AUFHOLJAGD EINE RUNDE SACHE - Duisburg ist Kultur STROMABWÄRTS
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Das Reisemagazin, Ausgabe 01, 2023 AUFHOLJAGD Duisburg ist Kultur EINE RUNDE SACHE NRW ist Fußball. Fußball ist NRW STROMABWÄRTS Eine Radtour am Rhein
IMPRESSUM HERAUSGEBER: Tourismus NRW e.V. Völklinger Str. 4, 40219 Düsseldorf, Tel.: +49 211 91320-500, Fax: +49 211 91320-555, info@nrw-tourismus.de, www.dein-nrw.de, Vertretungsberechtigter Vorstand: Dr. Achim Schloemer, Geschäftsführung: Dr. Heike Döll-König, V. i. S. d. P. und Verantwortlicher gem. § 18 Abs. 2 Medienstaatsvertrag: Markus Delcuve, Völklinger Str. 4, 40219 Düsseldorf, Amtsgericht: Düsseldorf, Vereinsre- gisternummer: VR 10493, verantwortlich für den Inhalt: Julia Dahmen, Hanna Bosbach, Jens Nieweg, Maximilian Hulisz, Text: Anja Luckas, KONZEPTION UND REALISATION: KOMMUNIKATION LOHNZICH GmbH & Co. KG, Krablerstraße 28–30, 45326 Essen, Tel.: +49 201 821466-0, www.lohnzich.de, Projektmanage- ment: Nicole Engelhardt, Art-Direktion: Aljoscha Bakaran, Layout/Satz: Chayenn Gutowski, AUFLAGE: 121.350 Stück, DISTRIBUTION über: Frankfurter Allge- meine Sonntagszeitung, Die ZEIT, Welt am Sonntag, DRUCK: Bonifatius GmbH, Druck – Buch – Verlag, Verantwortlicher: Tammo Wilm BILDNACHWEISE INHALT Wenn nicht anders beschrieben, immer von oben nach unten und von links nach rechts | TITEL | © MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, Sammlung Ströher. Architektur: Herzog & de Meuron. Foto: Simon Menges, Berlin | S. 3 | © MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, Sammlung Ströher. Architektur: Herzog & de Meuron. Foto: Simon Menges, Berlin | S. 4–5 | Werk: Wilhelm Lehmbruck, Stehende weibliche Figur © Fotograf Johannes Höhn | Installationsansicht MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, Sammlung Ströher. Architektur: Herzog & de Meuron. © Estate Bernd & Hilla Becher, represented by Max Becher. Foto: Simon Menges, Berlin | Werk: Song Dong, „Write your message with water“ / Katsuhito Nishikawa, „Physalis“ © Stiftung DKM, Duisburg; Fotograf: Johannes Höhn | Werk: Julian Opie, „Sam, Amelia, Jeremy, Teresa“; Fotograf: Johannes Höhn | Werk: Tom Fecht, „Eclipse“ © Stiftung DKM, Duisburg; Fotograf: Johannes Höhn | © MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, Sammlung Ströher. Architektur: Herzog & de KULTUR ERLEBEN, Meuron. Foto: Simon Menges, Berlin | S. 6 | Werk: Wilhelm Lehmbruck, Kniende (1911); Fotograf: Johannes Höhn | Treppenhaus im Museum Küppersmühle, Entwurf: Herzog & de Meuron, NATUR GENIESSEN DUISBURG IST KULTUR © Fotograf Johannes Höhn | Werk: Yin Xiuzhen, „Beijing Opera“ © Stiftung DKM, Duisburg; Fotograf: Johannes Höhn | © Johannes Höhn | S. 7 | © WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH; © Krupp-Stiftung, Foto: Peter Gwiazda; © Stadtmarketing Krefeld | S. 8–9 | Ursula, Die beiden Mit dem Start ins Frühjahr füllt sich der Kulturkalender in Nord- 4–6 Wächter, 1986, WV (86/102), zwei Holzfiguren, Ränder vergoldet, mit Öl und Lack bemalt, 175 × rhein-Westfalen. Wir erleben starke Frauen, die ihrer Zeit schon GRÜNDERZEITEN 57 × 1,8 cm und 175 × 58 × 1,8 cm, Collection Galerie les Yeux Fertiles, Paris © Museum Ludwig, Köln, Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv Köln | Etel Adnan, Hot, 1960 Öl auf Leinwand, 51 x 40,5 cm Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: früh ein Stück voraus waren. Wir tauchen ein in das pralle Leben 7 Galerie Lelong & Co., Paris | Jenny Holzer, from Survival (1983–85), 1985, LED, 6,1 × 12,2 m, des Barock und bieten dem scheinbar Beiläufigen eine Bühne. Ich DER WEIBLICHE BLICK Installation: Auswahl aus der Survival Serie, Times Square, New York, 1985 © 2023 Jenny Holzer, VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: John Marchael | © KIKI KAUSCH: „Heike Makatsch Lockdown“ | Jaana Caspary, upside down, 2022, © Jaana Caspary Cragg Foundation, Foto Michael Richter | Peter lade Sie deshalb herzlich ein zu einem gemeinsamen Streifzug durch 8–9 Moore, Moorman and Paik performing the Human Cello variation during John Cage’s 26'1.1499" die abwechslungsreiche Kulturlandschaft unseres schönen Landes. EINE REISE DURCH DIE EPOCHEN for a String Player, Café au Go Go, New York, 4 October 1965 © Estate of Nam June Paik, Photograph by Peter Moore; Peter Moore Photography Archive, Charles Deering McCormick Library of Special Collections, Northwestern University Libraries; © Northwestern University | Begleiten Sie uns in die großen Ausstellungshäuser in Köln und 10–11 S. 10–11 | © Jan Brueghel d. Ä., Hendrik van Balen, Blumen- und Fruchtgirlande mit Maria und Düsseldorf, lassen Sie uns gemeinsam Kunst im Vorbeigehen ent- GANZ NAH DRAN dem Kind, Öl auf Holz, Privatsammlung, Foto: Museum | © Traugott Faber, Blick auf Dresden, 1823, Privatsammlung, Foto: © Sotheby’s, New York | © BODI-Ring 1974, Foto: Lothar Kornblum, LVR-LandesMuseum Bonn | © Gabi Hirnschal, @gabral | S. 12–13 | © Ingo Arndt, www.ingoarndt. decken und kommen sie mit an einen Ort in der Eifel, der wie kein 12–13 com | © Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur und Jan Sachau | © Klaus Rieboldt zweiter Geschichte, Gegenwart und Zukunft vereint. Oder nutzen PER APP INS MITTELALTER | © Gasometer Oberhausen, Dirk Böttger | © LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels | S. 15 | © Dominik Ketz; © Franz Reschke, Landschaftsarchitektur, Berlin; © Dominik Ketz | S. 16–17 | © Künstler Art DJOELS, Foto: Habitat 49 | © Künstler Art Mr. X, Foto: Habitat 49 | Sie die Ferienzeit für einen Ausflug mit der Familie oder Freunden, um ganz spielerisch zu erfahren, wie unsere Erde von oben aus- 15 Das Geleucht © Johannes Höhn | Tetraeder © Ruhr Tourismus, Jochen Schlutius | Legobrücke KUNST IM VORBEIGEHEN Wuppertal © Künstler Martin Heuwold, Foto: Johannes Höhn | Giant Pool Balls © Wojciech sieht. Tolle Fotoausstellungen, die auch Kinder begeistern, schärfen Grabowski, @RoadTripBus | S. 18–19 | Baumwipfelpfad Panarbora © Tourismus NRW e.V.; alle anderen Bilder © Johannes Höhn | S. 20–21 | © Tourismus NRW e.V.; Teilnehmer des zweiten unseren Blick auf die Natur. 16–17 Lehrgangs auf dem Appellplatz, Juni 1938, Quelle: Archiv Vogelsang IP, Fotograf Atelier Hügen, Köln | © Johannes Höhn; © Johannes Höhn; © Johannes Höhn; © Tourismus NRW e.V. | S. 22–23 | © Tourismus NRW e.V.; © Dominik Ketz, Tourismus NRW e.V.; © Tourismus NRW e.V.; © Leo Thomas; © Johannes Höhn; © Leo Thomas, © Johannes Höhn; © Johannes Höhn; © Tourismus Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen eine Stadt in Nord- 18–19 MOMENTAUFNAHMEN NRW e.V.; © Johannes Höhn; © Joris Felix | S. 24–25 | © Johannes Höhn; © Tourismus NRW e.V.; © Niklas Birk; © Tourismus NRW e.V.; © Franziska Beckmann, bielefeld places; © Tourismus NRW rhein-Westfalen, die zu Unrecht leider oft unterschätzt wird. Duisburg. e.V.; © Max Fischer @iamarux | S. 26 | © Johannes Höhn; © Johannes Höhn; Tourismus NRW e.V., Hannah Förster | S. 27 | © FC Schalke 04; © Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA | S. 28–29 |© Wie viele Ruhrgebietsstädte vom Bergbau geprägt, verbirgt sich hinter 20–21 EIN ORT MIT GESCHICHTE UND ZUKUNFT Tourismus NRW e.V.; © Tourismus NRW e.V.; © Ludwig Windstosser, Fotoarchiv Ruhr Museum; © Dennis Stratmann; © Jürgen Fromme, firo sportphoto; © Johannes Höhn | S. 30–31 |1: © Pure der imposanten Industriekultur-Kulisse heute ein Juwel für Liebha- Note; 2: © Monique Lebahn, RVT e.V.; 3: © Dominik Ketz; 4: © Schloss Türnich Betriebsgesell- schaft mbH; 5: © Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.; 6: © Klement Kleinebrahm GbR; 7: © berinnen und Liebhaber von Kunst und Architektur. Im Umkreis von 22–23 STADT, LAND, FLUSS Landhaus Beckmann; 8: © Siechhaus; 9: © Hannah Gatzweiler; 10: © Schmallenberger Sauerland nur wenigen hundert Metern vereint die Stadt mit dem Museum Tourismus, Klaus-Peter Kappest; 11: © Münster Marketing; 12: © Christian Venne, Biologische Station Kreis Paderborn – Senne; 13: © Niklas Berg/mingbud; 14: © Evergreen Farm GbR, 15: © Achim Meurer, Kreis Siegen-Wittgenstein; 16: © Anne Klein; 17: © Tourismus NRW e.V.; 18: © Küppersmühle, dem Lehmbruck Museum und dem Museum DKM gleich drei hochkarätige Ausstellungshäuser in der Innenstadt. Also 24–25 DEM HIMMEL SO NAH Teutoburger Wald Tourismus, D. Ketz gönnen Sie Duisburg auch und gerade als Kulturstadt einen zweiten Blick! Ich verspreche, es lohnt sich. 26 DIE FARBEN DER NATUR GEFÖRDERT DURCH Ministerium für Wirtschaft, Mit dem Start ins Frühjahr wächst aber auch der Drang 27–29 EINE RUNDE SACHE Industrie, Klimaschutz und Energie nach draußen. An der frischen Luft wollen wir neue Ein- des Landes Nordrhein-Westfalen drücke sammeln und der Natur beim Erwachen zusehen. Die per- 30–31 REGIONENTIPPS fekte Kombination dafür ist eine Radtour entlang des Rheins. Es müssen ja nicht gleich die gesamten 226 Kilometer sein. Abwechs- lung bietet jede Etappe des Rheinradwegs, und Gelegenheit für www.dein-nrw.de/newsletter Pausen gibt es entlang der Strecke ebenfalls reichlich. facebook.com/DeinNRW Bereits jetzt wirft ein großes Sportereignis in NRW seinen Schatten voraus. Wenn im Sommer 2024 die Fußball-Europameis- twitter.com/DeinNRW terschaft der Herren in Deutschland angestoßen ist, sind auch Dort- mund, Gelsenkirchen, Köln und Düsseldorf dabei – und natürlich instagram.com/DeinNRW wir alle. Denn: NRW ist Fußball. Fußball ist NRW. pinterest.de/DeinNRW In diesem Sinne lade ich Sie ein, mal wieder zu Gast bei Freun- den zu sein. In #DeinNRW. IHRE HEIKE DÖLL-KÖNIG Geschäftsführerin Tourismus NRW e.V. dein-nrw.de Treppenhaus im Museum Küppersmühle, Duisburg DEIN 3 NRW
Wilhelm Lehmbruck, Stehende weibliche Figur, Lehmbruck Museum Song Dong, „Write your message with water“, Katsuhito Nishikawa, „Physalis“, Museum DKM Tom Fecht, „Eclipse“, Museum DKM LIEBE Museum Küppersmühle, Duisburg AUF DEN ZWEITEN BLICK Julian Opie, „Sam, Amelia, Jeremy, Teresa.”, Lehmbruck Museum Es ist ein gewöhnlicher Donnerstag im E her unauffällig hängt die kleine Schwarz-Weiß-Fotografie des Künst- Frühjahr. Noch ist es ein wenig frisch drau- ßen, doch die ersten Spaziergänger sind lerpaars Bernd und Hilla Becher in der schon im Kantpark unterwegs. Vor dem Ausstellung. Sie stammt aus dem Jahr 2002 Lehmbruck Museum, nur etwa 20 Geh- IM TREPPENHAUS und zeigt die Außenfassade des damals minuten vom MKM entfernt, weckt die noch jungen Museums Küppersmühle für humorvolle LED-Installation „Walking Das Museum DKM ist das Dritte im Reger Betrieb herrscht mittlerweile Moderne Kunst (MKM). Einen histori- Figures“ des britischen Künstlers Julian Bunde der hochkarätigen Museen, die sich auch im Museum Küppersmühle. Die Be- schen Backsteinbau mit den angrenzenden Opie das Interesse der Vorbeilaufenden. im Umkreis von nur wenigen Hundert Me- suchenden sind an diesem Vormittag ge- hohen Silos aus Stahl. 21 Jahre später hat Meist geht ein Schmunzeln über ihr Ge- tern in der Duisburger Innenstadt mit ihrer kommen,um sich die überdimensionalen die Aufnahme selbst historischen Wert und sicht. Auch im Innern des auffällig trans- kunstvollen Brunnenmeile in der Fußgän- und durchaus beklemmenden Werke bei- ihren Platz genau dort, wo erst vor ein- parenten Gebäudes, dessen „Schaufenster“ gerzone verteilen. Anders als die beiden spielsweise von Anselm Kiefer anzuschau- einhalb Jahren der Erweiterungsbau eine Art Straßengalerie bilden, betrachten großen Häuser Lehmbruck und Küppers- en oder Arbeiten von Gerhard Richter, A.R. der Schweizer Architekten Herzog & de an diesem späten Vormittag bereits zahl- mühle präsentieren die Museumsgründer Penck, K.O. Götz, Emil Schumacher, Georg Meuron eröffnet wurde, der nun noch reiche Besuchende die Skulpturen und Dirk Krämer und Klaus Maas ihre Samm- Baselitz, Imi Knoebel. Auch eine Gruppe mehr Raum für eine spektakuläre Privat- Installationen von Wilhelm Lehmbruck, lung traditioneller asiatischer und moder- Jugendlicher schlendert durch die Ausstel- sammlung deutscher und europäischer Rebecca Horn und Käthe Kollwitz, Alberto ner europäischer Kunst jedoch ohne Worte lung in den ungewöhnlich weiten, großzü- Nachkriegskunst bietet. In einer oft un- Giacometti und Jean Tinguely sowie Nor- an den Werken. Ihr Anliegen ist es, „nicht gigen Räumen der ehemaligen Mühle, de- terschätzten Stadt, die sich kulturell ge- bert Kricke, dem aktuell auch im Museum kunsthistorisch zu begründen, was wir ren Silos in den Erweiterungsbau integriert rade neu erfindet und sich keineswegs Küppersmühle eine ganze Etage „gehört“ tun“, so Sammler Klaus Maas. Vielmehr wurden und beinahe ähnlich einer Kathed- hinter ihrer imposanten Industriekultur- und dessen „Schlussstriche“ zeitgleich im sollen sich die Besucher „von den Augen rale den Übergang vom Alt- in den Neubau Kulisse verstecken muss. Ein kleiner Kunst- Museum DKM im Dellviertel gewürdigt leiten lassen“. Der folgerichtige Titel ihrer markieren. spaziergang. werden. Sammlung: „Linien stiller Schönheit“. © Estate Bernd & Hilla Becher, represented by Max Becher. Foto: Simon Menges, Berlin. DEIN 4 NRW DEIN 5 NRW
Treppenhaus, Museum Küppersmühle GRÜNDERZEITEN Kaiserwagen, Wuppertal NÄCHSTE HALTESTELLE: SCHWEBODROM Sie hat es sich verdient. 122 Jahre, nachdem die Wuppertaler Schwebebahn das erste Mal über die Gleise gefahren ist, bekommt sie endlich ein eigenes Museum. Mitte dieses Jahres wird in der Fußgängerzone des Stadtteils Barmen das „Schwebodrom“ eröffnet, das die Besuchenden mit auf eine ganz besondere Zeitreise nimmt. In Wagen Nr. 11 aus der Baureihe 1900, einem dunkelrot glänzen- den, originalen Schwebebahnwaggon aus den Anfangsjahren, „fah- ren“ sie zurück ins Jahr der Stadtgründung von Wuppertal. Mittels Virtual Reality ziehen die Straßenzüge an ihnen vorbei, wie sie 1929 aussahen. Weitere Teile der Erlebnisausstellung zeigen die Geschich- te und Technik des in Deutschland einzigartigen Verkehrsmittels, Wilhelm Lehmbruck, „Kniende“, Lehmbruck Museum das draußen natürlich auch in Zukunft weiter unter den Gleisen schwebt. DER HÜGEL WIRD OPEN HOUSE Villa Hügel, Essen Industriegeschichte ist in Essen vor allem mit einem Namen ver- bunden: Krupp. Ursprünglich aus den Niederlanden, begründete die Familie in der Ruhrgebietsstadt ein Stahl-Imperium, dessen Blüte- zeit mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts begann. Als repräsentativen Familiensitz ließ Alfred Krupp im Jahr 1873 in- mitten einer wunderschönen Parkanlage die Villa Hügel errichten. Den 150. Geburtstag der Villa nimmt die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung nun zum Anlass, Türen zu öffnen, die der Öf- fentlichkeit bisher verschlossen waren. Unter dem Motto „Der Hü- gel wird Open House“ gibt es Führungen in „Nie gesehene Räume“. Für das Jubiläumsjahr, das mit Konzerten, Kino-Vorführungen und Yin Xiuzhen, „Beijing Opera“, Museum DKM Vorträgen sowie einer spektakulären Licht- und Ton-Installation des Künstlerduos Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner gefeiert wird, wurde außerdem eine eigene Augmented-Reality-App entwi- Die jungen Leute staunen nicht park Duisburg-Nord eine beeindruckende ckelt, mit der sich Interessierte auf Zeitreise durch die wechselvolle schlecht, als sie plötzlich in einem der Landmarke der Industriekultur. Spazieren- Geschichte des Industriedenkmals begeben können. Traumzeit-Festival, Landschaftspark Duisburg-Nord beiden Treppenhäuser des MKM stehen. den stockt womöglich der Atem, wenn sich „Unsere größte Skulptur“, sagt die Muse- am Tag Kletterbegeisterte auf den Hoch- umsmitarbeiterin, die sie an diesem Tag seilparcours in der Gießhalle wagen und FRÜHJAHRSGENUSS durch das Haus führt, mit einem leichten im wahrsten Sinne des Wortes „in der Luft“ UND HERBSTLEUCHTEN Schmunzeln. Es stimmt. Angelehnt an den hängen, bevor die ehemaligen Betriebshal- Backstein der Außenfassade schwingt sich len, Hochöfen und Gasometer bei Einbruch Das Frühjahr steht in Krefeld ganz im Zeichen des Genus- hier terrakottafarbener Beton in sanften, der Dunkelheit in buntes Licht getaucht ses. Im Sommer herrscht Festivalatmosphäre. Im Herbst leuch- tönern erscheinenden Bögen nach oben werden. Ausgelassene Stimmung herrscht tet und im Winter klingt die Stadt besonders. Anlässlich der und zieht den Blick auf sich. Ein Grund auf dem gesamten Gelände, wenn Mitte 650-Jahr-Feier von Krefeld wurde ein abwechslungsreiches mehr, warum nicht nur Kunstbegeisterte, Juni das dreitägige Traumzeit-Festival star- Programm gestaltet, das die Geschichte der Seidenstadt auf- sondern auch Architekturfans die Ruhrge- tet und die kleinen und großen Hallen zu greift, aber auch Platz für Visionen bietet. Einheimischen und bietsstadt keineswegs unterschätzen soll- Konzertbühnen werden. In einen „Magic Gästen will sich die Stadt als Ort der Toleranz und des bür- ten. Mountain“ verwandelt sich in den Abend- gerlichen Miteinanders präsentieren. Unter anderem wird es stunden die Heinrich-Hildebrand-Höhe Ostern eine Heißluftballon-Fiesta mit Night-Glow auf der Rennbahn INDUSTRIEKULTUR IN FARBE im Süden der Stadt. Schon von weithin sowie kulinarische Angebote aus aller Welt geben. Im Juni und im sichtbar markiert hier die Skulptur „Tiger August verwandelt sich die gesamte Stadt in eine Urban Art Gallery Jubiläumsballon für die 650-Jahr-Feier von Krefeld Wie die meisten Ruhrgebietsstädte ist auch & Turtle“, eine begehbare Achterbahn, dass und wird dann im Herbst, bei der „Krefelder Laufmasche“, zu einem Duisburg von seiner Bergbaugeschichte Duisburg mehr als nur einen flüchtigen Hotspot für junge Mode. geprägt und bietet mit dem Landschafts- Blick wert ist. DEIN 6 NRW DEIN 7 NRW
Etel Adnan, Hot Ursula Schultze-Bluhm, „Die beiden Wächter“ Jenny Holzer, aus der Survival-Serie: Times Square, New York rene Künstlerin lebte bis zu ihrem Tod im Matt Damon. Zu sehen ist die teils humor- Jahr 1999 in Köln und forderte mit ihrem volle, aber teils auch provokative „Liaison“ DER Werk immer wieder Autoritäten in Gesell- noch bis zum 30. April 2023. schaft und Kunst heraus. Die Ausstellung „Ursula – Das bin ich. Na und?“ nimmt Die jüngste der fünf starken die Betrachtenden mit in ihre poetischen Kunst-Frauen ist Jaana Caspary, deren WEIBLICHE Phantasiewelten, in denen mitunter auch das Unheimliche im Alltäglichen zutage tritt. Skulpturen und Zeichnungen noch bis zum 6. August 2023 unter dem Titel „ebenda“ in der unteren Ausstellungshalle sowie im BLICK F Wintergarten des Skulpturenparks Wald- Ebenfalls in Köln präsentiert das frieden in ihrer Heimatstadt Wuppertal ünf Frauen, fünf ganz unterschied- Westfalen (K20) Etel Adnan und ihrem Excelsior Hotel Ernst aktuell in seinen ausgestellt sind. Caspary schafft eine fast liche Lebenswege. Die einen durch- malerischen Werk nun die Ausstellung „Po- Räumlichkeiten großformatige Fotografien surreale Formenwelt, indem sie industri- aus politisch, die andere eher poetisch. esie der Farben“. Noch bis zum 16. Juli 2023 von Kiki Kausch. Die frühere Journalis- elle Materialien und Formen sowie übliche Kiki Kausch, „Heike Makatsch“ Die jüngste von ihnen Meisterschülerin werden unter anderem eher kleinformatige tin begleitet heute Hollywoodstars, Polit- Gebrauchsgegenstände durch Verformung, und die fünfte stets auf der Suche nach Gemälde gezeigt, die in Form und Farbe an prominenz und Lebenskünstler mit der Ka- Spiegelung und Doppelung verfremdet und Schönheit. Und alle mit ihrem eigenen Paul Klee und Wassily Kandinsky erinnern mera. So begegnen die Übernachtungsgäs- diese ein scheinbares Eigenleben entwi- Blick auf die Welt – und die Kunst. Etel und mit denen die Künstlerin und Kosmo- te des unvergleichlichen Grand Hotels bei ckeln. Durch den Einsatz der Farbe Weiß, Adnan, Jenny Holzer, Ursula Schultze- politin ihre Liebe zu den unterschiedlichen ihrem Aufenthalt unweit des Kölner Doms meistens glänzend poliert, löst sie ihre Ar- Bluhm, Kiki Kausch und Jaana Caspary, Welten, der westlichen und der arabischen, unter anderem Angela Merkel und Michail beiten von den eigentlichen Vorbildern und ver- denen in diesem Frühjahr Ausstellungen ausdrückt. Gelb und Orange sind dabei oft Gorbatschow, Arnold Schwarzenegger und leiht ihnen so eine poetische, sensible Aura. in NRW gewidmet sind, scheinen auf den dominierende Farben, und die Quadrate, ersten Blick nichts gemeinsam zu haben. Kreise, Hügel und Horizonte scheinen in Doch allein die Vorstellung, sie hätten ei- Bewegung zu sein. Adnan zur Seite steht im nander kennengelernt und sich gegenseitig K21 der Kunstsammlung NRW die US-ame- MUSIK ENTHÜLLT inspiriert, macht Lust auf eine interessante rikanische Künstlerin Jenny Holzer, die in Kunstreise. ihren Posterarbeiten, Gemälden und Arbei- Mit einem Namen ist die internationale Medien- und Videokunst untrennbar verbun- ten aus Stein Themen wie Krieg, Sinnlosig- den: Nam June Paik. Er bezeichnete sich selbst gern als den „berühmtesten schlech- Als Tochter einer griechischen Mut- keit und Populismus aufgreift. Die Schau ist ten Pianisten“, begeisterte aber bei musikalischen Live-Performances, bei denen er das ter und eines syrischen Vaters wird Etel bis zum 6. August 2023 zu sehen. Publikum mit in seine Arbeit einbezog. An diese Momente erinnert bis zum 27. August Adnan 1925 im Libanon geboren. Sie über- 2023 die Ausstellung „Nam June Paik: I Expose the Music“ im Dortmunder U. Erstmals siedelt nach Frankreich und Kalifornien, In die surrealen Welten der Nachkriegs in Deutschland wird in diesem Rahmen die sound- und bildgewaltige Rauminstallation wo sie zunächst Philosophie unterrichtet avantgardistin Ursula Schultze-Bluhm „Sistine Chapel“ aus dem Jahr 1993 zu erleben sein. Sie führt als frühes Beispiel multi- und mit dem Schreiben beginnt. Zur Ma- tauchen die Besucherinnen und Besu- medialer Immersion einen Remix der für Paik spezifischen Pop- und Kulturgeschichte lerei findet die erfolgreiche Dichterin erst cher im Museum Ludwig in Köln ein. Bis auf. Paik, in Korea geboren, später in die USA ausgewandert, hatte eine enge Bindung zu sehr viel später, wird im hohen Alter von zum 23. Juli 2023 ist dort, 30 Jahre nach NRW. Unter anderem studierte er bei Komponist Karlheinz Stockhausen und war einige 87 Jahren 2012 zur Documenta nach Kas- der letzten umfassenden Museumsschau, Jahre Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Das Dortmunder U zeigt nun rund sel eingeladen. Gut ein Jahr nach ihrem Tod ihr exzentrisches und zutiefst subjektives 100 Arbeiten des 2006 verstorbenen Künstlers, darunter neben Installationen auch Par- widmet die Kunstsammlung Nordrhein- Oeuvre zu sehen. Die in Mittenwalde gebo- tituren und Fotografien. Charlotte Moorman mit Nam June Paik als menschliches Cello DEIN 8 NRW Jaana Caspary, upside down, 2022 DEIN 9 NRW
Jan Brueghel d. Ä., Hendrik van Balen, Blumen- und Fruchtgirlande mit Maria EINE REISE und dem Kind BODI-Ring DURCH DIE LVR-Landesmuseum Bonn WER WAR BODI? EPOCHEN Sein Name war BODI. Er lebte im siebten Jahrhun- dert und gehörte der Krieger- elite an. So viel ist bekannt, seit Grabungen in Wesel-Bislich am Traugott Faber, Blick auf Dresden, 1823, Niederrhein eine aufwendig gestal- Privatsammlung tete Lamellenrüstung sowie einen golde- nen Siegelring mit dem Porträt und dem Na- men seines einstigen Besitzers zutage förderten. Der Fund, der als Sensation gefeiert wird, steht jetzt im Mittelpunkt einer „Forschungsreise ins frühe Mittelalter“, zu der das LVR-Landesmuseum Bonn noch bis zum 15. Oktober 2023 einlädt. Ergänzt wird die Schau, die vielfältige Einblicke in die Lebenswelt der politisch-militärischen Elite der damaligen Zeit gewährt, durch Leihgaben aus ganz Europa, die teils noch nie in Deutschland zu sehen waren. Zur Ausstellung „Das Leben des BODI“ gehört außer- dem ein Forschungslabor für Kinder und Erwachsene, in dem naturwissenschaftliche Methoden vorgestellt werden, mit denen archäologische Fachleute ihre Grabfunde analysieren. Highlights in Minden REISE DURCH DIE EPOCHEN Am Weserufer ankert eine höl- zerne Schiffmühle. In den schmalen Gassen des Schnurrviertels bilden Fachwerkhäuser und Sandsteinfas- saden die hinreißende Kulisse für einen entspannenden Bummel durch die Oberstadt, während es etwas wei- ter unten die stattlichen Gebäude aus der Blütezeit der Weserrenaissance sind. Zwar ist im ostwestfälischen Mühlenkreis und in der Stadt Min- Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln Kunstpalast, Düsseldorf den die Zeit keineswegs stehen ge- GEBALLTER BAROCK EINE BÜHNE FÜR DAS blieben, doch wird ein Aufenthalt in Üppige Stillleben mit Blumen, Prunkgeschirr BEILÄUFIGE der ehemaligen Hansestadt schnell und Kerzenschein. Bilder von zechenden Bauern Für das Licht der Öffentlichkeit waren zur Reise durch die Epochen. Allein und galanten Kavalieren. Dazu idyllische Sommer- sie gar nicht bestimmt: Ölstudien, in de- aus elf Jahrhunderten stammen die und Winterlandschaften. Das Zeitalter des Barock nen Kunstschaffende im Zeitalter der Romantik die flüchtigen Bewegungen Kunstwerke des Domschatzes, zu denen auch das einmalige Mindener hält am 26. Mai 2023 Einzug ins Wallraf-Richartz- der Natur einfingen, dienten ursprünglich nur dem privaten Gebrauch. Ihr Kruzifix gehört. Bei einer Führung durch die malerische Altstadt und Museum. Fast ein Jahr lang präsentiert das Kölner Leben lang nutzten Künstlerpersönlichkeiten wie Caspar David Friedrich beim Besuch des Mindener Museums folgen Gäste stets den Spuren der Haus in der Sonderausstellung „Sammlerträume“ und Camille Corot sowie wichtige Vertreter der Düsseldorfer Malerschule sie 1.200-jährigen Stadtgeschichte, bevor der Tag mit einem Ausflug in die sämtliche Größen der niederländischen Barock- als Quelle der Inspiration. 200 Jahre später bereitet der Kunstpalast in Düs- 1920er-Jahre ausklingt: Bei Magie und Akrobatik im GOP Varieté-Thea- kunst, darunter Jan Brueghel den Älteren, Jacob van seldorf diesen weitgehend unbekannten und gleichzeitig revolutionären Ar- ter im benachbarten Bad Oeynhausen. Ruisdael und Willem Kalf. Möglich macht es ein beiten nun eine große Bühne. Die Ausstellung „Mehr Licht. Die Befreiung der begeisterter Privatsammler, der dem Museum seine Natur“, kuratiert von dem Autor und Kunstexperten Florian Illies, rückt das Kunstwerke als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. scheinbar Beiläufige in den Mittelpunkt: das Spiel von Licht und Schatten, die Nach dem Ende der Ausstellung im Fenstersaal der Bäume am Wegesrand, Gräser im Wind, Wolken und Wellen. Gezeigt werden Barockabteilung werden die Werke die museums- bis zum 7. Mai 2023 rund 170 Arbeiten aus musealen und privaten europäi- eigene Sammlung zu dieser Epoche bereichern. schen Sammlungen. Altstadt Minden DEIN 10 NRW DEIN 11 NRW
Prachtlibelle LWL-Museum Henrichshütte, Hattingen GANZ NAH DRAN VOR DER LINSE Sechsbeiner sind wahrlich nicht jedermanns Sache. Und so manchem kribbelt es schon beim Gedanken an Ameisen, Käfer und Grashüpfer am ganzen Körper. Ge- nauer betrachtet sind Insekten jedoch faszinierende und für den Bestand der Erde außerordentlich wichtige Tiere, Neanderthal Museum, Mettmann Sammelbiene deren Artenvielfalt leider bedroht ist. Die Fotografin Ute LEISES SUMMEN Matzkows und ihr Kollege Klaus Rieboldt haben sich auf Schon in der Steinzeit waren die Bienen den Menschen stets ehemaligen Industrieflächen auf die Suche nach den klei- zu Diensten, lieferten eifrig Wachs und Honig. Mithin bietet das nen Lebewesen begeben und einen oftmals unbeachteten Neanderthal Museum den perfekten Rahmen für eine Ausstellung Mikrokosmos vor die Linse bekommen. Die dabei ent- über die schwarz-gelben Nutztierchen. Unter dem Titel „Zurück standenen 100 großformatigen Fotografien bilden den in die Zukunft – Honigbienen im Wald“ werden vom 20. Mai bis Kern der Wanderausstellung „IndustrieInsekten – In ei- 5. November 2023 Aufnahmen des preisgekrönten Fotografen Ingo nem unbekannten Land“. Erste Station ist das LWL-Mu- Arndt gezeigt. In den heimischen Wäldern hat er die gut versteck- seum Henrichshütte in Hattingen. Die Austellung be- ten Baumhöhlen der wildlebenden Bienen aufgespürt und gewährt ginnt am 17. Mai und endet am 15. Oktober 2023. faszinierende Einblicke in die natürliche Umgebung der Tiere. Er- gänzt wird die Fotoausstellung um Exponate aus der Steinzeit und Gasometer Oberhausen Informationen zu aktuellen Trends wie „Urban Beekeeping“. Und Weltkugel im Gasometer Oberhausen vielleicht ist ja auch beim anschließenden Waldspaziergang entlang DIE ERDE VON OBEN des Eiszeitlichen Wildgeheges ein leises Summen zu hören. Eine Einmal die Welt von oben sehen, wie aus dem All! Überraschung wartet am Ziel auf jeden Fall. Denn an der Fund- Der riesige Erdball mit hochaufgelösten Satellitenbil- stelle des Neandertalers wurde kürzlich der Höhlenblick eröffnet, dern, der derzeit im 100 Meter hohen Raum des Gaso- ein 22 Meter hoher Turm mit einer riesigen Schädelkalotte als Kup- meters Oberhausen schwebt, macht es möglich. Neben pel, von dem aus die Besuchenden mit dem Fernrohr direkt in die den beeindruckenden, großformatigen Naturfotografien Steinzeit schauen können. So wie der Neandertaler vor etwa 40.000 ist die Erdskulptur die Attraktion der Ausstellung „Das Jahren aus seiner Grotte. zerbrechliche Paradies“, die noch bis zum 26. November 2023 zu einer ebenso bildgewaltigen wie bewegenden Reise durch die Klimageschichte einlädt. Eher unschein- bar wirken dagegen die 20 kleinen Globen, die sich über die Ausstellung verteilen und aufzeigen, wie dramatisch Zeche Consolidation, Gelsenkirchen sich der Blaue Planet in den vergangenen Jahrzehnten FREIE SICHT AUF DAS FÖRDERGERÜST verändert hat. Visualisiert werden beispielsweise die Das stählerne Fördergerüst über Schacht 9 der Zeche Con- Rodung großer Urwälder, Ölverschmutzungen im Meer solidation („Consol“) in Gelsenkirchen ist eines der letzten sei- und das Ozonloch. Ein Paradies in Gefahr. ner Art in NRW und erscheint jetzt erstmals seit hundert Jahren wieder in seiner ganzen Größe. Die mit dem Fördergerüst ver- bundene Hängebank – in diesem gewaltigen Bau kam die Kohle einst ans Tageslicht – wurde rückgebaut. Erhalten bleiben neben dem filigran anmutenden zweistöckigen Doppelstrebengerüst auch die Maschinenhäuser und Fördermaschinen, um die he- rum seit der letzten Schicht eine vielfältige Parklandschaft mit LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels einem breiten Kultur- und Freizeitangebot gewachsen ist. Tem- porär angelegt wurde im Zuge der Bauarbeiten ein Becken, in BIS ES KNALLT Banner BioLeaching Mitmach-Ausstellung in Engelskirchen dem mittels BioLeaching aus Ge- In ein Mitmach-Labor für tüftelnde Gäste hat steinsrückständen ein wertvolles sich das LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen Pflanzenstärkungsmittel gewonnen & Engels in Engelskirchen verwandelt. Wie der Titel wird. Für Kulturfreunde gibt es das der Ausstellung „Probiert? Kapiert!“ schon sagt, Consol Theater, das jedes Jahr drei dürfen Besuchende hier noch bis zum 22. Okto- neue Stücke für unterschiedliche ber 2023 selbst Hand anlegen und lernen, wie sich Altersstufen auf die Bühne bringt, tonnenschwere Waren kinderleicht bewegen lassen sowie das Musikprobenzentrum oder wie sie ohne Strom Maschinen antreiben kön- Consol 4 mit 39 Proberäumen und nen. Im Zentrum der Experimentier-Schau steht das einer Open-Air-Bühne direkt vor Tüfteln: Naturwissenschaftliche und technische In- der Tür. Und auch wer sportlich halte werden spielerisch durch eigenes Ausprobieren unterwegs ist, findet auf Consol den vermittelt. Nicht zuletzt ist auch Teamwork gefragt, richtigen Zeitvertreib. Schon aus wenn die Aufgabe lautet, mit Bausteinen, Zahnrä- Tradition, wurden doch von Zeche dern und Rollen eine Kettenreaktion zu erschaffen Consol einst viele Schalker Spieler – bis ein lauter Knall ertönt. rekrutiert. DEIN 12 NRW DEIN 13 NRW
Teutoburger Wald PER APP INS MITTELALTER Landesgartenschau Höxter, Visualisierung Weserscholle Johanneschor, UNESCO-Welterbe Corvey Karolingisches Westwerk, UNESCO-Welterbe Corvey Im UNESCO-Welterbe Corvey, bei der Landesgartenschau Höxter W ie erlebten Kaiser und Könige vor Zwischen der 1.200 Jahre alten Abtei Neben Corvey lassen sich zahlreiche gut 1.000 Jahren die heilige Messe und dem nur unwesentlich jüngeren Höx- weitere Klöster in der Urlaubsregion Teuto- im heutigen Welterbe Corvey? Wie sah ter schafft die Landesgartenschau eine burger Wald entdecken, darunter Dalheim damals das mit Fresken reich verzier- reizvolle Verbindung – vom Rosen- und mit dem LWL-Landesmuseum für Klos- te Westwerk der ehemaligen Benedikti- Heilkräutergarten am Westwerk über das terkultur. Oder die Abtei Marienmünster ner-Abtei aus? Um sich das vorzustellen, Lavendelfeld, die Blühwiese und gut zwei und Kloster Brenkhausen, die am „Weg der brauchten Besuchende bislang etwas Fan- Dutzend Themengärten bis hin zur Wall- Stille“ zwischen Schwalenberg und Cor- tasie. Schließlich wurden Kirche, Kloster anlage der einst reichen Stadt am Hellweg. vey liegen. Dieser ökumenische Pilgerweg und Schloss am Weserbogen bei Höxter zählt zu den zahlreichen gut markierten immer wieder erweitert, ergänzt und um- Die Lage an dieser mittelalterlichen Wanderwegen in der Urlaubsregion. Rund dekoriert. Heute benötigt man lediglich Handelsstraße war so lukrativ, dass direkt vierzig von ihnen wurden vom Deutschen ein Tablet, um romanische Andacht und neben Höxter eine zweite Stadt entstand: Wanderverband als „Qualitätsweg Wan- ursprüngliche Baukunst zu erleben. Eine Corvey. 1265 schafften sich die Höxtera- derbares Deutschland“ prämiert. Wohl am Augmented-Reality-App, die rechtzeitig ner die Konkurrenz jedoch ein für alle bekanntesten sind die 226 Kilometer lan- zur Landesgartenschau Höxter (20. April Mal vom Hals. Sie eroberten die 2.000- gen Hermannshöhen, ein Top Trail of Ger- bis 15. Oktober 2023) fertig geworden ist, Seelen-Gemeinde und machten sie dem many. Besonders beliebt sind zudem die er- macht es möglich. Erdboden gleich. Wie die Stadt zuvor aus- lebnisreichen, fünf bis 30 Kilometer kurzen sah? Auch das macht eine Augmented-Re- Ausflugswege. Denn Kloster und Garten – das passt ality-App sichtbar, die Besuchende des einfach so gut zusammen wie Teutoburger neuen Archäologie-Parks nutzen können. Wald und Wandern. Und so bietet die er- Was Wissenschaftler hier ausgruben, verrät lebnisreiche Landesgartenschau Höxter am viel über die beiden Städte, über das Kloster Welterbe Corvey beides: das Eintauchen in und damit auch über die Geschichte der ge- Teutoburger Wald Tourismus die spannende Geschichte und das Schwel- samten Region. www.teutoburgerwald.de gen in Blütenpracht und landschaftlicher info@teutoburgerwald.de Schönheit an den Auen der Weser. Tel.: 0521 96733250 DEIN 14 NRW DEIN 15 NRW
Street-Art Djoels, Paint On Walls Das Geleucht, Niederrhein Tetraeder, Ruhrgebiet Street-Art Mr. X, Paint On Walls KUNST IM VORBEIGEHEN Lego-Brücke Wuppertal. Die Bergischen Drei „A uf einmal war die ganze Stadt bunt!“ Matthias Deckers erinnert sich noch gut. Es war irgendwann in den 1980er-Jahren, der erste Schultag nach den Sommerferien. BUNTE KLOSTERMAUERN Ein paar Dutzend Straßenmalende hatten seine Heimatstadt Geldern am Wochenende zuvor in eine große Open-Air-Galerie verwandelt. Heute gehört der Straßenmalwettbe- „Die Kunst ist da draußen. Besuch sie“, lautet die Aufforderung in Düsseldorf, die ak- werb am Niederrhein zu den größten weltweit. 500 bis 600 internationale Künstlerinnen tuell zum Urban Art Walk zwischen Hauptbahnhof und NRW-Forum einlädt. Sie und Künstler verwandeln die Straßen mit ihren riesigen Kreidegemälden in ein großes, könnte ebenso für Paderborn gelten, wo Graffiti-Kunst selbst Klostermauern einen aber leider auch vergängliches Gesamtkunstwerk. Parallel gibt es einen Straßenmusik- neuen Anstrich verpasst hat. Oder für Wuppertal. Hier hat der Street-Art-Künstler wettbewerb, ein Musikfestival sowie, seit zwei Jahren, das Street-Art-Festival „Paint On Martin Heuwold eine Brücke aus riesigen Lego-Steinen gestaltet. Aber sind die Walls“ mit 20 hochkarätigen Kunstschaffenden. Bausteine wirklich echt? Oder doch nur gemalt? Einen Anstieg lohnen die zahlreichen Halden im Ruhrgebiet und am Niederrhein. So lädt beispielsweise die Freiluft-Skulptur Initiiert und kuratiert hat das Sprayer-Camp Mattez Inc. Hinter ihm verbirgt sich „Tetraeder“ auf der Halde Beckstraße in Bottrop zu einer schwindelerregenden Kletter- der Junge von damals, der heute selbst sein Geld als Graffiti-Künstler verdient. Gleich die partie ein, während das „Geleucht“, eine überdimensionale Grubenlampe des Künstlers Erstauflage von „Paint On Walls“ war ein Riesenerfolg und fand in der Szene internati- Otto Piene, den Haldenhügel bei Moers am Abend in sattes Rot taucht. Und auch wei- onal Beachtung. „Erst kürzlich hatte ich sogar die Anfrage eines Graffiti-Künstlers aus ter nordöstlich, in Münster, wächst eine Open-Air-Galerie immer weiter. Seit 1977 Brasilien, der nach Geldern kommen und bei uns mitmachen wollte“, sagt Mattez Inc. findet hier alle zehn Jahre die Internationale Kunstausstellung „Skulptur Projekte“ und beschreibt die ausgelassene Festival-Atmosphäre, die immer am letzten Sommer- statt. Seither verteilen sich über das gesamte Innenstadtgebiet zahlreiche Kunstwerke ferien-Wochenende in der Stadt an der deutsch-niederländischen Grenze herrscht. So internationaler Stars, die eigens für die Stadt geschaffen und nicht mehr abgeholt soll es auch in diesem Jahr sein, wenn am 5. und 6. August 2023 vor den Augen und zu wurden. Geblieben sind beispielsweise Claes Oldenburgs „Giant Pool Balls“ am Füßen der Einheimischen und Gäste wieder mehrere Hundert neue, meterhohe Kunst- Ufer des Aasees, Henry Moores „Wirbel“ und Nicole Eisenmans „Sketch for a werke entstehen. Knallbunte Murals und Animals, Cartoons, Schriftzüge und fotorealis- Fountain“, eine Skulptur aus fünf nackten Figuren, die sich entspannt um ein Wasser- tische Graffitis sowie dreidimensionale Darstellungen auf dem Straßenpflaster. Mitten- becken gruppieren. Kunst darf eben auch ein wenig provozieren. Egal ob drinnen oder drin: die Besuchenden, die „es sich einfach nur gemütlich machen müssen, während alles draußen. Giant Pool Balls Aasee, Münster andere um sie herum passiert“. DEIN 16 NRW DEIN 17 NRW
Baumwipfelpfad Panarbora, Bergisches Land Ebertplatz, Köln Land re , Bergisches Bevertalsper Aachener Dom Briller Viertel, Wu MOMENT- ppertal AUFNAHMEN Wuppe rt aler Sc h we b e bahn Monscha u, Eifel DEIN 18 NRW DEIN 19 NRW Münsterland Schloss Nordkirchen,
Urftstausee, Eifel EIN ORT MIT GESCHICHTE UND ZUKUNFT Die Originalaufnahme aus dem Jahr 1938 zeigt junge Männer auf dem Appellplatz der NS-Ordensburg Vogelsang. TOLERANZ, VIELFALT UND FRIEDLICHES MITEINANDER Die Anlage diente als Schulungsstätte für den Führungskader der NSDAP. Oberhalb des früheren „Adlerhofs“, wo sich die Nationalsozialisten als Herrscher über Mensch und Natur aufspielten, wurde im Jahr 2016 ein modernes Forum errichtet, das sich als Ort für Toleranz, Vielfalt und friedliches Miteinander versteht. Neben einer Aus- stellung zur Geschichte des Areals beheimatet es auch das Nationalpark-Zentrum Eifel mit der Erlebnisausstellung„Wildnis(t)räume“. Spielerisch und interaktiv beschreibt die- se, was draußen – im Urwald von morgen – vor sich geht. Denn in dem Naturschutzgebiet, das sich bei geführten Rangertouren sowie bei individuellen Wanderungen auf dem Eifelsteig, dem Wildnis-Trail oder gar bei einer wildromantischen Nacht unter freiem Sternenhimmel entdecken lässt, ist jede Men- ge los. Immerhin mehr als 11.000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, darunter viele, die lange vom Aussterben bedroht waren, sind im Nationalpark Eifel heimisch, seit die Natur sich hier weitgehend selbst überlassen bleibt. Es knackt und raschelt im Unterholz. Und mit etwas Glück erspähen die Ausflugsgäste auf ihrem Weg eine Wildkatze, eine Mauereidechse oder einen seltenen Schwarzstorch, während am Himmel majestätisch ein Milan kreist. Vor allem aber lohnt es sich, immer wieder innezuhalten und den Eifel- Blick über die einzigartige Wald- und Seenlandschaft zu genießen. Ein Augenblick, fast Forum Vogelsang IP zu schön, um wahr zu sein … Urfttalsperre, Eifel Victor-Neels-Brücke W as für eine Kulisse! Nichts als Wald und Wasser. Weit schweift der Blick über die grün-blaue Wildnis des Nationalparks Eifel. Ein Bild, fast zu schön, um wahr zu sein … Schnitt! Rückblick! Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 1930er-Jahren zeigen Hunderte junge Männer, aufgereiht in Reih und Glied und kaum voneinander zu unter- scheiden. Ihr Blick ist nach oben gerichtet, wo die Führungselite der Nationalsozialisten sie auf absoluten Gehorsam einschwört. Sie stehen am selben Platz wie die Besuchenden, die eben noch Aufnahmen von der landschaftlichen Idylle zu ihren Füßen gemacht ha- ben: am „Internationalen Platz“ Vogelsang (IP) nahe Schleiden in der Eifel. Ein Ort, der wie kein zweiter in Nordrhein-Westfalen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint. Die Gebäude der ehemaligen NS-Ordensburg, die die Nationalsozialisten vor 90 Jah- ren inmitten der idyllischen Landschaft errichten ließen, stehen noch. Bei Führungen über das 100 Hektar große Gelände oberhalb der Urfttalsperre wird so sichtbar, wie Ar- chitektur hier zum Sinnbild von Hierarchie, Größenwahn und Unterdrückung wurde. Allein die gigantischen Pläne für das 100 Meter hohe und 250 Meter lange „Haus des Wissens“ treiben den Besuchenden einen Schauer über den Rücken. DEIN 20 NRW Rangerin, Nationalpark Eifel DEIN 21 NRW
STADT, LAND, FLUSS Der Rhein hat schon ein gutes Stück hinter sich, als wir bei Kilo- meter 642, kurz hinter der Insel Grafenwerth bei Bad Honnef, unsere Radtour auf dem Rheinradweg starten. Aus den Schweizer Alpen kommend, wird Europas bekanntester Fluss im Siebengebirge nord- Naturschutzgebiet Bislicher Insel, Niederrhein Rhein, Düsseldorf rhein-westfälisch, fließt mal beschaulich, mal aufbrausend. Genau 226 Medienhafen, Düsseldorf Archäologischer Park Xanten, Niederrhein Kilometer durch idyllische Naturlandschaften, lebhafte Großstädte und verträumte Dörfer liegen vor uns, bevor wir den Rhein bei Emmerich wieder verabschieden und er seine Reise in die Nordsee allein fortsetzt. Begleitet von den Jahreszeiten nehmen wir uns Zeit und entdecken die Schönheiten einer abwechslungsreichen Region, die dem Strom nicht nur ihren Namen verdankt. Blässgänse, Niederrhein E s ist ein herrlicher Frühlingstag im April. Wärmende Sonnenstrahlen auf der anderen Rheinseite die Spitzen des Kölner Doms in den strahlend blauen Him- die flache Landschaft und die Luft ist noch etwas feucht, als plötzlich ein Schwarm Kölner Dom Kranhäuser, Köln bahnen sich ihren Weg durch die Wälder mel. Hinter den dicken Mauern des goti- arktischer Wildgänse in den Himmel auf- des Siebengebirges. Zugegeben, wir müssen schen Gotteshauses, das zum Welterbe des steigt. Zu Tausenden überwintern sie in der schon kräftig in die Pedale treten, um hoch Unesco gehört, ist es angenehm kühl. Im Auenlandschaft des Naturschutzgebietes auf den Drachenfels zu kommen, auf dem Schatten der markanten Kranhäuser sitzen Bislicher Insel. Wenn sich der Tag dann eine holde junge Frau einst den Drachen die Menschen am Wasser. Es geht ein leich- dem Abend neigt und bald die Dunkelheit besiegt haben soll. Vom Aussichtsplateau ter Wind an der „Kölschen Riviera“, und hereinbricht, ist es der Duft von brennen- bietet sich eine der schönsten Aussichten der Rhein sorgt für ein wenig Erfrischung. dem Kaminholz und frischem Kaffee, der über das Rheintal, bevor es durch Königs- Sommer in der Stadt, wie er weiter flussab- aus den gemütlichen Hofcafés entlang der winter weiter nach Bonn geht. In der ehe- wärts auch in der Landeshauptstadt Düssel- Strecke dringt und uns zur Pause einlädt. maligen Bundeshauptstadt sind das Leben dorf gelebt wird. und die Natur bereits erwacht. Die ersten Wir sind auch schon fast am Ziel. Doch Fahrrad, Köln Biergärten und Straßencafés haben wieder DER HERBST NAHT bevor unsere Rhein-Reise durch die Jahres- Kirschblüte in Bonn geöffnet. Studierende sitzen auf den Wie- zeiten in Emmerich an der deutsch-nieder- sen des Hofgartens, und in der Altstadt Nach einem Abstecher zu den mo- ländischen Grenze endet und wir bereits entfaltet sich der Duft der Kirschblüte, die dernen Architekturbauten im dortigen die nächste Radtour planen, setzen wir ganze Straßenzüge in ein rosa Farbenmeer Medienhafen und den historischen In- noch einmal über in die Römerstadt Xanten verwandelt. dustriegebäuden im Landschaftspark und tauchen im Archäologischen Park in Duisburg-Nord färbt sich die Natur am die Antike ein. Nur noch wenige Kilometer Die Temperaturen steigen weiter, Niederrhein bereits ein wenig herbstlich. sind es dann, bis wir Adieu sagen. Von der als wir uns, schon sommerlich ge- Die Region ist ein wahres Paradies für Rad- nördlichsten Rheinbrücke, die mit 803 Me- kleidet, der nächsten Rheinme- fahrende, die es entspannt angehen und die tern zugleich Deutschlands längste Hänge- Three Little Birds, Düsseldorf tropole nähern, deren Wahr- Natur genießen wollen. Kaum Hügel, ki- brücke ist, winken wir ein letztes Mal – und zeichen schon von Weitem lometerweit nur Wälder, Felder und Seen. lassen den Strom seine Reise in die Nordsee sichtbar ist. Hoch ragen Am frühen Morgen pfeift der Wind über allein fortsetzen. Mach’s gut! Schloss Drachenburg, DEIN 22 NRW Königswinter DEIN 23 NRW
DEM HIMMEL SO NAH S chroffe Felsen säumen den Abgrund, in der Tiefe glitzert das Wasser und am Horizont schimmert die Sonne durch die hochgewachsenen Bäume. Atemberaubend ist die Aussicht, die sich bei einer Wande- rung oder einem Spaziergang zu den Han- Baumwipfelpfad Panarbora, Bergisches Land Lousberg, Aachen noverschen Klippen im Teutoburger Wald bietet. Hätte die Sache nicht einen kleinen Haken. Denn mehr als vier Meter ragt der Weser-Skywalk über die rotbraunen Felsen hinaus. Unter den Füßen nur ein offener Gitterrost. Und dazwischen? Nichts! 80 Meter „freier Fall“. Was bedeutet: Wer die beeindruckenden Landschaftspanoramen Nordrhein-Westfalens aus der Vogelper- spektive betrachten möchte, muss zwar nicht fliegen können, darf aber auch keine Höhenangst haben – oder sollte diese für einen Moment vergessen können. Doch als wäre das nicht genug, ist mit- unter obendrein Ausdauer gefragt. Steile Aussichtsplattform Biggeblick, Sauerland Sparrenburg, Bielefeld Treppenstufen, alle unterschiedlich hoch und breit, führen auf die Externsteine, die inmitten eines Naturschutzgebietes bei ist einer der aufregendsten Orte, um das Horn-Bad Meinberg neben einem kleinen Geschehen in der Tiefe „auf Augenhöhe mit See in den Himmel wachsen. Eine schmale den Baumkronen“ zu bestaunen. Brücke verbindet zwei der Millionen Jah- re alten Sandstein-Giganten, die bestiegen Den in die Hügel und Felder des Sauer- werden dürfen. Ebenso wie die Sparren- landes eingebetteten Biggesee hat dagegen burg, deren 37 Meter hoher Burgturm das im Blick, wer sich auf den gleichnamigen schon aus der Ferne sichtbare Wahrzeichen Skywalk in Attendorn wagt. Allein die der Stadt Bielefeld ist, liegen die Extern- stählerne Konstruktion, die in 90 Meter steine direkt am Hermannsweg, einem der Höhe über den kleinen Inseln des Sees ins schönsten Höhenwanderwege Deutsch- Freie ragt, ist ein tolles Fotomotiv. Beson- lands. ders in den Abendstunden, wenn über der die Sonne langsam über der Landschaft un- KLETTERPARTIE ZUM GIPFELKREUZ tergeht und die Aussichtsplattform Bigge- Weser-Skywalk,Teutoburger Wald blick mit der markanten Nadel in der Mitte Zwischen 45 und 92 Meter hoch sind in blaues und weißes Licht getaucht wird. die Bruchhauser Steine bei Olsberg im Sau- erland, die 2017 zum ersten „Nationalen Doch nicht nur in den ländlichen Regio- Naturmonument“ des Landes NRW er- nen Nordrhein-Westfalens kommen Rei- klärt wurden und Brutplatz seltener Vögel sende dem Himmel ein kleines Stückchen sind. Bei einer Kletterpartie hinauf zum näher. Idyllisch gelegene Anhöhen mit Gipfelkreuz des Feldsteins, dem kleinsten wunderschönen Panoramen finden sich der vier beeindruckenden Felsen, entde- auch in großen Städten wie beispielsweise cken die Wandernden außerdem Pflan- Aachen. Besonders schön ist die Stimmung zen, die sonst nur in den Alpen wachsen. auf dem Lousberg, einer grünen Oase am Höhepunkt des Aufstiegs ist natürlich der höchsten Punkt der Stadt, in den Morgen- Ausblick über eine Landschaft mit dichten stunden – wenn die Stadt langsam erwacht Wäldern, Höhen und Tälern – wie sie übri- und denen, die sich früh auf den Weg ge- gens auch das Bergische Land zu bieten hat. macht haben, im wahrsten Sinne des Wor- Der dortige Baumwipfelpfad Panarbora tes zu Füßen liegt. DEIN 24 NRW Bruchhauser Steine, Sauerland Externsteine, Teutoburger Wald DEIN 25 NRW
Dülmener Wildpferde, Münsterland Westruper Heide, Münsterland DIE FARBEN Fankurve Borussia Dortmund DER NATUR Fankurve FC Schalke 04 E ndlich ist wieder Farbe im Naturschauspiel. Grün wie das NRW IST G Gras. Gelb wie die Narzissen. Und rosa – wie die Flamingos. anz oder gar nicht! Dazwischen gibt’s nichts. Aus Schwarz- Richtig gelesen. Schon seit einigen Jahrzehnten leben die exoti- Gelb wird niemals Blau-Weiß und aus einem Kölner schon schen Tiere im Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn im Münster- gar kein Mönchengladbacher. Wer seinem Verein einmal die Treue land. Nach ihrem „Winterurlaub“ in den Niederlanden kehren geschworen hat, begleitet ihn im schlimmsten Fall auch in den Ta- FUẞBALL. sie jedes Jahr hierher zurück, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. bellenkeller. Denn an Rhein und Ruhr ist Fußball nicht bloß Fuß- Storchennest, Niederrhein Kein Wunder, dass sich die grazilen Vögel in dem Naturschutzge- ball. Für die Menschen hier ist Fußball Leidenschaft, vom „Vatta“ biet nahe der Stadt Vreden wohlfühlen. Denn auch mit ihren tie- vererbt. Fußball ist Lebensgefühl, Identität und Teil der DNA. Eine rischen Nachbarn kommen die „Zugereisten“ gut aus. Insgesamt LILA WIE DIE HEIDE Geschichte von Integration und Heimatgefühl, von Glückauf und FUẞBALL rund 60 Vogelarten, darunter der größten binnenländischen Lach- heiligem Segen. Von guten und von schlechten Tagen. Fußball ist möwen-Kolonie, bieten die naturbelassenen Feuchtwiesen, Heide- So mancher Vierbeiner lässt sich indes vom Anblick seltener Jubel und Tränen, Pöhlen und Dribbeln, Bolzplatz und Bananen- und Moorlandschaften einen Brut-und Lebensraum. Vögel kaum aus der Ruhe bringen. Gemütlich grasen Heidschnu- flanke. Fußball ist jeden Samstag im Stadion. Champions League cken und Ziegen in Heidelandschaften wie der Westruper Heide und „Preußen Brechstange“. Stehplatz und Stadionwurst. Fußball IST NRW. Nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt ist in den vergan- vor den Toren der Stadt Haltern oder dem Elmpter Schwalmbruch ist NRW. Und NRW ist Fußball. Erst recht, wenn es gegen die genen Jahren auch der Weißstorch. Wenn es langsam wärmer im Kreis Viersen am Niederrhein. Noch sind sie gut zu beobach- Bayern geht … wird, sieht man den eleganten Vogel mit seinem schwarz-weißen ten. Denn hier, wie auch im Naturschutzgebiet Merfelder Bruch Gefieder und dem langen Schnabel wieder vermehrt in den Weser- bei Dülmen im Münsterland, wo neben Damwild und Schafen ANPFIFF FÜR EINE LIEBESGESCHICHTE IN 90 MINUTEN auen im Kreis Minden-Lübbecke. Heimliche Hauptstadt der Stör- rund 400 frei lebende Wildpferde zu Hause sind, ist die Landschaft che ist der malerische Ort Petershagen im äußersten Norden von in den ersten Monaten des Jahres noch etwas karg. Doch wenn Es waren genau vier Minuten und 38 Sekunden. So lange war NRW. Wer hier den Blick gen Himmel schweifen lässt, wird auf anderswo die Farben des Frühlings schon verblasst sind, kommt der FC Schalke 04 im Jahr 2001 Deutscher Fußballmeister. Die ausgedienten Masten oder Schornsteinen unweigerlich die ton- hier richgig Farbe ins Spiel. Fans stürmten den Rasen, lagen sich in den Armen und feierten nenschweren Storchennester entdecken. Auch am Niederrhein ihre Mannschaft. Bis nach vier Minuten und 38 Minuten alles haben Störche eine Heimat gefunden. Entlang der 14 Kilometer schon wieder vorbei war. Meister wurde, wie so oft, der FC Bayern langen Storchenroute bei Bislich lassen sie sich von April bis Au- München – und das Leben „auf Schalke“ ging weiter wie bisher. gust gut beobachten. DEIN 26 NRW DEIN 27 NRW
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