FRANKFURT WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
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FRANKFURT [WOHNUNGSMARKT] S. 4 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick S. 8 [FRANKFURT] FOKUSSIERT Licht, Luft und Grün S. 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Frankfurter Wohnimmobilienmarkt CITY REPORT 2021
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate INHALT 08 04 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick 08 [FRANKFURT] FOKUSSIERT Licht, Luft und Grün 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Frankfurter Wohnimmobilienmarkt 24 WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum BEST PRACTICE 20 28 THE FUTURE IS NOW HAMBURG BACK TO THE „ROOTS” Digitale Lösungen für private Wenn Wohnträume Wurzeln Vermieter schlagen 28 Fotos / Visualisierungen: winhard 3d; Fox 1 GmbH; Garbe Immobilien-Projekte GmbH 04 2
EDITORIAL W „Die Bedeutsamkeit as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch- der Assetklasse ist lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen im vergangenem Jahr Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit abermals gestiegen. des Wohnens aufzeigen. Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten Der Bereich Wohnen ist Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber krisenfest und daher auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr attraktiver denn je.“ heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet- CHRISTOPH MESZELINSKY und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv. Head of Residential Investment, Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben BNP Paribas Real Estate und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse- re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus- sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu- kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In- novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home oder gar Smart City möglich zu machen. Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach- haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter- schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der Vielseitigkeit inspirieren! Christoph Meszelinsky IMPRESSUM Herausgeber, Copyright & Creative Direction & Design Titelfoto klimaneutral natureOffice.com | DE-140-856628 Redaktion KD1 Designagentur, Köln LemonOne GmbH gedruckt BNP Paribas Real Estate GmbH Redaktion Michaela Stemper Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. 3
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT VIER TRENDS IM ÜBERBLICK Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans- formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken 1. und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das Bauen und der gesamte Immobilienzyklus. Digitalisierung Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver- Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo- netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City. größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick- Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn- lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen- wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe- Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen. ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein- „Sensoren liefern Daten zu Heizung, stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird. Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick- lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities und anderen Gebäudeaspekten, damit anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die Eigentümer und Betreiber Funktionen und Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische, Dienstleistungen so optimieren können, ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn dass der ökologische Fußabdruck des es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet Gebäudes so klein wie möglich ausfällt. Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment Damit ist Digitalisierung der unverzicht- bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen- bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“ dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building DR. EIKE WENZEL Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur Institut für Trend- und Zukunftsforschung künstlichen Intelligenz (KI). 4
Der Wohnmarkt der Zukunft 2. Nachhaltigkeit Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem der Wohnimmobilienmarkt nicht vor- sich Immobilienakteure beschäftigen bei, so viel ist aus den Zielen des Pa- sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis- riser Abkommens deutlich geworden. läufe in der Natur und kann als „vom Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der Ursprung zum Ursprung“ oder „von der Bundesregierung gibt für den Gebäu- Wiege zur Wiege“ übersetzt werden. desektor ein klares Klimaschutzziel Cradle-to-Cradle-Produkte werden be- vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen reits bei der Entstehung so konzi- im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio. piert, dass eine Wiederverwertbarkeit Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt gewährleistet wird. Anders als beim sich die Wohn- und Wärmewende vor Recycling sollen Materialien ohne Qua- allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz, litätsverlust immer wieder für densel- 1 verfügbare erneuerbare Energien (Pho- ben Baustoff wiederverwendet werden. tovoltaik) sowie alternative Baustoffe Aus den Baustoffen einer Immobilie wie Holz oder Recycling-Beton. soll so am Ende der Nutzungsdauer ein In einigen Bereichen ist der Wohn- neues Gebäude entstehen können. markt schon nachhaltig aufgestellt. So Immer mehr Menschen wohnen im wird beispielsweise der Baustoff Holz urbanen Raum, wollen aber nicht auf in Deutschland vor allem beim Woh- ökologische Produkte, Pflanzen oder nungsbau eingesetzt. Andere Asset- die Gartenarbeit verzichten. Landwirt- klassen tun sich hingegen noch schwer schaftliche Flächen in der Stadt sind damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San- jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head die urbane Landwirtschaft an Bedeu- Residential Investment, erklärt: „Holz tung – ein weiterer grüner Trend. Urban weist ein einzigartiges Verhältnis von Farming und Urban Gardening werden Eigengewicht und Tragkraft, Brand- zwar größtenteils als Synonyme ver- und Wärmeschutz auf. Daher ist diese wendet. Das Urban Gardening bezieht Bauweise eine ideale Möglichkeit, be- sich jedoch nur auf den Anbau für den stehende Gebäude aufzustocken oder Eigenbedarf, während das Urban Far- Baulücken zu schließen. Gerade im ur- ming die Landwirtschaft im städtischen banen Raum ist diese Nachverdichtung Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge- im Wohnbereich dringend notwendig.“ müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter- Cradle to Cradle (C2C) steckt in der gärten angelegt, um auch auf kommer- Immobilien- und Wohnungswirtschaft zieller Basis Produkte für eine größere noch in den Kinderschuhen, dennoch ist Bevölkerungszahl zu liefern. 1 Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei. 2 Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung Stadt der Zukunft 2 „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie- ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren. Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“ 5
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate Neue Arten des Wohnens Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan- Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne- demie zeichneten sich verschiedene Veränderun- ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu- gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen, stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in Investoren auf immer mehr Interesse. Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren! Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie- vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und tet werden. Mieter können Studierende oder Aus- Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis, 3. zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder zu einer exklusiven Community mit limitiertem Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen. Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der Die klassische Standardgröße beträgt zwischen Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus 20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er- einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er- reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi- klärt Wilke. schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen Doch was macht die Pandemie aus die- – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“, sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der so Stefan Wilke, Director National Residential Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er- Investment bei BNP Paribas Real Estate. weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen Gerade die jüngere Generation war vor der Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün- Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da- anderen wird aber an früheren Trends wie den her begeistert von den Full-Service-Angeboten, Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei- die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot. gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu- Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach kunft für uns bereithält. Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung. 6
Der Wohnmarkt der Zukunft 4. 1 2 1 Krisenfest: Healthcare-Immobilien erfuhren in der Pandemie im Vergleich zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der Nachfrage von Investorenseite. 2 Anna-Lena Hetzel Transaction Manager BNP Paribas Real Estate Investment Management Demografischer Wandel Ein weiterer Trend, der nicht vernach- xen, aber auch Formen des betreuten „Die Assetklasse der Healthcare-Immo- lässigt werden sollte, ist der demografi- Wohnens, die es den Senioren ermög- bilien hat in der Pandemie im Vergleich sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird lichen, ihr Leben so lange wie mög- zu anderen Bereichen keinen Rückgang immer älter, doch gerade für die späte lich selbstständig – aber mit gewisser in der Nachfrage von Investorenseite Lebensspanne fehlt es an bedarfsge- Unterstützung – zu führen. Bereits erfahren und sich als sehr krisenfest rechten Wohnlösungen. Aus diesem heute gibt es neben den traditionellen gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se- Grund gewinnen Healthcare-Immobili- Pflegeeinrichtungen betreutes oder niorenheime, die durch entsprechend en immer mehr an Relevanz. Service-Wohnen, Seniorenresidenzen, hohe Schutzmaßnahmen gegenüber Der Bedarf an seniorengerechtem Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser ihren Bewohnern kaum von der Krise Wohnen steigt hierzulande massiv. oder Cohousing-Modelle. betroffen waren. Dies hat dazu geführt, Während in Deutschland im Jahr 2012 Seniorengemeinschaften werden dass die Nachfrage nach Seniorenhei- knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah- schon jetzt als einer der am schnells- men und Healthcare-Immobilien im re alt waren, wird dieser Anteil nach ten wachsenden und sich entwickeln- Allgemeinen weiter gestiegen ist, das Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035 den Sektoren auf dem Immobilienmarkt Wettbewerbsverhalten unter den In- auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so- angesehen. Und dieser Trend wird sich vestoren deutlich zugenommen hat gar damit gerechnet, dass jeder Siebte auch in Zukunft fortsetzen, da sich und die Renditen für die Assetklasse älter als 80 Jahre sein wird. Gesundheitsimmobilien als relativ im- weiter gesunken sind. Durch das ge- Jetzt und besonders in der Zukunft mun gegen allgemeine wirtschaftliche stiegene Investoreninteresse erwarten werden daher immer mehr Health- Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel, wir eine zunehmende Professionalisie- care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh- Transaction Manager von BNP Paribas rung des gesamten Marktes.“ len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra- Real Estate Investment Management: 7
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate [FRANKFURT] FOKUSSIERT LICHT, LUFT UND GRÜN Bankenmetropole, Flughafendrehkreuz und Wolkenkratzer-City. Die Skyline Frankfurts wird häufig mit der New Yorks verglichen. Und doch gibt es in diesem urbanen, kosmopolitischen Umfeld Licht, Luft und Grün. Wie das gelungen in moderne Quartiere integriert wird, verrät Frank Berlepp, Geschäftsführer der LBBW Immobilien-Gruppe, im Interview. Beginnen wir mit dem Blick auf das große Ganze: Frankfurtern im Jahr 2030. Dabei ist es gar nicht so Was ist Ihrer Meinung nach typisch für die Stadt- entscheidend, wie viel tausend Menschen hier leben entwicklung in Frankfurt? werden. Es ist der Wachstumsdrang an sich, der die Frank Berlepp: Frankfurt ist geprägt durch eine über Stadt so lebendig macht. Jahre andauernde Dynamik im Wohnbau. Die Stadt entwickelt sich permanent, sei es durch Schaffung Funktioniert die Mainmetropole vielleicht anders neuer Stadtteile oder stetig emporwachsende neue als andere A-Städte? Gebäude. Mir gefällt diese Agilität, dieses wirtschaft- Frank Berlepp: Der Bedarf an Wohnflächen ist groß liche „Nach-vorne-Arbeiten“. Das lässt sich am Hoch- und wird es auch in Zukunft bleiben. Das gilt vorrangig hausrahmenplan ebenso festmachen wie an den für bezahlbaren Wohnbau. Allerdings ist es unmög- vielen neu entstandenen Quartieren im West- und lich, mit den hiesigen hohen Grundstückspreisen und Osthafen, dem Europaviertel, dem Kaiserlei, aber auch den steigenden Baukosten eine Beruhigung des Miet- am Mertonviertel und am Rebstock. Hier gibt es noch markts herbeizuführen. Vielmehr stellt sich die Frage: große Entwicklungsflächen für den Wohnbau, die ih- Wie können wir es schaffen, Menschen in Eigentum resgleichen nur in Hamburg jenseits der Elbe oder in zu bringen? Hier liegt meines Erachtens der Schlüs- München auf den Konversionsarealen der Deutschen sel zur Entlastung des Wohnmarkts. Da unterscheidet Bahn finden. Dieses Wachstum lässt sich auch mit sich Frankfurt nicht von anderen A-Städten. Es muss Zahlen untermauern: 2019 lebten hier rund 750.000 gelingen, im mittleren Preissegment beispielsweise Menschen, Prognosen sprechen von rund 810.000 für Familien mit zwei Kindern Eigentumswohnungen 8
[Frankfurt] fokussiert „Die Auflösung der reinen Bürostadt Niederrad und die Durchmischung mit Wohnraum war wegweisend.“ Visualisierungen: winhard 3d 9
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate Mit dem Rebstock-Gelände an der City West wurde seit 2002 ein neuer Stadtteil mit Wohnungen für rund 7.000 Bewohner geschaffen und nun mit dem PARK TRIO 2 um ein attraktives Wohnquartier erweitert. zur Verfügung zu stellen. Zudem gibt es in Frankfurt was tristen Osten zu tragen. Das war sicherlich ein eine sehr große internationale Nachfrage – insbeson- ganz entscheidender Meilenstein. Aber auch aus dem dere aus dem asiatischen Raum. Der Druck ist also im- Südwesten gibt es Positives zu vermelden: Die Auflö- manent, und er kann nur durch große Flächen wie im sung der reinen Bürostadt Niederrad und die Durch- Westen am Rebstock oder im Norden in der Josefstadt mischung mit Wohnraum fand ich wegweisend – auch gemindert werden. für andere Städte. Wir selbst entwickelten mit un- serem Projekt Mainwald 700 Wohneinheiten auf der Was sind aus Ihrer Sicht interessante Stadtteile? Konversionsfläche des ehemaligen Woolworth-Gelän- Frank Berlepp: Da gibt es einige – nach wie vor der des. Unmittelbar am Stadtwald gelegen ist es gera- Osthafen. Im Norden bieten das Mertonviertel, der dezu optimal für die Zielgruppe, die ich eingangs er- Riedberg und die Flächen der geplanten Josefstadt viel wähnte: eine Mittelschicht, die Eigentum bildet. Wohnbaupotenzial. Im Westen der Stadt ist es wiede- rum auf dem Rebstockgelände in relativ überschauba- Springen wir wieder über den Main: Was hat rer Zeit möglich, eine größere Anzahl an Wohnungen die LBBW Immobilien-Gruppe bewogen, eher am zu realisieren. Die Möglichkeiten jenseits des Mains äußeren westlichen Stadtrand zu investieren? im südlichen Niederrad sind meiner Meinung nach Frank Berlepp: Das Areal liegt etwas außerhalb vom ausgeschöpft. Europaviertel und dem städtebaulichen Projekt City West. Die Entscheidung für dieses Areal haben wir Welche Projekte haben in der letzten Zeit maß- ganz bewusst getroffen, weil der Rebstock optimal geblich die Stadtentwicklung beeinflusst? angeschlossen ist. Denn für die Zukunft erwarten wir Frank Berlepp: Die Entscheidung, die EZB in den Os- eine deutliche Reduktion des Individualverkehrs und ten zu holen, war genial. So ist es der Stadt gelungen, damit ein Erstarken des ÖPNV. Gleichzeitig ist das die Qualität der Stadtentwicklung in den vormals et- Gelände eingebettet in die Natur mit dem alten und 10
[Frankfurt] fokussiert dem neuen Rebstockpark. Innerhalb dieser grünen ungsplans dauerte etwa 5 Jahre, auch wenn wir hier Umgebung haben wir die einmalige Möglichkeit, ins- eine Freifläche, eine „abandoned area“, vorfanden. Im gesamt 1.000 Wohnungen zu bauen. Es wird also ein B-Plan konnten wir viele Probleme, die eigentlich spä- echtes Quartier entstehen, und es bieten sich tatsäch- ter auftreten, rechtzeitig einfangen. lich gute Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf den Städtebau. Wir entwickeln in 4 Bauabschnitten Woh- Wie ist die Nachfrage in Frankfurt strukturiert? nungen im mittleren Preissegment und vereinzelt Welche Wohnungsgrößen sind gefragt und auch Townhouses. Unser PARK TRIO 2 ist ein wesentli- welche Rolle spielt die Ausstattung? cher Baustein für das Quartier Rebstock. Frank Berlepp: Die Nachfrage ist hoch und wird hoch bleiben – das betrifft alle Wohnungstypen. Es gibt kei- Was sind die vielen Besonderheiten nen Grund, warum sich das auf absehbare Zeit ändern dieser Quartiersentwicklung? sollte. Zunehmend suchen Singles oder DINKs (double Frank Berlepp: Wir werden eine Mischung aus ver- income no kids) größer geschnittene Wohnungen. Das schiedenen Wohn- und Gebäudeformen und damit Gros der Nachfrage beobachten wir bei den 2,5- bis unterschiedliche Nutzungen unter einen Hut bringen. 3-Zimmer-Wohnungen mit Größen zwischen 80 und Uniformes sollen andere machen. Planerisch ergreifen 100 m². Bei den Zusatzangeboten ist das Must-have wir hier die Chance, größere und kleinere Einheiten, die Einbauküche, gefolgt von der Fußbodenheizung, Townhouses und kleine Gewerbeeinheiten zu verbinden einem vernünftigen Fußbodenbelag und dem gestal- sowie einen zentralen Platz für Begegnungen entstehen terisch anspruchsvollen Bad. Die Zeit des Frankfurter zu lassen. Auch die Durchmischung der Bewohner wird Bads, als Nische in der Küche, ist definitiv vorbei. Vielfalt bringen: Vom älteren Alleinstehenden bis zur Familie, hier sollen sich alle Rebstock-Bewohner wohl- Wie spiegelt sich das in der fühlen. Vor allem die wenigen Townhouses, die Wohnen Preisentwicklung wider? auf mehreren Ebenen mitten in der Stadt bieten, sind Frank Berlepp: Im Mittel liegen wir bei 17 €/m² Mie- sehr gefragt. Ähnlich begehrt sind Penthouse-Wohnun- te. Auch für eine gut verdienende Familie ist das viel, gen. Im 6. Obergeschoß hat man einen wunderbaren aber bezahlbar bei den Einkommensverhältnissen in Blick von der Terrasse auf die markanten Hochhäuser Frankfurt. Gleichsam muss ein solches Mietniveau der Stadt. Bereits ab dem 5. Obergeschoss punkten die angesetzt werden, um eine angemessene Investoren- Wohnungen mit einer sagenhaften Aussicht auf Frank- rendite bei gestiegenen Grundstücks- und Baukosten furts Skyline. Dieser Eindruck von Licht und Luft wird darstellen zu können. durch die besondere Deckenhöhe von bis zu 2,60 m verstärkt. Im Penthouse sind es sogar 2,75 m. Jeder Was schätzen Residential-Investoren Zentimeter zählt. denn an Mainhattan? Frank Berlepp: Geschätzt werden das permanen- Welche Aspekte des modernen Wohnbaus te Wachstum sowie die Dynamik auf internationalem bildet das Quartier zudem ab? Niveau. Berlin außen vorgelassen, sehen Investo- Frank Berlepp: Eines der großen Trendthemen des ren Frankfurt als die internationalste Stadt Deutsch- Wohnbaus der vergangenen Jahre ist das Thema Nach- lands und honorieren das auch. Gerade ausländische haltigkeit: Auch für das PARK TRIO 2 wird ein Gold-Zer- Kunden betrachten Frankfurt zudem als Nukleus der tifikat angestrebt und umgesetzt. Nahezu alle Projek- Rhein-Main-Region. Sie unterscheiden nicht zwischen te der LBBW Immobilien-Gruppe werden seit rund 7 Frankfurt, Offenbach oder Darmstadt. Jetzt könnte man Jahren von der Deutschen Gesellschaft für nachhal- entgegnen, Rhein-Ruhr sei ebenfalls eine Metropolre- tiges Bauen, der DGNB, zertifiziert. Nachhaltigkeit gion. Ja, das stimmt, aber diese Region ist traditionell bedeutet für uns: sich der Verantwortung als Unter- anders – eher ein geschlossener Markt. Frankfurt ist nehmen für die Gesellschaft bewusst zu sein, wenn offen: Die Banken, der Flughafen und große Consul- es darum geht, Immobilien zu entwickeln. Das betrifft ting-Firmen prägen das internationale Bild der Stadt. die Komponenten Stadtentwicklung, Ressourcen- einsparung, Auswahl der Baumaterialien und nicht zu- Zu guter Letzt: Gibt es weitere LBBW letzt die Verwendung der bestmöglichen verfügbaren Immobilienprojekte in Frankfurt? Energien. Frank Berlepp: Im Rebstock sind wir noch lange nicht fertig, denn es folgen noch zwei weitere PARK TRIOs. Wo lagen die Herausforderungen Allerdings ist die Grundstücksknappheit in Frankfurt bei der Entwicklung? so eklatant, dass wir aktuell kein weiteres Areal ins Frank Berlepp: Die größte Herausforderung bestand Auge gefasst haben. Aber, wie gesagt, wir betrachten in der Wandlung des Baurechts vom Gewerbestand- die Stadt als Kern und die Region wiederum mit dem ort hin zur Nutzung als Wohnquartier. Die Baurechts- Weitwinkelobjektiv: Deshalb entwickeln wir in den änderung macht aus vormals 120.000 m² Büro nun nächsten 3 Jahren 100 Wohnungen am Mainzer Zoll- 90.000 m² Wohnen. Die Schaffung des neuen Bebau- hafen. 11
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate FRANKFURT Bei Frankfurt denkt jeder sofort an Business, Banken, Skyline und Flughafen. Aber die Metropole im Rhein-Main-Gebiet verfügt auch über einen der spannendsten Wohnungsmärkte Deutschlands, der zunehmend mit einem zu knappen Angebot kämpft. • Mit welcher Dynamik sich Frankfurt seit vielen Jah- • Mehr Neubautätigkeit ist also zwingend notwendig. ren entwickelt, zeigt sich vor allem an der schnell Allerdings sehen sich Projektentwickler nicht nur mit wachsenden Bevölkerung. Von 2014 bis 2020 hat die steigenden Grundstückspreisen und Baukosten kon- Einwohnerzahl um knapp 9 % auf aktuell gut 763.000 frontiert, sondern müssen auch die Vorgaben des im zugelegt. Damit hat sich die Mainmetropole beim Mai 2020 verabschiedeten Baulandbeschlusses um- Thema Bevölkerungswachstum an die Spitze aller setzen. deutschen A-Städte gesetzt. • Trotzdem gibt es eine Reihe spannender Vorhaben • Der Wohnungsbestand ist im gleichen Zeitraum wie beispielsweise das Projekt Mainwald, in dem ein demgegenüber nur um knapp 7 % gestiegen. Die Zahl attraktiver Wohnungsmix aus Mikroapartments so- der fertiggestellten Wohnungen reicht seit Jahren wie Miet- und Eigentumswohnungen mit insgesamt nicht aus, um den zusätzlichen Bedarf zu decken. etwa 700 Wohneinheiten umgesetzt wird. Errichtet Da verwundert es nicht, dass der Angebotsengpass wird es im sogenannten Lyoner Quartier, wo sich die sich weiter verschärft hat und der Nachfrageüber- ehemalige Bürostadt Niederrad in ein gemischtes, hang wächst. Ein eindrucksvoller Beleg hierfür ist die lebendiges Quartier wandelt. Neben entstehenden weiter rückläufige Leerstandsquote, die nur noch bei Neubauwohnen auf freien Grundstücken werden rund 0,2 % und damit dicht an den Münchenern Ver- auch bisherige Büroobjekte zu Wohnhäusern umge- hältnissen liegt. baut oder abgerissen. ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020 ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019 Bevölkerung Wohnungsbestand Genehmigungen fertiggestellte Wohnungen ø zusätzl. Haushalte p. a. 763.380 5.493 701.350 6.000 4.105 4.480 4.047 4.076 4.227 3.472 3.941 3.864 +9 % 5.000 4.563 3.556 3.467 3.244 4.000 397.709 372.039 3.000 +7 % 3.556 2.000 1.000 2014 2020 2014 2020 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing 12
Zahlen & Fakten AUF EINEN BLICK NACHFRAGE +6.731 Personen Wanderungssaldo im Jahr 2019, 6,7 % Arbeitslosenquote 2020, +2.949 Personen im Jahr 2018 +1,7 %-Punkte zum Vorjahr 405.667 Haushalte 106,2 zum 31.12.2019, +5.659 Haushalte zum Vorjahr Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 50.786 € Kaufkraft pro Haushalt ANGEBOT 397.709 Leerstandsquote 0,6 % 0,2 % Wohnungen zum 31.12.2019, +4.523 Wohnungen zum Vorjahr 2014 2019 50,0 % Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, +0,1 %-Punkte zum Vorjahr 3.864 Baugenehmigungen 2019, -1.629 Wohnungen zum Vorjahr Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex 13
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN PREISANSTIEG AUF BREITER FRONT TOP 5 (BESTAND) Karben ANGEBOTSMIETEN 2020 Bad Homburg 22,85 €/m2 Nidd a 661 Innenstadt / Altstadt (Römer / Main) Oberursel Nieder-Eschbach 19,15 €/m2 Westend-Süd 18,35 €/m2 Kronberg Bad Vilbel Nordend-West Frankfurter Berg 18,30 €/m2 Steinbach Niederursel Nidda Westend-Nord Schwalbach 5 Eschersheim Bergen-Enkheim (Nähe Universität) am Taunus 17,45 €/m2 Bad Soden am Eschborn Bahnhofsviertel Taunus 66 Bornheim Main Nordend-West 648 Rödelheim Westend-Nord MIETDYNAMIK 2014–2020 66 90 % Ostend Innenstadt / Altstadt Altstadt (Römer / Main) Höchst Gallus Sachsenhausen-N. Zeilsheim in Oberrad 43 % Gutleutviertel M a © mapz.com - Map Data: OpenStreetMap ODbL Nied n Niederrad 661 40 % i Ma 40 Schwanheim Griesheim Quelle: IDN Immodaten GmbH Hattersheim Sachsenhausen-S. 39 % 3 Kelsterbach Rödelheim Neu-Isenburg Heusenstamm 35 % 3 Zeilsheim / Sindlingen Flughafen Frankfurt am Main 5 LAGEKLASSE sehr gut gut durchschnittlich einfach Foto: Stephan Behnes / stock.adobe.com • Die große Nachfrage spiegelt sich nicht zuletzt in der konnte den dynamischen Aufwärtstrend nicht stop- Mietpreisentwicklung der letzten Jahre wider. Seit pen, sodass im Jahr 2020 ebenfalls ein Mietpreisan- 2014 haben sich die mittleren Angebotsmieten um stieg von 5 % zu beobachten war. knapp ein Drittel erhöht, sodass sie aktuell bei 15 €/m² • Dass Frankfurt gemeinsam mit München zu den Städ- notieren. Im bundesweiten Vergleich kommen nur ten mit dem markantesten Nachfrageüberhang ge- die beiden süddeutschen Outperformer München und hört, wird durch die sehr homogene Entwicklung der Stuttgart auf höhere Werte. Auch das schwierige kon- Mietpreisanstiege eindrucksvoll unterstrichen. Unab- junkturelle Umfeld während der Corona-Pandemie hängig von der Qualität der Wohnlage bewegen sich 14
Zahlen & Fakten Mieten steigen in allen Lagen und Marktsegmenten Alt- und Innenstadt am begehrtesten Einfache und durchschnittliche Lagen holen auf nahezu alle Teilmärkte mit ihren Zuwächsen relativ ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND) dicht am Mittel des Gesamtmarktes. Lediglich in den sehr gut (+29 %) gut (+31 %) durchschnittlich (+31 %) einfachen Lagen haben die Mieten mit +35 % etwas einfach (+35 %) gesamt (+32 %) stärker angezogen. Dieses Ergebnis zeigt, dass der €/m² ausgeprägte Nachfrageüberhang in allen Marktseg- 20 menten wirksam wird und nicht nur in ausgewählten Stadtteilen auftritt. • Die höchsten Angebotsmieten werden erwartungsge- mäß in der Alt- und Innenstadt, z. B. rund um den Rö- 15 mer oder die Zeil, aufgerufen. Hierbei handelt es sich auch um die einzigen Teillagen, in denen mit aktuell 22,85 €/m² im Mittel die 20-€-Schwelle übertroffen 10 wird. Das hochwertige Angebot speist sich dabei nicht nur aus Neubauten, etwa exklusiven Wohntürmen, in denen der Ausblick und eine hochwertige Ausstattung die Angebotsmieten nicht selten auf über 30 €/m² 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 steigen lassen, sondern auch aus modernisierten bzw. Quelle: IDN Immodaten GmbH rekonstruierten Beständen wie beispielsweise das Dom-Römer-Quartier, das von 2012 bis 2018 umge- setzt wurde. ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) • Aber auch das Westend-Süd (19,15 €/m²), das Nord €/m² Median oberes Segment end-West (18,35 €/m²) oder das Westend-Nord (18,30 €/m²) zählen zu den hochpreisigen Teillagen. 30 • Durch die Wirtschaftsstruktur Frankfurts, mit einem großen Anteil hochwertiger Finanz- und Beratungs- 25 dienstleistungen, ist auch ein breites Nachfragepoten- 20 zial für luxuriöse, zentral gelegene Wohnungen vor- handen. So lässt es sich erklären, dass in der Alt- und 15 Innenstadt nicht nur die höchsten Mieten aufgerufen werden, sondern mit +90 % auch der stärkste Zuwachs 10 seit 2014 zu beobachten ist. Davon abgesehen ver- zeichnen eher einfache und durchschnittliche Wohn- 5 18,10 15,75 14,65 14,95 15,55 lagen überproportionale Anstiege. Zu nennen sind hier u. a. Nied (+43 %), Griesheim (+40 %) oder Rödelheim 1 2 3 4 5 und mehr (+39 %). Quelle: IDN Immodaten GmbH 15
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR EIGENTUMS- WOHNUNGEN PREISE TEILWEISE VERDOPPELT • Vor dem Hintergrund der skizzierten Angebots-Nach- frage-Relation ist es nicht verwunderlich, dass neben den Mieten auch die Wohnungspreise stark gestiegen sind. Wie auch in vielen anderen Standorten fiel der Zuwachs sogar noch deutlich stärker aus als bei den Mieten, wofür in gewissem Umfang sicher das ausge- sprochen günstige Finanzierungsumfeld verantwort- lich ist. • In den letzten 6 Jahren seit 2014 haben die Ange- botspreise im Mittel um 83 % auf aktuell gut 5.860 €/m² angezogen. Auch im Vorjahr hat sich dieser Trend mit einem Plus von rund 11 % in nahezu unvermindertem Tempo fortgesetzt. • Mehr als verdoppelt haben sich Wohnungspreise in den einfachen Lagen, wo mittlerweile 4.270 €/m² Anstieg der Preise hält unvermindert an (+108 %) aufgerufen werden, sowie in den Lagen mit durchschnittlicher Wohnqualität, in denen die aktu- Gallus / Europaviertel steigt in Spitzengruppe auf ellen Angebotspreise bei knapp 5.480 €/m² (+104 %) notieren. Im direkten Vergleich fällt die Steigerung in Einfache und durchschnittliche Lagen den sehr guten Lagen mit rund zwei Dritteln auf gut 7.250 €/m² schon fast bescheiden aus. mit stärkstem Anstieg ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN 9.250 €/m 2 8.870 €/m 2 8.655 €/m 2 8.395 €/m 2 7.655 €/m 2 Foto: Rudolf Balasko Westend-Nord Nordend-West Gallus / Westend-Süd Bockenheim (Nähe Universität) Europaviertel Quelle: IDN Immodaten GmbH 16
Zahlen & Fakten STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020 ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN (PREIS 2020, BESTAND) (BESTAND) sehr gut (+67 %) gut (+86 %) durchschnittlich (+102 %) einfach (+108 %) gesamt (+83 %) 191 % €/m² 8.000 6.000 Gallus / Europaviertel 169 % 4.000 (8.655 €/m2) 2.000 166 % 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Griesheim Quelle: IDN Immodaten GmbH (4.985 €/m2) ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) €/m² Median oberes Segment 150 % 3.500 Hausen / Praunheim (4.690 €/m2) 3.000 2.500 2.000 116 % Rödelheim (6.215 €/m2) 1.500 1.000 500 5.605 6.045 5.980 6.580 4.900 Bahnhofsviertel 1 2 3 4 5 und mehr (7.385 €/m2) Quelle: IDN Immodaten GmbH Quelle: IDN Immodaten GmbH • Zu den teuersten Stadtteilen zählen erwartungs- Kaufpreise von gut 8.650 €/m² aufgerufen. Damit weist gemäß das West- und Nordend. Mit einem Median-An- diese Lage auch die mit Abstand stärkste Steigerung gebotspreis von 9.250 €/m² führt das Westend-Nord der letzten 6 Jahre auf (+191 %). Hierbei ist allerdings die Rangliste der exklusiven Lagen an und überschrei- zu berücksichtigen, dass sich die Angebotsstruktur und tet als einzige Lage die 9.000-€-Marke. Nur knapp da- -qualität erheblich verändert hat, und heute nur noch hinter folgen das Nordend-West mit rund 8.870 €/m² bedingt mit der Ausgangssituation 2014 vergleichbar und das Westend-Süd mit knapp 8.400 €/m². ist. • In die Phalanx der traditionellen Luxus-Viertel einge- • Ansonsten sind aufgrund der niedrigen Ausgangsbasis reiht hat sich außerdem aber auch der noch relativ vor allem in einfachen und durchschnittlichen Lagen junge Standortbereich Gallus / Europaviertel, in dem überproportionale Steigerungsraten zu verzeichnen. sich aufgrund des in den letzten Jahren entstandenen Zu nennen sind hier u. a. Griesheim mit +169 %, Hau- modernen Angebots die Preise seit 2014 im Schnitt sen / Praunheim (+166 %) oder auch Rödelheim mit ei- fast verdreifacht haben. Aktuell werden hier im Mittel nem Anstieg um 150 %. 17
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER WEITERHIN ZU WENIG ANGEBOT • An der Situation, dass die käuferseitige Nachfrage • Dass insgesamt ein zu geringes Angebot am Markt nach Mehrfamilienhäusern deutlich höher ist als das ist, verdeutlicht auch die Entwicklung der Zahlen vorhandene Angebot, hat sich auch im Zuge der Co- der Gutachterausschüsse. Zwar konnte 2019 mit ei- rona-Pandemie nichts geändert. Sowohl private als nem Geldumsatz von rund 1,43 Mrd. € ein sehr gu- auch institutionelle Investoren suchen vor allem rein tes Ergebnis erzielt werden, die Anzahl der Verkäufe wohnwirtschaftlich betriebene Anlagen, sind aber lag mit gut 400 Fällen aber nur auf dem Niveau des auch bereit, kleinere Gewerbeanteile im Objekt zu langjährigen Durchschnitts. Verantwortlich für den akzeptieren, sofern sie nachhaltig vermietbar sind. Anstieg des Investmentvolumens war demzufolge in Steigendes Interesse lässt sich vor allem für Stand- erster Linie der höhere Preis pro Verkaufsfall. Mit orte mit einfacher und durchschnittlicher Wohnqua- 3,5 Mio. € erreichte er 2019 den höchsten bisher lität ausmachen, da Käufer hier die größten Mietstei- registrierten Wert. gerungspotenziale erwarten. • Die weiter gestiegenen Preise für Mehrfamilienhäu- • Das Angebot hat sich tendenziell sogar noch verrin- ser werden auch durch die Entwicklung der zu zah- gert, da viele Eigentümer trotz hoher Preise keine Al- lenden Kaufpreisfaktoren unterstrichen, die auch in ternativanlagen sehen, in denen die Erlöse mit einem den letzten Jahren weiter gestiegen sind. Für Neu- vergleichbaren Rendite-Risiko-Profil reinvestiert bauobjekte im Spitzensegment sind sie mittlerweile werden könnten. Etwas anders stellt sich der Markt bei dem 33-Fachen anzusetzen. Trotzdem wäre ein bei Objekten mit schwierigen Rahmenbedingungen höheres Transaktionsvolumen aufgrund der starken (z. B. Vermietungssituation, baulicher Zustand) dar, Nachfrage durchaus möglich. Der limitierende Fak- bei denen ein leicht steigendes Angebot erkennbar ist. tor ist und bleibt aber das zu geringe Angebot. VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE) Verkäufe (Anzahl) Geldumsatz (in Mio. €) Spitzenmultiplier Neubau 1.500 35 33,0 1.200 31,5 31,0 Foto: Tim Seibert – East59 / stock.adobe.com 30,5 30 900 29,0 27,5 600 26,0 25 300 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Frankfurt Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH 18
Zahlen & Fakten STANDORTE IM ÜBERBLICK 12,75 €/m2 HAMBURG 55 % / 13 % 12,40 €/m2 33,0 24 % / 6 % 7,40 €/m2 BERLIN 32,5 30 % / 8 % 28,0 ESSEN 6,80 €/m2 30 % / 6 % DÜSSELDORF 11,25 €/m2 29,0 28 % / 7 % LEIPZIG 32,5 KÖLN 11,50 €/m2 Berlin mit Abstand am dynamischsten 29 % / 9 % FRANKFURT München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu 32,5 15,00 €/m2 Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt 32 % / 9 % 33,0 19,40 €/m2 40 % / 7 % STUTTGART 35,0 14,65 €/m2 MÜNCHEN 41 % / 7 % 33,5 Medianmiete 2020 (Bestand) Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020 Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze) Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate 19
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate THE FUTURE IS NOW DIGITALE LÖSUNGEN FÜR PRIVATE VERMIETER Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert, gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit, weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo- bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei- le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus- eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt in eine digitale Zukunft gehen möchten. P ropTechs sind in Deutschland in den vergange- nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos- sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Immobilienwelt zu verändern und die eher ana- loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon- zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh- rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu: Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von Streaming-Plattformen wie Spotify erleben? „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop- Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup- Techs investieren, binden sie Innovationen tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan wird interessant sein zu sehen, wie sich die an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und kleinen, kreativen Start-ups in einem größe- nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“ revolutionieren könnten.“ Wir wollen uns vier junge und vielversprechende ANDREAS VÖLKER Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie Managing Director BNP Paribas Real Estate diese Wohnungsvermietern helfen. 20
The Future is Now Definition PropTech Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen, welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech. 4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE BEHALTEN SOLLTEN: objego liefert mobile Immobilienverwaltung Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un- terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu verbannen, schafft mit objego den ersten Meilenstein in der Digitalisierung des Ver- mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die Immobilienverwaltung komplett digital zu machen und in einer einzigen Web-Anwen- dung abzubilden. Dazu bringt das Essener Start-up die Organisation aller Einheiten samt Ne- benkostenabrechnung und Dokumenten- management ins Web. Das Bankkonto kann direkt mit objego verbunden werden, so- dass Mieteinnahmen automatisiert und Rechnungen und Ausgaben in der Finanz- übersicht direkt erfasst werden. Mit dem eingebauten Dokumentenmanagement sind alle wichtigen Dokumente jederzeit und von überall aus abrufbar. Und das Beste: Für sämtliche Objekt- typen – von der vermieteten Eigentums- wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr- familienhäuser mit und ohne Gewerbe- einheiten – erstellt das Tool die Neben- kostenabrechnung inklusive Anschreiben an die Mieter fast komplett selbstständig. Einfach, intuitiv und sicher. Die Geschäftsführer Philip Rodowski privater Vermieter noch mehr zu erleich- Das Herzstück der Software ist und Jörn Reckeweg sind bereits seit An- tern. Im Februar wurde beispielsweise ein die Nebenkostenabrechnung für Foto: objego GmbH Wohn- und Gewerbeimmobilien. fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem der Anlage V für die Steuererklärung durch Team fortwährend an der Integration wei- schnellen Export aller relevanter Daten terer digitaler Lösungen, um das Leben und Informationen stark vereinfacht. 21
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT BNP Paribas Real Estate Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand Im Handumdrehen passende Mie- einem übersichtlichen Dashboard vertrag zur Unterschrift erstellt. ter finden, Mietvertrag online dargestellt und können ganz ein- Während des gesamten Prozesses unterschreiben und die Zugänge fach verwaltet werden. Der größte ist das Team von Wunderflats je- über KIWI erstellen – fertig. Das Zeitgewinn: Es tauchen nur rele- derzeit persönlich erreichbar. Berliner PropTech Wunderflats vante Anfragen auf. Denn mithilfe Wunderflats und seine Wett- übernimmt für Vermieter die eigens entwickelter Algorithmen, bewerber schließen die Lücke im professionelle Vermarktung von die durch maschinelles Lernen Markt für Aufenthalte ab einem Inseraten sowie die vollständige jeden Tag intelligenter werden, Monat. Das Angebot richtet sich Abwicklung und Administration schlägt das Unternehmen Inse- vor allem an Arbeitnehmer, die der Vermietungen. rate vorrangig den Nutzern vor, sich nur zeitlich begrenzt in einer Eine personalisierte und effizi- bei denen die Wahrscheinlichkeit Stadt aufhalten. Wer flexibel und ente Nutzungserfahrung steht bei eines Vertragsabschlusses am agil leben und arbeiten möch- dem Marktführer für möbliertes höchsten ist. Haben Vermieter te, findet digital kurzfristig ein Wohnen auf Zeit in Deutschland sich für einen Mieter entschie- passendes Zuhause in deutschen dabei an erster Stelle. Alle Insera- den, wird dessen Arbeitsverhält- Großstädten. Und diese Einfach- te und entsprechende Mietanfra- nis durch Wunderflats verifiziert heit wird auch den Vermietern gen werden für den Vermieter in und ein rechtlich geprüfter Miet- geboten. Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh- Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich: und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers- Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert. schwer, wie es zunächst klingen mag. Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch nicht beeinträchtigt. Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür- 2 dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher. Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten 1 1 Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im Klingeltableau der Immobilie installiert. 2 Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür per Tab auf das Display geöffnet. 22
The Future is Now „Als Architekt bin ich angetreten, um die Chancen der Digitalisierung endlich auch für die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung vollständig online abzuwickeln.“ NICHOLAS NEERPASCH Gründer und Geschäftsführer von Doozer Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld. Sanieren wie die Profis mit Doozer Auch die Handwerkerbranche arbei- be des gewünschten Sanierungszeitrau- Investoren vorbehalten, die aufgrund tet bereits digital. Nicholas Neerpasch mes sieht er sofort, welche Handwerker der hohen Anzahl an Wohnungseinhei- und Carsten Petzold haben mit Doozer für genau diese Maßnahme zu welchem ten dauerhaft ihr eigenes Handwer- in weniger als 7 Jahren den größten Preis verfügbar sind. Preiskalkulation kerteam beschäftigen konnten. Doozer deutschen digitalen B2B-Handwerker- und Leistungsverzeichnis sind detail- nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com markt ins Leben gerufen. Das Prinzip liert. Der Auftraggeber erhält dadurch zusätzlich auch ähnliche Vorteile für ist simpel: Der Kunde, sprich der Im- umfassende Markttransparenz, für die private Vermieter realisieren zu können. mobilieneigentümer mit Sanierungsnot, der Handwerkermarkt bisher weniger Handwerksunternehmen profitieren von hinterlegt in der Online-Plattform alle bekannt war. einer besseren Planbarkeit und höheren wichtigen Angaben zur Wohnung und Schnelle Sanierungen zu marktübli- Auslastung, was wiederum den Preis legt die Produkte und die gewünschten chen Preisen waren in der Vergangen- reduziert. Digitalisierung funktioniert – Sanierungsleistungen fest. Nach Einga- heit vor allem großen institutionellen zum Vorteil aller Akteure. The time is now: Die Digitalisierung der Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der eigenen Wohnimmobilien vorantreiben digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig. übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam- zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer- ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart- Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun- home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt, gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor- bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben! 23
CITY REPORT WOHNEN FRANKFURT IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! 4,9 Mrd. € 1,6 Mio. m 2 8,2 Mrd. € Projektentwicklungsvolumen Gebaute Fläche Assets under Management (seit Gründung 1999) (seit Gründung 1999) (2020) 24 Quantum in Zahlen
Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück- haltende Hamburger eher abwehrend die Hand. Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz- Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi- lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für Institutionelle und sein Family Office, agiert aber auch als einer der größten Entwickler Deutsch- lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden „Trotz des Runs auf Wohn- als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick immobilien haben wir den auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und Zenit noch nicht gesehen. Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein Die Zeichen stehen weiter- hin auf Wachstum.“ 2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER Sportplatz in seiner Wahlheimat. Gründer von Quantum M an spürt das Herzblut der Grün- schung. Aber was sah er, was die anderen fort: „Es gab ausländische Wettbewerber, dertage, wenn man Philipp nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen, Schmitz-Morkramer nach seinen Mieterstruktur wertete er als krisenresistent. die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch ersten Projekten fragt. „Als De- Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf- der Immobilienwirtschaft zu entspringen veloper erwarben wir 2008 den tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha ausblieben. Wie recht er damit haben sollte, über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra- große Gelände, eingebettet in Kleingärten, würden Krisen wie der Lehman-Crash oder chen deutsche Immobilienspezialisten von entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such- „überpreist“. Ausländische Investoren, wie gebürtige Frankfurter das erste Projekt in te das Team weniger volatile Investments etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca- seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt pital Management, fingen aber gerade erst zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch überzeugten Schmitz-Morkramer und sein an, in den für sie unterbewerteten Markt zu für die Kleingärtner, aber auch eine neue, Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von investieren. öffentliche Sportinfrastruktur einherge- ihrer Sichtweise. gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein „Als Deutsche waren wir unter den Tages-Schau guter Deal für die Stadt, für uns und für institutionellen Playern fast allein“, erin- „Wenn ich den Markt heute betrachte, die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor- nert sich der heute 52-Jährige und fährt macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt kramer. Das sei heute schwieriger: Sport der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie- in verdichteten Gebieten sei aufgrund des ben Jahren begannen Investoren seinen Lärms selten gewünscht. Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug Der Investmentspezialist begann früh: sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser unterschiedlicher Größe. Anfang 2006 legte Quantum das erste Son- Sinneswandel? Der Branchenkenner be- dervermögen, den Wohnimmobilienspe- gründet das mit der aus der Lehman-Krise zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit resultierenden Unsicherheit. Und so kam waren kaum Investoren zu finden, die in 2013/2014 der Durchbruch in der Breite. die vermeintlich langweilige Assetklasse „Was das Geschäft aber nicht einfacher investieren wollten“, erinnert sich Philipp macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau- Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante Fotos: Ralf Buscher sich viele Investoren von ihren Wohnimmo- Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü- bilienbeständen, um sich renditeträchtige- cke werden nicht billiger. Retrospektiv be- ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte trachtet sind wir gut aufgestellt und waren sah darin trotzdem eine attraktive Beimi- immer überzeugt, zu einem vernünfti- 25
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