend ist und die Konstruktionsmerkmale der ATR zu berücksichtigen sind, sollen die hier dargestellten Zusammenhänge lediglich die Schwierigkeiten bei der Op- timierung eines Prismas verdeutlichen und einen Eindruck der zu erwartenden Grössenordnung geben. Abb. 3: Theoretischer Längs- und Querfehler
den die Reflektorverschwenkungen nach mit optischen Mitteln mit einer Genauig- rechts (beim Betrachten von oben) positiv keit von 0.1 mm bestimmt und die nach- gezählt. Unter Beachtung dieser Konven- folgenden Messungen entsprechend kor- tion kann die ermittelte Funktion auch als rigiert. Korrektion benutzt werden. Die Steuerung des Messablaufes und der k' Datenerfassung geschieht über die seri- y i + ei = ∑ Ak sin(ω k t i + ϕ k ) (3) elle Schnittstelle von einem PC aus. Es k =0 wurden zwei Software-Konzepte einge- setzt: Das erste basiert auf Excel und ruft ωk: Kreisfrequenz Visual-Basic-Makros auf [Favre, Flach, ti: Orientierung des Prismas [gon] 1999]. Diese kommunizieren mittels Be- ei: Residuum an der Stelle ti [m bzw. fehlen der Geocom-Bibliothek mit den gon] beiden verwendeten Leica-Tachymetern Die unbekannten Parameter Ak und ϕk und stellen die ermittelten Daten direkt in werden in einer Ausgleichung bestimmt, einem Excel-Arbeitsblatt zur Verfügung. wobei aus rechentechnischen Gründen Das zweite Software-Konzept benutzt die sinnvollerweise eine Linearisierung nach graphische Programmiersprache Lab- dem Additionstheorem vorgenommen view, die als vielseitiges Werkzeug zur wird. Bei der automatischen Bestimmung Steuerung von Messabläufen konzipiert der Reflektorkorrektion ist es problemlos ist. Es ist hinsichtlich der Erweiterung auf möglich, die Beobachtungen an gleich- weitere Hardware-Komponenten als we- mässig über den Vollkreis verteilten sentlich flexibler anzusehen. Für die Stützstellen vorzunehmen. In diesem Fall Steuerung und Datenerfassung wird für lassen sich alle unbekannten Koeffizien- Abb. 4: Montierung des Reflektors das Leica-Instrument auf die GSI- tenpaare unabhängig voneinander be- Kommandos zurückgegriffen, die als stimmen, d.h., dass sich das Ergebnis grundlegender Kommunikationsbefehls- ausreichende Anzahl von Reflektororien- nicht beim Hinzufügen oder Weglassen satz auch der Geocom-Bibliothek zu- tierungen vorgenommen werden. Erste einzelner Schwingungsanteile ändert. Untersuchungen gaben den Hinweis, grunde liegen. Da TOPCON und Spectra- Ohne Genauigkeitsverlust können also dass beim GRZ4 signifikante Schwin- Precision einer ähnlichen Kommunikati- allein die sinnvoll erscheinenden Koeffi- gungen bis zur Kreisfrequenz 18 auftre- onsphilosophie folgen, kann das Unter- zienten (für das GRZ4: ω1 und ωk als ten können, weswegen nach dem suchungsverfahren leicht auf Instrumente ganzzahlige Vielfache von 3) geschätzt Nyquist-Theorem mehr als 36 Beobach- dieser Hersteller erweitert werden. werden, andererseits bleibt das Ergebnis tungen für die eindeutige Bestimmung Die Untersuchungen wurden nach einem gleich, unabhängig davon, ob nicht- vorliegen müssen. Dies legt eine Auto- einheitlichen Standard durchgeführt. signifikante Unbekannte im Ansatz ent- matisierung der Untersuchung nahe. Prinzipiell wurden bei einer Distanz von halten sind oder nicht. Die Prüfung der Hierzu wurde ein motorisiertes Tachy- 15 m und horizontaler Visur zwei aufein- Schwingungskomponenten auf Signifi- meter als Drehgeber „zweckentfremdet“: anderfolgende Messreihen jeweils in Hin- kanz erfolgt nach einem einfachen t-Test, Der Traggriff wurde entfernt, womit auf und Rückgang durchgeführt, wobei der wobei allein die Signifikanz der Amplitude einfache Weise die zentrische Befesti- Reflektor jeweils um 2° verdreht wurde. Ak (und nicht der Phase) über das Vorlie- gung des zu untersuchenden Reflektors Innerhalb von etwa zwei Stunden ent- gen der Schwingung mit der Kreisfre- gewährleistet werden konnte (vgl. stand so ein Datensatz von jeweils 720 quenz ωk entscheidet (vgl. [Hennes, Abb. 4). Das Instrument ist sorgfältig zu Beobachtungen. Da die Positionierung 1991]). horizontieren, um Taumelfehler auszu- auf wenige mgon genau erfolgte, konnten schliessen. Die aufgrund von Ferti- aus jeweils vier zu einer Orientierung ge- gungstoleranzen auftretende Exzentrizi- hörenden Messungen Rückschlüsse über 3. Automatisierte tät, die sich der ω1-Schwingung überla- die Reproduzierbarkeit und die Stabilität Untersuchung gert, liesse sich rechnerisch nur durch die des Versuchsaufbaus gewonnen werden. Ausrichtungsabhängiger Wiederholung der Versuchsreihen mit Da auf stabile Versuchsbedingungen (so Fehlerkomponenten jeweils unterschiedlicher Ausgangsorien- weit wie möglich im Labor in ungestörter tierung von der reflektorbedingten Feh- Atmosphäre, Beobachtung auf Pfeilern) Zur Bestimmung der unbekannten Koeffi- lerkomponente trennen. Um den Mess- geachtet wurde und den Instrumenten zienten der Reflektorkorrektionsfunktion aufwand gering zu halten, wurden die eine Einlaufzeit gewährt wurde, zeigten müssen Beobachtungen über eine Exzentrizität und ihre Orientierung vorab sich keinerlei Driften.
Als Beobachtungsinstrument diente ein TCA1100, der nach Untersuchungen am geomETH (Professur für Geodätische Messtechnik, ETH Zürich) die gleiche in- nere Genauigkeit aufweist wie Vergleich- sinstrumente des Typs TCA1800. 4. Ergebnisse 4.1 Reproduzierbarkeit und Exemplarstreuung Die Reproduzierbarkeit kann zunächst aus denjenigen Wiederholungsmessun- gen abgeleitet werden, für die die Posi- tionierung des Primas als identisch ange- sehen werden kann. Für die Distanzmes- sung ergibt sich für alle fünf untersuchten Reflektoren mit 0.06 mm für die Repro- duzierbarkeit der doppelte Quantisie- rungsfehler (kleinste ausgegebene Ein- heit 0.1 mm). Die Richtungs- und Hö- henmessung erfolgt mit einer Wiederhol- genauigkeit zwischen 0.3 mgon und 0.6 mgon (entsprechend 0.07 mm und 0.14 mm) für verschiedene Exemplare des Abb. 5: Ergebnisse der Fourieranalyse für ein GRZ4 GRZ4, wobei die Höhengenauigkeit ge- ten GRZ4 lassen sich Winkelangaben mit reihe sehr signifikant reproduzierten. Die- ringfügig, aber nicht signifikant besser doppelter Genauigkeit reproduzieren. se Differenzen zeigten sich sowohl für die erscheint. Ein unabhängig durchgeführter Die kleine Schrittweite der Prismenver- Richtung als auch für die Distanz, relativ zweiter Versuch, bei dem das Prisma mit drehung schuf bei einzelnen Exemplaren häufig gleichzeitig, weswegen die Ver- der besten Wiederholgenauigkeit ver- offensichtlich auch Situationen mit extre- mutung bestärkt wird, dass dieser Effekt wendet wurde, ergab zwar etwa 20% men Reflexionsverhältnissen, wodurch von der Prismenorientierung abhängig schlechtere Ergebnisse, bezeugt aber die vereinzelt Abweichungen zu den be- ist. Trotz ihrer Grösse störten diese Aus- Stabilität des Versuchsaufbaus während nachbarten Messwerten im Bereich meh- reisser die Ermittlung der Reflektorkor- der Messung und das Vorhandensein rerer Millimeter (d.h. bis zu einem Vielfa- rektionen kaum, weil sie die Koeffizienten einer Exemplarstreuung bezüglich der chen der Reflektorkorrektion) auftraten, der Fourierreihe um nur wenige Prozent Richtungserfassung. Mit dem modifizier- die sich im Rahmen der Doppelmess- beeinflussen. Im Hinblick auf eine zuver- Abb. 6: Reflektorkorrektionskoeffizienten für die Querab- Abb. 7: Distanzabhängigkeit der Höhenkomponente weichung, # 1-4: GRZ4, # 6: modifiziertes GRZ4
Abb. 8: Querabweichung in Abhängigkeit der Prismen- Abb. 9: Fourierkoeffizienten in Abhängigkeit vom Höhen- orientierung bei einer Visur unter 50° winkel lässige Anwendung der Reflektorkorrek- spielhaft ist die Darstellung der Korrekti- 10 m, 15 m, 20 m, 30 m, 40 m und 50 m tion für alle Prismenorientierungen sollten onsfunktion des Exemplars #3 in Abb. 5 wiederholt. Es wurde darauf geachtet, diese „Ausreisser“ zusätzlich in einem gegeben. Aufgrund der hohen Redun- dass alle Messreihen mit derselben look-up-table geführt werden. Um die danz und der geringen Standardabwei- Prismenorientierung begonnen wurden. Gültigkeitsbereiche festzulegen, sind für chung der Gewichtseinheit σ0, die für ei- Die Reproduzierbarkeit einer Beobach- jeden Reflektor noch weitere Untersu- ne aus den beiden Doppelmessreihen tung während einer Doppelmessreihe für chungen in kleineren Schrittweiten not- gemittelten Beobachtung gilt und deutlich die Distanz zeigt sich als nicht entfer- wendig. Dies lohnt sich aber lediglich im Submillimeterbereich liegt, lassen sich nungsabhängig und bestätigt den in Ka- dann, wenn auch tatsächlich Anwendun- die Koeffizienten mit hoher Zuverlässig- pitel 0 erhaltenen Wert von 0.06 mm. gen vorliegen, in denen Reflektorkorrek- keit bestimmen; für die Genauigkeit der Hingegen erweist sich die Reproduzier- turen vorgenommen werden, weswegen Querkomponentenamplituden ergeben barkeit für beide Richtungskomponenten sich durchschnittlich etwa 0.05 mm, die erwartungsgemäss als distanzabhängig: an dieser Stelle auf detailliertere Anga- Höhenkomponente liegt etwas und die bei 5 m beträgt sie sowohl für die Quer- ben verzichtet wird. Distanzkomponente liegt deutlich darun- als auch für die Höhenkomponente 0.02 Hinsichtlich der absoluten Abweichungen ter. Betrachtet man alle durchgeführten mm und wächst bei 50 m auf 0.18 mm zeigen sich für die Distanz die kleinsten Messreihen, übertreffen die grössten (quer) bzw. 0.11 mm (Höhe) an. Beträge (maximal 0.6 mm), die deutlich Koeffizienten ihre Standardabweichung Der grösste systematische Reflektorkor- von den Richtungskomponenten über- im Mittel etwa um das 40- bis 50-fache, rektionsanteil der Längskomponente troffen werden (gut 6 mm für Querabwei- womit die Aussagekraft der Reflektorkor- übersteigt zwar die Reproduzierbarkeit chung und knapp 5 mm für die Höhen- rektion bestätigt wird. Es kann eine Ex- um Faktor 10, bleibt aber ebenfalls er- komponente). Diese erweisen sich als emplarstreuung baugleicher GRZ4 nach- wartungsgemäss entfernungsunabhän- signifikant in der Fourieranalyse nach (3), gewiesen (# 1-4 in Abb. 6) und die Wir- gig. Für die Querkomponente nimmt der wobei die Amplituden für die Frequenz kung der Modifikation des GRZ4 gezeigt ω = 6 sowohl für Distanz (0.5 mm bis grösste Schwingungsanteil (mit der werden (# 6 in derselben Abbildung). 0.6 mm) als auch für die Querkompo- Kreisfrequenz ω = 6) mit zunehmender nente (2 mm bis 4 mm) und für die Fre- Distanz deutlich ab: von 3 mm bei 10 m quenz ω = 9 für die Höhe (1.5 mm bis 4.2 Distanzabhängigkeit auf 0.5 mm bei 40 m und 1.2 mm bei 3 mm) jeweils mit Abstand die grössten Um die Distanzabhängigkeit zu untersu- 50 m. Alle übrigen Koeffizienten bleiben sind. Diese variieren deutlich mit dem chen, wurde der Versuch mit einem unter 1 mm. Für die Höhenkomponente untersuchten Exemplar (vgl. Abb. 6); bei- Standard-GRZ4 auf den Distanzen 5 m, haben die Kreisfrequenzen 3 und 9 den
grössten Einfluss, wobei sie mit der Ent- ponente optimiert zu sein scheint (vgl. diese jedoch immer nur für eine spezielle fernung variieren (vgl. Abb. 7). Dies Abb. 9). Es empfiehlt sich, auch hier die Instrumenten-Reflektorkombination an- deutet darauf hin, dass das funktionale systematischen Anteile als Korrektur zu zunehmen. Erst nach weiteren Untersu- Modell (2) bei der Verallgemeinerung auf berücksichtigen, da hiermit eine Genau- chungen können Aussagen über die Ex- 360°-Reflektoren zusätzlich um den Pa- igkeitssteigerung von bis zu Faktor 10 emplarstreuung des Instruments gemacht rameter „Distanz“ oder eine distanzab- und somit der Submillimeterbereich er- werden, wobei hier noch weitere Effekte hängige Grösse erweitert werden müss- reicht werden kann. wie Driften sowohl im Entfernungs- als te. Ignoriert man die systematisch wir- auch im Richtungsmessteil berücksichtigt kenden Anteile, erhöht man die durch den Reflektor bedingte Unsicherheit der werden sollten. Auch spezielle Aspekte, Richtungsmessung von σ0 < 0.7 mm auf 5. Abschließende wie das Verhalten bei extrem beein- 2.5 mm und der Höhenmessung von σ0 < Bemerkungen flussten Reflektionsverhältnissen (z.B. 0.5 mm auf 1.8 mm im Entfernungsbe- Mit dem am geomETH entwickelten Ver- Ausreisser bei speziellen Orientierungen) reich von 5 m bis 50 m, wobei Spitzen- fahren zur automatisierten Bestimmung oder das Verhalten bei herkömmlichen werte in der Grössenordnung von 4 mm der Reflektorkorrektion lässt sich mit re- Prismen können mit dem automatisierten bzw. 6 mm auftreten können. lativ geringem Beobachtungsaufwand Verfahren zur Reflektorkorrektion leicht (weniger als zwei Stunden) ausreichend untersucht werden. 4.3 Einfluss der Visursteilheit Datenmaterial sammeln, um die Eigen- Im Hinblick auf praktische Anwendungen schaft eines Reflektors unter gegebenen mit steilen Visuren wurde dieser Aspekt Randbedingungen zu testen. So konnten Literatur: ebenfalls untersucht, indem der Reflektor in mehr als 20 Messreihen Aussagen für FAVRE, C.; FLACH, PH. [1999]: Stations to- verschiedene Aspekte abgeleitet werden. tales motorisées: Etat de la technique et per- unter Höhenwinkeln von ca. 25° und 50° spectives d'avenir. VPK 3/99, S. 96-100. positioniert wurde, wobei die Räumlich- Zunächst ist festzuhalten, dass die mei- FLACH, PH.; NATEROP, D. [1999]: Neue keiten lediglich eine Horizontaldistanz sten Messungen innerhalb der Herstel- Analysetechniken für Deformationsmessungen von etwa 7.5 m ermöglichten. In diese lerangaben (3 mm + 3 ppm) bleiben und in permanenten Robotertachymeter-Netzen. Untersuchung wurde der modifizierte innerhalb der ein- bis zweifachen Win- AVN 8-9 / 1999. GRZ4 Höhenunterschied (etwa 3.1 m) kelmessgenauigkeit nach DIN 18723 für HAAG, R.; BAYER,G.; ZIMMERMANN, M.; SCHERRER, R. [1997]: Vermessen mit der noch einwandfreie Messungen möglich visuell mit dem TCA 1100 durchgeführte automatischen Feinzielung des TCA 1800 von waren, gelang es dem Distanzmessmo- Richtungsmessungen liegen. Es muss Leica. VPK 7/97, S.466-471. dul des Tachymeters bei einer Visur un- jedoch betont werden, dass die hohe in- HEISTER, H. [1988]: Zur Fehlausrichtung von ter 50° nicht immer, innerhalb von fünf nere Genauigkeit der automatischen Tripelprismen. ZfV, S. 249-258. Sekunden (gewähltes time-out für die Zielerfassung durchaus den Aufwand der HENNES,M. [1991]: Simultane Selbstkalibrie- automatisierte Messwerterfassung) eine Bestimmung der Reflektorkorrektion rung periodischer Fehleranteile von Theodoli- ten. In: VR 5/1991, S.218-228. Messung durchzuführen. Somit kam es rechtfertigt, um in Präzisionsanwendun- RÜEGER, J.M. [1990]: Electronic Distance für beide Prismen innerhalb von jeweils gen nicht durch Vernachlässigen syste- Measurement. 3rd Ed., Springer-Verlag, Ber- drei kleinen Verschwenkungsbereichen matischer Effekte Genauigkeitseinbussen lin. zu Datenausfällen (vgl. Abb. 8). Für alle in Kauf nehmen zu müssen. Deutlich be- SCHMIDT, H. G. [1995]: Die Kalibrierung drei Komponenten entspricht die Repro- stätigt sich die für herkömmliche Prismen elektrooptischer Distanzmesser am Geodäti- duzierbarkeit derjenigen bei horizontaler bekannte Tatsache, dass diese nicht hin- schen Institut der RWTH Aachen - eine Bilanz aus 14 Jahren. VR, S.320-334. Visur, allerdings treten höhere Abwei- sichtlich aller Anforderungen optimiert chungen zum Sollwert auf. Diese verhal- sein können. So ist der modifizierte ten sich zwar noch periodisch, sind aber GRZ4 offensichtlich für horizontale Visu- wegen der Datenlücken und der Säge- ren und die Höhenkomponente optimiert, zahnstruktur, die einen deutlich höheren wodurch er sich zum Beispiel für die Entwicklungsgrad der Fourierreihe erfor- Baumaschinensteuerung besonders eig- dern würde, nur mit begrenzter Aussage- net; für automatisierte Deformations- Dipl.-Ing. C. Favre kraft mittels der bisher benutzten Fourier- überwachungen in stark verknüpften Dr.-Ing. M. Hennes reihe zu modellieren. Beispielhaft sei an- dreidimensionalen Netzen kommen diese Institut für Geodäsie und hand der Querabweichung für 50° ge- nur in Frage, wenn wirklich die Reflektor- Photogrammetrie zeigt, dass durchaus ähnliche Strukturen korrektion angebracht wird. Aufgrund von ETH Zürich bei beiden Exemplaren auftreten, aber zusätzlichen Einflüssen durch z.B. Pha- CH-8093 Zürich der modifizierte Reflektor nur für hori- sen- und Intensitätsinhomogenitäten im e-mail: favre@geod.baug.ethz.ch zontale Visuren und für die Höhenkom- Sende- und Empfangssystem der ATR ist e-mail: hennes@geod.baug.ethz.ch
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