Aus- und Weiterbildung Formation de base et continue Formazione di base e continua - Arbido
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Aus- und Weiterbildung Formation de base et continue Formazione di base e continua Ausgabe 3 6. September 2012 VSA Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare AAS Association des Archivistes Suisses AAS Associazione degli Archivisti Svizzeri BIS Bibliothek Information Schweiz BIS Bibliothèque Information Suisse BIS Biblio teca Informazione Svizzera
Inhalt / Sommaire arbido print 3 / 12 03 Editorial F und D 21 MAS Bibliotheks- und Informations 36 L e certificat de Gestion en docu- wissenschaften der Universität mentation et bibliothèque: pour 40 Impressum Zürich und der ZB Zürich élargir son horizon professionnel Andrea Malits, Stéphanie Chanez, Service de la Zentralbibliothek Zürich formation continue, Université I. Aus- und Weiterbildung / de Fribourg Formation de base et continue Porträt Mike Gadient Portrait Lorraine Filippozzi 05 N eue Herausforderungen für die 24 Berufslehre I+D-Grundbildung: IW-Ausbildung Eine Erfolgsgeschichte? 38 Diskussion – Pro Niklaus Stettler, HTW Chur Herbert Staub, Präsident der Bibliothekarin als Beruf und Brand Ausbildungsdelegation BIS Hans Ulrich Locher, Sekretär BIS Portrait Alain Mermoud 26 Die Sicht des Berufsschullehrers 39 D iskussion – Kontra 09 Master of Science FHO in Interview mit Bernhard Roten Information als Beruf(ung) – Ein Information Science (MSc IS): Plädoyer für den Begriff Informa Konsekutiver Masterstudiengang Porträt Antonia Ursch tion in den Ausbildungsbezeich- an der HTW Chur Porträt Andrea Betschart nungen Wolfgang Semar, HTW Chur Porträt Nina Grossenbacher Sascha Beck, HTW Chur Porträt Sascha Beck 30 Expertenkommission erfolgreich gestartet II. Rezensionen / Recensions 12 U n nouveau plan d’études Bache- Hans Ulrich Locher, lor ID à la HEG Genève: s’adapter Sekretär BIS und Präsident 41 Grundbildung: ABID in D-A-CH aux mutations der Expertenkommission Herbert Staub Yolande Estermann Wiskott, HEG Genève 31 L a Commission d’experts a débuté 42 D ie neue Bibliothek – Anspruch ses travaux und Wirklichkeit Portrait Karine Pasquier Hans Ulrich Locher, Daniela Rüegg secrétaire BIS et président de 15 Consecutive Master en informa la Commission d’experts 43 Archivische Bewertung und tion documentaire: une mise en Aktenübernahme im Praxistest place en deux temps à la HEG Porträt Piet Heusser Annkristin Schlichte-Künzli Genève Yolande Estermann Wiskott, 32 D e la théorie au terrain: l’offre 44 La formation des doctorants à HEG Genève de formation de l’Association des l’information scientifique et archivistes suisses (AAS) technique Portrait Camille Agustoni Denis Reynard, Archives de l’Etat Stéphane Gillioz du Valais, Commission de forma- 18 Le programme universitaire de tion de l’AAS. 47 M ener l’enquête: guide des études formation continue en archivis- de publics en bibliothèque tique, en bibliothéconomie et en Porträt Dorian Wyer Michael Perret sciences de l’information: une filière en mutation 34 Von Theorie zur Praxis: Das Niklaus Bütikofer, Institut Ausbildungsangebot des Vereins d’histoire de l’Université de Berne Schweizerischer Archivarinnen und Archivaren Denis Reynard, Staatsarchiv Wallis, Bildungsausschuss des VSA 1 arbido 3 2012
Editorial Aus- und Weiterbildung – Formation de base et continue Stephan Holländer, Daniela Rüegg Mit dem Startsignal für ein gemeinsames Ausbildungsprogramm 1994 haben die drei damaligen Verbände BBS, SVD und VSA mehrere vielfältige Ausbildungen auf den Weg gebracht. Das Bachelorstudium mit eidgenössisch anerkanntem Ab- schluss und die Weiterbildungsangebote sind anerkannt, und die Absolventen haben entsprechende Stellen gefunden. Auch die Berufslehre hat sich im Ver- gleich zu ähnlichen Angeboten im Ausland bewährt, auch wenn die Absolventen oft in andere Berufstätigkeiten wechseln. Wie die Entwicklung gezeigt hat, kom- men Lehrstellen und Lehrinhalte vielfach von Bibliotheksseite, während Archive und Dokumentationsstellen in einem kleineren Umfang Lehrstellen anbieten. Auch auf universitärem Niveau haben sich Ausbildungsangebote herauskristalli- siert. Ein noch zu realisierendes Ziel bleibt ein informationswissenschaftlicher Lehrstuhl an einer Schweizer Universität. Diesem Ziel scheint man sich schritt- weise zu nähern: Eine erste Assistenzprofessur ist ausgeschrieben. Schliesslich muss die nächste Generation Fachhochschuldozenten ausgebildet werden. Sonst bleibt der Schweiz nichts anderes übrig, als auf den Zuzug von ausgebildeten Dozenten aus dem Ausland zu hoffen. Das konsekutive Masterstudium muss noch seine definitive Akzeptanz in Berufskreisen finden. Noch haben erst wenige in der Schweiz ausgebildete Ab- solventen ihre ersten Berufserfahrungen gemacht. Ein weiteres Feld konsequen- ten Wandels ist die berufliche Weiterbildung. Im vergangenen Jahrhundert fast ausschliesslich von den Verbänden getragen, treten mit den Fachhochschulen neue Anbieter an ihre Seite. Auch hier darf man die weitere Entwicklung mit Interesse verfolgen. Die in diesem Heft publizierten Porträts zeigen in ihrer Viel- falt eine Entwicklung auf, die sich die damaligen Entscheidungsträger 1994 nur zu hoffen wagten. Les trois associations de l’époque (BBS, ASD et AAS) donnaient en 1994 le signal de départ d’un programme de formation en commun. La formation bachelor a débouché pour la première fois sur un diplôme reconnu sur le plan fédéral, et les offres de formation continue sont reconnues, et les personnes qui les ont suivies ont trouvé des postes correspondants. L’apprentissage a également fait ses preuves, comparé aux offres similaires que l’on trouve à l’étranger, même si les personnes qui l’ont suivi ont souvent opté pour d’autres activités professionnelles par la suite. Les places et les contenus d’apprentissage étaient davantage proposés par des bibliothèques que par des archives et des centres de documenta-tion. Les offres de formation se sont également cristallisées au niveau universitaire. Reste encore un objectif: créer une chaire de sciences de l’infor-mation dans une université suis-se. Un but dont on s’approche peu à peu, puisqu’un premier poste de profes- seur assistant est mis au concours. La prochaine génération doit en effet être formée par des professeurs HES de niveau universitaire. Si tel n’est pas le cas, la Suisse ne pourra qu’espérer attirer des enseignants de l’étranger. La formation master consécutive doit encore être définitivement acceptée par les milieux professionnels et les étu-diants formés à ce niveau sont encore peu nombreux à avoir fait leurs pre-mières expériences professionnelles. Un autre domaine qui connaît une profonde mutation est celui de la forma-tion continue. Au siècle passé, celle-ci était presque exclusivement assurée par les associations; désormais, de nouveaux prestataires, les HES, s’y mettent également. Un déve- loppement qu’il sera intéressant de suivre. Les portraits publiés dans ce numéro montrent la diversité d’un développement que les décideurs n’osaient pas espérer en 1994. 3 arbido 3 2012
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I. A us- und Weiterbildung / Formation de base et continue Neue Herausforderungen für die IW-Ausbildung Niklaus Stettler, Schweizerisches Interesses gelangt sind, die in unserem kaum Relevanz haben und doch einen Institut für Informationswissenschaft, klassischen Verständnis von Informati- wichtigen Teil eines Diskurses darstel- HTW Chur onsarbeit kaum Beachtung gefunden len. Sie sind aber auch nicht so leicht in haben. Der professionelle Umgang mit einen Kontext zu stellen, wie dies bei- Schlaglichter auf die Welt der Informati- diesen Objekten erfordert neue Kompe- spielsweise geschäftsrelevante Records on: Eine E-Mail war der entscheidende tenzen, die gezielt zu schulen sind. sind, die die Records Manager Dossiers Stolperstein für Philipp Hildebrand. Eine Unabhängig davon, in welchem Be- zugeordnet und erschlossen haben. E-Mail, die der Empfänger wahrschein- reich der ABD wir arbeiten, immer hat lich nie für besonders relevant erachtet sich unsere Arbeit um zwei Kerntätig- Offensichtlich ist dies bei Daten, wie sie hat. Eine E-Mail unter tausenden, sicher keiten gruppiert: z.B. von Google emsig gesammelt und nie klassifiziert, eventuell sogar unmit- a) Wir haben uns darum bemüht, die ausgewertet werden. Doch auch jenseits telbar nach der Lektüre gelöscht – und Informationsqualität zu garantie- dieser für die meisten von uns noch doch so relevant, dass sie die Auslöserin ren, indem wir ausgewählt und be- fremden Welt sind wir mit Objekten für einen grösseren Umbau in der Füh- wertet haben. Sei dies, indem wir in konfrontiert, die erst im Zuge der Nut- rungsetage der Nationalbank werden einer Bibliothek Bestandsmanage- zung zu Information werden. Erläutert konnte. Das kleine – und doch so öffent- ment betrieben haben, sei dies, in- sei dies anhand der zunehmend wichti- liche – Beispiel mag illustrieren, was sich dem wir als Dokumentalisten die ger werdenden visuellen Quellen. Bil- hinter dem oft geäusserten Satz, wonach relevanten Informationen für einen der und Videos sind nicht mehr nur Information zum Gold unserer Zeit ge- Kunden aufgetrieben oder als Ar Illustrationen von Sachverhalten, die worden sei, versteckt: Kleine, oft wenig chivare die Überlieferungsbildung auch textlich beschrieben wären, son- beachtete Informationen haben in der durch Dossierbildung und Bewer- dern erzählen selbst «Geschichten» und vernetzten Welt immense Bedeutung er- tung garantiert haben. prägen unsere Wahrnehmung der Welt. langt. Es war kein inhaltsschweres Do- b) Wir haben die ausgewählten und für Hier aber funktioniert unser traditionel- kument, das die Welt verändert hat, son- relevant befundenen Objekte (Doku- le Zugang zur Information nur be- dern ein kleiner, versteckter und wenig mente oder Dossiers) so organisiert, schränkt. Die Erschliessung von Bildern beachteter Hinweis. dass sie jederzeit zur Verfügung stellt eine grosse Herausforderung dar, standen. da diese nur eingeschränkt verbal er- Zweifellos, Dokumente mit Evidenz- schliessbar sind. Die Problematik ist charakter waren für Records Manager Beides – sowohl die Bewertung wie allen, die ein Bildarchiv betreiben, hin- immer schon die grosse Herausforde- auch die Erschliessung (Bibliothe länglich bekannt – und ebenso bekannt rung und auch immer schon besonders karInnen mögen mir die archivlastigen ist, dass Bilder je nachdem, in welchen bedeutungsvoll. Gleichwohl meine ich, Begriffe verzeihen) – zielten letztlich Kontext wir sie stellen, unterschiedliche dass wir es hier mit einem Phänomen auf einzelne Informationsobjekte ab. Bedeutungen erlangen können. So ist es zu tun haben, das in gewissem Sinne Die Informationsobjekte waren klar ab- denn nicht nur das Einzelbild, das wich- neu ist. Denn tatsächlich war diese grenzbar und konnten daher auch klar tig ist, sondern die grosse visuelle Fülle, E-Mail kein geschäftsrelevanter Nach- beschrieben werden. Die Objekte wa- die uns entgegentritt. weis, sondern schlicht «privat» und in ren meist textlastig, inhaltsschwer, aus- dem Sinne nicht einmal als «Handakte» sagekräftig und daher wichtig, meist Wesentlich effektiver – das erleben wir, zu verstehen. Hier aber wurde dieses auch verständlich. wenn wir uns auf eine Bilddatenbank Private nachträglich geschäftsrelevant. einlassen – finden wir das Gewünschte, Warum dieses Beispiel, das doch Es gibt diese Objekte nach wie vor, und indem wir die Bilder organisieren und eigentlich sehr wenig mit unserer täg- sie werden auch weiterhin einen Gross- organisiert darstellen. Dies geschieht lichen Informationsarbeit zu tun hat? teil unserer Arbeit ausmachen. Dane- möglichst nach zahlreichen unter- Es sei hier die These in den Raum ge- ben sehen wir uns aber zunehmend mit schiedlichen Kriterien: Farben, Muster, stellt, dass aufgrund der Veränderun- Objekten anderer Art konfrontiert. Man Sujets, Orte, Zeit etc. Wir stellen fest, gen, die die Dominanz der elektroni- denke an einen Blogeintrag, oder eben dass wir so aus der Masse die Qualitäts- schen Kommunikation mit sich ge- an eine «verstreute» E-Mail usw. Es sind information, die wir gesucht haben, bracht hat, Objekte ins Zentrum des dies Objekte, die eventuell für sich selbst finden können. 5 arbido 3 2012
Noch einmal: Warum diese Beobach- ihrer Vernetzung an Bedeutung gewin- Information delegiert. Die Bibliothek tung? Wir sehen, dass wir mit neuen nen und in unterschiedlichen Kombi- fungiert allenfalls noch als Mittlerin, Medien konfrontiert sind, die einen nationen verschiedenste Aussagen zu- nur noch beschränkt als Qualitätshüte- andern Umgang erfordern: Das einzel- lassen, repräsentiert. rin. ne Objekt selbst scheint ein wenig in den Hintergrund zu rücken. Stattdes- Den Zugang zu dieser Information ge- Jedoch: Auch wenn sich Arbeitsgänge sen beschäftigt uns die Masse der Ob- währt nicht die seriöse Erschliessung, verändern, auch wenn einzelne zentra- jekte, die in ihrer multiplen Organisa- sondern die semantische Zusammen- le Aufgaben ausgelagert werden, heisst tion Zugang zu den Einzelobjekten führung von Tagging und Datenanaly- dies noch lange nicht, dass die profes- ermöglicht. In gewissem Sinne verlie- se. Dynamisch entstehen neue «Objek- sionelle Informationsarbeit obsolet ge- ren wir so die Kontrolle über unsere te», die situationsbezogen aufgrund worden wäre. Im Gegenteil – letztlich Objekte. des Informationsbedarfs generiert wer- sind die Funktionen, die wir mit unse- den. Selbstredend haben solche «Ob- rer Arbeit gewährleistet haben, – aktu- Ähnlich verlieren wir derzeit auch die jekte» auch keinen definierten Ort, wo eller denn je. Nach wie vor ist es ein Kontrolle über unseren zweiten Beitrag sie gesichert wären. Ihre Qualität be- Bedürfnis, dass NutzerInnen hochwer- zur qualitativ hochwertigen Informati- stimmt sich nicht zuletzt durche die tige Information erhalten. Nach wie vor on: Tatsächlich stellt sich die Frage, wer Algorithmen, die sie bilden. braucht es Intermediäre, die ihnen die die Erschliessung der Informationsob- Auswahl ermöglichen und die Informa- jekte künftig gewährleisten wird. Lange So steht ein Perspektivenwechsel an. tionsobjekte zur Verfügung stellen. beanspruchten die Informationsarbei- Das Interesse hat sich von den real vor- Allein, während noch vor wenigen Jah- terInnen hier ein gewisses Monopol, handenen Informationsobjekten hin ren Auswahl, Bereitstellung und Siche- das jedoch je länger desto weniger rea- zu den potenziell, dynamisch erzeug- rung in einer Hand waren, ist dies heu- listisch eingefordert werden kann. Bib- baren Informationseinheiten, die di- te nicht mehr gegeben. Einzelne Ele- liotheken, die ihre Katalogdaten ein- rekt auf die Informationsbedürfnisse mente der Wertschöpfungskette sind kaufen, gehören heute ebenso zur Ta- der NutzerInnen zugeschnitten sind, an vor- oder nachgelagerte Instanzen gesordnung wie Bilder, die getaggt statt zu verschieben. Doch wo ist in diesem delegiert worden, andere sind noch in beschlagwortet werden, und selbst im neuen «Wertschöpfungsprozess» der der Schwebe. Insbesondere ist noch rechtsrelevanten Bereich des Records Ort der InformationsspezialistInnen? nicht geklärt, wer die Definition der In- Managements ist die Diskussion, ob formationsobjekte übernimmt. Kann nicht automatische Indexierung und Wohin geht die Informationsarbeit? das tatsächlich der Nutzer, wie dies heu- Tagging die Metadatierung durch die So sind gleich mehrere Fundamente te oft vorausgesetzt wird? Profis ersetzen könnten, eröffnet. unserer Arbeit in den letzten Jahren bröcklig geworden. Erstaunlicherweise Was heisst dies nun für die Informati- Schliesslich ist auch die Kontrolle über stellen wir fest, dass dies in allen Berei- onsarbeit selbst? Ich möchte die These den Ort der Information infrage ge- chen der Informationsarbeit beinahe in den Raum stellen, dass neben der stellt: Wo ist das Buch, das die Biblio- gleichzeitig stattgefunden hat. Auch klassischen Informationsarbeit, der thek ausleiht? Auf welchem Server sind wenn wir aus unterschiedlichen Tradi- konkreten Bearbeitung der Informati- die elektronischen Unterlagen, die das tionen kommen und in der Welt der onsobjekte, ein neuer Typ gefordert ist. Archiv sichert? Noch vor wenigen Jah- Informationsverwaltung unterschiedli- Die Rolle des Intermediären wird dyna- ren war dies keine Frage: Qualitativ che Funktionen übernommen haben, mischer, unmittelbarer auf die Infor- hochwertige Information muss an qua- sind wir doch alle in ähnlicher Weise mationsbedürfnisse ausgerichtet. Eine litativ hochwertigen Orten gesichert durch die neuen «Objekte» und die ungeheure Flexibilisierung ist gefor- sein. Heute ist dies nicht mehr selbst- neuen Produktionsabläufe herausge- dert, die nicht zuletzt einen Blick auf verständlich. Von der elektronischen fordert. das ganze Netz an möglichen Informa- Zeitschrift, die physisch beim Verlag tionsbestandteilen voraussetzt. bleibt, bis hin zu Archivalien, die in der Dies beeinflusst die konkrete Informa- Cloud gesichert werden, ist verteilte tionsarbeit. Nicht dass ich behaupten In gewissem Sinne ist auch dies Aus- Aufbewahrung zur Realität geworden. möchte, die klassischen Informations- wahl und Erschliessung – doch neu Die damit verbundene Problematik ist aufgaben würden von heute auf mor- eben situativ und ständig neue Infor- allen Informationsdienstleistern nur gen wegfallen. Vieles wird bleiben. mation generierend. Wollen wir die zu bewusst. Nach wie vor wird es die klassischen Funktion des Intermediären, der die Workflows der Informationsbeschaf- Qualitätsinformation bereitstellt, nach Fassen wir zusammen: Information ist fung und -vermittlung geben, doch wie vor wahrnehmen – und dies ist in der vernetzten und wissensorientier- wenn heute wissenschaftliche Biblio- nicht nur «Standespolitik», sondern ten Welt, in der wir uns bewegen, zwei- theken das Konzept der Patron Driven schlicht eine gesellschaftliche Anforde- fellos wichtiger geworden. Doch die Acquisition diskutieren, dann hat sich rung, da diese von niemand anderem Information hat ihr Gesicht verändert. doch Wesentliches verändert. Auswahl wahrgenommen wird –, gilt es gezielt Neben den klassischen Objekten wird wie Teile der Katalogisierung werden auf die neuen Anforderungen hin aus- sie zunehmend durch Daten, die erst in hier an Kunden resp. Lieferanten der zubilden. 6 arbido 3 2012
Auswirkungen für die Ausbildung zen auf die folgenden drei Themenbe- friedigen etc.? Es sind dies Fragen, Informationsarbeit ist komplexer ge- reiche zusammenfassen: die einen Blick auf die gesamte In- worden. Folgerichtig daher, dass vor a) Technik: formationslandschaft der Instituti- nunmehr 13 Jahren das Fachhochschul- Die Zusammenführung von Mikro- on verlangen. Nur so ist die Dynami- studium Information und Dokumen publikationen zu neuen Informati- sierung und Flexibilisierung, die wir tation (heute Bachelor IW) lanciert onseinheiten, die Verwaltung von beobachten, zu bewältigen. Auch worden ist. Wir haben in dieser Zeit verstreuten Informationen und das diese strategische Sicht auf die Infor- zahlreiche Informationswissenschaf Generieren von Neuem in semanti- mation kann im Bachelor nicht in terInnen ausgebildet. Fachkräfte, die schen Informationssystemen erfor- genügender Tiefe vermittelt werden. ihren professionellen Beitrag leisten, dern technische Kompetenzen, die c) Management: um ihrem spezifischen Publikum Qua- über das, was in einem Bachelorstu- Schliesslich sind die Herausforde- litätsinformation zur Verfügung zu dium vermittelbar ist, hinausgehen. rungen meist nur noch in grösseren, stellen. Laufend wurden die Lehrinhal- Insbesondere ist es notwendig, dass interdisziplinären Teams zu bewälti- te den sich ändernden Anforderungen gut ausgebildete Informationswis- gen. Projekt- und Change Manage- angepasst. Das Managen von digitalen senschafterInnen in der Lage sind, ment ist in einem Masse gefordert, Objekten – seien dies elektronische Re- zusammen mit TechnikerInnen das über den Bachelor hinausgeht. cords oder eBooks – hat im Studium neue Lösungen zu entwickeln. grosse Bedeutung erlangt. b) Strategie: Allen drei Bereichen gemeinsam ist, Die neuen Objekte entstehen in dass hier schneller Wandel mitgestaltet Aufgrund der oben beschriebenen Kon- Wertschöpfungsketten, die erheb- werden muss. In grösseren wissen- trollverluste sind die Informationsins- lich vom Gängigen abweichen. Da- schaftlichen Projekten, wie sie im Mas- titutionen jedoch mit Herausforderun- mit sind zentrale strategische Fra- terstudiengang gefordert werden, kann gen konfrontiert, zu deren Bewältigung gen aufgeworfen: Welche Daten die Aneignung von Wissen und die da- die Bachelors nicht ausgebildet sind. werden genutzt? Wie werden diese rauf aufbauende Entwicklung von in- Vielleicht lassen sich die zusätzlich not- zur Verfügung gestellt? Welche In- novativen Lösungen ebenso erlernt wendigen Fähigkeiten und Kompeten- formationsbedürfnisse gilt es zu be- werden wie das Bewältigen komplexer 7 arbido 3 2012
Fragestellungen. Aus akademischen «HandwerkerInnen» werden so Inno- PORTRAIT vationsträgerInnen. Pouvez-vous nous décrire votre parcours professionnel? Passionné pas les technologies de l’information et de Bachelor und Master – eine la communication depuis toujours, j’ai d’abord obtenu notwendige Differenzierung von un CFC de médiamaticien et une maturité profession- Fachkräften nelle commerciale. J’ai ensuite travaillé pour l’agence Noch haben die Informationsdienst- de presse LargeNetwork en tant que webmaster et leister kein Berufsbild für die Master- spécialiste multimédia. Fasciné par l’émergence d’une absolventen. So wie es einige Zeit ge- «société de la connaissance», j’ai poursuivi mes braucht hat, bis sich in den Institutio- études avec un bachelor en sciences de l’information nen Stellenprofile für den Fachmann/ à la HEG Genève. J’ai ensuite complété cette formation die Fachfrau Information und Doku- par un Master of Science in Business Administration mentation resp. für die Informations- (MBA), afin de me spécialiser dans l’information éco- spezialistInnen etabliert haben, ist heu- nomique. Parallèlement à mes études, j’ai travaillé Alain Mermoud te auch noch nicht klar, welche Position comme documentaliste-recherchiste à la Banque des im Gefüge der Institutionen die Mas- règlements internationaux et comme secrétaire général suppléant de Bibliothèque Information terabsolventInnen einnehmen werden. Suisse. Je suis également Officier de renseignement dans l’Armée suisse (OTAN S2). Pour le futur, Trotzdem drängt sich eine Differenzie- je prévois d’effectuer un 3e cycle en intelligence économique à l’Ecole de guerre économique à rung auf – gerade weil jetzt deutlich Paris. geworden ist, dass Informationsarbeit zunehmend komplexer geworden ist. Quelle est votre activité actuelle? Après mon MBA, j’ai travaillé une année au Crédit Suisse comme spécialiste de l’information au In den meisten Institutionen haben die sein de l’Economic & Business Information Center (EBIC). En tant qu’Information Broker, mon rôle Bachelors inzwischen einen festen consistait à collecter et diffuser de l’information sur des personnes, des entreprises et des thèmes, Platz. Sie sind zuständig für komplexe- principalement à des fins de compliance et d’acquisitions. Aujourd’hui, je travaille pour le dépar- re Tagesaufgaben wie auch für das Ent- tement Private Banking, où je suis chargé de veille et de communication. werfen aktueller Problemlösungen und neuer Produkte. Sie brauchen einen Quels sont les aspects positifs de votre profession? Et les aspects qui starken praktischen Umsetzungs- le sont moins? drang, der auf einer seriösen Sichtung Étant d’une nature assez curieuse, j’aime le côté «investigation» de la profession. Rechercher bereits vorhandener Best Practices be- pendant des heures une information pertinente et rare, puis la transmettre à la bonne personne et ruhen kann und soll. Die Bachelors au bon moment est un plaisir de fin gourmet! Ma plus grande motivation reste la satisfaction du sind die tragenden MitarbeiterInnen client ou de l’utilisateur. Le métier peut toutefois avoir des côtés assez secs et répétitifs, et il souffre für den täglichen Betrieb und dessen encore de vieux clichés qui prétéritent son image. ständige Anpassung an die neuen Herausforderungen. Où voyez-vous des difficultés/problèmes dans le domaine I+D? Dans l’économie privée, le spécialiste I+D est souvent perçu comme un coût dont le retour sur Wie oben dargelegt, ist die Informati- investissement est trop faible. La profession ne sait pas assez bien se vendre afin d’être crédible onswelt derzeit jedoch mit neuen Objek- aux yeux du management, alors même que l’avènement d’une «économie du savoir» représente ten, neuen Wertschöpfungsketten und une opportunité unique pour la profession de se valoriser. alain.mermoud@gmail.com neuen Technologien konfrontiert. Diese Herausforderungen zu bewältigen, er- fordert spezielles Fachwissen – aber v.a. auch ein strukturiertes und koordinier- ABSTRACT tes Vorgehen, wie es nicht zuletzt in Les nouveaux défis de la formation en sciences de l’information anwendungsorientierter wissenschaft- L’information devient de plus en plus importante dans le monde en réseau et orienté licher Arbeit gelernt werden kann. Dies vers le savoir qui est le nôtre. Une information qui a cependant changé de visage. Nous soll zu systematischer und innovativer sommes face à un changement de perspective. L’intérêt s’est en effet déplacé des objets Problembewältigung befähigen. informationnels réels à des unités d’information que l’on peut créer et qui correspondent directement aux besoins en information des usagers. Où se situe dès lors le lieu des Mit der Veränderung der Informations- spécialistes de l’information dans ce nouveau «processus de création de valeur ajou- landschaft muss sich also auch das be- tée»? Il y a 13 ans, la formation de niveau tertiaire en information et documentation rufliche Gefüge in den Institutionen était lancée pour répondre aux nouveaux défis. Elle n’a cessé depuis d’adapter ses noch einmal ausdifferenzieren. Eben contenus, notamment en raison des avancées technologiques (records électroniques, dies soll mit dem zusätzlichen Angebot eBooks, etc.). Une adaptation qui porte sur trois domaines principaux, à savoir la tech- erreicht werden. nique, la stratégie et le management. Et un défi permanent au vu des innovations technologiques qui ne cessent de fleurir. (sg) Kontakt: niklaus.stettler@htwchur.ch 8 arbido 3 2012
Master of Science FHO in Information Science: konsekutiver Masterstudiengang an der HTW Chur Wolfgang Semar, Schweizerisches Science (MSc IS) an der Hochschule für ein Hochschulabschluss, idealerweise Institut für Informationswissenschaft, Technik und Wirtschaft in Chur. ein Bachelor of Science in Informati- HTW Chur Den Fortschritt verfolgen und sich onswissenschaft oder das Diplom in seiner bedienen, Verbindungen erken- «Information und Dokumentation», Nach einer Studie des Marktforschungs- nen und herstellen, daraus Trends ab- vorhanden sein muss. Inhaberinnen instituts IDC hat sich die weltweit anfal- leiten und Lösungsansätze für unter- und Inhaber eines anderen Hochschul- lende Datenmenge in den letzten fünf schiedliche Belange entwickeln: Dies abschlusses können nach entsprechen- Jahren auf 1,8 Zettabytes verneunfacht, sind aktuelle Anforderungen an mo- der Prüfung individuell zugelassen und dieses Wachstum wird sich in den derne Informationsarbeiter. Um diese werden. Der konsekutive Master ist ei- kommenden Jahren noch weiter be- Aufgaben zu bewältigen, sind qualifi- ne zweite Ausbildungsstufe und nicht schleunigen. Diese Datenflut, die sich zierte Fachkräfte mit einem hohen zu verwechseln mit einem MAS (Mas- durch die zunehmende Bedeutung von Mass an Informationskompetenz, Me- ter of Advanced Studies) oder einem Clouddiensten, Mobile Computing und thoden- und Fachkenntnissen sowie MBA (Master of Business Administra- allgegenwärtigen sozialen Netzwerken der Bereitschaft für lebenslanges Ler- tion). Beim konsekutiven Master ist der noch verstärkt und in jüngster Zeit unter nen erforderlich. Auf diese Anforde- Studienaufwand grösser und der wis- dem Schlagwort «Big Data» an Aufmerk- rungen an das Kompetenzprofil und senschaftliche Anspruch höher. samkeit gewinnt, stellt eine erhebliche das für die praktische Realisierung not- Herausforderung für viele Branchen – wendige Persönlichkeitsprofil geht der Mögliche Tätigkeitsbereiche mit einem nicht nur im Bereich der Telekommuni- MSc IS ein. Die grundlegenden intel- Master in Information Science kation – dar. Sie bietet aber auch die lektuellen Verfahren der Selektion, Be- Die Berufsaussichten für MSc IS-Absol- bedeutsame Chance, neues Wissen zu wertung, Verdichtung, Verschlüsse- ventinnen und -Absolventen sind sehr generieren. Dabei kommt es entschei- lung, Speicherung und Recherche von gut, zumal sich der gesamte Berufs- dend auf die Fähigkeit an, die heterogene Daten und deren Aufbereitung zur In- markt kontinuierlich in Richtung infor- Datenmenge unter Berücksichtigung formation sind auch im Zeichen auto- mationswissenschaftlicher Inhalte ent- der individuellen Rechte und gesetzli- matisierter Verarbeitung unverändert wickelt. Dies ist dadurch begründet, chen Vorgaben effizient zu bearbeiten geblieben. Neu sind auf der Basis mo- dass der kompetente Umgang mit Da- und auszuwerten, um somit Anwendern derner IT die Verfahren der automati- ten, Information und Wissen in unse- einen Nutzen zu bieten. sierten, semantischen Strukturierung, rem alltäglichen und beruflichen Leben Indexierung und Speicherung sowie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Masterstudium an der Schnittstelle der visuellen Aufbereitung von Daten Der Masterstudiengang schafft die Mensch–Computer aller Art. Dabei geht es weniger um Voraussetzung für eine erfolgreiche be- Mit diesen neuen Aufgaben werden zu- technische als um nutzerzentrierte As- rufliche Entwicklung in den klassischen künftig alle Beschäftigten im Berufs- pekte wie zum Beispiel die Mensch- informationswissenschaftlichen Betrie- umfeld «Information und Dokumenta- Maschine-Interaktion oder motivatio- ben, aber auch in Forschungs- und IT- tion» konfrontiert. Neue adaptive Pro- nale Aspekte zum Einsatz und Nutzung Unternehmen. Die Absolventinnen zesse, Lösungsansätze und Strategien dieser Technik. und Absolventen sind in leitender Posi- werden gesucht. Gefragt sind insbeson- tion zuständig für die Entwicklung und dere intelligente Verfahren und lernen- Was ist ein konsekutiver Master, und Betreuung von Portalen zur wissen- de Systeme, welche die automatische welchen Nutzen hat er? schaftlichen Literaturversorgung (On- und schnelle Auswertung von Big Data Eine Folge der Bolognareform ist die line Repositories), für das Informa- erlauben. Doch nicht nur technologi- Einführung von gestuften Studiengän- tions- und Wissensmanagement in sche Aspekte stehen dabei im Vorder- gen an Hochschulen. Konsekutive Mas- Unternehmen oder die Unternehmens- grund, auch rechtliche, ethische und terstudiengänge richten sich haupt- kommunikation. Sie konzipieren und anwenderzentrierte Fragestellungen sächlich an überdurchschnittlich be betreuen Internet- sowie Intranetporta- müssen berücksichtigt werden. Die fähigte und ambitionierte Bachelor le und sind zuständig für den sinnvollen Auseinandersetzung mit diesen Her- studierende, die eine weiterführende Einsatz visueller Recherchewerkzeuge. ausforderungen und das Wissen über berufliche und akademische Qualifika- Sie leiten und entwickeln das Informa- die verfügbaren Lösungsansätze durch tion anstreben und ein ausgeprägtes tions- und Wissensmanagement in Un- die fortschreitende Digitalisierung wissenschaftliches Interesse haben. ternehmen und entwickeln neue Ver- müssen somit ein wesentlicher Be- Die Mindestvoraussetzung für die Teil- fahren zur Analyse von Big Data. Dabei standteil der Ausbildung zukünftiger nahme an einem konsekutiven Master müssen sie den Informationsmarkt Informationswissenschaftler sein. Die- ist ein Bachelorabschluss bzw. eine sowohl von der technologischen Seite sem Anspruch stellt sich der konseku- gleichwertige Qualifikation. Dies be- als auch von der Teilnehmerseite ken- tive Masterstudiengang Information deutet, dass zur Teilnahme am MSc IS nen und die Abläufe sehr gut verstehen. 9 arbido 3 2012
Auch in Software- bzw. IT-Unterneh- von etwa 2700 Arbeitsstunden – wurde schaftlichen Spezialgebieten statt: Die men, die sich mit Datenaufbereitung, so strukturiert, dass es als Teilzeitstudi- Vertiefung Information Asset Manage- Visualisierung und Evaluation von In- um mit einer Berufstätigkeit mit bis zu ment vermittelt Wissen über den ein- formationssystemen beschäftigen, fin- 60% absolviert werden kann. Aus die- heitlichen Zugang zum Auffinden und den Absolventinnen und Absolventen sem Grund findet der Unterricht jeweils Bereitstellen von weltweit verteilter In- sehr gute Beschäftigungsmöglichkei- nur freitags und samstags statt. Zur formation. Die Studierenden erken- ten. Sie beraten als Consultant andere Ausbildung als Führungspersönlich- nen, wie Methoden aus dem Bereich Firmen bei der Entwicklung neuer keit gehört auch das notwendige orga- Content Management, Records Ma- Such- und Auswertungswerkzeuge, nisatorische Wissen, das im Studium nagement und Informations- sowie führen Usability-Studien für Websites im Rahmen von General-Management- Wissensmanagement sinnvoll kombi- durch oder entwickeln bestehende In- Modulen vermittelt wird. Ein weiteres niert werden können. In theoretischer formationssysteme weiter. Aufgrund wichtiges Ziel ist die wissenschaftliche und praktischer Anwendung werden der Tatsache, dass im Studium auf die Ausbildung. Die Studierenden erhalten die Studierenden mit den Konzepten aktuellen fachlichen und technologi- weiterführende Kompetenzen in wis- und Technologien zum Aufbau und der schen Entwicklungen zeitnah einge- senschaftlichem Arbeiten, führen an- Bereitstellung von digitalen Daten und gangen wird, sind die Absolventinnen wendungsorientierte Forschungspro- unterschiedlichen Publikationsformen und Absolventen besonders attraktiv jekte durch und verfassen eine wissen- vertraut gemacht. Die Module in der für den Berufsmarkt. Die systematische schaftliche Masterarbeit zu einer praxis- Vertiefung Information Design be- Verknüpfung von wissenschaftlichen relevanten Fragestellung. schäftigen sich mit der Verarbeitung Methoden und praktischem Know-how grosser Datenmengen und deren Visu- im Studium befähigt die Studierenden Bereits ab dem zweiten Semester findet alisierung. Die Studierenden gewinnen des Masterstudiengangs, in neuen Um- eine individuelle Spezialisierung in ei- einen vielseitigen Überblick über den gebungen und in einem multidiszipli- nem von zwei informationswissen- Prozess der Erstellung bis zum Betrieb nären Kontext flexible Problemlösun- gen zu finden. Aufbau und Struktur des MSc IS Der Master of Science in Information P O R T R ÄT Science schliesst moderne Themenfel- Wie sieht Ihr Werdegang aus? der wie Webanwendungsentwicklung, An der Universität des Saarlandes habe ich das Magisterstudium der Informationswissenschaft digitale Bibliotheken, Records Manage- mit den Nebenfächern Informatik und Wirtschaftsinformatik absolviert. Im dortigen Fachbereich ment, Trends der Informations- und Informationswissenschaft war ich zunächst als studentische Hilfskraft und anschliessend als Kommunikationstechnologien, Infor- wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent tätig. Zurzeit bin ich am Schweizerischen Institut für mationssicherheit sowie Auswirkun- Informationswissenschaft an der HTW Chur angestellt. gen von Social Media genauso mit ein wie klassische informationswissen- Was arbeiten Sie momentan? schaftliche Themen (Informationsöko- Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bin ich in Forschungsprojekten des Instituts tätig und mitver- nomie und -ethik, Retrieval). Dabei antwortlich für die Einführung der E-Learning-Plattform Moodle an der HTW Chur. In meiner Rol- kommt eine Vernetzung abwechs- le als Studienassistenz betreue ich den Masterstudiengang Information Science, in dem ich auch lungsreicher Inhalte und moderner als Dozent unterrichte. Ferner arbeite ich an meiner Dissertation und belege den CAS in Hoch- Medien, zukunfts- und praxisorientier- schuldidaktik der Fachhochschule Ostschweiz. ter Fragestellungen mit der Entwick- lung innovativer Ansätze zustande. Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf und was weniger? Dass in diesem Studiengang nicht nur Wie im Studium begeistert mich auch in meiner beruflichen Tätigkeit der interdisziplinäre Ansatz Innovationen gelehrt, sondern auch ge- der Informationswissenschaft, der den Weg zu unterschiedlichen und vielfältigen Forschungspro- lebt werden, zeigt die Tatsache, dass jekten öffnet. Das Unterrichten im Masterstudiengang ist eine spannende Herausforderung und alle Vorlesungen live als interaktiver bietet die Möglichkeit, den Nachwuchs mitzuprägen. Ein negativer Aspekt ist sicherlich die hohe Internetstream angeboten werden. Die alltägliche Arbeitsbelastung durch die zahlreichen Tätigkeitsbereiche. Studierende haben somit den Vorteil nicht zwingend nach Chur anreisen zu Wo sehen Sie Schwierigkeiten/Probleme im I + D-Bereich? müssen, um direkt an der Veranstal- Ein wesentliches Problem sehe ich gegenwärtig in der angemes- tung teilnehmen zu können. Weiterhin senen Förderung des I + D-Nachwuchses, insbesondere im wis- können die Streams jederzeit nachträg- senschaftlichen Forschungsbereich. Die Möglichkeiten zu einer lich angesehen werden. universitären Ausbildung oder Promotion in Informationswissen- schaft sind begrenzt beziehungsweise erst gar nicht vorhanden. Das viersemestrige Studium, in dem Ein derartiges Angebot ist jedoch erforderlich, um den Forschungs- 90 ECTS-Punkte (European Credit standort Schweiz im Bereich Information und Dokumentation zu Transfer System) vergeben werden – Sascha Beck stärken und langfristig zu sichern. sascha.beck@htwchur.ch das entspricht einer Studienleistung 10 arbido 3 2012
e ines Informationssystems. Dabei spielen Methoden und Techniken der ABSTRACT benutzergerechten Gestaltung von In- Master of Science FHO in Information Science (MSc IS) à la HTW Coire formationssystemen sowie die Evalua- Le flux d’informations croissant (services Cloud, mobile computing et réseaux sociaux) tion von Benutzeroberflächen eine zen- et que l’on a récemment baptisé «Big Data» représente des défis considérables pour trale Rolle. Das erworbene fachliche de nombreuses branches. Mais il offre également une chance de générer un nouveau und wissenschaftliche Wissen findet savoir. La capacité de traiter efficacement des quantités d’informations hétérogènes en dann in Praxisprojekten seine prakti- tenant compte des droits individuels et des dispositions légales afin d’offrir une plus- sche Anwendung. Ziel der Praxispro- value aux usagers est décisive dans ce contexte. jekte ist es, aktuelle Probleme aus dem Telles sont les nouvelles tâches qui attendent tous les professionnels du domaine de Berufsumfeld innerhalb einer vorgege- l’information et de la documentation, qui doivent trouver de nouveaux processus benen Frist eigenständig zu bearbeiten. d’adaptation, des solutions et des stratégies ad hoc. Das vierte Semester dient schliesslich Les perspectives professionnelles pour les personnes qui possèdent un Master in Infor- unter anderem zur Erarbeitung der mation Science sont très bonnes pour la simple raison que le traitement compétent des eigenen Master Thesis. données, de l’information et des connaissances ne cesse de gagner en importance dans notre vie quotidienne et professionnelle. (sg) Kontakt: wolfgang.semar@fh-htwchur.ch Weitere Informationen zum Studium erhalten Sie auf www.informationswissenschaft.ch 11 arbido 3 2012
Un nouveau plan d’études bachelor ID à la HEG Genève: s’adapter aux mutations Yolande Estermann Wiskott, Sortie des grandes «turbulences HES», de valorisation des contenus et de mise responsable du département il y a deux ans, l’équipe du département à disposition performante d’informa- Information documentaire, Information documentaire a décidé de tions pertinentes pour la communauté HEG Genève redéfinir les métiers auxquels elle pré- concernée. A titre d’exemples: webmas- pare les futurs diplômés – dans une ter éditorial, gestionnaire de contenus Dans un contexte où se pose la question perspective à 10 ans – autour de quatre et de connaissances, administrateur de de l’avenir des bibliothèques1 et de leur axes professionnels: SIGB, «community manager», biblio- raison d’être, aussi bien pour le grand thécaire système. public (bibliothèques de lecture pu- 1. Bibliothécaire: le rôle du bibliothécaire blique) que dans un cadre scientifique est aujourd’hui multiple: il conseille, En termes de profil de compétences, le ou universitaire, une école assurant oriente et forme des usagers. Il met à nouveau plan d’études prépare les étu- la formation des bibliothécaires est disposition des ressources informa- diants à exercer leur profession dans les confrontée à un véritable défi! Comment tionnelles à distance tout en assumant quatre grandes options de la formation, proposer un plan d’études qui permette un rôle d’animation et de médiation de décrites ci-dessus. En accord avec ses aux étudiants de pourvoir aux quarante l’information pour une insertion forte intérêts personnels, l’étudiant est libre ans de carrière professionnelle qui les dans la vie sociale et culturelle locale. Il de se spécialiser dans une ou deux attendent2? Depuis la mise en place des assure la conservation du patrimoine d’entre elles ou au contraire de choisir HES il y a douze ans, les diverses étapes culturel, scientifique. Il garantit l’effi- une orientation polyvalente en suivant de développement du plan d’études en cience du management et des res- des cours dans tous les volets de la for- information documentaire de la HEG de sources financières, comme par mation. Les diplômés arriveront donc Genève ont été conduites, pour l’essen- exemple la migration des services infor- sur le marché de l’emploi avec des com- tiel, dans le but de l’adapter structurel- matiques sur des systèmes open source. pétences avérées, plus ou moins spé lement aux exigences de la Confédéra- cifiques en fonction de leurs choix. tion pour obtenir son accréditation, sans 2. Archiviste – records manager: il assume Le bachelor HES en information do avoir ni le temps, ni les moyens de mener la responsabilité de la maîtrise du cycle cumentaire s’acquiert au travers de une réflexion de fond sur les objectifs de vie des documents et des processus 180 ECTS5 qui correspondent à trois d’enseignement et les profils de compé- documentaires dans un organisme. Il ans d’études à plein temps, dont la tences des diplômés mis sur le marché. définit et met en œuvre les stratégies et structure générale est la suivante: les procédures permettant à l’orga- nisme de disposer à tout moment du Plan d’études bachelor ID de la HEG de 1 Certains se demandent même si les document ou de la donnée dont il a Genève: bibliothèques existeront encore dans 20 ans! besoin. Il organise les documents pro- – Trois semestres de tronc commun, 2 Aucun lieu de formation n’a la réponse à duits par une entreprise ou une admi- cours obligatoires: les fondamentaux cette question …; les étudiants peuvent nistration – sous forme imprimée ou (87 ECTS) néanmoins être sensibilisés à la nécessité électronique – en vue de leur utilisation – Réalisation en groupe d’un projet sur d’exercer une veille professionnelle active et rationnelle au quotidien, en tenant mandat (8 ECTS) de s’insérer dans une démarche compte des exigences légales ou tech- – Trois semestres de modules axés sur d’apprentissage tout au long de la vie niques des dossiers en cours3. des spécialisations: 3 Définition adaptée du site de l’ADBS: «Le – bibliothéconomie (40 ECTS) référentiel des métiers et fonctions». www. 3. Gestionnaire de l’information en entre- – archivistique (20 ECTS) adbs.fr/le-referentiel-des-metiers-et-fonc- prise: il facilite l’accès aux documents et – gestion de l’information (25 ECTS) tions-61928.htm?RH=MET_REFMETIER à l’information, sur des thématiques et – technologies documentaires et (consulté le 20 juin 2012) avec des modalités de diffusion corres- Web (20 ECTS) 4 Ibid. pondant aux besoins de l’entreprise. Il – séminaire de tendances – dans 5 ECTS = crédit européen selon le système de fournit des produits et des services d’in- l’un des domaines: 2 ECTS Bologne. Un crédit correspond à 30 heures formation à valeur ajoutée (veille, sélec- – projet de création d’un produit de travail (cours – travaux pratiques – pré tion, validation, synthèse ...) et vise à documentaire: 5 ECTS paration aux examens – travaux de recher- l’autonomie des utilisateurs en les for- – L’étudiant choisit 57 ECTS selon ses che – lectures). mant à la méthodologie de recherche et intérêts. 6 Pour plus de détails, voir les pages web de la en leur fournissant des outils adaptés4. – Stage de 8 semaines (12 ECTS) filière: www.hesge.ch/heg/formation-base/ – Travail de bachelor (16 ECTS) bachelors-science/specialiste-information- 4. Gestionnaire du web: il exerce nombre documentaire/plan-modulaire/ (consulté le de métiers en lien avec les TIC, le Web Le plan d’études 2011 se structure ainsi 20 juin 2012) et les réseaux sociaux, dans une optique autour de deux grands piliers6: 12 arbido 3 2012
1. Les fondamentaux, cours obligatoires nouvelles fonctions que remplissent les accueillant souvent transformé en un durant les trois premiers semestres, professionnels travaillant dans ce type centre de culture et de loisirs; leurs comprenant entre autres: de service. Nombre de ces cours sont fonctions sortent du cadre de la biblio- – cours généraux dans le domaine de l’infor- nouveaux dans le programme; à titre thèque traditionnelle; à titre d’exemples, mation documentaire: droit – identité d’exemples, on peut citer: on peut mentionner: professionnelle – gestion de carrière – – Formation des usagers; – Médiation culturelle et numérique; environnement des services d’infor- – Archives ouvertes et institutionnelles. – Sociologie des publics et comportement mation documentaire – éthique; Bibliothèques de lecture publique: les informationnel. – bibliothéconomie: traitement: catalo- bibliothécaires de lecture publique gage et indexation – recherche d’in- doivent être préparés à offrir des pres- L’archivistique comprend quatre mo- formation: des outils bibliogra- tations de haute qualité dans un cadre dules qui sont des approfondissements phiques traditionnels aux techniques de veille; – archivistique: typologie – évaluation – classement – records management; ABSTRACT – gestion de l’information en entreprise: HEG Genf: ein neuer Studiengang Bachelor ID comportement organisationnel – Die Ausbildung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren stellt in einer Zeit, in der Sinn veille; und Zukunft von Öffentlichen wie auch Wissenschaftlichen Bibliotheken immer mehr – informatique et informatique documen- inFrage gestellt werden, eine besondere Herausforderung dar. Wie soll ein Lehrplan taire: Web – CMS – bases de données aussehen, der die Studierenden optimal auf ihre zukünftige Berufstätigkeit vorbereitet? relationnelles – XML – PHP; Seit der Gründung der Fachhochschulen vor 12 Jahren stand bei der Entwicklung des – management: finances – marketing – Lehrplans im Bereich der Informationswissenschaften an der HEG in Genf vor allem gestion du personnel; die Erfüllung der Vorlagen für eine eidgenössische Anerkennung im Vordergrund. Vor – compétences sociales et transversales: zwei Jahren wurde das Bachelorstudium überarbeitet und folgende vier Studienschwer- communication – gestion de projet – punkte festgelegt: Bibliothekswissenschaften; Archivwissenschaften/Records Manage- accueil – pédagogie. ment; Informationsmanagement; Webmanagement. Das Studium ist als dreijähriges 2. Les options à choix sur les trois se- Vollzeitstudium mit 180 ETCS konzipiert. In den ersten drei Semestern werden die mestres suivants (cours, projets, stage Grundlagen erworben. In den folgenden drei Semestern können die Studierenden aus et travail de bachelor). Les modules se verschiedenen Modulen innerhalb der vier Schwerpunkte wählen, wobei sie die Mög- répartissant entre les quatre grands lichkeit haben, sich in einem oder zwei der Schwerpunkte zu vertiefen oder Kurse in domaines: bibliothéconomie – archi- allen vier Richtungen zu belegen. Die Ausbildung erlaubt es den Absolventen, verschie- vistique – gestion de l’information et dene Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen auszuüben, unter anderem in Bibliotheken technologies documentaires et Web; les und Archiven, oder als Informationsmanager in Unternehmen, wo sie Projekte, wie z.B. étudiants choisissent les modules en die Entwicklung von Webservices, konzipieren. An der HEG ist man überzeugt, dass fonction de leurs intérêts. das Informationsmanagement eine immer grössere Rolle spielen wird. In einer Zeit, in der wir täglich mit einem Überfluss an Information konfrontiert sind, werden Berufe in L’option en bibliothéconomie propose diesem Bereich einen immer wichtigeren Platz einnehmen. Die HEG ist zuversichtlich, deux volets: dass auf die Absolventinnen und Absolventen interessante und vielfältige Tätigkeiten Bibliothèques universitaires et scienti- warten. (kb) fiques: le programme s’est adapté aux 13 arbido 3 2012
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